Geisterstimmen von Satnel ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Titel: Geisterstimmen Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Das gewohnte melodische Klingeln meines Handys weckte mich wie jeden Morgen. Und wie jeden Morgen landete meine Hand auch auf dem Knopf, der das Gerät in den Schlummermodus versetzte. Das gleiche Szenario wie jeden Morgen, seit ich gelernt hatte, das ein Handy auch als Wecker eingesetzt werden konnte. Zehn Minuten später, als ich schon fast wieder ins Land der Träume abgesackt wäre, ertönte dieses Geräusch ein zweites Mal, worauf es von mir sofort zum verstummen gebracht wurde, diesmal endgültig. Unwillig rollte ich mich auf die andere Seite des Bettes, nur um zwei Minuten später von dem nervtötenden Piepsen eines richtigen Weckers gestört zu werden. Nun, das war es dann wohl. Von diesem Geräusch begleitet, setzte ich mich auf und blinzelte verschlafen. Wie ich diese Morgen nur hasste. Mit einem geübten Handgriff brachte ich den Wecker zum verstummen und stand auf. Dann wohl dieselbe Routine wie jeden Morgen. Ich ging in die Küche und drehte die Kaffeemaschine an, bevor ich im Wohnzimmer den Radio aufdrehte. Noch immer in einem Zustand wohligen Halbschlafes betrat ich dann das Badezimmer und drehte die Dusche auf. Solange diese noch die richtige Temperatur für mich suchte, begann ich mir die Zähne zu putzen. Mein Blick fiel auf die Uhr, die an der Wand hing das Geschenk zu irgendeinem meiner Geburtstage. Halb sieben, ich lag gut in der Zeit auch wenn es für meinen Geschmack viel zu früh war. Doch für mich war es vor zehn Uhr Vormittag immer zu früh, zumindest um aufzustehen. Ich war eben ein Nachtmensch, wenn ich das aufgrund meines Alltags auch nicht ausleben konnte. Endlich hatte das Wasser die richtige Temperatur und ich stellte mich unter die Dusche. Das warme Wasser schaffte es zumindest meine Lebensgeister etwas anzuregen. Genug um es bist zum Mittagessen zu schaffen und das war schon etwas wert. Nach sechs Minuten stieg ich wieder aus der Dusche. Mehr Zeit konnte ich dafür einfach nicht erübrigen. Ich ging in mein Schlafzimmer zurück, wie immer in der Früh nackt. Im Grunde war ich ein sehr schamhafter Mensch, doch das war meine Wohnung und ich lebte alleine. Wer konnte mich schon sehen? Die üblichen Kleider aus dem Schrank holend, zog ich mich an. Wie ich diese Sachen hasste. Mit dem Hemd und der Hose konnte ich mich ja noch anfreunden, aber nicht mit der Krawatte. Doch ohne ging es auch nicht, immerhin musste ich doch dem Bild eines pflichtbewussten Angestellten nachkommen. Es war sogar Vorschrift, wie ich meinen Job hasste. Allerdings bezahlte er meine Rechnungen und das war gar nicht so leicht. Nicht das ich großartige Ausgaben hatte, doch bei dem heutigen Arbeitsmarkt konnte ich froh sein eine Anstellung zu haben. Während ich in die Küche ging, band ich mir die Krawatte. Inzwischen war mein Kaffe auch schon fertig und ich goss mir eine Tasse ein. Den Nachrichten im Radio lauschend, genoss ich die erste Tasse Kaffee, die den letzten Rest des Schlafes vertrieb. ‚Morgen.’ Von dieser Stimme überrascht, verschluckte ich mich erst einmal. Ihn hatte ich schon ganz vergessen. Warum konnte er nicht einfach wegbleiben? ‚Man wie siehst du denn aus? Total uncool.’ „Was machst du hier? Kannst du nicht dort bleiben wo du die Nacht über warst?“ Auf seine Bemerkung über mein Äußeres ging ich nicht ein. Immerhin wusste ich selbst wie ich aussah. Genau so wie die Leute, zu denen ich nie zählen wollte. Sam schüttelte den Kopf. ‚Nein. Das Mädchen das ich traf, ist auch wieder zu ihrem Menschen zurück. Weißt du wenn man tot ist und andere wie sich sieht, ist die Stadt gleich viel belebter.’ Noch mehr von der Sorte? Das konnte doch nicht wahr sein. Hoffentlich sah ich die nicht auch plötzlich. Seufzend rieb ich mir die rechte Schläfe. Irgendwie erinnerte mich das an eine Serie, die sich meine Mutter immer ansah. Mein Blick irrte zur Küchenuhr. Was für ein Glück, ich musste los. Rasch nahm ich mein Handy, die Schlüssel und meine Brieftasche. Das alles landete in meiner Aktentasche. Die Schlüssel und die Anzugjacke in die andere Hand nehmend, verließ ich die Wohnung. Natürlich nicht ohne den Radio im hinausgehen abzudrehen. Innerlich betete ich dafür das Sammy mir nicht folgte. Ich ging zur Haltestelle der Straßenbahn, gerade noch rechtzeitig, um sie zu erwischen. Zwar besaß ich ein Auto, doch keinen Parkplatz bei meiner Firma. Und mit der Straßenbahn war ich zehnmal schneller als wenn ich dort Runden drehte, weil ich einen Parkplatz suchen musste. Dafür nahm ich den Preis einer Monatskarte gerne auf mich. Unauffällig sah ich mich um. Keine Geister, Sammy mit ein geschlossen, zu sehen. Erleichtert seufzte ich. Vielleicht konnte ja wenigstens bei der Arbeit alles seinen normalen Gang gehen. Drei Haltestellen später war ich an meinem Ziel. Groß, grau und unpersönlich ragte ein Bürokomplex vor mir auf. In diesem Betonklotz erwartete mich meine Arbeit, da freute man sich doch richtig darauf. Mit einem erneuten Seufzen betrat ich das Gebäude und steuerte den Aufzug an. Neben den Knöpfen mit den Stockwerken waren Schildchen angebracht, auf denen stand welche Firma sich in welchem Stock befand. Der Knopf für mein Stockwerk leuchtete bereits. Ebenso wie alle Anderen, was bei den Menschen in der Kabine kein Wunder war. Warum mussten auch alle Büros hier pünktlich um acht Uhr anfangen? Ich war froh, als sich die Tür im ersten Stock öffnete und einige Menschen ausstiegen. Nun konnte man wenigstens wieder atmen. So ging es Stockwerk, für Stockwerk weiter bis ich schließlich im vierten Stock selbst die enge Kabine verlassen konnte. „Morgen.“ Die Stimme, die mich grüßte, klang genauso enthusiastisch wie ich mich fühlte. Automatisch erwiderte ich den Gruß und bemerkte das es eine meiner Arbeitskolleginnen war. Ich hatte nicht viel mit meinen Kollegen zu tun. Natürlich redete ich mit ihnen wenn es um die Arbeit ging, doch privat verband mich nichts mit ihnen. Weder verbrachte ich meine Pausen mit ihnen, noch verabredete ich mich in der Freizeit mit jemanden von ihnen. Den Moment für diese Art von Annäherung hatte ich in meiner Anfangszeit versäumt. Doch das war kein Drama für mich. Seit meiner Schulzeit war ich daran gewöhnt, eher allein zu sein. Sie holte einen Schlüssel hervor und sperrte die Tür zu den Büroräumen auf. Dann hielt sie die Tür auf und ließ mich eintreten, bevor auch sie mir folgte und wieder zusperrte. Das gleiche Spiel wie jeden Morgen. Diese Tür wurde er pünktlich um Acht geöffnet, keine Sekunde früher. ‚Hier arbeitest du also? Eine Versicherungsgesellschaft? Du bist tief gesunken mein Freund.’ Ich versuchte nicht zusammen zuzucken als Sammy plötzlich neben mir auftauchte. Trotzdem schien mir das nicht ganz zu gelingen, da mich meine Arbeitskollegin skeptisch ansah. Ich rang mich zu einem schwachen Lächeln durch und sie zuckte nur mit den Schultern und ging zu ihrem Schreibtisch. Die anderen Kollegen grüßend, ging ich zu meinem Büro. In dem Moment als Sammy das Schild neben meiner Tür sah, stöhnte er. ‚Oh nein. Buchhalter. Fabian, was ist nur aus dir geworden?’ Ich schloss die Tür hinter mir. „Ein arbeitender Mensch.“ ‚Ja, aber das ist der langweiligste Job, den man haben kann. Mathe, nur Mathe den ganzen Tag.’ Er machte ein angewidertes Gesicht. Im Grunde musste ich ihm ja Recht geben, auch ich empfand diesen Job als langweilig. Doch es war der Einzige, bei dem ich eine Zusage bekommen hatte. Zum Glück war Buchhaltung und Lohnverrechnung in unserem Lehrplan enthalten gewesen. Auch wenn ich nie dachte, das ich es jemals benötigen würde. Tja, so konnte man sich irren. „Buchhaltung ist etwas anderes als Mathe. Wenigstens verkaufe ich keine Versicherungen.