Till Death Do Us Part von aerial (Bis dass der Tod uns scheidet) ================================================================================ Kapitel 1: Die Hochzeit meines besten Freundes ---------------------------------------------- An einem Sonntagvormittag, 10.45 h „Geh jetzt endlich auf! Du verflixtes Ding!“ Halb über eines der Marmorwaschbecken gebeugt, nestelte ein blonder junger Mann mit ungeduldigen Fingern an der viel zu eng um seinen Hals sitzenden, weißen Fliege herum. Dabei leckte er sich fahrig über die Lippen. Nach einer Weile erst, gelang es ihm, das irritierende Ding wenigstens soweit zu lockern, dass er wieder Luft bekam. Er brachte es nicht übers Herz den Querbinder ganz abzulegen. Alleine schon aus dem Grund, weil es sich die Braut anlässlich ihres großen Tages nicht hatte nehmen lassen ihn höchstpersönlich einzukleiden. Als Trauzeuge des glücklichen Paares wurde er außerdem in einen schwarzen Frack gesteckt, in dem er sich nun wie ein mutierter Pinguin vorkam. Wenn es auf dieser Hochzeit jemanden (kleidungstechnisch gesehen) noch schlimmer erwischt hatte, dann zweifellos den Bräutigam selbst. Als dieser ihm heute Früh über den Weg gelaufen war, hatte sich Naruto nicht unbedingt Mühe gegeben ein schadenfrohes Grinsen zu unterdrücken. Sasuke Uchiha, komplett in weiß gekleidet (er hatte schon immer gewusst, dass Sasuke eines Tages jungfräulich in die Ehe gehen würde) und zur Krönung mit einem winzigen Bouquet in der Brusttasche geschmückt, schien die Situation (jedenfalls einem äußerst finsteren Blick nach zu urteilen) weniger amüsant gefunden zu haben. Abrupt verschwand das kleine Lächeln, welches sich bei dem Gedanken auf seinen Lippen geformt hatte, wieder. Es hätte wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen bei ihm verursachen sollen, aber die Tatsache, dass sein bester Freund – Rivale! – heute unter die Haube kam, stimmte ihn nicht gerade fröhlich. Sasuke würde in einer knappen halben Stunde ihre ehemalige Schulkameradin und gemeinsame Freundin (und Narutos nicht ganz so heimliche Jugendliebe) Sakura, zum jetzigen Zeitpunkt noch Haruno, ehelichen. Die ungestümen, frühpubertären Liebeserklärungen eines 12-jährigen auf dem Schulhof hatte ihm die junge Frau zwischenzeitlich vergeben. Seine naive Verknalltheit war mit der Zeit vorüber gegangen und tiefe freundschaftliche Gefühle gegenüber Sakura geblieben. Sie war mittlerweile nicht mehr einfach seine beste Freundin, sondern gleichzeitig wie eine Schwester für ihn. Deshalb würde er ihr gerne von ganzem Herzen alles Gute für diese Heirat wünschen. Sie hatte es verdient glücklich zu sein. Aber so sehr sich Naruto dafür auch schämte, er brachte es im Moment nicht einmal über sich, die Herrentoilette des Fünfsternehotels, in dem die Zeremonie in weniger als einer halben Stunde stattfinden sollte, zu verlassen und sich zurück zu der schon ungeduldig auf das große Ereignis wartenden Hochzeitsgesellschaft zu begeben. Mehr als nur ein wenig ratlos, sah er sein Spiegelbild an, das offensichtlich auch keine Lösung parat hatte, für die innere Zwickmühle, in der er sich gerade befand und fuhr sich währenddessen durch die wilden goldblonden Locken. Obwohl sich heute Morgen eine der Brautjungfern daran versucht hatte ihn einmal ordentlich zu kämmen, hingen die einzelnen Strähnen noch immer, genauso ungebändigt wie seine Natur, in alle