Forever [Part I] von Jei (Schuldig X Farfarello [mit wildest_angel]) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Autoren: Jei & wildest_angel Fandom: WK Pairing. Schuldig X Farfarello Warning: Lemon A/N: w.-a.: Wir sind wieder da!!! Auch wenn es lange nicht so ausgesehen hat, als wäre das noch einmal möglich... Was für unsere Leser bedeutet: Es wird in absehbarer Zeit doch ein Chibifluch III geben *smile* Aber erst einmal ist als Neujahrsüberraschung diese Geschichte hier gedacht. Jei: Euch allen ein gutes Neues Jahr – und jetzt seid ihr vor unseren kranken Ideen nicht länger mehr sicher! *muahahaha* 1. Brads Abwesenheit in den letzten drei Tagen hatte erfolgreich dafür gesorgt, dass die Kellertür unverschlossen blieb. Wieso um alles in der Welt der Telepath die Macht nicht ausnutzte, die ihm mit dem Kellerschlüssel übergeben worden war, wusste Farfarello nicht. Und dass Nagi ihn nicht wegsperren wollte, war ihm schon immer klar gewesen. Der Kleine glaubte einfach zu oft an das Gute in einem Menschen. Sogar in einem wie ihm. Der Ire strich sich den schwarzen Pulli glatt und trat in den Flur. In der Küche randalierte der Jüngste schon wieder bei den Vorbereitungen des Frühstücks. Auch er hatte eine gewisse Verantwort übernommen. Und wenn Crawford gewusst hätte, was er mit den Worten 'Sorg dafür, dass die beiden auch was essen', angerichtet hatte, dann hätte er sicher den Mund gehalten. Aber Farfarello für seinen Teil hatte weder etwas gegen den viel zu starken Kaffee, noch gegen angebrannte Spiegeleier mit noch viel angebrannterem Speck... Ein sonderbarer Geruch schlug ihm entgegen, als er die Küche betrat. Doch er sagte nichts, als er die misslungenen Pfannenkuchen sah, die Nagi herzurichten versuchte. Die Weihnachtsferien taten dem Jungen echt nicht gut... Kurz schnuppernd und dann das Gesicht verziehend drehte sich Schuldig in seinem Bett auf die andere Seite und zog sich die Decke über den Kopf. Bei aller Liebe - gegen Nagis Kaffee war wirklich nichts einzuwenden, aber der Deutsche hatte das Gefühl, eine weitere von Nagis gut gemeinten Mahlzeiten nicht zu überleben. Noch dazu, da er es sowieso nicht gewöhnt war, in aller Herrgottsfrühe zu essen. Es hatte daher schon einige Diskussionen mit dem kleinen Japaner gegeben, die der Telepath allesamt verloren hatte, weil Nagi boshafterweise immer seinen Chibicharme einsetzte, dem Schuldig einfach nicht widerstehen konnte. Aber vielleicht half es ja, wenn er diesmal einfach nicht aufstand und so tat, als würde er schlafen. Mit einer Tasse Kaffee ließ sich Farf auf seinem Stammstuhl nieder und beobachtete mit wachsendem Desinteresse den Telekineten, der den Pfannkuchenteig durch die Luft wirbelte, ohne sich dabei die Finger schmutzig zu machen. „Pass doch auf!“, fluchte er, als Nagi ihm die angebrannte Teigscheibe fast gegen den Kopf gewirbelt hätte. Nagi lachte verlegen und ließ den letzten Pfannenkuchen auf dem Teller mitten auf dem Tisch nieder. Mit skeptischer Miene begutachtete er das Frühstück und stellte noch ein paar Kleinigkeiten auf den Tisch. „Gehst du Schu wecken, bitte? Sonst bleibt nichts mehr für ihn übrig“, bat Nagi schließlich und schenkte noch zwei Tassen Kaffee ein. „Das bezweifle ich“, antwortete Farf. Mit einem letzten Blick auf den Tisch verließ er widerwillig die Küche und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer des Deutschen. Er klopfte an, schob die Tür auf und ließ den Blick durch den dunklen Raum gleiten. Das letzte Mal, als er hier hereingekommen war, um Schuldig zu wecken, hatte der ihn mit einer Morddrohung verscheucht und seinen Wecker nach ihm geworfen. „Hey! Aufstehen! Das Frühstück ist fertig.