Hilfe, Alle sind verrückt nach mir von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Mitbewohner ------------------- Prolog: Mitbewohner Irgendwie ist das ein eigenartiges Gefühl. Gerade jetzt stehe ich in meiner neuen Wohnung. Es hat Wochen gedauert, ehe man etwas gefunden habe und ich wollte sogar beinahe aufgeben und nun stehe ich hier. Es ist keine besonders schöne oder große Wohnung, aber sie gehört mir …UND 2 Anderen. Das stört mich aber nicht sonderlich. Ich bin ja so ungern alleine, ich brauche so gut wie immer jemanden an meiner Seite und da ist das doch gar nicht schlecht. Es gibt nur ein klitzekleines Problem, dass ich wohl bisher noch nicht berechnet habe und das ist die Tatsache, dass ich die anderen nicht kenne. Ich weiß nur, dass wir uns ähnlich sind, denn wir verstehen uns ganz gut. Jedenfalls wenn man das so beurteilen kann, nachdem man sich 2 Mal getroffen hat. Nun aber wird sich das sicher ändern, wir werden uns öfter sehen in der Wohnung, wir werden miteinander reden und vielleicht auch lachen. Ich hoffe es ja. Ich möchte eine entspannte Wohngemeinschaft haben, wo wir alle einander verstehen und auch mal Party machen gehen können. Trotzdem bin ich jetzt nervös, wo ich hier stehe. Neben mir steht Michael, mein erster Mitbewohner, er sieht irgendwie auch nervös und erstaunt aus. Scheinbar kann er es kaum glauben, dass er hier neben mir steht. Vor 2 Tagen haben wir uns getroffen und uns unterhalten, sofort haben wir gemerkt, dass wir ziemlich gut zu Recht kommen und damit war entschieden, dass wir gemeinsam eine Wohnung suchen wollen und dann habe ich das Anwesen hier entdeckt. Wobei es ist kein Anwesen, es ist eine kleine Bude mitten im sozialen Brennpunkt, dort wo Penner im Hausflur schlafen und es nach Urinal riecht. Im Normalfall jedenfalls. Bei uns ist das nicht so. Kein Dreck im Haus, keine Fremden, alles ist ruhig und angenehm und so auch die Wohnung. Sie hat hier und da kleine Makel, aber wir richten das schon irgendwie her. Ich glaube, dass wir das schaffen können. Michael wirft ein Blick auf mich und deutet dann an, dass ich weiter in die Wohnung gehen soll. Wir wollen ja schließlich noch einen dritten Mitbewohner finden. Ich nicke, gehe hinein und lasse die anderen auch rein, die hinter uns standen. 5 andere Jungs sind es. Wir haben uns entschieden rein männlich zu bleiben. Mit Mädels komme ich zwar sehr gut klar, aber es führt doch immer wieder zu Unannehmlichkeiten, also ist es so einfacher. Ich drehe mich um im Flur und gebe dem ersten die Hand, die Anderen müssen noch draußen bleiben. Ich schaue zu Michael, der mich mit grünen Augen anzwinkert. Ich soll also dem Typen die Wohnung zeigen, er steht nur neben her, auch gut, das bekomme ich ganz sicher hin. Ich schaue den anderen an. „Mein Name ist Roman und der Große dort ist Michael.“, stelle ich uns vor und lächle den Typen nett an, ich möchte schließlich, dass er einen guten Eindruck hat, er erwidert dies und will wohl ebenso gut vor uns wirken. Er stellt sich vor, aber schon als ich seine Stimme höre, bemerke ich, dass das wohl nicht der Typ ist, der zu uns passt. Aber das allein ist ja kein Kriterium, ich möchte ihm noch die Chance geben. Er streicht durch seine kurzen gegelten Haare und ich muss unwillkürlich an meinem langen blonden Pony zupfen. Scheint wohl auch optisch nicht so der Renner zu sein, er erscheint mir ein wenig, wie so ein Hopper. Na gut eine Chance gebe ich ihm. „Das hier ist die Küche.“, erkläre ich ihm, als ich die Tür dann aufgestoßen habe und zeige ihm die kleine Büchse, denn mehr ist es nicht. Da passt ja nicht mal die Küche hinein, sie ist zu klein und etwas eng. Im Großen und Ganzen aber ausreichend, es darf halt nur immer einer dort drinnen stehen. Ich strecke mich etwas und lasse den Typ schauen, er scheint etwas skeptisch und muss zur Probe direkt mal den Kühlschrank aufmachen, er verzieht das Gesicht, also komme ich nicht drum herum auch mal neugierig hinein zu gucken. Mh. Ist doch alles in Ordnung, okay es ist nicht der Schönste, aber er kühlt und mehr brauchen wir doch echt nicht. „Nicht gerade sauber hier, hm?“, fragt er, dreht sich zu mir um und ich zucke mit den Schulter, hilfesuchend blicke ich mich zu Michael, dieser nickt. „Wenn dich das stört, können wir die Führung hier abbrechen.“, meint er ernst und seine dunkle Stimme wirkt direkt abschreckend. Das dachte ich nämlich auch, als ich ihn das erste Mal getroffen habe, er ist so groß und dann noch so kräftig, dazu diese grünen Augen mit dem schwarzen Pony. Seine Haare sind vorne lang und hinten kurz, ein cooler Schnitt, wenn man mich fragt, aber irgendwie wirkt er deswegen distanziert. Aus diesem Grunde mache ich ja auch jetzt die Führung. Michael tritt an mich heran und schaut den anderen ernst an, dieser nickt, sagt nichts mehr sondern geht an den anderen an der Tür vorbei, hinaus. Ich schaue ihm einen Moment nach, ehe ich zurück zur Tür tapere und den Nächsten begrüße, der mir aber auch skurril erscheint. Nach dem Vorstellen ist seine nächste Frage nämlich direkt, ob wir schnelles Internet haben und ob genügend Steckdosen vorhanden sind, dabei schiebt er seine Hornbrille auf die Nase und blickt mich mit seinen dunkelbraunen Augen durchdringend an. „Ähm ich weiß nicht…also Michael und ich wir haben keinen Computer, dementsprechend auch kein Internet und…“, verlegen kratze ich mich am Hinterkopf, weil ich nicht so genau weiß, wie ich das den deuten soll. Ist der Typ an der Wohnung interessiert oder will er einfach nur ein Zimmer mit Internet. Sein komischer Haarschnitt fällt mir dann erst auf, vermutlich hat die Brille zu der abgelenkt, er hat ganz kurze Haare, Stoppeln und vorne den langen Pony, dazu ein kleiner Ansatz eines Schnauzers und ich bin ein wenig erschrocken, als ich das sehe. Hoffe aber dass er sich einfach nur noch nicht rasiert hat. „OMG. Ich brauche Internet, ohne geht das nicht. Schon für die LAN-Partys und WOW und RO. XD“, ich schaue ihn an perplex an. Wie bitte? Was will der WOW? RO?XD? Was’n das? Kann man das Essen oder so? Ich sehe ihn an als hätte er sich gerade in irgendeinen Außerirdischen verwandelt. Deswegen schlucke ich und trete einen Schritt zurück. „Könnte man NET beantragen? Würdet ihr das machen? Also sone Flat weißte, damit man unbegrenzt rein kann und ne 6000er müsste das schon sein. Aber das muss schnell gehen…grins“, er spricht schnell und es fällt mir ihm zu zuhören zu dem diese komischen Worte, die er dabei anhängt. Ich lächle schief. „Wir haben kein Geld dafür. Sorry, vielleicht findest du ja woanders irgendeine Wohnung, die Internettüchtig ist.“, damit drücke ihn sanft zur Tür und würde gerne durchatmen aber es sind ja noch 3 Leute da. Der Nächste ist groß und schlank, er lächelt mich ganz sanft an und wirft sein langes Haar mit einer Kopfbewegung nach hinten, dann hält er mir die Hand hin und ich sehe ihn an. Blaue Augen, das sieht wirklich toll aus. Ich lächle nun ebenso. „Hallo, ich bin Aiden. Ich brauche die Wohnung wirklich, meine Eltern ziehen nämlich demnächst zurück nach Amerika und ich will hier bleiben, außerdem habe ich langsam keinen Elan mehr, ich war schon in über 10 Wohnungen, überall war ich denen entweder zu Emo, zu Schwul oder zu sehr Ausländer.“, sein Blick senkt sich einen Moment, dann sieht er mich wieder an. Ich drehe mich leicht zu Michael, der meinen Blick fragend zurück wirft. „Was ist?“, ich schüttle den Kopf, den Kerl will ich. Der ist toll, er spricht mal etwas mehr mit uns und scheint wirklich Interesse an der Wohnung zu haben. Ich würde behaupten, dass er sehr offen ist, weil er mir das alles erzählt. „Wem sagst du das? Ich war mindestens in genauso vielen Wohnungen wie du und die Rauswurfkriterien waren ähnlich.“, dann zeige ich ihm die Wohnung, überall schaut er mit Interesse hinein, mein Zimmer findet er augenscheinlich am Besten. „Geile Farbe.“, meint er grinsend und tritt an das Fenster, schaut hinaus. Michael folgt uns nur langsam, ich schaue hin und wieder zu ihm, nachdem die Führung vorbei ist, gibt er mir seine Nummer. „Ruf mich an, bitte.“, damit gibt er mir die Hand und verlässt die Wohnung. Nur noch einer wartet, der andere ist wohl schon verschwunden, sicherlich deswegen, dass die meisten Leute raus gerannt sind. Trotzdem, der der an der Tür steht scheint Michael sympathisch oder irre ich mich. „Hey Mik.“, meint der Typ plötzlich und ich kann ein breites Grinsen auf dessen Lippen sehen. Michael tut dies ebenso, er geht auf den anderen zu und umarmt ihn. „Lange nicht gesehen, Tony. Sag bloß du suchst ne Wohnung? Man Alter hättest mich doch anrufen können.“, meint Michael vorwurfsvoll und seine Stimme klingt jetzt gar nicht mehr so dunkel oder böse. Eher hell und freundlich. Der Typ, der anscheinend Tony heißt, verdreht genervt die Augen. „Gedankenlesen oder Telepathie kann ich nicht, sonst hätte ich gewusst, dass du ne Wohnung hast und nen Dritten suchst, aber erst mal…“, er dreht sich zu mir um und ich lächle leicht verlegen, als der Typ mich so grinsend ansieht. „Ich bin Anthony. Ehemaliger Sandkastenfreund von Mik und dein zukünftiger Freund.“, er kommt nah an mich heran. Als würde er dann etwas sehen, was er vorher noch nicht gesehen hat. Ich mache automatisch ein paar Schritte nach hinten. „Lass das Tony, du weißt, dass ich das nicht mag.“, er schüttelt den Kopf und zieht dann Tony harsch von mir weg. „Ja ja… keine Schwuchteleien in Anwesenheit des Big Boss.“, er schüttelt den Kopf. „Hab ja verstanden.“ Tony scheint genervt davon, dass er mir nicht näher kommen darf. Ich bin Michael dankbar auch wenn ich nun ein noch größeres Problem habe. „H-hast du ein Problem mit Schwulen?“, meine Stimme zittert ein wenig und ich bin unsicher. Ich weiß nicht, ob ich das fragen darf oder ob damit die WG, die gerade erst am entstehen ist. „Nö, gegen Schwule an sich bin ich nicht, ich mag es nur nicht wenn Kerle vor mir kuscheln, knutschen oder flirten. Ich find das einfach abartig, wieso?“, die letzten Worte sagt er wieder in diesem dunklen Ton, der mir dieses Mal eiskalt über den Rücken läuft. „Ach nichts, ich war nur neugierig.“, er schaue leicht zu Boden. Tony grinst Michael an. „Dreh dich mal um Mik.“, Michael hebt skeptisch die Augenbraue und versteht so gar nicht worauf Tony hinaus will. „und Ohren zuhalten. Los, mach schon Mik.“, der Größere zuckt mit den Schultern, dreht sich um und hält sich die Ohren zu. „Okay, wie heißt du?“, er schaut mich an und schaue schüchtern zu ihm. „Roman.“, gebe ich kurz vorn mir und will etwas Abstand zwischen uns bringen, aber das klappt nicht so wirklich. „Roman, ein schöner Name, weißt du ich find dich echt süß, besonders deine braunen Augen. Gehst du mit mir aus? Bitte?“, nun bin ich etwas perplex, deswegen nicke ich auch sachte. „Prima.“, Tony zieht sein Handy aus der Tasche und wartet darauf, dass ich es ihm gleichtue, aber ich brauche etwas länger als man gewöhnlich braucht, dann habe ich auch mein Handy in der Hand. Wir tauschen unsere Nummern aus und Tony gibt mir noch einen Kuss auf die Wange, dann tippt er Michael an und verlangt die Führung durch unsere Wohnung. Kapitel 1: Aiden (Attraction) ------------------------------ Kapitel 1 : Aiden Der Tag ist so gut wie zu Ende, als nun auch Tony gegangen ist. Michael und ich sitzen jetzt auf der Couch, ich starre aus dem Fenster, denke darüber nach, wen ich gerne mit ihn die Wohnung nehmen würde und wen nicht. Die ersten 2 kann ich ja sowieso vergessen, der eine war ein Hopper, deswegen ist er wahrscheinlich auch so schnell abgehauen. Ich habe nichts gegen solche Typen, sie gehen auch nur ihrem Musikstil nach, aber ich weiß, dass wir uns im Grunde genommen einfach nicht verstehen. Die meisten „Hopper“, wenn man das so sagen kann, mögen „Emos“ nicht. Dabei bin ich einfach nur ich selbst, ich sage nicht, dass ich zu einer Gruppe gehöre. Ich habe vielleicht einen Style, der dem entspricht, aber ich bin doch auch nur ein Jugendlicher, wie jeder andere auch. Trotzdem werde ich nach dem beurteilt, was ich ausstrahle. Langer Pony im Gesicht, Sternchenklamotten oder Streifen gleich Emo. Ich hätte ja sehr gerne Aiden, weil er echt gut aussieht und so eine angenehme Stimme hat, mit einem leichten Akzent. Ich finde ihn irgendwie anziehend, wie kann ich auch nicht beschreiben. Allerdings muss ich mir keine Sorgen machen, wenn Michael gegen Aiden ist, ist das auch okay. Schließlich habe ich ja seine Nummer. „ Wen nehmen wir von den Zweien, die wir zur Auswahl haben. Ich bin mir unschlüssig. Tony ist mir auf seine Art zu schwul, der würde die ganze Wohnung zu schwulen und dieser Aiden… ich weiß nicht. Er ist mir irgendwie unheimlich auf seine Art, wenn du verstehst was ich meine.“, Michael ergreift also das Wort und macht die Einleitung. „Also keinen von beiden?“, mein Blick trifft wieder Michael und der zuckt mit den Achseln. „Ich weiß nicht, wen hättest du denn gern?“, ich? Oh man, dann werde ich ihm meine Entscheidung sagen und dann werde ich ja sehen, wie er reagiert. „Also ich finde Tony zu aufdringlich, zu direkt und Aiden…um ehrlich zu sein, finde ich ihn toll. Er ist sehr nett und er braucht die Wohnung wirklich. Er ist Amerikaner, also können wir von ihm noch etwas Englisch lernen, das wär doch von Vorteil…“, Michael nickt verständlich. „Du willst also Aiden einziehen lassen.“, Michael denkt darüber nach. Was er nicht weiß, ist, dass ich Aiden nicht wirklich einschätzen kann. Ich kann nicht sagen, ob er nett ist oder offen. Weder ob er die Wohnung wirklich braucht. Ich weiß nicht mal genau, ob er überhaupt Amerikaner ist. Trotzdem ist da so etwas Elektrisierendes zwischen uns, dass mich einfach unglaublich reizt. Michael ist sich wohl auch nicht schlüssig und deswegen ist es eine ganze Weile still. „Wir…wir können ja noch ein paar Leute einladen, die sich die Wohnung ansehen, hm? Wenn dir keiner der Beiden gefällt. Wir müssen uns schon einig sein.“, ich ziehe die Füße auf dem Sessel an und kuschle mich in den weichen Bezug. Michael wirft einen Blick auf mich und dieser verweilt ziemlich lange bei mir. Ich werde unter diesem ernsten Blick unsicher und schaue zu Boden, spiele dabei ein wenig mit meiner Hose. Dann erst räuspert sich Micha und ich schaue wieder hoch. „Lass uns Aiden nehmen.“, meint er plötzlich. „Echt? Aber wenn du ihn nicht…“-„Ach ich muss ihn erst einmal kennen lernen. Er ist bestimmt ganz nett und du bist auch zufrieden. Außerdem erspart uns das ziemlich viel Arbeit, oder?“, Michael unterbricht mich einfach, weswegen ich den Kopf schüttle und dann seufze. „Okay, dann machen wir das so.“, ich stehe auf um Michael als Dankbarkeit zu umarmen, aber dieser weicht aus. „Was hast du vor?“, ich schaue in die grünen Augen und lächle. „Ich wollte mich bedanken.“, gebe ich offen zu und verstehe nicht, was Michael denn jetzt hat. „Okay…“, er lässt es zu, dass ich ihn umarme und schaut mich danach ernst an. Was er wohl denkt? Ich weiß es nicht aber ich wüsste es zu gerne. Ich bin doch immer so neugierig. Michael schaltet den Fernseher an und ich gehe zurück in mein Zimmer. Ich öffne die Tür und der Geruch von Neuheit kommt mir entgegen. Ich lächle leicht. Ein angenehmer Geruch, jedenfalls noch. Ich denke früher oder später wird er durch meinen eigenen Geruch ersetzt aber das hat ja noch Zeit. Ich lasse mich auf meinem Bett fallen und schließe dann die Augen. Dann atme ich tief ein. Es wäre sinnvoll, wenn ich Aiden jetzt anrufe… aber was mache ich, wenn er das Zimmer gar nicht will? Oder irgendwer anders schon zugesagt hat. Ich werde furchtbar nervös und muss mich wieder aufsetzen. „Komm schon Roman, ruf ihn an.“, wenn mir jemand gefällt, fällt es mir furchtbar schwer irgendwo anzurufen. Ich stehe dann so unter Druck und unter Druck sage ich blöde Dinge, die ich später bereue. So furchtbar ist das, aber das hilft jetzt alles nicht. Ich kann ja nicht Michael beauftragen, nicht wo er jetzt schon eingewilligt hat. Ich muss das machen. Heute noch? Klingt das nicht zu verzweifelt? Vielleicht sollte ich warten? Wenige Minuten später stehe ich wieder in der Stube. „Michael~?“, frage ich ihn ganz lieb und schaue ein wenig ratlos aus, aber Michael schaut nur zu mir, lächelt und lässt den Fernseher erst mal einen Moment außer Acht. „Meinst du ich sollte Aiden heute noch anrufen…oder erst morgen?“, ja ich gebe zu, das ist wirklich eine schlechte Art und Weise auf eine Lösung zu kommen oder eine Entscheidung zu treffen, aber Michael ist ja indirekt involviert von daher muss er mir da helfen. „Na ja warte mal noch ein bisschen, schließlich waren sie heute erst da.“, dann klopft er auf den Platz neben sich auf der Couch. „Komm setz dich und entspann etwas.“, ich nicke und taper dann zu Michael um mich neben ihm hin zu setzen. Er macht genügend Platz und konzentriert sich dann wieder auf den Fernseher. „Was wollte eigentlich Tony von dir?“, fragt er so ganz nebenbei und ich schaue ihn seitlich an. Dann schaue ich wieder zum Fernseher, weil ich mich nicht traue Michael dabei anzusehen. „Er hat mich nach einem Date gefragt.“, gebe ich dann flüsternd zu, sodass Michael mich jetzt doch ansieht. „Was hat er? Ich habs nicht ganz so verstanden.“, nun sieht er mich doch an. Ich fühle seinen Blick richtig auf meiner Haut. „Mich nach einer Verabredung gefragt.“, wiederhole ich wieder leise, aber dadurch das Michael mir nun volle Aufmerksamkeit schenkt, versteht er mich ganz genau. „Dieser Wichser…“, nuschelt Michael und ich finde er reagiert ein wenig über, so schlimm ist das wirklich nicht. Ich werde öfter mal gefragt. Es scheint jeder zu sehen, dass ich auf Kerle stehe. Außer Michael der sieht das wohl nicht. „Ich hasse es, dass er sich an jeden Kerl ran macht, den ich kenne. Deswegen habe ich unsere Freundschaft abgebrochen, weil ich damit nicht mehr zu recht kam.