Happy Family von dannysahne (SasuSaku) ================================================================================ Kapitel 1: Erste Wahrnehmung ---------------------------- Genervt schaute Sasuke dabei zu, wie der Kaffeeautomat den Plastikbecher mit der wässrig braunen Brühe, die sich Kaffee schimpfte, füllte. Er fragte sich gerade zum wiederholten Mal, warum er mit einem solchen Bruder gestrafft sein musste. Nicht nur, dass Itachi aus einer Mücke einen Elefanten machte, nein er musste ihn auch noch ohne Ende bemuttern. Mein Gott er hatte sich den Arm gebrochen, dass war zwar nervig, aber bei weitem kein Weltuntergang. Dennoch hatte sein Bruder es sich nicht nehmen lassen, nochmals unter vier Augen mit dem Arzt zu sprechen. Sasuke dem das ganze Theater auf die Nerven ging, hatte sich kurzerhand aus dem Staub gemacht und nicht länger vor dem Behandlungszimmer gewartet. Den heißen Becker in die Hand nehmend, machte er sich auf den Weg Richtung Grünanlage. Er brauchte jetzt einfach etwas frische Luft. Allerdings hielt Sasuke auf halbem Wege inne, als ihm ein rosa Haarschopf ins Auge fiel. Sakura, die in dem Plastiksitz vor dem Behandlungsraum saß, machte mit den etlichen Schrammen und dem betrübten Gesichtsausdruck, einen ziemlich erbärmlichen Eindruck. Mitleid konnte der Uchiha jedoch nicht für sie aufbringen. War es doch schließlich ihre Schuld, dass er überhaupt hier war und sich die nächsten Wochen mit dem Gips rumärgern durfte. Von seiner kaputten Maschine ganz zu schweigen. Was musste die dumme Nudel auch ohne zu schauen auf die Straße rennen. Seine Vollbremsung hatte ihr wahrscheinlich den Hals gerettet, aber sein Motorrad war unglücklicherweise in den Gegenverkehr geschlittert und erinnerte nun stark an eines dieser abstrakten Kunstwerke. Der Schwarzhaarige wollte gerade weitergehen, als sich die Tür neben Sakura öffnete und der Arzt mit Sakuras Eltern heraustrat. Sasuke hatte keine Lust, sich jetzt auch noch mit Sakuras Eltern herumzuschlagen, die ihm wahrscheinlich auch noch die Schuld an dem ganzen Unfall gaben. So hielt er sich bedeckt und wartete darauf, dass sie gingen. Das Verhalten der Eltern viel jedoch anders aus als erwartet, nachdem der Arzt sich verabschiedet hatte und um die Ecke verschwunden war. Der braunhaarige Mann blickte finster auf Sakura runter, während er seiner Frau in den Mantel half. „Man sollte eigentlich meinen, dass du alt genug bist, alleine über die Straße zu gehen.“ kam es gehässig von ihm. Die blonde Frau zupfte derweil hier und da ihren Mantel zurecht und sprach in genervter Tonlage: „Deinetwegen mussten wir unseren Abflug verschieben. Unser ganzer Zeitplan ist im Eimer, wegen nichts und wieder nichts.“ „Bitte vielmals um Entschuldigung, dass meine bloße Existenz, euch so viele Umstände bereitet.“ gab Sakura ihrer Mutter sarkastisch zurück. Die anschließende Szene ließ Sasuke scharf die Luft einziehen, den der Brauhaarige holte mit wutverzerrter Miene aus und wollte der noch immer sitzenden Sakura eine knallen, während er brüllte: „Rede nicht so mit deiner Mutter, du undankbares Stück.“ Die Blondine klammerte sich jedoch an den Arm des Mannes und zischte ihm warnend zu: „Nicht hier Haku.“ „Hör auf mich zu belehren Kaya. Wer hat den versucht mir dieses verkommene Balg nach seinem Seitensprung unterzuschieben? Hättest du es wenigstens gleich zugegeben, wäre es für die Abtreibung noch nicht zu spät gewesen. Und du...“ er wendete seinen Blick von der betreten schweigenden Frau und blitzte Sakura hasserfüllt an „...pack dich! Unser Flug geht in einer Stunde und gnade dir Gott, wenn wir den deinetwegen auch noch verpassen.“ Die Rosahaarige die bei Hakus Worten zusammengezuckt war, bewegte sich allerdings kein Stück, sondern sank nur noch tiefer in Sessel rein und widersprach nuschelnd: „Ich ziehe es vor mit dem Bus zu fahren! - Muss sowieso noch kurz in die Bücherei.“ Es machte den Anschein, als wolle Haku erneut ausholen und Sakura schloss in Erwartung des Schlages die Augen und zog den Kopf ein. Doch der erwartete Schlag blieb aus. Den Haku Haruno fühlte sich unangenehmerweise beobachtet. So drehte er sich kurzerhand mit einem bissigen „Mach doch was du willst! Von mir aus kannst du auch nach Hause laufen!“ um und zog seine Frau Richtung Ausgang. Sakura blickte den beiden perplex hinterher, hatte sie doch angesichts ihrer Widerworte fest mit Prügel gerechnet. Nicht, dass sie ihr Schläge nichts ausmachte, aber sie konnte jetzt unmöglich mit den beiden in einem Auto sitzen. War es doch schließlich die Auseinandersetzung mit Haku Haruno gewesen, der sie mit Tränen in den Augen blind auf die Straße hatte rennen lassen. Erleichtert atmete sie aus und lehnte mit geschlossenen Augen den Kopf an die Wand. Langsam ließ auch die angehaltene Körperspannung nach, die sie unbewusst aufrechterhalten hatte und eine Träne bahnte sich einen Weg über ihre Wange, die sie ärgerlich mit dem Ärmel ihres Pullovers wegwischte. Stöhnend öffnete sie die Augen wieder und erhob sich vorsichtig, da ihr noch immer alle Knochen im Leib wehtaten. Mit sachten Schritten machte sie sich auf den Weg nach Hause und schon jetzt graute ihr vor der holprigen Busfahrt. Das schwarze Augenpaar, dass ihr die ganze Zeit über unablässig folgte, bemerkte sie nicht. ---------------------------------------- Sasuke der der Rosahaarigen noch lange hinterher schaute, war so in Gedanken versunken, dass er nicht einmal bemerkte wie sein Bruder hinter in trat. „Ach hier bist du! Ich hab dich schon gesucht.“ Der jüngere der Uchihas zuckte ertappt zusammen und fragte sich gleichzeitig warum. Er hatte ja schließlich nichts verbotenes getan und diesen ziemlich privaten Einblick ins Leben seiner Schulkameradin eher unfreiwillig erhalten. Itachi, dem jedoch nichts entging besah seinen Bruder mit einem fragenden Blick, dieser überging dies jedoch einfach und schnauzte in genervtem Ton: „Können wir dann jetzt endlich gehen?