Götter, Engel, Dämonen und das Meer von Diracdet (Teil 5 des Detektiv Conan-Noir Crossovoers) ================================================================================ Kapitel 16: Audienz - Teil 2 ---------------------------- Hallo an alle Lesenden!^^ ich habe es zwar für mich schon ein-zweimal bemerkt, aber nun nochmal für euch: das ist meine mit Abstand längste FF bisher! Und sie kratzt wohl durchaus noch an der 100000 Wörtermarke! *Wow* *lach* *längereVorworteschreibtdamitschneller100000Worteerreichtsind* XD OK, wie immer erstmal ein großes Dankeschön an all eure Kommis zum letzten Kapitel. Ich weiß/glaube zu verstehen, warum ihr mit Vermouth ein paar Probleme hattet und ganz ausräumen kann ich sie nicht, ohne zu viel vorweg zu verraten. Nur eines möchte ich an dieser Stelle mal aussprechen. Sie würde vermutlich für ihren Engel sterben, falls das nötig sein sollte. Aber auch sie hat ja einen Grund, warum sie noch lebt. Und deswegen gilt auch diese Bereitschaft nicht grenzenlos. In dieser Hinsicht nterscheidet sie sich gar nicht so sehr von Gin. Genug geredet, nun kommt endlich die Auflösung im Neptuniafall. Viel Spaß damit!^^ lG, Diracdet ____________________________________________________________________________ Kapitel 16: Audienz - Teil 2 “Wieso geht das nicht schneller?”, mokierte sich Kogoro gereizt, aber auch ängstlich über den Arbeitstrupp am eingestürzten Eingang zum Museum. Mittlerweile Zehn Minuten waren die sechs aktiven Polizisten und Crewmitglieder bereits am Werk und kaum am vorgelagerten Gesteinshaufen vorbei. Es waren einfach auch viel große Steine, die sich praktisch nicht transportieren ließen. „Beruhigen Sie sich bitte, Mori!“, versuchten beide Kommissare abwechselnd ihn zu beschwichtigen. „Wir tun, was wir können und mehr Leute können sowieso nicht am Einsturz arbeiten. Es sieht nicht nach viel aus, was wir bisher geschafft haben, aber es sind wegen dieses vorderen Bereiches, der zusätzlich uns noch behinderte, sicher schon drei Meter. Wir werden es in etwa vierzig Minuten insgesamt schaffen, vertrauen Sie uns.“ Der Blick des Detektivs blieb getrübt, ein wenig auch von den noch immer orangefarbenen Lichtstrahlen in tiefe, schattige Furchen gehöhlt. Er verkniff sich letztlich dennoch eine sarkastische Bemerkung. „Was ist mit den Verdächtigen?“, war seine einzige Reaktion. „Wir suchen noch... Ich weiß nicht, was sie vorhaben, aber... ich sage nochmal, es gibt keinen Weg hinein ins Museum, oder heraus, außer den verschütteten. Ihrer Tochter kann nichts passieren, wenn sie durchgekommen ist.“ Ein böser Blick erfasste Sango Yokomizo auf diese letzte Bemerkung hin. Nicht nur vom Detektiv, sondern auch von seinem großen Bruder. Dieses 'wenn', eigentlich mehr ein 'falls', war mehr als unpassend gewählt worden. 'Manchmal frage ich mich, wie du die Polizeiprüfungen geschafft hast, Bruderherz.' Etwas abseits, aber genau im Blickfeld des Museums saß ein alter Franzose ruhig an seinem Tisch, den Kopf auf seinen Stock gestützt. 'Ich bin wohl doch zu alt für diese durchzechten Nächte...', musste er selbst etwas schmunzeln. Die ganze Nacht durchzuhalten war schon ein Akt, aber dann auch dieses unrühmliche Ende... Er konnte nicht anders, sein Blick wurde ein Stück weit melancholisch, als er die sich hebende Sonne von der Seite wahrnahm, weshalb er sich entschloss die Augen zu schließen und sich ganz auf die Stimmen zu konzentrieren, die in seinem Kopf ihr Schauspiel trieben. „Ich kann nicht, Ran... Ich kann dir nur diesen einen Gefallen tun.“ Resigniert atmete er aus. 'Wie schade. Kudo kommt zu spät... zwei unnütze Morde an einem Tag, der gerade erst begonnen hat... Und du hast auch verloren... Mireille.' Der Schuss dröhnte in seinen Ohren heftig wieder. Wäre er nicht dieses Geräusch über sein Lebtag hinweg gewöhnt, er hätte sich sicher furchtbar erschrocken und wäre vom Sitz hochgefahren, dass es aufgefallen wäre. So aber blieb er fast ruhig sitzen, ein schwaches Zittern war nur zu erkennen, dass man zweifellos auf sein Alter schieben würde. Auch der folgende Schrei überraschte ihn zunächst kein bisschen, bis er plötzlich doch wieder erstaunt die Augen öffnen musste. 'Das ist doch...' Was für Blüten doch der simple Wunsch des Menschen, über die Zukunft Bescheid zu wissen, treiben kann. Er hat seit Jahrtausenden die absurdesten Orakel, basierend auf Zufällen, raten und Drogeneinnahmen in verschiedenster Form, entwickelt, uns spezielle Zukunftsforschung in jeder Branche beschert einen eigenen Industriezweig für das Planungswesen geschaffen. Und... wie fast jeder andere, so war auch Ran versucht, Erwartungen an ihre Zukunft zu richten, um daran ihr Verhalten zu vor zu bestimmen. Ihr Zukunftsplan war lediglich sehr kurz in diesem Moment geworden. Vermouth hatte sie nicht überreden können, sie zu verschonen. Wie sie selber sagte, sie könne Ran nur einen Wunsch erfüllen, sie am Leben lassen oder Shinichi helfen. Und jeder der beiden wusste, welche Wahl Ran unter diesen Umständen treffen würde. Sie hatte zu hoch gepokert, das Risiko war doch zu groß. Ihre Mutter hatte wohl Recht behalten. Was blieb war folgendes: der Schuss, der ohrenbetäubend laute Knall der abgefeuerten Pistole, den auch Ran mittlerweile zur Genüge in real vernommen hatte. Der Schrei, der über den Reflexbogen des Körpers laufend als Reaktion auf die Kugel noch vor jedwedem Gefühl ihrerseits den Raum erfüllte. Dann der Schmerz, den sie sich kaum vorstellen wollte, geleitet über die normalen Nervenbahnen. Und dann... Die Erwartung treibt unser Handeln, so sehr, dass sie es selbst nicht ganz merkte. Der Schuss ertönte, der Schrei durchstieß das immer noch düstere Museum und sie... sie wollte gerade unter Schmerzen zusammenbrechen, als sie merkte, wie sehr sich ihre erwarteten Magenschmerzen nach dem Bauchschuss in Grenzen hielten. Im Gegenteil, es waren gar keine da, die sie nicht schon vorher als innere Krämpfe verspürte. Ängste, die sie, seit sie Vermouth hier im Museum bemerkte, befielen. Unsicher berührten ihre Finger zaghaft die Bauchgegend. Sie wurde nicht getroffen! Und nun setzte auch ihr Gehirn die neue Situation um, die sich herauskristallisierte. Sie hatte nicht geschrien. Es war... „Miss Vineyard!