Richtungen. Man musste ihm jedoch zugestehen, der Out-of-Bed Look stand Naruto irgendwie. Außerdem würde er nicht auf die Idee kommen einen halben Tiegel Haargel auf einmal zu verbrauchen, wie das ein gewisser Herr Uchiha ja regelmäßig zu tun pflegte. Mit einem Seufzer vergrub der Blonde das Gesicht in beiden Händen und rieb flüchtig seine Augen, die unangenehm zu jucken begonnen hatten. Darunter hatte die vergangene, schlaflose Nacht ihre Spuren in Form von dunklen Schatten hinterlassen. Wieso um alles in der Welt und nach all diesen Jahren, musste er sich auch unbedingt in den Bastard verlieben? Schlimm genug, dass Sasuke Uchiha ein gefühlskaltes Arschloch war, dessen Hobby darin bestand jede Minute seines Lebens die eigene Überlegenheit gegenüber dem Rest der Welt demonstrieren zu müssen und besonders gerne wenn es sich dabei um Naruto handelte. Darüber hinaus war er auch noch ein so gut wie verheirateter Mann, Sakuras Mann. Naruto zuckte leicht zusammen, als sich die Türe der Herrentoilette plötzlich öffnete. Hastig drehte er den Wasserhahn vor sich auf und spritzte ein wenig von dem kühlen Nass in sein Gesicht. „Shikamaru!“, grüßte er ein wenig zu enthusiastisch. „Nervig, dieses Pinguinkostüm tragen zu müssen, nicht? Also ehrlich, ich bekomm kaum Luft...“, lachte er. Dabei war er froh, dass seine Stimme wenigstens einigermaßen klar und fest klang, denn es fiel ihm jedes Mal aufs neue schwer seine Emotionen zu verstecken. Trotzdem setzte er dieses viel zu breite Lächeln auf, das seine kornblumenblauen Augen nicht erreichte. „Spar dir das gespielte Lächeln, Naruto.“ Man konnte vielleicht keinen Muskelkater von künstlich hochgezogenen Mundwinkeln bekommen... weh tat es trotzdem. „Shikamaru, du...“ „Nah. Um eins von vorne herein klar zu stellen. Das hier war Hyuugas Idee..... Er macht sich Sorgen, weil du schon vor zwanzig Minuten in der Herrentoilette verschwunden bist, um “heimlich“ die Schweißflecken unter deinen Achseln trocken zu föhnen. Außerdem wäre es noch viel anstrengender gewesen weiter mit ihm darüber zu streiten, wer heute Abend seine Schulter hinhalten musst, damit du dich besoffen daran anlehnen und Rotz und Wasser heulen kannst.“ Es war ihm zwar ein Rätsel, wie Neji und Shikamaru trotz seiner brillanten Ausrede die wirklichen Umstände seines Verschwindens so schnell aufgedeckt und vor allem, wie sie von seiner minütlich düsterer aussehenden Lage erfahren hatten, andererseits schafften es diese verdammten Genies doch immer wieder seine stets fröhliche Fassade zu durchschauen. Naruto schniefte. Shikamaru, der sich eben noch in gewohnt lässiger Art in den Türrahmen gelehnt hatte, kam einige Schritte auf den Blonden zu und legte eine Hand auf Narutos Schulter, eine beruhigenden Geste, ohne zu weit in dessen persönlichen Bereich einzudringen. Erwartungsgemäß war Shikamaru nicht der Typ für männliche Umarmungen. „Hör zu, Naruto. Wie du weißt ist Uchiha nicht gerade einer meiner besten Freunde... Eigentlich könnte es mir ziemlich egal sein, dass er gerade dabei ist aus Eitelkeit die Chance seines Lebens zu verspielen. Wenigstens einer von euch muss jetzt zu seinen Gefühlen stehen, bevor es zu spät ist. Und Naruto, es ist keine Schande zur Abwechslung einmal nach deinem eigenen Glück zu streben.