Assoziatives Schreiben von Ekolabine (Du liest nur einen Satz...) ================================================================================ Kapitel 2: Sonderaktion: Die Hexe vom See ----------------------------------------- Es gibt einen See. Tief im württembergischen Land. Wo einst Herzog Ludwig herrschte. Überall stehen auch heute noch diese filigranen barocken Gebäude. Einige protzig und überladen, andere fein und von herrlicher Verzierung. Inmitten dieser ludwigsburgerischen Schönheit gibt es einen See. Einst angelegt von dem Herzog um dort seine Ferien zu verbringen. Umringt von uralten hohen Bäumen und geziert mit einem kleinen Lustschloss. Inmitten dieses Sees gibt es eine Insel. Auf dieser steht eine Kapelle. Vom Ufer sieht man manchmal die Glocke, die dort hängt. Betreten darf keiner diese Insel. Angeblich sei sie Naturschutzgebiet. Doch ich weiß es besser. Ja, ich weiß, was sich dort versteckt hält. Hi hi… Es war einmal vor vielen Jahrhunderten im Herzogtum von Carl Eugen eine Hexe. „Crunsch, Crunsch… schmeckt das gut“, sie zog gierig die Haut vom leblosen Körper, „lecker.“ Die Hexe zog nachts durch die Dörfer und stahl kleine Kinder, um ihre Haut abzuschälen und diese zu essen. „Schlürf, schluck… das zergeht auf der Zunge wie Seide.“ Sie war gefürchtet und gejagt, doch keiner erwischte sie. Wenn die Sonne sank, verriegelten die Eltern Fenster und Türen. Schlugen Bretter an den Kamin. Doch die listige Hexe fand immer ein ungeschütztes Haus. Besonders die Kinder der adligen schmeckten gut. Die Haut war zart und nicht mit Hornhaut überzogen. „Oh, schon alle. Hab‘ aber noch Hunger.“ Wenn sie gegessen hatte, legte sie den Kadaver des Kindes zurück ins Bettchen. Dort fanden die Eltern am nächsten Morgen die Leiche. Die Haut abgezogen, die Haare abgescherrt und die Augen ausgedrückt. „Augen sind saftig.“ Eines Nachts kam sie so auch in die Stadt Ludwigsburg. Leise tapste sie durch die Straßen, bewunderte die Bauten der Reichen. Schließlich sah sie auch ein offenes Fensterchen. Besorgte sich eine Kiste und kletterte in das Fenster. Drinnen sah sie nur ein altes Großmütterchen liegen. Mit gerümpfter Nase verließ sie das Kämmerchen. Weiter auf der Suche nach leckerer Kinderhaut. Bald schon nahm ihre empfindliche Nase auch den Geruch eines Kindes auf. Er kam aus dem hintersten Zimmer des Flures. Freudig gurrte die Hexe leise und schlich sich leise zu dieser Tür. Dieser herrlich süße Duft zarter Kinderhaut ließ ihr das Wasser im Mund zusammen laufen. Leise knarrte die Tür beim Öffnen. Im Kinderbettchen erblickte sie das junge Mädchen. Die Brust hob und senkte sich regelmäßig. Langes blondes Haar umrahmte das rosa Gesicht. Andächtig näherte sich die Hexe dem Bett und schob langsam das störende Haar beiseite. Die Haare hielten nur den süßen Duft zurück. Jetzt musste es schnell gehen. Sie zog aus ihrer Schürze ein Fläschen, indem eine blaue Flüssigkeit vor sich hin schwabbelte. Noch einmal bog sie sich vor und zog den Geruch des Mädchens ein. Doch halt! Irgendetwas stimmte hier nicht. Dies hier war kein süßer Frühlingsduft. Nein, der Körpergeruch dieses Mädchen war herb und würzig. Kräftig und beißend. Hier lag kein Mädchen! Die Hexe erkannte zu spät die Falle des Herzogs. Der Junge öffnete die Augen und schnellte vor. Die spitze Klinge traf die Hexe in die Brust. Erschrocken trat sie ein paar Schritte zurück. Sodann ging alles schnell. „Sie stirbt nicht!“, schrie der Bengel, der nun aufsprang und das Licht anzündete. Sein wallendes Haar flog zu Boden und die hässlichen braunen Haare kamen zum Vorschein. Im Licht erkannte die Hexe, woher der süße Duft kam, der das ganze Haus erfüllte. Überall standen Parfümflaschen offen herum und lockten mit ihrem süßen Inhalt. Die Soldaten umzingelten sie. Stachen ihr immer wieder in den Körper und fesselten sie. Der Herzog trat hervor. Auch er duftete wie ein junges Mädchen. So wie der ganze Rest der Schaar. „Herr! Sie ist nicht tot zu kriegen.“ „Dann müssen wir sie wegschließen. Bringt sie nach Eglosheim.“ Auf der Insel in Mitten des Sees wurde extra eine kleine Kapelle errichtet. Dort brachte man die Kinderfresserin hin. Mit brennenden Fackeln wurde die Hexe dort inmitten der Nacht an die Wand gekettet. Direkte vor ihrem Kopf befand sich die Glocke, welche fünfmal am Tag zum Gebet läutete. Über die Jahre hinweg, wurde die Hexe angeblich wahnsinnig von ihrem Klang. Andere sagen, man höre des Nachts wie die Glocke läutete. Mit dem Kopf schlug die Hexe gegen sie, damit sie endlich wieder ohnmächtig werden würde, denn schlafen konnte sie nicht. Das war der Fluch, den ihr die Priester des Herzogs ausgesprochen hatten. Was die Priester und auch die Bewohner Eglosheims nicht wussten, war, dass die Arme der Hexe vor lauter Hunger anfingen zu wachsen. Und sie wuchsen durch die Lücken hinaus unter die Wurzeln der Bäume hinein in den See. Dort in der Tiefe harrten sie still aus. Waren manchmal gar schon von allerhand Getier zerfressen, bis wieder im Sommer die Kinder kamen und mit den Ruderbooten auf dem See herumfuhren. Niemals darfst du dein Kind mit dem Boot dort fahren lassen, denn dann schnellen die Hände der Hexe aus dem Wasser und ziehen das arme Kind in die Tiefe. Dort bleibt es bis es Mitternacht ist und die Hexe es zu sich in den Turm ziehen kann. So hörst du sie wieder: „Crunsch, Crunsch… schmeckt das gut.“ „Schlürf, schluck… das zergeht auf der Zunge wie Seide.“ „Oh, schon alle. Hab‘ aber noch Hunger.“ Freudig lacht sie dann in die Nacht. Hi hi… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)