Bester Freund von SFX (Tai & Sora, T.K. & Kari) ================================================================================ Kapitel 20: Es war doch alles so schön gewesen... ------------------------------------------------- Seine Laune war derzeit auf dem Nullpunkt… und sie drohte, langsam in den Minusbereich abzurutschen. Kari lag da drinnen bewusstlos und er wusste immer noch nicht den vollständigen Hintergrund für ihr Zusammenbrechen… das war ja mal eine tolle Ausgangssituation, eine Beziehung nach einer Krise wieder neu pflegen zu wollen! Warum muss alles ausgerechnet jetzt passieren?! Warum kann nicht alles vorbei sein und einfach mal wieder ein ruhiges und schönes Liebesleben geführt werden können? Es war doch alles so schön gewesen… „Takeru!“ Der junge Blonde sah auf… „Hallo, Frau Yagami“, gab T.K. nur monoton zurück. Er hatte jetzt nicht wirklich Lust zu reden, aber Tais Mutter rannte schon auf ihn zu. „Was ist mit Kari? Was hat sie?!“, rief sie in einer verzweifelten Tonlage. T.K. sagte nichts… er wollte ihr etwas sagen… etwas, was sie wenigstens hätte beruhigen können. Aber er wusste selber nicht, was seine Freundin hatte. Er wusste noch weniger, was die Ursache für ihr Problem war. „Takeru! Ich bitte dich, SAGE MIR, WAS PASSIERT IST!“ Yuuko wurde noch verängstigter. Verdammt, es war einfach zum Jammern!! „ICH WEISS NICHT, WAS SIE HAT! GOTT, SIE WILL ES MIR NICHT SAGEN!!“ Yuuko schreckte zurück. Sie hatte den Freund ihrer Tochter noch nie so wütend und verärgert gesehen; er hatte sich gerade die Seele aus dem Leib geschrien. Sie starrte ihn immer noch erschrocken an, aber T.K.s vergrub bereits seinen Kopf in seine Hände. Er hatte so viele Gedanken im Kopf, war völlig überfordert mit der Situation… was sollte er denn jetzt machen? Kari wollte ihm nicht sagen, was Sache war… und wer sollte es denn noch wissen, was in ihr vorging… Plötzlich hob T.K. den Kopf. Er schaute Yuuko an. Sie könnte es wissen! SIE MUSSTE ES SOGAR WISSEN! Ohne zu zögern überfiel er sie mit der Frage: „Können Sie mir sagen, was genau hat Kari?“ Yuuko blickte ihn ratlos an. Sie könne es doch am allerwenigsten wissen, da sie erst von Karis Zusammenbruch erfahren hatte. Sie schüttelte leicht den Kopf: „Was meinst damit, T.K.?“ „BITTE SAGEN SIE ES MIR! ICH MUSS ES WISSEN!!“ T.K. wurde in seinem Tonfall immer lauter. Yuuko wusste nicht, was er wollte… sie wusste doch von nichts! Das hat doch alles keinen Sinn! Auch ihr Tonfall änderte sich langsam in ein Schreien und in dem Durchgang hallte das Echo ihres Geschreis: „Takeru, wovon redest du? Ich weiß es nicht! Du musst es doch wissen; du warst doch die ganze Zeit bei ihr! Und du bist ihr Freund! Sie muss es dir doch erzählt haben!“ T.K. wurde langsam ungeduldig, Yuuko hatte es anscheinend immer noch nicht verstanden! Und wieder hallte es im Flur: „NEIN, SIE HAT MIR ES NICHT GESAGT!“, rief er weinend aus sich heraus, „SIE HAT MIR NUR KLARGEMACHT, WAS SIE BELASTET, ABER NICHT DEN GENAUEN GRUND DAFÜR!“ Yuuko schaute seinem Ausbruch dieses Mal wortlos nach. Immerhin hatte T.K. gerade eine Information herausgegeben, womit auch Yuuko etwas anfangen konnte! Kari hatte ihm also etwas gesagt. Sie muss T.K. wenigstens einen Teil an brauchbarer Information mitgeteilt haben. Und dieses Stück Information musste Yuuko nun von ihm wissen, immerhin war sie schließlich Karis Mutter! Und vielleicht konnte sie T.K. dann auch helfen. „Takeru, teile mir auf der Stelle mit, was sie dir gesagt hat!