Sense of a Butterfly von MerlinsSake ================================================================================ Kapitel 20: Der kleine Vampir ----------------------------- >>>Vorwort<<< xX26. Oktober 2008Xx Da mir vor allem MSAYA und DarkDragonheart so treu Kommentare hinterlaßen haben und weil die Nacht eine Stunde länger gewesen war, lade ich heute auch noch das letzte fertige Kapitel hoch. Ab jetzt kann es leider unregelmäßig werden, da ich hier jetzt mit ff.de glaichauf bin, aber wie angekündigt werde ich von nun an simultan hochladen, also auf beiden Seiten zur selben Zeit. Ich wünsche euch allen noch viel Spaß beim Weiterlesen *kiss* MerlinsSake ~oO~0~Oo~ ~*~ Der kleine Vampir ~*~ Draco Malfoy zog die Stirn kraus, als er auf das leere Bett blickte. Aus dem anliegenden Bad schwappte das Rauschen der Dusche, was ihm zwar beantwortete, wo der Bewohner dieser Räume war, doch ihm noch immer keinen Aufschluss darüber gab, warum dieser jetzt schon wach war. Um Harry Potter zu dieser Zeit aus dem Bett zu kriegen, gehörte eine ausgeklügelte Strategie, vor allem, wenn man Malfoy hieß. Die alten, konventionellen und meist verbreiteten Methoden rentierten sich nicht für jemanden seines Blutes, was ihm sein Vater unmissverständlich demonstriert hatte und er wollte wirklich nicht erfahren, was dieser Gryffindor mit dem stolzen und selbstbewussten Mann getan hatte, dass dieser einen Bogen um dessen Zimmer machte, wenn der Junge noch schlief. Das Problem dabei war, dass seine Eltern das Zimmer direkt neben diesem bezogen hatten und der einzige Weg, der zum Rest des Gebäudes führte, war direkt an der nichts anmutenden, braunen Holztür vorbei zu gehen, hinter der der Löwe schlief. Heute jedoch gab es zwei ausschlaggebende Änderungen in der morgendlichen Routine. Erstens, er war früher hier als sonst, was zu zweitens führte, denn der Tee würde erst zur gewohnten Zeit von den Hauselfen serviert werden. Was also hatte den schwarzen Löwen aus den Federn gescheucht? War ihnen ein Durchbruch gelungen, oder gab es noch irgendwas, von dem er nichts ahnte und ihm sein Vorgehen nur ungemein erschweren würde? Seufzend ließ sich der jüngste Spross der Malfoys auf einen der Sessel fallen. Jemand hatte sie von dem weichen Teppich geschoben, wahrscheinlich um sich auf eben diesen, vor den brennenden Kamin zu legen. Ruhig prasselten die Flammen und spendeten eine angenehme Wärme, die den ganzen Raum zu erfüllen schien. Ein Blick aus dem Fenster verriet, dass es, wie schon am vergangenen Tag, aus Kesseln goss, was dennoch die Atmosphäre im Zimmer nur gemütlicher erscheinen ließ. Genießend schloss Draco die Augen. Ob Harry dieses Feuer gemacht hatte? Die Wärme fühlte sich gut an, gab einen das Gefühl von Frieden. Wieder schweiften seine Gedanken zu dem schwarzhaarigen Jungen, wie so oft in diesem Sommer. Die letzten zwei Tage hatten Dinge ans Licht gebracht, die er nie von dem Gryffindor erwartet hätte und er glaubte nicht, dass das das letzte Mal gewesen war, dass dieser Stubentiger ihn überraschte. Es gab so vieles, dass er nicht verstand, mehr, als Dinge die er nicht glauben konnte, glauben wollte. Dass es überhaupt einen Menschen gab, der so kompliziert war, so vielschichtig. /Kein Mensch. Ein Elbenblut, dessen restliches Erbgut nicht entschlüsselt und dessen Herkunft ungeklärt ist/ verbesserte ihn trocken die kleine Stimme in seinem Kopf. Wieder einmal versuchte er sich in Erinnerung zu rufen, was er nun alles über den Jungen wusste, oder glaubte zu wissen. Harry James Potter, der-Junge-der-lebt, so berühmt, dass britische Kinder seinen Namen mit der Muttermilch aufnahmen, war der Sänger einer Band, die ihres gleichen suchte in der Zaubererwelt. Ein Sänger, der jedem, der ihm lauschte, seine Geschichte erzählte, eine Geschichte, der er noch etwas nachgehen musste, denn es gab da die ein oder andere Kante, an der sie, wenn sie versuchten ihm zu helfen, anecken konnten. Bedenkliche Kanten, die alle Bemühungen nichtig machen konnten. Zum Glück gab es Hinweise, auch wenn diese erst gedeutet werden mussten, aber eigentlich waren es nur noch mehr Rätsel. In Gedanken ging er die Lieder Aleas noch einmal durch. Wenn man davon absah, dass alle diese Lieder ausdrückten, wie es im Innern des große Harry Potter ausgesehen hatte – meist dunkel und verzweifelt - , so trugen doch die Meisten noch andere Andeutungen in sich. Feuerkind, zweifellos eine Anspielung auf sein Talent mit dem Feuer, welches er mit seiner Show bewiesen hatte. Eine Begabung, die er früh entdeckt haben musste, noch vor seiner Zeit in Hogwarts und doch nie gezeigt hatte in den letzten Jahren. Die Frage war: Warum? Gehörte sie zu den Dingen, die man in ihm verschlossen hatte? Wenn ja, dann erst nachdem er sich ihrer bewusst geworden war, aber vor seiner Zeit in Hogwarts. War es Dumbledore gewesen? Warum hatte er das nicht schon eher getan, als der Held noch ein Baby gewesen war? Oder hatte er nicht gewusst, zu was dieses unscheinbare Baby einmal in der Lage sein würde, was in ihm schlummerte? Hatte er vielleicht nicht einmal geahnt, welch Blut in dessen Adern floss? Nein, diese Fragen konnte ihn nur einer beantworten und ihn fragen war definitiv unmöglich. Nächstes Lied. Der Clown, auch einfach zu durchschauen, wenn man den ganzen großen Zusammenhang sah. Eine Maske, wie seine eigene, nur nicht aus Kälte, sondern aus Wärme, einer Wärme die er zwar in sich trug, aber die so nicht erblühen konnte, zu groß das Misstrauen, zu groß die Unsicherheit. Ein seltsames Schauspiel. Ein herzensguter Junge der allen vortäuschte eben dies zu sein, aber genau da war das Meisterstück. Wie er heute wusste, war der jüngere Gryffindor vielseitiger, komplizierter und verstrickter, nicht dieser oberflächliche Held, der Wachs in den Händen des Schulleiters war. Das war der Geniestreich, der eines wahren Slytherins alle Ehre gemacht hätte, ein Slytherin, der anscheinend mit dem Verstand eines Ravenclaw gesegnet war, sowie dem Herzen und der Maske eines Gryffindors. Last Resort, letzte Zuflucht, machte dem Reinblüter da schon Sorgen, denn er konnte nicht einschätzen, wie lange der Schwarzhaarige schon diesen Weg ging und wie weit er ihn schon gegangen war. Einen selbst zerstörerischen Weg, den man alleine nicht verlassen konnte. Gab es jemanden, der ihn aus diesem Teufelskreis geholt hatte, oder war er noch immer in diesem Sumpf? Nein, er war raus, da war sich Draco sicher, aber wer hatte ihn wieder aufgebaut und würde der Junge eines Tages wieder zusammenbrechen? Würde er wieder abrutschen, wenn er den Halt verlor? Er selbst hatte nicht gerade viel Ahnung davon, wusste nur, was er fühlte, was sie fühlten, aber verstehen konnte er es nicht. Es entzog sich ihm. Draco schüttelte den Kopf. Es brachte nichts, sich über etwas den Kopf zu zerbrechen, dass er nicht greifen konnte. Potter war wieder auf die Füße gekommen und versuchte seinen Weg zu gehen, denn genau das sagten Forgotten und Man's Road aus. Die Miene des Slytherins verdüsterte sich, als er daran dachte, weswegen er so früh hier war. Wo er grade dabei war, Papilios Fertigkeiten mit dem Schwert hatten recht beeindruckend ausgesehen, besonders in anbetracht, dass der Sänger nichts sah mit der Augenbinde. Dieser Lynx musste ein unerschütterliches Vertrauen in die Fähigkeiten des Schwarzhaarigen haben, dass er sich auf einen Kampf mit diesen einließ. War das ganze nur eine Show gewesen, oder hatte ihn Harry Potter nach Strich und Faden hinters Licht geführt? Gab es noch andere Dinge, die