Geisterstimmen von Satnel ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Es war ein sonniger Tag und die Vögel sangen in den Bäumen. Eigentlich ein totaler Gegensatz zu dem Grund weswegen diese Menschen sich hier eingefunden hatten. Darunter befand auch ich mich und der Grund war die Beerdigung meines Freundes. Nun, Freund war vielleicht etwas zuviel gesagt, zumindest in den letzten Jahren. In den letzten vier Jahren hatte ich ihn immerhin kein einziges Mal gesehen, die einzige Art der Kommunikation zwischen uns bestand aus einzelnen Mails oder Gesprächen im Chat, doch das war alles nur Smalltalk gewesen. Dinge über die man eben mit Bekannten sprach, auch wenn die Initiative zu einem Gespräch immer von ihm ausgegangen war. Selbst hätte ich ihm nie eine Nachricht geschrieben, denn immerhin war ich es gewesen der den Kontakt abgebrochen hatte. Über fünf Jahre waren wir die besten Freunde gewesen, fast wie Brüder. Wir lernten uns in der Schule kennen. Da wir die gleichen Interessen hatten war es leicht das wir ins Gespräch kamen und uns anfreundeten. Schon alleine die Tatsache, das wir nicht wie alle Anderen waren schweißte uns zusammen. Wir passten in kein Schema, da wir weder Sportler, Computerfreak, Streber oder Vatersöhnchen waren. Wir waren einfach wir und das machte uns besonders. Ich war gerne mit ihm zusammen, da er herrlich unkompliziert war. Alles was ich dachte und nicht sagte, sprach er offen aus, so als könnte er meine Gedanken lesen. Von meiner Seite aus hätte es ewig so bleiben können. Nur leider war das nicht seine Ansicht, zwar sprach er es nicht aus, doch er wollte mehr. Nicht sofort aber im letzten gemeinsamen Jahr, wurden die Anzeichen immer deutlicher. Diese Entwicklung machte mir Angst und deswegen brach ich den Kontakt ab. Es war leicht, wir lebten zwar in derselben Stadt, doch sie ist groß. Wenn man jemanden nicht sehen wollte, ließ sich das einrichten. Außerdem war es ihm nie damit ernst gewesen, da er mich vor einem Jahr wissen ließ, das er eine Freundin hatte. Wahrscheinlich war es das Mädchen, das neben seiner Mutter stand und bitterlich weinte. Zumindest war es nicht seine Schwester. Ich kenne jedes Mitglied seiner Familie, sie gehörte nicht dazu. Allerdings galt nicht ihr meine Aufmerksamkeit. Nein, mein Blick war wie gebannt nach vorn gerichtet. Das lag aber nicht an dem Pfarrer, der irgendwelche belanglosen Dinge über den Verstorbenen erzählte, sondern an der Person neben ihm. Es war ein Junge, der wie gebannt auf den Sarg blickte, so als könne er nicht glauben was er sah. Einige Strähnen seiner kurzen braunen Haare fielen ihm ins Gesicht und er trug für dieses Ereignis völlig unpassend eine blaue Jeans und ein weißes, ärmelloses Shirt. Ich kannte ihn, viel zu gut sogar. Das war Sammy, der Junge der eigentlich im Sarg liegen sollte, was auch sicher der Fall war. Ich hatte noch nie paranormale Fähigkeiten oder habe Dinge gesehen, die Andere nicht sahen. Was das anging war ich völlig normal, also warum fing es jetzt plötzlich an? Sammys Geist war vor drei Minuten plötzlich aufgetaucht und bis jetzt schien ihn niemand außer mir bemerkt zu haben. Obwohl, es war heiß und ich hatte noch nichts getrunken, vielleicht war es auch nur eine Halluzination? Immerhin gab es keine Geister, auch nur das Gegenteil zu denken war absurd. Warum also war Sammy da? Plötzlich sah der Junge auf und der Blick aus seinen grauen Augen war auf mich gerichtet. Hastig drehte ich den Kopf weg. Egal ob es nun wirklich ein Geist war oder eine Halluzination es war auf jeden Fall besser nicht dessen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als ich meinen Blick wieder hob, war die Erscheinung wieder weg. Natürlich, es war alles nur Einbildung gewesen. Es gab keine Geister, das war einfach nur ein Gebilde meines Verstandes gewesen um mit diesem Verlust fertig zu werden. Seufzend wartete ich darauf, das ich endlich an die Reihe kam. Auch wenn ich nicht mehr viel mit ihm zu tun hatte, so war es doch unhöflich zu gehen ohne seiner Mutter mein Beileid zu bekunden. Trotzdem ließ ich anderen gerne den Vortritt, da ich nicht wusste wie sie auf mich reagieren würde. Schließlich hatte ich ihrem Sohn sicher weh getan mit meinem plötzlichen Bruch unserer Freundschaft. Ich merkte, wie sie mir einen Blick zuwarf und ging zu ihr. Nun war wohl ich an der Reihe. Pflichtbewusst schüttelte ich ihre Hand. „Es tut mir leid, was mit Sammy, ich meine Sam passiert ist.“ Na toll, etwas emotionsloseres war mir wohl nicht eingefallen. Das war so verlogen, dabei verdiente sie etwas anderes. Trotzdem versuchte sie ein Lächeln, das aber etwas misslang. „Danke das du gekommen bist, Du warst sehr wichtig für Sam, er hätte sich sicher darüber gefreut.“ Bei ihren Worten erinnerte ich mich an meine Halluzination. Nun so erfreut hatte diese nicht gewirkt. „Du warst wie ein Sohn für mich. Komm mich doch einmal besuchen.“ Dabei brachte sie ein leichtes Lächeln zustande. „Das lässt sich sicher einrichten.“ Damit ließ ich ihre Hand los und wurde sofort von einem weiteren Trauergast verdrängt. Das war mir allerdings nur Recht, denn nun konnte ich gehen. Hier kam ich mir sowieso deplaziert vor. Ich kannte zwar die meisten Leute, doch hatte ich seit Jahren nichts mehr mit ihnen zu tun. Ich kam mir vor wie ein geduldeter Eindringling. Hastig verließ ich den Friedhof und stieg in mein Auto. Es war ein alter Skoda Fabia, von meiner Mutter übernommen, als ich meinen Führerschein machte. Es war nicht gerade ein tolles Auto, doch er fuhr und das war das Wichtigste. Und bei meiner derzeitigen Lage das Beste, das ich mir leisten konnte. Geschafft verschränkte ich meine Arme über dem Lenkrad und legte den Kopf darauf. Ein tiefes Seufzen verließ meinen Mund. Was für ein Tag, vor allem da ich erst jetzt realisierte was passiert war. Bis jetzt hatte ich alles emotionslos über mich ergehen lassen, dazu kam noch das ich sehr gut darin bin unangenehme Dinge zu verdrängen, was aber nun nicht mehr ging. Leise bahnten sich Tränen über meine Wangen. Nie wieder würde ich mit ihm schreiben oder seine Mails lesen können. Verflucht, wir waren einmal wie Brüder gewesen, sogar mehr als das und nun war er einfach nicht mehr da, das war nicht fair. Allein der Gedanke, das er irgendwo dort draußen lebte und glücklich war hatte mir gereicht. Diese Vorstellung gab mir ein beruhigendes Gefühl und nun war er einfach nicht mehr da. Auch die Hoffnung auf ein Wiedersehen war nun endgültig verschwunden. ‚Sie mochte dich schon immer.’ Bei dieser Stimme sah ich erschrocken auf und drehte meinen Kopf. Als ich jedoch sah von wem sie kam, zuckte ich mit einem erschrockenen Schrei zurück. Die Armlehne der Fahrertür stieß hart in meine Seite, doch diesen Schmerz nahm ich kaum wahr. Ich hatte schon wieder Halluzinationen. Denn die Person die entspannt auf meinem Beifahrersitz saß, wurde gerade im Friedhof begraben. Sammy seufzte lustlos. ‚Eigentlich hatte ich mir mein Begräbnis immer anders vorgestellt. Irgendwie … anders eben. Doch meine Mutter hatte Recht.’ Mit einem fröhlichen Lächeln wand er sich zu mir. ‚Es hat mir viel bedeutet, das du da warst. Was ist den los? Geht es dir gut Fabi?’ Natürlich ging es mir nicht gut. Ich hatte gerade ernsthafte Halluzinationen. Ich sah gerade einen Toten. „Du bist doch tot.“ Meine Stimme klang zittrig, doch für diese Situation fand ich das durchaus angemessen. Sam sah mich zweifelnd an. ‚Ähm ja? Wenn nicht, dann war das ein ziemlich großer Aufwand für nichts. Und?’ „Und? Du sollest nicht hier sein.“ Nein, denn er war tot. In mir wuchs die Überzeugung, das ich einen Psychiater brauchte und zwar einen verdammt guten. Ich hatte starke Halluzinationen und unterhielt mich sogar mit ihnen. ‚Also früher hat es dich nie gestört, wenn ich in deiner Nähe war.’ Er lächelte ungezwungen und in seinen Augen stand ein amüsiertes Funkeln. Früher war er auch nicht tot gewesen, doch ich bezweifelte, das dieses Argument fruchten würde. Nicht bei einer Ausgeburt meiner Phantasie. Das war doch alles verrückt, ich sollte ihn einfach ignorieren. Innerlich total aufgewühlt startete ich den Motor meines Autos und fuhr los. Normalerweise bin ich ein sehr ruhiger und vorsichtiger Fahrer. Ich sehe mindestens dreimal in jede Richtung, bevor ich eine Ausfahrt verlasse und bremse wenn ich mir nicht sicher bin wer die Vorfahrt hat. Auch bleibe ich stehen, wenn eine Ampel schon blinkt und überhole nur selten andere Autos, bei drei Unfällen die auf mein Konto gingen war das meiner Meinung nach nur angemessen. Nur war heute nichts normal, weswegen ich auch eine Menge wütender Gesten zu sehen bekam. Doch das war nichts Neues, viele Menschen waren gereizt wenn sie im Auto saßen. Ein Phänomen das ich schon früher bemerkt hatte. Allerdings wäre das einigermaßen leichter zu ertragen gewesen, wenn die Halluzination meines Freundes neben mir nicht alles kommentiert hätte. Sammy saß neben mir und sah aus dem Fenster Nur ab und zu kam ein Kommentar von ihm, das aber keineswegs aufbauend war. ‚Du, ich glaube du hast den da geschnitten. Hey, der hat dir den Vogel gezeigt. Sag mal wo hast du denn deinen Führerschein gemacht?’ Wie gesagt, es war nicht sehr aufbauend, weswegen ich auch sehr gereizt darauf reagierte. „Sag mal kannst du nicht einfach den Mund halten?“ Es war nicht sehr nett und normalerweise hätte ich niemals jemanden angeschrieen, doch das war nur eine Ausgeburt meiner Phantasie, da spielte das keine Rolle. Doch Sam verschränkte nur die Arme vor der Brust und sah mich beleidigt an. ‚Früher hast du deutlich mehr Kritik vertragen.’ Nach diesen Worten verschwand er einfach. Er war weg. Einfach so ohne großen Aufwand. Na bitte, es ging doch, man musste sich nur zusammenreißen. Ich blickte wieder auf die Straße und schaffte es gerade noch mein Auto mit einer Vollbremsung zum Stehen zu bringen. Es war nicht so gut, wenn man bei Rot über die Straße fuhr und schon gar nicht bei einer belebten Kreuzung wie dieser. Den Rest des Weges legte ich deutlich ruhiger zurück. So ohne eine Sinnestäuschung auf meinem Beifahrersitz ließ es sich auch wesentlich entspannter fahren. Auf dem privaten Parkplatz meines Wohnhauses parkte ich mein Auto auf dem dafür vorgesehen Platz und sperrte es ab. Jetzt wollte ich nur noch unter die Dusche und ins Bett. Auch wenn es erst früher Nachmittag war, dieser Tag war anstrengend genug gewesen. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Mit eine zufriedenen Lächeln stieg ich aus der Dusche und wickelte ein Handtuch um meine Hüfte. Nach einer Kleinigkeit zu essen und einer warmen Dusche sah die Welt schon wieder besser aus. Auf jeden Fall fühlte ich mich um einiges besser. Nun konnte ich die Halluzinationen von zuvor auch getrost als Einzelfall abtun. Es war doch wieder vorbeigegangen, so gesehen war es kein Problem mehr. Ich wischte mit einer Hand über den Spiegel, der vom Wasserdampf beschlagen war. Mir sahen grüne Augen entgegen, die mich musternd ansahen. Unschlüssig zupfte ich an meinen blonden Haaren und versuchte etwas Ordnung hineinzubringen. Wenn sie nass waren ging das ja noch einigermaßen. Wenn sie erst trocken waren, standen sie mir in alle Richtungen vom Kopf ab. ‚Du hast dich entwickelt.’ Wie beim ersten Mal fuhr ich erschrocken herum. Warum? Warum konnte er nicht einfach verschwinden? Ich sollte wohl doch lieber schlafen gehen. Abwehrend hob ich die Hände und ging in mein Wohnzimmer. Irgendwann würde er schon wieder verschwinden. Sammy folgte mir und sah sich im Raum um. ‚Schön hast du es hier, wenn auch irgendwie karg.’ Also das musste ich mir nicht von einer Halluzination anhören. Obwohl, im Grunde hatte er Recht. Zum ersten Mal seit langer Zeit sah ich mir mein Wohnzimmer aufmerksam an. Wie in den meisten Räumen waren die Wände weiß und den Boden bedeckte ein hellblauer Teppich. Die Einrichtung bestand auf der einem Seite aus einem Verbau aus Kästen, der die gesamte Wand einnahm. In einem dieser Regale stand mein Fernseher und auch meine Stereoanlage war dort angebracht. Bis auf ein paar Bücher, waren aber die meisten Regale leer. Zumindest die, die man sah. Davor stand ein gläserner Couchtisch und eine L-förmige rote Couch. Gegenüber der Badezimmertür aus der ich gerade kam, war die Tür zur Küche. Gleich neben dieser Tür stand eine kleine Kommode auf der eine Schüssel stand in der ich all meine Schlüssel sammelte. In einer Ecke des Zimmers stand ein Eckschreibtisch auf dem mein Computer stand. Ein ungeordneter Stapel Papier zeugte von der Arbeit die ich mir ab und zu mit Nachhause nahm. Einen Meter von der Badezimmertür entfernt gab es noch eine Tür, die in mein Schlafzimmer führte. Dazwischen stand noch eine Kommode auf der aber nichts stand. Ja, es war durchaus etwas unpersönlich, doch das war derzeit nicht das Problem. „Ich bilde mir das alles nur ein. Sicher bilde ich mir das nur ein.“ Ich setzte mich auf die Couch und barg mein Gesicht in den Händen. Wenn mein Geist mir Streiche spielte, vielleicht konnte ich ihn dann auch irgendwie austricksen? ‚Na aber danke. Da mach ich mir extra die Mühe und rede mit dir und dann so etwas.’ Sammy stand mit verschränkten Armen vor mir. Er war sauer, das war er immer wenn er diese Haltung annahm, nein richtig hieß es das er diese Haltung immer angenommen hatte. Denn er war tot und das unumstößlich. „Das ist nicht real. Ich sehe ihn nicht.“ ‚Also wenn ich dich berühren könnte, würde ich dir eine reinhauen. Ich bin ganz sicher hier und real.’ Na wenigstens da musste ich keine Angst haben. Denn wenn er mich auch noch anfassen würde, dann würde ich wahrscheinlich meinen ersten Ohnmachtsanfall haben. Jetzt stand ich schon kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ich war nie sonderlich belastbar gewesen vor allem wenn etwas Unvorhergesehenes passierte und das war es definitiv. ‚Hör zu ich bin ein Geist und du bist scheinbar der Einzige der mich sehen kann. Fabian! Reiß dich zusammen Mann!’ Diese Ermahnung wirkte und ließ mich zumindest den Kopf heben. „Ein Geist?“ Selbst in meinen Ohren hörte sich meine Stimme ungläubig an. Das letzte Mal das ich behauptet hatte einen Geist zu sehen war mit siebzehn gewesen und das auch nur um einem Mädchen zu imponieren. Doch so etwas gab es doch nicht wirklich. Ich weigerte mich einfach daran zu glauben. Sam nickte zustimmend. ‚Ja, oder hast du eine andere Erklärung?’ Nicht wirklich, doch das war auch nicht wirklich eine zufrieden stellende Antwort. Vor allem konnte ich damit nichts anfangen. „Und nur ich kann dich sehen?“ Mein toter Freund nickte lächelnd. „Was also willst du?“ Langsam fand ich wieder zu meiner ruhigen und sachlichen Art zurück. Das war positiv, denn so kehrte die Realität zurück. ‚Tja, wenn man die ganzen Filme zurate zieht, die ich gesehen habe, dann gibt es wohl noch etwas das ich erledigen muss.’ „Ja, und was?“ Was musste ich machen, damit er verschwand? Ich hatte zwar noch vor einer Stunde den Verlust meines Freundes beklagt, doch so wollte ich ihn sicher nicht zurückhaben. Wenn man das herausfand würde man mich einweisen. ‚Ach Quatsch.’ Sammy winkte lässig mit einer Hand ab. ‚Bei so vielen Verrückten heutzutage würdest du gar nicht auffallen.’ Ich sah ihn überrascht an. „Du kannst meine Gedanken lesen?“ Das war eine erschreckende Vorstellung. ‚Kann ich?’ Der Braunhaarige wirkte genauso überrascht, bevor er grinste. ‚Offenbar, wenn auch nicht die ganze Zeit. Derzeit merke ich nämlich nichts davon.’ „Oh mein Gott.“ Ich stöhnte, stand auf und ging in die Küche. Jetzt brauchte ich etwas Hochprozentiges. Leider gab mein Vorrat da nur einen Wodka her. Der war wohl bei der letzten Party meines Bruders mitgegangen. Zum ersten Mal bedauerte ich das ich mir nichts aus Alkohol machte. ‚Sag mal wohnst du in dieser Wohnung überhaupt?’ Wie immer war mir Sammy gefolgt und konnte den Mund nicht halten. Ja, er hatte Recht ich gab nicht viel auf eine ordentliche und persönliche Inneneinrichtung, doch wenn störte das? Gäste hatte ich sowieso nie, zumindest keine geladenen. In dieser Wohnung gab es nur einen Raum, der einen persönlichen Touch hatte und das war mein Schlafzimmer. Dort verbrachte ich auch die meiste Zeit wenn ich hier war. „Bis jetzt schon.“ Grummelnd holte ich ein Glas aus einem der Wandregale. „Also wie werde ich dich los?“ ‚Wie nett. Eigentlich hätte ich etwas mehr Freude erwartet.’ Sam verzog das Gesicht und zuckte die Schultern. ‚Ich weiß es nicht. Vielleicht muss ich noch was erledigen, obwohl ich nicht wüsste was das sein sollte. Ich habe alles getan was ich wollte.’ Dabei sah er mich mit einem undeutbaren Blick an, weswegen ich mich darauf konzentrierte mein Glas zu füllen. „Irgendetwas hast du vergessen, sonst wärst du nicht noch hier.“ ‚Vielleicht wollte ich auch nur bei dir sein. Oder den Grund erfahren, warum du mich nicht mehr sehen wolltest. Das hat mich nie zur Ruhe kommen lassen.’ Ihm erzählen weswegen ich ihn gemieden hatte? Nie, das würde ich mit ins Grab nehmen. Doch es war eigentlich nicht mehr wichtig oder? Einer von uns lag zumindest körperlich im Grab, da spielte das was zwischen uns war doch keine Rolle mehr. „Wenn es der Sache dienlich ist.“ Ich ließ mich auf einen Sessel sinken. „Unsere Freundschaft habe ich beendet, weil du mir zu anhänglich warst.“ ‚Ach?’ Der Braunhaarige kam näher an den Tisch und hob eine Augenbraue. ‚Da muss ich dann wohl etwas missverstanden haben, da ich mich nur daran erinnern kann wie du ständig an mir gehangen hast.’ „Verflucht, du weißt genau warum ich mich zurückgezogen habe! Du wolltest plötzlich mehr, das ich dir nicht geben konnte.“ Das alles auszusprechen war doch viel schwerer als ich gedacht hätte. Sam sah mich einen Moment lang irritiert an. Dann begann er zu lachen, nur langsam beruhigte er sich wieder. ‚Du dachtest ich wollte etwas von dir? Mensch Fabian, du bist ein Idiot. Wir sind doch beide Männer. Mann, wie kommst du nur auf solche Ideen?’ Ich hatte mir das bestimmt nicht eingebildet. Die Blicke, die Andeutungen, die viele zufällig wirkenden Signale. Nein, da lag kein Zweifel vor, ich hatte mich nicht getäuscht. Doch mir war klar, das Sammy das leugnete, wenn es nun eigentlich keinen Grund mehr dafür gab. Er war immerhin tot, da spielte es keine Rolle mehr. „Wir sollten den Grund herausfinden. Sonst findest du nie deinen Frieden oder was auch immer dann wartet.“ ‚Ich hab es eigentlich gar nicht so eilig. Vielleicht komm ich ja ins Fegefeuer.’ Zweifelnd sah ich ihn an. Ich war nicht sehr gläubig, zwar war ich noch bei der Kirche, doch ihrem Glauben teilte ich schon lange nicht mehr. Auch Sammy hatte es nie anders gehalten. Er lächelte unschuldig. ‚Ich war immerhin ein böser Junge.’ „Wir werden eine Liste machen, die wir dann abarbeiten. Also denk nach.“ Ganz bestimmt würde ich nicht den Rest meines Lebens mit einem Geist an meiner Seite herumrennen. Ich mochte meine Privatsphäre und die würde durch ihn empfindlich gestört. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. ‚Dann wollte ich mir noch diesen Film ansehen, du weißt schon der im Sommer ins Kino kommt.’ Ich seufzte und setzte auch diesen Punkt auf die Liste. Wieso hatte ich auch nur diesen Vorschlag gemacht? „Bist du sicher, das du all diese Dinge noch machen wolltest?“ ‚Du hattest doch diese Idee. Ich zähle nur auf was ich alles machen wollte.’ Die Zettel hebend sah ich Sammy zweifelnd an. „Drei Blätter, Sammy. Das sind drei Blätter, soviel kann kein Mensch vorhaben.“ Der Geist lächelte nur unschuldig. ‚Warum nicht? Immerhin bin ich jung gestorben. Da ist es klar, das ich noch viel vorhatte.’ Das war auch ein Punkt, der mich interessierte. „Woran bist du eigentlich gestorben?