“, grummelt er mit säuerlicher Stimme und ich nicke dann. „Ich hab „ja“ gesagt.“, flüstere ich noch hinterher, nun ist es Michael, der mich mit großen Augen ansieht. „Du hast was?!“, er rutscht ganz automatisch ein Stück von mir weg und legt den Kopf schief. „Wieso?!“, seine Stimme klingt mir momentan irgendwie fremd. Ich weiß auch nicht wieso, es ist diese abweisende Art, die mir nur allzu bekannt ist. Immer wenn Leute mich fragen, wieso ich auf Kerle stehe, diese Worte schneiden sich immer so furchtbar in das Fleisch und man vergisst sie nie wieder. „Ich…“, mein Blick schweift ab und ich schaue zu Boden. Ich kann es Michael nicht sagen, nicht mit dem Wissen, dass er gegen Schwule ist, wobei er ja gesagt hat, dass er mit Schwulen an sich kein Problem hat. Oh man, könnte Michael jetzt meine Gedanken lesen, würde er verstehen, warum ich keine Antwort gebe. Allerdings kann er sie nicht lesen und schaut mich nur ernst an. „Ich bin schwul.“, haue ich dann mit einem Ruck raus und schaue zaghaft nach oben, während er nur seufzt und sich über das Gesicht streicht. „Oh man. Ich bin echt ein Schwulenmagnet…“, murmelt er leise, aber ich höre ihn trotzdem. Ich bin versucht nachzufragen, was er meint, bleibe jedoch stumm und schaue zum Fernseher. Der Rest des Abends verläuft schweigend. Vermutlich wegen meinem kleinen ungewollten Outing. Ich könnte mir vorstellen, dass Michael versucht damit umzugehen und ich selbst kämpfe damit nichts Falsches zu sagen. Deswegen konzentriere ich mich auf den Fernseher, wenngleich ich gar nicht mal registriere was dort läuft und warum ich es überhaupt schaue. Nach dem Film sind wir dann Beide zu Bett gegangen. Ich habe ihm eine Gute Nacht gewünscht und er hat es erwidert. Deswegen glaube ich, dass er mir verziehen hat, wenn er mir überhaupt sauer war, dass ich schwul bin. Ich kann ja kaum etwas dafür. Schließlich fühle ich mich nur zu Kerlen hingezogen und nicht zu den Frauen. Die haben für mich einfach nichts Magisches. In der Nacht schlafe ich echt unruhig, das Bett was ich in dieser Wohnung habe ist viel zu klein und ich wälze mich immer wieder hin und her. Ich bin es nicht gewohnt hier zu schlafen. Es ist die erste Nacht. So liege ich mindestens eine Stunde wach im Bett. Ich starre vor mich hin, das Licht der Laterne ermöglicht es mir. Ich sehe genug. Ich hoffe ich gewöhne mich an diese Helligkeit und an den Lärm der Jugendlichen vor der Tür, dem Knallen der Tür über uns und das Rumsen unter uns. Ich hätte nie gedacht, dass es in so einem Haus dermaßen laut ist. Man gewöhnt aber sicher schnell daran und ich mache mir kaum einen Kopf, das wird schon alles klappen. Mit dem Gedanken schlafe ich ein. Am frühen Morgen wache ich grummelnd auf. Mein Handy vibriert, ich drehe mich zur Seite und suche mit geschlossenen Augen danach, als ich es ergreife, beginne ich leicht zu blinzeln und schaue auf den kleinen elektronischen Kasten. „Aufstehen.“, blinkt dort vor sich hin, ich drücke auf „Schlummern“ und drehe mich dann noch mal um. Ich will ein wenig Ruhe haben, mich stresst es, dass ich schon wieder aufstehen muss, aber die Uni wartet halt. Ich seufze und setze mich nach einer Weile doch auf. Hier in der neuen Wohnung kann ich nicht einfach wie zu Hause einschlafen. Ich mache meine kleine schummrige Lampe an und sitze einfach so rum. Ich habe genügend Zeit also kann ich ein wenig entspannen und das tue ich damit auch. Nach circa 10 Minuten doofem Rumsitzen, stehe ich auf und wusele ein wenig durch mein Zimmer. Zunächst einmal trinke ich etwas, dann strecke ich mich und hole etwas zum anziehen aus meinem Schrank. Kurz werfe ich einen Blick aus der Tür um zu sehen, ob Michael schon wach ist und es scheint so. Es dröhnt laute Musik aus seinem Zimmer. Irgendwie weiß ich gar nicht, was ich jetzt machen soll. Ich will leise sein, aber andererseits will ich Michael nicht auf dem Flur treffen. Ich habe das Gefühl er mag mich nicht mehr so. So als würde ich ihn stressen mit der Tatsache, dass ich schwul sei. Also mache ich großes Licht in meinem Zimmer an, öffne die Tür und lasse sie offen ehe ich in das Badezimmer gehe. Vielleicht registriert er damit ja das Zeichen, dass ich im Badezimmer bin. Das wäre mir zumindest mehr als recht. Also wasche ich mich jetzt, ich lausche die ganze Zeit, ob er nicht vielleicht kommt oder sonst Etwas aber es scheint nicht so. Es wäre ja auch furchtbar, wenn er mich nackt sieht, dann würde er bestimmt sonst was denken. Außerdem weiß ich ja nicht, wie er schläft aber sicherlich trägt er nur Shorts und wenn ich dann gaffe, wäre mir das auch peinlich also muss es eine Lösung dafür geben. Nach 15 Minuten komme ich wieder aus dem Bad. Dort hängt noch kein Spiegel, also muss ich den in meinem Zimmer nehmen. Ich style meine blonden Haare, in dem ich sie mit Gel glatt ziehe. Meine leichten Wellen ärgern mich sonst ja immer, dann verbringe ich etwas Zeit damit einfach im Zimmer zu sitzen. Ich habe mich wohl zeitlich verschätzt. Aber auch die Zeit vergeht also und mir persönlich viel zu schnell. Durch meine Nervosität was Michael betrifft, vergesse ich natürlich, dass er mir gesagt hat, dass er mit demselben Bus fährt wie ich und so stürme ich aus der Wohnung und werde wenig später von Michael eingeholt. Er stellt sich neben mir, trägt eine Mütze, einen Schal und murmelt, dass es heute äußerst kalt sei und er keinen Bock auf den Winter hätte. Ja darauf habe ich auch keine Lust, im Winter ist man immer einsamer als wann anders, weil man da Zeit hat nachzudenken, denn Dinge draußen erledigen oder draußen mit Freunden sitzen, geht im Winter nicht. Leider. Zu dem habe ich hier keine Freunde, jedenfalls noch nicht wirklich. Außerdem hänge ich an meinen Freunden von zu Hause. Ich mag sie sehr und sie verstehen mich, was ich hier nicht wirklich erwarten kann. Ich kenne kaum jemanden in der Universität und die, die ich hier kennen gelernt habe, sind ausschließlich Mädchen. Ob meine schwule Ausstrahlung auch hier ihre Wirkung zeigt? Bei Tony schien das ja so. Der hat sofort bemerkt welche Wellen ich aussende. Allerdings brauche ich auch in der Uni ein paar Jungs mit denen kann man einfach abhängen. Mädels wollen immer viel zu viel reden darauf habe ich überhaupt keinen Bock. „Roman komm endlich.“, Michael zieht leicht an meiner langen Jacke und ich nicke und flitze hinterher. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass der Bus schon da ist, dementsprechend wartet im Bus auch nur ein Stehplatz auf mich. Michael steht neben mir auch wenn ich nicht genau weiß, warum er nicht einfach eingestiegen ist und uns Sitzplätze gesichert hat. „Roman…“, spricht mich Michael wieder an und ich sehe ihm in seine grünen Augen, er lächelt. „Wegen der Sache da…“, seine Stimme klingt etwas unsicher, was hat er den eigentlich? Mein Blick wird etwas fragender, als er keine Antwort gibt, sondern einfach nur in Gedanken vor sich hin starrt. „ich akzeptiere es und du darfst natürlich auch deinen Freund mit einladen, also ich mache dir keine Szene, ich kann ja nicht verlangen, dass du es unterdrückst. Schließlich ist es ein Teil von dir…“, Michael schaut wieder zu mir und ich nicke etwas perplex. Wieso rückt er jetzt mit so einer Ansprache heraus? Hat ihn das dermaßen verwirrt? Ich kann mir das kaum vorstellen, er schien mit dem Thema gestern Abend doch schon abgeschlossen zu haben. Dort hatte er doch schon deprimiert festgestellt, dass er ein Schwulenmagnet war…wieso also das jetzt? „Ähm okay…aber keine Sorge, ich bin Single und ich nehm Rücksicht. Wir wohnen schließlich jetzt zusammen.“, er nickt, ich tue es auch und dann muss ich auch schon aussteigen, was mich ziemlich erschreckt. Ich schaffe es nicht einmal mehr Michael zu verabschieden, sondern renne hektisch hinaus. Ich muss mich erst einmal umsehen. Es ist schließlich das erste Mal, dass ich so zur Uni fahre. Deswegen schließe ich mich einfach den anderen an, die zu einer Brücke rennen und wenig später höre ich auch das bekannte Geräusch der S-Bahn. Dort will ich hin, allerdings zeigt mir die Bahn auch, dass ich rennen muss, wenn ich sie bekommen will. Ich entschließe mich dagegen. Immerhin habe ich noch Zeit, während ich allerdings dort warte, fällt mir auf, dass ich gar nicht weiß zu welchem Hörsaal ich muss. So ein Mist aber auch. Egal. Ich werde schon irgendwen finden. Es dauert eine ganze Weile bis ich endlich da bin, die Bahn kommt zwar pünktlich steht aber noch 10 Minuten einfach so rum und nun hetze ich durch die Uni. Ich gehe dorthin, wo wir das letzte Mal auch die Vorlesung hatten und treffe auf einen extrem leeren Hörsaal. „Hm...“, meint ein Typ neben mir. Ich schaue zu ihm. „Makro?“, will ich von ihm wissen, er schaut mich an, lächelt verlegen und kratzt sich am Hinterkopf. „Ja, aber es ist so leer.“ Stimmt, das finde ich auch. Normalerweise trifft man auf Vorlesungen in denen man rennen und drücken muss um sich einen Sitzplatz zu sichern. „Ich weiß auch nicht, ob das der richtige Raum ist…“, gebe ich zurück, gehe aus dem Raum und schaue mich etwas um. Der Typ bleibt perplex auf der Treppe stehen und scheint unschlüssig. In dem Moment entdecke ich eine Freundin auf dem Flur und freue mich riesig. „Anne! Man hab ich ein Glück, wir haben Makro also in 09?“, sie nickt nur und lächelt. „Du solltest dich mal mehr informieren.“, die knufft mir in die Seite und gemeinsam gehen wir in den Raum. Ich lächle den Typen noch einmal an, traue mich aber nicht ihn zu fragen, ob er eventuell mit uns sitzen möchte. Stattdessen vergesse ich ihn schnell wieder und finde mich in der ersten Reihe wieder. Neben mir sitzen 2 Mädels und rechts 2 Kerle. Ich bemerke sofort, dass die etwas eigenartig sind. Der eine spricht englisch, deutsch und französisch gemischt. Der andere ist einfach nur ein Arschloch. Ich schaue ihn an, mustere ihn abfällig und wende mich an Jules die neben mir sitzt. „Wo hast du dich da nur wieder hingesetzt. Die Typen sind ja voll ätzend…“, murmle ich ihr leise zu und sie zuckt mit den Schultern. „Ich bin wohl nicht talentiert genug um gute Sitzplätze zu reservieren. Nächstes Mal mach ich es besser.“, sie grinst mich an und ich nicke stumm, dann drehe ich mich wieder nach vorne und höre zu. Mit einem „Hi“ werde ich in der nächsten Vorlesung angesprochen und blicke leicht verwirrt zur Seite. Ein großer Kerl steht vor mir, orangene Haare, Brille. Nettes Lächeln…sieht gar nicht schlecht aus, aber… kenn ich den nicht? Er kommt mir so bekannt vor. „Hätte nicht gedacht, dass wir auf derselben Uni studieren und dann auch noch dasselbe Fach.“, beginnt er gleich zu reden und langsam sickert es bei mir durch. Ich glaube das ist ein Ex von mir. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber er passt auf jeden Fall auf mein damaliges Beuteschema. Ich habe mir immer große Kerle aus gesucht, weil ich dann das Gefühl hatte, dass sie mich besser beschützen können. Ich habe mich bei großen Kerlen sicher gefühlt und bei denen konnte man sich so toll ankuscheln und bei Konzerten waren sie auch ziemlich praktisch. „Was guckst du so, Roman? Sag bloß du erkennst mich nicht?“, er zieht beleidigt eine Schnute, dann drückt er mich in die Reihe und bringt mich dazu mich hin zu setzen. „Klar…doch, natürlich. Wieso sollte ich nicht? Bin ja noch nicht senil.“, ich lächle verlegen und stelle dann mich Tasche hin, ziehe meine Jacke aus. „Nick.“, ich lächle noch immer, aber er verdüstert das Gesicht und macht mich damit unsicher. „Nick?“, fragt er nach und meine Gesichtszüge entgleisen. Ich schaue verlegen zu Boden. Oh man, war das etwa der falsche Name? Dabei war ich mir so sicher. Ich bin im Kopf alle meine Exfreunde durch gegangen und außerdem passt zu seinem Gesicht der Name „Nick“. Ich schaue vorsichtig hoch und er grinst. „Man kann dich immer noch so schön unsicher und verlegen machen.“, er wuschelt durch meine Haare, ich ziehe den Kopf weg und schaue ihn ernst an. Nun weiß ich wieder wer das war. Es war der Typ, der dachte er sei unglaublich witzig und müsse deswegen im 5 Minutentakt Witze reißen, die nicht lustig waren und meistens geschah das auf Kosten der Anderen. „Was ist los?“, er grinst immer noch ganz breit, ich bleibe bei meinem Ernst. „Ich mag deinen Humor immer noch nicht…“, murmle ich nur leise und schaue dann nach vorne um dem Professor zu zuhören, der gerade begonnen hat zu reden. „Ach komm schon, ganz am Anfang fandest du ihn lustig.“, er piekt mich in die Schulter, ich atme nur tief durch und bemerke dann, dass sich Nick zur Seite zu einem anderen Kerl dreht. Den habe ich doch schon mal gesehen. Argh verdammt. Ich hasse mein Kurzzeitgedächtnis. Ich kann mir schwer Namen merken, erst wenn sie wichtig für mich sind oder ich schon einige Leute öfters getroffen habe. Der Kerl dort... er schaut mich nett an. „Roman, oder?“, er ignoriert Nick und hält mir die Hand hin. Ich ergreife sie und nicke dann. Ah. Jetzt weiß ich es wieder, wie konnte ich nur vergessen wie er heißt oder gar wer er ist. Innerlich schlage ich meinen Kopf gegen eine Wand. So ein süßes Gesicht muss man sich einfach merken. „Habt ihr euch schon entschieden? Michael und du?“, er schaut mich lieb an und ich nicke, schlucke dann. Aiden. „Mh ja, aber das sag ich dir nachher draußen.“, ich will es nicht über Nick hinweg sagen, der muss nicht wissen, wo ich wohne, wenngleich er nachfragt, was Aiden meint. Als ich nicht antworte, leitet er das Gespräch über und fragt mich nach meiner Wohnsituation, nach der Liebe und was ich sonst noch so mache, zwischendurch wirft er hin und wieder seine „tollen“ Witze ein. Ich bin dankbar, als Aiden Nick mehr oder weniger den Mund verbietet. „Ich höre nichts, wenn du die ganze Zeit sprichst, würdest du also bitte…“, eher unfreundlich, als das es eine höfliche Bitte wäre. In seiner Stimme schwingt so etwas Endgültiges mit. Nach der Vorlesung bleibe ich nahe bei Aiden, wir unterhalten uns ein wenig und setzen und dann in die Mensa, wo es herrlich nach Essen duftet. Aiden holt sich noch kurz einen Teller Nudeln von der Nudeltheke und sitzt nun essend vor mir. „Und?“, beginnt er das Gespräch und ich lasse noch einmal einen Moment den Blick in der Mensa schweifen, dann räuspere ich mich. „Gestern habe ich mich mit Michael unterhalten und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es am besten wäre Niemanden einziehen zu lassen, irgendwie waren wir so unsicher zu Beginn, aber na ja ich hab ihn dann irgendwie überredet. Ich weiß auch nicht…“, ich schweife von der eigentlichen Entscheidung ab und erzählte Aiden noch etwas von unserem Abend und davon wie toll es ist in der Stube zu sitzen, die einem selbst gehört, aber er blickt nur ruhig zu mir auf und scheint gar nicht ungeduldig. „Also nehmt ihr keinen von uns?“, er legt die Gabel beiseite und hat eine rote Umrandung um den Mund herum von der Bolognese. Ich grinse leicht, die Angst fällt etwas von mir ab. Ich glaube, ich kann ihm sagen, dass wir ihn ausgewählt haben. „Doch, doch…“, ich schaue in die blauen Augen von Aiden, dann lächle ich. „Wir würden gerne dich als Mitbewohner haben.“, ich warte eine Weile auf die Antwort, aber Aiden scheint sprachlos, dann beginnt er breit zu grinsen, steht auf und umrandet den Tisch. „Danke! Das ist ja so toll!! Amazing! I can’t believe it.“, er umarmt mich und drückt mich ganz fest an sich, es fühlt sich gut an. Deswegen lege ich ganz automatisch auch die Arme um ihn und drücke ihn. Ich mag die Nähe zu ihm und sein Aftershave riecht ja göttlich. Ohne dass ich es bemerke, hat Aiden die Umarmung gelöst und ich bin der Einzige, der ihn noch festhält. Er grinst nur. „Hängst du etwa schon an mir?“, seine Stimme klingt belustigt, aber ich finde das gar nicht lustig, sondern lasse den anderen hochrot los. Er lächelt jetzt nur noch, dann setzt er sich hin. „‘Schuldige.“ Er schüttelt den Kopf. „Mach dir nix draus, ich hab schon bemerkt, wie du gepolt bist. Gestern schon und ich bin einfach zu sexy.“, er grinst wieder, ich nicke erst, dann muss ich auch grinsen. „An mich kommst du aber nicht heran. Ich bin the sexiest man alive.“, Aidens Grinsen verblasst, stattdessen ist ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen. „Stimmt, dein Lächeln haut einen förmlich um und deine blonden Haare mag ich auch sehr.“, meine Augen werden groß, ich verschlucke mich sogar an dem Schluck Kaffee, den ich gerade getrunken habe. „Wie?!“, oh mein Gott, wie kann er nur so direkt sein und dabei so charmant lächeln? „Oh man so rot wie du wirst, könnte man denken du stehst auf mich…?“, erst scheint es als würde er etwas feststellen aber nach vorne hin. Irgendwie scheint es auch eine Frage zu sein. Trotzdem bin ich baff. Ich habe irgendwie gedacht, dass Aiden ruhiger ist und netter, aber vielleicht habe ich mich auch geirrt? „Na, ist dem so?“, was? Oh man, der Kerl macht mich fertig. Wie schafft er es nur mich mit so wenigen Sätzen fertig machen? Ich verstehe das nicht. „Ähm…wie kommst du den darauf?“, ich lache gespielt und versuche das Ding irgendwie in eine andere Richtung zu lenken, aber Aiden ermöglicht mir dies nicht. „Du starrst mich gerade an, bist knallrot und verleugnest es. Das sind Anzeichen.“, Mist. Ich starre? Oh man. Am besten ich schaue einfach weg. Ich lasse den Blick schweifen und ignoriere Aiden für einen Moment. Es scheint zu klappen, jedenfalls ist er jetzt ruhig. Ich atme tief ein und aus, entspanne dabei ein wenig. So etwas ist mein Herz gar nicht gewöhnt, solche Avancen, so absolut direkt. Normalerweise lernt man sich erst kennen und wird dann dermaßen angemacht. Nun ist es wohl andersherum. Aiden macht mich extrem an und dann will er mich kennen lernen. Macht das den überhaupt Sinn? Oder ist es, weil er mich gar nicht kennen lernen will? Einfache Anziehung? Ich schaue leicht zur Seite um Aiden ansehen zu können, aber ich kann ihn nicht entdecken. „Suchst du mich?