er besser beherrschte, als es den Anschein hatte? Stellte er sich nur dumm? Warum? Seit wann? Hatten sie ihn alle unterschätzt? All die Jahre? Genial. Er kämpfte und das mit einem Vorteil, den kaum ein anderer hatte. Harry James Potter war völlig unberechenbar. Auch wenn er nur ein Kind war, hatte er verdammt früh begriffen, wie ein Krieg funktionierte und hatte damals, bevor er überhaupt verstand worum es ging, bevor er verstand, wer wo stand, schon begonnen das Spiel zu spielen, wie es sonst nur die besten taten. Heute hatte er sich jedoch daraus erhoben, heute war er einer der Spielmacher, ein Würfel, dessen Entscheidungen über den ganzen Verlauf entscheiden konnten. Sie alle hatten es gefürchtet, einige hatten versucht es zu ihrem Vorteil auszunutzen und andere glaubten nicht mehr daran, doch Harry Potter, der-Junge-der-lebte war der, der entscheiden würde, wie dieser Krieg ausgehen würde und Draco Lucius Malfoy wollte wirklich nicht auf der falschen Seite von dessen Zauberstab stehen, wirklich nicht. Two Worlds versprach immerhin, dass der goldene Junge sich hier wohl fühlte, sich hier langsam einlebte und sich dennoch nie von der anderen Seite trennen würde. Er war wie ein Bindeglied zwischen Schwarz und Weiß. Draco hoffte so sehr, dass es ihn nicht zerriss, dass er stark war und durch hielt. Der blonde Junge lachte trocken auf. Er war genau so dumm, wie alle anderen, die Hoffnungen in den Helden steckten. Es war weder seine Entscheidung, noch die der gesamten Welt, wie Potter was tat und ob er es überhaupt machte. Was gab es noch, dass er nicht vergessen durfte, was wusste er noch von Harry Potter, das gewiss nicht öffentlichkeitstauglich war? Anfangen könnte er damit, dass der Erbe der Potters ein nahezu unerschöpfliches Magiepotential zu haben schien. Der Slytherin knirschte mit den Zähnen. Ihm wäre es um einiges lieber gewesen, wenn sie auf einem anderen Weg an diese Information gekommen wären. Blaise hatte fast zwei Stunden versucht ihm zu erklären, dass Potter es gewesen war, der darauf bestanden hatte, dass es allein seine Idee gewesen war und er alles andere als einverstanden damit gewesen war. Zwar hatte der Malfoy gespürt, dass Blaise es ehrlich meinte, doch was ihn am meisten störte war, dass es diesem verdammten Nymphen gefallen hatte. Wenn er sich nicht so sicher mit der Sache zwischen diesem verdammten Elbenblut und dem Lord wäre, oh er würde Blaise gewiss nie wieder in dessen Nähe lassen, dafür war er zu sehr Veela, als dass er Konkurrenz zuließ. Tief atmete er einmal durch, bevor er fort fuhr. Eigentlich war Harry ein guter Kerl und ihn umzubringen hieß vom Lord zerfleischt werden. Also kein Grund für übereilte Todesfälle. Irgendwas war da noch mit Papilio. Blaise und er hatten sich an dem Abend noch lange über das Konzert unterhalten und irgendwas war da noch gewesen. Die silbergrauen Augen weiteten sich. Genau, das war es. Der Sänger mit der schwarzen Augenbinde war... „...blind“ hauchte er in den Raum, nicht merkend, dass dieses kleine Wort seine Lippen verlassen hatte. „Herzlichen Glückwunsch Draco, damit wärst du jetzt der sechste hier.“ Der blonde Schopf ruckte herum und seine Augen fokussierten den Rücken des Objekts seiner Überlegungen, welches im Kleiderschrank wühlte. Die Haare waren noch nass und nur ein Paar Shorts verhüllten einige wenige Details des schlanken Körpers. /Er sieht gesünder aus. Nicht mehr so abgemagert/ schoss es ihm etwas zusammenhanglos durch den Kopf. Es erstaunte ihn, dass es so schnell ging, dass der Gryffindor zunahm, wo er doch noch immer so wenig aß. Wie hätte er auch ahnen können, dass es jemanden in diesem Anwesen gab, der dafür gesorgt hatte, dass in dem 'Guten Morgen Tee' nicht nur Zucker und Milch war? Das Rauschen war seit einiger Zeit nicht mehr zu hören und so tief in seinen Überlegungen hatte Malfoy nicht bemerkt, wie der andere aus dem Bad gekommen war. Ein Schauer lief ihm den Rücken runter. Selbst für einen Elben stellte sich der Pottererbe zu geschickt an, was das Anschleichen betraf. „Sechste?“ stutzte er dann. Es gab andere, die es bereits wussten? Aber warum erwähnte das niemand? Und warum fiel es sonst niemandem auf? „Ja. Regulus hatte mich ausgetrickst, Salena hat mir zugehört, die hat es Nagini erzählt, bei Minky bin ich mir zwar nicht ganz sicher und Mara ist selbst drauf gekommen. Weißt du, ich habe es durchaus schon erwähnt.“ Draco stöhnte. Natürlich, jetzt wo er es sagte: die erste und einzige Stunde, die Harry hier Zaubertränke gehabt hatte. Da hatte er es ihnen geradezu ins Gesicht geschrieen. Woher hätte er denn wissen sollen, dass dieser verdammte Löwe es dieses Mal ernst gemeint hatte, wo er sich doch sonst meist so kryptisch ausdrückte? Seufzend stand er auf und trat neben den anderen, der mittlerweile etwas gefunden hatte. Er würde nie schlau aus ihm werden. „Was glaubst du, was du da in der Hand hast?“ musterte der Eisprinz die Wahl kritisch. „Sleeve und Hose“ verdrehte der angesprochene die Augen, während der Blonde bei der Antwort nur schnaubte. „Gelb hast du schon gestern getragen. Hier.“ Mit den Worten wurde Harry das gelbe Stück abgenommen und ein grünes nahm seinen Platz ein. Mit gerunzelter Stirn schien der Gryffindor den Slytherin zu mustern, auch wenn der es nun besser wusste. Jetzt wo er darauf achtete, kam es Draco unheimlich vor, wie der andere in so ansah, ohne ihn sehen zu können. „Weißt du, Draco Lucius Malfoy, du hast 'nen Schuss.“ Trocken kamen die Worte über die Lippen, welche die aristokratische Augenbraue zum Zucken brachten. „Einen was?“ „Muggelsprichwort. Vergleichbar mit: Du hast nicht mehr alle Kessel im Schrank.“ „Ach weißt du, Harry James Potter, da stehst du mir gewiss in nichts nach, habe ich Recht?“ Beim Sprechen packte er den rechten Arm des anderen. Der Held war Linkshänder -mal wieder etwas seltenes, selbst unter solchen wie ihnen- dem nach waren Spuren, wenn überhaupt, auf diesem Arm zu finden. Er spürte wie sich der andere verkrampfte, doch da er sich weder wehrte, noch zurück wich, betrachtete Draco die makellose Haut. Als er sich jedoch die Unterseite ansah, fielen ihm die zwei feinen Linien über der Schlagader auf. Vorsichtig strich er darüber, als müsse er sich davon überzeugen, dass es wahr war. Resigniert schloss er die Augen. Mittlerweile hatte er den halben Elben eigentlich ganz gern, aber wenn er daran dachte, dass dieser schon zwei Mal versucht hatte dem Leben zu entkommen, wurde ihm ganz anders. Harry indes wartete einfach ab, wartete angespannt auf eine Reaktion, auf Vorwürfe, auf Hohn, auf Mitleid. Alles wollte er nicht hören. „Warum hast du sie nicht verschwinden lassen? So wie die anderen?“ Draco blickte nicht auf, als er die Stille durchbrach. Die grünen Augen schlossen sich, als müsste er sich sammeln. Nichts in der Stimme gab dem Gryffindor einen Hinweis auf irgendeine Emotion, die der andere in diesem Augenblick empfinden mochte, nur kühles Interesse, wie es einem Eisprinzen würdig war und Harry war ihm dankbar dafür. Als Draco schon nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hatte, kam sie. „Weil sie mich daran erinnern, dass dies kein Ausweg ist. Wie du siehst bin ich noch immer da.“ Der blonde Schopf ruckte wütend hoch und er wollte gerade ansetzten, dem Schwarzhaarigen den Kopf zu waschen, doch dieser war noch nicht fertig. „Die erste“ nun strich Harry selbst mit einem seiner feingliedrigen Finger über den längeren, etwas schrägen Schnitt, „erinnert mich daran, wie beschissen es war, in einer Lüge zu leben. Die zweite“ jetzt zeichnete er den kürzeren, feineren und schnurgeraden Strich direkt über dem pulsierenden Leben, nach, „ erinnert mich an das, woran ich glaube, erinnert mich daran, dass ich lieber sterbe, als zu einer willenlose Marionette zu werden.