Rachepläne von Demona ================================================================================ Kapitel 5: Verschwörungen ------------------------- Kai rieb sich verlegen über den Hinterkopf. „Gut, vielleicht bin ich ein wenig ausgerastet… Die beiden haben mich zumindest ziemlich schräg angeguckt. Ruki versteckt sich wohl immer noch im Waschraum, aber Aoi müsste eigentlich schon längst wieder hier sein. Er hat sich zumindest noch vor mir wieder auf den Rückweg gemacht. Meint ihr, er war so beleidigt, dass er einfach nach Hause gegangen sein könnte…?“ Grinsend schüttelte Uruha den Kopf. „Aber nicht doch, das würde er sich nie trauen, wenn der böse Leader es ihm nicht wörtlich befohlen hat…“ Quietschend wich er Kai aus, der ihm lachend einen Klaps auf den Hinterkopf verpassen wollte. Reita rückte ein Stück zur Seite und lehnte erschöpft den Kopf zurück auf die Sofalehne. Morgen würde er Muskelkalter haben, soviel war klar. Irgendwie hielt sich sein Mitleid mit seinen Kollegen gegenüber deswegen gerade ziemlich in Grenzen. „Der taucht schon wieder auf.“, brummte er. Und wo war Aoi? Theoretisch war er Kais Anweisungen gefolgt. Er war nämlich auf dem Rückweg zum Probenraum gewesen, um sich trockene Kleidung zu suchen, als er auf dem Flur Shou in die Arme gelaufen war. Der Alice Nine-Sänger hatte ihn fürsorglich mit in ihre Garderobe geschleift, mit trockenen Sachen ausgestattet und sich kurz mit ihm über die allgemeine Grausamkeit der Drummer der PS-Company ausgetauscht. Aoi hatte nie wirklich darüber nachgedacht, aber als Shou ihn darauf stieß, fand auch er es merkwürdig, dass die Position des Bandleaders scheinbar immer vom Drummer der Band ausgeübt wurde. Und als der Sänger ihm dann noch seine kleine Verschwörungstheorie bezüglich geheimer Treffen der Bandleader, auf denen sicherlich neue Strategien zur unauffälligen Psychofolter der Bands besprochen würden, darlegte, bedankte er sich hastig und machte sich lieber wieder auf den Weg zu ihrem eigenen Probenraum. Ehe er seinen Bandleader durch ungenehmigte Abwesenheit noch mehr verstimmte. Shou nickte nur mitleidig und klopfte ihm auf die Schulter. „Aber kein Wort zu Kai... die sollen nicht wissen, dass wir sie durchschaut haben.“ Aoi nickte, fragte sich im Stillen aber, ob irgendjemand in der Cafeteria Drogen in den Nachtisch gemischt hatte. Irgendwie benahmen sich heute alle ziemlich merkwürdig. Am Probenraum angekommen zögerte er kurz, ehe er die Tür vorsichtig nur einen kleinen Spalt aufzog. Als ihm aber weder Geschrei noch eisige Stille, sondern fröhliches Gelächter entgegenschlug, fasste er Mut und wagte sich vorsichtig in den Raum. Kai musterte ihn kurz, zog fragend eine Augenbraue hoch, nickte dann aber zu Aois Erleichterung gnädig. Nur Uruha konnte es sich einfach nicht verkneifen, die peinliche Frage aufzuwerfen: „Sag mal, Aoi, hast du dich in der Garderobe geirrt, oder warum trägst du ein Alice-Nine-T-Shirt? Oder gibt es da etwas, das wir wissen sollten…?“. Aoi lief zwar kurz rot an, stimmte dann aber in das allgemeine Gelächter mit ein. ~*~ Im Waschraum sah Ruki in den Spiegel und versuchte vergeblich, seine Frisur irgendwie zu retten. Wie Aoi hatte auch er seine Haare unter dem Händetrockner wenigstens ansatzweise trocken geföhnt, sah aber entsprechend zerwühlt aus. Innerlich Kai verfluchend haderte er mit sich selbst, ob er in den Probenraum zurückkehren oder lieber nach Hause fahren sollte. Es gab nur ein Problem mit diesem Plan. Seine Autoschlüssel befanden sich in seiner Tasche. Und die befand sich im Probenraum. Aufseufzend starrte Ruki sein Spiegelbild nieder, als könnte ihm dieser geschlagene Fremde mit der nichtexistenten Frisur Antworten auf alle seine Fragen geben. Nur eines war ihm klar: er konnte jetzt unmöglich vor Kai kuschen und klein beigeben. Sein Plan hatte noch nicht einmal ansatzweise angefangen, sich zu entfalten. Und es ging ihm schließlich um das Wohl seines Lieblingsgitarristen. Ruki lehnte die Stirn gegen das kalte Spiegelglas und knurrte frustriert. Manchmal war es nicht einfach, sich jemandem gegenüber als Freund zu beweisen. Zumal, wenn dieser jemand nichts von seinem Glück ahnte. ~*~ „Meint ihr, Ruki ist schon nach Hause gefahren?