“, fragt mich plötzlich eine Stimme am Ohr und umarmt mich von hinten, zunächst überfallt mich eine Gänsehaut als ich seine Stimme so nah an meinem Ohr höre, dann drehe ich mich leicht um. Er ist mir gefährlich nahe, denn alles was ich sehen kann, wenn ich zur Seite schaue, sind seine Lippen und die Nase. Er lässt mich los, als er bemerkt, dass seine Umarmung Wirkung bei mir zeigt. Ist der Kerl so berechnend? „Ich gehe mal eben eine Rauchen, kommst du mit?“, ich sehe ihn fragend an, als er fragt und nicke dann. Frische Luft tut sicher gut, dann wird mir hoffentlich kühler. Momentan ist mir nämlich furchtbar heiß. Ich packe meine Sachen zusammen und folge Aiden. Wir gehen ein ganzes Stück durch die Uni und dann gehen wir durch eine Tür, die ich gar nicht kenne und ich stutze ein wenig. „Wo willst du hin?“, frage ich und Aiden dreht sich um, es ist niemand in unserer Nähe. „Nach draußen.“, meint er offen und bleibt dann plötzlich stehen, direkt vor mir. So schnell kann ich natürlich nicht stoppen und renne voll in ihn rein, aber Aiden scheint nicht davon irritiert sondern greift mich am Handgelenk. Unsere Blicke treffen sich und ich gehe einen Schritt zurück. „Was…“, ich komme nicht zum aussprechen meiner Frage den Aiden ist schneller. „Was ich vorhabe? Ich will dich und wie du vielleicht bemerkt hast, ist hier niemand.“, ich will mich ruckartig umdrehen aber sein Griff um mein Handgelenk ist zu stark. Ich schlucke. „Keine Sorge. Ich tu dir nichts.“, beruhigt er mich, als ich ihn angsterfüllt ansehe. Mir gefällt es nicht, dass wir alleine sind. Ich mag es noch weniger, dass ich so nahe bei ihm stehen muss, weil er meinen Arm festhält. Ich mag es nicht, dass es hier so still und dunkel ist. „Gut, dann lass mich los.“, Aiden schüttelt stumm den Kopf und schiebt mich gegen eine Wand. Ich gebe nach, ich weiß nicht was er vorhat aber da er gesagt hat, dass er mir nichts tut, traue ich ihm. „Weißt du was, als ich dich gestern gesehen habe, fand ich dich sofort geil. Deine blonden Haare, die dir so durcheinander im Gesicht hingen…“, Aiden stoppt einen Moment, räuspert sich und spricht in Englisch weiter, warum weiß ich nicht. „You are so cute, have these hazel eyes, these lips like rose. I want you; I want everything from you, even so your body. “Ich bin doch etwas irritiert. Ich verstehe ihn, natürlich. So schlecht war ich in Englisch ja nicht, aber was soll das? „i desire you so much.“, seine Stimme klingt rauchig, jetzt wo er so dunkel in Englisch spricht. „Was ist los? Aiden…wieso sprichst du auf Englisch…“, er lehnt sich leicht über mich, dadurch bin ich dermaßen abgelenkt, dass er mein Handgelenk loslassen kann und ich mich nicht wehre. Ich schaue in seine blauen Augen. Dann muss ich schlucken. Was macht Aiden nur? Sein Kopf kommt immer näher, ich verbleibe wie ich bin. Fühle mich beinahe paralysiert. Unfähig mich zu bewegen. „I want you.“, flüstert er noch mal und dann spüre ich seine Lippen auf den Meinen. Mein Herz schlägt plötzlich ganz schnell, ich schlucke und weiß gar nicht, was ich jetzt tun soll. Ich bin so nervös, durcheinander. Meine Gedanken rasen und mir bleibt der Atem weg. Aiden hat mich schon gestern angezogen, ich fand ihn toll, seine Stimme, seine Augen, sein Blick, sein Lächeln, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell seine Lippen spüre oder sein Atem, der mich dabei streift. Er löst den Kuss. Es war nur ein ganz kurzer, ohne Zunge oder sonst etwas, aber er war unglaublich sanft. Noch immer ist er über mich gebeugt. „I don’t wanna tell you somethin about love. No, not really. I just wanna say that I desire you...So I want to hear your lustful moaning if you underlie me. “, ich verstehe nicht, was er will. Äh was will er? Ich glaube, ich höre nicht recht, andererseits bin ich auch einfach nur verwirrt. „Why…äh Warum?“ Kapitel 2: Nick ( Past) ----------------------- Kapitel 2: Nick Es ist mittlerweile 3 Tage her seit dem Vorfall mit Aiden. Mittlerweile wohnt er bei uns. Er hat sehr schnell sein Bett mitgebracht und sonst steht noch nichts drin. Was ihn aber scheinbar nicht stört. Er kann dort schlafen und das reicht ihm. Dafür geht es mir früh jetzt noch schlechter als vorher. An Michael habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Ich mache mir keine Gedanken mehr darum, wie es ist, wenn er früh rauskommt. Er akzeptiert mich. Akzeptiert auch dass ich schwul bin. Irgendwie mag ich Michael jetzt auch viel mehr als vorher. Ich denke, dass er und ich sehr gute Freunde werden können. Aber Aiden. Irgendwie hat er es geschafft, dass ich mich jedes Mal umdrehe, wenn ich das Gefühl habe, dass er in der Nähe ist. Wenn ich im Badezimmer bin, starre ich auf die Tür, so als würde Aiden jederzeit hinein kommen. Warum weiß ich allerdings auch nicht. Ich weiß weder, ob ich Aiden wirklich mag, noch ob ich ihn nicht mag. Ich finde ihn noch immer sexy, seine blauen Augen wickeln mich vollkommen ein. Ich versinke regelrecht in ihnen, wenn ich sie sehe. Durch diese Sätze von ihm, die sich in meinem Kopf verankert haben, denke ich jeden Tag, dass er über mich herfallen würde. Ob ich Angst habe, weiß ich dabei nicht. Es ist eine eigenartige Anziehung zwischen uns. Allerdings ist das mit Aiden nun wirklich dauerhaft geworden. Immer und immer wieder steht er vor mir, wenn wir alleine sind. Er küsst mich oft, er reizt mich, er… verwirrt mich. Das ist eigentlich das größte Problem. Ich verstehe ihn nicht, ich weiß nicht, warum er es tut, wieso er mich um den Finger wickeln will. Ich weiß nicht, warum er mich küsst, mich umarmt oder mir Dinge ins Ohr flüstert bei denen ich puder rot im Gesicht werde. Ich weiß es einfach nicht. „Träumst du wieder, Roman?“, ich drehe mich um und sehe Michael. Welch ein Glück. Das heißt Aiden ist noch nicht da. Ich bin gerade von der Uni gekommen und muss nun etwas entspannen, mein Weg führt in die Küche. Ich greife mir ein Toast und Nutella, dann gehe ich in die Stube und setze mich dorthin. Michael tut es mir gleich. „Mh. Ich hab nachgedacht.“, gestehe ich ihm und Michael nickt. Er legt dann einen Arm auf die Rückenlehne der Couch, da ich nicht so weit weg sitze, spüre ich ganz seicht, wie er meinen Nacken berührt. Ich schaue ihn an und habe das Bedürfnis mich an ihn zu lehnen und mich wegen Aiden „auszuheulen“. „Erzählst du mir worüber?“, seine grünen Augen funkeln fragend und ich seufze nur, bin aber dennoch bereit ihn zu informieren, vielleicht kann er mir ja doch helfen. In dem Moment jedoch höre ich die Türklinke und ein freudiges „Hello“, ich schüttle den Kopf. „Ist nicht so wichtig.“, ich lächle Michael gequält an, woraufhin er die Augenbraue hebt. „Okay…“, ich glaube nicht, dass er mir glaubt. Er sieht eher skeptisch aus, so als hätte ich nicht den Mut ihm zu erzählen, was mich beschäftigt. Habe ich auch nicht, zumindest nicht solange Aiden auch da ist. „Na, alles klar?“, fragt er uns, als er in die Wohnstube kommt, Michael und ich nicken simultan. „Scheiß Wetter draußen, oder?“, fragt er dann weiter nach, wir nicken wieder simultan. „Was ist bloß mit euch los…“, Aiden schüttelt den Kopf und setzt sich dann auf den Sessel, Michael und ich schauen auch wieder zeitlich zu ihm. Dann blicke ich aus dem Fenster. Aiden beschert mir so ein komisches Gefühl mir dem ich nicht zu recht komme, weswegen ich jetzt auch flüchte. „Wir sehen uns nachher.“, gebe ich nur Auskunft und schon bin ich in meinem Zimmer, als es dann an der Tür klingelt. „Ich gehe…“, sage ich genervt, weil ich gerade sowieso auf dem Weg war. Als ich die Tür öffne erschrecke ich mich aber schon ein wenig, was will denn der Typ? Nick steht vor mir, breit grinsend und bittet mich darum ihn rein zu lassen. „Hi Nick…“, er grinst und ich lasse ihn an mir vorbei. „Hey Romi. Ich hab von Jules erfahren wo du wohnst und wollte dich gleich mal besuchen.“, er grinst immer noch, wobei mir noch immer nicht danach ist. „Komm mit in mein Zimmer.“, ich will nicht zu Aiden und Michael. Nicht wo ich doch gerade erfolgreich geflüchtet bin. Ich höre trotzdem die Stimme von Michael, der fragt, wer denn gekommen sei. Genau aus diesem Grund geht Nick auch frech in die Wohnung. Er begrüßt Michael, gibt ihm die Hand und damit dann auch Auskunft darüber, wer er ist. Nick, der Ex. Er freut sich auch darüber Aiden hier zu sehen, den kennt er schließlich auch, trotzdem bleibt er nicht in der Stube sondern kommt wieder zu mir. Zum Glück. Ich hätte nicht den Nerv gehabt Aiden die ganze Zeit anzusehen. „Nette Bude.“, Nick lächelt, das Grinsen ist ihm jetzt wohl vergangen. Ich lasse ihn in mein Zimmer und setze mich auf die Couch, sehe ihn fragend an. „Was willst du hier, Nick?“, frage ich gleich provokativ. Der Kerl kann mir auch gestohlen bleiben. Er stört mich, genauso wie Aiden es tut. Was wollen die nur alle von mir? Ich will doch nur mal meine Ruhe, wie können alle von mir verlangen, dass ich immer und überall bereit bin. Ich bin noch nicht mal über Kevin hinweg und schon sind da Kerle, die auf mich abfahren. Na ja Aiden ist eigentlich der Einzige, aber das ist mir schon einer zu viel. Wobei ich bei Aiden gar nicht weiß, ob er wirklich auf mich steht, oder ob er einfach nur Sex will. Seine Worte hallen immer noch in meinen Ohren wieder und ich weiß absolut nicht, was ich damit anfangen soll. „Ich wollte dich besuchen, sag mal Roman, was ist nur mit dir los? Ich hab dich lange nicht gesehen, ist es also nicht natürlich, dass ich dich besuchen komme? Ich will dich ja nicht flach legen oder sonst was. Nur reden, okay?“, Nick schaut mich ernst an und ich seufze. Ja, vermutlich interpretiere ich viel zu viel in alles hinein. „Entschuldige, ich habe momentan einfach nur viel Stress. Das ist alles.“, ich lächle entschuldigend und setze mich dann auf mein Bett, wo ich mich dann auch gleich an die Wand anlehne. „Kann ich dir eventuell helfen?“, Nick schaut mich schon wieder „so“ an. So wie er es immer getan hat, als wir noch zusammen waren. Ich bin ihm deswegen wohl verfallen. Sein Blick sagt so etwas ausgeglichen und ruhiges aus. So als könnte ich ihm jederzeit vertrauen. Er ist für mich da, egal was los ist. Ich habe mich bei ihm einfach sicher gefühlt und als ich verliebt war, haben mich seine Witze auch gar nicht interessiert. Ich habe sogar darüber gelacht, einfach nur, weil ich es liebte seine Stimme zu hören oder wie sie eher ganz dunkel wurde, wenn er etwas Lustiges erzählt. Ich mochte sogar das Glucksen, was er von sich gab. Heute ist das Alles anders. Ich mag Nick noch, wenn er nicht gerade nervigen Mist labert. Dann ist er wirklich in Ordnung. „Mh ne, ich denke nicht, aber setz dich doch.“, er geht der Aufforderung nach und atmet dann erleichtert aus, stellt seine Tasche beiseite und lehnt sich ebenso an die Wand. „Ich hätte nie gedacht, dass wir uns gerade beim Studieren wieder treffen.“, beginnt er in Ruhe das Gespräch und ich nicke. „Ich hätte nie gedacht, dass du jemals studierst, das hat mich viel mehr geschockt.“, ich grinse leicht, auch wenn es mir momentan etwas schwer fällt und er knufft mir leicht in die Seite. „Ich bin schlauer als du denkst, aber das weißt du vermutlich auch. Wir waren nicht umsonst 2 Jahre zusammen.“, ich nicke. Da hat er aber recht. Ich habe ihn wirklich gemocht, aber mit einem Mal hat sich alles gedreht. Ich bin weggezogen und er war nicht zu einer Fernbeziehung bereit. Ich habe erst gehofft ihn überreden zu können. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass ich dafür nicht gemacht bin. Ich habe Nick noch lange nachgetrauert, aber es sollte halt nicht sein. Irgendwie bin ich darüber hinweg gekommen. Unser Kontakt war von da an vollkommen abgebrochen und seitdem hat sich Nick sehr verändert, er hat jetzt lange Haare, was er früher nicht hatte und seine Haare waren damals schwarz gefärbt, heute haben sie ihre Naturfarbe. „Und? Stehst du immer noch auf Gummitiere?“, ich schaue ihn lächelnd an und er nickt. „Klar. Sag bloß du hast welche…“, ich höre die Freude, die in seiner Stimme mitschwingt und mein Lächeln vertieft sich. „Ich hab zwar nicht mit dir gerechnet, aber ich hab trotzdem etwas da.“, ich stehe auf und öffne meine kleine Kommode, darin liegen 5 Tafeln Schokolade, 3 Tüten Gummitiere und natürlich etwas Studentenfutter, alles was man für das alltägliche Leben braucht. Ich nehme die Gummifrösche, weil ich die am Meisten mag und werfe sie zu Nick, der sie natürlich nicht fängt. „Loser.“, meine ich grinsend und er schüttelt den Kopf. „Ich hätte es ja gefangen, wenn du nicht so schlecht geworfen hättest.“, er grinst ebenfalls und steckt mir die Zunge raus, ich verschränke die Arme. So ein Idiot. „Von mir bekommst du keine Süßigkeiten mehr.“ Ungefähr mit solch einem Satz sind wir zusammen gekommen. Damals war ich 12. Mein erster Freund war gerade auf und davon. Ich war also Single und hatte erst vor kurzem realisiert das ich schwul war. Wobei ich bis dato dachte, dass ich eventuell Bi bin und doch auf Mädchen stehe, aber ich musste mich selbst enttäuschen. Nick und ich kannten uns von der Schule. Ich hatte sie gerade gewechselt und schien der Außenseiter schlechthin zu sein. Niemand wollte mit mir sprechen und so fühlte ich mich doch ein wenig ausgegrenzt. Nick war der Einzige, der mich mochte und akzeptierte. Aber auch das hatte einen Grund. Als ich auf die neue Schule gekommen bin ,bin ich ihm mehr oder weniger ins Rad gerannt, er hat sich sofort entschuldigt und wir haben gute 2 Stunden im Krankenhaus gemeinsam verbracht, er weil er mit dem Kinn auf den Boden gestürzt ist und ich, weil das Rad mich umgerissen und zu Boden geschleudert hat. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, wobei ich Nick verbot mit dem Fahrrad zu fahren und er mir riet zum Optiker zu gehen. Es war lustig, damals fand ich auch all seine Witze noch lustig. Vermutlich lag das an meiner Pubertät, da hat man sowieso einen ganz anderen Humor, wenn man gerade hinein kommt. Nick war damals schon 16 und damit in der 10ten Klasse. Er wollte Abitur machen. Ich auch, aber ich war ja noch lange nicht so weit. Nick hieß mich auf der Schule willkommen. Er zeigte mir die Umgebung, machte mich mit einen seiner Kumpels bekannt und schließlich wurden wir Freunde. Sehr gute Freunde. Er gab mir Nachhilfe in Mathe, so kam es auch dazu, dass wir dann zusammen kamen. Es war irgendwann im Sommer, wann weiß ich auch nicht mehr genau. Ich saß schwitzend vor ihm und hatte so absolut gar keine Lust jetzt Mathe zu lernen. Ich wollte Spaß haben, draußen sein. Irgendetwas anderes machen außer hier rum zu sitzen, aber das war mir nicht vergönnt. „Nun mach schon, Roman. Je schneller du die Aufgabe löst, umso schneller können wir gehen.“, nörgelte Nick neben mir und ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Gibt es eine Möglichkeit dich ruhig zu stellen?“, wollte ich genervt wissen, weil er schon seit über 20 Minuten immer und immer wieder dasselbe sagte. Ich solle mich beeilen und „Nein, ich werde dir nicht helfen.“ Wieso eigentlich nicht? Dafür war er doch da, dass er mir half. Die Antwort darauf war mehr als einfach. Er versuchte es nun schon seit 3 Tagen mir das zu verklickern, es sei wohl ganz einfach. Tse. Streber. Nichts war hier einfach und so quälte ich mich durch die Aufgaben. Meine jetzige hatte 3 Teilabschnitte, wovon ich den ersten gerade mal gelöst hatte. Allerdings schien der schon wieder falsch zu sein, jedenfalls zeigte das Nicks Gesichtsausdruck. „Mhm joa, Krümmel.“, ich zog einen Schmollmund und sah Nick dunkel an. „Nenn mich nicht so.“, grummelte ich und er grinste nur noch breiter. „Wie den nennen? Krümmel etwa?“, er wuschelte mir durch meine Haare und ich seufzte. Ich gab auf. „Womit kann man dich bestechen?“, ich sah ihn an und er meinte darauf nur „Gummitiere.“ Alles klar, davon hatte ich doch noch welche. Schnell war ich also aufgestanden und in die Küche gerannt. Meine Ma hatte gestern eine Jumbopackung mitgebracht, die ich Nick dann einfach zugeworfen habe. Ich weiß noch, wie er mit strahlenden Augen diese Packung geöffnet hat und gleich hinein langte. Ich habe Nick aber nicht bei seinem Glück gelassen sondern ihm die Tüte geklaut, weil ich kleiner als er war, schon damals musste ich mir eine Taktik ausdenken, wie ich diese Teile verstecke und so habe ich mich auf den Boden gesetzt und zusammen gekauert. Ich weiß nicht, woher Nick es wusste oder ob er es einfach ausprobiert hat, aber er hat mich ab gekitzelt und ich habe unter Stöhnen versucht ihn von mir zu drücken, was nicht wirklich geklappt hat. „Nick, hör auf. Bitte.“, da er das nicht tat, startete ich eine Gegenattacke und stellte fest, dass er ebenso kitzelig ist. Eine ganze Weile haben wir uns auf dem Boden bekriegt bis Nick über mir lag und meine Arme über dem Kopf festhielt, während er die Tüte mit den Gummitieren zwischen den Zähnen festhielt. „Gah gumm ku, wisch?“, ich habe Nick wie ein Pferd angesehen und absolut gar nicht verstanden, was er von mir wollte, also beugte er sich mit dem Kopf nach unten und legte die Tüte auf meiner Brust ab, dann sah er mir in die Augen. „Sag bloß du hast mich nicht verstanden.“, er grinste, ich schüttelte unter ihm den Kopf und er beugte sich noch mehr vor. Erst in diesem Moment wurde mir klar, das Etwas nicht stimmte und das er mir keinesfalls so nahe sein sollte. Ich schluckte und sah in seine Augen, sein Grinsen war gänzlich verschwunden. „Weißt du was, Roman?