Niemand wollte freiwillig mein Leben führen von Gjankie (RyouXMarik) ================================================================================ Kapitel 19: A Moment to be real ------------------------------- Hinweis: Hey Leute, wie geht’s euch? Ich hoffe, ihr wollt immer noch wissen, wie es mit dem guten Baku weiter geht? Ich hoffe mal schon ^^ Also, kurz zur näheren Erläuterung des Kapitels: Alles was Kursiv steht ist aus der Sicht von Yami Bakura, der hier Kura heißt. So, der Rest, also in normaler Schrift ist aus Bakuras Sicht der Dinge, verstanden? Ich denke schon, so schwer ist es ja nicht xD Ach ja, damit hier nichts Falsches gesagt wird: Natürlich können Schizophrene mit einer leichten multiplen Persönlichkeitsstörung (oder auch mit einer schweren, bei der es mehr als eine andere Person gibt) diese nicht sehen. Im Regelfall bekommen sie unter Umständen nicht einmal wirklich mit, dass sie nicht nur eine Persönlichkeit haben; sie können sich auf jeden Fall nicht mit dieser unterhalten. Aber es gibt hier ja immer noch den Aspekt der künstlerischen Freiheit und wenn einer schon einmal den Film: „The secret window“ mit Johnny Depp gesehen hat, dann weiß er, dass es in diesem Film auch so dargestellt wird. (Btw; ist ein echt guter Film, es lohnt sich den zu sehen.) Okay, aber nun viel Spaß. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 18. Kapitel A Moment to be real Schließlich war die Sonne hinter dem Horizont verschwunden und mit ihr auch die Helligkeit, die die Welt umschlungen hatte. Die Nacht brachte auch die Frische mit sich, als würde sie dafür sorgen, alles zu reinigen, sodass der Glanz jeden neuen Morgens heller und schöner ist, als die Tage, die zuvor gewesen. Bakura fürchtete sich nicht vor der Dunkelheit oder der Nacht, er empfand Ruhe und Geborgenheit in ihr und verstand nicht, dass sich Menschen ängstigten, wenn es dunkel ist, denn sie sahen doch die Sonne langsam untergehen und dennoch erschraken sie vor ihr; vor der Dunkelheit, die doch nur eins wollte: Ruhe schenken, damit man Kraft tanken und seine Sorgen vergessen konnte. Marik beobachte Bakura, der noch immer zum Ende der Welt starrte und die ersten, glitzernden Sterne besah, die sich langsam am Firmament abzeichneten und einen Teppich aus Millionen Diamanten formten. Bakura wirkte traurig und zerrissen. Marik wusste nicht, ob es daran lag, dass Bakura eine, der schlimmsten Erfahrungen hatte erleiden und erdulden müssen, oder ob er etwas vor ihm verheimlichte, was an seiner Seele nagte, sie zerfraß und verschwinden ließ. Marik zerbrach es das Herz, dass Bakura wie ein kleines, hilfloses Kind da saß, weil es nicht mehr wusste, wo sein zu Hause war, das sich verlaufen hatte und alleine in der grausamen Welt nach Geborgenheit und Schutz suchte, aber dies niemals fand. „Ryou? Wir sollten gehen. Ich bringe dich nach Hause.“. Erschrocken fuhr Bakura zusammen und blickte Marik unglücklich an, bevor er träge und erschöpft den Kopf schüttelte. „Ich glaube, ich habe kein zu Hause mehr.“, brachte er gebrochen hervor. Obwohl er nicht weinte, weil er es nicht mehr konnte, so klang seine Stimme zerrissen, geknickt und heißer. Marik schaute ihn erstaunt an. Er verstand nicht, was Bakura da sagte. Was meinte er damit, wenn er behauptete, er habe kein zu Hause mehr? Natürlich hatte er eins. Marik hatte seinen Vater zwar noch nicht kennen gelernt, aber er schien kein böser Mann zu sein. Gut, er war durch seinen Job vielleicht nicht immer anwesend, aber das machte ihn doch nicht zu einem schlechten Vater. Oder vielleicht doch? „Komm schon, Ryou. Lass uns gehen. Mir wird langsam kalt.