Blutige Lilie von Saedy (Der See des Vergessens) ================================================================================ Kapitel 6: Märchenstunde ------------------------ Am nächsten Morgen wollte Kaiba dafür sorgen, dass Atemu sein Versprechen wahr machte und einen Arzt besuchte sowie ein Phantombild erstellen ließ. Doch leider war der kleine Schlingel “zufälligerweise” gerade heute sogar schon vor ihm aus dem Bett gefallen und hatte sich aus dem Staub gemacht, bevor er ihn aufhalten konnte. Was war nur mit seinem Freund los? An sein Handy ging er auch nicht, langsam machte sich Kaiba doch Sorgen um ihre Beziehung. Wollte Atemu ihn etwa aus seinem Leben ausschließen? Auf dem Polizeirevier angekommen, stürzte sich Kaiba erstmal in seine Arbeit und vergaß zunächst seine Sorgen. Er hatte sich fest vorgenommen, derjenige zu sein, der dem Auftragskiller Violette auf die Schliche kommen würde. Deshalb recherchierte er alles über die alten Mordfälle und verglich sie mit dem aktuellen. Dabei wurde sein Verdacht, dass der Mord an Frau Yokida nicht von Violette ausgeführt worden war, bestärkt. Denn es war nicht nur Tatsache, dass Violette bei diesem Fall zum ersten Mal eine andere Lilienart hinterlassen hatte, die stutzig machte. Es wäre auch das erste Mal, dass der Auftragskiller eine Frau tötete. Bei den bisherigen Ermittlungen war man zwar davon ausgegangen, dass das nur daran läge, dass oft Männer das Ziel von Auftragsmorden waren und Violette bisher nur noch keinen Auftrag erhalten hatte, eine Frau zu töten, doch Kaiba zweifelte daran. Er glaubte eher, dass der Killer vielleicht aus Prinzip keine Frauen tötete, weshalb auch immer. Denn es war einfach zu auffällig - bei den vielen Morden, die er damals begangen hatte, dass dies ausschließlich Männer gewesen waren. Kaibas Kollegin, Kawasaki, wertete derweil die Spuren aus, die man bisher gefunden hatte. Jonouchi war währenddessen zusammen mit Yamamoto losgezogen, um weitere Verwandte und Bekannte der Opfer zu befragen. “Das Labor hat eben angerufen”, holte Kawasaki Kaiba plötzlich aus seiner Versunkenheit über den Akten. “Man hat herausgefunden, dass Karoline Yokida durch Zyankali vergiftet wurde. Die Quelle fand man dabei auf ihrem Kamm, den sie kurz zuvor benutzt haben muss und im Wachbecken.” “Auf ihrem Kamm?”, wiederholte Kaiba überrascht. Er hätte doch eher vermutet, dass das Gift im Tee gewesen wäre, oder in dem angebissenen Apfel. Kämme und Äpfel, das hörte sich ja eher nach Schneewittchen an. “Ja, seltsam nicht wahr? Ich kann mir nur vorstellen, dass der Täter keine andere Möglichkeit hatte, das Gift zu verabreichen. Wahrscheinlich dachte Frau Yokida, dass ihr Kamm bloß ins Wasser im Waschbecken gefallen sei, während sie in Wirklichkeit die Cyanidlösung anfasste und so das Gift durch die Haut eindrang.” “Hm, also noch ein Punkt, der meine Theorie, dass nicht Violette hinter dem zweiten Mord steckt, bestätigt. Denn bisher hat er sich immer als absoluter Profi erwiesen. Er hätte doch sicher eine bessere Möglichkeit gefunden, das Gift zu verabreichen. Mal ganz abgesehen davon, dass er bisher noch nie mit Gift gearbeitet hat.” “Hey, du wirst doch wohl nicht zum Fan dieses Auftragskillers mutieren”, scherzte Kawasaki. “Nein, natürlich nicht. Ich bewundere lediglich sein Talent”, versicherte Kaiba. “Sein Talent zu töten?”, zog Kawasaki vorwurfsvoll eine Augenbraue hoch. “Jedenfalls, wenn deine Theorie stimmt, dann bedeutet das, dass der Auftraggeber diesmal selbst Hand angelegt hat. Entweder er konnte