C'era una volta... von Pads (Oder ein Schal auf Schatzsuche) ================================================================================ Kapitel 9: Wenn du glaubst, es geht nicht mehr... dann gib einfach auf! ----------------------------------------------------------------------- Ich wachte wohl oder übel an Scarfs Seite und hoffte, dass er nach dem Aufwachen nicht noch heftiger durch den Wind sein würde als vor meinem rechten Haken. Abgesehen davon hatte mir dieser Klops Bronson sehr ans Herz gelegt mich bei seinem Captain zu entschuldigen. Denn schließlich sei er ja auch mein Captain. Bla! Ich war geneigt dies abzustreiten, aber ich war überzeugt, dass ich dann an der Reihe gewesen wäre ein unfreiwilliges Nickerchen zu nehmen. Also saß ich neben diesem Penner von selbsternannten Captain und piekste ihn gelegentlich mit dem Finger in die nackte Seite. Beim Anblick seines zugeschwollenen Auges bekam ich ein leicht schlechtes Gewissen, aber die Erinnerung an den Ärger trat dem nagenden Gefühl gewaltig in den Hintern. „Wach auf, du dämlicher Waschlappen!“ Ich zupfte nachdrücklich an Scarfs hässlichem Schal und er gurgelte leise. „Bin.. wach... Bekomme keine... Luft!“ Er zappelte und ich zog noch einmal an dem Stoff. „Hast du schön geschlafen?“, grummelte ich und sah Scarf zu, wie er mit schmerzlich verzogener Miene an seinem dicken Auge herumfummelte. „War schon mal besser.“ Er blinzelte mich so gut er konnte an und grinste dann. „Das war ja mal ne Sache, hmmm?“ In mir kochte schlagartig wieder die Wut hoch und ich packte ihn erneut an seinem Schal. „Ja, du Bastard! Und das war alles deine Schuld! Du hättest mich warnen müssen, dass du Mannschaft hast, die verständlicherweise sauer wird wenn man das Deck zerlegt. Du hirntoter Penner!“ „Ich hab es ja verstanden,“ murmelte Scarf recht kurz angebunden und entzog mir den Schal. Scheinbar war ihm seine sonstige Dauergutelaune ein wenig abhanden gekommen und ich verspürte eine leichte Zufriedenheit in mir aufsteigen. Er sah sich kurz um und blinzelte mich dann an. „Dir ist aber nichts passiert?“ Sorge schwang in seiner Stimme mit und ich war etwas verblüfft. „Nein...?“ Da grinste er wieder und stand sich den Hosenboden abklopfend auf. „Dann bin ich ja erleichtert!“ Ich ignorierte den Gedanken, dass seine kurze Verstimmung lediglich eine Sorge meinerseits gewesen sein konnte, denn das war absolut abstrus. Immerhin hatte er mich in den ganzen Schlamassel geritten!! Anderseits war mir durchaus bewusst, dass Scarf mehr als nur einen Sonnenstich abbekommen hatte. Bronson kam auf den Bekloppten zu, wobei er bei jedem Schritt heftiger schwankte als eine besoffene Schaluppe in einem Taifun. Und er schien mir von dem ganzen Gesocks hier an Bord noch der beste Mann zu sein, mich selbstverständlich ausgeschlossen. Aber ich gehörte ja nicht dazu! Die Beiden wechselten ein paar Worte die mich nicht interessierten, aber die Blicke, die der fette Kerl mir zuwarf, wurden weniger wütend aber mehr misstrauisch. Meinetwegen hätte er das ganze Geglotze lassen können, ich hatte eh nicht vor auf diesem Dreckskahn zu bleiben. Aber wie immer hatte ich meine Rechnung ohne Scarf gemacht. „Marco, hey Marco!!“ Er winkte mir ausgelassen wie ein Kleinkind zu und missmutig stapfte ich rüber. „Was?!“ Ich steckte demonstrativ die Hände in die Taschen und stierte den bärigen Kerl mir gegenüber gefährlich an, was an sich eine Meisterleistung darstellte, maß Bronson doch knapp zwei Köpfe größer als ich. Kein Wunder also, dass er vor unterdrücktem Lachen bebte, was meine Laune noch näher dem Siedepunkt trug. „Das hier ist Bronson, unser Quartiermeister. Hast ihn ja schon kennen gelernt!“ Scarfs unschuldig begeisterte Ton verursachte mir akute Kopfschmerzen und so linste ich schlechtgelaunt den Herrn der Kojen an. „Näher als mir lieb ist... N Bad wäre keine üble Idee.“ Der alte stinkende Sack starrte mich kurz fassungslos an und brach dann in schallendes Gelächter aus. Seine riesige Pranke zuckte für seine Körpermasse unerwartet schnell in meine Richtung und ich kniff eine Ohrfeige erwartend die Augen zu. „Hast echt Mumm, Kurzer.