“ Der ältere Uchiha bejahte dies und gemeinsam machten sie sich auf Richtung Ausgang, wo Sasukes Blick erneut an einem rosa Haarschopf hängen blieb. Mit etwas verzweifeltem Blick schaute Sakura in den Himmel, aus dem es in Strömen goss und gewitterte. Heute war eindeutig nicht ihr Tag und dabei hatte sie sich doch so darauf gefreut, dass ihre Eltern für ein paar Wochen wegfuhren und sie ihre Ruhe hatte. Nicht nur, dass ihr jeder Knochen im Leib wehtat, nein jetzt musste sie auch noch mitten im Regen an einer unüberdachten Bushaltestelle auf den Bus warten. Unter dem Krankenhausdach stehen bleiben konnte sie jedenfalls nicht - denn bis zur Bushaltestelle waren es gute 20 Meter und wenn sie den Bus kommen sah, würde es ihr in ihrem angeschlagenen Zustand mit Sicherheit nicht gelingen, rechtzeitig zur Bushaltestelle zu rennen. In Erwartung einer unangenehmen Dusche wollte sie sich schon auf den Weg machen, als eine dunkle Stimme sie zurückhielt. „Sollen wir dich mitnehmen?“ Überrascht drehte Sakura sich um und sah in die unglaublich dunklen Augen von Sasuke Uchiha. Der Mädchenschwarm ihrer Schule schlechthin und ihre Eintrittskarte für ordentlich Prügel, sobald bekannt wurde, dass sie seinen gebrochenen Arm zu verschulden hatte. Sie war sich sicher, dass der Schwarzhaarige normalerweise nicht mal richtig wahrnahm, dass sie in die selben Kurse gingen und jetzt fragte er sie ob sie mitfahren wollte. Und das obwohl ihretwegen sein Motorrad völlig hinüber war. „Ist das dein Ernst? Ich meine bist du denn nicht sauer auf mich?“ fragte sie daher eher kleinlaut. Doch es war nicht Sasuke der ihr Antwortet, sondern Itachi, in dem die Hoffnung aufkeimte, dass sein mürrischer kleiner Bruder endlich ein ordentliches Interesse an dem anderen Geschlecht zeigte. „Natürlich können wir dich mitnehmen! Warum sollte Sasuke denn auch sauer auf so ein süßes Gesicht sein?“ Sakura war im ersten Moment baff, doch zog sich kurz ein leichter Rosaschimmer über ihre Wangen, während Sasuke über das peinliche Verhalten seines Bruders ein wütendes Brummen von sich gab, das Sakur nur noch verlegener machte. „Naja, jeder weiß doch, dass Sasuke seine Maschine heilig ist und meinetwegen ist sie jetzt kaputt...“ nuschelte die Rosahaarige kleinlaut. Itachi brach sofort in fröhliches Gelächter aus, während Sasuke die Haruno überrascht anschaute, weil sie wusste wie viel ihm sein Motorrad bedeutete. Wieder war es Itachi, der als erstes seine Sprache wieder fand. „Dann bist du also das Mädchen, dass Sasuke beinahe über den Haufen gefahren hat? Mach dir mal darüber keine Gedanken, die Versicherung wird die Reparatur schon bezahlen. – Ich bin übrigens Itachi.“ Die immer noch etwas rote Sakura schüttelte kurz seine Hand und antwortete in lockerem Ton. „Mein Name ist Sakura. Sakura Haruno und es wäre wirklich nett wenn ihr mich unterwegs irgendwo absetzen könntet.“ Beide Uchihas waren erstaunt über den plötzlichen Stimmungsumschwung der Rosahaarigen. Eben war sie noch schüchtern und verunsicher und im nächsten Moment war davon nichts mehr festzustellen. Sasuke schüttelte kurz den Kopf, sie war ihm früher nie besonders aufgefallen, immer nur eine Randerscheinung die man ab und zu wahrnahm. Doch mittlerweile fand er sie durchaus interessant. In der Schule hatte sie mit ihrer immer fröhlichen Ader einen eher langweiligen Eindruck auf ihn gemacht, doch schien sie ihre eigentlichen Gefühle ziemlich gut verbergen zu können. Ihre Probleme zu Hause waren ihr nicht anzumerken, auch jetzt nicht. Itachi, der Sakuras Hand nach der Begrüßung nicht losgelassen hatte, legte ihre Hand kurzerhand in seine Armbeuge und spannte den großen Schirm auf, bevor er sie zum Auto zog und sich mit dem anderen Arm kurzerhand bei Sasuke einhackte. Der jüngere der beiden Uchihas konnte sich ein weiteres Brummen nicht verkneifen und hörte ein leises Kichern Seitens Sakura. Nicht nur, dass sein Bruder mit seiner blamierenden Ader seine Nerven reizte, jetzt lachte ihn die Rosahaarige auch noch aus. Natürlich ließ Itachi auch nicht zu, dass Sakura nach hinten saß und bugsierte sie kurzerhand auf den Beifahrersitz, während Sasuke, der mehr oder weniger auf die Rückbank verfrachtet wurde, überlegte was für ein Teufel ihn geritten hatte die Rosahaarige mitzunehmen. Nachdem sein großer Bruder sich weigerte die Haruno nur an irgendeiner Bushaltestelle raus zu lassen, sagte sie ihm etwas widerstrebend ihre Adresse. Sasuke war überrascht, dass sie nur ein paar Blocks weite von seiner Wohnung entfernt lebte. Er hatte sie in der Gegend noch nie gesehen oder aber er hatte sie einfach nicht wahrgenommen. Während der ganzen Fahrt über versuchte Itachi eifrig die Rosahaarige auszufragen, doch Sasuke entging nicht, dass sie den meisten Fragen geschickt auswich, vor allem wenn es um ihre Familie ging. Auch bemerkte er, dass sie sich zwar fröhlich mit Itachi unterhielt, ihrem Blick aber dennoch etwas melancholisches anhaftete, sobald sie zur Seite blickte und sich unbeobachtet fühlte. Sie schien nicht wahrzunehmen, dass Sasuke von der Rückbank aus, ihr Gesicht im Seitenspiegel deutlich sehen konnte. ---------------------------------------- Irgendwie fühlte Sakura sich beobachtet. Dieses unterschwellige Gefühl, dass sich durch kleine Pickser im Nacken bemerkbar machte und einen Drang sich umzudrehen vermittelte. Die Haruno war sich auch ziemlich sicher, von wo dieser stechende Blick kam, da Itachi trotz ausführlicher Unterhaltung seinen Blick auf die Straße gerichtet hielt. Nicht nur dass sie es ohnehin hasste, beobachtete zu werden, die plötzliche Aufmerksamkeit Sasukes machte sie auch zunehmend nervös. Früher hatte er sich nicht eines Blickes gewürdigt