“ Ihre Stimme bebte immer noch. T.K. hörte auf zu weinen. Ein kleiner Schimmer Hoffnung bildete sich; auch ihm war nun bewusst, dass Karis Mutter ihm vielleicht helfen konnte, wenn er ihr wenigstens Karis Wortfetzen mitteilen würde. Er hob den Kopf etwas und fing an zu sprechen, wobei seine Stimme immer noch von dem Schreien und Weinen deutlich mitgenommen war: „Sie meinte, dass… sie mich nicht verdient hätte und… dass… sie unsere Beziehung ruiniert hätte und… ach, ich weiß nicht!“ T.K. senkte den Kopf und vergrub wieder sein Gesicht in seinen Händen. „Ich… sie meinte immer, sie sei Schuld gewesen und so weiter… aber sie hat mir nicht gesagt, woran sie Schuld habe… Sie. Wollte. Es. Mir. Einfach. Nicht. Sagen!!“ Den letzten Satz sprach er mit einer holprigen Art an Selbstverzweiflung aus. Er blickte rüber zu Yuuko. Sie schaute ihn immer noch mit einer ratlosen Miene an. „Sie weiß also auch nicht den Grund…“, dachte sich T.K. und sah weg. Weit gefehlt! Yuukos Miene war nicht ratlos, sondern eher war sie starr vor Entsetzen. Aber sie wusste nun ganz genau, was Kari ihm verschwiegen hatte. Kari hatte ihm verschwiegen, dass sie schwanger war. Diese wichtige Information hatte Kari ihrem Freund also monatelang zurückgehalten… und anscheinend haben die Schuldgefühle in ihr die Maximallast überschritten. Jetzt verstand Yuuko den Grund, warum Kari zusammengebrochen war… Von wem sie schwanger war, wusste Yuuko allerdings auch nicht; Kari wollte ihr es partout nicht verraten. Tai jedoch hatte versichert, dass es auf jeden Fall nicht T.K. wäre; zumindest das hätte Kari gesagt. Zwar verließ Yuuko sich seit dem Zwischenfall nicht mehr wirklich auf die Worte ihrer Tochter, aber innerlich konnte sie sich genauso wenig vorstellen, dass T.K. der Sündenbock dieser Geschichte war… er war immer ein rücksichtsvoller, liebenswürdiger Mensch und auch ein weiser Junge gewesen. Er hatte zudem die gleiche Vorliebe wie sie, philosophische Dinge zu betreiben. Nein, er konnte nicht der Verantwortliche sein! Sie ging auf ihn zu und legte ihre schmale Hand auf T.K.s Schulter. Dieser schaute immer noch nicht auf. Mit zittriger Stimme fragte Yuuko ihn: „Hat sie dir nicht gesagt, dass sie mal… schwanger war?“ Äußerlich zeigte T.K. keine Reaktion, aber innerlich löste diese Nachricht einen neuen, gewaltigen Gedankenstrom aus… allerdings hatte dieser im Unterschied zu den vorherigen Strömen eine klare Zielrichtung und nicht eine, die einfach wild Sturm lief. Jetzt schien es eine Logik zu geben in dieser ganzen Geschichte. Sie war schwanger gewesen? Das würde einiges erklären. Das hatte Kari also mit „Beziehung ruiniert etc.