“ Endlich bewegten sich ihre Augen den geringen Winkel vorwärts zu ihrem gegenüber. Ihre Hände waren leer, die Pistole verschwunden. Ihre Finger aber zitterten, krampften beängstigend. Eine der Hände hielt schützend die andere, nun erst erkannte Ran den einsetzenden Bluterguss an der linken Hand. Ein wenig weiter noch den Blick, dann sah sie das schmerzverzerrte Gesicht der Schauspielerin, das in Wut getränkt war. Eine Haarsträhne hatte sich mitten auf ihr Gesicht gelegt, teilte es scheinbar in der Mitte. Ihr Blick wanderte unter zähneknirschen nach rechts und Ran folgte ihm langsam. Dort, an der Wand, neben den Resten der Statuten, die dein Eingang bewachten, lag die Pistole am Boden, leuchtete schwach im Licht der Sonne. Unbenutzt, leicht angeknackst an der linken Seite, kaputt gemacht durch einen gewaltigen, kurzen Stoß... '...wie von einem Pistolenschuss!', traf sie die Erkenntnis. Wie schnell ihr Kopf sich umwandte von der einen zur anderen Seite, konnte sie kaum mehr sagen, nur eines bemerkte sie dabei. Vermouths Blick war auch längst umgeschwenkt und sie wirkte noch wütender als vorher. Ihre Augen zitterten leicht aufgrund der Erscheinung, die nun auch Ran erkannte. Ein dunkler Schatten, der sich langsam im Licht vorwärts bewegte. Nun wurden auch seine Schritte deutlich, die beiden Frauen vor allem deswegen bisher verborgen blieben, weil ihre Herzen zu laut schlugen. „Aber, aber, Miss Vineyard! Ich hab ja schon mitbekommen, dass Sie ein Problem mit Fräulein Mori hatten, aber dass Sie gleich mit der Waffe auf sie losgehen würden... Obwohl... so weit ich das dem Gespräch entnehmen konnte... ist da ja einiges zwischen Ihnen beiden vorgefallen...“ Der dunkle Schatten, der sich nun einer durch eine wohl bekannte Stimme ergänzte, wurde allmählich zum Halbschatten, angestrahlt von der rötlichen Sonne aus den Fenstern des Museums. Die Silhouette des einzelnen Mannes wurde zur rechten Hälfte Sinjo Tanahis, der hervortrat und etwa sechs Meter von den beiden Frauen entfernt stehen blieb, die Pistole in der rechten Hand immer noch ruhig und fest gerichtet auf die Hände von Chris Vineyard. „Nun ja... so viel konnte ich da auch nicht verfolgen...“ „Herr... Herr Tanahi?“ Ein kurzes, freudiges Aufleuchten ging durch Rans Gesicht. Offensichtlich, ohne, dass sie den genauen Grund hinterfragen wollte, hatte Herr Tanahi ihr soeben das Leben gerettet. Sie wollte die Gunst der Stunde nutzen, ihren Fehler aus Wagnis wieder gut machen, vergaß die Pistole des Mannes für einen Moment und lief los, weg von der Schauspielerin. „Nein Ran, bleib stehen!“, schrie sie Vermouth von fast schon hinter ihr an und plötzlich ergriff eine starke Hand den Arm der Oberschülerin, hielt sie fest umschlungen. Tanahi rührte sich keinen Millimeter, beobachtete undurchschaubar das Spiel weiter, welches sich ihm bot. „Lassen Sie mich los, verdammt!“, versuchte Ran verkrampft sich zu lösen, half damit der Frau, die zuletzt fast auf dem Boden saß wie zu Beginn, wieder auf in die Höhe, wo diese nur kurz ausholte und Ran zur Seite, an die Statue buchsierte, vor der sie selbst eben zusammen gekauert war. Unsanft traf sie das harte Gestein am Rücken, schien sie leicht an sich zu binden. Rans Kräfte nach dieser Nacht und auch nach ihrer intensiven Suche nach der Schauspielerin forderten mittlerweile den Tribut. „Kommt es dir nicht merkwürdig vor...?“, begann Vermouth gelassen, und so souverän, als hätte ein zweiter Wind sie wieder ganz erfrischt. Als hätte das Gespräch eben nicht stattgefunden. Als Ran aufsah, sah sie so ein Funkeln in den Augen der Mörderin, so ein helles Funkeln, zwischen Angst, Hoffnung... und Optimismus. „Was... was soll mir merkwürdig vorkommen?“ „Na, dass Herr Tanahi offenbar doch über einen zweiten Eingang her gefunden hat, sogar eine Pistole mitgebracht hat, aber keinerlei Polizei oder andere Personen ihn begleiten?“ Mit leicht ironischem Lächeln wandte sich ihr Blick zum Milliardär, der diesen mit seiner Miene nur erwiderte. Ran, die den Augen nur langsam folgte, erschrak, als sie merkte, wie die Pistole gewandert war. Sie zeigte nun genau... auf sie selbst. „Ja... Sie sind der Attentäter des Abends, nicht wahr?“ Kein Stück verriet Vermouth ihre innere Stimmung, die gerade eben einen weiteren Schock erleben musste. 'Wie konnte ich das übersehen?? Neptunia, natürlich!' „Nun... in Anbetracht der aktuellen Umstände ist das wohl nicht schwer zu erraten, was?“ Die Schusswaffe ruhte immer noch auf Ran, auch wenn ihr allmählich klar wurde, dass der Schütze aufgrund ihrer Position, gelehnt an die Statue, einen ungünstigen Winkel zum Schuss hatte. Einen sehr ungünstigen. Er würde näher kommen müssen, oder sie von der Steinschicht weg locken. „Beweg dich bloß nicht, Ran!“ Der Ausruf Vermouths wirkte fast überflüssig in diesem Moment, außer, dass er Rans Gedanken etwas verunsicherte. 