“ ‚Das wäre sogar noch besser.’ Sammy verzog das Gesicht und sah sich in meinem Büro um. ‚Es sollte mich nicht wundern wenn ich mich irre, aber bitte sag mir das du dieses Büro erst vor ein paar Tagen bekommen hast.’ „Ich habe es schon seit zwei Jahren.“ Ich wusste genau worauf Sam anspielte. Dieses Büro hatte so gut wie keine persönliche Note. Ein Schreibtisch, ein dazupassender Sessel, ein paar Aktenschränke und ein Sessel vor dem Schreibtisch für die Besucher, die ich nie hatte. Das Einzige das zeigte, das dieses Büro benutzt wurde waren die Akten und Papiere, die auf dem Schreibtisch lagen. Vielleicht auch das Telefon, der Computer und die Schreibtischlampe, doch die waren bei der Einrichtung dabei gewesen. Vor dem Fenster waren keine Vorhänge, sondern nur diese Jalousien, wie sie alle Büros hatten. ‚Du bist wohl ein Gegner der persönliche Note oder wie erklärst du das?’ „Hier gibt es eine persönliche Note.“ Ich deutete auf einen Kaktus, der auf einem der Aktenschränke stand. Dabei ging ich zu meinem Sessel und legte meine Tasche auf die Schreibtischplatte. ‚Das ist keine persönliche Note, das ist erbärmlich.“ Kritisch musterte Sammy den Kaktus. ‚Außerdem braucht er Wasser.’ Ich wollte gerade etwas antworten, als sich die Tür öffnete und mein Chef eintrat. Nun, er war nicht mein Chef sondern dessen Stellvertreter, was keine Rolle spielte. Denn ich hatte wie die meisten Angestellten hier unseren Chef noch nie gesehen. Mit einem gemurmelten Gruß legte er einen Stapel Akten auf den Tisch. Wie nett, die Unterlagen für die Lohnverrechnungen. Ich verkniff mir den Kommentar, das ich diese schon letzte Woche benötigt hätte. „Das alles muss bis nächsten Freitag fertig sein.“ Dabei sah er mich herablassend an. „Natürlich.“ Also wieder Überstunden, doch solange er sie mir bezahlte, konnte es mir gleich sein. Schließlich erwartete mich ja niemand daheim und ich hatte eine Beschäftigung für das morgen beginnende Wochenende. Damit verließ er mein Büro. Na wenigstens hatte er sich kurz gehalten und nicht irgendetwas kritisiert. Es war wohl noch zu früh, um seinem Hobby nachzugehen. ‚Netter Kerl.’ Sammy streckte die Zunge heraus. Und das war ein vierundzwanzigjähriger Mann gewesen. Bei diesem Gedanken konnte ich nur den Kopf schütteln. Sam hatte sich seit der Schulzeit kein bisschen verändert. Irgendwie beneidete ich ihn um diese Einstellung, das war allerdings kein neues Gefühl. Ich hatte ihn schon immer um sein kindliches Gemüt beneidet. „Was war eigentlich deine Arbeit?“ Diese Frage war mir rausgerutscht, bevor ich sie verhindern konnte. Wahrscheinlich kam jetzt eine Antwort, bei der ich mir gleich wieder etwas erbärmlicher mit meinem Job vorkam. Sammy grinste. ‚Ich hab in dem CD Geschäft in der Innenstadt als Teilzeitverkäufer gearbeitet. Die Bezahlung war natürlich nicht super, doch es hat mir Spaß gemacht.’ Natürlich, wie konnte es auch anders sein? Sam hatte immer nur gemacht was er wollte und solange er es wollte. Seine Mutter musste eine Engelsgeduld haben, um diesen Lebensstil zu unterstützen. „Sammy ich muss jetzt arbeiten. Könntest du mich also in Ruhe lassen? Wenigstens bis Feierabend ist?“ Dabei machte ich eine wedelnde Bewegung, die meine Aufforderung nur unterstrich. Sammy verzog das Gesicht. ‚Na toll. Wieder mal werde ich abgeschoben.’ Trotzdem verschwand er zu meiner Erleichterung. Nun konnte ich mich endlich dieser Arbeit widmen, auf die ich gar keine Lust hatte. Doch sie brachte Geld. Mich mit diesem Gedanken motivierend, öffnete ich die erste Akte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)