und mit einem Mal schien sein Blick förmlich an ihr festgenagelt. Ein Umstand, der ihren Bauch unangenehm prickeln ließ. Der Schwarzhaarige hatte sie mit seiner Art schon immer fasziniert und sie gestand sich ein, dass sie in gewisser Weise auch für ihn schwärmte. Doch im Gegensatz zu den meisten Weibern an der Schule ließ sie sich dies nicht anmerken. Wusste sie doch, dass sie ohnehin keine Chance bei einem solchen Jungen hatte. Also ersparte sie sich lieber die Blamage einer Abfuhr und versuchte seine Anwesenheit zu ignorieren. Doch wie sollte sie diesen intensiven Blick ignorieren, den er ihr vom Beifahrersitz aus zuwarf, nachdem Itachi sie zu Hause abgesetzt hatte und die beiden nun weiterführen. Erst nachdem sie die Haustüre aufgeschlossen hatte und in das leere Haus trat, viel ihr auf wie schnell ihr Herz klopfte. Wie sollte man in diesen dunklen Augen auch nicht versinken, ohne dass einem das Herz aus der Brust zu hüpfen drohte. Sie musste morgen im Unterricht unbedingt darauf achten, ihn nicht ständig anzustarren. Die Tussen-Clique würde sich so eine Gelegenheit bestimmt nicht entgehen lassen sie aufzuziehen und die Haruno zog es vor Sasukes Fanclub lieber aus dem Weg zu gehen. Hätte sie gewusst, was in den nächsten Wochen noch auf sie zukam, wäre sie vermutlich überhaupt nicht mehr vor die Tür gegangen. Kapitel 2: Ungewollte Aufmerksamkeit ------------------------------------ Dem lauten Klingeln des Weckers folgend, tapste Sakuras Hand blind über den Nachtisch und versuchte den Verursacher dieses mörderischen Radau´s zum Verstummen zu bringen. Ohne die Augen zu öffnen, fand Sakuras Hand schließlich den Störenfried und schaltete diesen ab. Nach genau fünf Minuten ging dieser jedoch erneut an und die Rosahaarige verfluchte den Einfall ihrer Mutter, ihr eins von diesen Geräten zu kaufen, dass alle fünf Minuten nach dem Ausschalten erneut anging und zwar so lange bis man eine kleinen Knopf auf der Rückseite deaktivierte, der ohne die Augen zu öffnen unmöglich auszumachen war. Genervt stand Sakura schließlich auf und schaltet den verfluchten Wecker endgültig ab. Sie hatte noch nie zu den Frühaufstehern gehört und verfluchte jede Störung die sie aus dem Bett trieb. Noch immer ziemlich schlaftrunken torkelte sie schließlich ins Bad uns stellte sich erstmal unter die Dusche. Sie liebte es morgens das warme Wasser über den Körper laufen zu lassen um langsam dem Wachsein näher zu treten, doch für gewöhnlich war ihr dies nicht oft vergönnt. Haku stand normalerweise nach ihr auf und konnte es nicht leiden, wenn er durch das Rauschen der Dusche früher als nötig geweckt wurde. Eingewickelt in großes Handtuch tapste Sakura runter in die Küche und schüttete sich etwas Müsli in die Schüssel. Sie musste nach der Schule unbedingt noch einkaufen gehen, da sie gerade die letzte Milch verwendete. Ihre Mutter hatte ihr glücklicherweise wie immer noch etwas extra Geld da gelassen, denn das was Haku ihr normalerweise an Geldmitteln zur Verfügung stellte, reichte kaum aus um während der Abwesenheit der Beiden über die Runden zu kommen. Ein Blick auf die Uhr riss sie aus ihren Überlegungen und erinnerte sie daran, dass sie in zehn Minuten in der Schule sein musste. Mit beachtlicher Geschwindigkeit schlüpfte sie in eine ihrer Jeans und ein einfaches schwarzes Top, sowie eine dünne Jeansjacke und band ihre schulterlangen Haare zu einem unordentlichen Knäul zusammen. Gleichzeitig nach ihrer Tasche greifend und in die Turnschuhe schlüpfend ging sie zur Haustür hinaus und schloss ab. Einmal tief eingeatmet und es konnte losgehen. Blieb nur zu hoffen, dass Sasukes Verehrerinnen und die Fußballmannschaft nicht sofort auf sie los gingen, wenn sie erfuhren wer Schuld war an dem eingegipsten Arm. Wider erwartend empfing sie jedoch kein wütender Mob am Schultor und Sakura ging schon wesentlich entspannter Richtung Klassenzimmer. Vielleicht hatte der Schwarzhaarige ja auch noch einen Krankenschein und kam er gar nicht zur Schule, so dass er gar nichts von dem Unfall erzählen konnte. Der Arzt hatte ihr ja auch angeboten, sie ein paar Tage krank zu schreiben, doch Haku war dem vehement entgegengetreten. Seiner Meinung nach waren, ein paar Abschürfungen und zwei geprellte Rippen kein Grund dem Unterricht fern zu bleiben. Wenigstens hatte sie ein Entschuldigungsschreiben für den Sportunterricht, denn durch den Unfall tat ihr noch immer alles weh und die geprellten Rippen erschwerten ihr bei körperlicher Anstrengung bisweilen das Atmen. Im Klassenzimmer angekommen, setzte sich Sakura auf ihren Platz neben Hinata, die sie entsetzt anstarrte. „Sakura! Was ist den mit dir passiert.“ Die Rosahaarigen lächelte ihrer Freundin entgegen und winkte ab. Allein schon, dass die sonst so schüchterne Hyuuga ihre Stimme erhoben hatte, zeigte wie besorgt sie war. Dabei waren die kleineren Abschürfungen an Gesicht und Armen noch das harmloseste. Ein riesiger Bluterguss zierte ihre Brust. Der Uchiha hatte zwar noch rechtzeitig bremsen könne, doch leider hatte sie das schlitternde Motorrad gestreift und gegen eins der parkenden Autos geschleudert, ein mehr als unangenehmer Zusammenstoß. Im Vergleich zu Sasuke war sie dennoch relativ glimpflich davon gekommen. Immerhin musst sie jetzt nicht wochenlang eine Gips tragen. „Beruhig dich Hinata, mir geht’s gut. Ich habe am Wochenende nur die Erfahrung gemacht, dass man beim Straße überqueren besser die Ampel benutzt. Aber alles halb so schlimm.