Sometime, somewhere, somehow von Teteichan (we will finally be together) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Er stand an einem Drahtzaun. Das Spielfeld lag vor ihm. Was tat er hier? Und Spielfelder gab es schon lange nicht mehr. Kinder spielten hier. Ausgelassen. Ohne Angst. Das gab es nicht. Er sah sich um. Überall schien es friedlich zu sein. Keinerlei Anzeichen vom Krieg. Keine zerstörten Häuser, kein Qualm, keine Kampfgeräusche. Friedlich. Ruhig. Paradies. UNMÖGLICH. Ein Ruf vom Spielfeld ließ ihn herumfahren:" Ah!! Schieß den Ball hierher! Schnell! Izumi!!!" Izumi. Er starrte den Jungen an, der den Ball schoss. Die Wut, der Hass in seinen Augen. Izumi. Ein Feuer schien sich durch ihn zu fressen. Izumi. Bilder wirbelten aus dem Nichts durch seinen Kopf. Bilder einer Welt, die nicht mehr existierte. Er stand auf einer Bühne, kreischende Menschen auf den Plätzen. Doch sein Blick war nur auf eine einzige Person gerichtet. Sie saß im Schatten. Er musste ihr Gesicht sehen! Dieses Gesicht! Diese Person, sein wichtigster Schatz, wichtiger als Tod, Leben, Gesundheit! Sein Herz zerriss sich vor Verlangen diese Person zu sehen, zu berühren, zu umarmen, zu liebkosen, bei ihr zu sein. Neben ihr zu sein, koste es, was es wollt!! Dies war das einzige, was er brauchte, was er ersehnte! Diese Person, sein ein und alles. Seine Brust war Feuer, seine Gedanken verschleiert vor Sehnsucht. Er versuchte die Gestalt in den Schatten zu erreichen, kämpfte gegen den Sog der drohte, ihn zu verschlingen. Bevor er verlor durchzuckte ihn der Gedanke an diese Gestalt, ihr Name. Er schrie ihn heraus, bevor er in der Dunkelheit versank. Brüllte ihn so laut wie möglich heraus: " IIIIIIIIZZZZZZZZZZUUUUUUUUUMMMMMMIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!!!!!" *** Shihaisha fuhr auf. Sein Herz schlug ,als ob er stundenlang gelaufen wäre. Sein Atem kam in kurzen, heftigen Stößen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er ins Leere. Schon wieder dieser Traum!! Er dachte es hätte aufgehört. Er strich sich das blonde, fast weiße Haar aus den eisblauen Augen, spürte das verhasste Metall. Er stöhnte und stützte das Gesicht in die Hände. Diesmal hätte er beinahe das Gesicht der Gestalt sehen können!! Verdammt!!! Es war ein Traum!!! Nur ein Traum!!! Warum nahm er ihn nur jedes Mal so mit? Shihaisha war nicht der Typ, den Träume mitnahmen. Wie konnte er auch? Er war der Herr, der Eroberer, der Gewinner des Krieges, welcher beinahe die Welt zerstört hätte. Er galt als hart, unabhängig und kalt. Und er war es auch. Aber warum reagierte er so auf einen Traum? Bzw. auf diese Person in seinem Traum? Er drängte den Traum aus seinen Gedanken. Er war der Herr, der absolute Herrscher. Träume sind nebensächlich. Eine kleine Bewegung in der Dunkelheit erregte seine Aufmerksamkeit. Kurz darauf spürte er das Bett zittern und wie sich einer seiner Dorei an ihn schmiegte. Welcher es war interessierte ihn nicht. Eine schmeichelnde Stimme flüsterte: "Mylord, habt Ihr schlecht geschlafen?" Dann glitt eine weiche Hand verführerisch über seinen Oberschenkel. "Soll ich Eure Albträume verjagen?" Warum eigentlich nicht? Shihaisha grinste. Er drückte den Dorei in die Kissen. Er war nicht zärtlich. Er war es nie. Aber er war gut. Darin waren sich alle seiner Dorei einig. Er empfand nichts dabei. Sein Herz war und blieb kalt. Die kurzen Höhepunkte lenkten ihn ab, schützten ihn ein wenig vor der Leere in ihm die er verdrängte. Bevor diese Träume begonnen hatten hatte er gar nicht bemerkt, dass ihm etwas fehlte. Er verlor sich in den Bewegungen, doch sein Herz sehnte sich nach dieser Gestalt ohne