“ Auf der Pate stand nur, das er an einer Krankheit gestorben war. Doch ich hatte bei der Beerdigung nicht nachgefragt, was es gewesen war. Bei einem so jungen Menschen wie Sammy konnte da ja nicht allzu viel in Frage kommen. Dieser zuckte nur mit den Schultern und schwebte im Schneidersitz in der Luft. ‚Keine Ahnung, als ich aufwachte war ich schon tot. Im Krankenhaus nannten sie es einen plötzlichen Hirnschlag. Erstaunlich das ich nichts davon mitbekommen habe.’ Ein Hirnschlag? Sollte man da nicht etwas mitbekommen? So genau wusste ich das nicht, da Medizin nicht so mein Ding war. ‚Gut, vielleicht gab es doch Vorzeichen, doch ich hatte schon immer Kopfschmerzen. Aus diesem Grund habe ich darauf nicht allzu viele Gedanken verschwendet. Egal, daran kann man nun auch nichts mehr ändern.’ Ein schiefes Lächeln legte sich auf die Lippen des Braunhaarigen. „Ich gehe schlafen.“ Mit einem übertrieben lauten Geräusch legte ich die Blätter auf den Tisch zurück und stand auf. Wie konnte man so einfach über seinen Tod reden? Es gab hier immerhin Leute, denen er etwas bedeutet hatte. Seine Mutter und Verwandten, sie alle trauerten um ihn und das nur weil er ein Vorzeichen auf die leichte Schulter genommen hatte. Und das alles tat er nun mit einem egal ab. Wie konnte man so verantwortungslos sein? Die Tür meines Schlafzimmers hinter mir zuwerfend, gab ich einen frustrierten Laut von mir. Ich sollte daran keinen weiteren Gedanken verschwenden. ‚Also das Zimmer gefällt mir.’ Mein Kopf drehte sich zu der Stimme. Natürlich, ich hatte ja vergessen das Sammy nicht mehr auf Türen angewiesen war. Was für eine lästige Angewohnheit von ihm durch Wände zu gehen. „Könntest du mein Zimmer bitte verlassen?“ Doch Sammy schien mich nicht zu hören oder ignorierte mich gekonnt. Anerkennend glitt sein Blick über die Bücher in dem Raum. ‚So könntest du auch den Rest deiner Wohnung einrichten, wenn auch etwas hellere Töne nicht schaden würden.’ Nun, da musste ich ihm Recht geben, doch mein Geschmack war eben etwas eigen. Ich liebte es, wenn es einen scharfen Kontrast gab. Aus diesem Grund war der Teppich dieses Raumes weiß und die Wände schwarz. Allerdings merkte man das nicht so, da eine Seite des Raumes mit einem hohen Bücherregal verstellt wurde. Neben der Tür begann ein Kasten, der sich die Wand entlang bis in die Ecke zog. Es war eindeutig ein Kasten für zwei Personen, doch so musste ich mir wenigstens nie Gedanken um den Platz machen. In der Mitte des Raumes stand mein Doppelbett, der rote Seidenbezug harmonierte perfekt mit den roten, bodenlangen Vorhängen. Wie gesagt mein Geschmack war eben etwas eigen. Sammy schwebte zu einer Kommode, die auf der Fensterseite des Raumes stand. ‚Endlich einmal Bilder. Ich dachte schon du hättest sie weggeschlossen. Hey, das sind ja wir.’ „Ja.“ Eilig ging ich zu der Kommode und legte das Bild um, so das Sammy es nicht mehr sehen konnte. Warum hatte ich daran nicht gedacht? Immerhin standen sonst hier nur Bilder von meiner Familie. Dieses Bild bildete die einzige Ausnahme und das auch nur weil er für mich immer eine Ausnahme gebildet hatte. Doch was nützte ihm dieses Wissen nun noch? Ihm brachte es nichts mehr und mir war es peinlich. Hastig legte ich die anderen Bilder auch noch um. Vielleicht hatte er es ja noch nicht bemerkt. ‚Ist das gemein. Du weißt genau das ich durch alles hindurch gleite.’ Trotzdem schien er nicht lange darüber zu schmollen und sah sich stattdessen die Bilder an der Wand an. Ja und zum ersten Mal war ich glücklich darüber. So sehr ich mich zuvor auch darüber geärgert hatte, nun war ich glücklich darüber das feste Materie kein Hindernis für ihn darstellte. Die Bilder an den Wänden stellten kein Problem für mich dar, diese konnte er sich ruhig ansehen. Es waren nur 3D Bilder mit irgendwelchen mystischen Bildern. Solche Darstellungen sagten mir am meisten zu. Ich ging zu meinem Kasten und öffnete ihn. Erst heute Morgen hatte ich die Sachen in denen ich schlafe in die Wäsche geworfen. Erst jetzt fiel mir auf, das ich noch immer nur das Handtuch trug mit dem ich das Badezimmer verlassen hatte. Seltsam das mir das nicht aufgefallen war. Unschlüssig sah ich mir die Sachen im Kasten an und drehte mich dann zu Sammy um. Dieser erwiderte meinen Blick unschuldig. ‚Ist etwas?’ „Ja, ich will mich umziehen. Könntest du also bitte hinausgehen?“ Ich deutete auf die Tür. ‚Warum? Mich stört es nicht.’ „Mich aber.“ Ich würde mich nicht vor ihm umziehen. Zumindest nicht wenn dabei alles von mir zu sehen war. Die Zeiten in denen ich gezwungen war mich zwischen zehn anderen Jungs umzuziehen waren vorbei. Wie hatte ich den Sportunterricht nur gehasst. Der Braunhaarige schwebte zur Tür. ‚Irgendwie hast du dich zu deinem Nachteil verändert. Früher war dir das doch nie peinlich.’ Trotzdem schwebte er durch die Tür und verließ so das Zimmer. Ich seufzte erleichtert und nahm ein Shirt aus dem Kasten, das ich auch gleich überzog. Danach griff ich nach einer Boxershort und prallte mit einem erschrockenen Laut zurück. ‚Mir ist gerade aufgefallen, das ich ja tot bin. Es gibt also keinen Grund warum es dir peinlich sein sollte.’ Sammy legte den Kopf, der plötzlich aus der Rückwand des Kastens aufgetaucht war lächelnd schief. Automatisch griff ich mir mit der Hand auf die Stelle, an der mein Herz gerade raste. „Raus!“ ‚Aber…’ „Lass mich alleine.“ Das war ja wohl das Mindeste was ich erwarten konnte. Nur weil er jetzt ein Geist war, hieß das nicht das ich keine Privatsphäre mehr hatte. Das konnte ich ja immerhin noch erwarten. Immerhin war das einer der Gründe warum ich alleine lebte. So schön es in meinem Elternhaus auch war, mit zwei Geschwistern und Eltern sank die Privatsphäre auf das Minimum. Noch dazu wo ich ein Mensch war, der gerne seine Ruhe hatte. Der Geist sah mich beleidigt an, verschwand aber. Allerdings beruhigte mich das nun nicht mehr wirklich, weswegen ich mich rasch fertig anzog. Das Handtuch in die Hand nehmend, verließ ich mein Schlafzimmer wieder und ging ins Bad. Dort warf ich das Handtuch in den Wäschekorb, bevor ich wieder ins Wohnzimmer zurückging. Mein Handy aus meiner Jackentasche holend, ging ich wieder in Richtung meines Schlafzimmers. Nun erst fiel mir auf das Sammy nicht hier war. Ob er sich unsichtbar gemacht hatte? Konnte er eigentlich unsichtbar werden? Wenn das möglich war, dann war das eine erschreckende Vorstellung. Doch konnten das nicht alle Geister? Mit einem unwilligen Laut schob ich diese Gedanken von mir. Wenn Sammy unbedingt schmollen wollte, dann sollte er doch. Diese Angewohnheit hatte er schon früher und da hatte ich auch immer nachgeben müssen. Diese Tradition würde ich nach seinem Tod nicht auch noch fortsetzen. Es war schon schlimm genug, wenn man sein Leben nach den Lebenden ausrichten musste, da konnte ich nicht auch noch Rücksicht auf die Toten nehmen. Egal ob sie nun tot sein wollten oder nicht. Wieder in meinem Schafzimmer stellte ich den Wecker meines Handys, das ich auf meinen Nachttisch legte und nahm das Buch das darauf lag in die Hand. Dann drehte ich ein kleines Nachtlicht auf und ging zum Lichtschalter. Mit einem letzten, raschen Blick vergewisserte ich mich das ich auch wirklich alleine war, erst dann betätigte ich ihn. Was für ein Tag, noch nie war ich so froh gewesen in mein Bett zu sinken. Heute hatte ich einen Freund verloren und gleichzeitig wieder gewonnen. Das konnten wohl nur wenige behaupten. Wenn er auch gerne auf diese Heimsuchung verzichten würde. Seufzend schlug ich das Buch auf und las einige Seiten. Auch wenn ich mich nicht ganz darauf konzentrieren konnte, da mein Blick immer wieder suchend durch das Zimmer glitt. Nicht das ich ihn suchte, ich wollte nur nicht wieder von ihm überrascht werden. „Shit.“ Mit diesem Wort klappte ich das Buch wieder zu und legte es zurück auf meinen Nachttisch. In der gleichen Bewegung aktivierte ich meinen zweiten Wecker. Immerhin musste ich morgen wieder arbeiten gehen und da war es immer besser eine Rückversicherung zu haben. Vor allem, wenn man so ein Tiefschläfer war wie ich. Morgen würde die Welt wahrscheinlich auch wieder ganz anders aussehen. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Das gewohnte melodische Klingeln meines Handys weckte mich wie jeden Morgen. Und wie jeden Morgen landete meine Hand auch auf dem Knopf, der das Gerät in den Schlummermodus versetzte. Das gleiche Szenario wie jeden Morgen, seit ich gelernt hatte, das ein Handy auch als Wecker eingesetzt werden konnte. Zehn Minuten später, als ich schon fast wieder ins Land der Träume abgesackt wäre, ertönte dieses Geräusch ein zweites Mal, worauf es von mir sofort zum verstummen gebracht wurde, diesmal endgültig. Unwillig rollte ich mich auf die andere Seite des Bettes, nur um zwei Minuten später von dem nervtötenden Piepsen eines richtigen Weckers gestört zu werden. Nun, das war es dann wohl. Von diesem Geräusch begleitet, setzte ich mich auf und blinzelte verschlafen. Wie ich diese Morgen nur hasste. Mit einem geübten Handgriff brachte ich den Wecker zum verstummen und stand auf. Dann wohl dieselbe Routine wie jeden Morgen. Ich ging in die Küche und drehte die Kaffeemaschine an, bevor ich im Wohnzimmer den Radio aufdrehte. Noch immer in einem Zustand wohligen Halbschlafes betrat ich dann das Badezimmer und drehte die Dusche auf. Solange diese noch die richtige Temperatur für mich suchte, begann ich mir die Zähne zu putzen. Mein Blick fiel auf die Uhr, die an der Wand hing das Geschenk zu irgendeinem meiner Geburtstage. Halb sieben, ich lag gut in der Zeit auch wenn es für meinen Geschmack viel zu früh war. Doch für mich war es vor zehn Uhr Vormittag immer zu früh, zumindest um aufzustehen. Ich war eben ein Nachtmensch, wenn ich das aufgrund meines Alltags auch nicht ausleben konnte. Endlich hatte das Wasser die richtige Temperatur und ich stellte mich unter die Dusche. Das warme Wasser schaffte es zumindest meine Lebensgeister etwas anzuregen. Genug um es bist zum Mittagessen zu schaffen und das war schon etwas wert. Nach sechs Minuten stieg ich wieder aus der Dusche. Mehr Zeit konnte ich dafür einfach nicht erübrigen. Ich ging in mein Schlafzimmer zurück, wie immer in der Früh nackt. Im Grunde war ich ein sehr schamhafter Mensch, doch das war meine Wohnung und ich lebte alleine. Wer konnte mich schon sehen? Die üblichen Kleider aus dem Schrank holend, zog ich mich an. Wie ich diese Sachen hasste. Mit dem Hemd und der Hose konnte ich mich ja noch anfreunden, aber nicht mit der Krawatte. Doch ohne ging es auch nicht, immerhin musste ich doch dem Bild eines pflichtbewussten Angestellten nachkommen. Es war sogar Vorschrift, wie ich meinen Job hasste. Allerdings bezahlte er meine Rechnungen und das war gar nicht so leicht. Nicht das ich großartige Ausgaben hatte, doch bei dem heutigen Arbeitsmarkt konnte ich froh sein eine Anstellung zu haben. Während ich in die Küche ging, band ich mir die Krawatte. Inzwischen war mein Kaffe auch schon fertig und ich goss mir eine Tasse ein. Den Nachrichten im Radio lauschend, genoss ich die erste Tasse Kaffee, die den letzten Rest des Schlafes vertrieb. ‚Morgen.’ Von dieser Stimme überrascht, verschluckte ich mich erst einmal. Ihn hatte ich schon ganz vergessen. Warum konnte er nicht einfach wegbleiben? ‚Man wie siehst du denn aus? Total uncool.’ „Was machst du hier? Kannst du nicht dort bleiben wo du die Nacht über warst?“ Auf seine Bemerkung über mein Äußeres ging ich nicht ein. Immerhin wusste ich selbst wie ich aussah. Genau so wie die Leute, zu denen ich nie zählen wollte. Sam schüttelte den Kopf. ‚Nein. Das Mädchen das ich traf, ist auch wieder zu ihrem Menschen zurück. Weißt du wenn man tot ist und andere wie sich sieht, ist die Stadt gleich viel belebter.’ Noch mehr von der Sorte? Das konnte doch nicht wahr sein. Hoffentlich sah ich die nicht auch plötzlich. Seufzend rieb ich mir die rechte Schläfe. Irgendwie erinnerte mich das an eine Serie, die sich meine Mutter immer ansah. Mein Blick irrte zur Küchenuhr. Was für ein Glück, ich musste los. Rasch nahm ich mein Handy, die Schlüssel und meine Brieftasche. Das alles landete in meiner Aktentasche. Die Schlüssel und die Anzugjacke in die andere Hand nehmend, verließ ich die Wohnung. Natürlich nicht ohne den Radio im hinausgehen abzudrehen. Innerlich betete ich dafür das Sammy mir nicht folgte. Ich ging zur Haltestelle der Straßenbahn, gerade noch rechtzeitig, um sie zu erwischen. Zwar besaß ich ein Auto, doch keinen Parkplatz bei meiner Firma. Und mit der Straßenbahn war ich zehnmal schneller als wenn ich dort Runden drehte, weil ich einen Parkplatz suchen musste. Dafür nahm ich den Preis einer Monatskarte gerne auf mich. Unauffällig sah ich mich um. Keine Geister, Sammy mit ein geschlossen, zu sehen. Erleichtert seufzte ich. Vielleicht konnte ja wenigstens bei der Arbeit alles seinen normalen Gang gehen. Drei Haltestellen später war ich an meinem Ziel. Groß, grau und unpersönlich ragte ein Bürokomplex vor mir auf. In diesem Betonklotz erwartete mich meine Arbeit, da freute man sich doch richtig darauf. Mit einem erneuten Seufzen betrat ich das Gebäude und steuerte den Aufzug an. Neben den Knöpfen mit den Stockwerken waren Schildchen angebracht, auf denen stand welche Firma sich in welchem Stock befand. Der Knopf für mein Stockwerk leuchtete bereits. Ebenso wie alle Anderen, was bei den Menschen in der Kabine kein Wunder war. Warum mussten auch alle Büros hier pünktlich um acht Uhr anfangen? Ich war froh, als sich die Tür im ersten Stock öffnete und einige Menschen ausstiegen. Nun konnte man wenigstens wieder atmen. So ging es Stockwerk, für Stockwerk weiter bis ich schließlich im vierten Stock selbst die enge Kabine verlassen konnte. „Morgen.“ Die Stimme, die mich grüßte, klang genauso enthusiastisch wie ich mich fühlte. Automatisch erwiderte ich den Gruß und bemerkte das es eine meiner Arbeitskolleginnen war. Ich hatte nicht viel mit meinen Kollegen zu tun. Natürlich redete ich mit ihnen wenn es um die Arbeit ging, doch privat verband mich nichts mit ihnen. Weder verbrachte ich meine Pausen mit ihnen, noch verabredete ich mich in der Freizeit mit jemanden von ihnen. Den Moment für diese Art von Annäherung hatte ich in meiner Anfangszeit versäumt. Doch das war kein Drama für mich. Seit meiner Schulzeit war ich daran gewöhnt, eher allein zu sein. Sie holte einen Schlüssel hervor und sperrte die Tür zu den Büroräumen auf. Dann hielt sie die Tür auf und ließ mich eintreten, bevor auch sie mir folgte und wieder zusperrte. Das gleiche Spiel wie jeden Morgen. Diese Tür wurde er pünktlich um Acht geöffnet, keine Sekunde früher. ‚Hier arbeitest du also? Eine Versicherungsgesellschaft? Du bist tief gesunken mein Freund.’ Ich versuchte nicht zusammen zuzucken als Sammy plötzlich neben mir auftauchte. Trotzdem schien mir das nicht ganz zu gelingen, da mich meine Arbeitskollegin skeptisch ansah. Ich rang mich zu einem schwachen Lächeln durch und sie zuckte nur mit den Schultern und ging zu ihrem Schreibtisch. Die anderen Kollegen grüßend, ging ich zu meinem Büro. In dem Moment als Sammy das Schild neben meiner Tür sah, stöhnte er. ‚Oh nein. Buchhalter. Fabian, was ist nur aus dir geworden?’ Ich schloss die Tür hinter mir. „Ein arbeitender Mensch.“ ‚Ja, aber das ist der langweiligste Job, den man haben kann. Mathe, nur Mathe den ganzen Tag.’ Er machte ein angewidertes Gesicht. Im Grunde musste ich ihm ja Recht geben, auch ich empfand diesen Job als langweilig. Doch es war der Einzige, bei dem ich eine Zusage bekommen hatte. Zum Glück war Buchhaltung und Lohnverrechnung in unserem Lehrplan enthalten gewesen. Auch wenn ich nie dachte, das ich es jemals benötigen würde. Tja, so konnte man sich irren. „Buchhaltung ist etwas anderes als Mathe. Wenigstens verkaufe ich keine Versicherungen.“ ‚Das wäre sogar noch besser.’ Sammy verzog das Gesicht und sah sich in meinem Büro um. ‚Es sollte mich nicht wundern wenn ich mich irre, aber bitte sag mir das du dieses Büro erst vor ein paar Tagen bekommen hast.’ „Ich habe es schon seit zwei Jahren.“ Ich wusste genau worauf Sam anspielte. Dieses Büro hatte so gut wie keine persönliche Note. Ein Schreibtisch, ein dazupassender Sessel, ein paar Aktenschränke und ein Sessel vor dem Schreibtisch für die Besucher, die ich nie hatte. Das Einzige das zeigte, das dieses Büro benutzt wurde waren die Akten und Papiere, die auf dem Schreibtisch lagen. Vielleicht auch das Telefon, der Computer und die Schreibtischlampe, doch die waren bei der Einrichtung dabei gewesen. Vor dem Fenster waren keine Vorhänge, sondern nur diese Jalousien, wie sie alle Büros hatten. ‚Du bist wohl ein Gegner der persönliche Note oder wie erklärst du das?’ „Hier gibt es eine persönliche Note.“ Ich deutete auf einen Kaktus, der auf einem der Aktenschränke stand. Dabei ging ich zu meinem Sessel und legte meine Tasche auf die Schreibtischplatte. ‚Das ist keine persönliche Note, das ist erbärmlich.“ Kritisch musterte Sammy den Kaktus. ‚Außerdem braucht er Wasser.’ Ich wollte gerade etwas antworten, als sich die Tür öffnete und mein Chef eintrat. Nun, er war nicht mein Chef sondern dessen Stellvertreter, was keine Rolle spielte. Denn ich hatte wie die meisten Angestellten hier unseren Chef noch nie gesehen. Mit einem gemurmelten Gruß legte er einen Stapel Akten auf den Tisch. Wie nett, die Unterlagen für die Lohnverrechnungen. Ich verkniff mir den Kommentar, das ich diese schon letzte Woche benötigt hätte. „Das alles muss bis nächsten Freitag fertig sein.“ Dabei sah er mich herablassend an. „Natürlich.“ Also wieder Überstunden, doch solange er sie mir bezahlte, konnte es mir gleich sein. Schließlich erwartete mich ja niemand daheim und ich hatte eine Beschäftigung für das morgen beginnende Wochenende. Damit verließ er mein Büro. Na wenigstens hatte er sich kurz gehalten und nicht irgendetwas kritisiert. Es war wohl noch zu früh, um seinem Hobby nachzugehen. ‚Netter Kerl.’ Sammy streckte die Zunge heraus. Und das war ein vierundzwanzigjähriger Mann gewesen. Bei diesem Gedanken konnte ich nur den Kopf schütteln. Sam hatte sich seit der Schulzeit kein bisschen verändert. Irgendwie beneidete ich ihn um diese Einstellung, das war allerdings kein neues Gefühl. Ich hatte ihn schon immer um sein kindliches Gemüt beneidet. „Was war eigentlich deine Arbeit?“ Diese Frage war mir rausgerutscht, bevor ich sie verhindern konnte. Wahrscheinlich kam jetzt eine Antwort, bei der ich mir gleich wieder etwas erbärmlicher mit meinem Job vorkam. Sammy grinste. ‚Ich hab in dem CD Geschäft in der Innenstadt als Teilzeitverkäufer gearbeitet. Die Bezahlung war natürlich nicht super, doch es hat mir Spaß gemacht.’ Natürlich, wie konnte es auch anders sein? Sam hatte immer nur gemacht was er wollte und solange er es wollte. Seine Mutter musste eine Engelsgeduld haben, um diesen Lebensstil zu unterstützen. „Sammy ich muss jetzt arbeiten. Könntest du mich also in Ruhe lassen? Wenigstens bis Feierabend ist?“ Dabei machte ich eine wedelnde Bewegung, die meine Aufforderung nur unterstrich. Sammy verzog das Gesicht. ‚Na toll. Wieder mal werde ich abgeschoben.’ Trotzdem verschwand er zu meiner Erleichterung. Nun konnte ich mich endlich dieser Arbeit widmen, auf die ich gar keine Lust hatte. Doch sie brachte Geld. Mich mit diesem Gedanken motivierend, öffnete ich die erste Akte. Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. ‚Sag mal weißt du, das deine Kolleginnen dich langweilig finden?’ Mit einem leisen Laut, brach der Bleistift in meinen Fingern entzwei. Was machte er schon wieder hier? Erst vor einer halben Stunde hatte ich ihn doch erst hinausgeworfen. Nicht zum ersten Mal an diesem Vormittag. Doch wie ein Bumerang, kam er immer wieder zurück. „Wie oft soll ich es dir noch sagen Sam. Ich muss arbeiten.