“ gemeint. Und deswegen war sie ihm wohl die letzten Monate aus dem Weg gegangen. VOR ALLEM: DESWEGEN KAM ES ZU DER BEZIEHUNGSKRISE! Aber von wem war sie denn schwanger?? Von ihm ganz bestimmt nicht! Er hatte sich geschworen, das erste Mal nicht vor dem sechzehnten Geburtstag zu haben! Also musste es jemand anders sein… Kari hatte ihm ja auch gesagt, dass sie ihn betrogen habe! Aber mit WEM? WER HATTE ES GEWAGT, IHM SEINE FREUNDIN AUSZUSPANNEN?!? Just in dem Moment fingen seine Gedanken den richtigen Wortfetzen aus Karis Beichte auf, den er für die Lösung dieser Frage brauchte. Es dauerte eine kleine Weile; er ordnete die Informationen so, dass sie passten; er zählte eins und eins zusammen; und… Yuuko schaute ihn gespannt an. Der junge Blonde hatte nichts mehr von sich gegeben, seitdem sie ihm diese Frage gestellt und somit die Karten auf den Tisch gelegt hatte. Sie glaubte schon, er hätte gar nicht zugehört… so steif war der junge Mann vor ihr. Plötzlich erwachte T.K. aus seiner Starre und stürmte an ihr vorbei. Sie drehte sich erschrocken um und sah ihm nach. „Takeru, was ist mit dir?“, rief sie noch, doch sie erhielt keine Antwort. Stattdessen verhallte das Echo ihres Rufes. So rasch war T.K. vorbeigelaufen, doch Yuuko meinte, sie konnte eine entschlossene und wütende Miene auf seinem Gesicht erkennen… Unterdessen schlugen T.K.s Gedankenströme wieder wilde Bahnen ein. Er wollte alles wissen! Er wollte ALLES von diesem Schuldigen wissen, den er gerade eben mit seiner Kombinationsgabe im Innern entlarvt hatte. Alle möglichen Fragen flogen durch seinen Kopf, doch vor allem eine Frage beschäftigte ihn gerade am meisten: „WO IST MATT?!!“ ----------------- „Wie konnte das bloß passieren?“ Ein mittellautes Piepen verkündete, dass das Telefon auf dem Aufladesockel der Telefonanlage seine wieder eingesteckte Energiequelle zufrieden auflud. Doch was vorhin aus dessen Hörmuschel herauskam, lud eher Spannung auf. Die Spannung der Gemüter. „Wie konnte das bloß passieren?“ Schon seit einer Stunde stellte sich Sora diese ungnädige Frage. Sie lief unruhig auf und ab und wartete. Ja, sie konnte jetzt nur noch warten… Kari lag bewusstlos im Krankenhaus… und sie konnte nichts tun. Absolut nichts! Nur warten… WARTEN! Und darin war sie nicht besonders gut. Anderseits wäre darin aber auch kein anderer Mensch in so einer Situation gut gewesen. Sie machte sich tierische Sorgen um Kari. Tais kleine Schwester lag ihr schon immer am Herzen, obwohl sie nie groß miteinander zu tun hatten. Im Beisammensein unter Digirittern entwickelte sich zwar eine Verbundenheit aller Teamangehörigen, aber das bedeutete nicht, dass alle mit allen anderen gleichviel am Hut hatten. Zum Beispiel hatte Tai noch lange nicht soviel mit Jolei oder Cody zu tun wie mit Yamato oder mit ihr selbst. Und sie selber hatte kaum mit Davis oder Ken zusammengearbeitet wie mit Mimi. Auch Kari spielte in ihrem Freundschaftskreis keine große Rolle… Doch Kari war nicht irgendjemand, sie war die kleine Schwester von ihrem besten Freund! Und Sora weiß, dass Kari Tais Ein und Alles war. In ihrem ersten Abenteuer wusste sie noch zu genau, was sich damals in der Stadt von Machinedramon abgespielt hatte: Kari mit hohem Fieber… und Tai der Panik und Verzweiflung nahe. In dem Moment wurde ihr bewusst, dass sie alles für Karis Wohlergehen tun musste, wenn sie Tai jemals wieder lachen sehen wollte… Kari war unter den Digirittern eine der Wichtigsten gewesen. Sie trug das Wappen des Lichtes… also das krasse Gegenteil der Dunkelheit. Egal wo die Gruppe sich aufhielt, Kari war immer die Anlaufstelle für Erleuchtung in der dunklen Kälte. Sora erinnerte sich an die Numemon, die Karis Licht gefolgt waren… solche Kräfte gingen von Tais