Der Fluch des smaragdgrünen Drachen von Lionheart_Schwestern (The Neverending Stories Of The 108 Stars) ================================================================================ Kapitel 2: Renea ---------------- Nach dem Sonnenrunen-Krieg war der Alltag in der Stadt Sauronix schnell wieder eingetreten. Die Menschen gingen ihren gewohnten Tätigkeiten nach. Bei dem Anblick war es schwer zu glauben, dass das Land vor einiger Zeit noch in einen Krieg verwickelt gewesen war. Auch bei der Kavallerie war Ruhe eingekehrt. Allerdings war nicht jeder glücklich über diese Ruhe. Einige Kavalleristen langweilten sich, seit es keine Kämpfe mehr zu bestreiten gab. Denn sonst war in Sauronix nie viel los gewesen. Der Frieden machte sich deutlich bemerkbar. Deswegen vertrieben sich viele die Zeit mit ihren Drachenpferden oder ihrem Training. Gerade trainierte eine Gruppe Kavalleristen vor dem Schloss zusammen. Sie trugen Zweier-Gefechte aus und wechselten nach jedem Kampf den Trainingspartner. Craig Laden, Kommandant der Drachenkavallerie, beobachtete vom Fenster seines Arbeitszimmers das Training. Er wusste, dass viele der Kavalleristen den Frieden als langweilig empfanden, doch er war ganz froh darüber. Als der Prinz von Falena während dem Krieg zu ihm gekommen, hatte er diesem nicht die Hilfe der Kavallerie angeboten, da sich die Kavallerie nur einmischen würde, wenn ein Land von außerhalb am Krieg teilnehmen würde. Doch selbst als Neu-Armes sich den Godwins angeschlossen hatten, blieb die Kavallerie dem Schlachtfeld fern. Aus gutem Grund: Die Godwins hatten Gordius eingenommen und die Eier der Drachenpferde und die Auszubildenden als Geisel gehalten. Nachdem der Prinz die Godwins aus Gordius vertrieben hatte, hatte sich die Kavallerie ihm angeschlossen und an seiner Seite im Sonnenrunen-Krieg gekämpft. Das Ende des Krieges war schon einige Monate her, doch viele hatten noch nicht wieder zurück in den Alltag gefunden. Einige von ihnen sehnten sich immer noch danach mit ihren Drachenpferden in die Schlacht zu ziehen. Ob das gut oder schlecht war, konnte Craig nicht genau sagen. Doch er selber wusste nicht genau, was er dagegen tun sollte. Er seufzte, weil er das Gefühl bekam langsam alt zu werden. Seit einiger Zeit hatte er schon darüber nachgedacht seinen Posten weiterzureichen. Allerdings grübelte er noch darüber, wem er diesen Posten anvertrauen konnte. Er wollte nicht jemanden, der einfach nur die Drachenkavallerie führte. Craig war der Meinung, dass es endlich Zeit wurde von den Traditionen wegzukommen und die Kavallerie zu reformieren. Er selbst war, seiner Meinung nach, zu alt dafür. Außerdem hatte er zu lange an diesen Traditionen festgehalten, weswegen er erst recht die falsche Person dafür war. Doch wer kam für diese Position in Frage? Weiter nachdenken konnte er nicht darüber, da es plötzlich an seiner Tür klopfte und ein junger Mann das Arbeitszimmer betrat. Er salutierte sofort vor dem Kommandanten. „Kommandant Craig. Eine Nachricht für Euch.“ Er überreichte Craig einen Brief, den der Kommandant sofort öffnete und las. Kurz darauf schüttelte er lachend seinen Kopf. „Das ist ja wieder typisch“, murmelte er. Der Bote des Briefes sah ihn fragend an, als er auch schon einen Befehl von Craig erhielt: „Bitte schick sofort Rahal und Roog zu mir.“ Die beiden Partner Rahal und Roog befanden sich bereits bei ihren Drachenpferden und fütterten diese. Der Morgen war angenehm und mild, weswegen sie dies außerhalb des Stalls verlegt hatten. „Mir ist so langweilig“, seufzte Roog, während er seinem Drachenpferd Lance das Futter reichte. Rahal schmunzelte darüber, weil sein Freund dies schon seit Tagen von sich gab. So begann es immer und endete damit, dass er von der Zeit schwärmte, als sie noch gemeinsam an der Seite des Prinzen gekämpft hatten. Und auch diesmal tat er es. Rahal nickte nur lächelnd und tat so als würde er zuhören. Das hatte er allerdings schon eine Weile aufgeben, weil Roog sowieso immer nur das Selbe dazu sagte. Und das konnte der blaugekleidete Kavallerist schon in- und auswendig. „Ich weiß, ich weiß, Roog“, sagte er schließlich. „Wenn es dir hilft, können wir ja heute unser Training in den Wald verlegen. Dort finden wir sicher einige Monster, die dich ablenken können.