Nur den einen Weg von SunWarrior ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Zwei junge Menschen. Verliebt, glücklich. Ein junger, 22 Jahre alter Mann, eine junge Frau, eben so alt. Sie jagten sich, als ob sie noch immer kleine Kinder wären. Vielleicht war man das eben, wenn man unzertrennlich einander verfallen war. Man machte sich keine Gedanken über Pflichten, Rituale, die einem keine Freude gaben oder keinen Spaß machten. Es gab nur die andere Person, welche die Welt bedeutete. Wie eben auch das kleine Kind, welches die Welt in so vielen Dingen nicht versteht, und gerade deswegen sich mit so vielen Sorgen nicht rumschlagen muss. Schließlich fing er sie doch noch und zog sie mit sich lachend zu Boden. Der schwarz haarige, welcher seine Lederweste und eine Lederhose trug, drang nun mit dem Blick seiner braunen Augen in ihre grünen Augen. Wärme, ein Kribbeln, Glück erfüllte und durch floss sie beide. „Nacera...“ flüsterte er leise, als er sanft ihre Wange streichelte. Dabei schob er eine Strähne ihres braunen Haars, welches ihr bis zur Hälfte ihres Rückens reichte, hinter ihr Ohr. Mit einem Lächeln wischte sie sich kurz ein wenig Erde von ihrer Wollbluse, ehe sie sich ihm wieder hingab. Es existierte nichts mehr, außer ihnen, als er sich langsam ihrem Gesicht näherte und die Augen schloss. „Ingwin! Ingwin! Verdammt noch mal, komm gefälligst her!“ Wütend ertönte diese Stimme, voller Enttäuschung. „Ach du meine Güte!“ waren seine Gedanken, als er sich erhob, kurz den Dreck von seiner Kleidung abklopfte und seiner Freundin noch kurz einen Kuss auf die Wange gab. Schon sah man einen Mann in schwarzer Uniform, an der Rechten Seite seiner Hüfte ein Schwert. Sein Blick, der aus Blauen Augen kam, verriet ohne Zweifel, dass er nicht gerade gut gelaunt war, als der Junge Mensch schon auf den rot haarigen, schon über 30 Jahre alten Mann zu eilte. Ingwin verbeugte sich kurz: „Herr Eginhart!“ Eginhart erwiderte nur, weiter mit ärgerlichem Ton: „Hast du deine Magie Abwehr Übungen gemacht?“ Doch bevor der Lehrling etwas erwidern konnte, fiel ihm Eginhart schon dazwischen: „Nein, natürlich nicht. Ich habe es gesehen. Was soll das? Du sollst das Schloss nur verlassen, wenn du dazu aufgefordert wirst.“ „Herr,“ sprach nun Ingwin, „ich verstehe diese Regel nicht. Ihr seid doch auch hier? So ganz nebenbei, ihr fordert mich immer auf diese Übungen am intensivsten zu machen. Was ist mit dem Rest?“ Sein Lehrer, der nun wieder in Richtung des Schlosses mit seinem Schüler ging, war es langsam Leid. Immer wieder diese Fragen. „Ingwin, du hast viel Kraft, bist schnell und deine Schwertkampf-Technik sucht ihres gleichen, aber du weißt ganz genau, ein Treffer durch Magie, und du bist tot. Nur die wenigsten haben das überlebt.“ Immer wieder muss Ingwin das hören. Weshalb nur? An sich mochte er seinen Herren. Er achtete gut auf ihn und sie waren sehr befreundet. Aber wenn es um seine Ausbildung zur Leibgarde der Prinzessin geht, war er unglaublich streng. Insbesondere verlangte Eginhart eiserne Disziplin, und volle Konzentration nur auf ihre Aufgabe. Voll und ganz. Nichts anderes war erlaubt. Schließlich kamen sie in einen kleinen Hof, umgeben von Schlossmauern. Der Boden war bunt, viele verschiedenfarbige kleine Fließen zierten ihn. „Geh in den Trainingsraum und mach deine Übungen. Und hör endlich auf dich irgendwo herum zu treiben.“ befahl er. „Herr,“ sprach Ingwin, „ist es wirklich nicht erlaubt am Leben teil zu haben? Ich glaube, mit mehr Freude im Herzen fällt es leichter als mit Training allein.“ „Fällt es nicht!“ war die Antwort. „Als ich dich gefragt habe, ob du deinem Vater in der Leibgarde folgen willst, habe ich dir eindeutig erklärt, was es bedeutet. Für andere Dinge ist kein Platz, auch nicht für diese Person, bei der du warst. Du hast es akzeptiert.