“. Doch Bakura flüsterte nur ein leises „Nein“, bevor er seinen Blick wieder in die Ferne schweifen ließ und in seiner Welt, die jenseits des Horizontes lag eintauchte. Marik seufzte. Wenn Bakura nicht mit ihm gehen wollte, nicht nach Hause, in sein zu Hause, was für ihn scheinbar keines mehr war, was sollte er dann tun? Er konnte noch eine gewisse Zeit bei ihm wohnen, doch das war auf die Dauer keine Lösung. Er musste nach Hause, ob es ihm nun passte oder nicht. „Ryou, ich sage es dir jetzt ein letztes Mal! Entweder du kommst aus freien Stücken mit, oder ich muss dich dazu zwingen.“. Drohend stand Marik auf, was Bakura den Ernst der Lage erkennen ließ. Er würde seine Drohung wahr machen, daran bestand kein Zweifel. Aber er wollte nicht nach Hause! Er wollte es ganz einfach nicht! Warum verstand keiner, was er wollte? Warum hörte ihm nie einer zu? „Ich komme nicht mit! Ich will das nicht!“, sprach Bakura hilflos. Er hatte nie gelernt, wie er seine Bedürfnisse mit Nachhalt ausdrücken konnte. Immer war er der Nette, der Schüchterne, der Hilfsbereite gewesen und hatte seine Wünsche zurück gestellt, oder gänzlich aufgeben. Er wollte nicht immer der allzeit Freundliche sein! Bakura war sich nicht sicher, ob Marik verstanden hatte, um was ihm tatsächlich ging. Es war nicht, dass er nicht nach Hause wollte, das war nicht der eigentliche Grund, sondern er wollte einmal in seinem Leben selbst eine Entscheidung treffen, eine, die respektiert und geachtet wurde. Er wollte endlich als Persönlichkeit, als Individuum mit Gefühlen und Sehnsüchten erkannt werden. Er wollte wahrgenommen werden! Marik jedoch konnte Bakuras unausgesprochen Wunsch nicht deuten und so setzte er seine Drohung in die Tat um und zog ihn unsanft auf die Beine. Vielleicht etwas zu grob, als das er eigentlich gewollte hatte. „Lass mich los!“, schrie Bakura und versuchte sich aus Mariks Griff zu befreien, doch ohne nennenswerten Erfolg. Das Einzige, das er erreichte war, dass Marik fester zu packte. Tränen rannen über Bakuras gerötete Wangen. Teils aus Wut und teils aus Verzweiflung. Nicht einmal Marik schien Bakura als das wahrzunehmen, was er war: Ein Mensch, der genauso beachtet und respektiert werden wollte, wie alle anderen auch. Er war kein Kind mehr, über das man einfach so entscheiden konnte. „Hör auf, so rumzuzappeln! Sonst wird es nur schlimmer.“, warnte ihn Marik, der seinen Griff nicht lockerte. „Du sollst mich loslassen! Lass los, du tust mir weh!“, quietschte und quengelte Bakura und biss Marik zu guter Letzt heftig in die Hand, die ihn so fest im Griff hatte. Es war wie ein Sinnbild für die Fesseln, die ihn überall umgaben und die er doch nicht lösen konnte. Erschrocken und schmerzverzerrt ließ Marik schließlich los und Bakura rannte so schnell ihn seine Beine trugen die Klippe herunter, ohne dabei auf größere Unebenheiten zu achten, was ihn teilweise schmerzlich zu stehen kam. Bakura hörte noch, wie Marik ihm hinter her schrie, er solle doch stehen bleiben und er hätte das nicht so gemeint, aber darauf wollte er nicht mehr horchen. Er wollte überhaupt niemals mehr auf irgendwas achten müssen. Man hatte ihn verachtet, sein ganzes Leben lang