kleiner Schwester aus, die sich keiner von den Digirittern vorstellen konnte. In gewisser Weise war sie unter allen Digirittern die Stärkste gewesen… Jetzt so von ihr zu hören… Ein vertrautes Quietschen der Tür ließ Sora aus ihrer Trance erwachen. Sie hoffte, dass es Tais Mutter war, die mit Kari wieder nach Hause kam… dann würde alles wieder gut werden! Doch es war „nur“ ihr bester Freund Tai; seufzend erhob sich Sora und schritt auf ihn zu. Tai hielt eine Tüte in der linken Hand. Soras Blick wanderte auf die Tüte: Sie beinhaltete offensichtlich einen großen roten Karton. Und sie bemerkte, dass dieser Karton eine Schleife oben enthielt; den Rest dachte sie sich. Der Braunhaarige bemerkte ihren neugierigen Blick und ließ sogleich die Tüte hinter seinem Rücken verschwinden: „Eh-eh! Daaas darfst du noch nicht sehen! Sonst wär ja die schöne Überraschung für morgen verdorben!“ Sora verzog das Gesicht: „Du bist doof! Erst lässt du mich das Geschenk im Rohbau sehen und dann lässt du mich mit meiner nun noch höheren Neugier bis morgen warten!“ Tai grinste sie schelmisch an: „So bin ich halt!“, und ging in sein Zimmer, wo er, unter Ausschluss des neugierigen Blickes seiner besten Freundin, das Geschenk versteckte. Anschließend ging er in die Küche… Sora schaute ihm nachdenklich hinterher. Wie soll sie ihm das bloß sagen? Sie wusste, dass Tai ein Theater machen würde, wenn er davon erfuhr. Er und sein Beschützerinstinkt… manchmal dachte sie, er würde damit gnadenlos übertreiben. Immerhin war Kari schon vierzehneinhalb Jahre alt! Andererseits hatte er als Karis großer Bruder auch ein Recht darauf, es zu erfahren. Sie wollte gerade zu ihm gehen, als Tais Kopf aus der Küche Richtung ihr schaute: „Du Sora, wo ist eigentlich meine Mutter? Sie wollte doch heute groß kochen…?“ „Wenigstens hat er schon mal den Anfang gemacht“, dachte sich Sora und seufzte. Sie antwortete ihm mit einer verbitterten Miene: „Deine Mutter ist im Krankenhaus… Kari wird dort gerade behandelt…“ Man hörte, wie der Teller, den Tai gerade in der Hand hielt, mit einem lauten Knall auf dem Boden zerschepperte. ----------------- Warum konnte sie nicht mal stark sein? Wieso konnte sie diese Geschichte nicht einfach mal verdrängen? So schwer war es doch nicht! Man konnte es sich selber doch sagen, dass es einfach vorbei war und jetzt ist nichts mehr! Warum konnte sie es dann nicht?! WARUM?!? Es war doch alles so schön gewesen… Sie hatte auf ganzer Linie versagt. Jetzt hatte sie mit dieser Geschichte ihren Freund vergrault; Kari konnte sicher sein, dass T.K. nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Er sah sowas von entsetzt aus, wie sie es noch nie gesehen hatte. Sie hätte es ihm nicht sagen sollen! Sie hätte sich längst mit der Vergangenheit abfinden sollen! Dann wäre es nicht zu dem, was vorhin alles geschah, gekommen… aber sie war zu schwach, um die Gefühle zurückzuhalten. Sie war zu schwach, um diese Geschehnisse für sich zu behalten und musste es ihrem Freund erzählen… Und dann war sie auch noch zu schwach, um ihm die ganze Wahrheit zu erzählen, nachdem sie mit ihrer Beichte angefangen hatte… Warum sollte sie denn jetzt noch sich bemühen für irgendetwas, wo es sowieso schon sinnlos genug war? Es läuft doch alles schief… ----------------- „Was ist mit Kari? Was hat sie?