“ Ingwin dachte voller Trauer an seinen Vater, aber er dachte auch an seine Geliebte. Es war ihm eigentlich nicht erlaubt, bei ihr zu sein, aber er konnte nicht anders. Nur war es stets ein leichtes, ihn von den Schlossmauern zu beobachten, und sein Herr kannte jede Möglichkeit das zu tun. „Glaubt ihr wirklich, dass Erkmar, mein Vater, euch so reden hören will?“ Eginhart ging in Richtung einer Holztür, welche zu seinen Gemächern führte, drehte sich um und sprach: „Dein Vater war mir stets ein guter Freund und er hat hierfür gelebt. Nur verstand ich nie wie er da noch die Zeit für eine Frau hatte. Aber ich weiß genau dass er in seiner Ausbildungszeit sich zurückgehalten hat. Ehrlich gesagt wünschte ich, er hätte es auch nach seiner Ausbildung getan. Dann wäre ihm vielleicht sein Schicksal erspart geblieben. Jedenfalls hat er mich stets angetrieben, und ich will es mit dir weiter führen. Glaub mir, ich will damit nicht sagen dass es grundsätzlich schlecht ist dass er sich für eine Familie entschieden hat, sonst wärst du ja nicht da. Nur glaube ich hat er seiner Familie zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Das Leben in der Leibgarde ist hart. Wir haben unseren Schwur getan, immer für die Sicherheit der Thronfolger zu sorgen. Wichtige Ereignisse stehen an, die unserem Land einen ewigen Frieden bescheren können. Und vieles davon liegt an uns. Versteh endlich, es gibt für uns keine Abzweigungen, keine mehreren Auswahlmöglichkeiten. Für uns ist es wichtig die Gefühle in Zaum zu halten. Denn es gibt nur den einen Weg. Und jetzt keine Einwände mehr. In den Trainingsraum mit dir!“ Mit diesen Worten begab er sich in Richtung seiner Gemächer. Ingwin atmete tief durch und sprach diese Worte, die man ihm schön so oft gesagt hatte, nach: „Es gibt nur den einen Weg!“ und dachte sich dabei: „Ich werde ihm schon noch einen anderen Weg zeigen.“ Eginhart ging eine steinerne Wendeltreppe hinauf. Nur wenige Kerzen beleuchteten den Gang. Schließlich erreichte er eine Holztür. Er öffnete sie und betrat ein eher schlichtes Zimmer. Rote Vorhänge waren am Fenster angebracht. Das Bett war aus Ahornholz gemacht und simpel. An der Wand hingen ein paar Lederhandschuhe, Lederwesten und Lederhosen, wie auch eine braune, lederne Reisetasche zum Umhängen. Der Krieger setzte sich auf sein Bett und atmete tief durch. Sein Schwert legte er neben sich ab, dann griff er in seine Tasche. Im nächsten Moment kam eine silberne Anstecknadel zum Vorschein. Sie trug eine Feder als Wappen. Es war das Wappen des Königshauses ihres Landes Bagmos, welches jedem in der Leibgarde von König Baltfried verliehen wird. Trauer erfasste Eginhart, als er sich das Symbol betrachtete. Sein alter Freund Erkmar, Ingwins Vater, war ihm ein guter Freund. Gemeinsam hatten sie die Ausbildung zur Leibgarde durchlebt und die Prüfung abgelegt. Im Gegensatz zu Eginhart hatte sich Erkmar auch zu einem Leben neben der Leibgarde entschieden. Eginhart dagegen hatte stets den festen Glauben, dass, wenn man sich für dieses Leben entschieden hatte, es auch nur das einzige für ihn sein konnte. Volle Loyalität dem Königshaus gegenüber. Stets nur darauf bedacht, keine Gedanken an etwas anderes zu verschwenden. „Dein Sohn,“ flüsterte er nun leise, „ist in vielen Dingen wie du. Immer sich auf seine Gefühle verlassend, weniger auf das, was er lernt und gelernt hat. Erkmar, ich frage mich manchmal wirklich warum ich dir dieses Versprechen gegeben habe.