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Götter, Engel, Dämonen und das Meer

Teil 5 des Detektiv Conan-Noir Crossovoers
von

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Beobachtungen einer Feierstunde

Hallo an alle Lesenden,
 

so, jetzt gehts also los. Endlich, Les Soldats werden aktiv...
 

Viel Spaß beim Lesen. *Erdnussflips hinstell*

lG, Diracdet
 


 

Prolog: Beobachtungen einer Feierstunde
 

'Der Sommer verabschiedet sich gerne in der schönsten Form, die ihm gestattet ist. Nun ja... eine etwas blumige Formulierung für den Altweibersommer.', lächelte der alte Mann in sich hinein, als er den Parkweg entlang schritt.

Tatsächlich, obwohl sich das zarte Gelb an den Bäumen schon zeigte, strahlten die fürsorglich von der Stadtverwaltung gereinigten Beete ebenso wie die nahezu unbehandelten Wiesen in vollster Pracht.

So prächtig wie der Himmel, der das Azur, welches die Lichtstreuung an den CO2-Molekülen verursachte, über den ganzen sichtbaren Bereich so gleichmäßig auslegte, als hätte man am Computer einfach blau einfärben getippt.

Unterbrochen wurde diese Struktur lediglich von der hellen, wärmenden aber nicht mehr die Anwohner zum Schwitzen bringenden Sonne, eben, wie sie einem am Besten gefällt.

Er stützte bei jedem Schritt seinen rechten Arm auf den Gehstock, den er als Familienerbstück stets mit sich führte. Obwohl er schon die 60 überschritt, brauchte er ihn eigentlich nicht, aber der exklusive, zur Gänseschnabelform gearbeitete Griff mit den prunkvollen Edelsteinen war ihm schon vor vielen Jahren zu Herzen gewachsen. Und dieser hatte ihn in seiner Heimat berühmt gemacht.

Das Finanzgenie, das ein Familienimperium zum Weltkonzern ausdehnte, und trotz körperlicher Fitness immer wie ein gebrochener Mann daher kam, Remy Brefford.

Endlich erreichte er die Bank, die er gesucht hatte, die seinem Körper die Ruhe gab, die sein äußeres Erscheinungsbild verlangte. Ein Baum, der Schatten spendete, vervollkommnete das Bild des Menschen, der viel zu berichten hätte, aber doch lieber die Stille aufsuchte, nachdem ihn ein Leben lang die Welt auf Trab hielt.

'Aber dieser letzte Punkt ist wohl auch der einzige, der stimmt...'

Ein weiteres Mal musste er lächeln, aber nicht deswegen, sondern wegen der Menschen, die am Ende des Parks, ein paar hundert Meter vielleicht von ihm entfernt in Scharen zusammen strömten und die rege Parkruhe doch emsig störten.

„Der Mensch sucht Erleuchtung, wie die Mücke das Licht. Und wenn sie es gefunden haben, können sie gar nicht mehr davon ab.“
 

Die provisorische Holzbühne, eine Konstruktion von einem Meter Höhe und etwa fünf mal fünf Metern Ausdehnung war bereitet, die Schaulustigen, Fans und Gäste sammelten sich darum. Alle suchten die Blicke des einen Mannes einzufangen, der sich gewohnt ruhig gab, und doch eine gewisse erwartete, vielleicht sogar gewollte Arroganz ausstrahlte.

Da saß er, der Ehrengast, dem diese Veranstaltung gewidmet war, auf dem rechten der drei besetzten Stühle, links des Rednerpodiums. Neben der jungen, schönen Tochter und dem kleinen Jungen, dem Freund der Familie, der ihm stets zur Seite war, beide stilvoll in Galakleidung, genau wie er selbst.

„Kogoro Mori. Japans Sherlock Holmes dieser Tage. Der Schlafende Kogoro, der mit seeligster Ruhe einen Fall in seiner einzigartigen Pose aufzuklären weiß, jeden Verbrecher in die Enge treibt und so unseren schönen Bezirk Beika ein bisschen mehr Frieden geschenkt hat.“

Mit diesen Worten begann der Bürgermeister von Beika, ein lang gewachsener, stets das diplomatische Lächeln eines Politikers tragende Mittfünfziger seine Lobeshymne auf den Mann der Stunde, der teilweise bereits den Namen Shinichi Kudo in Vergessenheit geraten ließ.

Die gebannte Stille wurde, als sich der Ehrengast kurz erhob und in die Menge von Gesichtern und Kameras grinste, von einem ersten Jubelsturm unterbrochen.

„Paps ist mittlerweile wirklich ein richtiger Star, was Conan?“

Das warmherzige, freundliche Lächeln Rans konnte er nur mit einem ebenso freundlichen Kinderlächeln beantworten.

'Ja, er ist toll. Unser aller Held...

Schön weiter lächeln, Conan! Schön. weiter. lächeln.'

Das war wohl angebracht, besonders gegenüber Ran.

'Das war doch Absicht von ihr. Damals, als sie ahnte, dass ich Shinichi Kudo bin, bemerkte sie fast beiläufig, wie bescheiden ich doch wäre. Stimmt schon, ich mache mir auch was aus dem Erfolg. Das tat sogar Sherlock Holmes.

Und indem sie ihres Vaters Fähigkeiten in den Himmel lobt, will sie, dass ich irgendeine Grimasse mache, irgendwie verrate, dass ich nicht ganz glücklich mit dieser Situation sein kann.

Das alles wegen diesem Mamoru Ietasu!

Er wusste alles, und konnte Ran vielleicht wirklich viel erzählen, nur erschien es mir gar nicht so als hätte er das. Sie wirkte eher von unserem Gespräch verstört, und hat dann direkt abgestritten, überhaupt etwas mitbekommen zu haben.

Was haben die beiden nur besprochen?

Und dann ist da ja noch etwas...

'Die Jungfrauen mit den schwarzen Händen'. Wenn dieser Fudo tatsächlich ein ausgebildeter Schütze war, wie konnte er so einfach erschossen werden? Von ihnen? Aber wieso?

Doch wohl kaum um mir zu helfen...'

Er beschloss, für den Moment die Fragen zu vergessen, die er wohl eh nicht so schnell beantworten würde können und widmete sich der Rede des Bürgermeisters. Das würde wohl auch sicherer sein in Anwesenheit Rans.

„Schon seit geraumer Zeit beeindruckt Herr Mori, der ehemalige Polizist, der nun privat Kriminologie ausübt, seine ehemaligen Vorgesetzten und Kollegen, ebenso wie die Verbrecher in dieser Stadt, wie auch uns, die wir als normale Sterbliche nur dastehen und staunen können.

Doch, war dies über die meiste Zeit dennoch nicht viel mehr, als ein Ansammlung kleiner Einzelschicksale in vertrauten engen Kreisen, so hat Herr Mori sich in jüngster Zeit durch ganz besondere Verdienste berühmt gemacht.

Zu nennen seien da nur der groß angelegte Versicherungsbetrug der Firma Karana-Electronics, den er aufdeckte, als er den Tod eines ihm bekannten Mitarbeiters untersuchte, der die Geheimnisse der Firma herausgefunden hatte.

Oder der Fall der Milliardärstochter Nakina Yuhara, die ihren Mann tötete, weil dieser ihr Familienvermögen verprasste.

Oder der Fall der Fusion der Suzuki-Konzerngruppe mit der Higeno Coorporation, der verhindert wurde, als er den Vizepräsidenten Hasewa der Higeno Coorporation des Waffenschmuggels überführte.“

Erneut beugte sich Ran zu Conan vor.

„Das war ein Fall! Erinnerst du dich, wie Sonoko fast heulend zu uns kam, und meinte, dieser Typ Hasewa sei ihr nicht koscher und Paps solle ihn mal genauer unter die Lupe nehmen, weil sie ihrem Vater die Fusion nicht ausreden konnte?“

Grinsend nickte er.

„Ja, so viel Menschenkenntnis hätte ich Sonoko gar nicht zugetraut...“

Fast wollte er sich die Zunge abschneiden, das war doch schon wieder gefährlich weit vorgeprescht!

Aber was ist eigentlich das richtige Maß? Selbst, wenn Ran nicht auf die Idee käme, er sei Shinichi, so ist er doch auch als Conan längst nicht mehr ein gewöhnlicher Junge in ihren Augen. Im Gegenteil, er war ja nun mal „frühreif“, vorlaut und oft auch schnippisch in seine Kommentaren, und er interessierte sich sehr für Kriminalfälle. Das jetzt zu leugnen, wenn es bereits feststand, käme ebenso einem Geständnis gleich.

'Was mich wieder zu seinem Spruch vom Abend damals bringt.

'Der Käfig selbst wird dein Untergang sein.'

Wie meinte er das nur? Ich muss es unbedingt herausfinden, bevor Ran darauf kommt, sonst ist vielleicht alles verloren. Verdammt!'

„Nun, die verantwortlichen Personen sind ja nun in polizeilichem Gewahrsam, aber Sie würden ihnen jetzt nicht begegnen wollen, oder Herr Mori?“

Das allgemeine Lachen über den einstudierten Witz klang durchaus echt, die Freude über die Existenz einer solchen Figur schien die Menschen, wie schon seit Jahrtausenden, positiv zu stimmen. Der Meisterdetektiv selbst begnügte sich damit, sein Lächeln geringfügig breiter zu machen, zum Zeichen, er habe zugehört.

„Herr Mori. In Anbetracht Ihrer großen Leistungen für unseren Ort Beika, aber auch für Tokio und für ganz Japan, will die Stadtverwaltung Ihnen diese Verdienstmedaille in Silber überreichen, für die wir lediglich noch darum bitten, dass Sie uns ein paar Perlen Ihrer Weisheit schenken würden.“

Mit diesen Worten trat der Politiker langsam vom Pult zurück und überließ es einer begeisternd klatschenden Menge, inklusive Ran und Conan, Kogoro zum Podium zu peitschen.

Es war ein faszinierendes Schauspiel zu sehen, wie langsam ein lebender, körperlich fitter Mensch von unter vierzig sich einen Meter von einem Platz zur Empore bewegen konnte, stets winkend und lachend.

Endlich war er angekommen, immer noch umjubelt von den vielleicht 200 Leuten um die Bühne. Er räusperte sich, um die Ruhe und die Aufmerksamkeit zu bekommen, die ihm seiner Meinung nach zustünde, und er bekam sie.

„Meine sehr geehrten Mitbürger...“, begann er theatralisch, stockte dann aber schon kurz.

„... ähm... ich gebe zu, wenn nicht ein Mörder mir gegenüber steht, ist das immer so eine Sache mit den freien Reden... hähä!“
 

Das Lachen nahmen alle mit und für einen Kurzen Moment gab das Mikrofon nicht mehr das lauteste Geräusch des Platzes von sich. Es schallte unwillkürlich bis tief in den dahinter liegenden Park hinein und in die Ohren Breffords.

'Mhm, und das an einem Sonntag!' Er musste wohl ein wenig den Kopf geschüttelt haben, denn prompt kam eine Antwort auf seinen Gedanken.

„Dass Gott den siebten Tag zum Ruhetag erklärte, spricht die Menschen nicht vom Leben frei, und auch nicht vom Lachen. Denn Lachen ist ein Zeichen von Leben, menschlichem Leben.“

Er brauchte nicht aufzusehen, um Mireilles sachliche Tonlage mit dem winzigen Funken Ironie zu erkennen.

„Auch die Ruhe ist ein Zeichen von menschlichem Leben, Mademoiselle Bouquet. Sie lässt uns erkennen, dass, wenn man genug an den anderen Tagen verrichtet hat, man sich eine Pause gönnen kann. Für die Tiere bleibt das stets mit Risiko verbunden.“

In diesem Moment setzte sie sich neben ihn und blickte, seinen Augen folgend, auf die Menschenmenge, die sich in einiger Entfernung um Japans Meisterdetektiv drängelte.

„Die Menschen lieben solche Idealfiguren, sogar, oder insbesondere, wenn sie noch leichte Makel haben. Superhelden fast, die zwar auch ihre Probleme haben, aber dafür eines der ihrigen beseitigen.“, stellte sie nüchtern fest und schloss sanft die Augen.

„Finden Sie, dass er Probleme beseitigt und nicht neue schafft?“, entgegnete er, ohne sich vom Schauspiel abzuwenden.

„Er ist nicht Sherlock Holmes. Holmes wurde geschaffen in einer Zeit, in der die Kriminalität überhand nahm in England und sich das Volk nach einer Person neben dem Gesetz sehnte, die sich um Gerechtigkeit kümmerte. Aber heutzutage geht es nicht um Gerechtigkeit...“

„Sondern um Recht, wohl wahr, Brefford. Und Recht verurteilt auch diejenigen, die einen Fehler begangen haben. Nicht nur Verbrecher. Recht lässt der Sühne die Strafe folgen, weil man Sühne schwer messen und kaum beurteilen kann. Und damit erzeugt sie die Gewalt, die eigentlich bekämpft werden sollte.“

Er sah doch kurz zur Seite, starrte die junge Frau an, die den Himmel fixierte und offenbar vor sich hin philosophierte.

Der SmallTalk ging ihm nun zu weit, deswegen war er nicht hier.

„Warum haben Sie das getan?“

Kalt, aber sachlich kam die Frage, die nur auf einen einzigen Punkt abzielte.

Sie blickte noch eine Weile nach oben, überlegte, er war sicher nicht in Stimmung für ein gegenseitiges Ratespiel, wenn sie sich dumm stellte.

„Ich war es nicht. Es war Kirika. Sie hat Caipirinha getötet.“

„Ich war deswegen gestern beim Chef der Organisation. Sie wissen genau, wie arrogant dieser Schnösel ist und wie ich es hasse, ihm irgendwelche Begründungen zu liefern, warum einer seiner Agenten, nebenbei ein Scharfschütze, aus kurzer Distanz erschossen wurde und sich herausstellt, dass er bis Dato von einem unserer Mitglieder beobachtet worden war.“

„Wie war die Frage am Anfang nochmal?“

Nun ließ sie sich doch dazu hinreißen. Brefford war eigentlich noch am angenehmsten von all den Obersten der Soldats, mit ihm konnte man reden, ohne das Gefühl zu haben, ein selbst ernannter Gott stünde vor einem.

„Warum musste Fudo Nakano sterben?“ Diesmal war Nachdruck dahinter und er stieß seine Stock unwillkürlich in den Boden.

„Er wusste zu viel. Wissen ist Macht, ist doch auch Ihre Denkweise, Brefford. Er stand unseren Plänen im Weg.“

„Sie können trotzdem nicht einfach hingehen und Mitglieder einer Organisation töten, die mit uns einen Waffenstillstand hat. Sie wissen doch auch genau, was wir wollen. Oder irre ich mich da, Bouquet?“

Ein Lächeln tat sich in ihrem Gesicht auf.

„Sie wollen die Organisation und die Illuminaten loswerden, bevor die Wirkung des APTX 4869 bekannt wird. Schon klar. Und eigentlich war dafür doch Shinichi Kudo vorgesehen.“

„Er ist eine Option. Nicht der Plan. Wir haben besseres zu tun, als uns um eine einzelne Person zu kümmern.“

„In meinen Plänen ist er aber von Bedeutung. Ich bin nicht an die Verträge der Soldats gebunden, das wissen Sie. Und Sie wissen auch, was ich will. Geben Sie es mir, dann verlasse ich Japan sofort und mit dem Jungen kann passieren was will, mir ist das dann auch egal.“

Jetzt wirkte auch sie endlich ernst und sah ihm auch in die Augen. Brefford zuckte unwillkürlich zurück.

„Ja, ich weiß, was Sie wollen, aber das ist einfach unmöglich. Haben Sie noch nie 1984 gelesen? Orwells Methode der Geschichtsfälschung haben wir quasi erfunden, schon vor über 200 Jahren.

Es existiert einfach nicht mehr.“ Erneut musste er innehalten und sich beruhigen. Immer wieder kamen ja Leute vorbei und er wollte nicht die höchste Aufmerksamkeit.

„Es ist unmöglich. Auch für Sherlock Holmes. Genau wie es unmöglich ist, einer einzelnen Person die Aufgabe zu übertragen, eine so große Organisation zu zerschlagen. Das ist die Fantasie eines Krimiautors, der hauptberuflich Arzt war, Mademoiselle Bouquet. Verstehen Sie das nicht? Dieser Kudo soll lediglich die Organisation auf Trab halten, damit wir etwas mehr Zeit haben. Weder ich noch irgendwer sonst geht davon aus, dass er es schafft.“

Stille. Mireille lächelte, und dieses Lächeln wurde mit jeder Sekunde etwas breiter.

„Haben Sie Angst, Brefford? Angst vor einem kleinen Jungen?

Ich hatte immer gedacht, dieser Moment vor vier Jahren, nach Chloes und Altenas Tod, wäre der einzige, in dem Sie jemals so etwas verspürten.

Damals als Sie merkten, dass all Ihre Macht Sie nicht vollkommen schützte.

Vielleicht ist diese Angst sogar begründet...“

Er sagte nichts, starrte gebannt nach vorne, seine Augen ruhten förmlich im Nichts, sodass Mireille fortfuhr.

„Sie haben schon Recht. Arthur Conan Doyle hat nie verraten, wie Holmes es gelingen konnte, Moriartys Organisation zu zerschlagen, dennoch glauben sehr viele daran, dass er es getan hätte. Die Frage ist natürlich müßig und doch muss sie gestellt werden: Ob und wie so etwas möglich sein könnte? Mathematisch gesehen ist das Ausbleiben einer solchen Entwicklung, in der ein einziger mit seinem Verstand eine solche Macht besiegt, kein Beweis, dass es unmöglich ist.

Und Sie haben Kudo schließlich noch gar nicht in Aktion erlebt.“

„Nun, das werde ich dank Ihnen ja nun bald.“, antwortete er nun ironisch genervt.

„Wurden also alle meine Anfragen genehmigt?“

„Es geschieht alles so, wie Sie wünschten. Die Sängerin wird heute noch bei ihm anklopfen. Nur ist mir noch nicht ganz klar, wofür. Sie haben ihm den einen Hinweis zukommen lassen, durch Monsieur Ietasu.

Aber das reicht ja nun für nicht allzu viel aus, oder?“

Erneut wanderte Mireilles Blick von ihm ab, nun starrte sie mit einem leichten melancholischen Lächeln in die Ferne.

„In Ihren Augen nicht, aber in denen des Jungen schon. Wie sagten Sie? Es ist... unmöglich? Wie wäre es mit einer Wette, Brefford?“

Nun sah er doch wieder verwundert zu ihr.

„Bevor das Schiff das Land erreicht, wird Conan Edogawa einen Beweis vorbringen, der Ihnen fehlt. Einen... entscheidenden Beweis.“

Breffords Augen weiteten sich ungläubig. Er wusste genau, Mireille machte so gut wie nie Scherze oder leere Behauptungen. Aber das konnte einfach nicht sein.

„Ihr Fehler, Brefford, ist es, sich wegen Ihrer Methoden mit den Oberen aus 1984 gleichzusetzen. Sie übersehen, dass die Menschen selbst noch da sind. Für jedes Wissen, dass Sie zerstören, müssen Sie noch drei Generationen warten, bevor jeder, absolut jeder, der es aus eigener Erfahrung besser wissen könnte, tot ist.“

„Und das... gilt jetzt noch nicht, wohl wahr. Eine interessante Wette.“ Er grübelte noch eine Weile, wirkte aber entschlossen.

„Wenn Sie Recht haben, kriegen Sie freie Hand, was den Jungen angeht, wenn nicht, hören Sie auf, ihn auf sich aufmerksam zu machen!“

Eigentlich forderte er das ernste Gesicht Mireilles heraus, aber sie blieb ihrem sanften Lächeln als minimalem Ausdruck der Zufriedenheit treu.

„Einverstanden.“

„Einverstanden.“

„Nein!“

Unwillkürlich drehten sich beide nach hinten um, um die junge Frau, die sich hinter der Stimme verbarg, zu begutachten. Der Sonneneinfall ließ aber nur ihre Statur erkennen.

„Sie dürfen das nicht!“

Fast flehend wandte sie sich zuerst an Mireille, dann an Brefford, aber beide ließen ihre Blicke wieder nach vorne zur Feier gleiten.

„Wir dürfen und wir können. Das ist unser Privileg.“, gab er kalt von sich.

„Aber sie riskieren das Leben einer unschuldigen Person.“

„Nein, in diesem Fall nicht, und das wissen Sie. Das Damoklesschwert über dieser Person schwebt ohnehin schon. Unser Einfluss bewirkt lediglich einen kleinen Nebenschauplatz zur eigentlichen, zentralen Bühne.“

„Aber wenn etwas schief geht..., dann ist... dann wird er Ihnen nicht helfen, Mademoiselle Bouquet. Er verzeiht Ihnen nicht, wenn eine unschuldige Person stirbt. Sie könnten es verhindern!“

Sie konnte es von hinten nicht sehen, aber Brefford schon. Da war ein kurzes Zucken in Mireilles Augen, sie war für den Bruchteil einer Sekunde angespannt, fühlte, dass diese Voraussage nicht aus der Luft gegriffen war. Shinichi Kudo war Idealist. Den Tod einer unschuldigen Person, den man verhindern konnte, geschehen zu lassen, das verzeiht er niemandem...

Nun war es Brefford, der sein Lächeln wieder fand.

„Nun, wr werden uns da nicht weiter einmischen.

Also... dann müssen Sie das verhindern. Sie kennen die Regeln, Ihre Grenzen, was Sie dürfen und was nicht. Aber letztlich... müssen Sie auch eine Freundschaft schützen, nicht wahr, Mademoiselle...“
 

„...Und daher denke ich, das Wichtigste, wenn ich es so sagen kann, ist, was man für sich selbst als Grenze zieht.

Wählen Sie diese Grenze mit Weisheit, verzichten Sie auf Gewalt als Problemlösung und seien Sie mit anderen Menschen nie kritischer als mit sich selbst, aber auch nicht weniger. Denn die Gerechtigkeit wird immer siegen.

Ach ja, und immer fleißig die Rätsel der Tageszeitung lösen, das hilft dem Geist ungemein auf die Sprünge.“

Mit tosender, auch aus Lachen entsprungener Begeisterung applaudierten die Leute mehrere Minuten lang ihrem „Superhelden“ und die Kameras trugen die Bilder in die ganze Stadt und alle Häuser und Büros, die den Fernseher anschalteten. So auch in das eine.

'Gerechtigkeit? Das will ich doch stark hoffen, Herr Mori! Das will ich doch stark hoffen.'

Neptunia?

Hallo an alle Lesenden,
 

mal schon am Montag Abend,

dafür kann ich Morgen den ganzen Tag nicht da sein. -.-
 

Erstmal gelich ein herzliches Danke Schön an die Kommentare und die Favolistensetzer. Schön euch wieder zu sehen!!^^
 

Ja... der Prolog, das war eben ein Prolog, dessen Ereignisse vorläufig nun im Hintergrund liegen, und erst jetzt beginnt die richtige Handlung.

Aber natürlich wird die Wette am Ende aufgeklärt und wer sie warum gewinnt...
 

Ich sag mal nichts zur Handlung mehr, ihr werdet's ja selber lesen.
 

Viel Spaß dabei, bis bald.

lG, Diracdet
 

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Kapitel 1: Neptunia?
 

„Hahaha!

Der große Meisterdetektiv als gefeierter Star. Ich habs endlich geschafft!“

Ebenso laut wie seine Stimme war die gesamte von Kogoro Mori erzeugte Geräuschkulisse, ob beim Erklimmen der Treppen oder Öffnen der Tür. Er konnte seine Zufriedenheit wirklich zum Ausdruck bringen, oder nicht zurückhalten.

Dieses Lachen Kogoros war seiner Tochter und seinem kleinen Mitbewohner eigentlich geläufig meistens nervig, aber doch zu ertragen..., aber die Überzeugung dahinter wirkte diesmal doch etwas... beängstigend.

„Nun geh schon rein, Paps und stör die Nachbarn nicht. Es ist immerhin Sonntag!“

„Ach, Mausebein, nun lass mir doch die Freude!

...Und den Leuten, sie wollen halt mich, wer kann es ihnen verdenken?“

'Hilfe, sein Kopf explodiert!' Conan musste wirklich alle Konzentration aufbringen, um nicht lauthals los zu lachen. Aber dieses Lachen wäre ihm kurz darauf fast im Halse stecken geblieben.

„Du bist bei so was ja genau so schlimm, wie Shinichi, Paps!“

Beide Männer sahen verwirrt zu Ran, die wütend die Tür als Letzte zu schlug.

„Wie... wie bitte? Was hab ich bitte mit diesem arroganten Schnösel von Möchtegerndetektiv gemein?“

'Das wüsste ich auch gerne, Onkel Kogoro! Wir sind ganz Ohr, Ran!'

Dieser Spruch hatte etwas bewirkt, was wohl sehr selten vorkam. Aus demselben Gedanken heraus stellten sich Kogoro und Conan die selbe Frage mit den selben Gefühlen.

„Na genau das!“, begann Ran entnervt, während sie ihre Jacke abstreifte.

„Diese Arroganz wegen eurer Detektivarbeit. Und die Erfolge. Er plustert sich deswegen auch immer auf und prahlt mit den Fanbriefen und allem Drum und Dran und dass er der Beste sei...“

„Jetzt weißt du es eben besser. Ich bin...“

„Ja, ja, der Beste. Ja, du bist sehr gut, Paps, von mir aus, aber das ist Shinichi auch... nur... irgendwie scheint das nicht genug zu sein.“

Stille trat ein, ihr wütender Blick zeigte mit einem Mal wieder diese Sorge, diese sehr verständliche Sorge, auch wenn sie sie eigentlich nicht ihm gegenüber zeigen wollte.

„Ich mache mir eben Sorgen um Shinichi. Er begibt sich unnötig in Gefahr, gerade weil er so ein guter Detektiv ist. Und... ich will... mir nicht auch um dich solche Sorgen machen müssen. Dein Job beinhaltet es auch, sich sehr gefährliche Feinde zu machen. Der Bürgermeister hat ja vorhin quasi eine Liste von ihnen gemacht.

Es heißt, Hochmut kommt vor dem Fall. Bitte, nimm deine Arbeit nicht so auf die leichte Schulter.“

Sie sah ihrem Vater noch ein Stück gefühlvoller in die Augen, aber dieser wendete sich nur unruhig ab und ging an seinen Schreibtisch.

„Conan, das meinst du doch auch, dass er es nicht so gelassen nehmen sollte, oder?“, wollte sie einen erneuten Versuch starten, als ihr klar wurde, dass sie da wohl gerade den falschen um Verständnis bat. Ein leicht bittersüßes Lächeln stand ihm um die Lippen.

'Ich und arrogant?? Selbst, wenn du damit recht haben solltest - was nicht der Fall ist - wieso erwartest du von mir Unterstützung, wenn du das so einfach sagst?'

„Puuh!“ Kogoro hatte sich eine Zigarette angezündet, und pustete gerade den ersten Zug genüsslich heraus, während er sich in seinen Sitz zurück lehnte.

„Solltest du... das nicht ihm selbst sagen, Ran?“

Sie zuckte auf einmal zusammen, als sie den ernsten Blick ihres Vaters sah. Auch Conan wurde sofort aufmerksam.

„Oder besser, hättest du das nicht ihm sagen sollen?

Er ist jung und übermütig und der Erfolg macht ihn natürlich arrogant. In dem Alter glaubt man mit jedem Moment des Erfolgs, den man genießt, quasi die ganze Welt zu erobern. Die eine Niederlage, die man dann einsteckt, entscheidet meistens darüber, ob der gewählte Weg der richtige oder falsche ist.

Sieh mich da an! Ich bin keine 16 oder 17 wie er, Ran. Ich hatte meinen Anteil an Niederlagen als Detektiv und weiß mittlerweile sehr wohl damit umzugehen. Nur leider kann so eine erste Niederlage in unserem Gewerbe...“

Er stockte, er wusste es ja genau. Was seine Tochter, die durch seinen und den Berufsweg ihrer Mutter mit den Schattenseiten der menschlichen Psyche vertraut war, dachte. Denken musste.

Dieser Jungdetektiv hatte irgendwo seine Nase reingesteckt, wo sie nicht reingehörte.

Nur deshalb, nur weil sie diesen Gedanken hegte, nur weil sie sich wirklich, und nicht mal unbegründet Sorgen machte, nur deshalb hatte sie ihn nun um Verständnis und Vorsicht gebeten.

Shinichi Kudo, so oft er ihn in jüngerer Zeit als Detektiv erlebt hat, war ein Schnösel, ein verwöhnter Junge, der allein seinen Tagesablauf bestimmen konnte, weil seine Eltern ihn seit Jahren allein ließen. Der sich alle Freiheiten heraus nahm, die man sich vorstellen konnte. Der vernarrt den ganzen Tag Krimis und anatomische Bücher verschlang und glaubte, darin die Weisheit des Lebens zu finden. Und genau wie seine großen Helden darin würde er der ratlosen Polizei zur Seite stehen und die größten Kriminellen der Welt zur Strecke bringen.

Nur leider... ist das nicht die Realität, die einen Kriminologen einholt. Sie war es nie. Niemals, niemals würde er, Kogoro, sich an den Anblick einer gewaltsam aus dem Leben gerissenen Leiche gewöhnen. Und wenn dieser Shinichi nur halb so anständig war, wie es seine Tochter und seine alten Freunde Yusaku und Yukiko immer behaupten, dann wird er es auch nie. Selbst, wenn er nach außen so tut.

Niemals.

'Und er würde die Fälle, so vernarrt er in sie sein mag, nicht über alles stellen...

Die Realität sieht anders aus, Mausebein. Und ich... ich kann mich irren... aber du hast vermutlich recht. Ihn könnte diese Realität eingeholt haben.'

All diese Gedanken, eigentlich kamen sie ihm längst im Laufe der Zeit und nun brauchte er sie nur in einem Zug an der Zigarette zur Rekapitulation.

„Und außerdem..., Ran... es ist nicht die Aufgabe der Kinder, sich Sorgen um ihre Eltern zu machen. Ich kann auf mich aufpassen... aber bitte... pass du auch auf dich auf! Du kennst meinetwegen schon diese Welt von Seiten, die kein Vater seinem Kind zeigen sollte, also sieh es als Warnung an!“

Seine Augen strahlten auf einmal so ein Feuer aus, so eine... Erkenntnis, das hatte Macht auf die Zuhörer. Beide, Ran und Conan hafteten wie wild auf diesen Augen. Sie ahnten beide, woran er dachte. Man sollte es manchmal, wenn er sich so überheblich gab, nicht glauben, aber für seine noch nicht mal 40 Jahre hatte Kogoro Mori auch schon eine Menge durchgemacht. Weit mehr als viele zu ertragen wüssten. Im Gegensatz zu seinen noch jungen Gesprächspartnern jedoch hatte er eine andere Form des Ausgleichs gewählt. Er verschlang nicht jede dieser Szenen in sich, vergrub sich mit seinem schlechten Gewissen, lief in seinen Träumen wie ein Gehetzter vor ihnen davon. Nein, er hatte sich einen anderen Weg gewählt, den Ausschweifenden, Vergessenden.

Mahjongg..., Pferderennen..., Frauen... Und eine ganz besonders: Yoko Okino.

„Yoko!!!!“, riss er alle aus diesen annähernd gleichen Gedanken und kramte die Fernsehfernbedienung aus der Schreibtischschublade.

„Jetzt beginnt doch gleich ihr Film von vor ein paar Jahren. Yoko.“

Der Moment des Schweigens, der Moment, in welchem auch Conan Edogawa ein viel größeres Maß an Respekt gegenüber 'Onkel Kogoro' empfand als für gewöhnlich, war mit einem Mal verschwunden. Hinweggeblasen in diesem Ausgleich. Er musste schmunzeln.

„Paps!!! Was soll das? Wir hatten doch eben eine wichtige Unterhaltung, wie kannst du da plötzlich an Yoko Okino denken? Außerdem kennst du den Film doch, genau wie alle anderen von ihr.“

„Er kann es halt.“ Sie wurde nun in ihrer Rede von Conan gestört und sah zu ihm hinunter. Es war nur ein wenig, was sie erkennen konnte. Er blickte zu Kogoro, so dass sein Blick von der Brille und seinen Haaren verdeckt wurde. Aber dennoch, er war noch so ernst, wie zuvor.

„Er kann es halt, Ran. Er kann einfach so... abschalten und sein Leben außerhalb der Welt von Mordfällen und anderen Verbrechen leben. Und er lebt es so... dass er nicht zurückschauen braucht auf das, was er noch kurz zuvor gesehen hat.

Das ist... wie ich finde, eine sehr beeindruckende Seite an ihm. Ich könnte das nicht.“

Er wandte sich ab, wollte ihr nicht ins Gesicht sehen, denn eine gewisse Melancholie spielte sich in seinen Blick. Da hatte ihm Kogoro etwas voraus. Eine wesentliche Erkenntnis. Ihm... und Ran. Ran vielleicht noch mehr...

'Oder nicht?'

Auch sie wandte sich ab und ging in die Küche, um einen Kaffee anzusetzen. Sie konnte den Gedanken verstehen. '...'Er kann es einfach. Ich könnte das nicht.'...

Vergisst Paps seine Fälle nicht auch immer? Aber, selbst mit so einem Lebensstil wie seinem, man kann doch nicht einfach Leichen vergessen. Aber... Mamoru hatte damals doch auch etwas ähnliches gesagt. 'Ich möchte diesen ganzen Abend eigentlich sehr bald vergessen.' Ist es etwa richtig, zu vergessen, was einen in der Erinnerung so betrübt? Nein. Das kann auch nicht die richtige Antwort sein. Es ist sicher nicht besser... als lange bei diesen Fällen zu verweilen.
 

Ein Klingeln an der Haustür unterbrach den allgemeinen Gang der Dinge an diesem Sonntag.

„Och nö!“, brummte Kogoro missmutig vor sich hin.

„Ran! Wimmel sie ab!“

„'sie'?“, wunderte sich die junge Frau als sie aus der Küche kam und sich Richtung Tür aufmachte.

„Ein Bekannter wird wohl kaum unangekündigt am Sonntag vorbei schauen. Also ist es ein Kunde.

Die Kundschaft. Sie.“

Seine Laune war damit offenbar im Keller angekommen, vom Himmel vor wenigen Minuten, als der Star nach Hause kam, zum tristen Arbeitsalltag.

„Und, was hat der große Meisterdetektiv für ein Problem mit Kundschaft?“, kam es schnippisch zur Antwort.

„Es ist Sonntag! Sag, wir haben nicht auf.“

'Damit du Yoko gucken kannst? Vergiss es!', hängte sie in Gedanken noch dran, als sie der Blick durch die geöffnete Tür sie zurück in die Realität holte.

„Sie?“
 

„Yoko! Yoko!“, klang es einen Moment später wieder vom Schreibtisch des Detektivs, was Rans Stimmung nicht im geringsten verbessern konnte. Oder... vielleicht doch.

„Du hattest recht, Paps. Du hast Kundschaft.“ Zuckersüß trat sie näher an ihn heran, bedacht, den Kunden dabei den Blicken Kogoros zu entziehen.

„Ich sagte doch, du sollst sie abwimmeln!“, knurrte er zwischen den Zähnen.

„Pech, du wirst diese Kundschaft wohl oder übel Yokos Film vorziehen.“

„Werd ich ganz sicher nicht!“

Ein herzliches Lächeln mit einer Spur Ironie wehte ihm entgegen, was Kogoro dann doch etwas Angst werden ließ.

Dann wandte sie sich ab und gab den Blick auf den Gast des Hauses frei.

„Tja, Sie hören es Yoko, Paps kann zur Zeit leider nicht.“

Ran merkte nur noch, wie ein Windstoß an ihr vorbeizog und sie ein Stück zur Seite gedrängt wurde, schon hatte sich ihr Vater vor seinem Idol aufgebaut, sie begrüßt, ihr die Jacke abgenommen und verkündete mit zufriedenster Miene:

„Ran mach unseren Gästen doch bitte allen eine Tasse Kaffee, ja?“

Sie konnte nicht verhindern, dass sich ein leichtes Zucken in ihre Augen schlich. 'Ruhig bleiben, Ran, ganz... ruhig... Du wirst dir nichts anmerken lassen.'

So ging sie, den Blick nach Möglichkeit auf den Boden gerichtet in die Küche um auch Yoko Okino und ihrem mitgekommenen Manager einen Kaffee zu kochen.
 

Alle fünf nahmen um den großen Tisch in der Detektei platz.

„Ich muss Ihnen wirklich gratulieren, Herr Mori. Sie sind ja mittlerweile fast ein so großer Star, wie Fräulein Yoko, wenn man die heutige Fernsehübertragung sich anguckt.“

Ihr Manager, Hidekazu Yamagishi, versuchte sich normal zu geben, aber es wirkte bei weitem nicht normal. Das konnte man sehen, es stand förmlich in beider Leute Augen, aber selbst das war nicht nötig. Sie waren verkrampft, in ihren Bewegungen, Formulierungen, allein bei der Begrüßung.

„Was machen Sie hier, Yoko? Ich dachte Sie müssten für Ihren großen Auftritt Übermorgen proben.“

Ein leichter Rotschimmer schlich sich auf das Gesicht der jungen Sängerin und Schauspielerin.

„Ach, Sie wissen also davon?“

„Haha, nun hören Sie aber auf!

Der Premierminister gibt nicht umsonst zwei Tage dem ganzen Land Feiertag für dieses Ereignis.

Das größte Passagierschiff der Welt, die Ocean Goddess, hier in Japan gebaut, wird übermorgen zu seiner spektakulären Jungfernfahrt auslaufen.

Zwar nur einmal durch das ostjapanische Meer, aber dafür als ein riesiges Fest die ganze Nacht hindurch, um Morgens dann den Sonnenaufgang auf dem Meer zu bewundern.

Die ganze Fahrt wird von den Medien life ins ganze Land und darüber hinaus übertragen!

Und passend zum Namen des Schiffes wird die musikalische Unterhaltung über Nacht von keiner Geringeren vollführt als Japans Göttin des Meeres. Yoko Okino!“

Die Triumphrede Kogoros steigerte sich merklich hin zu diesen letzten zwei Worten, in denen es kulminierte. Er wäre fast noch aufgesprungen vor Freude, was ihm von Ran und Conan nur ein bösen Blick einbrachte.

Er erschrak, als er plötzlich in Yokos, fahler werdendes Gesicht sah. Sie hatte bis zum letzten Satz gelächelt, dann aber wurde sie kreidebleich.

„Ich... ich möchte nicht die Göttin des Meeres sein, Herr Mori!“, brachte sie fast unter Tränen dann hervor.

„W...Was?“ Völlig verwirrt blickten alle von ihr zu Herrn Yamagishi, der daraufhin in seiner Tasche kramte und einen kleinen Briefumschlag daraus hervorholte.

„Wir... also Fräulein Okino... hat vor zwei Tagen diesen Brief hier erhalten. Ohne Absender und Marke.“

Er reichte das dünne Papier Kogoro, der es vorsichtig und mit ernster Miene betrachtete. Er ahnte, was darin sein würde. Er wusste es sogar ganz genau. Ein Blick in Yokos von Angst durchzogene Augen brachte ihm Klarheit. Eine dumpfe Wut kochte in ihm hoch, obwohl er den Inhalt noch nicht mal gesehen hatte. Und obwohl... er noch nicht mal im Ansatz ahnte, wie sehr er sich irren würde...

Langsam öffnete er den Umschlag und holte einen einzelnen dünnen Zettel heraus. Computerbeschrieben. Vier einfache, schnörkellose Zeilen.
 

Neptunia auf ihrem Throne.

Doch die Zeit verrinnt.

Pünktlich werden sie kommen.

Damit das dunkle Ende beginnt.
 

Er las es langsam und laut vor, nicht zuletzt, damit Ran und Conan ihn nicht von beiden Seiten einkreisten, um mitzulesen.

„Neptunia?“, fragte seine Tochter letztlich verwirrt nach.

„Neptun sagt mir was. Das ist der römische Gott des Meeres, aber Neptunia?“

Der Detektiv stand langsam auf und ging auf das Bücherregal zu, welches sich an der Wand erstreckte.

„Na das wird wohl die weibliche Version sein. Die Meeresgöttin.“, antwortete er gelassen aber sehr ernst ohne sich zu seiner Tochter umzudrehen.

„Aber... gibt es so eine Göttin denn überhaupt?“, hakte sie weiter nach. Er hatte diesen Namen ja offenbar auch noch nie gehört.

„Wohl kaum... mal gucken...“ Er blätterte durch ein Buch über antike Mythologie.

„...Poseidon, der griechische Neptun war mit einer Nymphe namens Amphritite verheiratet. Sie bekam dadurch einen göttlichen Status. Aber bei Neptun... Ah, 'Anmerkung. In der römischen Mythologie gibt es eigentlich keine Partnerin zu Neptun, aber eine vergleichbare Figur namens Salacia.

Vermutlich... war dem Autor... den Autoren... dieser Nachricht Salacia oder Amphritite zu unverständlich und sie wählten einen bekannteren Namen, der zwar so gesehen falsch ist, aber im Prinzip offensichtlich.“

'Falsche Göttin...', ging es Conan durch den Kopf.

„Den Autoren? Mehrere?“ Nun wurde Ran richtig neugierig.

„Es hieß in der dritten Zeile 'Pünktlich werden sie kommen.'. Das ist eindeutig Plural. Also stehen hinter diesem Brief wohl auch mehrere Leute. Wenn es eine gut gemeinte Warnung wäre, hätte man dieses 'sie' ja erklären können. Also steht es für 'wir'!“

Er klappte das Buch lautstark zu, stellte es zurück ins Regal und setzte sich wieder an den Tisch.

Keine Miene verzog er, sondern blickte ernst über die Tischplatte zu Yoko. Seine Vermutung war bestätigt.

„Sie wissen ja... Herr Mori... dass mein Name das japanische Wort für Meer beinhaltet...“

„Ja... und Sie haben recht, es scheint eine Drohung zu sein. Gegen Sie... oder gegen das Schiff.“

Ran schreckte unwillkürlich auf.

„Sie... oder das Schiff?“

„Ist doch ganz klar, oder Ran?

Sie könnte gemeint sein, sie verkörpert das Meer und am Dienstag Abend wird sie auf dem Meer auf dessen höchsten Thron, der Ocean Goddess, sitzen. Oder aber das Schiff selbst, das ja ebenfalls Göttin der Ozeane übersetzt heißt, welches auf seinem Meeres-Thron ruht, wenn man es so nennen will.

Gegen eine dieser beiden ist das eine Drohung... eine... Todesdrohung.“

'Oder auch nur der Anfang...', durchzog es Conan erneut.

Yoko schüttelte heftig und doch von Angst begleitet den Kopf.

„Es geht nicht um das Schiff. Ich habe den Bauherren und Besitzer des Schiffs, den Milliardär Sinjo Tanahi, gleich nach Erhalt der Nachricht angerufen. Weder er noch irgendeiner der anderen Ehrengäste des Schiffes hat noch so eine Nachricht bekommen. Nur... ich.“

Wieder musste sie eine Träne unterdrücken, was Kogoro nur noch mehr unter Dampf setzte.

„Waren Sie damit bei der Polizei?“

Ihr Manager übernahm die Antwort für die stark unter Druckstehende Sängerin und Schauspielerin.

„Ja, sicher, das war danach das Nächste. Sie meinten, es bestünde eine sehr große Chance, dass das nur ein böswilliger Streich sei. Da es absolut ohne irgendeine Zugehörigkeit ist, nicht mal an Fräulein Yoko adressiert, sei es unwahrscheinlich, dass es als ernsthafte Drohung gilt. Des Weiteren sei die Polizei sowieso mit einem großen Aufgebot auf der Ocean Goddess vertreten und daher werde sie dort auch stets geschützt sein.“

„Aha...“ Kogoro verzog skeptisch eine Augenbraue.

'Also zu meiner Zeit hat man Polizeiarbeit und insbesondere Personenschutz noch ernst genommen, Megure! Zumal das offensichtlich kein Streich ist!'

„Ich glaube nicht an einen dummen Streich Herr Mori. Es klingt... so sehr nach Wut, die aus diesen Zeilen spricht...“

„Nach einer Konkurrentin vielleicht, die Ihren Platz auf diesem Schiff hätte haben wollen? Das macht aber wegen diesem Plural nur bedingt Sinn. Es wäre dann doch eher ein Einzeltäter.“

'Oder nicht...?', vollendete Conan seine Gedanken zu dieser Nachricht.

„Ich habe aber auch keine solchen Feinde. Schon gar nicht wegen dieses Auftrittes. Es gab keine Bewerbung dieser Art oder Ähnliches. Herr Tanahi rief mich einfach vor einem Monat ungefähr an, ob ich diese Aufgabe übernehmen mochte und dass ich die erste Wahl wäre, schon allein wegen meines Namens.

Deshalb... deshalb... wollte ich Sie um Rat... und um Hilfe bitten, Herr Mori.“

Dass sie seine Hilfe suchte war klar. Was auch sonst? Nur gab es da ein Problem, dass eigentlich auch Yokos geschundenen Nerven bewusst sein musste. Und denen ihres Managers.

„Aber... ich möchte Ihnen sehr gerne natürlich helfen, Yoko. Nur, wenn, wie es aussieht, diese Nachricht sich auf die Schifffahrt bezieht.... so kann ich vielleicht per Handy...“

„NEIN! Bitte, ich möchte, dass Sie mitkommen auf diese Fahrt!“ Sie war sichtlich verzweifelt.

„Aber, Yoko, das geht doch nicht. Sie wissen doch, dass die Gästeliste handverlesen ist, da komme ich gar nicht...“

Emsig kramte der Manager erneut in seiner Tasche und holte einen weiteren Briefumschlag heraus.

„Nachdem wir bei der Polizei angerufen hatten, fragten wir nochmal bei Herrn Tanahi nach... ob es möglich sei, noch einen Gast auf der Jungfernfahrt mitzunehmen. Es ist ja bei diesen üblicherweise nicht voll besetzt um künstlich eine angenehmere Atmosphäre zu schaffen.“

Kogoro öffnete fast mit zitternden Händen den Umschlag und zog drei Belege für besagte Jungfernfahrt heraus, beschriftet mit ihren drei Namen, 'Kogoro Mori, Detektiv', 'Ran Mori, Begleitung 1 von K. Mori' und 'Conan Edogawa, Begleitung 2 von K. Mori'.

„Herr Tanahi bestand darauf, dass es mindestens eine Person sein muss mit einem gewissen Bekanntheitsgrad, damit nicht nachgefragt wird, und mit mir als Manager konnte Yoko nicht mehr so viele Begleiter mitbringen. Deshalb sind Sie, Herr Mori jetzt offiziell auf der Teilnehmerliste und Ihre beiden Kinder Ihre Begleiter.“

Der Detektiv sowie auch Ran und Conan standen mit weit geöffneten Mündern sprachlos vor ihren Gästen und wechselten mit ihren Blicken zwischen den Tickets und Yoko Okino hin und her.

„I...Ist... das Ihr Ernst?“ Keiner konnte es so recht fassen. Nach allem, was man über dieses neue Schiff hörte, würden sie es wohl nie von Innen sehen, außer auf dem Fernsehschirm. Schon gar nicht auf der Jungfernfahrt. Das war ein reines Startreffen der Wirtschaft und Kultur. Wie die Oscarverleihung. Unerreichbar, auch nicht mit Geld. Und nun stand da weiß auf azurblau, dass sie nun doch zum Kreis der Auserwählten gehörten.

'Sie? Wir?'

Unwillkürlich drehte er sich zu Ran und Conan um, die selbst mit ihrer Fassung rangen.

„Ähem...

Vielen Dank, Yoko. Ich weiß kaum, was ich dazu sagen soll. Aber wenn, dann werde ich nur alleine gehen.“

„WAS???“, schrien ihn beide von der Seite an, was ihm ungefähr klar war.

„Das Ereignis ist eine Übernachtfahrt, da wird durchgemacht im wahrsten Sinne des Wortes. Das ist nichts für Kinder. Außerdem müsst ihr zur Schule.“

„Denk nicht mal dran, Paps! Du hast es doch selbst vorhin gesagt. Der Premierminister hat höchstpersönlich zwei Feiertage am Dienstag und Mittwoch proklamiert. Inklusive aller Schulen, damit auch wirklich jeder dieses Ereignis bestaunen kann am Fernseher, oder zumindest Aus- und Einlauf life im Hafen von Yokohama. Und wenn er Schulen schließt, heißt das wohl, er meint auch Schüler.“ Ein freches Grinsen rundete ihre Aussage ab.

„Tse, dämlicher Premierminister, was hat er sich dabei gedacht?“

„Nicht viel.“, lächelte Yoko ihn verlegen an.

„Herr Tanahi hat wohl seine Machtposition spielen lassen um diese freien Tage zu bekommen.“

„Was man nicht heutzutage alles mit Geld erreichen kann...“, staunte Kogoro nicht schlecht.

„Aber Ran, es ist trotzdem zu gefährlich, immerhin treiben sich dort mehrere Verbrecher herum, die Yoko...“ Er stockte, sie saß ja noch vor ihm und da war es unangebracht, das Wort unnötig oft auszusprechen.

„Vergiss es Paps, du wirst uns nicht umstimmen. Wir wollen auch die ganzen berühmten Leute mal treffen. Stimmts, Conan?“

Er sah von seinen Gedanken abgelenkt zu ihr auf, in ihr strahlendes Lächeln. Nur halbherzig konnte er ein leichtes Erröten verhindern.

„Äh... ja.“

„Du bist wohl immer auf ihrer Seite, kleiner Nervenzwerg!“, brummte Kogoro ihn an.

'Genau Onkelchen. Du hast es erfasst. Ich bin und bleibe auf Rans Seite. Für immer.' Ein Lächeln umspielte sein Lippen, woraufhin er sich abwandte.

„Yoko, musste das unbedingt sein? Dass beide mitkommen?“, suchte er eine letzte Hilfe bei der Sängerin.

„Nun... ähm...“ Jetzt wurde sie leicht rot.

„Ich hatte explizit gehofft, dass sowohl Ran als auch Conan mitkommen.“

„Wie bitte?“ Die Verwirrung stand Kogoro ins Gesicht geschrieben.

„Nun sehen Sie, Herr Mori, Conan ist doch schon öfters als guter Detektiv aufgefallen – ich wollte ihn und seine Freunde schon mal in meine Sendung einladen – und da hatte ich gehofft er könnte Ihnen helfen.“

Ein amüsiertes Grinsen Conans und ein designierter Seufzer Kogoros kamen als Antwort.

„Und Ran?“

„Das... sollte eigentlich ein Überraschung sein. Eine, wegen der ich weiß, dass sie sehr wütend wohl gewesen wäre, wenn ich für sie nicht auch ein Ticket besorgt hätte.“

Ran sah völlig verständnislos zu ihr herüber.

„Hä... wieso... wütend?“

„Es ist so, dass die meisten Ehrengäste ja noch geheim sind, das soll für die Zuschauer am Fernseher insbesondere so sein. Mein Name war für das Programm essentiell, weshalb er auch veröffentlicht wurde und mir hat Herr Tanahi auch eine Liste gegeben. Ein Name darauf hat mich doch sehr erstaunt.

Sie hatten mir mal erzählt, dass ihre Tochter ein Fan der amerikanischen Schauspiellegende Sharon Vineyard ist. Deren Tochter, Chris Vineyard wird auch auf dem Schiff dabei sein.“

Conan glaubte, für einen Moment würde ihm die Atmung aussetzen. 'Chris... Vineyard... Vermouth? Auf diesem Schiff???'

Ran, die zunächst genau so erstaunt war von dieser Aussage, blieb Conans Blick nicht verborgen.

'Genau... wie bei... Fudo. Heißt das, Chris Vineyard ist... meinte Sharon das so?'

„Was denn? Chris Vineyard, die Tochter von Sharon Vineyrd, die sich zur Zeit eine Pause gönnt?“ Kogoro sah sie skeptisch an, wohl wissend, dass damit endgültig die Chance vertan war, Ran zuhause zu lassen.

„Ja, sie gönnt sich wohl auch immer noch diese Pause, nur muss man sich trotzdem halt ab und zu in der Öffentlichkeit zeigen. Keine Ahnung, wie viele Hebel der gute Tanahi in Bewegung setzen musste um sie überhaupt zu finden, und dann noch sie zum Kommen zu überreden, aber es hat geklappt, sie hat zugesagt. Deshalb war ich ja so erstaunt.“

'Schauspieler... Wissen auch nicht, was sie wollen.'

Eine Weile saß er noch stumm da, betrachtete noch einmal die Belege und die Nachricht.

Neptunia. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, aber er konnte es nicht richtig einordnen.

Auch Conan war dies nur im Ansatz möglich.

'Etwas ist falsch an dieser Nachricht. Von Anfang an falsch... Aber wenn es keine Morddrohung ist, was dann?'

„Na schön, ich nehme den Auftrag an, Yoko und werde die Autoren dieser Nachricht auf der Ocean Goddess finden und zur Strecke bringen!“

Ran und Conan vollendeten ihrerseits den Satz in Gedanken.

'Sie... und Chris Vineyard!'

Zwei Telefonate

Hallo an alle Lesenden,
 

erneut das Kapitel am Montag Abend, da Dienstag früh ich nicht mehr durchkomme in letzter Zeit und dann erst Abends wieder zuhause bin.
 

Erstmal wieder vielen vielen Dank für die Kommentare!^^

Ich geb zu, Kogoro ist noch recht human weggekommen, verdankt hat er es Yoko. Und eine gewisse Inspiration am Fall aus Band 1 ist auch nicht zu verleugnen. Anmerkung an dieser Stelle, das ist auch der Original-Manager von Yoko Okino aus besagtem Fall, den ich hier ins Spiel gebracht habe.^^
 

So... zur Fahrt geht es erst in zwei Kapiteln, bis dahin müsst ihr euch noch gedulden, jetzt werden erstmal die Protagonisten ihre Pläne schmieden...
 

Anmerkung2: ich habe bis jetzt trotz eigentlicher Sinnigkeit keine Bilder von Ran und Conan reingestellt. Das Problem ist welche zu finden, insbesondere wird es von Ran mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein passendes geben (der Sinn dieser Aussage wird am Ende der FF klar.

Dennoch suche ich noch einmal, werde aber zum nächsten Mal ein paar hochladen.
 

So, genug Vorerzählung, jetzt gehts weiter.
 

Viel Spaß, bis zum nächsten Mal.

lG, Diracdet
 

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Kapitel 2: Zwei Telefonate
 

Yokos Aufenthalt in der Detektei währte nicht mehr lange, sie verabschiedete sich, wirkte kaum weniger kurz angebunden als bei ihrer Ankunft. Leichte Zuversicht, Hoffnung, schimmerte in ihren Augen. Man müsste sie lesen können, dann sah man es. Für den ungeübten Betrachter jedoch waren sie nie von irgendwelchen Zweifeln beseelt, noch änderten sie sich je, wenn sie im Rampenlicht stand. Eine Schauspielerin eben, eine Figur, mehr als der Mensch dahinter. Eine Fassade, hinter die nun mal niemand blicken durfte, so verlangte es das Showbusiness.

Kogoro schien trotz der Ernsthaftigkeit der Lage danach zu sein, den Rest des Tages seiner Sammlung der Filme seines Superstars zu widmen. Dieser Rest war jedoch gar nicht so lang, die Sonne ging schon wieder deutlich kürzere Bahnen um die Nordhalbkugel der Erde, so mochte es bis vor 500 Jahren interpretiert worden sein, dass die Tage kürzer wurden.

Und so versammelten sich noch einmal alle drei um den Abendbrotstisch. Still, sehr still verging das Mahl, allen war der Ernst anzumerken, irgendetwas lag in der Luft, und doch konnte es niemand genau sagen. Oder wollte...

Kogoro kaute zusehends ungenießend auf seinem Essen herum. Sicher, Bedrohungen, das war einer der klassischen Fälle, wegen denen ein Detektiv gerufen wurde, und er kannte sich damit intensiv aus. Aber... Yoko, die eine, die einzige, wie konnte man nur? Er musste sich selbst etwas zur Raison treiben, es brachte nichts, sich speziell darüber zu ärgern. Er musste den Autor, oder die Autoren hinter diesem Schreiben ausfindig machen, und er würde es auch. Basta.

Conans Blick war fast leer, zeigte immer konstant schräg nach vorne, mitten auf den Tisch. Es entging seiner Freundin nicht, sie kannte es so genau, dieses gedankenverlorene Dahinstarren. Mamoru hatte es ja auch mal erwähnt.

Und Shinichi... er war auch oft so in sich gekehrt, wenn ein Fall es bedurfte. So wie dieser.

Ihr Blick ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Yokos Augen.

Hatte er es damals, als er sie, Yoko Okino kennen lernte, nicht bemerkt? Auch damals hatte sie eine unangenehme Zeit durchgemacht und viel an ihren Gefühlen preisgegeben. Dennoch spielte sie nach außen ihre Rolle weiter.

'Aber trotzdem, schon damals... waren ihre Augen so traurig wie heute. Augen sind der Spiegel der Seele, sie lügen nicht, weil die Seele nicht lügt. Sonst zeigen ihre Augen nie diese Traurigkeit.

Hingegen... ihre... immer. Trauer... und Wut. Wie konnte ich das nur übersehen?'

Unwillkürlich, oder doch sehr gewollt, glitten seine Gedanken von Yoko zu Sharon Vineyard. Vermouth. Und dieser Gedanke wiederum entfachte mittlerweile ein Feuerwerk in seinem Verstand. Jedes mal, wenn er in letzter Zeit daran dachte, ging er alle seine Gedanken im Kopf erneut durch, fahndete nach Fehlern und Unwägbarkeiten, Schwächen, Lücken. Natürlich gab es sie, aber nichts... nichts unüberbrückbares. Nein, es musste so sein, wie er vermutete, nur fehlte noch der Beweis...

'Nun, den kriege ich wahrscheinlich nur auf eine Weise... Aber sollte ich schon so weit gehen? Vielleicht kriege ich keine zweite Gelegenheit so bald. Verdammt!'

Er biss heftiger auf das letzte Stück, seine Eckzähne trafen unsanft zusammen und das resultierende Geräusch kam in der stillen Runde deutlich zu Tage. Unwillkürlich stand Ran auf.

„Es nützt nichts!“, gab sie wie den Auftakt einer großen Rede als erste These ans kleine Publikum vor sich ab. Ihre ernsthafte Miene und ihre geschlossenen Augen rundeten das Bild der überzeugten jungen Frau ab.

„Was... nützt nichts, Mausebein?“ Ihr Vater übernahm die Frage, die genauso Conan sich aufdrängte, woraufhin beide aber nur einen bösen Blick von Ran ernteten.

„Was... habe ich... was falsches... gesagt?“

„Ich habe nichts anzuziehen für die Schifffahrt!“

„Wie bitte??“, schrien sie beide gleichermaßen verwundert wie vorwurfsvoll an.

„Ich habe nun mal kein Kleid für so einen Anlass, ich muss morgen nochmal in die Stadt was einkaufen.“ Man meinte, eine kaum merkliche Träne unter ihrem Auge zu sehen.

'Frauen können Probleme haben...'

„Am besten, ich rufe nachher nochmal Mama an, sie kann mich da vielleicht am besten beraten.“

„Warum denn nicht deine reiche Freundin?“, entgegnete ihr Vater, als er sich wieder gefasst hatte, scheinbar uninteressiert.

„Die Tochter des Suzuki-Konzernchefs wird doch an Gala-Dinners gewöhnt sein.“

„Sonoko meinte am Freitag, dass sie wohl die nächsten Tage keine Zeit hätte. Irgendein offizieller Termin oder so.“

'Zumindest... diese eine Aussage ist wahr...', fügte sie in Gedanken hinzu. Mühsam behielt sie ihre Miene aufrecht. Ihre Gedanken hatten nun selbst Fahrt aufgenommen.

'Wie macht das Conan nur, sich immer wie ein unwissender zu verhalten?'

Mit der offiziellen Entscheidung beendete Ran für sich die Mahlzeit und da sie sich stets um das aufräumen und abwaschen kümmerte, konnten auch Kogoro und Conan ihr es nicht ausreden, den Tisch abzuräumen.

Sie drängte dieser Anruf, oder die Gedanken an die bevorstehende Reise offenbar. Dennoch keimte in keinem der beiden anderen das Misstrauen auf, welches eigentlich von Nöten wäre.

Kogoro zog sich ins Wohnzimmer zurück zu seiner Video und DVD-Sammlung. Conan beobachtete ihn. Sein Blick. Er war ein Stück weit leer, als er die Mattscheibe betrachtete, leer und dann wieder... vollkommen konzentriert, fixiert auf ihr Gesicht.

'Oh man, wenn man nicht wüsste, dass er Detektiv ist, könnte er auch einen tollen Stalker abgeben!'

Ein Stalker...

Auch dieser Gedanke stand zur Debatte. Natürlich, ein Stalker, der Yoko lediglich verunsichern wollte, aber dennoch...

'Der ganze Brief ergibt irgendwie keinen Sinn...'

Mit diesem Gedanken wandte er sich ab, und suchte wie Ran ihres, seinerseits sein Zimmer auf.
 

Ran schloss die Tür hinter sich, schloss dann sogar leise ab, setzte sich an ihren Schreibtisch und starrte auf den dunklen Computerbildschirm. Schwach zeichneten sich die Konturen ihres Gesichts darauf ab.

Ein Spiegelbild war es definitiv nicht, nein. Und dennoch, was sie sah, war sie, daran bestand kein Zweifel.

'Das Bild im Computer ist eigentlich nur ein Schatten meiner selbst...' Ein Trugbild. Es verhüllte, soviel war klar, es zeigte weniger, als man im direkten Blick sah, nur... war das weniger damit auch falsch, oder war doch das Trugbild wahr?

Sie musste ironisch lachen, auch wenn es ihr im Halse stecken blieb, worüber dachte sie gerade eigentlich nach?

Über Conan? Bei dem das Trugbild symbolisch durch eine Brille gegeben war. Bei ihm konnte man alles sehen, es war keine Maske, die er trug, nur eine Brille, also war die Wahrheit... weniger, und das Trugbild mehr.

Über Yoko Okino? Die Schauspielerin, die alle Schicksalsschläge zwar ebenso hart treffen wie jeden anderen Menschen, die aber dennoch wie ein Stehaufmännchen immer wieder auf die Bühne kam und ihr freundlichstes Lächeln darbot.

Über Chris Vineyard? Die Tochter ihres Idols Sharon Vineyard, die angeblich so 'verzogene Göre', so wie ihre Mutter sie beschrieb. Die wie ihre Mutter das Verkleiden beherrschte, wie sonst nur Kaito Kid. Die damit also jeden Menschen täuschen konnte. Conans Blicke, als er diesen Namen hörte, das war eindeutig. Sie hatte etwas mit ihnen zu tun. Mit den Leuten, die er suchte... die womöglich auch ihn suchten. Also täuschte sie die ganze Menschheit... mit einer unsichtbaren Maske.

Oder über sich selbst? Die auch alle täuschen wollte... mit mehr als der Wahrheit...

Sie griff mit der rechten Hand nach einem Fach am Schreibtisch, das mit einem Schloss gesichert war. Den Schlüssel hatte sie mit der linken Hand aus einer Tasche ihres Hemdes geholt. Sie schloss auf, holte ein paar Zettel heraus, ging kurz darüber und holte dann das Telefon an sich heran.
 

Conan schaute sich auch noch einmal um, vernahm aber nur laute Filmmusik aus dem Wohnzimmer bevor er die Tür seines Zimmers schloss und sich seinem Handy zuwandte.
 

„Hier bei Agasa. Guten Abend.“, vernahm er eine wie immer gähnende Mädchenstimme, die ihm selbst ein kleines Grinsen abringen konnte.

„Man kann bei dir wirklich kaum glauben, dass du den Abend jemals als gut empfindest, Ai.“

„Ich empfinde ihn wie jeden anderen Zeitpunkt des Tages, ich habe da keine bewusste Zuordnung, weißt du, Conan?“ Mit einem erneuten Grinsen führte er sich vor Augen, wie wohl gerade die nächste Kanne Kaffee hinter ihr gekocht wurde...

„Äh... guten Abend, Ai.“

„Oha... haben wir also doch noch Manieren? Also, bevor das noch länger dauert, willst du was von mir oder vom Professor?“
 

„Kisaki, ja bitte?“

Obwohl es zuhause war, wirkte die Stimme von Rans Mutter so ernst, als hätte sie gerade ihr Arbeitstelefon in der Kanzlei benutzt. Das flößte Ran immer etwas Respekt ein, zumal sie ja auch Leute kannte, die selbst im Büro so wirkten, als wären sie gerade zuhause und feierten eine Party...

„Hallo, Mama.“

„Oh, hallo Ran. Dich hätte ich jetzt nicht erwartet, du rufst selten Sonntag Abends an. Wie war die Verleihungszeremonie? Ich sehe gerade Bilder in den Nachrichten.“

„Och eigentlich ganz nett. Ein bisschen unheimlich finde ich das schon, wie Paps jetzt überall als Star gefeiert wird.“

„Glaub mir, da bist du nicht die einzige... pass nur auf, dass ihm das nicht zu Kopf steigt... falls es dafür nicht schon zu spät ist.“ Ein Seufzer ging von beiden Seiten des Telefons aus.

„Ich gebe mein bes...“ Ran schoss auf einmal der Gedanken von vorhin durch den Kopf, was Conan über ihren Vater gesagt hatte. Sie musste es einfach fragen.

„Du Mama... glaubst du... dass Paps seine Mordfälle... danach, also nach der Aufklärung... vergisst?“
 

„WAS??“

Ai konnte eine merkliche Erhöhung ihrer Stimme nicht unterdrücken, auch der Professor war aufmerksam geworden und näher getreten. Sie scheuchte ihn aber mit einem Blick wieder weg, bevor sie sich wieder Conan zuwandte.

„Auf dem Schiff ist auch Chris Vineyard? Ist das ganz sicher?“

„Ja, offenbar hat sie der Eigentümer des Schiffs überreden können, ihre Kunstpause, die sie sich seit einiger Zeit nimmt, zu unterbrechen.“

„Kudo, hör mir zu! Niemals, niemals würde Vermouth etwas gegen ihren eigenen Willen machen. Selbst der Bossder Organisation hatte immer Schwierigkeiten, ihr seinen Willen aufzuzwängen. Sie handelt nur nach ihrem Gutdünken, dafür ist sie berühmt. Lediglich der Erfolg hat ihr stets Recht gegeben. Sie ließ sich nicht überreden, wenn sie keinen Grund hatte.“

„Was wenn der Grund... schlicht und einfach ihr Image war? Sie muss nach außen immerhin eine Reputation wahren.“

Ai musste an sich halten, um ein sarkastisches Lachen zu unterdrücken.

„Ja... klar.“

„Es ist nicht mehr zu ändern, ich werde offiziell da sein und sie wird offiziell da sein. Nur habe ich das Überraschungsmoment auf meiner Seite.“, konterte er überlegen ihre Einwände.

„Und du hast einen Fall zu lösen, oder habe ich dich da falsch verstanden? Neptunia beschützen.“

Er verharrte einen Moment, sah auf seinen Notizzettel, auf dem er den Spruch notiert hatte.

„Ai... findest du... ihn nicht auch irgendwie komisch? Neptunia?“

„Inwiefern? Weil es keine Neptunia in diesem Sinne gibt?“

„Das auch... aber... sind Götter per Definition nicht unsterblich? Wieso ist dann das Ende nah? Oder ist damit nicht Neptnia gemeint? 'Ihr Ende' heißt es doch.“

Ein längliches Gähnen kam ihm als Antwort entgegen.

„Du bist der Detektiv, Kudo, das ist dein Revier. Du findest aber auf dem Schiff vielleicht auch einen guten Altertumsforscher, der dich über die Mythologien aufklären könnte.“

Sie war fast so weit wieder aufzulegen, als Conan sie noch einmal abhielt.

„Ai... das ist kein Zufall, ich sehe es jetzt auch endlich ein...“

„Was ist kein Zufall?“ Sie ahnte die Antwort, aber wollte es unbedingt noch einmal hören.

„Dass sie und ich zusammen treffen werden. Das ist gewollt. Von jemandem.“

„... Les Soldats!“
 

Eri musste unwillkürlich aufhorchen und dann innehalten. Die Frage kam ihr in diesem Moment mehr als komisch vor, auch wenn sie sich denken konnte, wie es dazu kam.

Die Stille schien für ihre Tochter unerträglich.

„Mama... du musst nicht...“, fing sie nach einer Weile an zu stottern, wurde dann aber barsch unterbrochen.

„Ran...“, begann sie, und unterdrückte dabei jedwedes Gefühl.

„Dein Vater... hat einige mir nicht ganz liebsame Eigenschaften, aber... wenn er die Mordfälle, die er untersuchte, ob als Polizist oder nun als Detektiv, vergessen hätte, dann hätte ich ihn niemals geheiratet!“

Erneut trat Stille ein. Sie ließ es auf ihre Tochter wirken, wusste, dass sie sicher noch weiter fragen würde.

„Aber... seine... seine ganze Eigenart. Er löst einen grausamen Mordfall, und wenige Minuten später ist es, als könnte er ohne weiteres... naja...“

„Das Leben genießen? Wenn du mir gegenüber nicht aussprechen willst, dass er trinkt, raucht und sich an jede hübsche Frau ran macht, die nicht bei drei auf den Bäumen ist, dann sag es so.“

„Mama, bitte!“, versuchte sie zu kontern, aber sie wusste genau, dass sie recht hatte.

„Hm...“ ein hörbares Lächeln glitt Eri über die Lippen.

„Du bist die Tochter eines Detektivs und einer Rechtsanwältin. Und, so weit ich das verstehe, ist dein Freund doch auch Detektiv, oder?“

„Äh... nein, Shinichi doch...“ Sie konnte den Satz nicht fortsetzen, das Ziel dieses Gesprächs würde ihren Widerspruch aufdecken. Also musste sie anders ansetzen.

„Warum ist das von Bedeutung? Muss ich das als Tochter von Detektiv und Anwältin verstehen?“

„Ja... eigentlich schon, Ran.

Siehst du... Millionen Menschen sehen sich täglich Mord und Gewalt im Fernsehen an und finden daran Gefallen. Doch sicher 99% von ihnen würden beim Anblick einer verstümmelten Leiche in real kreidebleich werden. Genauso wie die Hälfte aller angehenden Medizinstudenten nach der ersten Autopsie fluchtartig das Weite sucht. Wie du selber sagtest, ein Mord ist eigentlich immer grausam. Und unseres gleichen hat damit wesentlich öfter zu tun als die meisten anderen Menschen. Du siehst sie, die... schwarze Seite der Menschheit, sehr oft sogar. Sag mir Ran, warum bist du immer so fröhlich?“

Die Frage war rhetorisch, das hörte man und dennoch musste Ran den Gedanken etwas im Kopf verarbeiten. So antwortete ihre Mutter für sie.

„Weil es eben nur eine Seite ist. Du hast auch vieles schöne auf der Welt gesehen, siehst es jeden Tag. Du hast Freunde, zwei dich liebende Eltern, du siehst jeden Morgen mit Freuden die Sonne aufgehen... und du hast Hoffnung.“

Unweigerlich musste sie an Mamoru denken. Auch er sprach von Hoffnung, Hoffnung in die Menschen, dass sie besser wären, als es zu oft erschien. Und davon, dass Fudo sie verloren hatte. Fudo... hatte sie verloren... und war aus den Reihen der Menschen gestürzt in die Abgründe jener, für sie immer noch unbenennbaren, dunklen Leute, diese schwarz gekleideten Männer und Frauen, denen Conan nachjagte.

„Die Hoffnung, Ran, ist es, die die Menschen von gut und böse trennt. Aber um hoffen zu können, muss man das gute dieser Welt erlebt haben. Glauben an Dinge, die man nicht bewusst erfahren kann ist schwer, da kannst du die Vertreter aller Weltreligionen fragen.

Dein Vater war Polizist, ist Detektiv, er hat wohl schon alle Grausamkeiten gesehen und sein Beruf zwingt ihn dazu, sich ihnen hinzugeben. Er braucht den Blick für das Gute, für das Schöne, wie er es empfindet auf dieser Welt. Sonst würde er an seinem beruflichen Leben zugrunde gehen.

Ich dachte, das wüsstest du, Ran. Er vergisst nicht, er verdrängt nicht. Er sucht lediglich... das Licht in der Dunkelheit. Du solltest es wissen... besonders, wenn... du mal mit einem Detektiv zusammen leben willst.“

Ein Lächeln konnte Eri sich nicht verkneifen, als sie die Versuche ihrer Tochter, einen Satz zusammen zu stottern hörte, und dabei sich ihr errötetes Gesicht vorstellte.

'Du bist noch so jung, Ran!'

„Äh... Mama?“, begann sie nachdem sie vergeblich sich bemühte von vorne.

„Ich brauche für diese Schifffahrt unbedingt noch ein neues Kleid! Und ich wollte fragen, ob wir beide nicht morgen zusammen eins kaufen können?“

„Was? Aber das Kleid, das du heute beim Auftritt deines Vaters getragen hast, sieht doch toll aus. Warum nimmst du nicht das?“

Stille.

„Ran?“

Es dauerte eine Weile, bis Ran die Antwort ausformulierte. Mit jedem Satz wurden nun Eris Augen immer größer.
 

„Ja, vermutlich sind es die Soldats.“, bestätigte Conan leicht resigniert.

Ais Müdigkeit war wie weggeblasen.

„Was wollen denn Les Soldats von dir... und von ihr?“

„Weiß ich doch nicht, aber anscheinend geben sie mir eine Option, die ich sonst wohl auf lange Sicht nicht hätte.“

„Eine Option? Kudo, werd jetzt nicht größenwahnsinnig!“

„Ai... es wird die ganze Fahrt von Kameras gefilmt und von der Polizei begleitet. Sicher werden sie nicht alles beobachten, aber wenn Vermouth irgendeinen Auftrag hat, dann müsste es möglich sein, einen weniger beobachteten Ort dafür zu wählen. Sie ist auf eigene Verantwortung da.“

„Schön... und, was bringt dir das für eine Option?“

„Ich habe... noch ein Versprechen ihr gegenüber einzulösen...“ Es war in seiner Stimme eindeutig zu vernehmen, dass er es nicht weiter ausführen würde.

„Du hast doch bereits einen Auftrag, hör auf, dir noch mehr aufzuhalsen! Verstehst du nicht, dass du dich damit nur noch verdächtiger machst, ihr gegenüber?“

„Du meinst Ran.“, stellte er nüchtern fest.

„Ja, wen sonst? Du weißt doch wohl, worum es hierbei geht, was passieren kann, wenn sie dich wirklich enttarnt! Kudo! ...“

Erneut war eine beißende Stille zu hören. Schließlich ergriff Ai wieder das Wort.
 

„'Some secrets are worth keeping.'
 

Manche Geheimnisse sind es wert, dass sie geheim bleiben. Das solltest du als Detektiv wissen.“

„Wieso? Stammt das von einem amerikanischen Detektiv?“

„Könnte man so sagen. Von Batman.“

Es dauerte eine Weile, bis sich Conan wieder aufrappelte von dieser unerwarteten Antwort und wieder den Griff des Telefons fand.

„Interessant... Ich werde es mir zu Herzen nehmen.“ Der Sarkasmus triefte durch das Telefon durch.

„Du weißt doch wohl, auf welches Geheimnis er sich bezog, oder? Auf seine geheime Identität unter der Maske eines harmlosen, fast naiven Menschen. Das passt mehr als auffällig zu dir.“

Ein Lächeln entglitt Conan, das sich auch hörbar zeigte.

„Besser als du denkst, Ai. Und nicht nur zu mir...“

„Hm?“

„Ich wollte dich um etwas bitten. Nur deswegen habe ich eigentlich angerufen...“
 

„Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt, Ran? Was zur Hölle...“ Eri musste sich zur Ruhe aufrufen. Sie konnte sich kaum beherrschen.

Damit hatte es begonnen. Der schier endlose Teil des Gesprächs, des ewigen Kampfes zwischen Mutter und Tochter um das richtige Verhalten.

Schließlich – es waren in real nur 10 Minuten vergangen – kapitulierte die Mutter. Resigniert lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück.

„Ran... bist du dir ganz sicher?“

„Mama! Ja, bin ich. Vertrau mir doch!“

'So wie du deinem Freund?', hörte Eri sich in ihrem Kopf schalen und sie wusste, dass diese Worte auch im Kopf ihrer Tochter spukten.

„Ich... tue es. Aber... wehe du machst es kaputt!“ Ein verkrampftes Lachen floh aus ihrer Kehle und fast steril wirkte diese doch von so viel Emotionen begleitete Verabschiedung danach.

„Bis Morgen, Mama. Schlaf gut...“
 

„Vergiss es! Niemals!“

„Ai...“, versuchte er sie noch zu beruhigen, wohl wissend, dass er wohl den falschen Ansatz dafür gewählt hatte.

Als sie ihn endlich lange genug beschimpft hatte, was er sich denn einbildete, wurde es wieder ganz ruhig. Sie musste heftig ein und ausatmen, ihr blieb offenbar die Luft weg in ihrer Rede.

„Ai?“

„...“

„Ai??“

„Was noch?“, grantelte sie schließlich in den Hörer.

„Eine Frage nur noch. Könnte es so gewesen sein, dass...“

In den folgenden Minuten konnte das kleine Mädchen, die große Forscherin, nur zwei Dinge mit ihren Ohren wahrnehmen. Ihren eigenen Herzschlag... und seine Stimme, die diesen Schlag bestimmte, ihn nach eigenem Gutdünken in die Höhe trieb und fallen ließ. Hinter ihr hätte es nun eine Schießerei geben können, sie hätte es nicht bemerkt. Erst ein salziger Geschmack an ihrer Zunge erweiterte ihren Sinnesbereich. Ihr offen stehender Mund war Einlass von Tränen geworden, die sich angesammelt hatten. Ein Schluchzen stoppte seine Worte.

'Bin ich zu weit gegangen? Ach, Vollidiot, natürlich bist du das!', hörte er es in seinen Gedanken als Antwort.

„Ai... es tut mir Leid... ich...“

„Woher?“, unterbrach sie ihn verkrampft.

„Was?“

„Woher verdammt weißt du das? Das ist doch wohl nicht die naheliegendste Variante oder irgendeine schnelle Schlussfolgerung!“ Sie schrie jetzt durchs Telefon.

„Nein.. nein das war es wirklich nicht...“ Er versuchte beruhigend auf sie einzuwirken, ging selbst im Kopf die schlaflosen Nächte der letzten Wochen durch.

„Ich kann es dir nicht alles erklären, aber letztlich... habe ich mich immer gefragt, warum du damals zum Hafen gekommen bist und Vermouth dieses Angebot gemacht hast.“

Sie zuckte hoch. 'Das hat mich also verraten....'

„Du hast mir bestimmt hundert mal gesagt, dass du überzeugt wärst, die Organisation würde dir niemals eine zweite Chance geben, egal wie bedeutsam das Gift für sie wäre. Du warst überzeugt, sie würden ein entsprechendes Angebot ablehnen und dich sowie alle um dich rum töten.

Dennoch hast du ihr damals genau ein solches Angebot unterbreitet. Du kämst mit ihr, wenn sie uns in Ruhe ließe. Und sie hat sich drauf eingelassen. Ich bezweifle irgendwie eine völlige Fehleinschätzung der Organisation deinerseits und ebenso, dass du von meiner früheren Begegnung mit ihr damals genau genug Bescheid wusstest, also wieso warst du von der Möglichkeit dieses Deals damals so überzeugt?“

Ein ironisches Lächeln mischte sich unter den traurigen Blick des Mädchens.

„Die Antwort darauf... wirst du bald erfahren.“

„Warte... gib mir doch nochmal den Professor, Ai... Ai?“

Sie antwortete ihm nicht. Sie hielt dem Professor, der gerade den Kaffee aus der Küche brachte, den Hörer hin, und ging dann wortlos in Richtung Labor.

'Manchmal bist du unglaublich, Shinichi.'

„Äh... Shinichi?“

„Professor?“ Conan musste erneut an sich halten. 'Diese Ai!'
 

Ran schaltete die Verbindung ab und legte den Hörer zur Seite. Vor ihr lag nun nur noch dieser Zettelstapel. Ganz oben einer, kaum beschrieben. Nur ein paar ganz kurze Sätze.

„Nein, Conan. Da irrst du dich.

Der Käfig selbst wird dein Untergang sein.

Nicht das Schicksal des Vogels...

sondern deines!“

Mamorus Worte, so weit sie sie von diesem Abend noch zusammenbringen konnte. Die Raben vom Tower von England. Gefangene. Und doch nur... von ihren Wärtern beschützte Tiere. Beschützt... und verletzt. Die Assoziation schien klar.

Ran war der Vogel und Conan der Wärter. Er schützte sie vor den Leuten, die hinter ihm her sind. Auch wenn er sie dafür verletzte. So sehr ihr diese Vorstellung auch gefiel, es war...

'Nichts neues... in diesem Sinne. Shinichi will immer die Menschen in seiner Umgebung schützen. Auch wenn er nicht merkt... dass wir nicht unbedingt beschützt werden wollen... wenn er dadurch leidet.'

Sie seufzte.

'Und dass Shinichi in diesem Sinne einen undurchdringlichen Käfig aus Lügen gebaut hat, auch das hast du mir doch schon klar gemacht. Was bleibt also noch? Warum soll dieser Käfig die Lösung des Problems sein? Sollte sich Conan in seinen eigenen Lügen fangen?'

Nein, das war unrealistisch, dafür ist er zu weit gegangen bereits. Er log ja nicht nur, er verleugnete. Und Verleugnung kann man praktisch nicht widerlegen.

Nein der Käfig schien perfekt und das musste auch er so sehen.

'Aber Perfektion ist ein Makel an sich, heißt es... Nur kenne ich den Makel daran nicht. Noch nicht!'

Mit festem Blick packte sie die Zettel zurück ins Fach und schloss dieses sorgsam ab.
 

„Ah... Professor, gut, dass ich Sie noch erwische, ich brauche Ihre Hilfe. Sie sollen mal für etwas in den Archiven meines Vaters suchen.“

„Was denn, so plötzlich? Du warst gestern erst hier und...“

„Sie sollen nachforschen, ohne das sie etwas davon mitbekommt.“

„Sie... Ai? Was ist denn auf einmal mit ihr?“

„Nicht so wichtig, Professor. Aber jetzt zur Sache. Können Sie herasfinden, ob mein Vater irgendwelche Informationen zu den 'Jungfrauen mit den schwarzen Händen' hat?“

„Die... Jungfrauen mit den... schwarzen Händen? Wer soll das sein?“

„Das sollen Sie ja gerade herausfinden. Ich meine, ich hätte den Namen schon mal irgendwo gehört, aber hab es nun vergessen. Und informieren Sie mich möglichst bis Übermorgen Abend über ein Ergebnis.“

„Was hast du eigentlich vor, Shinichi? Könntest du mich mal aufklären?“

„Nein... Nein kann ich leider nicht. Ich weiß es nämlich selbst nicht ganz genau.“

Erneut musste er ironisch lächeln.

„Zurzeit bin ich in einer etwas ungewohnten Situation. Ich bin nicht Herr meiner eigenen Handlungen. Im Moment... kontrolliert jemand anderes das Szenario und wir sind alle nur seine Schachfiguren.

Aber keine Sorge, Professor. Ich denke, das wird sich sehr bald klären.

Gute Nacht.“

„Shinichi, warte!“

Aber es war bereits zu spät.

'Keine Sorge, Professor. Vorläufig wollen die Soldats uns offenbar nicht umbringen. Mehr noch, der Tod Fudos kann eigentlich nur bedeuten, dass irgendwer da noch ein besonderes Interesse an uns hat. Und wenn ich richtig liege, dann werde ich an Bord der Ocean Goddess auch erfahren, wer diese Person ist.

Ich spiele euer Spiel mit. Vorläufig. Bis sich eine Gelegenheit bietet, die Regeln neu zu formulieren...'

Just another manic Monday...

Hallo an alle Lesenden,
 

schönen guten Morgen/Tag/Abend!^^
 

Erst einmal wieder ein herzliches Danke schön an alle Kommischreiber und eure Einfälle zu meinem Geschreibsel vom letzten Mal. Wenn ich ehrlich bin, am besten getroffen hatte es fahnm mit der kurzen Andeutung, dass es ein Mehrfrontenkrieg wird auf diesem Schiff...

Ich denke aber, dieses neue Kapitel wird da sehr aufschlussreich... oder eher noch verwirrender... ;p
 

Also auf gehts in diesen 'Montag':

Viel Spaß beim Lesen, bis nächste Woche.

lG, Diracdet
 

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Kapitel 3: Just another manic Monday!
 

Der Montag schien nach außen ein fast normaler Tag zu werden. Nach außen...

Kogoro verbrachte den ganzen Tag zu hause, suchte seine, aus typischem Fan Dasein entstandene Sammlung über Yoko Okino durch, ob er irgendwo auf mögliche Feinde stoßen würde.

Dies als die Nadel im Heuhaufen zu bezeichnen wäre in mehrfacher Hinsicht falsch. A, er hatte eigentlich keine Ahnung, ob es diesen mysteriösen Autor unter seinen Dokumenten überhaupt geben würde. Niemand hatte sie jemals offen angefeindet. Andererseits... sie war nun mal ein Star. Neid war schon so oft ein Motiv, wie er selbst festgestellt hatte. Letzteres brachte ihn auf den Gedanken mit der Nadel. Zumal... es war ja von mehreren die Rede. Oder bedeutete 'Pünktlich werden sie kommen' etwas anderes?

Nein, es stand definitiv für einen Plural. War aber vielleicht auch eine Warnung für Yoko. Eine... positiv gemeinte Warnung vor Gefahr? Aber dann hieß es nur umso mehr, dass die Person, oder oder die Personen hinter der Nachricht unter ihren Fans sein müssten. Und er kannte alle, wirklich alle japanischen Fanclubs von Yoko Okino.

Allerdings...

'B, Ist noch nicht einmal gesagt, dass es wirklich um Yoko geht. Mit dem Drohbrief ging sie zur Polizei, wie eigentlich zu erwarten. Diese beruhigte sie... was auch zu erwarten war.

Hmm... Was war noch gleich der Sinn eines Drohbriefes?

Als erstes, eine Person von einer Handlung durch Suggestion von Gefahr abzuhalten. Das ist stets das Naheliegendste, wird aber normalerweise auch direkt formuliert.'

„Geh ja nicht zu deinem Auftritt auf der Ocean Goddess, Yoko, sonst wirst du sterben!“, sprach er gedankenversunken vor sich hin. Als er bemerkte, was er gerade laut gesagt hatte, wandte er sich peinlich berührt nach allen Seiten um, ob ihn auch ja niemand gehört hatte. Eigentlich absurd, er war ja allein.

'Dennoch... nur zur Sicherheit.' Er räusperte sich.

„So... in etwa würde es normal sein bei einem Drohbrief, was wir hier aber nicht vorliegen haben.“

Er setzte sich in Ruhe wieder hin...

'Der zweite Aspekt eines Drohbriefes ist...'
 

„...Ablenkung?!“

Der Professor sah völlig erstaunt zu Conan, der ihm gegenüber auf dem Sofa saß und einen Kaffee genoss.

Ai saß neben dem alten Mann, trank ebenfalls das heiße Koffein, das ihrem nächtlichen Treiben so oft Flügel verleihte, und starrte, ohne einmal die Miene zu verziehen auf den kleinen Detektiv. Nichts, aber auch gar nichts schien sie beitragen zu wollen, zu dem Gespräch, überhaupt war sie ausgesprochen ruhig den ganzen Tag.

In einem Moment, als der Hausherr den Kaffee in der Küche holte, wandte sie sich kurz an Conan, drückte ihm unauffällig etwas in die Hand und flüsterte in sein Ohr:

„Sherlock. Unterschätze niemals die Macht einer Frau!“

Dies waren bis jetzt die einzigen Worte, die er von ihr heute gehört hatte.

„Ja... Professor, es ist zumindest denkbar.“, antwortete er gelassen.

„Der zweite Aspekt eines Drohbriefes ist die Suggestion gegenüber anderen Leuten, zum Beispiel der Polizei. Die wird automatisch auf dem Schiff vertreten sein, so viel war bekannt. Mit dem Drohbrief wird es besondere Aufmerksamkeit für Yoko Okino geben. Das Problem eines solchen Briefes ist eben, wenn man die angesprochene Person nicht abschreckt, macht man sich nur selbst das Leben schwer, weil diese Zielperson dann eigentlich noch besser geschützt ist.“

„Ja... aber zum Beispiel Kaito Kid...“

„Verschickt ebenfalls Karten, ich weiß. In seinem Fall ist es wohl eine von zwei Erklärungen... oder beide. Entweder, er ist einfach auf den Kick aus. Er kann die ganze Polizei zum Narren halten, wenn er will, aber wenn er in ein gewöhnliches Museum oder so einbricht, wäre das ja schon eine Beleidigung für seine Fähigkeiten.

Aber... viel wahrscheinlicher, wie ich mittlerweile denke...“, er fasste sich unwillkürlich ans Kinn und behielt im Augenwinkel Ais Blick, „...versucht er, jemanden auf sich aufmerksam zu machen.“

„Jemanden... auf sich aufmerksam zu machen?“ Der Professor staunte gleich noch mehr, wie fast unbeteiligt der kleine Junge das sagte. Ai hielt ihre Tasse ebenfalls ungerührt an ihren Mundwinkeln.

'Glaub ja nicht, dass ich dir jetzt irgendetwas bestätige, Kudo!'

„Ja, er versucht, Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber lassen wir das vorläufig.“ Er nippte kurz wieder an seiner Tasse.

„Was ich meinte, ist, dass man damit auch ablenken kann, von dem wahren Ziel. Denn ehrlich..., so abschreckend finde ich die Formulierung eigentlich nicht.

Und einen Sinn muss der Brief ja haben.“

„Also täuscht der Autor vor... es ginge um Fräulein Okino, und in Wahrheit geht es um... jemand anderes?“

Der Professor starrte verstört zu seinem ehemaligen Nachbarn, dieser wollte gerade antworten, wurde dann aber von Ai unterbrochen, die sich nun doch endlich zu Wort meldete.

„Das macht keinen Sinn, Kudo. Es ist mit Ausnahme Yokos doch kaum einer der Gäste auf diesem Schiff bekannt.“

Ein Lächeln in den Augen des Jungen verriet ihr, dass er dieses Problem schon bearbeitet hatte... aber auch noch nicht wirklich gelöst.

„Ja... und nein, Ai. Es stimmt schon, dass die Liste geheim ist. Mehr... oder minder. Teile der Attraktionen des Schiffes sind bereits durchgesickert und damit auch Andeutungen über einige der Gäste.

Des weiteren... das Schiff selbst... Die 'Ocean Goddess'. Göttin des Ozeans.

Das Schiff selbst könnte das Ziel sein, auch wenn ich das für unwahrscheinlich halte.“

„Wieso unwahrscheinlich?“, hakte die Forscherin nun doch überrascht nach.

„Nun... es ist natürlich denkbar, dass ein Feind des Besitzers, Schrägstrich Erbauers des Schiffes ihm diese Jungfernfahrt vermasseln will. Aber... irgendwie passt da die Formulierung nicht.“

„Findest du?“ Ai stellte ihre Tasse beiseite und sah ihm eine Weile stumm in die Augen.

„Du fragtest doch noch gestern Abend, ob es überhaupt möglich wäre Götter zu töten. Wenn es um Menschen geht, ist das fast schon banal einfach, aber dieses riesige Schiff... das kommt deiner Frage schon deutlich näher.

Der moderne Stahl, der den Eisberg der Titanic zerlegt hätte, statt umgekehrt, die Sicherheitseinrichtungen bis zu Überwachungssystemen, die geordnete Kommandostruktur, der moderne Radar und Funkverkehr, die gesetzlich festgeschriebene Zahl an Rettungsbooten, die wie erwähnt vielen Polizisten an Bord, dazu noch die kurze Strecke, die das Schiff bei dieser Fahrt nur nehmen wird.

Wenn du mich fragst, dieses Schiff in Seenot zu bringen kommt einem Göttermord an Schwierigkeit gleich.“Sie schloss mit der Andeutung eines überzeugten Nicken und nahm wieder ihre Tasse.

„Und genau deswegen erscheint es mir unrealistisch. Die Polizisten und die kurze Strecke. In einer Woche begibt sich das Schiff auf eine erste Weltumfahrung, vorbei am Kap Hoorn und Kap der guten Hoffnung. Da wäre das viel... einfacher.“

„Mal so nebenbei gefragt... dieser Eigner, dieser Herr...“

„Sinjo Tanahi, Herr Professor. Ein Milliardär, der reichste Mensch Japans laut Forbes Liste, sogar einer der 50 reichsten auf dieser Liste, also auf der ganzen Welt.

Konzernchef. Ein riesiger internationaler Verkehrsriese. Flugzeuge, Schiffe, Baufahrzeuge, die Schiffe und Flugzeuge bauen...

Die Ocean Goddess ist die Krone seiner Schöpfungen, er hat vielfach bei der Planung und Konstruktion, die zusammen die letzten 8 Jahre ausgemacht haben, mitgewirkt.

Eine ingenieurstechnische Meisterleistung, so wird es in der Presse beschrieben. Eine schwimmende Stadt, gewissermaßen.“ Kühl ratterte Conan seine Informationen ab.

„Und ein Problem für alle, die sonst im Kreuzfahrtschiff-Gewerbe mitreden wollen. Und vor allem ist er eine der wenigen Personen, von denen wirklich jeder weiß, dass er da sein wird.“, vollendete

Ai.

Conan nickte nur stumm.
 

'Und damit ist dieser Sinjo Tanahi natürlich auch ein mögliches Ziel.' Kogoro hatte die gleichen Gedanken und konnte somit auch zu diesem Schluss kommen.

'Nur... Neptunia... das ist doch eindeutig weiblich, oder? Also doch sein Schiff? Nun ja... egal wie reich er ist, wenn er das Schiff als Eigner betreibt... haftet er auch dafür... und dann würde er finanziell mit dem Schiff untergehen können. Wörtlich, wie im übertragenen Sinne.

...Die Konkurrenz dieses Tanahi, das wäre für dieses 'sie' denkbar. Aber warum dann an Yoko? Weil sie die Einzige war, die hier in Japan als Ehrengast bekannt wurde?

Nicht doch, so geheim wird die Liste auch nicht sein und als Konzernchef wird dieser Tanahi schon darauf achten, seine Geschäftspartner einzuladen. Dafür muss man kein Wirtschaftsgenie sein um in dieser Hinsicht ein Dutzend Gäste aus dem Bericht seines Konzerns über das letzte Jahr abzulesen.

Aber Neptunia... das kann doch nur... entweder Yoko... oder das Schiff sein. Nur... in Anbetracht des Polizeiaufgebots und der vielen anderen Gäste... ein Anschlag auf das Schiff... das wäre fatal.

Und dann in Anführungsstrichen nur ein einzelner Drohbrief an eine einzelne Person?

Nein, das wäre lächerlich. Dann hätte man überhaupt nichts schicken brauchen. Der Brief geht doch unter in diesem Rahmen.' Resignierend schüttelte er den Kopf.

Eigentlich musste er mit dieser geistigen Entwicklung zufrieden sein. Nicht auszudenken, er nehme seine eigene Tochter und den kleinen Jungen, auf den er aufpasste, mit auf ein Schiff, das untergehen könnte!

Und dennoch, die für ihn logische Schlussfolgerung war klar... und ernüchternd. Die gesuchte Göttin war doch Yoko.

Unwillkürlich griff er zu seiner Zigarettenpackung, zündete sich eine an und lehnte sich in seinen Sessel zurück.
 

„Na, wie findest du es, Mama?“

Ran trat sehr zufrieden lächelnd aus der Umkleidekabine heraus und drehte sich in der Robe herum.

Ihre Mutter sah nachdenklich an ihr auf und ab, wirkte bei weitem weniger zufrieden als die Tochter.

„Dunkelblau? Ich dachte du magst rot?“

„Ja!“, seufzte Ran entnervt, als sie ihre gute Stimmung im Blick Eris untergehen sah.

„Normalerweise ja, aber es ist doch eine Schifffahrt und ein doch sehr... nobler Anlass. Rot wäre da zu aufreizend und blau passt doch zum Meer.“

„Ach... und ein trägerloses Kleid ist nicht aufreizend?“

„Äh...“ Leicht errötend sah Ran auf ihre entblößten Schultern, die im Moment noch von den Trägern ihres BHs verdeckt waren.

Darunter fiel ihr Blick dann auf das weitläufige Kleid. Doch, es war eine sehr feine Robe, das musste auch Eri in Gedanken zugeben.

„Ach was, Mama, das passt doch wunderbar.“, wollte sie sie beschwichtigen, doch ihre Mutter blickte sie auf einmal spöttisch von der Seite an.

„Habe ich da was falsch verstanden gestern am Telefon, oder war nicht genau das das Problem?“

„ÄH... Haha... hups, dann wohl doch ein anderes. Ist da noch was in diesem Blauton?“

Eri's Blick wurde keinen Funken heller. Im Gegenteil, ein zynisches Funkeln durchzog ihre Augen.

„Weiß ich nicht. Aber wie wäre es denn eher mit diesem hier, das sieht fast genau so aus, müsste aber deinen Anforderungen gerecht werden.“

Sie holte ein fast identisches Kleid hervor aus den Kleiderständern, mit einem winzigem Unterschied versehen, der Ran aber kurzzeitig die Farbe aus dem Gesicht trieb.

„NEIN! Kein schwarzes Kleid!“

Eri zuckte bei dem Ausruf fast zusammen.

„Bitte, Mama...“, begann die Oberschülerin, als sie sich wieder gefasst hatte, zog sie zu sich und flüsterte in gedämpftem Ton.

„Schwarz.... tragen sie anscheinend alle. Das ist... so was wie ihr Markenzeichen.“

Mit einem mal war auch Eri wieder ernst, wenn auch sie ihrer Tochter keinen rechten Glauben schenkte.