“ Farf wartete einen Moment und verdrehte dann das Auge etwas. „Ich weiß, dass du nicht schläfst, du Ignorant. Schwing den Hintern aus dem Bett und komm in die Küche!“ Das war jetzt aber auch gemein! Schuldig brummte gereizt, doch dann kam wirklich ein wenig Bewegung in ihn. Es half ja sowieso nichts - Nagi würde ihn sonst in Krokodilstränen ersäufen. Also schwang der Deutsche die Beine aus dem Bett und gähnte herzhaft, wobei er vergeblich versuchte, die vom Schlaf verwuschelte Mähne mit der Hand ein wenig zu zähmen. Aussichtslos... Sich streckend stand der Telepath endlich auf und tappte erst einmal zum Schrank, um sich wenigstens eine Jogginghose über die Shorts zu ziehen. Barfuss und mit nacktem Oberkörper kam er auf den Iren zu und funkelte ihn belustigt an. "Na los! Was stehst du hier noch rum?", grinste er breit. "Los, auf in die Küche, das Frühstück wartet!" Der Ire grummelte nur und wandte sich ab. Sicher: Auch er würde dem Frühstück nicht entkommen. Aber Nagi würde sich hüten, ihm mehr andrehen zu wollen als er freiwillig aß. Immerhin. Nagi hatte zwar keine Angst mehr vor ihm, aber an Respekt mangelte es dem Kleinen nun wirklich nicht. Farf ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder, während Nagi sich schon daran machte, jedem einen der verkohlten Möchte-gern-Pfannenkuchen auf den Teller zu legen. „Wie wäre es, wenn wir morgen einfach mal wieder Toast essen?“ Schuldig blinzelte das schwarze Ding auf seinem Teller an und sah dann ein wenig Hilfe suchend zu dem Iren. Doch auch er hütete sich, etwas gegen das Frühstück zu sagen, und hoffte, dass sein Magen diese neuerliche Tortur überstehen würde. Seufzend griff er nach der Himbeermarmelade und fing an, sich jede Menge des roten Zeugs auf den Pfannkuchen zu schaufeln. "Ja, Toast wäre mal wieder klasse!", stimmte er zu, obwohl er nur mit einem halben Ohr zugehört hatte, und kassierte dafür wieder einen undefinierbaren Blick aus dem goldenen Auge. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah er nun auf und Farfarello offen an, als wollte er fragen, was mit dem Anderen los sei. Doch solche Fragen wurden ja weder ausgesprochen noch unausgesprochen von dem Älteren beantwortet, also senkte der Telepath den Blick wieder und konzentrierte sich darauf, das Essen zu überleben. „Für mich nichts mehr“, sagte Farf und zog seinen Teller weg, als Nagi ihm nachfüllen wollte. Er achtete nicht auf die enttäuschte Miene des Zwergs, sondern amüsierte sich innerlich viel mehr darüber, dass Schuldig den Pfannenkuchen nun bekam. Er lehnte sich zurück und leerte seinen Kaffee, beobachtete die beiden dabei wieder einmal mit monotonem Blick, an dem nichts von seiner Nachdenklichkeit zu erkennen war. Wieso sollte er sich diese Schande auch anmerken lassen, wenn er schon in der Lage war, den Telepathen aus seinem Kopf fern zu halten? Schuldig verdrehte aufgebend die Augen, als Nagi ihm, sofort nachdem er den ersten Pfannkuchen hinunter gewürgt hatte, den nächsten auf den Teller packte. "Nagi, willst du mich mästen?", wollte der Telepath wissen und spülte mit einem großen Schluck Kaffee den verbrannten Geschmack weg. Warum war Kaffee das einzige, das der Kleine perfekt hinbekam? Widerwillig futterte er auch den zweiten Pfannkuchen und schaffte es, sich gegen einen dritten zu wehren. Erleichtert schenkte er sich Kaffee nach und hielt dann die Kanne fragend dem Iren entgegen. Ohne ein Wort zu sagen, streckte Farf ihm die Tasse entgegen und ließ sich nachschenken. Er hatte einen Arm über die Lehne des freien Stuhles an seiner Seite gelegt und führte mit der anderen Hand nun wieder die Tasse an den Mund. „Ach ja! Brad hat vorhin schon angerufen“, verkündete Nagi und räumte den Tisch wieder ab. „Er ist heute Nachmittag wieder da und bringt wohl auch gleich die nächste Mission mit. Mehr hat er noch nicht gesagt.