An untraveled Road von Gayagrod ================================================================================ Kapitel 4: Entscheidungen ------------------------- A/N: Hallo, hier ist das neue Kapitel, welches ziemlich lang geworden ist. Langsam entspinnen sich die Haupthandlungsstränge und ich weiß mittlerweile auch ziemlich genau, wohin diese Stränge führen werden ... Gabriel kommt in diesem Kapitel nur indirekt vor, aber dafür wird es im nächsten Kapitel dann eine Extraportion von ihm geben ;) Viel Spaß beim Lesen, Eure Gaya @ Kabuto: Danke, hoffe die Story gefällt dir auch weiterhin ^^ @ Kashika_Hatake: Danke für deinen tollen Kommentar, so etwas spornt wirklich zum Weiterschreiben =) Als ich mit dieser Story anfing war für mich von Anfang an klar, dass sie sich genauso wie die Originalserie in kleinen Stücken zu einem großen Puzzle hin aufbauen würde. Und anscheinend habe ich geschafft, was ich angestrebt habe, nämlich den Flair der Serie zu erhalten ^^ Und das finde ich ist das schönste Kompliment für einen ff-Autor =) An untraveled Road Kapitel 4: Entscheidungen "Trotz allen Aufbegehrens ist es dem Menschen nicht vergönnt, seine Bestimmung selbst zu wählen. Er kann nur entscheiden, wie er sich dem Ruf des Schicksals stellt, und hoffen, dass er den Mut findet, ihm zu folgen." - Mohinder Suresh (1x02: Kein Blick zurück) Peter Petrelli. Außerhalb von New York. Unruhig rutschte Peter auf dem Sitzplatz im hinteren Teil des Taxis herum, das er genommen hatte, um zur Petrelli-Villa zu gelangen. In Gedanken ging er immer und immer wieder durch, was er seine Mutter fragen wollte. Oder vielmehr womit er sie konfrontieren wollte. Nervös strich er sich eine Strähne seines schwarzen Haares aus der Stirn. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen auf Nathan zu warten, aber er hatte es einfach nicht mehr ausgehalten still dazusitzen und die Minuten bis zu seiner Rückkehr zu zählen. Sein Bruder war in das Wahlkampfbüro gerufen worden, um Gratulationen und Glückwünsche von anderen Kongressabgeordneten in Empfang zu nehmen. Das war jetzt drei Stunden her, gerade als die beiden sich dazu entschieden hatten, ihre Mutter Rede und Antwort stehen zu lassen. Peter hatte Nathan versprechen müssen, nichts Unüberlegtes zu tun und der Jüngere hoffte, dass Nathan später keinen Grund dazu haben würde, ihn zurechtzuweisen. Ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte, würde sich bald zeigen. Der Schwarzhaarige ließ seinen Kopf gegen die Kopfstütze seines Sitzes sinken und betrachtete in Gedanken versunken die Welt, die vor den Scheiben an ihm vorbei rauschte. Wahrscheinlich war es wirklich an der Zeit, dass er unabhängiger von seinem Bruder wurde. Er musste wirklich lernen, hinter seinen Entscheidungen zu stehen, auch wenn sie nicht Nathans Vorstellungen entsprachen. Wenige Minuten später hatte das Taxi sein Ziel erreicht und nachdem Peter den Fahrer bezahlt hatte, fand sich der junge Krankenpfleger auf der Straße vor dem Haus seiner Kindheit wieder. Sein Herz pochte, als er unschlüssig auf dem Gehweg stehen blieb und die Villa betrachtete. Es war ein altes Haus, geräumig und mit einem wunderschönen Garten ausgestattet, den man von der Straße aus aber nicht einsehen konnte. An den Wänden um die Eingangstür rankte Efeu empor, der dem Anwesen ein erhabenes Aussehen verlieh. Peter holte tief Luft und ging langsam auf die Tür zu. Er klingelte und eine halbe Minute später öffnete ihm eines der Hausmädchen die Tür, das ihn überrascht hineinließ. Er fragte die Angestellte, wo seine Mutter sich aufhalte und sie antwortete, dass Angela sich im Wohnzimmer befinde. Peter bedankte sich bei der jungen Frau für die Auskunft und begab sich zum besagten Raum. Zögernd öffnete er die Tür und trat dann langsam in