“, seine Stimme war ganz dunkel und er wirkte irgendwie verträumt oder abwesend. „Was…?“, hauchte ich ihm fast tonlos entgegen, weil ich von diesem Moment voll eingenommen war. „Ich stehe voll auf dich, du bist total süß.“, okay. Ich war zu der Zeit noch sehr jung und muss jetzt einmal anmerken, dass ich von diesen Worten sehr angetan war. Es war für mich ja nichts Alltägliches, von einem Jungen ein Kompliment zu bekommen, deswegen wurde ich rot. Im Angesicht des Augenblickes sowieso. „Ich hab dich von Anfang an gemocht, dein Lächeln oder wie du entnervt deine Haare aus dem Gesicht gestrichen hast. Also was ich eigentlich sagen will, ist…“, meine Augen wurden immer größer. „Ich bin total in dich verknallt.“, meinte er noch und dann küsste er mich. Ich ging darauf ein, weil ich Nick auch mochte, weil er mir ein sicheres Gefühl gab, ich glaubte zwar nicht, das ich zur Zeit dieselben Gefühle hegte für ihn, aber mit der Zeit kam das schon. Irgendwie war es für mich von vornherein klar, dass Nick nicht schwul ist, aber nun sah das alles anders aus. Genau aus diesem Grund kribbelte es auch in meiner Magengegend. Mein Gehirn sagte mir, ich solle endlich realisieren, was Nick da täte, aber irgendwie kam ich nicht wirklich mit. Meine Gedanken waren irgendwo zwischen dem hier und jetzt und in einer Traumwelt. Es dauerte eine ganze Weile ehe Nick den Kuss löste. Ich sah ihn an, er sah mich an. Es passierte eine ganze Weile nichts, dann traute ich mich ihn noch mal zu küssen, er ließ dabei endlich meine Hände los. Der zweite Kuss war schöner, aber er schmeckte so süß wie Zucker und Gummibärchen. Es war lecker, was mich aber trotzdem nicht davon abhielt folgenden Satz zu sagen: „Von mir bekommst du keine Süßigkeiten mehr.“, ich streckte ihm die Zunge raus und er grinste. „Wieso nicht?“, ich verdrehte spielerisch die Augen und strich ihm sanft über die Wange. „Weil du dann über mich herfällst und das finde ich echt nicht in Ordnung.“, ich grinste ihn an und Nick schüttelte stumm den Kopf, ehe er mich abermals küsste. „Aber wenn ich keine Süßigkeiten bekomme, dann fresse ich dich auf.“, damit musste er mich natürlich noch einmal küssen. Ich weiß nicht, wie oft wir uns an diesem Abend geküsst haben, aber ab da an waren wir zusammen. Ich weiß noch wie es war, als ich das erste Mal mit ihm Händchen haltend zur Schule ging und ich weiß auch, dass ich danach viele Feinde hatte. Trotzdem gab es unter all den Schülern auf der Schule viele, die mit Nick und mir zu Recht kamen. Sie fanden uns zusammen ziemlich süß oder aber meinten, dass wir doch viel zu toll aussähen um schwul zu sein. Es ist ja bekanntlicherweise immer so, dass es Feinde und Freunde gibt. Ich habe mich selten darum geschert, wer mich nicht mag. Ich habe versucht die Menschen immer zu ignorieren, aber innerlich hat mich das schon alles ziemlich fertig gemacht. Ich war immer nervös in dessen Nähe, wusste nicht, was ich sagen sollte, wenn die anderen wieder anfangen würden mich zu beleidigen. Ich gehöre zu der Gruppe Mensch, die einfach weiter geht und vollkommen ignoriert, was gerade passiert ist. Ich habe einfach versucht alles Schlechte zu ignorieren, aber ich scheiterte daran. Besonders dann als wir dann umzogen. Es war für mich immer eine schwere Zeit. Ich konnte ohne Nick nicht leben. 2 Jahre haben wir einander geliebt. Mit Nick hatte ich mein erstes Mal und ich habe nichts davon bereut. Er war so vorsichtig und ich so hypernervös, dass ich beinahe keinen Hochbekommen habe. Dabei hat mir Nick fast ein halbes Jahr Zeit gelassen. Allein schon 2 Monate brauchte ich um mich in ihn zu verlieben, aber so richtig verlieben. Mit Schmetterlingen im Bauch oder ein Kribbeln an den Stellen, wo er mich berührte oder aber das mir ganz heiß wurde, wenn er mich überhaupt ansah. Nick war eine fantastische erste große Liebe, mein allererster Freund war nur 1 Woche mit mir zusammen und das war wirklich nichts Unglaubliches. Aber Nick… ich hätte nie gedacht, dass er mir mal so unglaublich viel bedeuten würde, als ich neben ihm auf dem Boden lag und mein Gesicht leicht blutig war, weil wir gerade einen Unfall mit dem Fahrrad gehabt hatten. Jetzt wo Nick so neben mir sitzt, fühle ich nichts mehr außer einem wehmütigen Stechen. Ich hätte ihn damals dazu zwingen sollen mit mir zusammen zu bleiben oder hätte ihn einfach penetrant belagern sollen, aber ich habe es nicht getan. Ich habe ihm seine Ruhe gelassen, weil wir uns im Streit getrennt haben. Ich frage mich jetzt allerdings was Nick durchlebt hat, als ich dann endgültig weg war. Ich glaube es fiel ihm auch schwer ohne mich zu sein. Wir waren über alle die Jahre wie Pech und Schwefel geworden. Man hat uns immer im Doppelpack gesehen und nun war es plötzlich vorbei. Von einem Tag auf den anderen. „Nick…?“, ich schaue zu meinem kleinen Gummimonster, das zufrieden auf meinem Bett liegt und mich angrinst. „Was ist, Krümel?“ Ich stehe auf und setze mich neben Nick auf das Bett, kuschle mich an ihn. Es ist ein befreiendes Gefühl, was durch meinen Körper schießt. Nichts Beklemmendes wie es bei Aiden der Fall ist. „Es ist irgendwie eigenartig, dass du jetzt wieder hier bist. Ich dachte du seist für immer weg.“ Nick schaut mich an, fährt durch meine blonden Haare und küsst den Ansatz, dann erst legt er seinen Arm um meine Schulter und streichelt mich ganz sanft. „Geht mir nicht anders…ich habe dich damals echt vermisst…“, seine Stimme klingt ein wenig wehmütig und er auch etwas traurig, aber es ist schon lange her. Wir sollten in der Gegenwart leben und nicht der Vergangenheit nachhängen. „Aber jetzt können wir ja…“, er beginnt diesen Satz und wie aus Reflex halte ich ihm von jetzt auf gleich den Mund zu. Ich weiß gar nicht mal genau worauf er hinaus will, aber ich habe Angst, dass er sagt, dass wir dort weitermachen könnten wo wir aufgehört haben. Ich will das nicht, aber wenn er es ausspricht gebe ich am Ende auch noch nach, weil es ein angenehmer Gedanke ist. „Nein.“, gebe ich deswegen meinen Senf dazu und sehe ihn dann von unten an. „Du weißt doch gar nicht, was ich sagen wollte…“, stimmt. Das weiß ich tatsächlich nicht. „Ich will es auch gar nicht wissen.“, am Ende ist es ein Fehler. Manchmal müssen Worte unausgesprochen bleiben. So ist das eben. „Gut. Dann ein anderes Thema, was macht dein Liebesleben?“, er wechselt das Thema meiner Meinung nach nicht wirklich. Trotzdem will ich ihn jetzt nicht dazu zwingen von etwas ganz anderem zu reden. „Nichts und das soll es auch nicht. Ich will Single bleiben, damit lebt man sowieso viel besser.“, und damit bin ich mir ziemlich sicher. Ich will keine Kerle. Ich will meine Ruhe und mal mein Singleleben genießen. Einfach Party machen und nicht darauf achten müssen, dass der Freund zu Hause hockt und darauf wartet, dass man endlich nach Hause kommt. „Oh man, das heißt du hast eine ziemlich schlechte Erfahrung gemacht.“, schlussfolgert mein allwissender Ex. Ich schüttle stumm den Kopf und kuschle mich wieder an seine Brust an und sage nichts dazu. Das geht Nick ja nun wirklich nichts an, das ist mein Ding. „Sag mal Roman, gehst du eigentlich noch tanzen?“, ich schaue von seiner Brust hoch zu ihm und hebe skeptisch die Augenbraue. „Worauf willst du hinaus?“, ich lege den Kopf leicht schräg und Nick streicht durch mein blondes Haar. „Ich will mit dir tanzen gehen, was sonst?“, ich grinse. Meine Laune schlägt um. Tanzen… das ist das Beste was es gibt. Man kann sich vollkommen schwerelos zu der Musik bewegen. Die Augen zu und sich leiten lassen, man ist einfach irgendwo nur nicht im Hier und Jetzt. Tanzen ist wie ein Traum, man schwebt vor sich hin und keiner kann einen aufhalten. „Logisch.“, ich drücke mich von seiner Brust weg und sitzt nun aufrecht. Das ist überhaupt die Idee, wieso bin ich da nicht früher drauf gekommen? So hätte ich ohne viel Mühe einfach Aiden vergessen können. Ich bin aber auch ein Idiot. Ich mache mir viel zu viel Gedanken um Aiden und denke gar nicht daran wie ich entspannen kann. Ich atme tief durch und stehe dann auf. „Lass uns gehen.“, Nick grinst, steht auf und wuschelt mir durch die Haare. „Das geht nicht, es ist doch erst 17 Uhr.“, er grinst noch immer und steht neben mir. „Wie wär‘s wenn wir erstma was essen, hm?“, ich nicke sofort und gähne dann noch einmal ausgiebig. „und nen Mittagsschlaf wäre für dich wohl nicht schlecht.“, Nick grinst und geht dann zur Tür, danach verschwindet er draußen nach rechts und geht auf Toilette. Ich grinse über das ganze Gesicht selbst als ich Aiden sehe. Ihm würde ich jetzt am liebsten sagen, was ich wirklich von ihm will, denn es gibt bisher nur eines zwischen uns und da wird wohl auch nie mehr sein. „Hast du heute schon was vor, Roman?“, oh. Es klingt fast so als wäre Aiden jetzt höflich. Vielleicht übertreibe ich auch ein wenig damit, dass Aiden so viel von mir will. Er will mich, das hat er gesagt, er will, dass ich mit ihm ins Bett steige ohne Liebe zu investieren. Das verstehe ich nicht und deswegen bin ich dagegen. Das ist so einseitig, warum wohl? Vielleicht sollte ich ihn einfach mal fragen. Das wäre zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. „Jup. Ich gehe mit Nick weg.“, damit gehe ich an Aiden vorbei und will mich eigentlich zu Michael setzen, aber der ist gar nicht mehr da. „Wo ist Michael?“, ich drehe mich zu Aiden, vermute das er Etwas damit zu tun, da kommt Michael aus dem Badezimmer, er sieht ziemlich erschrocken aus und hält sein Handtuch fest um die Taille. „Ich will einen Schlüssel für das Bad!!“, sagt er tonlos, danach schleicht Nick hinter ihm raus. „‘schuldige…“, murmelt er leise. Ich hätte zu gern das Bild gesehen. Michael, der gerade den Duschvorhang aufreißt und dann Nick der an der Toilette steht und gerade Pinkeln will. Vielleicht war er auch schon längst dabei. Oh man, das ist urkomisch. Ich kann mir Michaels Blick vorstellen, wie perplex er ausgesehen hat, schließlich klammert er sich an seinem Handtuch fest, als hätte sich Nick beinahe an ihm vergriffen. Ich grinse Michael an, der schaut nur düster drein und bemerkt gar nicht, dass er gerade von 3 Schwulen umringt ist. Der Arme. Er sagte ja bereits er sei ein Schwulenmagnet. Recht hat er damit. „Was steht ihr hier alle eigentlich so rum?“, will der halbnackte Michael von 3 Schwulen wissen. Tja. Eine doofe Frage eigentlich. Ich starre ihn an, weil er einen wahnsinnigen Oberkörper hat, so kräftig und doch zierlich. Mir gefällt sehr gut, was ich sehe, ob das Aiden und Michael auch so geht? „Hört auf zu Gaffen, ihr Schwuchteln!“, damit rennt Michael los. Das Problem dabei ist nicht, dass er an uns allen vorbei muss, sondern dass er dabei sein Handtuch verliert. Ich stehe einen Moment schweigend da, so wie die anderen auch, und dann beginnt das Gelächter. Michael knallt nur die Tür zu. Er hat wohl die Schnauze voll von uns. Wie können wir auch alle da stehen und ihn angaffen? „Ihr Wichser!“, ruft er von drinnen aus seinem Zimmer und mir vergeht als einziger das Lachen. „Michael nun nimm das nicht so ernst.“, ich will ihn beruhigen. Wir haben ihn doch nur angesehen, keiner von uns hat ihm auf den Hintern gehauen oder sonst irgendwie geärgert, wir haben nur geschaut. Nick packt sich mit Aiden auf die Couch, ich bleibe an der Tür von Michael stehen. Ich muss ihn ganze 10 Minuten bearbeiten bis er die Tür öffnet und mich hinein lässt. Genauso lange darf ich auch in seinem Zimmer verbringen bis er mich ebenso rausschmeißt. Ich weiß nicht, was er hat, aber als ich versucht habe ihn zu berühren, ist er ausgetickt. „Mh.“, gebe ich von mir und drehe mich noch mal zu seiner Tür. Was soll ich denn jetzt machen? Ich weiß keine Wunderlösung… ich kann nichts machen außer hier jetzt mit den beiden Kerlen rum zu sitzen, die gerade Daumenkampf spielen, na ja dann werde ich die Spielkinder mal alleine lassen und mich etwas frisch machen. Schließlich steht heute Abend noch was Tolles an. Kapitel 3: Jack or Jill? ------------------------ Kapitel 3: Jack or Jill? Einige Stunden später stehen wir vor dem „Bi Bang“. Ein kleiner angesagter Club für Alle, die an ihrem eigenen Geschlecht genauso viel Interesse haben wie an dem anderen. Es ist so ein gemischter Club. Ich möchte sagen, dass ich hier schon oft war und ich liebe dieses Durcheinander einfach. Egal wen man will, ob männlich oder weiblich im „Bi Bang“ wird man immer fündig. „Immer noch so voll wie früher, oder?“ Nick hat mich damals hier immer reingeschmuggelt, weil ich ja um einiges Jünger war, als er, aber es hat immer geklappt. Heute interessiert es mich nicht die Bohne, wie alt man sein muss, denn ich bin mit Sicherheit alt genug und Nick sowieso. Er trägt immer noch die dunkle Jeans und das weiße Shirt, dass er vorhin getragen hat, als er zu mir gekommen ist. Sein Outfit ist wie immer sehr schlicht. Ich dagegen habe mich komplett umgezogen. Ich trage eine kleine schwarze Strickjacke, darunter ein flockiges Skatershirt mit der Aufschrift „Boah, kannst du nicht woanders Scheiße aussehen?“ und dazu einfach meine Röhrenjeans oder wie auch immer man das heutzutage nennt. Meine Mutter hat dazu immer Karottenjeans gesagt. Ich bleibe bei Röhre, obwohl beides wohl dasselbe ist. Meine Vans sind mir zu dieser Jahreszeit ein wenig zu kalt, weswegen ich diese Winterchucks bevorzuge, die sind viel bequemer und damit tanzt es sich auch sehr gut. Nur es wird halt sehr schnell warm. Das ist mir aber egal, genauso sehr wie mir Style egal ist. Ich trage, was ich will und bin bestimmt nicht so ein Kerl, der sich, nur weil er schwul ist, irgendwelche knappen Outfits anzieht, damit er auf andere wirkt. Ich bin einfach nur ganz normal. Ich tanze gerne, lache gerne und habe am liebsten so viele Menschen wie möglich um mich herum und das ist doch nicht verkehrt oder? Überhaupt finde ich es besser, wenn Schwule sich so geben, wie sie sind, kein Schickimicki. Nur weil ich auf Kerle stehe, heißt das noch lange nicht, dass ich den sogenannten „weiblichen Part“ einer Beziehung einnehmen muss. Genauso wenig mag ich es, wenn mein Gegenüber so weich ist. Ich stehe auf Männer, richtige Kerle und nicht Männer, die lieber eine Frau wären. Ich weiß sowieso nicht, wieso man sich auf so einen Mist einlässt. Ich war zwar meistens im Bett Bottom, aber das heißt ja nicht, dass ich mir von meinem Freund alles Mögliche sagen lassen. Ich hatte bisher immer eine ausgeglichene Beziehung zu anderen, etwas anderes möchte ich auch nicht. Deswegen finde ich Aiden wohl auch so anziehend, er ist männlich, hat nichts wirklich Weibliches an sich und scheint genau zu wissen, was er will. Das Problem ist nur… was will ich? „Stimmt und noch immer die gleiche Atmosphäre.“, der Geruch hat sich auch nicht geändert, dieser spezifische Geruch, wenn man diese Disco betritt, ist einzigartig. Ich liebe diesen Geruch einfach, das ist phänomenal. Ich atme tief ein und mit einem Mal spüre ich eine Hand an meinem Po, die dort sicher nicht sein sollte, jemand zwickt mir in den Hintern. Erschrocken drehe ich mich um, sehe aber nur noch einen recht schlanken Typen an mir vorbei gehen. Er würdigt mich keines Blickes, ob es der ist, der mir in den Hintern gezwickt hat. Aber er ist der Einzige, der gerade hier einfach so mir nichts dir nichts an der Reihe vorbei geht und in den Club gelassen wird. „Gefällt dir der Kerl?“, fragt mich Nick und ich schaue ihn leicht fragend an, dann schüttle ich den Kopf. Also eigentlich ist er mir zu schmal und da ich ihn nicht kenne und keine Ahnung habe wie er ist, noch wie er von vorne aussieht, kann ich nicht sagen ob er mir gefällt. „Mhm, vielleicht.“, ich lächle Nick an, als wir dann in der Reihe weiter nach vorne rutschen. Es dauert eine ganze Weile bis wir dann reinkommen, ich bezahle, muss aber dennoch meinen Ausweis zeigen. Das ist aber kein Problem, ich habe ihn bei mir und so kommen wir dann auch rein. Es ist noch nicht allzu voll, aber das liegt ja daran, dass die Meisten noch draußen stehen und so lasse ich meinen Blick schweifen, während mir Nick die Jacke abnimmt und sie an der Garderobe abgibt. Ich wippe leicht im Takt der Rockmusik und habe richtige Lust darauf mich zu dem Rhythmus zu bewegen, aber ich muss noch etwas warten. Ich tanze nämlich nicht, wenn die Tanzfläche ganz leer ist, dass ist mir eher unheimlich, weil die, die schon da sind, einen dann so anstarren. „Und wollen wir uns ein kleines Plätzchen suchen?“, fragt mich Nick, der jetzt wieder neben mir steht und ich lächle ihn an und nicke dann. Die Musik wird lauter, je näher wir hinein gehen, wir setzen uns am Rand auf ein kleines schwarzes Gebilde. Nick ist nahe bei mir, damit er meine Stimme hört, wenn ich etwas sage. „Nick? Sag mal woher kennst du Aiden?“, ich schaue den anderen an und er lächelt noch immer. So eine Grinsebacke aber auch. „Oh er ist mit im Snowboardlager gewesen und da haben wir uns einen Raum geteilt, er ist sehr nett und offen. Mittlerweile ist er ein guter Freund von mir geworden.“ Ich kann es gar nicht glauben, wie kann Nick Aiden denn so einschätzen? Ich habe ihn bisher ganz anders kennen gelernt, was nicht heißt, dass ich ihn nicht leiden kann. Ich weiß nur nicht, was ich von ihm halten soll. „Ich finde es übrigens cool, dass er bei euch wohnt, so kann ich ihn und dich gleichzeitig besuchen.“, Nick grinst schon wieder, ich tue es ihm gleich und knuffe ihn in die Seite. „Aber du kommst doch hauptsächlich um mich zu sehen, stimmt’s Großer?“ Er sieht mein schelmisches Grinsen und nickt akkurat. „Natürlich, was denkst du denn?“ Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile und dann entdecke ich den Typen von vorhin wieder. Er sieht mich an und grinst. Ich kann seine braunen Haare sehen und finde, dass er so von vorne gar nicht so schlecht aussieht. Es wäre auf jeden Fall nicht schlecht ein wenig mit so einem Typen zu tanzen, vielleicht ist er dazu noch ganz nett. Wobei man, wenn man weggeht, sowieso selten die Möglichkeit hat wirklich jemanden kennen zu lernen. Bisher waren es immer Typen, die nach ein paar Gesprächen und etwas rumknutschen, echt nett erschienen, wenn man sich dann aber bei ihnen gemeldet hat, luden sie einen auf Bettsport ein. Das ist mir oft genug passiert und so suche ich mir einfach ein paar Schönlinge raus, tanze mit denen, vielleicht noch etwas knutschen und dann war es das. Ich höre wie eine Band auf die Bühne geht. Heute Abend spielt eine Rockband, ich freue mich darauf, dazu kann man nämlich richtig abtanzen. Eine ganze Weile starre ich nun auf die Bühne und dann beginnt ein Gitarrensolo. Ich wippe ganz leicht mit und schaue auf den Sänger, der auf die Bühne tritt. Er begrüßt uns. Ich finde er hat eine angenehme Stimme. Er ist ganz schlank und hat rote Haare, jedenfalls sind sie so knallig gefärbt. Er ist bestimmt einer dieser Typen, die so absolut offen und rockig sind. Er lässt sich von bestimmt niemanden etwas sagen, aber auf der Bühne jetzt wirkt er eher schüchtern, das wäre ich allerdings auch. „Hey.“, spricht mich jemand an, dass es nicht Nick ist, bemerke ich erst, als mein Großer nicht mehr neben mir steht, sondern an der Bar, wo er gerade etwas zu trinken holt. Ich schaue eine Weile zu ihm und dann zu denjenigen, der mich angesprochen hat. Ist das nicht der Typ, der mir in den Po gekniffen hat? Ich nehme aus diesem Grund etwas Abstand und schaue ihn skeptisch an. „Gefällt dir der Typ dort oben auf der Bühne?“, fragt der Braunhaarige neben mir und ich schaue erst ihn fragend an und dann nach vorne. Was passiert, wenn ich jetzt nicke? Natürlich gefällt er mir, ist vielleicht etwas zu schmal, aber schaut recht süß aus. Wie der Typ vorhin, den ich gesehen habe von Weitem, der war auch sexy und mit so einem Typen hätte man sicher etwas anfangen können. Ich nicke sachte, aber der Typ bemerkt es nicht, weil in dem Moment laut „Jack“ gerufen wird. Oh der Typ auf der Bühne scheint wohl auf jemanden zu warten, aber warte mal… winkt der mir zu? Unsicher drehe ich mich um, um zu sehen, ob jemand hinter mir steht, aber plötzlich ist es ganz leer. Ist ja mal wieder klar, das ist wirklich immer so. Ich will gerade verwirrt auf mich zeigen, da geht der Typ der neben mir steht auf die Bühne zu. „Hast du schon wieder geflirtet? Das dir aber auch jeder Kerl wichtiger ist, als unser Auftritt hier.“, höre ich gedämpft die Stimme des Sängers auf der Bühne und hebe noch einmal skeptisch die Augenbraue, was ist denn das? Der Typ gehört zu der Band? Er heißt wohl Jack, wenn er schon so gerufen wird. „Das würde dir auch mal gut tun zu flirten und ich glaube ich habe sogar schon einen Süßen für dich.“, er klettert auf die Bühne und dreht sich um, nun zeigt er aber definitiv auf mich. Hilfesuchend schaue ich sofort nach Nick, der gerade mit einem Cocktail in der Hand auf mich zuläuft. Er lächelt, obgleich ich ihn panisch ansehe. Wie kann er nur so lächeln, wo ich gerade von dem gesamten Publikum angestarrt werde. „Hör auf damit, Jack.“, winkt der Kleinere der Beiden ab. Sie sind nicht allzu unterschiedlich groß, aber doch ein Stück. Zu dem hat Jill rote Haare, knallig und Jack sieht eher unscheinbar, aber mindestens genauso sexy aus. „Oh…“, höre ich jetzt nahe neben mir und blicke zu Nick. „Woher kennst du denn Jack und Jill?“, fragt mich Nick und schlürft gemütlich am Cocktail, ehe er mir meinen in die Hand drückt. „Mh, was?“, ich blicke in Nicks Augen und lege den Kopf leicht schief. Ich kenne weder Jack noch Jill. Ich weiß doch nur wie sie heißen, weil sie hier gerade so lautstark ein Gespräch geführt haben. Jack lässt die Hand sinken, grinst aber immer noch. Er sagt nichts mehr zu mir oder meiner Art und Weise wie ich ihn geschockt angestarrt habe. Er fängt einfach an auf dem Bass zu spielen, dann ist es ruhig. Eine ganze Weile, dann hört man wie der Schlagzeuger einen Takt beginnt. Tock, Tock, Tock… und dann kann ich schon wieder den Bass hören und ich höre Nicks Stimme nur leise. „Ich wollte wissen“, er macht eine Pause und beugt sich zu meinem Ohr, „woher du die beiden auf der Bühne kennst.“, ich drehe mich zu ihm, trinke einen Schluck von meinem Cocktail und zucke mit den Schultern, ehe ich mich zu ihm beuge, dabei kommt mir Nick ein wenig entgegen. „ Gar nicht, der Eine hat mich so blöd angemacht…und der andere…“, ich zucke mit den Schultern, der Rothaarige macht eigentlich gar nichts. „der schaut dich die ganze Zeit beim Singen an.“, beendet Nick meinen Satz, der eigentlich schon beendet war. Ich schaue nach vorne und kann den Dackelblick sehen, den er mir zu wirft. Wie süß. Es ist lange her, dass mich ein Kerl so angesehen hat und das nur weil ihm der andere gesagt hat, dass ich auf ihn stehe, was ja gar nicht mal so richtig ist. Ich kenne ihn ja nicht, ich kann nur sagen, dass er optisch ansprechend ist, aber das ist hier sowieso jeder Zweite im Club. Jedenfalls wenn man nicht allzu hohe Ansprüche stellt. „Ich kann sie dir vorstellen, wenn du willst?“, fragt mich Nick, während ich schon zur Musik leicht mit Wippe, meine Taille schwingt dabei ganz von allein. Ich summe sogar leise. „Mh wenn du willst.“, gebe ich zurück und schaue dann kurz zu Nick, ehe mein Blick wieder nach vorne fällt. Wenige Sekunden später habe ich Nick dann auch schon meinen Cocktail in die Hand gedrückt und zwänge mich alleine auf die Tanzfläche. Um mich herum tanzen etliche Paare, ob 2 Mädels oder 2 Kerle ist dabei völlig unterschiedlich, immer wieder wechselt auch die Lichtatmosphäre und ich versinke in dem flockigen Beat, den er Schlagzeuger vorlegt, genieße die rauchige Stimme des Sängers, die beim Refrain so erfrischend hell klingt. Es ist eine interessante Stimme. Für mich allerdings ist nur der Sound interessant und der rockt wirklich. Einige Minuten später werde ich von Links und rechts angetanzt, bin mir aber bewusst, dass mich Jill immer noch beobachtet, ich fühle es regelrecht und werfe ihm deswegen auch hin und wieder einen Blick zu, allerdings unterbricht Nick das Intermezzo. Er drückte sich an mich heran, sodass die anderen Kerle alle verschwinden und ich auch den Kontakt zum Sänger verliere. Ich seufze und schaue dann in Nicks Augen, dessen Blick leicht tadelnd ist. „Du solltest nicht so viel flirten und mit deinen Reizen spielen schon gar nicht.“, blubbert er mich leise an, aber ich lache nur, zucke dann mit den Schultern. „Ich tanze einfach, mir egal wen das anzieht und außerdem wirst du ja auch angetanzt oder sogar angesprochen, wenn du nur da rumstehst, die Kerle hier wollen doch sowieso alle nur das eine. Wenn du in den Dark Room gehst, siehst du das ja.“, ich lächle ihn leicht an, schiebe ihn dann aber zur Seite, er versperrt mir die ganze Sicht. Aber die Musik ist nach einer halben Stunde sowieso zu Ende. Der Rothaarige verabschiedet sich, während Jack in die Masse spricht und augenscheinlich ein paar Typen einwickelt. An jeder Seite tanzt ihn jemand an, vermutlich aber nur, weil er in einer Band spielt. Jill geht das Ganze langsamer an. Er legt seine Gitarre ab und verschwindet hinter der Bühne. Ich beobachte Jack, wie er sich einen Kerl aussucht und mit ihm spricht, dabei höre ich fast gänzlich auf zu tanzen, obwohl die Musik noch laut schallt. „Was ist?“, will Nick gleich von mir wissen, ich zucke nur mal wieder mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ich finde es interessant wie Jack die Typen dort aufgabelt.“, Nick beginnt plötzlich zu lachen und beugt sich nah zu meinem Ohr. „Du meinst die 3 Kerle, die da um ihn herum stehen? Der Eine ist so etwas… wie ein fester Freund, er ist fast immer mit dabei und steht sehr auf Jack, der Kleine ist ein Groupie, er verfolgt Jack schon seit Ewigkeiten und der Dritte ist vermutlich irgendein Kerl mit dem es Jack mal getrieben hat.“, ich finde es interessant, dass Nick das Alles weiß und bin versucht ihn zu fragen, woher er denn dieses Wissen hat, als sich mein oranghaariger Freund umdreht. Ich sehe nur seinen Rücken und dann rotes Haar. Jill?! „Hey Roman.“, ruft mich Nick und zerrt mich am Arm zu sich, damit ich neben ihm stehe und Jill auch sehen kann. Der Sänger steht vor mir, er lächelt ganz verlegen und schaut zu Boden, als ich ihn ansehe. Das schreckt mich allerdings nicht wirklich ab. „Hi.“, meine ich kurz zu ihm, laut genug, dass er es hört, er schaut nur hoch und erwidert mein „hi“, vermute ich zumindest, da sich seine Lippen bewegen. „Jill, das hier ist Roman, ein langjähriger Freund von mir und Roman.“, er wendet sich an mich, „das ist Jill, ich kenne ihn durch einen Kumpel, wir feiern hier sehr oft zusammen.“, ich nicke und lächle mein Gegenüber an, nur schwach erwidert Jill es. Ich schüttle stumm den Kopf, ist Jill wirklich so schüchtern? Ich kann es mir kaum vorstellen. Ich beuge mich zu Jills Ohr, während er Nick mit einer Handbewegung zeige, dass er sich vom Acker machen kann. Wenn Nick hier noch steht, dann werde ich wohl nie warm mit dem Sänger vor mir. „Kommst du mit tanzen?“, frage ich und er schüttelt vehement den Kopf, skeptisch hebe ich eine Augenbraue. „Warum nicht, ich kann mir vorstellen, dass du gut tanzen kannst. Du hast doch so einen tollen zierlichen Körper.“, flüstere ich ihm zu und er hebt langsam den Blick, ich schaue in seinen Dackelblick und muss lächeln. Er tut es mir gleich und beugt sich dann auch zu meinem Ohr vor. „Danke… aber ich… kann wirklich nicht gut tanzen…deswegen bin ich… Sänger geworden.“, er scheint mir zu stottern. Eigentlich ist das für mich ein Zeichen dafür, dass mit dem Typen nicht viel los ist, aber er scheint mich zu mögen und ich finde es ungerecht jemanden abblitzen zu lassen, der mich mag. Ich fühle mich dann so schlecht. Vermutlich tut es mir irgendwo in der Seele Leid, wenn ich Jill jetzt sagen müsste, dass er mir einfach zu ruhig ist. Ich brauche zwar niemanden der flippig ist, aber Jack wäre doch besser. Er schien mir offener und mittlerweile bin ich mir sicher, dass er es war, der mir in den Hintern gekniffen hat. „Na gut, komm mit.“, ich greife nach seiner Hand, weil es in der Masse schwer ist zu zweit durch zu kommen, und bemerke, dass sie sehr feucht ist. Jedenfalls fühlt es sich so an. Oh man, warum ist der Typ denn so schüchtern? Ich kann es immer noch nicht verstehen. Ich glaube, er hätte mich nicht angesprochen, wenn er Nick nicht gekannt hätte. Nur durch ihn laufe ihn jetzt mit dem Rotschopf durch die Menge. Ich steuere die Tür zu einem Außenhof an und atme erleichtert aus, als wir draußen ankommen. Die Musik ist hier viel leiser und ich kann nun ordentlich mit Jill reden. Ich laufe mit ihm über eine Wiese und halte dabei die ganze Zeit seine Hand. Ich habe schließlich kein Problem damit. „Man ist das laut da drin gewesen.“, beginne ich ein Gespräch mit der Hoffnung das Jill lockerer wird, aber er entzieht sich nur meiner Hand und vergräbt gerade beide in der Hosentasche als ich zu ihm schaue. Dann erst schaut er nach oben in den Himmel, ich blicke ihm nach und entdecke, dass es mittlerweile schon so spät ist, dass man sogar die Sterne sehen kann. „Eure Band ist wirklich toll.“, versuche ich das Gespräch noch einmal in Gang zu bringen, wenn es wieder nicht klappt, glaube ich nicht, dass ich mit ihm den Abend verbringen möchte. „Und du hast echt eine tolle Stimme.“, er schaut hoch, dann lächelt er leicht, ehe er sich wieder in Bewegung setzt und ein Stück weiter geht. „Danke. Mh…bist du…“, er schaut mich an, irgendwie ein wenig ängstlich als würde ich ihn gleich umbringen, wenn er etwas Falsches sagen würde. „Bist du öfters hier?“, ich lächle ihn also aufmunternd an und setze mich dann hin. Hier draußen sind so eine Art Standliegen, sie bestehen nur aus Holz und dazwischen ist ein Stück Stoff. Jill tut es mir gleich und setzt sich ebenso hin. Ich lächle darüber, aber ich denke er ist damit einverstanden mit mir hier draußen zu sitzen. „Früher war ich das, heute ist es nur Zufall. Ich bin durch Nick hier.“, Jill sieht wohl Nicks Namen als Grund an weiter zu reden, vielleicht denkt er, dass das ein Schnittpunkt zwischen uns ist und will deswegen mehr darüber reden. Irgendwie ist seine schüchterne Art auch wieder süß. Besonders seine Blicke, die er, wenn er mich denn ansieht, drauf hat. „Woher kennst du Nick?“, will er von mir wissen und ich lächle leicht darüber, es erinnert mich schon wieder an unser Kennenlernen. „Ich habe ihn in der 7ten Klasse kennen gelernt. Wir waren 2 Jahre zusammen und haben uns jetzt wieder getroffen und woher kennst du ihn?“, ich will natürlich noch mehr wissen, als mir Nick erzählt hat. Es war ja nur eine kurze Info, aber so wie mir Jill erscheint, hatte er Nick sicher nicht allein angesprochen. „Jack und ich sind mit unserer Band aufgetreten bei dem Geburtstag von einem Kumpel und Nick hat den DJ gemimt, also Lautstärke und alles kontrolliert. So ist Jack mit ihm in Kontakt gekommen, die Beiden haben an dem Abend noch wild rumgeknutscht und ich? Na ja ich war so…das Anhängsel.“, ich glaube in dem Moment etwas Trauriges raus gehört zu haben. Ich bin mir nicht ganz sicher, dazu kenne ich ihn vermutlich auch nicht lang genug. Ich lege den Kopf also etwas schräg, aber da er gerade nach vorne schaut und augenscheinlich die Laternen beobachtet, sehe ich nicht, wie er es wirklich meint. Also gut, dann also in die Offensive. „Wieso Anhängsel?“, mein Plan mit einem süßen Typen heute Nacht rum zu knutschen, habe ich schon längst über den Haufen geworfen. Ich glaube nicht, dass das noch etwas wird und Jill… er scheint mir viel zu lieb zu sein, als dass ich ihn ausnutzen könnte um meine Einsamkeit zu kompensieren. „Na ja weißt du…“, er schaut mich an, „Jack ist so viel toller als ich, jeder mag ihn so gern und ich…ich gehe dabei immer unter.“, das kann ich beinahe kaum glauben, schon gar nicht mit den roten Haaren, aber er seufzt nur und kramt dann in seiner Tasche, er holt ein kleines Etui raus und zaubert dort eine Zigarette hervor, die er sich zwischen die Lippen schiebt. Dann fingert er sein Feuerzeug aus der Tasche und zieht kräftig an diesem dünnen Stängel. „Kein Wunder, Raucher sind echt das Letzte, hast du schon mal einen geküsst? Das schmeckt abartig.“, etwas geschockt schaut mich mein anscheinend neuer Kumpel an. „Wie? Aber…“, er scheint wohl dazu nichts raus zu bekommen, ich lächle nur. Vielleicht kann ihn ihm für den heutigen Abend das Gefühl geben, dass er kein Anhängsel ist, sondern sehr wohl auffällt. Ich bin zwar auch nicht der Typ, der jedem vor den Kopf stößt, aber ich bin doch bei weitem offener als Jill. „Sorry, das hätte ich wohl nicht sagen sollen, aber Kerle die rauchen, schmecken einfach abartig. Mein Ex hat so viel geraucht, da habe ich irgendwann gar keine Lust mehr gehabt ihn zu küssen.“, ich lächle verlegen, aber Jill schaut nur seine Zigarette an, dann seufzt er wieder schwer und schmeißt die Zigarette weg. „Nein, ist schon okay. Ich…rauche eigentlich nur um…“, seine Stimme wird leiser, „meine Verlegenheit zu überspielen…“, flüstert er jetzt und ich schüttle den Kopf. „Weißt du was ich heute mit dir mache?“, ich weiß. Es ist beinahe unlogisch, dass ich Jill helfen will, wo wir uns doch kaum kennen, aber wenn er ein Freund von Nick ist, muss er einfach nett sein und das sehe ich ja jetzt auch. Er hat doch diesen Dackelblick, der so wunderbar unschuldig ist, seine braunen Augen, die jeden Kerl verführen könnten und das zarte Lächeln. Zu dem scheint er einfach nur schüchtern zu sein. Er ist doch so nett, nimmt mir nicht mal übel, dass ich ihn gerade sehr beleidigt habe, denn das habe ich ja irgendwie. Ich habe ihm recht gegeben, dass man ihn übersieht. Ich hätte das nicht tun sollen. „Nein…was denn?“, er schaut zu mir. Ich stehe auf und halte ihm die Hand hin. „Was ganz tolles, es wird dir sicher Spaß machen.“, ich lächle, während er ganz zögernd nach meiner Hand greift. „Sei nur nicht so schüchtern.“, ich ziehe ihn hoch und dann gehen wir hinein. Uns umhüllt ein leichter Rauch und dazu die Bässe eines lauten Liedes. Aber ich lasse mich davon nicht stören. Ich gehe mit Jill an der Hand bis zur Mitte der Tanzfläche. Ich bleibe stehen, auch wenn um uns herum etliche Leute tanzen. Jill steht Nahe bei mir und ist knallrot im Gesicht, weil er sich, dadurch dass er geschubst worden ist, an meiner Schulter festhält. Er hat den Kopf leicht seitlich gedreht, damit er mich nicht anschauen muss, ich hebe die Hände, ziehe sein Gesicht sanft zu mir. Unsere Nasenspitzen berühren sich, als schon wieder einer uns anrempelt. Ich spüre den unruhigen Atem von Jill. „Ganz ruhig.“, ich lächle wieder. „Schau mir einfach in die Augen, ich werde dich nicht küssen, also bleib entspannt.“, ich ziehe seine Hände zu meinen Schultern und lege sie dort ab, während Jill versucht mich die ganze Seite anzusehen, aber schon nach kurzem scheitert er daran. „Guck mich an.“, meine ich eindringlich und er nickt noch einmal sachte und schaut mich wieder an. Meine Hände wandern jetzt zu seiner Taille. Ich lasse den Blick von Jills Augen durch die Menge wandern und sehe jemanden, der relativ interessiert zu uns schaut, ich lächle ihn an, während Jill mich nur fragend anschaut. „Was machst du?“, will er von mir wissen. „Ich flirte.“, antworte ich gleich zurück, während ich Jills Taille zu der Musik bewege. Am Anfang ist sie ganz steif und er scheint unsicher. Es ist schwer ihn dazu zu bringen loszulassen. „W-warum denn?