C'era una volta... von Pads (Oder ein Schal auf Schatzsuche) ================================================================================ Kapitel 14: Der Weg ist mitunter das Ziel ----------------------------------------- Aus dem Tagebuch des Captain Scarf Warum hat mir nie jemand gesagt, dass Seekrankheit der Tod ist? Mir ging es im Leben selten so dreckig und ich verliere langsam den Spaß daran über der Reling zu hängen und mir die Seele aus dem Leibe zu spucken. Ab und an kommt einer aus der Mannschaft zu mir rüber und klopft mir mitfühlend auf die Schulter. Es sind wirklich nette Männer, auch wenn Marco sie nicht mag. „Bronson...?“, krächze ich matt, meine Stimmte ist vom Kotzen völlig hinüber. „Ja, Captain?“ „Wann hört das Geschaukel auf?“ Mir ist so jämmerlich zumute, so schwächlich, kränklich und am liebsten würde ich mich in das endlose Wasser stürzen und alles beenden. „Nun, gar nicht, Captain.“ „Oh... Wird es besser?“ „Im Gegenteil. Im Moment ist es beinahe windstill.“ Ich stöhne gequält auf und möchte mir gar nicht erst vorstellen, wie es dann bei einem Sturm oder nur bei einer stärkeren Brise ausarten wird. Trübsinnig würgend schaue ich auf das weite Meer rings vor mir und inhaliere die salzige Seeluft. Mit der Zeit lerne ich meinen Magen ein wenig zu regulieren, dass das Geschaukel mit offenen Augen besser zu ertragen ist und wie man sich am sichersten bei Seegang fortbewegt. Ich beginne Spaß an der ganzen Wellensache zu haben, auch wenn ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch zurückbleibt. Bronson behält mich bei meinem wackeligem Rumgestrauchle kritisch im Auge und versucht sich jedes Lachen zu verkneifen. „Wohin segeln wir nun eigentlich, Captain?“ „Ein Stück die Küste hinab, würde ich sagen. Wir müssen bald einen Hafen anlaufen und noch ein paar Mann suchen. Das Schiff lässt sich zwar so segeln, aber für ein Seegefecht wären noch ungefähr acht Mann von Nöten.“ „Ein Seegefecht, Captain?“ „Wir sind schließlich Piraten, Bronson. Da müssen wir nun mal andere Schiffe überfallen und im besten Falle gehört eine ordentliche Salve Kanonenfeuer mit dazu!“ Ich spüre wie die Begeisterung den Platz der Seekrankheit einzunehmen beginnt und strahle den Quartiermeister an, er jedoch erwidert meine Freude mit eher verhaltener Freude. „Mit Verlaub, Captain, aber derart spektakulär wie du dir das vorstellst ist so ein Kapergang gar nicht.“ „Ich lass mir doch von dir nicht den Spaß verderben.“ „Captain, der sogenannte Spaß hat mich ein Bein gekostet...“ Bronson stampft mit seinem Holzbein auf und ich muss wohl eingestehen, dass er ein wenig Recht hat. „Dennoch. Spielverderber.“ Bronson seufzt leise und schüttelt zweifelnd den Kopf, aber ich ignoriere ihn einfach. „Wo ist eigentlich die Kleine von gestern, Captain?“ „Schläft noch, denke ich.“ Allmählich habe ich keine Lust mehr auf ein Gespräch und so fingiere ich eine Ausspähung der Meeresoberfläche. Es dauert eine Weile bis ich ein Teleskop ausfindig machen kann und noch länger bis ich auch tatsächlich den Horizont damit abzusuchen vermag. „Hmm... alles blau soweit das Auge...“ „KREPIER, BASTARD!