„Du meinst... die Leute, von denen du erzählt hast, die angeblich hinter Shinichi her sind? Obwohl du das weder von ihm gehört hast, noch sonst irgendeinen Beweis besitzt? Zumindest keinen, den du mir zeigen willst. Und aus einer Quelle, die du mir auch nicht nennen willst, weißt du, dass auf der Ocean Goddess eine dieser Personen sein wird, obwohl die Liste der Gäste offenbar geheim ist.

Ach... die Leute, wie konnte ich das nur nicht wissen?!“

Der Sarkasmus in ihrer Stimme war so beißend, dass Ran fast bebte vor innerem Verlangen, sie aufzuklären. Aber genau das wollte die Anwältin ja, dass sie ausspricht, was sie verheimlichte, ihrer Mutter reinen Wein einschenkte. Eri kannte ihre Tochter gut genug, um zu wissen, wie weit ihre Fantasie reichte und wo sie die Realität und die Fiktion erkennen würde.

Das, was sie ihr am Telefon sagte, das war Realität, sie spürte es. Und genau das machte ihr Angst.

Ran verschwieg, woher sie diese Informationen hatte. Es war zu konfus, das konnte sie sich nicht ersinnen, dann würde sie eher an sich selbst zweifeln. Sie zweifelte aber nicht, im Gegenteil, selten hatte Eri diese Zuversicht in Rans Augen gesehen... gepaart jedoch mit so viel Angst...

'Angst... und Hoffnung. Hoffnung und Angst... Das ist eine gefährliche Mischung, Ran. Weißt du das nicht? Oder... hast du es... für ihn... vergessen?'
 

Der Professor stand noch lange in der Tür, nachdem Conan hinter der nächsten Ecke verschwunden war. Ai stand ebenfalls in die Tür gelehnt, beobachtete still die fallenden Blätter im Garten des Hausherren.

„Sagen Sie...“, begann sie nach einer Weile, als es eigentlich beiden kalt wurde und sie rein gehen wollten,

„Sie kennen sich doch auch ein bisschen mit Sherlock Holmes aus, Professor?“

Dieser starrte verwirrt zu seiner Mitbewohnerin hinunter. Ai rührte sich keinen Millimeter, stand, die Arme verschränkt, vollkommen ruhig da und sah den Jahreszeiten beim Wirken zu. Er wusste, sie wartete geduldig auf seine Antwort, aber dennoch machte ihm diese Art an ihr Angst.

'Wie... eine Maschine! Genau, wie eine Maschine. Nach der Anfrage an den Benutzer stört es das Gerät nicht, ob es nach einer Sekunde oder zehn Stunden die Antwort erhält, die Maschine harrt seelenruhig aus.'

Und so war auch Ai. Öfters sogar. In diesen Momenten schoss ihm die Frage durch den Kopf, wie man wohl in der Organisation einem Kind solch eine gefühllose, ja eigentlich die eigene Existenz als denkendes, empfindendes Lebewesen verleugnende Handlungsweise eingebläut hatte. Und jedes mal schauderte es ihm vor der Antwort.

„Nun... naja, ein bisschen, ja, aber sicher nicht so wie Shinichi...“

„Das ist auch nicht nötig.“, unterbrach sie ihn in vollkommen monotoner Weise. 'Schon wieder!

Schon wieder wirkt sie wie eine Maschine.'

„Ich wollte nur wissen... abgesehen von Professor Moriarty... hat Sherlock Holmes sonst jemals einen Täter getötet oder anderweitig... unrechtmäßig behandelt?“

Eine Weile schaute der alte Mann skeptisch auf das junge Mädchen, bis Ai sich dann doch bequemte, zu ihm aufzublicken und damit die Ernsthaftigkeit der Frage zu betonte.

Schließlich fasste er sich kurz an die Nase, als wolle er seine in Falten gezogene Stirn gerade ziehen.

„Unrechtmäßig? Hm...“ Es klang wie ein schwaches Lachen, dass er unterdrückte.

„London war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts... eine der ersten, nein, die erste moderne Großstadt im westlichen Stil.

Die industrielle Revolution war vollzogen, die Menschen zogen in Scharen in die Städte, bildeten die ersten Elendsviertel und Slums, aus deren Kindern sich auch die Baker Street Bande entwickelte, die Holmes unterstützte.

Die Themse wurde zunächst verseucht, was eine größere Epidemie bewirkte, als Jahrhunderte zuvor die schwarze Pest, nur um dann durch das erste Kanalisationssystem der Welt gereingt zu werden. Scotland Yard wurde gegründet, um der wachsenden Kriminalität Herr zu werden und Jack The Ripper trieb die Leute in Panik. Alles unter der schier endlosen Regentschaft Viktorias der zweiten.

In dieser Zeit, in der die einfachen Leute das Vertrauen in die helfende Hand ihrer Herrscher verloren oder zu verlieren drohten, als Recht die Gerechtigkeit ablöste und viele Menschen sich hilflos fühlten, keimte die Sehnsucht nach einer helfenden Hand jenseits des Staates, jenseits der Gesetze, auf. Nach jemandem, der einfach hilft, wenigstens ein paar Probleme zu lösen.

Diese Sehnsucht griff Arthur Conan Doyle auf, vermutlich auch motiviert durch viele Patientenschicksale, die er in seiner Praxis erfuhr. Er erschuf eine Figur, die nicht nur diese Sehnsucht befriedigte, sondern auch die Angst, die die Leute mittlerweile mit dem Neuen verbanden, zu nehmen versuchte. Die das Positive heraus filterte, für Conan Doyle offensichtlich die Fähigkeiten der Wissenschaft und des modernen, rationalen, weltoffenen Geistes. Sherlock Holmes.

Ich will sagen, Holmes war kein Polizist und auch kein einfacher Kriminologe. Er war auch öfters Richter über die Täter, die er zuvor überführte. Und handelte nach dem Verständnis der einfachen Leute, nicht nach dem Recht.

Er hat einige Male einen Täter laufen lassen. Das war zum Beispiel... im Fall der Pappschachtel. Ein übler Scherz, der viel mehr Unheil bewirkte, als ursprünglich erdacht und der Drahtzieher war letztlich selbst an den Rand des nervlichen Zusammenbruchs gekommen. Da ließ es Holmes dabei bewenden, ihn mit dieser Schocktherapie leben zu lassen.“

„Jaja, er war so toll, ich habs kapiert, Professor.“, unterbrach sie ihn genervt.

„Ich meinte eigentlich...“

„Das gefleckte Band.“ Nun hatte er sie unterbrochen und aufmerksam gemacht.

„Was?“ Sie sah verwundert zu ihm auf. Sein Blick wurde sehr ernst.

„Holmes hat es nicht gescheut, das Gesetz zum Lösen eines Falles zu brechen, wenn er es als hilfreich und... verzeihlich ansah.

Im gefleckten Band ging es um eine asiatische Giftschlange, die der Täter durch einen Luftschacht zum Opfer schickte und es damit ermordete. Das Opfer konnte einer Zeugin nur noch diese Worte aus der Erinnerung wieder geben, die diese dann Holmes weiter gab.

Holmes hat sich an den Tatort begeben, wohl wissend, dass der Täter es wusste und die Schlange wieder schicken würde um sich selbst vor der Überführung zu schützen. Er erschreckte das Tier und scheuchte es zurück durch den Schacht zu seinem Herren, der folgerichtig nun den tödlichen Biss erhielt.“

Nun wirkte Ai wirklich schockiert. Diesen Aspekt von Holmes hatte sie nie mitbekommen.

„Holmes meinte im Nachhinein zu Watson, dass er sicher damit zum Tod des Mörders beigetragen, ihn sogar stark mit verschuldet habe, dass ihn das in seiner Seele aber nicht im geringsten störe.“

„Sie meinen...“, ihre Stimme und ihr Blick verrieten die deutlich Anspannung.

„Sherlock Holmes war der Mann, der fast immer handelte, wie man es damals wollte, nicht, wie man es sollte.“

„Und Shinichi? Ich meine... er ist doch vernarrt in Holmes Methoden, Ansätze, Denkweisen. Sicher, er würde nicht losgehen und jemanden töten, aber...“

„Ai, was machst du dir immer für Sorgen?“, beschwichtigte er, fast mit einem Lächeln auf den Lippen, als ihm endlich der Zusammenhang der Frage erörtert wurde.

„Shinichi sucht immer nach der Möglichkeit, niemandem zu schaden und er würde auch nie für seine eigene Vorstellung von Gerechtigkeit davon abweichen. Er ist da viel zu sehr...“

„Idealist? Tse.“ Nun musste sie ironisch lächeln.

„Professor... er ist sicher bestrebt, idealistisch zu sein, aber... Sie haben ihn nicht erlebt. Damals im Tropical Land, vor diesem Spiegelkabinett... mit Wodka... als die Wut ihn übermannte. Niemand kann wirklich dauerhaft für seine Gefühle garantieren, dass sie ihm keinen Streich spielen. Holmes hat sich in Ihrer Geschichte verteidigt, auch wenn Kudo sicher nach einem anderen Weg gesucht hätte.

Was ich meine... ist... ob er einen Menschen, dem seine ganze Wut gilt, wenn auch nur in einem Moment... zerstören könnte? Nicht physisch... mental.“

Sie wandte sich zur Seite, wollte ihn jetzt nicht ansehen. Oder genauer, er sollte sie nicht sehen.

„Das wäre..., meiner Meinung nach sowieso die wahre Form der Zerstörung eines Menschen.“

„A...Ai...?“ Er schluckte hart, sie machte ihm Angst.

„Geht... geht das denn so einfach... einen Menschen mental zu zerstören..., wenn... wenn er noch nicht angeknackst ist?“ Als sie einen Moment zögerte, schöpfte er direkt Hoffnung, diese Diskussion als harmlose Gedankenspielerei abzutun.

Dann aber wandte sie sich doch wieder an ihn.

„Sie selbst haben es ihm einst ermöglicht.“

„Was?“ Ein Flüstern, mehr war nicht zu hören von Agasa.

„Im Tropical Land... als wir Conan und Wodka fanden, wusste letzterer schon von Conans Identität. Dann kam der Schuss... die Kugel... die er dank Ihrer Erfindung in der Luft stehen lassen konnte. Ich habe Wodkas Worte im Moment danach immer noch in meinen Ohren.

'Du... du bist doch nicht wirklich sein Geist?'

Damals hat Conan in einem einzigen Augenblick einen kaltblütigen Mörder mental gebrochen. Er hat seine Willenskraft zerstört. Deshalb musste er auch sterben, er hatte keine Zukunft mehr bei der Organisation.“

Die Angst steigerte sich immer weiter in dem Professor, er traute sich kaum die nächste Frage auszusprechen. Dennoch, es musste sein.

„Aber... wenn er... wenn Shinichi tatsächlich schon... vor deinen Augen... so weit gegangen ist, wieso fragst du dann noch?“

„Ich hatte gehofft... dieser Fall hätte ihm bezüglich seiner Emotionen die Augen geöffnet.

Nur...“

Sie wandte sich wieder ab. Diesmal ganz, sie glitt vom Eingangsbereich weg in die Stube.

„Ai... warte! Nur... was?“

Tränen drückten von innen an ihre Augen. Sie wusste es ganz genau. Wenn er es tun würde... wenn er der Versuchung nicht widerstehen könnte... wenn er bis zum Äußersten gehen würde, würde sie verantwortlich sein. Er wäre womöglich nicht mehr der selbe. Er würde sehr... sehr viel... zu viel einbüßen von der Liebe in seinem Herzen. Das würde Ran ihr nie verzeihen. Das würde sie selbst sich nie verzeihen.

„Ich habe... ich habe... ihm die Mittel gegeben, um eine weitere Person zu zerstören... und sich selbst womöglich mit!!“

Sie rannte unwillkürlich los, ließ den Professor völlig verwirrt stehen, hinab ins Labor, schloss die Tür ab und lehnte sich, herab gleitend dagegen.

'Es tut mir Leid, Ran!

Bitte, Shinichi... überlegs dir... sie ist es doch nicht wert!'

Sie konnte nicht mehr... sie hatte sich von dem Meisterdetektiv zum vielleicht größten Fehler ihres Lebens... ihres zweiten Lebens als Ai Haibara... hinreißen lassen.

Plötzlich sprudelten ihr die Worte nur so hinaus, die sie in die Leere des Labors rief.

„Bitte! Ihr könnt das doch nicht zulassen!

Wenn ihr irgendetwas von diesem Detektiv wollt, dann könnt ihr nicht zulassen, dass er das tut!

Das könnt ihr nicht!!

Verdammt...

Verdammt! Helft ihm doch, sonst wird es Übermorgen vielleicht keinen Meisterdetektiv des Ostens mehr geben!“

Scheinbar gehörlos verhallten ihre Worte, waberten nur sehr kurz, bevor die gepolsterten, verstärkten Wände des Labors alles abgedämpft hatten und nur das Schluchzen eines kleinen Mädchens noch blieb.
 

Eine junge Frau legte die Kopfhörer zur Seite, senkte sich langsam zurück in ihren Stuhl.

Ihre ernste Miene wich langsam aber stetig dem schwachen Lächeln.

'Nein, Ai. Du irrst dich, weil du nicht alles weißt. Shinichi hat bereits erlebt, was die Zerstörung eines Menschen ist... Aber das konntest du nicht wissen, er hat es dir nie erzählt. Er wird es kein zweites Mal so weit kommen lassen.

Und wenn doch... Nein! Ich werde es nicht zu lassen.

Niemals!'

Shiff Ahoi!

Hallo an alle Lesenden,
 

heute mla mit sehr kurzer Einleitung, da ich gleich weg muss.
 

Vielen, vielen Dank für alle Kommis!^^
 

Nun gehts endlich zum Schiff, versprochen!
 

Viel Spaß beim Lesen,

lG, Diracdet
 


 


 


 


 

Kapitel 4: Schiff Ahoi!
 

Der Montag verging ansonsten ruhig, gelassen spielten alle ein wenig die Rolle der Unbeteiligten. Conan ließ sich von seinem Besuch beim Professor nichts anmerken, als er nach Hause kam, und Ran trat fröhlich lächelnd mit einer großen Plastiktüte mit beiden Händen haltend in die Wohnung ein, um dann gleich in ihrem Zimmer zu verschwinden. Kogoro hatte seine Sammlung kurz vor der erwarteten Rückankunft der beiden wieder ordentlich sortiert und sich rauchend vor den Fernseher in seinem Büro gesetzt. Das Einzige, was noch von seiner konzentrierten Arbeit zeugte, weil er es vergessen hatte, war das herausgezogene Telefonkabel.

Er hatte einfach keine Lust irgendwelche Vertreter oder Fälle, die er jetzt nicht annehmen konnte, annehmen wollte, abzuwimmeln und damit seine Konzentration zu stören.
 

Schließlich gab es nur beim Abendessen eine erneute offizielle Ansprache des Themas, eingeläutet durch eine Frage von Ran.

„Wann... geht es dann morgen eigentlich los?“ Kogoro und Conan hielten unwillig in ihren Bissen Reis inne.

„Ich meine, die Fahrt beginnt ja um 17Uhr, eine Stunde vor Sonnenuntergang, damit die ganze Nacht hindurch auf offener See gefahren werden kann, das kenne ich alles aus der Zeitung. Aber wann wollen wir los? Es ist ja sicher recht voll und... außerdem... Yoko...“

Langsam legte ihr Vater mit gesenktem Blick die Schüssel und das Besteck zur Seite, richtete seine Augen wieder auf und sah vor sich ins Nichts, als er begann zu erzählen.

„Ich habe über diese Frage schon eine Weile nachgedacht.

Es gibt... sinnvoll... eigentlich drei Möglichkeiten.“ Demonstrativ erhob er seine rechte Hand um seine Aussage visuell zu untermalen. Auch Conan wurde hellhörig.

'Drei? Du machst mich neugierig, Onkel Kogoro!'

„Nun in jedem Fall müssen wir natürlich die Verkehrssituation berücksichtigen, bis Yokohama dauert es seine Zeit, obwohl ab Beginn des extra dafür angelegten Piers sollte dieses Problem sich erledigen.

Nun ist es so, dass wir ja... nicht richtig als Gäste da sein werden, also müssen wir... muss ICH meine Aufgabe erledigen.

Eine Möglichkeit wäre es demnach ganz zu Anfang zu kommen. Dann hätte ich Gelegenheit, mir die polizeilichen Sicherheitsvorkehrungen anzusehen und alle anderen Gäste von vornherein unter die Lupe zu nehmen.

Allerdings... gilt das Gleiche auch umgekehrt. Um es auf die Spitze zu treiben, wenn wir als erste da sein werden, stehen wir womöglich wie auf dem Präsentierteller in einem großen, leeren Saal. In dem Fall wird meine Anwesenheit zu schnell publik und die Täter könnten rasch umdisponieren.“

'Gar nicht schlecht kombiniert, Onkelchen, gar nicht schlecht! Wenn du so nur andauernd an einen Fall herangehen würdest...'

„Natürlich könnte man auch relativ spät kommen und so unauffälliger sich in ein dann bereits volles Schiff schleichen. Also... nicht schleichen, wir sind ja offiziell da, aber unsere Ankunft wird kaum wahrgenommen.

Das Problem dann ist nur, dass Yoko schon eine Weile da ist und wir keine Ahnung haben, ob mit dem pünktlichen Erscheinen von 'ihnen' vielleicht auch ein sehr früher Zeitpunkt, zum Beispiel Yokos Ankunft gemeint sein könnte... für mich ist diese Variante keine Option.“

Er schüttelte in Zeitlupe den Kopf.

'Wirklich beeindruckend. Du solltest wirklich immer mit dem Gedanken daran gehen, deine Klienten wären diese konzentrierte Kopfarbeit wert!'

„Und dann wäre noch die Option, irgendwann mittendrin zu kommen, was?“

Rans Frage wurde kurz abgenickt.

„Und zwar mit Yoko zusammen. Sonst wäre es unter dieser Konstellation schwierig sie im Auge zu behalten.

Allerdings... stellt auch das ein gewisses Problem dar...“

Sie schaute ihren ernsten Vater verwundert an, woraufhin Conan ihre ungestellte Frage beantwortete.

„Es wäre zu eindeutig für die Täter!“

„Zu eindeutig? Du meinst, dass Paps nicht als Gast hier ist.“

„Genau das, Mausebein...“, begann Kogoro nun wieder.

„Es ist zwar bekannt, dass Yoko und ich gut befreundet sind, aber wenn wir gleichzeitig auftauchen auf der Feier, wenn wir überhaupt zu lange zusammen gesehen werden – und die Kameras der Journalisten werden das bemerken – dann wird schnell klar, dass Kogoro Mori nicht als Gast hier ist. Das würde zum Einen die Verantwortlichen hinter diesem Brief veranlassen, Maßnahmen zu ergreifen, aber auch unliebsame Unruhe auf dem Schiff verbreiten.

Im schlimmsten Fall könnte sogar mittelfristig eine Panik geschürt werden, wenn etwas, ein Unfall oder ähnliches passiert, was direkt in Verbindung mit meiner und Yokos Anwesenheit gebracht werden kann.

So siehts aus...“

Er seufzte tief aus und griff wieder zum Besteck, als ihn Ran noch einmal unterbrach.

„Äh... und wann fahren wir nun morgen?“

Er nahm seinen Bissen, schluckte ihn in Ruhe hinunter, legte das Besteck erneut zur Seite und sah seine Tochter eine Weile an.

„Nun... weißt du... ich hab... keine Idee!“

Er konnte sich bei allem Ernst nicht ein verschmitztes, peinlich berührtes Lachen verkneifen, was Conan und Ran vollkommen aus der Fassung brachte.

'Hähä... so knapp daneben und dann doch voll vorbei, Herr Mori.... der Typ ist unverbesserlich!'

„Paps, spinnst du jetzt langsam, wir wollen da morgen immerhin hin und du weißt noch nicht mal, wann wir los sollen?“

Rans ungezügelter Wutausbruch drängte unwillkürlich beide Männer von ihren Plätzen nach hinten.

„Was... was hast du denn auf einmal, Mausebein? Immerhin ist das wahrscheinlich bald ein Tatort! Warum bist du auf einmal so erpicht darauf, dahin zu kommen?“

Er hatte den letzten Satz noch mit einigermaßen Angst in den Knochen ausgesprochen, aber als er den Schrecken in ihren Augen sah, der sich bei seinen Worten auftat, wurde er wieder selbstsicher... und skeptisch.

„Was... willst du da, Ran? Stars hin oder her, wegen des Drohbriefes solltest du eigentlich anders reagieren. Was hast du vor?“

Er sah ihr eindringlich in die Augen, während sie langsam zurück auf ihren Platz wich...

„Äh... ich hätte da einen Vorschlag!“, mischte sich Conan in die Auseinandersetzung zwischen Vater und Tochter ein, woraufhin beide verwirrt ihre Köpfe umwandten.

„Wie einen Vorschlag? Was für einen Vorschlag, Kleiner?“, ging ihn Kogoro gereizt an.

„Es gibt... da noch einen vierten Zeitpunkt, auf den wir uns einstellen könnten.“
 

Kogoro sah ungeduldig auf die Uhr, dann wieder auf von dieser in Conans grinsendes Gesicht auf der Couch.

„Was gibts zu lachen, Kleiner?“, schnaubte er verärgert, sah erneut auf die Uhr und dann erneut zum Jungen.

„Immerhin war es deine Idee, kurz nach dem ersten Auffahren der anderen Gäste zu kommen. Und das macht Ran gerade mit ihrer Bekleidung zunichte...“

„Ach, das ist nicht schlimm in dem Fall, Onkel Kogoro. Das ist es ja gerade, der erste Schwung wird lang genug sein, dass wir nicht so festgelegt sind mit der Ankunft.

Auffallen werden wir sicher nicht, wenn die Journalisten zu tun haben mit Schauspielern, Sängern und Konzernvorständen. Selbst wenn uns jemand sieht, können wir ohne weiteres verschwinden in der Masse. Und nachdem du nochmal Yoko angerufen hast und ihr sagtest, sie solle ein wenig später im zweiten Schwung kommen, ist sowohl garantiert, dass ein möglicher Täter ihr nichts antun kann, als auch dass die anderen Gäste keinen Zusammenhang zwischen deiner und ihrer Anwesenheit sehen...“

„Und wenn eine andere Person das Ziel sein sollte, haben wir im ersten Schwung bereits die Möglichkeit minimiert zu spät zu kommen, während bei der überschaubaren Zahl an Gästen vor uns auch die Polizei noch alles unter Kontrolle haben sollte, insbesondere, wenn vielleicht das Schiff selbst das Ziel ist.

Ich habs kapiert. Du musst dich nicht noch mehr in den höchsten Tönen selbst huldigen! Reicht ja wohl, wie Ran dich gestern Abend noch über den Klee gelobt hat.“

'Das sagt der Richtige...

Aber stimmt schon, Ran war mehr als begeistert... Hätte ich wohl auch nicht anders erwarten dürfen, wenn sie tatsächlich ahnt, wer ich bin.

Aber ich lächle aus einem anderen Grund. Ich bin doch zu gespannt auf Rans neues Kleid. Da wartet man doch gerne mal...'

Als das Lächeln des kleinen Detektivs in diesem Moment noch breiter wurde, konnte sein älterer Kollege nicht mehr hinsehen.

'Dieser Westentaschen-Sherlock Holmes!'

„Ran, verdammt, wo bleibst du?!“, brüllte er wild nach oben.

„Ja, ja schon gut!“, rief sie genauso genervt zurück. Dennoch klang ihre Stimme angenehmer in den Ohren als die ihres Vaters. Und diesem wohligen Geräusch folgte der befreiende Ton, den ihre Schritte dumpf auf die Treppe traten.

Sie kam. Langsam, so dass Conan und Kogoro Zeit hatten sich darauf einzustellen. Sie sollten sie runter kommen sehen. Eigentlich war ihr das ja momentan unangenehm, aber es wäre auffällig, wenn sie sich in diesem wunderschönen Kleid nicht zeigen wollte.

Und so schritt sie herunter und gab fast wie in einer Filmszene Zentimeter für Zentimeter Blick frei für die Herren des Hauses. Diese traten neugierig auch zur Treppe und sahen ein weitläufiges, azurblaues, schulterfreies Kleid geschmückt mit der Trägerin auf sie zu kommen.

„R-Ran!“

„Gefällt's dir Paps? Mama hat wirklich ein wunderschönes Kleid gefunden!“

Er hätte ihr sicher zugestimmt, wenn da nich die eine Aussage wäre, über die er kurz angebunden die Nase rümpfte.

„Nun... für diese sonst eher unter Geschmacksverirrung leidende Frau, eine ganz hübsche Auswahl. Muss man sagen.“ Damit wandte er sich um zur Tür um zu gehen.

„Pa-aps!!

Och...

Conan, dir gefällt es doch auch oder? ...Conan?“

Sie sah zu ihm herab und blickt in ein leicht errötetes, in Schweigen gehülltes Erstaunen. Er hatte bei ihrem Anblick ernsthaft Mühe sich zu fangen.

Dann schließlich.

„Ran...“

„Ja...?“

„Du... bist... wunderschön!“

Bei diesen Worten musste auch sie leicht erröten und schreckte etwas zurück.

„F...Findest du?“

„Ähm... mhm...“, nickte er schließlich und beendete das Thema in dem er sich leicht wegdrehte und ran hing, „Komm, wir sollten gehen, bevor Onkel Kogoro noch mal rum brüllt.“

'Mehr als wunderschön, Ran! Mehr als das...', ging es ihm noch durch den Kopf, während er versuchte, die Farbe aus seinem Gesicht zu unterdrücken.
 

Die Fahrt verlief einigermaßen problemlos, wenn auch langsam. Der Weg zum Hafen war ausgewiesen, um nicht zu sagen, gepflastert mit anderen Autos, die das selbe Ziel anstrebten. Nur mussten viele von diesen, je näher sie dem neu gebauten Dock für den riesigen Luxusliner kamen, nach links oder rechts weichen, weil ihnen dieser Weg versperrt blieb. Deutliche Hinweise auf Schildern trennten schon vorher die Gäste von den Schaulustigen. Auch für Letztere war einiges hergerichtet. Leinwände schossen in den letzten Tagen in der halben Stadt aus dem Boden wie einst zur Fußballweltmeisterschaft.

Parallel zum einen ins Meer ragenden Pier, welches den Eingang zum Schiff darstellte, bietete ein zweiter Pier Platz für Tausende, so die offizielle Werbung. Später sollte das Schiff damit zwei Anlaufstellen bekommen und zwischen beiden Piers verweilen. Zur Zeit aber türmte sich das gewaltige, sich mit der Skyline Tokios messende Gefährt neben dem linken der beiden Anlegebereiche. Und natürlich gab es auf allen wichtigen japanischen Fernsehsendern Live-Berichte. Es war ein nationales Ereignis.

So näherte sich auch ein etwas älterer Mietwagen langsam der Kontrollstelle am Eingang des Docks. Reihte sich unverfroren in die Schlange an prunkvollen Luxuskarosserien ein und bewegte sich Schritt um Schritt auf den im gleichen Takt wie die Bewegung der Fahrzeuge auf und ab schaukelnden Schlagbaum zu.

Als dieser nun an vorderster Front stehen blieb, staunten die beiden Wachposten nicht schlecht.

„Äh... mein Herr.“, begann der eine verschmitzt lächelnd,

„Ich glaube, Sie haben sich verfahren und wollten zum anderen Pier. Hier geht es zum Eingang, zu dem nur die offiziellen Schiffsgäste kommen. Bitte würden Sie wenden und sich in Richtung des zweiten Piers begeben?“

Das Lächeln hielt noch eine Weile an, bis dem Wachmann der Blick der drei Insassen kalt entgegen hauchte.

„Ist... etwas... nicht in Ordnung?“, stotterte er verwirrt zusammen.

„Sehen wir so aus, als ob wir uns da drüben hinstellen? In diesen Klamotten?“, hustete ihm Kogoro entgegen, bevor er sich von Ran die Tickets geben ließ.

Der andere Polizist trat nun ebenfalls heran.

„Ist was, Sukua? Wollen diese Schaulustigen nicht...“ Der zweite Beamte kam nun selbst ins stottern.

„Sie... Sie... sind doch... der schlafende Kogoro!“

„Ach... ehrlich?“ Mit beißendem Sarkasmus in der Stimme hielt er die Karten durchs Fenster, hätte sie den beiden im Moment am liebsten in den Rachen geworfen.

„Und ob Sie es glauben oder nicht, wir sind als Gäste hier!“ Die Polizisten ruderten fast gleichzeitig

nach kurzer Begutachtung der Tickets für die Jungfernfahrt der Ocean Goddess zurück, versuchten noch mit Dutzenden von Verbeugungen ihr Bedauern über das fahrlässige Missverständnis kund zu tun.

Kogoro beließ es dabei, sie zu ignorieren und wollte gerade losfahren, als Conan sich zu Wort meldete.

„Entschuldigen Sie, Herr Polizist. Haben Sie keine Liste der offiziellen Gäste, um solche Verwechslungen auszuschließen?“ Neugierig blickten seine großen Augen zwischen den Polizisten hin und her.

„Weißt du, Kleiner, unser Vorgesetzter hatte darum auch dringend gebeten, wurde aber von Herrn Tanahi, dem Schiffseigner immer wieder abgeschmettert. Das soll wohl die absolute Überraschung sein, wer nun auf dem Schiff anwesend sein wird.“

Ein wütender Schnauber fuhr durch den Bart des Detektivs am Steuer.

„Was ist das denn für eine schlampige Arbeitsweise?! Will dieser Vorgesetzte sich zum Gespött der Polizei machen? Wozu dann überhaupt irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen für dieses Schiff? Sich von dem Eigner unterbuttern lassen! Der kann was von mir hören. Wer ist der Clown, damit ich ihm nachher mal meine Meinung sagen kann?“

Nun standen die beiden starr da, wussten um die Folgen, wenn sie bei ihrem Chef vom schlafenden

Kogoro schlecht gemacht wurden.

„Bitte, bitte Herr Mori, wir machen nur unsere Arbeit. Sagen Sie Kommissar Yokomizo nicht, dass wir Sie nicht durchlassen wollten!“

Nun schwappte die Verwirrung auf die Insassen des PKW zurück.

„Yokomizo? Sango Yokomizo?“, kam es von Conan stellvertretend für die gemeinsame Frage aller drei.

Doch die Antworten der beiden waren noch verwirrender.

„Ja!“ und „Nein!“, kam es gleichzeitig von den Wachleuten.

„Wie meinen?“

„Äh...“ Das unsanfte Geräusch einer Hupe hinter ihnen beendete das Gespräch, das nie ein richtiges war.

„Fahren Sie bitte durch, Herr Mori, damit wir nicht zu lange aufgehalten werden. Der Weg führt immer geradeaus etwa fünf Kilometer ins Meer hinein. Direkt vor dem Bordeingang können Sie aussteigen, da warten genug Angestellte, um das Auto zu einem speziellen Parkgelände ab zu transportieren.“

„F-Fünf Kilometer?!“ Aber der Polizist lotste ihn mit aufgesetztem Lächeln durch und schon befand sich der Wagen auf der Straße hinter der Beschrankung.

„Er hat Recht, Paps. Die Ocean Goddess besitzt mit ihren 700 Metern Länge, 100 Metern Breite und und 250000Tonnen Gewicht inklusive Passagiere und Ladung einen Tiefgang von über 35 Metern. Damit kann es nicht mal in die Nähe von Häfen gelangen, selbst die großen europäischen Anlegestellen wie Rotterdam sind nur bis 25 Meter ausgehoben. Deshalb wurde ein schwimmendes Dock für den Bau konstruiert und alle nötigen Apparaturen für das Ent- und Beladen des Schiffes an diesem künstlichen Pier fünf Kilometer in die Bucht hinein gebaut. Dort wurde es nun vor zwei Wochen zu Wasser gelassen aber bis heute Morgen vor den Augen der Leute in einer ebenso riesigen Plane verhüllt.

Steht alles in der hübschen Broschüre hier!“

Grinsend schaute sie auf in die im Rückspiegel für sie sichtbaren Augen ihres Vaters und dann auf die frisch zementierte und alle zehn Meter mit Laternen zu beiden Seiten ausgeschmückte neue Straße. Drei Spuren, sowohl für Hin, als auch für Rückweg, breit wie auf einer Autobahn und in so einem frischen hellen Grauton, man konnte meinen, es würde in der Sonne schwach leuchten. Der trennende Mittelstreifen war mit ganzjährigen Nadelbüschen bepflanzt, die gerade mal etwa zwanzig Zentimeter hoch waren. Sollte jemals ein übergroßes Fahrzeug per Schiff transportiert werden, könnte es diese, über zwanzig Meter breite Straße als ganzes zum Fahren benutzen.

Weitläufige Steinaufschüttungen zu beiden Seiten dienten als Schutz vor Sturmböen. Mehr war nicht nötig, immerhin befand man sich noch immer in der Bucht von Tokio.

Nachdem nun alle Wolkenkratzer beiseite gerückt waren und man den Blick an diesem so sonnigen Dienstag gerade aus schwenken konnte, erblickte man das Ungetüm, das nun den Weltmeeren trotzen sollte.

Von vorne, versteht sich.

Ein Turm! Man wollte meinen, das könne kein fürs Wasser geeignetes Gefährt sein. Nein, dabei musste es sich um ein ins Wasser gebautes Hochhaus handeln. Der Tacho des Wagens zeigte an, dass sie noch drei Kilometer vor sich hatten und doch reichte für Kogoro sein Blickfeld nach oben durch die Windschutzscheibe schon kaum mehr aus. Ein riesiger, weißer Fleck waberte dort im rechten Halbraum der Aussicht. Strahlte im Licht, glänzte mit azurblauen, purpurroten und goldenen Linien, die fein geschwungen den Bug umrahmten.

Ein stiller Gigant, ruhig thronend auf den Wellen, als wären sie seine Untertanen. Wie oft hatte das Meer dem störrisch stolzen Menschen ein Schnippchen geschlagen, wenn er sich über seine Weiten erheben wollte?

Es heißt, einst habe ein mächtiger König in seinem Wahn dem Meer befehlen wollen. Er ließ seinen Thron an den Strand und einige Meter ins Wasser tragen, setzte sich und sagte den Wellen, sie sollten sich verziehen. Die Wellen aber verweigerten nicht nur ihren Dienst, nein, als wären sie über diesen Frevel erbost, rollten sie auf den arroganten König zu und verschlangen ihn.

Ebenso arrogant das Bild der vielen vom Meer verschlungenen Schiffe, allen voran der 'unsinkbaren' Titanic.

Doch... dieser Anblick war anders. Das war kein Schiff, auf das das Meer losgelassen wurde, auf dass es ihm möglichst lange trotzte. Das war etwas, das auf das Meer losgelassen wurde, es zu zähmen, sein Herrscher zu werden. Seine... Göttin?! Unweigerlich ging allen dreien ein Wort durch den Kopf: Neptunia.

Könnte doch mit diesem Begriff das Schiff gemeint sein? Das war im Moment unentscheidbar. Es konnte nur an Bord klar werden.

Langsam wurde das Objekt größer. Einer der scheinbar blauen Streifen, der sich quer hinüber zog, bekam Struktur, verwandelte sich, offenbarte seine wahre Natur. Eine Fensterfront, ein vollständiger Umlauf um das Schiff herum, wie sonst nur in Wolkenkratzern.

„Das muss die berühmte 'Blaue Ebene' sein, auf der sich die Feier abspielen soll.“, bemerkte Ran und blätterte wieder in ihrem Heftchen.

„Blaue Ebene?“

„Eine Ebene des Schiffes soll eine nie da gewesene Atmosphäre der Nähe und gleichzeitig Erhabenheit des Meeres erzeugen, heißt es. Natürlich noch ohne genauere Erklärung. Aber wenn ich das jetzt so sehe... Das muss in 50 Meter Höhe sein und trotzdem hat man durch das Glas eine völlig freie Sicht.“

„Nicht nur die Sicht, Ran.“, ergänzte Conan.

„Glas hat keine Tragkraft wie Stahl. Auf dieser Höhe kann das Glas nicht als Stütze fungieren. Im Inneren Bereich werden Stahlträger wie in Hochhäusern wohl den oberen Schiffsteil tragen, was bedeutet, dass diese Fenster ohne weiteres geöffnet und sogar herausgenommen werden können. Dann muss man bei Fahrt eine sehr beeindruckende Brise verspüren.“

„Das Meer... spüren... wow, das klingt irgendwie... romantisch. Findest du nicht auch, Conan?“

Der drehte sich ungestüm weg, aber im Rückspiegel konnte sie noch sein Gesicht erkennen, das rot anlief.

'Was ist das nur mit ihr? Irgendwie kann ich heute... sie kaum ansehen, ohne rot zu werden. Liegt das an dem neuen Kleid?'

Auch Kogoro entging die Verfärbung im Gesicht des Jungen nicht. 'Was hat der denn auf einmal?'

„Wah, was ist das denn da vorne?“, entfuhr es ihm, als er den großen Bereich neben dem Schiff gewahr wurde. Ein großer Aufmarschbereich mit rotem Teppich und jeder Menge Fotografen und Journalisten drum herum.

„Was, die Presse kann jeden Gast einzeln begrüßen? So ein verdammter Mist!“, knurrte er durch die Zähne.

„Das ist doch nicht weiter tragisch, Onkelchen.“ Der sah nur verwirrt zum Beifahrer hinab.

„War es nicht dein Plan, dass wir so einigermaßen unbemerkt zum Schiff gelangen?“

„Sicher.“, nickte er zustimmend.

„Und das sind wir vorläufig auch. Die beiden Polizisten von vorhin werden ihr Bestes geben uns nicht gleich bei den Verantwortlichen zu melden. Das bedeutet, wir kommen da genauso überraschend wie alle anderen an.

Sollten die Urheber der Nachricht schon da sein und uns beobachten, so wäre das wohl in jedem Fall unvermeidlich. Haben sie größere Vorkehrungen für ihre wie auch immer gearteten Ziele, so können sie sie jetzt nicht mehr ändern und werden nervös. Das kann nur von Vorteil für uns sein.“

„Und die Presse?“

„Na du bist doch der große Meisterdetektiv, der erst neulich einen Ehrenpreis vom Bürgermeister von Beika bekommen hat!

Du bist hier als Ehrengast und mehr nicht.“

'Woher zum Geier nimmt dieser Junge immer seine Einfälle? Und seinen Optimismus, dass alles auch funktioniert? Er hat doch wohl kaum schon all das mal ausprobiert...'
 

„Oh... was ist das denn? Verzeihung, meine Damen und Herren, aber es ist gerade am roten Teppich ein etwas... ungewöhnlicheres Auto vorgefahren... Der entsprechende Gast ist wohl kein Vertreter der Wirtschaft wie die letzten beiden.

Aber... aber das ist ja... Kogoro Mori, der Meisterdetektiv!

Meine Damen und Herren, Tokios gefeierter Detektiv unserer Zeit, der erst am Sonntag für seine Leistungen mit dem Ehrenpreis der Stadt ausgezeichnet wurde, ist hier an Bord der Ocean Goddess zu deren Jungfernfahrt. Und das wie ich sehe zusammen mit seinen beiden Kindern. Ein wirklich wunderschönes Bild!
 

Herr Mori, Akio Tanaka, YTV, würden Sie uns Ihren ersten Eindruck von der Ocean Goddess geben?“

Der Angesprochene, der eine Sekunde zuvor noch einem Angestellten die Wagenschlüssel in die Hand drückte, zögerte einen Moment, bevor er sich souverän der jungen, hübschen Frau näherte.

„Nun, Fräulein Tanaka, es ist... groß, nicht wahr? Haha. Im Ernst, es sieht wirklich faszinierend aus und ich muss meinen besonderen Dank an Herrn Tanahi für die Einladung bekunden.“, gab er ohne die Miene zu verziehen von sich.

„Aber Herr Mori. Sie sehen die vielen Polizisten und Sicherheitsvorkehrungen, die hier unternommen wurden. Glauben Sie, es wird irgendwelche unvorhergesehenen Ereignisse, Probleme geben, wird Ihre Anwesenheit vielleicht sogar von Nöten sein?“ Die Frage schreckte ihn dann doch etwas zurück, so präzise, als wüsste sie von dem Brief an Yoko.

„Also... also... man kann ja nie wissen, was so alles... passie...“ Ein leichter Stoß ins Bein durch Conan unterbrach ihn, gab ihm Zeit sich zu sammeln und die korrekte Antwort für diese Situation zu formulieren.

„Also, ich hoffe doch mal inständig, dass nicht! Immerhin habe ich meine Tochter und den kleinen Jungen mit hierher genommen. Würde ich das tun, wenn ich eine mögliche Gefahr sehen würde?“

Nun wirkte die Reporterin leicht verunsichert, wollte noch etwas fragen, aber Kogoro trat entschieden an ihr vorbei.

„Tut mir Leid, Akio, aber wir müssen aufs Schiff. Außerdem kommt da schon der nächste Gast.“

Damit zog er Ran mit sich durch das Blitzgewitter, Conan scheuchte unter den Massen hindurch hinterher, bis sie allein auf der Treppe zum Eingang waren. Dieser befand sich auf der Blauen Ebene, wie nun zu erkennen war an der weiterhin umrandeten Linie.

„Puh, das war knapp!“, stellte der Ehrengast resümierend fest.

„War das nicht komisch? Sie wirkte fast so, als ob sie wüsste, dass etwas passieren wird.“, bemerkte Ran beiläufig.

„Das ist nicht komisch, Mausebein. Die Polizei sichert dieses pompöse Ereignis natürlich besonders gut, was aber für die Presse als gefundenes Fressen dient, um von sonst welchen Katastrophen zu berichten. Egal ob real oder Hirngespinste, Hauptsache, es bringt Quote. Und ein Meisterdetektiv meines Formats, das bringt es förmlich mit sich, die Frage in den Raum zu stellen.

Na schön, wenn wir an Bord sind, suchen wir erstmal Kommissar Yokomizo auf... welchen von den beiden auch immer. Und Herrn Tanahi, bevor wir auf die Ankunft von Yoko warten. Ansonsten verhalten wir uns unauffällig, bis die Fahrt beginnt. So weit alles klar?“

Beide nickten verstehend.

„Gut, dann lasst uns mal sehen, welche... wow! Welche... schönen Aussichten wir hier genießen können!“ Mit diesen Worten begrüßte Kogoro zwei am Eingang wartende, in Schiffsuniform gekleidete Frauen. Die eine wirkte Mitte zwanzig, die andere eher in Kogoros Alter, beide aber sehr schön anzusehen.

„Willkommen auf der Ocean Goddess!“, kam es von der älteren Dame.

„Dürfte ich bitte noch einmal die Tickets sehen, die sie bereits dem Wachpersonal gezeigt hatten?“, ergänzte die Jüngere daraufhin.

Ran überreichte erneut die drei Karten, die sie aufbewahrt hatte während der Fahrt und die beiden Damen verbeugten sich sogar ein wenig mit einem Lächeln.

„Herr Mori, Fräulein Mori, Herr Edogawa, wir wünschen Ihnen einen wundervollen, unvergesslichen Aufenthalt an Bord des größten Luxusliners der Welt.“

„Äh...“ Zögerlich nur brachte Kogoro seine Frage hervor.

„Also... nicht dass Sie mir nicht viel lieber wären, aber begrüßt auf Schiffen an so einer Stelle nicht normalerweise der Kapitän die Gäste?“

Glücklicherweise hatte sich die ältere Frau immer noch verbeugt, denn in diesem Moment verschwand ihr Lächeln und ein tiefer, finsterer Ausdruck von Wut bildete sich in ihrem Gesicht.

'Ganz ruhig bleiben, Natsuke, ganz ruhig bleiben!'

Einen Augenblick, dann war die Maske wieder hergestellt und sie richtete sich wieder mit fröhlicher Miene auf.

„Ich werde Kapitän Karasuma bitten, Sie nach Fahrtantritt nach Möglichkeit persönlich zu begrüßen. Würden Sie nun bitte eintreten?“

„Oh wie freundlich, aber ich will den werten Kapitän doch nicht unnötig belästigen und...“ Die jüngere Frau unterbrach ihn dezent aber mit Nachdruck und schupste die drei fast in die Eingangshalle hinein.

Diese war nach der ersten Beobachtung des Schiffes der nächste Schock. Eine Eingangshalle, eine Hotellobby, das schien es zu charakterisieren. Mit einer Rezeption als Rondell in der Mitte, einem halben Dutzend rund herum auslaufender Türen mit vielen Beschriftungen, ausgelegter Teppich, handgewoben, mit dem Motiv eines Schiffsdecks. Das Licht von draußen fing sich in einzelnen, sorgfältig ausgelegten Kristallen und erleuchtete einzelne Punkte, die offenbar bewusst gewählt wurden.

Ein Kunstwerk. Und das war nur die Eingangshalle!

Doch noch ehe Kogoro, Ran und Conan die Gelegenheit hatten, sich näher umzusehen und die Rezeption aufzusuchen, wurden sie aus der Menge der umher schwirrenden und umher stehenden Personen – erstere waren Personal, letztere Gäste – direkt und ohne Überraschung begrüßt.

„Ah, Herr Mori, ich habe Sie schon erwartet.“

Verwirrt drehten sich alle zu der ihnen völlig unbekannten Stimme um.
 


 

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Kleine Anmerkung. Die Geschichte vom König und dem Meer ist echt, ich hab selbst mal davon gelesen. Es passierte wohl am Bosporus. Leider habe ich die Quelle nicht mehr gefunden, sonst hätte ich gerne auch den genauen Namen verraten können.

Göttin...nen?

Hallo an alle Lesenden,
 

hm... ich muss mich Shi_Ran-chan und ihrer Anfrage gestern ein Stück weit anschließen. Ist das der herbstliche Schulstress um diese Zeit? Soll ich meinen Laderhythmus verringern, damit alle, die es gerne wollen, auch lesen können?
 

Auf jeden Fall, an die die Zeit hatten und auch zu einem Kommi kamen, ein umso herzlicheres Danke Schön! ^_________________^
 

So, ja, fahnm, jetzt gehts los, das Chaos, die Schifffahrt erst im nächsten Kapitel allerdings. Diesmal ist noch... viel Vorstellen angesagt.

Ich hoffe, die Blaue Ebene wird euch gefallen. ;]
 

Viel Spaß beim Lesen, bis zum nächsten Mal,

lG, Diracdet
 

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Kapitel 5: Göttin...nen?
 

Hinter ihnen tauchte ein groß gewachsener Herr mittleren Alters, gekleidet in vornehmem Anzug samt Krawatte auf. Seine Mundwinkel zeigten für einen kurzen Moment nach oben, aber der Ernst schien ihn dann sofort wieder zu übermannen und nur in seinen Augen, die er durch eine Brille vor allzu genauer Einsicht schützte, war noch ein Funken der Zufriedenheit zu erkennen. Nach außen hin wirkte er souverän, aber im Inneren war er höchst angespannt, durfte dies aber auch zurecht sein.

Kogoro sah ihn etwas verwirrt an, bevor Ran aus ihrem Staunen heraus auf ihn zuging.

„Sie sind Sinjo Tanahi! Der Mann, der dieses Schiff gebaut hat und es nun auch als Eigner betreibt! Ich habe Ihr Bild in der Broschüre gesehen!“

Die ernste Miene machte nun wieder der höflichen Freundlichkeit platz, die Herr Tanahi über Jahrzehnte erfolgreich einstudierte.

„Und Sie müssen die Tochter des werten Herrn Mori sein, Ran Mori. Sie sehen wirklich wunderschön aus.“

Er trat nun auch charmant auf sie zu, begrüßte das Mädchen aber eher steif mit einem Handschlag im westlichen Stil, der die innere Unruhe und Anspannung widerspiegelte.

„Ich hoffe, es gefällt Ihnen auf meinem kleinen Schiff!“ Mit diesen Worten wandte er sich weiter an Conan, begrüßte auch diesen mit einem freundlichen Lächeln, bevor er sich zu Kogoro direkt begab.

„Guten Abend, Herr Mori. Und... wie gefällt sie Ihnen?“

„Äh... Guten Abend, Herr Tanahi... mit 'sie'... meinen Sie... das Schiff?“, gab dieser leicht verunsichert zurück.

„Unter Anderem... ja, die Ocean Goddess.“

„Sie... ist... groß.“

'Oh je, Onkelchen. Voll vergeigt beim ersten Satz!'

Auch das gespielte Lächeln von Sinjo Tanahi vermochte nicht Kogoros ungeschickte Redeversuche zu verbergen. Aber dieses wandelte sich nun zu echter Freude, einen kurzen Augenblick schimmerte etwas da hinter den dicken Brillengläsern.

„Nun... sie ist immer noch nicht größer als Picards Enterprise, falls Sie ihre Dimensionen meinen.“ Jetzt musste auch Kogoro kurz lachen, motiviert durch Herrn Tanahis und auch Rans und Conans Mienen.

„Allerdings...“, begann der Schiffseigner wieder, als sie sich beruhigt hatten, „...soll dieses Schiff nicht als Transportmittel oder Wohnort gesehen werden...“

„Wie nicht, als Transportmittel oder... Wohn...ort?“ Alle drei wirkten über diese Formulierung, die scheinbar sehr ernst gemeint war, sehr verwirrt.

„Kommen Sie mit, dann zeige ich es Ihnen!“

„Ja, aber der Eingang!“, widersprach Kogoro heftig.

„Sie wissen doch, Herr Tanahi...“ Er trat ganz nah an ihn heran, bevor er im Flüsterton fortfuhr.

„... weswegen ich hier bin. Die Nachricht für Fräulein Okino, diese Botschaft bezüglich Neptunia.“

In eben solchem leisen Ton, aber ohne so zu wirken, als flüsterte er, antwortete ihm Tanahi.

„Genau deswegen will ich ja, dass wir uns etwas vom Eingangsbereich entfernen. A, wird der Strom an Gästen hier nicht kleiner werden in der nächsten Stunde, so dass man sowieso kaum als Einzelperson und in zivil alle im Auge behalten kann ohne auffällig zu werden. Darüber hinaus, wird Fräulein Okino sehr bald eintreffen, so weit ich gehört habe und dann wollten Sie doch selbst eher abseits stehen und sich nicht gleich hier blicken lassen.“

„Und B, wir kümmern uns um den Eingang und passen schon auf, dass keine weiteren ungebetenen Gäste wie Sie hier auftauchen, Mori!“

Erschrocken drehte sich die ganze Gruppe zu der bekannten Stimme von Kommissar Jugo Yokomizo um. Zum Erstaunen der drei Gäste standen da...

„Sie beide???“ Kommissar Sango Yokomizo trat mit einem verschmitzten Grinsen neben seinem schlecht gelaunten Bruder hervor.

„Glauben Sie etwa, Herr Mori, die Überwachung dieses riesigen Ereignisses würde durch einen einzigen Kommissar koordiniert werden können? Da hat man von oberster Stelle zwei beauftragt, und die wiederum meinten wir als Geschwister wären dafür bestens geeignet.“

'Ach deswegen haben die beiden Wachmänner bei der Schranke unterschiedlich auf die Frage geantwortet, ob ihr Chef Jugo Yokomizo sei!', ging allen dreien sichtbar ein Licht auf.

„Werd nicht gleich übermütig, Sango. Viel mehr interessiert mich, was Sie hier zu suchen haben, Mori! Also, ich höre!“

Grimmig baute er sich vor dem Detektiv auf, wohl wissend, was der Grund war.

„Also... Herr Kommissar Yokomizo...“

„Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie hier tun? Ist Ihnen das Wort der Polizei nicht genug als Schutz für diese Person?“

„Was? Wie... Sie wissen, dass es kein Scherz war?“

In diesem Moment wurde auch Conan hellhörig.

Der Kommissar kam Kogoro noch näher. „Ich habe keine Ahnung, ob das ein Scherz ist oder nicht. Sie vielleicht? Oder besteht die Möglichkeit, dass bei Ihnen ganz einfach da etwas durchgegangen ist, als Sie den Namen Yoko Okino hörten?“

„Aber... aber... wieso...“

„Das potentielle Opfer beruhigen um es nervlich zu entlasten und gleichzeitig den Weg wählen, allgemeinen Schaden durch unnötige psychische Stresssituationen zu vermeiden. Schon mal was von den Grundregeln der Vorgehensweise bei Drohbriefen gehört, Herr ehemaliger Polizist?“

Der ehemalige Polizist wich gekonnt und doch etwas wackelig auf den Beinen zurück.

„Megure hatte mich zwar darüber aufgeklärt, dass Sie in Ihrer offiziellen Dienstzeit nicht die große Leuchte waren, aber das war wohl untertrieben.

Also nochmal langsam, Herr Meisterdetektiv. Natürlich nimmt die Polizei jeden Drohbrief ernst und einen, der an einen Gast eines solch großen Ereignisses gerichtet ist, sowieso. Wenn aber Fräulein Yoko diese offene Todesdrohung ernst nimmt, dann ist das eine viel zu große mentale Belastung, die zunächst von ihr genommen werden muss. Sie besonders im Auge zu behalten, ist unter den gegebenen Umständen kein Problem und speziell dafür haben wir einige in Zivil gekleidete Polizisten bereits unter die Gäste gemischt. Punkt zwei, wenn sie selbst Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreift, auch offener Polizeischutz oder... einen Privatdetektiv, der hier herum schnüffelt, wird das Unruhe unter den Gästen hervorrufen, möglicherweise eine Panikstimmung. Ist der Drohbrief falsch, ist die Gefahr einer sinnlosen Eskalation der Gesellschaft an Bord nicht auszuschließen. Ist der Drohbrief echt, spielen wir mit einer solchen Entwicklung der Person hinter dem Schreiben in die Hände. Deswegen haben wir Fräulein Yoko beruhigt, sicherheitshalber aber auch noch einmal Herrn Tanahi angerufen und ihn mit der Sachlage vertraut gemacht. Er stellte daraufhin die Bedingung, dass im Falle des Falles Fräulein Yoko einen bekannten Detektiv wählt, damit dieser ohne Fragen als Gast durchgeht. Ist Ihnen jetzt der Stand der Dinge klar, Herr Mori?“

Kogoro stand eine Weile stumm da, fixierte sein Gegenüber mit den Augen um Fassung wieder zu erlangen. Schließlich fand er diese und baute sich seinerseits wieder vor dem Kommissar auf.

„Und das... das hätten Sie nicht auch mit mir abkaspern können, Yokomizo? Und seit wann steht in den Verordnungen zum Personenschutz, dass man im Sinne vieler Menschen einzelne über deren eigene Sicherheit belügen darf?“

Nun stießen wirklich zwei Dickköpfe aufeinander. Sango versuchte, seinen Bruder etwas zurück zu drängen, während Ran ihren Vater am Arm zerrte. Herr Tanahi brachte die beiden Streithähne kurz auseinander.

„Meine Herren, bitte. Bedenken Sie, dass hier im Foyer, da drüben gleich die Presse sitzt. Noch beobachten sie den Eingang, aber von Zeit zu Zeit werden sie sicher zu mir schwenken, also benehmen Sie sich, sonst ist diese Unauffälligkeitstaktik schon vor Beginn der Fahrt ad absurdum geführt.

Bitte Herr Mori, lassen Sie uns gehen. Die Herren Kommissare, ich wünsche viel Erfolg bei der Suche... oder... besser wäre wohl Misserfolg in diesem Fall, nehme ich an.“ Mit einem schwach melancholischen Lächeln wandte er sich von den Polizisten ab.
 

„Musst du ihn so angehen, Jugo? Es ist wirklich ein etwas unorthodoxes Vorgehen, das wir gewählt haben.“

„Das ist ja auch eine unorthodoxe Situation, Sango.“, gab sein Bruder murrend zurück.

„Dieses ganze Schiff, diese ganze Pracht, der ganze Luxus... der ganze Einfluss, den Herr Tanahi ausgeübt hat, damit alles so wird, wie er es wollte. Zum Beispiel die Baugenehmigung für diesen Pier, oder die zwei freien Tage mitten in der Woche. Das ist mir fast schon unheimlich, wozu er offenbar im Stande ist. Aber eigentlich unheimlich ist... dass irgendwer... irgendwie hier irgendetwas anstellen will. Vor Polizei und Presse. Und dann es nicht mal an die große Glocke hängt, sondern lediglich diesen kleinen 'Limmerick' an Yoko Okino schickt. Das ist nicht normal, im Gegenteil, das ist gefährlich unnormal. Ich will einfach nicht, dass dieser Detektiv sich hier einmischt. Überall, wo er auftaucht, passieren grauenhafte Verbrechen. Er kann sie danach vielleicht aufklären, aber Ziel der Polizei muss es sein, Verbrechen zu verhindern. Und ich weiß nicht, wie ich ein Verbrechen verhindere, von dem ich keine Ahnung habe, was es eigentlich sein soll.“ Nervös ballten sich seine Hände in den Jacketttaschen zu Fäusten.

Etwas unbeholfen nickend stimmte ihm sein Bruder zu, bevor sich beide wieder ihren Aufgaben im Eingangsbereich widmeten.
 

„Wooowwww!“, entglitt es allen drein gleichzeitig, als sie die blaue Ebene betraten.

Die Ebene war genau das, eine weite Ebene. Die volle Schiffsbreite von hundert Metern zwischen Backbord und Steuerbord und über vierhundert der siebenhundert Meter Länge nahm diese Halle ein, deren Wände sich auf mindestens zehn Meter Höhe erstreckten. Bis auf den Bereich hinter ihnen, der Bereich, aus dessen Richtung sie kamen, war der Rand eine einzige riesige Fensterfront, die das Licht der sinkenden Sonne noch immer weit genug hinein ließ, dass es taghell war. Spiegelungen an den vielen Kristallen an der oberen Decke wandelten, wie die Wellen auf dem Meer, auf dem Boden der blauen Ebene. Man ging auf dem Wasser und man sah, wenn man auf dem weiten Meer war, dieses selbst und den ebenso blauen, weiten Horizont in voller Pracht erstrahlen.

Die Lichtillusion ließ den Blick zunächst nach oben gleiten, die Ebene war sogar noch höher, lediglich die Fenster endeten nach zehn Metern und machten für einen riesigen Bereich, der wie eine Theaterbühne wirkte, platz.

Als sie wieder ihre Hälse gerade streckten und sich dem Mobiliar dieser Halle zuwandten, ging die staunende Euphorie weiter. Ein Ballsaal, das war es, eine Einrichtung, die man aus prunkvollen Filmen gewöhnt war. Unzählige runde, mit purpurnen Decken belegte Tische, samt edler Teakholzstühle drum herum fassten eine Tanzfläche von etwa hundert mal fünfzig Meter ein. Dahinter türmte sich bereits das Abendbuffett auf diese fünfzig Meter Breite aus.

Dieser war mit allen möglichen Köstlichkeiten, sowohl aus dem Meer, als auch vom Land, sowohl ostasiatische wie westliche, aber auch arabische Küche ließen sich hier auf ein Stelldichein, das so sehr harmonierte, dass man nur davon träumen konnte, jemals diese Harmonie auch unter den Menschen, die diese Speisen repräsentierten, zu sehen.

Der wahre Augenfänger aber, befand sich hinter dem Buffet und vor der zweiten Tanzfläche.

Ein Aquarium auf einem Schiff.

'Nein, kein Aquarium!', ging es den dreien durch den Kopf. Das war eine riesige Wasserwelt, empor gehoben über das Meer selbst. Ebenfalls wie die Glaswände zehn Meter hoch und stolze fünfzig Meter lang.

Die Fauna darin war bereits weit entwickelt, und man konnte aus der Entfernung, die sie nun noch hatten auch einige Fische erahnen, die plötzlich sich wieder zerstreuten und einer großen Schildkröte Platz machten.

„W-Wie... wie kann... man so was bezahlen?“, stotterte sich Kogoro in den Bart, während er Tanahi in Richtung des Beckens folgte.

„Nun, Sie müssen jährlich eine Milliarde Dollar der Firmengelder unterschlagen, Ihre Mitarbeiter für einen Hungerlohn arbeiten lassen und das halbe japanische Parlament bestechen...“, gab dieser trocken zurück, grinste dann aber amüsiert bis über den ganzen Mund, als er die Verwirrung im Gesicht seines Gegenübers wahrnahm.

„Das war natürlich ein Scherz!“, beschwichtigte er den Detektiv mit erhobenen Händen.

„Aber glauben Sie mir, Mori, als ich das Projekt vor zehn Jahren das erste mal dem Vorstand vorlegte, da haben alle ganz schön geschluckt, ob ich das ernst meinen würde und es hat einiges unserer jährlichen Gewinne geschluckt und die meiste Zeit der letzten drei Jahre hat das Gros der Bauarbeiter hier in Schichten sieben Tage die Woche gearbeitet, bei entsprechendem Lohnausgleich, versteht sich. Ich habe da sicher auch noch einiges an eigenem Kapital beigesteuert, aber... Sie sehen ja, was hier an Arbeit drinne steckt, und das war nun mal nicht ich.“
 

„Nun seien Sie mal nicht zu bescheiden, Herr Tanahi! Arbeit formt diesen Planeten nach des Menschen Wunsch, aber nur die Visionen vermögen es, ihn zu verändern. Und diese Vision ist wahrlich auch in meinen Augen beeindruckend.“

Die ruhige, souveräne Stimme aus dem Hintergrund entpuppte sich für die vier als ein Mann Ende fünfzig, Europäer, gestützt auf seinen edlen Gehstock, der sein erfreutes Lächeln als ebenso edlen Schmuck trug und sich galant auf die Gruppe zu bewegte.

„Monsieur Brefford, Sie sind tatsächlich gekommen, das freut mich ungemein!“ Tanahi ging ohne Umschweife auf Brefford zu, reichte ihm die Hand, bevor er ihn weiter vorstellen wollte.

„Glauben Sie mir, die Freude ist ganz meinerseits, dass ich es einrichten konnte, meine Termine mit dem Besuch Ihres Schiffes zu vereinbaren. Ich hoffe, die Nacht wird ein eben solches Erlebnis wie der Anblick, der sich meinen vom Alter getrübten Augen bot.“

„Oh... äh... sicher, Sie werden begeistert sein.

Monsieur Brefford, ich möchte Sie jemandem vorstellen, der hier in Japan einen... man möchte meinen fast so beeindruckenden Status erlangt hat wie Sie.“

Kogoro, der, genau wie Conan und Ran dem kurzen Dialog lauschen konnte, wirkte einmal mehr an diesem Abend verwirrt, sah zur gebrechlichen Gestalt, die dem großen Konzernchef offenbar durch seine bloße Anwesenheit Respekt abverlangte. „Wie meinen Sie das, Herr Tanahi?“, hakte der Detektiv nach.

„Herr Mori, darf ich vorstellen, Remy Brefford aus Frankreich, einer der reichsten Industriellen Europas und... beeindruckendsten Menschen der Welt. Und einer der geistreichsten Köpfe, die mir je begegnet sind. Er scheint immer schon über alles, was passiert oder passiert ist, informiert zu sein, und zu wissen, was wann zu tun ist, wenn man in der Finanzwelt Erfolg haben will. Und auch sonst hat man das Gefühl, wenn man mit ihm redet, er kenne bereits alle Ihre Geheimnisse. Einfach faszinierend, jedes mal wieder.“ Man merkte ihm nun eine gewisse freudige Anspannung an, die Nervosität von vorhin schien verflogen.

„Und, Monsieur Brefford, das ist...“

„Kogoro Mori, der neue Sherlock Holmes Japan. Der Schlafende Detektiv, der die Lücke ausfüllt, die Shinichi Kudo seit seinem Verschwinden hinterlassen hat...

Die wunderschöne junge Dame hinter Ihnen, Herr Mori, wird dann wohl Ihre Tochter, Ran Mori sein, die vor kurzem ihren Titel als Stadtmeisterin in Karate auf so beeindruckende Weise verteidigen konnte. Ein wirklich erstaunliches Comeback war das im Finale.“

Ran sah leicht errötet zur Seite, auch weil ihr die Ereignisse dieses Finales noch zu tief im Gedächtnis eingebrannt saßen.

„D-Danke... für das Kompliment, es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Monsieur... Brefford?“

„Oui, Brefford. Und die Ehre ist ganz auf meiner Seite... Mademoiselle.

Aber ich hoffe, diese Freude liegt nicht so sehr an Herrn Tanahis leicht überzogenen Lobeshymnen für mich. Um Sie aufzuklären, ich lebe nun mal gerne nach dem Motto Wissen ist Macht und habe deshalb die Angewohnheit, mich sehr weitreichend zu informieren, bevor ich selbst handle oder wie hier, mich in der Öffentlichkeit blicken lasse.“

„Das... hat man gemerkt...“, gab die Karatemeisterin zu Protokoll, während Brefford lächelnd fortfuhr in seinen Ausführungen.

„Es ist nämlich nicht unbedingt meine Art, in den Lauf der Dinge massiv einzugreifen, ich bevorzuge es zu beobachten und nur gelegentlich die eine oder andere Kugel zum aus meiner Sicht besseren anzustoßen.“

Mori blickte leicht verunsichert von dem alten Mann zu Tanahi und trat etwas näher heran.

„Ist der... immer so... komisch?“

Herr Tanhi konnte sein Schmunzeln nicht unterdrücken.

„Ja... doch, so lange ich ihn kenne, schon. Und manchmal glaube ich, er versucht dabei, Gott zu imitieren. Sie wissen schon, auch Gott beobachtet mehr, als dass er eingreift, überlässt uns die Suche nach dem Licht in der Dunkelheit.

Aber... wenn ich ehrlich bin, ich denke, Brefford kommt dieser Rolle erschreckend nahe...“ Diese Formulierung schien Mori nicht wirklich einleuchtend, aber das interessierte weder Tanahi noch Brefford.

„Und du bist Conan Edogawa.“, wandte sich der alte Mann an den kleinen Jungen, beugte sich dafür nicht herab, sondern drückte ein Bein nach unten und kniete sich auf das andere, so dass er auf Conans Augenhöhe sich wiederfand und ihm die Hand reichte.

„Selbsternannter... Grundschuldetektiv. Und das wohl gar nicht mal zu Unrecht, wenn man den Erfolg der Detective Boys, dessen Gründungsmitglied du bist, ansieht. Du bist der Enkel des Onkels des Cousins des Schwagers des berühmten Krimiautors Yusaku Kudo, des Vaters des erwähnten Oberschülerdetektivs Shinichi Kudo, nicht wahr?“

„Äh... äh... ja, ich denke... schon...“ Conan war durch diesen letzten Satz eben ziemlich aus dem Konzept geraten und hatte die größte Mühe, seine Sprache wieder zu finden.

'Hat der gerade auswendig die erfundene Verwandschaftsbeziehung aufgelistet, die meine Mutter damals Ran auftischte, um meine Identität zu schützen? Auswendig... und korrekt, sogar mit dem Zusatzanhang, sich nicht auf sie als Schauspielerin, sondern auf meinen Vater, der auch international berühmt ist, zu beziehen? Aber... wie...?'

„A-aber das mit dem Detektiv ist doch nur Kinderspielerei, haha! Ich versuche immer Onkel Kogoro nachzueifern, aber an seine Größe, komme ich nie heran!“, fand er doch noch die entscheidende Ausrede.

„Hmhm...“, schmunzelte ihm sein Gegenüber zurück und rückte diesem ganz nahe.

„Auch du solltest dich nicht zu sehr in Bescheidenheit üben, kleiner Detektiv! Ich hoffe doch sehr, in dieser Nacht ein wenig deiner viel gerühmten... 'Coolness' zu sehen, werter... Sherlock Holmes der Neuzeit.“

Die durchdringenden, auf einmal überhaupt nicht mehr getrübten Augen schienen ohne jeden Schimmer von Zweifeln alles, was es über Conan zu wissen gab, in sich zu vereinen. Absolut alles.

Ein Schrecken durchfuhr den kleinen Jungen und er konnte nur ansetzen zu der ihn brennenden Frage.

„Ha...haben Sie... etwa...“ Erneut ließ ihn ein Schmunzeln von Brefford verstummen, gefolgt von einem leichten Kopfschütteln.

„Ich sagte doch, ich beobachte mehr, ich handle nicht. Und schon gar nicht so. Ich habe lediglich... eine gemeinsame Freundin... indirekt... gebeten, sich hier auch blicken zu lassen.“

Damit streckte er sich wieder auf, so dass die nächsten Worte auch wieder alle Ohren erreichten.

„Herr Tanahi, ich werde mich kurz zum Buffet begeben, aber ich komme danach gleich wieder. Ich möchte doch zu gerne ein wenig mit Herrn Mori plaudern und seine Anekdoten genießen.“

Damit verzog er sich gemächlich zum Bereich der Meeresfrüchte.

'Das ist er also. Das ist die Person, die Vermouth hier her geholt hat. Aber wie... und warum?'

Conan vermochte sich einfach keinen Reim auf die Absichten hinter dem Gesicht dieses Mannes machen. Vorläufig noch nicht.

„Es ist vielleicht besser, wenn er nicht gleich wieder kommt, Herr Mori.“, begann Tanahi kleinlaut.

„Wie... ich dachte, Sie sind so fasziniert von ihm?“

„Oh, nein, Sie missverstehen mich. Natürlich bin ich über seine Anwesenheit stets erfreut. Auch wenn er etwas... wie nicht aus dieser Zeit wirkt, so bringt er die meisten Dinners, bei denen man ihn antrifft, erst richtig in Fahrt.

Ich wollte nicht, dass er jetzt dabei ist, weil ich Ihnen noch einen Punkt erklären muss, was Ihre Person auf diesem Schiff angeht?“

Kogoro blickte nur noch verwirrter.

„Kommissar Yokomizo..., Jugo Yokomizo, meinte doch, dass Sie hier nach Möglichkeit als offizieller Gast und nicht als Detektiv anwesend sein sollen. Ich möchte diese Variante forcieren, und zwar aus dem Grund... nun sehen Sie...“ Er druckste eine Weile herum.

„Ihr Name ist erst seit drei Tagen nun auf meiner Gästeliste, während die meisten anderen Monate im Voraus fixiert wurden, manche Geschäftspartner sogar um Jahre. Nun und dabei sind auch einige Gäste... die... nicht so gut auf Sie zu sprechen sind.“

„Wie... auf mich nicht so gut zu sprechen sind? Und wer bitte schön sollte das sein?“
 

„Nun, das wäre dann wohl meine Wenigkeit!“, kam es mit leicht schnippischen Unterton von hinter Herrn Tanahis Rücken.

Ein Mann, kaum älter wohl als Kogoro, mit Gel-geglätteten Haaren und übertrieben aufgetakeltem Anzug stand da vor ihnen, ein Lächeln auf den Lippen, wie man es sonst nur aus dem Fernsehen kannte. Ein echter, moderner Manager, mehr Schein als Sein, nur schien der Schein, so schien es zu sein, gar nicht erst als Sein zu scheinen, sondern offen dahin zu scheinen. Kurzum, ein unsympatischer, durch die Wirtschaft neureicher Snob, der von gehobenem Stil eigentlich kaum Ahnung hatte.

„Tadahiko Meahara ist mein Name, Vorstandsvorsitzender von Karana-Electronics, der Firma, die die gesamte Schiffselektronik entwickelt hat. Hier meine Karte.“

Er reichte die in Eierschalenfarbe gehaltene Karte mit den null Komma sechs Millimeter dick ausgestanzten Buchstaben in Antikbuchstil herum, begrüßte Herrn Tanahi freundlich, blickte aber nur schief in Richtung des Detektivs.

„Und... falls Sie es vergessen haben sollten, Herr Mori, Ihretwegen hat unsere Firma gerade einen Prozess wegen Versicherungsbetrug am Hals!“

Kogoro zuckte augenblicklich beim kalten Ausdruck in den Augen von Meahara zusammen.

„Tanahi, was hat dieser Unruhestifter hier verloren?“ Die Kälte war augenblicklich offener Wut gewichen.

„Also, bitte, Herr Meahara, Herr Mori ist genau wie Sie einer meiner Ehrengäste. Ich wollte ein wirklich allgemeines Feld an Leuten hier zusammenführen und nicht eine weitere Runde von alternden Firmenmagnaten, die in den Augen der Leute, die dieses Ereignis vom Fernseher verfolgen, lediglich wie weltfremde Greise wirken. Ich will ein wahres Fest hier abhalten. Dass ich Ihre Firma nicht umgehen konnte, ist mir schon klar. Dass Sie ausgerechnet jetzt mit Herrn Mori aneinander geraten, ist wohl kaum meine Schuld. Also beruhigen Sie sich!“

„Er hat recht, Herr Meahara.“, tönte es plötzlich von der Seite. Brefford war mit einem Teller Garnelen zurück gekehrt, stellte seinen Stock an einem der Tische ab, an dem er sich selbst auch abstützte und eines der kleinen Tierchen mit einer Gabel zerteilte.

„Und abgesehen davon.. dieser Prozess wird Ihre Firma doch nur lächerliche... mhm... eins Komma fünf Milliarden Yen kosten, wenn Sie es letztlich schaffen wollen, dass Karana-Electronics weiter besteht. Ein winziger Obulus für die ungefähr siebzehn Milliarden, die der Versicherungsbetrug gebracht hat. Natürlich... lässt sich der Imageverlust wohl auch nur in Milliarden beziffern, den Sie dadurch unter Kunden wie Geschäftspartnern erleiden. Aber das ist wohl das Risiko, dass mit solch einem Betrug einhergeht, nicht wahr? So weit ich gehört habe, ist dieser Abend ja auch der letzte partnerschaftliche Akt mit Herrn Tanahis Konzern, oder?

Warum nehmen Sie sich also dann nicht auch ein paar Garnelen und genießen diesen Abend?“

Meahara kochte vor Wut, zuckte dann aber plötzlich zurück und schlich sich schließlich wortlos an der Gruppe vorbei. Als er weg war, fing Brefford auf einmal an zu lachen. Als er sich wieder einkriegte, klärte er die anderen auf.

„Der Gute ist gegen Fisch und Meeresfrüchte allergisch.“

„Sie erstaunen mich jedes mal wieder, Brefford, jedes mal... Woher wissen Sie das andauernd alles?“ Tanahi wirkte durch das Umschiffen der ersten Konfrontation zwischen Mori und Meahara sichtlich erleichtert und brachte seine Emotionen deutlich zum Ausdruck.

„Ich bin halt gut informiert.“
 

„Well, eine Allergie gegen Meeresfrüchte ist aber sicher auch nicht das Allerseltenste nowadays, is it?“, kam es zuckersüß von einer Frauenstimme mit breitem, australischem Akzent.

„Ah, Miss Caldwell, da sind Sie ja. Ich bin Sinjo Tanahi. Darf ich vorstellen, Alexandra Caldwell, aus Brisbane, Australien. Meeresbiologin, eine wahre Korifäe, ihrer Zunft, und Kogoro Mori, gefeierter Privatdetektiv Japans.“

„Good evening, Mister Tanahi, good evening Mister Mori. Nice to meet ya! Und das ist also das beeindruckende Aquarium, von dem Sie erzählt hatten, right? Very nice indeed. Ich dachte eigentlich, es wäre undenkbar, ein Aquarium in dieser Größenordnung, dass für solche Schildkröten geeignet ist, nur an Land in entsprechend großen Tierparks gebaut werden könnte.

Excuse me, I like to take a closer look. See ya!“ Damit wandte sie sich auch wieder ab und verzog sich Richtung Aquarium.

Ihr an der Grammatik der Fremdsprache scheiternder Ausdruck ließ Ran kurzzeitig an Jodie denken. Ein amüsiertes Lächeln keimte auf, verflog aber bei dem darauf folgenden Gedanken sofort wieder. Der Besuch im Tropical Land, das Zusammentreffen mit... Gin. Und diesem anderen Kerl, der am Ende von einem Scharfschützen erschossen wurde... Wodka. Ganz sicher, es waren die beiden, die sie zuvor schon mal gesehen hatte. Die beiden Männer in schwarz. Und Jodie... kannte sie offenbar. Eine Organisation, die auch das FBI suchte. Unweigerlich fiel damit ihr geistiges Bild auch nach New York zurück. Der geheimnisvolle Mann vom FBI, der sich ebenfalls dort zeigte. Alles gehörte zusammen. Es flackerte ein Bild nach dem anderen durch ihren Kopf.

'Shinichi. Wie kannst du nur... bei alldem die Ruhe und den Überblick bewahren?'

„Sie muss sich vorbereiten, Miss Caldwell soll nämlich zu späterer Stunde uns einen kleinen Vortrag zu den Tieren in diesem Aquarium halten, ich habe da extra ein paar ihrer persönlichen Vorschläge befolgt.“, erklärte Tanahi freudig, während sich Brefford genüsslich, aber mit ernstem Blick eine Bissen gönnte.
 

Es füllte sich allmählich und immer ging unauffällig der Blick zu den Türen, die die Gäste in die Blaue Ebene führten. Immer wieder gab es viele, die direkt auf Herrn Tanahi zugingen, manche, die ihn auch gar nicht bemerkten. Brefford begnügte sich mit seinem Teller Garnelen für eine ganze Weile und machte genau das, was er selbst als seine wesentliche Handlung beschrieben hatte: beobachten.

Und dann kam sie: Yoko Okino.

In einem dunkelgrünen, ebenfalls wie bei Ran schulterfreien Kleid, geschmückt mit einer großen Halskette, schwarzen, ellbogenlangen Samthandschuhen und einer Frisur, die wie eine Krone aufgesteckt wirkte.

Um sie herum, wie eine Traube sammelten sich die Fotografen und Journalisten. So bewegte sich der Tross langsam in den Ballsaal.

Wie verabredet, gerade nicht auf Herrn Tanahi und Kogoro zu, damit keinerlei voreilige Gerüchte aufkamen. Stattdessen begnügte sie sich mit einem kurzen Wink in Richtung des Gastgebers, der ausdrückte, sie würde sich zum gegebenen Zeitpunkt bei ihm einfinden und beschäftigte sich solange mit dem Beantworten unzähliger Interviewfragen in gewohnter, einstudierter Ruhe.
 

Herr Tanahi bekam es dann auch mit einem anderen Problem zu tun, als es auf einmal beim Buffet laut wurde und man sogar ein Glas klirren hörte.

An einer der Theken machte sich gerade ein junger Mann zu schaffen, stieß unsanft einen anderen Gast und den Kellner, der wegen der Scherben herbeigeeilt war, zur Seite und machte sich lauthals über den angeblich nur unzureichend gedeckten Tisch bemerkbar.

„Wer... wer ist das denn?“, wunderte sich Kogoro und sah zu einem ebenfalls verunsicherten Tanahi.

„Ein... Problemfall... offenbar. Na super, aber ich weiß es ehrlich auch nicht, wer das sein soll.“, gab er entnervt als Antwort.

„Das ist der Sohn von Herrn Yuhara.“

„Was?“, schrie der Gastgeber Brefford an.

„Das ist... sein Sohn? Himmel!

Herr Mori, ich muss mich für diese Unannehmlichkeiten entschuldigen!“

Dieser sah immer noch unwissend zwischen Buffet, Brefford und Tanahi hin und her, begann dann aber selbst nachzudeneken.

„Yuhara... Yuhara, den Namen habe ich doch neulich erst geh... Nakina Yuhara! Die Milliardärstochter, die ihren Mann getötet hat...“

In diesem Moment erinnerte er sich auch, dass er es war, der sie dieses Mordes überführte. Den Rest übernahm erneut Herr Tanahi.

„Herr Yuhara ist ein sehr zurückgezogen lebender Milliardär, der unsere Firma stets unterstützte, weshalb ich ihn eingeladen hatte. Er meinte aber, er könne nicht kommen und würde seinen Sohn schicken. Hätte ich gewusst, an wen wir da geraten, hätte ich ihn ganz sicher ausgeladen. Es ist wohl besser, wenn Sie ihm nicht zu nahe kommen, Herr Mori.

Nochmals Entschuldigung!“ Er zog ein Stofftaschentuch hervor und wischte sich die Stirn, die Entwicklungen machten ihm offenbar sehr zu schaffen.

„Sie hatten wohl schon das unschöne Vergnügen, Herrn Yuhara kennen zu lernen, Monsieur Brefford?“

Dieser lächelte nur amüsiert.

„Nein, schöner weise noch nicht, aber ich bin halt, wie gesagt, gut informiert.“ Tanahi's Augen schienen für ein kurzen Augenblick zu zittern, dann verschloss er sie wieder und wischte sich nochmal die Stirn samt Augenpartie.

„Wirklich Brefford, Sie sind unglaublich. Ich habe diesen jungen Mann noch nie gesehen und Sie sind offenbar auch über ihn bereits im Bilde.

...Ah!“ Seine Augen weiteten sich plötzlich und er sah leicht blass um die Nase zu Mori.

„Mir fällt gerade ein, dass noch ein Geschäftspartner wegen Terminschwierigkeiten absagte und stattdessen seine Tochter schickte. Das wird doch hoffentlich nicht auch so eine ungehobelte Person sein.“

„Weiß ich nicht genau, Tanahi.“, begann Brefford erneut mit ironischem Grinsen, stellte den Teller ab und nahm seinen Stock wieder in die Hand um sich darauf zu stützen,

„Aber sie steht gerade hinter Ihnen.“

Nun wurde er wirklich blass und drehte sich, hart schluckend um.

„Ich bin also eine ungehobelte Person? Aha, Herr Tanahi, und darauf kommen Sie, weil ich die Tochter meines Vaters bin?“

„So...Sonoko??“

„R..Ran???“ Beide Freundinnen sahen ich geschockt an.

„Was machst du denn hier?“, tönte es entsprechend synchron.

Sonoko starrte auf das blaue Kleid Rans, und konnte sich einen kurzen Moment des Staunens nicht verkneifen. 'Wow! Hast du wirklich...?' Sie schüttelte kurz den Kopf und fasste sich wieder.

„Also ich vertrete hier meinen Vater, der nicht kommen konnte. Aber du scheinst ja mit der ganzen Familie da zu sein.

Menno, dabei wollte ich extra nicht, dass du dich grämst und habs nicht verraten.“, ärgerte sich Sonoko, so dass ihr Gesicht auch leicht die Farbe ihres tiefroten Kleides annahm.

„Was? Bist du etwa Gestern beschäftigt gewesen, weil du...“

„Kleider suchen, womit denn sonst? Ich habe mehrere europäische Labels abklappern müssen, um was halbwegs annehmbares für mich zu finden. Lass mich raten, du warst gestern auch noch... erfolgreich... einkaufen?“ Ein triumphales Grinsen, gepaart mit einem gekonnt an das Kinn gelehnten Zeigefinger ließ beide nach einem Moment Zögern in schallendes Gelächter ausbrechen.

„Ein Herz und eine Seele, was Sonoko?“
 

„Entschuldigung, Herr Tanahi?“

Eine weitere Frau, genauer, wie Kogoro beim Blick von der Seite erkannte, die Dame vom Eingang, mit der er über den Kapitän gesprochen hatte, tauchte bei der Gruppe auf.

„Was ist denn?“, gab dieser betont freundlich zurück. Die Bekanntschaft zwischen der Tochter des Suzuki-Konzernchefs und der Tochter des Detektivs hatte offenbar ein paar Falten geglättet, die ihm auf der Stirn erwachsen waren.

„Es sind wohl alle Gäste da, es kam nun niemand mehr an der Schranke vorbei.“

„Wunderbar. Dann sind wir also bereit, abzulegen?“

„Sofort, aber vorher würde ich gerne noch...“ Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr, was ihn sichtlich verwirrte.

„Hä... aber Sie haben sich doch vorhin schon... na gut, mir solls Recht sein.

Herr Mori, kommen Sie mal kurz?

Herr Mori, Sie haben sich sicher schon am Eingang bekannt gemacht, aber jetzt dann nochmal ganz formell, darf ich vorstellen, Natsuke Karasuma, Kapitän dieses Schiffes, und Kogoro... Mori... ist etwas mit Ihnen, Herr Mori?“

Dieser war gerade selbst so blass geworden, wie Tanahi zwischenzeitlich, wich unwillkürlich ein zwei Schritte zurück und erkannte ein amüsiertes, überlegenes Lächeln auf Natsuke Karasumas Lippen.

„Ich... Sie... Sie sind... Kapitän?“

„Ja, Herr Mori, ich bin Kapitän dieses Schiffes. Und wenn Sie einen alten Mann mit Bart und einem größeren Brustumfang als meinem erwartet haben, so muss ich Sie leider enttäuschen, aber auch Frauen sind heutzutage Kapitäne. Und Herr Tanahi hat mich wegen meiner Fähigkeiten aus der Liste der besten japanischen Kapitäne ausgewählt. Also bitte, lassen Sie Ihre viel gerühmte Beobachtungsgabe nicht durch Vorurteile trüben.“

Ohne dem Detektiv noch die Option zu geben, sich zu entschuldigen, wandte sie sich auf dem Schritt um.

„Ich werde mich auf die Brücke begeben und die Abfahrt einleiten. Eine wunderschöne Fahrt, meine Damen und Herren.“
 

„Onkel Kogoro?“ Conan war neben dem immer noch vom Kapitän des Schiffes aus der Fassung gebrachten Detektiv aufgetaucht. Diese Worte brachten ihn wieder zurück, weil sie ernst klangen. Er wusste es, wenn Conans Stimmlage diese Richtung nahm, so sollte man ihm Gehör schenken. Warum auch immer konnte der kleine Junge dann plötzlich die interessantesten Dinge preisgeben.

„Was denn, Knirps?“ Tarnung ist dennoch alles...

„Ist es dir aufgefallen? Die Meeresbiologin, die als eine der besten ihres Metiers gilt und hier einen Vortrag halten soll, die Kapitänin, die eine der besten Japans ist und dieses mächtige Schiff steuern wird, Yoko als eine der berühmtesten Sängerinnen des Landes, die hier ihren Auftritt hat...“

Kogoros Augen weiteten sich nach kurzer Denkpause.

„Aber... die Liste war doch geheim?“

„Das hat Kapitän Karasuma eben gerade widerlegt. Es war klar, dass das Schiff auch einen Kapitän hat... und dass viele dieses Amt sicher gerne bekleiden wollten. Dass Herr Tanahi deswegen wohl auch mit vielen ins Gespräch kam...“

In Windeseile stürzte Kogoro zum Milliardär.

„Herr Tanahi, schnell, die Berufung von Miss Caldwell, haben Sie da auch viele andere Kandidaten gehabt?“

„Äh... ja. Ich hatte schon vor einem halben Jahr angefangen mich nach den besten Meeresbiologen umzuhören, aber erst vor etwa zwei Monaten aus drei Kandidaten Miss Caldwell ausgewählt.

Etwa zur gleichen Zeit, wie Frau Karasuma. Wieso?“

Er schaute völlig verwirrt in das nun sogar leichenblasse Gesicht Kogoros.

'Damit ist es also offiziell...', ging es Conan wie auch Kogoro durch den Kopf.

'Es sind mindestens drei Personen an Bord, die Kandidaten für die Position Neptunias darstellen. Und da die Polizei durch den Brief auf Yoko fixiert ist, wird die Kontrolle für diese beiden geringer ausfallen...'
 

„Komm schon, komm schon, ich muss dir jemanden vorstellen, den ich vorhin gesehen habe!“, tönte es gar lieblich von der Sängerin, die Kogoros Blut so oft schon in Wallungen versetzte.

Sie schritt zielstrebig, nun da etwas Zeit seit ihrer Ankunft vergangen war, durch die Reihen, an ihrer Hand zog sie eine zweite Person in schwarzer Abendrobe mit sich, genau auf den Detektiv und den Gastgeber zu. Diese wehrte sich zunächst, unwissend, was mit ihr passieren würde.

„Guten Abend, Herr Tanahi! Sie haben wirklich ein wunderschönes Schiff. Wie ich mich freue, hier auftreten zu dürfen!“ Ihr Grinsen reichte von einem Ohr zum Anderen. Unwillkürlich wandte sie sich, gar nicht die Reaktion Tanahis abwartend zu dem zweiten Mann in der Runde.

„Herr Mori, wie schön, ausgerechnet Sie hier zu treffen. Und ich habe auch einen Gast gefunden, den Sie unbedingt mal kennen lernen müssen.

Darf ich Sie beide bekannt machen. Kogoro Mori, Privatdetektiv, und die berühmte Schauspielerin Chris Vineyard.“

Breffords Warnung

Hallo an alle Lesenden,
 

erstmal vielen, vielen Dank für eure ausführlichen Kommis!^^
 

Ja, nun ist sie endlich auch da und hat auch gleich ihren großen Auftritt, Chris Vineyard (or who ever she really is...)
 

An fahnm, es ist schon so, dass Conan Brefford für einen der obersten der Soldats hält, aber er kann ja immer noch nicht richtig die Dimension der Soldats einschätzen. Das ist der Punkt.
 

Leira brachte die Frage noch zum vierten Kapitel ein, wie denn die riesige PLane vom Schiff entfernt wurde. Hier meine Theorie:

Eine Horde Blauwale wurde mit Heckmotoren als Hilfe bestückt, die dann gar mächtig die Plane über das Schiff emporhoben, die Plane wurde dabei vom Wind erfasst und trieb die Wale aus der Bucht von Tokio hinein in den Pazifischen Ozean. Die Heckmotoren waren programmiert, in diesem Moment die Verbindung der Wale untereinander und mit der Plane zu kappen, so dass die Tiere davon schwimmen konnten, während die Plane wegen ihrer Leichtigkeit noch weiter in den Himmel gehoben wurde und in der erhöhten Atmosphäre von den dortigen aktiven Substanzen umweltfreundlich zersetzt wurde. ;]
 

So, nun noch zur schlechten Nachricht, ich komme nächste Woche nicht zum Hochladen, weshalb ich mich jetzt bis in 14 Tagen verabschiede.
 

Viel Spaß beim Lesen.

lG, Diracdet
 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 

Kapitel 6: Breffords Warnung
 

Der Detektiv strahlte zunächst über das ganze Gesicht und versuchte nach bestem Gewissen die ihm aufgeprägte Rolle zu spielen.

„Yoko, Sie sehen wunderschön aus! Wie herrlich, Sie auf diesem ebenfalls wunderschönen Schiff. Ich war ja im Unterschied zu Ihnen nicht so überrascht, dass wir uns begegnen würden, auch wenn ich bis zu Ihrem Erscheinen noch nicht überzeugt war.“

Die Sängerin errötete ein wenig bei dem Kompliment, das sie bereits ein paar Dutzend Mal diesen Abend gehört hatte.

Dann fiel sein Blick auf die berühmte amerikanische Schauspielerin.

Und er schrak zurück.

Es war der letzte Augenblick eines Momentes, den Ran, Conan, Sonoko, Tanahi und auch Brefford und nicht zuletzt Chris selbst wie die Ewigkeit erlebten. Den Moment, als der Schauspielerin der Blick des Schauspielers verloren ging. Als das solange einstudierte Pokerface, geschützt von einer Maske, überdeckt von der rosaroten Brille, die der Star als solches seinen Bewunderern aufsetzen konnte, als all dies... verschwand. Die Rolle sich in dem Moment der Realität geschlagen gab und man die Wahrheit dahinter sehen konnte.

Den Schock, den ein einzelner, für Japaner so üblicher Name im Gehirn dieser Frau auslöste. Die geweiteten Augen, die sogar die feinen Aderspitzen offenbarten, das bleiche Gesicht, das im Gegenspiel zum Kleid, sie wie eine Pantomime erscheinen ließ. Oder wie einen Geist. Wie nah der Schein doch diesmal der Wahrheit kam...

Er, Kogoro, verpasste diese unheimliche Szene fast. Beinahe, aber nur beinahe.

Sie nutzte diesen Moment sorgfältig, den Yoko ihr gab, indem sie sich zunächst selbst an den Detektiv wandte, bevor sie beide vorstellte. Sie dämpfte ihren Atem, so weit es irgendwie möglich war bei ihrem jetzigen Herzschlag. Es war kaum möglich, zu schnell hämmerte es an ihre Brust, der Sauerstoff, der nur durch die Nase und eine unscheinbare Mundöffnung eingezogen wurde, pulsierte bei diesem Takt einfach in zu kurzen Zeiten hinaus. Sie musste den Mund öffnen, musste reden, auch um sich abzulenken, von dem Gedanken, der ihren Kopf in ein Feuerwerk versetzte.

Ihre Augen verengten sich, die Spuren der Adern verschwanden, der Teint glich sich durch eine erzwungene leichte Rötung wieder der Farbe an, die alle von ihr erwarteten. Und ihr Mund verzog sich zu einem freudigen, ja hocherfreuten Lächeln, ihre Lippen öffneten sich weit und zogen das Elixier, welches die Zellen altern ließ, mit tiefer Genugtuung ein, bevor sie sie endlich zur Begrüßung benutzte.

„You are Mister Mori? Oh, ich habe schon so viel von Ihnen gehört. Ihr Ruhm überquert den stillen Ozean mittlerweile. It is a pleasure to meet you!“

Kogoro konnte seine Überraschung nicht unterdrücken, so sehr er auch versuchte, sie mit seiner ehrlichen Faszination der Bekanntmachung dieser berühmten Schönheit zu überspielen.

Feierlich streckte er seine Hand zu der Ihren.

„Miss Vineyard. It's... definitely... the pleasure... it is on my side.“

Dieser kurze Augenblick der Beruhigung wurde vehement von Yoko unterbrochen, die ihrer Kollegin einen beherzten Stoß in die Seite verabreichte.

„Was ist denn los, Chris? Tu nicht so, ich weiß doch, dass du perfekt Japanisch kannst!“

'Halt die Klappe, du dumme Ziege!', schoss es ihr wutentbrannt durch den Kopf. Immerhin hatte sie sich mittlerweile weit genug im Griff, Yoko einfach ein kleines, ironisches Lächeln zuzuwerfen.

„Ich bin einfach nur überrascht, Yoko. Sorry.

Ähem... also nochmal. Guten Abend, Herr Mori!“

Sie konnte nicht anders, sie musste nun ihr fast akzentfreies, fließendes Japanisch präsentieren, alles andere würde Yoko jetzt mehr als stutzig machen. 'Diese... blöde... Beruhig dich!'

Nicht nur ihr eigener Verstand mahnte sie dazu, auch der Blick ihres Gegenübers, Kogoro. Dem Detektiv stand nicht nur Verwunderung über ihren Gesichtsausdruck und ihre Sprachfähigkeiten ins Gesicht geschrieben. Nein, da war noch etwas anderes... eine Art Erleuchtung, Verwunderung, verbunden mit einer Erinnerung. Und das war es, was sie weit mehr fürchtete.

Sie hoffte, es würde bald vorbei gehen, wollte das 'Gespräch', welches nie eines wurde, so kurz wie möglich halten. Eine von vielen, Floskel beladenen Begrüßungen, die man an solchen Abenden über sich ergehen ließ, ohne sie weiter zu verfolgen. Von diesem Status war Kogoro bereits viel zu weit entfernt.

Nur leider war das bei weitem nicht das größte Problem...

„Oh... das freut mich sehr, denn mein Englisch ist etwas eingerostet, Miss Vineyard. Nochmals, es ist mir eine besondere Ehre, Sie kennen zu lernen.

Darf ich Ihnen... meine Kinder vorstellen?“ Der ewige Aufwand, die Umstände von Conans Anwesenheit zu erklären, ließen ihn in letzter Zeit auch gelegentlich zu der verständlicheren Formulierung übergehen, der Junge sei eben sein zweites Kind. So weit schien der Umgang mit ihm gar nicht davon entfernt, von der Bezeichnung 'Onkel Kogoro' mal abgesehen. Inwieweit diese Einordnung mittlerweile seiner eigenen Einschätzung Conans entsprach, das konnte er sich selbst nicht richtig beantworten. Irgendetwas faszinierte ihn an dem Jungen. Nur was?

„Mein Tochter, Ran. Sie ist ein großer Fan Ihrer Mutter gewesen.“

„Hmhm...“, schmunzelte die Schauspielerin und Schauspielerin's Tochter.

„Das sind viele Leute gewesen...

Guten Abend, Fräulein Mori! Sie sehen... bezaubernd aus.“ Immer schön lächeln, ging es ihr durch den Kopf. Diese verfluchte Sängerin Okino! Sie musste nun wirklich gute Miene zum bösen Spiel machen. Kogoro war in dieser Hinsicht 'nur' ein potentielles Risiko, Ran aber... Ran musste es sofort merken. Und sie hatte die wesentlich leichtere Aufgabe, es zu überspielen. Überraschung und Faszination standen sich im Mienenspiel doch so nahe...

Die Erkenntnis traf sie sichtlich wie ein Schlag.

'Diese... Stimme! Das ist sie, ganz sicher! Das ist die Frau vom Hafen damals. Die Frau, die Miss Jodie angegriffen hatte, die versucht hatte, Ai zu töten. Und... mich. Nur... aus irgendeinem Grund hatte sie damals gezögert... warum?

Dann ist sie also eine von den Leuten, die hinter Shinichi her sind! Dann war das damals alles kein Zufall... dann ist sie... die Person hinter den Einladungen zur Halloween-Party. Sie ist... Vermouth!

Und Sharon hatte Recht. Ihre Tochter... trieb sich wirklich mit den falschen Leuten rum... den ganz falschen... arme Sharon.'

Alle diese Eindrücke spiegelten sich in Bruchteilen einer Sekunde in ihren Augen wieder, vom Schock, über Wut bis hin zum Mitleid für die bereits verschiedene Schauspielerin, und alle trafen ihr Gegenüber hart.

'Du ahnst gar nicht, wie sehr mich dieser letzte Blick trifft, Angel. Von einem Engel nicht angelächelt zu werden, ist traurig, seine Wut kann ich ertragen, weil ich an sie gewöhnt bin, aber in seine mitleidvollen Augen blicken zu müssen, das ist zermürbend. Das ist... nicht fair, Ran.'

„Es... es freut mich sehr, Sie endlich kennen zu lernen, Miss Vineyard! Ich habe vor einem Jahr Ihre Mutter getroffen, und sie hat damals auch von Ihnen erzählt.“ Endlich hatte sich auch Ran zu einer Antwort durchgerungen. Die Reaktion Chris' belief sich nur auf einen leichten Augenaufschlag, denn die Aussage war so erwartbar, wie inhaltslos für sie.