“ Grau blickte in grün, das den Blick zu erwidern schien. Einige Zeit herrschte Stille, bis der Blonde endlich die Hand losließ. Jetzt hatte er Antworten, doch verstehen tat er sie nicht. „Es liegt nicht an mir, dich für Dinge zu verurteilen, deren Geschichte ich nicht kenne. Es ist nicht wichtig, was du bist, wie stark du bist und was du für dich behältst. Es ist deine Entscheidung. Es gibt da jedoch ein paar Dinge, die ich doch noch gerne mit dir klären würde.“ Harry, der indes begonnen hatte sich anzuziehen und gerade den Reißverschluss der Jeans schloss, blickte auf. Eine unnötige Geste, doch zeigte sie Draco, dass der andere ihm zuhörte. „Also, als erstes: Blaise Zabini ist vergeben. Lass es dir also nicht noch einmal in den Sinn kommen, mit solchen Sperenzchen anzufangen.“ Ein verunglücktes Lächeln huschte über Harrys Züge, der sich nun das Oberteil überstriff. „Ja, er hat da was von einer kleinen süßen Veela erwähnt.“ Meinte Draco das nur, oder funkelte das Grün vergnügt? Und was hieß hier klein und süß? /Blaise, oh Blaise ich glaube du hast mir da noch etwas zu erklären und ich hoffe du lässt dir was gute einfallen mein Freund./ „Aber weißt du, auf Dauer ist es mir zu ungesund. Zum einen sollen Veelen zu richtigen Biestern werden, zum anderen ist es doch recht riskant einen Nymphen zu küssen. Außerdem interessiere ich mich nicht für Männer. Es hatte seinen Zweck erfüllt, das war es auch schon.“ Draco nickte, damit konnte er leben. Für den Jungen war es nur ein Mittel zum Zweck gewesen, zwar nicht sonderlich nett, aber effektiv – ganz Slytherin. Das mit den Männern hingegen nahm er ihm nicht wirklich ab. Gut, bisher hatte er nie sonderliches Interesse an einem solchen gezeigt, aber Ausnahmen bestätigten ja bekanntlich die Regel, jedenfalls hoffte er das für den Lord und alle anderen in dessen nächster Umgebung. „Und das andere?“ wollte der Gryffindor wissen, als er sich den Rollkragen des grünen Pullovers, den Draco ihm rausgesucht hatte, zurecht zupfte. „Das andere macht mich doch etwas sauer“ knirschte Draco mit den Zähnen, als ihm wieder der Knackpunkt seines Besuches klar wurde. Fragend sah Harry ihn an, bevor er fortfuhr. „Da leihe ich dir mein Schwert und du wagst es, es zu verlieren“ brauste Draco nun auf, doch bei dem Gryffindor huschte nur Verstehen durch den Blick. „Das hab ich ganz vergessen“ fluchte Harry. Eilig krempelte er nun seinen linken Ärmel hoch, während er hastig weiter sprach. „Es war einfacher es so zu tragen, gerade als ich später Mara und Nagini dabei hatte. Entschuldige, aber ich hatte gar nicht mehr daran gedacht.“ Kritisch beobachtete Draco wie Harry nun über die empfindliche Haut an der Unterseite strich. Plötzlich knirschte etwas grässlich, dass sich ihm sämtliche Haare sträubten und im nächsten Moment hatte der Gryffindor seine Klinge in der Hand. Hätte er nicht selbst gesehen, wie der andere es aus seiner Hand gezogen hatte, er hätte es nicht geglaubt. /Aber warum links?/ huschte es ihm durch die Gedanken, doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, reichte Harry ihm sein Schwert. Makellos, so wie er es bekommen hatte. Einen Augenblick später zog er dann noch die Scheide hervor und reichte auch diese dem eigentlichen Besitzer. „Kannst du mir das beibringen?“ Beiden Jungen sahen sich an, bevor sie begannen zu lachen. ~*~ „Hat einer von euch Harry gesehen?“ Das Ehepaar Malfoy, die lesend in einem der Wohnzimmer saßen, blickten zu der dunklen Tür, in der der dunkle Lord stand. „Heute noch nicht. Draco weiß vielleicht wo er ist“ antwortete ihm Lucius, doch als dessen Frau seinen Blick sah, antwortete sie auf die stumme Frage. „Frag am besten Blaise nach unserem Sohn. Der ist bestimmt noch in seinem Zimmer.“ Mittlerweile hatten sie Samstag, Wochenende, eines, an dem nichts anstand. Die Meisten unter ihnen genossen die freie Zeit, oder gingen irgendwelchen, teils fragwürdigen, Hobbys nach. Auch er hatte heute genügend Zeit, doch gedachte er nicht, sich auf die faule Haut zu legen. Es gab noch so vieles, das erledigt werden wollte, auch wenn es im Augenblick nichts von großer Dringlichkeit gab. Zurzeit konzentrierten sich seine Bemühungen hauptsächlich auf den Fund des letzten Buches und die Frage, wie der Orden dieses Haus hatte aufspüren können. Mit einem erneuten Angriff rechnete er nun nicht mehr. Selbst wenn es Dumbledore noch einmal gelingen sollte, das Anwesen aufzuspüren, so würde er sich mit den verstärkten Schilden und den Schutzflüchen herumschlagen müssen. Zudem würde er nie wieder die Jüngsten alleine zurücklassen. Sie hatten Glück gehabt, Harry zu haben, doch immer würde der Junge nicht da sein und so glimpflich davon kommen. Der Angriff war auch der Grund, warum er den Jungen suchte. Lupin hatte ihm gestern ein paar Dinge erzählt, aus denen weder sie noch Snape schlau wurden. Vielleicht konnte Harry ihnen da weiter helfen, wenn er sich dazu bereit erklärte, denn nichts lag ihm ferner, als Informationen aus dem Jungen zu quetschen, die er nicht bereit war zu geben. Er war einiges, aber gewiss nicht verrückt. Jedoch musste er zuerst seinen Gast finden und das in diesem Schloss, das der Bengel mittlerweile besser zu kennen schien, als die meisten anderen. „Blaise, hast du Harry oder Draco heute schon gesehen?“ Noch bevor er die Tür richtig geöffnet hatte, klang seine Stimme durch den Raum, doch schon ein flüchtiger Blick sagte ihm, dass er hier keine Antwort bekommen würde. „Seh ich so aus, als hätte ich heute schon was anderes als die Kissen auf diesem Bett erblickt? Frag doch Drays Eltern oder seinen Paten“ nuschelte das kleine Nymphenblut aus den Decken und Kissen des Bettes. „Wo ist der?“ Snape zu finden war auch immer eine Sache für sich. Entweder war er da, oder nicht und wenn der Mann nicht gefunden werden wollte, dann konnte man auch lange nach ihm suchen. „Frag meinen Paten. Der ist bestimmt unten in seiner Werkstatt.“ Mit den Worten zog sich die Decke über den weißen Haarschopf und die Tür schloss sich wieder, als der Lord ging. Warum sollte grade Regulus wissen, wo sich die Fledermaus hin verzogen hatte? Ok, der Mann war gut, wenn es darum ging jemanden aufzuspüren, aber er bezweifelte, dass ihm das auch bei Snape gelingen würde. „Regulus, hast du Harry gesehen?“ Kritisch sah der Lord sich in dem Raum um. Black war definitiv einer der Leute, die eines dieser fragwürdigen Hobbys nachgingen. Überall lag seltsam anmutendes Werkzeug, Metallteile und Reifen. Der Mann selbst lag unter einem dieser Muggelwagen, den er seit fast zwei Jahren versuchte zum Laufen zu kriegen, indem er daran herumschraubte. „Nope.“ Das ärgerliche an dem ganzen war, dass der Mann immer so Wortkarg war, wenn er sich konzentrierte, als wenn das irgendwas bei diesem Ding bringen würde, unter dem er nun lag. „Draco?“ „Nope.“ Mit Daumen und Zeigefinger massierte sich der Lord genervt die Nasenwurzel. Dass man dem Mann auch alles aus der Nase ziehen musste. „Weißt du zumindest wo sich die Fledermaus herumtreibt?“ „Labor?“ Tom ging wieder. Labor. Das war doch schon zu einfach, oder? Snape im Labor. Da hätte er auch selbst drauf kommen können. „AU! VERFLUCHT!“ Regulus Stimme hallte noch schwach hinter dem Lord her, der bereits in den nächsten Gang gebogen war und bei dem Laut hämisch grinste. Treffer. „Sna...