“ Wie zu erwarten war, kam von Farf keine Reaktion darauf. Er saß nur da, musterte Schuldig mit seinem goldenen Auge und hielt seinen Blick dabei so undefinierbar wie eh und je. Nagis Augen huschten zwischen den beiden hin und her. „Habt ihr mir zugehört?!“ Wieder einmal fesselte Farfs Blick Schuldigs so sehr, dass der Deutsche nichts anderes mehr wahr nahm. Erst als Nagi ihn anstupste, blinzelte er und landete wieder in der Realität. "Hm? Was? Ja, okay...", antwortete er automatisch, ohne zu wissen, worum es eigentlich ging. Ein wenig verstört, weil ihm so etwas normalerweise nicht passierte, stellte er die Kanne zurück und stolperte aus der Küche. Nagi sah verwirrt hinter dem Deutschen her und wandte den Blick dann zu Farf. Doch der nahm nur noch einen Schluck aus seiner Tasse und richtete sich dann ebenfalls auf. „Danke für das Frühstück.“ Man hätte meinen können, Farf hätte ihm sein herzliches Beileid ausgedrückt, bei seiner Stimmenlage, doch keiner kannte es anders von dem Iren. Auf dem Flur blickte Farf noch einmal in die Richtung, in der Schuldig verschwunden war. Er schüttelte den Kopf und verschwand dann aus dem Haus und auf der Veranda. Die ganzen Weihnachtstage über hatte es nicht geschneit. Und jetzt hörte es gar nicht mehr auf. Die kalte frische Luft tat Farf gut, als er sich auf der Bank neben der Haustür niederließ. Er blickte in den grauen Himmel, der noch viele Millionen Flocken versprach, und atmete tief durch. Mission. Genau das konnten sie jetzt auch gebrauchen. Nicht mal Nagi hatte derzeit einen freien Kopf, ganz zu Schweigen von dem Telepathen – und ihm selbst. Wann hatte Farf bitte mal keinen freien Kopf? Doch die letzten Wochen waren die Hölle gewesen und die Mission vor acht Tagen war für ihn beinahe nach hinten losgegangen, weil er sich einfach nicht hatte konzentrieren können. Sollte das jetzt ewig so weiter gehen? In der Zwischenzeit lümmelte Schuldig im Wohnzimmer auf der Couch völlig sinnfrei herum und fragte sich wieder einmal, was nur los war, dass er in der letzten Zeit so merkwürdig auf den Iren reagierte. Seufzend ließ er sich nach hinten fallen und legte die Beine auf die Lehne. Seinen Arm über das Gesicht gelegt, sodass er die Augen bedeckte, grübelte er über sein Verhalten nach, das sogar für ihn total unüblich war. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, wann das Ganze angefangen oder was es zu bedeuten hatte. Aber wahrscheinlich war es einfach nur Stress, gepaart mit der Vorweihnachtszeit, in der er immer ein klein wenig gefühlsduselig wurde. Ja, das musste es sein. Den Anderen ging es schließlich nicht anders. Sie alle reagierten in der letzten Zeit ein wenig überreizt. Nach einer Weile schritt Farf wieder durch den Garten, entfernte sich vom Haus und somit auch immer weiter von Schuldig. Doch diese Gefühle blieben. Dieses mulmige, dumpfe Pochen in seiner Magengegend. Dieses Ziehen in seiner Brust. Diese Gänsehaut, die absolut nichts mit der Kälte zu tun hatte. Es verblasste nicht ein bisschen, sondern hielt sich so stark wie die ganze Zeit, seit er Schuldig geweckt hatte. Unsinn… wie die ganze Zeit in den letzten Wochen. Irgendwann würde ihn das noch wahnsinnig machen. Himmel was hatte Nagi ihm ins Essen getan? Oder was hatte Brad ihm wieder untergeschmuggelt? Er blieb stehen und wandte das Gesicht zum Haus, drehte dann den ganzen Körper in diese Richtung und stand mitten im Schnee. Von hier aus hatte er einen wunderbaren Blick durch das Wohnzimmerfenster, hinein in den großen warmen Raum, bis zum Sofa, wo sich die altbekannte feurige Haarmähne ausbreitete. Er sah, wie sich die Finger des Deutschen leicht bewegten, meinte sogar aus dieser Entfernung erkennen zu können, wie Schuldig tief durchatmete. Was war bloß