“ Tai fing an, Sora mit seinen wohl berechtigten Fragen zu bombardieren, wobei er immer unruhiger wurde. Die Orangehaarige bemerkte seine Unruhe; das kannte sie von ihm, wenn die Sache irgendwas mit seiner Schwester zu tun hatte. Aber das beunruhigte sie ebenfalls, weil sie wusste, dass Tai dadurch zu unüberlegten Taten neigte. Sie fasste ihn, ohne zu zögern, an seine Hände… Und augenblicklich entspannten sich Tais Bewegungen. „Seine Hände fühlen sich so warm an…“ Stopp! Das war wohl kaum der richtige Zeitpunkt, um über solche Sachen nachzudenken! „Wenigstens hat es gewirkt“, dachte Sora weiter und versuchte nun, Tai mit ruhiger Stimmlage in alles einzuweihen: „Sie… ist… im Park zu… zusammengebrochen. T.K. hatte sie daraufhin in ein Notarztzentrum getragen und den Notarzt gerufen. Sie… wissen noch nicht, warum Kari auf einmal ohnmächtig geworden ist…“ Tai spürte, wie Soras Hand zitterte, während sie ihm die Lage geschildert hatte. Er hatte noch nicht ganz realisiert, was sie gerade gesagt hatte… in ihm drehte sich alles. Kari… wenn mit ihr was passiert war, dann war er der Panik nicht mehr weit. Schon seit Kindestagen hatte er sich geschworen, sie immer zu beschützen und immer für sie da zu sein. Das hat sich bis heute gar nicht geändert; noch immer war dieser Beschützerinstinkt in ihm vorhanden. Sie war jetzt zwar schon fast 15 Jahre alt, aber er wollte dennoch seine Rolle als großer Bruder nie oder zumindest nicht ganz ablegen. Sofort quellte der Gedanke auf, dass jemand Kari missbraucht hätte haben können. Und er formte diesen Gedanken auch sofort in Worte: „War da noch jemand gewesen? Hatte dieser Jemand Kari überfallen und missbraucht?“ Sora, etwas erschrocken über seine plötzliche Regung und auch teilweise verwundert, wie ihr bester Freund auf diesen wüsten Gedanken gekommen war, gab ihm hektisch zur Antwort: „Nein, nein… es war nur T.K. da gewesen. Die beiden hätten geredet und dann plötzlich dieser Vorfall…“ Die Orangehaarige schluckte. Sie sah ihren besten Freund an und fürchtete, dass er nun in seiner Ungeduld T.K. die Schuld gibt. Er würde dann sofort aus der Wohnung rennen, den Schuldigen aufsuchen und ihm den Hals umdrehen. Überraschenderweise wurde der braunhaarige Wuschelkopf aber ruhiger und nachdenklicher… Sora schaute ihn etwas beruhigt, aber trotzdem gespannt an. Nach einer Weile stieß Tai einen langen Seufzer aus und Sora regte sich auch wieder. Sie fragte sich, über was Tai die letzten anderthalb Minuten gedacht hatte. „Tai, was ist los? Du bist… so nachdenklich…“ „Ich weiß… ich weiß…“, meinte der Braunhaarige und fuhr fort, „Ich weiß, warum Kari ohnmächtig geworden ist.“ Sora glaubte, sich zuerst verhört zu haben. Bitte woher weiß ihr bester Freund auf einmal, was mit seiner Schwester los war? Als wäre die Nachricht eben grad vom Himmel gefallen und er hatte diese Information schnell aufgefangen… Aber sie war neugierig auf seine Auflösung für Karis Problem: „Und… was ist es?