hatte man nicht auf seine Wünsche oder Bedürfnisse Rücksicht genommen, sondern ihn immer nur ausgelacht, misshandelt und seelisch vergewaltigt, bis er fast daran zerbrochen war. Verschwitzt und vollkommen außer Atem blieb er stehen und ließ sich in den kühlen Sand fallen. Bakura wusste nicht, wie lange er gerannt war und wo er sich überhaupt befand. Sein Herz hämmert wie wild gegen seine Brust und sein Atem ging stoßweise in die klare Luft der Nacht hinaus. Tränenüberströmt blickte er gen Himmel und versuchte seine Gedanken und Gefühle zu ordnen und zu beruhigen. Die Nacht war für ihn schon immer der Schutz gewesen, den er am Tage vermisste und auf den er so sehr hoffte. Langsam kam Bakura wieder zur Ruhe und sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. So viel war in letzter Zeit vorgefallen, so vieles, von dem er niemals gehofft hatte, dass es ihm passieren würde. Was hatte er der Welt nur angetan, dass sie entschied, dass er nicht wirklich glücklich sein durfte? Hatte er vielleicht unwissentlich etwas Schreckliches verbrochen, von dem er nichts wusste? Oder war er einfach dazu verdammt, die Hölle auf Erden zu durchleben, diesen schrecklichen Film abzusitzen in der Hoffnung, dass er bald den Abspann sehen würde und ein neuer, glücklicherer Film folgen würde? „Du machst dir also Gedanken, warum dich die Welt hasst?“, fragte eine Stimme, die ihm bekannt vorkam, doch dieses Mal vernahm er sie nicht in seinem Kopf; er hörte sie ganz deutlich an seinem Ohr. Erschrocken fuhr Bakura hoch und sah eine Gestalt, die aussah, wie er. Nur größer, böser, gewitzter. Man konnte ihr ansehen, dass niemand sie misshandeln würde, aus Angst, diese Behandlung mit größerer Wucht zurück zu bekommen. „Wer…wer…?“. „Du willst wissen, wer ich bin?“, unterbrach die Gestalt, die so lässig und cool vor ihm stand. Bakura nickte stumm, unfähig etwas zu sagen. „Nun, man könnte sagen, ich bin du. Nicht wirklich du, nicht so schwach und hilflos. Ich bin so gesehen, der Teil deiner Persönlichkeit, zu dem du keinen Zugriff mehr hast.“, klärte ihn die Gestalt auf und setzte sich neben Bakura. Instinktiv wich dieser ein paar Zentimeter zurück, was den anderen Teil seiner Persönlichkeit laut auflachen ließ. „Denkst du im Ernst, du könntest vor mir fliehen? Ich bin doch du, schon vergessen? Ich wohne in dir, du kannst nicht vor mir abhauen!“. Ängstlich blickte Bakura in die Augen seines Gegenübern. Er sah wirklich aus, wie er. Nur nicht so sanft, nicht so engelsgleich. Seine Züge waren ernster, gerissener und seine Augen waren kalt und dunkel. Vielleicht hatte die Person ja Recht? Wenn die Augen der Spiegel, der Seele sind, dann stimmte es vielleicht, was sie sagte, dass sie Bakuras dunkle Seite sei? „Wir können uns auch über unsere Gedankenverbindung unterhalten, wenn du magst. Allerdings dachte ich, dass es so vielleicht weniger anstrengend für dich ist. Und ja, ich bin deine dunkle, deine böse Seite.“. Bakura zuckte zusammen. Er hatte Angst, er mochte das Böse nicht. Es war ihm unheimlich und so gegensätzlich zu seiner Person. „Aber? ...Ich meine, ich kann doch nicht du sein. Du bist doch böse, wie du selbst gesagt hast, aber ich möchte keine Menschen verletzten, ihnen Leid und Schaden zufügen. Ich bin nicht böse, also kannst du unmöglich ich sein!“, brachte Bakura seine Gedanken hervor, vermied es aber tunlichst, seiner anderen Seite in die kalten und leeren Augen zu blicken. „Du bist naiv!