den Raum. Seine Mutter saß auf dem Ledersofa vor der rechten Wand des Zimmers und trank Tee. Als ihr Sohn hereintrat, schaute sie auf und zog überrascht eine Augenbraue hoch. "Hallo Mutter", sagte Peter. Er blieb vor der Tür stehen. "Peter. Hallo." Angela stellte ihre Teetasse auf den Untersetzer auf dem niedrigen Tisch vor ihr. Dann stand sie auf, strich mit geschmeidigen Bewegungen ihren Rock glatt und kam auf ihn zu. "Es tut gut, dich lebendig zu sehen." Sie umarmte ihn, aber Peter erwiderte die Umarmung nur sehr zögernd. "Mom", begann der Jüngere, als seine Mutter ihn aus ihren Armen entließ. "Mom, ich bin hier um mit dir über das zu sprechen, was passiert ist. Über das, was du ... was du tun wolltest." Seine Augen suchten die ihren, doch Angela wandte abrupt den Blick ab und drehte sich um. "Es tut mir leid, Peter", sagte sie und entfernte sich einige Schritte von ihm. "Ich schulde dir und deinem Bruder wohl ein paar Antworten." Sie wandte sich wieder zu ihrem Sohn um und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Peter runzelte die Stirn. "Stört es dich gar nicht, dass ich ohne Nathan gekommen bin?" "Oh, ich habe mir schon gedacht, dass du allein kommen würdest. Ich war mir nur nicht sicher, wann." Sie lächelte erneut. "Dein Bruder hat sicher etwas wichtiges zu tun, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass du ihn später über diese Unterhaltung in Kenntnis setzen wirst." Als Peter nichts erwiderte, fuhr sie fort: "Ich will mich nicht für dafür entschuldigen, dass ich die Zerstörung von New York mitgeplant habe. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass es das Richtige für die Menschheit gewesen wäre. Aber ich bedauere, dass du der explodierende Mann sein solltest. Peter, wenn du Claire nicht begegnet wärst ..." Sie schluckte und blickte ihren Sohn besorgt an. Ihre schmale Gestalt schien in sich zusammenzusinken. "Ich wollte dich nicht verlieren. Ohne Claires Selbstheilungskräfte wärst du jetzt tot." Peter war sprachlos. Diese Reaktion hatte er von seiner Mutter ganz bestimmt nicht erwartet. "Aber ich lebe noch", sagte er sanft. "Ja, und ich möchte, dass das so bleibt." Angelas Haltung straffte sich wieder, als sie zu ihrer gewohnten Strenge zurückkehrte. "Ich hatte heute eine Unterredung mit Dr. Suresh, du erinnerst dich doch sicher an ihn?" "Ja, ich weiß wen du meinst. Ich wollte ihn in den nächsten Tagen selbst besuchen, weil ... Ich will diese Kräfte nicht mehr. Wenn meine Kräfte so instabil bleiben wie jetzt, werde ich irgendwann noch Menschen verletzten." Angela unterbrach Peter, bevor er mehr sagen konnte. "Es gibt eine Theorie, die erklären würde, warum du deine Kräfte kurz vor der Explosion nicht mehr kontrollieren konntest. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es nicht deine Schuld war." Peter runzelte verständnislos die Stirn. "Wessen Schuld soll es denn dann gewesen sein?" "Weißt du", begann Angela ausweichend, "Das solltest du Dr. Suresh vielleicht besser selbst fragen. Ich habe ihm alle relevanten Unterlagen mitgegeben und zu zweit werdet ihr sicher schnell eine Lösung für dein Problem finden." "Mom, warum sagst du mir nicht einfach, was los ist?", fragte Peter "Die Dinge sind im Moment ein wenig kompliziert. Ich gehöre einer Organisation an, der Linderman vorstand. Jetzt, wo er tot ist, wird jemand sein Amt übernehmen müssen und ich gehöre ebenfalls zu den Kandidaten für seine Nachfolge. Ich bitte dich, keine weiteren Fragen darüber zu stellen, mehr kann ich dir im Moment nicht sagen", fügte sie hinzu, als Peter dazu ansetzte, etwas zu sagen. "Bitte geh jetzt, ich habe gleich noch einen Termin." "Aber ..." Peter wollte nicht einfach so abgeschoben werden. Er hatte noch nicht die Antworten, wegen denen er gekommen war. "Wie