“ Dies schien Roog ein wenig aufzuheitern. „Immerhin eine Beschäftigung“, entgegnete er. Rahal lachte, als er Flail ein letztes Stück Fleisch gab. „Wenn du eine Beschäftigung brauchst, mein Freund, dann suche dir doch eine Frau. Glaub mir. Dann wirst du genug zu tun haben.“ Der rotgekleidete Kavallerist grinste. „Als ob eine Frau so verrückt wäre und mich wilden Kerl nehmen würde.“ Nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: „Außerdem bist du hier der Frauenschwarm, Partner.“ Rahal winkte ab. „Dafür habe ich keine Zeit.“ Ungläubig und mit einem leichten Grinsen sah Roog ihn an. „Keine Zeit? Im Moment hast du mehr als genug Zeit. Wir haben doch nichts zu tun.“ Da hatte Roog recht, musste Rahal zugeben. Aber ein anderes Argument fiel ihm gerade nicht ein. Doch das brauchte es auch nicht, weil sie Gesellschaft bekamen. Es war der Bote, den Craig zu den beiden geschickt hatte. „Rahal und Roog. Kommandant Craig möchte euch beide sprechen“, sagte der Neuankömmling zu ihnen. Die beiden Partner warfen sich einen fragenden Blick zu und sagten dem Boten dann, dass sie sofort gehen würden. Während der die beiden wieder verließ, brachten Rahal und Roog ihre Drachenpferde zurück in den Stall. „Was Kommandant Craig wohl von uns will?“, fragte sich Rahal, worauf Roog erwiderte: „Wenn wir Glück haben, hat er eine Aufgabe für uns.“ Roog hoffte es sehr, weil die Monster im Wald ihn nicht ewig beschäftigen konnten. Und Rahal wollte sicher auch langsam mal wieder eine sinnvolle Beschäftigung. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg in Craigs Arbeitszimmer. Roog, der kaum erwarten konnte zu hören, was Craig von ihnen wollte, salutierte nur kurz und fragte direkt: „Was gibt es, Kommandant Craig?“ Craig konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, als er entgegnete: „Wie immer ungeduldig, Roog.“ „Ihr kennt ihn ja, Kommandant“, bemerkte Rahal. Die drei lachten, bis Craig wieder das Wort übernahm: „Es wird euch bestimmt freuen zu hören, dass ich eine Aufgabe für euch beide habe.“ Der rotgekleidete Kavallerist freute sich und auch sein Partner schien erleichtert zu sein. Ihm wurde die Langeweile also auch zu viel. „Worum geht es?“, fragte Rahal. „Ihr sollt jemanden vom Hafen Spinax abholen. Ein Mädchen namens Renea Ashcroft.“ Die Partner warfen sich einen fragenden Blick zu. Dies war eine eher ungewöhnliche Aufgabe für einen Kavalleristen. „Sie ist die Tochter eines guten Freundes“, sprach der Kommandant weiter. „Es sieht so aus, als würde sie eine Zeit lang hier in Sauronix bleiben.“ Roog dachte nach und sagte dann: „Ein Mädchen aus gutem Hause. Das wäre eher dein Fall, Rahal. Ich kann mit braven Mädchen nichts anfangen.“ Er lachte dann aber und gab so zu verstehen, dass dies nur ein Scherz war. Rahal seufzte, weil sein Freund gerade nicht ernst blieb. Obwohl es ja eigentlich seine Schuld war, weil er ihn eben auf dieses Thema gebracht hatte. „Du bist wieder viel zu ernst“, seufzte Roog und wandte sich dann wieder Craig zu: „Gut. Wir werden sie sofort abholen. Wie sieht sie aus?“ Der Kommandant verschränkte die Arme vor der Brust und sah unsicher zur Decke. „Nun… es ist schon einige Jahre her, dass ich sie gesehen habe. Deswegen weiß ich auch nicht genau, wie sie jetzt aussieht. Das einzige, was mir im Gedächtnis geblieben ist, sind ihre schwarzen Haare mit dem roten Haarband.“ Die beiden Partner seufzten leise. Schwarzhaarige Mädchen mit roten Haarbändern gab es in Falena wie Sand am Meer. Da die Richtige zu finden, war ziemlich schwierig. „Wir werden sie schon finden“, meinte Roog dennoch zuversichtlich, worauf Rahal zustimmend nickte. Der Hafen Spinax war ja nicht die Welt, also würden sie die gesuchte Dame dort sicher schnell finden. Sie verabschiedeten sich von Craig und machten sich zu Fuß auf den Weg nach Spinax, da der Weg dahin nicht sehr weit war. Aber es dauerte diesmal doch länger, als sonst, weil sie unterwegs auf ein ziemlich hässliches Monster trafen. Die Kavalleristen hatten damit kein großes Problem, da sie schon stärkeren Gegnern gegenüberstanden waren. Doch dieses Monster war ziemlich zäh gewesen, weswegen es auch ein wenig gedauert hatte. Aber am Ende gingen die beiden Partner siegreich aus dem Kampf und legten das letzte Stück zum Hafen Spinax zurück. „Ich frage mich wirklich, woher dieses Monster gekommen ist“, murmelte Rahal und schüttelte sich. Das Monster war wirklich nicht sehr ansehnlich gewesen. Roog stimmte mit einem Nicken zu und meinte: „Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass in letzter Zeit mehr Monster unterwegs sind, als sonst.