los…? Je länger der Telepath überlegte, desto wütender wurde er. Nicht nur, weil ihn die ganze Situation an sich nervte, sondern auch, weil ihn schon selbst das Grübeln darüber aufregte. Er war noch nie ein Typ gewesen, der viel über das, was in ihm vorging, nachgedacht hatte - und er sah keinen Grund, jetzt damit anzufangen. Allerdings drehten sich seine Gedanken unablässig um dieses eine Thema - und in dem Zusammenhang um den weißhaarigen Iren. Er atmete tief durch, um sich ein klein wenig zu beruhigen, doch wie erwartet brachte auch das nicht wirklich den gewünschten Erfolg. Ächzend richtete sich der Orangehaarige wieder auf und sah nachdenklich aus dem großen Fenster. Doch schon im nächsten Moment blinzelte er ungläubig. Hatte er jetzt schon Halluzinationen oder stand da draußen in dem leichten Schneetreiben tatsächlich der Grund für seine momentane Verwirrtheit? Und noch dazu nur in dem dünnen Oberteil, das er zum Frühstück getragen hatte! Schuldig sprang auf und riss die Terrassentür auf. "Hast du sie nicht mehr alle!", fauchte er in den Garten hinaus. "Schau bloß, dass du deinen Arsch hier reinschwingst und dir was anziehst! Crawford bringt dich um, wenn du vor einem Auftrag krank wirst, du Vollidiot!" Das goldene Auge verengte sich leicht und Farfs Hände ballten sich zu Fäusten. In diesem Moment wusste er, dass es seine eigene Wut war, die in ihm aufkochte. Auch wenn seine Socken sich schon durchnässt hatten und sein ganzer Körper eiskalt war, rührte er sich nicht von der Stelle. „Ich bin nicht ganz so wehleidig wie du. Und krank war ich auch noch nie!“, knurrte er durch zusammengebissene Zähne. Wie er es doch hasste. Wie er diesen Kerl doch hasste! Dafür, dass er immer als Ventil für diese Telepathensau herhalten musste, wenn der nicht wusste, wohin mit seinen überschüssigen Emotionen. Dass er ihn immer mit diesen verachtenden, falschen Blicken anstarren musste, und meinte, ihm sagen zu können, was er zu tun hatte. „Du bist es, der nach jedem Schneespaziergang eine Erkältung hat. Nicht ich!“ Die Wut, die ohnehin in Schuldig brodelte, stieg noch weiter an. "Leg's nicht darauf an, dass ich rauskomme und dich ins Haus prügele!", giftete er zurück. "Und von wegen nie krank! Denkst du vielleicht, es macht mir Spaß, dann wieder deinen Krankenpfleger zu spielen, nur weil du zu blöd bist, dir was Vernünftiges über zu ziehen? Und jetzt rein mit dir, bevor ich rauskomme!" Die grünen Augen funkelten zornig auf und schlugen wahre Funken. Ehrlich mal, warum musste eigentlich immer er den Babysitter für diesen störrischen Esel spielen? Denn wenn Farfarello auch nur ein einziges Mal niesen würde, wenn Brad wieder hier war, würde er, Schuldig, sich wieder einmal eine Standpauke von dem Amerikaner einfangen, die sich gewaschen hatte. „Ich werde nicht krank, wenn ich es nicht will“, sagte Farfarello und hatte dabei schon wieder seine typische monotone Stimme, von der er wusste, dass sie Schuldig nur noch mehr reizte. Einen Moment blieb er noch stehen, als überlegte er, dann kam er endlich auf Schuldig zu. Als er sich an ihm vorbei ins Haus schob, sah er in die funkelnden grünen Augen und ein kurzes Lächeln zuckte um seine Lippen. „Und Ja. Es macht dir Spaß, meinen Krankenpfleger zu spielen. Und genau das ist es, was dich so ankotzt.