“, jetzt stottert er schon wieder. Jill soll sich entspannen. „Mit einem Typen, der dir gerade auf den Arsch starrt.“, meine ich zurück und grinse dabei. „Wie?“, er schaut perplex, ich lächle nur breiter. Jill ist wohl so perplex und in Gedanken, dass er sich plötzlich ganz leicht zur Musik bewegt, ohne das ich etwas tun muss. Aber das ändert sich schnell wieder. Der Typ, dem ich zugezwinkert habe, kommt nun auf uns zu. Ich weiß genau, was ich jetzt mit diesem machen werde, aber einen Moment brauche ich noch. „Du liebst doch Musik, oder?“, Jill ist immer noch irritiert, er weiß wohl nicht, was ich von ihm will. Ich auch noch nicht so genau. Ich hoffe ja, dass er lockerer wird, wenn er etwas tanzt. So ganz allein mit Hüftschwung und allem drum und dran. „Ja sicher, deswegen singe ich doch.“, ich spüre wie Jills Hände immer heißer werden und kann das nicht so ganz deuten. Ich glaube, er findet es gut, dass gerade ich mit ihm tanze oder es versuche. Oh man. Ich weiß ja, dass er anscheinend auf mich steht, aber ich wäre nicht der Richtige für ihn. Er ist mir einfach zu schüchtern und außerdem…es ist nicht so, dass er nicht süß ist und ein nettes Lächeln hat, aber ich will Single bleiben und das ist ein fester Entschluss. Zu dem muss ich sagen, dass mag vielleicht eigenartig klingen, wenn man meinen Charakter kennt, aber ich brauche lange ehe ich jemanden wirklich vertraue. Ich schaue mir zwar gerne hübsche Kerle an, aber ich will doch gern wissen, wie jemand so wirklich drauf ist. Bei meinem letzten Freund habe ich nicht darauf geachtet und bin richtig in die Scheiße gelaufen. Mir schaudert es jetzt noch, wenn ich an ihn denke. Aber mein Ex ist auch ein Grund wieso ich auf Aiden stehe und ihn anziehend finde. „Warum lässt du dich dann nicht von der Musik leiten, hör dir den Beat an, ganz langsam.“, ich schließe die Augen und lasse Jill los, genieße einfach nur die Musik, höre das Gitarrenriff, wippe dabei leicht, lasse langsam meine Hüfte kreise und hebe meine Arme um dem Tanzen noch mehr Ausdruckskraft zu geben. Jill bleibt vor mir stehen, er schaut mich bewundernd an und dann schließt er die Augen. Ich öffne die Meinigen, tanze gemütlich vor mich hin und in diesem Moment sehe ich wie Jill sich langsam bewegt. Er traut sich nicht, seine Arme zu heben, dass sehe ich. Er will nicht einfach loslassen, aber seine Füße bewegen sich wie von alleine. Ich lächle. Geht doch, er tanzt zwar noch nicht vollkommen frei, aber er gibt sich der Musik hin. Das sehe ich. Ich trete wieder näher an ihn heran und greife nach seinen Händen, hebe sie langsam über seinen Kopf. Ich weiß nicht, wieso Jill das macht, aber er verschränkt seine Hände mit meinen, sodass ich meine mit oben halten muss. „Und? Sieht es allzu schlimm aus?“, will er von mir wissen und ich kann ihn nur hören, weil ich so nahe bei ihm stehe. Ich sehe ihn an, als er gerade seine Augen öffnet. „Nein, du tanzt toll, hör nur nicht auf.“, ich schaue hoch und bemerke jetzt erst, dass wir, dadurch dass unsere Hände in die Höhe ragen und wir immer näher mit einander tanzen, die Leute auf uns aufmerksam geworden sind. Das glaube ich zumindest, aber der Grund warum sie schauen ist ein ganz anderer. Den erfahre ich aber erst, als ich jemanden hinter mir spüre. Ich spüre wie sich sein Bein zwischen meine schiebt und sein Oberkörper gefährlich nahe an meinem ist. Ich schaue leicht über die Schulter, auch Jill schaut zu mir. „Wie hast du das gemacht, Roman?“, es ist Nick. Ich drücke mich leicht an ihn und Jill lässt meine Hände los, warum auch immer. Ich spüre sogar wie er beim Tanzen langsamer wird, da sehe ich den Typen von vorhin. Nicke ihm zu und er bittet Jill darum mit ihm zu tanzen, dieser stockt einen Moment und schaut zu mir. Ich lächle ihn an und ignoriere Nick einen Moment. Dann ziehe ich Jill zu mir. „Mach es, es wird dir Spaß machen und der Kerl steht auf dich, du bist kein Anhängsel, du bist verdammt noch mal sexy.“, flüstere ich ihm zu, sehe sogar noch wie Jill rot wird, dann wagt er sich in den Kampf. „Was gemacht?“, wende ich mich wieder an Nick und tanze eine ganze Weile in Ruhe mit ihm. „Jill zum tanzen bewegt! Er tanzt sonst nicht. Er singt immer und dann steht er den ganzen Abend am Rand.“, ich hebe skeptisch die Augenbraue. „Dass er schüchtern ist, habe ich schon bemerkt, aber ich habe nichts Spezielles gemacht.“, Nick lächelt sanft. „Der muss echt auf dich stehen.“, flüstert er ganz leise, ich bin mir nicht sicher, ob er das wirklich gesagt hat, aber es hörte sich zumindest so an. Wir tanzen noch eine ganze Weile bis ich eine ganze Weile später wieder mal frische Luft schnappen gehen muss. „Hey, kleine Sexbombe.“, ich schaue auf. Ich habe mich draußen an die Wand des Gebäudes gelehnt und Jack kommt gerade auf mich zu, zumindest glaube ich, dass er das ist. „Du bist echt zu geil. Bringst meinen süßen Bruder dazu zu tanzen und lässt ihn dann alleine.“, Jack schüttelt den Kopf und ich schaue ihn fragend an. „Sicher, aber ich kann ihm nichts bieten, ich bin nicht das, was er sucht und um ehrlich zu sein auch nicht bereit für so etwas Ernstes.“, Jack schüttelt den Kopf und kommt mir ziemlich nahe. „Echt nicht? Er hat mir gesagt…“, ich höre ein Poltern und dann ein Rumsen. Jack und ich drehen uns sehr erschrocken um und dann erkenne ich Jill. Jack lässt mich sofort stehen und rennt zu seinem Bruder, beugt sich zu ihm. „Jill, sag doch was. Geht es dir gut?“, ich kann Jacks Stimme ganz leise vernehmen. Was hat Jill wohl zu Jack gesagt, geht es mir noch einmal durch den Kopf. „Mach nicht schlapp, Kumpel.“, er streicht seinem Bruder durch das blutrote Haar. Dann hocke ich mich neben Jack hin und helfe ihm Jill mit nach drinnen zu tragen. „Danke für deine Hilfe.“, meint Jack noch und geht dann Hilfe holen. Sucht irgendjemanden, der sie nach Hause fährt. Jill scheint vollkommen abgestürzt zu sein. Als er zu sich kommt, sitze ich neben ihm. Er scheint etwas orientierungslos zu sein, aber das war ich in dem Club hier auch schon öfters. Irgendwer hat mich früher mal abgefüllt, wenn Nick nicht bei mir war und ich habe mir, dummerweise, immer gerne Drinks ausgeben lassen. „Jill, geht es dir gut?“, ich streiche ihm leicht durch das Haar. „Was ist passiert?“, er lächelt ganz schief. „Ich weiß nicht so recht, da war dieser Typ…er hat mir einen Drink ausgegeben und…“, nuschelt er leise und ich halte ihm einen Finger auf die Lippen. Ich weiß genug. „Ruh dich aus, wir sind bald hier weg.“, er nickt nur, rutscht näher an mich heran und kuschelt sich dann in meinen Schoß. Ich seufze. Das war eigentlich nicht das, was ich erwartet habe. Ich habe gedacht, das Jill mal tanzt und Spaß hat. Er schien so traurig und nieder geschlagen. Wenig später kam dann auch Nick. Er hat Jill dann getragen und wir sind mit dem Bus nach Hause gefahren. Nick findet, dass ich Jill als Entschuldigung bei mir schlafen lassen sollte, er würde sich sicher freuen. Allerdings muss ich darauf antworten, dass wir kein Bett zur Verfügung haben. Nick schüttelt den Kopf, nimmt dann aber Jill mit zu sich. Wer hätte gedacht, dass der Abend so endet? Ich habe mir Jill irgendwie knutschend mit einem Kerl vorgestellt, aber mit Sicherheit nicht das. Es sollte ja auch nichts Endgültiges werden, nur für den Abend. Ich muss mich bei Gelegenheit mal bei ihm entschuldigen. Nur wie? Kapitel 4: Eine Entschuldigung... --------------------------------- Hi, erstmal Sorry für die Zweimonatige Wartezeit. Ich hoffe, dass ich das nächste Mal schneller bin ^^ hab nur grad Klausurstress >.< ---------------------------------------- Kapitel 4: Eine Entschuldigung...? An dem Abend bin ich noch gut ins Bett gekommen, nach einer schier unglaublichen langen Fahrt musste ich noch durch unser „Viertel“ laufen. In denen ziemlich unheimliche Typen herum laufen. Manche haben mich schon angesprochen, einer wollte gleich auf Sex aus und ein anderer hat mich gefragt, ob ich Geld bei hätte. Ich habe Glück gehabt, dass in dem Moment noch jemand da war, der mich mehr oder weniger beschützt hat. Ich glaube nämlich, dass der Typ mich ausrauben wollte. Als ich die Wohnung betrete, kommt mir der intensive Geruch von Pizza entgegen, dieser Käse sticht aus allem heraus, außerdem riecht es noch nach Paprika und Kräuter. Ich nehme einen tiefen Zug davon und schließe dann die Haustür hinter mir. Der Flur ist dunkel. Wir haben noch immer keine Lampe dort und müssen uns deswegen im Dunkeln die Schuhe ausziehen, was ich auch schweigend tue. Aiden und Michael schlafen sicher schon. Als ich in mein Zimmer gehe, umfängt mich die Wärme, da ich die Heizung über den Tag angelassen habe. Mir gefällt dieses Kuschlige. Ohne noch lange Mätzchen zu machen, beginne ich mich auszuziehen und ins Bett zu gehen. Ich kuschle mich hinein und schließe die Augen. Aber an einschlafen ist wirklich kaum zu denken. Sanft streichle ich mir über die Arme, die Brust bis hinunter zum Bauch. Ich genieße das sanfte Kribbeln, das durch meinen Körper jagt, dabei denke ich abwechselnd, an all die Kerle, die es in meinem Leben momentan gibt. Der Gedanke an Nick beschert mir ein sanftes Lächeln. Ich bin froh ihn wieder zu haben. Ich habe ihn wirklich vermisst, auch wenn ich mir dessen nie bewusst gewesen bin. Trotzdem glaube ich nicht, dass aus uns wirklich wieder mehr als Freundschaft wird. Dafür sind wir Beide nicht geschaffen. Oder doch sind wir schon, aber wir haben uns über all die Jahre verändert und ich weiß ja nicht mal mehr, ob Nick einen Freund hat. Es wirkt zwar bisher nicht so, aber wer weiß… Dann denke ich an Aiden, dabei schleicht der Gedanke durch meinen Kopf mich noch mehr zu berühren als jetzt, vielleicht meine Hand in meine Shorts sinken zu lassen, aber ich entscheide mich dagegen. Seit ich in der Wohngemeinschaft wohne, weiß ich nicht, ob es so richtig ist sich hier einen runter zu holen, was wenn mich die anderen hören? Das wäre peinlich. Ich könnte ihnen am nächsten Tag mit Sicherheit nicht ins Gesicht schauen. Dann denke ich an heute und an Jill. Er ist auf seine Art und Weise echt niedlich, aber es tut mir Leid, dass ich ihn heute so umgehauen habe, wenngleich ich auch nicht primär Schuld daran habe. Trotzdem fand ich es niedlich, wie er mir vertraut hat. Wir kennen uns nicht lange und trotzdem fühle ich mich in seiner Gegenwart wohl. Ich kann ihn einfach so berühren ohne jegliche Nebengedanken zu haben und dann schaut er einen auch immer so niedlich an. Und dann ist da noch Michael. Bei ihm muss ich mich auch entschuldigen. Ich weiß zwar, dass es mir nicht Leid tut ihn mit den anderen ausgelacht zu haben, denn an sich war es doch eine lustige Situation, aber ich will nicht, dass der Hausfrieden schief hängt. Wir sollen uns alle gemeinsam verstehen, sitzen und lachen können, alles andere würde sich nur negativ auf uns alle auswirken. Zu dem glaube ich, dass ich in Michael einen guten Freund finden kann. Mit dem Gedanken an Michael und einer aufrichtigen Entschuldigung schlafe ich dann auch ein. Mein Bett fühlt sich diese Nacht so richtig weich und kuschelig an. Langsam habe ich mich an den Umstand gewöhnt hier zu schlafen, außerdem riecht mittlerweile alles nach mir und damit schlafe ich noch viel besser ein. „Roman!“, klopft es an meiner Tür. Ich reibe mir verschlafen über die Augen, blinzle leicht hoch und muss mich erst einmal orientieren. So viel dazu, dass ich mich an hier gewöhnt habe. Dann strecke ich mich. „Roman, darf ich reinkommen?“, ich weiß gar nicht wer an der Tür steht und schon gar nicht, was derjenige von mir will, aber ich sage trotzdem einfach so. „Ja.“ Kurz darauf steht Aiden in meinem Zimmer. Seine schwarzen Zotteln stehen von seinem Kopf ab und er schaut mich geschockt an. „Du pennst ja noch!“, wie ich penne noch? Ist das nicht mein Recht? Außerdem schlafe ich nicht mehr, Aiden hat mich doch geweckt. Etwas verpeilt drehe ich den Kopf und schlucke. „Shit!“, stoße ich vor Schreck aus und springe auf. Ich verliere dabei fast den Halt, schaffe es aber noch gerade so doch stehen zu bleiben. Ich rudere mit den Armen und stehe dann doch noch fest. „Mh, schick, schick.“, höre ich Aiden sagen und er scheint von dem Problem, dass wir Beide verschlafen haben weniger beeindruckt. Nein, viel mehr noch habe ich das Gefühl, dass es ihn gar nicht interessiert. „Was?!“, ich schaue ihn perplex an, während er auf mich zu kommt. Ich schaue immer noch relativ perplex drein und dann sehe ich seine kobaltblauen Augen verdammt nahe vor mir. „Wenn wir doch bloß nicht so in Eile wären…“, murmelt er und ich starre von seinen Augen, auf seine Lippen und wieder zurück. Die blaue Tiefe schaut mich gefährlich an und ich schlucke. „Was machst du denn Aiden? Wir müssen doch los…“, versuche ich mich, mehr schlecht als recht, aus dieser Misere zu retten. Doch er setzt seine Hand nur an meiner Taille an und wandert weiter nach unten und in dem Moment macht es klick. Erst jetzt registriere ich worauf Aiden hinaus will und flüchte nach hinten, das einzige, was ich in dem Fall tun kann, ist auf das Bett zu fallen. Aiden beginnt zu grinsen, als ich vor ihm sitze oder viel mehr liege. Wie kann Aiden nur so die Zeit verschwenden, wo wir es doch so eilig haben. Aiden beugt sich nach vorne und ich gebe, aus welchem Grund auch immer, nach. Ich starre ihn die ganze Zeit an. Seine Augen verdunkeln sich und spiegeln scheinbar Lust wieder. „Aiden…?“, er sagt nichts, grinst nur und drückt mich hinunter, mein Kopf kommt dabei leicht gegen die Wand und so liege ich unter ihm, während er nur immer näher kommt. Sein Grinsen verpufft und er schaut nun ganz ernst drein. Mit der Rechten stützt er sich neben mir ab, die Linke streicht über meinen nackten Oberkörper, ich erschauere unter dieser Berührung. Eine Gänsehaut macht sich auf meiner ganzen Haut breit, mein Atem stockt, als er mir noch näher kommt. „Eigentlich haben wir doch nichts zu verlieren…“, flüstert er leise gegen meine Lippen, „wir sind so oder so zu spät.“, damit ist die linke Hand an meinem Hosenbund angekommen, ich beginne leicht zu zittern, weil ich weiß, was jetzt gleich kommt. Meine Morgenlatte hat sich nämlich auch noch nicht verdünnisiert. Sie allein ist der Anlass dazu, dass Aiden über mir gebeugt ist. Er riecht nicht so wie letztes Mal nach einem männlichen herben Aftershave, wie sollte er auch? Er sieht auch so aus, als sei er gerade aus seinem Bett gestiegen. „Ja, aber wir müssen es doch nicht übertreiben…“, murmle ich ihm leise entgegen und versuche seinem Blick auszuweichen, währenddessen arbeiten meine Hände daran, die Hand von Aiden weg zu schieben. Dieser sieht mich nur selbstgefällig an. „Angsthase.“, meint er ernst und mein Blick trifft wieder sein Gesicht. „Ich…bin kein Angsthase, ist dir vielleicht schon mal in den Sinn gekommen, dass ich nichts von dir will?!“, frage ich leicht verärgert, aber er schüttelt nur stumm den Kopf und senkt seine Lippen auf die Meinigen. Sie fühlen sich so gut wie das letzte Mal an und ich atme tief ein, bevor ich willig meinen Mund öffne, als Aiden Druck macht. Er lässt seine Zunge wandern, ich spüre sie an meinen Lippen, spüre auch wie sie meine Zunge umfängt. Dabei sehe ich Aiden die ganze Zeit an, er erwidert den Blick hart und hebt dann meinen Hosenbund an, wandert mit der Hand hinunter. Ich verfluche mich selbst, dass ich meine Deckung habe fallen lassen und fluche noch mehr, dass ich mich von ihm so küssen lasse und es außerdem noch genieße! Als Aiden mich nun endgültig an meiner Morgenlatte berührt, spüre ich die Gänsehaut auf meiner Haut und in dem Moment macht es bei mir klick. Ich will nicht mit ihm schlafen, nicht jetzt. Nicht so. Ich habe es mir wie ein Abenteuer ausgemalt, aber das heißt nicht, dass ich hier in diesem Bett, jetzt, mit Aiden schlafen will. Ich beiße meinem Gegenüber auf die Zunge und dieser knurrt einen Moment, ehe er seine Hand aus meiner Hose sieht. Damit löse ich den Kuss und rutsche mein Bett hinunter, sodass ich auf dem Boden sitze. Meine Position mag jetzt nicht die Beste sein, weil ich direkt vor Aidens Shorts sitze, aber dieser scheint gerade ein wenig angesäuert zu sein. „Wieso hast du das gemacht?!“, will er knurrig von mir wissen und geht einige Schritte nach hinten, bevor er sich zu mir runter beugt. „Das habe ich doch schon erwähnt.“, gebe ich ebenso zurück und Aiden drückt mit seiner Hand auf meinen Brustkorb, ich spüre die harte Kante des Bettes in meinen Rücken stechen. „Glaub nicht, dass du damit davon kommst, Roman.“, er gibt mir noch einen leichten Stoß, sodass ich schmerzverzerrt auf keuche. Dieser Bastard, was fällt ihm ein? Er bedroht mich hier und wieso ist er so seltsam? Ich verstehe das nicht. Warum will er unbedingt Sex mit mir?! „Merk dir eins, Roman.“, er steht mittlerweile an der Tür und dreht sich noch einmal ernst zu mir um. „Was ich will, das bekomme ich auch und zwar immer!“, damit verlässt er mein Zimmer. Ich bleibe auf dem Boden sitzen und eine unangenehme Gänsehaut macht sich bei mir breit. Aiden ist mir nicht Geheuer und nun höre ich auch Michaels Worte in meinem Kopf wieder. Er hat schon von Anfang an gesagt, dass ihm Aiden nicht Geheuer ist und nun haben wir ihn hier. Ich hätte auf Michael hören sollen, schließlich verstehen wir uns schon von Anfang an und das ist ja auch nicht einfach so selbstverständlich… Ich seufze, dann erhebe ich mich und mache mich auf dem Weg zur Uni. Ich bin zu spät, das weiß ich, aber das tut ja auch nichts zur Sache. Die anderen haben sicher für mich mitgehört. Als ich in der Uni ankomme, herrscht reges Treiben, dort wo ich eigentlich eine Lesung hätte, stehen etliche Männer vor. Sie alle tragen Anzüge und sehen sehr akkurat aus. Ich hebe nur einen Moment lang skeptisch die Augenbraue, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter fühle. Erschrocken drehe ich mich zu demjenigen, der mich berührt und sehe dann schon Nicks überdimensionales Grinsen. „Nach auch endlich ausgeschlafen, Krümel?