Gesicht. Sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen war ihr Name: " Izumi" *** Die kleine Gruppe huschte durch die mit Trümmern übersäten Straßen. Wenn Patroullien vorbeimarschierten oder Suchscheinwerfer von den Schiffen, welche über der Stadt kreuzten, die Gegend taghell erleuchteten schienen sie mit den Schatten, die diese diese zerstörte Welt bevölkerten zu verschmelzen. Vorneweg, immer einige Schritte voraus, lief Ken-o. Der zierliche junge Mann war der Anführer dieses Trupps. Seine Bewegungen waren geschmeidig und fließend, als er von Schatten zu Schatten glitt und seiner Truppe Zeichen gab. Plötzlich rutschte einer der Schemen des Trupps aus. Er fing sich sofort wieder und erstarrte zu Reglosigkeit, doch dieser winzige Laut war genug gewesen. Sofort war die Straße taghell erleuchtet: Truppen schwärmten aus. Die Reaktion der Schatten zeugte von ihrem Training. Keine Kämpfe, keine Helden. In Sekundenschnelle waren sämtliche Schatten in den umliegenden Straßen, Haus- und Kanalisationseingängen verschwunden. Ken-o huschte durch die Straßen. Er verfluchte seine Dummheit. Natürlich war er derjenige gewesen, der vorgeschlagen hatte Fuún mitzunehmen. Er duckte sich in einen Hauseingang und lauschte auf Verfolger. Nichts. Er huschte weiter. Die Rebellion musste weitergehen. Nach einiger Zeit erreichte er die bewohnten Gegenden von Nexus, der Regierungsstadt des Diktators Shihaisha. Shihaisha. Ken-o verzog vor Hass das Gesicht. Shihaisha war der Grund allen Übels. Er war derjenige, der vor so langer Zeit den Krieg begonnen hatte. Es hieß, dass Shihaisha schon gar kein Mensch mehr war. Um seine Lebensspanne zu verlängern waren Teile seines Körpers mechanisiert worden, zudem hieß es, man hätte man ihn genetisch verändert, so dass er auf seinem jetzigen Alter bliebe. Genau konnte das niemand sagen....nie war jemand so nah an ihn rangekommen. Es hieß Shihaisha wäre praktisch unsterblich. Ken-o grinste zynisch. Mal sehen wie viel zoll Messer nötig wären ,um Shihaisha davon zu überzeugen, dass er DOCH sterblich wäre.... Er verdrängte die Gedanken, dazu war hier keine Zeit. Hier gab es weniger Patroullien als in den zertrümmerten Vororten, trotzdem war es noch gefährlich. Keine Zeit um in Wunschträumen zu schwelgen!!! Vorsichtig schlich er von Haus zu Haus. Es war Ausgangssperre. Würde man ihn jetzt schnappen, würde man ihn sofort und kompromisslos zum Verhör schleppen. Das Verhör. Ken-o lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Über das Verhör war noch weniger bekannt als über Shihaisha. Alles ,was man wusste basierte auf Gerüchten. Nur wenige von denen, die verhört worden waren, waren wieder aufgetaucht. SEHR wenige. Und diejenigen, die wieder zurückgekehrt waren brachten sich meistens bald selbst um, redeten wirr, erinnerten sich an nichts oder wurden schlichtweg wahnsinnig. Das Verhör war das, wovor sich die meisten Rebellen am meisten fürchteten. Ken-o war da keine Ausnahme und fürchtete sich seiner Furcht auch nicht. Das Verhör war auch der Grund, aus dem jeder Rebell immer eine kleine Giftpille bei sich trug. Eher sterben, als verhört zu werden. Er hatte das Haus, in dem er zur Zeit wohnte erreicht. Er glitt durch die Tür und schloß sie leise hinter sich. Er ließ sich in die Couch, das einzige Möbelstück in dem kahlen Zimmer, sinken und sinnierte weiter über die Verhöre. Alle wussten, dass man, wenn man tatsächlich zu den Verhören geschleppt wurde, früher oder später alles, aber auch alles verraten würde, was man wusste. Eher früher. Und das Risiko geschnappt zu werden war sehr hoch. Besonders in seiner Einheit. Seine Einheit war eine der besten, die es gab. Sie waren es, die die geheimsten und gefährlichsten