“, witzelte sie und sah Bakura eindringlich an. „Denkst du im Ernst, jeder Mensch ist immer nur gut? Handelt nicht jeder im Grunde seines Herzen doch nur für sich? Um seinen Erfolg Willen? Welcher Mensch denkt denn wirklich auch an andere? Selbst dein über alles geliebter Marik scheint sich nicht viel um deine Gefühle zu kümmern, hab ich Recht?“. Bakura stockte. Diese Gestalt hatte einen wunden Punkt getroffen. Er hatte Recht, ja, aber auch nur teilweise. Marik war vielleicht nicht immer nett zu ihm, das stimmte, doch es gab auch Momente, viele Momente, in denen er sich verstanden, geborgen und akzeptiert fühlte. „Und du glaubst wirklich, dass Marik das nur tut, damit es dir besser geht? Das ich nicht lache! Du bist wirklich verdammt naiv, Klein Ryou.“, lachte sein andere Teil hämisch auf und wischte sich ein paar Tränen aus dem Gesicht. Bakura war verletzt und wütend zu gleich. Was bildete sich diese Gestalt überhaupt ein, so über ihn oder Marik zu urteilen. Sie mochte vielleicht ein Teil seiner eigenen Persönlichkeit sein, aber auch diese verstand ihn nicht. Niemand tat es. „Hör auf so über Marik und mich zu sprechen!“, befahl Bakura wütend und funkelte seine andere Seite an, die immer noch lachend ihre Tränen wegwischte. „So? Darf ich das nicht? Und was ist, wenn ich mich nicht daran halte? Was dann? Wirst du mich aus deinem Körper verbannen? Das kannst du nicht! Du bist viel zu schwach dafür! ...Außerdem hast du mich erfunden, weißt du noch?“. Erschrocken sah Bakura auf. Er hatte ihn erfunden? Das konnte unmöglich sein! Man kann doch keine andere Persönlichkeit einfach so erfinden. Das geht nicht! „Und ob das geht. Du hast mich kurz nach dem Tod deiner Schwester erfunden, mich herbeigesehnt und mich erdacht. Du wolltest stärker sein, dich nicht mehr ausnutzen lassen. Und da kam ich ins Spiel. Ich bin das Resultat deiner selbstherrlichen Wünsche. Du siehst, auch du bist eigentlich ein Egoist und kein Menschenfreund, der du vorgibst zu sein. Wenn man es mal ernst betratet, lügst du den Menschen um dich herum rotzfrech ins Gesicht! Du bist ein Lügner, Ryou. Ein Lügner, hörst du?!“. „Halt den Mund! Hör auf! Du weißt doch gar nicht, wer ich wirklich bin! Niemand weiß das!“, schrie Bakura und hielt sich die Ohren zu. Er wollte seinem Gegenüber nicht mehr zu hören. I am a question to the world Not an answer to be heard All a moment that’s held in your arms And what do you think you’d ever say? I won’t listen anyway You don’t know me And I’ll never be what you want me to be Seine dunkle Seite lächelte. Sie wusste, wie schmerzhaft diese Erkenntnis für Bakura sein musste, dass er nicht der Engel war, der er gerne sein wollte. „Hm…vielleicht hilft es dir ja, wenn ich dir mal meinen Namen sage. Weißt du, ich möchte nicht so gerne mit dir in direkter Verbindung stehen, auch wenn wir uns einen Körper teilen, so bin ich doch vollkommen von dir abgetrennt.“, erklärte die Gestalt erhaben und wand sich Bakura zu, der langsam aufblickte und seine vor Tränen geröteten Augen offenbarte. „Okay.“, sagte er müde und schaute die Gestalt an, die langsam zu lächeln begann. „Na dann…also, mein Name ist Kura.