'Hat sie... eben... hat sie mich eben an die Statue geschleudert, weil ich da etwas mehr in Sicherheit bin vor Herrn Tanahi? Aber... sie wollte mich doch gerade eben noch erschießen? Was... was ist das für eine Frau?' „Machen Sie sich bitte keine unnötige Mühe, Miss Vineyard! Es gibt zwar diesen zweiten Eingang, allerdings ein absoluter Geheimgang, den nur der Architekt des Schiffes und ich wirklich kennen. Und der wird auch nicht gefunden, glauben Sie mir. Was den Haupteingang angeht, bleiben uns sicher noch dreißig Minuten, bevor hier ein Licht von draußen durchkommt. Wir sind vollkommen ungestört hier drinnen.“ Das Lächeln verschwand von den Lippen beider Akteure und auch Rans Herz pulsierte wieder schneller, unregelmäßiger. Einen Trumpf hatte Chris aber noch... glaubte sie zumindest. „Was soll das, Tanahi? Warum haben Sie mich nicht einfach schießen lassen? Dann wäre Ihr Plan aufgegangen und Sie wären sogar in Wirklichkeit unschuldig am Tod dieses Mädchens.“ Ran wurde immer bleicher. Sie hatte dem Tod schon ins Auge gesehen, eben gerade, aber das war irgendwie anders. Es erschien ihr unter den gegebenen Umständen... sinnvoller. „Tut mir Leid, aber das ist nicht mein Ziel. Ich habe keinerlei Interesse daran.“ Ein unheimliches Glühen bildete sich in seinen Augen, erfasste Ran mit eiskalter Schärfe. „Ich werde Sie persönlich töten, Fräulein Mori.“ „WAS?!“ Mit der Kraft der Verzweiflung stieß sich das Mädchen von der Statue weg ab, nur um mit voller Wucht von den Armen Vermouths wieder dorthin zurück gepresst zu werden. „Ich hab gesagt, bleib stehen, verdammt!“ Sie drückte ihre Oberarme mit je einem deren ihren noch weiter an die kalte Marmorwand, sah ihr tief in die Augen. „Gib dein Leben nicht umsonst her, Ran! Das kannst du Shinichi doch nicht antun.“ Windete sie sich eben noch unter dem Druck von Vermouths Armen, wurde sie nun wieder etwas ruhiger, fixierte aus dem Seitenwinkel immer noch Tanahi, der sichtlich bemüht war, den richtigen Punkt zum ansetzen eines Schusses zu finden. „W-warum... warum ich?“ „Warum? Tse... Es geht um Gerechtigkeit, die geübt werden muss. Ich gleiche nur eine Schuld aus, die mir zusteht und die Sie betrifft. Nehmen Sie es nicht persönlich. Miss Vineyard? ... Gehen Sie mir... aus dem Weg!“ In den Augen der Schauspielerin stand in diesem Moment durchaus Verzweiflung, das konnte Ran sehen, aber dennoch lachte sie lauthals aus. „Tut mir Leid, Herr Tanahi, aber Sie haben einen Fehler gemacht. Wie wollen Sie bitte erklären, wenn hier im Museum ein bis zwei erschossene Leichen gefunden werden? Mit meiner verbeulten Pistole geht das wohl kaum, zumal die Frage nach der Ursache des Schusses auf die Waffe aufkäme, und Ihre hat nun schon genug von Ihren Fingerabdrücken darauf, dass Sie das nicht so einfach beseitigen können. Zumal alle fragen werden, wo denn der gute Herr Schiffseigner sich rumtreibt, während auf seinem Schiff eine Explosion stattgefunden hat.“ Sie sah gar nicht hin, glaubte das Ausbleiben einer Antwort wäre Bestätigung, als sie ein Knistern von Plastefolie wahrnahm. Rans erschrockener Blick war genug, dass nun auch sie sich wieder umdrehte und eine eingewickelte Pistole in Tanahis zweiter Hand vorfand. „Gleiches Modell wie meine, bereits um ein paar Kugeln entladen und mit Fräulein Moris Fingerabdrücken versehen. Sagen wir es so, Sie hatten zwei Waffen, Miss Vineyard, hatten sich mit Fräulein Mori über irgendetwas... wie sagt man, in die Haare gekriegt, ein Streit, die Waffen, Kampf, gegenseitiges schießen, böse Szene. Sie als offenbar bessere Schützin haben sie getötet und dann aus Verzweiflung sich selbst umgebracht. Und meine Hände kann ich jederzeit reinwaschen, sowohl von Schmauchspuren als auch von meiner überraschenden Abwesenheit auf der Blauen Ebene kurz nach Sonnenaufgang. Und nun... gehen Sie bitte zur Seite!“ Er war zwei Schritte näher getreten, hatte nun schon einen deutlich besseren Winkel, konnte durch Rans Brust ihr Herz anvisieren. Der Oberschülerin wurden allmählich die Arme schwer, der Widerstand gegen Vermouth ließ nach, was diese nutzte, sich blitzartig umzudrehen. Mit einem Mal stand sie wirklich und wörtlich zwischen Tanahi und Ran. „Verschwinde, Ran! Dieses Museum ist riesig und es ist durch die spärlichen Sonnenstrahlen immer noch kaum ausgeleuchtet!“ „Aber...“ „Nun mach schon!“ „Ja, tun Sie es ruhig, Fräulein Mori. Dann wird Miss Vineyard als erstes eben sterben. Vielleicht hatte ja auch die vermeintlich schlechtere Schützin Glück und überlebte das Duell, woraufhin sie nicht mehr weiter wusste und sich das Leben nahm. Es gibt da sicher mehrere Möglichkeiten.“ Er wusste genau, dass das ziehen würde bei dem jungen Mädchen. Er war genauestens über Ran Mori informiert und kannte auch ihren Charakter in seinen verschiedenen Nuancen. „Verschwinde endlich, Ran!“, rief ihr Chris immer noch zu, versuchte sie weg zu stoßen von hinter sich, als sie einen merklichen Widerstand spürte. „Miss Vineyard?“, kam es leise von Ran, was die Schauspielerin innehalten ließ. Nicht nur äußerlich, die Art, wie sie fragte, jagte ihr einen furchtbaren Schauer durch Mark und Bein, sie ahnte, was nun kam. „Sie sagten vorhin, Sie könnten mir nur einen Wunsch erfüllen. Sie meinten damit, Shinichi zu helfen. Das war alles worauf ich hier gehofft hatte. Sie haben weitaus bessere Möglichkeiten, hier heraus zu kommen, als ich, also bitte... halten Sie Ihr Versprechen.“ Damit trat sie an einer sprachlosen Chris Vineyard vorbei in den Raum, zu Freuden des Mannes, der nur noch drei Meter vor ihr stand und mit seiner geladenen und entsicherten Waffe auf ihr Herz zielte. „Leb wohl, Neptunia. Auch Götter müssen mal sterben...