gesagt, im Moment ist es ungünstig, Fragen zu stellen." Angela maß Peter von Kopf bis Fuß mit einem abschätzenden Blick. "Du hast dich verändert. Vielleicht steckt ja doch ein Kämpfer in dir." Sie umarmte ihn noch einmal zum Abschied. Dann schob sie Peter zur Tür. "Geh jetzt. Richte Nathan aus, dass ich eure Fragen noch nicht beantworten kann." Sie zögerte und fügte dann hinzu: "Es wird sich alles zu gegebener Zeit aufklären. Ganz bestimmt." "Mom –" Peter verstand die Reaktion seiner Mutter nicht. "Auf Wiedersehen, Peter. Grüß deinen Bruder von mir." Angela lächelte und schob ihn in den Flur, bevor sie die Tür hinter ihm schloss. Ungläubig starrte der Jüngere einige Sekunden lang die Tür an, bevor er sich umdrehte und in Gedanken versunken das Haus verließ. Er achtete nicht besonders auf seine Umgebung und rempelte schließlich jemanden auf dem Gehweg an. "Entschuldigung", murmelte er und ging weiter. Während er am Straßenrand auf ein Taxi wartete, dass er heranwinken konnte, bemerkte er nicht, dass der Mann, den er angerempelt hatte, in einiger Entfernung stehen geblieben war. Er bemerkte bemerkte auch nicht, dass der fremde Mann zufrieden lächelte, als er Peter beobachtete. Emilio Estevarez. Außerhalb von New York. Zufrieden lächelte Emilio, als er Peter Petrelli in ein Taxi einsteigen sah. Jetzt, wo er jemanden gefunden hatte, der jede Fähigkeit, die ihm begegnete, in sich aufnehmen konnte, fehlte ihm nur noch eines, damit sein Plan gelingen konnte: Das Blut von jemandem, der unverwundbar war. Ein stummer Triumph breitete sich auf Emilios Gesicht aus. Denn er wusste genau, wie er an solches Blut gelangen konnte. Mohinder Suresh. Brooklyn, New York. Nach dem Treffen mit Angela Petrelli war Mohinder froh, heil davon gekommen zu sein. Es war wirklich beängstigend, wie viele Leute in die Machenschaften der Firma involviert waren. Normale Menschen; Bürger, die man für rechtschaffend hielt. Er hoffte nur, dass Mrs. Petrelli wirklich ihr Wort halten und Molly bei ihm lassen würde. Das Mädchen hatte schon genug durchgemacht. Der Umschlag, den sie ihm mitgegeben hatte, lag jetzt auf dem Schreibtisch seines verstorbenen Vaters. Der junge Genetiker hatte Molly vor einer halben Stunde ins Bett gebracht und sie war sofort in einen ruhigen Schlaf gefallen. Er selbst war noch viel zu aufgewühlt, um schlafen zu können. Unruhig ging er in der Wohnung umher und versuchte, seine aufgewühlten Gedanken zu ordnen. Ob er Matt anrufen sollte? Der Ex-Cop lag nach den Verletzungen, die Sylar ihm vor der Explosion zugefügt hatte, im Krankenhaus. Mohinder hatte ihn zusammen mit Molly des Öfteren in den vergangen Tagen besucht und es schien sich langsam herauszukristallisieren, dass sie sich gemeinsam um das Mädchen kümmern würden, sobald Matt wieder genesen war. Der junge Genetiker schüttelte den Kopf. Vielleicht schlief Matt schon und Schlaf war etwas, dass er dringend nötig hatte, um wieder auf die Beine zu kommen. Er würde ihn am nächsten Morgen anrufen, sobald er Molly in die Schule gebracht hatte. Nach einem weiteren Gang durch die Wohnung ließ Mohinder sich unruhig auf dem Drehstuhl vor dem Schreibtisch nieder und ließ seinen Blick über die Unordnung vor ihm wandern. Der Tisch war mit Büchern, Fachzeitschriften und Computerausdrucken beladen, obenauf lag der mysteriöse Umschlag von Angela Petrelli. Der Inder starrte das braune Papier einen Moment lang an. 