“ Tai wollte gerade etwas sagen, als ihm jäh der Mund wieder zufiel. Er wusste, dass Kari ihrem Freund ihre Schwangerschaft, die schon fast 4 Monate her war, gestanden hatte… allerdings konnte er nicht wissen, ob sie T.K. auch verraten hatte, von wem sie schwanger war. Vermutlich nicht… und vermutlich deshalb war sie auch zusammengebrochen. Das passte zu Kari: Sie hielt oft Informationen zurück zu Gunsten anderer; aber sie konnte das auf Dauer selber nicht verkraften. Und deshalb wäre es wohl jetzt sinnvoller, die ganze Wahrheit rauszulassen, anstatt weiter alles im Hinterkopf zu behalten… man sah ja bei Kari, wie sich das auswirken würde… Und es würde, wenn jetzt die Wahrheit nicht sofort ans Licht kommt, noch ständig mit ihr so weitergehen. Deshalb musste Tai sich nun dazu entschließen! Auch wenn das Sora wahrscheinlich nicht gefallen würde… „Kari… hat T.K. anscheinend gestanden, dass sie… schwanger war…“ Sora riss die Augen weit auf; das sollte also der Grund gewesen sein, weswegen sie zusammengebrochen war? Dieser Vorfall war doch schon ewig her! Hat Kari ihm das jetzt erst gestanden? Sie hatte also alles die ganze Zeit über für sich behalten… zu ihrer eigenen Last. Das kannte sie auch schon früher von ihr… vor allem seit dem ersten Abenteuer in der Digiwelt. Sie hat sich darin kein bisschen verändert. Die arme Kari! „Bist du… wirklich sicher?“, wollte Sora noch wissen. „Nein, aber es wär die treffendste Lösung…“, gab Tai resigniert zurück. „Da ist was dran“, meinte Sora und sie umarmte ihn sanft, „Tai, das tut mir echt Leid. Ich wusste nicht, dass… Kari das die ganze Zeit für sich behalten würde“, bekundete die Orangehaarige ihm ihr Mitleid. Tai erwiderte die Umarmung, löste sie aber auch schnell wieder und sah sie genauso mitleidig an: „Sora, mir tut es auch Leid… aber mir tut es vor allem Leid… weil… weil du nicht die ganze Wahrheit weißt…“ Er hatte es gesagt. Er hatte nun den Anfang gemacht! Es gab keinen Rückweg mehr! Er musste es ihr nun sagen! Sora schaute ihn reichlich verwirrt an. „Was meinst du… damit?“ ----------------- Ein leichtes Stöhnen riss Yuuko aus ihrer Müdigkeit. Sie wartete schon seit einer kleinen Ewigkeit darauf, dass ihre Tochter aufwacht. Doch nun schaute sie auf das Patientenbett, wo Kari sich regte. Blitzschnell stand sie auf und rannte zum Bett. „Kari! Bist du… wach?“ Das braunhaarige Mädchen öffnete die Augen und schaute sich im Raum um. Ihr Blick fing sich bei ihrer Mutter. Als Yuuko am Bett ankam, nahm sie ihre Tochter in eine wohlige Umarmung. „Gott sei Dank, Kari! Endlich bist du aufgewacht!“ Ihr fiel wieder ein, was ihre Tochter alles durchmachen musste und sie versuchte, Kari zu trösten: „ Es ist ok, mein Schatz! Du solltest dir nicht zu viele Gedanken machen…“ Kari fühlte sich aber überhaupt nicht ok. Ihre Erinnerung, was vor ein paar Stunden passiert war, kam wieder. Sie hatte T.K. ihre Affäre gebeichtet… und zum Schluss hatte sie ihn auch noch angeschrien, dass er sie nicht verdient hätte. Sie spürte nun eine tiefe Reue… sie hätte ihm das nicht sagen dürfen. Sie hätte es zurückhalten sollen, sie hätte mit aller Kraft diese Ereignisse aus dem Kopf werfen müssen! Aber sie war nicht stark genug gewesen… Und nun war er weg! Ihr Freund war nun nicht mehr hier… Wohin er wohl gelaufen war… Wo war denn T.K. jetzt überhaupt? „Mum… wo ist… T.K.?“, fragte sie mit gebrochener Stimme. Diese Frage hatte Yuuko schon erwartet. Ohne ihre Tochter loszulassen meinte sie: „Ich weiß es nicht… er war vorhin einfach aus der Klinik rausgelaufen… er war wohl sehr wütend.