Der Fluch des smaragdgrünen Drachen von Lionheart_Schwestern (The Neverending Stories Of The 108 Stars) ================================================================================ Kapitel 8: Kampf in Gordius --------------------------- Am Tag zuvor war die Stimmung in der Kommandantur gelöst und heiter gewesen, an diesem Morgen war sie dafür gedrückt, geradezu düster. Rahal und Roog, die extra noch einmal von den Ställen zurückbeordert worden waren, trugen mit ihren finsteren Mienen dazu bei. Es fiel den Anwesenden schwer, zu atmen oder klar zu denken. Jedem der Anwesenden, abgesehen von Renea, die direkt hinter Miakis in den Raum geschlüpft war, kam sofort wieder die Belagerung der Godwins in den Sinn. Die Sicherheit der Höhle, in der die Drachenpferde ihre Eier legten, war zwar inzwischen verstärkt worden, aber nur gegen die Einmischung von Menschen. Gordius war nicht auf Monsterangriffe vorbereitet. Es war gut möglich, dass die Konsequenzen noch schlimmer sein würden als während des Kriegs, je nachdem wie schlimm die Wesen wüten und wohin der Weg ihrer Verwüstung sie führen würde. „Wir müssen unverzüglich handeln!“, entschied Craig, nachdem er schon viel zu lange geschwiegen hatte. „Rahal, Roog, ich möchte, dass ihr eure Mission, die ich euch zuvor gab, erst einmal hintenanstellt und euch mit allen verfügbaren Kavalleristen nach Gordius reitet, um die Monster zu vernichten.“ Die beiden salutierten sofort. „Jawohl!“ „Ich will auch mit!“, meldete Miakis sich, worauf sich die gesamte Aufmerksamkeit ihr zuwandte. „Ich weiß, Frauen dürfen eigentlich nicht nach Gordius, aber hier geht es immerhin um einen Notfall!“ Rahals Mundwinkel zuckten, als würde er am Liebsten direkt zustimmen, aber Craig kam ihm zuvor, ehe er eine unbedachte Äußerung machen konnte: „Ich schätze dein Engagement sehr, Miakis, aber du hast selbst erkannt, das Frauen nicht einmal in Notfällen hineindürfen.“ Die Ritterin schob schmollend die Unterlippe vor, Renea dagegen räusperte sich. „Ich könnte die Verwundeten verarzten, wenn ich hineindürfte, also-“ „Nein!“, unterbrach Craig sie entschieden. „Ich sagte doch eben, Frauen dürfen nicht hinein, unter gar keinen Umständen! Das ist Tradition!“ Er blickte die beiden Frauen ungewohnt finster an, was von beiden allerdings genauso erwidert wurde. Yoran schluckte leicht, als die Atmosphäre sich noch weiter verfinsterte, er wich ein wenig zurück, genau wie Nick, dem das alles nicht sonderlich geheuer war. „Das ist total ungerecht!“, sagte Miakis. „In einem solchen Fall könntest du ruhig ein Auge zudrücken!“ „Das finde ich auch“, schloss Renea sich an. „Wir wollen ja nicht nur aus Spaß hinein, sondern um zu helfen!“ Sie beide schienen durchaus entschlossen, sich über jede Regel hinwegzusetzen und das spürte auch der Kommandant, der sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden konnte. „Genug!“ Craig hob die Hand, um den Frauen Einhalt zu gebieten. „Ich sagte, ihr werdet nicht gehen und dabei bleibt es auch!“ Sein Blick ging ruckartig zu Rahal und Roog. „Ihr seid ja immer noch da! Worauf wartet ihr noch?!“ „Natürlich!“, riefen beide aus, salutierten noch einmal und verließen die Kommandantur gemeinsam mit Nick und Yoran, die sich ihnen hastig anschlossen. Craig wandte sich wieder Miakis und Renea zu. „Und nur um sicherzugehen, werdet ihr hier warten, bis wir aus Gordius die Nachricht bekommen, dass alles unter Kontrolle ist.