Würfelzucker von nande („Ein guter Detektiv lässt sich nicht von seinen Emotionen leiten. Er lebt für seine Arbeit und erlaubt sich keine Subjektivität“) ================================================================================ Kapitel 29: Verleugnung ist der beste Weg ----------------------------------------- Matsuda starrte L an. Eigentlich nicht nur er, alle ihm Raum warfen dem schwarzhaarigen Mann mehr oder minder offensichtliche Blicke zu. Schließlich hatte er noch nie für den Jungpolizisten Partei ergriffen, zumindest nicht in dieser Hinsicht. L blinzelte die Einheit an. „Ist etwas mit Ihnen?“ „Äh.. nein, gar nichts...“, so Matsuda. »Hmm...« Er konnte sich denken, warum man ihm gerade diese Aufmerksamkeit schenkte, weswegen er wahrlich nicht mehr darüber nachdenken wollte. Eigentlich war es ihm egal, was andere über ihn dachten, da doch jeder Mensch Meinungsfreiheit hatte. Dennoch machte er sich langsam Gedanken darüber, wie er wohl auf andere wirkte. Denn es war wohl kein Geheimnis mehr, dass man ihm andichtete pervers zu sein, man ihm auf der anderen Seite allerdings für so unsozial hielt, dass man ihm nicht einmal ein Herz zutraute. Zumindest keine menschlichen Gefühle, oder sonstiges, was einen emotionalen Hintergrund hätte. Nun, aber wenn er darüber nachdachte musste er sich doch eingestehen, dass es merkwürdig war, während den ganzen siebenundzwanzig - bald achtundzwanzig - Jahren die er lebte, noch nie verliebt gewesen zu sein. Doch er erklärte es sich dadurch, dass der oder die ‚Richtige’ einfach noch nicht in sein Leben getreten war. Diese Gedanken machten ihn ziemlich zu schaffen, wo sie doch nicht zu erklären waren. Außerdem kümmerte es ihn wie gesagt nicht, was andere von ihm hielten. Jetzt konnte er sich erklären, warum einiges so wirkte wie es wirkte und mehr interessierte ihn eigentlich nicht mehr. „Wie auch immer... Können Sie das für mich erledigen?“, fragte L schlussendlich. Dabei warf er einen bohrenden Blick in die Runde. Anfangs schwiegen alle, bis sich schließlich doch Mogi meldete. „Ich werde das gleich der Zentrale mel--„ „Nein!! Ich habe doch bereits gesagt, dass die Polizei davon noch nicht erfahren darf! Ich brauche hier engagierte und kompetente Menschen, womit die Polizei leider nicht dienen kann, zumindest nicht in diesem Ausmaß.“ Im ersten Moment erschrak der Großteil der Einheit, weil L seine Stimme zuerst recht deutlich ausreizte. Er zeigte nicht oft Emotionen, deswegen waren die meisten etwas sprachlos. Eigentlich war es bloß Raito, der sich dadurch nicht einschüchtern ließ. „Ich gebe Ryuzaki Recht. Wir können nicht riskieren, dass ein Fehltritt das alles wieder zunichte macht. Die Methoden der Behörden sind einfach zu undicht, als dass wir sie einsetzen könnten“, gab Raito von sich. Wieder verharrten die übrigen Personen im Raum mit leicht geöffnetem Mund und sagten nichts. Manchmal hatten sie alle das Gefühl, wie dumme kleine Vorschüler zu sein, die von den weisen Geistern Aufträge erhielten die sie blind ausführen mussten. Und selbst wenn sie sich dabei wie Idioten vorkamen, so blieb ihnen nichts anderes übrig. Schließlich hatte L hier das Sagen und man konnte mit ihm bekanntlich nicht diskutieren, sofern man nicht Raito Yagami hieß, welcher ihm diesmal sogar zustimmte, was das Urteil also festigte. Natürlich war es in diesem Fall nichts Tragisches, doch alleine die Tatsache, dass sie sich nicht im Geringsten dagegen wehren könnten, weil ihr Gegenüber ein Diktator sondergleichen war, behagte ihnen so gar nicht. Eine eiserne Stille füllte den Raum, weswegen L seine Stimme erhob. „Es tut mir leid, wenn ich Sie damit überfordert habe. Ich werde Watari diese Aufgabe überlassen.“ Weiterhin herrschte Ruhe, doch wenn man genau hinhörte, konnte man ein leises Schnaufen von Mogi vernehmen. L bemerkte es, machte sich aber nicht die Mühe, dazu einen Kommentar abzugeben. Er nahm ein Bein vom Drehsessel, um sich langsam zu einem der Laptops vor sich zu ziehen. Dabei fasste er nach vorne um sich ein Bonbon zu genehmigen, das in einer prachtvollen Schüssel mit vielen weiteren Süßigkeiten lag. „Momentan können wir nicht mehr unternehmen als zu recherchieren. Machen Sie sich bitte an die Arbeit.“ Daraufhin nickten alle und die, die nicht bereits einen Rechner vor sich hatten, nahmen anschließend vor so einem Platz. Bereits zwei Stunden waren vergangen, in denen Dateien durchkämmt und Auffälligkeiten in einen dafür vorgegebenen Ordner verschoben wurden. Jedes Mal, wenn eines der Mitglieder diesen verwendete, wurde L darüber informiert und überprüfte, ob das was man ihm vorsetze auch wirklich von belangen war. ‚Vorsetzen’ deswegen, weil bloß 17% der Dinge, die in diesen Ordner geschoben wurden, auch wirklich brauchbar waren, wofür man in der Schule also eine glatte Sechs kassieren würde. „Ryuzaki“, hallte es plötzlich im Raum. Zumindest kam es L so vor, da er bloß wenige Zentimeter vom Sprecher entfernt war. „Ja?“, fragte L mit einer recht monotonen Stimmlage und wandte dabei seinen Blick nicht vom Monitor ab. „Könnte es sein, dass dich heute etwas beschäftigt?“ Nach dieser Frage zuckte L kurz zusammen, beziehungsweise schien sein Herz für einen Augenblick von seinem natürlichen Rhythmus unterbrochen, was ihm allerdings kaum anzusehen war. „Du hast wirklich gute Menschenkenntnisse, Yagami-kun.“ L pausierte kurz, fuhr dann allerdings mit seiner Aussage fort. „Das hat hier aber nichts zu suchen. Ein guter Detektiv lässt sich nicht von seinen Emotionen leiten. Er lebt für seine Arbeit und erlaubt sich keine Subjektivität.“ Die ersten Sekunden schwieg Raito, da ihm die letzten beiden Sätze schon beinahe auswendig gelernt vorkamen, ließ sich aber von einem Konter dennoch nicht abhalten. „Das siehst du wohl zu eng. An deiner Behauptung mag zwar etwas Wahres dran zu sein, aber einige Dinge sollten nicht einfach so ignoriert werden.“ Daraufhin hob L schlussendlich doch seinen Kopf und starrte seinen Gegenüber an. „Ich schätze, dass es gerade die Ignoranz ist, die mir in diesem Fall weiterhelfen kann.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)