“ Die Stimme würde ich unter Tausenden wiedererkennen, da bin ich mir absolut sicher. Und auch die Art, wie Marco mir mit seinem schwer beschuhten Fußwerk in die Rippen tritt, auch das würde ich jederzeit ihm zuordnen können. Dieses Mal spüre ich tatsächlich etwas in mir brechen und ein unsäglicher Schmerz schießt durch meinen Leib. Bevor ich es wirklich realisieren kann, schlage ich bereits auf dem Boden auf, Marco kniet auf meinem Brustkorb und drückt mich an der Schulter auf die Planken. Da erst schalten sich meine Sinne wieder etwas ein und schicken mir äußerst konstruktive Schmerzenangaben. Schon knallt Marcos Faust auf meine eh völlig malträtierte Gesichtshälfte und ich bin überzeugt davon, dass meine Stirn zerbirst. Mit einem leisen Seufzen auf den Lippen kracht mein Schädel auf den Boden und ich kämpfe um mein Bewusstsein. Einerseits erscheint es mir äußerst verlockend derart dem rasenden Schmerz in meinem Kopf und meiner Brust zu entgehen, aber andererseits fürchte ich wirklich nicht mehr aufzuwachen, wenn ich Marco nun keine stichhaltigen Argumente für mein Weiterleben geben würde. Ich kann ihn sehen, wie er mir mit der flachen Hand links und rechts ins Gesicht zimmert, ich höre seine Beschimpfungen wie durch Watte, aber im Prinzip fühle ich nichts. Selbst der Schmerz in meiner Brust ist zu einem seltsam dumpfen Pochen abgeklungen und hält mich nicht mehr bei wachem Verstand. Ach verdammt. Ich bekomme es nicht einmal hin zu atmen, irgendwie verliere ich völlig die Kontrolle über meinen Körper. Und das jagt mir eine wirklich verfluchte Angst ein. Eine Panik, wie ich sie noch nie jemals zuvor erlebt habe. Ich muss nicht immer Herr über die Situation sein, ich finde ein wenig Anarchismus in der Tat sogar sehr amüsant und inspirierend, aber keine Gewalt mehr über den eigenen Leib zu haben, das ist wirklich gruselig. Und dann zieht Bronson den rasenden Marco von mir. Ich kann immer noch nicht atmen, aber der Schmerz kehrt langsam zurück. Wenn ich jetzt nicht eingreife, dann segnet Marco noch eher das Zeitliche als ich. Und das will ich nicht, das ist nicht der Plan. Unter Aufbietung aller Willenskraft schaffe ich es tatsächlich mich aufzusetzen und schon sind meine Mannen bei mir. Bronson presst derweil meinen ersten Maat mit dem Gesicht an den Hauptmast, während der verrückte Sven immer um ihn herumläuft und Marco festbindet, wohlweislich bei jedem zweiten Schritt einen elfengleichen Hüpfer machend. Er hat recht, ich hab wirklich nur Beknackte angeheuert. Aber exakt das ist ja der Witz an der Sache. „Captain, alles in Ordnung?“ Ich blinzle verwirrt in das besorgte Gesicht eines Einarmigen, ich glaube er nennt sich ‚Der ziemlich geschickte Jack’. Offensichtlich war er nicht geschickt genug. Ziemlich benebelt vom Sauerstoffmangel, den Hieben ins Gesicht und resultierend aus meiner leicht ironischen Selbstjustiz beginne ich keuchend zu kichern und der nicht wirklich so geschickte Jack wirkt noch besorgter. „Bronson, ich glaub der Captain hat echt was abbekommen.“ „Ich seh’ schon. Dafür wird der Kleine büßen!“ Marco schreit auf, scheinbar hat der Quartiermeister zugelangt. „Geht schon, Jack...“, würge ich atemlos hervor, obwohl ich mich nach einem Atemzug sehne. „Jim, Captain.“ „Hä?“ Mir wird ziemlich schwarz vor Augen. „Ich heiße Jim, Captain.“ „Oh.... auch schön. Äußerst... melodisch.“ Ich knalle zurück auf das Deck und endlich löst sich die Blockade in meiner Lunge. Gierig schnappe ich nach Luft, auch wenn es unendlich weh tut. Ein weitere Schmerzenschrei schallt über das Schiff, ich bin mir nur nicht sicher ob er aus meiner oder Marcos Kehle stammt. „Bron... Bronson...!“ „Zur Stelle, Captain!“ Der Mann hat wirklich Potential sich zu meinem Mannschaftsliebling aufzuschwingen. „Lass.. den ersten Maat und...“ „Aber er hat dich schon wieder verprügelt!“, unterbricht mich der Quartiermeister äußerst unehrbietig. Dummweise hat er ja recht. „Jaaa... Aber es war gewissermaßen verdient.