“ Kari fing an zu weinen. Das hatte sie befürchtet; T.K. wollte jetzt wohl nichts mehr mit ihr zu tun haben. Sie hatte nun alles zerstört! Die Beziehung zu ihm konnte sie nun in die Tonne treten. „Wütend… auf mich?“ Yuuko hob die Schultern: „Ich weiß nicht… ich habe ihm nur gesagt, dass du schwanger gewesen warst und dann…“ „DU HAST WAS?!?“ Kari befreite sich mit einem Ruck aus der Umarmung ihrer Mutter und schaute sie entsetzt an. Nun war sie sich sicher: T.K. war jetzt wirklich wütend auf sie! Wieso sollte er denn sonst so plötzlich davonrennen? In ihr kochte nun eine gewaltige Menge Trauer und gleichzeitig Wut auf. „Schatz beruhige dich… was ist denn…“ „WIESO HAST DU IHM DAS GESAGT?! ER SOLLTE DAS DOCH NICHT WISSEN! JETZT HASST ER MICH WIRKLICH!!“, schrie Kari ihre Mutter an. „Kari…“ Yuuko wusste nicht mehr weiter. Ihre Tochter vergrub ihr Gesicht unter einem Bach von Tränen in ihre Hände. Sie weinte heftig und rollte sich zusammen. Ihre Mutter fühlte sich hilflos. Sie überlegte aufgeregt, wie sie Kari jetzt noch beruhigen könnte. „ER HASST MICH, ER HASST MICH…“, hörte Yuuko ihre Tochter die ganze Zeit hervorschluchzen. Doch auch der heftigste Ausbruch der Emotionen flaute irgendwann mal ab und Karis Schluchzer wurden immer weniger. Zögernd nahm Yuuko Kari dann wieder in ihre Arme, und diesmal wehrte sich ihre Tochter auch nicht. Aber sie weinte immer noch und Yuuko tröstete sie, indem sie ihr sanft über den Rücken fuhr. Ihr kam schließlich ein rettender Einfall. Da Kari nun wieder aufgewacht war, konnten sie eigentlich nun wieder heim. Und das wäre wohl jetzt auch wirklich das Beste. „Schatz, es tut mir Leid“, versuchte Yuuko, ihre Tochter anzusprechen, „Komm mit nach Hause, dein Bruder macht sich bestimmt schon Sorgen um dich…“ Kari wollte zwar sich auf nichts mehr einlassen, doch von ihrem großen Bruder wollte sie trotz allem nicht loslassen. Ihm konnte sie immer vertrauen, das wusste sie. Und er würde ihr bestimmt nicht in den Rücken fallen. Im Prinzip war Tai wie ihr Schutzengel. Und sie dankte Gott dafür, dass es ihn gab. Sie schaute unter freiem Lauf ihrer Tränen wieder auf und stieg von der Patientenliege. Ihre Mutter nahm sie beruhigt und gleichzeitig etwas erfreut an die Hand und ging mit ihr aus dem Behandlungszimmer. Sie verabschiedeten sich vom Notarzt und machten sich auf den Weg nach Hause. Den ganzen Weg lang weinte Kari und sprach kein Wort mit ihrer Mutter. ----------------- Währenddessen hatte Tai mit seiner Erzählung vom vorherigen Treffen mit Yamato geendet. Der Braunhaarige sammelte während seines Berichtes die Tellerscherben vom Boden auf und entsorgte sie in der Küche. Am Schluss hatte er seine beste Freundin über alles informiert… und auch darüber, dass Kari von Yamato schwanger war. Die Reaktion der Orangehaarigen ließ nicht lange auf sich warten: Sora war zuerst entsetzt, doch dies schlug schnell in Wut um. „Dieses Arschloch! Wenn ich damals schon gewusst hätte, was er mir angetan hatte!!“ Ihr Ton wurde langsam hysterisch; das hatte sich Tai nicht wirklich gewünscht. „Sora, bitte! Jetzt beruhige dich doch…“ „Er hatte mich betrogen! Und dann auch einfach so mit mir Schluss machen und mich mit meinen Schuldgefühlen alleine lassen!! DIESER IDIOT!!“ Sora konnte sich vor Wut kaum noch kontrollieren. „ICH HASSE IHN! ICH WILL NICHTS MEHR MIT IHM ZU TUN HABEN!! ER IST FÜR MICH GESTORBEN!!!