“ Die Dunkelhaarige schenkte ihr einen skeptischen Blick, ehe sie kurz den Kopf schüttelte. In diesem Punkt war Sakura ihr wirklich sehr ähnlich. Auch die Hyuuga redete nicht gerne über ihre Gefühle oder Missgeschicke. So ließ sie die Sache einfach auf sich beruhen. Bevor sie jedoch ein neues Thema anschneiden konnte, wanderte ihr Blick, genau wie Sakuras, zur Tür, wo gerade ein ziemlich lauter Haufen eintrat. Überrascht sah die Haruno in der Mitte des Auflaufs einen genervt dreinschauenden Sasuke, der das Gestöhne der Mädchen über seine Verletzung versuchte zu ignorieren. Sakura verstand das Gehabe der Weiber ohnehin nicht. Was gab es denn da zu stöhnen, schließlich hatte der Uchiha den gebrochenen Arm und nicht sie. Kopfschüttelnd wand sie sich wieder Hinata zu und fragte sie etwas wegen den Hausaufgaben. Teilweise auch um eine Grund zu haben, den Blick von dem Schwarzhaarigen abzuwenden. Noch während Sakura die Lösung einer ihr unverständlichen Matheaufgabe von Hinata abschrieb, bekam sie am Rande mit, wie Sasuke erzählte, er habe die Kontrolle über seine Maschine verloren. Kein einziges Wort über ihre Beteiligung an der ganzen Sache verließ seine Lippen. Überrascht schaute Sakura nun doch zu dem Uchiha, der nur zwei Bänke weiter neben Neji saß und noch immer von einigen Neugierigen umringt war. Erschreckenderweise schaute er jedoch genau in diesem Augenblick ebenfalls in ihre Richtung, so dass die Haruno ihr Augenmerk schnell wieder auf die vor ihr liegende Matherechnung lenkte. Im selben Moment betrat der Lehrer das Zimmer und Sakura schob mit einem geflüsterten „Danke“ Hinatas Block zurück. Orochimaru sah es überhaupt nicht gerne wenn man abschrieb und verteilte gnadenlos Sechser, selbst wenn es nur eine einzige Aufgabe war die man miteinander verglich. Bei seinen Lieblingsschülern, schien er jedoch gerne in die andere Richtung zu sehen, wenn diese voneinander abschrieben, leider gehörten weder Sakura noch Hinata zu diesen Schülern. Die Doppelstunde Mathe verlief wie immer in erdrückender Langeweile, während die Rosahaarige auf ihrem Block herumkritzelte. Doch wie am Abend zuvor im Auto wurde Sakura das Gefühl nicht los beobachtet zu werden, denn abermals hatte sie dieses Picksen im Nacken, dass sie nur schwer ignorieren konnte. Dennoch widerstand sie der Versuchung sich zum vermeidlichen Verursacher um zudrehen. Sie wollte keine Aufmerksamkeit auf sich lenken, zumal sie sich über die Beweggründe Sasukes völlig im Unklaren war. Er hatte sie nicht verraten, doch warum zeigte er plötzlich dieses Interesse an ihr. Warum gerade sie? Ein leichtes Lächeln huschte über Sasukes Lippen als er sah, wie Sakura auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. Immer wieder war sie kurz davor, den Kopf in seine Richtung zu drehen, doch schien sie sich immer wieder zwanghaft davon abzuhalten. Ja er konnte es nicht leugnen, die Rosahaarige hatte sein Interesse geweckt. Im Gegensatz zu den ganzen anderen Weibern, versuchte sie nicht zwanghaft auf sich aufmerksam zu machen und auch das reizte ihn. Der Blick des Schwarzhaarigen schweifte einen Moment zu der Sitznachbarin der Haruno ab, der Cousine Nejis, wie er sich zu erinnern glaubte. Wie Sakura wirkte sie auf den ersten Blick eher unscheinbar, doch genau wie bei der Rosahaarigen erkannte man bei genauer Betrachtung ihr nicht zu verachtendes Äußeres. Die beiden hielten sich jedoch die ganze Zeit still im Hintergrund, so dass sie leicht zu übersehen waren. Im Gegensatz zu meisten Mädchen der Klasse waren sie nicht schlecht, aber schlicht gekleidet. Selbst dem Unterricht folgten sie ruhig und ohne wirkliche Beteiligung, obwohl Sasuke ziemlich sicher war, dass sie die Lösungen die Orochimaru nach einer stillen Arbeit erfragte, richtig ausgerechnet hatten. Nachdem ein anderer Schüler das falsche Ergebnis vorrechnet und Orochimaru das richtige an die Tafel schrieb, hakten Sakura und Hinata das Ergebnis auf ihrem Block lediglich ab. Der Uchiha konnte nicht anders und lies im Laufe des Tages seinen Blick immer wieder zu Sakura wandern und beobachtete genau ihr Verhalten. Genau wie er vermutet hatte, gab sie sich nach außen hin fröhlich und unbeschwert, wobei sie größerer Aufmerksamkeit genau wie ihre Freundin Hinata aus dem Weg zu gehen schien. Die Haruno gehörte nicht zu der Sorte Frau die aufgetakelt in die Schule kam oder nichts anderes als Klamotten und Shoppen im Kopf hatte. Aus den Gesprächsfetzen die er zwischen ihr und Hinata herausgehört hatte, schienen ihre Interessen eine weite Bandbreite von Büchern bis Sport zu haben. Sakura glaubte langsam verrückt zu werden, warum verdammt nochmal starrte er sie so an und dass auch noch den ganzen Tag. Selbst Hinata war dies schon aufgefallen. „Halt mich jetzt nicht für verrückt Sakura, aber ich glaube Sasuke Uchiha beobachtet dich.“ Die Haruno legte dem Verzweifeln nah den Kopf auf die Tischplatte der Cafeteria und flüsterte: „Ich weiß! Und es macht mich noch wahnsinnig. Am liebsten würde ich ihm etwas an den Kopf werfen.“ Ein leises Kichern entfloh Hinatas Lippen ehe sie leise sagte: „Es wäre sicher amüsant mit anzusehen, wenn der werte Herr Uchiha erkennt, dass ihm nicht jede Frau zu Füßen liegt, aber ich glaube sein Fanclub würde dir dafür an die Gurgel gehen. Die schauen sowieso schon so finster in deine Richtung.“ „WAS?“ entfuhr es Sakura nicht gerade leise und lenkte so mehr als nur einen Blick auf sich. Etwas peinlich berührt fragte sie Hinata flüsternd: „Warum glaubst du, dass sie sauer auf mich sind.“ „Na ist das nicht offensichtlich? Selbst diesen dummen Püppchen dürfte nicht entgangen sein, in wessen Richtung er die ganze Zeit schaut. Zu mir ganz sicher nicht, den seine Augen haben dich vorher förmlich bis zur Essensausgabe verfolgt.