“ „Captain?“ Er versteht die Situation nicht, eigentlich müsste er Marco für den Übergriff wohl auspeitschen oder so etwas. Ich sollte bei Gelegenheit mal den Verhaltenscodex an Bord studieren. „Ist schon gut.“ Meine Seite schmerzt heftig bei jedem Atemzug, aber es tut einfach nur gut die Lungen wieder füllen zu können. „Haben wir eigentlich auch einen Arzt an Bord?“ Das erscheint mir momentan etwas dringlicher. „Ja, Captain! Hey, flinker Flint, kümmere dich bitte um die Verletzungen des Captains.“ Manchmal frage ich mich, ob nicht vielleicht ich ihnen diese dummen Namen gegeben habe. Aber er scheint zu passen, flink wie eine Ratte ist Flint an meine Seite gehuscht und ich versuche angestrengt nicht darauf zu achten, dass sein übrig gebliebenes Auge trüb vor grauem Star ist. Aus Ermangelung seiner Sehkraft tastet mir der sogenannte Schiffsarzt über meinen schmerzenden Brustkorb und mir bleibt vor lauter Qual wieder die Luft weg. „Gebrochene Rippen, mein Captain.“ „Schon wieder?“, ächze ich atemlos und fluche leise in Gedanken. „Wie viele denn?“ „Schätzungsweise zwei.“ „Na gut, damit kann ich leben. Verbinde mich, damit ich mich dennoch bewegen kann.“ Selbst im Eingeständnis meiner Schuld bin ich durchaus etwas verärgert. Gebrochene Knochen sind äußerst hinderlich. Geduldig und die Pein so gut wie möglich ignorierend lasse ich den halbblinden Kauz meinen Oberkörper bandagieren, bis der Schmerz ein wenig nachlässt. Währenddessen werde ich wachsam von Bronson gemustert, in dessen rechter Pranke ich nun eine Peitsche wahrnehme. Ich räuspere mich. „Bronson, guter Mann. Hast du damit gerade den ersten Maat versohlt?“ „Ja, Captain. Ein Übergriff auf den Captain bedarf einer solchen Strafe. Und abgesehen davon dürfen sich nach den offiziellen Richtlinien die Männer an Bord nicht schlagen.“ „Aber in Anbetracht der Tatsache dass es durchaus berechtigt war, könnte man die Bestrafung doch eigentlich ausfallen lassen, oder?“ Bronsons Augenbrauen wandern beinahe bis zu seinem Haaransatz, wenn er denn noch einen hätte. Seine Antwort kommt recht zögerlich und Unmut schwingt in ihr. „Wenn du das meinst, Captain. Immerhin bist du der Geschädigte.“ Schulterzuckend steckt er die 9-Schwänzige wieder in seine Bauchbinde und scheucht lautstark die Mannschaft wieder an die Arbeit. Ich rapple mich auf, während rings um mich herum das geschäftige Treiben losbricht und humple leise ächzend zum Mast nebst festgezurrtem ersten Maat. Marco hat die Stirn fest an das Holz gepresst und schweigt. Auch als ich mich laut und vernehmlich räuspere, ignoriert er mich rigoros. „Tut’s weh?“ Keine Antwort. „Hör mal, ich kann mich weder entschuldigen noch erklären, wenn du nicht mit mir sprichst.“ Stille. „Maaaarcooooooo!“ Ich beginne quengelig zu werden wie ein kleines Kind, das seinen Willen nicht bekommt. Und das ist ja auch genau die gegebene Situation. Ich tänzle also um den Mast, stolpere dabei beinahe über den verrückten Sven und verweise ihn unter der Auflage, dass es hier nun zu voll wäre, an den zweiten Mast. Marco lässt die Augen geschlossen, selbst als ich mein Gesicht neben seines an das Holz presse. „Komm schon, ist doch alles gut gegangen.“ Er springt auch nicht auf meinen versöhnlichen Ton an und so langsam nervt es mich. Ich schleiche langsam wieder um meinen ersten Maat herum, bleibe hinter ihm stehen und betrachte die blutigen Striemen unter dem aufgerissenen Stoff seines Hemdes. „Sieht ganz schön schmerzhaft aus...“, sinniere ich. Und endlich bekomme ich eine Antwort in Form eines warnenden Knurrens. „Wag es nicht....!