“ Den zerbrochenen Bleistift in den Mülleimer werfend, nahm ich einen Neuen zur Hand. Sam schwebte nur noch näher und warf einen Blick in den Mülleimer. ‚Sag mal könnte es sein, das du gereizt bist?’ „Nein, wie kommst du denn darauf?“ Hoffentlich klang meine Stimme so sarkastisch wie es beabsichtigt war. Dann hätte ich vielleicht wieder meine halbe Stunde Ruhe. ‚Dann ist es ja gut.’ Unschuldig lächelnd, zuckte Sam mit den Schultern. ‚Ach wegen deiner Kolleginnen,…’ „Ja?“ Nicht das mich deren Meinung interessierte. Die Meisten von ihnen waren dumme Hühner, deren IQ nicht einmal an ihre Körbchengröße heranreichte. Alles was sie machen mussten, war gut auszusehen und Versicherungen verkaufen. Ach ja und bei Bedarf mit ihrem Boss ins Bett zu steigen. Allerdings nutzte ich jede Chance um Sammy wieder loszuwerden, da konnte ich auch zwei Minuten meiner Zeit dafür aufwenden. ‚Die Meisten von ihnen finden dich langweilig. Du solltest etwas machen um dein Image zu ändern.’ Ich massierte mir leicht die rechte Schläfe. Leichte Kopfschmerzen machten sich bemerkbar, ein oft auftretendes Phänomen wenn ich arbeitete. Allerdings hatten sie heute einen anderen Grund, dessen war ich mir sicher. „Sam, ich arbeite hier. Ich komme am Morgen und gehe am Abend. Die einzige Kommunikation, die ich mit ihnen führe ist sie zu grüßen, wenn ich das Büro betrete oder verlasse. Und weißt du was, das ist mir nur Recht.“ Sammy sah mich eindringlich an. Irrte ich mich oder lag eine gewisse Trauer in seinem Blick. ‚Du bist zu bemitleiden Fabi. Doch das lohnt sich nicht, da du dir das selbst zuzuschreiben hast.’ Damit verschwand er wieder. „Bis in einer halben Stunde.“ Länger würde seine Abwesenheit ja leider nicht dauern. Sammy war schon immer ein sehr mitteilungsbedürftiger Mensch gewesen. Er war immer viel zu neugierig als gut für ihn gewesen war und erzählte seinen Freunden immer all seine Entdeckungen. Der bevorzugte Ansprechpartner war immer ich gewesen. Egal. Mit einem entschlossenen Kopfschütteln schob ich diese Gedanken beiseite. Solange Sammy nicht auftauchte, sollte ich diese Zeit nutzen um zu arbeiten. Ich klemmte einen Stapel Akten unter meinen Arm und schaltete die Schreibtischlampe aus. Mit einem letzten Blick auf die Uhr vergewisserte ich mich das ich noch in der Zeit lag. Gut, es war acht Uhr, ich würde eine der wenigen Straßenbahnen die noch fuhren erwischen. Der Büroraum meiner Kollegen war schon dunkel. Natürlich, diese verließen pünktlich um fünf Uhr ihren Arbeitsplatz. Es war selten, dass einer von ihnen Überstunden machte. Doch ich war nicht ganz alleine. Mit einem Kopfnicken grüßte ich die Putzfrau und verließ das Büro. Gerade noch rechtzeitig erreichte ich die Bahn und suchte mir einen Stehplatz direkt neben dem hinteren Ausgang. Lange fuhr ich nicht. außerdem gab es keinen freien Sitzplatz mehr. Bei meiner Station stieg ich aus und ging in meine Wohnung. Seufzend ließ ich meine Tasche neben der Tür auf den Boden sinken. Die Akten legte ich auf meinen Schreibtisch und die Schlüssel auf ihren dafür vorgesehen Platz. ‚Wurde ja auch Zeit. Sag mal das sind keine regulären Arbeitszeiten oder?’ Mein Blick irrte zu Sammy, der lässig in der Luft schwebte. Den ganzen restlichen Tag hatte er sich nicht mehr blicken lassen. Trotzdem war meine Arbeit kaum weitergegangen. „Nein, aber ich habe auch eine Menge Arbeit.“ Die Krawatte lösend, ging ich ins Bad und zog mich bis auf die Unterwäsche aus. Ein Blick in den Wäschekorb zeigte mir das es wieder Zeit für einen Besuch in meinem Elternhaus war. Meine Wäsche wusch nämlich noch immer meine Mutter, sie bestand darauf. Sie meinte immer, wenn sie das nicht machte, würde sie mich wohl gar nicht mehr sehen. Damit hatte sie wahrscheinlich sogar Recht, obwohl ich das nicht beabsichtigte. Ich ging ins Schlafzimmer und zog mir ein Shirt und eine Trainingshose an. Es war einfach bequemer so. Sammy, der mir gefolgt war, sah mich ungläubig an. ‚Das ist nicht dein Ernst oder? Es ist Freitag Abend!’ „Ja.“ Wo lag das Problem? Er sah mich ja so an, als würde ich gerade ein Sakrileg begehen. ‚Du bist vierundzwanzig, jung, gesund und ich würde sogar sagen gutaussehend. Es ist Freitag Abend, da kannst du doch nicht daheim bleiben.’ „Doch, genauso sieht mein Plan aus.“ Die Türklingel läutete und gab mir einen guten Vorwand die Unterhaltung mit Sammy abzubrechen. Ich sah durch den Spion und öffnete die Tür. „Hallo Simon.“ Damit wand ich mich auch schon wieder ab und ging wieder ins Wohnzimmer zurück. „Man, weißt du wie peinlich es ist mit dem Ding in der Bahn zu fahren?“ Simon stellte den vollen Wäschekorb auf den Küchentisch. bevor er mir folgte. „Spätestens morgen oder übermorgen hätte ich ihn geholt.“ Ich schaltete den Fernseher an, da ich wusste, das Simon nur gekommen war um die Zeit totzuschlagen. Sobald sich seine Freunde meldeten war er wieder fort. „Also die ganze Peinlichkeit umsonst.“ Er ließ sich auf das Sofa fallen. Sein Blick lag kurz auf dem Fernseher, bevor ich unvermittelt seine Aufmerksamkeit wiederhatte. „Du, Brüderchen?“ „Nein, du bekommst mein Auto nicht.“ Es war jedes Mal das Gleiche. Wenn Simon oder Lukas diesen Ton anschlugen, wollten sie meistens etwas. Mit zwei jüngeren Brüdern war man echt gestraft. „Na ja, ich musste es versuchen.“ Simon schnappte sich die Fernbedienung un zappte durch die Kanäle. „Lukas?“ Dieser Name alleine war schon eine Frage und eine berechtigte. Es verwunderte mich schon, da sie sonst immer zu Zweit auftauchten und auch gemeinsam weggingen. Eigentlich selten bei diesem Altersunterschied, immerhin trennten sie drei Jahre voneinander. Uns alle trennten drei Jahre voneinander. „Hausarrest. Er hat die letzte Prüfung verhauen und solange er noch unter Mutters Dach wohnt…“ „… hat er ihre Regeln zu befolgen.“ Ich beendete den Satz schon automatisch für ihn. Das war eine ganz alte Regel bei uns, die schon seit meiner Kindheit galt. So wie wohl auch in allen anderen Familien. „Macht er nicht seinen Abschluss dieses Jahr?“ Simon zuckte nur mit den Schultern. „Möglich, ja ich glaube schon.“ Typisch, wenn das Thema auf Schule oder Studium kam, verlosch das Interesse meiner Brüder rasch. Es war also sinnlos Simon nach seinem Studium zu fragen. Wahrscheinlich hatte er sowieso nur wieder die Richtung gewechselt. Es fiel ihm einfach schwer sich festzulegen. Irgendwie erinnerte mich das an jemanden. Mein Blick glitt suchend durch den Raum und fand Sammy direkt neben meinem Bruder. ‚Er will heute Abend fortgehen. Lass uns mitgehen.’ Anscheinend konnte er nicht nur meine Gedanken lesen, sondern auch die meines Bruders. Es beruhigte mich, das ich nicht sein einziges Opfer war. Trotzdem gefiel mir sein Vorschlag nicht. Ich schüttete nur den Kopf. Eine deutliche Absage für meinen Freund. ‚Och bitte. Lass uns mit ihm mitgehen.’ „Nein.“ „Was?“ Simon sah mich fragend an. Erst jetzt bemerkte ich, das ich das letzte Wort laut gesagt hatte. „Nichts. Ich muss noch etwas erledigen.“ Damit ging ich in mein Schlafzimmer, dicht gefolgt von Sammy. ‚Bitte. Du kannst doch an einem Freitag Abend nicht einfach so daheim bleiben. Das gehört sich nicht für einen Mann in deinem Alter.’ Sam schwebte vor mir in der Luft und sah mich flehend an. „Nein. Ich bin erwachsen, ich habe keine Zeit und Lust meine Freizeit in verrauchten Kneipen zu verplempern.“ Entschlossen verschränkte ich die Arme vor der Brust. ‚Bitte.’ „Nein und das ist mein letztes Wort.“ Sammy sah mich sauer an. ‚Okay ich wollte ja nicht zu diesem Mittel greifen aber in Anbetracht der Dinge, bleibt mir keine andere Wahl. Dann muss ich dich eben nerven bis du mitgehst.’ Ach, da gab es noch eine Steigerung? Das war nur schwer vorstellbar. „Das machst du doch die ganze Zeit.“ ‚Und ob ich das noch steigern kann.’ Sammy holte tief Luft, was bloß Show war. Immerhin benötigte Sam ja keine Luft mehr, ebenso wenig wie Schlaf oder Essen. ‚Was jetzt kommt hast du dir selbst zuzuschreiben, mein Freund.’ Damit begann er zu singen. Ich hielt mir die Ohren zu bei diesem Krach. Sam war schon immer unmusikalisch gewesen, doch nun legte er es geradezu darauf an so falsch und laut wie möglich zu singen. Das war wohl mein ganz persönlicher Poltergeist, wie ich ihn hasste. „Schon gut, ich werde ihn fragen. Aber wenn er ablehnt hörst du damit auf.“ Wie auf Kommando verstummte Sam und lächelte. ‚Alles klar.’ Die Tür öffnend sah ich zu meinem Bruder. „Sag mal Simon, kann ich heute Abend mit euch mitgehen?“ Simon sah mich überrascht an und blinzelte. Fast so als müsse er diese Nachricht erst einmal verdauen. Das war nicht weiter verwunderlich, da ich ihn sonst nie so etwas fragte. Hoffentlich erntete ich eine Absage von ihm. Ich wollte wirklich nicht mitgehen. „Warum nicht? Da Lukas nicht kann, fehlt uns ein Mann. Es lohnt sich nicht mit einer zu kleinen Gruppe wegzugehen. Mach dich nur fertig.“ „Danke.“ Ich verzog das Gesicht und schloss die Schlafzimmertür hinter mir. Seufzend lehnte ich mich dagegen. Neben mir klatschte Sammy in die Hände. ‚Toll, wir gehen fort.’ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Gelangweilt nippte ich an einem Drink, also war ich doch hier. Mein Bruder hatte mich hier abgesetzt und sich auf die Suche nach seinen Freunden gemacht. Nur irgendwie war er seitdem verschwunden. Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Ein neuer Rekord, er war schon seit einer Stunde verschwunden. Bis jetzt hatte er es immer nur gewagt mich eine halbe Stunde alleine zu lassen. Doch wen interessierte es, ich war ja nicht freiwillig hier. ‚Die ist ja niedlich, was sagst du?’ Sam schwebte hinter mir in der Luft und sah sich interessiert um. Er bewegte sich ununterbrochen, da ich ihn ständig mit den Augenwinkeln bemerkte. Ich seufzte, eine lästige Angewohnheit in letzter Zeit. Warum konnte er nicht einmal ruhig sein. „Die Mädchen hier interessieren mich nicht.“ Die Worte waren nur gemurmelt, doch ich wusste das Sam sie verstand. Wofür konnte er sonst Gedanken lesen? Sein Problem war nur, das er sie nicht verstehen wollte. ‚Ach nun schmoll doch nicht die ganze Zeit. Sieh dir lieber die Aussicht hier an.’ Man sollte doch meinen, das die Hormone aufhören zu wirken wenn man starb? Sam hatte eindeutig noch zuviel davon. Wieso sollte er sich sonst so für die Mädchen hier interessieren? Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich wand den Kopf, um den Besitzer dieser Hand zu sehen. Simon setzte sich neben mich auf den freien Barhocker. „Hätte ich gewusst, wie du da hängst, dann hätte ich dich daheim gelassen.“ „Merk dir deine Worte bitte für das nächste Mal.“ Dann würde mich Sam nicht mehr erpressen können. Seit er die Zusage von Simon bekommen hatte, war er nicht ruhig zu bekommen. Wie ein kleines Kind konnte er weder ruhig sein, noch still an einem Ort verharren. Noch dazu hatte er etwas an meinen Kleidern auszusetzen, was dazu führte, das ich mich viermal umziehen musste. Das alles nur, um seinen Ansprüchen gerecht zu werden. Mein Bruder sah mich verwundert an und winkte dann jemanden zu sich. „Ich stell dir jetzt ein paar meiner Freunde vor.“ Ein gemischte Gruppe von acht Leuten kam zu uns und unter nennen unseres Namens, begrüßten wir uns. Es war etwas ungewohnt, vor allem das die Mädchen mich sofort mit einem Wangekuss begrüßten. Als ich in dem Alter gewesen war, ging man damit noch etwas sorgsamer um. Allerdings waren das noch die Zeiten mit Sammy gewesen. Wenn ich mich nun daran erinnere, wären wir froh gewesen, wenn wir einen Kuss, egal wohin bekommen hätten. Einer von Simons Freunden führte uns zu einem Tisch, wo wiederum ein paar Leute auf uns warteten. Im Endeffekt waren wir eine Gruppe von zwölf Leuten. Dabei fühlte ich mich schon bei mehr als fünf Menschen unwohl. Sam war natürlich in seinem Element. Er schwebte zwischen den Menschen herum und hörte mal hier zu und mal dort. Es war interessant seine Mimik dabei zu beobachten. Er hatte sich nicht geändert. Wie früher konnte man an seinem Gesichtsausdruck ablesen was er dachte oder von dem Anderen hielt. Ein Junge neben mir sprach mich an und stellte sich noch einmal vor. Na ja, es konnte ja nicht schaden, wenn ich mich mit ihm unterhielt. Kontakte, selbst solche, konnten sich immer auszahlen. Zehn Minuten später waren er, seine Bekannte und ich in eine interessante Konversation verstrickt. Im Grunde ging es nur um belanglose Dinge, doch seltsamerweise gefiel es mir. Das überraschte mich, da ich noch nie viel auf Smalltalk hielt. Das waren Dinge, die ich immer Anderen überließ. Eigentlich war das blöd, da ich so nie neue Leute kennen lernte. Bis jetzt war mir das aber egal gewesen. Mein Bruder tippte mir auf die Schulter und ich wand mich leicht zu ihm um. Er beugte sich zu meinem Ohr um mir etwas zuzuflüstern. Soweit das eben bei diesem Lärm ging. „Ich freue mich für dich. Fabi. Doch als Bruder lass mich dir einen Rat geben. Er fällt nicht in dein Beuteschema. Für ihn zählt nur seine schwangere Freundin.“ Ich nickte nur stumm. Na toll, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Bis jetzt war es nur ein nettes Gespräch mit einem Jungen und dessen Bekannter gewesen. Wie konnte Simon da nur so etwas hineininterpretieren? Es drehte sich nicht alles um Sex, wie bei ihm. Mit einemmal fühlte ich mich so beobachtet und drehte meinen Kopf zur Seite. Sam schwebte neben mir und sah mich aufmerksam an. ‚Was meinte Simon eben damit?’ Verlegen wand ich meinen Blick wieder von ihm ab und betete, das er in diesem Moment nicht meine Gedanken lesen konnte. Das war etwas von mir, das er nie herausfinden würde. Zwanghaft versuchte ich wieder an das Gespräch von eben anzuknüpfen. Was gar nicht so einfach war, wenn ein Geist ständig um einen herumschwebte. ‚Fabian. Fabi. Hey du kannst mich nicht so einfach ignorieren. Fabian ich rede mit dir. Was hat Simon gemeint?’ Ich redete mir zwanghaft ein, das ich ihn ignorieren konnte. Leider führte das nur dazu, das ich ihn umso deutlicher wahrnahm. Warum konnte er die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen? Doch das war zu meinem Leidwesen nicht seine Art, er musste alles hinterfragen, das war beinnahe krankhaft bei ihm. Mit einer etwas laschen Entschuldigung stand ich auf und verließ das Lokal. Diese Sache wollte ich nicht zwischen vielen Leuten regeln. Es gab schon genug Menschen, die mich für sonderbar hielten auch ohne das ich mich mit der Luft unterhielt. Außerhalb des Clubs suchte ich mir eine Seitenstraße, die nur selten frequentiert wurde. „Okay, was willst du?“ Sam sah mich nur ernst an. ‚Was hat Simon mit seiner Bemerkung zu dir gemeint?’ „Das hast du doch gehört oder? Er meinte das der Junge seiner Freundin treu ist.“ Sollte Sammy doch seine Schlüsse daraus ziehen. Ich würde ihm keinen Schritt entgegenkommen, nicht bei diesem Thema. Meine sexuelle Ausrichtung war immerhin meine Angelegenheit. ‚Warum hat er das gesagt? Das ist eine ziemlich unwichtig für einen Jungen meinst du nicht? Es sei denn…’ Sam stockte mitten im Satz und sah mich schockiert an. ‚Du bist schwul!’ Irgendwie war es seltsam. Als ich mich bei meiner Familie geoutet hatte, war ich mit einer Menge Reaktionen konfrontiert worden. Ebenso als es in meinem damaligen Freundeskreis herausgekommen war. Es waren positive, wie auch negative Reaktionen gekommen, doch keine hatte mich so getroffen wie Sams. Seine Worte trafen mich wie Gewehrkugeln, jede ein tödlicher Treffer. Vor allem mit diesem schockierten Blick, der deutlich sagte was er von dieser Erkenntnis hielt. „Und? Was geht es dich an?“ ‚Warum hast du mir das nicht gesagt?’ „Warum hätte ich? Es hätte nichts zwischen uns geändert. Zu der Zeit als ich es herausfand hatten wir keinen Kontakt mehr. So etwas erzählt man nicht Jedem.“ Ich hatte es kurz nach meiner Trennung von Sam herausgefunden. Ja, das schon aber es bedeutete nicht das ich mir Sammys Annäherungen eingebildet hatte. Damals war sicher nichts von mir ausgegangen, dafür hatte ich viel zuviel Angst gehabt. Angst vor dem, was sich zwischen uns durch so etwas ändern würde. Bei meinen Worten wirkte nun Sammy getroffen. ‚Ich war dein Freund, nicht nur jeder. Du hättest mir alles erzählen können. Ich habe doch nur auf so ein Zeichen gewartet.’ Also doch. Ich hatte es mir nicht eingebildet. „Du hast eine Freundin.“ Das war irgendwie das Einzige, das mir darauf einfiel. Ein absolut logischer Einwand und doch wirkte er fehl am Platz. Die Hände leicht hebend sah Sam mich eindringlich an. ‚Ich bin bi, nun ich war es. Zu sagen ich hätte Sindy nicht geliebt ist falsch, doch sie war nie meine erste Wahl. Du warst meine erste Liebe, nur ein Zeichen von dir und du hättest mich haben können.’ Jetzt war ich also an allen Schuld? Im Stillen musste ich Sam Recht geben. Ja, ich war feige gewesen, doch auch jung, da machte man dumme Sachen. Allerdings war es jetzt wohl zu spät, um noch etwas daran zu ändern. Sam war tot und nichts änderte etwas daran. „Ich hatte eben Angst, das sich etwas zwischen uns ändern würde. Aber das ist doch jetzt auch schon egal.“ Meine Stimme klang müde und das war ich auch. Es waren einfach zu viele Informationen, die auf einmal auf mich einprasselten. Ebenso gab es auch noch soviel das ich wissen wollte und das mir keine Ruhe ließ. Doch nun hatte ich einfach keine Kraft mehr dafür, ich fühlte mich ausgebrannt. ‚Das sich etwas zwischen uns ändern würde? Natürlich hätte sich etwas zwischen uns geändert, doch das wäre nichts Negatives gewesen.’ „Woher hätte ich das wissen sollen? Ich wusste ja selbst nicht einmal, was meine Gefühle bedeuteten. Ich hatte Angst vor mir selbst.“ Ein Geräusch etwas von mir entfernt, ließ mich aufschrecken und ich sah in das verwirrte Gesicht eines jungen Mannes. „Was ist los, noch nie jemanden Selbstgespräche führen sehen? Hau ab!“ So mit Fremden zu reden war eigentlich nicht meine Art. Aber dieses Gespräch war eindeutig privater Natur. Mit einem gemurmelten Schimpfwort wand sich der Mann um und ging wieder. Wenigstens das klappte reibungslos. ‚Deswegen hast du den Kontakt mit mir total abgebrochen? Das erschien dir die richtige Lösung? Fabian, du hast keine Ahnung wie weh du mir damit getan hast.’ Sam legte eine Hand an seine Brust, eine Haltung die man ziemlich oft in solchen Situationen sah. Glaubte er etwa, nur ihm hätte es weh getan? Die Entscheidung war mir beileibe nicht leicht gefallen. Sam war nichts anderes übrig geblieben als zu warten, ich hatte alle Möglichkeiten um ihn zu erreichen. Nein, es war mir nicht leicht gefallen vor dem Telefon zu stehen und nicht seine Nummer zu wählen. „Das spielt doch keine Rolle mehr. Du bist tot Sam, es ist zu spät.“ Sam seufzte tief. ‚Da hast du wohl Recht. Jetzt ist es auch schon egal.’ „Ich will heim.“ Nun hatte ich wirklich keine Lust mehr weiterzufeiern. Ich schrieb meinem Bruder eine kurze Sms und machte mich auf den Heimweg. Diesmal hatte Sam keine Einwände. Als wir in der Straßenbahn waren schwebte Sam neben mir. ‚Weißt du eigentlich hättest du mir das früher sagen können. Dann hätte ich anstatt auf Mädchen, eher auf die Jungs geachtet.’ Ich lächelte leicht, ein schwacher Abklatsch von dem Lächeln, das Sam inzwischen wieder zeigte. Er war wirklich leichtfertig was solche Dinge anging. Ob das mit seinem Zustand zusammenhing, oder war das schon immer so gewesen? Es gab viele Wesenszüge, die ich an ihm kannte und doch entdeckte ich seit unserem Zusammentreffen auch viele neue Dinge, die mir fremd waren. Doch ich musste mir eingestehen, das ich es interessant fand, diese neuen Wesenszüge zu entdecken. ‚Weißt du, wir könnten doch morgen die Spiele auf meiner Liste besorgen. Vielleicht laden wir deine Brüder ein, dann können wir sie mit ihnen gemeinsam spielen.’ „Ich werde darüber nachdenken.“ Diese Idee hörte sich gar nicht einmal so schlecht an. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. „Nein Mutter, ich werde schon auf sie aufpassen.“ Ich seufzte genervt. „Ja ich werde mich melden wenn sie nicht rechtzeitig hier sind. Bye Mama.“ Mit einem erleichterten Laut, legte ich auf. Die Gespräche mit meiner Mutter waren immer ein kleiner Kampf. Seit ich ausgezogen war, wurden sie mit jedem Mal länger. Kein Wunder, sie vermisste mich, ich sie doch auch. Doch jedes Kind musste sich einmal von seinen Eltern abnabeln. Manche machten das freiwillig, andere nur unter Zwang. Ich war so ein Mittelding. Ich war nur ausgezogen, weil ich es für das Beste hielt, um meine Mutter zu entlasten. Also durften meine Brüder kommen, gut das würde meine persönliche Heimsuchung etwas beschäftigen. Ich hatte Sam zwar versprochen mit ihm Computerspiele zu spielen, doch das ließ sich mit diesem Berg an Arbeit kaum bewerkstelligen. Ich holte eine Schüssel aus einem Regal und füllte sie mit Chips, die ich extra heute noch besorgt hatte. Diese stellte ich mit einer Flasche Cola ins Wohnzimmer auf den Boden vor dem Fernseher. Das und die Spielkonsole genügten, um meine Brüder einen ganzen Nachmittag zu beschäftigen. Zum Glück waren sie sehr genügsam. ‚Und?’ Erwartungsvoll schwebte Sam in der Luft und sah mir zu. „Glaubst du ich mache das hier zu Spaß? Natürlich dürfen sie kommen.“ Ich ging zu meinem Schreibtisch und begann meine Unterlagen zu ordnen. Zumindest das konnte ich nun noch erledigen. ‚Sag mal laufen alle deine Wochenenden so ab? Gehst du nie fort?’ „Warum sollte ich?“ Ich war derzeit zufrieden mit meinem Leben. Ich hatte keine Verpflichtungen einem anderen Menschen gegenüber, war gesund und hatte eine Arbeit. Ich war unabhängig, wünschte sich das nicht jeder Mann? ‚Ja, aber du hast eine völlig falsche Motivation dafür. Ein Mann will unabhängig sein, um seinen Spaß zu haben. Nicht um sich in seiner Wohnung zu verkriechen. Man sollte in deinem Alter weggehen und Spaß haben. Was willst du einmal deinen Kindern erzählen? Meine Jugend war ruhig?’ Ungläubig sah er mich an. „Lies nicht meine Gedanken.“ Wie ich das hasste. Verstand Sammy die Worte Privatsphäre nicht oder wollt er sie einfach nicht verstehen? ‚Zweiteres.’ Mit einem engelsgleichen Lächeln lies sich Sam auf die Couch nieder. Nun wahrscheinlich schwebte er darüber so das es danach aussah. Durch feste Dinge glitt er ja einfach hindurch. „Ich dachte außerdem seit gestern wäre klar, das ich keine Kinder haben werde.“ Sam hatte unser Gespräch sicher nicht vergessen. Ich hatte es zumindest noch deutlich in Erinnerung. ‚Du schon. Es gibt doch diese heimlichen Schwulen. Du bist einer davon.’ Den Kopf zu mir drehend sah Sam mich an. ‚Einen Mann wirst du mit dieser Einstellung nicht finden. Entweder bleibst du dein Leben lang alleine, oder du findest eine Frau, die dich erträgt. Um nicht aufzufallen wirst du ihr ein, zwei Kinder schenken und dann wird sie dich verlassen. Dein Leben ist so gut wie vorbestimmt, das muss dich doch beruhigen?’ Das tat es überhaupt nicht. Wer wollte schon so ein Leben? Doch im Moment gefiel es mir so wie es war. Ich brauchte weder einen Mann noch eine Frau an meiner Seite. Ich hatte einen Geist und das war schon mehr als ich wollte. Trotzdem würde ich Sam nicht zeigen wie unangenehm mir diese Zukunftsaussichten waren. „Ja du hast Recht, es beruhigt mich ungemein.“ Innerlich hoffte ich, das er nicht gerade in diesem Moment meine Gedanken las. Denn dann wäre meine Lüge sinnlos. Ich hob zwei Hüllen vom Couchtisch und öffnete eine. „Sind das auch wirklich die Spiele auf deiner Liste?“ Sam nickte. ‚Sicher. Ich habe sie doch selbst ausgesucht.’ Genau, unser Besuch in der Videothek hatte vielleicht mehr angerichtet als gut war. Sam hatte eine Menge anderer Spiele gesehen, die er nun auch versuchen wollte. Um seine Liste nicht noch mehr zu verlängern, hatte ich das Geschäft so schnell wie möglich verlassen. Diese zwei Spiele allerdings passten perfekt zu Sam. Das eine war ein alter Final Fantasy Teil und das Andere das neueste Zelda Spiel. Das war so typisch für ihn. Früher wollte er ja auch immer ein Held sein. Allerdings glaubte ich nicht, das ich das an einem Wochenende schaffen würde. Nun wohl eher meine Brüder. Als wäre das ein Stichwort gewesen, klopfte es an der Tür. Ich ging zur Tür und warf einen Blick durch den Spion. Wow, sie hatten sich wirklich beeilt. Die Tür öffnend, fragte ich mich mit welcher Drohung meine Mutter das geschafft hatte? „Man am Samstag Vormittag mit der Bahn zu fahren ist eine Zumutung. Warum lassen sie gerade da die ganzen Senioren und Mütter raus? Geht das nicht, wenn ich in der Schule bin?“ Mich mit einem Kopfnicken grüßend, trat Lukas ein. Simon folgte ihm lächelnd. „Glaubst du nicht, das drei Tage in der Woche ein bisschen wenig Ausgang sind?“ Ich seufzte. Das war bei uns die übliche Begrüßung. Keinerlei Grußworte für den Gastgeber, sondern gleich ein Thema anschneiden sobald man die Wohnung betrat. „Sollten das nicht eigentlich fünf Tage sein?“ Simon legte den Kopf lächelnd schief. „Und nun weißt du warum er Hausarrest hat.“ Lukas wand sich zu mir und Simon um. „Das habe ich weil Mama wieder einmal ihre Hormonwallungen hat. Sch… Wechsel.“ Also das war mir neu. Es war ein wenig früh für diese Phase oder? So alt war meine Mutter doch noch gar nicht. Ich runzelte die Stirn und schloss die Tür hinter mir. „Schon?“ Simon verdrehte die Augen. „Du hast keine Ahnung Brüderchen. Das Haus gleicht im Moment einem Pulverfass. Ich würde den nächsten Besuch etwas hinauszögern.“ „Ja, drei, vier Jahre.“ Lukas setzte sich auf die Couch. Direkt neben Sammy, der das Ganze belustigt verfolgte. ‚Weißt du, ich mochte deine Brüder schon immer.’ Natürlich, sie waren richtige Frohnaturen. Man musste sie einfach mögen oder hassen, die Meinungen gingen da auseinander. Neben ihnen war ich immer untergegangen, doch damit hatte ich mich schon seit Jahren abgefunden. „Also, was willst du von uns?“ Simon sah mich fragend an. „Es geht dir doch sicher nicht darum, Zeit mit uns zu verbringen.“ Lukas lachte kurz, humorlos auf. „Das wäre ja etwas ganz was neues.“ Lukas Kommentar traf mich schon etwas. Doch leider hatte er damit Recht, in letzter Zeit hatte ich sie etwas vernachlässigt. Nun eigentlich betrug diese Zeitspanne schon einige Jahre. Wir waren einfach zu unterschiedlich um länger zusammen zu sein. Besser gesagt, ich ertrug ihre frohe, immer aufgedrehte Art nicht. „Ich benötige eure Hilfe.“ Gute Miene zum bösen Spiel machend, deutete ich auf die zwei Hüllen, die ich noch immer in der Hand hielt. „Ein Freund hat mich um meine Meinung gebeten. Er will wissen was ich von diesen zwei Spielen halte. Leider kann ich sie nicht durchspielen, weil ich eine Menge Arbeit habe. Deswegen könntet ihr sie doch spielen und mir dann sagen was ich ihm sagen soll?“ Das war zumindest die Erklärung, die ich mir zusammen mit Sam ausgedacht hatte. Das klang logisch und glaubwürdig. „Jemand der deine Meinung zu einem Computerspiel will, muss selbst ein ziemlicher Laie sein. Was haben wir denn da?“ Grinsend nahm mir Simon die Spiele ab. Eine der Hüllen gab er Lukas. Dieser öffnete seine und seine Augen weiteten sich überrascht. „Man das ist ja noch für die erste Playstation.“ Das stellte wirklich kein Problem dar, da ich diese Konsole noch besaß. Doch meinen Bruder überraschte wohl eher die Tatsache, das noch jemand so alte Spiele spielte. „Der hier ist schon besser.“ Damit zeigte Simon seinem Bruder das zweite Spiel. „Ja, das spielen wir.“ Lukas drehte bereits den Fernseher auf. Also Zelda, hoffentlich beschäftigte es Sam eine Weile. Er wollte es ja spielen, eigentlich zusehen, mehr konnte er ja nicht mehr. Simon nahm sich einen der Joysticks und setzte sich neben Lukas. „Ich fange an und in einer halben Stunde darfst dann du.“ „Deal.“ Der Jüngere nickte zustimmend. Dann war ja alles geregelt. Inzwischen war ich sowieso schon zur Nebensache geworden. Meine Brüder waren zufrieden und Sam glücklich. Also musste ich mir um die Kinder keine Sorgen mehr machen. Ich schrieb meiner Mutter noch schnell eine SMS, mit der versprochenen Rückmeldung, bevor ich mich an den Computer setzte. Mit einem Seufzen zog ich die Blätter zu mir. Die Kommentare meiner Brüder und den Lärm des Fernsehers, konnte ich Dank jahrelangen Training erfolgreich ausblenden, so das dies kein Problem darstellte. Wenn ich immer Ruhe benötigt hätte, wäre ich in unserem Haus nie zum Lernen gekommen. Eine Stunde lang ging das auch gut, dann hörte ich plötzlich Lukas laut fluchen. Diese Lautstärke konnte man nicht mehr ausblenden. Ich warf einen Blick auf den Bildschirm und sah gerade noch wie seine Figur von einer Riesenpflanze getötet wurde. Das wievielte Mal war das wohl schon? „Mensch Lukas, ich dachte du kannst spielen?“ Simon grinste spöttisch. Sam hingegen sah nachdenklich auf den Bildschirm. „Dann mach du es doch, wenn du glaubst du schaffst es.“ Damit warf ihm Lukas ärgerlich das Bedienungselement in den Schoß. „Sicher doch.“ Mit diesen Worten nahm Simon den Joystick in die Hand. „Schau einem Profi zu und lerne.“ Auch ich sah dem selbsternannten Profi zu und lächelte, als dieser ebenfalls das gleiche Ergebnis erzielte wie Lukas zuvor. Sam drehte sich zu mir um. ‚Ich glaube das wird länger dauern.’ Ich nickte zustimmend und wand mich wieder dem Bildschirm meines Computers zu. Dabei startete ich mein Internet und wartete darauf, das sich eine Verbindung aufbaute. Auf einer der gewohnten Suchseiten gab ich den Namen des Spieles ein und wartete auf ein Ergebnis. Schnell erzielte ich einige Treffer, so auch Seiten mit den gesuchten Lösungen. Mit der Maus fuhr ich zu der gesuchten Stelle und las mir durch, wie man diesen Gegner besiegen konnte. Lächelnd stand ich auf und ging zu meinen Brüdern. Simon startete gerade einen weiteren Versuch, während Lukas ihm ständig irgendwelche Tipps gab. Natürlich tat Simon das, was alle Brüder in solchen Situationen machten. Er ignorierte ihn. Ich tippte Simon auf die Schulter. „Darf ich einmal?“ Ungläubig sah mein Bruder mich an. „Du? Glaubst du allen Ernstes du bist besser als ich?“ Gespielt nachdenklich sah ich kurz in die Luft, bevor ich nickte. Früher war ich ein ziemlich guter Spieler gewesen. Immerhin hatten Sam und ich selbst nichts besseres zu tun gehabt als irgendwelche Spiel zu spielen. Nur mir war nach unserem Bruch irgendwie die Lust daran vergangen. Alleine machte das Spielen ja auch keinen Spaß. Simon hielt mir die Steuerung hin. „Dann bitte, versuch dein Glück.“ Ich setzte mich neben meinen Bruder und begann das Spiel. Natürlich schaffte ich es nicht auf Anhieb, doch ich kam weiter als meine Brüder. Den Lösungen sei Dank. Als meine Figur tot auf dem Boden lag, stöhnte Lukas. „Das war knapp.“ „Das schaff ich auch.“ Simon nahm mir die Steuerung ab und startete einen neuen Versuch. Gespannt sahen Lukas, Sam und ich ihm zu. Es war ein seltsam vertrautes Gefühl so zusammen zu sitzen. Wie früher, wenn ich mit Sammy gespielt hatte. Es war wirklich eine andere Atmosphäre wenn man alleine oder in der Gruppe spielte. So zusammen hatte ein Spiel die Macht einen richtig zu fesseln. Gelassen beschloss ich dieses Gefühl zu genießen, solange es anhielt. Die Arbeit lief mir schon nicht davon. Im Moment hatte ich viel zuviel Spaß. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. „Also du hast dich wirklich verändert. Das kann so bleiben.“ Lukas klopfte mir auf die Schulter während er aus der Wohnung ging. „Morgen wieder? Irgendwie muss ich meine Ehre ja wiederherstellen.“ Simon grinste als er Lukas folgte. Ich nickte nur und schloss die Tür hinter ihnen. Es war erstaunlich. Zum ersten Mal seit Jahren hatte ich völlig die Zeit über einem Videospiel verloren. Das war mir schon ewig nicht mehr passiert. Ich hatte völlig vergessen wie sehr das einen in seinen Bann ziehen konnte. Zusammen mit Freunden in einer anderen Welt zu versinken und sich gegenseitig anzustacheln. Es war seltsam, man vergaß darüber jegliche Bedürfnisse wie essen und trinken. Ich war nicht einmal müde. Warum hatte ich das vergessen? Mein Blick fiel auf Sam. Ach ja, weil mir der richtige Partner dafür gefehlt hatte. Sam sah mich mit einem selbstsicheren Lächeln an. ‚Und? War es so schlimm?’ Eigentlich sollte ich lügen, schon alleine um ihm seine Überheblichkeit auszutreiben. Nur das hatte keinen Zweck, wenn er wieder meine Gedanken las. „Nein, aber das ist nicht dein Verdienst. Ich habe mich selbst dafür entschieden.“ ‚Wenn du meinst.’ Er lächelte zufrieden und schwebte im Schneidersitz sitzend in der Luft. ‚Sag mal wissen deine Brüder das du betrügst?’ Sam legte seinen Kopf bei dieser Frage leicht schief und sah mich abwartend an. „Ja, das machen sie ja auch. Oder glaubst du Lukas hat sich zum Spaß in den Pausen mit seinem Handy beschäftigt?“ Nein, ich kannte meinen Bruder und war noch nicht so veraltet um nicht zu wissen das das sinnlose Tastendrücken danach Cheats waren. Simon und Lukas lagen in einem ständigen Kampf miteinander, wer der Beste war. Das zeigte sich in allen Bereichen des Lebens, außer den schulischen. Mich sahen sie nicht als Konkurrenz, weswegen sich keiner von ihnen mit mir messen wollte. ‚Weißt du, wenn nicht einmal meine Brüder mich als Konkurrenz ansehen würden, würde ich mir Sorgen machen.’ „Du hast keine Brüder. Nur eine Schwester warum suchst du nicht die heim? Sie wäre sicher froh dich wieder zusehen.“ Entweder das, oder sie war froh diesen Quälgeist los zu sein. Ich schüttelte den Kopf. Nein, so etwas durfte ich nicht denken. Das war pietätlos. ‚Nein, ich bin für …’ Sam hielt inne und schüttelte sanft lächelnd den Kopf. ‚Wohl eher wegen dir hier. Nicht wegen Diana, sie braucht keinen Beistand.“ „Bist du dir da sicher?“ Ich sah ihn zweifelnd an. Irgendwie hatte ich seine Schwester nicht gerade als gefestigtes Wesen in Erinnerung. Sam nickte. ‚Ja, sie hat ihr Leben dreimal verpfuscht. Zweimal mit demselben Mann und einmal mit einem Anderen. Doch sie hat sich jedes Mal wieder gefangen und von vorn begonnen. Sie ist wie Phönix der aus der Asche aufersteht, nur um dann wieder zu verbrennen.’ Er grinste und zuckte die Schultern. ‚Doch das ist eben sie und ich finde das ist keine schlechte Art zu leben.’ Es war erstaunlich mit welcher Leidenschaft er von seiner Schwester sprach. Ich wusste immer das er ihr sehr nahe stand, doch selbst hatte ich nie viel Sympathie für Diana aufbringen können. Erstens sagte mir ihr Lebensstil nicht zu und Zweitens hatte sie einen Blick für das nicht so offensichtliche. Schon damals hatte ich Angst, sie würde meinen Gefühlen einen Namen geben, deswegen hielt ich mich von ihr fern. „Ihr seid euch ähnlich. Keinerlei Verantwortungsbewusstsein.“ Noch immer verschwand das Lächeln nicht aus Sams Gesicht. ‚Danke. Aber es stimmt. Wir beide leben für den Moment und das mit ganzem Herzen. Was ist daran so falsch?’ Es war eine durchaus beneidenswerte Einstellung, doch es passte nicht zu meiner Einstellung. Diese war genau das Gegenteil und das war gut so, denn nur diese Einstellung brachte einen in dieser Welt weiter. Träumer wie Sam und seine Schwester gingen irgendwann einmal unter. „Du vergisst nur, das du tot bist. Diese Art zu leben hat dir also nicht viel gebracht.“ Sammy hob eine Augenbraue. ‚Also ich behaupte einmal das ich mehr Spaß in meinem Leben hatte als du je haben wirst. Zumindest wenn du in dieser Art weitermachst.’ Irgendwie schaffte es dieser Geist immer wieder mich zu reizen. Damit war auch meine gute Laune von zuvor verflogen. „Wer oder was gibt dir eigentlich das Recht mich zu kritisieren? Ich habe das doch auch nie gemacht.“ Nun zumindest nicht bis zu ihrem Treffen am Friedhof, doch seitdem machte Sam ja auch nichts anderes. „Es ist doch mein Leben. Also lass es mich so leben, wie ich es für richtig befinde.“ Meine Stimme war bei diesen Worten immer lauter geworden. Dieses Thema regte mich einfach auf, vielleicht weil ich tief in meinem Inneren wusste, das Sam nicht so ganz Unrecht hatte. Allerdings machte es keinen Sinn länger darüber nachzudenken. Ich hatte mich entschieden. ‚Eben deswegen.’ Sammy sah mich traurig an. ‚Es ist dein Leben und du lebst es wie das eines Fremden. Das bist nicht du. Man hat nur ein Leben und das weiß wohl noch niemand so gut wie ich. Du solltest es nicht vergeuden. Leb jeden Tag als wäre es dein Letzter. Diesen Spruch sollte jeder mehr beherzigen, glaub mir.’ Mit diesen Worten löste er sich einfach in Luft auf. Überrascht und verwirt sah ich an die Stelle an der Sam gerade noch gewesen war. Was war das eben? Zuerst hielt er so einen Vortrag und dann verschwand er einfach? Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. Doch Fakt war, das nun auch meine gute Laune dahin war. Dabei hatte sich der Tag richtig gut entwickelt. Egal. Mit einem letzten Blick zur Uhr, dessen Zeiger sich schon beide der Zwölf näherten, beschloss ich schlafen zu gehen. Am nächsten Morgen weckte mich ein Klingeln. Mit einem leisen Murren griff ich nach dem Handy und betätigte die Taste um meinen Wecker zum verstummen zu bringen. Doch irgendwie endete es nicht. Schläfrig öffnete ich die Augen und blinzelte. Erst jetzt bemerkte ich, das es nicht mein Handy war, sondern die Türklingel, die meine Träume so unsanft unterbrach. Missmutig stand ich auf, wenn das jetzt einer dieser Religionsvertreter war, konnte der was erleben. Allerdings war es kein Unbekannter, der vor meiner Tür stand, sondern meine Brüder. Verwundert ließ ich sie ein. „Was macht ihr hier?“ Mein Blick wanderte zu einer Uhr. „Es ist erst neun.“ Bei diesen Worten erstarrte ich. „Wir wollten einfach nicht warten bis das Mittagessen vorbei war. Die Spiele sind viel interessanter.“ Lukas lächelte frech. „Keine Sorge. Mama hat es erlaubt.“ Simon legte eine Hand in Lukas Rücken und schob ihn so ins Wohnzimmer. Ich sah noch immer wie gebannt auf die Uhr. Es war neun Uhr und Sonntag. Ich war so was von tot. Hastig lief ich in mein Zimmer und zog mir eine Trainingshose und ein Shirt an. Dann steckte ich noch einige Geldscheine und mein Handy ein. Als ich das Wohnzimmer durchquerte, bemerkte ich die verwunderten Blicke meiner Brüder. „Eine wichtige Verabredung.“ Damit war ich schon bei der Haustür und verließ die Wohnung. Mein Weg führte mich zu einem nahe gelegenen Park. Dieser wurde jeden Samstag und auch Sonntag Morgen gerne von Joggern benutzt. Oder allen anderen Menschen, die so früh schon auf den Beinen waren. Ich sah mich suchend um. Ob sie schon alleine angefangen hatte? Da bemerkte ich ein blondhaariges Mädchen, das bei einer Bank stand. Zwei Jungs standen bei ihr und redeten mit ihr, wahrscheinlich versuchten sie, sie zu beeindrucken. Ich hätte ihnen gleich sagen können, das das ein sinnloses Unterfangen war. Ich näherte mich ihnen und einer der Typen warf mir einen abwertenden Blick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen zuwand. Scheinbar sah er mich nicht als Konkurrenz an. Dem Mädchen war dieser Blick allerdings nicht entgangen und sie drehte sich um. Sofort hellte sich ihr Gesicht auf und sie ließ die zwei Jungs einfach stehen. Mit einem liebevollen Lächeln, das allerdings nicht ihre Augen erreichte die mich eiskalt ansahen, kam sie auf mich zu. „Schatz. Ich habe schon auf dich gewartet.“ Sie umarmte mich und brachte ihr Gesicht neben mein Ohr. „Dafür wirst du büßen.“ Ich nickte Schicksalsergeben. „Ich weiß.“ Die zwei Jungs sahen zuerst einander an und dann uns, bevor sie beschlossen das Feld zu räumen. Ich sah ihnen nach bis sie verschwunden waren. „Sind sie weg?“ „Ja.“ Das Mädchen löste sich von mir, jedoch nicht ohne mit einen kräftigen Hieb in die Seite zu verpassen. Für einen Moment blieb mir die Luft weg. „Du bist zu spät.