“ Eginhart ging zum Fenster und sah auf die Wiesen, die sich ihm darboten. Er dachte über das Leben in der Leibgarde nach. Sie bestand nie aus mehr als vielleicht zwei bis vier Mann und war zum persönlichen Schutz der Thronfolger vorgesehen. Außerhalb des Schlosses mussten sie sich um die Sicherheit der Kinder der Könige kümmern, wenn sie unterrichtet wurden oder auf einer Reise waren. Die Herrscher suchten sich nach ihrer Krönung immer einen eigenen Schutz aus auf eine von ihnen bestimmte Zeit, während die Leibgarde der Thronfolger immer durch die älteren Mitglieder ausgesucht und ausgebildet wird und eine Dienstzeit von 20 Jahren hatte. Allerdings erreichten die wenigsten, wie eben leider auch Erkmar, diese Dienstzeit. Die meisten starben vorher, wenn sie ihren Auftrag erfüllten. Besonders wie Erkmar zu Tode kam, schmerzte Eginhart jedes mal, wenn er daran dachte. Es versetzte ihm eine Kälte in seinem Herzen. Allerdings war er der einzige, der es genau wusste. Nie hatte er sich jemand anderem anvertraut. Es gehörte für ihn zur Notwendigkeit in diesem Dienst, mit solchen Dingen alleine fertig zu werden. Es nicht zu können, war für ihn eine unverzeihliche Schwäche. Ingwin schlug voller Wut über mit seinem Schwert auf die Kugeln, die durch eine Apparatur im Trainingsraum abgeschossen wurden für seine Magie Abwehr Übungen. Es ärgerte ihn jedes mal, wenn er von seinem Lehrer wegen seiner Ausflüge zu Nacera gerügt wurde. Im Trainigsraum standen mehrere verschiedener Dinge, die mechanisch das Ausweichen und Abwehren trainieren sollten. Er hatte einen solchen Zorn, dass er dadurch unkonzentriert wurde.Prompt wurde er von einigen Kugeln getroffen, und das waren einige harte Schläge die alles andere als sanft waren, denn zum ersten hatten die Kugeln eine höhere Geschwindigkeit, und zum zweiten waren sie aus Holz, und zwar sehr hartem Holz. Eine weibliche Stimme ertönte: „Ach, du mal wieder. Beherrsche doch doch endlich mal!“ Ingwin sah zur Tür des Trainigsraumes, wo an die Wand gelehnt eine Junge Frau, etwa 18 Jahre alt, stand. Sie trug ein weises Kleid und hatte Schulter lange, zu einem Zopf gebundene braune Haare, und sah nun etwas mahnend zu Ingwin mit ihren grünen Augen. Ingwin ließ sich sofort auf seine Knie fallen: „Prinzessin Hortensia!“ „Na na, wir sind doch hier auf keinem Ball. Jetzt steh schon auf!“ amüsierte sich die Prinzessin. Sofort stand er mit einem Lächeln auf und umarmte die Prinzessin, die auf ihn zu getreten war. „Also, was ist denn? Wider mal mit der Liebsten erwischt worden?“ fragte sie nun ihren Freund. Ingwin und Hortensia hatten sich sehr schnell angefreundet und waren schon fast wie Geschwister, seit Ingwin das erste mal die Prinzessin beschützt hatte. Hortensia war so ziemlich auch die einzige Person, mit der sich Ingwin mal richtig unterhalten konnte seit Beginn der Ausbildung, abgesehen von Nacera. „Ja, wurde ich, und wieder ein mal hat mich mein Herr gewaltig gerügt. Ich frage mich nur wie er so werden konnte.“ war nun die Antwort. Die Prinzessin seufzte: „Ich frage ich auch warum er den Schutz von mir über absolut alles stellt. Ich glaube, er hat nie gelebt.“ Was die beiden neben ihrer Freundschaft gemeinsam hatten war ihre Sorge um den erfahrenen Leibwächter und Ingwins Lehrer. Sie mochten ihn beide. Ingwin sah in ihm einen zweiten Vater, und die Prinzessin war stets beeindruckt von der Loyalität gegenüber ihrem Vater. „Na komm,“ meinte jetzt Hortensia, „atme einfach mal tief durch. Wenn du so durchdrehst könnte man meinen die Maschine übt mit dir und nicht du mit der Maschine. Dass dir das aber auch immer passieren muss.“ Der Angesprochene nickte und setzte die Maschine wieder in Gang. Dann hob er sein Schwert und bereitete sich vor. Schon kamen die ersten Kugeln auf in zu geflogen. Ingwin wich ein mal aus, wehrte die nächste Kugel mit dem Schwert ab. Er konzentrierte sich auf seine Sinne, versuchte die Geschosse zu hören, prüfte die Luftzüge. Ausweichen und abwehren, ausweichen und abwehren. Immer wieder wiederholte sich die Prozedur. Fit musste man dafür schon sein, und viel Zeit zum atmen ließ man ihm nicht gerade. Aber das gehörte nun mal dazu. Endlich kamen keine Geschosse mehr hervor und Ingwin ließ sich nieder. „Geschafft!“ rief die Prinzessin voller Begeisterung und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter: „Du bist wirklich ein toller Kämpfer!