“, will er von mir wissen und ich nicke leicht, blicke mich dann aber auch schon wieder um. „Was ist denn hier los? Was machen die ganzen Kerle hier?“, meine Antwort dazu kommt nicht von Nick, sondern von Anna, die lieb lächelnd von mir steht. „Momentan haben wir hier Bundesdemokraten oder jene, die sich dafür interessieren. Sie halten hier einige Seminare. Ist bestimmt interessant.“, gibt Anna zum Besten und ich nicke verständlich. Interessant, daran hätte ich ja nun als Letztes gedacht. „Quatsch mit Soße, Anna, das hier ist was für Freaks, schau die dir doch mal an. Alle in Anzug. Furchtbar, die haben doch alle keinen Style.“, sie grinst und weiß genau, wie Anna es hasst, wenn Jules so oberflächlich ist, aber das tut sie nur um ein wenig zu ärgern. Ich aber lasse den Blick weiter wandern. Kein Aiden zu sehen. Eigenartig. Ich habe gedacht, dass dieser sich sofort wieder an mich Kletten würde oder zumindest an Nick. Aber er ist nicht hier. Mh. Vielleicht interpretiere ich in die Worte von vorhin auch einfach zu viel hinein. Wer weiß das schon. Ich gähne noch einmal, dann kommt schon unser Dozent, er scheint durcheinander und weiß gar nicht, was jetzt los ist. Ich strecke mich noch einmal, dann drehe ich mich zur Tür. „Wollen wir nicht gehen? Hier passiert doch nichts mehr.“, es sind noch 5 Minuten bis die Vorlesung beginnt und irgendwie regt sich hier gar nichts. Ich habe keine Lust mehr zu warten und überhaupt auch gar keine Lust auf so eine Übung, die wir noch machen müssen. „Kommst du nachher mit zu Jill?“, lenkt Nick ab und ich seufze. Ach ja. Jill. Der arme Kerl ist wegen mir abgestürzt. Eigentlich bin ich ihm ja noch etwas schuldig, also macht es doch Sinn, wenn ich zu ihm gehe. Vielleicht ist er sogar gesprächiger wenn Nick dabei ist. „Ja natürlich. Ich muss mich doch noch entschuldigen.“, ich lächle schief und Nick stimmt mir zu. „Hast du recht, er sah heute früh wie eine Leiche aus und hat sich schon ein paar Mal übergeben. Vielleicht geht es ihm nachher besser.“, Jules lehnt sich über meine Schulter, weil sie Nicks und mein Gespräch interessant findet. „Wer ist Jill? Ist er süß?“, ich grinse leicht und blicke schräg über meine Schulter zu Jules. „Wenn du ein Kerl wärst, hätte er sicher Interesse an dir.“, mein Grinsen wird noch etwas breiter, auch Nick grinst mal wieder. „Wie unfair, warum kennst du eigentlich nur Schwule?“, ich schüttle leicht den Kopf, ich kenne doch nicht nur Schwule. „Ich kenne auch jemanden, der nicht schwul ist.“, meine ich stolz und Jules umarmt mich noch fester. „Wer ist es?“, ich könnte sie nun austricksen und sagen, dass Jules doch nicht schwul ist und Anna auch nicht, aber ich verkneif es mir. „Michael. Mein Mitbewohner.“, Jules schaut mich fragend an. „Wirklich? Warum kenne ich ihn noch nicht?“, sie zieht einen Schmollmund und lässt mich los, ich seufze nur. Sie ist wirklich ein Schauspieltalent. „Wochenende lernst du ihn doch kennen, bei unserer Einweihungsfeier!“, sie lächelt und nickt, ehe sich Anna auch einmischt. „Davon hast du ja noch gar nichts erzählt!“, teilt sie uns empört mit und auch Nick stimmt mit ein. „Oh echt nicht? Na ja. Ihr seid eingeladen, ein paar Freunde von Michael kommen auch und Jill können wir ja auch einladen, vielleicht sogar mit kleiner Gesangseinlage, was meinst du Nick?“, ich habe noch gar nicht daran gedacht, dass Jill ja singt, außerdem habe ich ihn ja erst kennen gelernt, aber das wäre doch eine gute Möglichkeit für eine Entschuldigung. „Damit beutest du ihn ja noch mehr aus. Ich weiß, was du jetzt denkst, aber nein. Du musst dir schon was Besseres einfallen um dich bei ihm zu entschuldigen.“, erklärt mir Nick nur und klopft mir leicht auf die Schulter. Er hat ja Recht. Nick kennt mich einfach viel zu gut. Gerade, als ich erklären will, wie ich mir die Party gedacht habe, kommt unser Dozent. Nun müssen wir wohl doch lernen. Nachdem die Übung vorbei ist und auch die anschließende Lesung mache ich mich mit Nick auf dem Weg zu ihm in die Wohnung. Er wohnt alleine hier und hat eine wirklich tolle Wohnung. Sie ist klein, aber fein. Ein Platz zum Schlafen auf der Couch ist auch immer vorhanden, das ist echt praktisch. Finde ich zumindest. Denn hin und wieder werde ich jetzt sicher bei Nick herum hängen und dann werde ich ihn auch des Öfteren besuchen. Als die Tür aufgeht, höre ich nur ein Scheppern und dann schaut ein Rotschopf um die Ecke. „Man habe ich mich erschrocken.“, gibt dieser dann leicht verlegen von sich und schaut zu Boden. „Hallo Roman.“, fügt er dann leise an und ich trete in die Wohnung, ziehe erst einmal die Schuhe aus. „Hallo Jill, wie geht es dir? Hoffentlich besser?“, frage ich und werfe dabei einen Blick zum Rothaarigen nach oben, während ich meine Vans ausziehe und hinstelle. Nick latscht einfach an uns vorbei in seine kleine Küche. „Wollt ihr was trinken?“, fragt der beste Gastgeber, den ich kenne. „Natürlich habe ich Durst nach so einem Uni-Tag.“, gebe ich von mir, als wäre ich gerade 100-Meter gesprintet, dann sehe ich wieder zu Jill, der mir seinen Dackelblick schenkt. „Ich will nichts und D-danke der Nachfrage Roman, mir geht’s schon wieder ganz gut.“, er streicht sich durch seine roten Haare und ich tue es ihm nach, wuschle direkt durch seine Haare. „Nun sei nicht so schüchtern.“, Jill schüttelt den Kopf. „Ich bin nicht…schüchtern.“, daraufhin nicke ich aber wieder. „Doch bist du, aber das ist ja nicht wichtig. Ich würde dich als Entschädigung gerne auf einen Kaffee einladen oder ein schönes Essen beim Italiener vielleicht, was du willst.“, das ist meine Entschädigung. Ich finde, dass das doch ganz gut klingt, oder nicht? Jill scheint das nicht wirklich so zu finden. Jedenfalls schweigt er ganz schön lange und sieht mich einfach nur an. Heißt das jetzt, er will lieber nicht mit mir Essen gehen? Es wirkt wohl so. Schade dabei habe ich mir das so toll ausgemalt. Anscheinend Fehlanzeige. Nun ja, dann muss ich mir eben etwas Anderes ausdenken. Wenn ich nur wüsste was? „Du willst wirklich mit mir Essen gehen?“, fragte Jill leise nach und scheint dabei absolut ungläubig, sein Blick verrät mir, dass er denkt ich würde mir nur einen Spaß aus ihm machen. „Natürlich, sonst hätte ich es dir doch nicht angeboten.“ Wieder ein Moment Stille. Was ist nur mit Jill? Will er nun doch? Wenn ich ihn mir so ansehe, kann ich ein leichtes Funkeln in seinen Augen sehen. Was er wohl denkt? Da ich mich etwas unsicher fühle, ob der Ungewissheit, fange ich an auf meiner Unterlippe herum zu kauen, was nicht gerade die feine Art ist, aber ich hasse es so auf die Folter gespannt zu werden. „Danke…“, murmelt er jetzt, so als hätte er keine Pause von gefühlten Stunden gemacht. Er hat diesen leichten Rotschimmer auf den Wangen und ich lächle nur mild. Er ist aber auch einfach zu süß, da kann man sagen, was man will. Er ist so furchtbar schüchtern, traut sich kaum mir in die Augen zu schauen, dabei hat er diesen Dackelblick. Mir ist vollkommen unverständlich, dass er noch immer keinen Freund hat. „Danke? Wofür?“, ich hebe fragend die Augenbrauen an und schaue in Jills dunkelbraune Augen. „Einfach nur so.“, meint er leise. Ich weiß nicht, warum er mir dankt, ich weiß auch nicht, was er damit meint, aber ich werde mit ihm Essen gehen. Am besten gleich. „Na gut…wann hast du den Zeit?“, er schaut mich wieder an. Ich bin überrascht, dass er meinem Blick heute nicht so sehr ausweicht, wie auf der Party gestern. Er scheint sich irgendwie ermutigt zu haben. „Heute nicht mehr, ich muss zur... Bandprobe. Ich hoffe das ist okay…“, ich nicke verständlich. Sicher, die Bandprobe ist viel wichtiger als ein harmloses Essen bei einem Italiener. „Morgen…“, meint er, „morgen könnte ich, aber erst am Abend.“, seine Stimme wird immer leichter und der Rotschimmer auf seinen Wangen immer stärker. „Gut dann morgen. Am besten wir gehen italienisch Essen, ich kenne einen, der ist echt lecker.“, ich lächle ihn an und er tut es mir schüchtern gleich. Im nächsten Moment umarmt mich mein Kuschelteddy Nick von hinten und hält ein kleines Glas vor mein Gesicht. Er küsst mich leicht auf die Wange. „Na? Worüber habt ihr euch unterhalten?“, ich lächle nur und sage nichts und Jill ist ganz rot geworden. Das kann ja ein lustiges Date werden, denn so wirkt es jetzt, aber ich denke ich werde mit Jill schon ganz gut zu Recht kommen. Er ist schließlich süß und unglaublich schüchtern, aber je länger ich ihn kenne umso offener wird er. Den Abend haben wir noch bei Nick verbracht, Jill musste dann irgendwann zu seiner Bandprobe. Damit habe ich mich dann auch nach Hause verabschiedet. Nick hatte mir erklärt, dass die Straßenbahn mit der wir gefahren waren zwar bis 0 Uhr durchfuhr, aber ich hatte keine Lust den Tag so lang werden zu lassen. Ich musste schließlich noch etwas lernen, wer früh anfängt, hat später weniger zu tun! Außerdem wollte ich nicht bei Nick bleiben. Ich hatte von ihm in den letzten Tagen echt genug. Ich brauche mal eine Pause. Das klingt jetzt vielleicht gemein, aber ich bin leider der Typ Mensch, der nicht lange mit einem anderen zu Recht kommt. Ich brauche hin und wieder eine Pause von Freunden. Klingt das gemein? Ich weiß nicht. Ich kenne einige, die auch so sind. Obwohl ich mir vorgenommen hatte zu lernen, wird das wohl nichts. Na ja. Ich schaffe es einfach nicht mich zu konzentrieren. Das geht momentan einfach nicht. Es gibt so viel, was die einem bei der Vorlesung alles beibringen wollen, dass irgendwann das Gehirn streikt. Es kann einfach nicht mehr und das ist irgendwie furchtbar. Aber ich gebe trotzdem nicht auf. Wenn ich das jetzt schon tue, dann kann ich das Studium gleich beenden. Außerdem gibt es doch noch so viel, was ich entdecken möchte, so viele Dinge, die ich lernen möchte. Es ist ja nicht so, dass mich mein Studium nicht interessiert, es ist nur alles irgendwie anders als in der Schule. Ich habe zwar mehr Freizeit, weil meine Lesungen meist nur bis maximal 16 Uhr gehen, zumindest momentan, aber trotzdem ist es irgendwie anders. Die Schule hat einem einen Weg vorgegeben. Die Lehrer haben einem teilweise genau diktiert, was man aufschreiben muss. Viele haben Stoffeingrenzungen bei Tests gegeben, aber das hat man hier nicht. Man muss für eine Klausur lernen in der ALLES dran kommt, was man im Halbjahr hatte. Die kleine Stoffausgrenzung, die die Dozenten machen umfasst meistens im Skript nicht mehr als 2 Seiten. Ich lehne mich an die Couch und schließe die Augen. Vielleicht kann ich ja ein wenig Fernsehen, vielleicht entspannt mich das ja. Als ich den Fernseher anschalte, klingelt nervtötenderweise mein Handy. Was den nun? Ich will doch einfach nur entspannen. „Ja…?“, frage ich deswegen müde, der an Ende der anderen Leitung fühlt sich davon wohl ganz und gar nicht gestört. „Hi Roman, ich bins Tony, erinnerst du dich noch?“, ich hebe fragend eine Augenbraue wohlwissend, dass er es nicht sehen kann. Tony? Ich kann mich nicht an einen Tony erinnern. Jedenfalls gerade nicht… „Oh, dann hab ich wohl keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, hm?“, er klingt ein wenig enttäuscht, aber mal ehrlich. Ich habe in letzter Zeit so viele Namen in der Uni gehört, dass ich gar nicht mehr weiß, wer wie heißt. Ich kann Geschichten von den verschiedenen Leuten gar nicht mehr zuordnen und verwechsle den ganzen Tag, wer mit wem zusammen war oder wo herkommt und da soll ich wissen, wer ein gewisser Tony am Telefon ist? „Na ja, was solls. Michael solltest du ja noch kennen, der wohnt bei dir und ich bin sein Kumpel, erinnerst du dich jetzt?“, ja. Tatsächlich. Jetzt macht es klick. Tony, der aufdringliche Kerl, der mit mir ausgehen wollte. Ich habe gedacht der meldet sich gar nicht mehr. Ich habe ihn einfach vergessen, weil er mir zu unwichtig war. Ich hab momentan sowieso genug zu tun mit Jill und Nick und dann sind da noch die Leute aus der Uni. Wir wollen nächste Woche feiern gehen, ich bin wirklich gespannt, was da so passiert. „Ja, jetzt.“, ich lächle auf der anderen Seite des Telefons. „Was ist den los?“, will ich wissen, der Kerl wird schließlich nicht umsonst angerufen haben, sonst hätte er sich sicher schon viel früher gemeldet. „Ach na ja ich dachte, ich meld mich mal bevor du mich vergisst, aber nun ist es ja zu spät. Du hast mich schon vergessen…“, er macht eine Pause, ich hebe dabei nur skeptisch die Augenbraue. Er ruft mich tatsächlich an um sich „zu melden“. Wer hätte das gedacht. Wo dem nun aber so ist, habe ich eigentlich keine Zeit für ein Telefonat. Ich muss doch noch lernen. „Das macht aber nichts. Ich kann ja dein Gedächtnis ein wenig auffrischen. Also, wo fang ich an…?“, er tat so, als müsste er lange nachdenken, dabei setzte er ungefähr 2 Sekunden später wieder an. „Am besten ganz vorn, also meine Name ist Anthony. Meine Freunde nennen mich Tony, so wie Michael beispielsweise. Ich bin gutaussehend und war verdammt scharf darauf mit dir ein Date auszumachen, als ich mir die Wohnung angeschaut habe.“, ich gebe nur ein leichtes „Mh“ von mir, dann konzentriere ich mich auf den Fernseher. Tony redet ungeachtet dessen weiter. Er erzählt mir, wie er Michael kennen gelernt hat. An sich ganz interessant, aber seine Stimme ist so nerv tötend und ohnehin lässt er mich nicht zu Wort kommen. Was mich schon ein wenig stört. Ich räuspere mich und Tony stoppt einen Moment. Ich nutze diese Gelegenheit um aus diesem Monolog einen Dialog zu machen. „Ist wirklich interessant, was du mir da erzählst.“ Ich heuchle, das weiß ich, aber ich kann anderen Menschen nicht einfach so sagen, wenn sie mir auf den Geist gehen. Dafür bin ich einfach zu nett. Ich ziehe solche Leute auch einfach magisch an. In der Uni ist auch so ein nervender Kerl, der mich nicht in Ruhe lässt. Er denkt vermutlich sogar, dass wir so etwas wie beste Freunde seien. Ich hoffe, ich kann ihm diese fixe Idee irgendwann aus dem Kopf schlafen. „Aber ich muss noch lernen und ehrlich gesagt, bin ich auch ziemlich KO. Also könnten wir das Gespräch vielleicht ein andermal fortsetzen, bitte?“, ich klinge tatsächlich geschafft und ich habe das Gefühl hören zu können, wie Tony lächelt, auch wenn das eigentlich gar nicht möglich ist. „Klar, tut mir Leid. Ich rede immer so viel, wenn ich nervös bin.“, gibt er peinlich berührt zu. „Wie wärs, wenn wir uns irgendwann mal treffen. Übers Handy redet es sich ja so doof.“, erklärt er, ich zucke mit den Schultern. Ich habe nichts dagegen. Tony scheint immerhin ganz nett zu sein, jedenfalls dann, wenn er gerade nicht spricht und das tut er ja gerade nicht. „Von mir aus, aber am besten du rufst mich morgen noch mal an, ja? Dann machen wir was aus. Heute kann ich kaum noch denken…“, meine ich nur dazu und höre von Tony ein leises „Okay“, dann verabschiedet er sich. Ich tue es ihm gleich, lege auf und starre auf das Telefon. Dann entscheide ich mich es auszuschalten, wer weiß, wer mich sonst noch so anruft. Ich hab einfach keine Lust auf ein Gespräch gerade. Ich will einfach nur entspannen. Ich bin auch froh, dass gerade niemand da ist. So habe ich tatsächlich meine Ruhe. Kapitel 5: Mister America ------------------------- Kapitel 5: Mister America „No, get out. Get out! Damn it.*“, ich höre ein Brüllen, als ich die Tür zu unserer Wohnung betrete, dann geht mit einem lauten Knarren die Tür auf. „Couldn’t you just leave me alone? I dont want it anymore. Get out.“, ich schaue erschrocken zur Quelle des Lärms und kann nur Aiden sehen, wie er dort auf dem Boden sitzt in seinem Zimmer. Ein junger Mann steht vor ihm. Er wirkt sehr kräftig, hat kurze blonde Haare, ein Typ, wie jeder andere. Mir fällt an ihm nichts Besonderes auf, aber dafür irritiert mich das Aiden auf dem Boden sitzt. Als er mich sieht, wirft er mir einen Blick zu, den ich nicht deuten kann. „Didnt ya tell me that you want it? Didnt you say you want to hear me moaning? Didnt you?“, ich mustere meinen Mitbewohner, der andere hat mich scheinbar noch nicht gehört oder bemerkt. Umso besser. Er scheint auch nicht Deutsch zu sein, ich könnte also sowieso kaum mit ihm reden. Dafür hat er ein verdammt lautes Organ, er knurrt auch leise. Ich wüsste zu gern, was das für ein Kerl ist. Was will er nur von Aiden?! „I…I….do.“, nuschelt Aiden und wirkt wie ein verängstigtes Kaninchen, das weder ein noch aus weiß. „But…“, der große Blonde beugt sich nach unten, erst jetzt sehe ich, wo der Koloss nicht mehr da steht, das Aiden nichts weiter trägt, als seine Shorts. Seine Haut wirkt so, als wäre sie gerötet, manche Stellen wirken wie Knutschflecke. Knutschflecke? Ich werde leicht rot. Ich glaube, dass das nichts ist, worum ich mich kümmern sollte. Vielleicht war das seine Art mit anderen Männern zu schlafen. Vielleicht hatten sie gerade Sex gehabt und ich war unpassender Weise dazwischen geraten. Ich schleiche einfach weiter vorbei. In meinem Zimmer angekommen schließe ich einfach die Tür. Was ich nicht sehe, nicht höre, dass betrifft mich nicht, oder? Ich bin unsicher, ich weiß wirklich nicht, was er von der Sache halten soll. Vielleicht soll ich Aiden helfen? Ich ringe mit mir selbst, es ist ja nicht so, dass er mir egal ist. Schließlich ist er mein Mitbewohner aber hätte ich eine reelle Chance gegen den blonden Riesen bei Aiden? Und vielleicht war es ja tatsächlich so eine Art Sex-Rollenspiel…auch wenn mir die Situation eigenartig erscheint. Der Blonde beugt sich zu Aiden hinunter, dieser weicht nur langsam nach hinten. Alles, was er noch hinter sich hat ist sein Schreibtisch, nicht mehr und nicht weniger. Er spürt das kalte Holz an seinem nackten Rücken und zuckt leicht zusammen. „Hör auf damit, Henry. Es reicht verdammt, hau endlich ab.