“. Er streckte die Hand aus, um Bakura zu begrüßen, der zögerlich annahm. Ein Schauer durchfuhr ihn; die Hand von Kura war kalt und fühlte sich sehr rau an, so, wie er wohl auch charakterlich war. Bakura kam das alles ein bisschen seltsam vor. Wenn Kura doch nur ein Teil seiner Persönlichkeit war, wie konnte er ihn dann sehen? Wie konnte er ihn fühlen, sich mit ihm unterhalten? „Wie das geht? Nun, du kannst mich sehen, allerdings nur du. Niemand sonst, außer ich nehme von deinem Körper Besitz, doch auch dann sehen sie mich eigentlich nicht wirklich, denn sie sehen ja immer noch deinen Körper und in diesem vermuten sie nur dich. Gut, du handelst dann nicht mehr, denn ich handel’ durch deinen Körper. Ich kann dadurch mit dieser Welt Kontakt aufnehmen, aber in Wirklichkeit gehöre ich nicht zu dieser Welt.“ Bakura blickte ihn ungläubig an. Er war verwirrt und fühlte sich schrecklich müde. Es war zu viel in letzter Zeit gewesen und seine Augen waren erschreckend schwer. Er verstand nicht, was Kura ihm da sagte. „Aber, dann bist du ja nicht wirklich ich. Ich meine, du kannst doch nicht ich sein, wenn du eigentlich eine vollkommen andere Person bist. Ich will nicht, dass du mit den Menschen in meiner Umgebung Kontakt aufnimmst. Ich weiß nicht genau, was du ihnen schon angetan hast, aber ich vermute, dass es nichts Schönes ist. Ich habe ein ganz ungutes Gefühl, wenn ich daran denke, was du zum Beispiel Marik angetan hast. Du bist böse und ich, … ich nicht!“, betonte Bakura. „Schweig! Was denkst du, wer ich bin?! Ich habe genauso ein Recht, hier zu sein! Schließlich hast du mich „geboren“, aus deinem eigenen Wahn heraus! Und ich habe genauso das Recht, andere Menschen kennen zu lernen und ich habe schließlich nichts wirklich Schlimmes mit ihnen gemacht! Doch eins musst du wissen: Ich bin nicht solch ein erbärmlicher Junge, wie du!“, stellte Kura den Sachverhalt aus seiner Sicht da. Bakura sah, wie ernst ihm dieser war und wie viel ihm daran lag, dass er ihn akzeptierte. Doch wie sollte er etwas akzeptieren, das ihm nur Ärger und Trauer eingebracht hatte? Das die Menschen in seiner Umgebung, Menschen, die ihm viel bedeuteten, verletzt hatte? Hoffnungslos starrte Bakura an ihm vorbei in die Ferne. Er fühlte sich leer, unvollständig. Eben nur als Teil einer Persönlichkeit, die es in Wirklichkeit so nicht gab. And what do you think you’d understand? I’m a boy? No! I’m a man! You can’t take me and throw me away! And how can you learn what’s never shown? Yeah, you stand here on your own They don’t know me Because I’m not here! Schwer seufzend ließ sich Bakura zurück in den bereits stark ausgekühlten Sand fallen. Er wollte jetzt am liebsten schlafen, doch er fand keine Ruhe. Er war aufgewühlt von dem, was Kura ihm gesagt hatte und er befürchtete, dass er ihm noch sehr viel mehr offenbaren würde. „Ich kann verstehen, dass du müde bist, doch du kannst nicht immer vor deinen Problemen davon laufen. Das geht nicht. Du musst dich auch gewissen Situationen stellen. Du hast dich vorhin gefragt, warum die Welt dich hasst, nicht?“. Kura blickte ihn kurz an, wartete jedoch keine Antwort ab, sondern fuhr fort: „Nun, das ist eigentlich ziemlich einfach. Du bist zu nett, zu freundlich, zu engelhaft. Die Welt an sich hasst dich nicht, aber du bist eine leichte Beute für all jene, die dich ausnutzen wollen; die sich durch dich einen Vorteil erhoffen.