“ Sakura ließ ihren Kopf wieder auf die Tischplatte sinken und vergrub ihren Hände in ihren Haaren, währen sie immer wieder ein verzweifeltes „Oh nein“ von sich gab. Das Stillschweigen Sasukes hatte sie zwar davor bewahrt, wegen des Unfalls aufgefressen zu werden, doch das was er jetzt durch seine Blicke auslöste war viel schlimmer. Denn jetzt hatten seine Verehrerinnen einen Grund sie zu hassen und ungestampft in den Boden zu rammen. Zu allem Überfluss hatte sie jetzt auch noch Sport und es war mehr als wahrscheinlich, dass sie neben Sasuke auf der Bank landen würde. Denn durch einen dummen Zufall hatte ihre Klasse derzeit gemeinsam Sport, da die Sportlehrerin vorübergehend ausgefallen war und es keine Vertretung gab. Es blieb nur zu hoffen, dass außer ihr und Sasuke noch jemand anders nicht am Sport teilnehmen konnte, damit sie wenigstens nicht alleine mit ihm am Rand sitzen musste. Wenn der Sportlehrer der Jungs wenigstens nicht so völlig abgedreht wäre, dann würde er sie vielleicht nach Hause gehen lassen, aber der Irre vertrat die Meinung, dass wenn man schon nicht teilnehmen konnte, man wenigstens seine Augen an der Beweglichkeit der Menschen weiden musste. Total krank eben und so was schimpfte sich auch noch Lehrer. Vor allem sein breites Zahnpastalächeln und die dicke Augenbrauen, verursachten bei Sakura das Bedürfnis sich kräftig zu schütteln. Eine von Sasukes Verehrerinnen versuchte auch sich vor dem Sportunterricht zu drücken um mit dem Uchiha auf der Bank sitzen zu können, doch Gai war unnachgiebig. Ihre Ausrede bezüglich gewisser Frauenprobleme schien er schlichtweg nicht zu kapieren und ließ sie genau wie alle anderen erstmal ein paar Runden laufen. Sasuke saß derweil stillschweigend neben mir und sah seinen Kameraden dabei zu, wie sie sich Runde für Runde vorwärts quälten. Nach einem kurzen Seitenblick auf den Schwarzhaarigen fasste Sakura allen ihren Mut zusammen und fragte gepresst: „Warum beobachtest du mich?“ „Ach tue ich das? Soweit ich das beurteilen kann, sehe ich unseren Klassenkameraden gerade beim Sport zu“ kam es gleichgültig von Sasuke. Der Rosahaarigen klappte im ersten Moment der Mund auf, sollte das etwa witzig sein? „Willst du mich etwa verarschen? Ich hab mir doch wohl nicht eingebildet, dass du mir schon den ganzen Tag hinterher glotzt.“ Sakura war so wütend, dass sie sogar vergaß ihre Stimme zu senken und wenn sie da eigentlich gerade anschnauzte. Glücklicherweise, war die Klasse gerade am entferntesten Teil der Rennbahn und hatte ihren kleinen Ausbruch nicht mitbekommen. Sasuke hingegen musste sich ein Lachen verkneifen. Ihre Charakterzüge schienen ziemlich facettenreich zu sein. Allein innerhalb von zwei Tagen, hatte er mehr unterschiedliche Züge an ihr kennen gelernt als bei den meisten anderen Menschen und von schüchtern bis aufmüpfig schien alles vertreten zu sein. „Warum regst du dich eigentlich so auf. Die meisten Mädchen wäre entzückt meine Aufmerksamkeit auf sich zu wissen.“ Sakura konnte über soviel Eitelkeit nur den Kopf schütteln. „Nun vielleicht ist es dir ja noch nicht aufgefallen, aber ich gehöre ganz sicher nicht zu den Weibern, die den Boden anhimmeln auf dem du wandelst. Ich lege keinen Wert auf deine Aufmerksamkeit.“ Nun war es an Sasuke amüsiert zu schmunzeln. „Du hast ein ganz schön freches Mundwerk. Das traut man dir gar nicht zu, so wie du dich sonst in der Schule verhältst.“ „Was soll den das schon wieder bedeuten?“ Der Uchiha drehte den Kopf in ihre Richtung, der bisher noch starr geradeaus gerichtet war und blickte ihr tief in die grünen Augen. „Was ich meine ist, dass dein Verhalten reines Theater ist. Warum spielst du die Fröhliche, wenn du es gar nicht bist? Oder warum mimst du das brave Mauerblümchen, wenn du doch nicht auf den Mund gefallen bist?“ Sakura war einen Moment sprachlos, als sie die dunklen Seelenspiegel mit ihrem Blick gefangen nahmen und einen kurzen Augenblick schlich sich eine verräterische Röte auf ihre Wangen, die sie den Blickkontakt unterbrechen ließ und scheinbar gebannt den anderen beim Sport zu schaute. Mit ruhiger Stimme antwortete sie schließlich: „Das musst du gerade sagen. Dein Verhalten ist doch auch eine reine Lüge. Du gibst hier vor allen den coolen und unnahbaren, der jedes Mädchen bekommt das er will. Aber deine Augen sprechen dabei eine ganz andere Sprache. Sie wirken bei allem was du tust, so gut wie nie fröhlich und selbst mit einer neuen Frau in deinem Armen, wirkst du nicht wirklich glücklich. Also sag mir Sasuke, wer von uns beiden trägt hier eine Maske zur Schau?“ Der Schwarzhaarige wusste hierauf nichts zu sagen und wendete seinen Blick nun ebenfalls wieder den anderen zu. Ihre Worte ärgerten ihn und doch kam er nicht umhin ihr Recht zu geben. Seit dem gewaltsamen Tod seiner Eltern, gab es nur noch wenig, dass ihm, ein Gefühl der Zufriedenheit vermitteln konnte. Er versuchte sich mit zahlreichen Liebschaften abzulenken, doch keines der Mädchen war in der Lage ihm das zu geben was er unbewusst suchte. Geborgenheit und das Gefühl von Zufriedenheit. Das Gefühl aufrichtig geliebt zu werden. Kapitel 3: Attentat und andere Schwierigkeiten ---------------------------------------------- Mit einem erschrockenen Schrei, konnte Sakura sich gerade noch rechtzeitig ducken, damit der Fußball sie nicht direkt ins Gesicht traf. Das laute Auftreffend des Balls an der dahinter liegend Wand, hallte laut über den Platz und sorgte dafür, dass auch noch der letzte der Anwesenden zu dem rosahaarigen Mädchen blickte. Sasuke der keinen halben Meter neben ihr saß, schaute einen Augenblick auf seine Sitznachbarin, die ihre Arme wieder vom Kopf sinken ließ und sich langsam aufrichtete. Das Kichern einiger Mädchen, aus der Schussrichtung des Balls, ließ ihn jedoch Finster zu diesen schauen. Augenblicklich verstummten die Mädchen und blickten verlegen zur Seite. Sie hatten der Rosahaarigen nur eins auswischen wollen, weil sie es wagte so vertraut mit dem Uchiha zu sprechen. Doch, dass sie dabei auch den Zorn ihres Schwarmes auf sich lenkten, hatten sie nicht vorausgesehen und versuchten, dem eisigen Blick des Schwarzhaarigen zu entgehen. Gai der besorgt hinzu getreten war, nahm den Ball wieder entgegen und fragte, ob alles in Ordnung sei. Sakura nickte hierauf und setzte ein breites Lächeln auf. „Sicher doch. Kann ja mal passieren, kein Problem“ Mit einem aufmunternden Klopfen auf Sakuras Schulter, zog der ganz in grün gehaltene Sportlehrer wieder von dannen und die Haruno stieß ein entnervtes Seufzen aus. An den Uchiha gewandt, jedoch ohne den Blick, von der Sportklasse zu nehmen, sagte sie. „Frag mich doch nochmal, warum du aufhören sollst mich zu beobachten!