“ Kai kaute nervös auf seiner Unterlippe und machte sich langsam Sorgen um ihren kleinen Sänger. Dieser war oft ziemlich aufbrausend und würde es wahrscheinlich wirklich fertig bringen, einfach abzuhauen, während die anderen hier auf ihn warteten. Wenn er sauer genug war. Und Kai ging davon aus, dass Ruki im Moment sauer genug war. Reita grinste nur und nickte in Richtung des Tisches, auf dem Rukis Tasche stand. „Gefahren ist er sicher nicht.“ Kai nickte, tigerte aber weiterhin unruhig im Probenraum auf und ab und spielte nervös mit einem seiner neuen Drumsticks. Hatte er es übertrieben? Vielleicht hätte er den Sänger nicht so anfahren sollen. Die Tatsache, dass Aoi sich neben Uruha auf die Couch gekauert hatte und beinahe ängstlich jede seiner Bewegungen verfolgte, machte die Sache auch nicht wirklich besser. Kai zischte frustriert, woraufhin Aoi ängstlich zuckte. Uruha lachte leise und tätschelte dem anderen Gitarristen freundschaftlich die Schulter. „Keine Angst. Wenn er dich hätte fressen wollen, hätte er das erledigen können, als er dich vorhin weggeschleift hat…“, stänkerte er. Sowohl Aoi als auch Kai warfen ihm vernichtende Blicke zu. Kai verdrehte genervt die Augen. „Okay, das wird heute eh nichts mehr. Fahrt nach Hause. Aber seid übermorgen ja pünktlich fertig, mit gepackten Koffern. Wir treffen uns hier und werden dann direkt zum Fernsehstudio gebracht. Wenigstens zahlen die auch für die Übernachtung im Hotel.“ Aoi murmelte irgendetwas vor sich. Sogar Uruha, der direkt neben ihm saß, beugte sich etwas näher zu ihm, um ihn besser verstehen zu können. Er grinste und stützte sich mit einer Hand auf dem Knie des Schwarzhaarigen ab. „Keine Angst, Liebchen, der böse Kai tut dir nichts mehr. Was hast du auf dem Herzen?“ Aoi war fasziniert von der neuentdeckten Geräuschvielfalt an seinen Bandkollegen. Von Reita kam ein wimmerndes Röcheln, von Kai etwas, das verdächtig nach einem Fauchen klang (und Uruhas Versicherung damit irgendwie hinfällig wirken ließ). Aber wenn er nicht in einem Alice Nine T-Shirt in die Straßenbahn wollte, musste er wohl oder übel seine Sorgen klar verständlich formulieren. Er räusperte sich und schielte ängstlich zu ihrem Drummer. „Könnte mich bitte einer von euch nach Hause fahren? Und vielleicht schnell noch zur Polizei, wenn ich mich umgezogen habe? Die haben meinen Wagen abgeschleppt“, warf er schnell beruhigend hinterher, als die anderen ihn mit Gesichtsausdrücken von verschreckt bis fragend ansahen. Uruhas Grinsen wurde immer breiter. „Kai, das ist doch eigentlich deine Schuld.“ „Wah?“, war der intelligente Kommentar ihres Bandleaders. „Klar, wenn du den armen, verschreckten Aoi nicht losgejagt hättest, um für dich einzukaufen…“ Irgendetwas an Kais Blick ließ Aoi schlucken und glücklich sein, dass die mörderischen Augen sich momentan nicht auf ihn richteten, sondern auf den anderen Gitarristen. Einen Moment starrten sich die beiden noch an, Uruha nach wie vor grinsend und Kai mit dem bösen Blick, einem Deathglare, der schon fast Rukis würdig gewesen wäre. Aber Uruha war einfach zu abgehärtet. Oder einfach furchtlos. Es war Kai, der zuerst den Blick abwandte und ein Grunzen von sich gab, das man wohl als Zustimmung deuten könnte. Oder als: Ich fress ihn doch noch, wenn ihr alle weg seid. Hilfesuchend blickte Aoi zu Reita und Uruha, die sich gemeinsam auf den Weg machten. Aber sie klopften ihm nur mitleidig und verabschiedend auf den Rücken (Reita etwas fester, als eigentlich nötig gewesen wäre) und während Aoi schmerzhaft das Gesicht verzog, ließen sie sich von Kai noch einmal die Zeiten für den übernächsten Tag bestätigen. In der Tür drehte Uruha sich noch einmal um. „Ach Kai… vergiss nicht, unseren Sänger wieder einzusammeln.“ Mit einem frustrierten Laut warf Kai den Drumstick nach dem lachenden Uruha, der aber rechtzeitig von Reita aus der Schusslinie gezogen wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)