“ weiter kam der Vampir nicht, als er die Laboratorien betrat, da wurde er schon harsch unterbrochen. „In der Bibliothek.“ Der beste Tränkemeister nördlich des Äquators, stand tief über seinen Kessel gebeugt und hatte anscheinend zu viel von dem orangenen Dampf eingeatmet, der von der kupferfarbenen Flüssigkeit aufstieg. „Häh?“ Ein recht einfallsreicher Ausdruck der Verwirrung, aber bei einen längeren Wort, wie bitte, wäre er wahrscheinlich wieder abgewürgt worden. Wozu also die Mühe? „Draco ist in der Bibliothek und jetzt raus!“ Es gab nicht viele, aber dieser Mann gehörte definitiv zu denen die es durchaus schafften den dunklen Lord zu vertreiben, wenn sie ungestört arbeiten wollten. Es war so oder so unheimlich, dass Snape überhaupt wusste, was er gewollt hatte. In der Bibliothek, die einen großen Teil des Haupttraktes im zweiten und dritten Stock ausmachte, herrschte absolute Stille. Na ja, vielleicht nicht absolut. Das Knistern von altem Papier und die unruhigen Bewegungen der alten, magischen Bücher waren durchaus eine Konstante, doch sonst war nichts zu hören. Auch seine Schritte klangen gedämpft und fern, was den Eindruck, zwischen den hohen Regalen verloren zu sein, doch nur unterstrich. Es dauerte etwas, bis er den blonden Schopf hinter einigen Bücherstapeln ausmachen konnte. „Draco, hast du Harry gesehen?“ Etwas gelangweilt nahm der Lord das oberste Buch von einen der Stapel und sah sich dessen Titel an, als der Junge erschrocken von seiner Lektüre hochfuhr und sie aus einem Reflex zuschlug. Das laute Geräusch hallte wie eine Sünde durch die schmalen Gänge voller Wissen. „Zuletzt, als er mit Lord und Lady Slytherin gesprochen hat.“ Schnell hatte der Spross seine Beherrschung zurück erlangt und klang ebenso gelangweilt, die der Lord selbst. Dieser nickte kurz und legte die Legenden des Waldvolkes wieder oben auf den Stapel. Seine Eltern zu finden war das geringste Problem. Meist waren sie in ihrem Salon, wenn sie nichts zu tun hatten und... redeten. Zwar waren sie selten einer Meinung und versuchten die ihre lautstark dem anderen klar zu machen, oder sie sinnierten über irgendetwas und verwirrten jeden der ihnen zuhörte, da sie sich gegenseitig widersprachen, Dinge ergänzten, die einen den Faden verlieren ließen, oder völlig abschweiften. In den meisten Fällen war man nachher genau so schlau wie zuvor. „Habt ihr Harry gesehen?“ „Ja, wir sprachen mit ihm.“ „Und wo ist er jetzt?“ „Er ist wohl irgendwann verschwunden. Hat sich höflich verabschiedet und ist gegangen, als ich deiner Mutter erklärt habe, dass wir hier vor 93 Jahren das letzte Mal...“ „Das stimmt doch gar nicht. Das war noch vor der Geburt unserer ersten.“ Der dunkle Lord und Sohn dieser beiden schüttelte nur den Kopf und verschwand wieder. Etwas verloren stand er nun auf dem Gang und wusste nicht, wo er jetzt suchen sollte, als ein silberner Schopf um die Ecke bog und auf ihn zustürmte. Keine halbe Minute später hatte er seine kleine Schwester am Kragen gepackt, als sie einfach an ihm vorbeistürmen wollte, und auf den Arm genommen. „Mara, hast du Harry gesehen?“ Das strahlen auf dem Gesicht seiner Schwester war ihm schon Antwort genug. Seit er sie aus dem Feuer geholt hatte, war der Gryffindor ihr persönlicher Held. Für sie war der Junge ein Engel aus ihren Märchenbüchern und somit absolut anbetungswürdig. „Klar, der spielt mit uns.“ Nach einem Kuss auf die Wange stellte der Mann seine kleine Schwester wieder auf dien Boden und wandte sich Richtung Spielzimmer, doch eine kleine Hand griff nach dem Stoff seines Shirts und hielt ihn zurück. „Doch nicht da. Unten in der Eingangshalle“ und mit den Worten war sie schon verschwunden. Der Lord zog eine seiner Augenbrauen nach oben und verfolgte skeptisch den schnellen Abgang seiner Schwester. Warum hatte sie es nur so eilig? Schulter zuckend wandte er sich dann aber um und machte sich auf seine Odyssee endlich zu beenden. ~*~ „86, 87, 88, 89, 90, 91, 92“ „Harry, ich suche...“ Tom brach ab, als der Junge, der mit dem Arm an einer der Säulen in der Halle gelehnt stand und die Stirn auf diesen gelegt hatte, den anderen anhob und ihm mit einer einfach Geste bedeutete kurz zu schweigen, während er ungestört weiterzählte. „93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100! Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein. Komme!“ Erst jetzt wandte sich Harry an seinen Gastgeber und sah ihn verschmitzt an. „Was tust du da?“ „Wir spielen verstecken.“ „Ah, ja. Hast du einen Augenblick Zeit?“ „Ja, bestimmt, aber erst wenn ich sie alle habe. Ich habe mit ihnen gewettet, dass ich es schaffe sie alle innerhalb einer Viertelstunde zu finden.“ Skeptisch zogen sich die dunklen Augenbrauen des Lords zusammen. 15 Minuten waren ganz schön knapp bei der Größe. Hier konnte man Stunden lang suchen. Um den Jungen zu finden hatte er selbst anderthalb gebraucht. „Wie viele genau suchst du?“ „15.“ „Das ist unmöglich.“ „Nur wenn ich suchen muss.“ Der Schalk tanzte in den grünen Augen, dass der Lord nur die Stirn kraus ziehen konnte. Das wollte er sehen. „Ich begleite dich.“ „Dann musst du auch mit mir mithalten.“ Kaum hatte der Junge das gesagt, hatte er sich auf dem Absatz umgedreht und lief auf eine der Türen zu, die in den Nordflügel führten. ~*~ Genau 15 Minuten später standen sie im Südflügel und scheuchten Mara, die letzte von den gesuchten Kindern hinter einem der Wandteppich hervor. Etwas außer Atem sah Tom seiner Schwester hinterher, die lachend verschwand, um den anderen zu sagen, dass Harry gewonnen hatte. Ein Blick auf den jungen Elben verriet ihm, dass er sich dringend mehr bewegen musste. Durch die ständige Bewegung mit Draco Malfoy und Blaise Zabini hatte der Junge seine, anscheinend so schon gute Kondition, wieder hergestellt. Na ja, die Verfolgungsjagden, denen er sich hin und wieder stellen musste, wenn jemand, der ihm zum Opfer gefallen war, nach Rache dürstete, waren gewiss auch nicht zu vernachlässigen, immerhin war es noch nicht bekannt geworden, dass irgendjemand den Jungen erwischt hatte. „Also, wobei kann ich dir helfen?“ „Komm mit. Das könnte länger dauern.“ Schweigend lief Harry neben dem Lord, auch wenn ihm etwas mulmig zumute war. Hatte er irgendwas angestellt? „Was wollten meine Eltern von dir?“ begann der Lord ein Gespräch, um die drückende Stille zu vertreiben. Harry zuckte daraufhin nur mit der Schulter. „Ich hatte mich gewundert, warum das Wetter so umgeschwungen ist und mir ist aufgefallen, dass die Luft hier salziger ist. Sie haben dann versucht mir zu erklären, wie sie das Haus verlegt haben, aber recht schlau bin ich nicht geworden. Es ist anstrengend den beiden zuzuhören. Sie verwirren mich.“ Aus dem Augenwinkel sah der Lord, wie sich die Stirn des Jungen kraus zog, als versuche er noch immer hinter die Informationen zu blicken, die seine Eltern völlig durcheinander zu präsentieren vermochten. „Ja, es ist gewöhnungsbedürftig, da hast du Recht.“ „Du kannst es ja mal versuchen.“ „An und für sich ist das Prinzip einfach. Man verbindet die Schutzmagie und die eigene des Gebäudes mit einem Ankerpunkt auf dem Gelände mit Hilfe von mindestens drei Eckpunkten. Je mehr, desto Präziser kann man das Gelände begrenzen. Jetzt kann man irgendwo anders einen neuen Ankerpunkt mit deckungsgleichen Eckpunkten, setzen, den man mit dem ersten und allen bereits bestehenden verbindet. Das Einzige, worauf man achten muss ist, dass das Gelände, wo das Haus steht, eben ist und je weiter entfernt, desto mehr Magie muss aufgewandt werden für die Umsetzung.