„Nun... dann hoffe ich, Sie glauben nicht alles, was meine... Mutter erzählte. Denn...“ Sie trat einen Schritt näher und ihre Stimme wurde sehr leise.

„...sie wusste nie sehr viel über mich.“

„Das glaube ich glatt,...“, begann Ran ebenso leise in schnippischem Unterton, wollte wohl noch eine Bezeichnung dahinter setzen, ein Wort, welches beide ganz genau kannten, aber unterließ es dann.

'Noch nicht. Da ist noch was, und das muss ich zu erst herausfinden!'

So wandte sich Ran einfach ab, genauer, sie beendete durch eine winzige Drehung die Begrüßung, und richtete ihre Augen zu Yoko, die sich gerade an Kogoro vorbei schlich, um auch Brefford, der offenbar zur Runde um Tanahi und die Moris gehörte, zu begrüßen.

„Und das, Miss Vineyard...“, begann dementsprechend Kogoro, den Satz zu sagen, den sie nicht hören wollte. Um den sie gefleht hatte, rum zu kommen. Sollte sie jemals in Betracht gezogen haben, Gott würde ihr doch irgendwann zulächeln, so gab sie diese Hoffnung im Moment dieses Satzes auf. 'I dislike you!'

„...ist Conan.“

Das fest eingemeißelte Lächeln auf den Lippen, beugte sie ihren Blick langsam nach unten in das Gesicht, das sie seit einiger Zeit so genau vor ihrem geistigen Auge kannte, dass es sie schon in ihre Träume verfolgte.

Conan Edogawa. Und dieses überzeugte, fast siegessichere Etwas in seinen Gesichtszügen. Jemand, der nur im Ansatz ahnte, wozu der Junge fähig war, musste in diesem Augneblick Angst vor ihm bekommen. Weit war sie da nie von entfernt. Sie konnte diese Miene ohne viel Herumraten deuten. Er wusste vorher, dass sie kommen würde. Er hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Und er kostete es genüsslich aus.

Das bedeutete aber auch, dass es auf diesem Schiff sicher nicht so langweilig werden würde, wie sie befürchtete. Es lag tatsächlich etwas in der Luft...

„Hallo, mein Kleiner!“, begrüßte sie ihn, diese Erkenntnis wie eine Befreiung aufsaugend. Er war nicht primär ihretwegen hier, er war anderweitig beschäftigt. Das konnte ihr Gelegenheit geben...

Doch alle ihre in den letzten paar Sekunden geschmiedeten Pläne warf er mit einem einzigen Satz vollkommen über den Haufen.

„Hallo, Chris. Es ist schon eine ganze Weile her.“

Ran verfolgte sowieso mit einem Auge die Begegnung der beiden. Sie war sich sicher, dass es nicht die erste ihrer Art war, aber... das so einfach dargeboten zu bekommen, schockte sie kaum weniger als alle anderen.

„WAS???“

Kogoro, Yoko und Tanahi schrien fast synchron und auch Sonoko und Ran waren völlig perplex. Doch das war nichts gegen die Kalkfarbe in Chris' Gesicht. Man hätte ihr nun die Wasserleiche abgenommen, sie war einige Sekunden nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Er hatte diese gegenseitige Bekanntschaft ohne mit der Wimper zu zucken, bekannt gegeben!

Er, der alles an die Heimlichkeit setzte, um andere zu schützen, er, der um sein Leben fürchten musste! Er zerstörte diesen Götzen der Unantastbarkeit, den sie in dieser Situation selbst als unantastbar ansah!

„D-du... du kennst Chris Vineyard... persönlich, Conan?“ Yoko war es, die sich als erste wieder im Griff hatte und die Frage formulierte.

Der kleine Junge, der mit einer Hand die ausgestreckte Hand der gerade willenlosen Schauspielerin hielt, wandte sich mit breitestem Kindergrinsen zu den anderen.

„Wir sind uns ein, zwei mal vor längerer Zeit begegnet, aber stets nur kurz.“

'Mehrfach? Und sie läuft immer noch frei herum?' Rans Staunen wurde ebenso größer, wie das der anderen, nur aus einem anderen Grund. 'Was geht hier eigentlich vor, Conan? Shinichi, was machst du nur?'

„Chris, ist das echt wahr? Hab ich dir nicht schon mal von Conan erzählt? Da hast du nichts dergleichen erwähnt!“ Etwas zwischen Skepsis, aber auch schon ein Stück weit beleidigt sein spielten in Yokos Frage rein.

Mit aller Willenskraft fasste Chris sich, wandte den Kopf allerdings nicht um.

„Ich... hatte es wohl vergessen, ich begegne vielen Leuten und immer Namen und Gesichter zusammen zu sortieren, das krieg ich nicht hin, Yoko. Haha.

Aber jetzt erinnere ich mich auch. Der kleine Junge, der nie seine große Klappe halten kann und immer seinen Senf dazu geben muss.“

Bei diesen letzten Worten hatte sich ihr Blick bereits verfinstert, weshalb sie sich nicht mehr umdrehte. Ihr Handdruck wurde kräftiger, so dass er sie genau ansah und endlich dieses unterschwellige, aber für sie überdeutliche Grinsen und das Funkeln in seinen Augen ablegte.

Mit zusammengekniffenen Zähnen presste sie ihm die Worte wütend entgegen.

„Bist. Du. Jetzt. LEBENSMÜDE?!“

Alles noch mit unterdrückter Stimme, dass die anderen sie nicht verstehen konnten, zumindest bis auf das letzte Wort, was sie am liebsten geschrien hätte.

„Dies ist nicht meine Entscheidung, meine Liebe.“ Mit einem leichten Kopfnicken nach rechts deutete er ihr abschließend in diese Richtung, in der ein gut gelaunter Herr mittleren Alters sich gerade an einem frisch geholten Teller Salat zu schaffen machte.

„Hm... Solche Zusammenkünfte sind doch immer wieder was feines, findest du nicht auch, Chris?“

„Bre- Brefford? Sie sind auch hier?“

Und eine weitere Erkenntnis, die so recht niemand, eigentlich nicht mal Conan erwartete, machte die Runde.

„Du kennst auch diesen Monsieur Brefford? Ich hab ihn eben erst kennen gelernt. Ein sehr charmanter Mann. Du hättest ihn mir wirklich mal vorstellen können!“

Yoko wirkte jetzt richtig enttäuscht, stemmte sogar ihre Arme kurz in die Seite, nur um sofort danach in das völlig verwirrte Gesicht ihrer Kollegin zu lachen.

Ein ehrliches, zutiefst freundliches Lachen, das unter der Gruppe um sich griff und die plötzlich aufkommende Stimmungstrübung, die nur einige so recht begreifen konnten, zerstreute.

Auch Chris fing an zu lachen, es tat ihrem Herzschlag so gut, führte es endlich in geregelte Bahnen zurück.

'Danke, Yoko.

...Noch mal von vorne.

Also deshalb war mein Agent so erpicht auf diese Fahrt. Unterschwellige Beeinflussung durch die Soldats. Und tatsächlich scheinst du diese Verbindung mittlerweile auch zu kennen, was, Cool Guy?

Wir werden sehen, was du machen kannst... Denn Brefford wird mich hier in der Öffentlichkeit niemals denunzieren, das kann er gar nicht. Also schmink dir das schon mal ab!'

Sie stand wieder lächelnd auf.

„We'll surely meet again on this ship, Conan.“

„For sure we will, Chris.“

'There's something, I really like to show you... when the time is right...', fügte er in Gedanken noch hinzu. Es war das Beste so. Und allein das trieb ihr wieder eine Denkfalte auf die so glatte Stirn.

„Monsieur Brefford, Sie treiben sich überall rum, kann das sein?“, setzte ihm die Schauspielerin mit leicht schnippischem Unterton entgegen, bevor sie sich in Bewegung setzte.

„Sie wissen doch, Vineyard, ich bin da... wo ich es für am besten halte. Dieses Schiff wird auch Ihnen sicher einiges an Unterhaltung bieten. Diese Nacht... wird sehr lang...“ Damit nahm er am Tisch platz und genoss seinen Salat.

„Warte Chris, ich komme mit, ich werde wohl sowieso noch ein paar Runden hier durch den Raum drehen... Herr Tanahi, wann ist mein Auftritt noch gleich?

Um 20 Uhr?“

„Äh... ja, um acht, also in... etwa zweieinhalb Stunden. Viel Spaß solange auf dieser Ebene.
 

Apropos...“ Er beobachtete in einem Winkel die Bewegungen des Schiffes, welches langsam aus dem Hafen glitt.

„Ich werde wohl Mal meine offizielle Begrüßungsansprache ansetzen, sobald wir die Bucht verlassen haben. Da wohl jetzt erstmal alle da sind, denke ich, Sie dürften sich jetzt unbedenklich hier bewegen können, Herr Mori... also außer vielleicht in Bezug auf Herrn Yuharas Sohn...“ Unwillkürlich fasste er sich an die Stirn, bevor auch er sich verzog und die Moris, Sonoko, Conan und Brefford unter sich waren.

„Setzen Sie sich doch, Herr Mori. Oder noch besser, holen Sie sich was zu essen, bevor alles weg ist! Haha.

Kleiner Scherz, aber je länger Sie unwillkürlich hier rum stehen, desto auffälliger wirken Sie.“

Ein amüsiertes Lächeln flog wieder über seine Lippen.

„Ich... ich wirke... auffällig? Wieso... sollte ich denn...“

Ein Seitenhieb von Ran holte ihn wieder in die Realität zurück.

„Ach Sie haben sicher recht, ich werde mich mal auf den Weg machen und das Buffet auskundschaften! Haha.“

Er wollte sich gerade in Richtung dessen begeben, als ihn Conan von der Seite noch kurz anfuhr.

„Shht! Yokomizo!“, flüsterte er ihm energisch entgegen.

„Ach du Herrje, ich muss... zunächst nochmal... unbedingt... wohin...“

„Es gibt zwei solche Orte auf dieser Ebene.“, begann Brefford fast unbeteiligt.

„Übers Foyer am Eingang und dann die zweite Tür rechts.“

Mori schien über diese Fehlinterpretation sichtlich amüsiert. Also wusste der gute Herr doch nicht alles... oder er war ein äußerst guter Schauspieler.

„Hä... aber sagten Sie nicht gerade zwei?“ Kogoro wirkte dann doch wieder verunsichert.

„Ich glaube, Ihre Tochter möchte auch zu diesem Ort.

Aber da ist die zweite Tür links wohl besser geeignet.“

Kogoro und Conan sahen verwirrt zu Ran, die ein etwas gezwungenes Gesicht machte.

„Äh... ja... ja genau, ich müsste auch mal da wohl auch mal hin. Vielen Dank, Monsieur Brefford.“

„Warte, Ran!“ Blitzschnell war Sonoko ihrer Freundin hinterher.

'Frauen...', ging es dem kleinen Jungen durch den Kopf, während sich auch Kogoro verzog und Yokomizo suchte. Welchen auch immer.

'Besser Sango Yokomizo, sonst gibt’s die nächste Debatte und darauf hab ich echt keine Lust! Zum Glück weiß ich jetzt, wann Yoko ihren Auftritt hat. Das wird wohl der entscheidende Termin sein für die Nachricht.'
 

„Also?“

„Also, was?“, hakte Brefford dezent nach und nahm einen weiteren Bissen zu sich.

„Was soll dieser ganze Unsinn?“

„Habe ich nicht schon deiner Freundin gesagt, dass ihr nicht so viel auf Herrn Tanahis leicht überzogene Worte über mich Wert legen sollt?

Ich bin nicht Gott. Ich kann deine Frage nicht beantworten, da ich keine Ahnung habe, was genau du mit Unsinn meinst. Präzisiere deine Frage!“ Immerhin hatten die Sätze eine korrekte inhaltliche Betonung und ein gewisser Nachdruck in dieser letzten Aufforderung war auch zu spüren, aber ansonsten schien er immer noch ziemlich regungslos die Ereignisse hin zu nehmen.

„Na schön, was machen Sie hier? Als erste Frage.“ Conan wollte seine Entnervung unterdrücken, aber es ging nicht und so hing er diesen Ansatz ran, um nicht gleich wieder den Faden zu verlieren.

„Ich bin hier, weil ich eingeladen wurde. Genau wie... nun du nicht, dein Name stand nicht auf der Gästeliste, aber zum Beispiel Fräulein Yoko.

Das ist meine Legitimation hier zu sein, gekommen bin ich, weil ich es... wollte.“

„Und warum ist Vermouth hier?“

„Weil jemand anderes es wollte.“

„Wer?“

„Och bitte, Herr Kudo! Abgesehen davon, dass ich esse, Sie sind der Detektiv. Stellen Sie nur Fragen, auf die Sie auch eine Antwort erwarten!“

Conans Augen funkelten vor Zorn und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er wusste schon, warum er Vermouth ins Gesicht sagte, es wäre lange her. Dieser Typ hatte keinerlei Scheu irgendetwas preis zu geben, was andere Leute lieber geheim ließen. Nie so sehr, dass es wirklich wichtig wurde scheinbar, aber auch nie... wenig genug, dass man ihn als harmlos einstufen könnte. Ein vollkommen unberechenbarer Mensch.

„Wo-her...“, er musste sich zur Raison rufen, vermied die eigentliche Frage und wechselte das Thema.

„Woher kannten Sie die Verwandtschaftsbeziehung zwischen mir und Yusaku Kudo?“

„Hast du Angst? Angst ich könnte wirklich alles hören und wissen, was je irgendwo passiert?“

„Sofern Sie ein Mensch sind, nicht.“, kam es ohne Umschweife wie ein Bumerang zurück

„Schon wahr. Ich hab geraten, mehr nicht.“ Er nickte dabei zustimmend, ehe er erneut ein paar Blätter zu sich nahm.

„Wie, geraten? Das kann man nicht raten!“

„Deine Mutter wäre echt stocksauer jetzt. Glaubst du, irgendwer könnte aus dem Stegreif eine komplexe Verwandtschaftsbeziehung konstruieren? Das hätte zwei Schwächen: die Gefahr eines strukturellen Fehlers, man sagt der Sohn des Onkels statt der Cousin oder so und macht sie damit unnötig kompliziert, was dem Hörer auffallen könnte, und man läuft Gefahr, die Beziehung zu vergessen und sie nicht richtig wiedergeben zu können.

Das kann auch Yukiko Kudo nicht so einfach. Allerdings hat sie genau das in einem ihrer Filme vor zehn Jahren gemacht. Und dabei diese Verwandtschaftsbeziehung genutzt. Deshalb war ich sicher, sie würde das wieder benutzen. Wenn es doch eine andere war, nun gut, so ein Fehler bei diesen komplexen Sachen, bei mir als wildfremdem, das hätte keinen Verdacht erregt.“
 

Ran lehnte sich unwillkürlich in ihrer Kabine von innen an die Tür. Nein, sie wollte natürlich nicht ins Bad. Oder doch?

Sie wusste im Prinzip, wo sie hin wollte, nur nicht, wie... und warum. War ihr Plan so unausgereift gewesen? Wie hat sie das ihrer Mutter verkaufen können?

Aber das Problem war nun mit Sonoko nur noch größer geworden. 'Ich muss sie loswerden... oder... verdammt.

Conan kennt Chris! Und er sagt es so offen! Und sie kennt Brefford... dieser Typ ist merkwürdig, aber er... benutzt ähnliche Worte wie Mamoru. Conan nannte Mamoru damals 'Soldats'. Französisch für Soldat oder Soldaten... Aber Fudo, der zu den Leuten gehört, die hinter ihm her sind... das waren andere. Was soll das alles?

Beruhig dich Ran! Du hast die ganze Nacht Zeit und... ganz sicher wird diese Frau nicht die ganze Zeit im Rampenlicht stehen. Besonders nicht, wenn... etwas passiert...'

Plötzlich schrak sie in ihren Gedanken auf. Hoffte sie etwa gerade darauf, dass die Ankündigung des Drohbriefes in irgendeiner Weise wahr würde? Aus eigenem Antrieb, zu eigenem Zwecke?

'Was mach ich hier, Shinichi? Ich will doch nur... helfen.'

Das laute Klopfen an die Tür, das durch ihren angelehnten Körper vibrierte und nur dumpf ihre Ohren erreichte, ließ sie hochfahren.

„Ran, wie lange brauchst du denn da drin?“ Genervt wartete Sonoko nun schon eine ganze Weile im Vorraum, als sich Ran endlich langsam herausbequemte.

„Fühlst du dich nicht gut? Wirst du seekrank, oder warum warst du jetzt so lange da drin?“

„Das geht dich doch wohl nichts an, was ich da mache!“, schimpfte sie mit rotem Kopf zurück

„Ran, nun sei doch nicht gleich eingeschnappt, ich hab mir nur Sorgen um dich gemacht.“

„Entschuldige!“, beruhigte sie sich wieder, als sie Sonokos besorgten Blick sah.

„Du solltest etwas freudigerer Laune sein, immerhin bist du Gast auf dem größten Kreuzfahrtschiff der Welt. Und angesichts der Wassertiefe, die es benötigt, wird das wohl sogar dauerhaft so bleiben...“ Mit einem Seitenhieb und einem frechen Grinsen wollte sie ihre Freundin aufmuntern, aber Ran schienen andere Gedanken zu plagen...

Einen zweiten Versuch ließ sich Sonoko trotzdem nicht entgehen.

„Also sag schon, wann hat Tanahi bei euch angerufen? Wie lange weißt du schon, dass ihr hier her kommt? Und wie konntest du das so lange geheim halten? Ich platzte fast im Laufe des letzten Monats!“

„Ach... es war noch nicht so lange und da hatte ich irgendwie keine rechte Zeit...“

„A...ha?!“ Mehr fragend, skeptisch, als verstehend blickte Sonoko sie an.

„Äh... Sonoko, es ist doch noch eine ganze Weile bis zu Yokos Auftritt, wollen wir uns nicht mal umsehen auf dem Schiff?“

„Spinnst du, das ganze Schiff kannst du während der kompletten Fahrt nicht durchgehen, es ist viel zu riesig!“

„Na gut, dann nur auf dieser Ebene. Da waren doch noch so viele andere Türen... als die zur Blauen Ebene. Und danach sehen wir uns die noch genauer an, ich bin auf das Aquarium schon so gespannt!“

„Äh... wenn du... meinst...“

Und schon zog Ran Sonoko am Arm raus aus den Toilettenräumen und rein ins Foyer.
 

„WAS? Sind Sie ganz sicher, Herr Mori?“

Sango Yokomizo konnte es kaum fassen.

„Doch ganz sicher. Diese Option schien mir eigentlich von Anfang an am logischsten. Yoko war vermutlich ein Ablenkungsmanöver. In jedem Fall haben wir mit der Meeresbiologin Alexandra Coldwell und der Kapitänin Natsuke Karasuma zwei weitere Kandidaten für die Rolle der Neptunia.“, erklärte Kogoro mit Nachdruck, immer ein Auge zur Seite, ob jemand zu hörte.

„Aber die Liste, Herr Mori. Außer Yoko war doch so ziemlich jeder Teilnehmer geheim.“, konterte der Kommissar.

„Eben nicht ganz. Es gab ja eine Auswahl für beide Positionen, die besetzt werden mussten. Und der Kapitän muss auch offiziell eingetragen werden, aber sicher ist, es gab andere Kandidaten, die wussten, wer nun gewählt wurde.“

„Kandidaten, die sich um ihre Chance, durch eine wichtige Aufgabe auf diesem Schiff berühmt zu werden, betrogen sahen und Rache wollten, verstehe!

Aber... sie kommen doch dann trotzdem nicht einfach an Bord, die Namen sind doch von Herrn Tanahi persönlich ausgewählt!“

„Denken Sie an die Formulierung in der Nachricht zurück! 'Pünktlich werden sie kommen...'

Plural. Der verantwortliche Hintermann hat jemanden der Gäste, vielleicht auch mehrere bestochen, auf seine Seite gebracht. Es sind weit über 300 Leute hier, würde ich sagen. Irgendwen findet man da sicher, wenn man es will.“

„Und Yoko Okino konnte als Köder herhalten, weil sie ebenfalls diese Rolle der Neptunia ausfüllte. Mori, Sie haben Recht, so muss es sein.“ Der Kommissar strahlte erleichtert über beide Ohren.

„Nicht so schnell, Kommissar Yokomizo! Das ist der Eindruck, den man nun hat, nachdem Miss Coldwell und Frau Karasuma sich gezeigt haben. Es könnte trotzdem um Fräulein Okino gehen.

Aber Sie müssen...“

„Wir müssen ebenfalls zu Miss Coldwell zwei in zivil gekleidete Polizisten bringen. Das ist es doch, was Sie sagen wollten, Herr Mori?“

Jugo Yokomizo war wie aus dem Nichts hinter den beiden aufgetaucht.

„Wirklich nicht schlecht geschlussfolgert Mori. Ich hoffe, Sie mussten dafür nicht wieder Ihren Tanz aufführen.“, setzte er ihm zu Abschluss noch zu.

'Eingebildeter...'

„Äh, ja, Miss Coldwell und... und Kapitän Karasuma!“

„Das wird nicht nötig sein, ich habe mich bereits vor einigen Stunden mal auf der Kapitänsbrücke umgesehen. Dort sitzen während der Fahrt samt Kapitän ein halbes Dutzend erfahrene Seeleute und vor dem Eingang warten zwei meiner besten Männer. Dort wird so leicht nichts passieren.

Und wegen Miss Coldwell werde ich gleich zwei von Sangos Leuten abkommandieren. Sie sehen, es läuft alles wunderbar. Und jede der drei Kandidaten ist gut bewacht, glauben Sie mir.“

Die Beruhigung konnte nur bedingt die Nerven des angespannten Detektivs entlasten.
 

„Sie wissen, was es mit dem Brief auf sich hat.“ Conan hatte sich gegenüber von Brefford gesetzt, um ihm direkt in die Augen zu sehen.

Dieser nahm dennoch kurz einen weiteren Bissen zu sich, bevor er aufsah und den Blick erwiderte.

„Wie kann ein Mensch mit halbwegs Lebenserfahrung die Deinen nur für Kinderaugen halten...

Und... ja, ich weiß es, wenn du das so genau wissen willst.“

Es umgab ihn stets dieser Aura der Unantastbarkeit dieses sogar Unnahbaren.

„Haben Sie... etwas damit zu tun?“

„Wie bitte? Hatten wir das nicht schon? Ein schäbiger, feiger Drohbrief ist nicht meine Art. Ich dachte, deine häufigen Begegnungen mit Kaito Kid hätten dich gelehrt, dass Idealismus keine Exklusivität von gesetzestreuen Bürgern ist.

Im Gegenteil, so weit ich weiß, hat selbst Moriarty einige Möglichkeiten, Sherlock Holmes direkt zu erledigen, ausgelassen, weil sie ihm unfein erschienen. Und da ich in deinen Augen vermutlich ein Verbrecher bin, muss ich dich wohl auf dieses Detail mal hinweisen.“

„Wer. Ist. Neptunia?“, zischte es zwischen den Zähnen des jungen Detektivs.

„Was denn, was denn? Du bist der Detektiv und es ist deine Aufgabe, solche Rätsel zu lösen. Sieh es... als Chance an. Die seltene Chance, als Detektiv ein Verbrechen zu verhindern, bevor es passiert. Als kleiner Tipp, so was solltest du trotz deines Berufes öfters anstreben.“

„Sie meinen die Organisation?“ Er wurde unwillkürlich neugierig, was ihm der alte Mann zu sagen hatte.

„Das ist deine persönliche Angelegenheit, eine, die du meiner Meinung nach auch ernst nehmen solltest. Die Organisation macht niemals Fehler bei ihren Verbrechen. Also wirst du sie auch nicht damit zu Fall bringen, wenn du weiter nur Informationen über diese Verbrechen sammelst, selbst wenn du sie damit beweisen könntest. Und das kannst du nicht.“

Conan senkte seinen Blick. Versank kurz in Gedanken.

'Holmes besiegte Moriartys Organisation... indem er einen ihrer Fehler aufdeckte. Aber die Organisation macht nicht einfach Fehler. Man muss sie in den Fehler zwingen. Aber wie?'

Er schüttelte sich kurz, stand dann auf, um zu gehen. Dann wandte er sich doch noch einmal um.

Ernst und Überzeugung standen in seinem Gesicht.

„Es geht nicht um das Schiff, sondern wirklich um eine Person.“

„Warum?“, hakte Brefford neugierig nach.

„Weil Sie sonst nicht hier wären.

Sie sagten, Sie seien in einer Art Idealist und würden sich nie in die Angelegenheiten anderer Menschen einmischen. Ginge es um das Schiff, wären auch Sie in Gefahr, außer, Sie mischen sich sehr wohl ein. Das wäre aber nicht nur ein starker, auffälliger Eingriff, sondern auch gefährlich für Sie selbst. Sie sind nun mal, bei all Ihrem Wissen... nur ein alter Mann, der sich auf seinen Stock stützt. Sie können nicht für Ihr eigenes Leben garantieren, wenn dieses auf dem Spiel stünde. Und so idealistisch, es in die Waagschale zu werfen, ohne sich ein ziemlich großes Hintertürchen offen zu lassen, sind Sie nicht.

Hab ich Recht, Monsieur Brefford?“

Eine Weile starrte dieser ihn überrascht an, dann lachte er lauthals los.

„Ja... ja, Mireille hatte vollkommen Recht. Man muss dich einfach mal in Aktion erleben, Kleiner.“

Er beruhigte sich wieder, sein Blick wurde ernster. Er ließ das Besteck los und stütze sein Kinn auf die vor ihm aufgebaute Arme.

„Es gibt... auf diesem ganzen Schiff... nur eine einzige Person..., die die Bezeichnung Neptunia wirklich verdient. Und diese Person ist auch die angesprochene Neptunia aus dem Brief. Und wenn

du sie nicht rechtzeitig findest, mein kleiner Detektiv..., dann wird Neptunia... sterben.“

Yokos großer Auftritt

Hallo an alle Lesenden,
 

Ich hoffe doch, ihr hattet einen schönen ersten Advent.
 

Erstmal wie immer vielen Dank an die Kommischreiber, die diesmal einhellig, direkt oder indirekt fragten, warum Conan Vermouth ins Gesicht sagte, dass er sie kenne.

Da es womöglich auch ein paar Leser gibt, die sich wunderten, aber nicht zum Kommi trauten, hier nochmal die offizielle Antwort.

Richtig, das würde man sonst nie von ihm erwarten, aber, diesmal war Brefford anwesend. Und Brefford hätte, wäre Conan die Verleumdung mitgegangen, sie beide ohne mit der Wimper zu zucken enttarnt. 'Ach wie schön, ihr beide habt euch doch schon seit da und da nicht mehr gesehen...'

Chris hätte als Berühmtheit behaupten können, sich einfach nicht an alle Gesichter zu erinnern, aber Conan als kleiner Schlaukopf, als den ihn ja auch Kogoro und Sonoko auf jeden Fall sehen, da würde man stutzen, wenn er sich an so eine Begegnung nicht erinnert. Zumal Breffords Kommentar ja beinhalten würde, sie seien sich begegnet, nachdem er bei den Moris eingezogen ist...

Ich hoffe, das erklärt einigermaßen die Motivation für Conans Handeln.
 

So, zum neuen Kapitel: Es gibt ab jetzt häufiger Szenenwechsel auf dem Schiff, die Protagonisten verteilen sich, um es so zu sagen.

Auf Anfrage nun eine kleine Legende dazu:
 

Eine Leerzeile: Gleiche Szene, kurzer Moment Unterbrechung (Zeitunterschied, Handlungswechsel in gleicher Szene, neues Zusammentreffen der Charaktere)
 

Drei Leerzeilen: Szenenwechsel. Ganz andere handelnde Personen, die i.A. Nichts von der Szene zuvor mitbekommen.
 

Zwei Leerzeilen: Missglückter Szenenwechsel. Sollten drei Leerzeilen werden... >////////<°
 

Eines noch zum Abschluss: Ich wurde nach den Prozentzahlen gefragt. Ursprünglich sollten es Prolog + 12 Kapitel werden, aber zur Zeit bläht sich die Handlung etwas auf, weshalb ich auf 14 Kapitel + eben Prolog tippe. Das heißt, die aktuellen 50% ist ungefähr an dem Punkt, an dem wir nun sind, richtig, ich kanns aber nicht genau sagen.

Allerdings wird das entscheidende Kapitel, was ich bis Weihnachten laden wollte, damit erst im neuen Jahr kommen. Sorry.
 

Dann wünsche ich euch nun endlich viel Spaß beim Lesen und verziehe mich bis nächste Woche.

Viele liebe Grüße, Diracdet
 

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Kapitel 7: Yokos großer Auftritt
 

„Meine Damen und Herren, aus Presse und Fernsehen, aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst.

Werte Gäste, Personal und Polizisten, und alle anderen, die es auch ohne meine Einladung irgendwie auf dieses Schiff geschafft haben sollten, willkommen auf der Ocean Goddess! Dem größten Schiff der Welt!“

Mit breitestem, freundlichem Lächeln, wie es wohl ein Großvater seinem Enkelkind zuwerfen würde, grinste Sinjo Tanahi in die Gesichter der über dreihundert Anwesenden auf der Blauen Ebene. Sofort ergoss sich ein Blitzgewitter und ein Schauer applaudierender Hände in Richtung der Bühne. Die Bühne, die Conan, der sich von Tanahi aus am rechten Schiffsrand auf Höhe hinter dem Aquarium stand, bewusst in die Augen fiel. Die Bühne, auf der Yoko auch später ihren Auftritt haben würde.

Auf der vollen Saalhöhe mit über zehn Metern und einer Breite von etwa dreißig Metern wurde es durch einen Vorhang abgesteckt. Purpur natürlich, so war der Originalton, aber es schimmerte in der Mitte ein Stück eines zweiten Vorhangs dahinter hervor, gehalten in Azurblau.

'Ja ja... das Meer ist überall.' Der Gedanke kam ihm nicht erst in diesem Moment, sondern schon beim ersten Blick zur Konstruktion. Denn diese war gleichzeitig auch ein Springbrunnen, gespickt mit mehreren Wasserspeiern und ähnlichen Figuren, verteilt alle paar Meter eine lebensgroße Statue. Und jede gab ihren kleinen Strahl der Flüssigkeit von sich, die scheinbar im Saal den Boden bedeckte.

Und inmitten dieser Fontänen fand sich der große Dirigent, der in diesem Moment das Wasserspielorchester zu führen begann. Sein Lächeln nicht verändernd, leitete er seinen und damit den Blick der Zuschauer auf den einen Koloss zu seiner Rechten, dessen Wasserstrahl mit einem Mal in die Höhe fuhr und dann anfing in kühlem Blau zu leuchten. Über Tanahi hinweg sprudelte es, ein paar Tropfen auf seinem Anzug waren ihm sichtlich egal, Kinderfreuden, alte Erinnerungen schienen sich in seinen Augen zu spiegeln. Der Speier zu seiner Linken wurde vom ersten getroffen und sogleich wurde dessen Wasser in tiefes Grün getaucht. Nacheinander fuhren nun alle Regenbogenfarben auf zum Himmel und versetzten das ganze Bild in ein Gesamtkunstwerk. Erst jetzt konnte man erahnen, dass die Bühne nicht mit einem massiven Boden belegt, sondern mit einem feinen, dünnen Gitter bedeckt war. Darin würde sich nie ein Schuh oder ein Absatz verhaken, aber alles Wasser lief in einen Tank darunter ab, von dem aus es zurückgeleitet wurde in die Wasserspeier.

Abrupt endete das Schauspiel, die Farben erloschen, wichen wieder der durchsichtigen Blässe und auch die Fontänenhöhe versank im altbekannten, bis sie schließlich ganz erstarb.

„Verzeihen Sie mir dieses kleine Intermezzo. Aber diese alten Erinnerungen waren zu schön. Als Kind bin ich oft mit meinem Vater zur See gefahren und zu Hause gab es nichts schöneres für mich in unserem Garten als den Brunnen und die ihn umlagernden Figuren. Der wahre Genuss in Ihren Augen wird vermutlich eher so etwas sein...“ Elegant führte er seine rechte Hand aus und ließ sie von links nach rechts durch den ganzen Raum gleiten, zum Zeichen, dass er die Fensterfront der Blauen Ebene meinte. Wie gemeinschaftlich geprobt wandten sich alle fast gleichzeitig zu der ihnen jeweils zugewandten Seite der riesigen Glasfenster. Dort breitete sich nun die gesamte Silhouette Tokios bei Nacht aus. Unzählige Wolkenkratzer, markiert durch die Lichter, die wie schiefe Türme sich die Etagen hochschlängelten. An ihren Spitzen blinkten eifrig die Warnsignale für vorbeikommende Flugzeuge, ebenso am Tokio Tower und den Brücken, die allesamt in voller Umrandung beleuchtet waren. Und hinter allem flankierten Straßenlaternen den Fuji in voller Breite, Höhe und sofern das bei Dunkelheit möglich war, Schönheit . Er umrahmte die Metropole aus diesem Blickwinkel. Ein Nachtbild, aber wie gemalt.

Das alleine ließ die Gäste bereits ein zweites Mal ihre Hände zum Applaus bemühen, nur war es gar nicht das, was Tanahi ihnen zeigen wollte. Oder genauer gesagt nur ein kleiner Teil.

„Sehen Sie auch da unten rechts, das Blitzgewitter, welches das Ihrige vollkommen in den Schatten stellt!“

Diese wanderten zum zweiten Pier und dort wurde es tatsächlich mit jeder Sekunde heller, größer und heftiger. Die Fotografen unter den Gästen, die nicht aufs Schiff durften, die immer noch auf der vorgefertigten Tribüne saßen, die Ausfahrt verfolgten und wohl irgendetwas wussten. Warum sollten sie sonst immer noch so zahlreich da sein?

Da schimmerte auf einmal unter den silbernen Streifen ein goldgelbes Flackern hervor. Ein Funke, der übergesprungen war. Nicht aus der Gruppe selbst, nein daneben. Ein Stück weit abseits aber zu nahe, um von der Entfernung des Schiffes wahrgenommen zu werden. Und plötzlich erhob sich der Funke in die Luft und stieg immer höher, bis er genau auf Höhe der Blauen Ebene in einem gleißenden Meer aus grünen und roten Funken zersprang.

Ein Feuerwerk. Ein Lichtspiel am Nachthimmel wurde eröffnet. Eines, das nach wenigen Augenblicke in seiner Fülle auch die Blicke auf die Skyline und den Fuji verdrängte. Nicht ohne Grund aus Sicht der Schiffsgäste. Denn die ganze Farbenpracht, die einfach kein Ende nehmen wollte, fand für sie nicht am Nachthimmel statt, sondern in ihrer Höhe, vor ihren Augen. Als könnte man die Sternschnuppen, die sich dort bildeten, ergreifen und anfassen.

So dauerte das Schauspiel über dreißig Minuten, in denen sich Tanahi auch wieder kurz von der Bühne entfernte und dem Geschehen von besserer Position aus folgte.
 


 

„Kapitän Karasuma. Wir haben den Bereich der Tokioter Bucht verlassen und können nun unsere offizielle Reiseroute antreten.“

Laut, gradlinig und korrekt gab der großgewachsene, kräftige Steuermann von seinem Pult auf der Brücke die aktuelle Situation an seinen Vorgesetzten weiter.

„Gut. Solange das Feuerwerk andauert, müssen wir nicht schneller werden. Die weitere Route ist Ihnen bekannt. Vize-Kapitän Yamonaga, übernehmen Sie hier! Wenn jetzt noch alle auf der Blauen Ebene sind, möchte ich mir die Abendluft da ganz oben nicht entgehen lassen. Danach bin ich in meiner Kajüte. Bevor wir unser Ziel erreicht haben, werde ich wohl diesmal nicht weiter gebraucht.“

Damit ging der Kapitän, nicht von Bord, nur von der Brücke und ließ die verbliebenen leicht verdutzt zurück. Bis auf Yamonaga, ein ebenfalls sehr großer, aber eher hagerer Mann, der verständnisvoll zu lächeln begann. 'Sie ändern sich nie, Karasuma. Immer die Luft des frischen in See stechens mit einem neuen Schiff... Einen schönen Abend, wünsche.'

„Also schön, Sie wissen Bescheid, Steuermann. Noch fahren wir rückwärts. Wenn das Feuerwerk vorbei ist Backbord. Unser Weg führt immer entlang...“
 


 

Das Feuerwerk hatte sich gelegt, war dem dritten Ansturm an Applauswogen gewichen, die Herrn Tanahi zurück auf die Bühne peitschten. Gemächlich nahm er dort wieder die Position am Mikrophon ein, wartete auch das Abflauen der klatschenden Hände ab.

„Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen und nochmal, willkommen auf diesem Schiff, welches von heute an die Weltmeere unsicher machen wird. Bitte, da wir schon einen Moment unterwegs sind, und Sie sich gleich auf das Buffet stürzen...“

Eine Kunstpause zum allgemeinen Lachen.

„Lassen Sie mich noch kurz Ihnen einen kleinen Vorgeschmack auf die bevorstehende Jungfernfahrt geben.

Auf dieser Bühne, auf der ich jetzt noch stehe, wird Ihnen in etwa einer Stunde einer der Ehrengäste des Abends ein Konzert geben. Yoko Okino.“

Die Scheinwerfer flackerten kurz durch den Raum und sammelten sich dann an dem einen Punkt, zwischen dem Aquarium zu ihrer Rechten und der Tochter der großen Schauspielerlegende zu ihrer Linken eingeklemmt. Sichtbar von der nun ins übertrieben gesteigerten Aufmerksamkeit konnte sich Yoko ein peinlich berührtes Lächeln, gefolgt vom einstudierten leichten Kopfvorbeugen in die verschiedensten Richtungen nicht verkneifen. Entsprechend lange hielt auch diesmal der Applaus, der manchem Außenstehenden die Frage in den Sinn kommen ließ, ob den Gästen nicht langsam die Hände wehtaten. Offenbar zumindest nicht genug...

„Wir freuen uns sehr, eine solche Vertretung der Künste, wie auch des Meeres selbst, wenn man es namentlich nimmt, unter uns haben zu können. Das erwartet uns um acht.

Ab etwa Mitternacht werden wir etwas für unser geistiges Wohl tun können. Sie werden das große Aquarium vermutlich bemerkt haben. Wenn nicht, der große Kasten mit Wasser dahinten, der nicht zum Buffet gehört.“

Erneut mit einem verschmitzten Grinsen und begleitet durch schallendes Gelächter winkte er die Blicke auf den gewaltigen Tank mit seinen ungeheuren Wassertiefen und Flora und Fauna. Anmutig bewegte sich wie auf Kommando durch den Scheinwerfer ein Schatten und trat darauf in das Licht.

„Ich gebe zu, ich bin selbst kein großer Tierexperte, aber die Schildkröten, die Sie dort sehen, gehören zu einer bedrohten Art, weshalb ich ein Pärchen vor einem Jahr adoptierte. Dieses Pärchen sehen Sie nun vor sich, herangewachsen und... auch bereits selbst zu Eltern geworden.“ Das Licht fiel etwas weiter auf einen kleinen höhlenartigen Bau, aus dem kontinuierlich Luftblasen drangen.

„Genaueres darüber wird Ihnen dann Doktor Alexandra Coldwell sagen können. Eine der weltweit angesehensten Meeresbiologen aus Australien.“

Die Scheinwerfer mussten nur geringfügig schwanken. Miss Coldwell hatte es sich neben dem Aquarium bequem gemacht und war durch den letzten Satz nun völlig gefangen im Blick auf das, was im Wasser vor sich ging. 'Junge! Tanahi, wieso haben Sie das nicht schon früher erwähnt?'

Ihre Augen leuchteten auf, als sie meinte, den Kopf eines der Tiere zu erkennen, welches daraufhin sofort sich hinaus begab und von den Eltern zur Oberfläche getragen wurde.
 

„Nun zur Reiseroute. Bis etwa um zehn werden wir die japanische Küste abfahren, in westliche und dann südliche Richtung. Zunächst an Niijima und dann am Kumano Nachi-Taisho Schrein in Wakayama vorbei, entlang der Präfekturen Kochi und Miyazaki, bis nach Tanegashima. Natürlich stets in gebührendem Abstand, dem Unterboden des Schiffes zu liebe.

Und dann positionieren wir uns... etwas abseits der Küste, für das... eigentliche Erlebnis, dass ich für Sie geplant habe.“ Sein Blick bekam auf einmal etwas zutiefst ernstes, leicht melancholisches. Erinnerungen schienen wieder seinen Kopf zu durchdringen.

„Wörtlich wie im übertragenen Sinne möchte ich Ihnen zeigen, was mich zum Bau dieses Schiffes inspiriert hat...

Dagegen wird dieses Feuerwerk nur ein kleines Leuchten, das verspreche ich.“

Eine kurze Kunstpause, die das Raunen der Gäste über die nicht näher beschriebene Überraschung deutlich zu Tage treten ließ, nutzte er, drehte sich um, als wolle er gerade gehen, um sich erneut umzuwenden und mit einem Schmunzeln noch eine abschließende Bemerkung zu machen.

„Nun... bis dahin haben wir ja noch Zeit, aber um Zeit wollen wir uns sowieso heute nicht stören, wir wollen feiern. Deswegen habe ich Sie eingeladen und auch ein wenig kreativer die Gästeliste arrangiert.

Das Buffet... sollte sofort nachgefüllt werden, wie mir gerade mitgeteilt wird. Sollte es dennoch einige Leute irgendwann nach ein wenig Ruhe dürsten, so habe ich zwei Dutzend der großen Suiten vorbereiten lassen, für die Sie sich bei der Rezeption einen Schlüssel holen können.

Äh... bevor Sie jetzt aber alle loslaufen, die Minibars sind noch nicht gefüllt!“

Man konnte es spüren, wie diesmal ein Ruck durch die gesamte Gästeschaft ging, den kleinen Seitenhieb aufzunehmen und die angespannte Korrektheit abzubauen. Locker zu sein. Das war alles, was er eigentlich wollte. Faszination macht die Herzen der Menschen offen und ein kleiner Stoß genügt dann meistens, um sie aus dem steifen Alltagstrott ins Leben zu befördern.

„Und nun lassen Sie uns eine wunderschöne Nacht genießen!“

Diesmal drehte er sich nicht um, sondern ließ den Vorhang um die Bühne herum fahren und seinen Anblick entschwinden, bevor er wenige Sekunden später, an deren Seite wieder hervortrat.
 


 

„Oh, sagte Herr Tanahi wirklich, dass die Jungen der Schildkröten in der kleinen Höhle in der Mitte des Aquariums leben?“

Verwundert sah Vorstandsvorsitzender Maehara auf das große Becken. Ein wenig machte sich auch ein sorgevoller Blick breit.

„Sicher, da die Eltern bei Schildkröten keine Aufzucht betreiben, ist es durchaus auf begrenztem Raum üblich, dass sich die Jungen eher distanziert halten. Und bei Schildkröten wie bei Menschen... spielen die Kleinen gerne in solchen Höhlen.“ Miss Coldwell sah selbst etwas überrascht neben ihm auf, als sein Blick ernst blieb.

„Wieso... beunruhigt Sie das?“

„Na, weil wir da den Luftfilter mit der entsprechenden Düse eingebaut haben!“

„WAS?“ Sie brauchte einen Moment, um die Aussage zu realisieren, aber dann schrie sie ihn nur umso lauter an.

„Haha, es gibt also auch Schildkrötensuppe, lecker!“, kam es völlig ungerührt vom Nebentisch, an dem sich Hideki Yuhara Platz verschafft hatte. Der Biologin wurde in diesem Moment fast schlecht und auch Herr Maehara schien etwas verstört. Sie konnte sich nur mit vor dem Mund gehaltener Hand und einem abgepressten „Sie Ekel!“ abwenden, woraufhin ihr Maehara nachrannte und noch ein ärgerliches „Idiot!“an Yuhara hinterherwarf.
 

„Warten Sie, Dr. Coldwell, das war ein Scherz!“

Wollte sie eben nur stur weiter rennen, blieb sie nun doch stehen, wandte sich um und verpasste ihm eine Ohrfeige. Nahe den Tränen äußerte sie sich schließlich doch.

„Glauben Sie, ich wüsste nicht, dass das nicht stimmt? Die Tiere würden sich doch nicht über längere Zeit an einem Ort aufhalten, der sowieso die ganze Zeit Gefahr bedeutet. Da sie nicht groß gezogen werden, haben sie schließlich die Instinkte, die den Menschen fehlen. Also war es eine Lüge, um mich ein wenig zu schocken. Pech nur, dass ihr Freund das wohl zu ernst genommen hat. Wagen Sie es nicht, Herr... Maehara, mir noch einmal unter die Augen zu treten, ist das klar?“

Ohne ihm eine weitere Chance zur Reaktion zu geben, schritt sie aufrecht davon.

„Hm... na toll, mit Mori hab ich ja jetzt schon zwei Personen auf diesem Schiff zu meiden, wie soll ich den Abend nur überstehen? Am besten wird’s wohl sein, ich geh zur Bar...“
 

„Herr Maehara, sagen Sie...“ Verwirrt wandte sich der Industrielle zu der Kinderstimme, die ihn von der Seite ansprach.

„Äh... du bist doch der kleine Junge, der bei Mori war. Was gibt es denn?“

„Es klang vorhin so, als würden Sie sich mit der Technik nicht nur im Schiff sondern auch rund um das Aquarium auskennen.“

„Hast du... hast du Dr. Coldwell und mich belauscht? Es ist nicht so, glaub mir, die Luftfilter sind in Wirklichkeit zwischen den sehr engmaschigen Farngewächsen, wo sich keins der Tiere hinverirrt. Den Schildkröten geht es gut.“

„Schon gut, das hab ich mir gedacht. Mich wundert mehr, wie man so ein großes Becken reinigt. Wenn es über zehn Meter hoch ist, kommt man da doch nicht so leicht ran und die Wände des Schiffes sind auch alle mindestens zwanzig Meter entfernt.“

Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Vorstandsvorsitzenden von Karana-Electronics.

„Und oben auf dem Rundweg oberhalb der Fenster ist man immer noch viel zu weit vom Beckenrand weg, das wolltest du doch sagen, nicht wahr?

Du scheinst ja ganz schön Herrn Mori nachzueifern.“

Verlegen musste sich Conan am Kopf kratzen. Einstudiert... wie so vieles diesen Abend.

„Aber du hast die Frage an den Richtigen gewandt. Da oben ist nämlich noch etwas, extra von uns entwickelt, weil Herr Tanahi auch nach einer Lösung für das Problem suchte...“
 


 

'Ach so ist das also...', ging der Schauspielerin mit einem Mal ein Licht auf.

„Sieh mal, Yoko, zwei ganz verrückte Fans von dir!“

Chris wies ihre Kollegin mit leichtem Augenzwinkern auf zwei adrett gekleidete Herren mit ernsten, leicht nervösen Blicken, fixiert auf die angekündigte Sängerin, hin.

„Hm... sind die schon länger da?“

„Ich würde meinen, sie folgen dir, seit ich sie das erste Mal gesehen habe. Und das war noch bevor du mir Herrn Mori vorgestellt hast. Ich glaube fast, die wollen unbedingt noch ein Autogramm!“

Yokos unsicherer Blick jedoch verriet, dass sie etwas ganz anderes vermutete und genau das dachte auch ihre etwas unfreiwillige Begleitung. Unauffällig verschwand Chris mit einer eleganten Drehung aus dem Blickfeld der beiden Herrn und tauchte wie aus dem Nichts hinter ihnen wieder auf. Mit einem lasziven Lächeln stellte sie sich zwischen sie und fasste jedem einzeln auf die jeweils von ihr aus äußere Schulter.

„Also, meine Herren, warum so schüchtern? So eine Gelegenheit, einen Star kennen zu lernen, bekommt man selten ein zweites Mal. Wenn Sie ein Autogramm von der Yoko Okino wollen, dann geht das jetzt und nur jetzt. Nachher hat sie schließlich ihren Auftritt.“

Mit einem bewussten Stoß nach vorne schubste sie die Männer genau zu Yoko rüber, ohne dass die so recht wussten, wie ihnen geschah.

„Aber... Aber wir...“, versuchten sich die beiden zu rechtfertigen, ohne eine Antwort zu finden. Allmählich schienen auch die eine oder andere Kamera sie zu bemerken, man konnte förmlich das Kritzeln einiger Reporter hören, wie sie die morgige Ausgabe des Boulevardblattes, 'die geheimen Liebschaften Yoko Okinos', dichteten.

„Oh... sind Sie etwa keine Fans? Dann würde ich Ihnen raten, sich schnell zu verziehen, bevor noch die Polizei skeptisch wird, ob Sie Stalker wären.“ Zuckersüß, und doch giftig wie eine Natter klang es, als Chris sie schachmatt setzte und beide unauffällig und doch rasch das Weite suchten. Oder zumindest so taten.

Amüsiert blickte sie von den davon ziehenden Gestalten zu Yoko.

„Haha... muss das schön sein, wenn man wie eine Göttin angebetet wird, was?“ Zielsicher traf dieser Satz die Sängerin ins Herz wie ein eiskalter Stich. Ihre Augen waren bis zum Bersten geöffnet, ihr Puls raste, am liebsten hätte sie sich die Ohren zugehalten und alles verdrängt, was gerade war.

„Bitte... bitte sag nie wieder dieses Wort zu mir!“

Ein kurzes, zufriedenes Lächeln schimmerte durch die das Gesicht verdeckenden Haare, ehe Chris wieder ernst wurde. Fest packte sie Yoko an ihren Schultern, sah ihr tief in die Augen.

„Also stimmt es, was ich vermutete. Detektiv Mori ist nicht umsonst hier. Man hat dein Leben bedroht, nicht wahr?“ Noch bleicher konnte ihr Gesicht nicht werden, woher konnte sie das jetzt wissen? Genau die Frage schien Chris erahnt zu haben.

„Hast du die beiden echt nicht bemerkt, die uns die ganze Zeit auf den Fersen waren? Das waren doch die klassischen Undercoverpolizisten. In Perfektion quasi. Dreh dich nicht um, aber in etwa zehn Meter hinter dir haben sie sich jetzt wieder postiert.“

„Aber... aber die Polizei meinte, ich wäre in Sicherheit!“

„Dann war das wohl mehr, um dich zu beruhigen. Aber nun siehst du, du bist wirklich in Sicherheit. Und mir kannst du auch vertrauen.“
 

„Herr Tanahi?“

Dieser drehte sich im Schritt um und sah in die leicht verquollenen Augen und die verschwitzte Stirn der Biologin.

„Dr. Coldwell? Geht es Ihnen nicht so gut?“

„Doch, doch, nur ein wenig... schwindelig. Sie sagten doch neulich, ich könnte mich, wenn ich wollte, noch ein paar Stunden vor dem Vortrag in einem Zimmer ausruhen, beziehungsweise vorbereiten. Ich denke, ich würde das gerne annehmen.“

„Oh... natürlich.“ Er zog aus seiner Jackentasche einen Zimmerschlüssel hervor.

„Ich hatte extra noch ein Zimmer für sie bereiten lassen, das man nicht an der Rezeption buchen kann.

Kommen Sie!“
 

Sie waren kaum ein paar Schritte gegangen, hatten die Blaue Ebene verlassen, als sie auf zwei verwunderte Oberschülerinnen vor einem großen Eingangsportal stehen sahen. Ein torartiger Vorbau, mindestens fünf Meter hoch und ebenso breit. Eingerahmt durch, diese Dimension erreichende, Statuen aus Stein. Statuen... von Poseidon... alias Neptun...

Mächtig schwenkte sein Dreizack durch die Luft, kreuzte den seines Gegenüber in elegantester Symmetrie, die die Kunst imstande war, zu erschaffen. Und dahinter... eben solche Monumente aus Marmor und Granit. Es war kein Ende zu sehen, tiefe Dunkelheit umhüllte diesen Bereich schon nach wenigen Metern.

Und vor alle dem... eine Absperrung?! Eine einfache Abgrenzung, gemacht aus einem Schild und einer gespannten Kordel.

„Was ist das?“, formulierte Ran schließlich die Frage, indirekt an Herrn Tanahi, der mit Miss Codlwell auf sie zu kam, gerichtet.

„Das? Das ist einer der Gründe für meine Nervosität an diesem Abend, Fräulein Mori. Das ist das Museum.“

„Ein Museum? Es gibt hier sogar ein Museum?“

„Nun...“, begann er länger auszuholen, als er die Neugier in allen drein, auch Coldwells Gesicht sah.

„Sie haben doch das Aquarium gesehen. Die Masse des Wassers hat einige Schwierigkeiten beim Tankmaterial und dem darunter liegenden Boden bewirkt, aber das eigentliche Problem war die Lage. Es liegt nicht in der Mitte und das Schiff hätte seinen Schwerpunkt recht weit vorne, könnte zu leicht kippen. Um das zu verhindern, habe ich, aus einigen eigenen Besitztümern und in Zusammenarbeit mit einigen großen Museen dieser Welt ein kleines Museum zur Meeres- und Kunstgeschichte in diesem Zusammenhang bauen lassen. Entsprechendes Gewicht durch viele Statuen von Meeresgöttern und Seefahrern gleicht nun das Wasser des Aquariums aus.

Tja...“, er seufzte tief, als müsste er erneut Luft holen.

„...nur wollte kein Museum mir die Statuen leihen, wenn sie in einem Raum mit zehn Meter hohen Glasfenstern stünden. Sprich, keine solchen Statuen in der Blauen Ebene. Deswegen endet die Ebene nach der Hälfte der Schiffslänge. Hier hinten sind es massive, gepolsterte Stahlwände und nur kleine Fensterluken hinaus, damit auch ja die Eigentümer zufrieden sind.

Dann begann der nächste Ärger, ich wollte Licht installieren lassen, was aber wegen des hohen Stromverbrauchs auf der Blauen Ebene nur sehr schwierig mit den hiesigen Energiequellen bedingt möglich gewesen wäre. Nach ein paar Proben, wie das Licht wirken würde, entschloss ich mich schließlich, es ganz zu lassen.“

„Was, heißt das, der Raum ist jetzt ganz ohne Licht?“

„Gewissermaßen. Es befinden sich einige strategisch positionierte Spiegel darin, die das Licht verteilen, welches durch die kleinen Fenster tagsüber eindringt. Aber nach Sonnenuntergang, wie jetzt, da gibt es tatsächlich kein Licht da drinnen, nur ein paar Überwachungskameras. Deshalb ist jetzt auch Zutritt verboten.

Morgen... nach Sonnenaufgang, bevor wir uns nach Tokio zurückbegeben, möchte ich noch eine kleine Führung hierdurch machen.

Wenn Sie mich nun entschuldigen, ich muss noch etwas erledigen. Miss Coldwell, kommen Sie?“
 


 

20 Uhr. Unmerklich zunächst, doch dann immer stärker werdend, kündigten sich unter den Gästen die Erwartungen und Anspannungen auf den bevorstehenden Auftritt Yoko Okinos an. Allmählich näherten sich die Protagonisten der Bühne, hinter der die Sängerin zusammen mit Chris Vineyard wartete.

„Komm schon, du darfst nie das Grundmotiv des Showbusiness vergessen, The Show must go on. Du hast genug Leute da draußen, die auf dich aufpassen. Also geh raus und unterhalte sie, wie es sich gehört!“, flößte ihr ihre Freundin Mut ein.

„Danke Chris, du bist wirklich manchmal zu freundlich.“

'Wenn du nur wüsstest, Yoko... wenn du nur wüsstest...'
 

Wie auf den Gongschlag verfinsterte es sich. Die um den Rand der Bühne verteilten, die beiden Kommissare, der Personenschutz der Sängerin, Brefford, Kogoro, Ran zusammen mit Sonoko und Conan, wandten sich wie in einem Guss zu dem ebenfalls anwesenden Tanahi, zur Überprüfung, ob diese Lichtreduzierung geplant war. Offenbar war sie und so ging das Schauspiel weiter.

„Ladies and Gentlemen! Die Ocean Goddess präsentiert Ihnen heute Abend auf unserer Bühne die Sängerin und Schauspielerin, die Japan im Sturm erobert hat.

Yokoooooo Okino!“

Wie von Zauberhand wellte sich der purpurne Vorhang zur Seite, gab wieder die Sicht auf die Wasserspeier frei, nichts hatte sich verändert, nur tönte diesmal neben den sanften Wasserströmen auch eine leise Melodie im Hintergrund, die sich langsam steigerte. In diesem Aufbau entwickelte sich das Bild von Yoko, wie sie langsam vom hinteren Bereich der Bühne ihren Weg nach vorne suchte, galant vorbei schritt durch die Brücke aus schwach gelblichen Perlen des Lebensquells.

So trat sie zum Mikrofon, mit ihrem stets so sanften Lächeln, das die Leute verzauberte. Und doch stimmte da etwas nicht.

Da schon wieder. Ein Zucken, ein unmerkliches Gefühl, ein Schmerz, der sie zu erfassen schien.

Conans Augen wanderten zwischen den Wasserspeiern und der Sängerin hin und her. 'Was ist das?'

Plötzlich, ein Funken in seinem Blick, etwas hatte sich verändert. Wie wild schritt die Ausrichtung seiner Augen alles ab. 'Da! Ist das... ein Riss am Wasserspier? Ein Haarriss im Zement?'

Yoko wollte wohl ansetzen zum Singen, brach aber immer wieder unmerklich ab, als störte etwas ihre Konzentration.

Mit einem Mal überkam es den Jungen.

„YOKO! Du musst sofort runter von der Bühne.“

„Was... WAS IST DAS?“

Die Jungfrauen mit den schwarzen Händen

Hallo an alle Lesenden,
 

ich hoffe, ihr hattet einen schönen Nikolaus!^^
 

An dieser Stelle erstmal wieder ein herzliches Danke an die Kommischreiber, die mich auf ein mögliches Missverständnis aufmerksam gemacht haben:
 

Also Alexandra Coldwell kannte die Schildkröten, weil Tanahi vor einem Jahr eine Patenschaft für sie übernommen hatte. Aber er hat es geheim gehalten, dass sie vor kurzem Junge bekommen hat, was jetzt erst herauskam. Das war für Coldwell neu. Ich hoffe, das klärt das Problem.^^
 

Ansonsten habe ich zum neuen Kapitel wohl nicht viel zu sagen, außer viel Spaß!

Ach ja, wie ist es über Weihnachten mit der allgemeinen Verfügbarkeit? Ich lade sonst ganz normal weiter hoch.
 

Bis nächste Woche.

Viele liebe Grüße, Diracdet
 

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Kapitel 8: Die Jungfrauen mit den schwarzen Händen
 

„Wieso... wieso wird mir...“ Aber zu mehr kam Yoko nicht mehr. Obwohl ihr Körper, ihre Haut immer stärkere Schmerzreize ihrem Kleinhirn entgegenjagte, welches wiederum ihrem Großhirn den Willen zu rauben schien, war es letztlich ein Schwächeanfall, der sie traf und langsam in die Welt der unbewussten Träume katapultierte. Sie spürte, wie die Schwerkraft sie nach unten drückte, und sie nachgab, als wäre das bisschen Wasser ausreichend, sie an den Boden zu binden.

Die sanften Arme Morpheus, die sie aufzufangen schienen, entpuppten sich in den Augen der Zusammenbrechenden als die ihrer Freundin Chris Vineyard, die von hinten angelaufen kam und sie hielt. Von anderer Seite war ein weiterer Freund zur Stelle, sie zu stützen, Kogoro Mori. Der Aufschrei der Gäste ging unter in ihren Ohren, das Blitzgewitter der Fotografen schien sie nicht mehr zu sehen, ein letzter Satz, der in ihrem Kopf noch nachhallte, bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor, stammte von einem kleinen, ihr wohlbekannten Jungen.

'Schnell von der Bühne runter...!' Warum hatte sie es nicht schon beim ersten Ruf getan?
 

„Los, ihr müsst von der Bühne runter, das...“

Conan hielt unwillkürlich inne, spürte die Blitzlichter, die Kameras und Journalisten hinter sich, während sich der Vorhang langsam zu bewegte, ohne bis jetzt den Blick wirklich zu versperren.

„Sie hatte einen Schwächeanfall. Bringt sie zum Brunnen im Vorraum, damit sie etwas frisches Wasser bekommt. Das auf der Bühne ist ja die ganze Zeit schon im Tank gewesen.“

Jeder, der nachdachte, sah die Sinnlosigkeit in der Behauptung, das Wasser im hiesigen Bühnentank sei um irgendeine Spur mehr oder weniger frisch als im Tank unter dem Brunnen, aber in diesem Augenblick und in Anbetracht des Aspekts – es war nur ein Kind, das da redete – schien man es hinzunehmen. Mehrere offizielle Polizisten bildeten eine Sicht abweisende Traube um die Sängerin, die von Chris und Kogoro an der Schulter hinaus getragen wurde. Conan konnte sich unter dieser Traube hindurchmogeln und so die kleine Gruppe, die von den Kommissaren und Herrn Tanahi geleitet wurde, verfolgen.

„Ihr müsst sie schnell hinbringen und in den Brunnen legen!“, drängte er die Träger energisch.

„Nun halt mal ganz ruhig deinen vorlauten Rand, Kleiner!“ fauchte ihm Kogoro unter leichtem Stöhnen entgegen, wurde aber kurzerhand von diesem zu recht gewiesen mit einem einzigen weiteren Satz.

„Sie hat verdünnte Säurereste auf der Haut und in den Haaren!!!!“
 


 

„Meine Damen und Herren, wir wurden eben Zeugen, wie die große Sängerin und Schauspielerin Yoko Okino auf der Bühne des Kreuzfahrtschiffs Ocean Goddess einen Zusammenbruch erlitten hat! Wie auf einen Schlag sank die Sängerin hilflos zu Boden und wurde von zwei ihrer persönlichen und beruflichen Freunde, dem Privatdetektiv Kogoro Mori und der amerikanischen Schauspiellegende Chris Vineyard von der Bühne getragen und auf die hiesige Krankenstation gebracht.

Die Ereignisse sind nun schon über eine halbe Stunde vergangen und eben trat der Schiffseigner und Gastgeber der heutigen Jungfernfahrt, Herr Sinjo Tanahi, an die Presse und hat verlauten lassen, es gehe Fräulein Okino gut und sie sei lediglich durch plötzliches Lampenfieber in dieser so seltenen Situation erfasst. Da sie noch weiterhin Ruhe brauche, werde sie die Krankenstation nicht mehr verlassen und es wurden, abgesehen von den genannten engen Freunden und deren Angehörigen keine weiteren Besucher hinein gelassen.

Ein Debakel, mag man meinen, für die Veranstaltung, auch wenn es nur eine Momentaufnahme erscheint. Die Lage auf der Blauen Ebene ist nur merklich davon gedrückt, eine Enttäuschung über das nicht zustande gekommene Konzert, verbunden mit vielfachen Genesungswünschen für Yoko Okino sind die allgemeine Reaktion. Die Bühne ist wie sie sehen verhüllt, einige Leinwände spielen darauf ältere Aufnahmen eines ihrer Konzerte wieder.

Zurück ins Studio und eine angenehme Fahrt, Ihnen und uns.“
 


 

Ein bisschen größer war die Gruppe auf der Krankenstation schon, als es die Reporterin vermittelte, aber das machte in diesem Fall wohl keinen großen Unterschied.

Yoko schlief, so musste man es sagen, sich die Sorgen auf dem Krankenbett aus. Ernst stand immer noch in ihrem Gesicht, dennoch glätteten sich die Ansätze von Fältchen, die ihrem Alter so wenig entsprachen. Zwei Schwestern behandelten noch ihre Arme, die letzte Spuren von Entzündungen zeigten.

Dahinter stand Chris und starrte, in Yokos Richtung, ins Leere.

Ihr Gegenüber waren noch Ran und Sonoko, die sich mit der Polizistentraube bewegt hatten und Kogoro neben diesen saß auf einem Stuhl. Sein Blick wanderte unwillkürlich zu dem kleinen Jungen, der genau wie Brefford, der ebenfalls es geschafft hatte – wie auch immer, niemandem war es ganz klar – ins Krankenzimmer zu gelangen, etwas abseits der Gruppe stand.

An der Tür schließlich warteten noch die beiden Kommissare, dass Tanahi sein Interview zur Situation von Yoko Okino beenden würde.

Ein Klopfen signalisierte dieses Ereignis, dem Gastgeber wurde Einlass gewährt und die Tür wieder leise geschlossen.
 

„Ich danke Ihnen... Herr Mori... und natürlich auch der Polizei, dass ich es der Presse nicht genau wiedergeben musste.“ Tiefe Verunsicherung drang aus seinen Worten, er musste mehrfach ein Taschentuch bemühen, um den Schweiß auf seiner Stirn zu bändigen.

„Das hat nichts mit Ihrer Party zu tun, Tanahi!, fauchte ihn Kommissar Juzo Yokomizo von hinten an.

„Es geht darum, eine Panik zu vermeiden, und letztlich müssen wir dankbar sein, dass es als einfacher Schwächeanfall durchging und bis jetzt niemand auf einen gezielten Anschlag tippt. Es darf sie aber niemand sehen, wegen der Errötungen der Haut und den Flecken auf dem Kleid.“

„Natürlich... Ich habe deswegen auch zwei Stewardess gebeten, in der Bekleidungsabteilung ein paar Ersatzsachen für Herrn Mori und Miss Vineyard zu suchen.“

Er zeigte unwillkürlich zu Herrn Moris rechtem Arm, an dessen Jackett sich ebenfalls ein sehr störender dunkler Punkt breit gemacht hat.

„Hm... na toll, den Anzug kann ich also wegschmeißen...

Conan?“ Er zögerte bewusst, wollte die Aufmerksamkeit auf die eine Frage richten, die die Anwesenden nun schon eine Weile beschäftigte.

„Da es offensichtlich stimmt, was du meintest, wie bist du darauf gekommen, dass da Säure im Wasser auf der Bühne war?“

Dieser Satz ließ alle Augen zu dem kleinen Jungen gleiten, dass dieser auch keine große Ausweichmöglichkeit besaß. Einen Moment zum Ausholen nahm er sich dennoch.

„Es waren vermutlich nicht eine, sondern sogar zwei, stark verdünnte Säuren im Wasser, ich tippe auf Schwefel- und Blausäure. Eine geringe Menge konzentrierter Säure wurde in den Tank gekippt. Es verdünnte sich dort so stark, dass es zunächst keinerlei Effekte hatte, als das Wasser herausströmte. Insbesondere konnten die Gerüche nach Bittermandeln der Blausäure durch den großen Raum, das Buffet und nicht zuletzt das MakeUp und Parfüm von Yoko unterdrückt werden.

Dennoch, das Wasser sammelte sich auf der Kleidung und der Haut, wenn es so kontinuierlich auf sie oder über sie hinweg rieselte. So sammelte sich die Säure, die haftete, während das Wasser ablief oder von der Kleidung aufgesogen wurde und konnte nach und nach seine ätzende Wirkung entfalten. Blausäure wirkt auf der Haut schon bei wenigen Prozent reizend und kann auch aufgenommen werden von dieser.

Ich habe es bemerkt, als ich sie beobachtete. Zunächst dachte ich, dieses Unwohlsein, dass ihr Gesicht ausdrückte, sei einfach durch Nervosität begründet. Aber es wurde immer stärker und irgendwann kam ich darauf, dass es ein Schmerz sein müsste.“

„Tse... und ich sag ihr noch, the show must go on...“, schalte sich Chris selber, wandte ihren Blick kurz beschämt ab. Immer folgten ihr diese zwei Augen, dieser eine Ausdruck. Ran.

'War das... eben ernst gemeint? Aber... empfindet sie etwas deswegen? Reue? Aber sie ist doch trotzdem...'

„Ja, aber Schmerz ist doch nicht automatisch gleich damit zu setzen, dass es eine Säure ist... oder?“

Sonoko stellte die Frage in den Raum, die Conan noch offen gelassen hatte.

„Ein Haarriss...“

„Ein... Haarriss?“ Das beantwortete ihr noch weniger die Frage als vorher, jedoch gingen Kogoro und den Kommissaren gleichzeitig ein Licht auf.

„Du meinst eines in einer der Statuen, nicht wahr?“

„Genau, Herr Kommissar. Deshalb habe ich auch auf die zweite Säure getippt.“

„Könntet ihr uns mal aufklären?“ Nun hatte auch Ran sich zu Wort gemeldet und ihren Vater zur Erklärung bestimmt.

„Blausäure greift organische Substanzen, wie Körperzellen oder Farbstoffe in Geweben an. Aber auf so ein festes Marmor oder Zementgemisch hat es so verdünnt praktisch keinen Einfluss. Schwefelsäure hingegen... nun, sie hat ihre aggressivste Wirkung bei sechsundneunzig Prozent Konzentration, also fast absolut. So dünn konzentriert hätte es der Haut kaum schaden können.

Allerdings... ist verdünnte Schwefelsäure so etwas wie... künstlicher Saurer Regen, der in Marmor eine Sauerstoffreaktion hervorruft und damit von innen heraus Skulpturen aus diesem Material angreift und zum Platzen bringen kann. Da die Speier das Wasser die ganze Zeit ausstießen, konnte die Reaktion von Statten gehen und erzeugte den besagten Haarriss, der als eindeutiges Zeichen für eine innere Vergrößerung des Materials genügt.

Wirklich... mal wieder erstaunlich für, was du vorlauter Bengel in deinem Kopf hast.

Mal ehrlich, wo lernst du so was?“

„Äh... hähä... im Fernsehen!?“ Der Versuch, es nicht als Frage zu formulieren, missglückte ihm zusehend.

„Ist der Junge immer so schlau für sein Alter?“

Eine nicht selten gestellte Frage, aus Conans Sicht, die auch diesmal wieder kommen musste, von Tanahi in diesem Fall. Überraschend, sogar schockierend, war hingegen die Reaktion: ein einhelliges, geschlossenes, spontanes, mit deutlicher Genervtheit im Unterton formuliertes „Ja!“, welches den Fragenden selbst sprachlos zurücktreten ließ.

'Was zum... wer ist dieser Junge?'

Lediglich zwei enthielten sich der Stimme, Brefford... und Ran.

Aber in den Augen von Kommissar Sango Yokomizo war diese Diskussion auch eher belanglos.

„Ich verstehe zwei ganz andere Dinge nicht.

Punkt eins, warum gab es zwei Säuren und Punkt zwei, was hat der Täter überhaupt vor gehabt? Ich meine, sicher kann Blausäure tödlich wirken, genau wie Schwefelsäure, aber ausgehend von der geringen Konzentration wäre das doch erst eingetreten, wenn sie noch eine ganze Zeit unter den Fontänen gestanden hätte. Und selbst ein hartgesottener Schauspieler geht bei den angesprochenen Schmerzen doch rechtzeitig von der Bühne. Das ergibt für mich alles keinen Sinn.“

„Sie haben schon recht, dass diese Säuren einzeln zu verdünnt sind, um wirklichen Schaden anzurichten. Aber die Schwefelsäure greift noch etwas anderes an, nicht wahr, Onkel Kogoro?“, grinste ihm Conan, wohl bewusst, dass er zunächst die Klippe seines ungestümen Wissens umschifft hatte, entgegen. Dieser war eigentlich auch noch an Yokomizos zwei Fragen bis jetzt gescheitert, wurde aber durch Conan schließlich zum entsprechenden Nachdenken angeregt.

„Noch was... noch was... der Tank? Nein, ich hab es vorhin gesehen, das war ein Glastank zur unteren Ebene...“

„Damit sollte man die Shows auch von jener Ebene aus verfolgen können, zumindest indirekt. Dort sollten auch mal ein paar kleine Fische rein...“ Tanahis Erläuterungen fand er letztlich selbst gerade unpassend und beließ es dabei.

„Das Gitter!“, schoss es Chris, gleichsam erhellend wie erschreckend durch den Kopf.

„Das Gitter zum Tank ist aus Metall und wird von der Schwefelsäure noch schneller angegriffen, als der Marmor.

... oh my goodness!“

Genau wie sie, realisierten es auch Kogoro und die anderen. Kommissar Jugo Yokomizo sprach es, selbst etwas geschockt, aus.

„Der Täter hat es darauf angelegt, dass die Schwefelsäure das Gitter angreift und dieses daraufhin unter dem Gewicht Yokos bricht und sie in den Tank fällt. Dort hätte sie in jedem Fall das mit der Blausäure verunreinigte Wasser getrunken, wenn auch nur im Moment des Erschreckens. Es hätte durch eine mögliche Schürfwunde, wenn sie sich dabei am Gitter kratzt, auch in ihr Blut gelangen können, oder in ihre Augen, was sicher zu einer Erblindung geführt hätte.“

„Damit... das dunkle Ende beginnt!“, murmelte Ran unwillkürlich vor sich hin.

Mit einem Schreck fuhr sie hoch, als sie die verwirrte Miene ihrer Freundin daraufhin bemerkte.

Erst jetzt realisierte sie, dass ja mindestens drei Personen in diesem Zimmer, die Krankenschwestern nicht mitgerechnet, keine Ahnung von der Drohung hatten.

„Ich meine... äh...“

„Schon gut, Mausebein. Herr Kommissar?“, wandte Kogoro das Wort direkt an die beiden Polizisten weiter, ohne sich explizit an einen von beiden zu richten.

Kurz zuckten sie zusammen, ehe sich einer von beiden nach vorne wagte, Jugo, und in souverän ernstem Ton begann.

„Ähem... Miss Vineyard, Fräulein Suzuki, Monsieur Brefford, würden Sie mir bitte Ihre Aufmerksamkeit schenken?

Das, was ich im Folgenden sagen werde, darf diesen Raum nicht verlassen, sofern irgendwie möglich. Ist das klar?“

Ein kurzes, entscheidendes und doch teilweise auch beunruhigtes Nicken folgte, woraufhin der Kommissar in Kürze die Zusammenhänge schilderte, die die Alarmbereitschaft der Polizei, die Anwesenheit von Kogoro Mori und, vermutlich, den Anschlag auf Yoko Okino hervorriefen.
 

„Ich habs gewusst!“, kam es von Sonoko fast geschrien heraus, so dass sie sich selbst bremsen musste.

„Entschuldigung, ich meinte nur, dass mir dein Verhalten, Ran, gleich so komisch vorkam. Du warst weniger wie auf einer Feier, und mehr wie bei einem... naja, einem Fall deines Vaters halt! Ich hatte recht mit meiner Vermutung.“

„Hab... ich mich so auffällig benommen?“ Ein verlegenes Grinsen sollte sie beruhigen, aber Sonoko lag eben nur halbrichtig. Und dieses halb war aus Rans Sicht leider schon zu viel.
 

„Ich glaube darüber müssen wir jetzt nicht diskutieren, ein anderes Problem ist gerade entscheidender. Herr Mori legte den Gedanken nahe, dass die Drohung gegen Fräulein Okino nur Ablenkung gewesen sein könnte. Zwei weitere Personen, die aber zur Zeit gut geschützt sind, stellen andere potentielle Ziele dar: die Meeresbiologin Doktor Alexandra Coldwell und die Kapitänin des Schiffes, Frau Natsuke Karasuma.

Sango, Doktor Coldwell wird von deinen Leuten bewacht. Wie geht es ihr jetzt?“

Dieser blickte etwas verdutzt drein, schaute auf die Uhr, murmelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und zückte sein Handy.
 

„Hier Kommissar Yokomizo, habt ihr Doktor Coldwell im Blick?

....

WAS BITTE? SIE IST VERSCHWUNDEN?!

IHR... WANN?

UND WIESO ERFAHR ICH DAS ERST JETZT???

ÄH....“
 

Er wusste gar nicht richtig, wo ihm der Kopf stand, als ihm Herr Tanahi plötzlich sein Handy reichte.

„Coldwell, hallo?... Hallo?“, tönte es ohne Umschweife aus dessen Innerem. Augenblicklich hatte der Kommissar den halben Kopf wieder beisammen und das Mobiltelefon unsicher am Ohr.

„Äh... Miss... Miss Coldwell? Doktor Coldwell?“

„Ja, wer ist da? Sie stören gerade etwas, ich versuche mich auf meinen Vortrag vorzubereiten. Herr Tanahi meinte, ich hätte einigermaßen ungestörte Ruhe in diesem Zimmer, also hoffe ich, es ist etwas wichtiges.“

„Ja... äh... ja, ist es. Kommissar Yokomizo mein Name. Ich bin hier einer der Verantwortlichen für die Sicherheit. Oder... es ist etwas... nun, nicht so bedeutsames, es gab einen kleinen Zwischenfall und wir wollten nur sicher gehen, dass es allen Passagieren gut geht. Sie sind... wo?“

„Ich bin auf einem der Zimmer des Schiffes, das mir Herr Tanahi anbot. Soll ich zur Blauen Ebene kommen?“

„Oh... nein... nein sie könnten nur...“ Plötzlich nahm ihm sein Bruder das Handy aus der Hand und vollendete das Gespräch mit gekonnter Imitation.

„...es genügt, wenn Sie mir die simple Frage beantworten, wie viel sieben plus elf ist?“

„Hä... achtzehn?“

„Danke, das genügt. Entschuldigen Sie die Störung und viel Erfolg für Ihren Vortrag nachher.“

„Wiederhören, Herr Kommissar.“
 

„Was... was sollte das, Jugo?“

„Was wohl... du hast fast alle Fehler gemacht, die man machen konnte. Beinah verraten, was passiert ist, sie nach ihrer Zimmernummer gefragt, und dann noch nicht mal getestet, ob der Anruf vielleicht aufgenommen wurden sein könnte. Hier bitte, Herr Tanahi.“, flaumte ihn sein Bruder entnervt an.

So schnell wollte sich Sango aber noch nicht zufrieden geben, so abgespeist zu werden.

„Halt mal, ich versteh ja die Sache mit der Frage am Ende, aber warum ist es besser, nicht ihre Zimmernummer zu wissen?“

„Na, weil wir dann dort Wachposten aufbauen würden, die einen möglichen Täter anlocken könnten. Die Kabinen für die Gäste sind alle in einer Region. Wenn deine Leute also Doktor Coldwell verloren haben, als sie mit Herrn Tanahi ihr Zimmer aufsuchte, werden sie die Gästezimmer sicher durchsucht haben. Das heißt, Doktor Coldwell sitzt ganz woanders, wo sie wirklich Ruhe hat, und wo sie momentan niemand findet. Und ich denke, so lange wir nicht wissen, ob sie überhaupt das Ziel ist, ist das der beste Ort auf diesem Schiff.“

„Und was ist nun mit Kapitän Karasuma?“, erkundigte sich Ran aufgeregt.

„Sie ist in besonderer Sicherheit. Sie ist die ganze Zeit auf der Brücke mit sechs anderen Leuten, da passiert so schnell nichts.

Ran. Vielleicht solltest du dich an Sonoko halten, damit ihr nicht unnötig auffallt. Bis jetzt ist nichts größeres passiert und wir müssen so lange es geht diesen Schein bewahren. Sonst bricht an Bord wirklich eine Panik aus.“

Ruhig und sachlich formulierte Kommissar Sango Yokomizo seine Aussagen, während sein Blick mehrfach zu Herrn Tanhi glitt.

„Da Miss Vineyard und Herr Mori noch auf ihre Kleidung und wir auf die Ergebnisse des Tests des Wassers von der Bühne warten müssen, schlage ich vor, ihr drei, du, Sonoko und Conan, geht schon einmal vor, damit die Presse sich nicht länger verwundert, was hier passiert. Keine Angst, die Fragen sollten an euch eher vorbei gehen, da wohl mehr Interesse an den Hauptakteuren der Veranstaltung besteht.“

Damit schubste er sie förmlich heraus, während sich Tanahi an Brefford wandte.

„Sagen Sie, als ich Doktor Coldwell vorhin traf, wirkte sie etwas... verstört, wissen Sie was davon?“

„Sie hatte sich... mit Herrn Maehara in die Haare gekriegt, so weit ich es mitbekommen habe.“

Tanahi schreckte unwillkürlich zurück.

„Doch nicht wieder die alte Geschichte!“

„Nein, es ging diesmal wohl um Schildkrötensuppe...“

'Die alte Geschichte?', ging es Conan noch durch den Kopf, als sich die Tür schloss. Mit funkelnden Augen baute er sich dahinter auf.

„Ich bin ja nicht ganz dumm, Herr Tanahi. Sind wir alle nicht. Säure hin oder her, dieser Anschlag beinhaltet doch die Kenntnis der Bühne und ihrer Eigenarten. Damit sind Sie selbst ein Kandidat für die Position des Täters! Sogar ein sehr hervorstechender!“

„Was.... ich? Aber...“, versuchte er entgegen zu argumentieren, aber so recht konnte er selbst kein Argument finden.

„Wieso... sollte ich meine eigene Jungfernfahrt sabotieren? Dieses Schiff war mein Traum.“

„Was sollen wir wissen! Ich habe mich selten um so etwas wie Motive gestört!“, fauchte ihm der ältere Yokomizo entgegen.

„Ganz ruhig, meine Damen und Herren. Es gibt da durchaus noch ein paar andere Erklärungen. Zum Beispiel hat doch jemand diese Speier entwickelt und gebaut, Solche Leute, wie vermutlich Maeharas Firma?“

„Ja... seine Firma war auch für die Elektronik hinter diesen Bauten verantwortlich, er kennt das Schiff fast so gut wie ich, aber... er ist kein Mörder oder so. Definitiv nicht.“

„Aber er ist ein Steuerhinterzieher! Wer weiß, was ihn noch so treiben könnte...“, dachte der jüngere Kommissar laut vor sich hin.

“Und eigentlich muss man die Vorrichtung gar nicht vorher gekannt haben.“ Mitten in die zweiseitigen Beschuldigungen schwang dieser Einwand der amerikanischen Schauspielerin.

„Nur, dass jemand diese Bühne benutzt hat um Säuren zu verdünnen, bedeutet nicht, dass er oder sie davon ausging, so eine Bühne vorzufinden. Wir sind auf einem Schiff. Angenommen, diese Person hatte die Säuren schon dabei und wollte sie irgendwie gegen Yoko einsetzen. Bei einer bestimmten Gelegenheit ihr zum Beispiel mit der Nahrung verabreichen. Oder direkt in die Augen spritzen, da wir ja nicht mal wissen, ob es hier um Leben und Tod geht. Dann sieht diese Person Herrn Tanahis Auftritt unter den Fontänen und hört die Ankündigung, Yoko werde auch dort stehen. Was für eine Gelegenheit, die Säure so zu übertragen, so dass alle glauben mussten, nur ein eingeweihter könnte das geplant haben! Und letztlich... war die Bühne zwischen Herrn Tanahis und Yokos Auftritt die ganze Zeit durch den Vorhang verdeckt, aber nie bewacht. Jederzeit hätte irgendwer reinkommen und die Säuren einfüllen können.“

Die Stimmung der Anwesenden wurde deutlich tiefer gedrückt durch diese Variante.

„Also wissen wir gar nichts...“, stellte resignierend Kogoro fest.
 


 

Ein plötzliches Handy-Klingeln schreckte Conan aus seinen Gedanken und blitzartig wie immer hatte er sich von Ran und Sonoko entfernt, Richtung Toilette.

„Der Junge hat wirklich Hummeln im Hinter, was?“, stellte letztere entnervt fest.

„Nun... man kann nur hoffen, er wird später nicht auch so...“, gab Ran halb hinhörend wieder.

'Das nennst du unauffällig, Ran?'
 


 

'Ah... der Professor. Wie gerufen!'

„Hallo, Herr Professor?“

„Hallo, Shinichi. Ich habe im Fernsehen nebenbei mitverfolgt, was passiert ist. War das wirklich nur ein einfacher Anfall Yokos?“

„Natürlich nicht, sie bekommt doch kein Lampenfieber, Professor! Deswegen haben Sie hoffentlich nicht angerufen!“ Eine gewisse Gereiztheit war seiner Stimme zu entnehmen.

„Äh... nein, es ging um zwei andere Sachen. Ich habe bis eben – ich sagte ja, ich verfolgte die Schifffahrt nur nebenbei...“

„Kommen Sie zum Punkt Professor, ich fürchte, ich habe hier noch einiges zu tun!“

„Ich sollte doch nach den Jungfrauen mit den schwarzen Händen suchen.“ Bei diesen Worten wurde der Junge wieder hellhörig.

„Also... in den Unterlagen selbst habe ich zunächst nichts gefunden, darum habe ich danach nochmal im Computerverzeichnis, das dein Vater angelegt hatte, nachgesehen.“

„Ja... und?“

„Dort stand tatsächlich etwas, eine Referenz auf eine andere Quelle.“

„Professor, muss ich Ihnen erst alles aus der Nase ziehen, oder sagen Sie jetzt, was Sie wissen?“

„Ja eben, ich weiß nichts!, reagierte Agasa genauso gereizt.

„Was, aber Sie sagten doch?“

„Die Referenz ist tot.“

„Hä?“

„Also, ein modernes Computerprogramm zur Ordnung von Referenzen und Querverweisen wird intern vom Programm selbst geregelt. Man benennt nur noch an einzelnen Punkten 'a' dass sie auf Punkt 'b' verweisen sollen, der Rest erledigt die Maschine.

Eine tote Referenz bedeutet, dass einer dieser Punkte 'b' nicht mehr existiert im Programm, gelöscht wurde, ohne dass der Querverweis von 'a' entsprechend auch eliminiert wurde. Ich will damit sagen, dass die Quelle, aus der dein Vater den Namen „Jungfrauen mit den schwarzen Händen“ entnommen hatte, von irgendjemandem gelöscht wurde, der diese Referenz nicht mehr für andere sichtbar haben wollte. Die Daten sind weg. Ich fürchte, die Soldats kamen uns zuvor...“

'Die Soldats? Wenn die wirklich nicht wollten, dass wir dazu keine Informationen bekommen, hätten sie nicht diesen anderen Querverweis übersehen. Nein, dann hätte auch Mamoru gar nicht erst diesen Namen erwähnt. Aber wer hat es dann verschwinden lassen?'

„Schon gut, Professor, die Informationen kann ich vielleicht noch woanders her bekommen. Allerdings hätte ich schon wieder einen kurzfristigen, anderen Auftrag für Sie.“

„Was, schon wieder was neues?“ Der alte Wissenschaftler fühlte sich gerade zwischen mehreren Aufträgen seines jungen Freundes und einer wichtigen Beobachtung hin und her gerissen.

„Ja, könnten Sie überprüfen, ob die australische Meeresbiologin Alexandra Coldwell und Karana Electronics irgendwann mal vielleicht aneinander geraten sind?“

„Karana Electronics... die Firma, die du durch Herrn Mori des Versicherungsbetrugs überführt hast?“

„Genau die. Ich glaube, dass so ein Fall vorliegt und er könnte durchaus relevant sein für den Abend. Vergessen Sie vorläufig diesen anderen Fall und kümmern Sie sich nach Möglichkeit bitte darum, ja?“

„Shinichi, warte!“, aber er hatte schon wieder aufgelegt.

„Dieser Bengel. Es gab doch noch etwas wichtiges, was ich ihm sagen wollte.“ Verunsichert starrte er zum Telefon der Kudos, auf dem ein kleines rotes Blinklicht leuchtete.
 


 

„Er wollte die Toilette gerade verlassen, als er in einer etwas abseits liegenden Ecke zwei wohlbekannte Gesichter erkannte.
 

„Na schön, Brefford, was soll das?“, fauchte Chris ihm entgegen.

„Aber, aber, Miss..., nein Misses Vineyard. Warum so schroff? Wir sind doch nur hier, um ein wenig eine schöne Jungfernfahrt eines schönen Schiffes zu begehen.“

„Lassen Sie diesen Unsinn! Was steckt hinter diesem Neptunia-Quatsch?“ Sie hatte arge Probleme, ihre innere Wut zu bändigen, wenn ihr diese eine, so in allem durchdringende Person gegenüberstand.

„Worum geht es wohl? Rache für eine... scheinbare Ungerechtigkeit des Lebens. So denkt der Mensch nun mal, sieht sich als unfair behandelter Verlierer des Schicksals und will es selber dann spielen. Töricht... naiv... gefährlich. Das sollten Sie am besten wissen, nicht?“ Ein bittersüßes Lächeln umspielte seine Lippen, ließ sie wieder zurück steuern, ihren Puls senken.

„Warum... warum haben Sie mich... und ihn zusammen gebracht?“

„Ich? Sie glauben, ich habe Kudo und Sie an diesen Ort zusammen gebracht? Nun... ganz unrecht haben Sie nicht, dass ich ein wenig... nachgeholfen habe. Zumindest in Ihrem Fall. Aber glauben Sie nicht, das wäre meine Idee gewesen!“ Er räusperte sich etwas, woraufhin sein Gegenüber in schallendes Gelächter ausbrach.

„Wie... wie bitte?“, setzte sie an, nachdem sie sich beruhigt hatte.

„Sie wollen mir weiß machen, jemand hätte Sie beauftragt? Hören Sie auf Brefford, sonst kommen mir noch die Tränen. Niemand beauftragt Sie. Es gibt da niemanden... niemand irdischen, der in der Position wäre...“

„Und was ist mit den Jungfrauen mit den schwarzen Händen?“

Wie aus dem nichts tauchte Conan hinter den beiden auf, hatte vollkommen das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Selbst Brefford schien für den Bruchteil eines Augenblickes verwirrt, als er sich umdrehte. Keinesfalls so sehr wie Chris, aber im Ansatz.

Nur, dass sie lediglich einen Moment verwirrt war, bevor ihr die Augen zum bersten hervortraten. Ihre Haut wurde kreidebleich, mit einem Mal schien das ganze Leben aus ihr zu weichen. Er hatte sie an diesem Abend schon einmal sehr nahe an diesen Zustand getrieben, bei ihrer Begrüßung, aber das hier war etwas anderes. Das war etwas tieferes, bedeutsameres. Sie war wie weggetreten.

Fast lautlos formulierten ihre Lippen ein paar Worte an den kleinen Jungen.

„Die... Jungfrauen... mit den schwarzen Händen... sind in Japan?“

Er musste sich selbst eingestehen, nicht mit dieser Art von Reaktion gerechnet zu haben. Offenbar war dieser Name nicht nur bekannt, sondern auch in der Organisation gefürchtet.

Dennoch, er hatte dieses Spiel angefangen, um die verschwundenen Informationen zu ersetzen und er würde sie jetzt auch bekommen wollen. Ohne die Miene zu verziehen, mit dem souveränen Lächeln, das sagte, er wüsste über alles ebenso Bescheid wie Brefford, nickte er.

„Schon seit einiger Zeit treiben sie sich hier herum.“

Das wurde auch Chris zu viel, hier spielte die Silberkugel mit höheren Mächten, als ihr klar war und das gab ihr neuen Mut.

„Du hast doch keine Ahnung, wer die Jungfrauen mit den schwarzen Händen sind, hab ich Recht, Cool Guy?“ Nun war sie dran zu lächeln, auch wenn Conan sein Pokerface noch nicht ablegte. Noch nicht...

„Zwei Auftragskiller, was sonst?“, antwortete er wieder, ohne zögern, souverän, aber diesmal konnte sich die Schauspielerin nicht halten. Ein sarkastisches Lachen, das die eigene Ernsthaftigkeit anzweifeln ließ, das manchen der Lächerlichkeit preisgeben würde, schüttete sich aus.

„Auftragskiller? Hahahaha...

War Sherlock Holmes nur ein Detektiv? Ist der Präsident der USA nur ein Politiker?

Du Narr!“

Damit verschwand tatsächlich das überlegene Grinsen aus dem Blick des kleinen Jungen. Er konnte nicht leugnen, dass auch ihm etwas mulmig wurde.

„Wer... ist es dann?“

„Nun... in jedem Land gibt es eine andere Bezeichnung für sie. In meiner Heimat sagen wir zu ihnen... the grim... reaper! Der Sensenmann.“

„Der Sensen...mann? Der Tod... in Person?“ Ihm wurde plötzlich das Atmen schwer, unmerklich zog es sich in ihm zusammen. Diese pure, an Wahn grenzende Angst, die Chris verströmte, diese bittere Kälte, die er um sich zu greifen spürte, die Augen von Kirika Yuumura, die ihm in den Sinn kamen. Von damals im Restaurant, als sie beinahe einen Menschen mit einer Kuchengabel erstach. Ohne überhaupt eine Regung zu zeigen... als wäre es... das normalste der Welt, jemanden ins Totenreich zu schicken, als wäre es... ihre Aufgabe.

Ja... so muss man ihn sich wohl vorstellen, den Enma oder Shinigami, wie man in Japan sagen würde, Anubis im alten Ägypten, Pluto im alten Rom, den Sensenmann oder Grim Reaper in der westlichen Welt, den Azrael im Islam... jede Kultur hat dieses Bildnis verinnerlicht und für sich entwickelt, das Symbol des Übergangs, des Todes.

„Aber...“, holte sie zum letzten Schlag aus und sah Conan tief in die Augen, „Sie haben auch einen richtigen Namen, einen offiziellen, den du sicher schon mal gehört hast.

Die Jungfrauen mit den schwarzen Händen... das ist... Noir!“

Tanahis Traum

Hallo an alle Lesenden,
 

wie immer an dieser Stelle ein allerherzlichstes Dankeschön an die fleißigen Kommischreiber!^____________^
 

Nur... eine Frage hätte ich schon: wie ist es denn nun über Weihnachten bei euch? Ich weiß selbst nicht, wann ich nächsten Dienstag zum Hochladen komme, vermutlich erst Nachmittags und wie am Nachmittag des 23. Dezember die Frischalter gestimmt sind... Man will sichs ja auch nicht verderben, sonst kriegt man nie weider ein Kapitel frei geschaltet...
 

Ansonsten wie gesagt, ich wäre da, aber ich weiß nicht, wie es bei euch ist?
 

Zum neuen Kapitel... sag ich wohl erst mal nichs... außer,
 

Viel Spaß, bis zum nächsten Mal! (Whenever)

lG, Diracdet
 

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Kapitel 9: Tanahis Traum
 

„N-N-...Noir?“ Das Gesicht des Jungen färbte sich so kreidebleich, wie eben das der Schauspielerin noch war. Die Mühe, die es ihn kostete, überhaupt das Wort auszusprechen, wertete Chris als mentalen Sieg, auch wenn es wohl eher ein vorläufiges unentschieden war.

„Ja... Noir.“ Mit einem dezenten, aber sicheren Lächeln, souverän, wie man es sonst von ihr gewohnt war, richtete sie diese Worte fast im Vorbeigehen an ihn und schritt stolz wie eine Gazelle davon.

'one-nil for you, when we met today, but now it's one all..., cool guy. I cant wait to see the final score! You too?'

Ja... der Name sagte ihm durchaus etwas, wie es sich wohl auch für einen guten Detektiv gehörte.

Sein Verstand raste die vielen, fast mythischen Aspekte, die er mit diesen vier Buchstaben, die eigentlich nicht mehr bedeuteten als schwarz auf französisch, verband.

'Noir... die Legende. Der mysteriöse Attentäter, der im Mittelalter auftauchte. Zu jener Zeit, als der Mittelmeerraum von den Assassinen heimgesucht wurde, den ersten professionell ausgebildeten Mördern. So schien der Mythos Noir sich lediglich darin einzubetten, von Seefahrern und Kreuzrittern aus den ursprünglichen Regionen Nordafrikas und des Orients nach Westeuropa getragen.

Jedoch... der Name hielt sich und wurde eine eigenständige Legende. Während die Assassinen zum Ende des 13. Jahrhunderts verschwanden, tauchte Noir immer und immer wieder auf. Und wurde damit zum unsterblichen Attentäter.'

Ein Zucken durchfuhr ihn mit einem Mal.

'Das war doch die gleiche Zeit, die Ai nannte für...'

Ebesnos schnell wie seine Gedanken rasten wandte er sich zu Brefford.

„Sie... haben... Noir...“ Die unvollendete Frage an den alten Herrn, der leicht amüsiert das Mienenspiel des Jungen verfolgte blieb nicht stumm im Raum stehen.

„...erschaffen?“, fügte er das letzte Wort an.

„Oui. Les Soldats wurden zur Zeit der Kreuzritter geboren, in einem... wie sie meinten, edlen Dienste für das leidende Volk. Nur... wie es halt ist, Idealismus hin oder her, es gibt immer wieder Probleme, die es erfordern, stärkere Argumente vorzulegen. So schufen Les Soldats damals auch... ihre eigenen... schwarzen Hände, wie es genannt wurde.“

„Und das... ist Noir?“

„Das waren Noir vor tausend Jahren und das sind Noir heute. Für den Zeitraum dazwischen... kann ich nicht bürgen...“

Ein wenig kam die Farbe in Conans Gesicht zurück, vielleicht schwitzte er aber auch nur gerade, er konnte es nicht wirklich sagen.

'Also waren das dazwischen alles Trittbrettfahrer, die den Namen nur übernommen hatten...

Aber... das ändert nicht viel. Der Blick in Sharons Augen war nahezu panisch. Das heißt, es stimmt wohl auch, was man sonst hört.

Noir... ist einer der besten Profikiller der Welt... vielleicht der beste...die besten, muss ich wohl jetzt eher sagen. Sogar Regierungen sollen schon von ihren Diensten Gebrauch gemacht haben, große Regierungen... Und wenn sich das kontinuierlich hält mit den Nachahmern... dann wird auch Noir ewig existieren.

Ewig... existieren... Ai!' Ein weiteres Mal weiteten sich seine Augen.

'Könnte es sein, dass sie bei ihren Forschungen auf Noir gestoßen ist? Wenn alle glauben, Noir lebt schon tausend Jahre. Immer, wenn sie von den Soldats sprach, klang es so, als hätte sie noch irgendetwas in der Hinterhand... einen unausgesprochenen Gedanken, eine geheime Furcht. Unter diesen Umständen könnte ich das sogar verstehen.'

Er musste sich etwas am Kopf abstützen, merkte nur, wie sich sein Gesprächspartner langsam davon machte.