Aufträge annahmen, die es gab. Und er war der Truppenleiter. Ten-o grinste humorlos. Die Verhöre waren der Grund, weshalb man ihm von den jeweiligen Aufträgen so wenig wie möglich mitteilte....und er teilte seinen Leute noch weniger mit. So war es am sichersten. Aber was würde passieren, wenn sie ihn selbst fangen würde? Nein, das durfte nicht geschehen! Er kannte zu viele Geheimnisse. Oder was würde geschehen, wenn man Rida, den Anführer, den Helden fangen würde?? Ken-o wurde blass. Dann würde vermutlich die gesamte Rebellion zerfallen. Es würde Jahrzehnte dauern, bis sie wieder ihren jetzigen Status hätten. Wenn sie ihn überhaupt wieder erreichen würden. Aber das würde nicht geschehen. Rida war zu schlau. Nur wenige, ausgewählte Leute wussten, wie man ihn kontaktierte. Ken-o wusste es nicht. Beruhigt streckte er sich auf der Couch aus und schloss die Augen. Der Schlaf trug ihn recht bald fort. Kapitel 2: ----------- Ken-o vergewisserte sich erneut, dass sich keine feindlichen Aktivitäten zeigten. Würde er auch nur ein winziges Anzeichen dafür finden, dass ihr Versteck aufgeflogen war, würde die Aktion sofort abgebrochen werden. Sie durften nichts riskieren. Dazu war der Anlass dieses Treffens ihrer drei besten Einsatztruppen zu wichtig. Nichts. Ken-o wandte sich Fuún zu, der die jetzige Wache antreten würde. So gern Ken-o auch auf dem Posten geblieben wäre, er musste jetzt hineingehen. Das Treffen begann. Er hatte ein äußerst schlechtes Gefühl bei dieser Sache. Sie waren ein zu perfektes Ziel. Sollte Shihaisha von dieser Sache Wind kriegen... Andrerseits... wie sollte er??? Kein Rebell, der auch im entferntesten von diesem Treffen gewüsst haben könnte war gefangen worden. Und trotzdem war da dieses bohrende Gefühl in Ken-o's Magen... er hatte das Gefühl, dass heute etwas schlimmes passieren würde... Aber dieses Treffen... bzw. der Anlass dieses Treffens war zu wichtig, als das man es wegen eines Gefühls im Magen abblasen sollte. Und doch... Ken-o verdrängte die düsteren Gedanken und glitt mit einem letzten misstrauischen Blick über die zerstörten Häuser ringsherum in die kleine Lagerhalle. * * * Shihaisha saß bequem in dem Sessel , trank Wein und starrte auf die mit Bildschirmen übersäte Wand. Das leise Brummen der Motoren begleitete ihn, als er die Vorbereitungen zum Angriff auf die kleine Lagerhalle, in der die Rebellen ihre Pläne ausheckten, überwachte. Einige seiner Dorei waren bei ihm und drückten sich schmeichelnd gegen ihn. Geistesabwesend strich er ab und an über nackte Schultern und beobachtete die Halle auf den Überwachungsbildschirmen. Genauer gesagt den jungen Mann, der die Gegend aufmerksam mit Blicken durchforstete. Irgendetwas war vertraut an diesem Mann. Ein seltsames Gefühl begann sich in Shihaisha's Magen breit zu machen. Er betrachtete den Jungen genauer. Dichtes, tiefbraunes Haar beschattete die Stirn. Große, tiefbraune, unglaublich lebendige Augen glühten in einem Gesicht, dass man ohne Bedenken gut aussehend, wenn nicht sogar schön nennen konnte. Ein Stich fuhr durch Shihaisha's Brust. Diese Augen. Von einem unglaublichen tiefen und vielschichtigem braun blitzten mit der Intensität eines Raubtiers. Sie schienen ihn anzusehen, genau ihn. Sie durchdrangen ihn, höhlten ihn aus, schienen ihn zu verbrennen. Er stand wieder am Zaun, am Spielfeld. Sah diese Augen. Diese unglaublich wilden Augen, ungezähmt. Augen, die ihn mitten ins Herz trafen. Shihaisha schüttelte den Kopf, befreite sich fast gewalttätig von diesen Gedanken. Gedanken, die Erinnerungen zu sein schienen und es doch nicht sein konnten. Als er das nächste mal zum Monitor sah war der junge Mann verschwunden. Statt