“ Ein lautes Klirren einer Glasscheibe weckte alle drei aus ihrem fast Trance-artigen Verhalten in diesem einen Moment. „Eines der Fenster, es wurde zerbrochen!“, schrie die Schauspielerin laut heraus, auch um Ran wieder in diese Welt zu holen. „Das Glas... heißt das... dass dort jemand...“ „Hahhahahha...“ Tanahi unterdrückte sein Lachen erst nach einer Weile, hatte sich nur im Ansatz gedreht, ohne dabei die beiden Frauen, die nun nebeneinander standen, aus den Augen zu lassen, die Waffe stets auf Ran gerichtet. „In dieser ganzen Ebene sind die Fenster so winzig wie hier vorne. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt, Fräulein Mori. Sehen Sie hin! Dort passt kein Erwachsener hindurch. Niemals.“ Er sah mit Genuss, wie die Frauen ihre Hoffnungen wieder verließen, dann aber gleichzeitig in den Augen aufleuchteten. Kein Erwachsener, aber... „Was soll das? Was ist daran so komisch?“ Für einen Moment verlor er nun die Fassung und diesen Moment kostete jemand anderes zur Genüge aus. „Tse, tse, tse, Herr Tanahi... Da sind Sie nun zur Audienz bei einer Göttin eingeladen und haben eine Waffe dabei?“ Das Leuchten in den Augen wurde merklich noch heller, besonders bei Ran und nun konnte auch Tanahi nicht leugnen, dass da jemand hinter ihm war. Und er kannte diese Stimme nur zur Genüge seit dem heutigen Abend. In der Stille des Museums, in diesem Moment, durchschnitten laute, klare Schritte die Ruhe, fabrizierten erneut einen Schattenriss, der sich in einem kleinen Jungen manifestierte. „Conan!“, kam es erleichtert von Ran. „Der kleine Junge von Mori? Aber... aber wie...?“ „Neptunia auf ihrem Throne, doch die Zeit verrinnt. Pünktlich werden sie kommen, damit das dunkle Ende beginnt. Ich gebe zu, wirklich ein interessanter, kleiner Reim. Neptunia, die falsche Göttin, das war nicht als Hinweis gedacht, nach einem Menschen zu suchen, der wie eine Gottheit wirkt, sondern einfach, dass wir in der falschen Mythologie waren. In der römisch-griechischen Mythologie war stets Poseidon, auch Neptun genannt, als männlicher Meeresgott unumstößlich, es gab dort keine Neptunia. Wir waren quasi in der falschen Sphäre. Dass der Thron in jedem Fall auf Meeresgottheit hindeutete, war klar, ob nun das Meer selbst an diesem Abend, oder das größte Passagierschiff der Welt, die Assoziation war stets gegeben. Die Zeit von Göttern verrinnt aber normalerweise nicht, genau wie die Pünktlichkeit unsinnig in dem Zusammenhang wirkt... Außer natürlich am Ende der Welt, bei der Apokalypse, dem Armageddon, dem... Ragnarok ... der Götterdämmerung. Pünktlich zur Götterdämmerung erscheinen die Wesen, die die Götter vernichten sollen, die Titanen im griechischen Mythos, die Riesen im nordischen. So wie die Riesenstatuen, die dort hinten explodiert sind und Neptunia in dieser Dunkelheit einschlossen, die der Anfang vom Ende war. Hier, am Ort aus Geröll und Gestein, fern vom Meer, der Ort, an dem eine Meeresgöttin ihr Ende finden könnte, weil hier ihr Machtbereich endet. Die Riesen, das Weltenende der Götter und eine weibliche Meeresgottheit, das alles existiert in der nordischen Mythologie, der der Wikinger... und der Name dieser Meeresgottheit dort lautet... Ran.“ Eine Eiseskälte schlich sich auf den Rücken der Oberschülerin und umrandete dann ihren gesamten Körper, ließ ihr die Haare zu Berge stehen. Noch nie hatte ihr ihr eigener Name so schrecklich in den Ohren geklungen. Sie war das Ziel, sie war Neptunia. Sie war der Grund des Drohbriefes und der Grund der Anschläge auf Yoko, Doktor Coldwell und... Kapitän Karasuma. Beim letzten Namen wurde ihr fast schwarz vor Augen. Der Gedanke, der sie beschlich, wollte sie in einen Abgrund stürzen... 'Wenn... wenn das auch nur... eine Ablenkung war... dann... dann bin ich schuld... an ihrem Tod!' Ihre Beine fingen an zu zittern, sie wollte einen Schritt nach hinten, sackte leicht innerlich zusammen, nur, um von einem Arm gehalten zu werden. Chris' Arm... Der Schock saß tief in den Augen des Schiffseigners, der nun doch nur noch mit einem halben Auge die beiden Frauen sah, mit den anderen den Jungen begutachtete, der seelenruhig lächelnd auf ihn zu schritt und in etwa fünf Metern Entfernung stehen blieb. „Wie... wie bist du hier rein gekommen, Kleiner? Die Fenster hängen doch viel zu weit ab von den anderen Ebenen und das Sicherheitsglas...“ „So ähnlich wie Sie Doktor Coldwell ins Wasser geworfen haben. Ich habe mir ein Seil aus dem Lagerraum besorgt, bin an Deck gegangen und hab mich herunter abgeseilt. Leider waren die geöffneten Fenster da vorne etwas zu weit von der Abseilstelle, also musste ich wohl oder übel das Fenster mit einem Fußball einschlagen...“ „Mit... mit einem Fußball?“ „Ich habe für meine Größe eine ziemliche Schusskraft. Aber... mal ehrlich, wir sollten uns weniger über mich unterhalten, Herr Tanahi. Ihre Show in der nun vergangenen Nacht und auch schon die Tage zuvor finde ich viel beeindruckender.“ Im Orange, welches ihm von der Seite tiefe, scharfe Kanten ins Gesicht zeichnete, wirkte der kleine Junge nun fast wie ein bösartiger, kleiner Dämon, geschickt von der Hölle, um Sinjo Tanahi zu sich zu holen. Und genau so benahm er sich auch. Seinem Gegenüber schien auf einmal ein dumpfer Stoß durch den Kopf zu fahren. 'Könnte... dieser Junge... vielleicht... viel bedeutsamer sein, als Mori? Wieso war Brefford so an ihm interessiert? Und Miss Vineyard?' „Wirklich, angefangen bei diesem mysteriösen Brief, den Sie Yoko Okino zukommen ließen, in dem Wissen, dass sie schnurstracks Herrn Mori, ihren allseits bekannten Freund und Meisterdetektiven aufsuchen würde...