“ „Aber warum?! Ich tue doch so was auch nicht! Ich bin…bin…“. Bakura brach ab. Ja, was war er eigentlich? Kura hatte ihn vorhin als einen Lügner bezeichnet, dass er die Menschen in seiner Umgebung anlog, das er nur vorgab, nett und allzeit hilfsbereit zu sein. Wollte er eigentlich immer der Engel sein? Nicht wirklich. Auch er wollte mal schwach sein dürfen, nicht immer lächeln, nicht immer zu allem Ja und Amen sagen, wenn es ihm eigentlich gegen den Strich ging und er etwas gänzlich Konträres wollte, aber bis jetzt war er dazu immer zu feige gewesen. Er hatte oft einfach den Mund gehalten, weil er Angst hatte, die anderen könnten ihn dann vielleicht nicht mehr mögen, aber haben sie ihn jemals wirklich als Person gemocht? Bakura vergrub müde und erschöpft den Kopf in seine Hände. Er wollte schreien, weinen, sich der Welt mitteilen, seine Nöte, seine Ängste und Bedürfnisse sagen und blieb doch stumm. Nur ein leichtes Schluchzen war zu vernehmen, in der Stille der Nacht. Er wusste nicht, wie lange er geweint hatte, doch als Bakura wieder aufblickte, saß Kura immer noch ruhig und stolz neben ihm. Schüchtern musterte Bakura ihn. Er war wirklich ganz anders, als er selbst. Er saß nicht da wie ein Häufchen Elend, dass sich zusammenkauerte, weil es befürchtete, es könnte durch sein Leid andere Menschen belästigen. Nein, dafür war Kura viel zu stolz, zu erhaben und vielleicht auch zu selbstverliebt. Bakura hatte das Gefühl, als ob er es sogar noch genießen würde, dass andere Menschen sehen konnten, wenn es um seine Person ging. Doch wenn Kura Recht hatte, wenn er selbst ihn erschaffen hatte, dann war Kura wirklich mal ein Teil seiner Persönlichkeit, die dunkle und wenig freundliche Seite, diese, die sich durchsetzen konnte. Wann hatte er dann aufgehört, diese ab und an wach zu rufen? Bakura konnte sich nicht mehr daran erinnern. „Hast du dich wieder beruhigt?“, fragte Kura teilweise genervt und in seiner Stimme schwang ein herber Ton des Eckels mit. Bakura nickte und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. Kura sah ihn verächtlich an, bevor er sich wieder abwandte und die Sterne betrachtete. „Nun…wir könnten zusammen arbeiten, wenn du magst. Na ja, um ehrlich zu sein, würde ich so oder so in manchen Situationen eingreifen, solange du dich nicht wieder mit diesem Zeug voll pumpst.“ Bakura zuckte zusammen. Er wusste, was Kura meinte und diese Erfahrung war nicht die Schönste, die er je gemacht hatte. Die Bilder, des vergangen abends huschten vor seinen Augen vor rüber und Bakura überkam ein Anfall von Übelkeit. Er versuchte noch, diese wieder hinunter zu kämpfen, aber es half nichts mehr. Mit einem lauten Würgen übergab sich Bakura und entledigte sich so seiner Mahlzeiten des Tages. Als auch das letzte bisschen Mageninhalt seinen Weg ins Freie gefunden hatte, entspannte sich sein Bauch wieder und die Übelkeit machte einem herben Sodbrennen Platz, doch dieses war bei weiten nicht so schlimm, wie sein Brechreiz vor wenigen Minuten. Vorsichtig rückte Bakura ein wenig von der Stelle weg, an der er sich erbrochen hatte und schenkte Kura erneut seine Aufmerksamkeit. „Meine Güte, du bist aber leicht zum Kotzen zu bringen.“, bemerkte Kura beiläufig und besah sich seine andere Hälfte, die immer noch heftig schluckte, um dieses Brennen im Hals zu löschen. „Also…wir könnten als eine Art „Team“ funktionieren. Du hast mich erschaffen, damit ich dir helfe. Nun, das möchte ich auch, allerdings nach meinen Spielregeln.