“ Ich blinzelte und sah auf die ausgestreckte Hand vor meiner Nase. Der Quartiermeister grinste mich breit an und ich verbiss mir jeglichen Kommentar. Meine Hand wirkte regelrecht winzig in seiner Pranke und ich ging ein wenig in die Knie, als er herzlich zudrückte. Mir wurde schlagartig klar, dass ich Bronson nie wieder beschimpfen würde, es sei denn, zwischen uns läge eine unüberwindbare Schlucht und ich hätte die einzige Brücke gekappt. „Nun, da wir das geklärt haben will ich dem ersten Maat mal alles zeigen.“ Scarf rieb sich erwartungsfreudig die Hände und meine innere Stimme schrie verzweifelt, dass ich ob des Postens noch nicht zugestimmt hatte. Aber ich kam nicht dazu dies auch laut zu äußern, da meine Heimsuchung in menschlicher Gestalt mich am Arm packte und einmal um die halbe Achse wirbelte. „Das hier ist unsere Mannschaft! Zumindest schon mal die ersten beiden Drittel, heute Abend heuere ich hier im Hafen den Rest an! Wir beiden gehen schön durch die Kneipen und halten die Augen offen...“ Untermalt von seinem ständigen Geplapper ließ ich meinen Blick über die torkelnden, verkrüppelten Kerle schweifen. Nicht einer von ihnen war körperlich unversehrt und die Mehrheit von der sogenannten Mannschaft hatte bereits geistigen Tribut an ihre Trunksucht zollen müssen. Ich schwieg und sah Scarf an, der bei meinem Gesichtausdruck verstummte. „Stimmt etwas nicht?“ Er klang zaghaft, beinahe ertappt. Ich nickte lediglich und räusperte mich. In mir brodelte es bedrohlich und ich fragte mich, wie ich ihn am schmerzhaftesten umbringen konnte. „Können wir uns einmal alleine unterhalten? Ungestört?“ Scarf seufzte, sah sich kurz um und lächelte mich schräg an. „Ja. Dann zeig ich dir mal unsere Kajüte.“ Ich ließ mich auf die bequeme Matratze des Capitansbettes fallen und schwieg weiterhin demonstrativ. In Gedanken zählte ich Goldmünzen, das allein hielt mich davon ab sofort loszubrüllen. Scarf schenkte derweil Rum in zwei kleine Gläser, reichte mir eines und setzte sich dann neben mich. „Bist du sauer?“ Die Frage verunsicherte mich etwas und ich nahm einen Schluck. Um mir diesen Gemütszustand nicht anmerken zu lassen, stierte ich den Typen neben mir grimmig an. „Hmmm...“ „Ich kann es erklären.“ „Da bin ich mal gespannt.“ Er holte tief Luft und räusperte sich ausgiebig, doch ich schnitt ihm unwirsch das Wort ab. „Keine langen Märchengeschichten, komm auf den Punkt. Warum hast du nur menschlichen Ranz angeheuert?! Planst du etwas eine Suizidfahrt, oder wie?!“ Für eine Sekunde weiteten sich Scarfs Augen enorm und es drang ein Ausdruck an die Oberfläche, welchen ich nicht zu erfassen vermochte, so schnell verschwand er wieder. „Scarf?“ „Was? Nein, NEIN! Natürlich nicht. Aber mal ernsthaft, wie du doch schon selbst angemerkt hast, welcher vernünftige Seemann würde mir freiwillig folgen?“ Er grinste kurz und schenkte mir nach. „Hör mal zu, du Spinner! Die Kerle da oben sind völlig kaputt!“ „Es sind alles erfahrene Karperer...“ Er war erstaunlich ruhig und bedächtig dafür, dass ich ihn schon wieder beim Schal gepackt hatte. Ich wünschte eindringlich er würde mal ein Hemd tragen, denn dann hätte diese Geste sehr viel mehr eindrucksvolle Dramatik besessen. „Die waren eindeutig schon einmal zu viel im Kanonenfeuer! Ich hab keinen gesehen, der noch alle Gliedmaßen hatte! Nicht einen einzigen!“ „Der alte verrückte Sven will ja auch nicht gesehen werden. Er versteckt sich meistens hinter dem zweiten Mast...“ Weiter kam er nicht, da zog ich schon an beiden Schalenden. „Genau DAS meine ich! Das... Du... bist doch vollkommen hirntot, verdammt!“ Scarf gab sich sichtlich Mühe sein Glas trotz meiner Strangulationsversuche gerade zu halten und mir verging die Lust an dem Gewaltakt. So schnell meine Wut in seiner Gegenwart auch aufbrandete, so schnell ebbte sie mittlerweile auch wieder ab. Es war beinahe zu anstrengend, denn egal wie sehr ich mich an Scarf austobte, es fruchtete eh nicht mal ansatzweise. „Da oben sind nur Lebensmüde, Krüppel und Beknackte. Wie willst du mit diesem Abschaum bitte eine vernünftige Kaperfahrt machen?