dessen stand dieses Kind Fuún dort. Ohne das Gesicht abzuwenden oder die Stimme zu heben sprach er seinen Einsatzleiter an: " Butá! Beginnen sie ihren Einsatz!" Der Einsatzleiter verbeugte sich und begann Befehle durchs Mikro zu geben. ************* Ken-o betrachtete kopfschüttelnd die kleine Menschenmenge, die sich an der einzigen freien Stelle zwischen den riesigen Kistenbergen versammelt hatte. Sie saßen da wie auf dem Präsentierteller. Und sie waren wirklich ein ZU gutes Ziel. Obwohl die meisten Leute der drei Truppen draußen patrouillierten, befand sich doch alles in allem der größte Teil der Elite der Rebellion hier. Eine gut gezielte Rakete... Er seufzte. Vielleicht war er auch einfach nur zu paranoid geworden. Als die erste Explosion die Lagerhalle erschütterte hatte die Versammlung noch nicht einmal angefangen. Ken-o hatte es sich gerade auf einer der Kisten bequem gemacht, als er auch schon wieder von ihr runter flog. Er verzog das Gesicht. Das zu dem schlechten Gefühl im Magen. Eine so perfekte Chance hätte Shihaisha sich nie durch die Finger gehen lassen. Explosion folgte auf Explosion, durchdrungen von Gewehrgeknatter. Ken-o rappelte sich auf und versuchte seine Leute um sich zu sammeln. Es misslang hoffnungslos. Shihaishas Männer hatten schon begonnen in das Lagerhaus einzudringen und es wurde sofort überall heftig gekämpft. Ken-o war von seinen Leuten getrennt. Über das Mikro gab er seinen Leuten den Befehl schleunigst ihre Ärsche in Sicherheit zu bringen. Dann verschwand er in der nächst besten Gasse zwischen den Kisten um seinem eigenen Befehl zu folgen. * * * Fuún hatte sich beim ersten Gewehrhagel sofort in Deckung geworfen und ordentlich zurückgefeuert. Dann hatte er übers Mikro Ken-o's Befehl gehört... und auch befolgen wollen... aber... er kam hier einfach nicht mehr raus!!! Sie hatten ihn eingekreist. Fuún hatte Angst. Zum ersten mal in seinem Leben hatte er richtig und wirklich Schiß abzukratzen. Seine Monition war bald, sehr sehr bald schon leer. Und dann... dann würde er die Pille schlucken. Er würde den Tod wählen. Lieber Tod als Gefangenschaft, Verhör und erst recht lieber als ein Verräter zu sein. " Was tust du noch hier??" herrschte ihn plötzlich eine Stimme von links an. Fuún wirbelte herum. Ken-o!! Ken-o war da!! Ken-o würde ihn hier raus bringen. Er schluchzte fast vor Freude. " Ken-o.. sie haben mich eingekreist...ich bin nicht-" Fuún sah, wie sich Ken-o's Augen aufrissen, wie er versuchte vorzustürzen, wie er ansetzte etwas zu rufen. Doch alles schien plötzlich so langsam, so verzerrt zu sein. Dann spürte er wie er getroffen wurde, wieder und wieder und wieder. Er sah, wie Ken-o vorsprang, spürte, wie Ken-o ihn auffing, ihn in den Armen hielt. Dann spürte Fuún nichts mehr. Als er in Ken-o's Augen sah, verwirrten ihn die Bestürzung, das Leid, der Schmerz den er dort sah sehr. Er sah wie Ken-o den Mund bewegte, Dinge sagte. Doch er hörte auch nichts mehr. Er lächelte Ken-o an, versuchte ihm zu sagen, dass doch alles gut war, dass er die Rebellion nicht verraten würde, niemals. Doch es war zu spät. Er spürte weder Ken-o's Rütteln an ihm, noch seine Rufe. Fuún's Kopf sackte zur Seite, als die Schwärze ihn umhüllte, durchdrang und mit sich zog. In den Frieden, die Ruhe, die Ewigkeit. * * * Ishítsusha grinste. Grad hatte er noch einen von diesen dreckigen Rebellen umgenietet. Der 7. heute. Diesmal würde er seinen Rekord brechen. Er sprang über den Trümmerberg , als er auch schon sein 8. Opfer entdeckte. Der Junge, der neben Nummer 7 aufgetaucht war hielt diesen immer noch im Arm. Ishítsusha grinste breit. Dieser war ihm vollkommen ausgeliefert. Er hob das