“ Er wusste, er würde darauf nicht so schnell eine Antwort bekommen, und so ließ er sich Zeit, ins Haus zu kommen. Auf dem Teppich hinterließ er feuchte Fußabdrücke, doch stören tat es ihn nicht. Stattdessen verließ er gemächlich das Wohnzimmer und ließ sich wieder mit einem Kaffee in der Küche nieder – dem letzten aus der Kanne. Das war doch wirklich nicht zu fassen! Schuldig stand da, starrte den Älteren entgeistert an und klappte den Mund auf, um ihm eine entsprechende Antwort zu geben. Doch er merkte, dass ihm die Worte fehlten und schloss den Mund wieder. Dass er dabei aussah, wie ein Fisch auf dem Trockenen, kam ihm nicht in den Sinn. Erst als Farfarello schon das Wohnzimmer durchquert hatte, kam wieder Leben in den Deutschen, und er jagte wie angeschossen in die Küche. "Das bildest du dir auch bloß ein!", zischte er erbost. "Wer würde sich das denn schon freiwillig antun?" Ganz selbstverständlich griff er nach der Kaffeekanne, erstarrte und glotzte das Glasding an, als hätte er es noch nie zuvor gesehen. "UND DAS WAR DER LETZTE KAFFEE! VON RÜCKSICHTNAHME HAST DU WOHL AUCH NOCH NIE GEHÖRT?", brüllte er los, wobei man den Eindruck haben konnte, seine lange Mähne würde sich vor Empörung aufstellen. Der Ire saß nur da, nippte an seinem Kaffe und sah empor zu dem erzürnten Telepathen. „Ich hätte ja neuen aufgesetzt, aber _irgendjemand_ hat bei Crawford durchgesetzt, dass ich die Finger von den Elektrogeräten lassen soll.“ Er trank einen weiteren großen Schluck und lehnte sich zurück. Genauer gesagt durfte er nicht mal unbeaufsichtigt irgendwo herum sitzen. Immerhin war er der komplett Irre in diesem Hause und Crawford hing an seinen Möbeln aus Mailand. Schuldig ballte die Hände zu Fäusten und biss die Zähne zusammen, um sich eisern davon abzuhalten, dem Iren einfach einen Kinnhaken zu geben. Mit einem zwischen den Zähnen hervorgepressten "Ich hasse dich!" drehte er sich um und machte sich daran, neuen Kaffee zu kochen. Wie immer in letzter Zeit schaffte er es nicht wirklich, sich auf das zu konzentrieren, was er gerade tat, weswegen die Küche nach nur wenigen Minuten aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Kaffeepulver war auf der Anrichte und dem Boden verstreut und Wasserpfützen krönten den Anblick noch. Als sich Schuldig dann eine frische Tasse aus dem Schrank nahm und diese auch prompt auf den hellen Marmorboden fallen ließ, dass sie in tausend Scherben zersprang, fauchte er von Neuem los: "Wie wär's, wenn du deinen faulen Arsch mal bewegst und hier zusammenkehrst? Oder hat dir das auch irgendwer verboten, verdammt noch mal!" Mit einem leichten Schmunzeln beobachtete Farfarello nur das Theater und genoss seinen Kaffee. Dann nickte er. „In der Tat“, sagte er und stellte die leere Tasse wieder weg. „Der Kontakt mit spitzen, scharfen oder anderweitig gefährlichen Gegenständen außerhalb einer Mission ist verboten…“ Er beugte sich vor und nahm eine der größeren Scherben auf, die auch gleich gefährlich blitzte, als er sie durch seine Finger gleiten ließ. „Das solltest du aber eigentlich wissen…“, setzte er mit einem gefährlichen Unterton hinterher und blickte über die Scherbe hinweg zu Schuldig empor. Sicher – er wusste, wie sie alle hier über ihn dachten. Nahm er seine Tabletten nicht, war er ein gefährlicher Irrer. Nahm er sie, war er unausstehlich ruhig und besorgniserregend. So sehr es Farf meistens auch ankotzte, dass man so über ihn dachte, er stützte diese Meinungen seiner Teammitglieder immer wieder. „Und? Hasst du mich genug, um mich die Scherben trotzdem aufsammeln zu lassen…?“ Die einzige Antwort des Deutschen war ein entnervtes Schnauben, als er aus der Küche stapfte, um Besen und Schaufel zu suchen. Gott, wie ging ihm dieser elende Empath auf die Nerven! Allerdings kam er auch nicht wirklich auf die Idee, Farfarello wieder in seinem Keller einzuschließen, was die ganze Sache wohl ziemlich erleichtert hätte. Denn er war nach wie vor der Meinung, dass dem Iren die Isolation einfach nicht gut tat. Ebenso wenig bestand er darauf, dass der Andere seine Medikamente nahm. Er hatte einfach so eine Ahnung, dass der Weißhaarige schon selbst wusste, wann es an der Zeit war, die Tabletten zu nehmen - auch wenn