“ Mittlerweile hatten sie das Arbeitszimmer des Lords erreicht, welcher hinter Harry die Tür schloss. „So schwer klingt es nicht“ nickte Harry nun verstehend, als er sich auf die Couch fallen ließ. „Was wolltest du nun?“ „Ich habe mich gefragt, ob du mir helfen kannst etwas zu verstehen?“ „Was genau?“ wollte der Schüler skeptisch wissen, als er merkte, dass der Lord wie die Katze um den heißen Brei schlich. „Es geht um Dumbledore.“ Augenblicklich schien der Junge sich zu versteifen, blieb aber ruhig, was ihn weiter reden ließ. „Lupin hat berichtet, dass er belauscht hat, wie der gute Albus mit Alastor Moody stritt.“ „Worum ging es in dem Streit?“ Harry wirkte nun ernst. Nichts schien mehr von dem Jungen da zu sein, der eben noch mit den Kindern verstecken gespielt hatte. „Das wissen wir nicht. Vielleicht kannst du uns weiter helfen.“ „Wieso ich?“ „Weil kaum einer von uns so nah und tief an das ganze Geschehen im Orden gekommen ist.“ „Viel weiß ich auch nicht, aber wir können es versuchen. Was hat Remus aufgeschnappt?“ „Moody hätte auf den Befehl achten und sich bereithalten sollen. Der meinte jedoch, dass Sie nicht ewig warten und Tee trinken konnten. Wie hätten sich auch wissen können, dass es einen Wächter gab. Immerhin hatte der Stein funktioniert und dafür gesorgt, dass keiner gefangen wurde.“ „War das alles?“ „Ja.“ Harry stand auf und lief im Raum auf und ab, während der Lord in kritisch beobachtete dabei. Dabei fiel dem Mann auch auf, dass der Junge wieder barfuss umher striff und das leise Klirren von Metall sagte, dass er Kettchen um die Fußgelenkte tragen musste. Ein beliebter Schmuck bei Elben. „Ich glaube es geht um den Überfall.“ „Und weiter?“ Ja, das hatten auch sie sich gedacht, doch er wollte wissen, ob der Gryffindor das genau so sah. „Moody sollte sich bereithalten, um als Verstärkung nachzurücken, die dann aber ausblieb, wie Regulus mir erzählt hat. Stattdessen war er auf eigene Faust hierher und hat versucht irgendwas zu erbeuten. Das erklärt auch, wie die Kerle verschwinden konnten, wenn ich sie außer Gefecht gesetzt hatte. Sie haben irgendwelche Steine dafür benutzt.“ „Die Frage ist nun, was für Steine.“ „Ich habe absolut keine Ahnung.“ „Stress im Paradies. Gut, das hilft uns weiter.“ Zufrieden nickte der Lord, während der Schwarzhaarige den Blick aus dem Fenstere richtet und seinen Gedanken nach hing. Was konnte die Auseinandersetzung zwischen Mad-Eye und dem Professor für ihn bedeuten und wie konnte er sie für sich nutzen? ~*~ „Potter, du Entschuldigung eines räudigen Straßenkaters! Wenn ich dich Blindschleiche in die Finger bekomme, wirst du dir wünschen, dass der Hornschwanz es gewesen wäre, der dich kalt gemacht hätte!“ Rasend schnell überlegte Harry, was er angestellt hatte, dass der Eisprinz Slytherins so rasend war? Eigentlich hatte dieser am Morgen noch ganz gute Laune gehabt und nach dieser seltsamen Verwandlungstheorie, die sie bei Salazar Slytherin persönlich hatten aussitzen müssen, hatte er den Blonden nicht mehr gesehen. Kaum hatten die halben Portionen ihn entdeckt, hatten sie ihn auch schon in Beschlag genommen. Zum Training war es bestimmt auch noch nicht spät genug. Tom, der gerade fragend, von was auch immer, aufblickte, hätte ihn dann schon fort gejagt. Das Einzige, was blieb, war einer seiner Streiche, aber welcher? Welcher war noch nicht ausgelöst worden und konnte den eitlen Malfoyspross... /Eitel... Haare.../ „Oh verdammt!“ Wie von der Tarantel gestochen, sprang der Gryffindor auf und jagte zu der Tür, aus deren Richtung nicht die aufgebrachte Stimme gekommen war. Grade noch rechtzeitig, denn als er diese erreichte, flog die Zweite am anderen Ende des Raumes krachend gegen die Wand. „Bleib stehen du Feigling!“ Tom sah nur noch wie ein zweiter schwarzer Schopf dem ersten nachjagte, dann war er alleine. Es brauchte einige Sekunden, doch dann rutschte er von seinem Stuhl. Weinend vor lachen. ~*~ Harry rannte grade quer durch die Eingangshalle, als es plötzlich knallte und er ungebremst mit der eben apparierten Person zusammen stieß. Das Nächste geschah zu schnell, als dass einer der Beteiligten es noch rekonstruieren konnte. So wusste Harry im ersten Moment auch nicht, was er plötzlich im Arm hielt. Als es dann jedoch plötzlich anfing vergnügt zu quietschen und zu giggeln, bleibt er vor Erstaunen einfach liegen. „Hey, alles in Ordnung.“ Die Frau die gesprochen hatte richtete sich vorsichtig wieder auf, nur um festzustellen, dass sie unbeschadet aus diesem Crash gekommen war. Ihr Blick fixierte den schwarzhaarigen Jungen mit den schönen grünen Augen, die verwundert auf das kleine Baby sahen, dass er im Arm hielt. Sie war beeindruckt von den Reflexen, die dieser an den Tag gelegt hatte. Anscheinend hatte er ihr Kind aufgefangen und so wie es klang, vor ernsthaften Schäden geschützt. „Ja, ich glaube der Maus ist nichts passiert.“ Und er war ihr sofort sympathisch. „Keine Sorge, diese Maus ist unverwüstlich. Außerdem hört man es. Was ist mit dir?“ „Nichts, dass nicht mit einer Dusche wieder weg ist.“ Nun rappelte sich der junge Mann wieder auf und sie ließ ihren Blick über seine Statur wandern. Wilde dunkle Haare, ein bildschönes Gesicht mit strahlenden grünen Smaragden, schlanke, große, aber nicht schlaksige, sondern eher leicht kräftige Gestallt. Das ganze verpackt in einem dünnen und wundervoll betonenden T-Shirt mit hohem Kragen und einer hellblauen Jeans, die nur wenig der Phantasie übrig ließ. An den Füßen trug er nichts, außer feine silbernen Kettchen, die kurz aufblitzten und klirrten, als er sich erhob. Elegant und sexy. Zudem strahlte er etwas aus, das sie ihr Leben in seine Hände legen lassen würde. Der Junge bekam eine klare 10. Egal ob im physischen, oder psychischen ersten Eindruck. Als er jedoch Anstalten machte ihr das Baby zu überreichen, verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. „Oh nein Freundchen, so leicht kommst du mir nicht davon.“ Die Frau drückte dem perplexen Schüler den Gurt der Tasche in die Hand, die sie bis eben über die Schulter getragen hatte. „Du passt für den Rest des Tages auf meinen Sohn auf“ sagte sie bestimmt. „Aber ich... ich weiß gar nicht... ich glaub nicht... ich habe absolut keine Ahnung, wie man mit so kleinen Kindern umgeht“ versuchte Harry sich stockend zu erklären. Irgendwie war er grade mit der Situation überfordert. Wie kam eine ihm völlig Fremde darauf, dass er geeignet sei, auf ein so kleines Kind zu achten? „Perfekte Voraussetzungen, so ist das bei den meisten jungen Eltern.“ „Hey!“ entrüstete sich der Junge, doch sie schmunzelte nur. Ein überlegenes Schmunzeln, das klar ihre Herkunft bezeichnet hätte, würde ihr gegenüber es überhaupt sehen. „Er sollte alle paar Stunden was zu essen bekommen. Wenn du kurz vor der Verzweiflung stehst, kannst du die Hauselfen fragen, ob sie dir unter die Arme greifen.“ „Ich glaube Millicent Bulstrode hat mehr Erfahrung...“ weiter kam Harry nicht, denn die Fremde unterbrach ihn und überging seinen Einwurf geflissentlich. „Sein Name ist übrigens Lagos.“ „Aber...“ wollte er zu erneutem Protest ansetzten, als eine Stimme, diesmal gefährlich nahe der Halle, ihn unterbrach. „Potter!“ „Ach verdammt.