nicht das Geld für einen zweiten Mord aufbringen, oder Violette hat aus irgendeinem noch unbekannten Grund abgelehnt.” Kaiba sagte daraufhin nichts, denn seine Theorie, dass Violette keine Frauen tötete, war jetzt, wo er noch mal genau darüber nachdachte, vielleicht doch ein wenig zu weit hergeholt. Stattdessen holte er sein Handy hervor und versuchte noch einmal, Atemu zu erreichen. Wieder ging sein Freund nicht ans Telefon. Was war nur mit ihm los? Es ging bereits auf Mittag zu und Kawasaki begann sich schon Sorgen zu machen, weil Frau Kyoko Yokida nicht zum abgesprochenen Termin auftauchte. Sie war gerade am Überlegen, ob sie nicht anrufen sollte, als die junge Frau plötzlich zur Tür hereingestürmt kam. Ihr Haar machte den Eindruck, als sei sie in einen Wirbelsturm geraten, ihr Gesicht war ganz bleich und die Augen weit aufgerissen vor Entsetzen. “Oh, Frau Kawasaki, da sind Sie ja. Sie müssen mir helfen!”, rief sie ganz aufgebracht, als wäre sie keineswegs sicher gewesen, die Polizistin hier zu treffen und klammerte sich an ihre schwarze Handtasche, als würde diese sie festhalten und nicht umgekehrt. “Was ist denn los? Beruhigen Sie sich doch!”, kam Kawasaki ihr entgegen. “Setzen Sie sich erstmal, hier”, forderte sie die junge Frau auf und geleitete sie zu dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch. “Was ist passiert?” “Das hier, das hab ich gefunden”, sprach Frau Yokida ganz überhastet und versuchte mit zitternden Fingern ihre Handtasche zu öffnen. Schließlich schaffe sie es und holte ein braunes Fläschchen hervor, welches sie der Polizistin reichte. “Hm, Zyankali”, stellte Kawasaki mit einem kritischen Blick fest. “Ich hab es bei meinem Freund gefunden”, erklärte Frau Yokida ganz entsetzt. “Ihre Mutter wurde tatsächlich mit Zyankali vergiftet”, erklärte die Polizistin. “Oh, mein Gott, dann war er es tatsächlich, der meinen Eltern das angetan hat”, schrie Frau Yokida hysterisch. “Das hätte ich niemals von ihm gedacht”, umklammerte sie ihre Handtasche, wie ein Ertrinkender ein Stück Holz. “Ganz ruhig, es wird alles wieder gut”, versuchte Kawasaki, die Frau zu trösten. “Kaiba, kannst du bitte mal einen Tee für Frau Yokida holen?” “Ja, klar”, brummte der junge Polizist. Eigentlich war es ihm gar nicht recht, derart in seinen Nachforschungen gestört zu werden. Aber als Jüngster auf dem Revier war man nun mal dazu verdammt, den Tee- und Kaffeeholer zu spielen. “So und jetzt erzählen Sie mir mal alles von Anfang an”, forderte Kawasaki die Tochter der Yokidas auf. Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt und ein paar Schlucke von dem heißen, süßen Tee genommen hatte, begann sie zu erzählen. “Also, das war so: als ich heute Morgen den Müll rausgebracht habe, war da so ein streunender Hund, der die Mülltonne umgeworfen hatte. Er hat sich die Essensreste rausgesucht. Ich hab versucht, ihn zu verscheuchen und als ich es endlich geschafft hatte, begann ich den Müll wieder in die Tonne zu werfen. Dabei ist mir dieses Fläschchen aufgefallen. Danach bin ich auch gleich hierher gekommen. Ich konnte nicht glauben, dass es Hikari sein sollte, der meine Eltern umgebracht hat, aber diese Mülltonne wird nur von uns beiden benutzt.” Als wenig später Hikari Kobayashi, der Freund von Kyoko Yokida, festgenommen wurde, behauptete er natürlich seinerseits, dass Kyoko selbst ihre Eltern hatte loswerden wollen und nur zur Polizei gegangen sei, um von sich selbst abzulenken. Doch bei den späteren Ermittlungen stellte sich heraus, dass Kobayashi es tatsächlich