Maschinengewehr. Dann sah sein Opfer auf. Ein Blick voller Hass und Wut traf ihn. Und Ken-o drückte ab. Ishítsusha spürte nicht einmal, wie Ken-o's Maschinengewehrsalve ihn fast in zwei Teile zerriss. * * * Shihaisha saß zurückgelehnt in seinem Sessel und beobachtete gelangweilt das Schauspiel vor ihm. Emotionslose Augen betrachteten, wie die Elite der Rebellion systematisch ausgelöscht wurde. Dieser Schlag würde die Rebellion empfindlich treffen und sehr schwächen. Shihaisha hatte befohlen mindestens einen der Truppenleiter zum Verhör zu fangen. Mehr interessierte ihn an diesen Einsatz nicht. Nichts außer diesem Jungen Ken-o. Shihaisha wusste nicht, was genau ihn an diesem Jungen so fesselte. Er kannte solche Gefühle nicht. Alles was ihn interessierte, war er selbst. Alles andere war nebensächlich. Noch nie in seinem Leben hatte er so ... seltsam auf jemand anderes reagiert. Und er lebte schon lange. Er beobachtete, wie dieser Junge Fuún getötet wurde, sah wie der Hass in Ken-o's Augen wuchs. Diese Augen... sie elektrisierten ihn... Er beugte sich vor...wollte sehen, wie Ken-o reagieren würde. Der Junge erschoss den Mörder seines Freundes und hechtete über den Trümmerhaufen hinweg. Diese Bewegungen. Voller Energie, Kraft, Leben. Sie schienen ihn an etwas zu erinnern... etwas, was vor langer, sehr langer Zeit war. Und Ken-o sah auf. Starrte genau in die Kamera. Starrte genau Shihaisha an. Shihaisha's Körper versteifte sich. Diese Wut, dieser Hass. Diese Wildheit..und doch, tief unter dieser Mauer aus Hass diese Verletzlichkeit... Shihaisha schien es, als ob dieser Blick sein innerstes Selbst zerreißen würde. Unbemerkt entglitt das Weinglas seiner Hand und zerschellte am Boden. Er wollte... er brauchte etwas... was nur??? Ken-o. Er brauchte Ken-o. Langsam verzog sich Shihaisha's Gesicht zu einem Lächeln. Er durfte Ken-o nicht entwischen lassen. Egal was das für Gefühle waren... er würde sich immer mit ihnen auseinander setzen können... Aber sollte er jetzt nicht handeln würde ihn sein Herz zerreißen. Ken-o war weitergelaufen. Shihaisha erhob sich. Es war Zeit ... Er musste jetzt handeln, bevor Ken-o wieder verschwinden und vielleicht nie wieder auftauchen und in seine Reichweite kommen würde. Er musste jetzt handeln... bevor es zu spät war!!! * * * * * Kapitel 3: ----------- Ken-o rannte durch die Straßen. Sein Umhang flatterte hinter ihm durch die Luft und er verfluchte den Befehl von oben, der schuld war, dass er seine "Gala"- uniform statt des Kampfanzugess zu diesem Treffen hatte anziehen müssen. Überhaupt verfluchte er dieses ganze Treffen. Hinter ihm fackelte grad die Lagerhalle ab und krachte zusammen. Ken-o wusste nicht, wie viele Leute sie verloren hatten oder bei der nun folgenden Hetzjagd noch verlieren würden. Doch er hatte das Gefühl, dass es nicht grade wenige sein würden... Und Ken-o lief. Sie durften ihn nicht einholen!!! Er lief durch Häuser, Gänge, kam nach einer scheinbaren Ewigkeit stolpernd wieder ans Tageslicht und lief weiter. Er hatte Angst... Sein ungutes Gefühl im Magen hatte nicht nachgelassen, sondern im Gegenteil... es hatte zugenommen.... Etwas sauste durch die Luft; landete vor seinen Füßen. Ken-o stolperte beinahe über seine eigenen Füße, um nicht über diesen Gegenstand zu fliegen. Ein Schwert. Es war ein Schwert, das dort vor ihm, den Griff nach oben, im Pflaster steckte. Sofort ging Ken-o in Kampfstellung und suchte mit den Augen die umliegende Umgebung ab: suchte denjenigen, der das Schwert geworfen hatte. Dort!! Vor dem Vollmond nur als Sioulette zu erkennen stand auf dem in den Himmel ragenden Rest eines Betonhauses ein Mann. Ein Mantel und langes, im Mondschein weiß