Beautiful Disaster von shiroi ================================================================================ Kapitel 14: ------------ 14. Yohji saß in seinem Zimmer und starrte auf den laufenden Fernseher, bekam aber nicht wirklich mit, was eigentlich lief. Als sein Telefon klingelte, angelte er müde danach, schaute nicht auf das Display. So wusste er nicht, wer dran war. "Hallo..", kam es genuschelt durch den Hörer. "Schuldig hat mir gesagt, was ich hören musste. Also, wenn du das durchziehen willst, gehst du zu Ken und redest mit ihm. Gib ihm deine Zustimmung. Sag ihm, wir hätten ausgemacht, dass wir uns nächsten Samstag wieder in dem Hotel treffen", legte der Amerikaner ohne anderweitige Begrüßung gleich los. Auch wenn sich sein Inneres erbarmungslos zusammen zog, er wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen. Als der Blonde Brads Stimme hörte, war er wieder hellwach. "Er hat es dir tatsächlich gesagt?", fragte er leicht entsetzt, denn insgeheim hatte er nicht damit gerechnet. "Und wir wollen das wirklich durchziehen?", seufzte er, so wirklich gefiel es ihm nicht. "Okay.. ich werd es Ken sagen. Ich muss sowieso noch mit ihm reden." Der letzte Satz war mehr für sich als für Brad bestimmt, denn seit dem Vorfall am Morgen hatten Ken und er kein Wort gewechselt. "Wir werden uns treffen, ja. Wir müssen ja nicht miteinander ins Bett gehen. Es reicht, wenn die beiden das denken, auch wenn ich mir sicher bin, dass Schuldig das überprüfen wird... Wichtig ist nur, dass wir hinterher sehr glücklich und frisch verliebt aussehen." So lautete schließlich der Plan. Und Brad war sich sicher, dass alles so laufen würde, wie er es sich ausgemalt hatte. Wenn man sich bei Schuldig auf irgendwas verlassen konnte, dann darauf, dass er nicht so tickte, wie man es gern hatte. Und das musste er ausnutzen. "Gut.. machen wir es so. Was anderes bleibt uns wohl auch nicht mehr übrig.", meinte er etwas niedergeschlagen. Nie hätte er gedacht, dass er einmal so um Ken kämpfen müsste. "Also dann Samstag, acht Uhr." Wieder einmal ohne Verabschiedung unterbrach Brad das Gespräch, legte das schnurlose Telefon zur Seite und starrte aus dem Fenster. Wenn er nur gewusst hätte, was er damit los treten würde, als er Schuldig den ersten Tausch quasi befohlen hatte... Doch wie immer in Privatdingen ließ ihn seine Fähigkeit hier im Stich. Jetzt konnte er nur hoffen... Yohji starrte kurz sein Telefon an, legte es dann aber bei Seite. Ein schweres Seufzen war zu hören, als er sich schwerfällig erhob und zu Kens Zimmer ging. Leise klopfte er an. "Ken? Kann ich rein kommen?" Seufzend gab Ken seine Einwilligung, rollte sich aber vorsichtshalber dick in seine Decke ein. So eine Situation wie am Vormittag wollte er nicht noch einmal erleben müssen. "Was willst du?", fragte er aus seinem schützenden Deckenwall heraus und war genervt, dass seine Stimme viel zu unsicher klang. Aber eigentlich war das ja auch kein Wunder, oder? Langsam betrat der Blonde das Zimmer und lehnte sich an die Tür, musste kurz schmunzeln, als er den Deckenberg reden hörte, wurde dann aber wieder ernst. "Ich.. wollte mich entschuldigen." Das wollte er wirklich, es tat Yohji sehr leid, was am Morgen passiert war. "Ich wollte das nicht.. ich war nur..", er brach ab und sah aus dem Fenster neben Kens Bett. "Du warst... was?", grummelte Ken aus seinem sicheren Eck heraus. Dass Yohji so auf Abstand blieb, war wirklich ein Glück, fand er. Und es war das mindeste, dass der Ältere sich entschuldigte. Auch wenn das rein gar nichts änderte und er sich immer noch fragte, wie er DAS Schuldig beibringen sollte. Vorausgesetzt natürlich, er würde sich je wieder trauen, dem Deutschen unter die Augen zu treten. Der abweisende Ton tat dem Ex-Detektiv in der Seele weh. Ganz langsam ging er auf das Bett zu, setzte sich davor und versuchte Ken in die Augen zu sehen. "Ich war enttäuscht.. Du hast mir weh getan und da ist eine Sicherung bei mir durchgebrannt. Ich wollte dir niemals weh tun." Er sprach leise und ernst, aber noch nie zuvor hatte soviel Wahrheit