selbst gewesen war, der bei dem zweiten Mord Hand angelegt hatte, wobei er insgesamt ziemlich stümperhaft vorgegangen war, so dass es der Polizei nicht schwer fiel, weitere Spuren zu sichern und ihm den Mord nachzuweisen. Offenbar war er auf das Geld der Eltern seiner Freundin aus gewesen, die sehr reich gewesen waren. Er hatte sich wohl erhofft, sie zuerst zu heiraten und sich später von ihr zu trennen, um an das Geld zu kommen. Was den ersten Mord an Tama Yokida betraf, so gab er zu, dass er dafür Violette beauftragt habe, der sich später aber aus einem ihm unbekannten Grund geweigert hatte auch Karoline Yokida umzubringen. Auf die Frage, wie er denn mit Violette in Kontakt gekommen sei, antwortete er, dass er auf eine auffällige Zeitungsannonce aufmerksam geworden war, in der der Auftragskiller indirekt seine Dienste angeboten habe. Natürlich war die Annonce so umschrieben, dass man das nicht auf den ersten Blick erkennen konnte, sonst hätte die Zeitung diese wohl kaum geschaltet. Doch Kobayashi hatte einfach gehofft, dass er mit seiner Interpretation der Anzeige richtig lag und Erfolg gehabt. Nachdem er Violette telefonisch den Auftrag übermittelt hatte, wobei die Stimme des Killers verstellt gewesen war und ihm das Geld dafür überwiesen hatte, hatte er Violette den Schlüssel zu Tama Yokidas Haus übergeben, ihn dabei aber nicht getroffen, sondern einfach vor dem Haus unter der Fußmatte hinterlassen. Eigentlich konnte Kobayashi nicht mal sagen, ob Violette jetzt ein Mann oder eine Frau gewesen war. Auf diese Aussage hin wurden sämtliche Zeitungen nach weiteren Anzeigen Violettes durchsucht und tatsächlich fand man ein entsprechendes Inserat. Der Text der Anzeige war wirklich ziemlich unauffällig, wenn man nicht sehr viel hineininterpretierte. Noch am auffälligsten war die dabei zur Zierde abgedruckte Lilie in einer Ecke. Also nahmen sie Kontakt auf. Leider war Violette nicht so dumm und meldete sich aus einer öffentlichen Telefonzelle, so dass sie ihm selbst bei Zurückverfolgung des Telefonats nicht auf die Schliche kommen konnten. Kaiba hatte Kawasaki überzeugen können, den Anruf anzunehmen. Doch er hatte gerade mal drei Worte gesprochen, als Violette auch schon auflegte. Dabei konnte er sich doch mit diesen wenigen Worten noch gar nicht verraten haben. Das versicherten ihm auch seine Kollegen, die mitgehört hatten. Doch was hatte den Auftragskiller veranlasst, sofort aufzulegen? Und hatte es sich tatsächlich um Violette gehandelt? Dieses kurze Telefonat mit dem Auftragskiller wollte Kaiba für den Rest des Tages nicht mehr aus dem Kopf gehen. Es musste doch einen Grund gegeben haben, warum Violette gleich wieder aufgelegt hatte. An Kaiba konnte es nicht gelegen haben, also war er vermutlich irgendwie gestört worden. Aber dann hätte er sich später noch mal gemeldet. Vielleicht rief er ja morgen noch mal an? Doch das hielt der junge Polizist irgendwie für unwahrscheinlich. Als er schließlich zu Hause ankam, richteten sich seine Gedanken jedoch wieder auf seinen Lebensgefährten Atemu. Denn dieser weigerte sich seit einer Woche, einen Arzt aufzusuchen und ein Phantombild von dem Mann, der ihn überfallen hatte, erstellen zu lassen. Außerdem ging er Kaiba ständig aus dem Weg. Langsam begann er sich wirklich Sorgen um ihre Beziehung zu machen. Es war noch nie vorgekommen, dass ihm sein Lebensgefährte so wenig anvertraute. Als er ihr gemeinsames Haus betrat, stellte er fest, dass sein Freund Besuch von Ryuchi Otogi hatte und fühlte wieder die längst vergessen