“ Die Ritterin schnaubte wütend. „Fein, wenn du darauf bestehst!“ „Ich beuge mich dem ebenfalls“, sagte Renea, „wenn auch nur unter Protest, Onkel Craig.“ Immer noch nicht sonderlich beruhigt, aber zumindest ein wenig versöhnt, machte er eine einladende Handbewegung zu den Sofas, die in der Kommandantur standen. „Dann setzt euch bitte. Es wird sicher unglücklicherweise eine Weile dauern.“ Rahal konnte sich nicht erinnern, Gordius jemals in einem solchen Zustand gesehen zu haben. Einige der ansonsten ziemlich widerstandsfähige Zelte waren niedergerissen worden, eines war sogar derart zerfetzt, dass es unmöglich zu retten war. Die Kavalleristen, die Lehrlinge und auch die Drachenpferde, die bereits in einem schlachtfähigen Alter waren, befanden sich in einem erbitterten Kampf mit gut einem Dutzend Wesen, denen Rahal noch nie gegenübergestanden war. Später würde Craig ihn bitten, die Wesen zu beschreiben und der einzige Vergleich, der ihm einfallen wollte, war: Schwarzbären. Angsteinflößende, riesige Schwarzbären, deren Fell mit Blut verklebt war und deren Klauen an die eines Drachenpferdes erinnerten, weswegen sie absolut deplatziert wirkten, als hätten die Wesen sie lediglich gestohlen und sich selbst übergestreift – eine Vorstellung, die ihm Schauer über den Rücken jagte. Die Wesen gaben ein lautes, furchterregendes Brüllen von sich, wann immer sie angriffen oder selbst von einem der verzweifelt Kämpfenden getroffen wurden, aber trotz zahlreichen Verletzungen ließen die Monster nicht im Mindesten nach. Immerhin stellte er aber erleichtert fest, dass es zwar verletzte Kavalleristen gab, aber noch keine Toten, zumindest konnte er im ersten Moment keine entdecken. Viel mehr als der erste Eindruck blieb ihm auch nicht, denn Roog ließ sich nicht lange Zeit, um mit Lance in den Kampf zu ziehen. Die anderen Kavalleristen, die mit ihnen gekommen waren, folgten ihm sofort, während Rahal noch stehenblieb und sich Nick zuwandte. Flail schnaubte und bewegte sich unruhig, es war eindeutig, dass sie ebenfalls kämpfen wollte. „Nick, Yoran, sorgt dafür, dass die Lehrlinge in Sicherheit gebracht werden, sie müssen auf jeden Fall aus Gordius raus!“ „Ja, Sir!“, sagten beide und preschten mit Ax davon, um sich den anderen Auszubildenden anzunehmen, was Rahal sofort beruhigte. Als Flail bemerkte, dass seine Gedanken sich nun geklärt hatten, zögerte sie nicht länger, um sich selbst in den Kampf zu begeben. In einer fließenden Bewegung zog Rahal sein Schwert und wollte es in den Hals eines Monsters rammen, aber die Haut war derart widerstandsfähig, dass er mit der Klinge abrutschte und seine Waffe sogar beinahe verloren hätte. Flail hielt keine einzige Sekunde inne, so dass er um ein Haar selbst heruntergefallen wäre. Was sind das nur für Wesen? Immerhin erklärte dies, weswegen auch die voll ausgebildeten Kavalleristen bislang nicht in der Lage gewesen waren, die Wesen niederzuringen. Selbst Roog, der eigentlich derartige Herausforderungen liebte, sah ein wenig überfordert aus, nachdem er festgestellt hatte, wie schwer es war, diese Monster zu verletzen. Keiner seiner Schwerthiebe zeigte auch nur die geringste Auswirkung auf das Wesen vor ihm und selbst Lances Krallenhiebe brachten keinerlei nennenswertes Ergebnis. Der Bär, den Rahal zuvor angegriffen hatte, versetzte Flail einen heftigen Hieb, der sie umwarf und ihren Reiter