Lost Memories von Lisandre ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Um ihn herum piepsten die verschiedensten Geräte. Doch Ryan nahm sie gar nicht wirklich wahr. Genauso wenig nahm er wahr, wie die Zeit verstrich. Er wusste nicht, ob es Morgen war, oder Mittag, oder Abend. Ab und an brachte ihm eine weiß gekleidete Arzthelferin etwas zu essen, doch das rührte er nicht an. Er hatte keinen Hunger. Seine Aufmerksamkeit galt allein seiner Schwester. Seiner Schwester, die jetzt schon sehr lange im Koma war, seit dem sie diesen Unfall gehabt hatte. Der ältere der Zwillinge konnte sich noch gut daran erinnern, wie mitten in der Nacht das Telefon geklingelt hatte und sich das städtische Krankenhaus gemeldet und ihm mitgeteilt hatte, das seine Schwester nach einem Unfall bei ihnen eingeliefert worden war. Damals war er sofort aufgebrochen und seit dem war er nicht eine Sekunde von dem Krankenbett seiner Schwester gewichen- zwei Monate lang nicht. Die Schule hatte ein Einsehen gezeigt und ihn freigestellt. Seine Eltern waren ab und zu mal aufgetaucht, sich nach Sharpays Zustand erkundigt und waren dann wieder in die Welt weitergeflogen, zu ihren geschäftlichen Terminen. Ihr Sohn machte ihnen zwar innerlich Vorwürfe, aber er wusste, das er nichts ändern konnte. Wie man es ihm gesagt hatte, redete er immer wieder leise mit seiner Schwester, nur zeigte sie keinerlei Reaktionen. „Du musst wieder aufwachen, Shar“, flüsterte er immer wieder, in der Hoffnung, Sharpay würde nur einmal im Leben das tun, was er wollte. Als die Tür aufging, sah er auf. Ein Arzt kam durch die Tür und irgendwie hatte er einen traurigen Blick drauf, fand Ryan, als er ihn genauer betrachtete. Der Mann untersuchte Sharpay und stellte wie so üblich keine Veränderung fest. Dann ging er wieder und tauchte kurze Zeit später mit einem anderen Arzt auf, der irgendwie wichtig aussah. „Mr. Evans? Wir müssen etwas wichtiges mit ihnen bereden“ Ryan nickte und wandte seine Aufmerksamkeit den beiden Ärzten zu. Dabei hielt er aber immer noch Sharpays Hand. „Um was geht es denn“, fragte er leise. Er wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er ein schlechtes Gefühl. „Es geht um ihre Schwester. Mr. Evans. Sie liegt jetzt schon seit zwei Monaten im Koma….Die Chance, das sie wieder aufwacht ist gleich null und um ihr Leid zu verringern- werden wir wohl bald die Geräte, die sie am Leben halten, abstellen“ Der Arzt sprach nüchtern, ohne jegliche Sorge oder Anteilnahme. Ryan sprang auf. „Das dürfen sie nicht.. Sie dürfen die Geräte nicht abschalten...“ Er konnte es nicht verhindern, das ihm Tränen in die Augen stiegen. „Ich verstehe das ihnen das Kummer bereitet. Aber sehen sie es doch als Erlösung für ihre Schwester an. Der Tod ist in einem solchen Fall die durchaus bessere Lösung“ Ryan schüttelte den Kopf. „Nein.... Sharpay wird wieder aufwachen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche....“ Er war verzweifelt. Wer waren diese Ärzte? Die konnten doch nicht einfach über Leben und Tod entscheiden. „Das letzte Wort in dem Fall haben Ihre Eltern, Mr. Evans. Wir haben sie schon informiert und sie sind auf dem Weg hier her. Solange bis sie uns mitgeteilt haben, was weiter mit ihrer Schwester geschehen soll, bleiben die Geräte auf alle Fälle angeschaltet“ Ryan fühlte sich schwach. Er setze sich wieder auf den Stuhl und redete mit Sharpay. Er bat sie inständig wieder aufzuwachen, weil er sie doch brauchte. „Du darfst mich nicht alleine lassen. Bitte nicht...