“ Bakura blickte ihn fragend an. Was meinte Kura damit, wenn er sagte, er hätte Bedienungen, Spielregeln? „Die Bedienungen sind recht einfach. Du lässt mich mein Leben führen, das bedeutet, ich werde ab und an mal deinen Körper für meine Zwecke nutzen und im Gegenzug werde ich dich beschützen. Das allerdings auch auf meine Art. Entweder du stimmst ein, oder ich werde einfach ohne deine Erlaubnis deinen Körper übernehmen, wann immer es mir passt, dich allerdings dann auch nicht beschützen. Die Wahl liegt bei dir.“ In Bakuras Augen waren diese Spielregeln alles andere, als bedeutend fair. Aber was wollte er erwarten von einer Persönlichkeit, die eigentlich grundböse war? Bestimmt keine Fairness. Fragend und auffordernd zugleich hob Kura eine Augenbraue und gab Bakura somit zu verstehen, dass er sich beeilen sollte mit seiner Antwort. Geduld war scheinbar nicht seine Stärke. „Ich willige ein, wenn du mir sagst, wer du wirklich bist.“. Stirn runzelnd blickte Kura ihn an Der Kleine war wohl schwer von Begriff. „Das habe ich dir doch schon gesagt, ich bin du und du bist ich, na ja, wenigstens so halb.“, sagte Kura genervt und schnaubte. „Nein, so meine ich das nicht. Ich will wissen, wer du vom Charakter her bist. Das will ich wissen, das muss ich wissen, um einwilligen zu können.“. Kura schmunzelte. „Du bist aber ziemlich gut im Feilschen, was?“. Bakura errötete leicht, was ihm einen verächtlichen Ton von Kura einbrachte. „Hör mit dem Schwachsinn auf! Das kannst du machen, wenn du Marik fickst, oder sollte ich sagen, er dich?“, lachte Kura, obwohl er wusste, dass zwischen Bakura und Marik noch keinerlei sexuelle Handlung stattgefunden hatte. Bakura wand sich schnell ab, damit Kura nicht sehen konnte, dass ihm dieses Thema äußerst peinlich war und außerdem hatte er mit Sex keine guten Erinnerungen. „Nun gut. Also, wie bereits gesagt: Mein Name ist Kura, äh…ich bin genauso alt wie du, na ja, eigentlich nicht, etwas weniger alt, denn du bist ja in dem Sinne nicht mit mir auf die Welt gekommen…und? Äh, ja, genau, ich bin nicht so besonders nett oder freundlich, solche Dinge sind in meinen Augen Zeitverschwendung und außerdem kotzten sie mich an. Dieses ganze Rumgesülze geht mir gewaltig auf die Eier. Ach, genau, wie du sicherlich gemerkt hast, benutze ich auch Schimpfausdrücke…so, zufrieden? Reicht dir das als Charakterbeschreibung aus?“. Etwas enttäuscht darüber, dass Kura wohl nicht sehr gesprächig war, nickte Bakura und wollte gerade ansetzten, sich zu beschreiben, als Kura durch eine schnelle Handbewegung abwinkte. „Schon gut. Ich stehe nicht so auf diesen Kennenlernquatsch. Willigst du jetzt ein?“. Bakura überlegte noch kurz, doch dann gab er sein Einverständnis. Schließlich hatte er jetzt endlich jemanden, der ihn kannte, vielleicht? Er war sich nicht sicher, aber Kura hatte ihm versprochen, dass er ihm helfen würde und Bakura war naiv genug, das zu glauben. Müde ließ er sich zurück in den Sand fallen und schloss die Augen. Jetzt würde alles besser werden, dachte Bakura noch, bevor er einschlief. Er war noch da, er lebte noch und mit Kuras Hilfe würde er das auch den anderen zu verstehen geben. Niemand konnte ihn mehr brechen oder seelisch, körperlich vergewaltigen. Damit würde jetzt Schluss sein. And I want a moment to be real Want to touch things I don’t feel Want to hold on and feel I belong And how can the world want me to change? They’re the ones that stay the same I’m the one now Because I’m still here I’m still here Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)