„Warten Sie, Brefford!“, rief er ihm noch hinterher, die Kopfschmerzen verdrängend. Der alte Mann hielt inne, drehte sich jedoch nicht um.

„Wenn Sie Noir erschaffen haben... warum... kann dann Noir Ihnen Befehle erteilen?“

Es dauerte eine Weile, bis Brefford antwortete, aber Conan meinte, ein leises Schmunzeln von ihm zu hören.

„Mir befehlen? Das können sie... nicht.“ Es klang, als sinnierte er sehr lange über dieses letzte Wort nach, ob es richtig oder falsch sei.

„Jedoch... haben Noir einst meins... und das Leben derer in ähnlicher Position wie meiner verschont. Damals... als Noir Les Soldats in die Knie zwang. Deswegen... können wir nicht ihren Willen steuern und sie selbst gewisse Freiheiten genießen. Mehr brauchst du diesbezüglich nicht wissen, kleiner Detektiv.“

Damit schritt auch er davon und Conan ließ sich in der kleinen Seitenecke gegen die Wand sinken. Es war wirklich düster in dieser Ecke, und ruhig, er konnte hier eine Zeit lang verweilen und nachdenken. Es war als prasselten Unmengen Informationen und Gedanken gleichermaßen wie ein Wasserfall auf ihn ein und zermarterten so langsam aber sicher sein Gehirn von oben.

Log ihn hier jemand an, oder sollte das alles ernst gemeint sein?

Die allmächtigen Soldats, so wie es ihm beschrieben wurde und wie es auch Ai und Sharon offen zu zeigen schienen, wie es Brefford selbst allein durch seine Kommentare offen legte, diese Weltorganisation, die ohne weiteres die Organisation, welche er jagte, in ihre Schranken wies, soll in die Knie gezwungen wurden sein... von zwei jungen Frauen??

Von zwei Attentätern, ja, aber dennoch, er hat sie ja kennen gelernt. Er hat sie gesehen, hat ihre Art erlebt, Mireilles Blick, als sie die Taschenuhr ihrer Mutter besah, Kirikas Lachen, als sie Sonoko und Ran von früher her erkannte... das war echt. Nicht gerade das Wesen eines gnadenlosen Killers. Dann auch wieder Kirikas plötzlicher Angriff im Restaurant auf den Giftmörder dort.

Das hatte ihn schon zu der Ansicht gebracht, sie wären in einem entsprechenden Arbeitsumfeld.

Aber... selbst, wenn jede Gefühlsregung gespielt war, wenn sie nicht nur in ihrem Metier Spitze waren, sondern auch hochintelligent, irgendwie schien es ihm fast absurd, dass sie die Soldats besiegt haben sollen.

Zumal... diese waren ja immer noch da!

'Es ist eines, es mit einer Organisation dieser Größe aufzunehmen... aber wenn diese danach weiter existiert, müsste sie doch auf Rache sinnen, oder nicht?

Hier klingt es ja fast eher so, als würde er sie deswegen bewundern und nicht verachten. Oder ist die Existenz der Soldats ab diesem Punkt eine Lüge? Quatsch, wenn Brefford nur noch so tun könnte, als gebe es dieses Imperium an Macht, das er sich angehäuft hat, dann könnte er kaum von mir wissen. Es ist alles noch zu wirklich da.'

Er blieb im Reihum seiner Überlegungen letztlich immer wieder bei einem Punkt hängen.

'Mireille Bouquet und Kirika Yuumura... sollen die besten Profikiller der Welt sein?'

Es wollte nicht in seinen Kopf. Und je mehr er es zu verstehen versuchte, desto mehr verwirrte ihn seine eigene Erkenntnis.

'Warum diese Position als Lehrerin? Tarnung? Es scheinen doch eh alle wesentlichen Personen zu wissen, wer sie sind. Oder weiß die Organisation nur, dass Noir mit Les Soldats im Bunde ist, nicht aber, dass es gerade diese beiden Frauen sind?

Was hat es denn nun mit den Eltern von Mireille auf sich, warum sind sie gestorben? Warum gibt es zu ihr noch so viele, zu Kirika aber gar keine Unterlagen? Und warum überhaupt gerade die beiden? Brefford meinte doch, die jetzigen Noir seien im Sinne der Soldats entstanden. Wie haben sie sie ausgewählt, woher haben sie in so jungen Jahren entsprechendes Fachwissen und Praxis her, um als Noir herzuhalten? Und warum wandten sie sich gegen die Soldats, ließen sie am Ende aber leben, obwohl sie mit dem Töten doch nun gar keine Problem haben sollten?

Verdammt, das ist alles viel zu diffus und dafür habe ich jetzt echt keine Zeit! Der Fall muss geklärt werden. Hoffentlich ruft der Professor bald zurück!'
 


 

Auf der blauen Ebene war es nun deutlich lauter geworden, als noch vor zwei Stunden, zu Beginn von Yokos Auftritt. Die Konzertaufnahmen, die sich auf der künstlichen Leinwand der Bühnenabdeckung zeigten, der allgemeine Glaube, die Ereignisse um die Sängerin seien lediglich einer körperlichen Schwäche zuzuordnen und Tanahis ausdrücklicher Wunsch, bei seiner Begrüßung, eine Feier, ein Fest und keinen hochernsten Dinnerabend zu veranstalten, hatte eine beschwingte Atmosphäre erzeugt, die sich quer durch den mittleren freien Kanal des Saales zog, welcher nun als Tanzbereich fungierte. Nicht für Walzer, versteht sich. Rege Gesprächsamkeit, wo möglich, machte sich breit, die Bar und das Buffet waren unter ständiger Benutzung und lediglich in den Seitenbereichen fand sich ein toter Winkel der Verstärker, in denen man den Ausblick auf die südjapanische Küste oder in die tiefe Nacht des freien pazifischen Ozeans ungestört genießen konnte.
 

Sonoko und Ran standen an dieser Fensterfront der zur Küste ausgerichteten Seite des Schiffes. Die Lichter in der Ferne wurden merklich weniger und wichen einzelnen Leuchttürmen.

„Sind wir etwa schon an Miyazaki vorbei?“, sinnierte Ran vor sich hin, die aufkommende Finsternis um das Schiff ausmachend.

„Vermutlich. Herr Tanahi meinte doch bis etwa zehn Uhr die Küste so weit abgefahren zu haben, also müssen die großen Lichter, da hinten, Miyazaki gewesen sein. Das heißt, dass wir vermutlich bald auf die offene See wenden, wo immer er da auch hin will...“ Leicht genervt verloren sich ihre letzten Worte in der Tiefe, drangen dennoch aber deutlich an die Ohren ihrer Freundin.

„Du, Sonoko, sag mal, was meinst du, was er damit meinte?“ Ganz neugierig sahen die großen Augen Rans in das verwirrte Gesicht der Suzuki Tochter.

„Hm? Du meinst... Tanahis 'große' Überraschung?“

„Mhm, mhm.“, lächelte sie mit freudigstem Grinsen zurück, bekam aber plötzlich so ein melancholisches, fast trauriges Resignieren als Antwort. Schließlich wich Sonoko aus, blickte in die Dunkelheit der Nacht, in der Hoffnung, Ran würde nicht die Reflexion im Glas sehen.

„Nein... nein, hab ich ehrlich gesagt noch nicht. Es... interessiert mich auch nicht wirklich.“

„Was?“ Mit einem Ruck an den Schultern drehte Ran ihre Freundin zu sich um und sah ihr tief in die... verquollenen Augen. Wollte Sonoko nicht über das Thema reden, hatte sie den Versuch soeben gründlich in den Sand gesetzt..

„Ach... du meinst wegen...“ Sie trat näher an ihre Freundin heran und flüsterte, als ob sie jemand hören könnte.

„... der Sache mit Neptunia?“

Etwas zögerlich nickte Sonoko stumm.

„Mach dir da mal keine Sorgen, Yoko wird doch jetzt ganz offiziell auf der Krankenstation des Schiffes von mehreren Polizisten bewacht.“

„Ja, eben, das legt doch nahe, dass es nur ein Ablenkungsmanöver war.“, konterte diese fast überhastet ohne Reaktionszeit.

„Du... glaubst also auch, es geht nicht um Yoko?“

Erneut zögerte sie, erneut schien sie etwas sagen zu wollen und entschied sich dann um.

„N... Nein, eigentlich weiß ich nicht, was ich glauben soll. Klingt blöd, schon klar, aber das war nur so ein Gedanke von mir. Ich möchte nicht dauernd in solche Fälle mit dir, Conan und deinem Vater reingezogen werden. Das... das ist doch nicht das Leben eines Teenagers! Andererseits... will ich auch nicht, dass dir etwas passiert, Ran. Du bist meine allerbeste Freundin, ich kann einfach nicht mit dem Gedanken leben, dass dir etwas zustößt bei einem dieser Fälle. Deswegen... kann ich jetzt nicht mehr über die Schifffahrt nachdenken, euer Fall will mir nicht aus dem Kopf. Ich hab einfach ein ungutes Gefühl..., wenn ich dich damit allein lasse.

Verstehst du überhaupt, was ich sage... wahrscheinlich nicht, es ist alles Unsinn...“ Sie musste unwillkürlich an ihre Augen fassen, sich eine Träne abwischen.

„Ich... ich meine nur, Ran, ich werde niemals... niemals dich in deinen Problemen allein lassen, wenn du mir nur vertraust. Du hast nichts erzählt von deiner Einladung, ich auch nicht, ok, aber von dem Fall... wie soll... wie soll ich dir denn dann helfen...“

Sie stockte... spürte auf einmal die Arme ihrer Freundin, wie sie sie langsam umschlossen, und ihre Stimme, die leise an ihr Ohr säuselte.

„Bitte, Sonoko..., ich verstehe dich sehr gut. Und ich danke dir vielmals.

Denn... du weißt doch... dass auch du meine beste Freundin bist. Darum... kann ich dich doch nicht unnötig so einer Gefahr aussetzen...“

Ein schwaches ironisches Lächeln trat in beide Gesichter.

„Das waren dann wohl... zwei Geister ein Gedanke, was?“, scherzte Sonoko halb hustend.

Ran wollte zustimmen, als sie scharf die Luft einziehen musste, um sich selbst zu beruhigen.

'Ich kann dich doch nicht der Gefahr aussetzen und dich in meinen... oder Shinichis Fall reinzuziehen, Sonoko...

Würde... würde Shinichi das tun? Nein, sicher nicht, er würde niemanden freiwillig in so einen gefährlichen Fall involvieren... auch mich nicht?'

Die Erkenntnis unterdrückte sie unwillkürlich, auch wenn sich ein zartes Rot auf ihren Lippen zeigte, während sie Sonoko wieder losließ. Unbemerkt, dass diese ein kleines Lächeln ausstieß.

'Na endlich! Sie fängt an, es zu verstehen.'

„Du, Ran? Vergiss den Fall, vergiss, was hier passiert ist, und was noch passieren könnte. Das geht deinen Vater und die Polizei was an, nicht dich. Lass uns lieber mal die mysteriösen Suiten auskundschaften!“

Wie aus dem Nichts hatte Sonoko scheinbar ihre Fröhlichkeit zurück und wirbelte gekonnt am Zeigefinger ihrer rechten Hand einen großen, aber dennoch grazilen Schlüssel mit einem entsprechend klobigen Bund dahinter durch die Luft.
 

„Ah, Sie haben also eines der begehrten Zimmer ergattert, wie ich sehe.“

Mit freudigstem Lächeln und galanter Souveränität, die nach außen jede Spur der Ereignisse um Yoko vertuschte, kam Herr Tanahi, begleitet von Kogoro und den Kommissare, Yokomizo auf sie zu.

„Die waren wirklich sehr schnell weg, wie man mir sagte. Ich hoffe, dass wenigstens die Hälfte der Schlüssel nicht am Ende als Souvenirs dieses Schiff verlässt.“

Der Satz kam zwar mit zutiefst ernster Miene und Ton, wurde aber sofort danach vom allgemeinen Gelächter zerstreut.

„Herr Tanahi, Kommissar Yokomizo und Yokomizo, Paps, dein Anzug sieht wirklich genau wie der alte aus.“ Ran wirkte eher aufgebracht mit diesem Kommentar, aber es fiel ihr im Affekt nichts anderes ein.

„Den Dank solltest du an Herrn Tanahi weiter reichen, beziehungsweise an das Modelager der Ocean Goddess. Auch Miss Vineyards Kleid war exakt wie ihr Original, trotz dieses etwas pathetischen... schwarz.“

Unwillkürlich kam er wieder ins Grübeln.

„Ist etwas, Herr Mori, ist Ihnen etwas aufgefallen?“ Sango Yokomizo war wie immer sehr hinter jedem Hinweis her, den ihm der große Meisterdetektiv geben konnte, nur wandte er sich diesmal wirklich an den falschen.

„Ich denke nur die ganze Zeit, ich hätte sie schon mal früher irgendwo gesehen. Und nicht im Fernsehen oder der Zeitung oder so, sondern in real. Ich war eigentlich nur einmal auf Einladung einer Mitschülerin meiner Frau in den USA, da bin ich ihr definitiv nicht begegnet. Und ansonsten war ich eigentlich nie in einem Land, in dem eine blonde Frau wie sie unauffällig wäre. Und jetzt fällt mir auch ein, sie war damals auch schwarz gekleidet, meine ich zumindest... hm...“

Je mehr er sich in seinen Gedanken verlor, desto wütender wurde der ältere Kommissar.

„Herr Mori, hätten Sie die Güte, Ihren Fokus auf den aktuellen Fall und nicht auf irgendwelche Begegnungen mit Prominenten zu legen?!“

„Äh... was... ja... schon klar, Herr Kommissar, aber... wir...“

„Wie geht es denn Yoko nun?“ Endlich warf Ran die Frage in den Raum, die sie eigentlich gleich stellen wollte.

„Sie ist eben aufgewacht und wir haben sie so weit ins Bild gesetzt, wie das irgendwie ging. Sie meinte, sie wäre wirklich auf der Bühne zusammen gebrochen, wie es Conan gesagt hatte.

Es geht ihr jetzt wieder gut, aber sie war damit einverstanden, dass sie das Krankenzimmer nicht verlässt und dort zwei Wachmänner bleiben. Damit können wir sowohl ihr nun wohl den besten Schutz geben, als auch verhindern, dass bekannt wird, was wirklich passiert ist. Es wird sie kein Paparazzi mehr stören.“

„Das freut mich. Dann ist zumindest bei ihr jetzt nichts mehr zu befürchten...“

Sie hielt inne, sah die ernsten Gesichter der vier Herren, und wusste augenblicklich, da kam noch etwas. Es war nicht das vorläufige Ende, genau wie es Sonoko geahnt hatte.

„Tatsache ist...“, begann Kogoro erneut ruhig, als er Rans Blick einen Moment abwartet, „...dass wir jetzt nur wissen, dass es keine leere Drohung war, was aber eigentlich schon vorher fest stand.

Die Säuren haben sich als solche bestätigt, ebenfalls, wie es Conan... vorhersagte... äh... wo ist der kleine Quälgeist eigentlich?“

„Conan? Der war doch vorhin weg gerannt, weil sein Handy gepiept hat, oder Ran?“

„Ähm... ja, aber müsste er nicht schon längst wieder da sein?“

Missmutig, ja direkt grantig stemmte Sonoko ihre Arme in die Seite.

„Dieser Junge ist doch wirklich schlimmer als zehn Säcke Flöhe! Ran, du musst echt mal was sagen, sonst wird er nie erwachsen.“

„Ja... aber... aber er ist doch auch noch nicht erwachsen. Und außerdem...“ So sehr sie es versuchte, sie konnte nicht unterdrücken, dass sich ihre Wangen ein wenig verfärbten.

'Es ist nunmal... ein Fall und er eben... ein Krimispinner.'

Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen und nach vorne geschubst. Sich verwirrt umdrehend starrte sie in Sonokos verkrampften Blick.

„Na los, nun such ihn schon!“, kam es genervt. Doch in diesem Moment meinte sie, ein Lächeln, ein verständnisvolles, warmes Lächeln auf den Lippen Sonokos zu erkennen. Eines, das in diesem Augenblick Ran erzittern ließ.

'Sie weiß über Conan Bescheid?'

Schließlich nickte sie nur kurz und machte sich dann auf den Weg, ihn zu suchen.
 

„Ihre Tochter ist wirklich sehr nett, Herr Mori.“, stellte Tanahi lächelnd fest.

„Sie scheint sich um absolut jeden zu sorgen und zu bemühen. Eine seltene Erscheinung heutzutage.“

„Äh... ja, sie ist was besonderes, eigentlich sollte ich sie gar nicht so oft zu solchen Fällen mitnehmen, das ist für sie wirklich keine Umgebung.“ Kogoro sprach mehr vor sich hin, wandte nur kurz den Blick zu seinem sich entfernenden Mausebein um.

„Aber sie wollte unbedingt mit, wohl auch wegen Chris Vineyard.

Dabei fällt mir ein... was ich schon länger fragen wollte, Sie sind alleine hier, haben Sie keine Familie, Herr Tanahi?“

Man merkte, wie die simple Frage den gefassten Mann ins Wanken brachte. Er wandte sich zum Fenster um, sah in die Dunkelheit und verfolgte das Mienenspiel Kogoros. Dieser seinerseits erkannte die Trauer im Gesicht des Milliardärs.

„Oh... bitte entschuldigen Sie meine Indiskretion, ich sollte nicht...“

„Nein schon gut, das ist keine Indiskretion, Herr Mori.“, unterbrach er ihn ruhig, langsam und fest.

„Natürlich habe ich eine Familie. Dieses Schiff war damals, vor zehn Jahren, auch als Geschenk für sie gedacht. Ich wollte mit meiner Frau und meiner Tochter hier, auf diesem Schiff, über die Meere gleiten, fernab der Welt. Wenn ich mal alt bin.

Aber... die Welt hat mich eingeholt, bevor das Schiff fertig wurde.

Meine Frau verstarb vor vier Jahren bei einem Unfall. Und meine Tochter... nun, sie hat sich von mir entfernt danach, ihren eigenen Weg gesucht, und nun... konnte sie nicht mehr kommen, wie sie es formulieren würde, sie hatte wichtigeres zu tun. Sie hat die falschen Entscheidungen getroffen, und muss mit den Konsequenzen leben.“

Dann hielt er erneut inne, änderte seine Gedankenrichtung.

Immer verfolgte ein Augenpaar diese Wege und deutete sie. 'Sie hat ihren Wege gewählt, Herr Tanahi. Aber akzeptieren Sie es, so wie Sie behaupten?'

„Sagen Sie, Herr Mori, haben Sie schon erraten, was ich den Gästen, auf diesem Schiff noch besonderes zeigen will?“, fing er schließlich wieder an, seinen Faden neu aufzunehmen.

Dieser schaute zunächst etwas verwundert drein, blickte dann aber selbst hinaus in die Dunkelheit.

„Ich denke, ich weiß es, aber es ist doch schon fast Herbst. Das dauert doch noch eine ganze Weile?“

„Das Warten ist es aber wert. Glauben Sie mir. Ich habe es als Kind, auf einem Schiff mit meinem Vater noch, erlebt und damals davon geträumt, es den Leuten der ganzen Welt zu zeigen, diesen Anblick, den unsere moderne Zivilisation mit all ihren prachtvollen Bauten verbannt hat.

Er hat mich damals für immer mit dem Meer verbunden und nun... soll das Meer mich auch von dieser Welt lösen.“

So poetisch seine Worte klangen, so schockiert sahen ihn mit einem Mal die anderen an.

„Wie... wie bitte?“

„Mich bindet nun, nachdem ich meine Frau... und auch meine Tochter verloren habe, nicht mehr wirklich etwas an den festen Boden. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin nicht Kapitän Nemo, der mit dieser dekadenten Welt Schluss machen will. Sonst würde ich ja keine Gäste auf mein Schiff lassen. Aber ich sehe keinen Grund mehr, mich an Land zu begeben.

Ich werde dieses Schiff... nie wieder verlassen.“
 


 

Conan schrak in seinen Gedanken hoch, als erneut sein Handy zu vibrieren begann. Eigentlich waren es nur etwa fünfzehn Minuten seit dem ersten Anruf, aber dem kleinen Detektiv mit seinen rasenden Gedanken schien es wie Stunden vorgekommen zu sein.

„Herr Professor?“

„Shinichi, bevor du nachher wieder abrupt auflegst, ich habe dir noch etwas wichtiges mitzuteilen, also lass gefälligst deine Ohren am Hörer, klar?“

So wütend, wie der Professor klang, wagte es Conan auch gar nicht zu widersprechen.

„Äh... Ok... Also, was ist nun mit Doctor Coldwell und Karana Electronics?“

„Nun, also was ich herausfinden konnte, ist folgendes: Alexandra Coldwell ist eine der meistgeachtetsten Meeresbiologen der Welt, aber früher war sie auch eine sehr engagierte Umweltaktionistin. Sie machte mehr, als ab und zu gegen ein Kernkraftwerk zu demonstrieren, wenn du verstehst, was ich meine.“

„Sicher, und dabei geriet sie dann auch mal mit Karana Electronics zusammen?“

„Genau, vor 15 Jahren, als Karana Electronics Kabelverbindungen zwischen mehreren Philippinen Inseln baute und dabei mehrere Korallenriffe zerstörte. In der Folge ist die damals siebzehn jährige Alexandra Coldwell mit Hilfe einer Umweltorganisation in den flachen Gewässern getaucht, hat Bilder gemacht, Proben der abgestorbenen Korallen und der dortigen Flora und Fauna im allgemeinen mitgenommen und vor der philippinischen und der japanischen Regierung offen ausgebreitet. Da aufgrund der touristischen Bedeutung der Natur in dieser Region die Umweltgesetze relativ strickt sind und auch die Meinung bei der Bevölkerung in diesem Punkt sehr einhellig ist, wurde Karana Electronics der Auftrag entzogen und sie mussten sogar auf eigene Kosten die Anlagen zurück bauen.

Coldwell konnte als Minderjährige nicht dafür angeklagt werden, dass sie eigentlich an unbefugten Stellen tauchte und wurde so berühmt. Diese Reputation hat ihr beim Studium geholfen, wenn auch sie dadurch ruhiger wurde. Dennoch meinen einige Kollegen, dass sie jederzeit wieder zu solch einem Verhalten fähig wäre.“

„Hm... Also kann man durchaus sagen, Karana Electronics hat sie immer noch auf dem Kiecker, was?... WAS?!“
 

In diesem Moment wurde ihm unsanft das Handy vom Ohr weggerissen.

„Also Conan, echt jetzt, wie lange willst du denn noch telefonieren und das auch noch hier in dieser Dunkelheit. Das ist doch schlecht für deine Augen!“

Ran beugte sich zu ihm runter und sah ihm streng in die Augen, was ihm zu seiner eigenen Verwunderung eine leichte Röte ins Gesicht trieb. Er war doch eigentich mittlerweile daran gewöhnt, wenn sie ihn als Kind ansah.

'Was ist das nur heute? Immer wenn ich Ran ansehe, wird mir so komisch? Macht das das Kleid?'
 

„Hey Shinichi, Shinichi, was ist?“, tönte es verwirrt aus der kleinen Sprechanlage des Telefons.

'Oh nein, nicht auch noch das, Professor, nicht mein Name!'

„Shinichi? Ist Shinichi etwa bei Ihnen, Professor?“ Gespielte Naivität fiel der Oberschülerin relativ einfach, empfand sie selbst, immer ein Auge auf den kleinen Jungen gerichtet, der auch im fahlen Licht dieser Ecke sichtbar blasser im Gesicht wurde.

„Was Ran, du bist das? ...Ist... ist Conan bei dir?“ Er hatte hörbar Mühe, die Ruhe zu bewahren, es war ja auch schon später am Abend. Bis plötzlich sich im Hintergrund jemand meldete...

„Ja, ich bin auch mal wieder daheim, Ran. Wollte eigentlich im Fernsehen mir die Jungfernfahrt der Ocean Goddess ansehen, aber du hast da wohl Logenplätze bekommen, was?“

'Shinichi? Aber wie... Natürlich, er spielt wieder mit mir. Träum weiter, so leicht legst du mich nicht schon wieder rein, Freundchen!'

„Na toll, da bist du einmal zu hause und sagst mir nicht einmal vorher Bescheid?!“, meckerte sie ins Handy. Da brach auf einmal am anderen Ende der Verbindung ein Streit zwischen beiden Stimmen aus.

„Hey, Shinichi, du kannst mir doch nicht einfach das Telefon aus der Hand nehmen!“

„Warum nicht, Sie wollten doch Conan was sagen, und wenn Ran dazwischen funkt, dauert das nur unnötig lange. Sie wird doch nie fertig!“

„Das kann ich ja wohl selbstständig regeln, da funkst du gerade mehr dazwischen.“

„Das ist immerhin mein Haus und glauben Sie mir, da kennen Sie Ran nicht gut genug für, wenn Sie glauben, da nochmal ran zu kommen!“
 

„Jetzt ist aber gut ihr beiden, Schluss mit dem Unsinn!“, schrie Ran in den Hörer. 'Sie brauchen sich nicht so anzustrengen, Professor, das klappt nicht, ich habe Sie und Conan längst durchschaut!'

„Entschuldige, Ran!“, kam es gleichzeitig von beiden Stimmen verschreckt zurück, was Ran noch viel mehr erschreckte.

'Wie... wie konnte er denn... gleichzeitig... beide Stimmen machen? Ist der Professor Bauchredner? Aber selbst die können doch nicht zwei Stimmen gleichzeitig erzeugen, das geht nicht! Ist... ist meine ganze Überlegung etwa doch... falsch?'

Sie hielt das Handy fest umklammert, schaute völlig verwirrt zwischen diesem und dem kleinen Jungen, der ebenfalls verwirrt wirkte, hin und her. Schließlich holte sie tief Luft, ohne sich wirklich zu erholen.

„C...Conan? Der Professor... wollte wohl noch was... von dir. Komm dann bitte sofort mit, ja?“ Damit reichte sie ihm das Handy, blieb aber stehen. Sie drehte sich nicht um und ging, wie man es sonst von ihr kannte, sie stand da und beobachtete, wie der kleine Junge das Handy nach einigem zögern wieder an sich nahm.

„Pro...Professor?“, begann er mit lieblichstem Kinderton, ein Zeichen, er möge ihn nun nicht Shinichi nennen.

„Was wollten Sie denn noch so wichtiges von mir? Ran wartet schon.“

Der alte Mann überlegte kurz und wandte sich zum Telefonapparat um, auf dem es noch immer rot leuchtete.

„Es kam gestern Abend noch eine Nachricht auf dem AB für... Shinichi, die du dir mal anhören solltest, Conan.“

„Ich... mir anhören? Von wem ist sie denn?“ Aber der Professor antwortete gar nicht mehr, sondern legte den Hörer so ab, dass Conan die Nachricht direkt hören konnte.

„Hallo? Hallo, Shinichi Kudo?“

'Rans Mutter!', durchfuhr es ihn schlagartig. Ihre Stimme klang wackelig, sogar etwas ängstlich.

„Ich bin es, Eri... Kisaki. Tante Eri, wie du früher sagtest. Rans Mutter.

Ich weiß..., du bist gerade mit einem Fall beschäftigt, der dich sehr in Anspruch nimmt... aber ich hoffe, dich erreicht diese Nachricht rechtzeitig.

Du weißt... denke ich doch... dass Ran viel von dir hält... und ich respektiere das. Sie muss ihre eigenen Entscheidungen treffen und daran kann ich nur bedingt etwas ändern. Auch... wenn sie dir helfen will... nicht...“

Mit jedem Satz schien ihre Stimme brüchiger zu werden, man hörte sie fast heulen.

'Mir... helfen?'

„Aber...“ Sie holte mehrfach Luft, bevor sie den Satz vollendete.

„Wenn ihr... irgendetwas... deinetwegen zustößt, Shinichi Kudo, dann werde ich dich persönlich dafür zur Verantwortung ziehen, ist das klar?!“

Warten auf Doktor Coldwell

Hallo an alle Lesenden,
 

ich hoffe, ihr hattet eine wunderschöne Weihnachtszeit, je nach Wunsch mit viel oder wenig Schnee, viel, oder noch viel mehr Süßigkeiten (Sensation bei mir, sie ist noch nicht alle ^.^), und ihr seid nun bereit für das Jahr 2009! *Muhahaha*
 

So, dann also zurück zu meiner sich irgendwie weiter als geplant entwickelnden FF. Nach jetzigem Stand gehe ich nun eher von alles in allem 18 Kapiteln aus...

Was für eine horrende Misskalkulation meinerseits, ich bin beschämt und stehe doch noch hier. -_-'
 

Stehen geblieben waren wir, falls es schon etwas entschwunden sein sollte, bei dem Anruf von Eri bei den Kudos. Damit der Einstieg besser klappt.
 

Ich wünsch euch an dieser Stelle nun noch einen guten Rutsch ins neue Jahr und wir lesen uns hoffentlich in 2009 wieder!
 

Bis dann, viel Spaß beim Lesen,

lG, Diracdet
 


 

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Kapitel 10: Warten auf Doktor Coldwell
 

„Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt, ja?“

Ein lautes Knallen des Hörers, gefolgt von dem systematischen Tuten nach dem Auflegen beendete die Aufzeichnung von Eris Anruf.

Conan hatte diese letzten Geräusche schon gar nicht mehr richtig wahrgenommen, seine Gedanken, die eigentlich immer noch zwischen dem Fall Neptunia und Noir hin und kreisten, waren mit einem Schlag bei der Person, die vor ihm stand und ihn direkt ansah. Und er musste diesem Blick nun standhalten.

'Meinetwegen... etwas zustößt? Ran... was... hast du vor?' Er wusste kaum mehr, wo ihm der Kopf stand. Es überrollte ihn allmählich eine riesige Welle, meinte er.

Was denn noch alles auf einmal?! Selbst der große Atlas, der die Last des Himmels zu tragen hatte, konnte sich darauf verlassen, dass Zeus ihm nicht aus Schadenfreude noch ein weiteres Gewölbe auf den Rücken drückte, um zu sehen, wie er darunter zusammenbrechen würde. Ihm aber, dem kleinen Jungen, wurden in diesem Moment die Schultern schwer.

'Neptunia... Vermouth... Les Soldats... Noir... Ran...!' Er hätte etwas frische Luft vertragen können, ihm war schwindelig, aber die gönnte ihm die Oberschülerin jetzt nicht. Sie war durch das plötzliche Auftauchen Shinichis beim Professor für kurze Zeit aus der Fassung geraten. Sie verlangte nun eine Antwort, wenigstens... dieses eine Mal war klar, was Priorität für Conan hatte.

„Wow, Professor, so toll wird Ihr neues Computerspiel? Das wird ja der Riesenhammer, mir steht der Mund offen!“

Es war die Standardantwort, ja. Es war die Antwort, mit der er Ran so oft schon über den Inhalt der Gespräche mit Professor Agasa angelogen hatte. Die Lüge... nein, eine der vielen Lügen, die aber doch immer wieder zu stechen schien... bis heute. Ein ganzes Netz dieser Lügen umgab den kleinen Jungen, wie ein Schutzschild, aber eben doch auch ein Netz, welches ihn gefangen hielt.

Die Brille, die er angeblich immer zum sehen brauchte, auch wenn er sie, seitdem Ran ihn ohne gesehen hatte, gelegentlich abnahm.

Das Fernsehen, welches ihm angeblich das umfangreiche Fachwissen der pathologischen Medizin in die Hände spielte, obwohl er nicht oft fern sah. Und selbst wenn, so konnte man feststellen, dass es ihn selten interessierte.

Die kindliche Neugier, unschuldig genug, vorm Anblick einer Leiche nicht halt zu machen, die ihm die Beobachtungen ermöglichte. Nun gut, technisch war das nicht mal richtig eine Lüge, da ihn die Neugier manchmal mehr als ein höheres Motiv wie Gerechtigkeit antrieb zu solchen Taten.

Die Selbstverleumdung, die den von der Masse gesuchten, strahlenden Helden stets auf eine andere Person fixierte und ihn, den wahren Detektiv, aus dem Rampenlicht beförderte, welches er einst so genoss.

Und das eben, die Spielereien, die ihn immer wieder zu Leuten trieben, denen er in Wahrheit sein Geheimnis aus dem einen oder anderen Grund anvertraut hatte.

Das alles waren längst so einstudierte Gesten, wie es die Akteure der Schauspielkunst, aber auch die allgemeine Prominenz an Bord dieses Schiffes, erlernt hatten und ohne eine Miene zu verziehen dem naiven Publikum darbieten konnten.

Eine Farce, wenn man es durchschaute, aber ein Stück heile Welt, von dem man nicht loslassen mochte, wenn man daran glaubte.

Ran wollte glauben. Dieser eine Aspekt, die inneren Hoffnungen dieses jungen Mädchens, hielten die kleine Flamme am Leben für die Existenz von Conan Edogawa. Sie allein ließen ihre Überlegungen immer im Sand verlaufen, ihre Überzeugungen sich in Selbstzweifel verkehren und den klaren Verstand sich selbst verleugnen, wie es Shinichi andauernd tat.

Die Ironie trieb mit ihnen wirklich ein komisches Spiel, ging es Conan durch den Kopf.
 

Etwas drängendes, um Erklärung bittendes stand in Rans Gesicht. Etwas, dass aber nur von jemandem erkannt werden konnte, der sie kannte. Genau kannte, genau genug, um zu wissen, dass sie nicht so dreinschaute, so... neutral. So ohne eine innere Regung, ohne ein Gefühl scheinbar.

Fast kalt, so sähe es wohl ein unbeteiligter.

Kalt... wie gefühlskalt. Kalt... wie der Blick, der sich nicht über die Ungerechtigkeit der Welt entrüstete, sondern sie hin nahm, ohne Regung.

Kalt... eben unmenschlich.

Aber er war kein Unbeteiligter, er war... Conan Edogawa... Shinichi Kudo. Er kannte dieses Gesicht, diese Augen, schon seit sie so klein war, wie er jetzt. Diese reinen, weltoffenen, fröhlichen Augen, die die Trauer versteckten und nach außen keine Spur von Dunkelheit zuließen. Zumindest fast nie.

Wenn diese Augen wirklich kalt würden, würde die Welt wohl dem Untergang entgegen sehen. Die Menschheit hätte versagt, sich selbst etwas lebendiges im Herzen zu erhalten. Nicht wegen ihr allein, aber wegen dem Symbol der Niederlage des Guten gegenüber der Finsternis.

Nein... nein, ihre Augen waren nicht kalt, sie waren... unentschlossen. Die Zeit ruhte in ihnen, weil der Mensch ruhte, verharrte, denn er wusste nicht weiter. Der Weg hatte sich überraschend geteilt und nun stand wie immer die Frage nach dem 'richtigen' Pfad, der zu beschreiten wäre. Wie es einst Hamlet erging, so war nun auch Ran an dieses Problem gebunden, eine Entscheidung zu treffen, ohne zu wissen, welche Konsequenzen der Weg mit sich brachte.

Die Gabelung in ihrem Fall hatte einen klaren Namen: Shinichi Kudos Stimme. Die wie aus dem Nichts aufgetauchte Stimme beim Professor, die sie so genau in jeder Hebung und Variation, in jedem Ton erkannte, dass sie sich nicht täuschen konnte, das war Shinichi! Und gleichzeitig stand genau diese Person, so ihre Meinung, in jenem Moment vor ihr.

Nun war die Frage: Weiter gerade aus, den Weg der Dunkelheit weiter gehend, der diesen Shinichi Kudo verschluckte? Das hieße, ohne eine direkte Erklärung, dieses Ereignis überhören, ihren eigenen Ohren misstrauen. Es war nur ein Trick, der es dem Professor und Conan ermöglichte, Shinichis Stimme zu imitieren. Dann war die Lüge des Jungen offensichtlich, das Netz, das ihn umgab für sie fast sichtbar, eigentlich alles so einfach, mochte man meinen.

Und dennoch...

Oder aber die Abzweigung, die eigentlich eine Umkehr war. Zurück zum Status Quo, eine weitere Verleumdung ihrer eigenen Einschätzung der Dinge. Es war nicht so, dass ihr dieser, von dem Licht der vertrauten heilen Welt erhellte Pfad missfiel, er wirkte beruhigend.

Und dann wieder... zerstörerisch, von innen heraus. Sie lag wieder falsch, ließ sich ein weiteres mal von ihrer naiven Vorstellung, die sie selbst oft zum Teufel wünschte, verleiten. Hatte erneut einem unschuldigen kleinen Jungen, der ihr ans Herz gewachsen war, vorgeworfen, er würde sie hinterrücks täuschen, wäre ihr Freund, um den sie sich – vor seinen Augen – Sorgen machte. Solche Anschuldigungen ohne Beweis auszusprechen war unfair, ungerecht, sie war ungerecht, dass sie es überhaupt tat. Und jedes mal, wenn sich dieser Irrtum manifestierte, drang es wie ein stechender Schmerz bis tief in ihr Herz. Es war falsch, es war bösartig falsch, eine falsche Beschuldigung!

Nur... diesmal war es anders, irgendwie anders. Nie zuvor war sie so überzeugt von ihrer Meinung gewesen, hatte so unerschütterlich an sich geglaubt. Sie hatte es doch gesehen, die Ausläufer dieses dunklen Weges. Den Mann in schwarz, der im Tropical Land umher schlich und sogar Jodie Starling vom FBI Respekt einflößte... Gin. Der andere Mann, der aus dem Hinterhalt erschossen wurde, nachdem er selbst versuchte, Conan zu töten... Wodka. Jetzt die Tochter von Sharon Vineyard... Vermouth, die versuchte, Ai zu töten. Fudo Nakano, der von einem Unbekannten erschossen wurde, es waren einfach zu viele Dinge, das konnte doch nicht alles Einbildung sein. Conan Edogawa war in diese Dinge involviert. Und mit ihnen vertraut. Er war kein normaler Junge!

Ein Funke glitt durch ihre Augen. Fudo brachte sie zurück zu Mamoru. Mamoru und seine Worte zu Rans wiederholter Vermutung, Conan wäre Shinichi.
 

'Du bist nicht dumm, Ran. Wenn du mehrfach überzeugt wurdest, dass du dich irrst, würdest du doch nicht ohne Grund erneut davon anfangen. Also musst du diesmal schon ein sehr bedeutsames Argument haben. Ich glaube nicht, dass du dich nochmal geirrt hast.'
 

Das Funkeln konnte Conan sofort erkennen, sie hatte sich entschieden, eine winzige Änderung im Schein der Augen formierte ein völlig neues Bild von ihr.

„R-Ran?“, fragte der Junge zögerlich, als ihr ein warmes Lächeln auf die Lippen kam.

„Das freut mich für dich, mein Kleiner. Du kannst dir das neue Spiel vom Professor sicher bald angucken. Und jetzt komm.“

Damit drehte sie sich um und wollte den ersten Schritt machen, als er sie aufhielt.

„Warte, Ran!“ Diesmal war kein kindliches Stimmchen mehr zu hören, es war diese Art Stimme, die sie von Conan aber auch schon kannte, wenn auch sie diese nur sehr selten vernahm. Diese ernste Stimme, die eigentlich nicht kindlich wirkte, verriet, was für ein ausgebildeter Charakter dahinter sich versteckte. Er nahm diese Stimme an, wenn es wichtig war. Er hatte sie damit öfters getröstet, ihr Mut gemacht, oder aber in ihrem Denken bestärkt.

Der Grund, dass er sie nun wählte war offenkundig. Er wusste, wie sie sich entschieden hatte.

„Was ist denn noch?“ Keine, auch nur gespielte Ungeduld lag in ihren Worten, sie war wieder so offen, wie eh und je, wenn auch sie sich nicht zu ihm umdrehte. Sie hatte wieder ihren Weg eingeschlagen. Den in die Dunkelheit.

„Du... du irrst dich.“ Die Stimme war die gleiche, aber die Souveränität von einem Bruchteil einer Sekunde früher war verschwunden. Und auch bei ihr verblasste augenblicklich das Lächeln, das wusste er, ohne ihr Gesicht zu sehen.

„Ich... bin nicht der, für den du mich hältst.“ Ein gewagtes Spiel, das war es ohne Zweifel. Er ging in die Offensive, in dem Moment, in dem sie am Zuge war. Denn genau da lag das Problem. Ran hatte irgendetwas vor, so viel konnte er Eris Nachricht entnehmen. Und dieses etwas war gefährlich. Das konnte er nicht zulassen, er musste handeln. Er war nicht Hamlet, der sich Zeit ließ mit seiner Entscheidung, denn er hatte diese Zeit gar nicht.

Würde Ran nun ihre Rolle weiter spielen, würde sie fragen, für wen oder was er sich denn anderes als Conan Edogawa halte. In dieser Situation... eben ein sehr gewagtes Spiel. Er spekulierte, hoffte, dass sie verstehen würde und zumindest etwas ihre Deckung aufgab.

Und das tat sie.

„Sicher nicht... Zumindest nicht... ohne einen Beweis, das habe ich durch die vielen Fälle von Paps gelernt.“ Ruhig, versucht sachlich und doch sehr melancholisch zum Ende hin formulierte sie ihren Standpunkt.

Umso donnernder die Reaktion ihres Gegenüber.

„Es gibt keinen Beweis für etwas, was einfach nicht wahr ist, Ran!“

Beiden fiel in diesem Moment Mamoru wieder ein. Sein Spruch über die Raben vom Tower. Es war ein Rätsel, so weit war es ihnen von Anfang an klar, aber nun überkam es sie von neuem.

Die Lösung dieses Rätsels... war der Beweis. Der Beweis, dessen Existenz Conan nicht wahr haben wollte. Und wer von beiden sie zu erst finden würde, die Lösung, der entschied auch, wie für Ran diese Frage beantwortet werden würde.

Ein Schauer glitt dem Jungen über den Rücken.

„Und wenn es keinen Beweis gibt, Ran... solltest du auch nicht unüberlegt handeln!“

Tarnung, mehr steckte hinter dieser Aussage nicht. Ein Bluff. Die Täuschung durchziehen, obwohl ihm sein Kopf gerade einhämmerte, es gebe einen Beweis. Vielleicht hatte Ran diese Erkenntnis noch nicht gemacht. Diese hatte im Augenblick gerade mit einem anderen Problem zu kämpfen.

'Weiß er... weiß er etwa, was ich vorhabe? Mama, du hast doch nicht...'

Doch sie hatte... scheinbar. Sie hatte ihm gegenüber etwas angedeutet. Dabei hatte Ran doch von Conan nichts erwähnt, ihn extra völlig außen vor gelassen, um gar nicht erst den Gedanken aufkommen zu lassen, der ihr als Ansatzpunkt schon so viele schlaflose Nächte bereitete.

Sie atmete tief durch, schluckte alle Gedanken runter und fest und unnachgiebig sprach sie den folgenden Satz, den Conan bald schon verfluchen sollte.

„Keine Angst, Conan, ich handle nicht unüberlegt.“

Damit ging sie vorne weg, stolz, erhaben, und zog den kleinen Detektiv unwillkürlich mit sich.
 


 

„Dieser Tanahi ist doch selber nicht ganz wasserdicht!“, schimpfte es den beiden direkt entgegen, als sie sich gerade wieder durch eines der Tore zur Blauen Ebene begaben. Sonoko stapfte entnervt auf sie zu, Unverständnis in ihrem Gesicht.

„Was... was ist denn?“

„Hach...“ Sie klang so, als wollte sie es gar nicht sagen, und dann begann sie unerwartet doch.

„Herr Tanahi meinte gerade, er habe nicht vor, dieses Schiff jemals wieder zu verlassen.“ Sie sprach es bereits mit der Distanz aus, die ihr die Augenblicke des Verarbeitens brachten. Augenblicke, die Ran und Conan ja nicht vergönnt waren. Unwissentlich sah Sonoko gerade ihr eigenes Spiegelbild von vor wenigen Minuten im Antlitz ihrer Freundin.

„Wie... wie bitte?“

Ja, es war die gleiche Miene, verbunden mit dem gleichen Unverständnis. Aber das hätte wohl jeden bei dieser Aussage erfasst. Ein Lächeln huschte kurz über die Lippen der Suzuki-Tochter und sie fing sich wieder.

„Er sagte, das Leben... äh nein, eigentlich eher das Festland... habe ihm übel mitgespielt, ihm Frau und Tochter genommen und deswegen wolle er nun nicht mehr dieses Festland betreten, sondern auf ewig an Bord dieses Schiffes bleiben. Ich weiß ja nicht, aber ein bisschen krank ist das schon, oder?“

„Wie... was ist denn mit seiner Frau und Tochter passiert?“ Conan war endlich wieder etwas klarer im Kopf, die Anmerkung zum Schiffseigner hatte seine Gedanken wieder zum Fall transportiert.

'Er könnte ja auch ein Motiv haben...'

„Du kannst auch nie einfach die Klappe halten, oder?“, kam es schnippisch zurück.

„Also... seine Frau ist vor Jahren bei einem Autounfall gestorben und seine Tochter hat sich mit eigenem Geschäftssinn wohl davon gemacht, so würde ich zumindest seine Worte interpretieren.“

„Hm...“ Mit diesen Worten verschwand Conan auch schon wieder in seine Gedankensphären und ließ die beiden Mädchen alleine stehen.

„Also was nun Ran, die Sui-uite!“ Mit ganz lang gezogener Betonung in der Mitte, einem Blick wie einer erwartungsvollen Katze und einem weiteren Wedeln mit dem Schlüsselbund.

Zögernd, dann aber doch freudig strahlend nahm sie das Angebot an. „Au ja, na los, es ist eh noch über eine Stunde bis zu Doktor Coldwells Vortrag. Conan, du solltest zu Paps gehen und hier nicht so viel rum stromern. Sonoko und ich gucken uns jetzt mal die großen Gästekabinen an.“

Er wollte fast schon 'ja' sagen, sich über die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, freuen, als ihm wieder Eris Stimme in den Kopf fuhr. 'Wenn ihr deinetwegen etwas zustößt...'

„R-Ran, warte, ich will mit, mir auch die Kabinen ansehen!“, schrie er ihr in einer Art hinterher, in der ein kleines Kind seine Mama beim nächstbesten Spielwarengeschäft anflehen würde. Und dieses Betteln hatte eine erstaunliche Wirkung. So überzeugt, wie beide Frauen waren, er würde sich umdrehen und weiter dem Neptuniafall hinterher jagen, so geschockt waren sie über diese plötzliche Sinneswandlung. Sie konnten ihre Münder nicht geschlossen lassen, als sie ihn ansahen.

'Was zum Geier... geht hier vor? Weiß er etwas? Ran?'

Aber die konnte jetzt nichts sagen, durfte es nicht. Es lag etwas zwischen den beiden in der Luft. Eine Spannung, die keinen dauerhaften Status Quo mehr erduldete. Es musste etwas geschehen und das bald. Nur schien Sonoko die einzige zu sein, die das bemerken wollte.

„A... Aber Conan, wir wollten da noch bis fast Mitternacht bleiben.“, versuchte Ran ihn abzudrängen, doch noch von der Kabine abzuhalten.

„Das macht nichts, es passiert doch vorher eh nichts, oder?“ Sturköpfig, aber elegant und so, dass man nichts darauf antworten konnte, so war er.

'Wenn du nicht Shinichi bist, bist du sein Spiegelbild, Conan!'
 


 

„Einen Sherry, bitte!“

Mit einem verführerischen Lächeln auf den Lippen, aber mit Augen, die Unsicherheit verströmten, setzte sich Chris auf einen der freien Plätze an der Bar, gleich neben einem Mann mittleren Alters, der betrübt in seinen Whisky starrte, dann aber zu ihr aufsah.

„Oh hallo! Die große Schauspielerin begibt sich auf das Niveau des einfachen Pöbels herab?“

Eine deutliche Fahne wehte herüber zu ihr, obwohl ihr bereits die Ausspracheprobleme andeuteten, dass ihr Gegenüber – Herr Maehara – nicht mehr ganz nüchtern war.

„Ja.“, kam es entsprechend gelassen von Chris zurück, mit einem leichten Grinsen in Richtung des Barkeepers, der sich keinerlei Mienenspiel dazu gönnte. Sie hatte vorläufig ihre innere Ruhe, halbwegs zumindest. Der kleine Detektiv war mit anderen... größeren Fällen beschäftigt und auch Ran schien gerade nicht da zu sein.

Auf der anderen Seite...

'Noir ist hier... Nun das erklärt Caipirinhas Tod, aber... was soll das? Wollen die Soldats irgendetwas von uns? Aber dann wären sie doch direkter vorgegangen. Und warum weiß Shinichi etwas davon?'

„Und... was wollen Sie hier?“, unterbrach Maehara erneut ihre Gedanken. Dass der Alkohol doch auch immer die Zunge lockern musste.

„Genau dasselbe wie Sie, schätze ich, Entspannung. Sie wirken zumindest... noch recht verspannt.“

„Wie soll ich wohl auch aussehen?“, fauchte er giftig zurück.

„Wegen diesem Mori ist mein Konzern über Jahre geschädigt, aber er bekommt seinen täglichen Strom über unsere Kabel und Verteilungsknoten, an denen wir Jahrzehnte geforscht und gebaut haben. Genau wie die restlichen fünfunddreißig Millionen Tokioter, die jeden Morgen ihre Rasierer, Toaster und Kaffeemaschinen einschalten, dann das Licht, dass sie zum Teil erst Abends ausmachen, oder gar nicht, wie die vielen Geschäfte zeigen. Wissen Sie, wie dunkel es ohne diese Neonleuchten wäre in der größten Stadt der Welt? Da vorne, sehen Sie aus dem Fenster, dann sehen Sie's. Pechschwarze Nacht, die wir zum Tag gemacht haben. Und diejenigen, die dies mit alltäglicher Gewohnheit nutzen, hacken dann nach einem Fehler auf uns rum.

Genau wie damals Fräulein Meeresbiologin, 'ach was bin ich toll!'. Jetzt haben die Inseln im Pazifik ihre Korallenriffe, aber keine natürlichen, sondern künstlich angelegte, von uns. Umsonst, da wir es bezahlen mussten. Da kann man nun als Tourist aus Japan, Europa oder Amerika toll tauchen. Dafür hat die Hälfte der Einwohner der kleineren Inseln dort noch nicht mal Strom und Wasser.

Und ich bin der, der es abkriegt, der im öffentlichen Interesse steht, während sie nun eine gefeierte Biologin ist. Von mir aus kann sie gerne mit ihren Schildkröten zur Hölle fahren!“

Dann endlich beruhigte er sich, äußerlich.

In vino veritas. Im Wein liegt Wahrheit... erst jetzt wurde Chris der Sinn dieser uralten Redewendung so wirklich bewusst. Sie wollte fast etwas schmunzeln, versagte dann aber kläglich. Bitterkeit machte sich in ihrem Gesicht breit.

„Glauben Sie..., dass Sie der einzige sind, dem diese Art der Ungerechtigkeit widerfährt? Dieses... Gefühl, beschuldigt zu werden für die Engstirnigkeit anderer, die einem die eigenen Fehler anlasten, aber die höheren Ziele dahinter nicht begreifen?“

Er sah unwillkürlich mit seinen leicht glasigen Augen auf.

„Welcome... to the club.“

Sie neigte leicht den Kopf, suchte ein anderes Thema, blickte sich um.

„Nun... wenn ich mich so umschaue, der Mittelpunkt des Interesses ist das hier wohl nicht, wie Sie meinten, Herr...“

„Maehara, Vorstandsvorsitzender von Karana Electronics, Miss Vineyard...

Und... nun ja, ich bin wohl doch nicht so bekannt bei den Journalisten, wie Sie. Was eigentlich bis jetzt auch ganz reizend war... hier in Ruhe gelassen zu werden.“

Seine Miene verfinsterte sich zunehmend.

„Oh... keine Sorge, Herr Maehara, ich wollte nur den einen Drink nehmen. Dann lasse ich Ihnen Ihren Frieden.“

In diesem Moment kam auch gerade der Barkeeper und stellte ein großes, mit der dunklen Flüssigkeit gefülltes, geschwungen geformtes Glas hin.

„Bitte schön, die Dame.“

Sie wollte sich noch bedanken, als Maehara sich wütend an sie wandte.

„Ja genau, wie alle anderen, nicht wahr? Wenn's schlecht geht, laufen sie alle weg! Verschwinden Sie ruhig.“

„Aber haben Sie nicht gerade gesagt...“

Sie behielt den Rest für sich, als ihr Gegenüber den Whisky in einem Schluck austrank und ihn nach vorne stellte.

„Noch einen, bitte!“

Chris sah ihn erstaunt an, verzog leicht die Lippen, zu einer Grimasse, wie man sie nur komisch nennen konnte, und blickte dann zum lange ausatmenden Ausschenker.

„Ihm sollten Sie wohl lieber nicht mehr so viel geben.“, flüsterte sie ihm schmeichelnd zu.

„Das sagen Sie mir?“ Nun hatte auch er seine stoische Ruhe kurz aufgegeben.

Aber Maehara unterbrach beide rüde.

„Sie sind wie dieser Yuhara da drüben!“

Er wies mit dem Daumen über die Schulter auf einen Tisch, an dem sich Hideki Yuhara gerade wieder verköstigte und es fertig brachte, parallel sich über das schlechte Essen zu mokieren.

„Er meckert über die Welt um ihn herum, bis irgendeiner was sagt und dann verzieht er sich einfach.“

„Hä?“ Die Schauspielerin blickte verwirrt von Herrn Maehara zu Herrn Yuhara zum Barkeeper. Letzterer nickte, nachdem er Maehara sein Getränk reichte, langsam, aber bestimmt.

„Ich hab es auch erst bemerkt, nachdem mich dieser Herr drauf aufmerksam gemacht hat. Dieser Typ lärmt überall ne Weile rum, verbreitet Stunk, bis er sich dort unbeliebt gemacht hat, und dann verschwindet er plötzlich, und zwar ganz aus dem Saal, und das schon... mindestens seit dem Beginn von Yoko Okinos Auftritt, wahrscheinlich schon davor. Und immer für zehn bis fünfzehn Minuten, dann taucht er an einem anderen Punkt der Blauen Ebene und es geht von vorne los. Merkwürdig, echt.“

'Merkwürdig... ja... und verdächtig.', ging es Chris durch den Kopf, während ihr Gesicht einem Pokerface gleich ruhig blieb.

„Und wer... soll dieser Mensch sein? Wie nannte Herr Maehara ihn noch gleich?“ Die Frage richtete sich direkt an den Barkeeper, in der Hoffnung, leichter von ihm gezielte Informationen bekommen zu können.

„Äh... Yuhara, glaube ich. Hideki Yuhara. Der Name kommt mir irgendwoher bekannt vor, Ihnen doch auch, oder?“

„Mhm... ja...ja da war was vor nicht allzu langer Zeit in der Zeitung...“, murmelten sie sich gegenseitig an.

„Tse... na die Verrückte, die ihren Mann umgelegt hat. Nakina Yuhara.“, zischte Maehara von der Seite.

„Das ist ihr Bruder.“

„Oh yes, I remember. Dieser Typ, der ihr Vermögen verprasste. Herr Mori hat diesen Fall doch aufgeklärt. Mhm... aber... wieso... ist dann...

Hat sie etwa ihren Geburtsnamen bei der Heirat behalten?“

Man merkte, wie es eine Sekunde zwischen den dreien still wurde.

Richtig, wenn sie verheiratet war, sollte sie doch nicht mehr den gleichen Namen tragen wie ihr Bruder. Obwohl...

„Warum nicht? Ist doch heutzutage alles möglich und bei einem Namen, der einem Milliardär gehört, würde es mich auch nicht wundern, wenn ihr Mann den übernommen hätte, statt seinen eigenen.“ Maeharas Antwort deutete an, wie sehr ihn das eigentlich kalt ließ, so etwas aus zu diskutieren. Chris aber konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

'Maybe... maybe...'
 


 

„Da seid ihr ja endlich wieder!“ Kogoro schaute argwöhnisch zur Uhr, die viertel vor zwölf anzeigte, als endlich Sonoko, Ran und Conan mit freudestrahlenden Gesichtern auf ihn und Kommissar Yoko Yokomizo zu kamen.

„Oh Paps, du hättest die Suite sehen sollen!“, schwärmte Ran ihm entgegen.

„Die Zimmer sind riesig. Größer bald als Sonokos Zimmer in der Villa ihrer Familie. Mit einem Ausblick nach draußen, fast so groß wie hier auf der Blauen Ebene.

Wasserbett, gläsernes Mobiliar, gefärbt von hellblauen Lichtern, als bestünden auch sie aus Wasser, begehbarer Kleiderschrank, Plasmafernseher Badezimmer mit einem Whirlpool und und und...“

„Und die Minibar war tatsächlich leer, wie es Tanahi versprochen hatte...“, nörgelte Sonoko, mehr gespielt als real. Dennoch wurde ihr der Gastgeber mit jeder seiner Aussagen und Taten sichtbar unsympathischer. „Nicht mal ne Cola, das hätte doch drin sein können, wenn wir hier die ganze Nacht noch wach bleiben müssen. Aber OK, ansonsten einfach klasse. Das stimmt schon. Nur was der Nervenzwerg da wollte, versteh ich immer noch nicht.“

Der kleine Junge lächelte ihrem schiefen Blick entgegen, bis sie aufgab.

„Wohl besser, als ihn hier weiter rumlaufen zu lassen...

Aber sagen Sie, Herr Mori, wo sind denn die anderen?“

„Äh... also der ältere Kommissar meinte, er wollte sich mal selbst noch ein wenig auf dem Schiff umsehen, ob er ein paar Hinweise finde. Vielleicht würde ja das Behältnis für die Säuren noch auftauchen.

Miss Vineyard hat sich, glaube ich, zur Bar verzogen. Sie hatte sich kurz mit Monsieur Brefford getroffen, und kam dann irgendwie... verängstigt wieder und brauchte wohl was zu trinken...“

„Danke, dass Sie nicht gleich sagen, ich würde mich besaufen, Herr Mori!“, kam es mit deutlichem Sarkasmus in der Stimme von hinten.

Erschrocken drehte er sich um und blickte in die nun wieder sehr souveränen Augen der Schauspielerin, die ihre Arme elegant vor dem Oberkörper verschränkte.

„Miss... Miss... Vineyard. Also, ich... ich habe doch nicht...“, als plötzlich ihr Zeigefinger sich auf seinen Lippen wieder fand.

„Ich weiß, was Sie haben... und was nicht...“

'Eigentlich sogar besser als Sie selbst, Herr unfähiger Detektiv!', fügte sie in Gedanken noch an.

„Also machen Sie es nicht schlimmer, sondern schweigen Sie im Genuss des noch nicht ausgesprochenen. Aussagen ohne Sicherheit dahinter kann sich ein Detektiv doch nicht leisten, oder?“

Wie aus einem Film! Einstudiert, aus einer Welt der Illusionen, die nicht frei reden kann. Wenn etwas Schauspiel war, dann diese Worte, gepaart mit der Gestik dazu. Kogoro stand einige Sekunden sprachlos da, noch nachdem Chris ihren Finger von seinem Mund gelöst hatte, wirkte er wie paralysiert.

Bis ihn Sonoko wieder wach rüttelte.

„Und was ist mit Monsieur Brefford und Herrn Tanahi selbst?“

Allerdings antwortete ihr stattdessen nun der jüngere Polizist.

„Also Monsieur Brefford hat sich unauffällig unter die Leute hier gemischt und versucht in unserem Auftrag die allgemeine Lage heraus zu finden. Offenbar scheinen bis jetzt alle Gäste unsere Finte mit dem Zusammenbruch zu glauben, aber mein Bruder misstraute dem und meinte, jemand, der offiziell keinen polizeilichen Hintergrund besitzt, solle mal ein wenig genauer hinhören. Ah, da kommt er ja.“

Monsieur Brefford trat mit einem zufriedenen Lächeln auf die Gruppe zu und stützte beim stehen bleiben seine beiden Hände auf den Stock exakt mittig vor sich.

„Tja, die Stimmung ist gut, meine Damen und Herren, alle sind gespannt auf den Schildkrötenvortrag, wenn ich es mal so formulieren darf. Und niemand scheint den Vorfall in irgendeinem zweifelhaften Licht zu sehen. Wenn der Täter unter den von mir angesprochenen Leuten war, nutzt er dies offensichtlich nicht, um Unruhe zu verbreiten. Allerdings kann ich nicht beurteilen, ob das gut oder schlecht ist.

Ah... Miss Vineyard. Da sind Sie ja wieder. Sie waren vorhin einfach so spontan verschwunden.“

Er wusste, wie man jemanden ärgern konnte. Oder aus der Reserve locken. Denn eigentlich wollte sie etwas bestimmtes sowieso unauffällig einbringen und bekam die Gelegenheit dafür frei Haus geliefert.

'Und das kann nicht mal Brefford wissen.

...

Oder doch?'

„Nun, mir war nach den Ereignissen um Yoko etwas schwummrig, weshalb ich mir ein Plätzchen an der Bar suchte. Ganz angenehm eigentlich und ruhig. Nur dieser Yuhara...“

Ihr Blick schwankte von Brefford, über Kogoro zu Conan.

'Ja, pass schön auf, Cool Guy! Und vergiss mich dabei!'

„Wie? Dieser Sohn vom reichen Sponsor, Hideki Yuhara?“, hakte Kogoro deutlich nach, womit ihr Ziel erreicht war.

„Genau der. Der Kerl macht einen wirklich ungebührlichen Krach überall und dann verschwindet er andauernd für zehn, fünfzehn Minuten. Das wird wohl kaum auf Toilette sein und wie ein Raucher sieht er auch nicht aus. Auf jeden Fall ist er jetzt vor ein paar Minuten auch gerade wieder gegangen.“

Die Augen der aktiven, beziehungsweise ehemaligen Polizisten gingen ihnen über.

„Was? Sind Sie ganz sicher, Miss Vineyard? Er verschwindet andauernd? Wie lange schon?“

„Äh... nun ja...“ Als ob sie die Antwort, die sie sich schon vor Minuten überlegt hatte, doch noch genau durchdenken musste, legte sie den Zeigefinger an ihr Kinn.

„Wohl schon mindestens seit Yokos Auftritt, wahrscheinlich schon vorher.“

„Aber... aber wie können Sie das denn so genau wissen? Bis etwa neun waren Sie doch gar nicht hier, oder irre ich mich?“

„Der nette Herr Maehara an der Bar hat mir davon erzählt, da...“

Sie wollte auf seinen Platz verweisen, der aber selber nun auf einmal leer war.

'Er hat doch bis eben noch da gesessen. Wo... wo ist er hin?'

„Er ist wohl auch gerade gegangen.“, war dann ihre einzige Option für die Improvisation. Wenn halt plötzlich ein Darsteller den Text ändert...

„Na bitte, Kommissar Yokomizo, da haben wir doch mal einen Verdächtigen. Und wenn ich an Maehara und seine Beziehung zu Doktor Coldwell denke, vielleicht sogar zwei.“, stimmte Kogoro zuversichtlich ein.

„Ah, und wo ist nun Herr Tanahi, zum dritten Mal?“ Mittlerweile nervte es Sonoko, dass ihre Frage einfach nicht beantwortet wurde, und auch diesmal wurde diese durch einen Einwurf Conans getrübt.

„Sagt mal täusche ich mich, oder wird es stetig dunkler im Saal?“

Kogoro und die anderen sahen auch um sich und begannen leicht zu lächeln.

„Ah, es geht also los. Um deine Frage endlich zu beantworten, Sonoko, kurz bevor ihr kamt, hat Doktor Coldwell an der Rezeption angerufen und Herrn Tanahi mitteilen lassen, dass sie jetzt käme. Er meinte, er hatte das im Vorfeld mit ihr abgesprochen, dass es ein einführendes kleines Programm gebe und sie dann pünktlich übernehmen könne. Danach ist er gegangen, um für dieses Vorprogramm die entsprechenden Anweisungen zu verteilen, das seien wohl sehr viele einzelne Aktionen und die Dunkelheit gehört auch dazu.“

Mittlerweile wurde es dann wirklich dunkel und in Ermangelung der äußeren Lichter, sie waren ja auf dem offenen Meer nun angekommen, säumten nur noch einzelne kleine Punkte von der Decke die Halle, und erzeugten den Glanz einer Sternennacht.

„Na gefällt es Ihnen?“, flüsterte von der Seite plötzlich Herr Tanahi.

„Oh, Sie sind wieder da! Wo ist Doktor Coldwell?“, fragte Kogoro leise zurück.

„Sie wird wohl gleich sich zum Aquarium begeben, wo gerade ein Mikrofon aufgebaut wird. Keine Sorge, es läuft alles perfekt. Genießen Sie die Show.“

Binnen weniger Sekunden verstummte die Atmosphäre auf der Blauen Ebene, genau wie die beschwingte Musik bis eben. Stille, tiefe, absolute Stille beherrschte den Saal. Ungewohnte Stille für die Sicht eines Städters.

Dann durchbrach eine von besagtem Mikrofon verstärkte, männliche Stimme das Nichts.
 

Kennen Sie diese Stille? Das ist das Geräusch der Nacht. Die Kulisse, die unsere eigenen Vorfahren vor Jahrtausenden noch genossen, fern aller künstlichen Lautstärkequellen, aber auch fern vom Meer. Unwirklich, möchte man meinen.
 

Damit verstummte wieder alles, bis ein leises Rauschen an die Ohren drang, die sich allmählich an die Stille gewöhnten. Das Rauschen wurde lauter, bis es endlich auch von allen verstanden wurde. Das Meer. Das Rauschen, das so bekannt imitiert wurde von den Muscheln am Strand.

Und genau dieser Strand tauchte nun auf. Einige Lichtsäulen, gebildet von gelben Scheinwerfern bildeten mit einem Mal eine gelbe Grenze, einen Bereich auf der rechten Seite der Ebene.

Einen Strand.

Die Scheinwerfer bewegten sich hin und her, formten die Wellen, die immer wieder einige Meter den Strand hinauf trieben, um dann wieder zurück zu ihren Ursprüngen sich zu verflüchtigen.

Alles im Rhythmus des Meeresrauschens, dass sich nun als Wellenrauschen entpuppte.

Jetzt erkannte man am Mikrofon auch zwei Besatzungsmitglieder, von denen der eine von einem Zettel ablas.
 

Hier ist das Meer, einer der vielen Strände dieser Welt, könnte man meinen, die die Menschen so in ihren Bann ziehen. In der Nacht, wenn diese Strände nicht überlaufen sind, bilden sie den Grenzwall zwischen unserer Welt und der des Kapitän Nemo und des Jacques Cousteau.

Dann, wenn kein Mondlicht scheint, dann wenn kein Mensch den Weg entlang wandelt, wenn das Meeresrauschen das einzige Geräusch ist, dann kommen die Wesen der Wasserwelt der unseren am nächsten.

Sehen Sie sie?
 

Ein Schattenspiel machte sich breit, wuselte wie kleine Punkte durch das Wasser, während der Strand sich nach und nach zur Wand des Schiffes hin verzog.
 

Wenn Sie ganz leise sind, dann können wir diesen Tieren nun langsam ins Wasser folgen und uns ihre Welt vielleicht einmal ansehen.
 

Der Strand verschwand vollständig und die Blaue Ebene war wieder vollständig in blau gehüllt, nur diesmal ein viel tieferes, dunkleres blau. Und noch immer war es sehr dunkel im Saal.
 

Dann lassen Sie uns jetzt eintauchen und...
 

PLATSCH!

Ein lautes ins Wasser klatschen untermalte förmlich den Vorgang des unter die Oberfläche des klaren blau tauchens, so zumindest die Meinung des Publikums.

„Du, sag mal, hatten wir echt ein solches platschen in den Geräuschaufnahmen dabei?“, flüsterte der Redner dem anderen von der Seite zu.

„Äh... nein, eigentlich nicht, wundert mich auch gerade...“

„Wie bitte?“, schrien Kogoro und Conan sie von der Seite gleichzeitig an.

„Machen Sie sofort die Scheinwerfer an und richten Sie sie auf das Aquarium!“, befahl ihnen der Detektiv scharf.

„Aber...“

„Machen Sie schon!“, wurde Herr Tanahi noch schroffer.

Es dauerte ein paar Sekunden, die Befehlsstruktur abzuwandern, bis endlich die Lichter angingen und den Blick auf das riesige Becken frei gaben.

Auf den ersten Blick hatte es sich nicht verändert. Kein bisschen. In der Mitte tummelten sich die beiden erwachsenen Schildkröten um einen... einen Sack. Ein großer, brauner Stoffsack.

Ein Sack, der eben ins Wasser gefallen war und noch Luftbläschen ausstieß.

Ein Sack... in dem etwas oder jemand verzweifelt zappelte...

Ein Schlag nach dem anderen!

Hallo an alle Lesenden,
 

frohes neues Jahr! Ich hoffe, ihr seid gut gerutscht und nicht ausgerutscht! ;]
 

Erstmal wieder vielen, vielen Dank für die Kommis!^^

@ Leira, du bekommst noch eine Antwort, versprochen.
 

Und nun zum mysteriösen... Sack. Ich muss mich gleich entschuldigen, ich habe vergeblich versucht, dieses Wort nicht über zu strapazieren, aber es gab nur ein begrenztes Spektrum an Optionen...
 

Und über den Inhalt habt ihr, denke ich, alle eine Meinung, mal sehen ob sie richtig ist!^^
 

Ich wünsche viel Spaß beim lesen, es ist ein sehr anderes Kapitel als die letzten. Das ist gewollt, aber wie ihr drauf reagiert, kann ich auch nicht sagen. *schluck*
 

Bis zum nächsten Mal,

lG, Diracdet
 


 

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Kapitel 11: Ein Schlag nach dem anderen!
 

Zwanzig Sekunden waren seit dem Platsch-Geräusch vergangen bis endlich im Licht der Scheinwerfer der Leinensack den Gästen ins Auge fiel.

Und weitere Zehn Sekunden dauerte es, bis das Raunen sich durch den Raum verbreitete und das allgemeine Entsetzen über den Anblick einer im Wasser ums Leben kämpfenden Person zu Tage trat.

Diese Zeit nutze Kogoro, um zweimal vergeblich gegen die Scheibe zu klopfen, und beinah sich einen Tisch zu schnappen, um ihn gegen selbige einzusetzen. In dem Moment hielt ihn Tanahi aber mit dem Arm zurück.

„Sind Sie wahnsinnig Mori, was machen Sie da?“

„Das sehen Sie doch, ich versuche das Leben eines Menschen zu retten!“, schrie dieser genauso aggressiv entgegen.

„Das Aquarium ist aus Panzerglas, wie soll es sonst dem Druck des Wassers stand halten? Und selbst wenn Sie es einschlagen könnten, wäre das nur viel schlimmer. Das Wasser würde die Ebene fluten, die Menschen mit sich reißen und durch die wesentlich dünneren Glasscheiben an der Außenwand schleudern! Dann sterben hundert!“

„Und wie sollen wir dann bitte ins Aquarium kommen? Klettern?!“

„Wir müssen rauf auf den Steg!“, rief Conan den beiden mit unruhiger Stimme zu. Fünfundvierzig Sekunden waren mittlerweile rum.

„Steg?“, blickte ihn Kogoro verwirrt an, während Tanahi schon seinen Leuten zu rief.

„Genau, macht den Steg bereit!

Mori, Kommissar Yokomizo, wir müssen zum Eingang bei der Rezeption, so schnell es geht. Man kann nur von oben hinein.“

Der Detektiv sah, wie sich oberhalb des Aquariums eine metallene Platte hervor zu schieben begann.

Parallel dazu bildeten alle Polizisten, die im Raum verteilt waren, offiziell wie inoffiziell, einen Gang, einen schmalen Korridor durch die Massen, der es den dreien, samt Conan, irgendwie ermöglichen sollte, binnen dreißig Sekunden die über hundert Meter zum Eingang zu überbrücken.

'Das sind dann schon über siebzig Sekunden!', nervte Conans Verstand sein sich zusammenziehendes Herz. Ein innerer Schmerz, der sich ihm bot. Eine Leiche zu sehen, etwas unbewegliches, ein vollbrachtes Unrecht, das war eines, aber den Gedanken über das Leiden eines gerade unter Atemnot zugrunde gehenden Menschen belastete einen auf ganz anderer Ebene.

Ja, die Frage, für die er eigentlich gerade keine Zeit hatte, kam ihm wieder in den Sinn.

'Wie ein Mensch einen anderen töten kann, ist mir unverständlich, aber wie ein Mensch einen anderen leiden lassen kann, foltern kann... das übersteigt einfach jedwede meiner Vorstellungsmöglichkeiten!'

Er versuchte sich nach vorne, den anderen hinterher, zu orientieren, irgendeinen anderen Gedanken zu finden, rechnete im Kopf auf Tanahis Kommentar hin nach, wie groß die Kraft des Wassers auf die Glasscheibe war – '...das Integral liefert ein halb mal den Wasserdruck am Boden des Aquariums multipliziert mit der Seitenfläche, auf die es drückt, bei zehn Metern Wassertiefe ist das eine zusätzliche Atmosphäre, also etwa 0,5 mal circa 100000 Pascal mal 10 Metern Höhe mal 100 Metern Breite auf der langen Seite macht... 50 Millionen Newton... da wäre Onkel Kogoro auch mit einer Panzerfaust gescheitert...' - als er endlich merkte, wie es vor ihm etwas weitläufiger wurde. Der Eingang, respektive Ausgang nahte

Kaum hatten sie die Tür erreicht, drehte er sich noch einmal kurz um... und sah es. Es lag in der Luft, das, was alle vorher befürchteten – eine Panik. Noch war sie überschattet von der Sensationslust der Reporter und, von ihnen mitgezogen, von den Gästen.

Die dreihundert Leute drängten sich um das Aquarium, ein Blitzgewitter donnerte durch den Saal, dass es dem Gehirn schwummrig wurde. Verzweifelt versuchten die Polizisten, die bis eben einen Durchgang für ihn und die anderen bildeten, nun das Aquarium abzuschirmen... nur war das unmöglich. Es gab gar nicht genug Leute.

„Verschließen Sie die Eingänge zur Blauen Ebene. Niemand kommt mehr rein oder raus, ohne dass ich es sage. NIEMAND, klar?!“, rief der Kommissar seinen Leuten hinterher, bevor auch er mit den anderen verschwand.

Fast waren neunzig Sekunden um, als Tanahi sie am Rand des Rezeptionsbereiches in eine unmerkliche Gasse führte, an deren Ende sich eine stählerne Gittertreppe emporragte. Sicher in über zehn Meter Höhe, so sah man die mindestens vierzig Stufen, die alle hoch hechelten, so sehr es ihnen ihre Beine ermöglichten.

'Neunzig Sekunden... Ein Mensch kann ohne Sauerstoff normalerweise bis zu vier Minuten bei Bewusstsein bleiben. Allerdings ist das ein Idealfall, in dem dieser darauf vorbereitet ist und keine unnötigen Bewegungen macht, die den Luftvorrat unnötig belasten!

Im Fall der Person in dem Sack dürfte beides nicht gelten und wir haben wahrscheinlich kaum zwei Minuten. Verdammt!' Conans Unmut wurde mit jeder Stufe, die der zuletzt gegangenen folgte, nur größer.

Wieder waren über zehn Sekunden rum, als sie oben waren und durch eine Tür auf einen etwa anderthalb Meter breiten Metallboden traten. Man konnte es eigentlich sofort erkennen, wenn man nicht durch die Ereignisse um das Aquarium und sein neuestes 'Besitztum' verwirrt wäre.

Das war der Rand der Blauen Ebene, oder genauer die empor gehobene Umrundung, oberhalb der gewaltigen Fenster. Man fühlte sich wie der thronende Herrscher über der wilden Menge tief unter einem. Die einen nie erreichen konnte, was auch passierte, die unten gebliebenen. Das Volk, welches frenetisch dem Kaiser zu jubelte. Was mochte sich ein waches Auge dabei denken, was der Geist eines Sinjo Tanahi, der schon die Blaue Ebene selbst, samt ihrem Boden, das riesige Schildkrötenaquarium, die nun vom Vorhang verdeckte Bühne, die Zimmereinrichtung, die Wasserspiele und nun auch die Show zum geplanten Vortrag eentwickelte, wohl mit dieser Konstruktion auf lange Sicht werde sich ersinnen können?

Auch für diese gar malerischen Gedanken blieb jedoch keine Zeit.

In der Mitte zu beiden Wegen, die man einschlagen konnte, fand sich nun ein zwei Meter breiter, nicht von einem Gitter vorm herunterfallen geschützter Steg, welche sich im exakten Mittelpunkt über dem Aquarium trafen und von noch weiter oben ein großes metallen schwarzes 'T' bildeten. Genau diesem Mittelpunkt strebten die vier nun entgegen, so sehr sie noch Kondition in den Beinen hatten.

Fünfzig Meter bis zum einen Aufgang zum Steg. Weitere acht Sekunden in den Skat gedrückt.

Und dann nochmal fast zwei Hundert Meter bis zum Kreuzungspunkt.

'Das werden wieder zwanzig Sekunden, das dauert zu lange!', ging es Conan und Kogoro gleichzeitig durch den Kopf. Letzterer schaltete aber diesmal schnell genug, wandte sich im Laufen an die anderen Herren.

„Ich werde rein springen!“ Ein keuchen unterbrach ihn.

„Sie müssen vorne am Kreuzungspunkt warten und uns nachher aus dem Wasser ziehen, klar?“

Beide nickten nur, selbst noch mehr nach Luft ringend, als der ohnehin durch Kettenrauchen an der Lunge belastete Detektiv. Angesichts von Conans Kinderkörper war er wohl sowieso der Einzige, der die Zehn Meter tief nach dieser Sprint-Anstiegslauf-Sprint Kombination tauchen konnte.

'Wir hätten ja auch noch nach einer Taucherausrüstung fragen können. Die braucht man ja auch, wenn man länger im Aquarium verweilt...' Ein Gedanke, der einfach zu spät kam für Conan. In der Notsituation einen klaren Kopf zu bewahren ist so schwierig, dass man die erstbeste Lösung eben doch meistens für die einzige hält, und vergisst, dass es immer noch eine höhere Ebene gibt.

Der Gedanke hielt ihn so lange in Beschlag, bis er merkte, wie der Steg plötzlich zu wippen begann und Kogoro aus dem Laufschritt heraus einen weiten Kopfsprung mitten in das Aquarium hinein machte.

Von hier aus sah man, dass das Wasser nur einen Meter unterhalb des Stegs verlief. So wurde das Becken immer gereinigt. Ein paar Leute mit dem nötigen Werkzeug und Taucherausrüstung kamen hier hoch, machten sauber und konnten als halbwegs körperlich fitte jederzeit wieder auf den Steg drauf. 'Simpel aber genial, Herr Maehara.'
 

'Oh man, ich hätte vielleicht doch etwas weiter noch laufen sollen!', stellte Kogoro leicht entsetzt fest, als er die Schräge, die er bis zum gefüllten Sack tauchen musste, abmaß. Allerdings, die Person da drin hatte auch schon länger ausgehalten als er und noch waren winzige Bewegungen zu sehen. Winzige, verschwindende Bewegungen...

'Verdammt nochmal!'

Die Entfernung – er musste statt der erwarteten zehn Meter zum Boden wohl eher fünfzehn tauchen, und danach ja auch noch wieder rauf – waren nur eines der Ärgernisse, die ihn quälten. Natürlich war da noch das Blitzgewitter, welches statt des bräunlichen unförmigen Behältnisses am Boden nun ihn ins Visier nahm.

'Diese... elende...'

Er konnte es wie so viele, die damit täglich zu tun hatten, einfach nicht verstehen. Was finden Menschen bloß am Leid anderer so faszinierend, dass sie sich mit Genuss darauf stürzen? Dass sie es selbst miterleben wollen, obwohl sie sich doch so sehr davor fürchten, selbst eines Tages das Opfer zu sein. Diese... widerwärtige Gier nach Schockmomenten. Sie ist nicht erst durch die Medien und ihrer Versessenheit auf Quoten entstanden, nur gefördert worden. Also was im Menschen treibt ihn zu dieser Sucht? Das wollte dem ehemaligen Polizisten einfach nicht klar werden, und darüber konnte er eigentlich auch nicht nachdenken, denn vor ihm lag noch ein anderes Problem.

Die Schildkröten. Nicht die Kinder in diesem Fall, nein ihre Eltern, die sich um den neuen Gast in ihrem zuhause herum drängten und dem zweiten Ankömmling kaum Platz ließen.

'Nun verschwindet endlich!', wollte er wohl sagen, schloss seinen Mund aber sofort wieder, als ihm eine große Blase gefüllt mit Luft entwich und sich binnen Bruchteilen von Sekunden zur Oberfläche hin entfernte. Er wedelte zweimal wild mit den Armen, was die eher friedlichen Tiere gemächlich vom Objekt der Begierde ablassen ließ. Ein Glück, dass es nicht Haie waren...

Erst jetzt hatte Kogoro mal einen genaueren Blick auf den Sack, der oben mit einem Seil zugebunden war. Zweimal fest verknotet, das konnte man nicht sofort lösen. Ein halber Meter von dem Seil stand noch ab. Die Bewegungen waren vor ein paar Sekunden endgültig verstummt.

Kurz entschlossen, nahm er den ganzen Packen in einem an dem Seil, drückte seine Knie durch und stieß sich mit größtmöglicher Kraft vom Boden ab.

Bloß raus hier! Beim hoch tauchen bemerkte er trotz des Wassers bereits, dass sich der Sack sehr schwer anfühlte.

'Etwa doch nicht Doktor Coldwell?'

Immer hoch, zehn Meter konnten einem wirklich lange erscheinen und er war selbst mittlerweile fast vierzig Sekunden unten und trug ja die Last mit sich, hatte mit den Schildkröten gerungen und war zwanzig Meter geschwommen.

Dann endlich.

„Aahhhh...“, kam der tiefe Atemzug aus seiner Kehle, als er durch die Grenze von der Wasserwelt zur trockeneren hindurch drang. Er wollte gerade sein Gepäck nach oben weiterreichen, als er über sich nur der dunklen Metallplatte des Stegs gewahr wurde.

„Onkel Kogoro?“, kam es verwundert von etwas weiter hinter seinem Kopf, er war tatsächlich genau unterhalb der Kreuzung der beiden Wege herausgekommen.

'Wieso lag denn der Sack unterhalb des T-Kreuzes?' Ein Gedanke, der nicht nur Conan beschäftigte.

„Nun geben Sie schon ihn endlich her, Herr Mori!“, drängte ihn Yokomizo und dieser samt Herrn Tanahi hoben zuerst die unförmige Masse, dann den Detektiv aus dem kalten Nass.

Der Kommissar kämpfte einen Moment mit dem doppelten Knoten, entschloss sich dann aber gekonnt zu einem Schnitt mit dem Taschenmesser an seiner Seite, welches binnen weniger Sekunden das Seil durchtrennte.

Die drei Männer saßen um den braunen Stoff, der ihnen merkwürdig bekannt vorkam, herum, während Mori die Öffnung oben weitete und den Kopf von Alexandra Coldwell zum Vorschein brachte.

'Also doch!'

Ihre Augen waren zum bersten weit offen, aber sie wirkte bereits nicht mehr bei Bewusstsein. Nur Millimeter unter der Wassertropfen perlenden Nase endete ein doppelt um ihren Kopf gewundener Strang Paketklebeband, der sich schon teilweise mit der Haut am Gesicht verbunden zu haben schien.

Ohne zu zögern riss Mori den Knebel herunter, was ihm durch das durchdringende Wasser nicht zu schwer fiel, um ihrer Lunge wieder vollen Zugang zum über zwei Minuten verwehrten Sauerstoff zu ermöglichen.

„Sie ist bewusstlos, aber ihr Herz schlägt noch, wir haben Glück!“, rief Yokomizo erleichtert aus, als er den Sack etwas weiter öffnete und ihren Brustkorb fühlte.

Kogoro konnte gerade das Klebeband entfernen, öffnete ihren Mund und schreckte kurz zurück. Zwei weiße Taschentücher wurden ihr auch noch in den Mund gestopft um zu garantieren, dass sie wirklich keinen Mucks von sich gab.

'Wie grausam ein Mensch doch sein kann...', befiel es ihn schon wieder, während er diese beiden zusätzlichen Knebel auch noch entnahm und ihre Luftröhre endlich wieder mit der Mundöffnung verband.
 

Ihre Hände waren mit einem Seil – dem gleichen wie dem, mit dem der Sack zugebunden wurde - auf dem Rücken gefesselt, die Beine ebenso und beide mit einem weiteren Stück Seil zusammen gebunden hinter ihrem Rücken, so dass sie fast vollkommen bewegungsunfähig war und folglich nur zappeln konnte.

Am Boden des Stoffes fanden sich noch Gewichte. Gusseisenplatten mit Löchern, wie sie an Hanteln befestigt wurden, die ihr Untergehen bewirken sollten.

'Deswegen kam sie mir so schwer vor...'
 

Conan zog sich, als er sah, dass Doktor Coldwell außer Lebensgefahr war, unauffällig von der Gruppe zurück.

'Wieso lag sie unter dem T-Punkt? Na gut, das ist wohl einfach, aber das heißt auch, dass der Täter...'

Er ging den kürzeren Weg entlang zur Seite des Schiffes. Hier verlief eine ganze Reihe kleiner Bullaugen, etwa zwei Meter oberhalb des Endes der großen Fensterfront der Blauen ebene, und etwa eineinhalb Meter über der Plattform.

'Und genau das Bullauge über dem Steg ist geöffnet...

Oberhalb dieser Ebene ist ein umfangreiches Gewirr an Gitterverstrebungen, wie über einer Theaterbühne...

Ach, so einfach?'

Er bemerkte, wie ihn Kogoro aus dem Augenwinkel mit missgünstigem Blick wahrnahm.

'Was hat der Nervenzwerg jetzt schon wieder vor?'

'Das ist deine Chance, Onkelchen, folge einfach meinen Blicken!' Langsam, mit gespielt verwunderter Miene glitten die Augen des Jungen zwischen der Position von Doktor Coldwell im Aquarium, dem geöffneten Fenster und der Decke hin und her. Bis ihnen der Detektiv folgte... und verstand.

Er sah kurz runter zu der verwunderten Menge, die hinauf starrte, suchte eine Weile, bis er seine Tochter, zusammen mit Sonoko und Chris fand, dann dachte er kurz nach.

„Kommissar, wir haben vielleicht eine Möglichkeit zu verhindern, dass es deswegen hier gleich zu einer allgemeinen Hysterie oder gar einer Panik kommen könnte. Und eine Gelegenheit, diesen Fall aufzuklären, bevor jemand wirklich zu Schaden kommt. Hören Sie mir genau zu!

Zuerst müssen wir Doktor Coldwell auf die Krankenstation bringen und zwar ohne, dass eine Kamera ihr Gesicht einfängt und dann...“
 


 

„Doktor Coldwell schläft nun recht friedlich, sie wird wohl erst in etwa einer Stunde aufwachen.

Tatsächlich hat sie nur ein bisschen Wasser geschluckt, ansonsten scheint sie mit dem Schrecken davon gekommen zu sein.“, bescheinigte der Arzt Kogoro, der in ein Handtuch gewickelt auf seinen dritten Anzug für diesen Abend wartete, Kommissar Yokomizo, Herrn Tanahi, Monsieur Brefford und der im Nebenbett liegenden Yoko, nachdem er seine Notizen durchging.

„Das freut mich sehr!“, strahlte die Sängerin erleichtert, die beinahe erneut zusammenbrach, als vor zwanzig Minuten die drei Herren mit der bewusstlosen Meeresbiologin unter dem Arm herein gestürmt kamen.

„Aber heißt das nun, dass tatsächlich sie an meiner Stelle Neptunia war und sterben sollte?“

Drei der Herren sahen leicht betrübt und unsicher zur Seite oder zum Boden, Brefford antwortete schließlich.

„Davon muss wohl ausgegangen werden. In Ihrem Fall, Fräulein Okino, war die Tat relativ riskant und wäre wohl nur mit viel Vertrauen als Mordanschlag erdacht gewesen.

Doktor Coldwell wurde gefesselt und geknebelt in einem Leinensack in das Aquarium geworfen. Sie selbst hatte keine Chance zu entkommen und angesichts der Dimensionen des Aquariums war es praktisch kaum möglich, sie rechtzeitig da heraus zu holen. Ich glaube, dass nicht unbedingt alle Leute, bei ebenso langer Zeit unter Wasser, überlebt hätten.“

„Aber der Sack war für uns ein Glücksfall, nicht wahr, Herr Mori?“, stellte, fast so freudestrahlend wie Yoko, Kommissar Yokomizo fest, was dem Detektiv einen leichten Schauer über den Rücken jagte.

'Aber sonst geht’s ganz gut, ja? Wir reden hier immerhin von einem Mordversuch!'

„Ähem...“, räusperte er sich dann, um den Polizisten wieder zum Ernst zu bringen,

„Es hilft uns zumindest, dem Täter nicht weiter in die Karten zu spielen.

Da wir sie zehn Meter über dem Aquarium befreit hatten, konnten die Leute und explizit die Kameras sie nicht erkennen. Und dank der Mithilfe aller Polizisten auf der Blauen Ebene konnte niemand raus und uns vorne abfangen. Das heißt, praktisch niemand weiß, wer die Person im Sack war.

Wäre der Name Alexandra Coldwell gefallen, hätte es mit Sicherheit eine Panik gegeben und jemand unauffälliges unter den Gästen hätte nahezu freie Hand, auch hier her auf die Krankenstation zu kommen.“

„Aber, würde das nicht sowieso passieren, wenn nichts herauskommt? Dann verbreiten sich doch Gerüchte und mit den Medien an Bord...“, stellte der Arzt verwundert fest, der den meisten Teil der Unterredung ja nicht verfolgen konnte, sondern Doktor Coldwell untersuchte.

„Genau auf die hoffen wir ja!“, grinste nun auch Kogoro für einen Augenblick gehässig.

„Meine Tochter samt ihrer Freundin sind auch noch auf der Blauen Ebene. Ich habe sie, nachdem wir hier angekommen sind, auf dem Handy angerufen und ihr gesagt, sie solle ein wenig Gerüchte streuen, dass ein Verrückter eine Show im Aquarium abziehen wollte, die aber schief gegangen ist und nun wird der Verantwortliche von der Polizei festgehalten.“

„Aber... kann Ihre Tochter dieses Gerücht denn so einfach streuen? So was greift zwar schnell um sich, aber...“

„Die Medien, Herr Doktor, die Medien. Sie greifen das Gerücht auf und machen es zur Tatsache, wenn es geleugnet wird. Und leugnen werden es die Polizisten, die bis jetzt selbst nicht wissen, was genau passiert ist und nur den Auftrag haben, niemanden durchzulassen. In ein paar Minuten können wir sie freilassen und Kommissar Yokomizo wird unser verleugnetes Gerücht zum Fakt erklären.

Und... meine Tochter hatte noch jemanden bei sich, der dieses Schauspiel der Täuschung perfekt beherrscht. Chris Vineyard, die Schauspielerin.“

Der Arzt zuckte leicht zurück angesichts des hohen Namens, aber wohl auch angesichts des gerissenen Plans der Polizei.

„Hm...“, sinnierte Herr Tanahi plötzlich.

„Hatte Ihre Tochter eigentlich... irgendwelche... Probleme mit Miss Vineyard, Herr Mori? Es erschien mir den ganzen Abend schon so. Immer, wenn sie sich begegneten, blickten beide plötzlich so... naja, ernst. Zuerst dachte ich, sie würden sich aus dem Weg gehen, aber dann wiederum schien sie auch immer wieder nach Miss Vineyard zu suchen, ihre Bewegungen zu verfolgen...“

Er wirkte selbst diesbezüglich sehr verwirrt, konnte sich ebenso keinen Reim drauf machen, wie Rans Vater. Allerdings kam Kogoro dabei nun der komische Unterton in den Sinn, den Ran von sich gab, als er ihr am Handy riet, sich wegen dem Gerücht an Chris Vineyard zu wenden.
 

'Was hast du denn auf einmal?'

'Äh...ich...n-nichts, gar nichts! Tolle Idee, Paps, ich sag ihr gleich Bescheid!'
 

Damit hatte er es bewenden lassen. War das ein Fehler?

„Tut mir Leid, Herr Tanahi, dazu kann ich Ihnen nicht viel sagen.“

„Sie sind sich mal begegnet.“, fiel Brefford sinnierend auf dem dritten Bett sitzend und seinen Stock anstarrend ins Gespräch ein.

„Und damals... hat das alles nicht so geklappt mit den beiden.“ Bei dem Satz wurden nicht nur Herr Tanahi und Kogoro, sondern auch Conan hellhörig.

„Wie bitte? Ich dachte, sie wäre ihrer Mutter damals vor einem Jahr in New York begegnet?“, kam es vom erstaunten Kogoro.

Brefford drehte leicht am Griff seines Stocks, verzog die Lippen kurz zu einem kleinen Lächeln, bevor er das Gesicht wieder ernst dem Detektiven zu wandte.

„Misses Sharon Vineyard ist Ihre Tochter vor einem Jahr in New York begegnet, das stimmt. Miss Chris Vineyard aber hat sich seit einiger Zeit vom Filmgeschäft zurückgezogen, macht eine Pause, hier in Japan. Und da sind sich die beiden begegnet, auch wenn Ihre Tochter das wohl selbst bis heute Abend nicht wusste...“

Er sah, wie es in dem Detektiven brodelte.

'Also hab ich sie auch hier irgendwann gesehen...'

„Vermutlich!“, beantwortete Brefford seine in Gedanken gestellte Frage, was ihn nur noch weiter aus dem Konzept brachte.

„Wer... wer zum Teufel sind Sie?“

„... personne...“, kam die Antwort nach einer Weile gelassen. 'Niemand', sehr viel sagend.

„Heißt das... sie weiß jetzt, dass sie damals Chris Vineyard getroffen hatte?“ Conans ernste, tief verunsicherte Stimme donnerte aus der Stille der Ecke, in die er sich grübelnd verzogen hatte. Die Aussage Breffords brachte ihn unwiderruflich zu Ran zurück.

Sie wusste, dass Chris Vineyard Vermouth war? Aber... wenn das erst seit diesem Abend galt, dann konnte sie doch ihrer Mutter nichts davon erzählt haben. Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten?

„Ja, sie wird sich wohl nun daran erinnert haben, mein Kleiner.“, sprach er mehr willenlos vor sich hin, als dass er antwortete.
 

„Das ist jetzt aber nicht so wichtig!“, hakte Kogoro wütend ein, selbst seine Gedanken zur Schauspielerin verdrängend. Sein Blick fiel auf die auf einem neben ihm liegenden Tisch befindlichen Utensilien, die mit Doktor Coldwell im Aquarium versenkt wurden. Der Stoffsack, der ihm immer noch merkwürdig bekannt vor kam, das zerschnittene Seil, mit dem sie gefesselt worden war, alles zusammen wohl fünf Meter, die Reste des Klebebands samt den Taschentüchern und drei Gewichte, wie sie an Hanteln befestigt waren.

Der Kommissar folge seinem Blick und sah zu seinen Unterlagen.

„Nun, da alles durchnässt ist, konnten auch keine Fingerabdrücke, außer unsere eigenen, darauf nachgewiesen werden. Wahrscheinlich wurden sie aber sowieso entfernt, Beziehungsweise, der Täter benutzte Handschuhe.

Sie meinten aber vorhin, sie könnten den Fall dennoch rekonstruieren, Herr Mori?“

„Sicher.“, begann er souverän, aber auch nachdenklich.

„Haben Sie sich etwa noch nicht gefragt, warum der Sack sich direkt unter dem Kreuzungspunkt der beiden Stege befand?

Es ist ja nicht so, dass starke Strömung im Aquarium herrscht, oder dass Doktor Coldwell viele Möglichkeiten hatte, im fallen die Richtung zu verändern.

Auf den ersten Blick mag man annehmen, der Täter habe sich in der Dunkelheit hoch begeben, wäre auf den Steg gestiegen und hätte am Kreuzungspunkt den Sack einfach fallen lassen, was aber dieser Tatsache offensichtlich widerspricht. Zumal, auch wenn ein paar Sekunden vergangen sind, bevor wir die Lichter anmachten, so war das doch nicht genug Zeit, um den Steg danach zu verlassen und wieder einzufahren.

Man kann ihn von alleine ein- und auch ausfahren und das sogar so leise, dass es in geringstem Gemurmel der Leute untergehen würden, nicht wahr, Herr Tanahi?“

Er sah ihm sehr direkt in die Augen, suchte nach der Reaktion auf das bisher angedeutete, was in der Luft lag.

„Äh, ja, die Technik ist da außergewöhnlich leise, damit es fast wie ein schweben wirkt und nicht so metallisch künstlich. Und ein Knopf zur Bedienung findet sich direkt beim Eingang auf den Pfad um die Blaue Ebene oben, an der wir vorbei gelaufen sind. Und davon haben wohl auch sehr viele Leute erfahren, nehme ich an.“ Er sah verängstigt zu Boden.

„Sie meinen den Stand auf der Ebene, der fast ständig besetzt war, an dem man sich zu dem Aquarium informieren konnte?“ Kommissar Yokomizo nahm Kogoro die Frage samt Tanahis Antwort ab.

„Das heißt, alle, die dort waren, haben sich zu dem Steg informieren können, richtig?“

Der Milliardär nickte nur stumm.

„Nun... diese Leute, und jemand wie Sie oder Herr Maehara, die ihn entwickelt haben!“, korrigierte Kogoro sachlich. Conan schaute unwillkürlich auf. 'Gut, Onkelchen. Aber hast du dafür Beweise?'

„Wie gesagt, der Steg konnte schon etwas früher aus- und eingefahren worden sein, während es langsam dunkler wurde und der Sack musste oberhalb der Mitte des Aquariums positioniert worden sein. Und dann wurde der Steg wieder entfernt, bevor Doktor Coldwell ins Wasser fiel.“

„W-Wie... ins Wasser fiel? Wie soll sie denn gefallen sein, nachdem der Steg entfernt wurde?“ Der Kommissar sah ihn verwirrt an, aber Kogoro schien sehr überzeugt zu wirken. Ein Aspekt, der aber meistens nichts Gutes bedeutete, wenn er nicht vorher seinen Tanz aufführte.