“ „Oha, geht doch. Nur zu deiner prekären Situation: Du solltest mir nicht drohen, wenn du angebunden bist.“ „Halt’s Maul, Klugscheißer! Bind mich los!“ „Und dann?“ Ich hocke mich neben Marco auf den Boden, was aufgrund meiner Bandagierung und meiner schmerzenden Rippen ziemlich lange dauert. Aber von hier aus kann ich in die zornesfunkelnden Augen meines ersten Maates schauen. „Dann bring ich dich um!“ Seine Sturrheit und seine nachtragende Art machen es mir nicht gerade einfach und ich muss frustriert seufzen. „Das ist nicht unbedingt die beste Bedingung dich dann loszubinden, weißt du? Du solltest ein wenig an deinem taktischen Geschick feilen.“ „Sei einfach still, Scarf! Ich hasse dich und du gehst mir mit jedem deiner Worte auf die Nerven!“ „Meinst du, das weiß ich nicht?“ Ich muss lächeln. „Meinst du, das bezwecke ich nicht?“ Marco blinzelt mich etwas irritiert an. „Du... machst das alles mit Absicht? Du WILLST, dass ich dich hasse?“ „Na ja, es muss nicht unbedingt Hass sein... Aber ja, ich mache es mit voller Absicht.“ Ich seufze erneut, erhebe mich vorsichtig, so schnell es meine Verletzungen zulassen und fasse Marcos Kinn. Er zuckt zurück, nur um heftig mit der Nase gegen den Mast zu knallen. Er flucht und schimpfte eine Weile, ich warte derweil und überlege. Er ist wirklich sauer und ich kann das auch tatsächlich nachvollziehen. Dummerweise wird er mir so nicht mehr mit mir arbeiten, geschweige denn mir vertrauen, also muss ich mir etwas einfallen lassen. Oder ihm ein wenig mehr von meinen Plänen verraten. „Marco, ich will nicht, dass du mir verzeihst.“ „Ich würd’ mich auch lieber über Bord schmeißen.“ „Das ist nicht in meinem Sinne.“ „Is’ mir scheißegal!“ „Hör zu, ich werde dich nun losbinden. Und dann wirst du dich ganz gesittet verhalten und hier keinen Stress machen.“ „Ja zum ersten Teil, nein zum zweiten.“ „Dann mache ich dir ein Angebot, erster Maat.“ Ich senke meine Stimme etwas und er wird hellhörig. Misstrauen blitzt in seinen Augen auf, aber auch Neugier gepaart mit Habgier. „Ein Angebot?“ „Genau das. Du willst mich doch noch immer töten, richtig?“ „Exakt.“ Er schnaubt und zieht dann kräftig die Nase hoch. Ich beuge mich vor um ihm ins Ohr wispern zu können. „Nun, dann biete ich dir an, dass du mich töten darfst. Aber erst, wenn ich einen bestimmten Schatz gefunden habe, welchen ich suche.“ „Du.. suchst einen Schatz..?“ In Marcos Stimme liegt Hohn und ich sehe mich gezwungen ihn auf den Hinterkopf zu schlagen. „Ganz genau. Ich habe eine Karte und die Beweise, dass dieser Schatz tatsächlich existiert.“ Mein erster Maat schweigt ziemlich lange. „Also sobald wir den Schatz gefunden haben, darf ich dich umlegen. So übel und so langsam ich will?“ „Genau.“ „Dann hast du nicht sehr viel von diesem Schatz. Das ist völlig unlogisch!“ Punkt für Marco, das ist wirklich unlogisch. „Ich will ihn nur finden. Das Danach ist mir egal.“ „Gut, ich werde mich zusammenreißen und dich nicht umbringen sobald du mich losbindest, aber wenn wir den Schatz gefunden haben bist du totes Fleisch.“ „Einverstanden.“ Und wieder habe ich meinen Willen. Arrr, so langsam aber sicher kommt Story ins Spiel. Und Scarf offenbart immer mehr Sprünge in seiner geistigen Schüssel! Ha! XD Und wenn ihr Scarf und Marco mal in ihrer natürlichen Umgebung bei ihren üblichen Querelen sehen wollt, dann werft mal einen Blick auf s herrliches Werk http://animexx.onlinewelten.com/fanart/1537913/! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)