geglaubte Eifersucht in sich auflodern. Eigentlich hatte er geglaubt, diese überwunden zu haben, doch nun, da Atemu Ryuchi offenbar mehr Aufmerksamkeit schenkte als ihm, war sie plötzlich wieder voll da. Er versuchte, dass Gefühl zu unterdrücken und sagte sich, dass zwischen den beiden mit Sicherheit nichts lief, doch das war gar nicht so einfach. “Guten Abend”, schreckte Seto die beiden aus ihrer Zweisamkeit, wobei er sich sehr beherrschen musste, Ryuchi nicht einen vernichtenden Blick zu schenken. “Oh, hallo, Seto”, sprang Atemu auf und begrüßte ihn unerwartet überschwänglich, wenn man daran dachte, wie er sich seit dem Vorfall vor einer Woche im seinem Spieleladen verhalten hatte. “Hallo Kaiba”, grüßte auch Otogi. “Na, dann will ich euch zwei Turteltäubchen mal nicht stören. Ich wollte sowieso gerade los”, verkündete er. “Und Atemu…ich werde schon dafür sorgen, dass meinem Onkel hören und sehen vergeht”, versprach er mit einem wütenden Funkeln in den Augen. So rauschte er davon und Kaiba fühlte sich, als wäre er der letzte, der in diesem Haus etwas mitkriegte. Er wollte schon nachfragen, wovon Otogi gesprochen hatte, als er durch seinen Freund abgelenkt wurde, der ihn gerade an einer besonders empfindlichen Stelle hinter dem Ohr küsste. “Uh, Atemu”, machte Kaiba und schloss ihn in seine Arme. “Warum auf einmal so anschmiegsam, mein Kätzchen?” “Ich hab dich doch in letzter Zeit vernachlässigt und das tut mir sooo leid”, betonte Atemu. “Ich erzähl dir alles, aber erstmal…”, mit diesen Worten dirigierte er seinen Freund Richtung Couch, wo er ihn am Kragen packte und mit sich hinunter zog. Kaiba ließ sich bei so etwas nicht zweimal bitten und die beiden versanken in einem leidenschaftlichen Kuss. Er bekam kaum mehr Luft, als sich Atemu schließlich von ihm löste, unter ihm hervorschlüpfte und sich auf ihn setzte. “Hab dich!”, neckte er und begann Kaibas Hemd aufzuknöpfen. “Hey, du bist ja ganz schön stürmisch heute”, stellte der junge Polizist fest. Aber genau genommen, war Atemu das schon immer gewesen. Man sah es ihm nicht an, da er so klein und zierlich war und oberflächlich betrachtet ein ruhiger Charakter, der nicht so sehr aus sich herausging. Doch wenn man ihn mal näher kannte, dann stellte man schnell fest, dass er auch ziemlich lebhaft sein konnte und sehr durchsetzungsfähig war. So durchsetzungsfähig, dass er sogar Kaiba damals damit überrumpelt hatte, um genau zu sein. “Wo bist du denn mit deinen Gedanken, Schätzchen?”, wollte Atemu wissen, woraufhin sein Lebensgefährte feststellte, dass der kleine Schlingel ihm schon das Hemd über die Schultern gestreift hatte. “Das ist nicht so wichtig, dafür weiß ich aber genau, wo du gerade mit deinen Gedanken bist”, neckte Seto zurück. “Ach ja?”, zweifelte Atemu. “Dann hast du auch sicher gewusst, dass ich das hier vorhabe.” Mit diesen Worten stürzte er sich auf seinen Freund und begann ihm den Bauch zu kitzeln. “Hey, Atemu, was soll das? Du weißt doch, dass ich furchtbar kitzlig bin”, beschwerte sich Seto und hielt sich lachend den Bauch, versuchte dabei die piesackenden Finger von sich zu schieben. Überrascht hielt er inne, als sich die Hände tatsächlich zurückzogen, nur im nächsten Augenblick einen überraschten Laut von sich zu geben, als Atemu ihm die Hose vom Hintern zog. “Hey, das war unfair”, beschwerte sich Seto, obwohl er eigentlich keinen Grund hatte, sich zu beklagen. “Wieso, du wusstest doch, was ich denke, oder?”, spöttelte Atemu und streichelte über die nackten Innenseiten seiner