schimmerndes Haar flatterten im Wind. Langes, fast weißes Haar... Einen Moment lang schien es Ken-o, als ob irgendetwas falsch wäre. Die ganze Welt, seine Welt, sein Leben schien seltsam deplaziert; als ob die Welt in Wirklichkeit anders aussehen müsste, er woandershin gehören würde... in eine andere Welt... Er erinnerte sich wage an etwas, was er - nicht - erlebt hatte...nicht erlebt haben konnte... Eine Berührung, sanft, liebvoll... eine Stimme, weich, zärtlich.... Worte in einer längst vergangenen Sprache flüsternd... Dieses Gefühl schwand, als der Mann ein weiteres Schwert zückte, zu Boden sprang und Ken-o angriff. Im letzten Moment zog Ken-o sein Schwert hoch und wehrte den Hieb ab. Allein die Wucht dieses Schlages ließ ihn rückwärts fliegen. Noch bevor er sich wieder gefangen hatte, hatte er das Metall, dass das Gesicht des Anderen zur Hälfte bedeckte und an der Stelle, wo eigentlich das linke Auge hätte sein müssen, eine rot glühende Imitation eines Auges hatte, bemerkt und daraus die einzig logische Folgerung gezogen.... er kämpfte gegen Shihaisha... er kämpfte gegen seinen größten Feind!!! Er zog seine Pistole. Eine Chance, die er sich nicht entgehen lassen würde!! Er verzog sein Gesicht vor Hass, als er die Pistole hob und abdrückte. Als die Kugeln Shihaisha trafen, warf ihre Wucht diesen nur einige Schritte zurück. Shihaisha selbst blieb unverletzt. Ken-o riss die Augen auf. Unmöglich!!! Shihaishas rotes Auge glühte spöttisch, bevor er erneut das Schwert hob um Ken-o anzugreifen. Ken-o spürte die Wut, seinen Hass wieder hochkommen und sprach seinen Feind an: " Du bist nicht unsterblich ! " Und Shihaisha starrte Ken-o an. Bewunderte wieder diese Stärke, den Haß, die Wut, die diese Augen so lebendig machten... Blaue Augen starrten in tiefbraune. Kalte Rationalität traf auf wilde Emotion. Ein Paar war auf seine Weise ebenso unnachgiebig wie das andere. Dann durchbrach Shihaisha diesen Moment und stürzte auf Ken-o zu. Ken-o wich kurz bevor er von dem Schlag, der in glatt in zwei geteilt hätte, getroffen wurde zurück ; Shihaisha's Hieb spaltete den Boden . Ken-o wich weiter zurück und sprang auf die Brücke, dicht gefolgt von Shihaisha. Im blassen Schein des Vollmondes ging der Kampf weiter. Dann verkeilten sich die Schwerter und Shihaisha fand sich Angesicht zu Angesicht zu Ken-o wieder. Blickte erneut in diese tiefen braunen Augen. Und sah. Erinnerungen spülten ihn weg. Erinnerungen an eine andere Welt. Eine Welt vor dieser. An Gesichter, die heute nicht mehr existierten, Emotionen, nicht die seinen waren, Gedanken, die längst vergangen waren... doch über all diesen Erinnerungen schwebte eine... Er stand wieder auf der Bühne. Schreiende Menschen überall. Sah die Person in den Schatten... Und er sah das Gesicht dieser einen Person. Dieser Person, die sein alles war, diese Person war es, die ihn im Leben hielt, am denken, am fühlen. Diese Person, die er als einziges in seinem Leben brauchte. Und er sah ihr Gesicht. Dasselbe Gesicht, das ihn jetzt voll Hass anstarrte. Ken-o. Nein... Izumi. Ken-o starrte in Shihaishas Gesicht. Genauer gesagt in sein eines Auge. Dieses Blau. Dieses unglaubliche eisblau... Es schien ihn zu erinnern... Schmerz... da war Schmerz... eine Erinnerung... eine Frau... und ein Messer... das Gefühl eines Verlustes.... größer als das man es beschreiben könnte.... Dieser eine Verrat, der das Vertrauen in andere auf immer zerstört hatte... Und doch... da war diese Person.... zuerst empfand er nur Hass...Wut.... doch diese eine Person war da... immer da... hielt ihn im Arm... flüsterte Worte... Langes Haar strich sein Gesicht... helles Haar.... Augen, rein, von einem intensiven