“ Vorwurfsvoll sah sie mich an. „Es tut mir leid Jenn. Meine Brüder haben mich gestern einfach zu lange wach gehalten.“ Das war nicht ganz die Wahrheit, doch für eine Ausrede konnte ich meine Brüder immer benutzen. Jeder der sie kannte, wusste das man ihnen nicht entkommen konnte und Jenn als meine beste Freundin kannte sie. Sie stemmte allerdings nur die Arme in die Hüften und sah mich mit zusammengezogenen Brauen an. „Hältst du mich wirklich für dumm? Du würdest doch niemals freiwillig Zeit mit deinen Brüdern verbringen. Nicht seit du ausgezogen bist.“ Da hatte sie leider nicht so ganz Unrecht. Bis gestern war das ja auch so gewesen. Ich beschloss es dabei zu belassen. „Gut du hast mich durchschaut. Mein Bett war heute Morgen einfach zu verlockend.“ „Wie man das von einem leeren Bett behaupten kann, ist mir noch immer ein Rätsel.“ Jenn sah mich mit einem undeutbaren Blick an. Innerlich verdrehte ich die Augen. Bitte nicht schon wieder dieses Thema. Um allen Gesprächen dieser Art zuvorzukommen, lächelte ich. „Also, wir sollten los nicht?“ Damit begann ich loszulaufen, das Aufwärmen hatte ich schon auf dem Weg hierher absolviert. In einem derart schnellen Schritt hatte ich den Weg hierher noch nie zurückgelegt. Jenn schnaubte nur, folgte mir aber. Dieses Thema war noch nicht gegessen, das ahnte ich. Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Eine halbe Stunde später, standen wir bei unserem gewohnten Ziel. Ein Cafe am anderen Ende des Parks. Jenn suchte einen der Tische aus und setzte sich. Ich folgte ihr wie immer treu ergeben. Sie orderte bei einem Kellner einen Cappuccino und einen Cafe Latte für mich. Dann folgte sie ihm mit Blicken, bis er verschwunden war. Ein deutliches Zeichen dafür, das er ihr gefiel. „Also wie geht es dir so?“ Ich zuckte mit den Schultern. Was sollte ich sagen? Es läuft nicht so gut, da mich seit einigen Tagen der Geist meines toten Freundes verfolgt? Das wäre wohl das Ende unserer Freundschaft. Jenn, eigentlich Jennifer, war meine beste und engste Freundin und das schon vor Sam. Sie stand mir immer zur Seite, bei allem was ich tat nur leider hatte sie wenig Verständnis dafür, wenn man sie für dumm verkaufte und so würde ihr das vorkommen. „So wie immer.“ „Mensch Fabi, wann willst du mal wieder unter die Leute? Mach doch was aus deinem Leben, du bist jung und bei Gott nicht unansehnlich. Wärst du hässlich oder dick könnte ich es ja verstehen, doch das bist du nicht.“ Manchmal störte mich ihre Oberflächlichkeit, doch da sich das nur auf andere Menschen bezog ignorierte ich es. Sie hatte Recht, Sam hatte Recht, doch von deren Position aus ließ sich leicht reden. Sam war tot und Jenn, nun sie lebte als Fotojournalistin ein aufregendes Leben. „Wie war es eigentlich in Kenia?“ Es war ein schwacher und sehr plumper Versuch das Thema zu wechseln, doch bei Jenn könnte es funktionieren. Leider war ihr das Thema sehr wichtig, weswegen sie nur kurz wartete, bis der Kellner die Bestellungen abgestellte hatte, um fortzufahren. Sie sah mich streng an. „Versuch nicht hier das Thema zu wechseln. Wann hattest du schon deinen letzten Stich?“ Bei dieser Frage verschluckte ich mich an meinen Kaffee. Hustend versuchte ich wieder Luft zu bekommen. Warum musste sie solche Sachen so ungeniert aussprechen? Das war ganz und gar nicht mädchenhaft. „Ich wüsste nicht was dich das angeht.“ Jenn ignorierte meinen leicht gereizten Unterton einfach. „Vom Letzten hast du mir letzten Sommer erzählt. Vor einem Jahr also.“ Sie sah mich musternd an und griff sich dann mit einer Hand an die Brust. „Mein Gott, das war auch der Letzte. Fabi, das kann doch nicht dein Ernst sein.“ „Jenn hör auf damit. Mein Liebesleben geht dich nichts an.“ Warum versuchte eigentlich jeder sich in mein Leben einzumischen? Es war mein Leben und ich lebte es wie ich es als richtig empfand. Der einzige Grund weshalb ich so gereizt reagierte war, das es mir selbst nicht gefiel. Doch ich war auch machtlos es zu ändern. „Aber du und da gehört das auch dazu. Fehlt dir das denn nicht?“ Sie sah mich fragend an. Fehlte es mir? Nun ja, manchmal schon, aber nicht so sehr das ich einfach fort ging um jemanden aufzureißen. So verzweifelt war ich nicht… noch nicht. Ich schüttelte den Kopf. Jenn sah mich nachdenklich an, doch ihr Blick schien durch mich hindurchzugehen. „Weißt du was? Ich werde dir jemanden vorstellen, erst Letztens hab ich da einen niedlichen Typen kennen gelernt. Leider schwul.“ Ich seufzte tief. „Lass mich raten. Schon wieder einer deiner Fotographenfreunde. Jenn, du weißt das das nicht gut geht.“ Es funkte nie zwischen einem ihrer Freunde und mir. Da lagen eben Welten dazwischen. Diese Männer waren Models gewohnt und ich war nur Durchschnitt, vielleicht sogar darunter. „Ja, er ist einer meiner Freunde, aber das wird schon gut gehen. Er ist okay. Außerdem fotografiert er sonst nur wilde Tiere, dagegen bist du doch eine wahre Augenweide.“ Also wenn es ihre Absicht war mich aufzumuntern, versagte sie kläglich. Ich seufzte resigniert. „Meinetwegen, aber sei nicht enttäuscht wenn es nicht klappt.“ Das tat es nie. „Wenn, dann liegt es an dem Kerl und nicht an dir.“ Jenn winkte den Kellner zu sich. „Du zahlst, weil du mich hast warten lassen.“ Überrascht stellte ich fest, das sie ihren Kaffee schon geleert hatte. Aber warum wunderte es mich? Kaffee war für Jenn überlebenswichtig, wichtiger als Nahrung. Ich zahlte und trank den letzten Rest meines eigenen Kaffees aus. Zusammen verließen wir das Cafe und schlenderten durch den Park zu meiner Wohnung zurück. Jenn kam meistens mit zu mir, um zu duschen. Sie hasste es, wenn ihr Auto nach Schweiß stank. „Übrigens hab ich von der Sache gehört. Ich meine das mit Sammy. Wie geht es dir?“ Sie sah mich aufmerksam an. „Ich werde es überleben.“ Wenn Jenn auf irgendetwas wie Trauer hoffte, musste ich sie enttäuschen. Ich konnte nicht wegen jemanden trauern, der mich seit seiner Beerdigung nicht mehr in Ruhe ließ. Nun war er noch nerviger, als zu Lebzeiten. „Ich weiß, das er dir viel bedeutet hat.“ Stumm nickte ich. Was sollte ich sagen? Jenn wusste über meine Gefühle genauso gut Bescheid wie ich. Schließlich hatte ich sie in alles eingeweiht, mit irgendjemanden musste ich damals einfach reden. „Warst du auf seiner Beerdigung?“ Ich verdrehte nur die Augen. „Ja, leider.“ Von dort hatte ich ja meine persönliche Heimsuchung. Ob Sam mich auch aufgesucht hätte, wenn ich nicht dort gewesen wäre? Nun diese Frage würde wohl auf ewig unbeantwortet bleiben. Sie legte einen Arm um meine Schultern und zog mich an näher zu sich. „Es war wohl sehr schlimm was?“ „Du hast keine Ahnung.“ Meine Stimme hatte dabei einen sarkastischen Unterton, der ihr unmöglich entgehen konnte. Doch sie schien es vorzuziehen ihn zu überhören. Ihre Anteilnahme erstaunte mich allerdings. Zu Lebzeiten hatten sich Sam und Jenn nicht riechen können. Wenn sie aufeinanderstraffen, jagte eine spöttische Beleidigung die nächste. Was aber das Unheimlichste daran war, war das es immer in einem freundlichen Ton geschah. Fast so, als würden sich gute Freunde gegenseitig aufziehen, wenn es am Ende nicht immer gehässiger geworden wäre. Irgendwann hatte ich weitere Aufeinandertreffen vermieden. Wir kamen bei meiner Wohnung an und ich sperrte auf. Sobald die Türe ein Stück geöffnet war, hörte man schon das Geräusch des Fernsehers und eine männliche Stimme, die einen sehr derben Fluch ausstieß. Ich tippte auf Lukas. Jenn sah mich an und hob fragend eine Augenbraue. „Du wolltest mir ja nicht glauben. Den nächsten Kaffee zahlst du.“ Damit trat ich ein und ging ins Wohnzimmer. Dort fand ich meine Brüder schon wieder vor der Spielkonsole. Sam schwebte im Schneidersitz hinter ihnen in der Luft. Sein Blick lag wie gebannt auf dem Fernseher. Gut, für ihn machte ich das ja. „Ich bin wieder da.“ Lukas nickte nur, ohne sich umzudrehen. Sam wand sich lächelnd um, doch das Lächeln erstarb als sein Blick auf etwas hinter mir fiel. ‚Was macht sie hier?’ Ich schüttelte nur den Kopf. Das konnte ich ihm schlecht hier erklären. Nun drehte sich auch Simon um. „Hallo Fabi.“ Dann fiel sein Blick auf Jenn und er lächelte. Hastig stand er auf. „Hi Jenn.“ Es tat gut meinen Bruder so zu sehen. Mit einemmal war er nicht mehr so schlagfertig und draufgängerisch wie ihn alle kannten. Nein, im Moment war er nur ein verliebter Teenager. Einer, der gleich einen Korb bekam. Jenn lächelte kalt. „Vergiss es und Platz. Hallo Lukas.“ Mein jüngster Bruder zollte ihr nicht mehr Aufmerksamkeit als mir. Simon hingegen folgte ihrer Anweisung wie ein dressierter Hund. Zielstrebig steuerte sie mein Schlafzimmer an. Ich folgte ihr langsam und fand sie schon mit dem Kopf in meinem Kasten stöbernd. Mit einem zufriedenen Laut zog sie ein Handtuch heraus. Dabei fiel ihr Blick auf meine Garderobe. „Also vor deinem Date müssen wir echt noch einmal einkaufen gehen.“ ‚Date? Fabian was bedeutet das?’ Sam, der uns gefolgt war, sah mich auffordernd an. Ich winkte nur hastig mit einer Hand ab. Nicht neben Jenn. „Du brauchst gar nicht abwinken. Nichts von deinen Sachen ist ausgehfähig.“ Sie ging zu einer Kommode und öffnete sie. Daraus holte sie einen BH und einen Slip, ebenso wie ein neues Shirt. Da dies schon Routine war, besaß sie schon eine eigene Lade, die sie regelmäßig auffüllte. „Bis gleich.“ Damit verließ sie mein Schlafzimmer. „Wenn einer von euch spannt, breche ich ihm den Arm.“ Diese Warnung an meine Brüder war das Letzte das ich von ihr hörte, bevor ich die Tür schloss. Nun musste ich mich wohl dem Geist stellen, der mich so anklagend ansah. ‚Also?’ „Also was? Jenn ist meine Freundin, schon immer gewesen. Es ist klar, das ich mich noch immer mit ihr treffe.“ Im Grunde sah ich es nicht ein, warum ich meine Freundschaft vor Sam rechtfertigen musste. ‚So klar ist es nicht.’ „Das zwischen uns ist etwas anderes und das weißt du.“ Wenn es auch nicht meine Absicht gewesen war. ‚Und was ist das mit dem Date?’ Sams Augen verengten sich misstrauisch. Ich seufzte genervt. „Sie besorgt mir ein Date. Mit einem ihrer Freunde, das macht sie ständig.“ ‚Und trotzdem hast du Keinen?’ Sam schnaubte. ‚Also irgendwie tut sie mir leid. Bei einem hoffnungslosen Fall wie dir, stelle ich mir das sehr deprimierend vor.’ Mit diesem Kommentar und einem spöttischen Lächeln schwebte er durch die Tür aus dem Zimmer. Ich folgte ihm aus dem Zimmer. Egal was meine Brüder von mir denken würden, das ließ ich nicht auf mir sitzen. Doch Sam schwebte ins einzige Zimmer der ganzen Wohnung in das ich ihm nicht folgen konnte. Wenn Jenn wüsste, wer nun mit ihr im Bad war, sie würde Sam gleich noch einmal umbringen. Ich setzte mich wieder auf die Couch zu meinen Brüdern. Sam musste ich nicht folgen. Irgendwann kam er wieder zu mir. Wie ein Hund den man nicht loswurde. Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Es war erstaunlich, doch den restlichen Tag hörte ich kein Wort mehr von Sam. Anscheinend zog er es vor sich zu benehmen wie ein kleines Kind. Nun, mir sollte es nur Recht sein, so hatte ich wenigstens meine Ruhe. Nach ihrem Bad hatte sich sogar Jenn zu uns gesellt, was mich offen gesagt nicht überraschte. Egal wie erwachsen und weiblich sie sich gab, in ihren Inneren war sie noch immer ein kleines Mädchen das von den Dingen fasziniert war, die den Jungs vorbehalten waren. So war das schon immer gewesen, noch vor mir hatte sie den Dreh heraus wie man auf Bäume kletterte, eine Fähigkeit die mir selbst heute noch abging. Erst gegen Abend schaffte ich es die Drei aus meiner Wohnung zu verbannen. Es war auch höchste Zeit, da ich noch etwas Arbeit nachzuholen hatte. Nicht, das ich sonderlich weit gekommen war und die Chance es nun fertig zu kriegen war ziemlich gering. Allerdings zwang mich mein Verantwortungsbewusstsein dazu, wenigstens Alibi halber noch einige Rechnungen anzustellen. Erst dann machte ich mich Bettfertig. Nach meinen paar Seiten Bettlektüre, legte ich das Buch zur Seite und schaltete das Licht aus. Ruhe fand ich deswegen aber noch lange nicht. Unruhig drehte ich mich im Bett hin und her, unfähig eine bequeme Schlafposition zu finden. Nach einer Viertelstunde, die mir viel länger vorgekommen war, starrte ich in die Dunkelheit. Also wieder ein Date. Warum eigentlich nicht, Jenn hatte Recht das letzte Mal war viel zulange her. Auch wenn es mir nicht auf den Sex ankam, so eine Gelegenheit sollte ich mir nicht entgehen lassen. Im schlimmsten Fall blieb es eben bei einem netten Abend, oder einem One Night Stand. Mehr erwartete Jenn ja auch gar nicht von mir. Sie wollte nur mein Bestes und dazu gehörte ihrer Meinung nach auch ein erfülltes Liebesleben. Etwas auf das ich gar keinen Wert legte, so etwas ergab sich sowieso von selbst. Allerdings schien ich es nicht einmal zu bemerken, wenn es soweit war. Seufzend zog ich mir die Decke über den Kopf. Es machte keinen Sinn über solche Dinge nachzudenken. Sam war tot und das ich damals nichts gesagt hatte, war meine Schuld. So gesehen hatte ich mir meine erste Liebe selbst verbaut und nun war es zu spät dafür. Alle Gedanken in dieser Hinsicht waren Verschwendung. Ich zwang mich zur Ruhe und ließ meine Gedanken zur Ruhe kommen. Das half mir immer dabei einzuschlafen. Hoffentlich diesmal auch. „Dein Geschmack ist wie immer grässlich.“ Jenn musterte die Hose in meiner Hand. Von ihrem Urteil peinlich betroffen, hängte ich die Hose wieder zurück auf den Kleiderständer. Eigentlich hatte ich keine Lust mich für das Date neu einzukleiden. Drei Stunden Vorbereitung waren etwas viel Aufwand, für nur fünf Minuten Spaß, mehr erwartete ich mir gar nicht davon. Die Woche war eine Katastrophe gewesen. Am Montag hatte ich erklären müssen warum die Lohnverrechnung nicht fertig war, ein sinnloses Unterfangen von Anfang an. Dazu kam noch, das ich kaum geschlafen hatte. Außerdem war Sam die ganze Zeit nicht aufgetaucht. Ein Umstand, der mich eigentlich beruhigen sollte, doch das genaue Gegenteil war der Fall und das ärgerte mich. „Was ist damit?“ Jenn hielt mir ein blaues Shirt entgegen. Ergeben nickte ich, bevor ich es nicht anprobiert hatte, würde sie sowieso keine Ruhe geben. Im Grunde war es egal was Männer anzogen, es glich sich sowieso alles. Anzug, Hose oder Shirt, mehr Auswahl gab es nicht. Es war nicht so wie bei den Frauen, die bei einem Kleidungsstück noch zwischen vier verschiedenen Schnitten wählen konnten. „Na dann.“ Damit drängte sie mich schon zu den Umkleidekabinen. „Ich werde mich noch nach einigen anderen Sachen umsehen.“ Kopfschüttelnd zog ich das Shirt vom Kleiderbügel. Kurz betrachtete ich es mir genauer, konnte aber keinen Unterschied zu denen in meinem eigenen Kasten feststellen. Allerdings wusste Jenn bestimmt was sie machte. Vielleicht benötigte sie aber auch nur jemanden mit dem sie einkaufen konnte. Ich zog mir das Shirt über und betrachtete mich kritisch im Spiegel. Es lag ziemlich eng an, was mir absolut nicht zusagte. ‚Man, das schreit ja geradezu: Hallo Welt, ich bin schwul.’ Ich fuhr herum und sah Sam, der an der Wand stand. Nun eigentlich in der Wand, die durch die Mitte seines Körpers glitt. Ich sah nur die Vorderseite von ihm. „Jenn hat es ausgesucht.“ Ich versuchte nicht erleichtert zu wirken. Es war ja nicht so, das ich mir Sorgen um ihn gemacht hatte. Sam war tot, was sollte ihm da noch groß zustoßen? ‚Was für eine Überraschung.’ Sam verdrehte die Augen, eine klare Kritik an Jenns Geschmack. Plötzlich wurde eine Jeans und ein weiteres Shirt über den oberen Rand der Tür gehängt. Jenns nächste Ausbeute ihres Streifzuges. „Probier das auch an.“ Ich zog die Dinge in die Kabine. „Wo warst du eigentlich die ganze Zeit?“ ‚Sauer.’ Eine kurze, knappe Antwort, die nichts mit meiner Frage zu tun hatte. Allerdings wusste ich noch zu gut, wie ich damit umzugehen hatte. „Noch nie von diesem Ort gehört. Ist es dort schön?“ Mein gelassener Tonfall schien seine Wirkung nicht zu verfehlen, da Sam mich ärgerlich ansah. Er verschränkte die Arme vor der Brust. ‚Ich war wirklich sauer auf dich. Allerdings habe ich eingesehen das dir ein Date nicht schaden kann. Dementsprechend bin ich gewillt dir deine Verabredung heute Abend zu gönnen.’ „Du gönnst es mir?“ Die Augenbrauen hochziehend, musterte ich Sam. Das war ja wirklich großzugig von ihm, nur wie kam er darauf das ich dafür seine Erlaubnis benötigte? Immerhin war ich die letzten Jahre auch sehr gut ohne ihn zurecht gekommen und es war seine Entscheidung, das er mir nun nachlief. Ich schlüpfte in die Hose, die ebenfalls wieder eng anlag. Entweder hatte Jenn meine Kleidergröße vergessen, oder sie machte das mit purer Absicht. Skeptisch betrachtete mich Sam. ‚Bücken darfst du dich nicht in dem Teil.’ „Keine Sorge, ich habe vor sie auszuziehen, bevor ich mich bücke.“ Diese kleine Spitze konnte ich mir nicht verkneifen. ‚Beim ersten Mal schon?’ Überrascht sah Sam mich an. „Warum nicht?“ Schon alleine weil ich nicht glaubte, das es ein weiteres Treffen geben würde. Das gab es nie bei Dates die Jenn organisierte. Für ihre Freunde war ich einfach zu langweilig, allerdings reichte es immer für eine Nacht mit ihnen. Ich beschloss die Jeans zu nehmen, schon alleine um Sam zu ärgern. Daheim konnte ich die Sache ja noch einmal überdenken. Das Shirt jedoch sagte mir ebenso wenig zu, wie das Andere. Außerdem warum sollte ich etwas kaufen, das ich sowieso in meinem Schrank hängen hatte? Ich verließ die Kabine, die Hose über meinen Arm gehängt. Suchend ließ ich meinen Blick über den Verkaufsraum in diesem Geschoss schweifen. Ich fand Jenn, die ganz in meiner Nähe ein Top nach dem Anderen an der Stange weiter schob. In ihrer Hand, hatte sie bereits einige neue Beutestücke. Irgendwie überraschte es mich nicht, das sie bereits wieder in der Frauenabteilung stöberte. „Ich bin fertig.“ Überrascht sah sie auf. „Oh, das war schnell.“ Ihr Blick fiel auf die Kleiderbügel in ihrer Hand und sie blinzelte, so als sähe sie diese zum ersten Mal. Einen Moment später lächelte sie aber wieder selbstsicher. „Dann können wir ja gehen.“ Sie steuerte eine Kasse an und legte ihre Ausbeute, auf den Tisch. Dann warf sie mir einen Blick zu. „Nur die Hose?“ Ich nickte stumm. Sie seufzte und nahm mir das Kleidungsstück aus der Hand. Es landete ebenfalls auf ihrem Haufen. „Jenn…“ Meine Stimme klang vorwurfsvoll. Ich mochte es nicht, wenn sie für mich zahlte. Immerhin verdiente ich genug um es mir leisten zu können. Noch dazu war ich ein Mann, da konnte ich doch keine Frau für mich bezahlen lassen. Doch sie schüttelte nur den Kopf und hob eine Hand ohne mich dabei anzusehen. „Keine Widerrede Fabian. Sieh es als Dankeschön an, dafür das du mich beim einkaufen begleitet hast.“ ‚Was ja wohl das Mindeste ist.’ Grummelnd schwebte Sam neben mir in der Luft. Sam ignorierend, nahm ich die Einkaufstüte von Jenn entgegen. Irgendwie würde ich mich in nächster Zeit schon dafür revanchieren. Mit einer wesentlich größeren Einkauftüte in der Hand, verließ Jenn das Geschäft. „Also heute Abend treffen wir uns im ‚Rodeo’. Ich werde um neun da sein, bitte sei pünktlich. Ach und tu mir einen Gefallen, benutz nicht dein Auto.“ Jenn hatte etwas gegen meinen Wagen. In ihren Augen war er nicht eindrucksvoll genug, aber solange es fuhr, war mir jedes Auto Recht. Doch ich hatte sowieso nicht vorgehabt ihn zu benutzen. Für das was ich vorhatte, benötigte ich einen gewissen Alkoholpegel. Danach war Autofahren keine gute Idee mehr. „Keine Sorge.“ Nachdem ich Jenn zu ihrem Auto begleitet hatte, verabschiedeten wir uns kurz. Danach benutzte ich die Bahn zu meiner Wohnung. Die ganze Zeit, seit ich das Geschäft verlassen hatte, schwieg Sam. In meiner Wohnung legte ich die Tüte auf den Küchentisch und warf einen Blick auf die Uhr. Gut, ich hatte noch vier Stunden um mich fertig zu machen. Mehr als genug Zeit um mich präsentabel herzurichten. Vor meiner Haustür hatte sich Sam plötzlich in Luft aufgelöst. Etwas, das mir aber erst jetzt auffiel. Nun, es war nicht mein Problem, wenn er nun zu schmollen anfing. So hatte ich wenigstens die Ruhe, um mich auf diesen Abend vorzubereiten. Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Suchend sah ich mich im Raum um. Das Rodeo war einer dieser Nachtclubs, die sich noch nicht entschieden hatten, ob sie lieber eine Bar oder eine Disco waren. Deswegen versuchte man hier beides zu bieten, was es mir im Moment sehr schwer machte Jenn zu finden. Es gab insgesamt drei Räume, die es zu durchsuchen gab. Einen Mittelteil, in dem ich mich gerade befand, der eine große Bar bot. Die Musik, die zu hören war drang hauptsächlich aus dem Discobereich herein. Es hielten sich um diese Uhrzeit erst sehr wenige Leute hier auf, mit späterer Uhrzeit würde es hier voller werden. Normalerweise würde ich mich auf der Suche nach Jenn sofort dem Discobereich zuwenden, doch heute war ich etwas unsicher. Rasch schickte ich eine SMS an sie, hoffentlich bemerkte sie diese. Auf eine Antwort wartend, ging ich zur Bar und bestellte mir meinen ersten Drink. Ich bemerkte ein bekanntes Gesicht und nickte meiner früheren Klassenkameradin kurz zu. Mehr Höflichkeit hatten wir füreinander nicht übrig. ‚Irre ich mich, oder hat sie zugenommen?’ Ich musterte sie kurz und nickte zustimmend. Sam hatte Recht, seit der Abschlussfeier waren einige Pfunde bei ihr dazukommen. Es irritierte mich nicht, das ich Sams Stimme hinter mir hörte. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, vor allem da er sich dieses Treffen sicher nicht entgehen ließ. Schon alleine um es mir zu vermiesen, doch das würde ich nicht zulassen. Ich hatte klare Ziele für diesen Abend und davon würde mich niemand abbringen. Plötzlich legten sich zwei Hände auf meine Augen. Lächelnd ergriff ich diese und zog sie von meinen Augen. Dann wand ich mich mit dem bestellten Glas in der Hand zu Jenn um. „Du hast dir Zeit gelassen.“ „Und du hast scheinbar keine verloren.“ Dabei fiel ihr Blick auf das Glas in meiner Hand. „Ich benötige heute eine gewissen Alkoholpegel.“ Bei dieser Bemerkung lächelte ich unschuldig. Jenn würde schon begreifen was ich meinte. Im Moment allerdings noch nicht, wie ich an ihrem irritierten Gesichtsausdruck sehen konnte. Dann jedoch begann sie zu grinsen. „Das ist die richtige Einstellung für heute, Fabi. Komm mit.“ Damit bahnte sie sich einen Weg durch die Menge, die Hand um mein Handgelenk geschlossen, um mich nicht zu verlieren. Sie führte mich in den Teil des Clubs, der mehr zu einer Bar tendierte. In diesem Raum gab es viele versteckte Winkel mit Tischen und auch die Musik war gedämpfter und ruhiger. Jenn führte mich an die Bar, wo sie einen leeren Hocker ansteuerte. Überrascht hob ich eine Augenbraue. So etwas war normalerweise Mangelware in diesem Nachtclub. Es sei denn jemand hielt ihn für Einen frei und das ließ nur einen Schluss zu. Ich musterte die Menschen neben dem Hocker. Links davon stand ein Mädchen, das mit einem Jungen neben sich flirtete, weswegen sie schon einmal wegfiel. Dann konnte es nur der Mann sein, der auf dem Hocker daneben saß und uns entgegensah. Unauffällig besah ich ihn mir genauer. Er war ungefähr so groß wie ich und war deutlich trainierter. Selbst in diesen abgedunkelten Raum konnte ich seine sonnengebräunte Haut erkennen. Die Augen, die uns entgegenblickten waren hellblau und durchaus freundlich. Meiner Meinung nach hatten seine schwarzen Haare, wieder einen modischen Schnitt nötig, doch darüber konnte ich hinwegsehen. Laut Jenn war er Tierfotograf, dementsprechend dürfte es seine Modelle nicht interessieren wie er aussah. Mir hingegen gefiel was ich sah. ‚Das ist doch nicht ihr Ernst oder? Fabi da kannst du wirklich besseres bekommen.’ Ja, nur leider nicht heute und ansonsten interessierte es mich nicht sonderlich. Außerdem gab es sonst kaum brauchbares Material. „Also mir gefällt er.“ „Das dachte ich mir.“ Auch wenn meine Bemerkung an Sam gerichtet war, so antwortete Jenn an seiner statt. Lächelnd stellte sie sich neben den Mann. „Chris, das ist mein Freund Fabian. Fabian, das ist Chris.“ Sie zeigte zuerst auf mich und dann auf ihren Bekannten. Freundlich hielt ich ihm eine Hand hin. „Hi, freut mich.“ Gut, meine Kenntnisse in Smalltalk hielten sich in Grenzen, doch das konnte man teilweise auch auf meine Nervosität schieben. Ich hielt nicht viel von solchen arrangierten Treffen. Chris ergriff die Hand und drückte sie kurz. „Freut mich ebenfalls. Jenn hat schon eine Menge über dich erzählt.“ „Und du warst trotzdem bereit dich mit mir zu treffen?“ Ich grinste bei diesen Worten. Jenn würde sich eher die Zunge abbeißen, als in meiner Abwesenheit schlecht über mich zu sprechen. Erstens gab sie ihrem Gegner immer die Möglichkeit sich zu verteidigen und Zweitens war sie für mich wie eine große Schwester, die ihren kleinen Bruder um jeden Preis beschützte. Sie würde niemanden vergeben, der schlecht über mich sprach, das sah sie als ihr Privileg an. Chris winkte nur leicht ab. „Ich bin es gewohnt, das sie maßlos übertreibt.“ „Das ist eine Verschwörung gegen mich was?“ Jenn sah uns beleidigt an, wenn man auch merkte das sie uns das nicht wirklich übel nahm. „Dann lasse ich euch nun besser alleine was?“ Sie klopfte mir noch einmal auf die Schulter. Einen Moment später hob sie auch schon grüßend die Hand und ging zu einem Mädchen das in der Nähe wartete. Das hatte sie ja perfekt geplant, typisch Jenn. Eigentlich war ich niemand, der viel von Smalltalk hielt, doch für solche Situationen schien es ziemlich praktisch zu sein. Zu meinem Glück übernahm aber Chris den Großteil der Konversation, was für mich ziemlich bequem war. Ich hatte sowieso genug damit zu tun, seinen Worten zu folgen und gleichzeitig Sams Einwürfe zu ignorieren. Ziemlich schwer da dieser mir direkt ins Ohr schrie, als ob ich ihn nicht auch so hören könnte. Nach einer halben Stunde erhob ich mich und lächelte Chris kurz zu. „Entschuldige mich kurz.“ Mit diesen Worten schob ich mich in Richtung der Toiletten. Die Schlange am Frauenklo nicht beachtend, ging ich in die Männertoilette. Diese war leer, was zu dieser Zeit nicht verwunderlich war. Trotzdem überprüfte ich rasch die Kabinen und stellte mich dann zu einer Muschel. Ich musste zwar wirklich auf die Toilette, viel mehr wartete ich auf jemand ganz bestimmten. Sam kam auch nur wenige Momente später. ‚Der Typ ist doch langweilig.’ „Also ich finde ihn sehr nett.“ Auf jeden Fall tat er mir einen Gefallen damit, das er das Gespräch am Laufen hielt. Es war besser als sich anzuschweigen und für tanzen hatte ich noch zu wenig Alkohol in meinem Blut. Seine Geschichten waren auch wirklich interessant, wenn ich auch vieles nicht verstand, doch ich traf mich mit ihm ja nicht wegen der Konversation. ‚Ja nett ist er ohnehin. Währe ich auch, wenn ich mit dir ins Bett wollte.’ Sam verzog angewidert das Gesicht. „Gut, denn genau das ist auch meine Absicht.“ Damit schloss ich wieder den Reißverschluss meiner Hose und wusch mir die Hände. Auf dem Weg zu meinem Date sah ich Jenn, die mir verstohlen mit einem erhobenen Daumen Glück wünschte. Auch sie selbst unterhielt sich gerade mit einigen jungen Männern. Chris gegenüber nahm ich wieder Platz. Unschlüssig nahm ich mein Glas in die Hand. Sam war mir nicht mehr aus dem Klo gefolgt. Jetzt wäre eigentlich der richtige Zeitpunkt für einen Aufbruch. Der Höflichkeit war genüge getan und er sowie ich warteten nur einen günstigen Moment ab, um auf den wahren Grund unseres Treffens zu kommen. Ganz entgegen meiner sonstigen Art, lächelte ich meinen Gegenüber auffordernd an. „Was hältst du davon, wenn wir dieses Gespräch in etwas privaterem Rahmen fortführen?“ „Gerne. Auch auf die Gefahr hin nun abgedroschen zu klingen, bei dir oder bei mir?“ Kurz überlegte ich, doch die Entscheidung darüber hatte sich sowieso schon getroffen. „Bei mir.“ Das würde mir zumindest den Heimweg sparen. Außerdem erinnerte meine Wohnung laut einiger Aussagen sowieso einem Hotelzimmer. So kam er gar nicht auf den Gedanken sich heimisch zu fühlen. Auf diese Weise ersparte ich ihm auch die Mühe mich abzuservieren. Wenn er danach noch etwas von mir wollte, wusste er wo er mich finden konnte. So war uns beiden geholfen. „Ich fahre.“ Damit hob Chris seine Hand, in der bereits die Autoschlüssel lagen. Da ich sowieso ohne Auto hier war, kam mit dieses Angebot nur Recht. So dauerte es nicht lange, bis ich in seinem Wagen saß. Ein für mich ganz neues Erlebnis, ich war noch nie in einem richtigen Jeep gefahren. Wenn es auch nur Unterschiede beim Ein und Aussteigen gab, es war umständlicher. Zum Glück war Sam nicht da, da ich seine Bemerkungen beinnahe hören konnte. Unauffällig sah ich mich um, ob er auch wirklich nicht da war, doch es war keine Spur von ihm zu sehen. Mit einem Kopfschütteln verdrängte ich jeden Gedanken an ihn und konzentrierte mich darauf Chris den richtigen Weg anzusagen. Schließlich hatte ich noch Pläne für den heutigen Abend. Bei dieser Gelegenheit wünsche ich all meinen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und schöne Feiertage. Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Ich weiß gar nicht mehr wie wir in meine Wohnung kamen. Mir fiel nur auf, dass wir plötzlich neben dem Bett standen und uns unserer Jacken entledigten. Hatte ich die Haustür geschlossen? Es war schlimm, in solchen Situationen war ich immer so verflucht rational. Es dauerte immer etwas bis ich mich fallen lassen konnte, auch wenn ich so eine Menge Spaß verpasste. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zu Besserung, nur in diesem Fall ging das kaum. Ich fühlte Chris Lippen auf meinen, wie auch seine Zunge die in meinen Mund eindrang ihn erkundete. Seine Hände waren bereits dabei sich einen Weg unter mein Shirt zu suchen, anscheinend sollte ich auch einen Gang raufschalten, um mit ihm mithalten zu können. Meine Hände glitten über seinen Rücken hoch und blieben auf seinen Schultern liegen. Im Moment konnte ich mich nicht zu mehr zwingen, denn wenn ich ehrlich war, dann reichten seine Berührungen nicht gerade um mich um den Verstand zu bringen. Ich hatte wohl doch zuwenig getrunken. Denn noch schaffte ich es nicht wirkliche Leidenschaft zu empfinden. Erst nach einer kleinen Ewigkeit trennten sich unsere Lippen wieder, wenn auch nur, um uns unserer Kleidung zu entledigen. Kleidung störte bei unserem Vorhaben nur und ich hatte nicht vor noch länger zu warten, nicht bei einem solchen Mitbewohner, der durch Wände gehen konnte. Obwohl Sam ja wusste was ich vorhatte, also würde er mir hier doch kaum dazwischen funken, oder? Ich setzte mich aufs Bett und lächelte Chris auffordernd zu. Er schien diese Aufforderung auch zu verstehen, da er mir folgte als ich immer weiter aufs Bett rutschte. Chris fuhr mit seinen Lippen über meinen Hals hinab. Etwas das mich dazu trieb, die Augen zu schließen. Ein Fehler wie sich herausstellte. Als ich die Augen wieder öffnete, schnappte ich überrascht nach Luft. Doch nicht wegen Chris Handlungen, sondern weil Sam direkt über uns in der Luft schwebte. Warum hatte ich die Deckenbeleuchtung nur angemacht? Obwohl das wohl nur bei uns beiden zu Problemen geführt hätte, Sam war auf so etwas sicher nicht mehr angewiesen. Meine erste Reaktion war ihm mit den Händen zu deuten, dass er verschwinden sollte. Das führte allerdings nur dazu, dass Chris den Kopf hob und mich verwundert ansah. „Ist etwas?“ Mich in ein verlegenes Lächeln rettend, legte ich die Hände auf seinen Rücken. „Nein, mach ruhig weiter.“ Um ihn von weiteren Gedanken abzuhalten, zog ich seinen Kopf zu mir hoch und verschloss seine Lippen mit einem längeren Kuss. Allerdings konnte ich mich nicht wirklich darauf konzentrieren, da ich dabei immer Sam im Auge hatte. Er hatte noch kein Wort gesagt, doch der Blick mit dem er uns betrachtete sprach Bände. Ich konnte mich nicht daran erinnern in seinen Augen je so ein Feuer gesehen zu haben und man merkte wie sehr ihm die Sache gegen den Strich ging. Na da sollte mal jemand mich fragen, denn mir war die Sache auch nicht angenehm. Allerdings hatte ich nicht vor mir von Sam diese Gelegenheit vermasseln zu lassen. Wer wusste schon wann sich die nächste Chance bot? Sam schwebte immer dichter über uns und ich schlug mit der Hand nach ihm. Allerdings glitt diese nur durch die Luft, wenn es auch ein leicht kribbelndes Gefühl dort gab wo meine Hand mit seiner Gestalt zusammentreffen sollte. Was hatte er nur vor? Der leicht durchsichtige Körper von Sam glitt immer dichter an uns, über Chris und… in ihn hinein. Abrupt unterbrach ich den Kuss und schob Chris Körper etwas von mir weg. Mein Blick glitt nach unten. Verflucht wo war er? Wenn er nicht hier zwischen uns war und auch ganz bestimmt nicht in mir, dann blieb nur noch ein Ort. Zögernd hob ich den Kopf und sah zu Chris. Dieser hatte sich kaum bewegt, auch sein Blick wirkte irgendwie entrückt. „Chris?“ Meine Stimme klang nicht ganz sicher, doch das war ich auch nicht. Was war hier passiert? Der Angesprochene sah mich an und lächelte unschuldig. In seinen Augen funkelte es spitzbübisch. „Ja?“ Es hätte diesen amüsierten Unterton gar nicht gebraucht, ich hätte auch schon an der Mimik erkannt was passiert war. Ich starrte meinen Gegenüber nur mit offenen Mund an, es dauerte einen Moment bis ich meine Sprache wieder fand und das nicht zu knapp. „Sam!“ „Das trifft die Sache wohl eher.“ Chris/Sam lächelte mich frech an. Von Reue war da keine Spur. „Was soll das? Du kannst doch nicht so einfach…“ Ja, was eigentlich? Hatte er Chris Körper übernommen, oder wie konnte man das sonst verstehen? Hilfreich sprang Sam ein. „Seinen Körper ausleihen? Ich hätte ja nicht gedacht, dass es klappt und ich weiß auch nicht wie lange es hält. Doch ja, ich denke genau das habe ich gemacht. Also sollten wir die Zeit nutzen.“ Mit diesen Worten verschloss er meine Lippen mit einem stürmischen Kuss. Es war so anders als Chris Küsse zuvor. Diese waren sanft und erkundend gewesen. Sam hingegen nahm meine Lippen in Besitz, so als wäre es sein Gottgegebenes Recht. Seine Zunge suchte sich einen Weg in meinen Mund und erkundete ihn mehr als ausgiebig. Leise stöhnte ich in seinen Mund, also küssen konnte er wirklich. Es war so leidenschaftlich, das jeder Gedanke an Gegenwehr wie weggeblasen war. Allerdings nicht für lange. Das war falsch, auch wenn das bei Weitem der beste Kuss war, den ich jemals bekommen hatte. Es war nicht Chris der mich küsste, sondern Sam und dieser sollte mich nicht küssen. Er nahm sich hier etwas das ich nicht bereit war ihm zu geben. Ich schlug gegen seine Schulter und drückte ihn von mir. Ruckartig unterbrach ich den Kuss und sah ihn wütend an. Leider passte das nicht so gut zu meiner atemlosen Stimme, die ich hatte. „Was fällt dir eigentlich ein? Du kannst nicht so einfach einen fremden Körper übernehmen und damit machen was du willst. Ich wollte eine Nacht mit Chris verbringen nicht mit dir.“ Vielleicht hätte ich das, wenn Sam noch am Leben gewesen wäre und wir es geschafft hätten uns unsere Gefühle zu gestehen. Aber diese Chance hatten wir verspielt. Ich war zu feige gewesen ihn darauf anzusprechen und habe mich aus seinem Leben zurückgezogen. Doch auch dieser hat nicht groß etwas dagegen unternommen. Jetzt war es zu spät. Egal mit welcher Reaktion ich nun gerechnet hatte, Sam schaffte es trotzdem mich zu überraschen. Er packte meine Handgelenke und drückte sie auf die Matratze. Sein Griff ließ keinen Befreiungsversuch zu. „Und genau das ist es was ich nicht zulasse, verstehst du? Vielleicht habe ich damals meine Chancen nicht genutzt, doch nun bietet sich wieder eine und diese werde ich nutzen. Ich werde es nicht zulassen, dass dich je ein Anderer anfasst außer ich.“ Für einen Moment wusste ich nicht, ob ich Lachen oder Schreien sollte? Lachen weil diese ganze Situation zu seltsam war, um nun mit einem solcher Aussage zu kommen und Schreien weil er das ernst meinte. Seine ganze Mimik und auch der Tonfall seiner Stimme machten klar, dass er nicht scherzte. Ein Mensch hätte ein solches Versprechen nicht halten können, doch ein Geist wie Sam es einer war, hatte die Macht dazu. Chris/Sam zuckte mit den Schultern. Seine Stimme war bei der nächsten Aussage kalt, was auch auf seine Worte zutraf. „Außerdem ist es dir doch egal wer es ist. Dir geht es doch nur um den Körper, dabei ist es doch egal wer drinnen steckt.“ Diese Aussage traf mich wie eine Ohrfeige. Das stimmte doch gar nicht, es ging mir doch nicht nur um den Körper. Allerdings hatte ich diesen Abend doch auch nur aus einem Grund zugesagt. Ich wollte nur mit jemanden schlafen. Das war ein ganz normales Bedürfnis eines jeden Menschen. Es jedoch so von Sam zu hören, ließ es irgendwie schäbig klingen. „Das stimmt nicht.“ „Ach nein?“ Chris/Sams Hand glitt über meinen Körper hinab und zwischen meine Beine. Ich presste die Lippen aufeinander, denn auch wenn Chris zuvor keine erwähnenswerte Vorarbeit geleistet hatte, so hatte die Situation mich nicht ganz kalt gelassen. „Dein Körper scheint da aber anderer Meinung zu sein. Denn das wird ja wohl kaum regieren weil du Chris so liebst.“ Sanft strichen seine Finger über meine Erregung. „Lass das!“ Ich griff nach seiner Hand und bekam ihm am Handgelenk zu fassen. Chris Körper war zwar stärker als meiner, doch meine Empörung und mein Widerwillen kompensierte das ziemlich gut. Zum Glück verhinderte meine Wut, dass mich seine Berührungen erregten. „Ich will nicht mir dir schlafen.“ Eigentlich wollte ich nun mit gar keinem mehr schlafen. Die paar Momente Vergnügen waren den ganzen Ärger nicht wert. Ich hätte nie geahnt das Sam so reagieren könnte, das er mich so … ja was eigentlich? War das Liebe, oder schon Besessenheit? „Irgendwie kann ich dir das aber nur schwer glauben.“ Chris/Sam senkte seine Lippen an meinen Hals. „Aus.“ Mit einer heftigen Bewegung riss ich mich von ihm los und flüchtete aus dem Bett. Dabei stolperte ich fast über meine eigenen Beine, ich wollte gar nicht wissen wie das aussah. „Verschwinde. Bleib meinetwegen in diesem Körper, aber schaff ihn aus meiner Wohnung und dich auch gleich. Ich will dich nicht mehr sehen!“ Meine Hand deutete in Richtung der Tür. Ich war wütend auf Sam und das nicht weil er mir eine Möglichkeit für Sex genommen hatte, sondern wegen seines Verhaltens. Ich war nicht sein Eigentum, das war ich nie. Auch wenn er nun tot war, gab ihm das nicht das Recht sich zu nehmen was er zu Lebzeiten nicht haben konnte. Schon gar nicht auf die Art, wie er dachte. Ich war von ihm, ich war von meinem Freund, enttäuscht. Niemals hätte ich ihm so etwas zugetraut. Auch Sam schien zu merken, dass ich etwas geändert hatte, da er mich durchringend ansah. Allerdings waren es nicht seine Augen, die mich anblickten sondern die von Chris, doch der bedauernde Ausdruck darin gehörte meinem Freund. Langsam schien er zu begreifen was er getan hatte. „Fabian,…“ Er stockte, nach Worten suchend. „Nichts da Fabian. Geh, geh, bitte geh. Verschwinde!“ Nicht mehr lange und meine Hand würde zu zittern beginnen und das sollte er nicht sehen. Ich fühlte mich so verraten, so enttäuscht und das von einem Menschen, dem ich einmal vorbehaltlos mein Leben anvertraut hätte. Das konnte ich wohl auch jetzt noch, aber nun kannte ich seine Motive und die waren nicht so selbstlos wie ich geglaubt hätte. Wie egoistisch war ich eigentlich? Natürlich beruhte alles auf dieser Welt auf einer Gegenleistung, warum erwartete ich etwas anderes? Chris/Sam war inzwischen vom Bett gerutscht und dabei sich anzuziehen. Dabei lag sein Blick aber die ganze Zeit auf mir. „Fabi, es tut mir leid.