“ Während er sprach, liefen die Tränen jetzt weiter ungehindert über seine Wange. „Es tut mir leid“; Die beiden Männer verließen das Zimmer und Ryan blieb mit seiner Schwester alleine zurück. Ein paar Stunden vergingen, aber Sharpay zeigte nicht die geringste Regung. Sie lag immer noch so blass und ruhig da wie die ganzen Zwei Monate. Ryan fühlte eine schreckliche Leere in seinem Inneren. Aber er überlegte auch, was er tun konnte, damit die Ärzte Sharpays Leben einfach so per Knopfdruck beendeten. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. „Ryan.. Schatz“ Es war die Stimme seiner Mutter, die ihn aus den Gedanken riss. „Mom“ Er schluchzte, stand auf und umarmte seine Mutter. Er weinte hemmungslos. „Du darfst denen nicht zustimmen“, schluchzte er immer wieder. „Sie dürfen Shar nicht umbringen....“ „Aber Liebling du.. musst doch auch mal an Sharpay denken. Es ist für sie bestimmt nicht angenehm so zu leiden. Und wer weiß schon ob sie jeweils wieder aufwacht. Es fällt mir auch schwer, aber ich will das beste für sie..“ „Das beste ist aber nicht der Tod“ ,schrie Ryan jetzt außer sich. Er setze sich wieder und nahm Sharpays Hand. „Ryan....“; begann die Mutter jetzt, doch ihr Sohn schüttelte den Kopf und ignorierte jetzt jegliche Versuche seiner Eltern mit ihm zu reden. Er war wieder ganz bei seiner Schwester, flehte sie erneut an, aufzuwachen. Im Hintergrund hörte er die Eltern leise mit einander reden und offenbar waren auch wieder die beiden Ärzte anwesend, denn eine Frage hörte er ganz deutlich, die bestimmt nur einer von denen stellen würde: „Mr. Und Mrs. Evans- es tut mir sehr leid für sie und natürlich auch für ihre Tochter. Aber wir benötigen nun ihre Entscheidung von Ihnen“ Ryan sah seine Eltern unter Tränen an. Hoffentlich entschieden sie sich dafür, die Geräte anzulassen. Das war im Moment seine letzte Hoffnung. Vielleicht hatte seine Mom das ja vorhin nicht ernst gemeint. Lange schwiegen beide und dann sahen beide entschuldigend zu Ryan. „Wir möchten nicht, das unsere Tochter länger leidet“ ,meinte der Vater dann leise und bekümmert. „Geben sie ihr den Frieden den sie verdient“ „NEIIIIIIIIIN“ Ryan war verzweifelt. „Bitte, bitte nein“ Er legte sich neben seine Schwester und nahm sie in die Arme, wie um sie fest zu halten, damit sie nicht ins Jenseits gehen konnte. „Ryan bitte sei vernünftig es ist das beste für Sharpay.....“ In den Augen der Mutter glänzten Tränen. „Es fällt uns allen schwer sie gehen zu lassen... aber so ist es doch das beste.....“ Der Arzt stand schon an den Geräten und blickte zu der Familie Evans rüber. „Sie dürfen sich noch verabschieden“ ,meinte er noch mit sachlicher Stimme. Ryan und Sharpays Eltern gingen geknickt zu dem Bett ihrer Tochter und verabschiedeten weinend. Jetzt war dann Ryan an der Reihe. Er richtete sich leicht auf, um Sharpays Gesicht gut sehen zu können. Die Tränen tropften auf das blasse Gesicht des Mädchen. „Du bist die beste Schwester der Welt“, meinte er leise. „Ich hab dich sehr lieb- wir sehen uns bald wieder“ In dem Moment schmiedete er schon Pläne, wie er Sharpay folgen konnte, denn ohne sie wollte und konnte er nicht mehr leben. Der Arzt hatte schon die Hand auf dem Knopf, der sämtliche Geräte auf einmal ausschaltete. Ryan wollte sich gerade aufrichten und von dem Bett aufstehen, als er merkte, das sich etwas an seiner Hand bewegte. Er hielt immer noch Sharpays Hand und von daher wanderte sein Blick schnell in Richtung der Hände. Hatte sich da grade ihr Finger bewegt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)