“ Tai sah sich das Ausmaß ihrer Wut verzweifelt mit an. Es lief alles aus dem Ruder; er hatte ihr noch nicht sagen können, dass Alkohol mit im Spiel war. Yamato war das gleiche Schicksal widerlaufen, wie es ihn selber damals an seinem siebzehnten Geburtstag getroffen hatte. Dafür müsste Sora doch Verständnis haben! Immerhin verstand sie auch, was die Folgen von zu viel Alkohol waren. Er musste es ihr also schnell beibringen… Doch Tai kam nicht mehr dazu, es ihr zu erzählen, denn Soras Hysterie folgte ein gewaltiger Traurigkeitsanfall und sie ließ ihren Tränen freien Fluss. „WARUM MUSSTE ER DAS TUN? ES WAR DOCH ALLES SO SCHÖN GEWESEN!“ Sora brach auf dem Sofa der Yagamis zusammen und schluchzte heftig. Tai reagierte abrupt, schloss sie in eine Umarmung und versuchte, ihr alles zu erklären und zu schildern. Das machte aber die Sache nicht besser. Sora hörte kaum noch hin; zu groß waren ihre Wut und ihre Trauer. Tai musste einsehen, dass Worte hier kaum noch was ändern würden; stattdessen streichelte er ihr mit der einen Hand über den Rücken und fuhr ihr mit der anderen Hand sanft durch ihre Haare. Sora gab sich willig seiner Geste hin und so langsam hörten die zahlreichen Schluchzer auch auf. Schließlich beruhigte sie sich vollständig, doch Tai entschloss sich, nicht weiter auf sie einzureden… das würde nichts mehr bringen, sondern die ganze Sache wieder den Bach runtergehen lassen. Er würde es aber irgendwann nochmal versuchen, ihr es zu erklären… hoffentlich nicht zu spät. ----------------- „Was hast du mit Kari gemacht?“ Yamato schluckte. Das bedeutete anscheinend wieder Riesenärger. Er stand wie erstarrt da und senkte seinen Kopf. T.K. funkelte seinen älteren Bruder immer noch wütend an. „Ich wiederhole nochmal: WAS HAST DU MIT KARI GEMACHT?!“ Yamato wusste keinen Ausweg. „T.K., hör zu… ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich…“ „SIE IST IM PARK ZUSAMMENGEBROCHEN; DAS IST PASSIERT! UND NUN WEISS ICH AUCH, WARUM!!“, schrie sein jüngeres Gegenüber und Yamato zuckte zusammen. Ohne eine Reaktion abzuwarten, erfüllten T.K.s Schreie weiter die Gegend um den Häuserblock: „WEGEN DIR IST KARI MIR WOCHEN- UND MONATELANG AUS DEM WEG GEGANGEN!! DU HAST MIT IHR FREMDGESEXELT!! NUR WEGEN DIR IST DAS ALLES PASSIERT!! UND DU WILLST MIR NOCH ERKLÄREN, WAS LOS IST?!?!“ „T.K. bitte, du verstehst das falsch“, versuchte Yamato mit schon fast flehender Stimme, die Aufmerksamkeit seines jüngeren Bruders zu erhalten, „Es war nicht so, wie du denkst! Ich würde sowas niemals tun!“ Doch T.K. glaubte ihm kein einziges Wort: „DU BIST DOCH ECHT DAS ALLERLETZTE! IN DIESER SACHE HAST DU’S ECHT MIT MIR VERSCHERZT! ICH NEHME DICH NICHT MEHR ALS GROSSEN BRUDER WAHR, DAMIT DAS KLAR IST! DU HAST MICH SCHWER ENTTÄUSCHT!!“ Mit diesen Worten lief T.K. weg, ohne Yamato noch eines Blickes zu würdigen. Yamato sank auf die Knie. Alles lief nun schief. Nun war sein Plan gescheitert, in vollständigem Frieden sich von seinen Freunden und Verwandten zu verabschieden und zu seiner Mission aufzubrechen. „Bitte nicht…“ Er war doch so nah dran… Tais Freundschaft hatte er gerade eben erst zurückgewonnen. Es war doch alles so schön gewesen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)