Blau... sahen ihn an... starrten.... wussten von ihm, alles... verstanden... sie gaben Schutz.... Shihaisha's Augen... nein... Koji's. Dieser Moment der Erkenntnis schien Ewigkeiten zu dauern. Shihaisha starrte Ken-o an. Ken-o starrte Shihaisha an. Irgendwo im Hintergrund, weit weit weg, stürzte ein Gebäude zusammen. Staubwolken hüllten die beiden ein. Nebensächlich. Shihaisha wusste... er musste jetzt handeln, jetzt, wo Ken-o noch zu geschockt war... Eine schnelle Bewegung aus dem Handgelenk heraus und Ken-o's Schwert steckte Meter entfernt im Boden. Ken-o hatte Angst. In seinem Leben hatte er noch nie solche Angst gehabt. Gefühle, Gedanken kreisten durch seinen Kopf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Shihaisha an. Erinnerungen bedrängten ihn. Und im Mittelpunkt nur er. Koji. Shihaisha. Sein Feind. Er wich zurück. Einen Schritt. Er musste hier weg... Noch einen Schritt. Bevor er sich selbst verlor... Er drehte sich um und lief. * * * Er lief so schnell er nur konnte. Es war ihm egal wohin. Nur weg. Weg von dort. Weg von Shihaisha. Weg von den Erinnerungen. Er hörte die Schritte hinter ihm, wusste, dass Shihaisha ihn nicht gehen lassen würde. Er ignorierte das Stechen in seinen Lungen und versuchte noch schneller zu laufen. Da spürte er plötzlich einen Zug an deinem Umhang. Ein Ruck und er war ab. Völlig aus dem Gleichgewicht versuchte Ten-o weiterzulaufen. Weg!! Nur weg!! Er spürte, wie er von hinten gepackt wurde. Ein starker Arm schloss sich um seinen Brustkorb, presste ihn gegen einen Körper. Kalter stahl an seiner Wange. Er spürte einen Tropfen Blut an ihr hinunterfließen. Eine Warnung. Eine Warnung nicht mehr wegzulaufen. Eine schnelle Handbewegung und Ken-o hatte seinen Dolch in Shihaisha's Bauch gerammt. Funken sprühten. Ken-o riss sich los und rannte weiter. Shihaisha ignorierte den Schmerz und schleuderte Ken-o eine kleine Schockwelle hinterher, die diesen auch prompt von den Füßen fegte. Shihaisha näherte sich ihm wankend. Er war nicht sonderlich schwer verletzt; die Lebenserhaltungssysteme sorgten für eine Wundschließung- die Heilung hatte schon begonnen. Er kniete sich über Ken-o. Starrte ihm ins Gesicht; in die hasserfüllten Augen. Nein. Er würde Ken-o nicht mehr gehen lassen. Er gehörte ihm. Sanft fuhr er über Ken-o's Gesicht, fuhr die schönen Züge nach. Ken-o spürte die Finger. Spürte, wie sie sanft Linien nachfuhren, die vor so langer Zeit von denselben Fingern schon einmal gezeichnet worden waren. Er hielt das nicht aus! Er schlug nach Shihaisha. Spürte, wie Shihaisha seine Hand kurz vor dessen Gesicht abfing und zurück auf den Boden rammte. Gleichzeitig spürte er hungrige Lippen, die sich brutal, besitzergreifend auf die seinen pressten. Ken-o versuchte sich zu wehren. Doch Shihaisha gab nicht nach. Lippen fuhren über Ken-o's Gesicht, küssten Augenlieder, Nase, Wangen. Glitten zurück zum Mund. Diesmal war er sanfter. Mit der Zunge fuhr er über Ken-o's geschlossene Lippen und Ken-o fühlte wieder diese Gefühle von damals. Hörte diese Stimme, die diese Worte einer ausgestorbenen Sprache flüsterten: " Aishiteru " Dieselben Worte, die jetzt sein Feind in sein Ohr flüsterte... Hände glitten über seine Schultern, seine Brust, öffneten den Reissverschluß seiner Uniform. Ken-o wimmerte. Nein! nicht das. Und Shihaisha küsste seinen Hals. Ken-o sog scharf den Atem ein. Was sollte er nur tun?? Sein Körper reagierte gegen seinen Willen und sein Geist wollte nachgeben. Eine Hand schlich in seine Uniform, zwischen seine Beine. Ken-o's Kopf ruckte vor Schock in den Nacken, sein Mund öffnete sich im stummen Schrei, was Shihaisha sofort ausnutzte: Eine eifrige Zunge erforschte