Chibifluch II - Die Chaosprinzen von Jei (Pairing: Überraschung [mit wildest_angel]) ================================================================================ Kapitel 20: Nächtliche Unterhaltung ----------------------------------- 20. Kapitel - Nächtliche Unterhaltung Später am Abend, in seinem Bett, drehte Robin sein Handy unablässig zwischen den Fingern, starrte das kleine Gerät immer wieder an, legte es bei Seite, nahm es erneut an sich, spielte mit den Tasten. Er biss sich auf die Unterlippe, nahm allen Mut zusammen und tippte: 'Ich hatte nicht Dai gemeint. Schlaf gut und träum was Schönes' und drückte auf Senden. Kens Nummer hatte er sofort gespeichert, als er nach Hause gekommen war. Mit einem gequälten Stöhnen warf er das Telefon auf sein Nachtkästchen, knallte seinen Kopf in die Kissen und zog sich die Decke darüber. Was hatte er jetzt nur wieder angestellt? Ging es noch aufdringlicher? Vielleicht war Ken ja auch gegangen, weil er ihn nicht mehr sehen wollte... Oh Gott! Ken saß auf dem Balkon und dachte nach, als er drinnen sein Handy hörte. Augenblicklich setzte sein Herzschlag aus. Stille. Schuldig befand sich im Arbeitszimmer und brütete noch über irgendwelchen Papieren. Als sich in der Wohnung nichts regte, Dai nicht aus seinem Zimmer kam und auch Schuldig sich nicht rührte, schoss er wie ein geölter Blitz ins Wohnzimmer und schnappte sich sein Handy. Noch im Rausgehen öffnete er mit klopfendem Herzen die SMS und musste augenblicklich lächeln. Er speicherte die Nummer und ließ sich wieder auf die Liege sinken. Zwar war es schon dunkel und spät, aber immer noch angenehm warm draußen. Nachdenklich las er die SMS und fing dann zu tippen an. Er löschte das Getippte wieder und begann von neuem. Es dauerte eine Weile, bis er endlich Worte hatte, die er auch abschicken konnte: ‚Es tut mir Leid. Wirklich. Sei nicht böse auf mich.’ Versuche wie ‚Ich konnte nicht mit dir an einem Tisch sitzen’ und ‚Ich wollte nicht sehen, dass mein Sohn das hat, was ich gerne hätte’ waren einfach nichts, was er schreiben konnte. Er schickte die SMS ab und atmete tief durch. Ungeduldig starrte er auf sein Handy und wartete... Wie von der Tarantel gestochen schoss Robin in die Höhe, als sein Handy vibrierend über den Nachttisch tanzte. Seine Finger zitterten so sehr, dass ihm das Telefon auf den Boden fiel und er erst einmal kopfüber danach suchen musste. Dann aber las er die Nachricht, las sie ein zweites und ein drittes Mal. Er wusste nicht, ob er sich freuen oder über die nichts sagenden Worte traurig sein sollte. Dann allerdings drückte er wie wild auf den Tasten herum und schickte die SMS ab. 'Wie könnte ich dir böse sein? Ich war traurig, dass du so plötzlich verschwunden bist. Das Essen war total lecker, wie immer bei dir.' Wieder stöhnte Robin auf. Stellte er sich hier wirklich gerade an wie der erste Mensch und war er tatsächlich schon wieder dabei, den Vater seines Liebsten extremst anzuflirten? Beides musste er, für sich selbst, mit ja beantworten. Ken seufzte resigniert. Wie um alles in der Welt sollte er sich bei solchen Worten noch wie der Vater von Robins Lover verhalten? Er ließ den Kopf nach hinten fallen und atmete tief durch. War es schlimm, solch liebe Texte mit Robin auszutauschen? Konnten Schuldig und Dai es je herausfinden? Immerhin hatten sie keinerlei Interesse an seinem Handy – wozu auch? Er lächelte und sah wieder auf das Display, begann seine Antwort zu tippen. ‚Es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich für dich gekocht habe. Und nächstes Mal esse ich gerne mit dir.’ Er zögerte kurz und zuckte dann mit den Schultern. Was soll’s, dachte er und tippte noch: ‚...auch gerne mit dir alleine...