„Sehen Sie, Herr Kommissar – und Herr Tanahi wird mir jetzt sicher in allem zustimmen – Punkt eins, die Sachen, mit denen Doktor Coldwell gefesselt und ins Aquarium gestoßen wurde, die Seile, das Klebeband, der Sack, die Gewichte, das alles kann man eigentlich nicht rein schmuggeln auf dieses Schiff, auch wenn die Polizei sehr diskret war bei der Personenkontrolle. All das lässt sich aber aus den Lagerräumen dieses Schiffes oder dem Fittnessraum, zum Beispiel, entwenden.“

Zuerst nickte der Kommissar verwundert, dann Tanahi erschrocken.

„Daher also die Sachen?“

„Genau. Punkt zwei, auf der Höhe des Stegs, etwas über den Fenstern, befinden sich viele kleine Bullaugen, von denen eines, das genau am Quersteg, geöffnet war.“

Herr Tanahi musste eine Weile nachdenken, nickte dann aber verhalten.

„Also, dass da Bullaugen sind, stimmt, so soll normalerweise die Luftzufuhr geregelt werden, wenn die Fenster wegen Stürmen oder ähnlichem nicht geöffnet werden können. Zu dem offenen Bullauge kann ich nichts sagen, das ist mir nicht aufgefallen. Ihnen, Herr Kommissar?“

Der schüttelte auch nur bedenklich den Kopf, sah auch noch nicht wirklich den Gedanken Kogoros.

„Nun, es ist nicht vollkommen bedeutsam sich zu erinnern, Conan hat es gesehen und mittlerweile kann es vielleicht sogar schon geschlossen worden sein.

Punkt drei ist relevant. Es gibt noch über der Ebene des Stegs viele verwinkelte Stahlträger. Für die Scheinwerfer, die Vorhänge, den Steg, allein auch für die Statik der Decke, nehme ich an.“

Herr Tanahi nickte erneut, als ihm und dem Kommissar ein Licht aufging.

„Sie wurde... der Sack wurde an einem viel längeren Seil aufgehängt, über einen Träger oberhalb des Mittelpunktes des Aquariums gezogen und mit einem weiteren Gewicht am Bullauge fest gemacht!“ Yokomizos Ausführungen wurden von Kogoro stets mit einem Nicken untermalt.

„Aber wie... wie fiel sie denn dann ins Wasser?“

„Na, ist doch nicht schwer. Sehen sie sich das obere Ende des Seils an, dass Sie durchgeschnitten hatten. Es ist teilweise glatt durchgetrennt, aber am Rand noch ein wenig gerissen.

Fangen wir zur Erklärung am besten vorne an.

Der Täter hat gewartet, bis Doktor Coldwell ihr Zimmer verließ und sie von hinten abgefangen und mit Chloroform betäubt. Chloroform in der üblichen Dosis hält einen Menschen etwa für fünfzehn Minuten bewusstlos, das Timing ist dabei relativ wichtig, wenn auch nicht unbedingt notwendig. Der Täter packte sie in den Sack, in dem die restlichen Utensilien lagen und trug sie so hoch zum Steg. Es ist möglich, an der Rezeption ohne gesehen zu werden vorbei zur Treppe zu gelangen, von da an ist man sowieso außer Sicht. Oben, wo ihn keiner stören konnte, hat der Täter Doktor Coldwell gefesselt und so geknebelt, dass man nicht einmal ihre Stimme unter dem Klebeband vernehmen würde. Es wurde ja zur Show sehr ruhig und da wäre so ein unterdrückter Schrei sicher noch hörbar gewesen. Er hing sie wie beschrieben über dem Aquarium auf, indem er das Seil zunächst außerhalb des Bullauges an einem Gewicht befestigte, das lediglich nicht mehr ins Schiff hinein gelangen sollte, nicht unbedingt aber Doktor Coldwells Gewicht ausgleichen. Dieses Seil warf der Täter über einen der Träger, der genau an der Mitte des Aquariums vorbei lief und befestigte direkt auf dem Steg die noch bewusstlose Frau, bevor er sich davon entfernte.

Nachdem er den Steg eingefahren hatte, hing sie an dem angeritzten Seil direkt über dem Aquarium, allerdings war es da zu dunkel, um etwas sehen zu können.

Dann wachte sie auf. Immer noch benebelt vom Chloroform, gefesselt, geknebelt, in einem Sack, was hat sie wohl getan?“

Die Augen aller Anwesenden weiteten sich mit Entsetzen.

„Sie hat... verzweifelt versucht, sich zu bewegen... ist hin und her geschaukelt und hat dabei den nötigen Ruck erzeugt, um das Seil zum reißen zu bringen. Wie... grausam. Der Täter hat sie dazu gebracht, sich selbst ins Becken zu stürzen. Wäre sie ruhig geblieben...“

„Dann hätten wir sie noch eine ganze Weile nicht bemerkt und womöglich wäre dann das Seil von alleine gerissen. Sie fiel ins Wasser und das Seil verflüchtigte sich dank des anderen Gewichtes ins Meer und verschwand.

Nicht wahr, Herr Tanahi?!“ Kogoro wurde mit jedem Wort des letzten Satz lauter und fixierte den Schiffseigner nun mit den Augen und dem rechten Zeigefinger!

„Sie. Sie sind dieser Täter! Sie haben die Dunkelheit ausgenutzt. Sie kannten als einziges die Zimmernummer von Doktor Coldwell, Sie wussten als einziges über das Showprogramm Bescheid und Sie haben sich kurz vor der Show verzogen! Sie kannten die Lager des Schiffes!“

Der Angesprochene erblich bereits, als sich der Finger des Detektivs auf ihn richtete, wurde aber immer bleicher.

„Aber...Aber... Herr Mori, das muss ein Irrtum sein. Ich habe nichts dergleichen getan, glauben Sie mir! Als ich Doktor Coldwell in ihr Zimmer führte, war das doch zumindest noch ein Stück weit noch mit Leuten in der Nähe, die sich das Schiff ansahen. Die konnten alle ihr auf einem Punkt zwischen ihrem Zimmer und der Rezeption auflauern.

Und das Showprogramm hatte ich mit Doktor Coldwell und den anderen vor Monaten bereits geplant, das können Sie sie fragen, wenn sie aufwacht. Und dafür musste ich trotzdem immer wieder etwas neu koordinieren, das können Sie meine Mitarbeiter fragen.

Und zu den Lagerräumen wäre jeder gekommen mit ein bisschen Geschick. Sie sind nicht wirklich geschützt, weil sie ab der ersten Fahrt beim nächsten Mal rund um die Uhr besetzt sein werden.

Wirklich, da versucht jemand, mir die Sache in die Schuhe zu schieben. Wenn ich ein Problem mit Doktor Coldwell hätte, hätte ich sie doch nicht auf dieses Schiff eingeladen.“

„Vielleicht wollten Sie Rache, weil Sie Ihnen irgendwann mal etwas getan hatte und sahen das als perfekte Gelegenheit, damit niemand etwas bemerkt.“

„Aber... Aber Herr Mori! Wie Sie selbst sagten, kenne ich das Schiff in und auswendig. Soll ich da nichts besseres mir erdenken können, einen Menschen zu töten, als diesen Trick, der mich ganz offen an den Pranger stellt. Ich bitte Sie, glauben Sie mir, Sie irren sich.“

Kogoro war so in Braus, dass er nicht mal merkte, wie sich die Tür langsam öffnete.

„Dann kommen Sie doch mit, Herr Tanahi und lassen Sie uns sehen, wie es in den Lagerräumen aussieht. Dann werden wir wissen, wie sehr ich mich irre!“
 

„Das mit den Lagerräumen können Sie sich sparen, Herr Mori!“ Von hinten drang die tiefe, dunkle Stimme von Kommissar Yokomizo, dem älteren.

„J-Jugo? Wo kommst du denn nun her? Und wie siehst du aus? Und wer... wer ist das denn?“

Hinter dem Kommissar stand ein kleiner, korrekt gekleideter Mann im Anzug mit Krawatte, ein förmlich zum Notar geborener Brillenträger, der keinerlei Regung zeigte und wie der Kommissar grässliche Augenringe aufwies.

„Wir...“, wollte Jugo Yokomizo ansetzen, musste aber für ein kurzes gähnen unterbrechen.

„Es kam mir komisch vor, dass der Täter mit zwei Sorten Säuren hier im Schiff angekommen sein soll. Deswegen hab ich mir Herrn Yusuatu von der Schiffsverwaltung geschnappt und mit ihm die Apotheken und Drogerien einer Inventur unterzogen.“

„Guten Abend, Yusuatu mein Name!“, Ruhig, fast einschläfernd und sachlich präsentierte sich der Verwaltungsangestellte, bevor Kommissar Yokomizo weiter erklärte.

„Und tatsächlich fehlten ein paar Kapseln, aus denen man leicht eine gewisse Menge Blausäure herstellen konnte. Der Täter hatte also nur die Schwefelsäure bei sich. Daraufhin...“, erneut gähnte er, bevor er fortfuhr, „... haben wir zur Sicherheit die gesamten Lagerräume durchsucht.“

Die anderen schluckten schwer.

„Ihr habt in knapp drei Stunden eine vollständige Inventur der gesamten Schiffsladung durchgeführt???“

Sango Yokomizo blieb der Mund offen stehen.

„Was denkst du wohl, wovon ich Augenringe habe?! Aber wie mir scheint, war das auch nicht umsonst.“ Endlich sah er zu Doktor Coldwell.

„Geht es ihr gut?“

„Mhm... Sie schläft nur noch, hat ein bisschen Wasser geschluckt.“, meinte sein Bruder um Fassung ringend. Damit wandte sich der Kommissar auch schon wieder ab und blickte zu dem Stapel auf dem Nebentisch.

„Herr Yusuatu? Ich glaube, wir können unsere Suche abschließen.“

Der kleine Herr, der fast regungslos im Raum stand, holte die große Mappe unter seinem Arm hervor, blätterte einen dicken Stapel Notizseiten durch und blieb dann stehen.

„Nun, Herr Kommissar, also die Liste der Dinge, die aus den Lagerräumen entwendet wurden, haben wir hier.

Viel war es ja nicht...“, damit gab auch er ein Gähnen von sich.

„Haha!“, freute sich Mori und blickte triumphierend zu Herrn Tanahi.

„Glauben Sie mir doch, selbst wenn die von Ihnen genannten Dinge aus dem Lager stammten, ich war es nicht.“, flehte dieser ihm entgegen.

„Herr Yusuatu, was fehlt nun alles?“ Kogoro schien den Kommentar des bettelnden Mannes gar nicht wahr zu nehmen.

„Also! Die Kapseln nicht mit gerechnet.“ Erneut rückte er sich die Brille gerade.

„Aus dem Lager für kühl gehaltene Lebensmittel ist ein brauner Kartoffelsack, ungefähr ein bis zwei Kubikmeter Fassungsvolumen, verschwunden.“

Ein allgemeines Erleuchten ging durch die Runde, natürlich, daher kam ihnen der Sack so bekannt vor, ein typischer, nicht genetzter, sondern durchgängiger, Kartoffelsack!

„Den haben wir hier wohl.“, stellte Jugo Yokomizo fest und hob den Sack kurz an.

„Dann sind aus dem Fitnessbereich...“

„Vier Gewichte verschwunden!“, unterbrach ihn Kogoro siegessicher.

„Äh nein, drei.“, wurde er weniger sicher, aber sachlich, korrigiert. Alle schauten auf.

„Wie... drei?“, erkundigte sich Conan, noch bevor Kogoro seine Worte gefunden hatte.

„Na mal sehen!“ So ruhig wie er sprach begab sich Herr Yusuatu zum Tisch, der Kommissar zeigte ihm eine Platte nach der anderen, die er ohne sie anzufassen untersuchte und mit seinen Daten verglich.

„Nein, genau die drei, die fehlen. Perfekt.“, stellte der Notar zur Verwunderung der Anwesenden fest.

„Aber... aber wie... Sie haben noch irgend etwas anderes benutzt, Geben Sie es zu!“ Kogoro war außer sich, packte Tanahi am Kragen.

„Beruhigen Sie sich, Herr Mori, ich sagte doch, ich war es nicht, bitte!“ Die beiden Polizisten trennten sie schließlich, während Kogoro sich langsam wieder beruhigte.

„Das... das ist auch nur bedingt dafür wichtig, da kann man sonst was nehmen, was nicht im Lager ist.

Das entscheidende ist das fehlende Seil, das wohl mindestens... fünfzehn bis zwanzig Meter betragen dürfte, oder Herr Yusuatu?“

Der sah wieder in seine Liste, schaute ein wenig, dann zum Tisch mit den zerschnittenen Seilen, dann wider ins Buch.

„Also... laut unserer Inventur fehlen genau fünf Meter Seil. Und das dürfte das sein, das da liegt.“

Nun blieb allen der Mund offen stehen. Auch Conan war plötzlich vollkommen aus dem Konzept.

'Aber... wie hat dann der Täter bitte... Doktor Coldwell ins Wasser befördert? War die ganze Sache mit dem Fenster und dem Träger etwa eine Finte?'

„Und als letztes fehlt noch aus unserem Verpackungs- und Postservicelager Paketklebeband.“

„Schon klar!“, flaumte ihn Kogoro entnervt an. Ohne eine Erklärung, wie überhaupt Doktor Coldwell ins Wasser fiel, machte auch jedwede Anschuldigung keinen Sinn.

„Vermutlich hat der Täter die eine Rolle oder so, die er für den Knebel brauchte dann durchs offene Fenster ins Meer geworfen.“

Wenigsten ein bisschen Schadensbegrenzung an seiner Theorie betreiben.

„Äh... es waren aber drei Rollen, die verschwunden sind.“, stellte Herr Yusuatu nach dreimaligem kontrollieren seiner Unterlagen fest.

„Drei...drei Rollen Klebeband sind verschwunden?“

Der Schock saß tief bei den Anwesenden und auch Kommissar Jugo Yokomizo, der das länger schon wusste, hoffte wohl auf eine Erklärung durch die anderen.

Die blieb aus und so stand etwas im Raum fest, was ihnen mit einem Schlag die Blässe ins Gesicht trieb und einen Namen aus stummen Schreien formulierte.

'Natsuke Karasuma!'

In diesem Moment drang ein sehr eiliges Klopfen an die Tür, zu der sich zögerlich der jüngere Kommissar begab.

„Ah... hallo, die Rezeption meinte, Herr Tanahi sei hier?“, meldete sich ein leicht schwitziger, nervöser Mann im Offizoersuniform.

„Und Sie sind...?“, nörgelte ihm der Kommissar entgegen.

„Vizekapitän Yamonaga, was ist denn mit Ihnen?“ Tanahi hatte ihn an der Stimme erkannt und war auch zum Eingang gekommen.

„Herr Tanahi,... Kapitän Karasuma ist... verschwunden!“

Das große Theater

Hallo an alle Lesenden,
 

erstmal wieder vielen Dank für die Kommis zum letzten Kapitel, ich habe mich wie immer sehr über die Anregungen gefreut.
 

Zur Frage mit dem Leiden, die Kogoro unter Wasser diskutierte, ich bezog mich auf den Unterschied zwischen Mord und Folter, wobei in der Folter der Tod immer auch einen erlösenden Aspekt hat. Deshalb halte ich - und auch Kogoro - das für das schlimmere eigentlich, das unvorstellbarere. Es passiert ja bekanntermaßen trotzdem.
 

So, dann entschuldige ich mich zutiefst für die Verzögerung beim neuen Kapitel, mit dem Anhängsel, es könnte nochmal im Februar passieren, ich hoffe jedoch, dass nicht. *Entschuldigungskuchen bereitstellt*
 

Viel Spaß mit dem Kapitel und bis nächste Woche.

lG, Diracdet
 


 

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Kapitel 12: Das große Theater
 

„WAS? Sie ist seit sieben Stunden verschwunden?“ Der Schrei der Kommissare und Kogoros gleichzeitig schreckte alle in der Krankenstation hoch, ausgenommen Dr. Coldwell, was aber auch schon einem Wunder glich, da die Lautstärke dem sprichwörtlichen 'Tote wecken' sehr nah gekommen sein musste.

Alle riefen sich, angetrieben durch die bösen, wenn auch furchtsamen Blicke des Arztes, zur Raison, und Jugo Yokomizo übernahm es, den eben zusammen gefalteten Vizekapitän möglichst ruhig wieder zu einer Antwort zu bewegen. Er packte ihn an den Schultern und sah dem großen, kräftigen und doch im Moment so schwächlich verstörten Mann tief in die Augen, bevor er sachlich anfing.

„Sie ist... nicht seit der Abfahrt, gestern Abend gegen achtzehn Uhr verschwunden, sondern Sie haben sie nur seitdem nicht mehr gesehen. Ist das richtig?“

Es dauerte eine Weile, bis Herr Yamonaga sich von der Sprechweise des Polizisten zu einer Reaktion bewegen ließ. Ein leichtes Nicken, begleitet von einem kräftigen Schlucken, mehr war es letztlich nicht. Bis es langsam wieder von ihm kam

„Ja, wie gesagt, sie verzog sich nach der Abfahrt, sagte sie wolle wie immer aufs Deck, und sich dann bis Mitternacht in ihrer Kajüte ausruhen.“

„Und seitdem haben Sie sie einfach nicht mehr gesehen. Jetzt wollten Sie ihr Bescheid geben, dass wir angekommen sind am Zielort und fanden die Kapitänskajüte leer vor, richtig?“

„Äh, falsch, zunächst fand ich sie verschlossen vor, bekam auch keine Antwort auf anklopfen und rufen. Da dachte ich, sie sei irgendwo anders, und hab mich kurz umgesehen, war nochmal auf der Brücke, ob sie schon da war, war sie jedoch nicht. Als ich etwa zwanzig Minuten später nochmal bei der Kapitänskajüte war und diese immer noch abgeschlossen vorfand, machte ich mir doch Sorgen und hab den Zimmerservice gebeten, mir den Zweitschlüssel zu bringen, vielleicht sei ihr etwas passiert.“

„Und... was war in der Kapitäns-Kajüte?“

„Sie... sie war unberührt. Kapitän Karasuma war scheinbar gar nicht da gewesen, oder zumindest hat sie nichts gemacht, was im Nachhinein ihre Anwesenheit zeigte. Und da bin ich dann wieder auf Anfrage bei der Rezeption hier her gekommen.“

Er war jetzt so weit wieder ruhig, dass er nun auch genauer den Blick hinein wagte in das Krankenzimmer, die beiden besetzten Betten von Yoko und Doktor Coldwell bemerkte und ihm die Worte des Rezeptionisten in den Sinn kamen.

'Irgendetwas ist mit dem Aquarium passiert. Scheinbar ist da jemand rein gesprungen oder so. Auf jeden Fall ist der Chef jetzt mitsamt der Polizei auf der Krankenstation, Herr Yamonaga.'

„I-ist etwa... sie ins Wasser gesprungen?“ Er deutete mit dem Zeigefinger auf die schlafende Biologin, deren Miene eine unschöne Verkrampfung, einen Spiegel ihrer Erlebnisse, in sich barg und das Bild eines lächelnd schlafenden Schneewittchens, welches den vergifteten Apfel in der Traumwelt vergaß, in die Welt der Märchen, aus der es entstammte, verbannte.

„N-Nein..., dieser Frau ist nur schlecht geworden.“

Alle starrten verwirrt zu Mori, der sich unverholen vom kleinen Beistelltisch neben seinem Platz eine frische, trockene Schachtel Zigaretten nahm, dann aber doch inne hielt, als er die ihm zuteil gewordene Aufmerksamkeit registrierte.

Er hatte den Vizekapitän einfach so angelogen. Stumm lastete die Frage nach dem Warum in den Köpfen derjenigen, die offenbar schon auf dem Sprung waren, eine Suchmannschaft an Polizisten zusammen zu stellen, um nach der Verschwunden zu fahnden, wenn überhaupt noch Hoffnung bestünde.

„Herr Yamonaga.“, begann der Detektiv wieder ruhig, ohne seinen Kopf zu bewegen oder überhaupt die Augen zu öffnen. Eine bedrohlich ernste Art lag in seiner Stimme, die keinen Widerspruch duldete, ein Ruhepol, dem man sich nicht entgegen stellen wollte, schon gar nicht, wenn man selbst in der Position des ratlosen war wie der Vizekapitän der Ocean Goddess in diesem Moment.

„Äh... j-ja?“

„Würden Sie bitte kurz raus gehen und die Tür von außen schließen? Es wird nicht lange dauern. Und danach werden wir gemeinsam Kapitän Karasuma suchen. Mit gemeinsam meine ich die hier anwesenden und Sie, Sie ganz allein, ist das klar?“

„K-Klar, Verstanden, Sir!“

Als wäre es ein Kommando von oben, salutierte der im Moment eigentlich ranghöchste Offizier im Amt vor dem Zivilisten, drehte sich, zögerlich, auf dem Schritt um und schloss leise und behutsam die Tür. Erleichtert über das Entkommen der Aura dieser Person, die er irgendwoher zu kennen glaubte, lehnte er sich gelöst an die Tür und seufzte tief.

„Puuh... was war das denn für einer?“

„Mein Onkel, ein berühmter Detektiv!“, kam es prompt zur Antwort von unten, so dass der gestandene Mann aufschreckte und einen Schritt zur Seite fuhr. Da stand doch tatsächlich so ein kleiner Knirps mit großer Brille und grinste ihn frech an.

„Du... du hast mich erschreckt, Kleiner, so was macht man nicht, ja?“

„Ja, Okay, ich merks mir!“

„Äh... dein Onkel? Warst du eben auch in dem Zimmer hier?“

„Ja, ganz in der Ecke, aber mir wurds langweilig, da bin ich Ihnen hinterher. Sagen Sie, wie meinten Sie das vorhin?“

„Was meinte ich wie?“ Wäre Herr Yamonaga nicht von Kogoro zum Bleiben aufgerufen wurden, hätte er dem Jungen sicher nicht geantwortet, er war überhaupt nicht in der Stimmung für so was, aber so blieb ihm keine Wahl.

„Sie sagten, Kapitän Karasuma sei wie immer aufs Deck gegangen. Wie meinten Sie dieses wie immer?“

„Ach das, ja... weißt du, jeder Mensch hat so seine Angewohnheiten und Natsuke Karasuma, immerhin einer der besten Kapitäne Japans, hat diesen... Tick, sie geht immer bei Jungfernfahrten nach der Abfahrt kurz an Deck, um wie sie meint, diese Mischung der Meeresluft mit dem Geruch des frischen Schiffs einzusaugen. Sie sagt immer, dass sie danach aus unerfindlichen Gründen verrückt sei. Sie ist für diese Eigenart echt bekannt unter den Kapitänen dieses Landes, das kann ich dir sagen.“

„Ach so, also ist das kein großes Geheimnis, wie?“

„Nein, nicht wirklich..., zumindest nicht unter Kapitänen.“
 

„Was sollte das denn nun wieder, Mori?“, nörgelte Sango Yokomizo von der Seite. Er schrie nicht, der Arzt sah sie sowieso schon wieder schief an.

„Wir müssen nach Karasuma suchen, sofort!“

„Beruhigen Sie sich, die Eile hat uns bei Doktor Coldwell nicht geholfen und wird uns auch jetzt nicht helfen.

Natsuke Karasuma ist wahrscheinlich tatsächlich schon über sechs Stunden nicht an einem Ort ihrer Wahl, so würde ich das unberührte Zimmer interpretieren. Was immer der Täter vor hat oder hatte, er hat es entweder längst in die Tat umgesetzt oder es muss sehr aufwendig sein. Und es muss wohl beinhalten, dass sie sehr gut versteckt ist.

Ersteres würde bedeuten, dass wir mit ziemlicher Sicherheit zu spät sind. Das glaube ich aber nicht mal. Denn, wenn man die anderen Anschläge betrachtet, so ging der Täter doch sehr theatralisch vor, mit viel Show und auf den Effekt abzielend.

Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass er das bei ihr anders machen will. Und wenn doch, dann können wir wohl wirklich davon ausgehen, dass sie längst tot ist.

Was ich sagen will, meine Herren... und Yoko, alles, was der Täter zur Zeit noch wollen kann, ist die angesprochene Panik unter den Gästen, die ihm den Handlungsspielraum für weitere Aktionen geben würde. Und wie gesagt, ich gehe davon aus, dass er genau das von uns will.“

„Aber..., wir haben die Panik doch verhindert, die Leute sind alle auf der Blauen Ebene und glauben an einen Verrückten, der eine Show abziehen wollte. Das haben wir doch alles nach Ihrem Plan gemacht, Herr Mori!“ Der jüngere Yokomizo verstand zwar die Einwände Kogoros, nur nicht ganz den Sinn, weshalb er sie nun aufhielt. Es war doch trotzdem denkbar, dass genau jetzt Natsuke Karasuma die Hilfe der Polizei benötigte, nicht vor drei Stunden und nicht in zwanzig Minuten, sondern gerade jetzt.

„Und was würde passieren, Herr Kommissar, wenn wir uns jetzt in Ruhe auf die Suche begeben und die Blaue Ebene so lassen, wie sie ist?“

Er überlegte eine Weile, bis ihm schließlich Brefford zuvor kam.

„Sie würden nachfragen, welche Probleme die Polizei damit hat einen einzelnen Verrückten festzusetzen, den sie sogar bereits geschnappt haben und wieder anfangen andere Spekulationen zu verbreiten, insbesondere, da Doktor Coldwell ja nicht aufgetaucht ist zu ihrem Vortrag.

Es nützt nichts, wir müssen sie jetzt raus lassen und dann anfangen zu suchen. Sonst können wir nicht mehr kontrollieren, was dort geschieht.

Das meinten Sie doch, Herr Mori, oder?“

Dieser nickte nur kurz und sah dann zum kleinen, nervösen Buchhalter, der die Unterredung still verfolgte, informiert durch den Kommissar, aber auch durch zwei plus zwei zusammen zählen bei der Inventur.

„Herr Yusuatu?“ Jetzt schaute er doch auf, blickte erschrocken mit glasigen Augen in die Runde.

„Wir bräuchten, wenn das möglich wäre, mal ihre Unterstützung...“
 


 

„Was wollt ihr machen?“ Ran blieb am Telefon fast die Luft weg und ihr lauter Ausruf brachte ihr viel ungewollte Aufmerksamkeit. Sie fuhr blitzartig zum Fenster rum, immer die Ohren am Hörer, als sie plötzlich zweier weiterer neugierige Ohrenpaare um sich herum gewahr wurde.

„Du hast mich schon richtig verstanden, Mausebein. Wir werden die Sache mit dem Verrückten zu Ende durchziehen und dann müssen wir Kapitän Karasuma finden.

Du solltest das auch Sonoko und Miss Vineyard sagen, wir können dabei eure Hilfe brauchen.“

„Ähm... keine Sorge, die beiden haben das wohl mitbekommen...“, stellte sie mit einem süffisanten Lächeln fest, als sich die Gehörmuscheln von einer Seite an ihr linkes Ohr, von der anderen an ihre rechte Hand mit dem Hörer drückte.

'Übertreibts nicht! So leise ist das Handy doch gar nicht.'

„Ist gut, Paps, wir sind bereit, sobald sich wieder hier alles normalisiert. Die Leute scheinen zwar ungeduldig, aber die Medien berichten nur noch von irgendeinem Straßenkünstler, der sich aufs Schiff geschlichen hätte und einen Stunt zeigen wollte.“

„People hear, what people want to hear, because journalists only give them, what they want to hear. No more, nor less.“ Gekonnt überspitzelt mit einem ironischen Unterton auf den Lippen formulierte Chris ihre Erkenntnis, die sie zur Wahrheitsumdeutung heute in vollen Zügen auskosten konnte.

'Isn't life a pure pack of irony? Die Leute glauben nicht an Wahrheit oder Logik, nur an das, was sie glauben wollen. Und was diesen Glauben bestätigt, das definieren sie dann als Logik, womit der Glauben folglich zur Wahrheit wird, da man ja logisch nicht auf einen Fehler kommen kann...

Und so wie die Leute hier nun alle glauben wollen, dass eben niemand einen Anschlag auf Doktor Coldwell verübt hat, so glaubst auch du nur, ich wäre eine gewöhnliche Verbrecherin. Zugegeben, ein Bindeglied zu deinem verwunschenen Prinzen, aber doch nicht mehr als eine kleine, unbedeutende... Mörderin... falls du es mir zutraust. Aber leider, siehst du alles noch viel zu rosa damit... Viel... zu rosa.'

Ein leichter Seufzer entglitt ihr, als sie sich gerade wegdrehen wollte.

„Warten Sie, Miss Vineyard!“, wurde sie jedoch von Ran zurück gehalten. Die Schauspielerin drehte sich gelassen zu ihr rüber, wurde dann aber von den funkelnden, fordernden, keinen Widerspruch duldenden Augen der Oberschülerin erfasst. Blitzartig schoss die Nervosität in ihr hoch.

'Vielleicht ist es schon zu viel, dass du mich für eine gewöhnliche Verbrecherin hältst...'

„Ich... ich muss... etwas mit Ihnen bereden, Miss Vineyard!“

Die Angst war deutlich heraus zu hören, selbst ihre Entschlossenheit schien dem kaum gewachsen zu sein. Umgekehrt konnte aber auch ihre Angst ihre Entschlossenheit nicht bremsen. Es war ein Teufelskreis zwischen diesen beiden Emotionen, der sie antrieb.

Wer hätte gedacht, dass die ihr so einfach gefallene Entscheidung vom Sonntag Abend, nun, zwei Tage und ein paar Stunden später, so schwer fallen würde. Unwillkürlich zitterten ihre Hände, wurden aber von ihren Armen langsam zu ihrer Brust geführt, als wolle sie ihr Herz beruhigen.

Mitten in dieser Bewegung hielt plötzlich eine Hand ihr rechtes Gelenk fest und stoppte so Rans Arme.

Zurückgeworfen in die Realität blickte sie nicht ganz bei sich zur Seite zu ihrer Freundin, der eine unverkennbare Sorge in den Augen lag. Aber nur in den Augen.

„Ran, wir sollten uns jetzt lieber für ein paar Minuten von Miss Vineyard fernhalten, damit wir nachher, wenn die Blaue Ebene wieder geöffnet wird, unauffällig verschwinden können.“

„Das würde ich auch sagen.“, stimmte ihr eine innerlich erleichterte Chris zu.

'Wer hätte gedacht, dass ich Sonoko mal für ihre Hilfe danken würde. Als ob sie wüsste, was Ran gerade wollte...

Ach Quatsch, das kann nicht sein, Sonoko nicht.'

Ran blickte immer noch zu ihrer Freundin, oder besser durch sie durch, als sähe sie sie gar nicht, folgte ihren Gedanken und ließ die Arme schließlich sinken.

„Ich dachte nur gerade... ob der Täter womöglich... Kapitän Karasuma... ins Meer...“

Sie vollendete den Satz nicht, der Gedanke war ihr zu abscheulich. Ihr Vater hatte ihr tatsächlich am Telefon von dem verschwundenen Klebeband erzählt und damit bewirkt, dass ihr ein entsprechendes Bild nicht mehr aus dem Kopf ging.

„Das glaube ich nicht, Ran.“, versuchte Sonoko zu beruhigen, ohne einen rechten Grund zu haben.

Etwas geschickter machte es die Schauspielerin.

„Das wäre sehr unlogisch für den Täter.“

„Was? Wie meinen Sie das?“

„Die Sängerin Yoko Okino wurde auf der Bühne von einem Säureschauer erfasst.

Die Biologin Doktor Alexandra Coldwell wurde in einem riesigen Aquarium versenkt. In beiden Fällen hat der Täter... wie soll man das sagen... Stil... im Sinne seines Briefes bewiesen.

Er hat die Göttin auf ihrem Thron versucht zu ermorden. Sehr extravagant, wohl gemerkt, aber so, dass es wirklich... dieses Bild widerspiegelt, dass uns die Nachricht gibt.

Ich würde nun behaupten, der Thron des Kapitäns ist das Schiff an sich, vielleicht die Brücke da rauf, oder ein entsprechender Raum, aber definitiv nicht das Meer an sich, das ist nur sein Königreich.

Hätte er sie einfach ins Meer geworfen, wäre er sich selbst sehr untreu geworden, wonach es doch eigentlich nicht aussieht.“

„... Stil... der Brief... sind-sind Sie sicher?“ Ein leichtes Schniefen unterbrach Ran in ihrer Frage mehrfach, aber es wirkte offenbar beruhigend.

„Yes, thats, what I think...“

Damit schritt sie dann von dannen, ein warmes Lächeln auf den Lippen.

'Engel sollten nicht weinen, denn dann trauert die Menschheit mit ihnen.'
 


 

„Da sehen Sie es meine Damen und Herren, dort kommt der unbekannte Akteur, der Gäste, Personal und Polizei auf der Jungfernfahrt der Ocean Goddess so in Aufruhr versetzte...“

Die junge Reporterin verwies mit drohender Mimik auf das Szenario hinter sich, auf den Ausgang der Blauen Ebene. Genau davor postierten sich eine ganze Reihe an Wachmännern, sperrten die Schaulustigen aus, und gaben doch gleichzeitig die Blicke frei auf das Treiben dahinter.

Die beiden Kommissare, mit grimmig aufgesetzter Miene, wie sie einen Mann aus einer bestimmten Richtung – der des Krankenzimmers – an einen unbekannten Ort verfrachteten.

Ein Mann, mehr war nicht zu erkennen aus der Gestalt, in leicht durchnässten Klamotten, mit übergezogener Jacke, die den Großteil des Kopfes verdeckte. Ein Paar Handschellen war noch an den Armen zu erkennen, die die Polizisten sich zwischen die ihren geklemmt hatten, dass der Übeltäter auch ja nicht entkommen möge. Dieser schlurfte nur mit herab hängendem Kopf mit seinen Bewachern mit.

Vor den dreien zwei weitere Polizisten, hinter ihnen ein leicht verschnupfter Kogoro, ein nachdenklicher Brefford und ein unruhig dreinschauender Tanahi.

Ein Bild als ganzes, wie gemalt, eine Überführung des Verbrechers, wie es in jedem Hollywood Thriller am Ende im Drehbuch stünde.

Und genau das sollte es sein, das Ende. Das Ende... für die Zuschauer, wie es eben in Hollywood üblich war. Niemand merkte es, niemand schien es zu ahnen. Oder eben wahr haben zu wollen.

Dass die Tür überhaupt aufging, dass die Polizei überhaupt es zuließ, dass die Gäste wie durch ein Guckloch Einsicht in die Festnahme des Täters erhielten, dass sie alles sehen konnten, was sie wollten, außer das Gesicht des Täters, das ihnen sowieso nichts sagen würde...

Dass ihnen förmlich der Vorhang im Kino – die Tür zur Blauen Ebene – aufgeschoben wurde und sie die Vorstellung von Anfang an, quasi mit Popkorn vom Buffet genießen konnten, das alles schienen sie nicht wahrzunehmen, weil sie es offenbar nicht wollten.
 

'As I said. Truth is, what people want to believe in. No less... no more... Funny...', kicherte Chris aus einiger Distanz in sich hinein, während sie die Prozession verfolgte, wie sie ihren Weg in die tiefen Dunkelheiten des Schiffes suchte, denen die Gäste nicht würden folgen können.
 


 

„Haha, das hat geklappt. Vielen Dank, mein lieber Täter!“ Sango Yokomizo hatte gerade die Tür geschlossen, als er wie Kogoro Mori in ein feierlich triumphales Lächeln ausbrach. Sein Bruder bevorzugte die Ruhe und Gefasstheit, entfernte die Handschellen des 'Täters' und nahm ihm die Jacke langsam ab.

„Wir müssen uns wirklich bei Ihnen bedanken, Herr Yusuatu!“, stellte auch er fest, ohne jedoch eine Miene zu verziehen. Der Buchhalter schüttelte kurz den Kopf, sah betrübt auf seine Kleidung.

„Schade um den Anzug, dass wir den unbedingt so durchnässen mussten auf der Krankenstation. Aber ich habe Ihnen gerne geholfen, eine drohende Panik zu vermeiden.“

„Machen Sie sich darum mal keine Sorgen, Herr Yusuatu!“, beruhigte Tanahi ihn mit einem sanftem Lächeln und einem Klopfen auf die Schulter.

„Ich hab heute schon einige Garderoben von Gästen austauschen lassen, wie Sie an Herrn Mori unschwer erkennen können. Er trägt ja nun seinen dritten Anzug...“

Ein ironisches Lächeln trat auf die meisten Gesichter und auch der Detektiv konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

'Immerhin sind die beiden neuen Anzüge wesentlich teurer als mein Original...'

„Ich hab schon unterwegs jemandem vom Personal Bescheid gegeben, hier einen Anzug her zu bringen.“
 

Ein Klopfen unterbrach Herrn Yusuatus Antwort und die drei Gerüchteverbreiterinnen par Excellence standen gemeinschaftlich im Eingang.

„Wow... was für ein schickes Zimmer?“

„Meine... Kajüte.“, beantwortete Tanahi Sonokos Aussage, die daraufhin kurz zusammen zuckte und etwas hinter Ran trat.

„H-Heißt das, Sie meinten das ernst, dass Sie dieses Schiff nie mehr verlassen wollen?“

„Äh... also eigentlich schon, das war so gemeint. Aber unabhängig davon wollte ich eben von Anfang an auf diesem Schiff eine eigene Suite, in die ich mich zurück ziehen kann, sobald ich hier bin. Hier kommt auch niemand rein, außer, wenn ich es will. Nur ich hab hierzu einen Schlüssel, sonst niemand.“

„Ach...“, begann Kogoro funkelnd, sah dem Milliardär tief in die Augen,

„Dann haben Sie doch auch sicher nichts gegen eine kleine Durchsuchung, nur um sicher zu gehen, dass hier nichts versteckt ist...“

Den Angesprochenen verließ augenblicklich das Lächeln auf den Lippen, aber auch die drei Frauen wurden plötzlich wieder unruhig.

'Er verdächtigt Herrn Tanahi?', ging es allen drein durch den Kopf.

„Was erlauben Sie sich, Herr Mori? Ich dachte, es wäre nun geklärt, dass Ihre Anschuldigungen haltlos sind.

Ich bin wirklich erschrocken, so viel Gutes wurde mir über Ihre Fähigkeiten berichtet, Sie könnten Fälle teilweise aufklären, bevor die wahren Beweise überhaupt gefunden worden, aber offenbar beharren Sie nur so lange auf irgendwelchen Fantasien, bis alle sie glauben.

Schön, durchsuchen Sie das Zimmer, bitte, holen Sie sich zwei Polizisten und machen Soe hier alles dreckig, aber danach ist es wieder meins, wenn Sie nichts finden, klar?“

Die Wut im Gesicht des Mitfünfzigers schien ernsthaft auf sein Herz zu schlagen, er musste sich den Schweiß abwischen und sich hinsetzen.

„Ich versuche hier... mein Lebenswerk am Leben zu erhalten, Herr Mori. Dieses Schiff war und ist... MEIN Traum! Wenn diese Überfahrt ein Reinfall wird, wird auch mein Konzern lange dran zu knabbern haben, damit kann ich leben, weil ich alt bin. Aber meinen Lebenstraum so kurz vor dem Ziel scheitern zu sehen, das ertrag ich nicht. Und irgendjemand da draußen will, dass es scheitert, will, dass ich scheitere. Jemand hat mir schon zu viele Steine in den Weg gelegt...

Ich bitte Sie um diese Nacht, die mir zu meinem Lebenstraum fehlte. Und Sie... Sie kommen und machen es kaputt... ohne Grund. Ich will nicht mein Schiff zerstören, hören Sie, ich will es nicht!“

„Beruhigen Sie sich, Tanahi!“, fuhr ihn Brefford von der Seite an.

„Sie haben schließlich selbst auch noch eine Aufgabe zu erfüllen, bis Ihr Traum in Erfüllung geht.“

Alle sahen verwundert zu dem alten Mann, der seinen Blick aber nicht vom Boden nahm.

„Es ist jetzt halb zwei. Es dauert noch vier Stunden bis zum großen Ereignis.“

Jetzt waren die Blicke noch fester bei ihm und die Augen starrten verwirrt zu dem Franzosen, der stoisch verharrte, wenn auch man von der Seite meinte, ein schwaches Lächeln ergründen zu können.

„D-Das große Ereignis? Sie wissen, worum es geht?“ Ran stellte stellvertretend eine Frage, die ihrer Meinung nach wohl keiner weiter beantworten konnte. Sie irrte sich in diesem Punkt jedoch gewaltig.

„Der Sonnenaufgang, Ran.“

Ihr Vater war es, der die Erklärung übernahm, wurde dann aber von Tanahi abgelöst, der sich in seinen Worten verlor und neuen Lebensmut zu schöpfen schien.

„Das reinigende Licht der Dämmerung, welches uns Großstadtbewohnern längst aus dem Sinn verschwunden ist. Wir sehen die Lichter, die ewig scheinen, die jede Farbe als kleines Spektrum in eine Richtung werfen, wir haben taghelle Nächte, aber sehen kaum die Sonne. Im Urlaub ab und zu, aber selbst auf Bergen ist es immer dieses Bild eines unförmigen Reliefs, welches mit der Sonne einen Kampf führt und nur darauf wartet sie Abends wieder unseren Blicken zu entziehen.

Nur auf dem offenen Meer ist es anders.

Dann, wenn keine Wolke am Himmel herrscht, wenn die See nicht durch Wind in Wellen gepeitscht ist, dann... betritt man diese andere Welt, diese höhere Sphäre, die es sonst nirgends auf der Welt gibt. Die ruhige, stille Welt des scheinbaren Nichts, das sich in göttlicher Pracht aufbaut und die Sonne am Morgen in vollster Schönheit aufgehen lässt. Wenn das Meer von dem tiefen Rot der aufgehenden Sonne ganz erfasst wird. Ich habe dieses Bild mit meinem Vater inmeiner Kindheit oft gesehen und wollte es mit diesem Schiff auch anderen zum Geschenk machen.

Das möchte ich den Leuten zeigen, das sollen sie sehen. Das wahre Licht, das jeden Morgen uns erleuchtet, das soll nun auch sie erleuchten.“ Die fast schon pathetische Erhabenheit seiner Worte ließ alle im Raum verstummen.

Nur Tanahi selbst fügte in Gedanken noch etwas an.

'Ich danke Ihnen, Fräulein Mori, dass Sie mich wieder an mein Ziel erinnert haben. Das war wirklich... freundlich.'
 

„Herr Tanahi...“, begann Sango Yokomizo nach einer Weile, „...es genügt vorläufig wohl, wenn wir das Zimmer abschließen und einen Wachposten davor stellen, der aufpasst, dass Sie das Zimmer nicht mehr betreten.

Sie sollten sich auf die Blaue Ebene begeben und die Gäste weiter im Glauben lassen, es wäre alles in Ordnung. Wir suchen Kapitän Karasuma.

Ach ja, Herr Yusuatu, Ihre Hilfe wird wohl auch nicht mehr von Nöten sein. Sie können dann wohl gleich mit den neuen Sachen wieder auf Ihren Platz gehen.“

„Oh, das ist... nett.“, stellte der kleine Mann verlegen fest, als ihn etwas von unten am Ärmel zog.

„Äh... was willst du denn, Kleiner?“

„Ich hätte nur eine kleine Frage, ist es denn nun gesichert, dass das Seil auf der Krankenstation das fehlende Fünf-Meter Seil aus den Lagerräumen ist?“

Conan hatte sich bis jetzt mit Worten sehr zurückgehalten und die Aufgabe der Zimmerdurchsuchung für die Polizei übernommen – erfolglos.

„Oh... ja, das scheint wohl so zu sein. Die Seile haben alle eine aufgedruckte Fabriknummer, die kann man kaum fälschen und die war auch auf dem langen Stück Seil drauf, exakt die Nummer aus der Inventurliste. Es muss wohl das Seil sein.“

'Hm... ohne Zweifel, das lange Seil sind die vier Meter, mit denen Doktor Coldwell gefesselt wurde. Ich hab mir das Seil auch angesehen, der Stempel wirkte in Ordnung. Und an einem Ende war er angeschnitten und ein kleines Stück durchgerissen, genau wie bei dem einen Meter, der oben noch den Sack zugebunden hatte. Könnte man so was fälschen?

Unwahrscheinlich... aber wie hat der Täter dann nur diesen Trick über dem Aquarium veranstaltet? Ich muss da doch noch mal hoch.'
 


 

„Also, Herr Vizekapitän Yamonaga.“, begann Kogoro eindringlich, nachdem alle Formalitäten bezüglich Yusuatus Kleidern geklärt und die Suite von Herrn Tanahi verschlossen und von einem Polizisten gesichert worden war, und der Vizekapitän auch die Suite des Schifsseigners aufgesucht hatte.

„Herr Tanahi muss sich um die Gäste kümmern, das heißt es bleiben wir... neun, wenn ich richtig zähle, was aber genug sein sollte. Also die beiden Kommissare, Monsieur Brefford, Miss Vineyard, Sie, Sonoko Suzuki, meine Tochter Ran, der kleine Conan und ich. Da Sie einige der wesentlichen Punkte des Schiffes schon abgesucht haben, schlage ich vor, wir trennen uns in kleinere Gruppen.

Sonoko und Ran, ihr beide solltet zusammen mit Conan bleiben, die anderen gehen besser einzeln.

Ich werde zunächst mich nochmal auf Deck umsehen. Die Kommissare überprüfen die unteren Decks mit den Lagerräumen – die kennen Sie ja schon, nicht wahr?“ Er konnte das gehässige Grinsen nicht unterdrücken, als er die müden Augen von Jugo Yokomizo wahrnahm.

„Machen Sie sich ruhig lustig, Mori!

Also weiter im Text, die Damen, inklusive Miss Vineyard schauen sich im Bereich der Gästekabinen ein wenig um, sie fallen da am wenigsten auf, dann bleiben für Herrn Yamonaga und Monsieur Brefford noch die Mannschaftsbereiche, wenn ich das richtig sehe.“

„Die und die Maschinenräume.“, korrigierte Yamonaga etwas entnervt, aber gefasster, als noch zu Anfang.

„Ach ja, Herr Kommissar. Haben Sie das mit den Polizisten geregelt?“

Kogoro blickte angestrengt zu Jugo Yokomizo und dann zum Vizekapitän und wieder zurück.

„Äh...ja ist geregelt.“

„Schön, ich bin mir da relativ sicher...“

'...dass es einer der drei war. Hideki Yuhara, Tadahiko Meahara oder Sinjo Tanahi. Einer von den drein steckt hinter dem Anschlag auf Doktor Coldwell, da bin ich mir sicher. Und über diese Person bekommen wir sicher auch Informationen zu Neptunia. Deshalb sollte jeder der drei von jetzt ab von einem Polizisten bewacht werden, auf Schritt und Tritt.'

Der Vizekapitän beobachtete zwar den fast telepathischen Kontakt der beiden, tat aber so, als ignorierte er es.

„Dann lassen Sie uns jetzt endlich den Kapitän finden und dann dem Spuk auf diesem Schiff ein Ende machen.“

Ein Kapitän und sein Schiff

Hallo an alle Lesenden,
 

erstmal wieder vielen Dank für eure Kommis - ich weiß, ich schulde jemandem deswegen noch eine Antwort (und die kommt auch noch, versprochen).
 

Das Schauspiel ist vorbei, jetzt kommt dann die Suche und nebenbei ein paar Gedanken zum Fall, ,ehr will ich dazu nicht sagen.
 

Viel Spaß beim Lesen,

bis nächste Woche,

lG, Diracdet
 

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Kapitel 13: Ein Kapitän und sein Schiff
 

Mit diesen Worten verflüchtigten sich die Gruppen um die Kommissare, sowie Brefford, Yomonaga und Kogoro wie vom Licht verscheuchte Tiere in die Tiefen des Ozeanriesen und ließen die drei Damen und den kleinen Jungen allein zurück.

„Wir sollten uns beeilen. Selbst wenn Kapitän Karasuma noch lebt, weiß keiner, wie lange noch, und was sich der verrückte Autor dieser Nachricht gedacht hat...“, stellte Chris, mehr vor sich hin sinnierend fest. Conan fuhr jedoch bei einem der Worte hoch.

'Die Nachricht! Natürlich. Seit wir auf diesem Schiff die drei Kandidaten für Neptunia kennen gelernt haben, haben wir aufgehört, die Nachricht zu beachten....

Die muss ich unbedingt berücksichtigen, um diesen Fall zu lösen. Aber vorher...'

„Du, Ran... ich müsste nochmal aufs Klo! Es ist ganz dringend!“, rief er ihr in bettelndem Ton von unten herab zu.

„Was... aber...“, aber er ließ sie gar nicht erst Einspruch erheben.

„Geht ihr doch schon mal vor und wir sehen uns dann bei den Gästekabinen.“

Diese Worte waren schon gerufen, als der kleine Junge um eine Ecke bog und aus ihrem Sichtfeld verschwand.

„Er kann es einfach nicht lassen, oder?“ Die Frage kam mit schnippischem Unterton von Sonoko, aber sie stand auch stumm auf Rans Lippen, weshalb diese leicht nickte.

„Wir sollten uns dann auch noch einmal aufteilen, schließlich gibt es genug Kabinenbereiche, da nützt es zusammen nichts. Auch wenn ich ehrlich gesagt nicht ganz sicher bin, wie wir in die Kabinen kommen sollen...“ Verständnislos schüttelte Chris leicht den Kopf und wandte sich, nicht ohne ein unterdrücktes Lächeln, von den beiden Oberschülerinnen ab zum gehen. In der vermeintlichen Hoffnung, den Problemen entfliehen zu können.

„W-Warten Sie, Miss Vineyard! Ich wollte doch noch...“

Die Schauspielerin blieb fast angewurzelt stehen, hörte die letzten Worte gar nicht. 'Verdammt, wie werd ich dich nur los?'

„Das ist doch jetzt nicht so wichtig, Ran!“, zerrte Sonoko an ihrem Arm, dass sie wieder aus dem Konzept flog.

„Wir müssen Kapitän Karasuma finden, sie ist doch sicher in großer Gefahr!“

'Sonoko... bitte lass das! Zwing mich nicht...'

Ran biss sich leicht verkrampft auf die Lippen, wollte sich eigentlich nicht abbringen lassen, als jemand ganz anderes die Entscheidung für sie übernahm.

„Seht mal, das ist Chris Vineyard, die berühmte Schauspielerin, die Tochter von Sharon Vineyard.“ “Ja, sie ist es wirklich. Chris, Chris, bitte, wir wollen ein Autogramm, Sie waren so toll in Ihrem letzten Film!“

Eine Gruppe von Männern und Frauen, etwa achte Leute im ganzen, zwischen fünfundzwanzig und vierzig Jahren, kamen gut gelaunt, mit Sektgläsern in der Hand auf die berühmte Schauspielerin zu, und schotteten sie automatisch von Sonoko und Ran ab.

„Komm, lass uns gehen, Ran.“

„Mhm... Ja... am besten vielleicht in der Nähe unserer Suite, da kennen wir uns am besten aus...“
 

Nur Sonoko bemerkte das Zittern in Chris' Hand, welches sie im Moment durchzog, als die erste der Stimmen aus der Gruppe sie ansprach. Eine Frauenstimme mittleren Alters. Auch in der Gruppe fiel niemandem auf, dass sie keiner von den anwesenden Frauen gehörte. Man hatte sich halt nur zusammen getan, das Schiff zu erkunden, kannte sich aber nicht genauer und so dachte jede, eine andere wäre es gewesen.

Auch konnten die Oberschülerinnen von hinten nicht das kreidebleiche Gesicht der Schauspielerin erfassen. Ein Merkmal, dass auch den leicht beschwipsten Gästen entging. Ebenso wie die Schweißperlen auf ihrer Stirn, die sich ohne Gnade seinen schmierigen Weg bis zu ihrem Hals bahnten und sie leicht kitzelten.

'NEIN!?'

Ihr wurde kalt, eiskalt. In diesem Moment hätte wohl ein kleiner Schubser genügt, ein Anstoß, ein Impuls und sie wäre freiwillig von einer Klippe gesprungen.

Das war nicht möglich.

'Diese... Stimme. Das kann nicht sein!'

Ihre Augen, die zu bersten drohten, fixierten, an der Gruppe vorbei, die Ecke, in der Conan verschwunden war – und in genau der sie ihn nun auch wiederfand.

Mit diesem leicht überlegenen Grinsen auf den Lippen, dass sie selbst so oft und gerne zierte, lehnte er an der Wand und beobachtete das Treiben.

'Das kannst du nicht wissen! Nicht mal du, Shinichi Kudo! Nicht einmal du kannst das...'

Sie sagte nichts, bewegte auch nicht ihre Lippen, aber doch stand es so eindeutig in ihrem Gesicht, dass der Junge sie beantworten konnte.

'Doch, ich kann, Sharon.'

Ohne das Grinsen abzulegen, oder zu verstärken, drehte er sich um und wählte den Weg zur Blauen Ebene.

'Es ist doch immer besser, eine kleine Sicherheit in petto zu haben. Gut, dass diese Gruppe hier gerade vorbei kam...'
 

'Ich muss... hier weg! Ich muss von diesem verfluchten Schiff runter!', befohl ihr bis zum Anschlag pochendes Herz, genau wie ihr Verstand.

Die Erkenntnis ihres Cool Guy ging zu weit, viel zu weit. Wie auch immer er an diese Information kam, was er mit den Hintergründen machen konnte, gefährdete ihre gesamte Existenz.

Und dann noch Ran.

'Ich kann nicht weg! Wir sind auf dem offenen Meer.', meldete sich das Gehirn zum Widerstand.

Ihre Hand glitt nach oben, vor ihre Augen, während ihr Herz versuchte, ruhiger zu werden und den Wünschen der Traube um sie herum nachzukommen. Ein kurzer Schutzwall, mehr war das nicht. Er würde keinen der beiden dauerhaft hindern, sie zu erreichen.

Und immer noch hatte sie keine Ahnung, wie viel die beiden genau wussten.

'Ich bin gefangen auf diesem Schiff wie eine Ratte im Käfig...

Na schön. Aber der Käfig ist groß. So leicht kriegt ihr mich nicht!'

„Kommen Sie, meine Damen und Herren! Ich würde mich gerne wieder etwas auf die Blaue Ebene begeben.“
 


 

'Hm... Onkel Kogoro hatte Recht. Der Weg unauffällig an der Rezeption vorbei zum Aufgang zum Steg ist sehr gut möglich. Und mit einem großen Sack auf dem Rücken könnte man normalerweise sogar einfach so vorbei, interessiert wohl keinen bei so einer Jungfernfahrt, wo noch überall kleine Bau- und Umräumaktionen stattfinden.

Allerdings meinte die Rezeption, niemanden mit einem großen Sack oder einer Person auf dem Rücken bemerkt zu haben. Also war die Person zumindest auf Unauffälligkeit bedacht, oder es gab den Sack an dieser Stelle gar nicht...'

Conan schritt diesmal langsam die Treppenstufen hoch, die er schon einmal einige Zeit früher im Akkord gesprintet war. Versucht, alles im Blickfeld zu haben, die Sichtmölichkeiten einer Person, die hier hoch trabt, genau wie die Möglichkeiten gesehen zu werden.

'Wenn sich jemand hier auskennt, kommt er ohne weiteres unbemerkt durch. Das gilt für Herrn Tanahi sowieso, aber auch für die meisten Angestellten, oder zum Beispiel Herrn Meahara, dessen Firma die gesamte Elektronik entwickelte und einbaute...

Das sind einfach zu viele Verdächtige...'

„Hey Kleiner, was willst du denn hier?“, wurde er unsanft in seinen Gedanken unterbrochen, als er die oberste Stufe erreichte. Ein großer Schrank von einem Polizisten hob ihn vom Metallboden mindestens einen Meter in die Luft, was den kleinen in seiner Konzentration völlig zerrüttete.

„Ich... äh... ich soll für Detektiv Mori noch ein paar Dinge überprüfen, wegen desjenigen, der ins Wasser gesprungen ist.“

„Oh... Herr Mori, persönlich? Sag bloß, du bist der kleine Junge, der ständig bei ihm ist, von dir hat der Kommissar schon erzählt.“

Der ironische Unterton in dieser Aussage war nicht zu überhören, auch wenn Conan gute Miene zum bösen Spiel machte und nichts erwiderte. Auch deshalb, weil er gar nicht erfuhr, welcher der beiden Yokomizos eigentlich gemeint war.

„Na schön, aber du fässt ohne die Erlaubnis eines Polizisten nichts an, ja?“

„Ja, natürlich nicht!“

Daraufhin ließ der bullige Mann in Uniform ihn wieder runter und öffnete ihm mit einem verschmitzten Grinsen die Tür.

'Immer weiter lächeln Conan, immer weiter lächeln...'
 

Der Steg war immer noch ausgefahren bis zum Aquarium, allerdings frei von Menschen. Eine kleine Pfütze an der T-Kreuzung – nur erkennbar durch die Reflexion mit Deckenlampen – deutete noch an, dass an dieser Stelle Doktor Coldwell aus dem Wasser geholt wurde.

Jeweils an den Aufstiegspunkten zu den drei Stegen stand ein Polizist Wache und ein weiterer gleich neben ihm am Eingang, der das Pult zur Aus- und Einfuhr der Metallplattform im Auge behielt, beziehungsweise, es im Fall der Fälle bediente.

„Ich habs eben durch die Tür schon gehört...“, lächelte Conan dieser Polizist freundlich zu.

„Du bist Kogoro Moris Verstärkungstrupp. Ich sag den Kollegen per Funkgerät nur schnell Bescheid, dass sie wissen, wer da kommt.“

„Äh, warten Sie, nur kurz! Haben Sie zufällig schon mal den Steg aus- und eingefahren und die Zeit gestoppt?“

Die Frage ließ den jungen Beamten doch etwas verwundert stutzen, nicht zuletzt, weil genau danach Kommissar Jugo Yokomizo auch gefragt hatte per Telefon.

„A-also... wir haben auf Befehl noch nichts hier verändert. Dafür haben wir einen Kollegen losgeschickt, die Daten einzuholen, der müsste bald kommen.“

„Ah... Ok, dann mach ich mich mal auf die Suche.“
 

'Wichtig bei dieser Untersuchung ist das Timing des Aus- und Einfahrens der Stege. Während der aufkommenden Dunkelheit ging das sicher relativ ungefährlich, die Frage ist, wann wurde es wirklich eingefahren?

Und dann darauf basierend die Frage, was der Täter mit dem Seil gemacht hat und wie er Doktor Coldwell ins Wasser beförderte?

Er konnte sie definitiv nicht werfen, das ist wohl klar...

Könnte er sie ohne diese Brücke mit dem Seil ins Wasser befördert haben? Nein, dafür bräuchte man größere Ausrüstung.

Er muss die Brücke ausgefahren und sie in die Mitte gebracht haben. Nur was dann?'

Alle seine Gedanken kreisten um den Steg, vor dem er sich gerade befand. Der mit dem ominösen Fenster daneben. Den großen Polizisten hinter sich, der skeptisch die Bewegungen des Jungen verfolgte, registrierte er kaum, bis er sich endlich umdrehte.

„Entschuldigen Sie? Könnten Sie mich kurz zu dem Fenster hochheben?“

Der Mann grummelte kurz etwas unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart, packte ihn dann fest am Oberkörper und hob ihn empor an sein Sichtfenster.

'Hm... relativ eng. Ein erwachsener Mensch passt da nicht durch, höchstens ein Kind wie ich. Also wird wohl auch Kapitän Karasuma hier nicht gehangen haben, was schon mal ein positives Zeichen ist.

Oh... da sind kleine Kratzspuren um das Fenster, als hätte sich da etwas reingebohrt...

Das spricht eigentlich deutlich für Onkel Kogoros Theorie, die ich eigentlich auch favorisiert hätte. Nur dieses Seil...

Aber, wenn das Seil echt ist und jemand Herrn Tanahi damit als Täter hinstellen wollte, wieso hat er dann nicht gleich ein entsprechend langes aus dem Lager genommen? Das wäre doch auf diesem Schiff kein Problem, Takelage findet sich überall und auch gute Seile, wenn man schon so weit im Lager sucht...'

Auf Bitten ließ ihn der Polizist wieder herab und Conan ging ruhig den Weg zurück zum Ausgang.

'Also, die beiden Querstege sind je etwa fünfzig Meter lang und der Längssteg über einhundertfünfzig. Angenommen, sie könnten sich beim ein-und ausfahren zwei Meter pro Sekunde bewegen, so brauchen die Querstege fünfundzwanzig Sekunden und der Längssteg zirka achtzig Sekunden.

Ungefähr zwanzig Sekunden sind nach dem Platschen vergangen, bis das Licht anging und wir ins Aquarium sehen konnten.

Den Steg hatte ich erst eine Weile später im Blick. Angenommen, der Steg wäre erst dann nach dem Platschen eingefahren worden, dann hätte man die Querstege nicht mehr gesehen, den Längssteg aber sicher noch eine ganze Weile...

Natürlich, sobald das Personal sie dann wieder ausfuhr, drehte einfach die Richtung und man sah nicht, dass der Steg nicht eingefahren war, ist zumindest denkbar...

Aber, das hätte doch einer bemerkt. Nein, der Steg war wohl doch schon vorher eingefahren. Aber wie... hat der Täter dann ihren Fall bewirkt?'

Seine Aufmerksamkeit wurde erneut unterbrochen, als er nach unten sah und das Treiben der Gäste und des Gastgebers verfolgte. Herr Tanahi, eben noch inmitten der Menschenmassen, fand sich plötzlich etwas abseits, in tiefem, hektischem Gespräch mit Chris Vineyard.

'Was wollen die denn voneinander?'
 

„Ich sag Ihnen doch, Miss Vineyard, ein anderes als die offiziellen Zimmer kann ich Ihnen nicht geben, und mein eigenes ist von der Polizei bewacht!“

„Ich brauche nur einen Ort, der mir Ruhe gibt. Einen Ort, um mich ein paar Stunden entspannen zu können. Der Abend war schon anstrengend genug!“, versuchte sie ihn fast flehend zu bitten.

„Ein abgeschiedener Ort, wo auch die Paparazzi und die anderen Gäste mich nicht finden...“

Ein häufiger, nervöser Blick begleitete ihre Aussage, was Tanahi nicht verborgen blieb.

'Ich hatte also doch recht... Sie haben irgendetwas mit Fräulein Mori, dem Sie aus dem Weg gehen wollen. Na schön...'

„Ich... ich hätte da vielleicht doch noch einen Ort, an dem Sie so schnell niemand finden wird, und an dem Sie bleiben können...“
 

Conan konnte nur ihr Gespräch sehen, nicht hören – und dann beobachten, wie der Schiffseigner sein Handy griff und kurz telefonierte, während Chris Vineyard mit nervösen Blicken im dreihundertsechzig Grad Feld sich zum Ausgang der Blauen Ebene begab.
 

„Was, so schnell?“, schrie Conan den Polizisten an der Ausfahrkontrolle an.

„Ja, ich bin selbst erstaunt, aber der Steg kann wohl tatsächlich mit drei Metern pro Sekunde sich bewegen, Wahnsinn!“, gab er direkt begeistert von sich.

'Dann heißt das, es ist doch möglich...'

Ohne ihm noch einen Moment der Aufmerksamkeit zu schenken, stürmte der kleine Junge vorbei am Polizisten und durch die Tür, die Treppe runter, an der Rezeption vorbei, durch die Gänge zur Krankenstation.

'Das wäre natürlich noch einfacher, als der Trick mit dem langen Seil. Sie wurde einfach genau über dem T-Kreuz auf den Steg gelegt und dann wurde vom oberen Rand der Steg eingefahren. Doktor Coldwell fiel ins Wasser und bis wir wieder Licht hatten und nach oben sahen, war der Steg schon wieder nicht mehr zu sehen und der Täter hatte sich verflüchtigt.

Hoffentlich ist sie schon wach!'
 

„Doktor Coldwell?“

Kurz vor der Tür zum Krankenzimmer konnte sich der kleine Junge dann doch beruhigen, wohlwissend, dass zwei Polizisten hinter der Tür lauerten, sollte jemand unerwünschtes zu den beiden bisherigen Anschlagsopfern durchdringen wollen.

So klopfte er an, brachte mit seiner kindlichen, den Anwesenden bekannten Stimme auch deren Kreislauf wieder auf Normalmaß und wurde dem entsprechend freundlich von einem der Beamten reingelassen.

Tatsächlich, der Blick geradeaus vom Eingang auf die Betten ließ ihm nicht die Möglichkeit sich umsehen zu können, sofort erblickte er Doktor Coldwell, aufrecht sitzend in ihrem Bett, ein paar leichte Schweißperlen unter der Stirn, etwas frische Blässe im Gesicht, aber ein befreites Lächeln auf den Lippen.

Und ein Handy am Ohr.
 

„...Nochmals, vielen vielen Dank, Herr Mori! Ich kann wirklich nicht viel mehr dazu sagen, ich hoffe nur, meine Auskünfte haben Ihnen geholfen und Sie finden den Täter sehr bald. Und Kapitän Karasuma.

Und kommen Sie auf jeden Fall nochmal her, damit ich mich auch von Angesicht zu Angesicht bedanken kann, ja?

Äh... ja... kann ich machen.“
 

'Oha, man hat sie also noch nicht gefunden.', entnahm Conan dem Gespräch als Quintessenz.

Das Telefonat endete und die Biologin reichte mit einem freundlichen Grinsen und einem leichten Rose-Schimmer auf den Wangen.

„Bitte sehr! Er meinte wörtlich, ich solle... 'die holde Yoko grüßen!'“ Beim Zitat wurde ihr Grinsen noch ein wenig breiter und dann bei Yokos schwachem Rot-Schimmer sogar noch mehr. Von einem Ohr bis zum Anderen schien das Lächeln zu reichen.

'Gut so vielleicht... Immerhin hatte sie einen Mordanschlag hinter sich.', ging es Conan durch den Kopf, während er sich gemächlich näherte.

„Es freut mich auch sehr, dass es Ihnen gut geht, Doktor Coldwell!“, begrüßte er sie schließlich, als beide Frauen den kleinen Jungen auf sie zu kommen sah.

„Oh... du bist doch... doch, du bist der kleine Junge, der mit Herrn Mori zusammen war, nicht wahr?“

„Darf ich vorstellen, Conan Edogawa. Ein kleiner, neugieriger Detektiv der Zukunft.“, übernahm Yoko mit selbst nun breitem Grinsen die Bekanntmachung.

„Detektiv?“

„Sie können sich ruhig auch bei ihm bedanken, Frau Doktor, er hat Ihnen auch geholfen!“

„Ach so! Oh Thank you so much, little detective. Ich meine, Verzeihung, ich danke dir vielmals, mein kleiner Detektiv. Das war wirklich ziemlich knapp...“

Das Lächeln auf ihren Lippen war noch da, aber es wirkte in diesem Moment schon falsch. Sie musste lächeln, einem kleinen Kind gegenüber die Freude zeigen, die es ihrer Meinung nach erwartete. Aber dahinter lag der Gedanke an diese grauenhaften Minuten, in denen sie um ihr Leben rang. Und trotz Yokos Vorwarnung ahnte sie nicht, dass sie diese Dinge gleich noch einmal sehr genau vor Augen haben würde.

„Sagen Sie...“, begann Conan zögerlich, weil er die Frage einfach stellen musste,

„Sie haben Onkel Kogoro jetzt wohl schon ihre Erinnerungen an die Ereignisse berichtet, oder?“

Schlagartig verschwand auch das falsche Lächeln aus ihrem Gesicht und die tiefe Angst hinter der Maske machte sich darin breit. Sie sagte eine Weile nichts, versuchte erneut ihre Gedanken zu ordnen...

'Ja, ein Detektiv... offensichtlich...'

Ihre Lippen formten einen Laut, schlossen sich dann aber wieder und ließen das gleichmäßige, traurige Antlitz zurück, dass sich hinter der Freudenmaske befand.

„Ja, hat sie und es war alles, so wie es Herr Tanahi behauptete.“, erklärte Yoko letztlich, anstatt die Biologin damit zu beschäftigen.

„Sie war um etwa viertel vor zwölf los aus ihrem Zimmer, weil er einen Einführungsvortrag durch Mitarbeiter veranstaltete, während es dunkel im Saal war und dass sie dann erst kommen brauchte und sich reinschleichen könnte.

Irgendwo auf dem halben Weg wurde sie abgefangen und mit Chloroform betäubt, ohne den Täter sehen zu können. Als sie aufwachte, fand sie sich in dem Sack wieder, gefesselt und geknebelt, versuchte sich zu befreien und fiel ins Wasser. Sie verlor nach einiger Zeit das Bewusstsein und wachte hier wieder auf. Ende.“

Sie ratterte es so kurz und emotionslos wie möglich herunter, dennoch verlor sich der Blick ihrer Bettgenossin nun in der Leere, die ihre Augen erfüllte. Sie krampfte sich verzweifelt in das Kopfkissen, das sie auf ihrem Schoß hatte, schüttelte mehrfach den Kopf.

'Nein, nein, NEIN!'

„Miss Coldwell?!“, schrie sie Conan von der Seite an, offenbar nicht zum ersten Mal. Zumindest schien ihm deswegen niemand übertrieben böse zu sein, was man sonst wohl erwarten konnte.

Als sie ihn entsetzt anstarrte, diese klaren, durchdringenden Augen, wurde sie auch wieder etwas klarer im Kopf, und er fuhr fort.

„Miss Coldwell, ich bitte Sie, es ist sehr wichtig, dass Sie sich an nur ein einziges, kleines Detail erinnern, dann werde ich Sie auch nicht weiter dazu befragen.

Bitte sagen Sie mir, als Sie im Sack aufwachten, haben Sie da in der Luft gehangen oder hatten Sie noch einen Untergrund unter sich?“

Erneut hüllte sich die Biologin kurz in Schweigen, schloss aber diesmal die Augen, hielt sich die Ohren zu und ließ den Moment Revue passieren, der ihr ins Gedächtnis gebrannt war.

Ohne eine Bewegung, ohne eine äußere Regung, ließ sie die Anwesenden daran nun Teil haben.

„Ich wache auf...

Mein Kopf dröhnt von dem Betäubungsmittel... Meine Arme... und Beine, sie tun so weh. Sie sind ungünstig angewinkelt, die Gelenke schmerzen darunter. Ich versuche, sie wieder gerade zu biegen.

Es geht nicht!

Ich bin gefesselt!

Ich versuche zu schreien... kein Laut verlässt meinen Mund. Ich spüre die Metallgewichte unter mir und den fransigen Sack überall um mich herum, es ist stickig. Und der Knebel drückt mir fast die Luft ab.

Ich versuche mich zu bewegen, winde mich nach rechts, nach links, will diese Schmerzen verursachenden Fesseln loswerden. Aber es bringt nichts.

Der Sack beginnt zu schwingen.

Dann stürze ich und...“

Sie brach ab, versteckte ihr Gesicht in dem großen Kissen, erstickte darunter die Tränen. Yoko legte ihre Arme schützend um sie und funkelte den kleinen Jungen böse an, der selbst nur ins leere starrte.

'Das gibt es doch nicht. Wenn sie den Sack zum Schwingen bringen konnte, muss sie ja doch frei gehangen haben. Aber wie soll das ohne ein längeres Seil gehen?

Wenn der Täter nun sie einfach fallen gelassen hat? Nein, der wäre nicht mehr rechtzeitig entkommen und hätte auch den Steg nicht rechtzeitig einfahren können

Verdammt... Moment, er könnte natürlich einfach...

Nein, Schwachsinn, viel zu weit, das schafft man nicht mit einer Person auf dem Rücken. Schon gar nicht bei der Geschwindigkeit. Außerdem macht der Steg ja Krach, wenn man ihn zu schnell betritt und rennt. Er fängt an zu vibrieren, was viel zu gefährlich für den Täter wäre...

Der Täter!'

War er eben nur erschrocken und fast starr in seiner Konzentration, so verspürte er nun ein ganz böses Kribbeln im Magen.

'Der Brief... Pünktlich werden sie kommen...

Es ist wahr! Verdammt, wieso habe ich das nicht gleich bedacht?'

„Conan! Hast du Doktor Coldwell nicht etwas zu sagen?“ Jetzt fuhr ihn Yoko noch böser an, was er sich denn einbilde, sie so zu erschrecken und dann selbst nicht zu reagieren.

„Oh... Oh, entschuldigen Sie vielmals, Doktor Coldwell, aber ich musste es einfach in Erfahrung bringen. Es war sehr wichtig. Ich danke Ihnen, dass Sie deswegen sich an diesen Moment zurück erinnert haben und bitte nochmal um Verzeihung.

Bitte entschuldigen Sie mich jetzt, wir müssen noch weiter nach Kapitän Karasuma suchen.“

Er ging ohne sich noch einmal zu den beiden verwirrten Frauen umzudrehen.

'Was für ein... merkwürdiges Kind Conan doch ist...'

„Herr Polizist?“, fragte er mit leiser Stimme, als er an die Tür kam.

„Was ist denn noch, Kleiner?“

„Sagen Sie Ihren Kollegen Bescheid, im Auftrag von beiden Komissaren und Herrn Mori, dass zwei weitere Beamte auf die Krankenstation kommen sollen und zwar schnell.“

„Was? Aber... wieso sollen denn noch mehr Leute her? Ich dachte, die wollten Diskretion in der Angelegenheit.“

„Wollten sie auch... aber nun hat sich die Lage verändert.

Denn jetzt steht fest... dass es mindestens zwei Täter waren, die Doktor Coldwell überfielen.“
 


 

„Also schön, Monsieur... Brefford!“

Yomonaga hatte die ganze Zeit, in der sie die unteren Personalräume durchsuchten, kaum etwas gesagt, höchstens auf Anfragen reagiert, aber nun, da sie im Maschinenraum angekommen waren, dem Herzstück des Schiffes, wurde er plötzlich ungeduldig.

„Sagen Sie schon, was ist auf dem Schiff vorgefallen?“

Der ältere Mann stutzte kurz, schmunzelte dann milde.

„Sie sind durchaus scharfsinnig, Herr Yomonaga... oder vielleicht auch wir nur einfach schlechte Schauspieler.“ Mit einer gehörigen Portion Ironie konnte er auch so ganz gut lächeln.

„Ich bin einfach nur auf zu vielen Schiffen und zu vielen Meeren gewesen. Ich lasse mich nicht von Menschen täuschen.

Wozu war wohl die Polizei auf der Krankenstation? Und Yoko Okino? Ich hab was von 'nem Schwächeanfall gehört...

Lampenfieber bei einem schon so etablierten Star? Wen wollen Sie für dumm verkaufen?“

„Verzeihung, Sie verwechseln mich jetzt mit der Polizei. Ich will niemanden für dumm verkaufen. Nun ja, vielleicht passt jeden eher, aber ich bin da vollkommen vorurteilsfrei, glauben Sie mir.“

Er ließ sich sicher nichts vormachen. Auch nicht den gespielten Unschuldsclown. Und auch nicht den dahinter maskierten, gehässigen, emotionslosen Tyrannen.

Nein, das war beides nicht dieser wahre Brefford. Dahinter war noch etwas. Eine Aura, die diese komischen Sprüche, von purer Prahlerei, nein Heuchelei, es konnte nicht ernst gemeint sein... zur Wahrheit erhob.

Eine Macht, eine unsichtbare, alles verschlingende und zermürbende Macht, die ihn umspielte. Sichtbar nur für jene..., die sehen können. Wie Yomonaga.

„Wer... sind Sie? Sie sind weder bei der Polizei, noch gehören Sie zum Personal oder zu diesem Detektiv. Was haben Sie in so einer Runde verloren?“

„Ich? Ich beobachte... aus der Distanz. Ich versuche mein Urteil zu den Menschen, die ich sehe, an ihren wirklichen Taten zu begründen.

Vor meiner Anreise dachte ich, Kogoro Mori wäre ein vertrottelter, zwar gutherziger Mensch, aber ziemlich nutzlos, wenn es um Kriminalfälle geht.

Viel hat sich daran nicht geändert, aber seine aufrichtige, ehrliche Art gegenüber den Menschen, wenn sie Hilfe brauchen, ist durchaus bemerkenswert.“

Keine Antwort ist wohl auch eine Antwort, lautete hier die Devise. Jedoch... ganz antwortenlos blieb er ja nicht, nur sich selbst ließ der Franzose schön aus dem Spiel.

„Also, was ist hier passiert?“, fragte Yomonaga gespielt genervt um sich auf die für ihn relevanten Fragen zu beschränken.

„Eine Reihe von Anschlägen, gezielt gegen die beiden Frauen auf der Krankenstation. Und Kapitän Karasuma gilt auch als potentielles Opfer.“

„Wie bitte?! Und die Polizei hat sie nicht geschützt??“, Yomonaga kochte allmählich vor Wut.

„Die Polizei dachte, sie wäre auf der Brücke in Sicherheit. Einer der Kommissare war doch schon da, nicht wahr?“

Die Hand des Vizekapitäns ballte sich zur Faust, aber noch beherrschte er sich.

„Ist... Kapitän Karasuma... tot?“ Unwillkürlich zog sich sein innerstes zusammen, wie eben seine Hand.

Brefford lächelte nur milde.

„Nein... nein, nein. Das denke ich ehrlich gesagt nicht, auch wenn ich es nicht genau weiß...“

Eine Beruhigung sah irgendwie auch anders aus. Aber mehr würde ihm der alte Mann wohl kaum sagen.

Eine Frage brannte dennoch auf den Lippen des Vizekapitäns.

„Warum... ist Chris Vineyard in der Gruppe dabei?“

„Hahahhaha.“ Ein herzliches, leicht überhebliches Lachen ergoss sich von Brefford.

„Miss... Vineyard ist der Köder, damit die Hauptperson des Abends auch kam. Zumindest aus meiner Sicht... Vielleicht nicht unbedingt aus der des Täters...“
 


 

Drei Uhr. Tiefste Nacht.

'Dunkel wars, der Mond schien helle..', zitierte der kleine Junge unwillkürlich ein Schulgedicht, als er die malerische Nachtkulisse auf dem oberen Deck wahrnahm.

Hier war vermutlich Natsuke Karasuma entführt worden. Vermutlich... wahrscheinlich... vielleicht...

Was bedeuten relative Begriffe in der Unendlichkeit des Universums, wenn man das Leben als absolutes nur definieren kann.

'Ich lebe... oder ich bin tot. Es gibt eigentlich kein dazwischen, auch wenn man in verschiedenster Form glaubt, damit konfrontiert zu werden.

Also gibt es in diesem Fall kein wahrscheinlich oder vielleicht...

Obwohl Mamoru jetzt wohl anmerken würde, dass laut Quantentheorie nichts sicher, sondern alles nur wahrscheinlich ist...'

Auf was für komische Gedanken ihn diese Atmosphäre brachte! Es war nicht kalt, zumindest nicht nach seinem Empfinden. Milde, laue Luft, ideal um hier länger zu verweilen...

Eine perfekte Spätsommernacht, wie von Tanahi bei Petrus persönlich bestellt...

Bis auf die Ereignisse, die die Menschen dazu beisteuerten...
 

“Neptunia auf ihrem Throne,

doch die Zeit verrinnt.

Pünktlich werden sie kommen,

damit das dunkle Ende beginnt.“
 

'Offenbar war das 'sie' aus der dritten Zeile doch ein Hinweis auf mehrere Täter. Aber ansonsten wissen wir eigentlich immer noch gar nichts über die genaue Deutung der Nachricht.

Jede der drei Frauen ist auf ihre Art und Weise eine Neptunia auf dem Thron, aber keine der dreien mehr oder weniger als die anderen zwei. Pünktlich zu ihrem jeweiligen großen Auftakt wurden Yoko Okino und Doktor Coldwell auf ihrem Thron überfallen.

Da passt Kapitän Karasuma nicht mal richtig rein.

Nur... Brefford meinte doch, nur eine ist wirklich Neptunia, ohne Zweifel... Das widerspricht doch dieser Gleichwertigkeit. Also sind mindestens zwei Finten. Vielleicht ist aber auch noch wer ganz anderes das wahre Ziel des Anschlags.

Nur warum ging der Brief dann gerade an Yoko? Wollten die Täter nur ablenken? Oder, in der Hoffnung, sie würde Onkel Kogoro um Hilfe bitten, ihn herausfordern?

Ist doch lächerlich solche Spielchen und bringen niemandem etwas.

Es ist noch mehr merkwürdig... Brefford betonte ja diesen Götterbezug und das scheint auch im Brief angedeutet. Nur warum sind dann so viele Fehler in diesem Götterbild?

Eine Göttin, die es nicht gibt. Eine per Definition unsterbliche, auf ihrem Thron in ihrem Königreich und die Art der Anschläge bezieht auch in beiden Fällen das Wasser als Waffe mit ein.

Wenn das Bild von der Göttin halbwegs Sinn machen soll, müsste sie doch gerade in diesem Metier unangreifbar sein und nicht als passendes Ziel herhalten.

Das ist vollkommen widersinnig zur Aussage.

Als ob uns die Hinternmänner mit diesen ganzen Aktionen nur hinters Licht führen wollen...

Aber wer ist dann das Ziel und warum?

Oder soll der ganze Vers wertlos sein und nicht mehr aussagen, als dass jemand hier sterben soll, der einen Wasserbezug hat? Dann ist der Aufwand doch lachhaft...'

Der laue Wind wehte still um seine Nase, versuchte verzweifelt, seinen Kopf zu kühlen, aber Conan packte immer wieder das wallende Blut seiner Gedanken dagegen.
 

„Sag mal, spinnst du jetzt langsam, Conan?“

Der Ruf aus dem Hintergrund kam überdeutlich und fuchsteufelswild von Ran, die wie eine Furie auf ihn zu stolzierte.

„Du wolltest also nur mal aufs Klo, aha? Und dann verschwindest du über eine Stunde, ohne dich wieder blicken zu lassen? Jetzt reicht es allmählich wirklich mit dir. Ich musste schon meine Suche nach dem Kapitän deswegen unterbrechen. Weißt du nicht, dass sie ins Lebensgefahr schwebt?“

„Äh... Ran... ich... ich hab mich verlaufen und bin wie verrückt auf dem Schiff hin und her, bis ich hier gelandet bin.“

„Und warum bist du nicht auf die Blaue Ebene zurück? Da hab ich nämlich gleich zu Anfang gesucht!“

„Es tut mir Leid, Ran!“

„Es tut mir Leid, Ran, bringts diesmal nicht. Du musst doch wohl irgendwann merken, dass Entschuldigungen nur noch hohle Phrasen werden, wenn man sie wiederholt, ohne sich zu bessern...“

Mit einem Mal wurde es auf dem Deck wieder ruhig. Still standen beide da. Ran hatte es selbst erst gemerkt, als sie ihre Worte zu ende gesprochen und dann gedacht hatte. Unvermittelt biss sie sich auf die Zunge.

Conan blickte betrübt zur Seite.

'Es nervt dich, oder? Ran? Dass dieser Idiot immer nur heiße Luft abgibt am Telefon, von seiner baldigen Rückankunft faselt, und dann doch nicht kommt...

Ich kann... dich da sehr gut verstehen. Du hast nämlich ohne Abstriche Recht. Es ist... einfach nur mies. Und ich hasse ihn dafür... dass er dir das antut.'

„Lass uns... lass uns gehen, Conan, und sie weiter suchen, ja?“

Ihre Stimme klang gefasst, ruhig, aber doch nicht ganz ohne leichtes Zittern darin.

„Sag mal... wo sind denn Sonoko und Miss Vineyard? Ich dachte wir sollten gemeinsam suchen?“

„Ach... also... Miss Vineyard und wir hatten uns schon gleich nach dir auch nochmal getrennt, weil

sie von einer Horde Fans umzingelt wurde.

Und Sonoko... sie war... es ging ihr nicht gut, und sie musste sich etwas hinlegen in unserer Suite.“

'Wie... hinlegen? Sonoko? Hab ich mich... etwa doch in ihr getäuscht? Oder wollte sie sich insgeheim von der Gruppe trennen?'

„Na komm schon, Conan, wir werden jetzt Kapitän Karasuma finden und dann ist diese schreckliche Nacht hoffentlich bald vorbei!“

Sie schniefte leise, musste sich kurz über die Augen wischen.

„K-Keine Angst, Ran, wir finden sie bestimmt, da bin ich ganz sicher!“

„Schon gut, Conan. Miss Vineyard hat gemeint, der Täter würde sie sicher nicht vom Schiff verschwinden lassen, da ein Kapitän nun mal auf sein Schiff gehört und auch mit ihm untergeht!“

Das Lächeln unter ihrer Nasenspitze war schwach, aber scheinbar echt. Zumindest im Ansatz, weshalb ihr Conan bedenkenlos zustimmte.

„Genau, Ran, und solange ein Kapitän an Bord eine Aufgabe zu erfüllen hat, wird er dieses sicher nicht verlas...“

Schlagartig blieb der kleine Junge zur Salzsäule erstarrt stehen.

'Aber wir sind hier doch... NEIN! Nein, bitte nicht!'

Ein sanft verstärkter Händedruck ließ ihn aus seiner Starre erwachen. Ruckartig erwiderte er den Griff, sah mit ernster Miene zu seiner Freundin hoch.

„Ran, wir müssen sofort runter in den Maschinenraum!“
 


 

'Oh man, bitte, das darf es nicht sein, dann sind wir schon lange zu spät!', ging es dem kleinen Jungen immer wieder zwischen jeder Etage im Fahrstuhl durch den Kopf. Ran beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Seine Trauer und Sorgen.

'Also... gibt es doch keine Hoffnung? Shinichi, nein!'

'Monsieur Brefford und Vizekapitän Yomonaga müssen jetzt dort sein. Wir brauchen auf jeden Fall jemanden, der sich dort auskennt und gegebenenfalls eine Machtposition in der Schiffshierarchie hat.'
 


 

„Monsieur Brefford, Vizekapitän Yomonaga?? Sind Sie hier irgendwo?“

Die Plattform, von der aus beide den Maschinenraum betraten, eröffnete ein riesiges Feld mit ebenso monströsen Generatoren und Motoren, die das gewaltige Schiff bewegten. Auch wenn die Maschinen wegen des momentanen Stillstandes des Schiffes nur im Leerlauf arbeiteten, war es doch relativ laut und so mussten sie ihre Schreie dreimal wiederholen, bis ihnen endlich geantwortet wurde.

„Fräulein Mori, wir sind hier hinten. Was gibt es denn so wichtiges?“ Brefford war auch nicht gerade leise mit seiner Stimme, dennoch näherten sie sich nun allmählich an, damit es möglich wurde, sich ohne anschreien zu verständigen.

„Vizekapitän Yomonaga. Sie müssen die Ankerkette einholen, sofort!“

„Wie bitte? Wir können doch nicht einfach...“

„Das Schiff steht doch und es herrscht bei so geringem Wind kein Wellengang. Machen Sie bitte. Wenn ich mich irre, können wir sie auch gleich wieder ausfahren.“

Einen Moment dauerte es noch, bis allen dreien ein Blitz ins Mark zu fahren schien. Der Gedanke ließ sie alle erschaudern.

'Oh nein... doch nicht etwa....'

Der Vizekapitän riss sich als erster los, rannte gezielt durch das Labyrinth dunkler Gänge immer schnurstracks auf eine große Bedientafel zu.

Währenddessen zückte er sein Funkgerät und wählte durch zur Brücke.
 

„Steuermann? Hier Vizekapitän Yomonaga. Wir werden kurzzeitig den Anker einholen, achten Sie auf unsere Position. Insbesondere die Ausrichtung des Schiffes gegen die Himmelsrichtungen war dem Chef doch so wichtig.

...

Ist mir egal, dass Sie den Sinn nicht ganz verstehen, ich habe einen Befehl erteilt, also befolgen Sie ihn, oder ist vielleicht Kapitän Karasuma auf der Brücke?

...

Nein, na dann haben wir uns verstanden!“
 

Wütend drückte er das kleine Telefon fast kaputt, als er nur den Anruf beenden wollte und baute sich vor dem großen Pult auf.

Conan und die anderen kamen erst wenige Sekunden später an, sahen bereits, wie sich die mächtige Kette nur ein kleines Stück, vielleicht einen Meter hinter dem Pult langsam zur Seite bewegte, um sich auf einer überdimensionalen Trommel aufzuwickeln.

Langsam, es vergingen ein paar Minuten, bis sich durch die große Luke, aus der der Anker ins Meer hinabgelassen wurde, ein Geräusch vernehmen ließ, das das auftauchen des Ankerkorpusses verkündete.

Und dann das Einhaken. Die Maschine stoppte, an der großen Luke manifestierte sich ein riesiges dreizackiges Ungeheuer aus Stahl und davor zog sich die Kette bis einmal durch den ganzen Schiffskörper von einer Seite zur anderen.

Ein leichtes Aufatmen ging durch die Gruppe. Nur blanker Stahl, noch nicht von Muscheln überdeckt und von Rost angefressen. Blinkend schwarz.

'Gott sei Dank.'

Conan schaltete noch einmal seine Taschenlampe zu dem etwas schummrigen Licht hinzu, fuhr den Rest der Kette, den sie nicht direkt vor sich gesehen hatten, ab...

und blieb zitternd genau vor dem Ankerkorpus stehen.

Die Gänsehaut seines Körpers übertrug sich automatisch auf alle anderen.

Gewunden zwischen den übergroßen Eisenringen der Ankerkette, fixiert mit Unmengen Klebeband, mit berstenden Augen, die den Tod vor sich gesehen hatten, so starrte ihnen nun die Leiche von Natsuke Karasuma entgegen.

Dämmerung

Hallo an alle Lesenden,
 

Wie immer an dieser Stelle ein großes Danke Schön an alle Kommischreiber für die lieben Anmerkungen und Vorschläge - ja, auch die nehme ich mir zu Herzen, auch wenn ich bis jetzt noch nicht dazu kam, es zu korrigieren, ;].
 

Hier nun also Kapitel 14. ...Die Auflösung... nein, das wäre übertrieben. Aber... wenn ihr untereinander noch Wetten abschließt über die Identität von Neptunia, so ist jetzt die letzte Gelegenheit. Am Ende des Kapitels wird die Maske fallen, vielleicht auch schon vorher...
 

Auf jeden Fall hoffe ich, dieses Kapitel gefällt euch und wünsche euch viel Spaß damit.

Bis nächste Woche.

lG, Diracdet
 

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Kapitel 14: Dämmerung
 

„Tja...“, musterte der Schiffsarzt unruhig, aber gespielt gefasst die Leiche, nachdem die Kommissare Fotos gemacht und sie von der Ankerkette befreit hatten.

„Sie ist wohl... tatsächlich ertrunken, das Wasser ist auch in die Lungen gekommen...

Todeszeitpunkt lässt sich allerdings schwer abschätzen, der Aufenthalt im Meer hat alle Spuren verwischt...“

Man merkte ihm die Unruhe an. Für ihn wurde gerade ein Albtraum aus den jungen Studienjahren wahr: er musste sein Wissen aus der Spezialvorlesung zur Rechtsmedizin anwenden.

'Der Traum vom Traumschiff ist auch nicht mehr das, was er einmal war...', stellte er resignierend gedanklich fest, während er versuchte, ohne große aktive Eingriffe in die Körperstruktur ein paar wesentliche Fakten zu klären.

„Es wird kaum nötig sein, die Zeit zu ermitteln, es ist kurz nach Mitternacht gewesen.“ Jugo Yokomizo schien wieder die stoische Ruhe in Person und das obwohl er seit mittlerweile zwanzig Stunden aktiv auf den Beinen war und eine Schiffsinventur vorgenommen hatte.

„Wie meinst du das, Jugo? Es ist zwar die nahe liegendste Schlussfolgerung, aber es könnte doch auch ein Trick sein...“

„Eben nicht, Herr Kommissar.“, beantwortete Kogoro ihm seine Frage von der Seite. Der Detektiv stand, eine Zigarette in der Hand, das Feuerzeug für gleich in der anderen, vor der Ankerkette und betrachtete stur den großen schwarzen Metallkörper.

„Der entscheidende Punkt ist das Klebeband und der riesige Anker.

Auf dem trockenen Eisen haftet das Klebeband sehr gut, zumindest, wenn es vollständig darum gewickelt wird, und konnte das Opfer wirksam fixieren.

Selbst unter Wasser hätte sie bei aller Kraft sich wohl nicht lösen können. Und ein paar der Druckspuren, zum Beispiel an ihrem Hals deuten diesen Kampf wohl auch an...“

Unvermittelt starrten die beiden Polizisten und der Arzt die Male am Hals an.

„In der Tat... sieht ganz nach den Spuren des Klebebandes aus. Also war sie wohl wach, als sie mit dem Anker im Wasser versenkt wurde. Schrecklich, noch so ein Fall, wie bei Doktor Coldwell...“

„Nein... schrecklicher...“, sinnierte der Detektiv murmelnd vor sich hin, bevor er weiter ausfuhr.

„Was ich sagen wollte, das Klebeband hält zwar am Stahl wenn es trocken ist, aber nicht, wenn es nass ist. Sie hätte sich ohne Mühe losmachen können, wenn der Täter... wie auch immer, sie erst nach dem herunterlassen des Ankers unter Wasser daran festmachen wollte. Das hätte nie geklappt.

Ganz abgesehen davon, dass der Anker tatsächlich an einigen Stellen hier vollkommen trocken ist.

Genau so schwierig wäre es, den Anker nach dem offiziellen hinab lassen nochmal zu heben und sie dann fest zu machen. Der Anker würde nicht so schnell zu trocknen sein, ganz abgesehen davon, dass er wohl nicht bewegt werden kann, ohne, dass das auf der Brücke bekannt würde, oder Herr Yomonaga?“

„Ja, das geht nicht, ohne dass es bemerkt wird und Kapitän Karasuma oder ich müssen einer entsprechenden Maßnahme zustimmen, sonst geht das auch nicht so einfach, selbst wenn man sich mit der Technik auskennt....“

Mit einem Mal wurde der Vizekapitän, der ja nun die oberste Position in der offiziellen Schiffshierarchie bekleidete, kreidebleich.

„Nein... Heißt das... ich... ich habe...“

Es war den anderen in diesem Satz auch schon klar geworden, einen Moment vor Yomonaga. Er selbst hatte den Anker zu Wasser gelassen. Er hatte den Befehl gegeben, der offensichtlich Natsuke Karasumas Leben beendete.

Der Schlag stieß ihn förmlich nach hinten an die Schiffswand, an der er sich nur mit Mühe stützen konnte.

„Danach sieht es zwar aus... aber...“ Kogoro rollte unruhig an seiner Zigarette, ließ sie aber noch aus. Irgendetwas störte ihn an der Sache. Und Kommissar Jugo Yokomizo bestätigte ihn.

„Genau genommen wissen wir nur, dass sie ertrunken ist und mit dem Anker hier ins Wasser gelassen wurde. Möglich dass der Täter ihr einfach Wasser in die Lungen gefüllt hatte, damit sie erstickt, und sie dann lediglich am Anker fixiert. Wie der Arzt sagte, durch die Zeit im kalten, bewegten Wasser sind uns so ziemlich alle Spuren, was den genauen Todeszeitpunkt angeht, verloren gegangen.

Und selbst wenn es so war, wie es aussieht, empfehle ich Ihnen, Herr Yomonaga, nicht Ihre Hände als blutbefleckt anzusehen, weil ein Verbrecher Ihr Verhalten für sich ausnutzte. Sie haben auf Befehl des Kapitäns gehandelt.“

„Ja... aber... aber was wollte er denn von ihr?“ Mittlerweile hielt ihn die kalte Stahlwand sicher und er konnte auch wieder einigermaßen klar denken.

„Wozu diese ganzen Anschläge auf die beiden Frauen auf der Krankenstation und dann jetzt dieser Mord, was soll das alles bitte?“

Die beiden Polizisten und der Detektiv zuckten unwillkürlich zusammen, als Yomonaga sein Wissen über die geheimen Vorgänge auf der Ocean Goddess preisgab. Ein kurzer Blick zu Brefford, der nur stumm da stand, dann kurz nickte und wieder seinen Gedanken folgte, genügte, um ihnen zu erklären, woher er informiert war. Unabhängig davon wäre es jetzt wohl unmöglich gewesen, ihn noch zu täuschen.

„Ehrlich gesagt, wissen wir das nicht, Herr Yomonaga. Deswegen wussten wir auch nicht, wer von den dreien das Ziel war, hatten aber gehofft, Kapitän Karasuma wäre auf der Brücke sicher gewesen.“, versuchte der jüngere Kommissar zu vermitteln, wohl wissend, dass ihm ein wütender Funke aus den Augen seines Gegenübers entgegen schlagen würde.

„War sie aber nicht! Verdammt, war es so schwer, noch zwei Wachen sie begleiten zu lassen?“

„Hm... was, wenn es nicht der gleiche Täter war?“

Alle Augen fuhren erschrocken zu Kogoro um, der immer noch die Blicke nur zwischen der Leiche und der Ankerkette wechselte.

„Ich meine nur... der Drohbrief lautete 'pünktlich werden sie kommen'. Bisher hatten wir dieses pünktlich eigentlich doch als Andeutung eines bestimmten Termins verstanden – und auch so erfahren – an dem das jeweilige Opfer eine besondere Aufgabe oder so übernimmt. Eine besondere Position darstellt, wie auch immer.

Aber... in diesem Fall... sehe ich diese Assoziation nicht, abgesehen davon, dass es in den anderen beiden Fällen auch nach diesem drastischen Versuch der Darstellung, des offenen Aufzeigens der Taten wirkte. Als wollte er Panik stiften, während dieses mal kein wirkliches Problem besteht, den Fall vorläufig geheim zu halten vor Presse und Gästen...“

Jetzt zündete er sich doch seine Zigarette an, zum Zeichen seiner Selbstüberzeugung, hier eine tiefere Dimension, vielleicht sogar den wahren Kern des Falles erkannt zu haben.