“ Und ich begann den Blick, der nun folgte, vom tiefsten Kern meines Herzens aus zu hassen. Es war das Lächeln der Einheit mit dem Universum, der Gesichtsausdruck der absoluten Entschlossenheit und der Glanz in den Augen, der besagte dass mir keine andere Wahl bliebe, da schon alles beschlossen und besiegelt sei. „Dafür brauche ich dich.“ Scarfs Stimme war fest, sanft, aber vollkommen unnachgiebig und frei von Zweifeln. In meiner Kehle löste sich ein Würgelaut und ich sah rot. Ich kam erst wieder richtig zu mir, als Scarfs Nase unter einem Fausthieb leise knackte und er aufschrie. Blut schoss über sein Gesicht und floss zu Boden, auf welchem wir gelandet waren. Er versuchte sich aufzusetzen, aber da ich auf seinem Brustkorb saß und sein Gesicht anstarrte, kam er nicht hoch und sank stöhnend wieder zurück. Wieder Willen rutschte ich ein Stück zurück und ließ ihm den benötigten Platz. Er lehnte seine Stirn an meine Schulter, drückte seine Nase fest zu und war einfach still. Scarf sagte nichts, was mich erneut zum Toben brachte. „Warum tust du das, du Spinner?“ Ich packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn leicht, aber er blieb stumm. „Was bezweckst du damit?“ Meine Stimme überschlug sich beinahe vor Zorn und meine Hände zitterten, aber ich schlug nicht erneut zu. „Womit?“, näselte Scarf matt und lehnte sich etwas zurück, nur um mich ein wenig bedeppert anlächeln zu können. „Warum willst du ausgerechnet mich als deinen ersten Maat? Warum soll unbedingt ich diesen ätzenden Haufen miefender Krüppel befehligen, wenn das überhaupt möglich ist?!“ „Weil du es kannst.“ Er zuckte kurz zusammen und ließ seine Nase dann los. „Aua.“ „Ja, aber es können auch jede Menge andere Leute.“ Mittlerweile spürte ich Verzweiflung in mir aufsteigen, gefolgt von äußerst unmännlichen Tränen. Ich hatte keine Lust mehr auf dieses beschissene Spielchen, aber Scarf ließ einfach nicht zu dass ich alles hinwarf. Er legte den Kopf schief und schien ein wenig zu überlegen. „Es ist nicht so einfach. Ich... denke einfach, dass du der Beste bist. Also am besten geeignet für meine Pläne.“ „Deine Pläne?“ Irritierend ruhig tupfte sich Scarf mit dem Schal im Gesicht herum, vorsichtig immer um seine mittlerweile etwas angeschwollene Nase herum. Dank mir hatte er im Moment mehr Ähnlichkeit mit einer Seekuh als mit einem Menschen. Und das hatte er definitiv verdient, der Hund! „Ja, meine Pläne. Ich habe tatsächlich welche.“ „Ach ja...? Und wie lauten die?“ Nicht, dass es mich interessiert hätte zu wissen, wie konkret Scarf vorhatte sich umzubringen. Aber allein sein Lächeln als Antwort genügte um eine unbändige Neugierde in mir zu entfachen. „Sag schon, verfluchter Mistkerl! Oder soll ich dir noch eine reinhauen?“ Scarf seufzte. „Abgesehen davon dass ich kaum noch einen Bereich in meinem Gesicht habe der nicht schmerzt, wird Bronson dich an den Mast binden, wenn du mir auch noch ein Veilchen um das andere Auge herum verpasst.“ Ab und an schien der Vollidiot doch noch Herr seiner Sinne zu sein, aber das wirkte nicht gerade beruhigend auf meine aufgescheuchte Laune ein. Ich zog kurz aber feste an seinem nicht blutbesudelten Schalende und knurrte ungehalten. „Ich könnte dich auch einfach erdrosseln, dann aus dem Fenster dort springen und an Land schwimmen!“ „Nun, es hält dich niemand ab, mein lieber Marco.“ Seine Lässigkeit trieb mich an den Rande der Selbstbeherrschung „Jetzt erzähl mir schon deinen beschissenen Plan!“ „Nein. Nur der erste Maat erfährt von den Plänen des Captains und du hast noch nicht zugesagt.“ Und ehe ich mich versah, unterschrieb ich den Pakt mit dem Teufel. „Also gut, ich mach’s!“ Sein strahlendes Gesicht werde ich bis heute nicht vergessen. Ich wünschte, ich könnte gut zeichnen, dann würde ich diese Visage auf Papier bannen und ganz viele Dolche draufwerfen. Ahoi ihr Landratten! Grüße an meine wackere Mannschaft und Finger weg von Würfelspielen. Ich glaub, Marco braucht bald eine gute Therapie... Es erübrigt sich nur die Frage, ob Scarf tatsächlich mit allem durchkommen würde, wenn er nur lange genug nervt?! Wir werden sehen... XD ARRR! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)