“ Mit den Worten ergab sich Harry, hängte sich die Tasche um, dass der Gurt quer über die Brust ging, und hetzte mit dem Kind auf dem Arm auf die Tür zu, in die er bereits hatte verschwinden wollen, bevor er mit dieser seltsamen Frau zusammen gestoßen war. Er wusste nicht, ob es das rasende Veelablut interessieren würde, dass er ein Kind auf den Arm hatte, wenn er ihn in die Finger bekam. „Ich erwarte dich heute Abend beim Abendessen mit meinem Sohn“ rief sie ihm noch nach, bevor sie sich umwandte und sah, wie ein dunkelhaariger Junge die Halle betrat, der ihr vertraut vorkam. „Draco, bist du das?“ Verblüfft hielt der Junge inne und sämtlicher Ärger machte Erstaunen und Freude platz. „Bei den alten Socken Merlins, Lyra!“ Lachend fielen die beiden sich in die Arme und begrüßten sich erst einmal herzlich. „Seit wann trägst du denn deine Haare schwarz? Auflehnung gegen das Elternhaus?“ Verschmitzt grinsend wuschelte die Frau durch den Haarschopf ihres nun größeren kleinen Bruders. „Nein, das war eine kleine Floh verseuchte Katze, der ich gleich den Hals umdrehe“ grummelte der und seine Miene hatte sich wieder verdüsterte. „Ach, mach aus einem Feuersalamander keinen Drachen. Sieht doch gut aus.“ Erstaunt hatte sie eine Augenbraue hochgezogen. Noch nie hatte sie ihren Bruder so offen gesehen, sein Gesicht so voller Emotionen. Nicht seit sie nach Hogwarts gegangen war. Sie seufzte. In den letzten Jahren hatte sie wohl das ein oder andere verpasst „Wieso bist du wieder da? Was hat deine Meinung geändert?“ Nun war es Neugierde, die über das hübsche Gesicht ihres Bruders huschte. Er war erwachsen geworden und seine Züge eine perfekte Kombination aus ihren Eltern. Die eleganten, aristokratischen Linien ihre Vaters, dennoch weicher und feiner, wie die ihrer Mutter. Auch Draco bekam von ihr eine klare 10, aber er gehörte auch zur Familie, was den zweiten Punkt doch deutlich anhob. „Gar nichts, aber es gibt Dinge, die sollte man seinen Eltern nicht vorenthalten.“ Verwirrung. Ein echtes Mienenspiel, das sie schon lange nicht mehr gesehen hatte auf diesem Gesicht. „Warum dann kein Brief? Sonst bist du auch jeglicher Konfrontation mit ihnen aus dem Weg gegangen.“ „Das, was ich zu sagen habe, ist nicht für einen Brief bestimmt. Da muss ich von Angesicht zu Angesicht durch.“ Jetzt verdunkelte es sich, wurde ernster. „Klingt ernst. Alles in Ordnung bei dir? Du hast doch nicht...“ „Ach Unsinn, jetzt mal den Dementor nicht an die Wand. Sind die beiden auch hier im Haus?“ „Bei dem Wetter würde ich sie auf der Veranda suchen. Es ist einer der wenigen Tage, an denen die Sonne scheint.“ Kurz schien sie tief durchzuatmen, sich innerlich auf das Kommende vorzubereiten, als sie sich zum Gehen abwandte. „Dann komm, du möchtest doch auch gewiss erfahren, was los ist. Die Katze kannst du später weiter jagen.“ Nickend folgte ihr ihr jüngerer Bruder durch die Gänge. Sie war lange nicht mehr in diesem Haus gewesen. Früher, als sie klein gewesen war, hatten ihre Eltern sie oft mit hierher genommen, doch nachdem ihr Bruder geboren war, wurden die Besuche immer seltener, bis sie fast völlig abrissen. Wieder hier zu sein, fühlte sich fast so an, wie nach Hause zurück zukehren. Aber dennoch nur fast. „Warum seid ihr nicht mehr auf Malfoy Manor?“ „Hier ist es sicherer.“ Lyra schluckte. Anscheinend waren die Zeiten hier wieder unruhig und es war kein gutes Zeichen, wenn ihre Eltern Malfoy Manor verließen. „Ist der Orden wieder aktiv?“ „Aktiver als zuvor. Viele haben hier Zuflucht gefunden.“ Den Rest des Weges schwiegen die Geschwister wieder und traten gemeinsam auf die Veranda. „Hi Mum. Hi Dad.“ ~*~ „Wisst ihr, es gibt Dinge, die habe ich bisweilen für unmöglich gehalten.“ Salazar und Cruenta wirbelten herum und wandten sich der Gruppe Sessel zu, die in dem Raum standen, den sie gerade betreten hatten. „Vivien!“ erklang es überrascht von dem kahlköpfigen Mann. „Noch nie, wirklich noch nie, seit ich Thomas kenne, habe ich ihn so gesehen.“ Rote Augen verfolgten gebannt die Bewegung der blutroten Flüssigkeit, die in dem kristallenen Kelch kreiste. „Es ist wirklich eine schöne Überraschung dich hier zu sehen, meine Tochter.“ Elegant hatte sich Cruenta, welche sich nicht ihrer Überraschung hingegeben hatte, auf einen der Sessel gegenüber der blonden Frau gesetzt, die noch immer mit dem Kelch in ihrer Hand spielte. Eine Angewohnheit, die sie gemeinsam hatten. „Also erzählt, was habt ihr ihm gegeben?“ „Wie lange ist es her, seitdem du das letzte Mal in England warst? 27 Jahre?“ konterte die Hausherrin jedoch nur, ohne auf die Frage einzugehen. „Nicht ganz. Verratet mir lieber, was mit meinem Bruder ist.“ Es ärgerte die Besucherin, dass ihre Mutter sie hinzuhalten schien. Wahrscheinlich war das wieder eine ihrer kleinen Rachen, die ihrer Tochter sagen sollten: Würdest du dich hin und wieder blicken lassen, wüsstest du, was vor sich ginge. „Ist das nicht offensichtlich?“ Wenn es das wäre, würde sie doch gewiss nicht fragen, denn das Offensichtliche... „Es ist unmöglich.“ „Du irrst dich, wie es scheint.“ Mittlerweile hatte sich auch ihr Vater gesetzt und musterte sie eingehend, als versuche er eine Antwort auf irgendeine Frage zu finden. „Das wäre mir neu. Was habt ihr also mit ihm gemacht?“ Die beiden konnten sie doch nicht für dumm verkaufen. Sie kannte ihren Bruder, wusste um seinen Ruf, was das anging. „Wir haben gar nichts gemacht.“ Verteidigte sich ihr Vater standhaft. „Jemand anderes musste dafür erst kommen.“ Cruenta blickte ernst zu ihrer Tochter, die ihr jedoch noch immer keinen Glauben schenkte. „Ach kommt schon, ich nehme euch nicht ab, dass diesem Eisklotz irgendein dahergelaufenes Flittchen den Kopf verdreht hat.“ „In dem Punkt hast du Recht“ stimmte die Frau ihr zu. „Hah!“ „Er ist gewiss kein Flittchen.“ „Er?“ Jetzt war sie doch etwas verwirrt. Vielleicht war die Story, doch nicht ganz so aus der Luft gegriffen. „Erstaunlich, oder?“ Wollten die zwei sie eigentlich ärgern? „Hat Er auch einen Namen?“ „Es kursieren genug um ihn.“ Oh, ja, das wollten sie. „Mir würde der, den ihm seine Eltern gaben, reichen.“ „Harry.“ „Ordinär.“ Das klang nicht nach jemanden, der ihres kleinen Bruders würdig war. „Ganz im Gegensatz zu seinem Träger.“ „Es beruhigt mich nicht, dass ihr so viel von ihm haltet. Ihr wart auch Mal anspruchsvoller.“ „Lern ihn erst einmal kennen, dann wirst du verstehen.“ Sie schnaubte. Klar doch. „Was führt dich nun hier her? Sonst hast du auch kaum einen Fuß auf englischen Boden gesetzt.“ Jetzt fing ihre Mutter wieder damit an. „Darf man nicht einmal seinen Eltern und Geschwistern einen Besuch abstatten?“ „Unangekündigt und freiwillig? Als würde ich mich beschweren. Was ist es?“ Warum ließ sie nicht einfach locker? „Das ihr mir gleich irgendwas unterstellt.“ „Du bist unsere Tochter, der man im Übrigen hinterher laufen muss, nachdem man sie aufgespürt hat, um sie zu sehen.“ Irgendwie hatte ihr Vater ja Recht, aber nur irgendwie. „Du weißt doch Salazar, wie das so ist. Man hat viel zu tun.“ „Das hat man, aber anscheinend ist es nicht zu viel, um uns persönlich eine Nachricht zu bringen. Die Frage ist nur, ob sie gut oder schlecht ist.“ Durchschaut. Wieso kann man die eigenen Eltern nicht hinters Licht führen? Würde sie auch eines Tages ein solches Gespür haben und ihren Kindern das Leben damit schwer machen? Hoffentlich. „Das liegt im Auge des Betrachters.“ „Und werden wir in den Kreis jener Betrachter mit aufgenommen?“ „Ich habe geheiratet.“ Jetzt war die Bombe geplatzt. ~*~ „Wann?“ Auf den Gesichtern der beiden Malfoys hatte sich nicht ein Muskel bewegt, während ihr kleiner Bruder die Augen aufriss. Ja, damit hatte er nicht gerechnet. „Vor etwas über einem Jahr.