zu Boden fallen ließ. Ein scharfer Schmerz fuhr durch sein linkes Handgelenk, mit dem er sich abgefangen hatte, aber ihm blieb keine Zeit, sich darauf zu konzentrieren. Der Bär trat mit hoch erhobenen Klauen auf ihn zu und wollte diese auf ihn niedersausen lassen, da riss Rahal in einer Geste der Selbstverteidigung das Schwert hoch. Die Klinge glitt regelrecht und überraschenderweise durch die Brust des Monsters, das einen schmerzerfüllten Schrei von sich gab, ehe es zu Boden stürzte und dann leblos liegenblieb. Er hätte am Liebsten zu lachen begonnen, als er glaubte, festgestellt zu haben, wie einfach es im Grunde war, die Wesen zu töten – doch da bewegte sich plötzlich etwas im Inneren des Körpers. Mit ungläubigem Erstaunen beobachtete er, wie sich der von seinem Schwert verursachte Riss zu weiten begann und im nächsten Moment kroch etwas heraus, das an einen viel zu groß geratenen Schmetterling erinnerte, der sich in seiner Hülle geirrt hatte. Die dunklen Flügel erzeugten trübe Funken, sobald sie bewegt wurden, Rahals Instinkt riet ihm, sich besser davon fernzuhalten. Auch ohne zu wissen, was sie möglicherweise anrichten könnten, war er sich vollkommen bewusst, dass er lieber kein Risiko eingehen sollte. Während das Wesen vor ihm die Flügel ausbreitete, um sich in die Luft zu erheben, bemerkte er, wie die anderen Bären ebenfalls stürzten und auch aus diesen solche Schmetterlinge hervorbrachen, als wären sie miteinander verbunden und würden all ihre Aktionen koordinieren. „Was ist das nur?!“, hörte er die zornige und gleichsam furchtsame Stimme eines Kavalleristen. Er konnte das gut nachvollziehen, mit dieser Metamorphose entfernten sich die Monster immerhin noch weiter von dem, was sie im Allgemeinen kannten oder bekämpften. „Das ist auch mit der ersten Angriffswelle passiert“, berichtete einer der Kavalleristen, der in Gordius stationiert war und in Rahals Nähe stand. „Zuerst waren es keine Bären...“ In diesem Fall wollte er gar nicht erst wissen, was sie zuvor gewesen waren. „Was immer sie jetzt sind, wir besiegen sie!“ Es gab immerhin keinen Feind, den man nicht besiegen konnte, das war nur logisch: Was lebt, kann getötet werden. Und in dieser neuen Form wirkten sie wesentlich anfälliger für Angriffe jeder Art. Seine neue gefundene Entschlossenheit übertrug sich auf die anderen Kavalleristen und von diesen auch auf die Drachenpferde. Jeder von ihnen vergaß seine Verletzungen und stürzte sich in den nächsten Kampf. Zu Rahals Erleichterung waren diese Wesen um einiges weniger wehrhaft. Sie versuchten, sich mittels ihrer Flügel außerhalb der Reichweite zu begeben, aber die meisten von ihnen waren noch zu schwerfällig oder wurden von den springenden Drachenpferden wieder heruntergeholt und dann mit einem einfachen Schwerthieb der Kavalleristen in zwei Teilen gespalten. Diese fielen dann gar nicht erst zu Boden, sondern lösten sich direkt auf als hätten sie nie existiert. Keiner von ihnen, soweit Rahal sehen konnte, war in Kontakt mit den Funken gekommen, weswegen er zumindest im Moment noch nicht sagen konnte, was es damit auf sich hatte. Und wenn es nach ihm ginge, wollte er das lieber auch gar nicht herausfinden. „Seht nach den Verletzten!“, wies er die Anwesenden mit fester Stimme an. „Schwerverletzte müssen für den Abtransport nach Sauronix vorbereitet werden! Achtet außerdem auf weitere Monster!