“ „Willst du etwa behaupten, das wäre meine Schuld gewesen“, brummte Sasuke. „Nein, ich will damit nur sagen, dass die Eifersuchtsattacken deine Fangirls bisweilen tödlich sein können.“ Sasuke konnte nicht anders als lachen. Der ernste Ton den sie angeschlagen hatte, verlieh ihrer Aussage ein Ernsthaftigkeit, als würde sie ihm sagen, das Gras wäre grün. Zunächst konnte man sein Lachen eher noch als Schmunzeln bezeichnen, doch als Sakura einen Schmollmund zog, konnte er nicht mehr an sich halten. Die Haruno hingegen fand es alles andere als toll, dass er sich scheinbar über sie lustig machte und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Die bösen Blicke, die ständig in ihre Richtung geworfen wurde, übersah Sakura aufgrund ihres Ärgers völlig. Doch nicht nur feindlich gesinnte Blicke richteten sich auf die Rosahaarige. Die anderen Jungs fanden es zunächst sonderbar, dass sich der Mädchenschwarm schlechthin, mit dem unscheinbaren Mauerblümchen abgab. Aber wenn schon Sasuke Uchiha an ihr Interesse zeigte, war es vielleicht gar nicht so verkehrt, das Mädchen mal genauer zu betrachten. Wäre Sakura in diesem Augenblick bewusst gewesen, was für eine Aufmerksamkeit der Uchiha auf sie lenkte, hätte sie ihm wohl kräftig eine rein gehauen. Sie hasste es einfach im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Es machte die Leute neugierig und ließ sie bisweilen zu genau hinschauen. Noch immer sauer auf Sasuke, konnte sie jedoch nicht verhindern, dass sich auch auf ihre Lippen, ein kleines Schmunzeln legte. Vielleicht war der Schwarzhaarige doch nicht so schlimm, wie sein Ruf es ihm nachsagte. -------------------------------------------- Mit einiger Erleichterung machte sich Sakura auf den Heimweg, während die anderen Mädchen in die Umkleidekabine verschwanden. Zum Leidwesen der Haruno schien Sasuke jedoch die selbe Richtung einzuschlagen wie sie. Nachdem sie die ersten zehn Minuten versucht hatte, seine Schritte hinter sich zu ignorieren, drehte sie sich plötzlich abrupt um und funkelte den Schwarzhaarigen wütend an. „Was soll das, Uchiha?“ „Was soll was?“ kam es scheinbar gleichgültig von ihm, während er langsam an ihr vorbei lief. Mit wenigen Schritten, holte Sakura ihn wieder ein und baute sich, mit in die Hüften gestemmten Händen, vor ihm auf. „Verfolgst du mich jetzt etwa auch noch, oder warum läufst du mir so penetrant hinterher?“ „Nun, ich wohne nur zwei Straßen weiter als du. Du wirst ja wohl nicht erwarten, dass ich deinetwegen einen Umweg mache, oder?!“ Die Rosahaarige fand, dass das eher einer Herausforderung glich als einer Frage und hob skeptisch eine Augenbraue: „Und wie kommt es dann, dass zu zuvor nicht diesen Weg nach Hause genommen hast?“ „Ganz einfach, weil ich normalerweise nicht laufe, sondern mit dem Motorrad fahre. Ein leichter Rotschimmer legte sich augenblicklich auf Sakuras Wangen und sie gab ihre angriffslustige Haltung auf. Das hatte sie total vergessen. Er war schon, seit er vor einem Jahr in die Stadt gezogen war, mit dem Motorrad zur Schule gekommen. Und wegen ihr war es jetzt nicht nur schrottreif, sondern er konnte mit dem Gips auch nichts anderes fahren. Etwas verlegen machte sie ihm Platz, damit er an ihr vorbeilaufen konnte, doch stattdessen blieb er auf gleicher Höhe wie sie stehen. Die stumme Aufforderung, neben ihm zu laufen ließ die Röte ihrer Wangen nur noch dunkler werden und mit gesenktem Kopf setzte sie ihren Weg neben ihm fort. Es war ihr unmöglich ihm jetzt in die Augen zu schauen. Zu sehr brachte er sie einfach aus der Fassung. Warum musste er ihr auch plötzlich soviel Aufmerksamkeit schenken, das war doch zum Verrücktwerden. Wer würde auch nicht denken, dass er sie verfolgte, nachdem er sie schon den ganzen Tag beobachtet hatte. Er war ihrer Frage nach dem „Warum“ in der Sportstunde ausgewichen. Doch nochmal zu fragen, traute sie sich einfach nicht. Auch Sasuke schien wenig Gefallen an einer Unterhaltung zu finden und lief nur stumm neben ihr her. Die Stille zwischen ihnen war jedoch nicht unangenehm und irgendwie fand Sakura auch Gefallen daran, den 20-minütigen Heimweg, nicht alleine gehen zu müssen. Mit einem kurzen „Bis morgen“ verabschiedete er sich an der letzten Kreuzung zu ihrem Haus und entlockte ihr damit ein kleines Lächeln zum Abschied. -------------------------------------------- Daheim angekommen, ließ sie sich erstmal müde auf das Sofa fallen und genoss einfach nur die Stille in dem leeren Haus. Der heutige Schultag hatte sie gewaltig erschöpft. Von dem Ball-Attentat einmal abgesehen, hatte Sasuke sie auch den ganzen Tag vom Unterricht abgelenkt. Seine ständigen Blicke hatten dazu geführt, dass sie fast den ganzen Tag unter Strom stand und nun einfach völlig fertig war. Nachdem sie fast eine Stunde nur so da gelegen hatte, fiel ihr genervt ein, dass sie auch noch einkaufen musste. Ihre Lustlosigkeit hielt sie weiter auf dem bequemen Polster, doch wenn sie heute Abend und morgen vor der Schule etwas essen wollte, kam sie um einen Besuch beim Supermarkt nicht vorbei. Beladen mit dem Einkaufskorb und ihrem Geldbeutel, machte sie sich schließlich auf den Weg und versuchte nicht daran zu denken, dass sie morgen schon wieder in die Schule musste. Allein der positive Gedanke, dass ihre Mutter und Haku die nächsten sechs Wochen nicht zu Hause sein würden