„Ein Kapitän geht mit seinem Schiff unter!“

Wie aus dem nichts durchschnitt eine kleine Kinderstimme die Runde und auch Kogoros Aura der Unüberlistbarkeit als Kriminologe. Er war es eigentlich gewohnt, direkt erwartete er einen solchen Kommentar irgendwie in diesem Moment und doch musste er aufpassen, dass seine Zigarette nicht doch ungewollt aus seinem Mund fiel.

Nur wandte sich Conan diesmal gar nicht an ihn, sondern an den allmählich erstarkenden Vizekapitän, respektive neuen Kapitän.

„Das stimmt doch, oder? Dieser berühmte Spruch. Ich wundere mich zwar immer, wie man dann so einen Beruf wählen kann und dann sich einfach mit dem Schiff ertränkt, aber offensichtlich...“

„Conan!?“ Ran musste an dieser Stelle einschreiten, sonst hätten es andere getan, aber in diesem Moment war ihr, selten wie nie, klar, wie beeindruckend ihr Freund wusste seine Situation als Kind auszunutzen. Er genoss die Narrenfreiheit eines Kindes, so wie der Hofnarr im Mittelalter. Egal wie groß die Krise war, egal wie tief verbittert die edlen Herren waren und egal gegen wen seine Kommentare gingen, bis rauf zum König, der Narr durfte jederzeit ungestraft seine Witze machen. In seinem Auftrag für gute Stimmung, aber auch... um neue Ideen, Impulse in die Diskussionen am Hofe zu bringen.

Als Kind konnte er stets das Vertrauen genießen, durch seine Naivität unberührt zu sein von der kriminellen Welt. Niemand wird sich wirklich wundern, oder ernsthaft böse mit ihm sein, wenn er etwas unangebrachtes sagte. Und jeder würde zu hören und ihm antworten, was einen zum Nachdenken anregte.

'Das ist genial, Shinichi!'

„Also...“ Kapitän Yomonaga beruhigte sich langsam und begann genau den von Ran sinnierten Weg zu beschreiten, seine Gedanken zu der vom Jungen scheinbar unbeholfen ausgesprochenen Thematik zu machen und so alle anderen dafür zu stimulieren.

„Ganz so schlimm ist es nun nicht.

Du hast schon Recht, mein Kleiner, vor vielen Hundert Jahren entstand dieses Sprichwort und auch nicht ohne Grund. Die Aufgabe eines Kapitäns ist eigentlich im Wesentlichen seine Verantwortung für das Schiff und die Ladung und Passagiere an Bord. Es gibt Steuermänner, Offiziere, Matrosen, und alle möglichen speziellen Leute für die einzelnen Aufgaben, die während einer Fahrt anfallen, aber die Verantwortung trägt der Kapitän. Für Alles.

Und wenn die Schifffahrt fehlschlägt, das Schiff... im schlimmsten Fall, untergeht und nicht die Passagiere und die Mannschaft zumindest gerettet werden können, so hat der Kapitän versagt.

Er darf das Schiff allerhöchstens als Letzter, als Allerletzter dann verlassen, weil er für alle anderen verantwortlich ist.

Früher war das unmöglich, alle zu retten, auf dem offenen Meer, ohne Rettungsboote, Radar und Satelliten, unvorstellbar. Ging damals das Schiff unter, so war gemäß dieser Verpflichtung der Kapitän mit verloren.

Heutzutage... ist das glücklicherweise etwas anderes. Es ist in den meisten Fällen möglich, alle Personen an Bord zu retten und danach kann auch der Kapitän sich in Sicherheit bringen.

Aber grundsätzlich gilt dann eben seine Aufgabe auch nicht erfüllt, so weit stimmt das Sprichwort noch...“

Er hielt inne, als ihn Kogoro und die Kommissare verwundert anstarrten.

„H-hab ich was falsches... gesagt?“

„Aufgabe!“, zitierte Sango Yokomizo den Kapitän zögerlich, flüsternd.

„Dieses Schiff sollte zunächst nur bis hierhin auf die offene See fahren, das stimmt doch, oder?“

Kogoro packte den kräftigen Mann bei den Schultern, beide Polizisten drängten sich um ihn herum.

„Äh... Ja, hier wollte Herr Tanahi den Gästen den Sonnenaufgang zeigen. Deshalb waren wir hier heraus gefahren.“

„Das muss es sein. Die Aufgabe eines Kapitäns bezieht sich auf die jeweiligen, einzelnen Etappen einer Schiffsfahrt und deren Ziel war zunächst hier. Das heißt, diese Aufgabe hätte sie in dem Moment erfüllt, in dem der Anker ausgefahren wird.

Und danach konnte der Kapitän pünktlich von Bord gehen...“

„Sie haben Recht, Mori... Das bedeutet, es ist der gleiche Täter und er hatte es tatsächlich auf Kapitän Karasuma abgesehen. Sie war Neptunia!“
 

„Herr Detektiv?“

Die offensichtliche Anrede Kogoros kam von Brefford, der sich eben weg gedreht hatte und die Gruppe zu verlassen schien. Es war ein ernster Ton, sachlich und ruhig, und doch auch sehr bedrohlich, Respekt einflößend.

„Da es nun wohl zu spät ist, noch jemanden zu retten, würde ich mich gerne wieder auf die Blaue Ebene zurückziehen. So ein langer Abend ist wohl doch nichts mehr für meinen Körper.

Aber...“ Er hielt inne und beobachtete noch aus dem Augenwinkel, wie die anderen seine Bewegungen und sein Stimme verfolgten. Ein ungewöhnliches Element lag in seiner Stimme, etwas, das vorher nicht da war... Unsicherheit, Emotion, ja vielleicht sogar Wut.

„Schnappen Sie diesen Mörder! Er hat eine der schlimmsten Verbrechen begangen, die es gibt und darf nicht länger frei herum laufen!

In diesen Fall der Dunkelheit soll endlich das reinigende Licht strahlen.“

Er ließ alle verwirrt stehen und schritt ein paar Meter hinfort, als er noch einmal stehen blieb und sich umdrehte.

„Fräulein Mori, sagen Sie, wo sind denn Fräulein Suzuki und Miss Vineyard? Ich dachte, sie wären bei Ihnen gewesen?“

„Oh... äh... also Sonoko brauchte wohl etwas Ruhe, ihr bekam der Abend nicht gut, schätze ich.“

„Tse...“, schnauzte ihr Vater durch seinen Bart, ohne irgendein korrektes Wort weiter zur Benennung seiner Meinung zu benutzen.

„Und... Miss Vineyard ist... ja, sie ist wohl mit ein paar Fans, die sie nicht gehen lassen wollten, verschwunden.“ Sie lächelte noch etwas verlegen entgegen, aber Breffords Miene blieb eiskalt auf dem jungen Mädchen ruhen, durchbohrte ihr Herz und sah den Schimmer dahinter.

Ein winziges Zucken im linken Auge, mehr war die ganze Reaktion nicht. Ebenso langsam wie er sich ihr zuwandte, drehte er sich wieder weg, während auch er etwas vor sich hin murmelte.

„Schade... wirklich schade...“
 

„Was machen wir denn jetzt, Mori?“ Sango Yokomizo kam immer noch nicht darüber hinweg, dass

jeglicher Aufwand, die Bedrohung durch die Nachricht noch abzuwenden, misslungen war. So sehr schien ihn das mitzunehmen, dass er nicht mal an das nahe liegendste dachte.

„Wie wär's, wenn Sie erstmal ein paar von Ihren Leuten holen und die Leiche abtransportieren?“

Einen Moment sah er ihn noch unverholen an, wurde sich seines Fauxpas bewusst und verschwand dann blitzartig mit seinem Funkgerät aus dem zu sehr stahlverkleideten Maschinenraum.

Kogoro wandte sich daraufhin, noch mit ironischem Lächeln auf den Lippen, dem anderen Kommissar zu.

„Ich denke, der Anker sagt uns nicht mehr viel. Ich hab ihn eben schon eindringlich untersucht, außer den Restspuren des Klebebandes ist da nichts mehr.

Deshalb schlage ich vor, ihn wieder auszufahren und Sie begeben sich zurück auf die Brücke, Herr Yomonaga.“

„Was?! Aber... aber, der Mörder...“ Der neue Kapitän verstand offenbar die Welt nicht mehr.

„Es gibt nur drei Verdächtige zur Zeit und die werden alle bereits von der Polizei observiert. Momentan können wir wohl nichts machen, außer nach Beweisen suchen. Aber da keiner von den dreien bis jetzt scheinbar wieder hier war seit die Leiche gefunden wurde, können wir auch behaupten, sie wäre noch nicht gefunden.

Auf der Brücke sollten Sie gar nichts dazu sagen, behaupten Sie, es ginge Kapitän Karasuma nur nicht gut und sie habe das Kommando auch für den Rest der Fahrt an Sie übertragen. Wir werden währenddessen die Verdächtigen mal etwas genauer unter die Lupe nehmen, ohne unseren Fund zu offenbaren.“

Er schien alles schon im Voraus zu planen, ohne groß dem Kommissar Gelegenheit zu geben ihm zu widersprechen. Dieser ließ es aber auch zu, denn Mori hatte mit einigen entscheidenden Punkten recht.

Erstens, die Verdächtigen des Anschlags auf Doktor Coldwell waren Sinjo Tanahi, Tadahiko Meahara und Hideki Yuhara. Und alle drei waren nicht ganz sauber, so schien es.

Zweitens, der Mord lag tatsächlich wieder im Rahmen der Beschreibungen des Drohbriefes und legte den gleichen Täter nahe, der mit dem zweiten Anschlag folglich gezielt eine Ablenkung für den Mord herbeiführte.

Drittens, und das war entscheidend, es gab keinerlei Beweise. Ja eigentlich nicht mal eine sichere Erklärung, wie Alexandra Coldwell ins Aquarium gelangte.
 

„Äh... Jugo? Herr Mori? Habt ihr angeordnet, dass auf der Krankenstation die Wachposten verdoppelt werden sollten?“ Sango Yokomizo kam etwas verwirrt zu den anderen zurück und starrte von seinem Bruder zum Detektiv und zurück. Und beide sahen wirkten genauso perplex wie er.

„Wie... mehr Wachposten? Wovon redest du, Sango?“

„Naja, ich habe einen meiner Männer auf der Krankenstation angerufen und ein paar Beamte herbestellt, da erwähnte er, dass ihr Conan gesagt hättet, es sollten mehr Leute dort sein, da mindestens zwei Personen den Anschlag auf Doktor Coldwell verübt hätten.“

„Wie bitte? Conan! Wo steckt dieser Bengel jetzt schon wieder?“ Alle blickten sich erstaunt um und stellten fest, dass nur noch sie drei da waren, Ran und Conan verschwunden und Yomonaga stand etwas abseits an der Kontrolleinheit zur Bewegung des Ankers. Aber er war es, der die Schreie des Detektiven beantworten konnte.

„Also, Ihre beiden Kinder meinten, dass sie unter diesen Umständen sich wohl auch besser wieder zur Blauen Ebene begeben, um Sie nicht länger bei der Arbeit zu stören.“

„Was? Das haben Ran und Conan gesagt?“ Jetzt ließ er doch seine Zigarette aus dem Mund gleiten, trat sie aber eiligst aus und sammelte die Reste für das nächstbeste Abfallbehältnis ein.

„Ah, dieser Bengel, was mischt der sich schon wieder ein und tut dann so, als wäre nichts geschehen...“ Der Ärger entstammte augenscheinlich mehr der verlorenen Zigarette, als allem anderen.

„Da stimme ich Ihnen zu, Mori. Sie sollten wirklich mal was unternehmen, so ein Verhalten kann ich beim besten Willen nicht tolerieren. Und wie kommt er darauf, dass es zwei Täter sind?“

Eine Weile sah der Kommissar noch zu, wie sich Kogoro gedankenverloren mit den Zigarettenstummeln, die eigentlich noch eine halbe Zigarette waren, beschäftigte, dann aber stockte...

„Das... stand das nicht im Brief? Pünktlich werden sie kommen. Das hatte ich eigentlich von Anfang an als wahrscheinlichste Interpretation geseh...“

Seine Augen zogen sich intensiv zusammen.

'Damit gebe es ja noch ein paar Möglichkeiten...'

„Wir müssen noch mal hoch zum Steg, Herr Kommissar. Besser nur zwei von uns, damit es nicht zu auffällig wirkt für die Gäste, die ja freien Blick haben. Kommissar... Jugo Yokomizo? Sie bleiben auf der Blauen Ebene und verklickern Herrn Tanahi, dass Natsuke Karasuma noch nicht gefunden wurde und wir davon ausgehen, dass sie wohl ins Meer geworfen wurde.

Danach lassen Sie ihn aber nicht mehr aus den Augen, ja?“
 


 

'Hm... Breffords Aussage, sein ganzes Verhalten vorhin war komisch.' Conan saß etwas in der Ecke an einem Tisch der Blauen Ebene und beobachtete das Treiben der Gäste. Stets hatte er mindestens zwei der drei 'Verdächtigen', sowie den alten Franzosen, der sich an einen Einzeltisch abseits verzogen hatte und vor sich hin sinnierte, im Blickfeld. Ran hatte ihn nur mit zur Ebene gebracht und war dann auch gleich wieder verschwunden, wollte sich noch ein wenig 'auf dem Schiff umsehen', bevor die Morgenröte das Schiff streicheln würde. Er beließ es dabei, er hätte sie im Moment eh nicht daran hindern können.

Jetzt, um mittlerweile vier Uhr morgens, war es doch bedächtiger auf der Blauen Ebene, seichte Musik erklang, die man wohl auch in der Großstadt in einer Wohnung um diese Zeit spielen könnte, ohne gleich von den Nachbarn belästigt zu werden.

Die Gedanken des Jungen kreisten um viele Dinge. Er hatte auch die Überlegungen des schlafenden Kogoros bereits durchgezogen, und einige mehr. Und diese 'einige mehr' verstörten ihn zutiefst.

'Breffords Blick, das war... Wut, Unzufriedenheit mit etwas. Er wirkte doch die ganze Zeit so gelöst von den Dingen. Und er schien zu wissen, wer mit Neptunia gemeint war, sagte sogar, es gebe nur eine Person auf diesem Schiff, die dieser Bezeichnung genüge...

Warum war er also so verstört, als er Karasumas Leiche fand? Da gibt es eigentlich nur einen Grund für. Er hat sie nicht erwartet. Und das bedeutet wiederum, dass sie nicht Neptunia war. Sondern auch nur ein Ablenkungsmanöver. Aber ein Ablenkungsmanöver in Form eines eiskalten Mordes. Das hat ihn so aufgeregt, dieser Mord hatte nicht mal ein Motiv, nur eine Spielerei der Täter, um uns abzulenken.'

Innerlich zog es sich ihm zusammen, welche Kaltblütigkeit man an den Tag legen musste, um ohne Grund zu morden. Hass, Rache, Not, alle diese Motive lassen solche Taten erklärbar wirken, aber so stand ihm offenbar jemand gegenüber, der, wenn er oder sie ein Motiv hatte oder hatten, es groß genug war, einen unbegründeten Mord dazu beizutragen.

'Und genau das hat Brefford sogar dazu bewegt, mir doch noch einen echten Tipp zu geben. Licht und Dunkelheit, die letzte Zeile des Briefes lautete 'damit das dunkle Ende beginnt'. Es gibt noch einen pünktlichen Zeitpunkt auf dieser Überfahrt. Den Sonnenaufgang. Die Morgenröte. Die... Dämmerung...

Götterdämmerung. Armageddon, Apokalypse, Ragnarok, und so viele andere Namen, die das Ende der Welt verkünden. Das Ende der Götter, der einzige Punkt in der Zeit, an dem die Unsterblichen sterben können. Und da Dämmerung doppeldeutig auch für den Abend steht, muss das ganz eindeutig gemeint sein mit der letzten Zeile. Ja, dann erst wird sich zeigen wer wirklich Neptunia ist.

Wir haben noch eine Chance, diesen Fall aufzuklären und die eigentliche Zielperson zu retten.

Und aufgrund der Hinweise zum Fall von Doktor Coldwell können wir vermutlich Herrn Tanahi ausschließen, vermutlich...'

Sein Blick wanderte zum Schiffseigner, der sich angeregt mit Kommissar Jugo Yokomizo unterhielt, dann wieder abdriftete in eine Gruppe Geschäftspartner.

'Er hat vorhin auch mit Vermouth kurz gesprochen und seitdem ist die auch verschwunden, genau wie Sonoko. Was geht hier eigentlich sonst noch vor?'
 


 

„hach... hachh...“ Ran stützte sich keuchend an der Wand eines Schiffsganges ab.

„Das kann doch nicht... wahr sein! Wo ist sie nur hin verschwunden?“

'Über eine Stunde suche ich jetzt schon das Schiff ab. Wo kann Miss Vineyard nur hin sein? Verdammt, ich muss sie finden, bevor es zu spät ist. Ich muss sie vor Conan wieder finden. Sonst habe ich keine Chance mehr, etwas von ihr zu erfahren.

Ich muss es wissen. Er muss es wissen...'

Sie atmete noch einmal tief ein, stieß sich mit Kraft von der Wand weg und lief weiter durch die Gänge des riesigen Schiffes.
 


 

„Aha. Sehen Sie, Kommissar, hier sind tatsächlich kleine Kratzspuren auf der Außenseite des Bullauges beim Stegaufgang, wie ich vermutet hatte.“

Er wies ihn mit einer Taschenlampe an, sich die drei kleinen Einkerbungen anzusehen.

„Stimmt... spricht aber doch eher für Ihre Ausgangstheorie, Herr Mori. Dass es Herr Tanahi doch war.“

„Eben... und genau das sehe ich momentan irgendwie skeptisch. Es ist fast schon zu offensichtlich. Wie er selbst sagte, er kennt das Schiff doch genau genug um sich etwas besseres auszudenken.

Und die Sache mit dem Seil ist auch für ihn ein Problem...

Was hatte Conan eigentlich auf der Krankenstation gesucht?“

„Hm... nun, der Polizist meinte, er hätte gefragt, ob Doktor Coldwell beim Aufwachen im Sack in der Luft hing oder ob sie auf einem Untergrund lag.“

„Und die Antwort?“

„Tja, wohl in der Luft, soweit der Beamte es verstand, daraufhin ging er und meinte im Vorbeigehen das mit den Wachposten noch.“

Unruhig wankten die Augen des Detektiven am Steg entlang.

'Untergrund? Ach so, wenn man sie einfach samt dem Sack auf den Steg drauf legen würde und vom Eingang das Einfahren betätigt, ginge das ganze natürlich noch viel einfacher. Sie hätte dann aber anfangs gelegen, wäre vielleicht sogar gerollt. Wenn sie hingegen schwebt, fällt diese Option flach, außer...'

„Sagen Sie, wie schnell wird die Ausführung ein und aus gefahren?“

„Also... man sagte mir etwas von drei Metern pro Sekunde.“

„Was, so schnell? Und Conan... hat er diese Information auch bekommen?“

„Äh... möglich ja...“

Ein triumphales Lächeln kam dem Detektiv über die Lippen.

„Ich glaube, wir können Herrn Tanahi von der Liste der Verdächtigen streichen. Lassen Sie einen Mann zur Sicherheit noch bei ihm, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit waren Herr Yuhara und Herr Meahara die Täter!“
 


 

Conan betrachtete aus der Entfernung mit einer gewissen Befriedigung, wie der Kommissar und der Detektiv am Stegaufgang über den Fall Coldwell diskutierten.

'Es scheint ihnen jetzt klar zu sein.

Sie hing nicht über dem Steg oder lag da rauf, sonder sie hing darunter!

Das abstehende Seil, mit dem der Sack zugebunden wurde, wurde beim Ausfahren des Stegs zwischen die beiden Querstreben eingeklemmt.

Für einen Einzeltäter hätte das bedeutet, am Eingang zum Steg bei der Tür die Vorrichtung anzuschalten und dann mal eben weit über zweihundert Meter in weniger als zwanzig Sekunden zurück zu legen, davon mindestens ein Stück mit der guten Frau Doktor auf dem Rücken und das ohne den Steg dabei zum Schwingen zu bringen oder runter zu fallen. Das ist unmöglich.

Aber bei zwei Tätern betätigt einer den Schalter, während der andere mit dem Sack beim Aufgang wartet.

Dieser muss dann nur den ersten Schritt machen, den Rest macht die Maschine beim Ausfahren von alleine. Kurz bevor die beiden Streben sich in der Mitte treffen, beugt sich der Täter nach vorne, hält den Sack leicht unterhalb des Stegs und schon klemmt sich das Seil dazwischen ein und hält sie fest.

Dann kann dieser Täter ganz in Ruhe den Steg verlassen und wenn beide am Ausgang sind und der entsprechende Moment kommt, betätigen sie einfach wieder den Schalter und Doktor Coldwell fällt aus der Luft ins Aquarium. Leicht und effizient und vor allem können die beiden Täter unauffällig fliehen, bevor die Polizei bis zum Ausgang der Blauen Ebene gekommen ist um sie abzufangen.

Natürlich vermittelt so eine Vorgehensweise den Eindruck, ein Insider wie Herr Tanahi stecke hinter dem Anschlag und die vermutlich falschen Einkerbungen am Bullauge sollten den Eindruck verstärken und von der eigentlichen Vorgehensweise ablenken.

Dabei ist doch klar, dass der Elektronikverantwortliche Meahara und der großzügige Spender Yuhara auch an solche Informationen gelangen, genau wie... vermutlich auch die Gästeliste.

Mittlerweile steht auch fest, dass beide, Herr Meahara und Herr Yuhara den Saal verlassen hatten während der Vorstellung und auch noch eine Weile vor dem Eingang warten mussten, bis sie nach dem Abtransport von Herrn Yusuatu wieder hinein durften.

Seitdem aber... seitdem die beiden beobachtet werden... benehmen sie sich wieder normal... völlig unauffällig, als sei nichts passiert, selbst Herr Yuhara pöbelt nicht mehr so rum wie vorher. Das ist doch merkwürdig. Viel zu merkwürdig. Das ist doch kein unauffälliges Verhalten, wenn man einen Mord vertuschen will und Verdächtiger ist.

Oder glauben sie, sie seien nicht verdächtig? Unsinn, Yuhara wollte doch unbedingt verdächtig wirken. Legt also die Frage nahe, wen oder was versucht er damit zu decken, wenn es nicht seine Manieren sind, die dort zu Tage treten?'

Er sah sich um, nichts passierte mehr... Es war schon fünf Uhr keine ganze Stunde mehr bis Sonnenaufgang, er brauchte jetzt eine neue Idee.

Und diese Idee war Herr Yuhara.

'Wie meinte das Vermouth noch vorhin? Diese Namenszusammenhänge. Er trägt den gleichen Namen wie seine Schwester, obwohl sie geheiratet hatte. Kann natürlich sein, dass ihr Mann damals ihren Namen übernahm um so besser eingebunden zu sein in das Familienimperium. Aber Tatsache ist, Nakina Yuhara hatte nicht viel von ihrer Vergangenheit während des Falls preisgegeben.

Sie sagte beim Geständnis nur aus:

'Als ich meinen Mann traf, so empfand ich zum ersten Mal wahre Liebe. Er wirkte so ehrlich, so freundlich, so verständnisvoll. Nicht wie einige meiner vielen „Freunde“, die immer nur hinter meinem Geld her waren.

Darum habe ich ihn geheiratet, auch wenn dem von Haus aus nicht zugestimmt wurde.

Und dann... nach der Hochzeit legte er die Maske ab, zeigte sein wahres, grauenhaftes Gesicht. Er hörte wegen irgendeinem angeblichen Betriebsfehler auf, in seiner Firma zu arbeiten. Dieser Fehler, fand ich später heraus, war nicht mehr, als dass er zu seinem Chef ging und ihn so lange sinnlos beleidigte, bis dieser ihn rauswarf.

Er hat sich auch nie um eine neue Stelle bemüht, brauchte er ja nicht. Er kaufte sich ein paar, nicht einen, nein, vier, ausländische Sportwagen verschiedener Modelle, verschwand öfters und immer öfter Abends und kam erst am nächsten Morgen betrunken wieder.

Alles in allem verbrauchte er in jedem Monat, den wir zusammen lebten zwischen einer und zehn Millionen Yen, ohne je etwas zu tun. Er liebte mich nicht mal, nein, ich war nur sein Geldesel. Und diesem Mann war ich auf Lebzeit versprochen, das hatte er vertraglich geregelt, dass wir uns nicht so einfach scheiden lassen konnten.

Wenn Sie Ihr Lebtag nur solche Heuchelei als Freundschaft kennen gelernt haben, dann die wahre Liebe finden und noch einmal so enttäuscht werden... dann wollen Sie nur noch eines. Rache. Deshalb hab ich ihn umgebracht, Herr Mori...'

Es könnte wirklich etwas damit zu tun haben.

Aber das ließe sich ja leicht herausfinden...'
 


 

„Verdammt, sie ist wirklich verschwunden! Auf dem ganzen Schiff nicht mehr aufzufinden.“

Ran war allmählich am Ende ihrer Kräfte, die Nacht war einfach zu lang, und es war mittlerweile schon halb sechs.

Bald würde es hell werden und dann war vermutlich ihre Chance vertan.

„Na gut, vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit. Ich muss zur Blauen Ebene...“
 


 

„Meine Damen und Herren, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?“

Herr Tanahi durchbrach die leise Musik, die mit einem Mal stoppte, durch ein Mikrofon, mit welchem er sich vor dem Aquarium positionierte.

„Sie werden vielleicht die große Uhrenanzeige bemerkt haben, die auf den Vorhang der Bühne projiziert wurde.“

Allgemeines Kopfverdrehen war die Folge und die gesamte Ebene starrte gebannt auf den Countdown, der dort eben die dreißig Minuten Marke unterschritt.

„Wie gestern Abend versprochen, gibt es nun noch ein besonderes Erlebnis, weswegen wir uns hier aufs offene Meer begeben haben.

Die Wolken haben sich verzogen und es ist eine sternenklare Nacht. Nur ganz allmählich kommt ein zarter Rose-Schimmer durch das tiefdunkle blau. Sehen Sie dort, im Osten, diese Linie?

Kennen Sie sie? Ich glaube kaum, sehr selten nur werden Sie sie sehen können. Nicht in Tokio, nicht in den Bergen, selbst über den Wolken im Flugzeug wird Ihnen dieser Anblick so nicht begegnen.

Die reinigende Sonne, meine Damen und Herren. Hier draußen, auf dem offenen Meer, habe ich vor vielen Jahren, als kleiner Junge mit meinem Vater, diesen reinen, von irdischer Struktur unberührten, glatten Sonnenaufgang erlebt. Dieser Moment, der einem die wahre Schönheit der göttlichen Natur aufs innigste veranschaulicht. Ich möchte nun Ihnen, werten Gästen, auch die Gelegenheit dazu geben, dieses Schauspiel zu genießen.

Dafür werden, eine Minute vor Sonnenaufgang, die Fenster der Blauen Ebene geöffnet, nur zwei Meter nach oben, muss ich dazu sagen. Und weiter als bis auf zwei Meter dürfen Sie nicht heran treten, versteht sich. Aber dann werden Sie erleben, was die Welt auf dem offenen Meer dem Menschen zu bieten hat.“

Unter großem Applaus verzog sich der Leiter der gesamten Veranstaltung gemächlich von seinem Platz zum Rande der Blauen Ebene etwas aus dem Rampenlicht in eine Seitennische, als er plötzlich von einer Hand weggezogen wurde.

„Fr-Fräulein Mori? Was wollen Sie denn hier?“

Mit ganz von Sorge erfülltem Gesicht wandte sie sich an ihn, als sei sie verzweifelt.

„Herr Tanahi! Wissen Sie, wohin Miss Vineyard verschwunden ist? Ich kann sie nirgends mehr finden. Seit Stunden schon.“

Der alte Mann schrak unwillkürlich zurück, seine Augen bewegten sich leicht, fixierten immer wieder den Ausgang der Ebene, ohne, dass sich sein Kopf bewegte.

„Wie... wie kommen Sie darauf, dass gerade ich das wüsste?“, versuchte er sich nervös zu rechtfertigen. Zu nervös, als dass Ran es nicht gemerkt hätte. Noch näher drängte sie sich an ihn, dass er noch einen Schritt zurück wich und sein Auge freien Blick durch den Ausgang der Ebene bekam. Nun konnte er es kaum mehr kontrollieren, der eine Punkt manifestierte sich in seinen Sehorganen und wollte nicht mehr weichen.

„Bitte, Herr Tanahi! Ich muss sie unbedingt finden. Wissen Sie etwas über ihren Verbleib?“

„N-Nein... nein, tut mir Leid, ich weiß es nicht und ich muss mich jetzt auch um die anderen Gäste wegen der Dämmerung kümmern.

Ich hoffe, Sie werden sie auch genießen, alle werden dann hier auf der Blauen Ebene sein.“

Damit drehte er sich ruckartig weg und ging, tief ausatmend.

'Geschafft!'

Rans Gesichtsausdruck wandelte sich, als Tanahi außer Sichtweite war, von Verwirrung und Sorge in Überzeugung und Zuversicht. Ihr Auge konnte seinem genau folgen und es führte...

'zum Museum! Da also versteckt sie sich, kein Wunder, dass ich sie nicht wiederfinde...

Aber es sind einfach zu viele Leute hier. Da komm ich nicht unbemerkt rein, obwohl es sonst perfekt wäre...

Natürlich, der Sonnenaufgang. Wenn alle Leute da sind, kann ich hinein gelangen.

Danke, Herr Tanahi!'
 


 

Zwei Minuten vor Sonnenaufgang. Alle Gäste formierten sich entlang des Randes der Blauen Ebene wie ein großer Streifen und empfingen von den langsam sich hoch hebenden Fenstern die frische, reine Luft des Meeres. Frei von Stickstoffabgasen und künstlicher Industrie, die jeden Morgen in die Nase der Großstädter drang.

Jeweils unmittelbar neben den drei Verdächtigen hatte sich ein Kommissar, beziehungsweise Kogoro neben Herrn Meahara gestellt und diese aus der Nähe beobachtet, dass sie ja keine Mätzchen machten. Die Polizei stand jeweils am Rande der Fenster und hielt die Menge auf Abstand zum immerhin fünfzig Meter tiefen Abgrund.

Man mochte als Unbeteiligter fragen, welche Sicherheitsbestimmungen Herr Tanahi für die Freigabe einer solchen Darstellung nun wieder umgehen musste...

Der Himmel im Osten färbte sich tiefrot und versprach eine klare Sicht auf die Sonne in voller Helligkeit.
 

'Anderthalb Minuten. Verdammt, wo bleibt der Anruf?', ärgerte sich Conan an der Seite. Er hatte gehofft, es würde schnell gehen, damit er noch rechtzeitig die Information nutzen konnte. Die Zeit rann ihm aus den Finger, er spürte es. Und irgendetwas dumpfes in seinem inneren rebellierte ganz böse dagegen. Ein ungutes Gefühl...

'Endlich!' rief er fast aus, als das Handy in seiner Tasche vibrierte. Er hatte sich extra neben der Traube aus Menschen aufgestellt, damit diese ihn nicht störte.
 

„Ja?“, kam es genervt an Ais Seite an.

Normalerweise hätte sie jetzt irgendeinen dummen Spruch dazu abgegeben, und ihn damit bewusst provoziert, aber im Moment war ihr nicht danach.

„Du hattest Recht, Kudo. Und es wurde viel dafür getan, es geheim zu halten. Vermutlich wollte man sich nicht die Blöße geben.

Nakina Yuhara ist in Wirklichkeit...“

Die Augen des Jungen weiteten sich zum Bersten. Das Handy fiel glatt zu Boden und kam leise klappernd darauf auf.

Es war alles eine Lüge!

'Aber wer ist dieser Kerl dann? Und was...

Oh nein, es war alles ganz anders!

Die falsche Göttin, Neptunia... auf ihrem Throne...

Die Götterdämmerung...

Pünktlich werden sie kommen...

Das dunkle Ende beginnt...

Nein, Nein, NEIN.... Neptunia ist in Wirklichkeit....' Er fühlte sich, als würde ihm schwarz vor Augen. Wild, nahezu ohne Sinn, suchten diese um sich herum jene eine Person. Und fanden sie dort, wo sie sie nicht sehen wollten.

Der nächste Moment verging wie im Traum für Conan.

Er streckte seine Hand aus in Richtung des Eingangs des Museums, in welches sich in diesem Moment seine Freundin unerlaubt Zutritt verschaffte.

Er wollte noch etwas rufen, als er von hinten spürte, wie die warmen Strahlen der Sonne ihn erreichten. Aber in diesem Moment, angesichts dieser Gedanken, waren sie wie Feuer, die seinen Rücken verbrannten.

Und in genau diesem Moment brach das Getöse der Explosionen los, die die Statuen am Eingang des Museums zur Explosion brachten.

Nach und Nach, Stück für Stück begruben sie den langen Gang und das eben darin verschwundene Mädchen unter sich und schwerer dicker Staub erlöschte alle Blicke.

„RAAAAAAAAAANNNNNNNNNN!!!!!!!!!!“

Audienz - Teil 1

Hallo an alle Lesenden,
 

und wie immer an dieser Stelle vielen herzlichen Dank für eure Kommis!
 

@Leira,

wegen der Sprengsätze: zwar füllten die Statuen sozusagen den Bogen des Eingangs aus, aber sie waren ja nicht aus der Wand gehauen. Sprich, dahinter gabs überall Luftlöcher, die man höchstens bei genauem hingucken und gutem Licht bemerken konnte. Letzteres war sowieso nicht gegeben und ersteres..., nun Chris und Ran waren gedanklich nicht bei der Kunst.

Dazu sei noch erwähnt, dass diese Statuen im speziellen extra für dieses Museum geschaffen worden. Sie sind jetzt also nicht vergleichbar mit den wahren Ausstellungsstücken. ;]

Ansosnten kann ich dich nur damit vertrösten, dass du ja demnächst auf deine Kosten kommst...
 

So, zum neuen Kapitel. Welches nun zwei Kapitel wird, weil es a) zu lang und b) irgendwie zu unterbrochen wirkt. Der Name des Kapitels... Audienz, erschließt sich aber nur im Gesamtkontext dieses Doppelkapitels richtig, weshalb ich keine neuen Titel gewählt habe.
 

Dann wünsch ich euch jetzt viel Spaß beim Lesen und verabschiede mich bis nächste Woche.
 

lG, Diracdet
 


 

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Kapitel 15: Audienz-Teil 1
 

“RAAAAAANNNNNNN!!!!!!!!!!!!”

Der Schrei hallte Conan selbst durch Mark und Bein und traf auch den Vater der Person, der er eigentlich galt. Das Getöse, dass ihm unmittelbar folgte, schreckte schließlich alle Übrigen auf aus ihrem Moment der Beobachtung.

Die Dämmerung hatte begonnen, das Ende der Götter war gekommen. Doch nicht das purpurne Meer erregte mehr die Aufmerksamkeit der Sterblichen, das Rot, dass vom vergossenen Blut der Nacht und dem wohl noch zu vergießenden Blut des Tages kündete.

Nein, es war eine dicke Staubwolke, die vom Eingang des Museums auf die Blaue Ebene stieß und das Blau in sein gleichmäßiges, irdisches Grau hüllte. Das Meer war verschwunden, hatte seine tiefe Endlosigkeit gegen das trübe Gestein eingetauscht.

Ein eiskalter Schauer durchlief den kleinen Jungen inmitten der Menschenmassen angesichts dieses Gedankens. Ja... das war wirklich der Untergang der Meeresgöttin! Dagegen waren alle Anschläge vorher nur armes Gespiele der Menschen. Darstellung von Leuten, die sich empor gehoben hatten oder empor gehoben worden zu Höhen, die ihnen nicht vergönnt waren. Es schien alles so extrahiert, herausgenommen aus der Wirklichkeit. Das waren nie wirklich Göttermorde, aber nun, das blutrote Meer der Dämmerung, der Staub, der das Blau der Ebene bedeckte... und sie... gefangen im Gestein, hinter ewigen Wänden aus massivem Geröll, entfernt von ihrem Königreich, dem Meer, dort wo das Wasser in Millionen Jahren frühestens hin gelangen könnte...
 

„Conan!? Sag schon!“

Der kleine Detektiv erwachte aus seiner Trance nur dank kräftiger Schüttelbewegungen seitens seines großen Kollegen. Er fand sich in dessen Armen wieder, auf Augenhöhe, sein Kopf drehte sich eigentlich genauso viel wie eben zuvor, nur jetzt steckte ein physischer Grund dahinter, genannt Kogoro Mori.

Er blickte in die tiefen, zwischen Raserei und Panik gleitenden Augen seines 'Onkels', die eine klare Antwort forderten, und nichts anderes akzeptieren würden.

„Sag schon, ist Ran eben ins Museum gerannt??“, schrie er dem kleinen Jungen um die Ohren, dass dieser versucht war, sich vor der Stimmengewalt zu schützen.

„J-Ja... ein paar Sekunden, bevor... alles einstürzte.“

Augenblicklich spürte Conan, wie die Schwerkraft sich von höchster Stelle meldete und ihn unsanft auf den Schiffsboden verbannte, als Kogoro ihn unbesehen losließ.

Mittlerweile hatten sich einige Leute um die Trümmer der vorderen Statuen, die noch einige Meter heraus sich türmten, aufgebaut, nur um vom besorgten Vater gewaltsam umgerannt zu werden.

„Ran! RAN!“ Unbändige Emotionen trieben ihn an den Steinhaufen, den er völlig außer sich versuchte, eigenhändig beiseite zu räumen, bis ihn zwei Polizisten zurückhielten.

„Mori, beruhigen Sie sich!“, schrie der ältere Kommissar ihm ins Gesicht in der Hoffnung, den Detektiv zur Raison zu bringen.

„Der Gang ist über zehn Meter lang und vollständig eingestürzt, den können Sie nicht wegräumen!

Und Ihre Tochter ist laut Conans Aussage ein paar Sekunden zuvor schon reingegangen, vielleicht hat sie es geschafft durch den Gang.

Sango? Hast du endlich die Leute vom Sicherheitsdienst am Apparat?“

Dieser letzte Satz hatte überraschenderweise mehr Gehör bei Kogoro gefunden, als alle Versuche, auf die Überlebenschancen seiner Tochter hinzuweisen.

„Sicherheits...dienst?“

„Das ist ein Museum, Mori, die Spender der Exponate wollten unbedingt Überwachungskameras darin haben, deshalb können wir so schneller an die Informationen gelangen.“

„A-Aber... gibt es denn keinen anderen Eingang?“ Das klang schon wieder wesentlich gefasster und überlegter, zum einen zum Wohlgefallen für den Kommissar, andererseits aber auch zum Missfallen, denn...

„Aus genau dem gleichen Grund... der Sicherheit der Ausstellungsstücke, gibt es keinen zweiten Eingang und auch kein Fenster, dass groß genug wäre, um von außen einzusteigen...“

Der Schock saß Kogoro immer noch im Nacken, als endlich der jüngere Kommissar sich meldete.
 

„Hallo, Sicherheitsdienst?

Kommissar Yokomizo am Apparat.“

„Kommissar Yokomizo?

Gut, dass Sie anrufen, wir haben soeben alle Kameras im Museum verloren. Was ist bei Ihnen passiert?“

„Wie bitte?! Alle Kameras sind ausgefallen?“
 

Der Satz traf erneut alle Anwesenden. Conan, der sich eben erst vom Schmerz beim herunterfallen aufgerichtet hatte, fixierte umgehend alle Leute in der Umgebung.

'Er... er ist weg! Verdammt.'
 

„H-Haben Sie sonst noch irgendetwas gesehen, bevor die Kameras ausfielen, kurz davor?“

„Nun, es sah so aus... als ob kurz davor, wenige Sekundenbruchteile noch eine zweite Person hinein gerannt ist...“

„Gott sei dank. Herr Mori, sie scheint durchgekommen zu sein...

Äh... wie, zweite Person, war noch jemand vorher im Museum?“

„Chris Vineyard, die Schauspielerin war vor ein paar Stunden gekommen. Herr Tanahi hatte uns Bescheid gegeben, dass sie hinein dürfte. Aber sie hat die ganze Zeit nicht mehr gemacht als sich an eine Statue gelehnt und auf dem Boden gesessen.“

Sango Yokomizo beschränkte sich darauf das Wesentliche für die zuhörenden zu wiederholen.

„Miss Vineyard ist seit Stunden im Museum, hat aber nur da gesessen? Und Tanahi hat davon gewusst?“
 

„Herr Tanahi?“, wollte sich der ältere Kommissar gerade an den Schiffseigner wenden, als er feststellte...

„Er ist weg.“

„Und Meahara und Yuhara auch!“, vervollständigte Kogoro die Aussage!

„Verdammt, sie waren es doch. Ran!! Ran, hörst du mich? Ich werde dich gleich retten kommen!

Wie lange brauchen wir, um uns hier durch zu arbeiten.“ Mehrere Polizisten hatten bereits zusammen mit einigem Schiffspersonal begonnen, die ersten Steine zu entfernen, aber unter diesen Umständen war das ein Unterfangen, dass Kommissar Jugo Yokomizo spontan auf mindestens eine halbe Stunde bezifferte.

'Das dauert einfach zu lange...'

Und mit diesem Gedanken und ein paar kurzen Überlegungen verschwand auch Conan von der Bildfläche.
 


 

Müdigkeit, nicht nur wegen der langen Nacht, sondern auch über diesen kurzen Schrecken, als über ihr anfing alles einzustürzen, hatte sich auf Ran gelegt, als sie die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht spürte. Langsam öffnete sie die Augen, sah in das sanfte noch nicht ganz Gelb, sondern Orange, dass sich am unteren Ende eines kleinen Bullauges abzeichnete.

Frische Luft umspielte ihre Nase, es war geöffnet. Einige Bullaugen waren geöffnet, als wollte jemand ihr helfen, wieder wach zu werden.

'Jemand?'

In diesem Moment schrak sie hoch, stütze sich angestrengt auf ihre Oberarme, atmete einmal kurz und heftig durch, um dann sich in den anderen Raumrichtungen umzusehen.

Das Licht streute nur langsam durch die dunkle Halle, die in ihren Ausmaßen wohl der Blauen Ebene gleich kam. Gleichmäßig verteilt durch diese dunkle, steingraue Ebene standen große Podeste mit den darauf postierten Statuen aus Antike, Rennaissance und auch Neuzeit. Nicht unbedingt die berühmtesten Plastiken, wie Ran feststellte – eigentlich kannte sie keine von ihnen, so weit man im fahlen Lichtschimmer von erkennen sprechen konnte – aber es war eine beeindruckende Kulisse. So wie eigentlich alles auf diesem Schiff war auch hier eine eigene Märchenwelt entstanden, die aufgrund der fehlenden künstlichen Lichter sich mit jedem vergehenden Moment mehr im Glanz der Sonnenstrahlen erhellte.

Als fingen die Statuen an zu glitzern. Marmor konnte manchmal wirklich faszinierend schön sein.

So wanderte ihr Blick von links nach rechts, zuckte dann aber zurück in die Mitte.

Da, vor einer der nächsten Statuen, nur wenige Meter direkt vor ihr, saß sie auf dem Boden und beobachtete die erstaunten Blicke ihres Gegenüber.

„Na, bist du aufgewacht?“ Ruhig, überzeugend, jedoch ohne eine Spur von Überheblichkeit antwortete Chris ihr auf ihre ungestellte Frage:

„Ja, ich hab die Fenster aufgemacht, damit du etwas Luft bekommst. Normalerweise reicht wohl die vom Gang und im Saal selbst aber zurzeit...“

Mit den Augen wies sie Ran hinter deren Rücken, woraufhin sie sich mühsam, ängstlich umdrehte und die Reste des zerstörten Eingangsflurs erblickte. Wie auf der anderen Seite machte sich ein breiter Pfropfen aus Geröll und Gestein breit und ließ das Gesamtbild wie einen eingestürzten Stollen von außen erscheinen. Genau diese Assoziation schreckte sie zurück.

„Gibt... gibt es denn keinen anderen Ausgang?“ So zögerlich wie die Frage kam, so lange zögerte die Schauspielerin die Antwort hinaus.

„Du bist, als du hier im letzten Moment hereinstürmtest, bevor alles explodierte, gestürzt und ohnmächtig geworden. Nicht lange, vielleicht... vier, fünf Minuten.

Aber... wenn es einen anderen, nicht verschütteten Eingang geben sollte, dann wären mittlerweile sicher Leute von der Polizei hier...

Und offenbar ist wohl eine von uns beiden auch ein potentielles Anschlagsopfer, was?“

Ran zuckte unwillkürlich zurück, drehte den Blick etwas zur Seite weg. Der Gedanke an Natsuke Karasuma haftete ihr an, auch wenn Chris Vineyard davon nichts wissen konnte.

„Also warten wir besser, bis sie uns hier rausgebuddelt haben, ja?“

Immer noch keine Reaktion. Und das war nun zu viel für die Schauspielerin an Ignoranz ihrer Person. Sie stand auf, so dass sie etwa über Rans Gesicht sich befand.

„Ach ja, bitte bitte, Ran, ich hab dir doch gerne geholfen, dass du schnell wieder wach wirst und geguckt, dass du dich nicht verletzt hast...

Nein, vielen Dank, Miss Vineyard, wirklich.“

Sie wusste, sie hätte es nicht tun sollen, aber sie konnte sich nicht beherrschen. Die Wut hatte sie diesen einen bösen Fauxpas machen lassen, sie hatte Rans Stimme imitiert.

Und natürlich fuhr die Oberschülerin hoch, als sie sich selbst hörte, mit jeder Stimmennuance und jeder Betonung exakt. Nicht nur im Geiste, fast augenblicklich stand auch sie auf den Füßen und Chris gegenüber.

'Ja... wie es ihre Mutter erwähnte. Sie kann perfekt Stimmen imitieren. Aber... ich dachte, dafür muss man an diese Stimme gewöhnt sein? Also... heißt das, ich habe Recht!'

Ein kurzer Adrenalinschub füllte ihren Körper, ihr Herz pochte und sie fasste sich langsam auf diese Stelle an der Brust. Mit beiden Händen zu einer gebetsartigen Geste verbunden führte sie sie an sich, drückte gegen den kräftigen Muskel und atmete noch einmal tief ein.

Chris Vineyard hatte sich schon nach ihrem letzten Satz abgewandt, lieber die Statue, an die sie sich lehnte, genau 'bewundert' und sich auf die Lippen gebissen. Sie bekam die Geste nicht mit.

„Miss Vineyard?“ Die ruhige, ängstliche Person, das Oberschulmädchen, das unter dem Schock litt, fast erschlagen worden zu sein, es war verschwunden. Vollkommen. Diese Titulierung, die souveräne Stimme, die sie nur zu gut aus einer ganz anderen Situation erkannte. Nun machte Ran jemanden nach. Nämlich Shinichi Kudo, wenn er einen Täter entlarvte, wenn er ihn persönlich ansprach. Dann war da dieses Pokerface in vollendeter Form, die Überzeugung, die jedem noch so von sich überzeugten Gegenüber sagte, ich kenne alle deine Tricks und ich kann sie auch überführen. Es ist vorbei... Verbrecher!

'Dann bin ich also in deinen Augen wirklich ein Verbrecher... Angel?'

Sie drehte sich nicht um, wollte es nicht, wollte nicht mal antworten, beließ es nach langer Pause bei einem zustimmenden „Mhm?“.

„Drehen Sie sich bitte um, wenn ich mit Ihnen rede, Miss Vineyard. Zumindest das sollte Ihnen Ihre Mutter beigebracht haben, wenn auch nicht viel anderes darüber, wie man sich verhält.“

Der erste Teil klang noch sehr sachlich, wenn auch fordernd, im zweiten schwang jedoch etwas Gift mit, welches Chris doch verwirrte. War es etwa möglich, dass sie... dass Ran schon noch tiefer in das Wesen der Schauspielerin eingedrungen war, als sie befürchtete?

So tief, dass selbst sie keine guten Gedanken mehr sah? 'Das wäre mehr als... traurig für mich.'

Langsam, in Zeitlupe, als ob eine Spezialkamera sie gefilmt hatte und dann verlangsamt abspielte, wandte sie sich um. Und jeden Zentimeter überprüfte sie aufs neue ihre Maske im Gesicht, ihre unschuldige Ruhe und Gelassenheit. Kein zweiter solcher Fehler wie mit der Stimme eben, das wäre fatal.

„Verzeihung, Fräulein Mori. Ich habe mich nur gerade für die Kunstobjekte interessiert. Zugegeben, es ist eine etwas gereizte Stimmung im Moment, was ich auch verstehen kann. Trotzdem würde ich Sie bitten, nicht meine Familie zu beleidigen. Die dortigen Verhältnisse... sind etwas... schwierig.“

Sie stand ihr zwar nun gegenüber, hielt die Augen aber leicht geschlossen als Zeichen ihrer inneren Ruhe, aber auch weil sie meinte, das Licht würde sie blenden.

Dann aber öffnete sie sie und sah tief in Rans ausgeprägte Kontur, die von gleißend hellem Sonnenlicht umrandet war. Eine Lichtgestalt vor ihr, die durch die Dunkelheit, die des Kleides und die innere in ihrem Körper hinduch strahlte. Lediglich die Wahrheit konnte ihr stand halten.

Angst begann sie zu umfangen.

„Natürlich. Diese Beleidigung ging auch nicht gegen Ihre Mutter, sie ging gegen Sie, Miss Vineyard. Oder... sollte ich sagen, Doktor Araide?“

Der Schlag saß tief. Wem die Aussage galt, war schon vorher klar gewesen, aber diese Entblößung übertraf ihre schlimmsten Erwartungen. Sie war schon viel zu tief vorgedrungen. Und die Art, wie sie zu dieser Aussage kam, dass sie sie so direkt ansprach, dass verdeutlichte genau eines.

'Es war nicht Cool Guy, der dir das erzählte. Du bist von selbst drauf gekommen.'

Der Moment des Überlegens, auch wenn sie keine Miene verzog, war lang genug, um Ran zu bestätigen.

„Ich hatte Recht. Es ist etwas... an Ihnen, an denen, denen... hinter denen Shinichi her ist. Eine unbestimmte Aura... eine Untiefe, die einen schaudern lässt.

Sie verfolgt mich, Miss Vineyard. Schon sehr lange, aber erst seit kurzem nehme ich sie bewusst war, diese Aura.

Vor einem Jahr, in New York, da bin ich Ihrer Mutter begegnet und dann einem Mörder. Ich fühlte mich damals nicht gut, dachte, dass eine Erkältung meine Sinne trübte, aber ich verspürte damals zum ersten Mal dieses Unbehagen. Ich dachte auch, es wäre der Mord, den ich selbst miterlebte. Es war nicht die Krankheit, es war nicht der Mord, es war etwas in der Art dieses Serienkillers, dass

mich frösteln ließ.

Eine Dunkelheit, die ich aber fast vergaß, die mein Unterbewusstsein herausstreichen wollte. Sie waren dieser Killer damals. Es ist dasselbe Gefühl, nicht eins wie bei den anderen, welches ich seitdem immer wieder wahrnahm, es ist Ihre Art! Sie waren es!“

Der Finger ihrer Hand erhob sich, ein schräger Sonnenstrahl an ihr vorbei ließ ihren Arm zu einem langen Stab heranwachsen, der sich unaufhaltsam auf das Gesicht von Chris Vineyard zu bewegte. Die plötzlich auf ihrem Antlitz einsetzende Dunkelheit als der Schatten sie erreichte, wirkte eigentlich kühlend, aber dahinter konnte sie nun ganz klar Ran und den Blick in ihren Augen sehen... und wurde kreidebleich.

'Die... die gleichen Augen... wie damals bei Shinichi. Dieser unaufhaltsame Blick, der sich über alles böse dieser Welt hinwegsetzen will. Du duldest sie nicht, die Fehler, die ich gemacht habe, oder? Du kannst sie einfach nicht hinnehmen und mich weiter leben lassen damit.'

Die Worte des Oberschülerdetektivs von damals spukten ihr durch den Geist. Er wollte sie noch überführen, alle ihre Missetaten aufdecken.

'Tse... wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Ran dir noch ein wenig vorauseilen könnte... Cool Guy.

Das wird ein Spießrutenlauf...'

Resigniert blickte sie zu den Augen auf, die unverändert, unnachgiebig sie verfolgten.

'Was bezweckst du damit nur, Angel?'

„Ich hatte diese Ereignisse fast verdrängt, wohl auch wegen dieser Aura, die Sie verströmten, aber sie kamen wieder... und seit einiger Zeit... kommen sie... immer wieder.

Der große Mann, der im Tropical Land verstarb... 'Wodka' nannten sie ihn, er war auch einer von ihnen.“

Es war keine Frage, sondern eine Aussage, und das veranlasste sie unbewusst, ganz leicht zu nicken. Doch, schon wieder ein Fehler... sie wollte die Bestätigung. Natürlich wusste sie es mittlerweile genau, aber jede Bestätigung war ein weiterer Nagel zum Sarg von Chris Vineyard... und Conan Edogawa.

'Dieses... verdammte Licht!'

„Und Gin... nein, Sie müssen mir nicht antworten. In seinem Fall wusste ich es, seit ich ihm das erste Mal begegnet bin. Er ist kein guter Mensch... nein... seine tiefe, schwarze Seele übertrifft sogar Ihre noch an Dunkelheit...

Aber... Sie verstehen sicher die Logik... Wodka... Gin... Namen alkoholischer Getränke.

Behalten Sie das kurz im Hinterkopf.

Seit Doktor Araide bekannt gab, mit seiner Praxis fortzuziehen, bis zu seiner unerwarteten Rückkehr verströmte auch er diese Aura. Nicht nur eine von denen... nein, seitdem erinnerte ich mich konsequent an New York. Aus unerfindlichen Gründen, wie mir damals schien.“

Vermouth konnte den ihr vorgeschriebenen Spießrutenweg förmlich sehen, wie ihn Ran vor ihr aufzeichnete. Es gab kein Entkommen. Auf dieser einen winzigen Erkenntnis aufbauend, konnte sie ihr viel zu viel nachweisen. Selbst wenn es nichts handfestes war, nur Aussagen... mit Shinichi Kudo hinter ihr konnte damit alles möglich sein. Unwillkürlich begannen ihre Gedanken umher zu rennen. Was genau... werde sie tun müssen, um hier heraus zu kommen?

Und immer wieder landete ihr Hirn bei nur einer einzigen logischen Konsequenz, die sie erschaudern ließ.

'Niemals!'

„Aber es endete... ganz plötzlich. Sozusagen von einem Tag auf den anderen verschwand bei Doktor Araide dieses Gefühl in mir.“

Unwillkürlich glitt ihre rechte Hand in die Luft und ein leichtes schnips-Geräusch durchzog den Raum.

„Und das fiel zusammen... mit der Halloween Feier auf einem Schiff, zu dem uns ein gewisser 'Vermouth' einlud.“

Ja, es war mit dieser einen Tatsache fast schon zu einfach, auf die Lösung zu kommen. Wie nahe doch ein perfektes Verbrechen und eine simple Gaunerei, die jeder durchschauen würde, beieinander liegen konnten. Genie und Wahnsinn gab es offenbar auch in der Verbrecherwelt.

„Vermouth... das ist auch ein Name... Ihr Name, Miss Vineyard.

Ihre Stimme, damals im Hafen, als sie auf Ai schossen... und dann auf mich. Ich hab sie genau gehört! Es war Ihre Stimme, die sie in Anwesenheit von Yoko Okino gestern Abend auch nicht so verstellen konnten. Sie hat sie verraten. Sie wollten damals die FBI Agentin und Ai umbringen.“

Es war alles zu einfach. Und allmählich war sie es auch Leid, dieser Blick, den sie ertragen musste, diese Schärfe, mit der sie angefeindet wurde. Nicht von ihr, nicht von Ran, das war einfach nicht fair in ihren Augen!

Es war Zeit, in die Offensive zu gehen. Ran zögerte, suchte wohl erneut eine Bestätigung, weshalb Vermouth ein leichtes Lächeln an den Tag legte und einen Schritt nach vorne machte. Durch diesen Schritt verschwanden die sie blendenden Strahlen hinter dem Kopf von Ran und sie konnten sich nun beide direkt ansehen. Augenblicklich kehrte ein Stück weit Angst in den Körper der Oberschülerin zurück.

„Yes..., das wolltest du doch hören, oder Ran? Du hast Recht. Ich... bin... Vermouth. Ich habe damals Doktor Araide gespielt und ich habe versucht, das kleine Mädchen zu töten, das du geschützt hast. Die FBI-Agentin kam mir eher zufällig in die Quere, das hatte damit nicht wirklich etwas zu tun.

Aber... das hätte dir alles auch Shinichi erzählen können. Wenn... er dir etwas erzählt hätte.“

Das Gewicht verschob sich leicht zugunsten der älteren der beiden in diesem Dialog, aber noch nicht weit genug.

„Sag mir also... Ran... was willst du wirklich von mir wissen?“

Sie zögerte... unruhig glitten ihre Augen hin und her, was Vermouths Hand langsam zu ihrer rechten Hüfte führen ließ. 'Ich sagte nein!'

„Ich möchte wissen... welcher Bezug zwischen Ai Haibara und... Masami Hirota besteht.“

Die Augen der Schauspielerin weiteten sich nun beträchtlich und auch ihre Hand ruhte auf einmal still.

„Wie...Wie kommst du gerade auf diese beiden?“ Eigentlich hätte es ihr fast klar sein müssen...

Fast.

'Das ist unglaublich, wenn sie sogar das wahrnehmen konnte.'

„Sie gehören zusammen. Etwas verbindet sie. Und es ist nicht die Tatsache..., dass sie beide auch zu denen gehören...“

Wie sehr, merkte sie gerade, sie sich doch wünschte, genauer darüber Bescheid zu wissen, was das für Leute waren, gegen die Shinichi ermittelte. Allein dadurch wurde sie in ihrer Souveränität untergraben. Und nun konnte Vermouth nicht anders als lauthals los zu lachen. Ihre Souveränität war zurück. Vorläufig.

„Dann sprich es aus, Ran! Bis eben warst du doch so überzeugt von deinen Theorien, wieso willst du es jetzt nicht aussprechen?

Ich weiß, was damals passiert ist..., nach dem eine Milliarde Yen Raub. Wie sie zu deinem Vater kam und um Hilfe bat. Du hast sie gemocht, nicht wahr? Sehr sogar, unterschwellig, fühltest du dich mit ihr verbunden. Bezogst das auf dein Mitleid zu ihr, wegen ihrem angeblich verschwundenen Vater.

Doch dann... dann stellte sich alles als Lüge heraus. Und sie als eine gemeine Mörderin. Ist damals für dich nicht eine Welt zusammen gebrochen? Als du erkannt hast, wie sehr du dich in den Menschen geirrt hast... wie sehr du dich immer noch in ihnen irrst? Sie sind nicht alle so gut, wie du es erwartest von ihnen. Deine Standarts sind nicht zu erreichen von uns normal Sterblichen.“

„Hören Sie auf! Sie irren sich, nicht ich. Ich habe mich damals geirrt, aber nicht in Masami, sondern in mir.“

Erneut schrak Vermouth einen Schritt zurück. Die kurze Phase der Souveränität war vorbei und sollte gleich Geschichte sein.

„Ich hatte... Mitgefühl für sie... weil sie gehandelt hat, wie ich es wohl auch getan hätte...“

Ein Zittern durchzog die Schauspielerin, die Maske bröckelte langsam, ganz langsam.

„Der Raub... ihr plötzlicher Tod, ihre Ausstrahlung, ihre innere Art... und ihre Verbundenheit zu diesem Mädchen...

Sie wurde erpresst, nicht wahr? Auf eine Milliarde, für Ai. Und dafür hat sie alles getan... weil sie sie liebte. Liebte, wie eine Schwester.

Sie sind Geschwister...“ Beim letzten Satz wurde Ran leiser, blickte nachdenklich zu Boden.

Das Zittern wurde stärker. Eigentlich wollte Vermouth sie provozieren, ihr nicht helfen, die Wahrheit heraus zu finden. Das genaue Gegenteil hatte sie erreicht, sie hatte ihr mehr dabei geholfen als sonst jemals jemand zuvor.

'Dieses Mädchen... ist unglaublich!' Sie dachte so anders, so völlig anders. Das wusste sie doch eigentlich schon von damals von vor einem Jahr. Sie war viel zu sehr am Wohle der anderen interessiert, als an ihrem eigenen. Sie ging dabei stets bis an die Grenzen, an die sich sonst keiner traute und darüber hinaus. Wohl... genau wie Akemi Miyano.

Was Ai längst klar war, erkannte nun auch die Schauspielerin. Rans Aktion damals im Hafen, als sie sich heimlich in Jodies Wagen schlich, als sie mutig aus diesem sprang, als sie den Schuss hörte sich ohne mit der Wimper zu zucken auf das kleine Mädchen stürzte, das sie eigentlich stets schnitt.

Ran war genau wie Akemi Miyano...

Das Wesen des Guten... ist gekoppelt an das Mitgefühl der anderen. Diese vollkommene Hingabe zum richtigen Handeln, die eigentlich zum Scheitern verurteilt sein musste, sie ließ die Welt immer wieder ins Stocken geraten.

Ja, Vermouth hatte sich nicht geirrt damals. Sie ist so ein Engel, der den Menschen den Weg leuchtet. Unmerklich schien das Licht wieder an diesem Engel vorbei zu treten und sie erneut zu blenden. Ein Dämon erträgt das Licht eben nicht.

„J-ja... ja so ist es...“, bestätigte sie freiwillig Rans Aussage zu den Geschwistern Miyano.

Sie schluckte.

'Jetzt weiß ich, was du willst, aber... das bedeutet...' Ihre Hand führte wieder den Weg zur Hüfte, zur geheimen Tasche.

„Was ist mit Fudo Nakano? Wieso musste er sterben?“

Ein weiteres Mal hielt sie inne, als sie den Namen des jüngst verstorbenen Organisations-Mitglieds vernahm. Aber ihre Entscheidung, die nicht ihre war, sondern die ihrer dunkleren Hälfte, welche sie unbewusst kontrollierte in diesem Moment, war bereits gefallen. Und so konnte sie nun nur noch das tun, weswegen Ran gekommen war.

„Caipirinha. Er wurde von Leuten getötet, die unter Monsieur Brefford arbeiten. Ich kann dazu nichts genaueres sagen.“

Diese fast emotionslose Aussage ließ Ran nun selber stocken. Es war schon zu spät?!

Hatte sie bereits innerlich den Kampf aufgegeben, den Ran ihr zutraute?

In diesem Fall musste wohl jetzt die entscheidende Frage kommen.

„Was ist mit...“
 

Die Wellen stießen mit voller Wucht an das Schiff, der leichte Wind konnte auf offener See schon mal die eine oder andere Woge erzeugen. Ebenso wie diese Brandung, raste die Welle dieses Namens auf Vermouth zu und überrollte sie fast. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten, eine innere Panik ergriff sie.

„Vergiss... diesen Namen! Es ist irrelevant für dich, glaub mir, du solltest...“

Sie nahm ihn jetzt ganz genau wieder wahr, Rans Blick, sie merkte erste jetzt, dass sie an der Statue hinter sich etwas nach unten gesackt war.

Dann geschah es. Ran trat einen Schritt nach vorne... und Vermouths Hand zückte die Pistole.

„Bleib stehen!“, schrie sie selber fast so verzweifelt als stünde sie auf der anderen Seite der Mündung.

„Warum... warum haben Sie mich damals im Hafen nicht erschossen?“ Es war nicht vorstellbar, aber diese so drastische Frage kam mit einer Sanftmütigkeit in der Stimme, die ihr Gegenüber erschauderte.

„Sie hatten die Gelegenheit, Sie hatten auch auf Jodie geschossen, obwohl sie offiziell nur 'zufällig' dabei war. Sie wollten Ai töten.

Ich stand zwischen Ihnen und Ihrem Ziel, eine... eigentlich fast völlig unbekannte Person, abgesehen von Ihrer Verkleidung als Araide. Wieso... wenn Sie so ein gnadenloser Killer sind, haben Sie mich nicht getötet?“ Ein ganz schwaches Lächeln lag auf den Lippen der Oberschülerin, während sie einen weiteren Schritt machte.

Und mit diesem weiteren Schritt wurde auch die Schauspielerin wieder etwas kleiner, saß fast wieder wie am Anfang.

„Bleib stehen, hab ich gesagt! Verdammt, könnt... könnt ihr beiden mich nicht in Ruhe lassen?“

Ein kleiner Ansatz einer Träne entwich dem rechten Auge der Schauspielerin. Vor ihr, vor Ran Mori, war die Maske gefallen.

„Du weißt doch nichts über mich! Ich wurde von diesen Leuten zugrunde gerichtet. Von diesen verlogenen Bastarden, die die Eltern der beiden Schwestern waren. Die sich mal als meine Freunde bezeichnet hatten.

Ich habe sie gehasst, und ich hasse die Leute, die Shinichi Kudo verfolgen, ja! Ich hasse es, weil sie mich zu dem gemacht haben, was ich bin. Ich mochte dich, ich wollte dir nichts antun. Deswegen hab ich damals nicht geschossen. OK?

Aber... du gefährdest jetzt mein Leben, ist dir das nicht klar? Du bringst mich um. Ich kann das nicht zulassen.“

Plötzlich, mit einem wilden Zucken, richtete sich die Waffe fest auf die Oberschülerin, die nur noch etwa einen Meter von ihr entfernt war.

„Dann... bitte... wenn Sie wirklich nicht so böse sein wollen, wie Sie behaupten... helfen Sie ihm. Er hat... doch auch schon zu viel erduldet. Lassen Sie... es nicht zu, dass sie ihn kriegen.“

Ein weiteres Mal schluckte sie kräftig, während Ran so nahe an sie trat und sich über sie beugte, dass sie ihre Pistole am Lauf in die Hand nehmen konnte.

„Ich kann nicht, Ran!“, flüsterte sie leise und entsicherte das Gerät.

„Ich kann dir nur... den einen Wunsch erfüllen...“

Mit der letzten Kraft in ihren Handgelenken drückte sie die auf Rans Herz gerichtete Waffe nach unten, auf ihren Bauch.

Rans Finger lösten sich verkrampft, als sie die Bewegung sah.

'Es tut mir Leid, Shinichi, dass ich nicht mehr für dich tun konnte...'

'Vergib mir Shinichi, aber... ich muss bereits in der Hölle schmoren und möchte wenigstens noch einmal die irdische Sonne genießen können.'

Ein Moment verging, während sie den Abzug zu sich ran drückte.

Der Schuss hallte durch den großen Saal und ein furchtbarer Schrei folgte ihm in geringem Abstand.

Audienz - Teil 2

Hallo an alle Lesenden!^^
 

ich habe es zwar für mich schon ein-zweimal bemerkt, aber nun nochmal für euch: das ist meine mit Abstand längste FF bisher!

Und sie kratzt wohl durchaus noch an der 100000 Wörtermarke! *Wow* *lach*

*längereVorworteschreibtdamitschneller100000Worteerreichtsind* XD
 

OK, wie immer erstmal ein großes Dankeschön an all eure Kommis zum letzten Kapitel. Ich weiß/glaube zu verstehen, warum ihr mit Vermouth ein paar Probleme hattet und ganz ausräumen kann ich sie nicht, ohne zu viel vorweg zu verraten. Nur eines möchte ich an dieser Stelle mal aussprechen. Sie würde vermutlich für ihren Engel sterben, falls das nötig sein sollte. Aber auch sie hat ja einen Grund, warum sie noch lebt. Und deswegen gilt auch diese Bereitschaft nicht grenzenlos. In dieser Hinsicht nterscheidet sie sich gar nicht so sehr von Gin.

Genug geredet, nun kommt endlich die Auflösung im Neptuniafall.
 

Viel Spaß damit!^^
 

lG, Diracdet
 


 

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Kapitel 16: Audienz - Teil 2
 

“Wieso geht das nicht schneller?”, mokierte sich Kogoro gereizt, aber auch ängstlich über den Arbeitstrupp am eingestürzten Eingang zum Museum. Mittlerweile Zehn Minuten waren die sechs aktiven Polizisten und Crewmitglieder bereits am Werk und kaum am vorgelagerten Gesteinshaufen vorbei. Es waren einfach auch viel große Steine, die sich praktisch nicht transportieren ließen.

„Beruhigen Sie sich bitte, Mori!“, versuchten beide Kommissare abwechselnd ihn zu beschwichtigen.

„Wir tun, was wir können und mehr Leute können sowieso nicht am Einsturz arbeiten. Es sieht nicht nach viel aus, was wir bisher geschafft haben, aber es sind wegen dieses vorderen Bereiches, der zusätzlich uns noch behinderte, sicher schon drei Meter. Wir werden es in etwa vierzig Minuten insgesamt schaffen, vertrauen Sie uns.“

Der Blick des Detektivs blieb getrübt, ein wenig auch von den noch immer orangefarbenen Lichtstrahlen in tiefe, schattige Furchen gehöhlt. Er verkniff sich letztlich dennoch eine sarkastische Bemerkung.

„Was ist mit den Verdächtigen?“, war seine einzige Reaktion.

„Wir suchen noch... Ich weiß nicht, was sie vorhaben, aber... ich sage nochmal, es gibt keinen Weg hinein ins Museum, oder heraus, außer den verschütteten. Ihrer Tochter kann nichts passieren, wenn sie durchgekommen ist.“

Ein böser Blick erfasste Sango Yokomizo auf diese letzte Bemerkung hin. Nicht nur vom Detektiv, sondern auch von seinem großen Bruder. Dieses 'wenn', eigentlich mehr ein 'falls', war mehr als unpassend gewählt worden.

'Manchmal frage ich mich, wie du die Polizeiprüfungen geschafft hast, Bruderherz.'
 

Etwas abseits, aber genau im Blickfeld des Museums saß ein alter Franzose ruhig an seinem Tisch, den Kopf auf seinen Stock gestützt.

'Ich bin wohl doch zu alt für diese durchzechten Nächte...', musste er selbst etwas schmunzeln. Die ganze Nacht durchzuhalten war schon ein Akt, aber dann auch dieses unrühmliche Ende...

Er konnte nicht anders, sein Blick wurde ein Stück weit melancholisch, als er die sich hebende Sonne von der Seite wahrnahm, weshalb er sich entschloss die Augen zu schließen und sich ganz auf die Stimmen zu konzentrieren, die in seinem Kopf ihr Schauspiel trieben.

„Ich kann nicht, Ran...

Ich kann dir nur diesen einen Gefallen tun.“

Resigniert atmete er aus.

'Wie schade. Kudo kommt zu spät... zwei unnütze Morde an einem Tag, der gerade erst begonnen hat...

Und du hast auch verloren... Mireille.'

Der Schuss dröhnte in seinen Ohren heftig wieder. Wäre er nicht dieses Geräusch über sein Lebtag hinweg gewöhnt, er hätte sich sicher furchtbar erschrocken und wäre vom Sitz hochgefahren, dass es aufgefallen wäre. So aber blieb er fast ruhig sitzen, ein schwaches Zittern war nur zu erkennen, dass man zweifellos auf sein Alter schieben würde.

Auch der folgende Schrei überraschte ihn zunächst kein bisschen, bis er plötzlich doch wieder erstaunt die Augen öffnen musste.

'Das ist doch...'
 


 

Was für Blüten doch der simple Wunsch des Menschen, über die Zukunft Bescheid zu wissen, treiben kann. Er hat seit Jahrtausenden die absurdesten Orakel, basierend auf Zufällen, raten und Drogeneinnahmen in verschiedenster Form, entwickelt, uns spezielle Zukunftsforschung in jeder Branche beschert einen eigenen Industriezweig für das Planungswesen geschaffen.

Und... wie fast jeder andere, so war auch Ran versucht, Erwartungen an ihre Zukunft zu richten, um daran ihr Verhalten zu vor zu bestimmen.

Ihr Zukunftsplan war lediglich sehr kurz in diesem Moment geworden. Vermouth hatte sie nicht überreden können, sie zu verschonen. Wie sie selber sagte, sie könne Ran nur einen Wunsch erfüllen, sie am Leben lassen oder Shinichi helfen. Und jeder der beiden wusste, welche Wahl Ran unter diesen Umständen treffen würde. Sie hatte zu hoch gepokert, das Risiko war doch zu groß. Ihre Mutter hatte wohl Recht behalten.

Was blieb war folgendes: der Schuss, der ohrenbetäubend laute Knall der abgefeuerten Pistole, den auch Ran mittlerweile zur Genüge in real vernommen hatte. Der Schrei, der über den Reflexbogen des Körpers laufend als Reaktion auf die Kugel noch vor jedwedem Gefühl ihrerseits den Raum erfüllte. Dann der Schmerz, den sie sich kaum vorstellen wollte, geleitet über die normalen Nervenbahnen. Und dann...

Die Erwartung treibt unser Handeln, so sehr, dass sie es selbst nicht ganz merkte.

Der Schuss ertönte, der Schrei durchstieß das immer noch düstere Museum und sie... sie wollte gerade unter Schmerzen zusammenbrechen, als sie merkte, wie sehr sich ihre erwarteten Magenschmerzen nach dem Bauchschuss in Grenzen hielten. Im Gegenteil, es waren gar keine da, die sie nicht schon vorher als innere Krämpfe verspürte. Ängste, die sie, seit sie Vermouth hier im Museum bemerkte, befielen.

Unsicher berührten ihre Finger zaghaft die Bauchgegend. Sie wurde nicht getroffen! Und nun setzte auch ihr Gehirn die neue Situation um, die sich herauskristallisierte. Sie hatte nicht geschrien.

Es war...

„Miss Vineyard!“

Endlich bewegten sich ihre Augen den geringen Winkel vorwärts zu ihrem gegenüber. Ihre Hände waren leer, die Pistole verschwunden. Ihre Finger aber zitterten, krampften beängstigend. Eine der Hände hielt schützend die andere, nun erst erkannte Ran den einsetzenden Bluterguss an der linken Hand.

Ein wenig weiter noch den Blick, dann sah sie das schmerzverzerrte Gesicht der Schauspielerin, das in Wut getränkt war. Eine Haarsträhne hatte sich mitten auf ihr Gesicht gelegt, teilte es scheinbar in der Mitte.

Ihr Blick wanderte unter zähneknirschen nach rechts und Ran folgte ihm langsam. Dort, an der Wand, neben den Resten der Statuten, die dein Eingang bewachten, lag die Pistole am Boden, leuchtete schwach im Licht der Sonne. Unbenutzt, leicht angeknackst an der linken Seite, kaputt gemacht durch einen gewaltigen, kurzen Stoß...

'...wie von einem Pistolenschuss!', traf sie die Erkenntnis. Wie schnell ihr Kopf sich umwandte von der einen zur anderen Seite, konnte sie kaum mehr sagen, nur eines bemerkte sie dabei. Vermouths Blick war auch längst umgeschwenkt und sie wirkte noch wütender als vorher. Ihre Augen zitterten leicht aufgrund der Erscheinung, die nun auch Ran erkannte.

Ein dunkler Schatten, der sich langsam im Licht vorwärts bewegte. Nun wurden auch seine Schritte deutlich, die beiden Frauen vor allem deswegen bisher verborgen blieben, weil ihre Herzen zu laut schlugen.
 

„Aber, aber, Miss Vineyard! Ich hab ja schon mitbekommen, dass Sie ein Problem mit Fräulein Mori hatten, aber dass Sie gleich mit der Waffe auf sie losgehen würden...

Obwohl... so weit ich das dem Gespräch entnehmen konnte... ist da ja einiges zwischen Ihnen beiden vorgefallen...“

Der dunkle Schatten, der sich nun einer durch eine wohl bekannte Stimme ergänzte, wurde allmählich zum Halbschatten, angestrahlt von der rötlichen Sonne aus den Fenstern des Museums.

Die Silhouette des einzelnen Mannes wurde zur rechten Hälfte Sinjo Tanahis, der hervortrat und etwa sechs Meter von den beiden Frauen entfernt stehen blieb, die Pistole in der rechten Hand immer noch ruhig und fest gerichtet auf die Hände von Chris Vineyard.

„Nun ja... so viel konnte ich da auch nicht verfolgen...“

„Herr... Herr Tanahi?“

Ein kurzes, freudiges Aufleuchten ging durch Rans Gesicht. Offensichtlich, ohne, dass sie den genauen Grund hinterfragen wollte, hatte Herr Tanahi ihr soeben das Leben gerettet. Sie wollte die Gunst der Stunde nutzen, ihren Fehler aus Wagnis wieder gut machen, vergaß die Pistole des Mannes für einen Moment und lief los, weg von der Schauspielerin.

„Nein Ran, bleib stehen!“, schrie sie Vermouth von fast schon hinter ihr an und plötzlich ergriff eine starke Hand den Arm der Oberschülerin, hielt sie fest umschlungen.

Tanahi rührte sich keinen Millimeter, beobachtete undurchschaubar das Spiel weiter, welches sich ihm bot.

„Lassen Sie mich los, verdammt!“, versuchte Ran verkrampft sich zu lösen, half damit der Frau, die zuletzt fast auf dem Boden saß wie zu Beginn, wieder auf in die Höhe, wo diese nur kurz ausholte und Ran zur Seite, an die Statue buchsierte, vor der sie selbst eben zusammen gekauert war. Unsanft traf sie das harte Gestein am Rücken, schien sie leicht an sich zu binden. Rans Kräfte nach dieser Nacht und auch nach ihrer intensiven Suche nach der Schauspielerin forderten mittlerweile den Tribut.

„Kommt es dir nicht merkwürdig vor...?“, begann Vermouth gelassen, und so souverän, als hätte ein zweiter Wind sie wieder ganz erfrischt. Als hätte das Gespräch eben nicht stattgefunden.

Als Ran aufsah, sah sie so ein Funkeln in den Augen der Mörderin, so ein helles Funkeln, zwischen Angst, Hoffnung... und Optimismus.

„Was... was soll mir merkwürdig vorkommen?“

„Na, dass Herr Tanahi offenbar doch über einen zweiten Eingang her gefunden hat, sogar eine Pistole mitgebracht hat, aber keinerlei Polizei oder andere Personen ihn begleiten?“

Mit leicht ironischem Lächeln wandte sich ihr Blick zum Milliardär, der diesen mit seiner Miene nur erwiderte. Ran, die den Augen nur langsam folgte, erschrak, als sie merkte, wie die Pistole gewandert war. Sie zeigte nun genau... auf sie selbst.

„Ja... Sie sind der Attentäter des Abends, nicht wahr?“ Kein Stück verriet Vermouth ihre innere Stimmung, die gerade eben einen weiteren Schock erleben musste.

'Wie konnte ich das übersehen?? Neptunia, natürlich!'

„Nun... in Anbetracht der aktuellen Umstände ist das wohl nicht schwer zu erraten, was?“

Die Schusswaffe ruhte immer noch auf Ran, auch wenn ihr allmählich klar wurde, dass der Schütze aufgrund ihrer Position, gelehnt an die Statue, einen ungünstigen Winkel zum Schuss hatte. Einen sehr ungünstigen. Er würde näher kommen müssen, oder sie von der Steinschicht weg locken.

„Beweg dich bloß nicht, Ran!“ Der Ausruf Vermouths wirkte fast überflüssig in diesem Moment, außer, dass er Rans Gedanken etwas verunsicherte.

'Hat sie... eben... hat sie mich eben an die Statue geschleudert, weil ich da etwas mehr in Sicherheit bin vor Herrn Tanahi? Aber... sie wollte mich doch gerade eben noch erschießen? Was... was ist das für eine Frau?'

„Machen Sie sich bitte keine unnötige Mühe, Miss Vineyard! Es gibt zwar diesen zweiten Eingang, allerdings ein absoluter Geheimgang, den nur der Architekt des Schiffes und ich wirklich kennen. Und der wird auch nicht gefunden, glauben Sie mir. Was den Haupteingang angeht, bleiben uns sicher noch dreißig Minuten, bevor hier ein Licht von draußen durchkommt. Wir sind vollkommen ungestört hier drinnen.“

Das Lächeln verschwand von den Lippen beider Akteure und auch Rans Herz pulsierte wieder schneller, unregelmäßiger.

Einen Trumpf hatte Chris aber noch... glaubte sie zumindest.

„Was soll das, Tanahi? Warum haben Sie mich nicht einfach schießen lassen? Dann wäre Ihr Plan aufgegangen und Sie wären sogar in Wirklichkeit unschuldig am Tod dieses Mädchens.“

Ran wurde immer bleicher. Sie hatte dem Tod schon ins Auge gesehen, eben gerade, aber das war irgendwie anders. Es erschien ihr unter den gegebenen Umständen... sinnvoller.

„Tut mir Leid, aber das ist nicht mein Ziel. Ich habe keinerlei Interesse daran.“ Ein unheimliches Glühen bildete sich in seinen Augen, erfasste Ran mit eiskalter Schärfe.

„Ich werde Sie persönlich töten, Fräulein Mori.“

„WAS?!“ Mit der Kraft der Verzweiflung stieß sich das Mädchen von der Statue weg ab, nur um mit voller Wucht von den Armen Vermouths wieder dorthin zurück gepresst zu werden.

„Ich hab gesagt, bleib stehen, verdammt!“

Sie drückte ihre Oberarme mit je einem deren ihren noch weiter an die kalte Marmorwand, sah ihr tief in die Augen.

„Gib dein Leben nicht umsonst her, Ran! Das kannst du Shinichi doch nicht antun.“

Windete sie sich eben noch unter dem Druck von Vermouths Armen, wurde sie nun wieder etwas ruhiger, fixierte aus dem Seitenwinkel immer noch Tanahi, der sichtlich bemüht war, den richtigen Punkt zum ansetzen eines Schusses zu finden.

„W-warum... warum ich?“

„Warum? Tse... Es geht um Gerechtigkeit, die geübt werden muss. Ich gleiche nur eine Schuld aus, die mir zusteht und die Sie betrifft. Nehmen Sie es nicht persönlich.

Miss Vineyard?

... Gehen Sie mir... aus dem Weg!“

In den Augen der Schauspielerin stand in diesem Moment durchaus Verzweiflung, das konnte Ran sehen, aber dennoch lachte sie lauthals aus.

„Tut mir Leid, Herr Tanahi, aber Sie haben einen Fehler gemacht. Wie wollen Sie bitte erklären, wenn hier im Museum ein bis zwei erschossene Leichen gefunden werden? Mit meiner verbeulten Pistole geht das wohl kaum, zumal die Frage nach der Ursache des Schusses auf die Waffe aufkäme, und Ihre hat nun schon genug von Ihren Fingerabdrücken darauf, dass Sie das nicht so einfach beseitigen können.

Zumal alle fragen werden, wo denn der gute Herr Schiffseigner sich rumtreibt, während auf seinem Schiff eine Explosion stattgefunden hat.“

Sie sah gar nicht hin, glaubte das Ausbleiben einer Antwort wäre Bestätigung, als sie ein Knistern von Plastefolie wahrnahm. Rans erschrockener Blick war genug, dass nun auch sie sich wieder umdrehte und eine eingewickelte Pistole in Tanahis zweiter Hand vorfand.

„Gleiches Modell wie meine, bereits um ein paar Kugeln entladen und mit Fräulein Moris Fingerabdrücken versehen. Sagen wir es so, Sie hatten zwei Waffen, Miss Vineyard, hatten sich mit Fräulein Mori über irgendetwas... wie sagt man, in die Haare gekriegt, ein Streit, die Waffen, Kampf, gegenseitiges schießen, böse Szene. Sie als offenbar bessere Schützin haben sie getötet und dann aus Verzweiflung sich selbst umgebracht. Und meine Hände kann ich jederzeit reinwaschen, sowohl von Schmauchspuren als auch von meiner überraschenden Abwesenheit auf der Blauen Ebene kurz nach Sonnenaufgang.

Und nun... gehen Sie bitte zur Seite!“

Er war zwei Schritte näher getreten, hatte nun schon einen deutlich besseren Winkel, konnte durch Rans Brust ihr Herz anvisieren. Der Oberschülerin wurden allmählich die Arme schwer, der Widerstand gegen Vermouth ließ nach, was diese nutzte, sich blitzartig umzudrehen.

Mit einem Mal stand sie wirklich und wörtlich zwischen Tanahi und Ran.

„Verschwinde, Ran! Dieses Museum ist riesig und es ist durch die spärlichen Sonnenstrahlen immer noch kaum ausgeleuchtet!“

„Aber...“

„Nun mach schon!“

„Ja, tun Sie es ruhig, Fräulein Mori. Dann wird Miss Vineyard als erstes eben sterben. Vielleicht hatte ja auch die vermeintlich schlechtere Schützin Glück und überlebte das Duell, woraufhin sie nicht mehr weiter wusste und sich das Leben nahm. Es gibt da sicher mehrere Möglichkeiten.“

Er wusste genau, dass das ziehen würde bei dem jungen Mädchen. Er war genauestens über Ran Mori informiert und kannte auch ihren Charakter in seinen verschiedenen Nuancen.

„Verschwinde endlich, Ran!“, rief ihr Chris immer noch zu, versuchte sie weg zu stoßen von hinter sich, als sie einen merklichen Widerstand spürte.

„Miss Vineyard?“, kam es leise von Ran, was die Schauspielerin innehalten ließ. Nicht nur äußerlich, die Art, wie sie fragte, jagte ihr einen furchtbaren Schauer durch Mark und Bein, sie ahnte, was nun kam.

„Sie sagten vorhin, Sie könnten mir nur einen Wunsch erfüllen. Sie meinten damit, Shinichi zu helfen. Das war alles worauf ich hier gehofft hatte. Sie haben weitaus bessere Möglichkeiten, hier heraus zu kommen, als ich, also bitte... halten Sie Ihr Versprechen.“

Damit trat sie an einer sprachlosen Chris Vineyard vorbei in den Raum, zu Freuden des Mannes, der nur noch drei Meter vor ihr stand und mit seiner geladenen und entsicherten Waffe auf ihr Herz zielte.

„Leb wohl, Neptunia. Auch Götter müssen mal sterben...“
 

Ein lautes Klirren einer Glasscheibe weckte alle drei aus ihrem fast Trance-artigen Verhalten in diesem einen Moment.

„Eines der Fenster, es wurde zerbrochen!“, schrie die Schauspielerin laut heraus, auch um Ran wieder in diese Welt zu holen.

„Das Glas... heißt das... dass dort jemand...“

„Hahhahahha...“ Tanahi unterdrückte sein Lachen erst nach einer Weile, hatte sich nur im Ansatz gedreht, ohne dabei die beiden Frauen, die nun nebeneinander standen, aus den Augen zu lassen, die Waffe stets auf Ran gerichtet.

„In dieser ganzen Ebene sind die Fenster so winzig wie hier vorne. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt, Fräulein Mori.

Sehen Sie hin! Dort passt kein Erwachsener hindurch. Niemals.“

Er sah mit Genuss, wie die Frauen ihre Hoffnungen wieder verließen, dann aber gleichzeitig in den Augen aufleuchteten.

Kein Erwachsener, aber...

„Was soll das? Was ist daran so komisch?“ Für einen Moment verlor er nun die Fassung und diesen Moment kostete jemand anderes zur Genüge aus.
 

„Tse, tse, tse, Herr Tanahi...

Da sind Sie nun zur Audienz bei einer Göttin eingeladen und haben eine Waffe dabei?“

Das Leuchten in den Augen wurde merklich noch heller, besonders bei Ran und nun konnte auch Tanahi nicht leugnen, dass da jemand hinter ihm war. Und er kannte diese Stimme nur zur Genüge seit dem heutigen Abend.

In der Stille des Museums, in diesem Moment, durchschnitten laute, klare Schritte die Ruhe, fabrizierten erneut einen Schattenriss, der sich in einem kleinen Jungen manifestierte.

„Conan!“, kam es erleichtert von Ran.

„Der kleine Junge von Mori? Aber... aber wie...?“
 

Neptunia auf ihrem Throne,

doch die Zeit verrinnt.

Pünktlich werden sie kommen,

damit das dunkle Ende beginnt.
 

Ich gebe zu, wirklich ein interessanter, kleiner Reim. Neptunia, die falsche Göttin, das war nicht als Hinweis gedacht, nach einem Menschen zu suchen, der wie eine Gottheit wirkt, sondern einfach, dass wir in der falschen Mythologie waren. In der römisch-griechischen Mythologie war stets Poseidon, auch Neptun genannt, als männlicher Meeresgott unumstößlich, es gab dort keine Neptunia. Wir waren quasi in der falschen Sphäre.

Dass der Thron in jedem Fall auf Meeresgottheit hindeutete, war klar, ob nun das Meer selbst an diesem Abend, oder das größte Passagierschiff der Welt, die Assoziation war stets gegeben.

Die Zeit von Göttern verrinnt aber normalerweise nicht, genau wie die Pünktlichkeit unsinnig in dem Zusammenhang wirkt...

Außer natürlich am Ende der Welt, bei der Apokalypse, dem Armageddon, dem... Ragnarok

... der Götterdämmerung. Pünktlich zur Götterdämmerung erscheinen die Wesen, die die Götter vernichten sollen, die Titanen im griechischen Mythos, die Riesen im nordischen. So wie die Riesenstatuen, die dort hinten explodiert sind und Neptunia in dieser Dunkelheit einschlossen, die der Anfang vom Ende war. Hier, am Ort aus Geröll und Gestein, fern vom Meer, der Ort, an dem eine Meeresgöttin ihr Ende finden könnte, weil hier ihr Machtbereich endet.

Die Riesen, das Weltenende der Götter und eine weibliche Meeresgottheit, das alles existiert in der nordischen Mythologie, der der Wikinger... und der Name dieser Meeresgottheit dort lautet...

Ran.“

Eine Eiseskälte schlich sich auf den Rücken der Oberschülerin und umrandete dann ihren gesamten Körper, ließ ihr die Haare zu Berge stehen. Noch nie hatte ihr ihr eigener Name so schrecklich in den Ohren geklungen.

Sie war das Ziel, sie war Neptunia. Sie war der Grund des Drohbriefes und der Grund der Anschläge auf Yoko, Doktor Coldwell und... Kapitän Karasuma. Beim letzten Namen wurde ihr fast schwarz vor Augen. Der Gedanke, der sie beschlich, wollte sie in einen Abgrund stürzen...

'Wenn... wenn das auch nur... eine Ablenkung war... dann... dann bin ich schuld... an ihrem Tod!'

Ihre Beine fingen an zu zittern, sie wollte einen Schritt nach hinten, sackte leicht innerlich zusammen, nur, um von einem Arm gehalten zu werden. Chris' Arm...

Der Schock saß tief in den Augen des Schiffseigners, der nun doch nur noch mit einem halben Auge die beiden Frauen sah, mit den anderen den Jungen begutachtete, der seelenruhig lächelnd auf ihn zu schritt und in etwa fünf Metern Entfernung stehen blieb.

„Wie... wie bist du hier rein gekommen, Kleiner? Die Fenster hängen doch viel zu weit ab von den anderen Ebenen und das Sicherheitsglas...“

„So ähnlich wie Sie Doktor Coldwell ins Wasser geworfen haben.

Ich habe mir ein Seil aus dem Lagerraum besorgt, bin an Deck gegangen und hab mich herunter abgeseilt. Leider waren die geöffneten Fenster da vorne etwas zu weit von der Abseilstelle, also musste ich wohl oder übel das Fenster mit einem Fußball einschlagen...“

„Mit... mit einem Fußball?“

„Ich habe für meine Größe eine ziemliche Schusskraft.

Aber... mal ehrlich, wir sollten uns weniger über mich unterhalten, Herr Tanahi. Ihre Show in der nun vergangenen Nacht und auch schon die Tage zuvor finde ich viel beeindruckender.“

Im Orange, welches ihm von der Seite tiefe, scharfe Kanten ins Gesicht zeichnete, wirkte der kleine Junge nun fast wie ein bösartiger, kleiner Dämon, geschickt von der Hölle, um Sinjo Tanahi zu sich zu holen. Und genau so benahm er sich auch.

Seinem Gegenüber schien auf einmal ein dumpfer Stoß durch den Kopf zu fahren.

'Könnte... dieser Junge... vielleicht... viel bedeutsamer sein, als Mori? Wieso war Brefford so an ihm interessiert? Und Miss Vineyard?'

„Wirklich, angefangen bei diesem mysteriösen Brief, den Sie Yoko Okino zukommen ließen, in dem Wissen, dass sie schnurstracks Herrn Mori, ihren allseits bekannten Freund und Meisterdetektiven aufsuchen würde...“

Ein erster Schlag, sowohl für Tanahi, als auch für Ran, die sich gerade wieder glaubte, etwas gefangen zu haben.

„Ihr im Vertrauen und scheinbar nebensächlich mitzuteilen, dass Chris Vineyard an Bord sein würde, weil sie darüber informiert waren, dass Ran ein Fan ihrer Mutter ist und deswegen sehr interessiert wäre, trotz der Gefahr der Feier beizuwohnen...“

Der zweite Schlag, diesmal gegen alle drei. Nun brauchte auch Vermouth eine Stütze. Sie war auch verantwortlich, dass es so weit kam. Er hatte sie ausgenutzt.

„Die schon lange vor Ihrem Plan aus Ästhetik heraus gewählten Gäste, Yoko Okino, Doktor Alexandra Coldwell, sowie Kapitän Natsuke Karasuma uns allen quasi unter die Nase zu reiben und auf jeden einen Anschlag zu verüben, nur um uns abzulenken.“

'Nein!' Rans Trauer in ihrem Herzen nahm für einen Moment Überhand, eine Träne floss über ihre Wange. Tatsächlich, der Mord an Natsuke Karasuma war lediglich... ein Ablenkungsmanöver. Ohne irgendein tieferes Motiv, er hatte vermutlich gar nichts gegen sie. Hatte sie ja sogar schon vor dem Plan, wie es Conan behauptete, eingestellt. Sprich, sie gefiel ihm als Kapitän... wirklich und nun... tot, nur um sie vor den Lauf seines Gewehrs zu bekommen!

„Hör nicht auf ihn, Ran!“, flüsterte ihr die Schauspielerin sanft aber bestimmt von der Seite zu.

„Ich weiß nicht, was dieser Bastard gegen dich hat, aber du bist definitiv für nichts, was auf diesem Schiff vorgefallen ist, verantwortlich.“

Nun aber war es Tanahi, der sich endlich wieder zu Wort meldete.

„Nanana, mein Kleiner, das sind ja alles horrende Anschuldigungen, die du hier verbreitest. Außer im Fall von Yoko Okino, wo ich einsehe, wie mir das leicht möglich war, etwas Säure ins Wasser zu geben, wie und wann soll ich bitte Doktor Coldwell überfallen haben? Und von Kapitän Karasuma wissen wir doch noch nichts!“

Das Lächeln auf dem Gesicht des Jungen wurde noch ein Stückchen breiter und der Lichtstrahl, der allmählich golden zu glänzen begann, bildete einen leicht vom Staub durchzogenen Pfad an seinem Mund vorbei durch die Luft und mehrere Meter weiter auf den Boden.

„Wir haben bereits die Leiche von Natsuke Karasuma gefunden. Wir haben nur nichts gesagt, um Ihre Reaktion zu testen. Ihre und die der anderen Verdächtigen.

Sie haben sie überfallen, als das Feuerwerk lief. Sie waren über Frau Karasumas Eigenart informiert, dass sie bei Jungfernfahrten gerne auf dem Deck die Abfahrt erlebt. Und angesichts des Feuerwerks, das damit einherlief war sie erwartungsgemäß für längere Zeit oben. Und Sie hatten diese Halbe Stunde auch quasi freie Hand, da alle, auch auf der Ebene, nur auf das Feuerwerk fixiert waren.

Ob Sie zu dem Zeitpunkt alle Sachen für die Überfälle aus den Lagern zusammenstahlen oder einiges schon hatten - ich tippe spontan auf letzteres – ist relativ egal, jedenfalls haben Sie den Kapitän zu diesem Zeitpunkt überfallen, betäubt, mit den drei Rollen Klebeband gefesselt und geknebelt und in den Maschinenraum gebracht, wo Sie sie am Anker fest machten. Der Maschinenraum ist praktisch unbesucht, es ist dort eher dunkel und während der Fahrt so laut, dass man sie nicht gehört hätte, egal wie laut sie versuchte, sich bemerkbar zu machen.

Und mit dem Erreichen des Ziels unserer Fahrt haben Sie sie durch das Ausfahren des Ankers in den Tod geschickt.“

Nun war auch Chris klar, was Ran eben so sehr verängstigte. Unbändige Wut keimte in ihr auf. Er hatte es gewagt... die Hände des Engels mit Blut zu beflecken, der ihr einst so tapfer die Stirn bot.

„Eigentlich war dieser Punkt fast das Meisterstück in Ihrem Plan uns glauben zu machen, der Täter wolle Panik stiften für einen weiteren Fall.“

Allen drein stand plötzlich der Mund offen. Die gewollte Panik! Ja, die stand doch die ganze Zeit im Raum! Aber wie sollte das mit dem bisher erklärten übereinstimmen?

„Mein Junge!“, begann Tanahi leicht grinsend.

„Ich weiß nicht wovon du sprichst, aber du siehst doch wohl, dass Panik nicht ganz zu meinen Zielen in diesem Fall gehören kann!“

Ein ironisches Lächeln glitt über die Lippen der beiden Frauen, denen in diesem Moment eines klar wurde: Sinjo Tanahi begann sich in dem Netz zu winden, dass Conan Edogawa ihm gerade gelegt hatte. Und es würde daraus kein Entrinnen geben...

„Sicher, genau das sollten wir ja denken, dass der Täter eine Panik erzeugen wollte, die ihm freie Hand gab, nicht dass ein gezielter Plan dahinter steckte, der gerade eine Panik vermeiden wollte. Zugegeben etwas hoch gepokert, dass Sie selbst dann immer gegen die Bekanntgabe der Ereignisse stimmen mussten, aber in Ihrer Funktion als Schiffseigner, für den es um Milliarden geht hatten Sie da durchaus eine verständliche Freiheit. Ja, Sie konnten immer darum bitten, nicht die Leute zu informieren, ohne, dass es irgendjemandem komisch erschien. Und Sie waren darin wirklich eindrucksvoll.