“ Als hätte ihn die ungewöhnlich eindringliche Rede erschöpft, ließ Shikamaru seinen Arm sinken. Aber erst als Naruto seinerseits den Kopf hob, wenigstens ein Schatten der charakteristischen Entschlossenheit in die blauen Augen zurückgekehrt war, nahm er wieder seine übliche laxe Körperhaltung an. Mit einem lapidaren Handzeichen, die andere Hand dabei noch immer in der Hosentasche vergraben, verließ er den Raum und damit einen Naruto zurück, der noch immer etwas verloren mitten in dem eleganten Waschraum stand, aber innerlich, ganz der Optimist, der er nun eigentlich war, schon wieder ein wenig Mut gefasst hatte. Plötzlich wurde die Türe erneut aufgestoßen. Herein trat dieses Mal der vermutlich irritierendste Mensch, dem er jemals begegnet war, auch wenn ihn Naruto in den letzten Jahren unweigerlich ins Herz geschlossen hatte. Er war eben schon immer irgendwie masochistisch in der Auswahl seiner Freunde gewesen. Sich mit jemandem anzufreunden, das war für ihn ein unbewusster, fließender Prozess, passierte einfach so und in den meisten Fällen sogar recht unerwartet. „Hier bist du, Naruto.“ „Oh. Hey, Sai...“ „Vorhin, da hast du irgendwie... nervös gewirkt.“, begann der Dunkelhaarige. Obwohl sich Sasuke und Sai ziemlich ähnlich sahen, konnten sie stets an ihrem gegensätzlichen Gesichtsausdruck unterschieden werden. Sasuke zwang sich für Gewöhnlich zu einem stoischen Ausdruck, Sai dagegen hatte, wie auch gegenwärtig, sein künstliches Lächeln im Gesicht. Es war eine andere Art von Lächeln als das seinige und doch gab es gewisse Gemeinsamkeiten... Es diente hin und wieder dazu... etwas zu verbergen. Naruto war nicht wirklich in der Stimmung seine angespannte Gemütshaltung zu erklären und sah ratlos auf seine Schuhe. „Hat sicher lange gedauert herauszufinden warum sich deine Hose immer so leer anfühlt. Aber ich kann verstehen, wenn auch nicht nachvollziehen, dass es einige Zeit braucht bis man solch einen kleinen Penis wiedergefunden hat...“ „Halt den Mund, Sai“, grummelte Naruto anstatt mit einer findigen Retourkutsche zu antworten. Sais übliche Sticheleien hatten besonders im Moment einen alles andere als motivierenden Effekt auf ihn. Entschlossen die dummen Sprüche des Dunkelhaarigen vorerst zu ignorieren, wandte er sich wieder dem Spiegel zu und versuchte seine Fliege einigermaßen ordentlich und auf eine Weise, die ihn nicht an den Rand des Erstickungstodes bringen würde, zu binden, was sich als nicht leicht zu lösende Aufgabe herausstellte. „Außerdem ist er nicht klein!“ „Ist das so, Naruto...“, drang die dunkle Stimme von hinten an sein Ohr. Und als er eine warme Wand gegen seinen Rücken fühlte, versteifte sich Narutos Körper. Seine Finger unterbrachen die Fummelei. Feingliedrige Hände umfassten die Hüfte seines Spiegelbildes. Blasse Fingerspitzen begannen beruhigende Kreise auf dem noch bekleideten Unterbauch zu zeichnen, der ruhige Atem gegen seinen Hals kitzelte, sodass ihm ein wohliger Schauer die Wirbelsäule hinab lief. Narutos Lieder drifteten auf Halbmast. Er wollte seinen Kopf ein wenig zur Seite drehen um die Lippen zu küssen, die sich daran gemacht hatten sanft und doch irgendwie frivol sein Ohrläppchen zu necken. Dann erinnerte er sich, dass dieser Geruch nicht der eines kalten klaren Wintermorgens und die Berührungen sicher eine Spur zu zärtlich waren, sein bester Freund und gleichzeitig Feind, mit dem er schon durch dick und dünn und noch viel Schlimmeres gegangen war und für den er bis ans Ende dieser Welt und noch viel weiter gehen würde, den er nun einmal über alle Maßen liebte und manchmal zugleich, mal weniger, mal mehr, hasste, nun einmal nicht zu ersetzen war. Entschlossen aber nicht auf aggressive Weise, brachte er Distanz zwischen sich und den Dunkelhaarigen: „Tschuldigung, Sai.