das bedeutete, dass sie sich ständig in die Haare bekamen. Aber wenn Schuldig ehrlich war, war das auch gut so. Es lenkte ihn ab. Farf warf die Scherbe in den Mülleimer und beobachtete dann, wie Schuldig die Scherben zusammen kehrte. Er erhob sich und schaltete die Kaffeemaschine ein. Dass der Telepath das vergessen hatte, schien ihm gar nicht aufgefallen zu sein. Er sagte nichts mehr, ließ sich nur wieder auf dem Stuhl nieder und beobachtete das Geschehen in der Küche. Auch als Nagi kurz hereinkam und verkündete, dass er schnell einkaufen gehen würde, reagierte er nicht weiter, sondern sah zu, wie auch der Rest der Scherben im Papierkorb verschwanden. Schuldig wandte nur kurz den Kopf in Nagis Richtung und nickte ihm zu, damit der Kleine wusste, dass er ihn verstanden hatte. Nachdem die Küche wieder soweit hergerichtet war, dass man sich darin wieder gefahrlos bewegen konnte, ließ er sich auf seinen Stuhl fallen und sah der Kaffeemaschine zu, wie sie die braune Flüssigkeit in die Kanne tröpfeln ließ. Auch wenn das nicht gerade eine sehr niveauvolle Tätigkeit war, war es immer noch besser, als Farfarello anzusehen und sich wieder mit ihm auseinander zu setzen. Für einen Morgen hatte er genug Diskussionen mit dem Älteren gehabt, entschied er, und schwieg daher munter weiter vor sich hin. „Diese Nachdenklichkeit steht dir“, sagte Farf nach einer Weile und neigte den Kopf etwas auf die Seite, während er langsam seine Tasse auf dem Tisch hin und her schob. Ihm schwirrte noch viel mehr im Kopf herum, was er hätte sagen können, doch er schwieg wieder. Denn auch wenn er es nicht beabsichtigt hatte, merkte er durchaus, dass es in Schuldig wieder zu Brodeln begann. Er konnte wirklich rein gar nichts sagen, ohne den Orangehead damit auf die Palme zu bringen. "Und dir steht es, wenn du die Klappe hältst!", schnappte Schuldig sofort zurück. Um nicht noch weiter nachdenken oder streiten zu müssen, stand er auf und nahm sich die Kaffeekanne, auch wenn der Kaffee noch nicht fertig durchgelaufen war. "Willst du auch noch?", fragte er ganz automatisch, auch wenn er sich zuvor ganz fest vorgenommen hatte, keinen Tropfen von seinem Kaffee abzugeben. Doch das war wieder einmal sowas von typisch für den Deutschen: Er redete immer, ohne zuvor sein Gehirn einzuschalten... Farf schüttelte nur den Kopf und erhob sich. Er sagte nichts mehr, denn egal was er sagte oder tat: es war falsch. Er stellte seine Tasse neben die Spüle und verließ die Küche wortlos. Die Pflicht bezüglich einer Aufsichtsperson war ihm egal. Er ging ins Bad, brachte seine Klamotten in den Wäschekorb und zog sich seine Trainingshose über, die er noch aus dem Trockner ziehen musste. Immer noch schweigend ging er wieder an der Küche vorbei und nahm die zweite Kellertreppe nach unten, die ihn in den Trainingsraum führte. Dieser Raum lag nur halb unterirdisch und hatte deswegen zum hinteren Teil des Gartens weg eine Fensterfront. Wieder einmal fragte er sich, wieso er den fensterlosen Raum bekommen hatte, auch wenn er die Antwort schon kannte. Er stellte sich auf das Laufband und schaltete es ein, starrte dabei leer auf die Wand gegenüber und ließ die Gedanken treiben. Am liebsten hätte er einfach seine verdammten Pillen eingeworfen und sich irgendwo verkrümelt. Aber Brad würde mit einer Mission kommen. Also durfte er die Pillen heute eh nicht mehr nehmen. Und so blieb ihm nichts anderes übrig, als den Versuch zu starten, sich selbst unter Kontrolle zu halten. Trotz all der widerwärtigen Gedanken in seinem Hinterkopf. Widerwärtig und nervig. Zum Kotzen und einfach nur in den Wahnsinn treibend. Schuldig… In der Küche konnte der Telepath seinen Kaffee nicht wirklich genießen. Nicht, weil das Gebräu einfach höllisch stark war - je