Oberschenkel. Augenblicklich verging Seto jegliche Lust auf eine Diskussion. Er stöhnte leise und ließ sich auf das Kissen hinter sich zurücksinken. Wenn Atemu ihn anfasste, wurde er immer schwach, allerdings sah er darin keinen Grund, sich zu beklagen. Nur hinterher wunderte er sich dann immer, wie sein Freund es geschafft hatte, ihn wieder mal zu überrumpeln, obwohl Seto doch eigentlich etwas ganz anderes vorgehabt hatte. So auch jetzt: Sie waren irgendwann im Bett gelandet und als Seto am nächsten Morgen aufwachte, hatte er kein Stück davon erfahren, was Atemu die ganze Woche vor ihm verheimlicht hatte. Er wusste nicht, ob er sich darüber freuen, oder ihm böse sein sollte. Doch worüber er sich definitiv ärgerte, war die Tatsache, dass er am gestrigen Abend nichts von dem geschafft hatte, was er sich vorgenommen hatte. Und nun war er Atemu dankbar, dass der wenigstens den Wecker für ihn gestellt hatte. Jedenfalls war der mal wieder früher verschwunden als üblich und Seto musste alleine aufstehen - was gar nicht so einfach war, wie er feststellte, als er fluchend aus dem Bett stieg. Es schien, als habe es Atemu darauf angelegt, ihn im wahrsten Sinne des Wortes flachzulegen und zwar nicht nur für den gestrigen Abend. Trotzdem musste er zur Arbeit, da half alles nichts. Missmutig stapfte er in die Küche, machte sich einen Kaffee und spülte zwei Aspirin hinunter. Überraschenderweise fand er einen Zettel neben einem Frühstückstablett, auf dem “Iss was, Schatz”, stand. Normalerweise brachte Atemu ihm so gut wie nie Frühstück vom Bäcker mit, schon gar nicht unter der Woche. Das kam höchstens ein oder zwei Mal im Jahr vor. Wahrscheinlich wollte sich sein Lebensgefährte auf die Art dafür entschuldigen, dass er ihn am gestrigen Abend so hart rangenommen hatte. Seto lächelte, während er in ein Brötchen biss und den Schmerz schneller vergaß, als das Aspirin wirken konnte. Doch irgendwie hatte er gar keinen richtigen Hunger und aß nur die Hälfte. Eigentlich sollte er auf seinen Freund sauer sein, überlegte er. So wie der ihn Schachmatt gesetzt hatte. Seto wollte endlich wissen, was es mit diesem Überfall im Spieleladen auf sich hatte. Überraschenderweise ging Atemu diesmal ans Telefon. “Guten Morgen, Schatz, gut ausgeschlafen?”, lächelte er in den Hörer, dass man es auf der anderen Seite hören konnte. “Nicht wirklich”, gab Seto zu. “Du weißt ja, früh aufstehen ist nicht mein Ding. Ich muss jetzt los, aber ich wollte vorher noch mal hören, ob bei dir alles in Ordnung ist.” “Bei mir?”, wiederholte Atemu überrascht. So besorgt, dass Seto ihn schon so früh an der Arbeit anrief, war er normalerweise nicht. “Klar, bei mir ist alles bestens. Tut mir leid, dass ich die letzte Woche so abweisend zu dir war. Ich werde dir heute Abend alles erzählen”, versprach er. “Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich hab alles wieder im Griff. Hat dir das Frühstück geschmeckt?” “Ja, danke. Das ist ja mal ein ganz neuer Service. Das könnten wir öfter machen.” Atemu war sich nicht sicher, ob Seto noch vom Frühstück sprach und meinte deshalb mit dunkler Stimme: “Aber gerne, mein Schatz. Ich liebe dich und freu mich schon auf heute Abend. Da haben wir die ganze Nacht nur für uns”, meinte er, denn heute war Freitag. Seto lief beim Klang dieser Stimme eine Gänsehaut über den Rücken und er fragte sich, wie sein Freund es immer anstellte, so sexy zu klingen, wenn er das wollte. “Ja, ich freue mich schon darauf”, erwiderte er. “Mach’ s gut.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)