Wäre Natsuke Karasuma nicht gefunden worden, hätten wir denken müssen, sie sei entweder über Bord gegangen oder auf eine Weise versteckt, dass man sie bei Dunkelheit nicht findet. Und sie wäre ja aufgetaucht, im wahrsten Sinne des Wortes, wenn wir mit der Rückfahrt begonnen hätten, wenn es heller Tag ist, wenn alle Gäste endlich das Deck genießen können. Wenn dann ihre Leiche aus dem Wasser käme, wäre die Panik garantiert und jeder Zweifel daran verpufft.“

So langsam fing auch der Milliardär an ins Schwitzen zu kommen. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, wie jedes seiner Argumente widerlegt wurde und scheinbar der Junge nicht müde wurde, seine Gedanken aufzudecken.

„Aber... Doktor Coldwell. Das hatten wir doch schon geklärt. Wie soll ich...“

„Im Prinzip genau, wie es Onkel Kogoro formulierte.

Sie haben sie auf dem Weg von ihrer Kabine zur Blauen Ebene überfallen, in den Sack gesteckt, mit einem sehr langen, vielleicht sogar mehreren Seilen eine Seilwinde über einen der oberen Balken über dem Aquarium konstruiert und das Seil mit einer der Miniaturausgaben des dreigezackten Ankers aus dem Souvenirladen, am Bullauge über dem Steg festgemacht. Das Seil leicht angeritzt und gewartet, bis sie aufwacht und das Seil unter ihren Versuchen, sich zu befreien, reißt.“

„Halt stopp mal, Junge! Es wurde kein Seil derart entwendet und das entwendete war am Sack fest gemacht. Und ein Souveniranker wurde auch nicht gestohlen, so weit ich informiert bin.“

Er glaubte wieder das Glück auf seiner Seite, aber der unverändert lächelnde Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen, der nur durch die unterschiedlichen Farben des Lichtes variierte, ließ ihn diese Hoffnung schnell begraben. Der Gedanke an einen Dämon schien sich immer deutlicher abzuzeichnen.

„Stimmt, denn beides, das lange Seil, wie auch den Anker hatten Sie sich vorher besorgt.“

Oh ja... das war kein normaler Mensch, dem Herr Tanahi da gegenüberstand.

„Sie waren schon früher, vor, vielleicht ein, zwei Wochen, in den Lagerräumen, verständlicherweise, haben sich das Seil, mit dem Doktor Coldwell gefesselt wurde, heraus gesucht, ein identisches, sehr langes besorgt und dann geübt. Geübt, nahezu identische Schnitte in Seile dieser Art zu machen, die es Ihnen erlaubten, folgende Täuschung zu vollführen. Sie nahmen das offiziell gestohlene fünf Meter Seil, schnitten einen Meter ab und warfen ihn ins Meer. Mit den anderen vier fesselten Sie die Frau und steckten sie samt den Gewichten in den Sack. Das lange Seil schnitten Sie bei einem Meter Länge an, bevor Sie es an den Sack gebunden haben. So würde man später glauben, es sind die beiden Teile des einen verschwundenen Seils. Und man würde anfangen, andere Mittel zu suchen, das Attentat zu verüben, als auf ein längeres Seil zu tippen.“

„Ja, aber wieso sollte ich dafür den Anker nicht aus dem Souvenirshop genommen haben?“

„Ganz einfach, weil Ihr Plan vorsah, dass Ihre Methode sich als Finte herausstellte und diese Verbindung mit dem Seil nicht existierte. So ein Anker hätte scheinbar in diese Finte als offensichtliches Gegengewicht gepasst. Nur gibt es dabei ein Problem. Das reale Gewicht von Doktor Coldwell samt den Gewichten im Sack haben Furchen in die Lackschicht an der Außenseite des Bullauges gedrückt. Ohne das Gewicht ist das nur sehr schwierig möglich, zum Beispiel könnte man diesen Anker dagegen schlagen. Das wäre aber im Moment der Tat undenkbar, weil es wegen des sich ankündigenden Vortrages sehr leise war auf der Blauen Ebene. Mit einem Taschenmesser hingegen oder auch einfach einem Besteck vom Buffet ginge das auch ohne laute Geräusche.

Dieser Punkt sollte uns dazu bringen, zu glauben, dass die wahren Täter einen Fehler gemacht hatten und nicht auch einen Anker oder etwas ähnliches benutzten, was in so einem Fall notwendig wäre.

Ironie Ihres Plans, die offensichtliche Aussage eines jeden Indizes war korrekt, wurde aber bewusst verworfen, weil wir es für eine Finte hielten...“

„Ach und was spricht nun wirklich dagegen, dass es nicht doch mehrere Täter waren? Auf eine andere Weise? Du erklärst nur, dass nichts dagegen spricht, dass ich es war, mehr nicht.“ Die Wut in Tanahi kochte sichtlich hoch, sich so in seiner Vorgehensweise durchschaut zu fühlen, aber noch brachte er keinerlei Beweise an. Bis jetzt... dachte er.

„Es tut mir Leid, Herr Tanahi, aber in diesem Fall haben Sie einen grässlichen Fehler in Ihren Überlegungen gemacht.

Sie hatten uns dazu gebracht, folgende Variante in Betracht zu ziehen: Zwei Täter, einer steht oben am Rand des Aufganges zum Metallsteg, samt dem Sack mit Doktor Coldwell, der andere bediente das Pult zum ausfahren der einzelnen Wege. Dann ein wenig Laufarbeit, etwas Geschick und man konnte an dem Stück Seil, dass den Stoffsack zu band, diesen zwischen die beiden Stege in der Mitte des T-Punkts einklemmen, während sich die Metallplatten einhakten. Dann lief der erste zurück zum zweiten, dieser fuhr den Steg wieder ein, der Sack wurde aus seiner Verankerung gelöst und fiel ins Wasser.

Nur leider... ist Doktor Coldwell ja vorher wach geworden und konnte uns ihre Erlebnisse schildern. Wie sie noch vor dem Eintauchen ins Wasser verzweifelt versuchte, sich zu befreien, wie sie den Sack damit zum schaukeln brachte, bevor sie stürzte.“

Er zögerte kurz, wartete eine Reaktion seines Gegenüber ab, aber die blieb aus. Zumindest die Erkenntnis.

„Ja und, was soll das bedeuten?“

„Kommissar Yokomizo, Onkel Kogoro, Sie und ich, wir waren alle da oben vorhin. Der Steg ist nur einen halben Meter über dem Wasser, Herr Tanahi.“

Mit einem Mal waren allen drein die Augen übergegangen. So vollkommen ohne eine innere Regung gab Conan diese vielsagenden Worte von sich, im Angesicht eines äußerst gereizten Sinjo Tanahi, der glaubte, kurz einen Aussetzer in Gedanken zu haben.

'Nein...!'

„Das ist notwendig, damit die Reinigungskräfte, die das Aquarium von innen säubern, danach auch von alleine sicher wieder auf den Steg kommen können.

Wenn Doktor Coldwell unterhalb des Stegs gehangen hätte, dann hätte sie das Wasser von vorn herein berührt. Mehr noch, wenn sie frei geschwungen wäre in dieser Position, dann hätte sie dort wohl schon keine Luft mehr kriegen können, da der Sack dann zu mindestens einem halben Meter unter der Wasseroberfläche gelegen haben musste. Umgekehrt, selbst wenn bis oben an die Kante der Sack so hoch wie möglich angebracht worden wäre, wenn er fest, direkt am Knoten im Seil gehangen hätte, selbst dann wäre es mehr Glück als Technik, wenn das Wasser sie nicht erreicht hätte. Und vor allem... hätte sie nicht schwingen können.

Sehen Sie, Herr Tanahi, es gab nie den Sack unter dem Steg. Und darüber gibt es keine Möglichkeit es irgendwo festzumachen und diesen Fixpunkt dann verschwinden zu lassen. Außer eben an einem Seil, über den Balken durch das Bullauge.

Nur dafür... brauchte man ein Seil, das nicht gestohlen wurde, und das auch nicht eingeschmuggelt werden konnte, das aber perfekt zum gestohlenen passte. So ein Seil konnten nur Sie besorgen.

Stimmt's, oder habe ich Recht, Herr Tanahi... oder, bevorzugen Sie lieber Ihr neues Pseudonym, Herr Yuhara?“

„WAS?!“ Ran und Chris konnten beide nicht anders, als es heraus zu schreien. Zu unglaublich schien sie diese Aussage auf einmal zu treffen.

„Yuhara... wie dieser... komische Kerl, der die ganze Nacht nur Ärger gemacht hat?“

„Ja und nein. Es gab keinen alten Herrn Yuhara, der seine Firma unterstützte. Das waren Sie, Herr Tanahi, der infolge des Baus der Ocean Goddess immer wieder große Summen des eigenen Vermögens in die Firma investierte. Deswegen war auch kein anderes Mitglied Ihres Vorstandes hier auf dem Schiff, weil davon niemand einen Herrn Yuhara kennen würde, außer... natürlich, den Ehemann Ihrer Tochter Nakina!“

„N-Nakina... Yuhara? Die Frau, die Paps vor kurzem überführte, nachdem sie ihren Mann umgebracht hatte...?“ Ran stockte fast der Atem, als sie den Sinn hinter ihren eigenen Worten fand. Tanahi selbst bestätigte sie dann mit zusammen gekniffenen Zähnen.

„Ja genau, darum ging es, Fräulein Mori. Meine Nakina konnte nie gut die Menschen in ihrer Umgebung verstehen, ihre wahren Absichten deuten. Und egal wie sehr ich auf sie einredete, sie glaubte an diesen Unhold Yuhara, dass er ihr die wahre Liebe zeigen könnte.

Dieser miese Drecksack hat meine Tochter von vorne bis hinten belogen, rücksichtslos ausgenutzt und ausgesaugt. Ich war persönlich bei ihm, hab ihm einhundert Millionen Yen geboten, wenn er meine Tochter gehen lässt, aber er ließ sich nicht erweichen, weil er für sein Leben ausgesorgt haben wollte.

Ich vereinbarte eine noch deutlich höhere Summe, die ihm schließlich angemessen schien und wollte Nakina auf dieser Fahrt, im Anblick des Sonnenaufgangs sagen, dass sie wieder frei sei.

Aber es war zu spät, sie hielt es nicht mehr mit ihm aus, was ich wohl verstehen kann und sie tötete ihn. Und Ihr Vater..., ja, ich sehe es genau vor mir, wie gestern Abend schon, zieht er irgendwelche voreiligen Schlüsse, woraus er sich seinen Ruhm bastelt, ohne die Leute dahinter zu beachten. Meine Tochter hat dieses Leben nicht verdient, nicht wegen einem Schwein wie Yuhara!“

„Und um genau solchen möglichen Erkenntnissen vorzubeugen haben Sie nicht nur in den Medien den wahren Nachnamen Nakinas verschwiegen, sondern auch einen Schauspieler engagiert, der sich hier an Bord unbeliebt machte und unsere Gedanken davon abbringt, Sie mit ihr in Verbindung zu bringen.

Zusammen mit Herrn Meahara, der wegen seiner Beteiligung am Bau die Anschläge scheinbar eben so gut verüben konnte wie Sie selbst, hatten Sie ein vollständiges Täuschungsmanöver nur aus Lügen und Täuschungen gebastelt, nicht wahr, Herr Tanahi? Und das alles nur, weil...“ Conan stockte, er wollte diesen Gedanken nicht aussprechen und er wusste, dass das jemand anderes übernahm.

„Weil mir Kogoro Mori meine Tochter genommen hat und deswegen nehme ich ihm nun seine!“

Er richtete die Pistole wieder gerade auf die beiden Frauen, doch diesmal stand Chris direkt vor Ran, genau in seiner Schusslinie.

„Wenn er versucht auf dein Herz zu zielen, dann hoffe ich, dass dein unsichtbarer Schutz ausreicht, ich hab so was nämlich nicht.“, zischte sie so leise, dass es keiner von den anderen hörte, aber Ran durch ein leichtes Zucken zustimmte.

'Sie... sie will wirklich, dass ich nicht sterbe... Shinichi... was ist das für eine Frau? Und wieso... glaube ich, dass ich ihr vertrauen kann, wenn sie doch eine Mörderin ist?' Ihr schossen die Worte der Schauspielerin von vorhin durch den Kopf. 'Niemand kann deinen hohen Ansprüchen wirklich gerecht werden...'

„Eines wüsste ich noch gerne, Herr Tanahi.“, säuselte Chris lieblich sanft, und doch mit einer Listigkeit im Hinterkopf.

„Woher wussten Sie, dass Ran hier her kommen würde zur Dämmerung? Ich meine, die Sprengsätze sind doch wohl schon länger installiert, aber hier gibt es kein künstliches Licht und normalerweise auch keinen Grund hier zu sein. Sie kam letztlich nur wegen mir, aber das konnten nicht mal Sie voraus wissen.“

„Hm... warum fragen Sie nicht den neunmalklugen kleinen Jungen hier, der für alles eine Antwort zu haben scheint?“, Mit einem gewissen Maß an Keckheit und Zynik deutete er auf Conan leicht hinter sich, der gerade einen Schritt nach vorne machen wollte.

„Keinen Schritt weiter, mein Kleiner, ich sehe dich und bei der nächsten Bewegung bist du vor den anderen dranne.“

Hätte der alte Mann geahnt, wie sehr das im Interesse Conans gewesen wäre, hätte er diesen Satz wohl anders formuliert. Erneut begann sich ein Lächeln auf seinem Gesicht abzuzeichnen.

„Miss Vineyard hat Recht. Das konnten nicht mal Sie wissen. Mehr noch, Sie hatten überhaupt keinen festen Plan, Ran dazu zu bringen, vor dem Morgengrauen ins Museum zu bringen, höchstens vage Vorstellungen, Ideen.“

Tanahis Überlegenheit für den Augenblick war sofort wieder gebrochen.

„Es gibt dafür einen einfachen Grund. Sie konnten noch so viel antizipieren, aber aufgrund der risikoreichen Strategie mit den falschen Anschlägen war es einfach nicht sicher, wie genau Sie nach Mitternacht überhaupt noch freie Hand hatten. Ein genauer Plan, der dazu führte, dass Ran alleine diesen abgedunkelten Raum betritt, hätte einiges an zusätzlichen Handlungen bedurft, die unter Umständen die Polizei verboten hätte oder zumindest Sie verdächtig werden ließ. Dann wäre womöglich der ganze Plan aufgeflogen, weil etwas zum falschen Zeitpunkt, oder ohne Sinn geschehen wäre.

Nein, Sie haben ganz einfach auf eine Gelegenheit gewartet. Im Zweifelsfall hätten Sie die Explosion vom Museum genutzt und Ran bei den gerade geöffneten Fenstern im Tumult runter geschubst. Fünfzig Meter tief ins Wasser fallen ohne Schutz überlebt niemand.

Aber die gewünschte Gelegenheit hat Ihnen Miss Vineyard verschafft.“

Ein tiefer Seufzer durchdrang die Halle, entstanden im Mund der Amerikanerin.

'Oh well... Wenn du mich dafür nun hasst, Shinichi, kann ich das wirklich verstehen.' Dass sie ausgenutzt wurde, um Ran, ausgerechnet Ran, in einen Falle zu locken, zweimal in einer Nacht, das war für sie im Moment wirklich zu viel.

'Werde ich eigentlich mein ganzes Leben nur hintergangen?'

„Heißt das... heißt das, Herr Tanahi, dass auch, als ich Sie nach dem Aufenthalt von Miss Vineyard fragte und Sie... unauffällig mit den Augen zum Museum zeigten, dass... das...“

„Natürlich, was glauben Sie denn?

Eigentlich hatte ich ab dem Moment, als mir klar wurde, dass Sie Miss Vineyard auf diesem Schiff verfolgten, alles geplant.

Wohl bis auf diesen... Bengel.

Aber auch er wird mich nicht aufhalten, leben Sie wohl, Fräulein Ran Mori!

Ah...“

Wie ein Blitz raste in einem Bogen mit Rechtsdrall ein großer Fußball an seinem Kopf vorbei, streifte diesen fast, um dann die Hand mit der Pistole mit voller Wucht zu treffen.

„Was zum...“

„Ich sagte doch, ich habe einiges an Schusskraft in den Beinen.“, entgegnete Conan gelassen, während er versuchte, sich zur Seite zu winden.

„Na warte, Kleiner, jetzt bist du fällig!“, Mit der verbliebenen linken Hand zog er die zweite Pistole aus seiner Jacketttasche, durchstieß mit den Fingern die Plastiktüte am Abzug und richtete sie ohne aufzuschauen auf den Jungen.

„Fahr zur...“ Er wollte gerade abdrücken, als ihn eine unaufhaltsame Ohnmacht umfing. Er konnte nicht einmal mehr einen Schmerzensschrei ausstoßen, schon hatte ihn die Nacht am Morgen eingehüllt und er fiel regungslos vor Conan zu Boden. Dahinter tauchte wie aus dem nichts Ran auf und senkte langsam, mit einem tiefen ein und ausatmen ihr Bein von etwa der Höhe seines Halses zurück auf den Boden des Museums.

„R-Ran...“

„Conan, ist dir nichts passiert?“, rief sie ihm erleichtert und besorgt gleichzeitig zu.

„Wie hast du so schnell...“

Ein Blick an der Seite vorbei zu einer ebenso verwirrten Chris Vineyard beantwortete nur halb seine Frage.

Diese wandte sich zweimal um, betrachtete ihre Schultern, schüttelte sich ganz kurz und sah mit einem leicht erfreuten Lächeln zu den beiden, die sich gerade gefunden hatten.

'Nun, wenn es einen Geheimgang gibt, sollte ich den wohl aufsuchen, bevor unsere Turteltauben etwas merken...'

Leider kam dieser Gedanke schon einen Augenblick zu spät. Conan bemerkte ihren Versuch, sich davon zu schleichen, drehte sich kurz zu ihr, was auch Ran nicht verborgen blieb, die ihrerseits sich sofort wieder an die Schauspielerin wandte.

„Warten Sie Miss Vinya...“

Offenbar, so schien es ihr, war sie doch von der langen Nacht nun zu erschöpft, eine unverhältnismäßige, sie übermannende Müdigkeit erfasste das Mädchen. Vermouth, die sich umgedreht hatte, sah noch, wie die Oberschülerin langsam nach hinten torkelte, um dann in die Arme des kleinen Jungen zu fallen, der sie mühsam, aber doch sicher, auffing.

„Tut mir Leid, Ran, aber das... ist nichts für dich... du weißt vermutlich schon... zu viel.“

Sanft bettete er sie an eine neben ihm stehende Statue, wischte ihr eine einzelne Strähne aus dem Gesicht.

Vermouth stand regungslos da, zitterte, unmerklich.

„W-warum... hast du das getan?“

Conan drehte sich zunächst nicht weg von Ran, sprach nur von der Seite.

„Es sind noch mindestens zwanzig Minuten, bis die Polizei hier durchkommt und ich bezweifle, dass wir den Geheimgang finden, zumal wir Herrn Tanahi nicht hier lassen können...“

„Ja... aber... Ran, was... was willst du?“

Nun wandte er sich doch um, stand wieder in dem Licht da, dass nun bereit war, den ganzen Saal zu erleuchten. Ein heller Strahl erfasste endlich die Spiegel der Halle und man begann all der Farben und Formen dieses Raumes sich bewusst zu werden.

Und auch Vermouth wurde sich etwas bewusst.

Der zweite Teil des Spießrutenlaufs hatte begonnen. Und dieser... sollte weitaus folgenreicher sein, als der erste...

Der Dämon aus der Hölle, der Herrn Tanahi bereits holte, stand nun einem irdischen Dämon gegenüber.
 

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Hallo, ich bins nochmal,

fast hätte ich vergessen, was ich aber noch sagen wollte:

Ich weiß nicht, wann ich nächste Woche zum Hochladen komme, Termine...

Wenn, dann lade ich auf jeden Fall Montag Abend schon hoch und das Kapitel müsste Dienstag früh schon da sein. Wenn nicht, dann kommt es wohl erst Mittwoch.

A secret makes a woman woman

Hallo an alle Lesenden,
 

wie immer zunächst ein großes Dankeschön für die Kommentare!^^

Was die Frage nach Rans Aktion am Ende angeht, ich überlasse es euch, aus den vorhandenen Informationen, etwas zu interpretieren, oder auch nicht... ;p
 

So, bis auf ein paar Kleinigkeiten, die im nächsten und übernächsten Kapitel noch geklärt werden, ist nun der Neptunia-Fall abgeschlossen.
 

Denn nun... *zitter* kommt das Kapitel, auf das ich von Beginn dieser FF-Reihe bis jetzt drauf zu gearbeitet habe. Daher an dieser Stelle schon mal meine herzlichen Glückwünsche, wer die bis hierher die... 59 Kapitel mit über 230000 Wörtern durchgehalten hat. ^__________^

Meine... Vermouththeorie, um den Fachbegriff zu benutzen... *gg*

Gedanken hat sich ja jeder wohl schon mal zu dieser Frau gemacht, der ernsthaft sich mit DC beschäftigt, und es gehört auch irgendwo dazu, diese Spekulationen dann mal anzubringen.

Wie ihr an der Kapitellänge seht, hab ich mir dafür auch Zeit gelassen. Und, damit ihr es nicht falsch versteht, bis auf ein paar kurze Rückblenden zu bestimmten Szenen und kleinen Einwürfen ist dieses Kapitel nur und ausschließlich ein Dialog zwischen Conan Edogawa und Vermouth.

Eigentlich schon fast Monolog Conans...
 

In diesem Sinne hoffe ich, gefällt euch, was ich mir zu der Frau mit den Tausend Gesichtern gedacht habe, alles weitere steht eh in Goshos Kopf/Schreibhand, und wünsche euch viel Spaß damit.

Für Snacks ist gesorgt: Wir haben Kartoffelchips, mit und ohne Knoblauch sogar, Erdnussflips, Salzstangen, kleine Schokobonbons mit Keksfüllung (die geb ich eigentlich nur ungern raus *süchtig*), Gummitiere und natürlich alkoholfreie Getränke aller Art.

Das sollte hoffentlich auch für die ganze Strecke des Kapitels reichen... ;]
 

Viel Spaß beim lesen, bis nächste Woche.

Viele liebe Grüße, Diracdet
 


 

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Kapitel 17: A secret makes a woman woman
 

Innerlich schien ihr Herz vor Anspannung zerspringen zu wollen. Nein, nicht noch so ein Spießrutenlauf wie bei Ran. Nicht jetzt, nicht heute! Was auch immer Conan Edogawa oder Shinichi Kudo veranlasste, sie nun anzusprechen, sie fühlte sich dem gewappnet.

'Ich bin gewillt, deine Pfeile und Schleudern zu erdulden, denn ich weiß, dass du nicht gewinnen kannst.

Du hast nichts gegen mich in der Hand. Gar nichts.' Einmal mehr atmete sie tief durch, spürte, wie die kalte Luft ihre erhitzten Organe erfrischte, mit diesen auch ihr Gemüt und so stellte sie sich gegen das Licht, wandte den Kopf leicht zur Seite um lächelnd in das Gesicht des Jungen blicken zu können, von dem sie eigentlich das unmögliche erwarten konnte.

„Was willst du, Kleiner?“

„Wir müssen reden!“ So souverän auch ihre Reaktion war, so lange sie sie im voraus einstudierte, so sehr sie auch sich gewappnet fühlte, die kalte, fast harte Antwort, die ihr entgegen schlug, war in der Wirkung nicht zu übersehen. Als wollte sie der Welle, die sich dort an dieser Wand brach und zurück rollte, nicht so viel Angriffsfläche bieten, verschränkte sie die Arme vorm Körper und verzog ihr lachen zu einem breiten grinsen, dass durchaus etwas dämonisches in sich hatte.

„Ich wüsste nicht, was es zu besprechen gebe. Und selbst wenn, aus welchem Grund sollte ich dir zuhören?“

Seine Miene verzog sich kein bisschen, auch wenn es in ihm intensiv arbeitete. Auch er hatte diesen Moment sehr, sehr lange geübt, immer wieder überdacht, Überlegungen neu angestellt. Alles nur, um nun den einen Anfangspunkt zu finden, der es ihm erlauben sollte den roten Faden zu einer ganzen Garnrolle zu spinnen. Das einzige, was ihn zögern ließ, war das Ende dieses Fadens. Er wusste es, bewegte mit seiner rechten Hand in der Hosentasche das Corpus Delicti, welches wie eine Schere bereit war, im entscheidenden Moment das Garn zu zerteilen. Das Garn... an dem vielleicht ihr Leben hing.

All diese Gedanken hatten wie ein dunkles Damoklesschwert über seinem Kopf gehangen, seit dem Abend bei den Physikstudenten. War es richtig, es zu tun? Fing er jetzt an, würde es kein zurück mehr geben. Aber... es handelte sich um Vermouth und sie... hatte auch darauf ein Recht, er sogar eine Pflicht...

„Interessiert es Sie also nicht, warum es damals passieren musste?“

Sie hielt einen Moment inne. Diese Aussage wirkte so ohne Bezug und in Anbetracht ihrer Lebensgeschichte vollkommen unzureichend.

„Und warum alles so kam, wie es gekommen ist?“

Ein Lächeln auf ihren Lippen sollte die Souveränität andeuten, der sie sich immer noch sicher fühlte. Auch wenn sie längst wusste, auf welchen wunden Punkt ihrer Vergangenheit er den Finger legte.

„Was geschehen ist, ist geschehen. Vergangenheit ist für mich nicht mehr relevant.“

„Ich weiß. Aber bei solchen Irrtümern, wie Sie sie begangen haben, ist das nur begreiflich.“

Das Lächeln verschwand schlagartig.

„Welche Irrtümer?“

Ein eisiger Hauch durchzog ihren Körper, obwohl sie im schwarzen Kleid, so im Licht stehend eigentlich schreckliche Hitzewallungen verspüren müsste. Ja, sie wusste von einigen Irrtümern, aber... das war eben die Vergangenheit, die weder sie noch er ändern konnten und die er eigentlich auch nicht wieder beleben sollte.

„Ach, doch interessiert?“

Nun musste er einen Moment innehalten. Zum einen, um sicher zu gehen, dass sie ihn jetzt wirklich ernst nahm, zum anderen, um den Anfang zu finden. Den Anfang... vom Ende.

„Der Tod von Atsushi und Elena Miyano, Misses... Vineyard.“ Er betonte dieses vorletzte Wort extra, obwohl er das gar nicht mehr brauchte. Sie war natürlich hellhörig geworden, auch wenn sie es nicht wollte. Zu tief brannten die Narben von damals noch nach.

Es gab nur eins, gleich in die Offensive gehen und mögliche Ideen ihres Gegenüber im Keim ersticken.

„Ich habe die Nachricht, nach deinem Treffen mit Wodka im Tropical Land, schon verstanden, Shinichi. Aber du irrst dich: Ich habe sie nicht getötet, es war ein Unfall. Glaub mir.“

„Sicher, das habe ich auch ziemlich lange vermutet. Es scheint praktisch undenkbar, dass etwas anderes dahinter steckt.

Ich meine, gehen wir die Möglichkeiten doch mal durch.

Da es nach allgemeiner Meinung in der Organisation damals wirklich einen Vorfall gab um den Tod der beiden, gibt es nur drei Möglichkeiten: Unfall, Mord oder Selbstmord.

Selbstmord, kurz nach der Geburt des zweiten Kindes, ist, denke ich, auszuschließen. Zumal es dafür einen Grund geben müsste, ein Motiv. Da beide gestorben sind, käme nur ihre Forschung als Grund in Frage, dass sie deswegen in einen Gewissenskonflikt gerieten, und diese Forschung wurde ja von der Organisation gefördert. Hätten sie damit ein Problem gehabt, hätten sie a, nicht ihre Töchter der Organisation überlassen und b, auch alle, absolut alle Unterlagen zu ihren Forschungen vernichtet, so dass selbst Sherry sie niemals hätte rekonstruieren können.“

Er ließ absichtlich eine kleine Lücke, wartete ab, gab ihr Zeit zuzustimmen. Es blieb ihr auch nichts anderes übrig, die Argumentation war klar. Ein schwaches, aber doch überzeugtes nicken kam schließlich als Reaktion.

„Mord ist ein etwas umständlicheres Thema, da man ohne Kenntnis des Täters eine umfangreiche Fallunterscheidung vornehmen muss:

Angenommen, die Organisation selbst hätte sie getötet, warum? Waren sie Verräter, dann entweder wegen ihrer Forschungen, oder etwas anderem. Hätte es nicht die Forschung betroffen, so ist weder verständlich, warum diese danach so lange stagnierte – es gibt doch wohl andere Wissenschaftler, die mit ihren Ergebnissen hätten etwas anfangen können, wenn es ein unter achtzehn jähriges Mädchen geschafft hat – noch, warum die Organisation zwar die beiden Verräter tötete, ihre Kinder am Leben ließ und sogar innerhalb der Organisationsgrenzen groß ziehen ließ.

Also müsste es notgedrungen bedeuten, dass es um die Forschung ging und die Miyanos diese entweder sabotierten oder sie selbst keine Früchte trug. Diese Untersuchungen, welche die Organisation, insbesondere damals Pisco, für sehr wichtig hielten. In ersterem Fall aber sind wir wieder genau bei der Frage, wieso die Forschung zum einen so weit zurückgeworfen wurde und zum anderen dann niemand außen stehendes geholt wurde, sie zu vollenden. Ich meine, wenn die beiden die Ergebnisse manipulierten, braucht man nicht Detektiv zu sein, um zu erraten, dass dort durchaus einige interessante Resultate erzielt wurden.

Im anderen Fall, also, die Organisation hätte sie getötet, weil ihre Forschung sich als nutzlos herausstellte, so macht es erst recht keinen Sinn, ihre Kinder am Leben zu lassen und aufzuziehen und schon gar nicht, dass Shiho diese Forschung wieder aufnehmen konnte. Nein, genau das, diese Wiederaufnahme beweist die eigentliche Bedeutung der Arbeit.

Freiwillig hätte die Organisation diese nie aufgegeben. Sie hatte überhaupt keinen Grund. Das kann an dieser Stelle als sicher angesehen werden.“

Sie war es eigentlich gewöhnt, seine ewigen Schlussfolgerungen immer wieder zu hören, genoss teilweise sogar zu beobachten, wie sich ein einfacher Geist durch die Wirrungen des Lebens winden konnte und einem immer wieder aufzeigte, was man alles... denken konnte.

Nur diesmal... diesmal war es anders. Nichtmal, weil es um sie selbst ging, diesen Aspekt blendete sie aus, um nicht in eine emotionale Falle zu tappen.

'Nein. Deine Argumentation führt doch zu nichts, es kommt genau auf das raus, was ich sagte. Ein Unfall. Was bezweckst du damit?'

„Sprich, die Organisation als Mörder fällt aus. Sagen wir stattdessen, ein Außenstehender, jemand, der von der Organisation keine Ahnung hatte, aber etwas gegen die Miyanos, hätte sie getötet und es als Unfall aussehen lassen.

Man könnte der Organisation dann nicht einmal einen Vorwurf machen, dass sie es nicht durchschaut hat. Es muss ja nur gut genug getarnt sein, auch wenn das eher eine Beziehung zur Organisation andeuten würde.

Nur leider... gibt es keine solche Person außerhalb der Organisation.“

„Hm?“ Sie zuckte unmerklich zusammen. Zum ersten mal in diesem Monolog, so musste man es nennen, sprach er etwas an, was sie nicht wusste. Und schon schlug ihr Herz wieder einen Takt schneller.

„Ich bin vor einiger Zeit einem Herrn Dejima begegnet, ein Freund von Atsushi Miyano, der ihn von vor dreißig Jahren mal kannte.

Ich denke, Sie wissen davon, wegen der Wanzen im Haus des Professors damals kurz vor Ihrem Mordversuch an Ai.“

Er wartete ab, bis sie tatsächlich ganz leicht den Kopf senkte, um es abzunicken. Warum sie es tat, war ihr nicht mal ganz klar. Es war etwas in seinen Worten, so eine drohende Ankündigung, die sie zwang, die Geschichte zu Ende hören zu müssen.

Und außerdem, anders als bei Ran, waren dies keine Vermutungen. Die Wanzen wurden alle gefunden, waren also Fakt, und ansonsten waren seine Schlussfolgerungen lückenlos. Sie verriet somit nichts, was nicht ohnehin unumstößlich feststand. Nur... war das immer noch keine Erklärung worauf er eigentlich hinaus wollte.

„Miyano hatte ihm damals seine Wohnung vermietet und, nun ja, wäre er nicht mittlerweile verstorben, Herr Dejima würde heute noch diese Miete zahlen. An wen auch immer. Er wusste nicht mal, dass sein alter Freund und dessen Frau, sowie deren ältere Tochter, der er vor zwanzig Jahren begegnete, mittlerweile tot waren.

Die Miyanos waren vollkommen in die Organisation integriert, hatten praktisch keinen Außenkontakt mehr gehabt, und das zum Zeitpunkt ihres Todes seit zwölf Jahren! Ein ziemlich langer Zeitraum, um noch auf einmal Rache zu nehmen, oder?

Vor allem waren sie beide ja keine gefeierten Wissenschaftler in der Community. Also fällt zum Beispiel ein entsprechendes Rachemotiv wegen ihrer Arbeit schon kategorisch aus.

Bliebe natürlich noch die Variante einer Einzelaktion einer Person aus der Organisation, ebenfalls aus einem, noch zu klärenden Groll gegen die Eltern von Akemi und Shiho.

In diesem Fall handelt es sich bei dieser Person aber um einen echten Verräter, jemand, der trotz seines oder ihres Wissens um diese Leute so ein Risiko auf sich nahm. Jemand, der seitdem als geheimer Märtyrer unter ihnen lebt.“

„Ich bin keine Verräterin!“, platzte es jetzt aus ihr heraus. Sie brauchte einen Moment, um ihre Ruhe wieder zu finden. Da verdrehte er die Tatsachen doch ganz schön, wenn er sie so einfach als Mörderin hinstellen wollte. Und wie sie sich selbst die ganze Zeit über in Gedanken anschrie: Angriff ist die beste Verteidigung.

„Mag sein, dass das alles so möglich ist, aber ausgehend von allem, was du erzählt hast, ist ein Unfall wohl doch die sinnvollste, wohl sogar die einzig sinnige Erklärung, Herr Detektiv.

Ein trauriger Unfall, der die großen Arbeiten von Atsushi und Elena vernichtete, und denen die Organisation ihren Respekt zollte, indem sie die Kinder nicht auf sich gestellt ließ.“

„Sie kannten die beiden? Immerhin redeten Sie sie mit dem Vornamen an.“

„Ja sicher. Versuch nicht, mich zu täuschen, Shinichi. Ich weiß, dass dir die FBI-Agentin von den Ereignissen von vor zwanzig Jahren erzählt hat. Daher weißt du, dass ich damals schon bei der Organisation war. Und dein Spiel vorhin war ja wohl auch kein Zufall, so don't try to fool me!“

„Natürlich, ich wollte nur sicher gehen..., dass Sie sich später nicht herausreden.“

Er hielt seine linke Hand immer noch in der zugehörigen Jackett-Tasche, zog diese aber nun langsam mitsamt einem metallenen Kästchen heraus.

'Ein kleiner... Kassettenspieler?' Vermouth konnte nur verwirrt zusehen, wie er den Knopf betätigte und sich der leise Rauschton des abgespielten Bandes seinen Weg durch die Halle bahnte.
 

„Meine geliebte Shiho...“
 

Ihre Augen weiteten sich beim Vernehmen dieser fast vergessenen und doch wohl bekannten Stimme so sehr, dass man Angst haben musste, ihre Lidhaut würde reißen.

Ihr Herz schlug diesmal nicht schneller, es war eher nahe daran, auszusetzen. Dabei hätte sie etwas in der Art wohl erwarten müssen.

Nach dieser Szene vor einigen Stunden, als Ran, Sonoko und sie eigentlich nach Kapitän Karasuma suchen sollten und plötzlich von einer Gruppe Fans gestört worden. Die Stimme, die Chris Vineyard entarnte und somit die Frauen trennte, es war ihre Stimme.

„Elena!“

Eine ihrer Haarsträhnen war wohl sprichwörtlich grau geworden, auch wenn dies nur der Schein durch die Lichtstrahlen so darstellte.
 

“allerherzlichste Glückwünsche zu deinem 18. Geburtstag. Nun bist du also voll...“
 

Er stoppte die Kassette.

„Elena wusste, dass sie sterben würde. Sie hatte vier Kassetten mit Glückwünschen für den ersten bis zwanzigsten Geburtstag von Shiho vorbereitet, diese vor ihrem Tod Akemi gegeben, welche sie wiederum kurz vor ihrem Tod in Dejimas Wohnung versteckte.

Und genau da habe ich sie gefunden. Zwar konnte ich nur einmal kurz reinhören, aber der Sinn war mir schon klar.

Da ich mir dachte, dass wir irgendwann auf diesem Schiff die Gelegenheit für ein Gespräch haben würden, bat ich Ai darum, dass sie mir ein Stück ihrer Wahl dafür überspielen würde auf eine andere Kassette.“
 


 

Wie eben Vermouth, so musste auch Brefford in seinem Stuhl schwer schlucken.

'Elena Miyano hat Kassetten für ihre Tochter angefertigt?' Er verweilte in dieser unentschlossenen, verunsicherten Pose. Das war nun mal nicht mehr etwas so gewohntes für ihn, dass er mit Fakten konfrontiert wurde, die ihm neu waren.

Schließlich musste er doch leicht resignierend schmunzeln.

'Scheinbar... hast du doch gewonnen, Mireille...

Das wird doch noch richtig interessant heute.'
 


 

„So etwas macht die kleine Sherry... freiwillig?“

Gleichwohl sie stark ironisch klang, war da ein Stück Nervosität in ihrer Stimme. Kein Wunder, sie wusste eigentlich genau, was dieses Audio-Dokument bedeutete.

„Nun, dass sie es mir gegeben hat, basiert darauf, dass sie sich seit den Ereignissen im Hafen damals stark verändert hat, zum positiven, wie ich meine. Allerdings... konnte ich sie nur deshalb dazu überreden, weil ich ahnte, was hier noch drauf ist und es ihr sagte, ihr so gesehen den Grund nahm, es vor mir zu verheimlichen. Aber dazu kommen wir später noch.

Ach, übrigens, falls Sie unsere Diskussion vergessen haben, Sharon, ich denke..., ein Unfall ist jetzt die mit Abstand unwahrscheinlichste Todesursache, finden Sie nicht?“

Sein Lächeln blieb unvermindert, aber bekam eine Note Bitterkeit in seinen Zügen. Ihres dagegen war seit dem ersten Ton der Kassette weggewischt und nur eine Spur von Wut färbte die Angst in ihrem Gesicht noch.

„Sie haben schon Recht, die Organisation sieht es so, als Unfall. Deshalb ist dieses Tonband ja auch echt und kein Fake. Ich musste diese Option zunächst auch berücksichtigen, aber sollten die Tonbänder Ihren Kollegen in die Hände fallen, würde der ganze Fall neu aufgerollt werden und ganz sicher kann das der Mörder nicht wollen. Und da die Organisation bereits zweimal das Haus von Dejima durchsucht hatte, war es zu gefährlich, sie dort zu verstecken, wenn sie nicht gefunden werden sollten. Und Sie waren damals noch in Amerika, konnten sich also nicht als Akemi ausgeben und sie dort hinbringen.“

„Hör auf mit diesen Anschuldigungen! Ich habe ihre Eltern nicht getötet!“

Noch immer, selbst mit den Kassetten, die nun den Gedanken eines Verräters in der Organisation laut werden ließen, schien er keine konkreten Beweise zu haben, glaubte sie. Noch immer sah sie sich im Vorteil, da er unmöglich die ganzen Zusammenhänge sehen konnte von damals.

'Das kannst du einfach nicht!'

„Da ich den Hafen erwähnte. Damals sagten Sie zu ihr doch: 'Hasse nicht mich, sondern deine Eltern, die unbedingt diese verdammte Forschungsarbeit übernehmen mussten...'

Jodie hatte es mir erzählt.“

„Das verstehst du nicht! Das hat gar nichts...“

'Oder.... kann er es doch?'

„Nichts mit Ihnen, beziehungsweise mit deren Tod zu tun. Ich weiß.“

Erneut erschrak sie – die Ruhe dieses Jungen, ahnte er tatsächlich... die Wahrheit?

„Wissen Sie, was Pisco zu Ai sagte, als sie sich im Haido-City Hotel trafen? Die Brille, die Ai damals zur Tarnung trug, besaß einen Transmitter, über den Professor Agasa seine Worte hören und aufnehmen konnte.“

Er zog seine Fliege hoch zum Mund.

„Sie erlauben doch, ich bin da nicht ganz so gut wie Sie.“

Die Stimme war bereits eingestellt auf die Piscos.
 

„Damals habe ich auch so einiges über das Mittel gehört, das sich zur Zeit in der Entwicklung befand. Aber wer hätte gedacht, dass du es so weit bringen würdest...

Deine bei einem Unfall verstorbenen Eltern hätte das bestimmt überaus stolz gemacht...“
 

„Und? Was sollen mir diese Worte jetzt sagen?“

War sie eben noch von einer Befürchtung beseelt, er könnte wirklich eine Verbindung ahnen, schien sie nun verwirrt, was der kleine Detektiv jetzt wieder ausgegraben haben mag.

„Ich gebe es offen zu, Misses Vineyard. Jodies Erzählung, Sie seien viel älter als es aussieht und wegen des Grolls gegen die Miyanos, wie auch der Tatsache, dass Sie sowohl Sherry als auch mich so schnell durchschauten, ließ mich einige Zeit glauben, dass Sie damals das Gift eingenommen haben und ihr Alterungsprozess seitdem stehen geblieben wäre.“

Und genau das hatte sie nach diesen Ereignissen irgendwie auch erwartet, was er vermutete. Nur, was, wenn nicht das dachte er?

„Aber das wäre lächerlich. Denn dann wäre alles klar gewesen, was mich und auch Sherry angeht.

Dann wäre ich schon lange nicht mehr am Leben, weil die Organisation seit achtzehn Jahren wüsste, wozu APTX 4869 fähig ist! Selbst, wenn die Forschungsergebnisse damals zugrunde gerichtet worden wären, hätte man stets bei Sherrys Gift diesen Gedanken berücksichtigt, genau wie Pisco. Er konnte ohne weiteres erkennen, wer sie war aber ansonsten scheinbar niemand.“

„Aber da Pisco das nur als sensationelles Ende der Forschung sah, weißt du, dass dieses Resultat damals nur graue Theorie war. Und dass heute niemand mehr von diesen möglichen Resultaten genaueres weiß.“ Nun konnte sie zum ersten Mal seine Schlussfolgerungen zu Ende spinnen. Oder... zumindest einen Schritt weiter, als vorher.

„Genau, und damit, dass bis dahin immer der andere Effekt aufgetreten ist, den das Gift nämlich noch zeigt: Tod.

Da die Miyanos Pisco aber offensichtlich von diesen Theorien erzählt hatten, machte er sich stark für einen Test... an einem Menschen.

Und zwar...“

Nun richtete sich sein Finger wie kurze Zeit zuvor der von Ran auf sie, ließ die Frau zurückschrecken, sank aber dann wieder sanft zum Boden. Eine bittere Traurigkeit überfiel seine Miene, Mitleid, dass sie tief berührte. Zu tief, er zog tatsächlich diesen Gedanken in Betracht.

„An Ihrem Mann.“

Seine Stimme war kurz leise geworden, erst danach richtete sich sein Blick wieder fest auf die Schauspielerin, die gerade einen Schweißausbruch durchlitt, innere Krämpfe bekämpfte und mit großer Mühe ein Wort hervor presste:

„Nein!“

„Doch. In New York sagten Sie, ihr Mann sei einen Tag, nachdem Sie den Oscar bekamen, nach langer Krankheit gestorben.

Die Oscars werden stets am Abend des letzten Februarsonntags in Los Angeles verliehen.

Der Tag darauf ist Montag, aber zwischen Los Angeles und Tokio liegen neunzehn Stunden Zeitverschiebung. Das heißt, während Ihrer Verleihung vor zwanzig Jahren... war es hier bereits Montag.

Die Organisation legt, das fiel mir schon früher auf, viel Wert auf Familienangelegenheiten, das scheint dazu zu gehören. Von diesem Standpunkt aus wäre es durchaus wahrscheinlich, dass ihr Mann ebenfalls ein Mitglied war.“

„Aber das ist doch nur eine Vermutung! Ich dachte, du lebst von Beweisen.“ Sie unterbrach ihn weder bestimmend noch in sachlicher Ruhe. Viel zu hektisch, als dass er es eigentlich ernst nehmen brauchte.

„Schon gut. Sie wollen einen Beweis, ich gebe zu, das wird schwieriger, aber warten Sie doch erstmal ab. Ich habe doch gerade erst begonnen.

So gesehen ist es nur gut möglich, aber das hätte ich Ihnen noch nicht unter die Nase gerieben.

Nein, der eigentliche Grund, warum ich auf Ihren Mann kam..., ist der Mord an Agent Starling und seiner Frau.“

'Das kann nicht wahr sein, nicht auch das noch! Es liegen zwei Jahre zwischen beiden Ereignissen, wie kannst du diese in Verbindung setzen?'

„Jodie war der Überzeugung, Sie hätten ihre Eltern getötet und das Haus verbrannt, weil ihr Vater Ihnen mit seinen Ermittlungen auf die Pelle gerückt war.

Zwei Dinge daran machen mich aber stutzig: die eine Sache ist, dass sie sagte, die Akte über Sie an der er gearbeitet hatte, sei „geheim“. Beim FBI wird dieses Wort anders benutzt, sozusagen um eine Stufe höher. Ihre normale Arbeit ist für sie nicht geheim, da das FBI ja lediglich eine Polizeibehörde ist und kein Geheimdienst, wie die CIA.

Wenn Jodie sagte, die Akte sei geheim gewesen, heißt das, niemand außer Agent Starling selbst kannte den Inhalt. Kein Wunder, sonst hätten Sie ja auch noch einige andere FBI-Mitglieder töten müssen.

Ergo, das FBI wusste nur, dass er an einer Untersuchung zu einer bestimmten Person arbeitete, nicht aber, um wen es sich dabei handelte.

Als Jodie aus Ihrem berühmten Zitat Sie als Mörderin erkannte, schien automatisch klar, dass Sie diese mysteriöse Person sein mussten.“

Wut zeigte sich ganz allmählich deutlicher in ihrem Gesicht, welche der Detektiv als Bestätigung freudig entgegen nahm.

„Zum Anderen, die Tatsache, dass Sie das Haus abfackelten.“

In diesem Moment verschwand die Wut wieder und ganz kurz schien sie leichenbleich zu werden.

„Wer hätte gedacht, dass eine mit dem Oscar bedachte Schauspielerin wie Sie mal so aus ihrer Rolle fallen würde und einfache Psychologie der notwendigen Aufgaben überordnete...

Das abgebrannte Haus, das war so, wie bei Ihren eigenen Eltern.

Als Sie vor einem Jahr in New York sagten, dass Ihre Eltern bei Ihrem Debüt in einem Feuer umkamen, reagierten Sie damit auf Rans Äußerung über Gott.

So wütend wie eben waren Sie damals auch, wollten sich unbedingt über die Ungerechtigkeit beschweren, die Ihnen Ihrer Meinung nach zu Teil wurde.

Hätten Sie etwas damit zu tun gehabt, hätten Sie das sicher nicht getan, es ist sinnloser Sarkasmus, der zu Ihnen sowieso nicht passt. Nein diese Gefühle waren schon echt. Hass. Hass ist leider immer echt, auch wenn er falsch ist...

Aber genau dann verwundert es mich, wie Sie ein Ehepaar, eigentlich sogar eine ganze Familie auf die gleiche Weise töten konnten?“

Er zögerte, ob er weitermachen sollte. Sie war bei den letzten Sätzen sehr ruhig geworden. Wartete einfach nur ab, was er erzählte, oder hatte sie aufgehört zuzuhören, oder würde sie gleich auf ihn zu stürmen, um ihn zu töten?

Ein kurzes, bitteres Lächeln antwortete ihm. Sie wollte weiterspielen.

'Wie du willst, Sharon...'

„Ich bin halt ziemlich gefühllos, mein Kleiner. Das solltest du akzeptieren. Meine Seele ist gänzlich schwarz.“

„We can be both, God and the Devil... Meinen Sie das?“

Man konnte es gemein nennen, hinterhältig direkt, wie er sie immer wieder mit Dingen konfrontierte, die er eigentlich nicht wissen konnte, wissen durfte, und sie jedes mal aufs neue aus ihrer versuchten Ruhe scheuchte.

„Da muss ich Sie enttäuschen. Nichts ist absolut Schwarz oder Weiß. Und wie schon gesagt, in New York waren ihre Gefühle ja auch echt.

Nein,... um einen Mord so zu begehen, wie die eigenen Eltern ums Leben kamen, muss das Opfer dem Täter schon das Leben ruiniert haben. Wären Sie selbst von ihm verfolgt wurden, dann hätten sie ihn sauber und ohne die Erkenntnis des Mordes getötet. Und nicht so theatralisch.“

Ganz still wurden seine Worte, etwas Mitleid floss hinein.

„Nicht Sie, sondern Ihr Mann waren Ziel von Starlings Untersuchungen, woraufhin dieser von der Organisation festgesetzt wurde. Sie konnten, so lange Sie bei ihm waren, in der Organisation, verhindern, dass er getötet wurde, doch nicht mehr, als Sie den Oscar entgegen nahmen in Los Angeles.

Natürlich, das sind die Wege der Organisation. Der Einzige, den Sie dafür beschuldigen konnten, war Starling. Deshalb töteten Sie ihn und seine Frau und wollten auch Jodie ermorden, um keinen so allein zurück zu lassen, wie er Sie alleine gelassen hatte. Das war im März vor zwanzig Jahren, unmittelbar nach der Verleihung der Acadamy Awards.

Der Tod Ihres Mannes und der aus Ihrer Sicht grauenhafte Mord an den Starlings fällt dort zusammen. Wollen Sie das als Zufall verkaufen, Sharon?“

Weiterhin herrschte Stille. Erst nach einer Weile fing Vermouth wieder an, nachdem sie eine Träne unterdrückte.

„Du musstest mich daran erinnern, oder? Na schön, dann sprich es aber auch zu Ende aus!“

Sie spuckte diesen zweiten Satz mit Wut aus, wollte einen Schlussstrich ziehen, nicht ahnend, was noch kommen würde.

„Er wurde nicht einfach getötet, er war diese erste Versuchsperson für das Gift, welches gerade entwickelt wurde.

Das bekamen Sie aber erst später heraus. Zwei Jahre später. Man kann sicher verstehen, dass die Organisation es geheim hielt, um nicht möglicherweise Sie als wichtiges Mitglied verlieren zu müssen.

Und nachdem Sie es erfuhren, haben Sie Atsushi und Elena Miyano mit samt ihrer 'verdammten Forschungsarbeit' zur Hölle geschickt, in der Hoffnung sie von dieser Welt auszuradieren...“

Die drastische Wortwahl war erfolgreich und die Wut stieg immer höher in ihr, bis sie in einem lauten Aufschrei sich Luft verschaffte.

„Sie war meine Freundin! Ich hab ihr vertraut! Und sie hat ihn einfach so für dieses verfluchte Gift abserviert. Und als ich sie darauf ansprach, nachdem ich es endlich heraus gefunden hatte, meinte sie nur:
 

'Das sind die Wege der Organisation, Sharon. Weder du noch ich können etwas daran ändern.

Sei froh, dass ich ...'
 

Sie stockte. Sie wollte es nicht fortsetzen, er wusste schon zu viel, viel zu viel. Aber leider... war es noch mehr was er wusste.

„Schon klar. Sie hatte Ihre Tochter Chris in Ruhe gelassen, deshalb verschonten Sie damals Akemi und Shiho. Sozusagen ausgleichende Gerechtigkeit, in Ihren Augen.

Ja, ich weiß. Jodies Theorie hatte es nahe gelegt, dass es gar keine Chris Vineyard gegeben hat, aber das kann gar nicht sein:

Vor zwanzig Jahren waren Sie bereits ein Mitglied der Organisation, genau wie Ihr Mann. Da wäre Chris neun gewesen. Mag sein, dass Sie damals bereits ausgezeichnet eine andere Person imitieren konnten, die halbwegs Ihren Proportionen entsprach, aber kein kleines Kind.

Und der Organisation plötzlich dieses Kind aus dem Nichts vorstellen konnten Sie auch nicht. Man wird dort ja wohl genauer über seine Mitglieder Bescheid wissen.

Dass kaum etwas über Ihre Tochter bekannt ist, liegt einfach daran, dass sie ähnlich wie Akemi und Shiho durch die Organisation groß gezogen wurde und damit nur sehr eingeschränkt Kontakt mit der Außenwelt hatte.

Mehr noch, Chris besuchte vermutlich sogar noch weniger Menschen außerhalb der Organisation als die Töchter der Miyanos, sondern widmete sich ganz dieser Verbrecher. Kein Wunder, Waise und Halbwaise orientieren sich wesentlich mehr als Kinder mit Eltern an ihren verstorbenen Vorfahren. Das ist psychologisch so, da Kinder allgemein zunächst ihren Eltern nacheifern, dann aber deren Schwächen erkennen und ihren eigenen Lebensweg suchen. Bei Waisen ist dieser Prozess unterdrückt, die Eltern können sozusagen keine Fehler mehr machen und Chris wurde gänzlich ein Mitglied der Organisation, wie ihr Vater. Sie währenddessen distanzierten sich langsam, möglichst unmerklich von diesen Leuten.

Verständlich nach den Ereignissen vor zwanzig und achtzehn Jahren. Sie wollten nicht mehr, zogen sich zurück. Eigentlich hätte es aus Ihrer Sicht danach enden können und Sie wären in Ruhe im Alter irgendwann verstorben, wäre da nicht... Chris.“

Sie hätte sonst was dafür gegeben, nun einfach zu gehen. Sie konnte es nicht ertragen. Trotz des Wissens, wer er war, trotz der Fähigkeiten, die er oft genug demonstriert hatte, wie jetzt dieser kleine Junge vor ihr ihre ganze grausame Vergangenheit ausbreitete, das war einfach nicht auszuhalten. Und doch, er schien auf etwas hinzusteuern, etwas bezwecken zu wollen. Schön und gut, wenn er die Wahrheit über sie kannte, aber das war doch nicht der Grund für dieses Gerede. Und sein Mitleid wollte er wohl auch nicht bekunden. Was aber dann?

Wollte er sie demütigen, indem er es ihr alles erzählte? Nein, das war nicht seine Art. Und auch sonst fiel ihr kein sinnvoller Grund ein und so gab es im Moment, solange weiterhin der Gang nach draußen verschüttet war, nur eine Option:

„Was ist mit ihr?“

„Der Vorfall auf dem Friedhof.“

Das wurde ihr nun doch zu viel. Nicht auch noch diesen Punkt, nachdem er schon diese zwei Morde auseinander genommen hatte. Sie musste einschreiten.

„Das war eine Lüge! Chris war ein Mitglied dieser Organisation, die meinem Mann, ihrem Vater, eigentlich nicht die ihm zustehende Achtung erwies und mich fast ganz ignorierte. Ich konnte Sie nie wirklich leiden, seit sie mir ihre Entscheidung verkündete, in der Organisation eine große Karriere machen zu wollen. Damit nicht zu viel gefragt wurde, erfand ich diese Geschichte, sie hätte sich auf dem Friedhof als mein Mann verkleidet. Mehr steckt da nicht dahinter!“

„Geschichte? Jetzt werden Sie aber albern. Es gab Ihre Tochter, jetzt gibt es nur noch Sie, die Sie sie spielen. Also muss Chris Vineyard tot sein.

Und Sie haben sie getötet. Im Affekt, vor neun Jahren, am Todestag Ihres Mannes.“

Wieder diese Bestimmtheit. Es schien, als könnte er durch sie hindurch die Wahrheit sehen, die sonst keiner kannte. Die niemand, absolut niemand bei ihr erkennen konnte. Wie er nun wieder auf diesen Tag kam, es blieb ihr ein Rätsel. Aber überhaupt, dieser Bogen, von vor achtzehn Jahren zu vor neun Jahren.

„Es gibt die Redewendung, etwas ist zu unglaublich, um ausgedacht zu sein, Sharon. Das bezeichnet Geschichten, die Menschen üblicherweise mit den Worten 'mir ist etwas unglaubliches passiert' zu erzählen beginnen. Man will ja darlegen, was einem widerfahren ist und dabei Gehör finden. Wenn die Geschichte aber zu unglaublich ist, geht das natürlich nicht. Das heißt, das Ziel wird verfehlt.

An einem gewissen Punkt müsste das dem Erzähler aber klar sein. Wenn er die Geschichte dann trotzdem erzählt, muss es konsequenterweise die Wahrheit sein, da er selbst nicht erwarten kann, dass es, wäre es eine Lüge, bei den Leuten ankäme. Das wusste schon Sherlock Holmes:
 

'Mein lieber Freund, das Leben ist unendlich viel seltsamer als irgend etwas, das der menschliche Geist erfinden könnte. Wir würden nicht wagen, die Dinge auszudenken, die in Wirklichkeit bloße Selbstverständlichkeiten unseres Lebens sind.'
 

Ihre Friedhofsgeschichte ist so eine.

Wie sagten Sie noch: Chris sei als Ihr Mann verkleidet aufgetaucht und habe Sie damit zu Tode erschreckt? Ein ziemlich makaberer Scherz, und etwas drastisch, wenn man nur einen Grund sucht, wie Sie behaupten. Sie könnten sich aus welchen Gründen auch immer zerstritten haben, aber so eine psychische Grausamkeit, vor allem gegenüber den Eltern, und dann am Todestag, das nimmt man einem kaum ab.

Es stimmt schon, was Sie damals sagten: Sie traf sich mit den falschen Leuten – Sie meinten die Organisation. Sie hatte das Glück, das Ihnen nicht vergönnt war, was wiederum Neid verursachte, und Sie beide lebten getrennt, sahen sich nicht mehr sehr oft.

Und entsprechend konnte Chris nicht wissen, wann Sie das Grab besuchen würden. Es war ja trotz allem eine unregelmäßige Art von Ihnen, außer natürlich, bei seinem Todestag. An diesem Tag waren Sie immer dort, auch damals. Chris kam als ihr Vater verkleidet auf Sie zu, Sie erschraken fast zu Tode, verloren dann aber, angesichts dieser Demütigung und Missachtung der Person, die Sie liebten, die Kontrolle und töteten Ihre Tochter.“

Ein weiteres dunkles Kapitel ihrer Vergangenheit, welches sie eigentlich in ihr Unterbewusstsein verdrängt hatte, wurde von ihm deutlich hervorgekramt, zu ihrem ärgsten Missfallen.

„Es gibt noch eine Redewendung, sie lautet: Unwissenheit ist eine Tugend. Manchmal solltest du dir die zu Gemüte führen, Shinichi.“

Ein wenig schien sie sich damit zu arrangieren, dass er so weiter machte, was dem Gespräch, das immer mehr einem Monolog gleichkam, etwas mehr Farbe verlieh.

„Oh keine Sorge, das werde ich. Denn was Sie betrifft, gilt diese Regel nicht.“

„Du meinst, hätte ich gewusst, dass Elena und Atsushi hinter dem Tod meines Mannes stecken, hätte ich Starling verschont?

Glaub mir, so bin ich nicht. Ich bereue nichts.

Aber sag mir, was bringt dich auf den Gedanken, dass es gerade vor neun Jahren war?“

„Der Tod von Toichi Kuroba.“

Die Antwort kam ohne die geringste Verzögerung und traf sie sichtlich. Ja... sie hatte es wohl befürchtet, selbst diesen Schluss konnte er ziehen. Warum auch nicht, unter den gegebenen Umständen lag das wohl deutlich näher als einige andere Erkenntnisse dieses Morgens.

„Sie konnten die Leiche Ihrer Tochter zwar verstecken, aber um ihren Tod zu verschleiern, bedienten Sie sich Ihrer Verkleidungsfähigkeiten. Sie nahmen die Rolle als Chris Vineyard an, die Sie parallel zu Ihrer eigenen als Sharon spielten. Sicher mit der Absicht, eine der beiden früher oder später offiziell wieder aus dem Leben scheiden zu lassen.

Die Sache hatte nur einen Haken. Vermutlich waren und sind diese Täuschungsmanöver, so weit dies möglich ist, nahezu perfekt. Das kann ich aus einigen Erfahrungen mit Ihnen durchaus bestätigen. Dennoch, sowohl der dauernde Zeitfaktor, als auch dieses Doppelspiel stellten ein Risiko dar. Und wenn es irgendeine Person auf diesem Planeten geben würde, die auch nur in Betracht zog, Chris und Sharon Vineyard könnten ein und dieselbe Person sein, wäre Ihr Leben endgültig dahin.

Und eine Person gab es definitiv, eine einzige, die das Verkleiden mindestens so gut beherrschte wie Sie: die Person, die es Ihnen, Sharon, und meiner Mutter vor langer Zeit beigebracht hatte.

Der Zauberer Toichi Kuroba, welcher vor etwa neun Jahren bei einem..., nennen wir es Arbeitsunfall, ums Leben kam. Das war es, was mich auf diesen Zeitpunkt gebracht hat.

Da Ihre wie seine Fähigkeiten wohl nahezu einmalig sind, wussten Sie wohl, dass er damals Kaito Kid war und Edelsteine stahl. Ich gebe zu, so bin ich auch erst drauf gekommen, es gibt einfach keinen weiter, der das so gut beherrscht. Sie setzten Herrn Kuroba, unbewusst für ihn, auf ein Objekt an, dass auch andere Leute interessierte, vielleicht sogar die Organisation selbst, deren Mitglied Sie nun ja wieder auf Vollzeit waren als Chris. Er beschaffte den Stein, wurde dafür getötet und niemand hatte Sie überhaupt wahrgenommen.

Wirklich, beeindruckend, Kompliment.“

So langsam glitt es ihr aus den Händen.

„Wie viel willst du mir eigentlich noch anhängen? Das sind alles Theorien, vielleicht macht es sogar Sinn, aber ohne Beweis. Und selbst wenn. Zum einen hast du weder ein Gerät zur Aufnahme, noch einen Zeugen zur Hand, der unser Gespräch belauscht. Zum anderen, wenn du Recht hättest, warum erzählst du mir, was ich in dem Fall sowieso schon wüsste?“

„Sie sagten es doch, Unwissenheit ist eine Tugend. Ich glaube Ihnen ehrlich gesagt nicht, dass Sie alles über Ihre Vergangenheit wissen, denn das haben Sie bereits widerlegt, aber Sie verstehen es offensichtlich immer noch nicht.“

„Was zur Hölle soll ich nicht verstehen?“ Jetzt schrie sie ihn aus voller Kehle an. Doch schien er darauf gar nicht zu reagieren, sondern fuhr einfach fort, was ihr plötzlich einen dumpfen, tiefen Schmerz im Herzen verursachte. Ein unbestimmtes Gefühl, eine Vorahnung machte sich breit.

„Ihr Problem war nun aber gerade dieses Leben als Chris Vineyard, welches Sie als skrupellose Mörderin führen mussten. Sie hatten nun wieder das Leben eines durchaus hochgeschätzten, gefürchteten Organisationsmitgliedes, genau das, was sie eigentlich seit über neun Jahren nicht mehr sein wollten. Ich schätze, das ist eine der Ironien, die sie seitdem in ihren Hasstiraden gen Himmel richteten.

Letztlich war Ihnen das aber sogar ein Stück weit Recht. Offensichtlich hielt das Leben nichts anderes als Mord und Trauer für Sie bereit. Damals ergaben Sie sich, zumindest in der Rolle Ihrer Tochter diesem Schicksal. Darüber hinaus erarbeiteten Sie sich damit in der Organisation eine hohe Position, welche Sie zu solch ungewöhnlichen Freiheiten, wie der längerfristigen Übernahme des Lebens von Doktor Araide, befähigte. Diese Freiheit war nötig, um die doppelte Rolle mit der Filmlegende und deren Sprössling spielen zu können, ohne dass die Organisation aufmerksam wurde.

Sie hatten sich erneut diese Zuflucht geschaffen, dieses eigene Leben..., bis vor einem Jahr Ran Mori in New York auftauchte.“

Die Worte, seine Worte von damals kamen in ihr wieder hoch.

„Ja Akai, hat mir davon erzählt. Der Serienmörder, der dort sein Unwesen trieb, Akemi hatte ihn auf die Spur gebracht. Eine falsche Spur, die Sie im Auftrag der Organisation legten, um ihn zu töten. Tja, ich gebe zu, darauf wäre ich wirklich nicht gekommen, dass Sie das gewesen sind.

Waren es meine Worte von damals?
 

'Sollten wir uns jemals wieder über den Weg laufen, werde ich keine Gnade walten lassen. Ich werde alle deine Taten aufdecken und sämtliche Beweise wie ein Puzzle zusammensetzen, um dich in die Hölle zu schicken, wo du hin gehörst!'
 

War es das, oder war es die Tatsache, dass Sie Schuichi Akai nicht töten konnten, also versagt hatten?

Das, was Sie zum Selbstmordversuch an diesem Abend trieb?“

„Wie..., wie zum... Teufel...“

„Sagen wir mal, es war ein 'Quantensprung' in meiner Überlegung.

Obwohl ich längst hätte darauf kommen müssen, gab es immer diese Zweifel, ob Sie nun Sharon oder Chris, oder wer auch immer waren. Angesichts der Masken ja kein Thema.

Bis mir jemand mit ein paar Taschentüchern auf die Sprünge half.

Der Grund, dass diese Masken aus Latex gemacht sind, ist der, dass Latex besonders gut auf der Haut klebt, nicht verrutscht und auch dem Schweiß widersteht. Natürlich verursacht es bei der Abnahme leichte Schmerzen, Rötungserscheinungen, wenn man nicht daran gewöhnt ist, aber das vergeht, weil die Haut wesentlich besser am Körper noch haftet.

Woran Latex aber auch sehr gut haftet... ist Latex.“

Ihr Gesicht wurde mit jedem Wort ein Stück fahler. Beim letzten Wort verschwand schließlich der Rest an Farbe.

„Wenn man eine zweite Maske darunter trägt und so theatralisch wie Sie sie herunterreißt, gerät diese untere Maske in Mitleidenschaft, verrutscht, reißt ein, was auch immer. Jedenfalls sieht man dann sofort, dass unter der oberen Maske kein menschliches Gesicht, sondern eine zweite Maske steckt.

Heiji musste damals auf der Halloweenparty auf dem Schiff über seiner Shinichi Kudo Maske Bandagen tragen, da bei einer zweiten Maske beim Abnehmen die untere genauso beschädigt worden wäre. Selbst beim abwickeln der Bandagen musste er vorsichtig sein. Das gleiche gilt natürlich für Sie.

Erinnern Sie sich: In New York begegneten Sie uns zu erst verkleidet als Kommissar Radish Redwood und rissen die Maske herunter, ebenso, wie ein Jahr später im Hafen die von Doktor Araide.

Das heißt, beide Male war das darunter Ihr wahres Gesicht!

Nur liegen zwischen beiden aber eine Generation an Alter. Wegen des Selbstmordversuchs.

Offiziell starb Sharon Vineyard kurz nach dem Abend in New York. Ab diesem Zeitpunkt waren Sie nur noch Chris, weil...“

„Weil es das Gift aus mir gemacht hat.“, vervollständigte sie bitter den Satz. An so einem Detail scheiterte ihre perfekte Maskerade also. Selbstverständlich kannte sie das Problem der Unmöglichkeit, zwei Masken zu tragen. Aber wer sollte schon so weit denken. Diese Fähigkeit an sich, sich verkleiden und eine beliebige Stimme imitieren zu können, genügte normalerweise vollauf, anderer Leute Fragen im Keim zu ersticken. Seine aber nicht.

Und ausgerechnet, dass sie damals sich als dieser Kommissar vorstellte, als völlig harmloser Scherz ohne Hintergedanken, genau das enttarnte sie nun. Damit lag die Lösung auf der Hand.

„Sherrys Gift. APTX 4869. Ironie, nicht wahr, Sharon, Sie wollten Ihr Leben beenden, mit dem Gift, das Sherry gerade neu entwickelt hatte, so sterben wie Ihr Mann, und ausgerechnet dieses Gift verwandelte Sie in die Person, die Sie so sehr verabscheuten und doch spielen mussten.

Sehen Sie es als Spiegelbild der Wahrheit. Sie sind vor neun Jahren eigentlich zu Vermouth geworden. Vermouth war nicht der Deckname von Sharon, sondern von Chris Vineyard. Es war nur die Konsequenz, dass Sie nun auch äußerlich den Schein annahmen, der Sie innerlich bereits ausfüllte.“

„Die Organisation hatte mir doch schon den Rest meines Lebens genommen. Warum nicht auch noch das? Sag es mir! Warum musste dieses Mädchen statt der gleichen Todesdroge wie ihre Eltern das hier entwickeln? WARUM?!“

Nun war auch diese Maske, die unsichtbare, vor seinem Blick gefallen und vor ihm stand nur noch die blanke Gestalt einer Frau, die schon seit einiger Zeit mehr Mitleid erregte als Hass in ihm. Nur... war auch das noch nicht alles.

„Seitdem warten Sie, nicht wahr? Sie haben endgültig gegenüber dem Schicksal die Waffen gestreckt. Sie warten nur noch, dass irgendwer oder irgendetwas Sie erlöst. Gegen die Organisation kommen Sie nicht an, und das Leben – oder Gott, wenn Sie es so nennen wollen – lässt Sie weder in Ruhe, noch einfach sterben. Deshalb haben Sie Ai im Hafen freiwillig in Ruhe gelassen. Damit ich diese Drecksarbeit für Sie erledige und die Organisation beseitige, ohne Sie zu belästigen.

Die Frage vorhin war übrigens rhetorisch gemeint.

Es waren weder meine oder Akais Taten damals, die Sie bewegten, das Gift einzunehmen, sondern Rans. Sie hat, im Gegensatz zu Ihnen, nicht aufgegeben, als das Schicksal es so zu wollen schien. Sie hat auch im Angesicht der Schlechtigkeit dieser Welt an das Gute geglaubt und dem entsprechend gehandelt. Sie haben Menschen getötet, als Sie mit deren Fehlern und Untaten konfrontiert worden. Ran hat Ihnen hingegen die Hand ausgestreckt, nachdem Sie sie töten wollten.

Deswegen haben Sie nach diesem fehlgeschlagenen Selbstmordversuch weiter gemacht.

Hoffnung ist etwas sehr Wesentliches. Der Engel, der Sie damals laut eigenen Worten besucht hatte, war Ran, nicht wahr?“

Seine Augen wanderten langsam zur Seite, hin zum friedlich schlafenden Mädchen, zur Göttin, die in den Augen der geistig Anwesenden eher den Status eines Engels denn einer Göttin genoss.

Ihr Blick wanderte zum Boden, dann ebenfalls zu Ran und verweilte dort. Tiefe Traurigkeit durchfuhr sie, Hoffnungslosigkeit im Angesicht dessen, wie er sie las.

„Weißt du, Shinichi?“, begann sie ruhig, ohne ihm den Blick zuzuwenden.

„Aufgrund dessen, was in meiner Vergangenheit passiert ist – und ich gebe zu, du hast mit allem Recht – habe ich mir einst etwas geschworen. Ich werde jeden, der versucht, mein Elend zu beenden und mich noch einmal einen freudigen Tag in diesem Leben sehen zu lassen, so gut es geht unterstützen. Ich hätte dir wirklich geholfen, die Organisation zu vernichten.

Aber..., damit ich einen freudigen Tag erlebe... darf ich niemals... irgendjemanden mehr an meine Vergangenheit heran lassen!“

Aus ihrem Ärmel schwang blitzartig eine zweite Pistole hervor, die sie in Bruchteilen einer Sekunde auf ihn richtete. Der Junge zuckte nur kurz zurück, behielt aber sein Lächeln bei.

„Es tut mir wirklich Leid, Shinichi. Du hättest diese Person sein können, die mir diesen Moment bringt, wie ihn Faust nannte,
 

'Verweile doch, du bist so schön!',
 

doch offensichtlich... ist so ein Moment für mich nicht geplant. Und auch nicht für dich... und Ran.

Leb wohl, Cool Guy.“

Sie entsicherte die Waffe, umklammerte den Abzug und sah in ein überlegen grinsendes Kindergesicht. Er hielt seine Hände ganz lässig in den Taschen und blickte ihr ruhig in die Augen, ohne eine Wimper zu bewegen.

„Was?“, fauchte sie ihm gereizt, mit leicht verzweifelter Stimme entgegen.

„Wollen Sie es nicht wissen?“

„Was ist denn noch, was ich wissen sollte?“

„Der wahre Grund für den Tod Ihres Mannes. Die Wahrheit, Sharon. Die eine Wahrheit, die Sie nicht kennen.“ Er ließ nicht locker in seinem grinsen, bewegte sich aber auch nicht zur Seite oder sonst irgendwie, um sich gegen den auf ihn gerichteten Pistolenlauf zu schützen.

„Welche Wahrheit, du hast sie doch schon gänzlich erzählt?“

War das nun nur ein Versuch, sie nochmal umzustimmen? Ein plumper Ansatz, nachdem er sich verkalkuliert hatte. Erneut fuhren seine Worte von einem Jahr in ihren Kopf:
 

'... und dich in die Hölle stürzen, in die du gehörst!'
 

„Sicher, er wurde mit der Testversion des Apoptoxins getötet. Und er war als Versuchskaninchen geeignet, da Agent Starling ihm nach spionierte. Aber trotzdem war das nicht der eigentliche Grund, warum Ihr Mann sterben musste.

Nun, wenn Sie das jedoch nicht interessiert, sollten Sie jetzt abdrücken.“

Mit diesen Worten schloss er ruhig die Augen. Er wusste, sie würde es nicht tun. Es ging um die Person, die sie liebte, für die sie tötete. Hätte Sharon im Entferntesten geahnt, was jetzt kam, hätte sie es vielleicht getan. Aber die Hölle lockt die Dämonen immer an. Eine ungeahnte Helligkeit durchfuhr mit einem mal den Raum, die nächste Ebene der Spiegel wurde von den Sonnenstrahlen erfasst und ein gleißendes Licht umschloss die beiden Personen wie in einer eigens geschaffenen Welt.

„Also schön, klär mich auf! Zu sterben, bevor man alles wesentliche gesagt hat, ist kaum besser, als dumm zu sterben.“

„Haben Sie jemals die Forschungsunterlagen zu Sherrys oder ihrer Eltern Arbeiten gelesen? Wohl nicht. Ich gebe zu, ich auch nicht, ich habe diese ja nicht. Ai hat mir von der Wirkungsweise erzählt, ähnlich wie Atsushi und Elena vor zwanzig Jahren Pisco.

Es aktiviert die Apoptose, den programmierten Zelltod, wodurch alle betroffenen Gewebe im menschlichen Körper ihre Verbindungen untereinander kappen und absterben.

Gleichzeitig wird aber auch die Telomerase aktiviert, die Zellteilung, welche die Anzahl lebender Zellen erhöht. Zwei gegenläufige Prozesse, da die Zellteilung auch immer mit neuen Verknüpfungen zu tun hat und die abgestorbenen Zellen ersetzt.

Nun gibt es aber einen wesentlichen Unterschied.

Der Apoptoseprozess ist ein einmaliger Vorgang, der stets gleich schnell funktioniert, ein rein physikalisch-chemisches Programm also.

Die Telomerase hingegen ist ein stärker biologischer Prozess, er wird in seiner Geschwindigkeit vom Alter mit geregelt. Bei älteren Menschen läuft sie langsamer ab, bei jüngeren schneller.

Natürlich wird die Beschleunigung durch das Gift gleichermaßen aktiviert, andersherum gibt es noch andere Einflusssubstanzen im Körper, aber die fundamentale Theorie von Atsushi, Elena und auch Shiho lautete so: Je jünger ein Mensch, desto wahrscheinlicher könnte das Gift nicht tödlich wirken.

Ist Ihnen nun klar, worauf ich hinaus will?“

Der dumpfe Schmerz von vorhin verstärkte sich, wurde auch gleichzeitig zu einem inneren Schaudern. Ihre Gedanken rasten die Nervenbahnen entlang und wurden dennoch von Conan überholt.

„Pisco nahm diese Theorie als Anlass, eine Testperson zu wählen, um diese alternative Möglichkeit auszuprobieren. Und er ging dabei nach genau diesem Kriterium vor.“

„Nein!“ Sie hauchte nur, ihre Stimme versagte fast bei dem Gedanken.

„Doch: Chris war die eigentlich vorgesehene Zielperson, nicht ihr Vater. Da aber sowohl er, als auch die Miyanos sich vehement weigerten, an einem Kind das Gift zu testen, sie aber die Strafe durch die Organisation fürchteten, bot sich Ihr Mann freiwillig an, um Chris das Leben zu retten.

DAS sind die Wege der Organisation.“

„Das kann nicht wahr sein! Niemals! Das ist unmöglich!“ Sie war nun im Licht kreideweiß, der Schweiß rann ihr unaufhörlich über die Stirn, verursachte Kopfschmerzen, Bauchschmerzen. Etwas in ihr verkrampfte sich mit aller Macht gegen diese Möglichkeit.

„Wundert es Sie denn nicht?“ Er holte die Kassette wieder heraus aus der Tasche.

„Elena wusste, dass sie sterben würde. Das heißt, sie wusste, warum und durch wen. Sie war, vielleicht nicht unumstritten in der Organisation, aber ein vollständiges Mitglied.

Warum haben Elena und Atsushi Miyano nicht ihren Schutz in Anspruch genommen? Warum sprach Elena Sie so direkt auf Ihre Tochter an, dass Sie Akemi und Shiho am Leben ließen?

... Schuldgefühle...“

„Du... lügst.“ Ihre Stimme drohte jetzt wirklich zu brechen.

„Warum ist Ai zum Hafen gekommen? Sie wusste von Ihrer Anwesenheit, sie wusste ebenso, dass sie sterben würde, wenn sie kommt. Wieso wusste sie, dass Sie sich auf einen Deal einlassen und einen Detektiv, der über die Organisation Nachforschungen anstellte, verschonen würde?

Was denken Sie denn, wie sie auf so eine verrückte Idee kam?

Ich denke nicht, dass Ai ohne Grund diese Stelle auf den Kassetten wählte.“ Er spulte ein Stück vor und schaltete sie wieder ein:
 

„...Ich werde dich immer unterstützen und wünsche dir alles Gute! Die nächste Kassette gibt es zu deinem 19. Geburtstag. Bis dann!

Ach und noch was! Es ist jetzt an der Zeit, es dir endlich zu sagen.

Also weißt du, ich...“

Ein heftiges schlucken auf dem Tonband unterbrach die Aussage, Elenas Stimme wurde deutlich leiser.

...und dein Vater..., wir haben einst... an einem sehr... gefährlichen Wirkstoff gearbeitet. Und dabei... dabei einen uns sehr wichtigen Menschen getötet.

Ich weiß... ich glaube, zu wissen... wie du über uns denken musst. Und du hast recht, es war eine unverzeihliche Tat, ein Fehler, für den wir beide bitter werden büßen müssen, in dieser, und sollte es sie geben, auch in der nächsten Welt.

Du hast eine Erklärung dazu verdient, du hättest wohl auch schon viel früher davon erfahren müssen. Beides erhältst du hier nur unzureichend und wohl zu spät.

Wir wurden damals vor die Wahl gestellt, diese Person... oder... seine Tochter Chris... oder... oder... deine Schwester Akemi. Er... diese Person... er hat sich damals... für sie geopfert. Das kann keine Entschuldigung sein, ich weiß, lediglich... die versprochene... Erklärung.

Ich kann nicht mehr machen, als dich zu bitten, irgendwann, wenn dein Herz über diesen Schock hinweg gekommen ist, wenn du mir noch einmal gegenübertreten kannst, mir in die Augen sehen willst... ich bitte dich, wenn es dein Herz dann zulässt, verzeihe deinen Eltern.

Nicht... nicht unsertwegen... es gibt da noch jemanden, nicht ihn... den wir nie um Verzeihung bitten konnten, weil wir es nicht fertig brachten, ihr danach noch in die Augen zu sehen... seine Frau, Chris Mutter... Sharon. Wenn du sie... kennen solltest, bitte... urteile nicht über sie... sie ist daran nicht schuld. Wir sind es.

Solltest du zu deinem nächsten Geburtstag noch meine Anwesenheit... akzeptieren,

bis dann, meine geliebte Shiho!“
 

Ihre Hand wurde langsam, ganz langsam zittrig. Auf beiden Seiten ihrer Augen bildeten sich Tränen. Eine gewaltige Kraft lastete plötzlich auf ihrem ganzen Körper.

„Nein, Elena. Das kannst du mir... doch nicht antun! Nicht... nicht wegen dieser Göre, die sich meine Tochter schimpfte!“, hauchte sie verzweifelt nach vorne, in das bittere Gesicht des Jungen, der sie soeben in die Hölle gestürzt hat.

„Ich hatte wohl doch nicht ganz recht. Man hatte wohl sogar in Erwägung gezogen, wenn sich die Miyanos weigern würden, Chris das Gift zu verabreichen, Akemi und Shiho stattdessen zu wählen. Ihr Mann, Misses Vineyard... war wirklich ein guter Vater und Elena und Atsushi wohl sehr gute Freunde von Ihnen...“

Mit diesen Worten sackte sie, die Arme immer noch ausgestreckt, auf die Knie. Erst als sie unten ankam, ließ auch deren Kraft der Gravitation ihren Lauf und fielen schlaff nach vorne.

„Warum... konntest du mir das nicht vor zwanzig Jahren sagen, Shinichi? Oder vor achtzehn, oder vor neun?“ Es klang flehend, ohne innere Kraft.

Sein Blick war voller Trauer und Mitleid.

„Nun, ich will keine philosophische oder theologische Diskussion anfangen, aber vielleicht hat eine höhere Macht gehofft, dass Sie von selbst darauf kommen, wie es wirklich war. Warum Sie das Leben so strafte.

Einzig, weil Sie es nie wahrhaben wollten. Das Leben war sicher einige Male ungerecht zu Ihnen, aber... oft genug haben Sie es dann auch ebenso ungerecht quittiert und in der Summe, im Rückblick, denke ich nicht, dass Sie mehr unverdiente Dunkelheit abbekommen haben, als jeder andere auch, Sharon... Vineyard.“

Sie antwortete nicht, kniete, die Hände auf den Boden als Stütze, weinte bitterlich.

'Das... das kann doch nicht alles so umsonst und falsch gewesen sein!'

Die Stimme des Jungen holte sie noch einmal zurück.

„Da Sie mich... momentan wohl doch nicht erschießen, würde ich Sie noch etwas fragen wollen.“

Zu Widerstand war sie längst nicht mehr fähig, sie hatte sich wohl selbst aufgegeben, endgültig.

Die Frage, warum er es getan hatte, obwohl es ihm selbst scheinbar nichts brachte, konnte Conan Edogawa nur für sich beantworten. Sharon würde es... später einmal, an einem stillen Abend mit einem gekühlten Glas Sherry verstehen, für den Moment aber fühlte sie nur die Wut und Hilflosigkeit des Unterlegenen.

„Warum haben Sie den Tod von Akemi nicht verhindert? Die Geldübergabe damals hätte, wenn sie funktionierte, sie und Shiho aus der Organisation entfernt und Ihnen die Freiheit beschert, nach der Sie so sehr lechzen.“

„Tse. Glaubt du, das wäre so einfach gewesen? Wie sehr ich darauf gehofft hatte, vor allem, nachdem Sherry doch tatsächlich erfolgreich mit dem Mittel war. Dass die beiden den höheren Nutzen für die Organisation verloren hätten, dass bei einem solchen Angebot die Geldgier überwiegen würde. Aber genau wegen des Giftes war es unmöglich. Weil Sherry so gut geworden war. Alles war nur Spiel mit Akemi.

Ich habe es wirklich versucht, auch von Amerika aus. Ich sagte ihnen, das eine Milliarde mehr wäre, als diese Mädchen uns je einbringen würden, aber umsonst.

Und dann... dann tötete ausgerechnet Gin sie, was für eine Ironie, nicht wahr? Der Freund von Sherry, die Person, die am ehesten wissen müsste, wie sie reagierte, bringt ihre Schwester um.

Und zerstört einmal mehr meine Hoffnung.“

Nun wurde Conan wieder hellhörig.

'Was... Gin? Aber... aber das macht doch überhaupt keinen Sinn, außer...'
 

„Das war keine Ironie, Misses Vineyard!“

Das Geheimnis einer Uhr

Hallo an alle Lesenden,
 

ich hoffe, die Snacks haben gemundet, und eure Nerven sind auch wieder beruhigt nach der Achterbahnfahrt für Vermouth...
 

Wie immer ein sehr großes Dankeschön an die fleißigen Kommischreiber! ^_____________^

Ich werde mir die angefragte Stelle nochmal durch den Kopf gehen lassen, dass das etwas besser zusammen passt.
 

Wir sind quasi am Ende angekommen. Nach diesem Kapitel gibts nchste Woche noch eien kleinen Epilog. Aber wer meine FFs kennt, irgendwie gibts am Ende immer noch so einen kleinen bis mittöeren Knall... UND NEIN, das war diesmal nicht (nur) die Vermouththeorie...

Sondern das nun folgende Kapitel, beinhaltend einen Rückblick zu einer vor langer Zit angedeuteten, aber nie erklärten Szene. Eingefasst ich kursive Lettern, und abgegrenzt durch zwei Leerzeilen.
 

Dann wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen und bis nächste Woche.

Liebe Grüße, Diracdet
 

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Kapitel 18: Das Geheimnis einer Uhr
 

Diese Aussage ließ sie doch wieder hochschrecken. Eine innere Verbittertheit wollte sie glauben lassen, er mache sich über sie lustig, als er mit jener verstellten Stimme sprach, aber sie irrte sich. Auch Conans Blick wankte kurzzeitig, folgte bedächtig dem Ursprung des Lauts in die Richtung, aus der zuvor auch Tanahi aufgetaucht war. Nicht so dumpfe Schritte wie bei ihm, der filigrane, stechende Klang hochhackiger Schuhe wurde deutlich, eine Dame gesellte sich zu den beiden nicht schlafenden Personen.
 


 

'Ich dachte schon, Sie wollten gar nicht mehr kommen...', sinnierte Brefford grinsend, während er langsam aufstand und den Bereich in der Nähe des Museumseingans verließ. Aus dem Blickwinkel konnte er abschätzen, dass die Arbeiter bald durchkommen würden. Aber was sie vorfinden sollten...
 


 

„Das war... durchaus in allen Konsequenzen gewollt.“, kam es bestimmt und doch mit einer lieblichen Sanftheit im Unterton aus dem nicht mehr wirklich dunklen, aber nun durch die intensiven Lichtfelder überblendeten und damit ebenso wenig einsehbaren Hintergrund des Gewölbes. Ein leichtes Schmunzeln umfing Conans Lippen.

'Tse... immer die, von der man es am wenigsten erwartet.'

Langsam zeichnete sich die Kontur der jungen Frau ab, bis sich ihre linke Hälfte in das Sichtfeld der beiden vom Apoptoxin verjüngten Menschen drängte.

Ein schwaches, kaum den Ernst in ihrem Gesicht korrigierendes Lächeln ließ das Gesicht von Sonoko älter wirken, als es eigentlich war, nicht nur erwachsener oder reifer, sondern direkt... ein wenig verbraucht. Ein Anblick, der einer siebzehnjährigen überhaupt nicht stand.

Chris versuchte sich etwas aufzurichten, drückte ihre Arme durch um aufrecht auf ihren Unterschenkeln sitzend den Blick auf die junge Frau zu wenden und erschrak erneut. Eigentlich sollte sie an diesem Morgen nichts, absolut gar nichts mehr überraschen, oder gar schockieren. Und dass sich Sonoko hier her verirrt hatte, sie wollte gar nicht überlegen wie, schien das auch nicht zu können.

Was aber alles, was sie erwarten konnte, erwarten wollte, in den Schatten stellte, war das silber glänzende Stück Metall, welches die Oberschülerin fest mit beiden Händen umklammert auf sie gerichtet hielt.

„S-Sonoko...?“

Der Funke von Freude in ihren Mundwinkeln verschwand, tief zogen sich die vom Licht eingebrannten Furchen und die Schauspielerin musste unwillkürlich zittern.

„Werfen Sie... die Waffe weg, die Sie immer noch umschlungen halten, Vermouth!“ Dunkel tönte nun die Stimme durch die Halle. Das Licht konnte zwar den Raum erhellen, die Akustik aber, blieb so beeindruckend wie eh und je. Und genauso bedrohlich, wenn sie gezielt genutzt wurde.

„Du... wer bist du? Ich meine...“

„Sie ist eine Soldats!“ Noch dunkler als Sonokos Stimme selbst klang nur die von Conan, der seinerseits gebannt und mit finsterer Miene das Treiben seiner ehemaligen Mitschülerin verfolgte.

Die Schauspielerin war automatisch sprachlos und brauchte wohl auch nichts mehr sagen. Sein Blick, den sie von der Seite wahrnahm, verriet ihr, was Sache war. Und die Pistole war definitiv auch echt.

Mehr noch... sie sah, dass auch Sonoko ganz leicht zitterte, schwankte. Sie würde vermutlich nicht schießen, aber sie spielte mit dem Gedanken, das war in diesem Moment das entscheidende. Vermouth konnte sich aus mentaler Sicht nicht mehr verteidigen und Conan besaß keine Schusswaffe, zumindest keine, die schnell genug war zu reagieren.

„Na los, aus dem Fenster!“, drängte Sonoko nur noch energischer, ohne die Pistole einen Millimeter zu bewegen. Lediglich ihre Augen verrieten das Ziel, das sie für Chris' Waffe anvisiert hatte.

Diese hob langsam die Hand mit der Waffe, den Zeigefinger offen außerhalb des Abzuges, so dass man sah, sie würde nicht schießen. Zwischen ihren verquollenen Augen funkelte ein ironisches bis sarkastisches Grinsen.

„Life... is infinitely stranger... than anything...“

Sie warf gezielt mit Schwung und Treffsicherheit in Richtung des nächstgelegenen offenen Bullauges, etwa fünf Meter vor ihr, leicht schräg hinter dem kleinen Jungen, schloss sanft die Augen und drückte sich vom Boden ab. Stand gemächlich auf und hob die geöffneten Hände auf Kopfhöhe, um dann auch die Augen zu der Welt zu öffnen. Alles wie eine professionelle Schauspielerin im Rampenlicht. Ein dumpfes plätschern zeugte gerade noch vom Aufkommen der Pistole im Wasser.

„Na schön. Ich ergebe mich. Ihr habt gewonnen.“ Auch ihre Stimme sollte so souverän klingen wie immer. Aufgabe allein im Angesicht eines übermächtigen Feindes. Aber es war eine viel zu deutliche Melancholie darin zu vernehmen. Sie wollte nicht dagegen ankämpfen, konnte es im Moment nicht. Ob es an der Wahrheit über ihre alte Freundin Elena lag, an Ran und Shinichi, vielleicht sogar jetzt gerade an den Soldats, man mochte es kaum einschätzen, nur diese Gewissheit war da, sie hatte sich wirklich und wahrhaftig gebeugt.

„Verschwinden Sie.“ Es war mehr ein Flüstern, denn ein lauter Befehl und sie glaubte sich gerade verhört zu haben, wandte den Blick doch noch einmal zu Sonoko, die immer noch fest ihre verbliebene Waffe auf das Organisationsmitglied fixierte. Jedoch schien ein wenig die Spannung da raus verschwunden, ebenso wie der Wille aus ihrem Gegenüber.

„Was... soll ich?“

„Sie haben mich schon richtig verstanden. Der geheime Gang, von dem Tanahi sprach, ist etwa hundert Meter nach hinten von hier, direkt neben einer weit auslaufenden Statue, die mehrere Delfine in verschiedene Richtungen springend zeigt. Deswegen ist im Umfeld dieser Skulptur kein Platz zum gehen. Dort ist eine Falltür, die hinunter in die Suite führt, die Doktor Coldwell heute..., ich meine gestern, nutzte. So konnte Brefford sicher sein, den Schlüssel für diese Suite zu haben, ohne dass später jemand deswegen misstrauisch wird, wie bei seiner eigenen. Ich hab den Gang extra für Sie offen gelassen.

Und nun... nochmal, verschwinden Sie von hier, von diesem Schiff nach Möglichkeit! Oder zumindest... aus der Reichweite der hier Anwesenden!“

„Aber... aber... er...“

„Shinichi Kudo hatte nie vor, Sie hier verhaften zu lassen.“ Nun sprach plötzlich die vollkommene Überzeugung aus ihr. Eine Überzeugung, die gegen jeden Zweifel erhaben war. Der Name Shinichi Kudo, der eigentlich ein großes Geheimnis darstellen sollte, fiel fast im vorbeigehen an ihrem Satz, verlor sich kaum gehört in den Tiefen des Museums.

Ja... das war die Redensart einer wissenden... einer Soldats. Auch Conan musste kurz schlucken, wie, fast teilnahmslos sie diese Wahrheit hinzunehmen schien. Ein winziges Funkeln in ihren Augen schien sie doch Lügen zu strafen. Jedoch zu wenig, um darauf bauen zu können.

„Und außerdem...“ Ihr Blick wanderte nun selbst kurz zum kleinen Jungen und dann wieder zurück zur Frau,

„...ist er in diesem Moment wohl kaum Entscheidungsträger, oder was meinen Sie?“

Eine Weile noch verharrte sie stumm, ohne dass sich einer der anderen beiden rührte, bis Vermouth dann langsam, die Hände stets in der Luft haltend, losging. Schritt für Schritt, zunächst in Richtung Sonokos und der Waffe, dann leicht an ihr vorbei, immer mit diesem aufgesetzten Lächeln. Direkt neben ihr blieb sie stehen, flüsterte, so leise, dass Conan es nicht hören konnte.

„Ich hätte mich gar nicht um ihn sorgen brauchen, was? Wenn er... eure Hilfe hat.“

Ein Schimmer von Trauer glänzte unter der ernsten Miene der Oberschülerin hervor.

„Die hat er nicht...

Niemand... vertraut freiwillig einem Menschen, der mehr Ideale hat als man selbst...“

Der Satz an sich war so untypisch für Sonoko, dass auch Vermouth jeden Zweifel über ihren Standpunkt in dieser Konfrontation aufgab. Nun gesellte sich zum aufgesetzten Lächeln doch noch ein echtes, wenn auch sarkastisches. Ohne die Lautstärke zu erhöhen und damit zu riskieren, er könne etwas hören, fügte sie an:

„Hm... es gibt genug Menschen, die es aus Verzweiflung tun würden, nicht wahr?“ Damit verschwand Vermouth aus dem Blickwinkel der beiden und auch aus denen aller anderen.

Sie blieb bis zum Ende der Fahrt spurlos verschwunden, allerdings verschwand auch kein Rettungsboot oder ähnliches Transportmittel, um sie von Bord zu bringen.
 

Man merkte deutlich, wie die Anspannung die junge Frau verließ, als der Nachklang von Chris' Schuhen sich allmählich in der Halle verlor. Ein tiefer Seufzer, gefolgt von langsamem ausatmen, während ihre Arme mit samt der Pistole sich senkten, zeugten deutlich von ihrer inneren Reaktion.

„Platzpatronen?“ Die Ein-Wort-Frage Conans ließ sie kurz zu der Waffe in ihrer Hand blicken, ehe sie diese in ihrer Handtasche verschwinden ließ.

„So sagte man mir... auch wenn ich nicht ganz sicher bin...“ Ihre Mimik verriet ihr Unbehagen, dieses Objekt überhaupt in Händen gehalten zu haben. Als fühlte sie sich zu etwas verpflichtet, was sie an den Rand dessen trieb, zu was sie sich imstande sah. Oder darüber hinaus.

Er konnte nicht recht sagen, was er von seiner eigentlich indirekten Freundin halten sollte. Offensichtlich... wusste sie nun doch... eine ganze Menge, andererseits... war sie irgendwie immer noch... Sonoko.

„War dein Blind Date also doch erfolgreich?“, begann er mit einem leicht ironischen Lächeln. Sonoko blickte unvermittelt zu dem kleinen Jungen, schien ein wenig verwundert über seine Reaktion, legte bedacht den Finger ans Kinn, ließ ihn dann aber hinter den Kopf wandern.

„War das... so offensichtlich? Haha...“

'Ja, eindeutig immer noch Sonoko Suzuki, da beißt die Maus keinen Faden ab!', schüttelte sich Conan innerlich.

„Die Uhr, Sonoko.“, verwies er mit Worten, wie auch mit seiner rechten Hand auf ihr linkes Gelenk, an dem, wie seit dem Tag, als sie Kirika Yuumura kennen lernten, das schwarze, lederne, viel zu große Armband sie kennzeichnete. Ihr Blick wanderte zur Uhr, ihr Arm half ihr sogar dabei, indem er sich zu ihrem Gesicht verbog. Ein leichtes Seufzen entrang sich ihrer Kehle.

„Eigentlich hätte ich ja gleich drauf kommen sollen. Selbst wenn dein Uhrenarmband reißt und du, aus welchen Gründen auch immer, kein alternatives zur Hand hättest, würdest du doch eher auf eine Uhr verzichten, oder nur die Uhr ohne Armband mit dir rumtragen.“

„Ja, schon, aber, das heißt doch nur, dass ich einen bestimmten Grund dafür hatte, es zu tragen, den ich nicht erklären wollte. Du wusstest aber schon im Restaurant, dass...“

„Du hast dich den ganzen Tag, so weit ich es verfolgen konnte, ob Morgens auf dem Schulweg, in der Aula bei Kirika oder im Restaurant 'Le grand Success', immer wieder umgesehen, als suchtest du etwas oder jemanden. Und als du einmal deine Arme unter dem Tisch verstecken wolltest, hast du sie blitzartig wieder hervorgeholt und dich nur noch genauer umgesehen. Du wolltest, dass jemand die Uhr sieht, ohne zu wissen, wer dieser jemand genau war.“

Ein schmunzeln ging ihr durch die Lippen.