stärker, desto besser, lautete Schuldigs Devise - sondern weil er nicht genau wusste, wo sich Farfarello gerade herumtrieb und was er wieder anstellte. Zum wohl tausendsten Mal in den vergangenen Wochen verfluchte der Deutsche sein Pflichtbewusstsein, auch wenn kaum jemand glaubte, dass er ein solches besaß. Doch in Wahrheit war er es, der sich immer wieder um seine Kollegen kümmerte, um Brad solche Kleinigkeiten wie Krankenpflege bei Nagi und Farfarello oder die Sorge, ob morgens, wenn man aufwachte, das Haus noch stand, vom Hals zu halten. Grummelnd knallte er die Tasse in das Spülbecken und machte sich widerwillig auf die Suche nach dem Iren. Mit einem Knurren sprang Farf von dem Laufband und verwickelte noch in derselben Bewegung den Sandsack in einen tödlichen Nahkampf. Mit hohen Tritten und harten Schlägen malträtierte er das Mistteil, als wäre es Schuld an einfach allem, was er sich nicht erklären konnte. Als die Tür hinter ihm sich öffnete, hatte sich bereits ein leichter Schweißfilm auf seinem nackten Oberkörper gebildet. „Verschwinde“, zischte er, ohne sich von seinem leblosen Gegner abzuwenden. „Du bringst mich durcheinander.“ "Du weißt genau, dass ich nicht verschwinden werde, weil du ja eine Aufsichtsperson brauchst", entgegnete der Telepath aufreizend süß und erbarmungslos spöttisch. "Auch wenn mir das genauso wenig gefällt wie dir. Außerdem bin sicher nicht ICH an deinem Geisteszustand schuld." Er lehnte sich gegen die Wand neben der Tür, verschränkte die Arme vor der Brust und zeigte sein übliches, alles verachtendes und herablassendes Grinsen. Mit einem gezielten und erschreckend starken Tritt beförderte Farfarello den schweren Sandsack in die Höhe, sodass er mit einem dumpfen Geräusch gegen die Decke prallte und das Wohnzimmer darüber erbeben ließ. Als er wieder herunter kam, hielt Farf ihn sich mit raschen Fausthieben vom Leib. Er sagte nichts mehr und wandte sich erst um, als er den Sandsack mit einem gezielten Tritt von der Decke holte und er schwer zu Boden ging. Schweißnass und schwer atmend drehte er sich zu Schuldig und sein goldenes Auge blitzte wütend auf. Mit einem Satz stand er direkt vor dem Telepathen und presste ihm den bebenden Unterarm gegen die Kehle, wie er es noch nie getan hatte. „Entweder du bringst dein verdammtes Gefühlsleben wieder auf die Reihe oder du hältst dich von mir fern! Denn wenn du mich nicht umbringen willst, würdest du in einem echten Kampf gegen mich den kürzeren ziehen“, zischte er und presste seinen Arm noch einmal hart gegen Schuldigs Hals. Dann löste er sich wieder von ihm und schnappte sich seine Trainingsmesser. In unglaublicher Schnelligkeit wirbelte er sie durch die Luft und warf dann aus größtmöglichster Entfernung auf die vier Zielscheiben an der Wand. Treffer! Treffer! Treffer! Treffer! Es dauerte eine Sekunde, bis sich der Deutsche von dem Schreck erholt hatte, doch dann blitzten seine Augen dunkel auf und es schien, als würde ein leichter Windstoß durch seine Haare fahren, was ja an sich hier unten bei geschlossenem Fenster so gut wie unmöglich war. Seine Stimme war gefährlich leise und so dunkel, wie es eigentlich nur seine Opfer von ihm kannten, als er dem Iren antwortete: "Ich würde dir nicht raten, _das_ auf die Probe zu stellen... Und mein Gefühlsleben geht dich einen Dreck an!" Trotzdem stieß er sich von der Wand ab, verließ den Trainingsraum und warf die Tür mit einem lauten Donnern hinter sich zu. Was bildete sich dieser Idiot ein, ihm hier irgendwelche Vorschriften machen zu wollen oder Ratschläge über seine Gefühle zu geben? Das Krachen einer jeden Tür zeigte den Weg des Telepathen an, bis endlich seine eigene Zimmertür hinter ihm zu schlug. ~*~tbc~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)