“ Ein erster Schlag, sowohl für Tanahi, als auch für Ran, die sich gerade wieder glaubte, etwas gefangen zu haben. „Ihr im Vertrauen und scheinbar nebensächlich mitzuteilen, dass Chris Vineyard an Bord sein würde, weil sie darüber informiert waren, dass Ran ein Fan ihrer Mutter ist und deswegen sehr interessiert wäre, trotz der Gefahr der Feier beizuwohnen...“ Der zweite Schlag, diesmal gegen alle drei. Nun brauchte auch Vermouth eine Stütze. Sie war auch verantwortlich, dass es so weit kam. Er hatte sie ausgenutzt. „Die schon lange vor Ihrem Plan aus Ästhetik heraus gewählten Gäste, Yoko Okino, Doktor Alexandra Coldwell, sowie Kapitän Natsuke Karasuma uns allen quasi unter die Nase zu reiben und auf jeden einen Anschlag zu verüben, nur um uns abzulenken.“ 'Nein!' Rans Trauer in ihrem Herzen nahm für einen Moment Überhand, eine Träne floss über ihre Wange. Tatsächlich, der Mord an Natsuke Karasuma war lediglich... ein Ablenkungsmanöver. Ohne irgendein tieferes Motiv, er hatte vermutlich gar nichts gegen sie. Hatte sie ja sogar schon vor dem Plan, wie es Conan behauptete, eingestellt. Sprich, sie gefiel ihm als Kapitän... wirklich und nun... tot, nur um sie vor den Lauf seines Gewehrs zu bekommen! „Hör nicht auf ihn, Ran!“, flüsterte ihr die Schauspielerin sanft aber bestimmt von der Seite zu. „Ich weiß nicht, was dieser Bastard gegen dich hat, aber du bist definitiv für nichts, was auf diesem Schiff vorgefallen ist, verantwortlich.“ Nun aber war es Tanahi, der sich endlich wieder zu Wort meldete. „Nanana, mein Kleiner, das sind ja alles horrende Anschuldigungen, die du hier verbreitest. Außer im Fall von Yoko Okino, wo ich einsehe, wie mir das leicht möglich war, etwas Säure ins Wasser zu geben, wie und wann soll ich bitte Doktor Coldwell überfallen haben? Und von Kapitän Karasuma wissen wir doch noch nichts!“ Das Lächeln auf dem Gesicht des Jungen wurde noch ein Stückchen breiter und der Lichtstrahl, der allmählich golden zu glänzen begann, bildete einen leicht vom Staub durchzogenen Pfad an seinem Mund vorbei durch die Luft und mehrere Meter weiter auf den Boden. „Wir haben bereits die Leiche von Natsuke Karasuma gefunden. Wir haben nur nichts gesagt, um Ihre Reaktion zu testen. Ihre und die der anderen Verdächtigen. Sie haben sie überfallen, als das Feuerwerk lief. Sie waren über Frau Karasumas Eigenart informiert, dass sie bei Jungfernfahrten gerne auf dem Deck die Abfahrt erlebt. Und angesichts des Feuerwerks, das damit einherlief war sie erwartungsgemäß für längere Zeit oben. Und Sie hatten diese Halbe Stunde auch quasi freie Hand, da alle, auch auf der Ebene, nur auf das Feuerwerk fixiert waren. Ob Sie zu dem Zeitpunkt alle Sachen für die Überfälle aus den Lagern zusammenstahlen oder einiges schon hatten - ich tippe spontan auf letzteres – ist relativ egal, jedenfalls haben Sie den Kapitän zu diesem Zeitpunkt überfallen, betäubt, mit den drei Rollen Klebeband gefesselt und geknebelt und in den Maschinenraum gebracht, wo Sie sie am Anker fest machten. Der Maschinenraum ist praktisch unbesucht, es ist dort eher dunkel und während der Fahrt so laut, dass man sie nicht gehört hätte, egal wie laut sie versuchte, sich bemerkbar zu machen. Und mit dem Erreichen des Ziels unserer Fahrt haben Sie sie durch das Ausfahren des Ankers in den Tod geschickt.“ Nun war auch Chris klar, was Ran eben so sehr verängstigte. Unbändige Wut keimte in ihr auf. Er hatte es gewagt... die Hände des Engels mit Blut zu beflecken, der ihr einst so tapfer die Stirn bot. „Eigentlich war dieser Punkt fast das Meisterstück in Ihrem Plan uns glauben zu machen, der Täter wolle Panik stiften für einen weiteren Fall.“ Allen drein stand plötzlich der Mund offen. Die gewollte Panik! Ja, die stand doch die ganze Zeit im Raum! Aber wie sollte das mit dem bisher erklärten übereinstimmen? „Mein Junge!“, begann Tanahi leicht grinsend. „Ich weiß nicht wovon du sprichst, aber du siehst doch wohl, dass Panik nicht ganz zu meinen Zielen in diesem Fall gehören kann!“ Ein ironisches Lächeln glitt über die Lippen der beiden Frauen, denen in diesem Moment eines klar wurde: Sinjo Tanahi begann sich in dem Netz zu winden, dass Conan Edogawa ihm gerade gelegt hatte. Und es würde daraus kein Entrinnen geben... „Sicher, genau das sollten wir ja denken, dass der Täter eine Panik erzeugen wollte, die ihm freie Hand gab, nicht dass ein gezielter Plan dahinter steckte, der gerade eine Panik vermeiden wollte. Zugegeben etwas hoch gepokert, dass Sie selbst dann immer gegen die Bekanntgabe der Ereignisse stimmen mussten, aber in Ihrer Funktion als Schiffseigner, für den es um Milliarden geht hatten Sie da durchaus eine verständliche Freiheit. Ja, Sie konnten immer darum bitten, nicht die Leute zu informieren, ohne, dass es irgendjemandem komisch erschien. Und Sie waren darin wirklich eindrucksvoll. Wäre Natsuke Karasuma nicht gefunden worden, hätten wir denken müssen, sie sei entweder über Bord gegangen oder auf eine Weise versteckt, dass man sie bei Dunkelheit nicht findet. Und sie wäre ja aufgetaucht, im wahrsten Sinne des Wortes, wenn wir mit der Rückfahrt begonnen hätten, wenn es heller Tag ist, wenn alle Gäste endlich das Deck genießen können. Wenn dann ihre Leiche aus dem Wasser käme, wäre die Panik garantiert und jeder Zweifel daran verpufft.“ So langsam fing auch der Milliardär an ins Schwitzen zu kommen. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, wie jedes seiner Argumente widerlegt wurde und scheinbar der Junge nicht müde wurde, seine Gedanken aufzudecken. „Aber... Doktor Coldwell. Das hatten wir doch schon geklärt. Wie soll ich...“ „Im Prinzip genau, wie es Onkel Kogoro formulierte. Sie haben sie auf dem Weg von ihrer Kabine zur Blauen Ebene überfallen, in den Sack gesteckt, mit einem sehr langen, vielleicht sogar mehreren Seilen eine Seilwinde über einen der oberen Balken über dem Aquarium konstruiert und das Seil mit einer der Miniaturausgaben des dreigezackten Ankers aus dem Souvenirladen, am Bullauge über dem Steg festgemacht. Das Seil leicht angeritzt und gewartet, bis sie aufwacht und das Seil unter ihren Versuchen, sich zu befreien, reißt.“ „Halt stopp mal, Junge! Es wurde kein Seil derart entwendet und das entwendete war am Sack fest gemacht. Und ein Souveniranker wurde auch nicht gestohlen, so weit ich informiert bin.“ Er glaubte wieder das Glück auf seiner Seite, aber der unverändert lächelnde Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen, der nur durch die unterschiedlichen Farben des Lichtes variierte, ließ ihn diese Hoffnung schnell begraben. Der Gedanke an einen Dämon schien sich immer deutlicher abzuzeichnen. „Stimmt, denn beides, das lange Seil, wie auch den Anker hatten Sie sich vorher besorgt.“ Oh ja... das war kein normaler Mensch, dem Herr Tanahi da gegenüberstand. „Sie waren schon früher, vor, vielleicht ein, zwei Wochen, in den Lagerräumen, verständlicherweise, haben sich das Seil, mit dem Doktor Coldwell gefesselt wurde, heraus gesucht, ein identisches, sehr langes besorgt und dann geübt. Geübt, nahezu identische Schnitte in Seile dieser Art zu machen, die es Ihnen erlaubten, folgende Täuschung zu vollführen. Sie nahmen das offiziell gestohlene fünf Meter Seil, schnitten einen Meter ab und warfen ihn ins Meer. Mit den anderen vier fesselten Sie die Frau und steckten sie samt den Gewichten in den Sack. Das lange Seil schnitten Sie bei einem Meter Länge an, bevor Sie es an den Sack gebunden haben. So würde man später glauben, es sind die beiden Teile des einen verschwundenen Seils. Und man würde anfangen, andere Mittel zu suchen, das Attentat zu verüben, als auf ein längeres Seil zu tippen.“ „Ja, aber wieso sollte ich dafür den Anker nicht aus dem Souvenirshop genommen haben?“ „Ganz einfach, weil Ihr Plan vorsah, dass Ihre Methode sich als Finte herausstellte und diese Verbindung mit dem Seil nicht existierte. So ein Anker hätte scheinbar in diese Finte als offensichtliches Gegengewicht gepasst. Nur gibt es dabei ein Problem. Das reale Gewicht von Doktor Coldwell samt den Gewichten im Sack haben Furchen in die Lackschicht an der Außenseite des Bullauges gedrückt. Ohne das Gewicht ist das nur sehr schwierig möglich, zum Beispiel könnte man diesen Anker dagegen schlagen. Das wäre aber im Moment der Tat undenkbar, weil es wegen des sich ankündigenden Vortrages sehr leise war auf der Blauen Ebene. Mit einem Taschenmesser hingegen oder auch einfach einem Besteck vom Buffet ginge das auch ohne laute Geräusche. Dieser Punkt sollte uns dazu bringen, zu glauben, dass die wahren Täter einen Fehler gemacht hatten und nicht auch einen Anker oder etwas ähnliches benutzten, was in so einem Fall notwendig wäre. Ironie Ihres Plans, die offensichtliche Aussage eines jeden Indizes war korrekt, wurde aber bewusst verworfen, weil wir es für eine Finte hielten...“ „Ach und was spricht nun wirklich dagegen, dass es nicht doch mehrere Täter waren? Auf eine andere Weise? Du erklärst nur, dass nichts dagegen spricht, dass ich es war, mehr nicht.“ Die Wut in Tanahi kochte sichtlich hoch, sich so in seiner Vorgehensweise durchschaut zu fühlen, aber noch brachte er keinerlei Beweise an. Bis jetzt... dachte er. „Es tut mir Leid, Herr Tanahi, aber in diesem Fall haben Sie einen grässlichen Fehler in Ihren Überlegungen gemacht. Sie hatten uns dazu gebracht, folgende Variante in Betracht zu ziehen: Zwei Täter, einer steht oben am Rand des Aufganges zum Metallsteg, samt dem Sack mit Doktor Coldwell, der andere bediente das Pult zum ausfahren der einzelnen Wege. Dann ein wenig Laufarbeit, etwas Geschick und man konnte an dem Stück Seil, dass den Stoffsack zu band, diesen zwischen die beiden Stege in der Mitte des T-Punkts einklemmen, während sich die Metallplatten einhakten. Dann lief der erste zurück zum zweiten, dieser fuhr den Steg wieder ein, der Sack wurde aus seiner Verankerung gelöst und fiel ins Wasser. Nur leider... ist Doktor Coldwell ja vorher wach geworden und konnte uns ihre Erlebnisse schildern. Wie sie noch vor dem Eintauchen ins Wasser verzweifelt versuchte, sich zu befreien, wie sie den Sack damit zum schaukeln brachte, bevor sie stürzte.“ Er zögerte kurz, wartete eine Reaktion seines Gegenüber ab, aber die blieb aus. Zumindest die Erkenntnis. „Ja und, was soll das bedeuten?“ „Kommissar Yokomizo, Onkel Kogoro, Sie und ich, wir waren alle da oben vorhin. Der Steg ist nur einen halben Meter über dem Wasser, Herr Tanahi.“ Mit einem Mal waren allen drein die Augen übergegangen. So vollkommen ohne eine innere Regung gab Conan diese vielsagenden Worte von sich, im Angesicht eines äußerst gereizten Sinjo Tanahi, der glaubte, kurz einen Aussetzer in Gedanken zu haben. 