in seinen Worten gelegen. Ken legte die Stirn in skeptische Falten. "Du hast mir zuvor schon weh getan", beharrte er. "Und ich war auch enttäuscht. Aber das ist jetzt egal." Es war ihm gar nicht recht, dass sein Exfreund so nahe gekommen war. Doch er gab nicht dem fast übermächtigen Drang nach, noch weiter nach hinten zu rutschen, weg von Yohji. Das hier war sein Zimmer und er brauchte sich nicht zu verstecken. "Ich weiß und das hätte ich nicht tun dürfen. Aber als du sagtest du würdest Schuldig lieben, hat sich mein Verstand abgeschaltet." Vorsichtig streckte Yohji eine Hand aus, strich Ken eine Strähne aus der Stirn. "Es tut mir ehrlich leid." Auch wenn Yohji eine Scheißwut auf Schuldig hatte und auch etwas auf seinen Lover, aber das was er getan hat war wirklich falsch gewesen, dass wusste er selbst. "Kann ich es irgendwie wieder gut machen?" Wachsam blinzelte Ken den Älteren an, zuckte aber trotzdem unter der vorsichtigen Berührung zusammen. "Ja, kannst du!", antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Schließlich wollte er noch immer seinen Willen durchsetzen und den zweiten Tausch erzwingen. "Verbring noch eine Nacht mit Crawford!" Er sehnte sich so sehr nach dem Telepathen, jede einzelne Faser seines Körpers schrie nach Schuldig, er wollte nichts anderes, als jetzt in den Armen seines Lovers liegen und die letzten Stunden vergessen können. Doch Schuldig war nicht hier, nur Yohji, und genau den sah der Fußballer jetzt herausfordernd an. Sofort zog der Ältere seine Hand zurück, als Ken zusammen zuckte. Leicht verzweifelt schloss er die Augen und versuchte die Wut, die wieder in ihm aufsteigen wollte, zu unterdrücken. Dann öffnete er wieder die Augen und lächelte gezwungen. "Okay.. wenn es das ist was du willst?!" Alles in Yohji schrie auf, als er sein Einverständnis zu diesem Tausch gab, doch er ignorierte es. "Ja, das will ich!", konterte Ken kalt. Er sah sehr genau, wie sehr er Yohji damit verletzte und es bereitete ihm eine Art dunkle, böse Zufriedenheit. "Tut weh, nicht wahr?", fragte er nach, in seiner Stimme schwang Spott und auch Bösartigkeit mit. Yohji sollte leiden - mindestens ebenso sehr, wie er gelitten hatte. Vielleicht war das dem Älteren eine Lehre. Ken so kalt und herzlos zu erleben tat Yohji in der Seele weh, aber er war ja selbst Schuld. Er hoffte inständig, dass Brads Plan aufgehen würde und er so den Jüngeren wieder für sich gewinnen könnte. "Ja.. tut es." Damit stand er auf, sah noch einmal kurz zu Ken und ging dann zur Tür, hielt kurz davor an. Ein Blick zurück folgte. Eigentlich wollte er jetzt 'ich liebe dich' sagen, aber irgendwie kam es dem Weiß nicht richtig vor. Mit einem Seufzen verließ er das Zimmer und ging in Richtung Küche. Er brauchte jetzt etwas zu trinken. Etwas starkes. Ken ließ den Kopf in den Nacken fallen und atmete tief durch, als sich seine Tür hinter Yohji schloss. Er wollte gar nicht so gemein zu dem Älteren sein, trotz allem, was der ihm angetan hatte. Sie hatten bis zu Yohjis Vorschlag eine wundervolle Zeit miteinander gehabt und Ken hatte wirklich gedacht, den Älteren ehrlich zu lieben. Aber das war nichts gewesen im Vergleich zu den Gefühlen, die er jetzt für Schuldig hatte. Kurze Zeit später stand Yohji wieder auf dem Balkon und trank seinen Whisky. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und tippte eine SMS an Brad - er hatte keine Lust, ihn anzurufen. Er schrieb: "Samstag geht klar.", mehr nicht. Das Gefühl, das er hatte, als er die SMS abschickte, war unheimlich. Ihn beschlich das Gefühl, dass etwas gewaltig schief laufen würde. Als Brad Yohjis SMS bekam, verkrampfte sich sein Herz. Er hielt es nicht für nötig, zurück zu schreiben. Er wusste noch nicht, was er Samstag Nacht mit Yohji anstellen sollte, aber irgend etwas würde ihnen schon einfallen. Wenn er danach seinen Telepathen wiederbekommen würde... Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Wenn wieder alles in Ordnung war, würde er mit Schuldig in Urlaub fliegen. ~+~tbc~+~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)