'Was soll's', dachte er dann, 'Ich kann sowieso nicht schlafen. Wollen wir doch mal sehen, was die Firma von mir will.' Er griff nach dem Umschlag, öffnete ihn und holte mehrere Seiten Papier hervor. Es war ein Laborbericht, welchen Mohinder rasch überflog. Auf den letzten beiden Seiten waren mehrere Stellen mit Textmarker markiert worden. Er las sie, stockte und las sie erneut. "Oh mein Gott", entfuhr es ihm. Er griff zum Telefon und wählte die Nummer von Matts Krankenhauszimmer. Nach dem dritten Klingeln meldete sich die verschlafene Stimme des ehemaligen Polizisten. "Ja? Wer ist da?" "Matt, hier ist Mohinder." "Ist etwas mit Molly?", hakte der Andere besorgt nach. "Nein, nein, Molly geht es bestens." Mohinder machte eine kurze Pause, um sich zu sammeln. "Ich hatte heute eine Unterredung mit Angela Petrelli –" "Mit der Mutter des Politikers?", fragte Matt verwundert. "Ja, genau die. Sie hat mich und Molly abholen lassen und wollte, dass ich etwas für sie und die Firma erledige." "Du hast doch hoffentlich abgelehnt?" "Natürlich, aber sie hat mir etwas mitgegeben ..." Der Genetiker nahm eine der beiden letzten Seiten in die Hand und überflog noch einmal kurz die markierten Stellen. "Es ist ein Forschungsbericht der Firma. In ihm geht es darum, dass vor gut sechs Monaten viel mehr weiterentwickelte Menschen als gewöhnlich ihre Kräfte manifestierten. Und es soll kein Zufall gewesen sein, dass gerade in New York eine solche Häufung aufgetreten ist." "Was soll das heißen? Dass die Firma daran Schuld ist? Ted Sprague und ich hatten ebenfalls die Theorie, dass die Firma uns unsere Kräfte gegeben habe." Matts Stimme klang skeptisch. "Nein, nicht die Firma", brachte Mohinder ihn von seinen Vermutungen ab. "Im Bericht wird eine andere Theorie aufgestellt." "Und die wäre?" "Ein weiterentwickelter Mensch soll sich in der Zeit vor sechs Monaten hier in New York aufgehalten haben. Jemand, der die Fähigkeit besitzt, die Kräfte anderer Menschen zu verstärken." Am anderen Ende der Leitung herrschte einen Moment lang Stille. Dann meinte Matt: "Du meinst, dass der, der diese Fähigkeit hat, unsere Kräfte ... irgendwie ... ausgelöst hat?" "Das denke ich. Diese Person hat die Kräfte von vielen weiterentwickelten Menschen geweckt, die sich sonst vielleicht nie manifestiert hätten – die Firma nimmt das jedenfalls an." "Aber wenn die Firma von dieser Person weiß, wozu braucht sie dann dich?" Mohinder konnte Matts Stirnrunzeln praktisch vor sich sehen. "Mrs. Petrelli meinte, sie bräuchte mich, um diese Person zu finden und dass mir diese Aufgabe mithilfe von Molly und der Liste meines Vaters nicht schwer fallen würde. Anscheinend ist sie davon überzeugt, dass diese Person auf der Liste stand." "Die mittlerweile nicht mehr existiert", vervollständigte Matt Mohinders Gedankengänge. "Also möchte die Firma die Kraft dieser Person für sich nutzen, weiß aber nicht, wer diese Person ist und wie sie sie finden können." "Genau das habe ich mir auch gedacht. Ich hatte nicht vor, die Person zu finden, aber jetzt ... Es wäre wirklich besser, wenn sie gefunden wird. Aus dem Bericht hervorgeht, dass die Person sich ihrer Kräfte wahrscheinlich nicht bewusst ist. Außerdem wurde der Bericht kurz nach der Explosion erweitert. Anscheinend war diese Person zur Zeit der Explosion in New York und ... Es ist gut möglich, dass die Kräfte dieser Person Peters angenommene Fähigkeiten unbewusst verstärkt haben, so dass er die Kontrolle über sie verlor." "Aber das würde ja bedeuten, dass diese Person für die Explosion verantwortlich ist?" Mohinder schwieg und auch am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. "Was sollen wir jetzt tun?", fragte Matt schließlich nach einiger Zeit, die Mohinder wie eine Ewigkeit vorgekommen war. "Zuerst einmal sollte Peter davon wissen", überlegte Mohinder, "Damit er sich darauf einstellen kann, dass es jemanden gibt, der seine Kräfte durcheinander bringen kann. Ich werde ihn morgen früh anrufen." "Moment mal – Angela Petrelli ist doch auch die Mutter von Peter Petrelli?", fragte Matt misstrauisch. "Hätte sie ihren Sohn nicht warnen können, wenn sie von dieser Person