“ Er hielt nur noch eine Sekunde inne, bevor er endlich losstürmte, sich seiner Sache nun um ein Vielfaches sicherer. Weil die Empfangshalle bereits menschenleer war, beeilte sich Naruto die Treppen in den zweiten Stock hinauf zu rennen, immer mehrere Stufen auf einmal nehmend, vorbei an dem festlich dekorierten Ballsaal. Sasuke. Energisch rammte er mit der rechten Schulter gegen die schwere Flügeltüre am Ende des Ganges und stolperte schließlich atemlos in den langgezogenen Saal, sodass die fuchsiafarbenen Rosenblätter zu seinen Füßen durch die Luft wirbelten. Es herrschte relative Ruhe und Andacht im Raum, einige Köpfe drehten sich zwar in Verwunderung zu ihm um, das Brautpaar und der Standesbeamte jedoch blieben in die Zeremonie versunken. Die Beiden sahen so vollkommen perfekt nebeneinander aus, ein Traumpaar, in der Tat wie füreinander geschaffen und Naruto brachte die Worte, welche ihm bereits auf der Zunge lagen, darauf brannten heraus geschrien zu werden, nicht über die Lippen. „Wenn es berechtigte Einwände gegen diese Verbindung gibt, so mögen diese jetzt vorgebracht werden.“ Blaue, blaue Augen weiteten sich. Als Sasuke schließlich den Ring hervorholte, um ihn seiner zukünftigen Frau an den Finger zu stecken, begann sich ein Urschrei in Narutos Kehle zu formen. Im nächsten Moment wurde er unsanft zur Seite geschubst und wäre beinahe auf dem Schoss von Kiba Inuzukas furchteinflößender Grossmutter gelandet, die sich direkt neben ihm auf dem äußersten Platz ihrer Sitzreihe befand. Ungläubig starrte er niemand anderem als buschiger Augenbraue hinterher. „Sakura-san! Ich kann nicht zulassen, dass du den Frühling deines Lebens in einer lieblosen Ehe verschwendest! Lass mich dich entführen und ich werde dich lieben und ehren und beschützen, bis an mein Lebensende!" Lee untermalte seine energisch gesprochenen Worte mit einer typischen, lächerlich theatralischen Pose. Sakura jedoch, sah den Bräutigam nur entschuldigend an und zuckte nur mit den Schultern, um sich sodann auf Lees Armen hinfort in den gleisenden Sonnenuntergang tragen zu lassen. Sasuke Uchiha hatte es tatsächlich geschafft die gesamte Szene mit einem einigermaßen nichtssagenden Gesichtsausdruck zu beobachten und tatenlos daneben zu stehen. Da fuhr Naruto auf einmal ein stechender Schmerz durch die Glieder, der ihn auf die Knie zwang. Oba-chan Inuzuka hatte ihm den Gehstock gehörig von hinten in die Kniekehle gerammt. Obwohl der junge Mann bereits mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden gesunken war, drangsalierte sie ihn noch ein wenig, indem sie das untere Ende der Gehhilfe in dessen Oberarm stach, um ihm schließlich mit erstaunlich gebrechlicher Stimme den Rest zu geben: „Feigling.“ AN: Naja, das erste Kapitel lässt sich wohl als eine Art verlängerten Prolog betrachten und das zweite Kapitel dürfte um einiges interessanter und auch länger werden, da es sich ausschliesslich auf die beiden Protagonisten konzentriert. An seiner statt befindet sich vorläufig schon einmal ein kleiner Vorgeschmack... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)