“ Ingwin war froh, dass ihm Hortensia immer wieder aufbaute. Sie war ihm wirklich wichtig geworden, zwar nicht so wichtig wie Nacera, aber auf jeden Fall jemand, der ihm Freude schenkte hier, an diesem Ort, und für die es sich lohnte, sie beschützen. Inzwischen erhielt in seinem Arbeitszimmer König Baltfried eine Nachricht. Das Arbeitszimmer war nicht so eingerichtet, wie man es vielleicht von einem König erwartet. An sich begnügte er sich damit, Dokumente in einem Schrank auf der einen Seite zu verwahren, und auf der anderen Seite befand sich ein Bücherregal mit verschiedenen Nachschlagewerken: Neben Lexika Bücher über die Gesetzte der Vergangenheit und Zukunft, alte Legenden, eben was er so für sich als wichtig erachtet. Er saß an seinem sehr dunklen Schreibtisch und nahm die Rolle vom Boten entgegen: „Vielen Dank, ihr dürft euch entfernen.“ „Eure Majestät!“ verbeugte sich der Bote und verließ den Raum. Baltfried war schon etwas über 50 Jahre alt. An seinen dunkelblonden Haaren zeigten sich die ersten grauen Strähnen. Sein Gesicht hatte die ersten Falten erhalten, was aber mehr an Sorgen lag, als am Alter. Und diese Sorgen waren berechtigt. Bevor Baltfried regierte kam es leider des öfteren zum Krieg zwischen Bagmos und seinem Nachbarland Auzingo. Und egal was die Ursachen waren, gelitten hatte doch stets das Volk. Diese Kriege hatten nun ein Ende, aber seit nun fast 30 Jahren mussten Baltfried und der benachbarte König Dagwin hart darum kämpfen. Immer wieder gab es Spannungen zwischen einzelnen Gruppen an der Grenze. Er dachte sich auch wer dahinter steckte. Es gab gewisse Leute, die von Kriegen eher profitierten als von Frieden. Und jedes mal, wenn diese Leute es versuchten Krieg zu schüren, bedarf es der gesamten Verhandlungskunst der beiden Könige, die selber miteinander befreundet waren, um eine Eskalation zu verhindern. Denn auch ein König ist machtlos, wenn das gesamte Volk von sich aus zu den Waffen greift. Aber nun hatte sich das Schicksal eingemischt, welches zu einem glücklichen Umstand führte. Schon bald würde es einen endgültigen Frieden geben. Sie alle werden gegen die Feinde dieses guten Lebens vereint vor gehen können. Baltfried studierte die Botschaft ganz genau. Ihm gefiel überhaupt nicht was er las. Eine Kälte durch fuhr ihn. Schock. Er starrte erst einige Zeit lang vor sich hin, ehe er die Rolle auf den Tisch legte. Dann fasste der König sich an die Stirn. Leise sprach er vor sich hin: „Nicht schon wieder. Diese...uns läuft die Zeit davon.“ Schweiß lief ihm über das Gesicht, welches sich schon mit so vielen Sorgen befassen musste. Und das eben nicht nur mit der Erziehung seiner Tochter oder mit der ewigen Trauer um seine Frau, welche vor zehn Jahren an einer Krankheit verstarb. „Mir bleibt nichts anderes übrig,“ flüsterte er, „ich muss handeln. Ich kenne jemanden, der sich mehr als freuen würde. Und einige, für die es schwer wird.“ Er setzte sich wieder an seinen Tisch: „Wache!“ Ein Wachmann trat ins Zimmer: „Euer Hoheit!“ „Geht und lasst Eginhart ausrichten, dass ich ihn in einer Stunde im Thronsaal erwarte!“ befahl er. „Wie ihr wünscht!“ Nachdem die Wache das Zimmer verlassen hatte, stand der Herrscher auf und holte ein altes Buch her raus, in dem viele verschiedene Legenden standen. Er blätterte durch bis er die Seite erreichte, in der Zeilen standen, die ihm sein Vater mal zeigte, eine Seite mit einer Regel, von der er sich erhoffte, dass man sich an sie halten würde, aber diese Hoffnung sich nie verstärkte: „Beherrsche die Magie nie für dich. Andere sollen durch sie leben. Diene jedem, der Hilfe bedarf. Schütze mit ihr den Frieden. Stehe nur für das ein, das anderen nutze. Und nur so, wirst du erkennen, wie man glücklich wird. Vor allem aber: Nutze sie nie für den Krieg!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)