C'era una volta... von Pads (Oder ein Schal auf Schatzsuche) ================================================================================ Kapitel 12: Und die Moral von der Geschichte...?! ------------------------------------------------- Aus dem Tagebuch des Captain Scarf Marcos Schrei erreicht mich auch durch die Hand auf seinem Mund. Es klingt wie eine Art Urschrei, ein Rhinozeros das gerade ein Baby bekommt. Nicht sehr freundlich jedenfalls. Aber netterweise wird er ja von starken Herren festgehalten, sodass ich vor weiteren körperlichen Übergriffen an diesem Tag geschützt bin. Von denen bin ich nämlich wirklich bedient. Abgesehen davon würde Marco sonst sehen, dass mir noch immer der Schweiß auf der Stirn steht und mir die Knie zittern von der brenzligen Situation gerade. Schon ewig habe ich mich nicht mehr in so einer verfahrenen Begebenheit befunden, so lange mich nicht mehr derartig lebendig gefühlt. Und doch stehe ich nun vor einem kleinen Problem. Marco hasst mich. Dummweise muss ich wirklich einräumen, dass er dazu jedes Recht hat. Aber anders lässt sich die Situation nicht regeln und eines Tages wird er mir schon alles verzeihen. Das hoffe ich absolut inbrünstig. „Aber lasse mich dir sagen, werter Mordagos, dass der nicht so deinen Ansprüchen genügende Marco mit durchaus viel freundliche Zuneigung bedacht werden sollte. Er entstammt nämlich einer bekannten Seeräuberfamilie und die sollte man sich nicht zum Feinde machen...“ „Deshalb du ihn loswerden willste?“ Auf dem nicht gerade sehr sympathischen Gesicht von Marcos neuem Besitzer liegt ein etwas angespannter Ausdruck. „Nö. Aber ich will die Karten haben.“ Ehrlichkeit hat mir noch nie geschadet. „Und abgesehen davon...“, sinniere ich überzeugend und deute dabei auf meine neu gewonnene kleine Sklavin an der hübschen Kette. „... bevorzuge ich wirklich Mädchen. Und da wir erst in ein paar Tagen ablegen, sollte ich mir doch noch ein wenig Spaß gönnen.“ Die Kleine starrt verstört zu Boden, ich würde den Sack Achterstücke darauf verwetten, dass sie kein Wort versteht. Geschweige denn, dass sie weiß dass ihr Schicksal nun in meinen Händen liegt. Ich reiche ihr meine anderen Gewinne und die ertauschten Seekarten, nehme die Kette in die Hand und lächle ihr freundlich zu. Wie freundlich man auch jemandem zulächeln kann, der um den Hals ein Band trägt und ausgeführt wird wie ein Schoßhündchen. Das ist mir in der Tat ein wenig zu morbide. Die Kette wird als Erstes wegkommen. Aber zunächst schlendere ich noch kurz zu Marco, der wie betäubt in den Armen von Tialgos Männern hängt. Sein Kampfgeist scheint erloschen, aber sobald er registriert dass ich vor ihm stehe, beginnt er wie besessen um sich zu treten. „Hast dich nicht sehr beliebt gemacht bei deinem ehemaligen Jungen hier“, grinst mich der Kerl an, der seine Pranke über den Mund meines ersten Maates gelegt hat. Ich zucke lediglich die Schultern und deute auf mein vermacktes Gesicht. „Das wusste ich auch schon vorher.“ Ich seufze leise und sehe Marco ein letztes Mal in seine schönen vor mörderischer Wut pechschwarz verdunkelten Augen. „Bis zum nächsten Treffen, mein Freund. Lass dir die Zeit bis dahin nicht zu lange werden!“ Ein raues Lachen geht durch die Menge und der Mordagos erhebt sich schwerfällig von seinem vor Erleichterung ächzenden Stuhl. „Dafüre werde ich sorgen.“ Als ich gefolgt von dem verängstigten, aber nun etwas hoffnungsvollen Mädchen die Spelunke verlassen, hallt mir das Gelächter ätzend in den Ohren und ein Plan beginnt sich zu entwickeln. „Bronson, du fauler Sack! Steh auf!" Es ist nicht gerade die feinste Art um träumende Seemänner aus ihrem wohlverdientem Schlafe zu reißen, aber für Diplomatie ist kein Platz in meinem Zeitplan. Ohne weiter zu zögern, ruckle ich an der Hängematte des Quartiermeisters und deklariere weiter mein Begehren. „Bronsoooon!!! Es wird nicht besser dadurch dass du sonor schnarchst! Wach auf, Mann! Es wird sonst nur noch schimmeliges Brot geben! Und keinen Rum!“ Das letzte Argument zieht wie gewöhnlich am Meisten. Neben Bronson springen gleich noch vier weitere Mannen aus den Matten, aber mein Interesse liegt lediglich bei dem Kerl mit der meisten Befehlsgewalt direkt nach meiner. „Was ist los, Captain?