hielt sie aufrecht. In letzter Zeit eskalierten die Streitereien zwischen ihr und Haku immer wieder. Gab er ihr doch immer wieder zu verstehen, wie unnütz und wertlos sie doch war. Nicht gerade sehr aufbauend, wenn das eigene Selbstbewusstsein sowieso schon immer Keller war. Sie wusste, dass ihre Mutter sie auf ihre eigene Art und Weise liebte und gleichzeitig auch hasste. Ihre Mutter hatte versucht Haku zu verlassen, nachdem sie eine Affäre mit einem anderen Mann angefangen hatte. Doch als sie ungewollt schwanger wurde und sich herausstellte, dass ihr Liebhaber ebenfalls verheiratet war, verließ er sie. Sie versucht ihn durch das Kind in ihrem Leib an sich zu binden, doch er wies sie zurück. Ihr Versuch das Kind schließlich ihrem Mann Haku unterzujubeln, schlug schon bei der Geburt fehl. Schon als Baby hatte Sakura so überhaupt keine Gemeinsamkeiten mit Haku und auch nicht mit ihrer Mutter, dass Haku heimlich einen Vaterschaftstest durchführen ließ. Warum Haku ihre Mutter damals nicht verlassen hatte, wusste sie bis heute nicht. Vielleicht weil er sie sie immer und immer wieder erniedrigen konnte, mit der Begründung, dass sie es aufgrund ihres Verrates nicht anders verdiente. Genau aus diesem Grund wechselten Kayas Gefühle für ihre Tochter auch ständig. Einerseits liebte sie das Kind des Mannes, den sie vergöttert hatte und andererseits hasste sie Sakura dafür, dass ihr Vater sie verlassen hatte, nachdem sie mit ihr schwanger wurde. Sakura hatte schon des Öfteren vorgestellt, wie es wäre einfach abzuhauen und zu ihrem richtigen Vater zu gehen. Doch sie wusste, dass dies reine Träumerei war, schließlich hatte ihr Erzeugen mehr als deutlich gemacht, was er von einer Schwangerschaft seiner Geliebten hielt. Zudem wusste sie nicht einmal wie ihr Vater überhaupt aussah, geschweige denn hieß. Die Fragen danach wurden von ihrer Mutter immer vehement abgeblockt, einzig und allein, dass Sakura die Augen ihres Vaters hatte, konnte sie ihrer Mutter entlocken. Gleichzeitig fragte sich die Rosahaarige ob Haku sie trotzdem so hassen würde, wenn ihre Mutter bei ihrer Geburt nicht unfruchtbar geworden wäre. Sakura wusste nicht genau, was für Komplikationen es bei ihrer Geburt gegeben hatte, doch Haku war ihr oft genug vor, dass sie Schuld daran war, dass er niemals Kinder haben würde. In ihrem Zorn hatte sie dem Braunhaarigen einmal entgegen geschleudert, dass er sich eben einen anderen Brutkasten suchen solle. Es war das erste Mal gewesen, dass er ihr nicht einfach nur eine Ohrfeige verpasste, wie sonst auch, sondern so lange auf sie einprügelte, bis Kaya es schaffte ihn von ihr wegzuziehen. Seither kam es immer mal wieder vor und auch ihre Mutter blieb davon nicht verschont. Haku war schon immer schnell reizbar gewesen, deswegen hatte ihre Mutter ihn ja auch verlassen wollen. Doch scheinbar konnte oder wollte Kaya sich trotz anhaltender Wutausbrüche und gelegentlicher Schläge nicht von ihrem Mann trennen. Nach außen hin, waren sie die perfekte Familie, doch hinter geschlossenen Türen, war ihr Leben alles andere als harmonisch. Mit einer der Gründe, warum Sakura die Nähe zu anderen Menschen mied und schon mehr als einmal daran gedacht hatte, einfach abzuhauen. Doch sie brachte es einfach nicht über sich, ihre Mutter zu verlassen. Denn trotz aller Umstände und Widrigkeiten, liebte sie ihre Mutter trotzdem. Sie konnte schon gar nicht mehr zählen, wie oft ihre Mutter heulend zu ihr ins Zimmer gekommen war und sich an sie geklammert hatte. Und trotzdem konnte sie ihr nicht helfen, denn Kaya wollte ihn nicht verlassen und dafür hasste sie ihre Mutter. Dafür, dass sie zu schwach war, ihren Mann zu verlassen und ihre Tochter zwang mit ihr zu leiden. So völlig in Gedanken versunken, kam Sakura schneller beim Supermarkt an als erwartet und kaufte schnell das Nötigste. Ihre Mutter bekam nicht allzu viel Haushaltsgeld von Haku und dementsprechend, hatte sie ihrer Tochter auch nicht sonderlich viel dalassen können. Sakura musste sorgfältig mit ihrem Geld haushalten, wenn sie die nächsten paar Wochen nicht alleine von dem Mist der Schulkantine leben wollte, der sich auch noch Essen schimpfte. -------------------------------------------- Am nächsten Morgen, konnte sich die Rosahaarigen kaum überwinden aufzustehen. Immer wieder drückte sie auf den Schlummer-Knopf des Weckers, so dass er alle fünf Minuten erneut losging. Nachdem ihr die roten Ziffern, jedoch sagten, dass sie nur noch zwanzig Minuten hatte, bevor der Unterricht begann, stürzte sie aus dem Bett und duschte in Rekordzeit. Die noch nassen Haare steckte sie kurzerhand mit einer Klammer nach oben und versuchte die kalten Tropfen, die ihr den Nacken herunter rannen zu ignorieren. Sie hatte einfach keine Zeit mehr zum föhnen. Förmlich durchs Zimmer hüpfend, schlüpfte sie in ihre helle Jeans und ein grünes Top. Der Wärme nach zu schließen brauchte sie heute keine Jacke und so schnappte sie sich ihren Rucksack und schlüpfte in ihre Turnschuhe. Zum Frühstücken blieb ebenfalls keine Zeit mehr und so griff sie nach einem trockenen Brötchen, dass sie kurzerhand mit den Zähnen festhielt, während sie die Haustüre abschloss. Hektisch rannte sie los, während sie zwischendurch immer mal wieder auf ihre Armbanduhr schaute. Als sie jedoch an der Hausecke ankam, an der sich Sasuke gestern von ihr verabschiedete hatte, fiel ihr das Brötchen beinahe aus dem Mund. Verschreckt blickte sie auf die schwarzhaarige Gestalt, die lässig an einer Hausmauer lehnte und scheinbar auf sie wartete. Mit einem lässigen „Du bist ziemlich spät dran!“ stieß er sich von der Mauer ab und wartete scheinbar darauf, dass sie zu ihm aufschloss. Sakuras Schrecken wandelte sich augenblicklich in Verärgerung, ihre bissige Antwort wurde jedoch durch das Brötchen in ihrem Mund blockiert. Etwas verlegen nahm sie die halbe Semmel aus ihrem Mund und fragte: „Warum hast du auf mich gewartet?