“ Ich schüttelte nur den Kopf und senkte meine Hand. Ich wollte nichts mehr hören, nicht jetzt, nicht mehr heute. Zeit, ich benötigte Zeit um meine Gedanken zu ordnen, vielleicht konnte ich ihm dann auch wieder verzeihen. Derzeit konnte ich jedoch nicht einmal beurteilen, ob ich das überhaupt wollte. Daran änderte auch sein flehender Blick nichts, das war etwas das ich mit mir ausmachen musste. „Ich bringe ihn nach draußen und komme dann wieder?“ Noch während das Zimmer verließ sah er mich an, als erwartete er eine Bestätigung für seine Worte. Ich folgte ihm langsam. Noch immer war ich nackt, doch im Moment störte mich das nicht allzu sehr wie es das normalerweise getan hatte. Vor Sam hatte ich nichts mehr zu befürchten. „Nein Sam, ich will dich heute nicht mehr sehen und damit meine ich den ganzen Tag.“ Es war schon nach Mitternacht, weshalb ich das so ausdrückte. Ich wollte ihn nicht gleich als Erstes sehen wenn ich wieder aufwachte. Chris/Sam ließ die Schultern hängen und öffnete die Wohnungstür, also hatte ich zuvor nicht abgeschlossen. Nach einem kurzen Zögern in der Tür, verließ er dann doch meine Wohnung. Ich schloss die Tür hinter ihm und drehte diesmal auch den Schlüssel im Schloss herum. Für heute war mein Bedarf an menschlicher Nähe gedeckt. Dabei war ich nicht wütend auf Sam nur enttäuscht und das wiederum ließ ein Gefühl der Leere in mir zurück. Lag das mit seinem Tod zusammen, oder hatte ich mich wirklich so in Sam getäuscht? Schließlich waren wir einmal Freunde gewesen, gute Freunde und uns sogar näher als Brüder. Gott, ich hatte ihm mehr vertraut als meinen leiblichen Brüdern und dann so eine Aktion. Ich stieg unter die Dusche und benutzte das lauwarme Wasser dazu meinen Kopf ebenso wie meinen Körper zu kühlen. Diese Nacht gehörte wirklich nicht zu meinen Besten. Leider glaubte ich auch nicht daran, dass es etwas brachte darüber zu schlafen. Das würde es nicht ungeschehen machen, aber mir vielleicht etwas Abstand verschaffen, deswegen war das genau das was ich danach machen würde. Mich ins Bett legen und darüber schlafen. Morgen sah die Sache hoffentlich nicht mehr so schlimm aus. Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Das nervige Piepsen meines Handys weckte mich auf. Schläfrig tastete ich danach und war erstaunt es nicht neben mir zu finden. Stattdessen stieß ich gegen etwas Festes. Ich öffnete die Augen und sah mich mit der Rückenlehne meines Sofas konfrontiert. Mit einem murrenden Laut drehte ich mich auf die andere Seite und nahm das Handy vom Couchtisch, um den Wecker abzuschalten. Erst jetzt fiel es mir wieder ein. Genau ich hatte auf dem Sofa übernachtet, weil ich in meinem Bett keine Ruhe gefunden hatte. Ein Umstand über den sich mein Rücken nun lautstark beschwerte. Das hatte ich natürlich nur Sam zu verdanken. Ihm und seiner eifersüchtigen Aktion, die mich um eine vielleicht interessante Nacht gebracht hatte. Das würde ich nun ja Dank ihm niemals erfahren. Noch immer nicht ganz wach stand ich auf und ging in die Küche, wo ich mir einen Kaffe machte. Während ich noch der Maschine dabei zusah, wie sie Tröpfchenweise Wasser zu dem schwarzen Lebenselixier verarbeitete, läutete mein Handy abermals. Hatte ich den Wecker nicht schon ausgemacht? Obwohl, das war nicht die Melodie meines Weckers sondern…, oh Mist! Ich beeilte mich wieder ins Wohnzimmer zu kommen und griff nach dem Handy. Allerdings zögerte ich einen Moment abzuheben, denn ich wusste schon wer dran war, ohne auf das Display zu sehen. Nur was sollte ich ihr schon erzählen, viel war gestern nicht passiert. Nichts, das Jenn, denn niemand anders war die Anruferin, mir glauben würde. Allerdings half es auch nichts, wenn ich es noch weiter hinauszögerte, außer es Schlimmer zu machen. Also zwang ich ein Lächeln auf meine Lippen und hob ab. „Morgen, Jenn.“ Es war bei einem Gespräch mit ihr immer gut das erste Wort zu haben. Das nahm ihr meistens gleich den Wind aus den Segeln. Eine Taktik, die diesmal leider nicht fruchtete. „Morgen, Fabi. Also was ist da gestern noch gelaufen?“ Ich seufzte für Jenn unhörbar. Das war wieder einmal so typisch für sie. Keine Erkundigung wie es mir ging, oder ob ich überhaupt schon wach gewesen war. Nein, sie kam sofort zum Punkt der sie interessierte, allerdings war das ja nicht neues, nach so einer Nacht war ein solcher Anruf meist Standard. Nur heute irritierte mich etwas an ihrem Tonfall. „Warum fragst du?“ Jenn zögerte kurz, bevor sie antwortete. „Weil ich bereits einen Anruf von Chris bekommen habe. Er weiß nicht mehr was gestern passiert ist, aber er entschuldigt sich dafür, wenn er etwas gemacht hat das dir nicht gefallen hat. Hat er?“ Ich kannte diesen Unterton bei Jenn, weswegen ich das rasch verneinte. Nach dem was Sam gestern mit ihm gemacht hatte, benötigte er nun nicht auch noch Jenns Ärger. Mich irritierte es jedoch, das er Jenn deswegen anrief er hatte doch meine Nummer. Im selben Moment fiel mir allerdings wieder ein, das er die ja nicht hatte. Dafür hatte ich gestern keine Notwendigkeit gesehen, denn von mir aus wäre es eine einmalige Sache geblieben. „Es ist nichts passiert, Jenn.“ Auch wenn ich mich nun wiederholte, war es nur die Wahrheit. Es war nichts passiert, da kam uns ja ein Geist dazwischen. Wobei mir erst jetzt auffiel, dass ich ihn heute noch nicht gesehen hatte. Ansonsten kam Sam immer kurz nachdem ich aufstand, oder kurz bevor ich die Wohnung verließ. Egal, es war mir nur Recht wenn er sich einige Zeit nicht blicken ließ. „Nichts? Gar nichts?“ Jenns Stimme klang ungläubig. „Nein nichts, das habe ich doch gerade gesagt, oder?“ Ich lächelte leicht, da ich Jenns Reaktion nur zu gut verstand. Wenn ich schon einmal einen ihrer Freunde traf, dann landete ich meistens mit ihnen im Bett. Es war klar, dass keiner von ihnen an einer Beziehung interessiert war, doch dann wollte ich wenigstens auch etwas Spaß haben. Jenn wusste und akzeptierte das, wenn sie auch gerne hätte das einmal mehr daraus wurde. Als ob es nicht schon reichte, das meine Mutter mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit verkuppeln wollte? Sie seufzte so tief, das auch ich es noch hören konnte. „Das ist aber schade. Keine Sorge, ich finde sicher jemand Anderen, mit mehr Durchhaltevermögen.“ Bei den letzten Worten konnte man ihr Grinsen deutlich heraushören. „Na da bin ich aber gespannt.“ Ich klang motivierter als ich war, doch es brachte ja nichts dagegen zu protestieren. Am anderen Ende der Leitung hörte ich eine gedämpfte Stimme, die sicher nicht Jenn gehörte. Anscheinend hatte nicht nur ich jemanden mit heim gebracht. „Du ich muss los. Ich muss mein Auto holen, das ich gestern stehen gelassen habe.“ „Hat es sich wenigstens gelohnt?“ Nun hatte meine Stimme genau den gleichen Tonfall wie Jenns zuvor. „Darauf kannst du wetten.“ Mit einem leisen Lachen beendete sie das Gespräch. Ebenfalls lächelnd legte ich das Handy zur Seite und ging wieder in die Küche. Jetzt erst einmal einen Kaffee und dann konnte ich diesen Samstag richtig beginnen. „Willst du wirklich nicht mitkommen?“ Es war bereits das zweite Mal, dass Simon mir diese Frage stellte und heute blieb es von meiner Seite auch die gleiche Antwort. „Nein, heute nicht.“ Ich hatte heute wirklich keine Lust noch etwas zu unternehmen. Selbst wenn mich die Beiden dazu motivieren wollten, ich hatte mein Pensum gestern schon ausgeschöpft. „Mensch, Simon mach schon!“ Ungeduldig sah Lukas zu uns, die Hand bereits an der Klinke der Wohnungstür. Um das Ganze noch zu unterstreichen hob er seine rechte Hand und sah auf sein Handgelenk, nur um zu bemerken das er heute gar keine Uhr trug. Simon zuckte nur mit den Schultern. „Okay.“ Ich winkte meinen Brüdern noch spöttisch zu, als sie meine Wohnung verließen. Nachdem ich letzte Woche freiwillig mitgegangen war hatte sich Simon wohl mehr erhofft. Nur heute war Sam nicht da, der mich dazu zwang, wobei mir auffiel das ich ihn heute noch gar nicht gesehen hatte. Natürlich war es mir schon früher aufgefallen, doch war ich den Tag über zu beschäftigt gewesen. Am Vormittag hatte ich noch die Einkäufe erledigt, die sich in der Woche nicht ausgingen, meiner Mutter die dreckige Wäsche gebracht und die Saubere abgeholt. Etwas das nicht ging ohne mindestens eine Stunde mit ihr zu reden. Das war einer der Gründe, warum ich mich nicht sonderlich schuldig fühlte weil ich sie so selten besuchte. Wieder daheim hatte ich die Wäsche gebügelt, denn das hatte sich meine Mutter schon länger abgewöhnt, und danach den Abwasch erledigt. Man wollte nicht glauben was sich in einem Singlehaushalt innerhalb einer Woche für Geschirr ansammeln konnte, der Geschirrspüler beim Einzug wäre wohl doch keine Fehlinvestition gewesen. Jetzt wollte ich nur noch einen ruhigen Abend genießen und mich nicht in eine Disko setzen. Eben ein ganz normaler Samstag. Aber es war nicht nur das, ich war auch etwas unruhig was jedoch nicht an Sams Abwesenheit lag. Früher war ich auch gut ohne ihn ausgekommen und es freute mich, dass er sich endlich einmal an meine Worte hielt. Deswegen sollte ich mit keine unnötigen Gedanken machen, schließlich war er ein Geist viel konnte ihm in diesem Zustand nicht mehr passieren. Den Fernseher aufdrehend, setzte ich mich auf die Couch und lehnte mich zurück. Es war nicht so, das auf irgendeinen Sender etwas Interessantes lief. Das war meistens so, egal wie viele Sender man zur Auswahl hatte, nur selten lief etwas Interessantes. So blieb ich bei einem Film hängen, den ich zwar schon kannte, dessen Ende ich aber wieder vergessen hatte. Ich schaffte es sogar die erste halbe Stunde wach zu bleiben, bevor ich leichte Ermüdungsanzeichen bemerkte. Aus diesem Grund beschloss ich etwas zu dösen, bis der Film wieder spannend wurde. Ich war gerade dabei mich auf der Couch auszustrecken, als ich eine leise Stimme hörte, die meinen Namen aussprach. Sofort war ich wieder hellwach und sah mich um, noch während ich mich wieder aufrichtete. Den Besitzer der Stimme konnte ich jedoch nicht sehen, was allerdings nichts aussagte. Doch es wiederholte sich nicht und auch Sam tauchte nicht auf, weswegen ich das Ganze als Einbildung abtat. Nur weil ich einen Geist als Freund hatte, würde ich nicht jedem Geräusch besondere Bedeutung zumessen, das führte nur zu unnötiger Paranoia. ‚Fabi.’ Gut, einmal war möglicherweise Einbildung, aber nicht zweimal. Nicht wenn die Umstände so waren wie in seinem Fall. „Wenn du mit mir reden willst, das zeig dich gefälligst.“ Sam sollte bloß nicht glauben, das ich nicht mehr wütend war wegen dem was gestern passiert war. Obwohl ich ja nicht wütend war, nur enttäuscht was wohl schlimmer war. Sam schwebte aus einer dunklen Ecke des Zimmers zu mir. Jedoch hielt er einen gewissen Abstand ein, der jede Berührung unmöglich machte. Nicht, das ich ihn jemals hätte berühren können, diese Möglichkeit gab es für uns nicht mehr. ‚Es tut mir leid, was gestern passiert ist.’ „Das sollte es auch.“ Leicht würde ich es ihm nicht machen. Sam hatte etwas falsch gemacht und sich in etwas eingemischt das ihn nicht anging. Er war kein Kind mehr, auch wenn er sich wie eines benahm. Sam hob die Hände etwas in die Höhe ließ, sie aber gleich wieder sinken. ‚Ich weiß wirklich nicht was da in mich gefahren ist.’ Es war ziemlich offensichtlich was in ihn gefahren war, doch es würde nicht helfen wenn ihm das nun sagen würde. Mein Schweigen aber falsch deutend, führ Sam einfach damit fort sich zu verteidigen. ‚Ich wollte einfach nur nicht…, ach ich weiß nicht.’ Er schüttelte in einer hilflosen Geste den Kopf. „Es spielt keine Rolle was du nicht wolltest, Sam. Du warst nur mein Freund, nicht mein Geliebter. Es stand dir nie zu Besitzansprüche auf mich anzumelden, nicht einmal als du noch lebtest. Wir hatten unsere Chance und so traurig es ist, wir haben sie nicht genützt, jetzt ist es zu spät dafür.“ Ich war selbst darüber erstaunt wie nüchtern meine Stimme klang, wo ich mich bei diesen Worten doch so elend fühlte. Es gab so einiges was ich Sam so gerne gesagt hätte, doch was brachte das nun noch? Die Zeit dafür war vorbei, jetzt würde es nur mehr Schmerz bringen. ‚Das weiß ich, aber in diesem Moment, ich habe einfach die Kontrolle verloren.’ Das war eine interessante Erkenntnis, also empfanden auch Geister noch Gefühle. Von wegen, man legte bei seinem Tod alle menschlichen Begierden ab. „Das solltest du aber nicht. Es steht dir nicht zu mein Leben bestimmen zu wollen. Das ist mein Leben.“ Sam sah so auf, als wolle er auffahren, hielt sich dann aber zurück. Ergeben senkte er den Kopf. ‚Du hast Recht. Es tut mir leid.’ Mit seinen Worten hatte Sam natürlich auch den Nagel auf den Kopf getroffen, doch das musste ich ihm ja nicht jetzt auf die Nase binden. Das würde ihm nur wieder zu mehr Enthusiasmus verhelfen. Leider gehörte Sam zu den Menschen deren Ego kein Lob vertrug. Ich seufzte tief, nun lag es wohl an mir. Auch von mir mussten nun Zugeständnisse kommen, der Fairness wegen. „Es ist wohl so, das ich der Einzige bin, der dich sehen kann. Deswegen werde ich dir helfen deine Liste abzuarbeiten, damit du deinen Frieden findest.“ Hoffentlich brachte es auch etwas. Denn einiges auf dieser Liste waren Dinge, die ich im Leben nicht machen wollte. Wie konnte man nur soviel vorhaben? Die Hälfte davon würde mir nicht einmal einfallen. ‚Danke Fabi.’ Ein erleichterter Ausdruck legte sich auf Sams Gesicht, der so gar nicht zu seinem traurigen Lächeln passen wollte. „Dafür sind Freunde doch da.“ Ich streckte eine Hand aus um ihm auf die Schulter zu klopfen hielt aber inne, noch bevor ich die Bewegung zu Ende geführt hatte. Was hätte es gebracht, eine Berührung war unmöglich. Auch wenn mich Sam letzte Nacht enttäuscht hatte, so konnte ich darüber hinwegsehen. Immerhin war das noch immer der gleiche Junge, den ich jahrelang meinen Freund genannt hatte. Selbst im Tod würde er sich nie ändern, was er mir ja schon bewiesen hatte. Mein Vertrauen in ihn war durchaus nicht unbegründet. Sam schwebte neben mich auf die Couch und sah auf den Fernseher. Nun lächelte er wieder wie gewohnt. ‚Sag mal willst du dir den Film wirklich ansehen?’ „Eigentlich nicht.“ Lächelnd griff ich nach der Fernbedienung und zappte die Sender durch. Es war schön wieder einen Abend mit einem Freund vor dem Fernseher zu verbringen, da war es egal ob dieser lebte oder tot war. Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ ‚Ich würde heute gerne diesen Punkt vorziehen.’ Sam deutete auf einen Punkt der Liste. Ich folgte seiner Hand und las mir den betreffenden Punkt durch. Gerade der, den ich am Liebsten ganz am Schluss gemacht hätte. „Muss das sein?“ Gequält sah ich ihn an. Dieser Punkt war mir unangenehm und machte mir Angst. Auf der Liste gab es etliche Punkte, für die ich eine Menge Mut aufbringen musste, doch nur vor diesem fürchtete ich mich wirklich. Dabei bedeutete er nicht einmal eine Bedrohung für mein Leben wie einige andere Sachen die Sam ausprobieren wollte. ‚Wie lange willst du es noch vor dir her schieben? Wenn du noch länger zögerst, sieht es seltsam aus. Jetzt ist gerade der richtige Zeitpunkt vergangen.’ Ich seufzte als ich Sam ansah, er hatte ja Recht. Allerdings… „Ein Besuch bei deiner Mutter? Was soll ich ihr denn sagen?“ ‚Das ich sie liebe und ihr dafür danke, dass sie mich immer unterstützt hat.’ Ein liebevolles Lächeln legte sich auf Sams Lippen. Doch es wirkte auch etwas wehmütig und voller Sehnsucht. Es war ja nicht so, dass ich ihn nicht verstand. Wäre ich in seiner Position würde ich mir auch jemanden wünschen, der meiner Mutter meine letzten Worte ausrichtete. Selbst wenn ich mir jetzt nicht vorstellen konnte wie diese aussehen würden. Man sagte seinen Eltern und Geschwistern oft dass man sie liebte und meinte es auch so. Aber gerade weil man es so oft sagte, wird es irgendwann zu Gewohnheit und verliert viel von ihrem Wahrheitsgehalt, auch wenn es nicht so war. Aber ab einen gewissen Zeitpunkt nahm man diese Worte kaum mehr wahr. Kein Wunder das Sam wollte, dass ich es seiner Mutter ausrichtete in so einer Situation spendeten diese Worte eine Menge Trost, vor allem wenn sie von einem Fremden kamen. Und nach der langen Zeit, in der ich keinen Kontakt mehr mit Sams Mutter gehabt hatte sah ich mich als Fremder. „Ich denke nicht, dass sie mir glauben würde.“ ‚Das macht nichts. Sie soll es nur wissen, es erfahren.’ Über der Sitzfläche des Sofas schwebend sah Sam an die Decke. ‚Ich habe es ihr viel zu selten gesagt und nun bereue ich es. Eines der wenigen Dinge, die ich bereue.’ Erstaunt sah ich Sam an. Ich hätte nie gedacht, dass er etwas bereuen würde, das sah ihm gar nicht ähnlich. Immerhin hatte er mir bis jetzt immer weisgemacht sein Leben genauso gelebt zu haben wie er wollte. Das stimmte wohl auch und nun trauerte er einer solchen Selbstverständlichkeit nach. Ich wollte ihm ja auch helfen, nur in meinen Gedanken stellte ich mir das ziemlich peinlich vor. Seufzend senkte ich den Kopf, ich war besiegt. „Gut, ich werde sie besuchen.“ Sam sah mich freudestrahlend an. ‚Wirklich? Danke, Fabi. Danke!’ Er fiel mir freudestrahlend um den Hals, nun zumindest hatte er das bestimmt vorgehabt. Nur hatte er dabei vergessen, dass er keinen Körper mehr hatte und glitt durch mich und anschließend auch die Couch durch. In dem Moment in dem Sams Körper durch mich durch glitt griff ich mir überrascht an die Brust. Da war es wieder gewesen, dieses kribbelnde Gefühl, das ich schon einmal gehabt hatte. Ich nahm die Hand von meiner Brust und betrachtete sie stirnrunzelnd. Doch bevor ich mir noch mehr Gedanken darüber machen konnte, tauchte Sam grinsend unter der Couch auf. ‚Ups.’ Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. ‚Fahren wir dann?’ Die Augen verdrehend stand ich auf. „Ja, fahren wir.“ Vorher hatte ich ja sowieso keine Ruhe von ihm. Da war ich also. Die Fahrt hierher hatte eine halbe Stunde gedauert, länger als normal, oder mit Stau. Und heute an einem Sonntag waren die Straßen sowieso wie leergefegt, nur war ich alle Umwege gefahren die mir eingefallen waren. Ich hatte es Sam versprochen und doch, etwas in mir wollte das solange wie möglich hinauszögern. Der Griff um den Blumenstrauß in meiner Hand wurde fester. Es war nicht großartiges, aber ein Besuch an einem Sonntag ohne ein Geschenk ging ja auch nicht, auch wenn es nach Sams Meinung unnötig war. Es hatte sich nichts an dem Haus geändert, seit ich das letzte Mal hier gewesen war, nicht äußerlich. Ich lächelte als ich den Zaun betrachtete, bei dessen Aufbau Sam und ich zur Hilfe genötigt worden waren. Noch immer gab es keine Tür, sodass jeder ungehindert bis zur Haustür gehen konnte. Auch ich folgte diesem Weg, wenn ich auch auf halbem Wege wieder stockte. Noch könnte ich umdrehen und einfach wieder gehen und wenn ich ehrlich war schrie jede Faser in mir danach. Es wäre auch die richtige Entscheidung gewesen. ‚Weißt du eigentlich wie das aussieht? Du kannst von Glück reden, das dich keiner beobachtet, du machst dich nämlich gerade zum Affen.’ Sam tauchte vor der Haustür auf und sah mich ungeduldig an. Klar, er war schon die ganze Fahrt über ungeduldig gewesen. Damit hatte er mich so genervt, dass ich ihn gegen Ende einfach aus dem Auto verbannt hatte. „Was wenn sie nicht alleine ist?“ Dieser Gedanke kam mir erst jetzt, doch er war mehr als nur beunruhigend. Die Sache war so schon peinlich genug, ich benötigte nicht auch noch Zuseher. ‚Ist sie aber, ich habe nachgesehen.’ Das ging also auch nicht als Ausrede. Es schien so als müsste ich nun wirklich in den sauren Apfel beißen. Noch einmal tief durchatmend, brachte ich die letzten Meter hinter mich und betätigte die Klingel. Jetzt konnte ich wirklich nicht mehr zurück. Es dauerte eine Weile bis man Schritte hinter der Tür hörte und sie geöffnet wurde. Sams Mutter stand dahinter und sah mich überrascht an. „Fabian.