“ Die Kavalleristen salutierten und stürmten eilig davon. Roog trottete zu Rahal zurück und deutete auf dessen linke Hand. „Mag keine schwere Verletzung sein, solltest du dir aber auch mal untersuchen lassen, wenn wir wieder zurück sind.“ Er hatte schon gar nicht mehr daran gedacht, aber als Roog es erwähnte, spürte auch Rahal den Schmerz wieder in seiner Hand und bei genauerem Hinsehen bemerkte er auch, dass sein Unterarm blutete. „Ja, du hast recht. Aber vorher sollten wir uns umsehen.“ Roog verstand offenbar genau, was er meinte, denn er trat mit Rahal an einen der Bärenkörper, die im Gegensatz zu den Schmetterlingen nicht verschwunden waren. Ein genauerer Blick offenbarte den beiden, dass die Pelze beinahe leer waren. Abgesehen von dem Knochengerüst, das die Körper wohl hatte stützen sollen, gab es nichts mehr, auch keine Organe. „Wie konnten die sich überhaupt bewegen?“, fragte Roog. „Das hängt vielleicht mit diesen seltsamen Schmetterlingen zusammen.“ „Zu schade, dass wir keinen von denen mitnehmen konnten.“ Ein solches Ansichtsexemplar wäre tatsächlich interessant gewesen, nicht nur für den Kommandanten, aber zumindest im Moment sah es nicht so aus als würde es sich ändern lassen. Als sie ihren Weg fortsetzten, kamen sie an den schleimigen Überresten eines Wurms vorbei, der genau wie die Bärenkörper aufgebrochen waren. „Das muss die erste Angriffswelle gewesen sein“, bemerkte Roog. „Kaum zu glauben, dass diese glitschigen Dinger so einen Ärger verursachen konnten, aber ich hab' gehört, dass sie Säure spucken konnten.“ „Wir sollten sowohl diese als auch die Bärenhülle mitnehmen“, schlug Rahal vor, während er versuchte, nicht zu schaudern. Roog nickte zustimmend und gab diese Anweisung direkt an einen der Kavalleristen weiter, ehe sie beide ihren Weg fortsetzten. Es schien keine Schwerverletzten zu geben, wie Rahal erleichtert feststellte, aber einige der Verletzten mussten dennoch nach Sauronix, so wie er es sah. Wenn Roog richtig gehört hatte, mussten es Säureverletzungen sein, unter denen einige von ihnen zu leiden hatten. Aber während sie zur Klippe liefen, um nachzusehen, ob in der Drachenpferdhöhle alles in Ordnung war, sahen sie immer weniger Verletzte, dafür mehr Lehrlinge, die sich aufgeregt mit ihren Freunden über das Erlebte unterhielten. „Es ist ungewöhnlich“, kommentierte Roog. „Erst gibt es mehr Monster in der Gegend, dann greifen sie sogar Gordius an – und zuguterletzt sind es auch noch Wesen, die noch nie irgendjemand gesehen hat und sich auch noch schälen, um neue Monster zu zeigen.“ „Ja, das ist sehr besorgniserregend“, stimmte Rahal zu. „Wir sollten unsere Augen offenhalten und hoffen, dass es nicht noch mehr derartiger Ungetüme geben wird.“ „Immerhin war es mal eine interessante Abwechslung.“ Roog lachte, wurde aber sofort wieder ernst, als er einen Seitenblick von Rahal bekam, der ihn ermahnen sollte, die Ernsthaftigkeit der Situation nicht aus den Augen zu verlieren. An den hölzernen Stufen angekommen, die zur Höhle hinabführten, wurden sie bereits von Nick und Yoran erwartet. Beide lächelten bereits wieder, was verriet, dass hier alles unter Kontrolle war. „Sir Rahal, Sir Roog!“, rief Nick sofort aus. „In der Höhle ist alles in Ordnung, den Drachenpferden geht es gut und den Lehrlingen auch.“ Die beiden Erwachsenen wollten gerade bemerken, wie gut das war, als Yoran bereits einen Einspruch wagte: „Nun, nicht ganz. Einer der Lehrlinge fehlt. Aber es ist gut möglich, dass er sich im Gebüsch versteckt hat. Wir werden ihn noch suchen.