“ Sasuke zuckte kurz mit der Schulter, während er langsam los lief und meinte: „Ich hatte keine Lust allein zu laufen.“ Kopfschüttelnd schloss die Haruno zu ihm auf und beförderte ihr Frühstück ins nächste Gebüsch. Irgendwie war ihr der Appetit vergangen und der letzte trockene Bissen, steckte ihr noch immer förmlich im Hals fest. Sie wollte lieber gar nicht daran denken, was für Spekulationen das aufwerfen würde, wenn sie zusammen mit Uchiha zur Schule kam. Mal ganz abgesehen von dem Getuschel, wenn beide auch noch zusammen zu spät kamen. Sie schüttelte kurz den Kopf und stieß ein tiefes Seufzen aus, was ihr von Sasuke einen fragenden Blick einbrachte. „Wir werden noch vor der zweiten Stunde, das Gesprächsthema Nr. 1 sein, wenn wir zusammen kommen. Das ist dir doch klar, oder?“ „Und wenn schon. Es interessiert mich herzlich wenig, was andere Leute über mich sagen.“ Sakura musste über diese Aussage lächeln und wünschte gleichzeitig, ihr Selbstvertrauen wäre ebenfalls groß genug, um so zu denken. Sie selbst konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn andere über sie redeten. Was wahrscheinlich unter anderem daran lag, dass sie mit der ständigen Angst lebte, dass jemand herausfand, was bei ihr zu Hause los war. Sie vermied es grundsätzlich so gut es eben ging, den Lästermäulern in der Schule, auch noch Stoff für ihr Gerede zu liefern. Hinata selbst war genauso. Die dunkelhaarige war eine ihrer wenigen Freunde, auch wenn die beiden außerhalb der Schule kaum etwas zusammen unternahmen. Beide kamen sie aus schwierigen Familienverhältnissen und gehörten eher zu den Leuten, die Problemen lieber aus dem Weg gingen. Wahrscheinlich mit einer der Gründe, warum sie sich überhaupt angefreundet hatten. Hinata selbst hatte keine Mutter mehr und einige Probleme mit ihrem Vater, welche genau das waren, wusste Sakura nicht. Die Dunkelhaarige hatte lediglich einmal erwähnt, dass ihre kleine Schwester wohl deutlich bevorzugt wurde. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihr, dass der Unterricht gerade anfing und sie benötigten mindestens noch zehn Minuten bis sie dort waren. „Eigentlich könnte man die erste Stunde gleich sausen lassen, wir kommen sowieso viel zu spät.“ „Ist das ein Angebot?“ kam es scheinbar gleichgültig von Sasuke. Sakura zog einen Schmollmund und schenkte ihm einen beleidigten Blick. „Niemand hat von dir gesprochen. Ich - jedenfalls habe keine Lust mir Orochimarus Gezeter anzuhören und genau deswegen, werde ich mich auch aufs Dach verdrücken, bis die zweite Stunde beginnt.“ „Aufs Dach? – Warum den das.“ Die Rosahaarige biss sich auf die Lippen. Da hatte sie doch gerade unbewusst, ihr Versteck verraten, in das sie sich zurückzog, wenn sie allein sein wollte. Ausweichen oder Ablenken konnte sie jetzt jedoch nicht mehr, denn der Schwarzhaarige schenkte ihr noch immer einen fragenden Blick und wartete auf eine Antwort. „Es ist schön ruhig da oben, weil der Zutritt für Schüler eigentlich verboten ist. Und die Lehrer verirren sich auch nicht wirklich oft dort hin.“ Sasuke gab ein kurzes „Hm“ von sich und blickte scheinbar gedankenverloren auf den Weg vor sich. Nach einer halben Ewigkeit wie es schien – Sakura hatte schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet – ergriff der Uchiha erneut das Wort. „Warum nicht! Aber wenn wir schon Orochimarus Stunde schwänzen, sollten wir auch seine zweite sausen lassen und erst zur Dritten auftauchen. Sonst ersparst du dir eine Standpauke so oder so nicht.“ Die Haruno nickte etwas verlegen, da sie sich ihrer Stimme nicht sicher war. Sasukes Absichten waren ihr nicht ganz koscher. Hoffentlich kam er nicht auf komische Ideen, wenn sie da ganz alleine auf dem Dach saßen. Ein starkes Kribbeln legte sich in ihrer Magengegend ab und Sakura konnte nicht sagen, ob das Gefühl angenehm war oder nicht. Sie, alleine mit dem Playboy der Schule schlechthin - an einem abgelegenen Ort - wer würde da nicht auf seltsame Gedanken kommen. Glücklicherweise gab es an dem Schulgebäude noch einen zweiten Eingang, der von den Klassenräumen nicht eingesehen werden konnte. Der Hausmeister und die Lehrer benutzen meistens diesen Eingang und man durfte sich bei dessen Benutzung nur nicht erwischen lassen. So leise wie möglich, schlichen die beiden durch das Gebäude, immer weiter hinauf. Im vierten Stock angekommen, schienen die Treppen scheinbar zu Ende, doch Sakura ging zielstrebig auf eine abseits gelegen Tür zu. Der Zutritt-Verboten-Hinweis blätterte bereits von der alten Holztür ab und zeigte deutlich, dass diese Türe nicht allzu oft benutzt wurde. Die Rosahaarige tastete am oberen Türrahmen nach dem Schlüssel, der dort versteckt lag und schloss die Türe leise auf, ehe sie den Schlüssel wieder zurücklegt. Sasuke, hatte bei dem Zustand der Türe fest damit gerechnet, dass diese lautstark quietschen würde, doch kein Geräusch entwich den rostigen Angeln. Sakura die seine Gedanken, scheinbar erraten hatte, deutete auf eine alte Ölkanne neben der Tür und dann auf sich. Als sie dieses Versteck für sich entdeckt hatte, war dies ihre erste Handlung gewesen, denn das verräterische Geräusch, der Türangeln, hätte sie einmal beinahe verraten. Die alte Holztreppe, die steil nach oben führte, sah ebenfalls nicht sonderlich stabil aus, doch die Rosahaarige winkte den Schwarzhaarigen hinter sich her. Nachdem Sakura die Türe am Ende der Treppe aufstieß, wurde Sasuke zunächst von dem einfallenden Sonnenlicht geblendet, doch als er neben der Rosahaarigen auf das Dach trat, bekam er nicht einmal mehr mit, wie diese hinter ihm die Tür schloss. Erstaunt blickte er auf die kleine grüne Oase mitten auf dem Schuldach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)