“ Sie war von der Situation anscheinend nicht minder überrascht als ich. Seit der Beerdigung hatte sie sich allerdings wieder gefangen. Sie sah nicht mehr ganz so müde und erschöpft aus, auch wenn sie das alles sehr mitgenommen hatte, sie sah älter aus als sie war. Ich versuchte die Situation mit einem etwas unglücklichen Lächeln zu retten. „Guten Tag. Komme ich ungelegen?“ Im Moment verfluchte ich Sam innerlich, ich kam mir vor wie ein Idiot. Innständig betete ich dafür, dass Sams Mutter meine Frage bejahte und mich wieder wegschickte. Noch immer hatte ich keine Ahnung wie ich ein Gespräch mit ihr anfangen sollte? Sie hatte einen Sohn verloren, alles was man sagen konnte wäre nur scheinheilig und wenig hilfreich. „Nein, natürlich nicht.“ Sie schien ihre Überraschung überwunden zu haben und trat einen Schritt zur Seite. „Bitte, komm doch herein.“ „Danke.“ Noch immer wusste ich nicht genau wie ich mich verhalten sollte, doch es beruhigte mich, dass ich da nicht der Einzige war. Wie ich es in diesem Haus gewohnt war, zog ich mir die Schuhe an der Garderobe gleich hinter der Tür aus. „Ich freue mich, dass du gekommen bist.“ Bei dieser Aussage sah ich Sams Mutter überrascht an. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Zwar hatte sie es mir angeboten, doch das war nur aus purer Höflichkeit gewesen. Plötzlich lächelte sie und schüttelte den Kopf. „Nein, wie unhöflich von mir, möchtest du einen Kaffee?“ Ich nickte nur und mir fielen die Blumen in meiner Hand wieder ein. Jetzt kamen sie mir wirklich etwas unpassend vor und ich wünschte mir auf Sam gehört zu haben. Etwas verlegen hielt ich ihr die Blumen entgegen. „Für dich, als Entschuldigung für meinen unangemeldeten Besuch.“ Es war nicht notwendig sie zu siezen, das hatten wir schon vor langer Zeit geklärt. Jetzt wieder damit anzufangen hätte nur seltsam gewirkt und die falsche Botschaft vermittelt. „Oh vielen Dank. Aber das wäre nicht nötig gewesen.“ Mit einem Lächeln nahm sie die Blumen und ging damit in die Küche. Anscheinend hatte sie meine Unsicherheit bemerkt, denn sie verlor kein weiteres Wort darüber. Neben mir schwebte Sam, der sich mit der Hand auf die Stirn schlug. ‚Ihr benehmt euch beide wie Schulkinder bei ihrem ersten Date. Euch zuzusehen regt ja fast zum fremd schämen an.’ Ich verkniff mir ein Kommentar wessen Schuld es eigentlich war, die uns in diese peinliche Situation gebracht hatte. Ich war nur hier wegen ihm, ansonsten wäre dieser Besuch sicher ins Wasser gefallen, weil ich ihn einfach absichtlich vergessen hätte. „Setz dich schon einmal ins Wohnzimmer.“ Die Stimme seiner Mutter klang gedämpft aus der Küche. Auch wenn mir bewusst war das sie es nicht sehen konnte, nickte ich und ging in Richtung des Wohnzimmers. Nur einmal blieb ich an einer Tür stehen und blickte kurz darauf. Meine Stimme war leise, so dass sie Sams Mutter nicht hörte. „Du hast das dämliche Poster noch immer nicht abgenommen.“ ‚Hey, diese Band ist einfach Kult.’ Ich ging grinsend weiter, was Musikgeschmack anging waren wir uns nie einig gewesen. Als ich das Wohnzimmer betrat fiel mir als erstes die neue Couch auf, die die Mitte des Raumes einnahm, ebenso wie der neue Flachbildfernseher. Aber sonst war alles gleich geblieben vom Couchtisch bis hin zu den Bildern an den Wänden. Sogar die Vase, die wir bei unserem Fußballtraining im Haus einmal zerstört hatten, war durch eine Neue ersetzt worden. Da ich nicht wusste, wie ich mich nun verhalten sollte setzte ich mich auf die Couch. Ich fühlte mich noch immer so unwohl, wie ein Eindringling, als den ich mich auch empfand. Denn ich hatte kein Recht hier einzudringen, wo sich seine Mutter doch schon wieder einigermaßen gefangen hatte. Gerade in diesem Moment kam sie auch mit zwei Tassen herein, wovon sie eine vor mir abstellte. „Ich hoffe es hat sich nichts an deinen Gewohnheiten geändert?“ Hastig schüttelte ich den Kopf, nein seit damals hatte sich nichts geändert. Auch wenn es sie damals überrascht hatte das ein Sechzehnjähriger schon Kaffee trank. Sie setzte sich auf das Seitenteil der Couch, so dass sie mich ansehen konnte. In ihren Händen umklammerte sie die Tasse mit beiden Händen. „Ich wollte mich noch einmal für die Benachrichtigung bedanken.“ Sie lächelte schwach und senkte den Blick. „Du warst sein bester Freund, der Einzige der ihm so nahe stand. Sam hätte es nicht gewollt, dass du fehlst und auch ich hätte es nicht gewollt. In meinen Augen wart ihr immer wie Brüder, auch wenn es nur einige Jahre dauerte. Du warst ein sehr wichtiger Mensch für ihn, deswegen wollte ich euch die Gelegenheit geben euch voneinander zu verabschieden.“ Betreten senkte auch ich den Blick. Gerade das auch Sam da war erleichterte mir das Gespräch nicht wirklich. „Er war auch ein sehr wichtiger Mensch für mich.“ Ich zögerte einen Moment, eben weil ich nicht wusste, ob es mir zustand die nächste Frage zu stellen. Aber ich musste es einfach wissen. „Wie,… warum,… wie ist es passiert?“ Niemals hatte ich gedacht dass es so schwer war ein paar Worte auszusprechen. Mein Gegenüber schüttelte ratlos den Kopf. „Ich weiß es nicht. Die Ärzte meinten es sei ein Hirninfarkt gewesen, aber er war doch noch so jung.“ Die Verzweiflung in ihrer Stimme konnte ich zwar nicht verstehen, aber nachvollziehen. Es musste schrecklich sein wenn man ein Kind verlor, auch wenn es schon erwachsen war. Sam schwebte neben ihr und legte seine Arme um ihren Oberkörper, sanft lehnte er seinen Kopf gegen ihre Schulter. Es war eine tröstende Geste und wahrscheinlich kostete es Sam seine ganze Konzentration nicht einfach durch sie hindurch zu gleiten. „Manchmal spüre ich ihn sogar noch nachts. So als wäre er bei mir.“ Also verbrachte Sam hier seine Nächte, warum auch nicht, es war seine Mutter und sie benötigte seinen Beistand sicher. „Das ist gut möglich, er hat dich sehr geliebt.“ „Das weiß ich.“ Sams Mutter wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Er hat es mir oft genug gesagt und auch so habe ich es gemerkt.“ Sam sah seine Mutter erstaunt an, bevor er seinen Blick auf mich richtete. ‚Fabi sag ihr auch das Andere.’ „Außerdem hat er mir einmal gesagt, dass er dir sehr dankbar ist. Weil du ihn immer unterstützt hast und zu nichts gedrängt hast.“ Ob das so dumm klang, wie es sich für mich anhörte? Ich musste wirklich an meinen Fähigkeiten in dieser Hinsicht üben. „Ich wollte ihn nie einengen.“ ‚Und dafür habe ich dich immer bewundert und geliebt.’ Sanft strich Sam seiner Mutter über das Haar, als er sich wieder von ihr löste. Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee, um mich einer Antwort zu entheben. Eigentlich wollte ich nur mehr weg, so schlimm war es das letzte Mal vor fünf Jahren gewesen. Damals wollte ich auch nur mehr aus diesem Haus flüchten, wenn auch aus anderen Gründen. Nur wollte ich Sams Möglichkeit mit seiner Mutter zu kommunizieren nicht beeinträchtigen. Wobei er ihr wohl nicht mehr zu sagen hatte. Vielleicht fiel ihm aber auch nur im Moment nichts mehr ein, nun ich würde ihm noch etwas Zeit verschaffen. „Es ist schade, dass wir in den letzten Jahren so wenig Kontakt hatten.“ Jetzt hing es ganz davon ab, wieviel Sam seiner Mutter erzählt hatte. Denn der Kontaktabbruch war von mir ausgegangen. Es würde scheinheilig klingen, wenn ich das nun bedauerte. Nur, ich hatte meine Gründe dafür gehabt und bedauerte es nun wirklich, seit wir uns ausgesprochen hatten. Von diesen Gründen hatten jedoch Sam nichts gewusst und so auch nicht seine Mutter. „Das stimmt. Ihr wart so gute Freunde. Wenn du willst, kann ich dir etwas von ihm erzählen.“ Eigentlich sollte ich nun ablehnen, doch es interessierte mich und auch der Blick von Sams Mutter ließ mich schließlich nicken. Sie wollte über Sam reden und wenn ihr das half, dann war es das Mindeste was ich für sie tun konnte ihr ein wenig meiner Zeit zu widmen. Das war ich ihr der alten Zeiten willen, als sie wie eine zweite Mutter für mich gewesen war, schuldig. Außerdem ging es dabei um Sam und was ihn betraf hatte ich eine Menge Nachholbedarf. Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Erst einige Stunden später verließ ich wieder Sammys Haus. Seine Mutter umarmte mich noch einmal an der Türschwelle, zögernd erwiderte ich diese Geste. Auch wenn ich an diesem Nachmittag einiges erfahren hatte und sich die bedrückende Stimmung so langsam gelockert hatte, für solche Zuneigungsbekundungen war es meiner Meinung nach zu früh. Früher war es okay gewesen, doch da war ich auch jeden Tag hier gewesen. Lächelnd ließ mich Sams Mutter wieder los. „Besuch mich doch wieder einmal.“ „Werde ich.“ Es war seltsam, auch wenn es eine allgemein benützte höffliche Phrase für, ‚vielleicht aber eher nicht’, war, in diesem Moment meinte ich es ernst. Als ich zu meinem Auto ging tauchte Sam wieder neben mir auf. Irgendwann in dem Gespräch war er einfach, das Gesicht in den Händen verbergend, verschwunden. ‚Ihr habt wohl noch nie etwas von der Würde des Toten gehört, oder?’ Lächelnd winkte ich ab, es war Sam anzusehen, dass ihm das Ganze noch immer peinlich war. „Du bist tot, wenn interessiert es da schon das du mit sechs noch ins Bett gemacht hast?“ ‚Das war ein Unfall!’ Sam griff sich mit der Hand an die Brust, während er mich wütend ansah. „Ja, natürlich.“ Mein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass ich ihm kein Wort glaubte. Es war aber auch befriedigend einmal Sam in der defensiven Position zu sehen, sonst war das immer ich. Seine Mutter hatte mir aber auch genügend Munition geliefert. Ich holte meinen Schüssel aus der Hosentasche und sperrte die Autotür auf. „Außerdem was regst du dich so auf? Du wolltest das wir deine Mutter besuchen.“ ‚Ja um ihr etwas auszurichten, von einem Kaffeekränzchen war nie die Rede gewesen.’ Sam schwebte über das Auto und glitt durch das Dach auf den Beifahrersitz. Auch ich stieg ein, wenn auch auf die klassische Art und startete den Motor. „Du hättest wissen müssen, dass es nicht dabei bleibt.“ Ich fand das Ganze eigentlich amüsant, aber es war klar, dass Sam das anders sah. Wenn meine Mutter sich einmal dazu hinreißen ließ wäre mir das auch peinlich, vorausgesetzt ich bekam das noch mit. Nur war meine Mutter ein sehr offener Mensch, der mich solchen Dingen erst gar nicht meinen Tod abwartete. Ich wollte gar nicht wissen wer schon aller von meinen Verfehlungen in der Kindheit wusste. Eine Antwort die mir Sam auch gleich beantwortete. Die Arme vor der Brust verschränkt sah er beleidigt zu mir. „Du musst da überhaupt nicht reden. Immerhin hast du das mit fünf Jahren auch noch gemacht.“ „Das war aus Trotz!“ Na bitte, auf meine Mutter war wie immer Verlass. Hoffentlich hatte sie ihm nicht auch noch die peinlichen Fotos gezeigt, die sie sonst bei jeder Gelegenheit hervorholte. Es war ja schön das sie stolz auf ihre Söhne war, doch es war auch verständlich das keiner ihrer Söhne das zu schätzen wusste, wenn sie es so ausdrückte. ‚Klar, wer ist denn so dämlich und macht so etwas aus Trotz?’ Sam schüttelte ungläubig den Kopf. Damals hatte ich durchaus meine Gründe dafür gehabt. Na ja soweit man bei einem Fünfjährigen von berechtigten Gründen reden konnte. Doch das war kaum ein Thema über das ich mit Sammy reden wollte. Aus diesem Grund fuhr ich los und konzentrierte mich auf den Straßenverkehr, zumindest versuchte ich das. Nebenbei warf ich immer wieder Blicke zu Sam, der starr auf die Straße vor uns sah. Es war ungewöhnlich dass er schwieg wenn es ein Thema gab, von dem er wusste, dass es mir peinlich war. Erst kurz bevor wir meine Wohnung wieder erreichten, hörte ich seine Stimme. ‚Fabi?’ Sie klang leise, ja irgendwie unsicher. Ich bog gerade auf den kleinen Parkplatz ein, der zu unserem Wohnhaus gehörte. Beinnahe hätte ich es geschafft weiteren Kommentaren zu entgehen. Resigniert seufzend parkte ich mich ein und schaltete den Motor aus. „Ja?“ ‚Danke.’ Überrascht sah ich auf den Beifahrersitz, doch Sam war nicht mehr da. Ob er sich aufgelöst oder einfach nur unsichtbar gemacht hatte konnte ich nicht sagen. Aber das konnte man doch nicht so einfach im Raum stehen lassen! Hastig stieg ich aus, schloss mein Auto ab und eilte in das Gebäude. Ich hatte die Treppen zu meiner Wohnung noch nie so schnell hinter mich gebracht, zumindest war ich niemals so atemlos gewesen. Meine Kondition hatte wirklich stark nachgelassen, vielleicht sollte ich nicht nur einmal in der Woche joggen gehen, sondern öfters. Ich suchte in meiner Hosentasche nach meinem Haustürschlüssel und fand ihn auch rasch. Schon beim Eintreten wusste ich das Sam mich bereits erwartete, weswegen ich einfach nur die Tür hinter mir zuwarf und aus den Schuhen schlüpfte, die ich entgegen meiner sonstigen Art einfach vor der Tür liegen ließ. Da er nicht in der Küche war, ging ich einfach daran vorbei ins Wohnzimmer. Dort schwebte er wie immer über der Couch und sah mir lächelnd entgegen. „Könntest du mir nun einmal erklären was das soll?“ Noch immer war ich noch nicht ganz bei Atem, weswegen meine Stimme eher keuchend als ernst klang. Ich stützte mich, wie ich hoffte gelassen gegen den Türrahmen, doch half es mir eher mich aufrecht zu halten. ‚Ich dachte immer dieses Wort stände für sich?’ „Das tut es auch.“ Ich beschloss mich ebenfalls zu setzten, das würde meiner Regeneration sicher besser helfen. Ich setzte mich, nur konnte ich nicht verhindern, dass ich die letzten Zentimeter eher in die Couch fiel anstatt mich zu setzen. „Aber man fetzt es Leuten nicht einfach so entgegen und verschwindet dann.“ Ich grinste leicht als ich Sam ansah. „Wenn es schon einmal soweit kommt, lass es mich doch wenigstens auskosten.“ Sammy erwiderte dieses Lächeln. ‚Genau deswegen bin ich verschwunden.’ Dann wurde er wieder übergangslos ernst und verschränkte seine Finger ineinander. ‚Weißt du ich bin dir sehr dankbar das du das gemacht hast. Mich sieht sonst keiner und ich wollte einfach dass sie das weiß. Es sind einfach Dinge, die ich ihr schon lange hätte sagen sollen, auch wenn es nicht viel war.’ Ich senkte den Kopf und dachte über seine Worte nach. Viel war es wirklich nicht gewesen, doch in dieser Hinsicht zählte wohl eher die Qualität der Worte, nicht die Quantität. Ein paar Worte könnten mehr aussagen, als es eine kleine aber gefühllose Rede konnte. Auch ich hatte meiner Mutter schon lange nicht mehr gesagt das ich sie liebte, das kam mir für einen Mann meines Alters einfach nicht mehr …okay vor. Ja gut, ich schämte mich dafür wenn ich es offen aussprach. Dabei waren es nur drei lächerlich leichte Worte. Man sagte sie jeden Tag zu irgendjemanden, ob nun im Scherz oder einfach nur so dahingesagt damit der Partner beruhigt war. Man benutzte die Worte sooft, das sie kaum mehr Bedeutung hatten, aber wenn es wirklich darauf ankam schwieg man. Man sagte es weder seinen Eltern, oder seinen Geschwistern, noch seinen engsten Verwandten, eben weil man es als selbstverständlich annahm dass sie das wussten. Ja, ich hatte es ja nicht einmal geschafft meinem besten Freund zu sagen dass ich ihn liebte, aus Angst zurückgewiesen zu werden. Bei diesem Gedanken hob ich den Kopf und sah zu Sammy, senkte aber rasch wieder den Blick. Verunsichert über das was ich gesehen hatte, startete ich einen zweiten vorsichtigeren Versuch und hob den Blick. Es bestand kein Zweifel, Sam weinte. Nicht offen oder laut, noch barg er sein Gesicht in den Händen, aber man konnte eine leichte Tränenspur sehen. Ehrlich gesagt überraschte es mich eher das ein Geist weinen konnten, anstatt die Tatsache das es Sam war der da weinte. Allerdings war das wohl eine Art Verdrängungstaktik, denn im nächsten Moment schämte ich mich für diesen Gedanken. Immerhin war es mein bester Freund der da weinte, doch was sollte ich machen? Mir war es bei seiner Mutter schon so schwer gefallen ihre Trauer zu sehen. Ich war nicht gut darin jemanden zu trösten, das ging immer daneben. Außerdem was sollte ich sagen? Die meisten Standartphrasen die es gab halfen ja nicht einmal bei Lebenden, wie sollten sie da einem Toten helfen. Unschlüssig über das was ich tun sollte, sah ich zu Sam. Schließlich erhob ich mich und ging zu ihm, stehend war ich mit ihm auf Augenhöhe. Da ich ihn nicht zu mir ziehen konnte, beugte ich mich zu ihm, sodass sein Gesicht meine Brust berührte und legte die Arme um seine Schultern. Dort wo sich unsere Körper berührten durchfuhr mich wieder dieses seltsame Kribbeln, nur das es diesmal anhielt solange wir uns berührten. Ich konnte ihm zwar nicht mit Worten helfen, aber vielleicht ging es auch so. Es war zwar nicht normal das ein Junge einen anderen tröstete, doch wer sollte davon erfahren? Außerdem fühlte es sich im Moment gerade richtig an. Wenn Sam einer meiner Brüder gewesen, dann wäre mir das wohl peinlicher gewesen als ihm selbst und ich hätte das Weite gesucht, doch bei Sam ging das nicht. Ihn wollte ich nicht mit seinem Schmerz alleine lassen, ich konnte es nicht. Mir war klar weshalb ich so empfand, schließlich hatte ich schon einmal so für ihn empfunden, doch wusste ich auch, dass es falsch war. Selbst wenn ich ihn liebte, was brachte das jetzt noch? Nach einer Weile löste sich Sam wieder von mir, indem er einfach durch meine Umarmung rückwärts hindurchschwebte. Verlegen sah er zu Boden. ‚Scheinbar muss ich mich schon wieder bei dir bedanken.’ Ich winkte nur gönnerhaft ab. „Das ist nicht der Rede wert.“ Sam lächelte als er den Blick wieder hob. ‚Ich liebe dich, Fabi.’ „Ich weiß.“ Irgendwie hörte sich meine Stimme dabei nicht so unbeschwert an wie Sams. Aber es stimmte, Sam hatte mir bereits offenbart das er mich liebte, doch das machte es nicht leichter. Dieses Wissen führte mir nur die vielen ungenutzten Möglichkeiten vor Augen, ebenso wie meine Feigheit die dazu geführt hatte. Tadelnd schüttelte Sam den Kopf, nun lächelte er wieder so fröhlich wie immer. ‚Nur für die Zukunft, auch wenn die Antwort im Film gut klingt, in der Realität ist sie grausam.’ „Was?“ Fragend sah ich Sam an, erst nach einigen Momenten wurde mir klar worauf er anspielte. „Es ist nicht ganz so wie im Film, schließlich werde ich nun ja nicht eingefroren.“ Grinsend setzte sich mich wieder und angelte nach der Fernbedienung, wenn ich auch nicht vorhatte sie zu benutzen. Im Grunde benötigte ich nur etwas um meine Hände zu beschäftigen. ‚Wäre vielleicht gar nicht so schlecht.’ Ich beschloss diesen Kommentar zu überhören und mein Blick fiel wieder auf die Liste, die auf dem Tisch lag. Ich nahm den danebenliegenden Stift in die Hand und strich einen der Punkte durch. Blieben nur noch drei Seiten, vorne und hinten beschrieben. „Wie wäre es wenn wir morgen damit anfangen die Filme etwas zu reduzieren?“ Schließlich bestand ein Drittel einer Seite aus verschiedenen Filmtiteln. Soviel sah ich mir nicht einmal in einem Jahr an. ‚Können wir, ja. Aber dann vergiss das Popcorn nicht.’ Sam klatschte übermütig in die Hände. „Du bist tot, Sam. Essen ist für dich keine Notwendigkeit mehr.“ Zweifelnd sah ich zu ihm hoch. Der Geist stemmte eine Hand in die Hüfte und wedelte mit einem Finger vor meiner Nase herum. ‚Darum geht es doch nicht, Fabi. Es geht dabei einfach ums Feeling. Man sieht sich keine Filme an ohne Popcorn.’ Gegen diese Logik kam ich einfach nicht an. Mit einem genervten Seufzen ließ ich mich gegen die Rückenlehne der Couch sinken und betätigte nun doch den Knopf der Fernbedienung. Sofort sprang der Fernseher an und folgte willig meinen Anweisungen, als ich durch die Kanäle zappte. Ich musste morgen wieder Arbeiten, hoffentlich war Sam da wieder etwas ruhiger. Im Moment jedoch saß er nur zufrieden grinsend neben mir und sah ebenfalls auf den Fernseher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)