“ Auch Rahal war dies aufgefallen. Bildeten sich die beiden das nur ein oder hatte sich die Monsterrate tatsächlich erhöht? Sie beschlossen dieses Gespräch auf später zu verschieben und ihrer Aufgabe nachzugehen. Kaum angekommen, sahen sie sich nach der gesuchten Person um. Sie entdeckten auch einige schwarzhaarige Mädchen, aber keine von ihnen trug das rotes Haarband, von dem Craig gesprochen hatte. Rahal seufzte. „Und was ist, wenn sie kein Haarband trägt? Dann müssen wir jedes dieser Mädchen fragen.“ Bei der Vorstellung verzog Roog das Gesicht. Darauf hatte er nun wirklich keine Lust, da dies sicher einiges an Zeit in Anspruch nehmen würde. Und eigentlich hatte er ja noch vor mit Rahal im Wald zu trainieren. Der Kampf gegen das Monster eben hatte ihm nämlich Lust auf mehr gemacht. „Soweit müsst Ihr aber nicht gehen“, erklang eine weibliche Stimme hinter den Kavalleristen. Sie drehten sich um und entdeckten eine junge Frau mit schwarzen Haaren und einem roten Haarband. Sie trug ein hellblaues Sommerkleid und hatte einen Koffer in der Hand. Das musste Renea sein, dachten sich die beiden Freunde. Mädchen, huh? Das ist ja schon eine junge Frau, dachte Roog. „Seid Ihr Fräulein Renea?“, fragte Rahal die junge Frau höflich. Sie antwortete nicht sofort und musterte die Kavalleristen stattdessen fragend. Für einen Augenblick sah es so aus, als wäre sie überrascht. „Ja. Ich bin Renea Ashcroft“, antwortete sie schließlich. „Und Ihr beide… Rahal und Roog, nicht wahr?“ Erstaunt sahen die Männer sie an. Renea kannte sie? Eilte ihnen ihr Ruf so voraus? „Ihr kennt uns?“, hakte Roog nach, worauf Renea mit einem Nicken antwortete: „Sicher. Schließlich war ich damals in Stormfist während eurem Auftritt bei den Heiligen Spielen.“ Renea lächelte, während die beiden Partner sich erneut einen Blick zuwarfen. An ihren Auftritt damals hatten sie gar nicht mehr gedacht. Sie hatten es nicht als eine so große Sache empfunden, dass jeder sich Monate später noch daran erinnerte. Aber diese junge Dame tat es, was die beiden doch ein wenig überraschte. „Nun… es freut uns, dass Ihr Euch noch daran erinnert, Fräulein Renea“, meinte Rahal lächelnd, worauf Roog zustimmend nickte. Für einen Moment herrschte schweigen, bis Roogs Blick auf Reneas Koffer fiel und er fragte: „Soll ich den nehmen?“ Renea überlegte einen Moment und nickte dann. Sie gab dem Kavalleristen den Koffer, der sofort angestrengt stöhnen musste. Meine Güte, ist der Koffer schwer… Rahal sah seinen Freund verwirrt an und fragte sich, was Renea in diesem Koffer hatte, dass er selbst einem starken Mann wie Roog Probleme bereitete. Und überhaupt. Wie konnte die junge Frau diesen dann tragen? „Entschuldigung. Ich hätte sagen sollen, dass er ziemlich schwer ist. Ich hatte selber Probleme damit ihn zu tragen“, entschuldigte sich Renea verlegen. Roog winkte sofort ab und tat so, als wäre es für ihn ein Leichtes den Koffer zu tragen. „Ach was. Der ist nicht zu schwer für mich. Ich war nur ein wenig überrascht, hä hä.“ Was hat sie da drin? Steine? Die junge Frau schien an seinen Worten zu zweifeln, sagte aber nichts. Stattdessen fragte sie: „Hat Onkel Craig euch beide geschickt?“ Die beiden Partner mussten schmunzeln. Onkel Craig... das hörte sich einfach zu niedlich an - und irgendwie passte es gar nicht zum Erscheinungsbild der jungen Frau. Wahrscheinlich noch ein Überbleibsel aus früherer Zeit. Rahal nickte. „Das ist richtig.“ Renea schüttelte mit dem Kopf und murmelte: „Warum überrascht mich das nicht?“ Darum würde sie sich später noch kümmern, das war sicher. Die beiden Männer jedoch verstanden nicht, wovon sie sprach. „Nun… wollen wir dann gehen?“, fragte Roog. Die anderen beiden nickten und gemeinsam verließen sie den Hafen von Spinax. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)