“ Verwirrt reibt er sich die Augen und unterdrückt ein Gähnen. „Wir haben den Plan geändert. In fünf Stunden muss das Schiff...“ „Captain!! Da!!“ Mein Quartiermeister zollt mir nicht so wirklich die gebührende Aufmerksamkeit sondern zeigt mit dem ausgestreckten Finger auf einen Punkt hinter mir. Selbst im schwummerigen Licht unter Deck fällt mir auf, wie dreckig seine abgekauten Nägel sind. Ich bin für Sekunden unfähig mich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf die schwarzen Halbmonde an Bronsons Fingerenden. „Captain! Hinter Euch!!” „Ja?” Ich drehe mich um. „Was ist denn?“ „Ein... Ein Weibsstück! Hier an Bord!!“ Durch Bronsons massiven Körper rollt ein Schauer. „Hmmm... ja. Hab ich gerade gewonnen.“ Seufzend starre ich auf die Kette in meiner Hand. Ich bin mir nicht so ganz sicher was ich mit dem Mädchen anfangen soll. „Mit Verlaub, Captain, aber Frauen gehören nicht an Bord! Das bringt Unglück.“ Albernes, abergläubisches Pack. Ich bin kurz davor mir entnervt die Schläfen zu massieren. Ein kurzer Blick auf das Mädchen genügt um sagen zu können, dass es eher ihr Unglück bringt an Bord zu sein als sonst wem. „Pass auf, Bronson. Das ist völliger Schwachsinn. Frauen an Bord bringen kein Unglück, sondern nur Streiterein innerhalb der Mannschaft wer sich als Nächster an dem armen Ding vergehen darf. Von daher ergeht einfach mein Befehl, dass sich kein Mitglied dieser Mannschaft dem Mädchen auf einen Meter nähern darf. Ende.“ Ich muss zugeben, es gefällt mir sehr Captain zu sein. „Verstanden?!“ „Aye Sir!!“ Noch ein wenig mehr Ehrehrbietung und Bronson würde die Hacken zusammenschlagen und salutieren. Innerlich lache ich lautstark. Doch dann fällt mir wieder ein, dass ja noch einiges zu tun ist. „Ich werde mich nun mit dem Mädchen in meine Kajüte zurückziehen, Bronson. Ich wünsche ungestört zu bleiben.“ „Aye Sir!!“ Nun steht er noch strammer und ich muss mich fest auf mein schmerzendes zugeschwollenes Auge konzentrieren um nicht loszulachen. „Weggetreten.“ Die Kleine zittert wie Espenlaub als sie mir in meine Kabine folgt. Ich deute ihr Platz zu nehmen und sie lässt sich mit dem Sack Münzen und den Seekarten im Arm ängstlich auf meinem Bett nieder. Dabei hatte ich eigentlich eher auf den Schreibtisch gezeigt. Aber scheinbar wurde sie schon derart erzogen. Ich spüre eine kalte Wut in mir aufsteigen, der ich mich allerdings erwehre, da für solcherlei Gefühlsregungen kein Bedarf mehr ist. Betont langsam nähere ich mich ihr und lächle möglichst beruhigend, nehme ihr den Sack und die Karten ab und ziehe mir dann meinen Stuhl hinzu. „Möchtest du etwas trinken?“ Ihre Antwort verstehe ich nicht, aber sie wahrscheinlich auch nicht meine Frage. Nun, das verspricht sehr amüsant zu werden. „Nun gut, beginnen wir mit etwas Grundlegendem“, seufze ich leise und lege die Hand an meine Brust. „Scarf.“ Lobpreiset universale Gestik, ich werde verstanden!! „Tamia...“ Ihre Stimme hat einen wirklich schönen weichen Klang. Unwillkürlich muss ich lächeln, sie erwidert es sogar zaghaft. Das macht mir Mut und langsam, wirklich unfassbar langsam hebe ich die Hände und lege sie an Tamias schlanken Hals. Sofort beginnt sie wieder zu zittern. „Keine Angst.“ Ihre Furcht macht das Unterfangen nicht gerade einfacher, aber nach kurzer Zeit habe ich ihr Halsband gelöst und werfe die Kette verächtlich auf den Boden. Auf dem Grund des Meeres will ich sie nicht versenken, vielleicht ist sie ja noch einmal irgendwann von Gebrauch. „So, meine hübsche Tamia. Nun habe ich noch ein paar Fragen und hoffe, dass wir uns irgendwie verständigen können.“ Ihre eigentümlich und faszinierend geformten Augen sehen mich groß an, sie kann noch nicht begreifen von dem unzierlichen Hundhalsband befreit zu sein. Nun, ich beschließe ihr etwas Zeit zu lassen und trage meinen Stuhl an meinen Schreibtisch. Es gilt noch einige Briefe zu schreiben und noch mehr zu planen. So, Scarf macht sich auf zu großen Abenteuern. Aber beinhalten diese auch Marco oder wird Tamia nun neuer erster Maat? Ich möchte hier kurz auf ein wundervolles Bild zur Story verweisen, welches der Captain der OCI-Crew auf meinen Wunsch hin zeichnete: http://animexx.onlinewelten.com/fanart/zeichner/47416/1531345/ Desweiteren wünsche ich eine gute Fahrt und ruhige See! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)