'Nein...!' „Das ist notwendig, damit die Reinigungskräfte, die das Aquarium von innen säubern, danach auch von alleine sicher wieder auf den Steg kommen können. Wenn Doktor Coldwell unterhalb des Stegs gehangen hätte, dann hätte sie das Wasser von vorn herein berührt. Mehr noch, wenn sie frei geschwungen wäre in dieser Position, dann hätte sie dort wohl schon keine Luft mehr kriegen können, da der Sack dann zu mindestens einem halben Meter unter der Wasseroberfläche gelegen haben musste. Umgekehrt, selbst wenn bis oben an die Kante der Sack so hoch wie möglich angebracht worden wäre, wenn er fest, direkt am Knoten im Seil gehangen hätte, selbst dann wäre es mehr Glück als Technik, wenn das Wasser sie nicht erreicht hätte. Und vor allem... hätte sie nicht schwingen können. Sehen Sie, Herr Tanahi, es gab nie den Sack unter dem Steg. Und darüber gibt es keine Möglichkeit es irgendwo festzumachen und diesen Fixpunkt dann verschwinden zu lassen. Außer eben an einem Seil, über den Balken durch das Bullauge. Nur dafür... brauchte man ein Seil, das nicht gestohlen wurde, und das auch nicht eingeschmuggelt werden konnte, das aber perfekt zum gestohlenen passte. So ein Seil konnten nur Sie besorgen. Stimmt's, oder habe ich Recht, Herr Tanahi... oder, bevorzugen Sie lieber Ihr neues Pseudonym, Herr Yuhara?“ „WAS?!“ Ran und Chris konnten beide nicht anders, als es heraus zu schreien. Zu unglaublich schien sie diese Aussage auf einmal zu treffen. „Yuhara... wie dieser... komische Kerl, der die ganze Nacht nur Ärger gemacht hat?“ „Ja und nein. Es gab keinen alten Herrn Yuhara, der seine Firma unterstützte. Das waren Sie, Herr Tanahi, der infolge des Baus der Ocean Goddess immer wieder große Summen des eigenen Vermögens in die Firma investierte. Deswegen war auch kein anderes Mitglied Ihres Vorstandes hier auf dem Schiff, weil davon niemand einen Herrn Yuhara kennen würde, außer... natürlich, den Ehemann Ihrer Tochter Nakina!“ „N-Nakina... Yuhara? Die Frau, die Paps vor kurzem überführte, nachdem sie ihren Mann umgebracht hatte...?“ Ran stockte fast der Atem, als sie den Sinn hinter ihren eigenen Worten fand. Tanahi selbst bestätigte sie dann mit zusammen gekniffenen Zähnen. „Ja genau, darum ging es, Fräulein Mori. Meine Nakina konnte nie gut die Menschen in ihrer Umgebung verstehen, ihre wahren Absichten deuten. Und egal wie sehr ich auf sie einredete, sie glaubte an diesen Unhold Yuhara, dass er ihr die wahre Liebe zeigen könnte. Dieser miese Drecksack hat meine Tochter von vorne bis hinten belogen, rücksichtslos ausgenutzt und ausgesaugt. Ich war persönlich bei ihm, hab ihm einhundert Millionen Yen geboten, wenn er meine Tochter gehen lässt, aber er ließ sich nicht erweichen, weil er für sein Leben ausgesorgt haben wollte. Ich vereinbarte eine noch deutlich höhere Summe, die ihm schließlich angemessen schien und wollte Nakina auf dieser Fahrt, im Anblick des Sonnenaufgangs sagen, dass sie wieder frei sei. Aber es war zu spät, sie hielt es nicht mehr mit ihm aus, was ich wohl verstehen kann und sie tötete ihn. Und Ihr Vater..., ja, ich sehe es genau vor mir, wie gestern Abend schon, zieht er irgendwelche voreiligen Schlüsse, woraus er sich seinen Ruhm bastelt, ohne die Leute dahinter zu beachten. Meine Tochter hat dieses Leben nicht verdient, nicht wegen einem Schwein wie Yuhara!“ „Und um genau solchen möglichen Erkenntnissen vorzubeugen haben Sie nicht nur in den Medien den wahren Nachnamen Nakinas verschwiegen, sondern auch einen Schauspieler engagiert, der sich hier an Bord unbeliebt machte und unsere Gedanken davon abbringt, Sie mit ihr in Verbindung zu bringen. Zusammen mit Herrn Meahara, der wegen seiner Beteiligung am Bau die Anschläge scheinbar eben so gut verüben konnte wie Sie selbst, hatten Sie ein vollständiges Täuschungsmanöver nur aus Lügen und Täuschungen gebastelt, nicht wahr, Herr Tanahi? Und das alles nur, weil...“ Conan stockte, er wollte diesen Gedanken nicht aussprechen und er wusste, dass das jemand anderes übernahm. „Weil mir Kogoro Mori meine Tochter genommen hat und deswegen nehme ich ihm nun seine!“ Er richtete die Pistole wieder gerade auf die beiden Frauen, doch diesmal stand Chris direkt vor Ran, genau in seiner Schusslinie. „Wenn er versucht auf dein Herz zu zielen, dann hoffe ich, dass dein unsichtbarer Schutz ausreicht, ich hab so was nämlich nicht.“, zischte sie so leise, dass es keiner von den anderen hörte, aber Ran durch ein leichtes Zucken zustimmte. 'Sie... sie will wirklich, dass ich nicht sterbe... Shinichi... was ist das für eine Frau? Und wieso... glaube ich, dass ich ihr vertrauen kann, wenn sie doch eine Mörderin ist?' Ihr schossen die Worte der Schauspielerin von vorhin durch den Kopf. 'Niemand kann deinen hohen Ansprüchen wirklich gerecht werden...' „Eines wüsste ich noch gerne, Herr Tanahi.“, säuselte Chris lieblich sanft, und doch mit einer Listigkeit im Hinterkopf. „Woher wussten Sie, dass Ran hier her kommen würde zur Dämmerung? Ich meine, die Sprengsätze sind doch wohl schon länger installiert, aber hier gibt es kein künstliches Licht und normalerweise auch keinen Grund hier zu sein. Sie kam letztlich nur wegen mir, aber das konnten nicht mal Sie voraus wissen.“ „Hm... warum fragen Sie nicht den neunmalklugen kleinen Jungen hier, der für alles eine Antwort zu haben scheint?“, Mit einem gewissen Maß an Keckheit und Zynik deutete er auf Conan leicht hinter sich, der gerade einen Schritt nach vorne machen wollte. „Keinen Schritt weiter, mein Kleiner, ich sehe dich und bei der nächsten Bewegung bist du vor den anderen dranne.“ Hätte der alte Mann geahnt, wie sehr das im Interesse Conans gewesen wäre, hätte er diesen Satz wohl anders formuliert. Erneut begann sich ein Lächeln auf seinem Gesicht abzuzeichnen. „Miss Vineyard hat Recht. Das konnten nicht mal Sie wissen. Mehr noch, Sie hatten überhaupt keinen festen Plan, Ran dazu zu bringen, vor dem Morgengrauen ins Museum zu bringen, höchstens vage Vorstellungen, Ideen.