“ Ihre Eltern waren gut. Noch immer zeigten sie nicht, was sie über diese Neuigkeiten dachten. Zum einen beunruhigte sie das, aber zum anderen gaben sie ihr so die Chance auszusprechen und sich im Notfall zu erklären. „Warum kommst du dann grade jetzt?“ Trotz ihrer enormen Selbstbeherrschung meinte Lyra, dass ihre Mutter verletzt klang. Draco hingegen wusste, dass beide es waren und ebenso wusste er, dass sie es gewiss nicht zeigen würden. „Um euch euer Enkelkind vorzustellen.“ ~*~ „Enkelkind?“ wollten jetzt Salazar und Cruenta wissen. Dieses Mal gelang es nicht einmal ihrer Mutter ruhig zu bleiben. Wie auch, immerhin machte sie das nun zu Großeltern. „Ein Sohn.“ Ihr Vater strahlte, während ihre Mutter noch skeptisch blieb. „Dürften wir vielleicht auch den Vater kennen lernen.“ Wieso hatte sie gewusst, dass das kommen würde? Ach ja, elterliche Einschüchterungsstrategie, die sie gewiss an ihrem Schwiegersohn erproben wollten. „Das könnte schwer werden.“ Warum es ihnen also einfach machen? „Wie sollen wir das verstehen?“ Nun war auch ihr Vater skeptisch und beide musterten sie eingehen, damit ihnen vielleicht irgendein Hinweis auf die Sprünge half. „Kommt, dann werdet ihr es verstehen.“ ~*~ „My Lord, My Lady.“ Überrascht sah das Ehepaar Malfoy auf, als die Eltern ihres Lords den Raum betraten, dicht gefolgt von einer blonden Frau, die ihnen fremd war. „Wie ich sehe, sind wir heute nicht die einzigen, deren verlorene Tochter zurückgekehrt ist“ merkte Salazar trocken an, der sich noch gut an die kleine Lyra Malfoy erinnern konnte. Vor sieben Jahren, direkt nach ihrem Abschluss war sie dann jedoch von Zuhause fortgelaufen, um mit den Familientraditionen zu brechen. „Und irgendwie glaube ich nicht so recht, dass das ein Zufall ist.“ Cruenta warf einen bezeichnenden Blick auf ihre Tochter und verlangte nach einer Erklärung. „Darf ich euch vorstellen: Meine Gefährtin.“ Synchron wandten sich die beiden Frauen ihren Eltern zu und deuteten aufeinander. Es dauerte einige Zeit, doch die Anwesenden fingen sich wieder. Draco, sowie seine Schwester und ihre Gefährtin beobachten gespannt die Reaktionen ihrer Eltern auf diese Neuigkeit, die unterschiedlich ausfielen. Cruenta Slytherin schien in eine saure Zitrone gebissen zu haben, während ihr Mann wie ein Junge wirkte, der grade den neusten Besen auf dem Markt bestaunte. Lucius und Narcissa Malfoy sahen sich einen langen Moment an, bevor sie sich letztendlich erhoben und vor ihre Tochter traten. „Bist du glücklich?“ Ernst blickten die stahlgrauen Augen des Malfoyoberhauptes in die kristallblauen seiner Tochter, deren Hals wie ausgetrocknet war. Sie musste erst einmal schlucken, bevor sie überhaupt in der Lage war zu antworten. „Ja, das bin ich.“ Draco grinste, als er spürte, dass das eine gute Antwort gewesen war. „Dann hast du unseren Segen.“ Mit einem Aufschrei fiel die junge Frau ihrem Vater um den Hals, nur um kurz darauf auch ihre Mutter an sich zudrücken. Salazar hatte sich indes an seine Frau gewandt und lächelte sie mit einem hinterhältigen Grinsen an. „Du weißt was das bedeutet meine Liebe?“ Seine Stimme war wie flüssiger Honig mit dem Hauch von Basiliskengift. Blutrote Augen blitzten ihn tödlich entgegen, doch seiner Freude tat dies keinen Abbruch. „Du weißt doch, Wettschulden sind Ehrenschulden.“ Leicht verärgert zog nun auch Vivien ihre Augenbraue hoch. „Ihr habt gewettet?“ „Nur welchen Namen du einmal tragen wirst, wenn es soweit ist. Vivien Slytherin.“ Der Gründer ließ sich die letzten beiden Namen wie Butter auf der Zunge zergehen, doch sein Lächeln erstarb, als das Gesicht seiner Tochter sich hämisch verzog.“ „Ich muss dich leider enttäuschen Vater. Wir haben uns beide für den Namen Dracul entschieden.“ Nun war es an Cruenta diabolisch zu grinsen, während Salazar so verloren wirkte, wie ein Kind, dem man den Lutscher gestohlen hatte. „Das ist meine Tochter. Du weißt doch mein Lieber. Wettschulden sind Ehrenschulden.“ ~*~ „Wo ist nun unser Enkelkind?“ unterbrach irgendwann Narcissa Malfoy die Gespräche, die mittlerweile entstanden waren. „Das wüsste ich auch zu gerne“ wandte sich nun Vivien an ihre Gefährtin, die eigentlich ihren Sohn bei sich haben sollte und ihr Blick hätte eine wilde Horde Drachen in die Flucht geschlagen. Lyra ließ das jedoch kalt. „Er ist in guten Händen. Ich habe einen Babysitter gefunden, als ich hier ankam, da ich es nur fair fand, wenn unsere Eltern gemeinsam ihren Enkel kennen lernen.“ „Und wen, wenn ich fragen darf?“ Lucius schien es anscheinend gar nicht recht, sein Enkelkind in fremden Händen zu wissen. „Ich weiß es nicht.“ „Wie, du weißt es nicht?“ fauchte nun die Vampirin an ihrer Seite. Den restlichen Malfoys lief ein Schauer über den Rücken. Das Temperament schien in der Familie zu liegen. „Ich habe vergessen ihn nach seinen Namen zu fragen.“ Etwas gleichmütig zuckte die platinblonde Frau mit den Schultern, als wäre es völlig normal sein Kind einem Wildfremden anzuvertrauen „Wenn ich nicht wüsste, dass du ein Gespür dafür hast, wem zu trauen ist und wem nicht, würde ich dich aufknüpfen, du Veela-Verschnitt.“ Grummelnd wandte die Frau sich wieder an ihre Eltern. Es brachte so oder so nichts sich aufzuregen. Außerdem steckte hinter der Fassade dieser hübschen Veela mehr als das Augen ahnen ließ. Nie wieder würde sie ihre Partnerin unterschätzen. Das letzte Mal hatte ihr bei weitem gereicht. „Nur gut, dass du es weißt. Außerdem haben wir ihn heute Abend wieder.“ „Draco, seit wann trägst du eigentlich die Haare dunkel?“ Sofort ruckte der Kopf des Jungen herum und fixierte mit einem beinahe irren Glimmen in seinen grauen Augen, seinen Vater. ~*~ In einem ganz anderen Teil des Schlosses hatte sich indes ein schwarzhaariger Junge auf einen der Türme in die warme Sonne begeben und versucht mit seiner neuen Aufgabe vertraut zu werden. Dort saß er, in das weiche Fell einer großen Wölfin gekuschelt und mit einem Baby auf dem Schoß, das er eingehend zu mustern schien. „Also, du halbe Portion, was bist du eigentlich? Lass mal schauen.“ Eingehende Studien, wie dem abtasten des kleinen Körpers, was den Jungen vergnügt zum Quietschen brachte und die ein oder andere Geruchsprobe, verrieten ihm schon das ein oder andere. Skeptisch, aber mit noch etwas anderem in seinem Blick, sah er auf das Kind herab, das ihn strahlend entgegenblickte. „Oh, das ist... interessant“ er stockte etwas und musste sich kurz räuspern, bevor er fortfuhr. „Ob deine Mum die ist, die ich denke die sie ist? Aber wer ist dein Dad? Weißt du, du riechst nach Slytherin und ich kenne nur einen, der alt genug und nicht verheiratet ist.“ °Also, wenn du an den Mann denkst, der dich nicht aus den Händen geben wollte, dann denke ich, dass du falsch tippst. Auch wenn er mehr nach seiner Mutter kommt, so hat er doch die Züge seines Vaters, die man in dem Setzling da nicht sieht.° Anscheinend hatte der Windgeist sich schlau über die Bewohner hier gemacht. „Meinst du Ferocia? Hat Tom wohl noch mehr Geschwister?“ wollte der Junge nachdenklich wissen. Er hatte schon einiges über den dunklen Lord gehört und dazu gehörte nicht, dass er in Abstinenz lebte. Eher konnte man ihn als Casanova bezeichnen. °Was fragst du mich? Ich bin noch nicht so lange hier, wie du.° „Aber du schnüffelst mehr als ich. Deinesgleichen, soll sehr neugierig sein.“ °Selbst wenn es so wäre, du weißt doch gewiss, wo du die Information her bekommst, ohne Fragen beantworten zu müssen.° „Wo sie Recht hat kleiner Mann, da hat sie Recht. Minky?“ Es ploppte einmal und im nächsten Augenblick stand eine kleine alte, aber höchst zufrieden wirkende Hauselfe vor ihm. „Dass Minky das noch erleben darf, Bohnenstange lernen nach Minky zu rufen.