'Hätte ich damals schon gewusst, wer du bist, hätte ich es vielleicht anders gemacht...'

Unwillkürlich verzog auch Conan die Lippen, wie auch die Augenpartie, er schien amüsiert über das Treiben zu sein, das er sich selbst an dem Abend ausgemalt hatte.

„Ich bin der große im dunklen Jackett, mit der weißen Nelke im Revers.

Und ich die Braunhaarige mit der schwarzen Lederarmbanduhr..

Um mal aus deinem Blickwinkel zu sprechen... Man kennt das alles ja, Verabredungen über Internet, man kennt sich nicht, verabredet Zeichen und dann wartet man ab, ob man die Zeichen wahrnimmt. Natürlich auch unter dem Aspekt, selbst gesehen werden zu wollen. So hab ich damals einfach gedacht, du wolltest dich mit einem unbekannten treffen. Zugegeben, deine Zusage zum Restaurant hatte da eigentlich nicht zu gepasst, aber wer weiß, was sich jemand wie du da alles für Spirenzchen einfallen lässt.“

„Hey, jetzt reichts aber, so ein leichtes Mädchen bin ich nun auch nicht!“, schimpfte ihn Sonoko mit einem Mal wutentbrannt aus. Ihr Gesicht war gegen Ende direkt rot geworden.

„Und außerdem... hast du dich ja vollkommen geirrt, nicht wahr, Shinichi?“

„Hab ich mittlerweile auch festgestellt.“, kam es unberührt zurück. Nur diesmal war das schelmische in seinem Gesicht verschwunden. Sein Ernst schien auch ihr wieder etwas düsterere Gesichtzüge aufzumalen.

„Du hast nicht mit irgendwem gechattet, sondern wurdest direkt angemailt. Von jemand unbekanntem.

Und dieser unbekannte hat dir ein paar Fragen gestellt, die du dir längst selbst hättest stellen sollen. Fragen wie:

'...Warum wirst du in letzter Zeit oft so müde, Sonoko?...', nicht wahr?“

„Tse...“, sie grinste verholen, legte den Kopf schief.

„Jetzt sag mir nicht, nur deswegen bist du letztlich drauf gekommen! Du betäubst mich mit deinen Nadeln, ich kann meine Gedanken nur laut murmeln, so dass du sie einmal mit hörst und das bringt dich dazu, die Sache mit der Uhr zu hinterfragen? Dieser eine, von dir herbeigeführte Moment der Unachtsamkeit?“

Er ließ seine Augen auf ihr ruhen, änderte weder Mimik noch Blickrichtung, bis sie ihm antworten würde.

„Es war eine... von vielen Fragen, Shinichi. Die Mail hatte keinerlei Begrüßung oder so ähnlich, sie begann mit einer ganzen Reihe Fragen, ja. Fragen wie:
 

'...Warum ist Jodie Saintemillion zurück an die Teitan-Schule gekommen... oder

...Warum benimmt sich Conan Edogawa praktisch NIE so kindlich, wie man es von ihm erwarten würde?... oder

...Warum kannst du dich nicht an deine Fallaufklärungen erinnern?... oder

...Was geschah damals im Tropical Land wirklich?...'
 

Lauter solche Fragen, die mir den ganzen Tag danach im Kopf herum spukten. Eigentlich nur... wegen der weiteren Erklärung.“

Ihr Gesichtsausdruck bekam etwas Trauer, ihre Augen wanderten zu ihrer besten Freundin.

„Es lief auf die Frage hinaus, was mit Shinichi Kudo passiert sei, so viel war mir irgendwo klar, aber...“

„Es ging damit auch um Ran, das machte die Mail deutlich.“ Auch Conan erkannte, wem die Aufmerksamkeit der Konzerntochter galt.

Sie nickte schwach.
 

„'Wenn du, wirklich, Antworten auf deine Fragen suchst, wenn du ihr wirklich helfen willst, dann kann ich dir sagen, was es damit auf sich hat. Gehe morgen ganz normal zur Schule und mache alles wie immer, aber trage den Tag über eine Uhr mit schwarzem Armband als Zeichen.

Dann werde ich mich dir zu erkennen geben.

Trägst du es nicht, oder erzählst du jemandem von dieser Mail, so werden wir uns nicht treffen. Du hast keinerlei Verpflichtungen, es ist nur ein Angebot.'
 

Das war es, auch ohne Verabschiedung oder ähnliches. Spät am Abend zuvor gekommen, und kaum dass ich die Mail schloss, nachdem ich mir die Fragen noch zweimal durchgelesen hatte, verschwand sie auch gleich wieder von meinem Rechner. Als wäre sie nie da gewesen.“

Conans Blick blieb kalt, ungerührt, eher sogar noch etwas dunkler werdend, als eben schon.

„Mademoiselle Bouquet war dieser Mail-Absender.“

Sie nickte nur leise.

Ihre Erinnerungen an diesen Abend suchten sie einmal mehr heim.

„Sie brachte mich durch die Fragen dazu, ihr zuzuhören, weil... weil ich Ran helfen wollte. Das wollte ich eigentlich schon immer, nur dachte ich... bis zu diesem Tag, dass du... dass du einfach an einem ewig langen Fall arbeiten würdest und gar nicht wüsstest, wie es hier aussieht. Dass du einfach kein Gefühl für so was hättest. Mehr... wollte ich wohl gar nicht dabei denken.

Bis zu diesem Tag.“
 

„Setz dich doch, Sonoko!“, bot ihr Mireille freundlich, wenn auch bestimmt einen Platz an.

Sie nahm nur unruhig, unwillig diesen an, starrte von der einen, lächelnden zur anderen, desinteressiert wirkenden Frau. Ihre Hände zitterten in ihrem Schoß, bis sie sich endlich zu einer Frage entschloss.

„Was... was wollen Sie von mir? Warum haben Sie... diese... Mail geschrieben?“

„Warum hast du auf sie reagiert?“, kam es praktisch emotionslos und geradewegs von Kirika, nachdem sie den Teller hinstellte. Der kalte Blick, den Sonoko in ihren Augen wahrnahm, jagte ihr furchtbare Angst ein, sie wollte fast aufstehen und weglaufen, doch diese Augen schienen sie an den Stuhl zu binden.

„Ich... ich sollte doch... doch nicht... hier bleiben, sondern nach Hause...“

„Dann willst du Ran also nicht helfen?“ Wie ein schneidendes Schwert durchtrennte Mireille die Verbindung von Sonoko mit der Welt außerhalb dieses Tisches, hielt sie fest in dieser Zwischenwelt zwischen dem Schein der realen Welt und der scheinbaren Realität, die sich ihr an diesem Tag geboten hatte. Eine einzelne Aussage, die die Antwort der letzten Frage beinhaltete.

Die Schultern der Oberschülerin erschlafften, sie wandte sich ihrer Gesprächspartnerin direkt zu.

„D-doch... doch, ich will ihr helfen. Ich muss ihr helfen. Etwas... etwas ist nicht in Ordnung mit Shinichis Abwesenheit, etwas, was nichts mit ihr zu tun hat. Aber sie gibt sich mindestens eine Mitschuld daran, sorgt sich so sehr um ihn, das kann nicht gut gehen. Bitte sagen Sie mir, wenn Sie etwas genaueres darüber wissen.“

Mireille verzog keine Miene, lächelte sanft, freundlich, setzte sich dann aber zurück in ihren Stuhl, schloss die Augen und verschränkte die Arme elegant vor der Brust. Kirika nahm gemächlich einen Schluck Tee zu sich, setzte die Tasse wieder ab und visierte Sonoko an.

„Du hast Recht, etwas stimmt mit ihm nicht, mit seinem Fall. Aber...“ Sie rührte bedächtig, mit innerer Unruhe versehen, in der Tasse herum, nahm den Löffel wieder heraus, legte ihn behutsam au dem Tellerrand ab.

„Fühlst du dich wirklich bereit, in dieses Hornissennest einen Blick zu werfen?

Versteh mich nicht falsch, Sonoko. Noch bist du eine gewöhnliche Oberschülerin, genau wie Ran. Und genau wie eigentlich auch sie und Shinichi hast du ein normales Leben verdient, welches ihm aber bereits jetzt nicht mehr vergönnt ist.

Wenn du an diesem Tisch sitzen bleibst... kann ich dir garantieren, dass du die Antworten erhältst, nach denen du suchst. Nicht aber, ob sie dir gefallen, ob du etwas mit ihnen anfangen kannst... noch, ob du mit den Konsequenzen... leben kannst.“

War ihr Blick schon abschreckend, so waren es ihre Worte, die zwar nun Gefühle wie Angst und Hoffnung beinhalteten, aber dennoch leblos wirkten, die sie eiskalt erwischten. Ein unbemerkte Kälte schlich an ihrem rechten Auge vorbei, führte die Wange hinab und löste einen salzigen Beigeschmack auf ihrer Lippe aus.

„R-Ran.“

Mireilles Lächeln wurde geringfügig breiter.

„Ich kann dir nur garantieren... dass ich dich nie dazu zwinge, wozu ich einst gezwungen wurde, wenn du es nicht selbst willst...“

Sie schrak erneut hoch. In Mireilles Worten lag nun wieder so viel Emotion, zu viel, der Charme, mit dem normalerweise eine Frau einen Mann verführen würde. Aber, im Vergleich zu Kirika war das immer noch beruhigender.

„Jede der Fragen... die ich dir schrieb, ist nur eine Randerscheinung, ein Nebenschauplatz der eigentlichen Szenerie. Des Konfliktes, den Shinichi Kudo vom Zaun gebrochen hat.

Und bis vor kurzem war auch Ran nicht in der Lage, irgendeinen Sinn in diesen Fragen zu erkennen. Aber nun... ist das anders... und Ran deswegen in einer Gefahr, die auch Shinichi Kudo nicht... mehr kontrollieren kann.

Deshalb hab ich dir diese Fragen geschickt. Damit du diesbezüglich entscheidest. Wie gesagt, alles nur... Nebensächlichkeiten. Aber sie umranden die eine... wirkliche Frage hinter dem ganzen Fall. Kennst du sie, Sonoko? Die... wie man sagt, Gretchenfrage? Vergiss nicht,

'Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar.'

Oder wie in diesem Fall... scheinbar vernachlässigbar.“

Eine unheimliche Stille umfing Sonoko, während sie sich in Gedanken aufrief, die eine Frage zu formulieren, um die Mireille sie gebeten hatte. Sie kannte sie... sie wusste mittlerweile, welche es war, aber traute sich fast nicht, es auszusprechen.

„W-Wer... ist... Conan... Edogawa... wirklich?“

Ein weiteres Mal hüllte sich vollkommene Ruhe um den Tisch. Ruhe, die Sonoko nutzte, sich zu beruhigen, ihre Gedanken zu ordnen und den Blick zu den beiden anderen Frauen zu richten. Kirika nahm einen Bissen vom Kuchen auf die Gabel, legte ihn dann aber wieder auf dem Teller und wandte sich zu ihr um.

„Die Antwort... auf diese Frage lautet: Shinichi... Kudo.“
 

„Das war vermutlich der Moment, als du damals schreckhaft aufgesprungen bist.“, schlussfolgerte Conan gekonnt.

„Ah... die FBI-Agenten waren ja wirklich gründlich. Ja... ich hätte es nach dem Verlauf von Gespräch und Abend wohl ahnen müssen, aber trotzdem, ich bitte dich. Schau dich selber an, wie soll man denn so was bitte in Betracht ziehen?“

„Gar nicht nach Möglichkeit!“, schrie er sie nun so laut an, dass sie verschreckt zurück zuckte.

„Wenn sie dir schon groß und breit von mir erzählen, dann vielleicht auch, dass ich nicht unbedingt ein Interesse daran hege, dass man denkt, ich könnte ein Oberschüler sein.“

Inbrünstig atmete er aus, der Schrei hat ihm Luft verschafft, gab aber auch Sonoko wieder Gelegenheit, auszuholen. Jedoch ruhig... sanft... wie eine Soldats.

„Doch... sie haben mir auch davon erzählt. Davon, was du getan hast, um Ran davon abzuhalten, dir nach zu forschen. Was du getan hast, damit sie dich nicht für einen Oberschüler hält, sondern nur für ein überschlaues, vorlautes, verzogenes Kind...

und warum du es eigentlich getan hast.“ Beim letzten Satz wurde ihre Souveränität mit einem Schlag in leichte Trauer umgewandelt. Trauer, mit einem verbundenen Schmunzeln. Ihre Wangen zeichnete ein schwacher Rot-Ton aus, der Conan automatisch auch diesen Schimmer verlieh, nur dass er ihn nicht wollte.

„Äh... also, nein, das... das musst du falsch verstanden haben, Sonoko, ich tat es, weil ich sie von der Gefahr abhalten wollte, wie ich es auch bei jedem anderen wollte...“

„Außer deinen Eltern, deinem Nachbar, deinem Kollegen aus dem Westen, Inspektor Takagi...

Sicher, alle sind von selbst drauf gekommen, doch, was du unternommen hast, als Ran in so eine Richtung dachte... Und wie leicht du so gesehen bei den anderen aufgegeben hast....“ Nun musste sie wirklich etwas schmunzeln, so ernst der Hintergrund auch war

„Nebenbei, Shinichi... falls du es noch nicht kapiert hast, der Grund, warum ich Ran nicht gleich am nächsten Morgen über dich aufklärte... war einzig und allein, dass Mademoiselle Bouquet mir glaubhaft dein Motiv erläuterte. Das... wirst du doch unter den gegebenen Umständen nicht abstreiten wollen. Bedenke die Konsequenzen.“

Die Röte in seinem Gesicht ließ keinen Moment nach, aber gleichzeitig schien ein Schauder ihn zu durchstoßen und mit sich zu reißen. Wenn er leugnete, was der eigentlich Grund für seine Verschwiegenheit war, würde Sonoko auf der Stelle Ran alles erzählen...

„Ich sehe schon, du verstehst. Hoffentlich verstehst du dann auch, warum ich... mich damals so entschieden habe.“

„Nein, das verstehe ich nicht!“, kam es wie aus der Pistole geschossen zur Antwort. Die Farbe aus seinem Gesicht verschwand wieder, wurde augenblicklich vom sonst üblichen Teint ersetzt.

„Verdammt, Sonoko, das sind Mörder, diese Soldats! Wie konntest du denen beitreten? Sie können dich auch...“

„Nein!“, schrie nun auch sie zurück, mit einem schreckensbleichen Ton im Gesicht. Die Gefühle in ihr hatten kurzzeitig die Oberhand gewonnen, sie musste sich einen Moment beruhigen.

„Mireille hat... Mademoiselle Bouquet hat mir bereits an dem Abend im Restaurant versprochen, dass ich niemals von den Soldats gezwungen würde, jemanden zu töten. Ich würde es wohl auch nicht können... schätze ich.“

„Ach und welche Stellung hat bitte Mireille Bouquet innerhalb der Soldats, dass du dich auf ihr Wort verlassen kannst?“

„Das hat dir doch Brefford gesagt, gar keine. Sie ist keine Soldats, und wenn ich dir einen Rat geben darf, sprich sie auch nicht als solche an!“

„Weißt du nicht, wer diese beiden Frauen sind?“

„Noir. Die besten Profikiller der Welt.“

Er konnte nicht anders, es ging allmählich mit ihm durch. Wie konnte dieses Mädchen so seelenruhig sein? Wusste sie nicht, mit welchem Feuer sie dort spielte? War ihr das überhaupt nicht klar?

„Shinichi, weißt du, gegen wen du bei der Organisation ermittelst?“

Die Gegenfrage zu seinen drängenden Aussagen senkte langsam seinen Blutdruck.

„Weißt du... wirklich, wie weit ihre Mittel und Wege gehen? Wie weit du gehen musst, wenn du dein Versprechen, dir selbst gegenüber und gegenüber Ran halten willst?

Fudo Nakano. Erinnerst du dich noch an seinen Namen? Oder wäre dir sein Codename lieber? Kann ich dir sagen, der sollte dir bekannt vorkommen: Caipirinha.“

Sein Herz schlug beim Namen automatisch doppelt so schnell. Natürlich kannte er ihn. Das war er, der geheimnisvolle Scharfschütze aus dem Tropical Land, der ihn unter Umständen damals...

„W-War... war dieser Abend etwa...?“

„Ja, Shinichi. Eine Falle. Eine Falle um den Kid-Killer darauf zu testen, ob er wirklich nur ein schlauer kleiner Junge ist, oder ob da mehr dahinter steckt.

Und... so gesehen, ist deine Tarnung... ziemlich zusammen gebrochen.“

„Aber... aber du selbst hast uns doch damals...“

„Er wäre von selbst in die Offensive gegangen, wenn ich nicht bald eingesprungen wäre. Und das wäre wesentlich schlimmer geworden, glaub mir.“

„Aber... ich dachte, du wolltest Ran... daraus halten.“

„Deswegen hat sie ja auch bei Mamoru und nicht bei Fudo gelernt, jetzt klar?“

„Das war alles... alles nur Show, damit Fudo seinen Plan durchzieht, unwissend, dass die Soldats ihn beobachteten?“

Sie zögerte mit der Antwort, beließ aber ihr leichtes Lächeln. Mit einem Mal ging Conan ein Licht auf und er musste tief schlucken.

„Die... Sache mit den Taschentüchern... das war... geplant?“

„Das... und...“

Der zweite Schock saß noch tiefer.

„Mamoru... sollte Ran treffen und ihr etwas sagen?“

Ihr Blick bleib überlegen, wurde aber ernst. Ihre Arme schwangen unterschwellig zusammen.

„Ironischer weise war auch Mamoru anfangs nur so weit involviert, dass er dir den Taschentuchtrick zeigen sollte, den hatte er sich selbst ausgedacht. Er wusste da noch nicht, wer du bist. Und die Hilfe für Ran habe ich antizipiert. Wenn man ihn reden hört, ich musste unweigerlich an dich denken und hatte gehofft, das würde Ran anspornen, ihn um Rat zu fragen. Hat sie letztlich auch.“ Sie hielt inne, beobachtete die Stille ihres Gegenüber skeptisch.

„Shinichi, es ist... zu spät. Damals im Tropical Land, als Wodka erschossen wurde, damals hat Ran Gin kennen gelernt. Und sie hat gesehen, wie Miss Jodie auf sie reagierte. Sie hat miterlebt, wie Wodka auf dich reagierte...

Bis zu diesem Tag hätte ich dir recht gegeben. Du hattest recht, doch wirklich. Mit allen Mitteln sollte es verhindert werden, dass Ran in Kontakt mit der Organisation gerät, dass sie auch nur irgendetwas darüber erfährt. Sie ist einfach zu gut dafür, macht sich zu viele Sorgen, als dass es auch nur ansatzweise sinnvoll wäre, ihr zu sagen, was die Person macht..., die sie liebt. Auch wenn es bedeuten würde... dass ihr das Herz gebrochen wird. Es ist so das einzig richtige, was man tun kann... wenn man selbst verliebt ist.

Dafür sich selbst zu verleugnen und alle Niederungen der eigenen Würde zu durchlaufen, das ist mehr als beeindruckend und ehrlich ich würde viel darum geben, Ran von deinen Heldentaten in dieser Hinsicht zu berichten, aber wie gesagt, ich gebe dir recht. So lange sie noch nichts davon wusste, war es auch besser, ihr gar nichts zu sagen. Deswegen hätte ich geschwiegen.

Aber... seit diesem Tag ist das nicht mehr der Fall. Seit diesem Tag weiß sie, dass es eine so mächtige Organisation gibt und sie geht davon aus, dass Shinichi dieser hinterher jagt. Alles andere spekuliert sie, das aber, davon ist sie überzeugt.

Du weißt, was passiert ist, was noch passieren wird. Ran wird nicht Ruhe geben, sie wird den Spuren nachgehen, bis sie zufrieden ist. Sie macht sich viel zu viele Sorgen, um früher zu stoppen.

Und damit läuft sie nun, so unwissend, wie sie ist... ins offene Messer, Shinichi.

Sie ist nun in größerer Gefahr als jemand, der weiß, worum es geht. Unwissenheit ist eine Tugend aber Halbwissen ist tödlich.

Du siehst doch, was heute beinah passiert wäre, weil sie Vermouth hinterher geschlichen ist.

Du musst sie jetzt aufklären, Shinichi, auch wenn du es als Conan machen musst. Das ist nun mal die neue Situation, das ist das beste für sie!“

„Du redest von Sicherheit?!“, kam es mit beißendem Spott und giftiger Galle zurück.

„Du? Du wusstest doch, dass Tanahi hinter Ran her war, du wusstest, warum Ran hier her wollte. Du wolltest doch so unbedingt für Wissen deine Seele an die Soldats hergeben! Warum hast du sie nicht aufgehalten, verdammt? Warum hast du nicht Ran beschützt, als ich es nicht konnte?“

„Ich habe es doch mit allen Mitteln versucht. Ich wollte Mireille überzeugen, Ran irgendwie von der Schifffahrt abzuhalten, ich bin nur wegen ihr auf dieses Schiff mit gekommen. Aktiv durfte ich mich aber nicht in Tanahis Angelegenheiten einmischen, das hatte man mir verboten, also hab ich versucht, die ganze Zeit über in Rans Nähe zu bleiben, damit ihr nichts passiert! Mehr konnte ich nicht tun, hatte aber auch die Hoffnung, dass das genügen würde.“

„Ach und wieso hast du dich dann während der Suche nach Kapitän Karasuma aus dem Staub gemacht? Das gab Ran doch erst die Möglichkeit... Vermouth zu... verfolgen...“

Wie vom Donner gerührt blieb Conan im Satz hängen, alle Wut verschwand blitzartig in einer Wolke aus Verständnislosigkeit und Sorge.

Seine Blicke rasten zu Ran, dann wieder zu Sonoko, die sich unwillkürlich mit dem linken Arm an den Halsrücken fasste, die wunde Stelle sanft abstreifte.

„Sie hat mich... in unserem Zimmer von hinten nieder gestreckt. Für Ran ja kein Problem. Sie wollte unbedingt mit Vermouth reden, mich aber auch nicht gefährden, also... hat sie einen etwas radikalen Weg gewählt, da ich nicht freiwillig gegangen bin.

Gerade so hab ich's noch geschafft, nachdem ich aufgewacht bin, hier her zu kommen, durch den Geheimgang.“

Sie bemerkte, wie Conan ungläubig die Blicke weiter zwischen den beiden Frauen abwanderte, ohne recht sagen zu können, was er von dieser Aussage halten sollte. Ein Schmunzeln setzte sich fest, gepaart mit einem ironischen Augenaufschlag, während sie langsam einen Schritt vor den anderen setzte.

„Du weißt immer noch nicht, was Ran eigentlich von ihr wollte, oder Shinichi?“

„Äh... wie?“

„Ja, ja, ich weiß, Ran sieht absolut toll aus, umwerfend eine wahrhaft göttliche Schönheit. Das muss ich mir schon bei unseren Urlauben immer anhören, wenn mal ein paar nette Jungs vorbei schauen, also bitte verschone mich damit.“

„Häh?“ Nun wusste er gar nicht mehr, worauf sie hinaus wollte.

„Lass mich kurz abschätzen, was deine Gedanken seit gestern Nachmittag sind, wenn du Ran ansiehst: aus unerfindlichen Gründen wirkt sie in diesem neuen Kleid noch ein wenig schöner, als sowieso schon. Wirklich atemberaubend. Aber Warum? Egal, ich muss mich um Neptunia kümmern und dann wollte ich ja noch Vermouth in die Hölle stürzen. So wichtig wird es schon nicht sein.

Trifft es das so etwa?“

Er nickte, zögerlich, verwirrt, auch wenn ihn die Frage zu der alten Thematik mit dem Kleid zurück brachte. Sonokos Lächeln verschwand, wurde leicht gereizt, genervt, sie pustete sich eine Strähne gehässig aus dem Gesicht.

„Männer! Du kommst nicht mal drauf, dir dazu genauere Gedanken zu machen, oder?“ In diesem Moment schritt sie am kleinen Jungen vorbei und kniete sich vor Ran auf den Boden, sah ihrer friedlich schlummernden Freundin zu, wie sie schwach atmete, ihre Brust sich hob und senkte.

Dann griff sie mit ihrer rechten Hand mit einem Mal in Rans Dekolletee, direkt zwischen den Busen. Conan sprang mit hochrotem Kopf auf sie zu, wurde aber von Sonokos linker Hand abgehalten.

„Hey, spinnst du, was machst du da?“, brachte er, am Kragen gepackt, noch hervor, woraufhin sie nur leicht den Kopf in seine Richtung umwandte und ihn mit durchdringenden Augen anstarrte.

„Möchtest du das lieber selber machen, Shinichi?“

Augenblicklich löste sich seine Anspannung und mit ganz kleinen Augen und so rot wie eine Tomate zog er sich zwei Schritte zurück. Von dort aus konnte er nur ansatzweise erkennen, wie aus Rans Oberweite ein kleines eckiges Kästchen hervor trat.

„Ein Kassettenrekorder?“ Das Gerät glich auf den ersten Moment tatsächlich dem Apparat, mit dem er eben Vermouth in die Enge trieb, aber bei genauerem hinsehen erkannte er darin...

„Ein Diktiergerät?“

„Wie... bei Anwälten. Na, nun klar, warum Ran mit ihrer Mutter ein Kleid kaufen war? Um von ihr auch dieses Diktiergerät zu borgen. Sie konnte allein aus deiner Reaktion auf den Namen Chris Vineyard schlussfolgern, dass das eine der Personen ist, die relevant für Shinichis Fall waren. Und dass du wohl zu beschäftigt mit dem Neptunia-Fall sein würdest um dieser Person nachzugehen.

Also hat sie sich ein Kleid, eine Nummer zu groß, gekauft und das Gerät so getragen, dass sie es mit einer einfachen und unauffälligen Bewegung zum Herzen aktivieren konnte und schon ist es wie eine Wanze.

Und das brauchte sie wohl kaum für sich selbst Shinichi. Sie hätte wohl jedes Wort im Kopf behalten, das Chris ihr erzählt hatte. Es ging einzig und allein darum, Informationen zu sammeln, um dir zu helfen.

Kapierst du es, Shinichi Kudo? Ran ist jederzeit bereit, ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um dir zu helfen, vielleicht sogar aus der Hoffnung heraus, dass du dann schneller zu ihr zurück kommen würdest. Du kannst sie nicht in diesem Zustand belassen, Shinichi, das bringt nichts mehr.

Ich werde...“

Ein Handy-Klingeln unterbrach ihre Aussagen, ließ sie kurz innehalten und dann zum kleinen Telefon in ihrer Tasche greifen.
 

„Ja?

...

Sie hat also gewonnen?

...

Ist gut, mache ich.

Wiederhören.“
 

„Brefford?“

Ihr Blick verfinsterte sich. Traurigkeit zeigte sich darin.

„Vermouth wurde von den Soldats auf dieses Schiff gelockt, damit ihr beide aufeinander trefft. Es gab eine Wette zwischen Mireille und Brefford, ob es dir gelingen würde, einen Beweis für die Schuld von Vermouth zu erbringen. Offiziell gab es aus Sicht der Soldats keine, aber anscheinend hast du doch einen gefunden.

Du hast gewonnen... oder besser, Mireille hat gewonnen... und deswegen...“, sie kramte in der Innentasche ihres Jacketts, holte einen kleinen braun umwickelten Umschlag hervor.

„Deswegen soll ich dir das hier geben. Keine Ahnung, was das ist, es ist jedoch nur für dich bestimmt.“

Sie warf ihm den Umschlag vor die Füße und wartete, bis er ihn aufhob und selbst unbesehen einsteckte, bevor sie sich wieder aufrichtete.

„Shinichi?“ Er blickte verlegen zu ihr auf, sah, wie sie wieder ernst und sachlich wurde, auf ihn herab blickte aus nun weniger als zwei Metern Entfernung.

„Eine Woche!“

„Hm?“

„Eine Woche gebe ich dir, um Ran darüber aufzuklären, was du über die Organisation weißt. Du kannst von mir aus die Identität von Vermouth außen vorlassen, du kannst von mir aus auch sagen, was du über mich denkst, oder was du sonst zusätzlich noch sagen willst, aber: SAG. ES. IHR!

Eine Woche, Sieben Tage, länger geb ich dir dafür nicht, ist das klar?

So lange behalte ich auch die Kassette von Ran als Pfand.“

Nun hatte auch er sich wieder etwas gefangen, starrte zu der Oberschülerin, die scheinbar im Begriff war zu gehen.

„Was... was wenn ich es nicht mache, Sonoko? Was willst du dann machen?“ Er war doch etwas verwundert, womit sie ihm denn unter diesen Umständen drohen wollte. Das Band vernichten? Es war aus seiner Sicht eher zweifelhaft, dass etwas von Bedeutung auf diesem Band war und Ran hatte in jedem Fall alles mitgehört, auch wenn es wohl schwer werden würde, an diese Informationen zu kommen, ohne sie, wie es Sonoko forderte, ins Bild zu setzen..

„Ich? Ich werde es ihr dann selbst erklären.“, formulierte sie keck, ohne ihm ihr Gesicht zu zeigen.

„Soll das eine Drohung sein?“

„Wer sagt, dass ich in der Lage wäre, deine Handlungen so gut zu begründen, dass Ran es verstünde.“

„Heuchlerin! Ich dachte, du willst auch für Ran das beste und damit würdest du ihr seelisch viel mehr schaden, als wenn du es vollkommen erklärst.“

Sie bleib stehen, wandte sich nun doch noch einmal um. Das Lächeln verschwand und Bitterkeit setzte sich darauf.

„Du bist der Heuchler, Kudo. Du warst bereit, Ran aufzugeben, um sie zu schützen. Das nenne ich wahre Liebe. Darum hab ich dich weiter machen lassen. Aber nun... nun scheinst du lieber ihr Leben aufs Spiel zu setzen, als deinen Fall zu verlieren. Sowohl im Tropical Land, als auch bei den Physikstudenten, als auch hier auf dem Schiff hast du mehrfach deine Maske fallen lassen und als Shinichi Kudo die Organisation verfolgt, anstatt als Conan Edogawa Ran die Sorgenfalten von der Stirn zu entfernen, wie es deine Aufgabe sein sollte. Durchaus legitim, wenn du nun endlich die bösen Jungs fangen könntest. Aber dann musst du auch Ran klar machen, wie die Dinge nun liegen und dass Conan Edogawa nicht mehr der kleine Junge ist.

Alles andere wäre ihr gegenüber mehr als fahrlässig.

Und in so einem Fall... habe ich kein Interesse daran, dass sich Ran weiter mit einem Typen wie dir abgibt. Dann werde ich dafür sorgen, dass du nie wieder überlegen musst, wie du ihr deine Liebe mal irgendwann gestehst, das versichere ich dir.

Dann bist du nicht mehr die erste Wahl für Ran.“

Er schluckte tief, stand starr wie zur Salzsäule da. Erst jetzt schien ihm klar zu werden, wie nah wohl auch Ran daran kam, getötet worden zu sein. Wegen ihm, nicht wegen irgendjemand anderem, wegen ihm.

„Außerdem...“, begann Sonoko doch noch einmal und diesmal wieder frech grinsend.

„Ich hab dir noch einen sehr guten Grund hinterlassen, Ran die Zusammenhänge genau zu erklären...

Ciao Ciao!“

„Hey... hey warte, wovon redest du? Sonoko!“ Aber sie war bereits wieder in den Winkeln des Museums verschwunden, suchte den Geheimgang auf. Conan stand noch ein paar Sekunden wie angewurzelt stehen, als plötzlich ein Stein heraus brach aus der eingestürzten Wand des Eingangs und eine ihm wohl bekannte, verängstigte Vaterstimme entgegen schallte.

„RAAAAN!“

Ein Sturm zieht auf...

Hallo an alle Lesenden,
 

und willkommen zum Epilog dieser FF. Ja ihr habt das Ende erreicht. *ggg*

Ob wohl ich hoffe, dass gerade die letzten vier Kapitel euch einigermaßen gefallen/überrascht haben.
 

An dieser Stelle nun ein riesiges Danke Schön, an alle Kommischreiber während der gesamten FF, die in alphabetischer Reihenfolge wie folgt heißen:
 

BieneAngel

abgemeldet

fahnm,

Leira,

Shelling__Ford,

abgemeldet,

Vertschl.
 

Ebenso danke ich aber auch allen Favo-Listeneinträgen ganz herzlich:
 

BieneAngel

abgemeldet

fahnm

kariyami

abgemeldet

Shelling__Ford

Shinigami-Killua

Varlet

Vertschl
 

Vielen Dank für eure... Gutheißungen, und bei einigen muss ich wohl auch von Ausdauer reden. ^______________________________________^
 

Hier nun also der Epilog noch, der... ach ich melde mich nach diesem Kapitel nochmal, also verrate ich nicht zu viel, nur eines. Am Anfang habe ich mal ein Motiv aufgegriffen, dass bei Detektiv Conan, sowohl Manga als auch Anime, sehr häufig vorkommt. Ich wollte es auch mal probieren und hoffe, es kommt deutlich heraus.

Wenn nicht, am Ende nochmal hier schreien, dem schick ich die Antwort per ENS. ;]

Ach ja, wie ihr seht, ich bin im sechsstelligen Bereich gelandet: über 100000 Worte. Nun gut, bedingt durch lange Vorreden... *lalalala* *versuchtmehrWorteinsVorwortzuquetschen*

Ohne diese nur etwa 97000, aber immer noch meine mit Abstand längste FF bisher.
 

Und nun erstmal noch viel Spaß beim Lesen!
 

Bis nachher gleich, liebe Grüße, Diracdet
 


 

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Epilog: Ein Sturm zieht auf...
 

'Die Polizei hatte, für Onkel Kogoro quälende vierundvierzig Minuten gebraucht, um sich durch den Schacht des Museumseingangs zu graben.

Dann endlich konnte er seine, immer noch friedlich schlummernde Tochter, die wohl einen Schwächeanfall erlitten hatte... in die Arme nehmen.
 

Der ebenfalls noch bewusstlose Sinjo Tanahi lag bereitwillig dar, und präsentierte den wohl besten Beweis seiner Schuld in der rechten Hand: die in Plastik verpackte Pistole, die innen zwar Rans Fingerabdrücke trug, aber auf der Außenhülle der Tüte lediglich seine aufwies.

Aus seinen Aussagen, sowie denen von Ran und mir ergab sich für die Polizei das folgende Bild:

Ran, die von sich aus das Museum betrat, weil der Schiffseigner sie dahin lockte, hatte sich wegen der unangenehmen Situation, dort eingeschlossen worden zu sein, sowie der damit verbundenen nervlichen Belastung mit der Schauspielerin Chris Vineyard, die sich dort ausruhte vom Stress der Fahrt, angelegt und war in Streit geraten. Ein Streit, den Herr Tanahi fälschlicherweise als ein tieferes Problem zwischen den beiden Frauen interpretierte. Sein Auftritt danach, sowie auch meiner konnten schlecht geleugnet werden, wohl aber, was geschah, nachdem Ran das Bewusstsein verlor. Chris war plötzlich geflohen, konnte von einem kleinen Jungen natürlich auch nicht aufgehalten werden und verließ durch den Geheimgang, den auch Tanahi benutzte, das Museum und verschwand auf dem Schiff spurlos. Vermutlich hat sie sich ein neues Versteck gesucht und war bei der Ankunft im Hafen unauffällig von Bord geschlichen. Von Seiten der Polizei wurde dies lediglich als Panikreaktion auf den Mordversuch, der auch sie beinhaltete, gewertet und somit keine weitere Suchaktion gestartet. Insbesondere, da die von Herrn Tanahi genannte Schusswaffe der Schauspielerin, die Ran und ich nicht bestätigten, sich nicht auffand. Gründliche Arbeit einer höheren Mach, vermute ich mal ganz spontan...

Sonoko wiederum habe ich nicht erwähnt. Die tauchte kurze Zeit, nachdem Ran erwachte und alle aus dem Museum kamen, mit tränenden Augen wieder auf und entschuldigte sich tausend mal, ihrer Freundin in den Armen liegend, dafür, plötzlich sich wohl übermüdet gefühlt zu haben, als sie in ihrem Zimmer waren und deswegen praktisch im stehen eingeschlafen zu sein. Und ich dachte, ich könnte gut schauspielern, aber ihre Vorstellung...

Den angeblichen Erbsohn Hideki Yuhara fand man in einem der Rettungsboote versteckt wieder. Wie erwartet gestand er unter dem Anblick der Polizeimarke sofort seine wahre Identität als kleiner Schauspieler aus einem Theater. Er wurde anonym engagiert, per Telefon, dass er für eine außerordentlich hohe Summe auf der Ocean Goddess Jungfernfahrt die Rolle eines schlecht erzogenen milliardenschweren Playboys spielen sollte. Alle zwanzig bis dreißig Minuten herumstreunen auf dem Schiff, dazwischen schlechte Luft verbreiten, und sowohl kurz vor Mitternacht als auch pünktlich zum Sonnenaufgang verschwinden, in letzterem Fall in besagte Rettungsboote. Er gab an, das ganze als eine besondere Showeinlage verstanden zu haben und bezog wohl sogar die Anschläge dabei mit ein. Vermutlich hätte er sogar gelacht, wenn man ihn statt als Zeugen, als Mordverdächtigen festgenommen hätte. Manche Leute sind wirklich... komisch...

Was Herrn Meahara anging, der fand sich schließlich, ebenfalls versteckt, auf den Örtlichkeiten in der Nähe der Blauen Ebene wieder. Er hatte kurz vor Mitternacht den Saal verlassen, um den Vortrag seiner ganz persönlichen 'Feindin', Doktor Coldwell, nicht anhören zu müssen. Ein Schritt, der Tanahi natürlich in die Karten spielte und Meahara als Verdächtigen darstellte. Daraufhin hatte der Gastgeber in seiner Zeit danach auf der Ebene per stille Post die Anschuldigungen gegen den Vorstandsvorsitzenden von Karana Electronics verbreitet und ihn so unter Druck gesetzt. Die Explosion bei Sonnenaufgang war dann der sprichwörtliche Funken, der seine Angst entzündete und er ergriff die Flucht in das nächstgelegene Versteck, die Toilette.
 

Alle diese verbliebenen Fragen konnten auf der noch etwa zwei Stunden dauernden Fahrt bis in den Tokioter Hafen geklärt werden, wo die meisten Passagiere und nach einer abschließenden Befragung auch wir ohne gleich ins Polizeirevier zu müssen nach Hause fahren konnten.'
 


 

Die Sonne stand bereits hoch für diese Jahreszeit, halb elf Uhr vormittags, als der kleine Mietwagen von Kogoro den ewig langen Pier entlang fuhr, den die Insassen vor nicht mehr als zwanzig Stunden noch genossen hatten. Der so imposante Steg, fünf Kilometer hinein in die Bucht der größten Stadt der Welt, gebaut einzig und allein für das größte Schiff der Welt...., welches nun vielleicht niemals wieder fahren sollte.

Kogoro blickte angestrengt nach vorne, als wäre das fahren auf gerader, freier Strecke die höchste Herausforderung für den menschlichen Geist hinter dem Steuer, jedoch fixierten seine Augen immer wieder den Rückspiegel. Und darin zwei junge Menschen, die beide tief in ihren Welten verschwunden schienen.

Conan starrte mit verschränkten Armen vor sich hin auf die Rückenlehne des Beifahrersitzes, durchbohrte sie förmlich. Ihm hingen ebenso dunkle Gedanken im Kopf wie Wolken vor seiner Stirn und eine ganz vordere... war... ein Ultimatum.

Ein Ultimatum, das ihn zwang, kurz in die gleiche Richtung aufzuschauen, die auch Kogoro anvisierte. Dessen Tochter. Rans Blick war abgewandt, von beiden, hinaus aus dem Fenster, mitten in die Sonne. Was anderen eigentlich einen stechenden Schmerz in den Augen verursachte, schien sie fast magisch anzuziehen. Als wollte sie diesen Schmerz ertragen, als Strafe... für eine Schuld, die sie sich aufbürdete.

In jedem Fall verdeckte der Winkel für beide die Aussicht auf ihr Gesicht, ihre ganze Mimik verschwand hinter dieser Überblendung, so dass man nur erahnen konnte, was sie dachte...

Tief atmete Kogoro einmal durch, bevor er ruhig anfing.

„Ran...“

„Hm...“, kam es noch ruhiger, ohne eine körperliche Regung zur Antwort. Erneut stöhnte er, wählte seine Worte mit Bedacht.

„Es war... es hatte... nichts mit dir zu tun. Es war dieser Tanahi. Er ist der Mörder, der einzige, auf diesem Schiff. Er ist für alles, absolut alles verantwortlich gewesen und genau das hat er auch gestanden. Vergiss es, du...“

„Das kann ich aber nicht, Paps!“ Mit Bestimmtheit und doch der Ruhe einer verzweifelten Seele sprach sie aus, was sie sich dachte, seit der Grund für Kapitän Karasumas Tod ihr bekannt war.

„Warum... warum, Paps, hat er... warum hat er nicht einfach... mich getötet?“

Er wusste, dass sie diese Frage beschäftigte, auch Conan wusste das, er biss sich dafür auf die Lippen, es ausgesprochen zu haben, dort im Museum. Aber... Ran hätte es ohnehin aus den restlichen Zusammenhängen ableiten können, und... etwas schien ihn in seiner Beurteilung der Situation zu beeinträchtigen, ein Detail, verlieh dem Fall während der Aufklärung eine besondere Würze, die in ihm zu Wut wurde... Ran selbst. Sie als Ziel... wegen Rache... für seine Taten. Er hätte dort stehen sollen anstatt Ran, so wie sie meinte, sie sollte eher an diesem Anker ertrunken sein als Natsuke Karasuma. Es wäre zum lachen gewesen, wäre es nicht zum heulen, wie ähnlich doch ihre Gedanken waren, die dennoch der eine dem anderen auszureden versuchte.

Auch Kogoro kam nicht umhin, sich dieser Frage stellen zu müssen, und ihr jetzt eine Standpauke zu halten, war vollkommen abwegig, dafür ging Ran dieser Fall viel zu nahe. Nur leider kannte er die korrekte Antwort selber nicht. Warum es Tanahi nicht gleich getan hatte.

„Weil... weil er...“

„Die Dimensionen. Er hat sich mit den Dimensionen übernommen.“ Conans zarte Stimme, ebenso ruhig, wie die aller anderen hallte durch das Mark der Oberschülerin, augenblicklich stieg ihr ein wenig Farbe ins Gesicht.

„Wie, Dimensionen?“, erkundigte sich ein erstaunter Fahrer.

„Na... der Fall um seine Tochter ist einen Monat alt, an dem Schiff baut er mindestens zehn Jahre, also glaub ich Tanahi, dass er sich ursprünglich damit wirklich einen Traum erfüllen wollte. Dass er... alles perfekt und übergroß machen wollte. Die Schiffsgröße selbst, die Blaue Ebene, die Fenster, das Aquarium, die Bühne, das Museum, alles eben. Es war doch... riesig.

Ich denke... genauso überdimensioniert ging er auch an den Mordplan heran... viel zu umfangreich, mit etlichen Winkeln in jedem Detail...“

„Tse... größenwahnsinniger Spinner...“, spuckte Kogoro abwertend als Reaktion aus, während Ran nur leise ein Wort vor sich hin murmelte, die Adresse blieb nur ihr bekannt.

„Idiot...“ Eine kleine Träne, unbemerkt für die anderen Insassen bahnte sich ihren Weg.

„Deswegen... hat vermutlich auch Monsieur Brefford versucht, ihn zu überführen...“

„Wie... wie bitte?“ Kogoro war schlagartig wieder hell wach, nachdem die letzten Worte immer leiser zu werden drohten.

„Dieser Möchtegern Alleswisser vom Dienst, der aber anscheinend nicht wusste, wer der Täter...

Moment, wusste er etwa von Anfang an, worum es ging?!?“ Nun musste sogar Ran auch hinhören, zwang sich jedoch, den Kopf noch nicht Conan zuzuwenden. Sie konnte ihn jetzt nicht ansehen.

„Denkt mal zurück, bei unserer Begrüßung, als dieser Schauspieler, der Nakinas Bruder darstellte, zum ersten Mal auffiel. Brefford meinte, ihn zu kennen, ohne ihn vorher getroffen zu haben. Im Nachhinein ist das doch unmöglich, da Hideki Yuhara gar nicht existiert, außer...“

„Außer er wusste ganz genau, dass es sich um einen Darsteller handelte, der genau diese Rolle spielte. Das ist doch wohl ein schlechter Scherz!“

„Tanahi hat es wohl kaum als Scherz empfunden, so verstört, wie er ganz kurz wirkte in diesem Moment...“

Kogoro kniff die Hände am Lenkrad fest zusammen.

„Ich fass es nicht, was ist das denn für ein Kerl? Er hätte doch offenbar einfach alles verhindern können. Statt dessen macht er hier auf göttliches Wissen und göttliche Neutralität.“

Conan hätte auch diese Frage beantworten können, zog es aber vor, diesen Gedanken auch in seinem Kopf zu lassen

'Genau, Onkel Kogoro, er tut so... als wäre er neutral. Als würde er nicht eingreifen in den Lauf der Dinge...

Macht und Verantwortung. Die meisten Leute glauben, Macht bringe automatisch Verantwortung mit sich, aber das stimmt so nicht. Die Verantwortung ruht in unseren Taten, wir müssen zu ihnen stehen. Und jede unserer Taten begründet unsere Macht. Was bedeutet, große Macht erlaubt große Taten, welche große Verantwortung nach sich ziehen, aber niemand ist zu diesen Taten verpflichtet.

Die Verantwortung beinhaltet aber auch, dass man später an seine Taten erinnert wird, dass man auf sie festgelegt wird. Deswegen scheuen auch die meisten mächtigen Leute, ihre Macht wirklich zu nutzen. Es schadet ihnen mehr, als es anderen hilft.

Und offiziell... lebt auch Brefford nach dieser Maxime... offiziell.

Inoffiziell... verabscheut er wohl all die sinnlosen Aktionen der Menschen, die nur zu gegenseitigem Auslöschen führen. Und wenn Tanahi vor dem Fall mit seiner Tochter ein etwas besserer Mensch war, den er kannte, den er mochte, so wird es ihm vielleicht besonders schwer gefallen sein zu sehen, wie dieser in die Untiefen der Rachegelüste hinab stieg. Er wollte ihn vor sich selbst schützen, indem er ihn dezent, unauffällig für die anderen auffliegen ließ. Der Ausspruch von gestern Abend, als er ihn quasi bloßstellte, sollte wohl schon ausreichen, Tanahi von seinen Vorhaben abzuhalten, aber es funktionierte nicht.

Dazu dann der Mord an Natsuke Karasuma... das wird die letzten Sympathien, die Brefford für ihn empfand, ausgelöscht haben. Deshalb gab er uns dann den Tipp mit dem Sonnenaufgang.'

Ein trauriges, schmales Grinsen trat auf sein Gesicht.

'Ganz so... grau in einer schwarzweißen Welt sind Sie wohl doch nicht, Brefford. Und vor allem... ist deutlich zu erkennen, welche Richtung Sie wählen...'

Er lehnte sich an sein Fensterbrett, stützte mit dem Arm sein Kinn, spürte den dünnen Umschlag unter seinem Jackett. Sehr dünn, sicher nur ein Brief. Der Inhalt interessierte ihn doch sehr, aber er konnte ihn wohl erst in der Detektei in Ruhe lesen.

'Aber etwas ist merkwürdig... Woher wusste Brefford denn, wie mein Gespräch mit Sharon verlief?

Sonoko meinte doch, sie kam gerade so noch rechtzeitig hier her um uns abzupassen... also...

Moment mal, sie wird doch nicht...'
 


 

Die weiße Limousine der Suzuki-Familie war bereits einige Zeit früher an dieser Stelle vorbei gekommen und befand sich nun auf dem Weg zum großen Anwesen des Konzernchefs.

Sonoko lehnte leicht genervt drein blickend an ihrer getönten Seitenscheibe, wirkte traurig als sie nach draußen starrte, dann sich nach vorne wandte.

Ein kleines, azurblaues, knopfartiges Gerät zuckte in ihren Händen, wurde von einer schnellen Bewegung in die Luft geschnipst, nur um dann wieder sicher in der Handfläche zu landen.

'Wie klein doch heutzutage Wanzen sind...'

Ein ironisches, schwaches grinsen durchzog sie.

'Ran war wirklich vollkommen auf diese Vineyard fixiert. Sie hat überhaupt nicht gemerkt, wie ich ihr das Ding unterjubelte.

Hmhm... und Shinichis Empfindungen zu ihr, das hat ausgereicht, dass er auch nicht bemerkte, wie ich es zusammen mit dem Diktiergerät wieder entfernte. Jaja... ein echter Gentleman, der geflissentlich wegschaut, wenn Frau an ihrem Dekolleté fummelt. Zumindest im Fall dieser Frau...'

Ihre Gedanken kreisten unruhig. Auch sie beschäftigten einige Fragen.

'Was sollte das, Shinichi? Warum... hast du Vermouth so... zerstört? Rache ist doch wohl nicht dein Motiv... und wenn, hättest du das meiste davon gegenüber Tanahi abgebaut.

Nein, du wolltest ihr ganz bewusst erzählen, was hinter dem Tod ihres Mannes steckte, mit dem Ziel bist du aufs Schiff gekommen.

Aber wieso? Was bezweckt du damit?'

Sie fuhr sich entnervt durch die Haare schaute gereizt durch die Fensterscheibe.

„Menno! Selbst wenn ich meine, mehr zu verstehen über die Zusammenhänge als du, verwirrst du mich noch.“

Sie sah kurz auf, ob der Chauffeur sie gehört hatte, dieser zeigte aber keine Regung, bewegte seelenruhig den Straßenkreuzer weiter.

'Wobei... Wissen... tse, ich weiß ja nicht einmal, was Mireille so besonderes von ihm will. Ich hab ihr doch gesagt, er wird einer Mörderin nicht wirklich helfen wollen.

Und dass ich ihn zu einer Erklärung gegenüber Ran zwinge... nun Brefford hat nichts dazu gesagt, also geht das wohl so klar...'

Nun musste sie doch wieder schmunzeln.
 


 

„Was gibt es, Brefford?“

Mireilles Stimme klang am Telefon genau so frei von irgendwelchen Neigungen wie sonst auch. Sie sprach nicht emotionslos, und doch konnte sie ebenso gut gerade Tee kochen, oder einen Menschen getötet haben. Und doch... er kannte sie lange genug, ganz unterschwellig schwang da eine Priese Überlegenheit mit, die sie sonst ihm gegenüber unterdrückte.

„Sie wussten von den Kassetten von Elena Miyano?“ Auch er tat von der Ausdrucksweise her ruhig, unbewegt, aber etwas in ihm schien mit sich zu hadern, wie er die Ereignisse des Morgens bewerten sollte.

„Vielleicht... ehrlich gesagt, nicht direkt. Aber Sie anscheinend auch nicht.“

„Wirklich beeindruckend der Junge, das geb ich zu. Fräulein Suzuki hat ihm Ihren Brief übergeben.“

„Ja... und danke.“ Das war nun wirklich emotionslos und Brefford wusste genau, wie viel Mireille diese Antwort in Wahrheit bedeutete, wie im Hintergrund eine junge Frau gerade leuchtende Augen bekommen würde, nur um diese dann aber sofort in einer Tasse Tee zu ertränken...

„Aber... werte Damen... ich denke, Sie sollten nicht übertrieben jubeln. Glauben Sie mir, einen solchen Beweis gibt es in Ihrem Fall nicht. Den hätten wir, genau wie die Kassetten, gefunden.“

„Ein Detektiv wächst mit seinen Aufgaben, Brefford. Und dass er nicht garantiert, dass wir Erfolg haben, das ist eine andere Sache...“

„Was haben Sie jetzt vor?“ Die Frage brannte ihm schon länger auf der Zunge, während er in einem Taxi zum Flughafen fuhr und die Skyline anstarrte.

„Sie wissen, auch Sie können nicht einfach hingehen und...

Das hätten Sie bereits getan, wenn es Ihnen nur um den Jungen ging, nicht wahr?“ Die Erkenntnis streifte ihn unliebsam, verursachte schwache Bauchschmerzen. Mireille musste in sich hinein lachen, als sie antwortete.

„Wenn diese Schifffahrt so verlaufen ist, wie wir uns dachten, dann sollte unser kleiner Meisterdetektiv doch nun wissen, was er zu tun hat... mehr noch, er hat begonnen, die Schachfiguren auf seinem Brett zu bewegen.

Der Sturm... ist im Anmarsch. Und wir werden nicht mehr tun, als versuchen, eine letzte einzelne Information zu holen, bevor dieses Unwetter alles mit sich reißt.

Und was Ihren zweiten Gedanken angeht, auch ich habe halt ein paar... Gedanken.

Einen guten Flug, Brefford.

Au revoir.“

„Halt, warten Sie...“, doch Mireille hatte bereits aufgelegt und so schaltete auch er sein Funkgerät aus, steckte es in die Tasche neben sich und ließ sich in das Polster des Taxisitzes zurück sinken.

'Der Sturm... er will ihn wirklich entfachen?

Und hat sich gleich dafür... die gegnerische Dame gesichert. Aber dennoch... er weiß doch eigentlich noch viel zu wenig... und außerdem... seine Freundin wird ja nun auch mit drinne stecken.

Wissen ist Macht, Herr Kudo. Und Macht bedeutet Verantwortung... Halbwissen aber... ist unverantwortlich, seien Sie sich dessen bewusst... Holmes.'
 


 

„Was ist denn?“

Gin's Stimme klang ebenso unbewegt wie eh und je, als er Vermouths Anruf am Handy entgegennahm.

„Good Morning, Darling.“

„So weit ich gehört habe, war's für dich keiner.“ Er grinste böse über den Fernsehbildschirm, verfolgte den Bericht, der nicht ausließ, dass Chris Vineyard im Museum eingeschlossen und mit einer Waffe bedroht wurde...

„Irony, that's life. Es ging nicht um mich, sondern um irgendeine Göre, die dieser Tanahi aus Rache töten wollte. Ich stand halt leider in der Schusslinie, aber mir geht’s gut, danke der Nachfrage.“

„Ich hab nicht gefragt.“, kam es kalt zurück.

'Natürlich nicht, mein Anruf war schon Bestätigung genug, alles andere interessiert dich nicht wirklich...'

„Sag dem Boss, dass ich vorläufig nicht verfügbar bin.“

„Wie bitte? Bin ich dein Sekretär, regel deine Angelegenheiten alleine. Und außerdem, wenn ich mich recht erinnere, kannst du nicht mehr einfach so verschwinden wie damals, vor dem Unfall im Hafen.“

„Oh, ich habe nicht vor zu verschwinden, ich brauche nur eine Pause. Ich bin in der kleinen Blockhütte, in den Bergen von Hokkaido. Er kann mich jederzeit erreichen. Und ich hab den Umweg über dich gewählt, um deine liebliche Stimme zu hören, Darling.“

So sehr sie auch die überlegene, eiskalte Mörderin raushängen ließ, sie war nicht imstande, ihre innere Unruhe in ihren Worten zu unterdrücken. Es nagte zu sehr an ihr. Sie brauchte wirklich eine Pause, Ruhe, Abgeschiedenheit, fern von der Organisation.

„Verschon' mich mit dem Scheiß Getue, ja? Nur, weil du für die Aktion am Samstag nicht gebraucht wirst, geht das, klar?“

Die Aktion am nächsten Samstag. Die hatte sie mittlerweile ganz aus ihren Gedanken gestrichen. Ein unnatürliches, zwischen Betrübtheit und Schadenfreude gleitendes Bild zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.

'Mit Noir in Japan... kann diese Aktion in einer Katastrophe enden... für die Organisation... aber auch für Japan.

Ein Sturm zieht herauf...'

„By the way... ich weiß, es ist ewig her und du vergisst die Personen, die du getötet hast, aber... vielleicht erinnerst du dich in diesem Fall...

Wie war das mit der Schwester... deiner kleinen Freundin, Akemi Miyano?“ Sie hatte selbst vorher eine Weile in Gedanken verharrt und war sich nun nicht sicher, ob Gin überhaupt noch am anderen Ende der Leitung war, aber ein leichtes Atmen ließ sie aufhorchen.

„Wie du schon sagtest, ich vergesse diese Dinge. Das einzige, was mir noch im Kopf rumspukt ist, dass der Boss wollte, dass diese Frau 'eliminiert' wird, ohne dass die gute Sherry damit ein Problem bekommt.

Tja, ich dachte, so integriert wie sie in die Forschung wäre, würde sie wegen ihrer Schwester nicht so ausrasten. Mal ehrlich, wer hätte das erwarten können, dass sie die Organisation verrät...“

Ein diabolisches Grinsen legte sich auf seine Lippen, was selbst durch den Hörer zu vernehmen war.

„Ja... right, who could have expected such behaviour?

Bye Darling.“

Sie legte blitzschnell auf, bevor er fragen konnte, wie sie auf die Frage kam, lehnte sich noch eine Weile an die kühle Wand der Seitenstraße, in die sie sich verzogen hatte.

'Who could have expected that? Yeah, nobody... exept you.'
 

Gin's Grinsen ließ schlagartig nach, als er den Hörer niederlegte und sich umwandte.

'Diese Schifffahrt muss ja wirklich mehr als interessant gewesen sein, wenn du solch alte Kamellen rausholst, Vermouth.

Das heißt also, es geht los.'

Er legte die kalte Miene wieder auf, die ihn sonst so kennzeichnete, schnappte sich seinen Mantel und machte sich auf den Weg.
 


 

'Wäre es möglich, dass Sonoko Ran eine Wanze untergejubelt hat, bevor sie sich trennten?'

Unwillkürlich sah er zu Ran auf. Womöglich hatte sie sie noch bei sich.

„Du, äh, Ran?“

Nun war es doch soweit, er wollte doch tatsächlich mit ihr reden. Wie konnte er nur?! Ran wurde innerlich wild, ihr Herz schlug wie verrückt, trieb ihr eine ungewollte Färbung aufs Gesicht, während sie langsam, metallisch fast, sich Zentimeter für Zentimeter umdrehte, bis sie zumindest nach vorne blickte. Ihre Augen waren winzig klein geworden, starrten angestrengt ins nichts, dazu ein vollkommen erröteter Teint als hätte sie zu lange in die Sonne geschaut, direkt beängstigend, welche Gefühle, sie wohl gerade plagten.

„W-was... was ist denn, C-Conan?“

„Äh... also... du,... dein, dein Kleid, wäre es möglich....“ Er wusste auch nicht ganz, wie er seine Frage formulieren sollte, ihr Kleid näher betrachten zu dürfen. Sein Blick fiel fast automatisch auf

ihr Dekolleté, das nun mehr als ausgeleiert wirkte, ein Effekt, den der unbeteiligte Zuschauer aber auf einige gerissene Fasern bei der Explosion schob.

Sofort reagierte Ran, als sie seine Blickrichtung wahrnahm, fuhr schlagartig zu ihm um, beugte sich über ihn.

„WAS IST DENN?“, schrie sie ihn förmlich an, tiefe Wut im Gesicht, gleichzeitig aber noch stärker gefärbt als eben schon, wenn das überhaupt möglich war.

„Sprich dich aus, Conan, oder lass es, ja?“

„Äh... äh... nichts, rein gar nichts...“ Der eh schon kleine Junge wurde in seinem Sitz förmlich zum Zwerg und krümelte sich in sich zusammen, als Schutzreaktion.

Beleidigt verschränkte Ran die Arme, drehte sich, immer noch mit winzigen Augen und diesem krassen rot im Gesicht zur Seite weg

'Was... was hat sie denn... auf einmal? Wegen dem Dekolleté?

Moment, von Sonoko konnte ich ja nichts erzählen... und Vermouth war verschwunden, das heißt doch wohl nicht etwa... sie denkt, ich hätte, das Diktiergerät... WAAAH!'

Schlagartig wurde er genauso rot und bekam genauso kleine Augen wie seine Freundin neben ihm.

„Ran... Nein, nein, ich war... also ich... war nicht...also...?“ Erneut drehte sie sich zu ihm um, wählte den beschuldigenden Blick, der ihn bitter traf. Ja, sie glaubte, er hätte das Gerät entfernt... mit allen Konsequenzen, inklusive dem Aspekt, dass er Shinichi Kudo sein könnte...

„Was, was warst du nicht?“, kam es mit tief sarkastischem Unterton, auch wenn immer noch ihre Mimik eher die peinliche Stimmung simulierte, die sie innerlich bestimmten.

'Warum musste er das tun? Hat er denn... überhaupt keine Scham? Shinichi...!“ Ihr Kopf musste bereit sein, als Bratpfanne zu fungieren, so warm war ihr.

Schließlich, selbst hilflos, wandte sich Conan selbst beleidigt ab.

„Ach nichts...“

Und plötzlich konnte Kogoro im Rückspiegel erleben, wie beide Kinder quasi symmetrisch sich zur Seite abdrehten, beide mit hochrotem Kopf und beleidigten Mienen die Scheiben anstarrten.

'Was ist denn nun kaputt?', konnte er nur mit einem Augenbrauenaufschlag kommentieren.

Conan kamen Sonokos Worte vom Ende ihres Gesprächs in den:

'Ich hab dir noch einen sehr guten Grund hinterlassen, Ran die Zusammenhänge genau zu erklären...

Ciao Ciao!'

Ja, jetzt war ihm klar, was sie meinte. Und ihm fiel dazu nur ein Satz ein.

'Sonoko...

DU. HINTERHÄLTIGE. GANS!'
 


 

„Ggrrgg“, konnte sich die hinterhältige Gans vor lachen kaum halten, als sie an Rans und Conans Gesicht in diesem Moment dachte.

'Chaka, Shinichi! Du schaffst das schon. Oder willst du Ran echt glauben machen, ihr Geliebter hätte sie in den Schlaf geschickt und dann an ihrem Busen rumgefummelt?

Das ist doch wirklich ein Grund, sie dezent über die Zusammenhänge aufzuklären, findest du nicht?'

Verschmitzt steckte sie die Wanze wieder in die Tasche, während die Limousine langsam auf das Anwesen ihrer Familie einbog.
 


 

________________________________________________________________________________
 

So... ENDE!

Wie gewohnt, ein Ende, das bei mir keins ist und auch irgendwie schon auf die weiteren Ereignisse hindeutet. (Und ich hoffe, ihr konntet zuletzt etwas schmunzeln...)
 

Denn, ja... es gibt auch eine Fortsetzung... in Planung, falls ihr immer noch nicht genug habt von mir. ;p

Wenn dem so sein sollte, würde ich diejenigen bitten, mir Bescheid zu sagen, per ENS oder GB-Eintrag... oder, ich hab gehört, man kann auch leere HAs schreiben, wenns was originelleres sein soll... *ggg*,

nur, damit ich schon weiß, wen ich dann später wieder nerven kann. ^^'

Denn... es wird diesmal dauern. So Leid es mir tut, das Berufsleben hat mich eingeholt, das hab ich in dieser FF gemerkt, die öfters unter ziemlichem Zeitdruck entstand, sicher nicht zu ihrem Vorteil und deshalb werde ich für die nächste FF etwas Vorlauf brauchen. Grob geschätzt werde ich erst August anfangen hochzuladen, vorher ganz sicher nicht.

ABER, ich werde sicher nicht ganz verstummen so lange. Mindestens zwei Oneshots plane ich für diese Zeit, der erste kam doch ganz gut an, hatte ich das Gefühl.

Auch hier natürlich die Frage, ob ich jemandem zum gegebenen Zeitpunkt Bescheid sagen soll? *neugierigimAuditoriumsichumguckt*

Und des weiteren werden alle bisherigen Werke nun endlich einer Grundreinigung unterzogen (also das ist mein ganz optimistischer Plan...), so dass gerade die, die schon länger dabei sind, vielleicht öfter lesen werden, dass mal eben zehn Kapitel oder so, neu drinne stehen, ich bemüh mich, sprachlich alles nun auf ein ansprechendes und vor allem einheitliches Niveau zu bringen, inhaltlich werde ich höchstens Fehler im Gesamtkontext suchen, aber nicht ganz neue Storys schreiben, keine Angst. ;p
 

Nun, dann wünsche ich euch nun allen einen schönen Frühling und Sommer, zumindest diejenigen, die ich vorher nicht lesen werde und weiter geht’s dann im Spätsommer, oder genauer, in einer Woche. ;]
 

Viele liebe Grüße, bis bald, euer Diracdet



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Kommentare zu dieser Fanfic (88)
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Von:  inori_chan
2013-07-06T11:36:41+00:00 06.07.2013 13:36
Von allen Teilen dieser FF fand ich diesen bisher am besten, besonders das Gespräch mit Vermouth und das Ende^^
Großes Dankeschön!! :D
Von:  Black_Taipan
2010-03-31T13:05:07+00:00 31.03.2010 15:05
Allora,

ich habe es nun endlich auch geschafft, die ganze FF zu lesen.
Ich gebe zu, dass mir etwas der Kopf rauscht - es steckt soviel Handlung in dieser Geschichte drin, was ich zuerst etwas verarbeiten muss. :b

Zum einen der ganze Fall mit dem Schiff, den Mordanschlägen und verschiedenen Theorien dazu. Ich fand es interessant, wie ständig Ideen zum Fall aufgegriffen und fallen gelassen wurden, nur um dann im nächsten Kapitel wieder aufzutauchen. Beispielsweise die Vermutung, dass das Bullauge verwendet wurde, um die Meeresbiologin über dem Aquarium schweben zu lassen - Kogoro und Conan haben dies ja öfters durchgedacht. :b
Conan und Kogoro denken bei der Rettungsaktion beim Aquarium auch sehr ähnlich. Solche Szenen finde ich immer sehr faszinierend - obwohl die beiden Detektive sehr unterschiedlich sind, so ticken sie in gewissen Augenblicken doch sehr synchron. Beide können nicht nachvollziehen, warum jemand einen anderen Menschen foltern kann.
Ich kann dies auch nicht verstehen, weswegen mir Tanahis Auführung sehr übertrieben vorkam. Warum bringt der Kerl mindestens einen Mensch um (Yoko und Crowell hätte es noch treffen können), nur um vom eigentlichen Akt abzulenken? Die Erklärung am Ende machte dann aber schon viel Sinn - wenn man sich das ganze Schiff anguckt, welches an sich schon mehr als übertrieben ist, dann wundert es auch nicht, dass er seine Rache so gross anlegt.
Schade, dass dabei das Schiff, an welchem er so lange geplant hatte, missbraucht hat. Es erinnert mich ein bisschen an den Typen aus dem ersten Conanfilm, der alles mögliche in die Luft lagt, weil die Symmetrie nicht mehr stimmt... Manchmal greifen Täter zu übertriebenen Mitteln.
Mein Verständnis haben sie nicht.

Ich fand den Fall gut beschrieben und verständlich, sowie echt spannend - wie oben erwähnt, so haben die ständigen Theorienwechsel für viel Action gesorgt. :)

Und dann kam noch der ganze Teil mit Vermouth. Ich grüble noch immer darüber, werde daher nicht soviel darüber labern, möchte nur kurz sagen, dass mir die ganze Theorie darüber echt gut gefällt. Sharons Mann mit den Gift in Verbindung zu bringen, das hatte ich auch schon einmal in Betracht gezogen.
Aber Toichi Kuroba und den Mord an Chris - soweit hatte ich nicht gedacht. Mir gefällt die Aufstellung und ich werde mir noch etwas lnger darüber den Kopf zerbrechen. :)

Allgemein kann ich sagen, dass mir der Actionpart am Ende wirklich gut gefallen hat. Ständig tauchen Leute auf, jemand anderes erhält die Macht.
Ich bin echt gespannt, wann und wie Shinichi es Ran sagen wird. Nachdem sich die gute Ran schon soweit in den Fall katapultiert hat, bleibt ihm nun keine andere Wahl mehr. Ran ist echt unglaublich...
Allgemein beobachte ich gespannt die Beziehung zwischen den einzelnen Menschen: Sonoko will Ran beschützen, Shinichi will Ran beschützen, Ran will Shinichi beschützen, Ran will aber auch Sonoko aus der Sache raushalten.... und Vermouth will ihre Angel auch beschützen.
Eine verwirrende Angelegenheit, wie ich finde.
Aber auch ausbaufähig. :b

Zu Noir und Les Soldats habe ich bisher nichts gesagt - ich versuche nach wie vor noch die vielen Stränge in deiner Geschichte zu entwirren. Ich blicke noch nicht ganz durch, was die Leutchens vorhaben, bin aber gespannt. :)

Im Bewusstsein, sicher hunderte Details vergessen zu haben, schliesse ich hier - bevor mein Kommentar noch völlig im Chaos versinkt.

Wir sehen uns im 6. Teil wieder. :)
Liebe Grüsse
taipan
Von:  Vertschl
2009-10-03T20:08:01+00:00 03.10.2009 22:08
Hi! :D

Ich habs geschafft! Ich kanns noch immer nicht fassen, aber ich hab es geschafft die FF durchzulesen (und das in einem Stück ;)[sorry früher ging es nicht])
Das drittletzte Kapitel war genauso spannend und faszinierend wie die ganze Story! :)
Ich muss sagen, dass es mir viel leichter gefallen ist diese Story zu verstehen, als die vorigen. Es war nicht so.. wie soll ich sagen? kompliziert und verworren geschrieben.
Ich mach mich so schnell wie möglich auch an die nächste Story.

Bis dahin,
Verena
Von:  life-of-books
2009-04-19T17:32:02+00:00 19.04.2009 19:32
wie ich seh haben sich schon einige leute sich sehr gut über deine ff geaüssert.
und eigentlich sagen alles das gleiche;
gut gemacht!!!
deine ffs und damit meine ich alle von teil 1-5 waren sehr durchdacht und gut geschrieben.
es ist so spannend, dass ich sie mir echt alle an einem tag hintereinander durchlesen musste.
es war wie ein zwang, und das zeigt, dass du wirklich viel talent hast.
mach weiter so und hab viel spaß!
bin schon auf die fortsätzung gespannt

LG l-o-b
Von:  Leira
2009-03-10T18:11:44+00:00 10.03.2009 19:11
Und nun ist sie zu Ende... *seufz*
Schade eigentlich ^^;

Ich muss sagen, vor allem die letzten Zeilen des Epilogs haben mir gefallen ^^
Sonoko, wie sie leibt und lebt- überhaupt, die ganze Szene könnt ich mir so wie sie da steht super im Manga vorstellen ^^;
Gut gemacht, ehrlich!

Nun ^^
Was soll ich sagen- wenn ich mir zwei gewisse Vorrednerinnen ankucken, bleibt mir nicht viel übrig *g*

Ich freu mich auf alle Fälle auf die nächste Geschichte,
wünsch dir jetzt schon mal viel Erfolg beim Schreiben,

und bleibe bis dahin deine Leserin Leira ;D

PS: Deine Rätsel und Mordfälle sind auf alle Fälle sehr viel kniffliger als meine! ^////////^
Von: abgemeldet
2009-03-08T18:14:36+00:00 08.03.2009 19:14
Hayy =)

Also, der Epilog hat mir echt gut gefallen :)
Aber ich beginne mal dreist am Anfang ;):

Dieser ist im Übrigen wirklich sehr conanlike!
Monsieur denkt und erzählt uns dabei, was alles passiert ist ohne dass ellenlange Gesten und Gespräche noch durchgekaut werden müssen. Gefällt mir wirklich sehr, dass du das so mit eingebracht hast.
Und alles renkt sich für den ersten Moment nach den brisanten Ereignissen wieder ein.
Ha. Typisch. Und klasse geschrieben! Ich begrüße es, wenn Shinichi im Körper Conans immer so einen Hauch von Amüsement und Ironie rein bringt.
Die besten beispiele sind wohl:
>> Und ich dachte, ich könnte gut schauspielern, aber ihre Vorstellung...<< (Sonoko)
&
>> Gründliche Arbeit einer höheren Mach, vermute ich mal ganz spontan...<< (Waffe weg)
Fantastisch!

Das Tatmotiv, das allen zu schaffen macht.
Ich finde es sehr schön, dass du das nochmal aufgegriffen hast, es ist wohl doch ein starker psychischer Punkt.

„Größenwahnsinnig.“ ^___________________^ Jaaa... ich schmunzle einfach mal breit ne...

-> Auch wenn es eigentlich eher nicht zum Schmunzeln ist in diesem Fall...

Macht und Verantwortung.
Ein wirklich schöner interessanter Punkt, den du da aufgegriffen hast.
Und auch deine Deduktion dazu gefällt mir...
Wenn ich schon anfange, kommen wir gleich zu Brefford, der mir persönlich im Moment am sympathischsten ist. (Trotz der kleinen Überlegenheit Mireilles.) Wirklich, ich mag ihn. :D
Und auch teilweise seine Ansichten der Menschheit.

Sonoko.
Naaaa toll! xD Dieses Weib wird wirklich immer gerissener...
Siehe Wanze.
Aber... ich muss gestehen, dass Shinichi sie trotzdem noch verwirren kann freut mich insgeheim nun doch! :P
Trotz ihres Wissens ist sie eben doch noch Sonoko... und außerdem... sie muss vielleicht erst lernen, mit diesem Wissen auch richtig umzugehen... Obwohl richtig wohl wieder Ansichtssache ist.
Ah, ein Punkt ist doch sehr typisch Sonoko, die Sache mit den Gefühlen von Shinichi für Ran ;) So ganz lässt du sie sich nicht verändern! ^____^

Meine Güte du springst ja hin und her! Aber gravierende Tapetenwechsel, die du uns da bescherst.
Sicherlich kannst du dir denken, dass mich der Verlauf der Geschichte nach dem Gespräch Brefford und Mireille + Noir, wie auch der nach dem Telefonat Vermouth und Gin, sehr sehr interessiert!
Es bilden sich da ja so manche Fragen...

Mal zu Ran und Conan.
*grins* JUHU! :D
Okay. *vom Triumphgefühl wieder runterkommt*
Jaaa... das Diktiergerät. Wann wird sich dieses wohl klären?
Im Ultimatum? Aber ich muss sagen emotional dramatisch lustig war die Szene :D
Sehr sogar... und die beiden ähneln sich wohl doch mehr, als sie glauben...

Also alles in allem wirklich die beste FF aus der Reihe! (Wohl auch die überraschenste...) Und es hat mir jedes Mal unheimlich Spaß gebracht zu lesen, welchen, zunächst für uns paradox erscheinenden, Punkt du dieses Mal herausgegriffen hast und den wir dann eigentlich hätten abspeichern sollen! ;)

Ich freue mich auf deine nächsten Werke und freue mich auf die ENS von dir, die mir anzeigen, dass ein neues Kapitel on ist ;) ~Indirekte Andeutung, dass ich benachrichtigt werden möchte~ xD

Bis bald! ^__~

Liebe Grüße ♥
Shi

PS: MÖP! Ich bin NICHT Letzte! ^________________________________________^ :D
Von:  Shelling__Ford
2009-03-08T13:25:19+00:00 08.03.2009 14:25
Hi ^.^

Kommen wir jetzt also (leider) schon zum Schluss dieser FF ^^,
Eigentlich schade das es schon wieder rum is *seufts* dennoch muss ich sagen sagen, ich finde den Epilog wirklich sehr sehr gelungen!
Auch der anfang ist denke ich wie du es wolltest sehr autentsich was Conan angeht! Die Abfolge der Aktionen des Abgeschlossenen Falles aus seiner sicht!
Ich muss sagen es hat mir wirklich sehr gut gefalen ich fand es auch super gut gelungen!

Es hat durch die sicht von Conan nochmal einen schönen Charakter bekommen und wirkte so denke ich weniger trocken, ganz im gegensatz es hat mir gut gefallen und alle Aktionen und reaktionen waren auch gut Nachvollziehbar, ein würdiger abschluss des Falls würde ich sagen ^.~

Auch wie dann bekannt wird wo und warum die anderen Verdächtigen zu den jeweiligen Zeitpunkten waren hat mir sehr gut gefallen!
Vorallem das mit der Stollenpost und Karana Electronics so wie seinem „Rückzugsörtlein“ *gg*

Aber irgendwie ist es doch immer wieder schade, wenn eine solche Fahrt so bitter enden muss *seufts*

Aber auch der Schwenker von Conans erzählung zu der Aktuellen Situation ist dir wir ich finde wirklich gut gelungen durch die beschreibung von Mori und dem Auto hatte man sehr schnell wieder ein Bild vor Augen, vor allem dann auch von den beiden in gedanken versunkenen „Oberschülern“ auf der Rückbank!

Klar das beide da jetzt ihren Gedanken nachhängen!
Und ich finde das hast du auch sehr schön gezeigt!
Vor allem Conan, der ja jetzt wirklich nur das entweder oder hat … obwohl man das oder ja schon gar nicht als Möglichkeit in betracht ziehen kann.

Das aber auch Ran sich allerlei Gedanken macht ist klar, grade was den Fall angeht hat sie ein einfach nicht leicht! Da fand ich Kogoro auch sehr sehr schön! Denn ja er ist eben doch ihr Vater und kennt seine Tochter ja nun auch, er sieht das sie etwas quält und kann sich auch sehr gut denken was!
Wirklich eine sehr gelungene Szene Peter!

Denn für Ran ist das wirklich einfach unnütz und ungrecht, zwar hat sie wirklich keinerlei Schuld an all dem, und doch gibt sie sie sich.
Ran eben *seufts*
Aber die Frage ist denke ich wirklich nicht verkehrt!
Denn die bestand ja nun wirklich noch!
Warum das ganze Theater wenn es Tanahi eigentlich doch nur um sie ging …

Hier war auch Conan wieder sehr schön! Du konntest Tanahis verhalten wirklich sehr gut erklären, denn es ist eben wirklich so das dieses Schiff ja nun überdimensional war/ist das er allgemein dazu neigt alles so zu planen liegt dann wohl tatsächlich nahe, grade auch wenn er eines mit dem anderen verbinden will , schließlich sollte der Mord an Ran ja auf eben jenem Schiff erfolgen.

Ha! Brefford hat es also wirklich gewusst!
Mhm… kein wunder das Tanahi mit ihm so „seltsam“ umging, da hatte sich der gute aber auch einen gefährlichen Gast an Board geholt!

Ich muss ehrlich sein … ich bin wohl genauso wütend wie Mori!
Denn ja … Brefford ist „neutral“
Und da muss ich sagen fand ich deine erklärung zu Verantwortung, Taten und Macht wirklich überaus gelungen.

Obwohl ich sagen muss …
Auch Taten die trotz der Macht nicht begangen wurden ziehen Verantwortung mit sich!
Wer nur zuschaut muss sich genauso rechtfertigen wie der der Eingreift, denn zuschauen heißt nichts anderes als Akzeptieren und Gestatten, also eine Indirekte Unterstützung der Tat, für die man sich dann ebenfalls Verantworten muss!

(Aber das auch das nicht so leicht zu sagen ist darüber haben wir uns ja nun schon unterhalten ;D )

Du kannst dir also denken was ich von Brefford halte ^//^, auch wenn er eben neutral bleiben will.
Ich will ihm zwar zu gute halten das er Conan dann doch noch einen Schubs in die richtige Richtung gegeben hat, dennoch … meiner meinung zu spät!

Was solls ^^, jedenfalls eine wunderbare bescheibung dieses Mannes ^___^
Ich hoffe wir haben ihn nicht zum letzen mal gesehen ;D

*lach* und ganz am Ende wird dem lieben Shinichi ja noch so einiges klar ;D
Siehste Diracdet ^.~
Du hast es eben doch nicht vergessen *gg*

Sonoko war es also ^^,
Deswgen hast du auch gefragt ob ich glaube das ein Mann ihr die Wanze hätte anbrigen können. Für Sonoko war das allerdings eine kleinere Schwierigkeit *nick*

*lach* sehr schön waren da aber auch ihre Gedanken über Shinichi!
Ich muss schon sagen das du sie wirklich sehr autentisch darstellst ganz ehrlich, ja ja *gg* ein Gentleman is er irgendwo doch ^.~

Mhm… gute Frage, denn zu was will Shinichi Sharon jetzt bewegen, sie weis eigentlich doch das genug Beweise gegen sie vorliegen, er hat sie wirklich ein wenig zerstört Innerlich…

Mhm… Brefford scheint jetzt in jedemfall überzeugt von Shinichi zu sein, es kommt wohl auch nicht allzu oft vor das ihn noch jemand überrascht…
Aber Mireille hat schon recht… nur weil er das jetzt geschafft hat heist es nicht das er seine „Aufgabe“ auch wirklich erfülllen kann …
Auch wenn ich nicht weis wie es jetzt Laufen wird … lange wird es ja nicht mehr dauern bis Ran es weis … wir werden sehen ob Shinichi seine Züge da nocheinmal überdenken muss.

Ach ja wo wir grade dabei sind deine Methapern haben mir wirklich ausgezeichnet gefallen! Sehr gut eingesetzt und meiner meinung auch genau das richtige Maß!

“Wissen ist Macht, Herr Kudo. Und Macht bedeutet Verantwortung... Halbwissen aber... ist unverantwortlich, seien Sie sich dessen bewusst... Holmes.“

*immernochgänsehauthat*
Sher schön *freu* einfach Herrlich ^__^
Auch wenn es mir da wirklich kalt den Rücken runter leuft ^//^

Sooo weiter geht’s mit Gin!
Ich muss sagen Peter er gefällt mir bei dir weitaus besser als bei mir ^^,
Sehr sehr autentisch in seiner Art zu reden!
Aber auch Vermouth war toll, auch wenn es ihr ja nu wirklich nicht ganz so gut geht ^^,
Mhm… am Samstag plant die Organisation also etwas, na das klingt ja schon mal sehr vielversprechend *freu*
Schade das wir darauf jetzt so lange warten müssen >//<,
Ich bin ja mal gespannt ob die Schwarzen Männer erfolg haben werden…

Gin am Schluss ^__^ da hast du dich ja nicht lumpen lassen schon mal ein paar kleine Hinweise zu streuen oder?
Hat mir in jedemfall sehr sehr gut gefallen!

*lach* Shinichi hat da jetzt aber auch gaaaanz schlechte Karten *lach*
Gaaaaanz ganz schlechte Karten *gg*
Es war echt zu genial mein Lieber Peter *lach*
Wirklich eine Herrliche Situation *gg*

Kein wunder das Ran den Kleinen da doch ein wenig strenger angeht ^^, denn sie muss ja wirklich sonst was denken ^^,
Und da Klingelt es bei Shinichi dann ja auch endlich *lachendindereckelieg*
Aber wie soll er ihr da schon etwas sagen *gg*
Denn um es ihr wirklich plausiebel zu erklären …

Muss er sie aufklären!
Ja sehr gut überlegt von der Plöden Gans *gg*
Aber Conan und Ran waren da auch wirklich sehr autentisch!

Und wohl oder übel auch unser Fräulein Suzuki, die ganze Aktion passt ja nu wirklich gut zu ihr, das die gute laune hat war ja klar ^^,

Alles in allem wirklich ein Herrlicher abschluss der Geschichte Peter, es macht jetzt schon Lust auf mehr ^_______^

Man darf also gespannt sein *freu*
Also dann bis zur nächsten FF

Alles liebe deine treue Leserin Shelling Ford

Von:  Shelling__Ford
2009-03-08T13:20:17+00:00 08.03.2009 14:20
Hallöchen Diracdet ^^

Na doch ein wenig später als gedacht ^///^
Gleich zu anfang sollte wohl schon gesagt sein das es mir wirklich sehr gut gefallen hat ^___^

Auch wenn ich damit ja nu wirklich nicht mehr gerechnet habe!
O.o S- Sonoko!
Von ihr wahr also der letze Gedanke ^///^
Okay … jaaa… du hast mich rein gelegt ^//^,

Und davon wusste Brefford natürlich ^^, aber auch Shinichi hat das ja nicht allzu sehr verwundert, ich meine das sie warscheinlich eine Soldates ist war mir ja dann langsam auch klar, aber ich hab sie da wohl auch ein wenig unterschätzt!

Ich find du hast den Auftritt von Sonoko wirklich sehr gut beschrieben!
Es hat mir ausserordentlich gut gefallen und ich finde man konnte sie so auch wieder in die Situation hinein versetzen!
Aber es ist wohl kein wunder das Vermouth da geschaut hat *auchgrooßeAugenhatte* als Sie da mit der Waffe auftaucht !
Aber auch wie du sie da beschrieben hast …
Ich geb ja zu … ich musste beim Lesen dieses Kapps immer mal die Stirn runseln … eben auch wegen Sonoko … als Soldates kennen wir sie ja nu nicht! Aber ich denke das es bei einem Crossover dann auch durchaus legitim ist!
Und vor allem … immer wenn ich dachte … es is nicht mehr wirklich Sonoko hast du gezeigt das sie es eben doch noch ist!
Z.B. als sie die Pistole in der Hand hält … diese Aber zittert .. da sieht man doch noch einmal ihren Charakter sehr gut finde ich ^___^

Vermouth muss sich jetzt einmal sallopgesagt wirklich vorkommen wie im Irrenhaus! Erst Ran dann Conan und jetzt Sonoko! Da muss sie ja aufgeben … auch wenn mir ihr abgang wirklich sehr gut gefallen hat ..
Nur ganz von dem Schiff runter zu kommen .. das könnte dann doch schwer werden ^///^,

Ich muss sagen, eine kleine Gänsehaut hatte ich wohl auch als Sonoko seinen ( also Shinichis ) Namen da einfach mal so laut ausspricht, dennoch hat mir diese Aktion sehr gut gefallen!


„Freundin halten sollte. Offensichtlich... wusste sie nun doch... eine ganze Menge, andererseits... war sie irgendwie immer noch... Sonoko.“

Ich finde das sagt eigentlich alles aus ^^
Es ist ehrlich immer wieder bewiesen das sie Sonoko ist!
Wenn man sich im ersten Moment noch über sie wundert so ist sie im zeiten doch wieder sie selbst *lach*

EEEEEEEEEEEEEEEeeeeeeeeeeeeeennnnnnnnnnnnddddddddddddddllllllich ^////^
Das Geheimnis der Uhr wird gelöst ^^
Und ich hatte mir ja schon gedacht das es etwas mit den Soldates zu tun hat … aber darauf wäre ich wohl wirklich nicht gekommen!
*lach* jooooaaaaa ^///^ *gg* Shinichis anfängliche Überlegung ist da wohl wirklich noch ein wenig glaubhafter für jemanden der Sonoko kennt *gg*
In jedemfall sehr schön diese kleine Stichelei zwischen den beiden!

Der Aspekt mit den Fragen ist wohl ganz auf eine Soldates abgerichtet oder? Wenn ich mich nicht irre beschreibst du sie doch auch immer als die Wissenden … für solche eben existieren diese Fragen ja erst gar nicht …
Und das es draum geht Ran zu helfen wird auch sehr sehr deutlich … undes ist wohl auch kein wunder … die gute ist echt in Gefahr !
Aber das mit Shinichi konnte Sonoko ja vorher echt nicht wissen … ich denke auch die Meinung über ihren ex-Mitschüler hat sich wärend dem Gespräch mit Mireille noch mal deutlich gewendet !

Ich finde Mireilles Rede oder besser Gesagt Warnung wirklich sehr gut … denn es ist ja wirklich so für Sonoko wird/hat sich dann ja viel geändert!
Auch wie sie sie dann langsam zur eigentlichen Frage geführt hat … nämlich wehr hinter Conan steckt … denn das beantwortet ja die meisten anderen.

Und es ist wohl auch kein wunder das Shinichi da kurz einmal die Fassnung verliert, wenn sein so behütetes Geheimnis so leicht aufgedeckt wird!
Ich fand da die Diskussion von ihr und ihm wirklich sehr schön!
Was er tut … und warum er es tut … und ja … eigentlich ist es wohl wirklich traurig, vor allem in der Aktuellen Situation.

*lach* er sitzt da ja wirklich in der Falle *gg* er kann die Liebe zu Ran gar nicht Leugnen sonst erzählt Sonoko ihr selbst alles *lach*
Schön gemacht ;D

Was aber wohl sehr gut zu wissen ist ist das Sonoko von einigen „Diensten“ bei den Soldates befreit ist … denn ich glaube … das würde sie selbst für Ran nicht tun, das wäre dann doch ein Schritt zu weit!

Es war alles geplant *staun*
Alles ! Von den Taschentüchern beginnend!

Und ja … Shinichi hat wirklich viel durchgemacht, er hat wirklich alles getan um Ran vor der Wahrheit zu beschützen, ich finde es toll wie du auch Shinichis Situation da nocheinmal in erinnerung rufst!
Was er denn wirklich schon alles durchmachen musste …
Aber eines Stimmt wohl auch .. er hat die Maske des Grundschülers wohl seit kurzem schon ein Stückweit abgelegt!

Ich finde du hast es wirklich sehr sehr plausiebel erklärt
Und es stimmt wohl auch… Ran ist wirklich in Größerer Gefahr als alle anderen die von seinem Schiksal wissen … grade auch wenn man ihre Nachforschungen bedenkt … und die hast du ja sehr gut dargestellt!
Denn die geht wirklich ohne Rücksicht auf verluste vor … für ihren Shinichi
hat sie sogar ihre beste Freundinn zu boden gestreckt!

*mitdemKopfaufdenTischknall* MÄNNER ! >//< *lach*
Echt mal Peter es ist zum Schießen *gg*
Aber ich fürchte ja fast du hast recht … es ist wohl ein schluss den man einfach ziehen muss ooh weih *seufts*
Das also hat sie sich von ihrer Mutter ausgeliehen ^^,
UN dich glaube jetzt Kapier ich auch Rans Haltung auf Leiras Bild *stöhn*
na da hast du mich ja schön hinters Licht geführt mein lieber ^^,

*lach* und der Teil war da aber auch echt sehr schön!
Klar das Shinichi da die Hutschnur hoch geht …
Aber selber machen ???
Neee du da wird unser kleiner Kerl doch ganz schnell still ;D
Sehr schön gemacht ^___^

Ja… das muss man sich wohl eingestehen … Ran setzt wirklich ihr leben für ihn aufs Spiel .. um an Informationen herran zu kommen … man kann nur hoffen das sie das dann sein lässt … wenn Shinichi sie aufklärt … auch wenn sie wohl auch einfach Ran bleiben wird…

Mhm… ich bin aber schon sehr gespannt was in dem Umschlag drin ist!
Sehr sehr gespannt!

Der Abgang von Sonoko war aber auch sehr gut !
Und neiiiiiiiin Peter!
Ich bin jetzt natürlich gar kein bisschen gespannt drauf wie es weiter geht .. mit Ran und Shinichi! Nie nicht ^^,
Und es war auch Typisch Sonoko … das sie wirklich nur das beste … und den besten für ihre Ran will ^^, da hat sie ihn ganz schön im Regen stehen lassen ^.~

Mhm… der Grund … *denk*
Nun den einzigen den ich mir jetzt auf anhib vorstellen könnte den sie hinterlassen bzw. mitgenommen hat ist das Diktiergerät ^^,

Soo und dann kommt auch schon der Herr Mori ^__^

Ich muss sagen mir hat das Kapitel wirklich ausgezeichnet Gefallen Peter!
Sehr sehr schön geschrieben!

Und es macht echt lust auch die nächste FF *freu*

Bis demnächst ;D
Ganz liebe Grüße, deine treue Leserin
Shelling Ford
Von:  fahnm
2009-03-04T00:27:06+00:00 04.03.2009 01:27
Der war echt gut.
Ich lach mich Schief.
Das war fies von Sonoko. Das macht es schwieriger Ran alles zu erklären.
Mal sehen wie es weiter gehen wird.
Bin schon sehr gespannt was in der nächsten FF passieren wird.
Sag bitte bescheid wenn es weiter gehen wird.

mfg
fahnm
Von: abgemeldet
2009-02-28T15:57:43+00:00 28.02.2009 16:57
Hayy :)

Weißt du, als du in der Benachrichtigung so diese Andeutung machtest war ich für den ersten Moment verwirrt! oÔ Nach dem gelesenen Titel allerdings hätte ich Luftsprünge machen können! ^_________________^ Endlich wird meine Wand nach und nach wieder weißer ;D

Aber mal von vorn:

Sonoko... Wie hast du es nur geschafft einen eigentlichen Nebencharakter so sehr in den Vordergrund legen zu können, ohne das es uns auffällt. Sie war die ganze Zeit da, wenn auch nur als vage Silhouette, aber sie war vorhanden.
Und das als mittlerweile recht hohe Person! (Sicher, je nach Betrachtung bestimmt noch unterschiedlich, aber naja...) Eine Soldats! Du hast sie tatsächlich zu einer gemacht, bzw. Mireille oder sie selber wegen ihrer typischen Neugierde, aber wirklich, es ist ein Punkt, der einem schon irgendwo den Atem stocken lässt. (Ich will gar nicht wissen, wie sehr du gelacht hast, als ich vor geraumer Zeit als Spaß geschrieben habe, ob nicht Sonoko auch eine Soldats ist...)
Aber nun gut, Soldats sind ja oft Menschen in deinem näheren Umfeld und du weißt vielleicht bis zu deinem Lebensende nichts davon...
Und bei ihr konnten wir uns ja durchaus öfters schon mal Gedanken in solche Richtungen machen, wie sie doch mehr als verdächtig gewirkt hat teilweise...
Übrigens, endlich wird auch das ganz genaue Handeln Kirikas damals im Restaurant geklärt... Eine Soldats kann eine andere ja nicht einfach sterben lassen... (sie hätte wahrscheinlich auch wenn es sich nicht um Sonoko gehandelt hätte so reagiert, aber wer weiß ob genauso aggressiv...)

Mal zur Uhr! Oh nein! Warum kommt man immer auf das Naheliegenste nicht! >.<
Ein „Blind Date“! Etwas eigentlich so typisches für Sonoko (auch wenn es im Endeffekt nicht ganz drauf zuläuft) und trotzdem wollte mir so ein Gedanke nicht mal auch nur schrittweise einfallen! *beschämt Kopf schüttelt* Damit hast du mich echt dran gekriegt! :D DER Überraschungseffekt war vorhanden.

Weiter aber zu den E-Mails und damit wiederum zu dem, was ich einfach mal als einen weiteren Kern heraussuche.
Shinichis Fall gekoppelt mit Rans Wohlbefinden.
Damit hast Sonoko (und omg schreibe ich diese Worte wirklich) allem Anschein nach... Recht.
Ich denke es ist ein durchaus wichtiger Punkt, wie Ran und Shinichi und auch Ran und Conan sich wohl noch gegenüber verhalten sollten, um am Leben zu bleiben. Und es ist viel wichtiger, dass keiner der drei die Norm perfekt beherrscht... besonders nach diesem brisanten Erlebnis wohl nicht...
Auch die Tatsache mit dem Aussehen Rans! Auf die Idee erst einmal zu kommen, sie durch ein Diktiergerät hübscher zu machen... Man hätte eigentlich auch drauf kommen können, dass ausgerechnet bei einem Autor noch etwas anderes dahinter stecken müsste nech... ;)
Lustig wurde es dann zeitweise sogar auch, als Ran ihn wegen seiner Gefühle etwas auf den Arm nahm, trotz des eigentlich traurigen Hintergrundes...
Der Abschnitt hat mir hier wohl am Besten gefallen (gleich danach kommt der Teil, als Vermouth so vollkommen zielsicher und überlegen aus dem Zimmer geschmissen wird), da so dieses gewisse Katz- und Mausspiel von Shinichi und Sonoko, eingeleitet durch das Thema Ran, mal wieder zum Vorschein kommt. Wirklich, hat mir sehr gut gefallen und trotz dieser ... nein, paradox ist das falsche Wort... ähm... bizarren Situation hatte sie etwas lockeres, freches an sich.

Übrigens, alles war geplant damals mit Fudo und Co.? Da hast du die Tatsache, dass Sonoko als Männerjägerin dargestellt wird, aber raffiniert ausgenutzt... Wirklich.... raffiniert!
Es war also alles geplant und auch wiederum zeugten Spontanreaktionen von großem Wert...
Unglaublich (klasse).

Die Wette wurde gelüftet und Sonoko stellt ein Ultimatum... na das kann ja noch heiter werden!
Ich bin auch ehrlich schon riesig gespannt, was genau in dem Brief steht, ob oder besser wie er ihr alles sagen wird und wie er Ran erklären soll, dass er Vermouth hat laufen lassen und das ihr Diktiergerät (sie wird ja zwangsläufig annehmen er hat es ihr genommen...*bei dem Gedanken anfängt zu schmunzeln*) abhanden gekommen ist. Genauso würde mich interessieren ob jemand anderem auffallen wird, dass Chris, Tanahi erwähnte sie doch, weg ist...


Zwei Dinge zum Gesamten noch:
Zum einen finde ich schon wieder die Beschreibungen der Handlungen deiner Personen toll, ich konnte sie mir schön bildlich vorstellen!
Zum anderen... ein vielleicht kleiner Kritikpunkt... ich weiß nicht, es geht wahrscheinlich sowieso eher nur mir so, aber... Sonoko und Conan wirkten so... (mal abgesehen vom Ende) unüberrascht von den jeweiligen Handlungen des anderen. Sicher, die beiden wissen jeder für sich eine Menge, vielleicht sogar viel zu viel, aber ein bisschen mehr Dramatik hätte ich da gerne noch gehabt.

Alles in allem war das Kapitel aber sehr interessant, klasse und ich bin außerordentlich gespannt auf den knalligen Epilog! ;)

Liebe Grüße ♥
Shi

PS: Falls mit etwas entfallen ist, was ich noch schreiben wollte, so schreibe ich es dir in der morgigen ENS noch!



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