“ Tanahis Überlegenheit für den Augenblick war sofort wieder gebrochen. „Es gibt dafür einen einfachen Grund. Sie konnten noch so viel antizipieren, aber aufgrund der risikoreichen Strategie mit den falschen Anschlägen war es einfach nicht sicher, wie genau Sie nach Mitternacht überhaupt noch freie Hand hatten. Ein genauer Plan, der dazu führte, dass Ran alleine diesen abgedunkelten Raum betritt, hätte einiges an zusätzlichen Handlungen bedurft, die unter Umständen die Polizei verboten hätte oder zumindest Sie verdächtig werden ließ. Dann wäre womöglich der ganze Plan aufgeflogen, weil etwas zum falschen Zeitpunkt, oder ohne Sinn geschehen wäre. Nein, Sie haben ganz einfach auf eine Gelegenheit gewartet. Im Zweifelsfall hätten Sie die Explosion vom Museum genutzt und Ran bei den gerade geöffneten Fenstern im Tumult runter geschubst. Fünfzig Meter tief ins Wasser fallen ohne Schutz überlebt niemand. Aber die gewünschte Gelegenheit hat Ihnen Miss Vineyard verschafft.“ Ein tiefer Seufzer durchdrang die Halle, entstanden im Mund der Amerikanerin. 'Oh well... Wenn du mich dafür nun hasst, Shinichi, kann ich das wirklich verstehen.' Dass sie ausgenutzt wurde, um Ran, ausgerechnet Ran, in einen Falle zu locken, zweimal in einer Nacht, das war für sie im Moment wirklich zu viel. 'Werde ich eigentlich mein ganzes Leben nur hintergangen?' „Heißt das... heißt das, Herr Tanahi, dass auch, als ich Sie nach dem Aufenthalt von Miss Vineyard fragte und Sie... unauffällig mit den Augen zum Museum zeigten, dass... das...“ „Natürlich, was glauben Sie denn? Eigentlich hatte ich ab dem Moment, als mir klar wurde, dass Sie Miss Vineyard auf diesem Schiff verfolgten, alles geplant. Wohl bis auf diesen... Bengel. Aber auch er wird mich nicht aufhalten, leben Sie wohl, Fräulein Ran Mori! Ah...“ Wie ein Blitz raste in einem Bogen mit Rechtsdrall ein großer Fußball an seinem Kopf vorbei, streifte diesen fast, um dann die Hand mit der Pistole mit voller Wucht zu treffen. „Was zum...“ „Ich sagte doch, ich habe einiges an Schusskraft in den Beinen.“, entgegnete Conan gelassen, während er versuchte, sich zur Seite zu winden. „Na warte, Kleiner, jetzt bist du fällig!“, Mit der verbliebenen linken Hand zog er die zweite Pistole aus seiner Jacketttasche, durchstieß mit den Fingern die Plastiktüte am Abzug und richtete sie ohne aufzuschauen auf den Jungen. „Fahr zur...“ Er wollte gerade abdrücken, als ihn eine unaufhaltsame Ohnmacht umfing. Er konnte nicht einmal mehr einen Schmerzensschrei ausstoßen, schon hatte ihn die Nacht am Morgen eingehüllt und er fiel regungslos vor Conan zu Boden. Dahinter tauchte wie aus dem nichts Ran auf und senkte langsam, mit einem tiefen ein und ausatmen ihr Bein von etwa der Höhe seines Halses zurück auf den Boden des Museums. „R-Ran...“ „Conan, ist dir nichts passiert?“, rief sie ihm erleichtert und besorgt gleichzeitig zu. „Wie hast du so schnell...“ Ein Blick an der Seite vorbei zu einer ebenso verwirrten Chris Vineyard beantwortete nur halb seine Frage. Diese wandte sich zweimal um, betrachtete ihre Schultern, schüttelte sich ganz kurz und sah mit einem leicht erfreuten Lächeln zu den beiden, die sich gerade gefunden hatten. 'Nun, wenn es einen Geheimgang gibt, sollte ich den wohl aufsuchen, bevor unsere Turteltauben etwas merken...' Leider kam dieser Gedanke schon einen Augenblick zu spät. Conan bemerkte ihren Versuch, sich davon zu schleichen, drehte sich kurz zu ihr, was auch Ran nicht verborgen blieb, die ihrerseits sich sofort wieder an die Schauspielerin wandte. „Warten Sie Miss Vinya...“ Offenbar, so schien es ihr, war sie doch von der langen Nacht nun zu erschöpft, eine unverhältnismäßige, sie übermannende Müdigkeit erfasste das Mädchen. Vermouth, die sich umgedreht hatte, sah noch, wie die Oberschülerin langsam nach hinten torkelte, um dann in die Arme des kleinen Jungen zu fallen, der sie mühsam, aber doch sicher, auffing. „Tut mir Leid, Ran, aber das... ist nichts für dich... du weißt vermutlich schon... zu viel.“ Sanft bettete er sie an eine neben ihm stehende Statue, wischte ihr eine einzelne Strähne aus dem Gesicht. Vermouth stand regungslos da, zitterte, unmerklich. „W-warum... hast du das getan?“ Conan drehte sich zunächst nicht weg von Ran, sprach nur von der Seite. „Es sind noch mindestens zwanzig Minuten, bis die Polizei hier durchkommt und ich bezweifle, dass wir den Geheimgang finden, zumal wir Herrn Tanahi nicht hier lassen können...“ „Ja... aber... Ran, was... was willst du?“ Nun wandte er sich doch um, stand wieder in dem Licht da, dass nun bereit war, den ganzen Saal zu erleuchten. Ein heller Strahl erfasste endlich die Spiegel der Halle und man begann all der Farben und Formen dieses Raumes sich bewusst zu werden. Und auch Vermouth wurde sich etwas bewusst. Der zweite Teil des Spießrutenlaufs hatte begonnen. Und dieser... sollte weitaus folgenreicher sein, als der erste... Der Dämon aus der Hölle, der Herrn Tanahi bereits holte, stand nun einem irdischen Dämon gegenüber. _________________________________________________________________________ Hallo, ich bins nochmal, fast hätte ich vergessen, was ich aber noch sagen wollte: Ich weiß nicht, wann ich nächste Woche zum Hochladen komme, Termine... Wenn, dann lade ich auf jeden Fall Montag Abend schon hoch und das Kapitel müsste Dienstag früh schon da sein. Wenn nicht, dann kommt es wohl erst Mittwoch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)