hungrig Ken-o's Mund. Ken-o 's Augen wurden groß vor Schock, als er spürte, wie Shihaisha's Berührungen und Zunge seinen ganzen Körper in Flammen zu setzen schienen. Und diese Gefühle! Sie schienen einen großen Strudel zu bilden, der ihn mit sich riss. Er kämpfte noch einmal; versuchte sich zu wehren. Er kämpfte und verlor. Shihaisha blickte auf, als er spürte, wie sich Ken-o unter seinen Berührungen entspannte. Er begegnete Ken-o's Blick; verschleiert und voll Leidenschaft. Er lächelte und küsste erneut Ken-o's Mund. Anscheinend hatte Ken-o sich gehen lassen... komplett... jetzt war er voll und ganz sein! Er streife die Uniform von Ken-o's Körper, bewunderte die perfekten Gliedmaßen, beugte sich vor und fuhr fort Ken-o's Körper zu liebkosen; genoss die straffe Weichheit von Ken-o's Haut, schmeckte das süße Salz , atmete seinen Geruch ein. Es war wie ein Rausch. Alles an Ken-o erregte ihn, sein Körper, der sich unter dem heftigen Atem bewegte, sein leises Stöhnen, wenn er an seinen Brustwarzen saugte, sein Winden, wenn er seine Erregung leckte. Das letztere am meisten. Shihaisha spürte Ken-o's Hände im Haar, als er an ihm saugte, genoss das Gefühl ihrer Bewegungen auf der Kopfhaut, fühlte, wie Ken-o's Körper unter ihm zuckte. Sanft suchten seine Finger. Suchten und fanden. Ken-o's Augen flogen vor Schock auf, als er spürte, wie Shihaisha's Finger in seine verborgenste Stelle eindrangen, sich bewegten. Er stöhnte, wollte sich wehren, doch in diesem Moment saugte Shihaisha stärker und Ken-o spürte, wie die Erregung zurückkam. Dieser kleine Schmerz schien sie nur zu versüßen. Dann war Shihaisha's Mund auf einmal weg, ebenso wie die Finger. Verwirrt öffnete Ken-o die Augen, blickte in Shihaisha's. Eine Hand glitt zu Ken-o's Erregung zurück, als Shihaisha Ken-o tief und intensiv küsste - und dann mit einen einzigen heftigen Stoß in ihn eindrang. Ken-o schrie. Gott, das tat weh!!! Shihaisha stillte den Schrei, indem er Ken-o weiterküsste und eifrig seine Erregung bearbeitete. Ken-o schluchzte in Shihaisha's Mund. Dann spürte er wieder die Hand zwischen seinen Beinen. Spürte, wie sein Körper wieder anfing zu reagieren. Shihaisha begann sich langsam, vorsichtig, in ihm zu bewegen und Ken-o fühlte, wie der Strudel aus Leidenschaft ihn wieder ergriff. Der Schmerz vertiefte das Gefühl der Erregung, füllte ihn an, schien ihn in Flammen zu setzen. Am Rande nahm er wahr, dass Shihaisha's Stöße an Intensität zugenommen hatten, spürte, wie Feuchtigkeit, vermutlich Blut, die Stöße leichter machten. Er stöhnte, krallte seine Hände in Shihaisha's Schultern, begann sich ebenfalls zu bewegen, unbemerkt. Hörte Shihaisha's Murmeln, Stöhnen, fühlte, wie er an ihn gepresst wurde, spürte, wie sich die Intensität unglaublich aufbaute, wuchs, höher und höher, unerträglich wurde - und sich dann mit einem Schrei entlud. Danach nichts mehr. * * * Shihaisha stöhnte. Gott. So etwas hatte er noch nie empfunden. Diese Gefühle, diese Intensität! Ken-o bewegte sich nicht. Shihaisha hob sein Gesicht aus Ken-o's Schulterbeuge und blickte in dessen Gesicht. Der Junge hatte das Gesicht zur Seite gerollt. Anscheinend hatte er das Bewusstsein verloren. Shihaisha betrachtete ihn. Ken-o. Izumi. Sein. Er beugte sich vor, gestattete sich einen Moment länger Ken-o's Geruch einzuatmen; dann küsste er seine Stirn und richtete sich auf. Zog seine Kleider zurecht und wickelte Ken-o in dessen Mantel, hob ihn auf seine Arme. Er betrachtete einen Moment länger Ken-o's schlafendes Gesicht. Er sah so jung, friedlich... so verletzlich aus. Dann wandte er sich um und ging los. Zeit zurückzukehren. ** ** ** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)