“, der Blonde schüttelt den Kopf, ein dickes Grinsen stiehlt sich auf sein Gesicht. „Was ist bloß los, Prinzessin?“, er streicht dem auf dem Boden liegenden Aiden einige schwarze Strähnen aus dem Gesicht, dann zieht er den anderen an den Haaren nach oben. „Hast du Angst? So wie damals…?“, Aiden kennt diese Situation, er kennt alles daran, einfach alles. Aiden lebte schon seit Jahren hier in Deutschland, ein Land, das ihn nie wirklich interessiert hatte. Die Kultur war hier so seltsam, das Essen viel zu klein, die Menschen zu eigenartig. Aber es gab auch gute Seiten an diesem Land, er mochte es. Die süßen Jungen, die hier durch die Straße liefen, dieser besondere Style, den sie allesamt hatten. Darauf war Aiden aus, er mochte diese Jungs hier und wusste, dass er noch seinen Spaß haben würde. Durch die Zeit in Deutschland hatte er eine Menge gelernt, nicht nur, dass die Männer hier ziemlich verschlossen waren, sie mochten es auch größtenteils nicht, wenn man sich ihnen freundlich näherte. Aiden selbst nahm dies als Gelegenheit ein wenig zu experimentieren. Er stellte fest, dass er als der „Bösewicht“ besser an die Männer heran kam. Sie wollten mit ihm schlafen, weil er als interessant angesehen wurde. Deswegen übernahm Aiden diese Art und Weise des Lebens auch für Amerika. Mit 18 machte er dort wieder Urlaub. Er war lange nicht hier gewesen und besuchte einige Freunde, die er noch hatte. Es waren nicht mehr viele, da er ja einige Jahre lang in Deutschland gelebt hatte. Nun war es aber auch so, dass er, so jung wie er eben war, auch Interesse an den Kerlen hier in Amerika hatte. Mit der Zeit hatte er total verlernt, wie die Kerle hier alle drauf waren. So kam es auch dazu, dass er Henry kennen lernte. Er war in einen dieser bekannten Szeneclubs gegangen, die Musik war wie immer laut gewesen, der Rauch erfüllte den Raum und das Licht der Discoleuchte flackerte durch den ganzen Raum. Aiden war ganz benebelt davon, aber dennoch in Aufreißerlaune. Er ging durch die Masse hindurch, reizte die Kerle in denen er ihnen entweder einen Klaps gab oder sie anrempelte. Ein blonder Kerl aber zog ihn besonders an. Er trug so ein enges Muskelshirt, wirklich sexy, die blauen Augen dazu und dann diese enge Hose, die wirklich mehr zeigte, als sie verbarg. Aiden stieg das Blut zum Kopf und dann auch zu seiner Körpermitte. Er war angetan von diesem Typen und war für eine schnelle Nummer zu haben. So ging er auf diesen Kerl zu und flirtete ihn genauso an, wie er es bei den europäischen Kerlen gemacht hatten, aber der war wohl ganz anders. Er war nicht so ein Bubi, der nicht wusste, wie man ein Kondom überzog, er wusste genau was er wollte. Eine ganze Weile ließ er Aiden für sich tanzen, drängte sich aber gegen ihn und Aiden blieb schlichtweg die Luft weg. Er spürte, wie der Kerl begann ihn zu regieren, wenn man das so ausdrücken konnte. Er küsste Aiden, wann er es wollte, er presste seine Hüfte an die von Aiden und dieser wusste nicht, was er tun sollte. So etwas hatte er noch nie erlebt und der Typ war ihm langsam eine Nummer zu heiß, aber dieser ließ nicht locker. Er sprach die ganze Zeit davon, dass Aiden doch gesagt hatte, dass er ihn stöhnen hören wollte, dass er ihn hatte flachlegen wollen, so war es doch gewesen, oder nicht? Aiden sah sich hilfesuchend nach anderen um, aber sie alle knutschten herum oder fummelten. Immer mehr wurde Aiden in den Darkroom geschleift. Jene, die ihn bemerkten, dachten, dass er darauf stehen würde. Aber das tat er doch gar nicht. Aiden riss sich aus den Klauen dieses Typen und rannte. Er wollte ihn nie wieder sehen, er rannte hinaus aus dem Club und blieb draußen stehen. Dort atmete er tief durch und war zufrieden. Wie hatte er auch damit rechnen können, dass dieser Kerl sich zu einem echten Stalker entpuppen würde. Die ganzen 2 Monate, die Aiden in Amerika war, wurde er diesen Typen nicht los, dabei wusste er nichts weiter von ihm als seinen Namen. Henry. Henry war, wenn man es so betrachtete, ein kräftiger Kerl. Wenn man ihn aus der Straße sah, würde man nicht im Entferntesten daran denken, dass er eventuell schwul war. Nein, das war ein Mann. Er arbeitete als Bauarbeiter und hatte deswegen mehr Muskeln, als Aiden. Er war stärker als er. Leider hatte Aiden das zu spät registriert. Er war so versessen auf diesen blonden sexy Body gewesen, dass er einfach nicht auf irgendwelche Nebenwirkungen geachtet hatte. Nun stand Aiden selbst am Straßenrand. Auf der anderen Straßenseite arbeitete zurzeit Henry, der ihn alle 5-Minuten aus seinen meeresblauen Augen anblickte. Aiden konnte es sich nicht erklären. Henry war ihm, in irgendeiner Weise, doch unheimlich, andererseits war er von diesem Kerl fasziniert. Egal, wen Henry ansah derjenige blieb stehen und starrte zurück. War es dessen Ausstrahlung, die Aiden so faszinierte? Oder sein einnehmendes Wesen? Aiden wusste es selbst nicht, aber Henry gab ihm auch nicht die Möglichkeit darüber nachzudenken. Wenn er nicht gerade am Arbeiten war, tat er alles um Aiden zu verführen, er küsste ihn überall und nirgends. Er störte sich nicht mal daran Aiden bloß zu stellen und diesem auf der Straße einen Runterzuholen. Dabei hatte er dann immer dieses dreckige Grinsen, das seine wahre Natur nur zu leicht zeigte. Obwohl Aiden dies alles nicht so sehr gefiel, löste es in ihm so ein Gefühl aus, er fühlte sich wie in einem Rauschzustand. Immer wieder pumpte das Adrenalin durch seinen Körper und er fühlte sich verdammt geil damit. Allerdings spitzte sich die Situation einen Abend zu. Henry war mit Aiden ausgegangen. Für Aiden war das kein Problem, er freute sich sogar darauf endlich mal ein paar andere Kerle zu treffen, aber Henry sah das nicht so. Den ganzen Abend lang presste er Aidens schmalen Körper an sich, zeigte offensiv, dass dieser Körper ihm gehörte. Aiden war sich nicht mal sicher, ob Henry wirklich ihn, seinen Charakter mochte, oder doch nur auf das körperliche bedacht war. So begann Aiden sich unwohl zu fühlen, er drückte den anderen an der Brust von sich und starrte ihn dunkel an. „Lass los, Henry…“, hatte er lauthals gerufen und dieser hatte den Griff um Aidens Hüfte nur verstärkt. „Henry…“, jammerte Aiden dann, versuchte diesem Schraubgriff zu entkommen, aber der Griff wurde nur noch ein Stück härter. Das war wie Treibsand, je mehr man sich bewegte, umso mehr sog es einen auf, so war es mit dem Griff hier auch. Je mehr Aiden wegwollte umso stärker wurde Henrys griff. Die anderen blickten schon auffällig zu ihnen hinüber und in dem Moment wurde es Henry wohl zu bunt. -Aiden POV- Ich weiß nicht mehr, wieso er plötzlich reagiert hat, wie er es eben getan hat. Der Schmerz an meiner Hüfte war viel zu groß, der Druck den er auf mich ausübte, machte mir Angst. Erst jetzt wurde mir bewusst, wer Henry war und wie er war. Dominant. Er ließ mich nicht gehen. Ich dürfte das niemals freiwillig. Langsam begann ich zu zittern, meine Augen füllten sich mit Tränen und ich schlug beinahe ziellos auf Henrys Brust herum. „Lass los!“, flüsterte ich immer wieder, wie ein Mantra, so als würde es mir helfen, wenn ich es nur lange genug sagen würde. Tat es aber nicht. Henry bahnte sich hart den Weg durch die tanzende Masse. Ich habe einige Kerle gesehen, die uns empört nachgesehen hatten, andere mussten nach dieser Rempelei wieder auf die Beine geholt werden. Ich tat nichts. Was sollte ich auch tun? In den letzten Wochen hatte ich gelernt, dass Henry sich durchsetzte, wenn er etwas wollte, nahm er sich das und selten achtete er dabei darauf, wie er es tat. Ich wurde von ihm zwar niemals geschlagen oder ähnliches, aber er war immer rau und hart. Zu Schmerzhaft für meinen Geschmack. Es war mir irgendwie immer ein wenig unheimlich. Trotzdem anziehend. Ich kann das gar nicht erklären. Er ist mir in einer Weise absolut fremd. Ich weiß nichts über ihn, nicht wie alt er ist, wie er lebt oder wie seine Eltern sind. Er erzählt nichts und damit meine ich absolut nichts. Alles, was ich wissen darf, ist dass er Bauarbeiter ist. Damit endet die Geschichte über ihn. Dafür fragte er mich auch nie etwas. Außer wo ich wohne oder ob ich Zeit habe. Ich mag seine Art nicht. Jedenfalls nicht wirklich. Aber ich dachte mir für die 2 Monate, die ich hier bin, halte ich ihn aus. Er ist ja hübsch, wenn man mal nur das Äußere betrachtet, aber eigentlich wär mir wohl ein kleiner schüchterner Junge lieber, als Henry. Doch so wie ich mich aus seinem Schraubgriff nicht befreien kann, schaffe ich es auch nicht mich von ihm zu trennen. So wie jetzt, Henry presst mich hart gegen eine Wand, ich stöhne schmerzverzerrt auf und blicke ihn an. Blaue Augen funkeln mich Dunkel an. Er lässt meine geschundene Hüfte los und seine linke Hand positioniert er neben meinem Kopf. Ich weiß nicht, wie ich mich in diesem Moment gefühlt habe. Ich hatte Angst, andererseits war wohl auch eine Art Schalk in meinem Blick. Ich hatte mich bis dato noch nie von einem Kerl unterkriegen lassen. Noch nie! Ich war bisher immer selbst der dominantere Teil, aber überall auf der Welt gab es einen Gegenpart, dem man nichts entgegensetzen konnte. Ich schlucke hart und beiße mir auf die Unterlippe, Henry aber grinst nur, ehe seine rechte Hand über meinen Körper streicht, von der Brust, zum Bauch, ehe er an meinem Hosenbund ankommt und verdammt fest an in meinen Schritt packt. Ich stöhne hart auf. Verdammt. Henry! „Du gehörst mir Aiden, verstehst du? Niemand wird dich mehr anfassen außer mir.“, seine Stimme ist so dunkel und gefährlich, während er mich hart massiert und ich einfach nur stöhnen kann. Henry ist mir zu stark. Ich kann ihm nichts entgegensetzen, dabei würde ich das so gerne. Aber die Worte von ihm schüchtern mich ein, eine Gänsehaut jagt über meinen Rücken und mein Atem stockt leicht, als Henry mit Leichtigkeit meine Hose aufknöpft und seine Hand darin versinken lässt, ihn nun direkter zu spüren erregt mich ungemein. Wieso bin ich ihm nur so ausgeliefert? Wieso genieße ich es jedesmal, wenn er mich erregt, wenn er mit mir schlafen will? Ich verstehe mich selbst nicht. Henry grinst mich dunkel an, während seine Hand mich massiert. „Du gehörst mir…“, flüstert er wie ein Mantra, dann drückt er mit seine Lippen auf meine und erzwingt sich Einlass in meinen Mund. Noch nie in meinem Leben bin ich auf diese Art und Weise geliebt worden. Henry hatte schon immer etwas Verzweifeltes an sich, er war immer rabiat. So als hätte er Angst etwas zu verlieren, dass er mal besessen hatte. Lange Zeit habe ich ihn nicht verstanden, habe ihn verurteilt und versuchte immer wieder wegzulaufen. Mein letzter Ausweg war Deutschland. Nun bin ich hier und alles, was ich tun kann, ist in die blauen Augen von Henry zu schauen. Am Rücken spüre ich kaltes Holz und es lässt mich erschaudern. Vorsichtig befeuchte ich meine Lippen, ich spüre Blut am Mundwinkel, aber ich werde mich dennoch nicht wehren. Gerade als ich ihm resigniert meinen Körper geben will, höre ich die Tür. Meine Rettung. Wenn es Matthias ist, wird er mir sicher helfen. Ich kneife die Augen zusammen, spüre Tränen und Schmerz und dann sehe ich Roman, für einen Bruchteil der Sekunde und noch während ich ihm in die Augen schaue, weiß ich, dass er mir hier nicht helfen kann. Vielleicht könnten wir ihn gemeinsam überwältigen, aber wieso sollte Roman mir helfen nachdem ich ihn überfalle? Ihm doch beinahe dasselbe antue, wie Henry es mit mir getan hat? Es ist Abend. Mittlerweile kenne ich seine Geschichte. Henrys Geschichte. Warum er so ist, wie er ist, trotzdem kann ich ihn nicht lieben. Er hat mir von seinem Stiefvater erzählt, von der ständigen Gewalt und den Schmerzen, die er immer und immer wieder erleiden musste. Henry ist kein schlechter Kerl. Er weiß nur nicht, wie er sich ausdrücken soll und irgendwie bin ich verwundert, dass er ruhig neben mir auf dem Bett sitzt. Er hat mir nichts weiter getan und sich sogar entschuldigt, dass er mich geschlagen und angeschrien hat. Es war nur so, dass er Angst hatte mich verloren zu haben. Ich verstehe diese Art von Liebe nicht, auch wenn dort etwas Verbotenes in Henrys Handeln lag und mich das immer irgendwie fasziniert hatte, so bin ich mir bewusst, dass ich ihn nicht liebe. „Komm mit mir zurück, bitte.“, haucht er schwach und sieht mich an, „ich weiß, dass ich dich die ganze Zeit fertig gemacht habe, dass ich dich zu Sex mit mir gezwungen habe und dir jegliche Freiheit genommen habe, aber…bitte, verzeih mir.“, seine Stimme wird immer leiser, während er sich fahrig durch seine Haare streicht. „Ich kann nicht.“, gebe ich zurück und sehe ihm in die Augen, er lächelt traurig. „Es ist unentschuldbar, oder?“, ich nicke leicht, ehe ich mit meinem Handrücken das getrocknete Blut von meiner Unterlippe wische. „Ich könnte nie etwas mit dir anfangen, weil ich immer wieder an das zurück denken würde, was du getan hast. Du hast mich nicht nur einmal gewaltsam genommen und das weißt du. Ich kann da nicht einfach drüber hinweg sehen, das geht nicht.“, Henry nickt und erhebt sich vom Bett. „Ich weiß…aber lass uns Freunde bleiben, ja?“, Freunde? Das klingt in meinen Ohren absolut surreal. Ich verstehe nicht, was er damit meint. Wir sind bisher keine Freunde gewesen und ich weiß auch nicht, ob das mit uns klappen würde. Ich zweifle stark daran, trotzdem ist es sein Gesichtsausdruck, der mir verdeutlich, dass er es sehr wohl ernst meint. Ich nicke leicht. „Vielleicht.“, füge ich noch flüsternd hinzu, dann sehe ich wie Henry sich seine blaue Jacke greift, diese überzieht und dann das Zimmer verlässt. „Wir sehen uns.“, ruft er mir noch zu, während er in seine Slipper schlüpft und dann die Wohnung verlässt. Vollkommen verwirrt bleibe ich zurück. Was war das? Wieso war er nun so geknickt? Hatte er tatsächlich geglaubt, dass ich ihm verzeihen würde, nachdem er mich verfolgt hatte? Nachdem er mir forcierte mit ihm zu schlafen? Ich schüttle stumm den Kopf und stehe dann auch auf. Abgesehen davon, dass ich nicht viel trage, geht es mir verhältnismäßig gut. Trotzdem diese Begegnung mit Henry…wie hat er mich nur gefunden? Ich bin extra aus Amerika geflohen. Ich hätte auch dort bleiben können und das College besuchen, aber ich habe gedacht, dass die Flucht nach vorne mich weiterbringen würde. Nun bin ich genau da, wo ich angefangen habe, außer das Henry gesagt hat, dass er mich in Ruhe lässt. Hätte ich das von Anfang an so einfach haben können? Ich verlasse mein Zimmer, der Flur ist leer, es ist niemand hier. Die Tür zu Romans Zimmer ist geschlossen. Ich gehe ins Bad, es hängt immer noch kein Spiegel dort, aber ich wasche mich trotzdem, weil ich mich in meiner Haut unwohl fühle, dann gehe ich zurück. Mir kommt das alles ein wenig unreal vor und so wirklich kann ich das hier nicht fassen. Diese ganze Sache verging viel zu schnell und nun bin ich alleine. Die Tür neben mir öffnet sich und ich blicke auf und sehe Roman an. Ein seichtes Lächeln umspielt meine Lippen. „Alles okay mit dir, Aiden?“, will er von mir wissen und ich nicke. „Der Typ…hat der dir irgendetwas getan oder so…also ich will mich jetzt nicht einmischen oder so…“, ich schüttle den Kopf. Roman muss davon nichts wissen. „Ich werde ausziehen.“, ist alles, was ich sage. Die Flucht… ich muss sie abbrechen, denn sonst drehe ich mich nur in einem Kreis. Vielleicht werde ich Henry die Tage wirklich anrufen, ihm meine Freundschaft anbieten und noch einmal lange mit ihm reden. Eventuell fliege ich mit ihm zurück nach Amerika. Mein Studium? Das ist nicht wichtig, das geht schon irgendwie alles. „Was? Wieso den?“, fragt Roman und wirkt schockiert. Würde er mich vermissen? Ich zweifle daran, er wird wohl erleichtert sein, wenn ich fort bin. „Ich komme hier nicht vorwärts und drehe mich nur im Kreis.“, damit lasse ich Roman, Roman sein und gehe in mein Zimmer. Die nächsten Tage verbringe ich mit Schlafen. Ich fühle mich krank und schwach. Roman kümmert sich seltsamerweise gut um mich. Er bringt mir etwas zu trinken und versucht mich wohl auszufragen, doch ich sage nichts. Mich verfolgen Bilder von damals, wie Henry mich schlägt, wenn ich nicht pariere, wie er schreit und langsam beginne ich zu verstehen. Stück für Stück. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte, wenn ich trotzig war. Sein Vater hat ihn dann immer geschlagen, also hat er es so umgesetzt. Irgendwie stimmt mich das traurig. Es muss hart sein, so aufzuwachsen und dann verliebt er sich in so ein selbstgefälliges Arschloch, wie ich es bin. Ich bin lange nicht verliebt gewesen. Ich spiele viel lieber, schließlich bin ich jung, aber mit Henrys Herz habe ich nie gespielt. Nachdem er mich eingeschüchtert hatte, habe ich irgendwie auch anziehend gefunden. Er war interessant und irgendwie anders, aber Liebe? Ich weiß nicht. Seufzend gebe ich das Thema Henry auf und verbringe noch ein paar Wochen hier, dann buche ich einen Flug und fliege nach Hause. Zu meinen Eltern. ------------------------------------------- Anmerkung: So, bitte verurteilt hier meinen kleinen Roman nicht >.< der taucht nur kurz zur Einleitung auf, ansonsten spielt er hier keine Rolle. Es wäre also doof, wenn man ihm anhängt, dass er Aiden nicht hilft…wenn ich es nicht so wollen würde, wäre er natürlich hinein gegangen oder hätte zumindest gefragt, was hier los sei…dementsprechend seit böse mit mir, kay? Außerdem hoffe ich, dass das Kapitel schlüssig ist, ich hab lange daran geschrieben und das mit langen Pausen ^^". Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)