“ „Macht das bitte“, sagte Rahal. „Wir müssen nach Sauronix zurückgehen und Kommandant Craig Bericht erstatten, sobald wir sichergestellt haben, dass hier alles wieder in Ordnung ist.“ „Vielen Dank für Eure Hilfe“, sagte Yoran. „Ohne die anderen Kavalleristen hätte das übel enden können. Ich habe gehört, die Monster haben nicht nur mit Säure gespuckt, sondern sich auch in andere Wesen verwandelt.“ „Das ist richtig“, sagte Roog. „Aber ich habe den Verdacht, dass es eine noch nicht sehr weit entwickelte Form war“, fügte Rahal nachdenklich an. „Dafür waren sie viel zu einfach besiegt im Endeffekt.“ „Du meinst, sie werden noch stärker werden?“ Nick und Yoran wirkten sichtlich erschrocken über diese Nachricht, während Roog die Stirn runzelte. „Das befürchte ich, ja. Sofern wir nicht alle von ihnen getötet haben, ist es möglich, dass sich kommende Generationen besser zur Wehr setzen können.“ Auch wenn Rahal das nicht hoffen wollte, aber es war besser, darauf vorbereitet zu sein als sich zu naiv zu geben. „Wir sollten in den nächsten Tagen und Wochen nach den Nestern Ausschau halten.“ Ihm blieb nur zu hoffen, dass Craig derselben Ansicht war, aber daran zweifelte er nicht wirklich. Sie verabschiedeten sich von Nick und Yoran, die beide deutlich besorgt schienen und kehrten wieder zum Zeltplatz von Gordius zurück. Nach der ersten Versorgung der Verletzten, von denen einige inzwischen offenbar bereits nach Sauronix aufgebrochen waren, waren die Anwesenden damit beschäftigt, die Trümmer der zerstörten Zelte wegzuräumen, um diese schließlich wieder aufzurichten, sofern das noch möglich war. Bei mindestens einem war es ganz sicher nicht mehr machbar. Einer der Kavalleristen salutierte, als er sie beide sah. „Sir! Wir haben festgestellt, dass ein Lehrling und einer der für sie Verantwortlichen nicht auffindbar sind“ Rahal zog die Brauen zusammen und wiederholte Yorans Verdacht, dass sie sich nur im Gebüsch versteckt hatten, von dem es zwischen Gordius und den Klippen einiges gab. „Mit Sicherheit werden sie bald gefunden werden.“ Der Kavallerist salutierte erneut. Die Arbeitenden – es waren ein halbes Dutzend – waren gerade dabei, eines der gestürzten Zelte wieder aufzurichten, als einer von ihnen wie elektrisiert zurückwich. „Da hat sich was bewegt!“ Roog wurde sofort aufmerksam und ging zu ihnen hinüber. „Vielleicht befindet sich einer der Gesuchten dort unten!“ Ohne weitere Umschweife machte er sich daran, den Arbeitenden zu helfen, die schwere Zeltplane anzuheben. Rahal wollte sich dem gerade anschließen, als er etwas anderes bemerkte und innehielt. Ein schwarzer Fühler, der von dunklen Funken umgeben war, lugte unter der leicht angehobenen Plane hervor und fixierte den am nächsten stehende Kavallerist. „Vorsicht!“, rief er – und im selben Moment bemerkten auch die anderen, was sich dort wirklich bewegte. Zeitgleich ließen sie die Plane wieder fallen und wichen zurück, doch gerade als sie ihre Schwerter ziehen wollten, kam Rahal eine Idee: „Nein, tötet es nicht! Wenn wir es schaffen, es in diese Plane einzuwickeln, können wir es mit nach Sauronix nehmen!