wusste?" Mohinder hatte sich diese Frage auch schon gestellt. "Darauf weiß ich auch keine Antwort. Angela scheint ihr eigenes Spiel zu treiben. Und ich bin mir noch nicht sicher, auf welcher Seite sie steht." Sarah Hallington. Ein stillgelegter Atombunker, ca. 15 km von New York City entfernt. Aufgebracht lief Sarah durch die Gänge des alten Atombunkers. Ihr Ziel war der Observationsraum im dritten Untergeschoss des stillgelegten und mittlerweile umfunktionierten Schutzgebäudes. Sie war nicht darum gebeten worden zu kommen, aber nachdem sie erfahren hatte, was Benjamin im Moment tat, hatte sie keine Wahl gehabt. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn nichts von den Ereignissen der letzten Monate etwas mit ihr zu tun gehabt hätte, aber manchmal konnte man dem Erbe seines Blutes nur schwer entkommen. Sie seufzte innerlich, als sie den letzten Gang entlang eilte und die Tür des Observationsraumes vor sich sah. Eigentlich wollte sie Benjamin nicht zusammenstauchen, aber er verdiente es dieses Mal nicht anders. Rasch zog sie die Tür auf und rief in den Raum: "Ich will ihn sehen!" Benjamin wäre vor Schreck fast von seinem Stuhl gefallen, als sie plötzlich im Raum stand und drohend auf ihn zu kam. "Was machst du denn hier?", fragte er misstrauisch, als er sich wieder gefangen hatte. "Drei Mal darfst du raten." Sarah baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. "Du kannst ihn nicht einfach gefangen halten. Das entspricht einfach nicht den Regeln dieser Einrichtung –" "Jetzt beruhige dich erst einmal!" Abwehrend hob der Braunhaarige die Hände. "Ich habe dich nicht von unseren Plänen in Kenntnis gesetzt, damit du dich unberechtigterweise aufregst." "Unberechtigt?" Empört deutete die Blondhaarige auf die Monitore, die zwei Wände des Raumes bedeckten. Unter ihnen waren Steuerkonsolen auf Schreibtische montiert worden, vor einem davon saß Benjamin und hatte anscheinend bis vor kurzem einen der Monitore beobachtet. Gut drei Viertel der Bildschirme im Raum waren angeschaltet und zeigten verschiedene Gänge und Zimmer des Bunkers; in der Mitte des Raumes waren mehrere Tische und Stühle zu einem behelfsmäßigen Konferenztisch zusammengeschoben worden. "Das hier ist nicht die Firma! Du kannst ihn nicht gefangen halten und bespitzeln. Er war ein halbes Jahr verschwunden und du hast ihm bisher noch nicht einmal erzählt, was mit ihm passiert ist." Benjamin seufzte langsam. "Ich hielt es für besser, ihn eine Weile unter Beobachtung zu stellen. Zu seiner eigenen Sicherheit. Mr. Gray empfindet Reue, das ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung." "Und ich würde Gabriel gerne sehen. Wenn ich an seiner Stelle wäre und denken würde, dass ich diese ganzen Menschen umgebracht hätte ..." Sarah schluckte und blickte auf den Monitor, den Benjamin beobachtet hatte. Auf ihm war Gabriels Zimmer zu sehen, selbiger saß zusammengesunken auf dem Bett und hatte den Kopf in seinen Händen vergraben. "... Ich würde wahnsinnig werden", beendete Sarah ihren Gedanken. "Meinst du nicht, dass es ihn ein wenig überfordern würde, wenn du ihn jetzt schon triffst? Er sollte sich lieber an die neuen Umstände gewöhnen, bevor du ... tust was du tun willst." Die junge Frau wandte sich von dem Bildschirm ab und ging auf die Tür zu. "Na gut. Aber quäl' ihn nicht, verstanden? Er hat es wirklich verdient, die Wahrheit zu erfahren. Ich werde jetzt Rachel besuchen und dann ein paar Tage hier bleiben." "Das kannst du gerne tun." Gleichgültig zuckte Benjamin mit den Schultern. Nachdem Sarah den Raum verlassen hatte, kehrten seine Augen zum Monitor zurück. Er war wirklich gespannt, wie das neueste Projekt der Organisation sich entwickeln würde. [Fortsetzung folgt ...] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)