“ Vergnügt funkelten die großen Augen und die fledermausähnlichen Ohren wackelten aufgeregt. „Gewöhn dich nicht dran“ grinste der Junge jedoch nur keck zurück. „Du lieber sagen, was möchten, sonst Minky nichts kann machen.“ „Weißt du ob Tom und Mara noch andere Geschwister haben?“ „Natürlich, Lady Vivi. Sie älter als andere beide zusammen. Erste Kind von Lord und Lady. Doch sie waren lange weg. Das schon alles?“ Sie klang etwas enttäuscht. „Nein, nicht ganz. Was essen Blutveelen-Babys?“ „Blutveelen? Was Name sagen? Blut, aber auch andere Dinge gehen, wenn größer. Du geben mir am besten Flasche und ich schicken warm zurück.“ „Flasche?“ „In Tasche dummer Junge.“ „Oh.“ Tatsächlich waren in der Tasche einige Fläschchen. Aufs gerate wohl zog Harry eine hervor und hielt sie der Hauselfe hin, die mit einem Plopp verschwand. Na das konnte ja was werden. ~*~ Wie er es am Ende genau geschafft hatte den Tag hinter sich zu bringen, ohne in die Lage zu kommen sich eine gute Erklärung einfallen zu lassen, warum er Lagos nicht in den perfektem Zustand zurückgegeben hatte, in dem er ihm aufs Auge gedrückt worden war. An und für sich war es gar nicht mal so schwer gewesen. Füttern war recht simpel. Einfach eines der Fläschchen den Hauselfen geben, die, warum auch immer, wussten, wie man das Blut in ihnen richtig erwärmte, und dann den Nuckel in den Mund. Der Rest lief wie von alleine. Kompliziert wurde es erst, als es hieß die Windel zu wechseln. Es gab weit aus weniger komplizierte Dinge, die man studieren musste, bevor man sie beherrschte. So was wie Jura, Medizin, oder das Brauen von Tränken. Ganz ehrlich, wer hatte sich diese unmögliche Technik ausgedacht, mit der man ein Baby wickelte? Manchmal beneidete er die Muggel mit ihrer hoch entwickelten Technik. Hallo, selbst die hatten schon einen anderen Weg gefunden. Kind auf Windel legen, Windel umklappen und festkleben. Das konnte nicht so kompliziert sein, wie diese Kunst mit dem Tuch. Immerhin hatte Seba ihren Spaß gehabt, als sie ihm durch das geöffnete Fenster zugesehen hatte, doch auch das hatte er irgendwann gemeistert, mehr oder weniger elegant. Jetzt lag er hier, erschlagen und froh, dass die kleine Sirene auf seinem Bauch endlich Ruhe gab. Mara, die sich irgendwann zu ihm verirrt hatte, war ganz begeistert von Lagos gewesen und hatte ihre helle Freude dabei gehabt, ihm das Fläschchen zu geben, oder ihn etwas abzulenken. Nun lag sie ruhig neben ihm auf seinem Bett und er spürte, dass sie sie beide beobachtete. Diese friedliche Idylle wurde dann jedoch von einem Klopfen und dem öffnen der Tür zerstört. „Hey Tom.“ Anscheinend war es Zeit für das Abendbrot, doch Harry hatte weder Lust, noch die Motivation sich jetzt zu bewegen. So blieb er einfach liegen, wie er war, mit Baby auf dem Bauch und Kind neben sich. Einige Momente blieb es still, was doch dazu führte, dass der Gryffindor seinen Kopf dem Lord zuwandte, der sich nun räusperte, als hätte die Bewegung ihn wieder zurück in die Realität geholt. „Mich verwirrt etwas an diesem Bild. Drei Mal darfst du raten was.“ /Oh, ein Rätsel./ Genervt verdrehte Harry die Augen. Er liebte Rätsel „Ich bin zum Babysitten gezwungen worden“ erklärte sich das Engelsblut. Nicht, dass der Lord noch dachte, er versuche dessen ganzen jüngeren Verwandten um sich zu horten... obwohl... irgendwie war es ja so, oder? „Von wem? Keiner, der hier wohnt, hat ein so kleines Kind.“ Das war verwirrend. „Ich weiß nicht von wem, ich kannte die Frau nicht.“ Harry runzelte die Stirn. Irgendwas lief hier grade schief. Der Lord hingegen stöhnte. Was hatte der Bengel nun schon wieder angestellt und wo kam das Baby her? Im ersten Moment hatte er die Welt nicht verstanden. Das Bild, Harry mit einem kleinen Baby auf dem Bauch und seiner kleinen Schwester neben sich, hatte irgendetwas in ihm ausgelöst, dass er nicht verstand, etwas, dass den irrationalen Gedanken in ihn geweckt hatte, dass das Bild wirklich sein sollte. Der Lord verstand es nicht, das Bild war wirklich, was sollte das also? Jetzt fiel ihm jedoch die Verwunderung des Jungen auf. Ahnte er vielleicht, was ihn ihm vorging? Verstand er, was er selbst nicht verstand? Und warum zur Hölle machte ihn das so nervös? „Was hast du?“ Er gratulierte sich selbst, dass seine Stimme nichts von dem verriet, was ihn so aufwühlte. „Ich wundere mich nur.“ Konnte Harry sich nicht einmal klar ausdrücken? Konnte er nicht einmal so gnädig sein, sich nicht alles aus der Nase ziehen zu lassen? Wer wusste schon, wie lange er seiner Stimme noch vertrauen konnte? „Worüber?“ „Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du den kleinen Lagos hier kennst?“ Ok, mit einer solchen Antwort hatte er gewiss nicht gerechnet. „Woher denn?“ „Er riecht nach Slytherin.“ In diesem Moment war es ein Ding der Unmöglichkeit Fassung zu bewahren. „Was?“ Am liebsten hätte der Vampir sich auf die Zunge gebissen. Er klang ja fast schon hysterisch. Harry und Mara jedoch schien das ganze unglaublich zu amüsieren. „Bitte.“ Der Lord verdrehte genervt die Augen. Vermaledeiter Bengel. „Wie kommst du darauf?“ „Er riecht halt nach Slytherin, wie du, deine Eltern und Mara, nur anders.“ Entnervt schloss der Lord die Augen und massierte sich mit Zeigefinger und Daumen die Nasenwurzel. Warum musste dieser Junge ihm andauernd Kopfschmerzen bereiten? Zwar war er die letzten Tage recht ruhig und kooperativ gewesen, doch heute schien wieder einer der Tagen, an denen dieser Knallkopf ihn auf der Palme sehen wollte. „Eine geniale Erklärung, weißt du das?“ „Das kann man nicht erklären, es ist einfach so.“ Schmollte Harry jetzt? /Bei Merlin und Morgane, bitte nicht, das könnt ihr mir nicht antun./ Er wusste was geschah, wenn sein Vater schmollte, seine Mutter, oder eine seiner Schwestern und er war sich sicher, dass er nie, wirklich nie erfahren wollte, was geschah, wenn diese kleine Ausgeburt der Hölle schmollte. Er musste ihn ablenken. Guter Plan. Reden war jetzt die Devise. „Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass meine Eltern noch ein Kind bekommen haben.“ Ok, vielleicht war das nicht der beste Ansatz für seine Nerven. „Wer redet denn von den zweien?“ Definitiv nicht. Jetzt trieb der Junge wieder Spielchen mit ihm. Sekunde mal, wenn nicht seine Eltern, dann... „Wenn du mir unterstellen willst, dass ich der Vater bin...“ fauchte der Lord nun aufgebracht, aber auch Harry ging nun auf die Barrikaden. „Stehst du auf der Leitung? Ich rede von deiner Schwester“ giftete nun das Elbenblut zurück. „Findest du nicht, dass Mara etwas zu jung ist?“ Nun begann das Mädchen ungehalten zu kichern. „Überleg mal ganz genau. Hast du nicht zufällig noch eine andere Schwester?“ Jetzt war der Sickel gefallen. „Vivien?“ Der Lord stellte sich erst gar nicht die Frage, woher der Junge diese Information hatte. Ebenso gut hätte er fragen können, warum Vampire Blut trinken. „So heißt sie wohl.“ „Sie war seit Jahren nicht mehr zu Besuch.“ „Anscheinend hat sich das heute geändert, oder was meinst du?“ Die Matratze senkte sich nun neben Mara und Harry. Vorsichtig beugte sich der Lord über die drei und besah sich den kleinen Jungen genauer. „Ich habe also einen Neffen.“ Fast ehrfürchtig strich er mit den Fingern über das noch immer schlafende Gesicht von Lagos, der, aus Harry unerfindlichen Gründen, noch immer selig zu schlafen schien. „Sieht ganz so aus.“ ~oO~0~Oo~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)