“ Die anderen warfen ihm Blicke zu, die ihm sagten, für wie wahnsinnig sie ihn hielten. Unter normalen Umständen wäre er auch absolut dagegen gewesen, aber da sich diese Wesen auflösten, wenn man sie tötete, musste man sie lebend mitnehmen, sofern man sie untersuchen wollte. Da er bereits nach einem dicken Seil griff, um damit das gefangene Monster zu verschnüren, bemerkten sie, dass er es ernst meinte, weswegen sie zu Roog sahen, in der Hoffnung, dass dieser eine andere Anweisung geben würde. Doch er hatte bereits seine Schwertgriffe wieder losgelassen und trat tatsächlich wieder auf die Plane zu, unter der das Monster wild zu zucken begonnen hatte. Das ließ die anderen seufzend nachgeben und ihm bei dem Versuch helfen, die Plane anzuheben. Kaum schwebte diese nur noch wenige Zentimeter über dem Boden, versuchte der Schmetterling einen verzweifelten Ausbruchsversuch. Er erhob sich in die Luft, schlug mit den Flügeln und versuchte, eine Lücke zu nutzen, doch Roog kam ihm zuvor, indem er die Plane derart faltete, dass das Wesen gezwungen war, sich einen anderen Weg zu suchen. Aber die anderen Kavalleristen folgten Roogs Beispiel und so fand sich der Schmetterling bald eingewickelt in der Stoffbahn wieder, den Rahal eilig mit dem Seil zusammenband. Dabei gab das Etwas ein demonstrierendes Kreischen von sich, das von allen ignoriert wurde – wenngleich nicht, weil es ohnehin nur ein Wesen war, für das niemand Mitleid empfand, sondern wegen dem, was sich noch unter dieser Plane befunden hatte. Rahal stellte sicher, dass die Fesseln halten würden, ehe er sich aufrichtete, um sich zu den anderen zu stellen, die allesamt schweigend auf den Boden blickten. Sein Mund wurde schlagartig trocken. Dort vor ihnen lagen der reglose Körper eines Kavalleristen, der versucht haben mochte, einen Lehrling zu schützen – und doch gescheitert war. Sie sahen unverletzt aus, wenn man von dem Blut absah, das ihnen aus den geschlossenen Augen, der Nase und dem Mund lief. „Was ist hier passiert?“, fragte Roog mit vor Wut zitternder Stimme. Die anderen Kavalleristen sagten nichts, einer von ihnen schluchzte leise und wandte den Blick ab, ein anderer hielt sich die Hand vor den Mund. Rahal blickte wieder auf das zusammengeschnürte Bündel hinab, das immer noch ein wenig zuckte, wenngleich wesentlich weniger enthusiastisch als noch zuvor, so als hätte der Schmetterling eingesehen, dass es ohnehin sinnlos war. Das Verlangen, sein Schwert zu ziehen und diesem Ungetüm selbst den Garaus zu machen, wurde übermächtig, aber er schaffte es, diesen Drang niederzukämpfen. Nun war es umso wichtiger, herauszufinden, womit sie es zu tun hatten, damit sich so etwas nicht noch einmal wiederholen könnte. „Lass uns gehen, Roog“, sagte er leise. „Hier gibt es für uns nichts mehr zu tun.“ Mit wütenden Schritten ging sein Freund voran, um zu Lance zu kommen, er bedachte das Bündel nicht einmal mit einem Blick, sicherlich weil er genau wusste, dass er sich nicht hätte zurückhalten können. Rahal sah noch einmal auf die beiden Toten hinab und gab den Befehl, sie ebenfalls nach Sauronix bringen zu lassen. Euer Tod soll nicht umsonst gewesen sein... Wir werden herausfinden, womit wir es zu tun haben und dann werden wir alle derartigen Wesen ausrotten. Das schwöre ich! Nach diesem innerlichen Schwur fuhr er herum und hob das Bündel hoch, ehe er sich zu Flail begab – mit der Erkenntnis, dass man den Ausgang einer Schlacht eben doch erst bewerten konnte, sobald man man sich über alle Verluste im Klaren war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)