` Als Robin diese Nachricht las, wurden seine Augen groß wie Untertassen und einmal mehr spürte er sein Herz schnell und hart gegen die Rippen donnern. Mit beiden Händen hielt er sein Handy fest, damit er mit seinen zitternden Fingern die Tasten traf. So dauerte es seiner Ansicht nach eine halbe Ewigkeit, bis er endlich 'Darauf freu ich mich jetzt schon! Nach Venedig? Da könnten wir meinen Geburtstag nachfeiern' geschrieben und abgeschickt hatte. Im gleichen Moment hätte er sich am liebsten selbst kräftig geohrfeigt. Da freu ich mich drauf... Was um Himmels Willen war das denn für ein Text??? Noch dämlicher ging es langsam wirklich nicht mehr! Was sollte Ken nur von ihm denken! Ken staunte nicht schlecht. Er atmete tief durch und überlegte, ob er Robin nicht einfach anrufen sollte. Doch dann kam auch schon die nächste SMS und aus unerklärlichen Gründen breitete sich eine immense Erleichterung in ihm aus. ‚Du hast Geburtstag, während ihr in Venedig seid? Dann wünsche ich dir noch viel mehr Spaß! Und wenn ihr wieder da seid, lade ich dich zum Essen ein...’ Ken wurde immer sicherer mit dem, was er schrieb. Immer handfester wurde seine Absicht. Aber über SMS war das auch nicht schwer. Geschriebene Worte. Was war das schon? Ohne nachzudenken schrieb Robin zurück: 'Nur wir beide? Allein?' Er überlegte eine Sekunde, fügte dann noch 'Übrigens danke, dass du mir dein Shirt überlässt. Ich habe es jede Nacht an, wenn ich schlafe...' Er atmete tief durch und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. 'Es riecht so gut nach dir.' lautete die Fortsetzung. Inzwischen mit leicht geröteten Wangen und deutlich erhöhter Körpertemperatur fächelte er sich Luft zu und wartete mehr als nur nervös auf die Antwort. Leise betete er dabei, jetzt nicht zu weit gegangen zu sein. Ken entwich ein überraschtes Keuchen. Er bemühte sich um Diskretion und Zurückhaltung, und was tat Robin? Er lächelte und spürte Glücksgefühle in sich aufkommen. Dennoch dauerte es eine ganze Weile, bis er es endlich schaffte zu antworten. ‚Nur wir beide...ja. Und was mein Shirt angeht: wenn du ein neues von mir brauchst, sag bescheid.’ Er schmunzelte und musste über sich selbst den Kopf schütteln. ‚Es wird nicht ewig meinen Duft tragen...’ Mit nervösen Fingern drückte er auf ‚Senden’ und atmete tief durch. Das konnte alles nicht mehr wahr sein. Was um alles in der Welt tat er hier? Leises und sehr glückliches Lachen drang aus Robins Kehle, als er Kens Antwort las. Automatisch streichelte er über den weichen Stoff, den er trug, und drückte sein Handy an seine Brust, als hätte er soeben einen Heiratsantrag erhalten. Er überlegte diesmal, bevor er sich daran machte, zurück zu schreiben: 'Werd ich machen, danke! Was hast du eigentlich mit meinem gemacht?' Okay, so viel hatte das Nachdenken also nicht gebracht, entschied Robin grinsend. Aber er wollte das Gespräch nicht abreißen lassen. Schlafen konnte er zur Not auch morgen in der Schule... Solange Ken wach war und ihm antwortete, war an Schlaf ohnehin nicht zu denken. Und auch danach würde es ihm wohl schwer fallen, schätzte er. Denn die SMS würde er wieder und wieder lesen. Löschen kam gar nicht in Frage. Ken wurde schwer ums Herz, als er die Frage las. Wieder dauerte es ein paar Minuten, bis er in der Lage war zu antworten. ‚Ich musste es in meinem Schrank verstauen. Tragen kann ich es nicht. Erstens wird es mir zu eng sein und zweitens’ Er stockte und biss sich auf die Unterlippe. ‚würde Dai mich wohl lynchen und Schuldig ziemlich blöde gucken. Aber wiederkriegen wirst du es trotzdem nicht.’ Er musste leicht grinsen und schickte die SMS ab. Inzwischen genoss er es einfach nur noch – diese kleinen Flirtereien. Robin schrieb ihm Worte, von denen er nicht gedacht hätte, dass er sie in dieser Form je wieder zu hören – oder besser gesagt zu lesen – bekommen würde. Wieso also sollte er sich diesen kleinen Spaß nicht mal erlauben? Keiner würde etwas erfahren und sie taten ja auch nichts Verbotenes... oder? Robin überkam vor Glück ein leichtes Schwindelgefühl, als er die nächste SMS öffnete und las. Nur die Erwähnung von Dai und Schuldig versetzte ihm einen gewaltigen Stich. Er wollte nicht dran erinnert werden, dass Ken einen Mann hatte und er selbst in festen Händen war. Das alles wusste er viel zu gut... Er wollte sich auch nicht vorstellen müssen, dass er hier allein in seinem Bett lag, während Ken mit Schuldig... Nein! Ärgerlich verjagte er diese entsetzlichen Gedanken, nahm stattdessen wieder sein Telefon und tippte doppeldeutig: 'Du könntest noch mehr von mir haben. Die Sache im Park tut mir leid.' Er war sich sicher, dass Ken zumindest im zweiten Teil wusste, was gemeint war. Ken schluckte hart und sein Körper erzitterte. Mehr...? Unweigerlich ließ er die Hand kurz in den Schritt gleiten, zog sie aber schnell wieder zurück. Mehr... Für einen Moment schloss er die Augen. ‚Es muss dir nicht leid tun. Ganz im Gegenteil. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du nicht zurückgewichen wärst...’ Okay.. Das war wohl eine Lüge. Er wusste es genau, aber DAS wäre wirklich zu weit gegangen. Wieder schluckte er und schloss die Augen, während er auf eine Antwort wartete. Sollte er Robin einfach anrufen? Doch die Gefahr war zu groß, dass Schuldig oder Dai ihn hörten. Aber er hätte jetzt so gerne Robins Stimme gehört, so gerne hätte er diese Worte gesprochen vernommen. 'Aber ich weiß, was ich getan hätte', lautete Robins Erwiderung, die er rasend schnell geschrieben und abgesendet hatte. Ja, er wusste zu genau, was er getan hätte... Allein bei dem Gedanken daran, was alles hätte geschehen können, reagierte sein Körper mit sehnsüchtigem Ziehen. ‚Was hättest du getan?’ Leise wisperte Ken diese Frage in die Dunkelheit, während er sie tippte. Sein Herz raste, heiße Wellen zogen durch seinen Körper, und es kam ihm vor, als hätte sein Handy noch nie solange gebraucht, um eine SMS zu senden. Unterdrückt keuchte Robin auf, als er die Frage las. War es nicht eindeutig, was er gemeint hatte? Ein kleiner Teufel auf seiner Schulter flüsterte ihm eine nette Idee ins Ohr. Rasch schob er seine Bettdecke zu den Füßen und strampelte die Shorts gleich hinterher. Sein hartes Glied stand kerzengerade in die Höhe und es dauerte nur eine Sekunde, bis er mit seinem Handy ein Foto davon gemacht hatte. 'Ich hätte mit dir schlafen wollen', gab er als Unterschrift unter die MMS ein, tippte dann weiter: 'Ich weiß nicht, wie ich eine Woche in Venedig aushalten soll. Ich vermisse dich jetzt schon. Bist du glücklich?' und drückte entschlossen auf Senden. Mit tiefdunkelroten Wangen ließ er sich zurücksinken. Ken blieb der Atem stehen, als er das Bild auf seinem Handy sah. Seine Augen weiteten sich und heiße Blitze schlugen in seinen Lenden ein. Oh nein. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! Automatisch glitt seine Hand in seinen Schritt und fand dort die hochaufgerichtete Erregung. Schwer atmend ließ er die Hand in die Jogginghose gleiten, während er auf das Bild starrte. Daran, zu antworten, dachte er im ersten Moment überhaupt nicht. Erst einige Minuten später, in denen er das Bild angesehen und sich selbst leicht verwöhnt hatte, tippte er mit zitternden Fingern: ‚Glücklich? Wie könnte ich JETZT nicht glücklich sein? Du bist der Wahnsinn... Du raubst mir grade jede Vernunft und jeden Anstand...’ Er zögerte kurz, schob die Hose dann ebenfalls ein Stück nach unten und machte ein Foto. Dank der Kerze auf dem Tisch war es auch erotisch gut zu erkennen. Sogar seine Hand war mit auf dem Bild – Gott sei Dank die ohne Ehering. Verlangend stöhnte Robin auf, als er die MMS mit zitternden Fingern geöffnet und mit rasendem Puls betrachtet hatte. "Da redet der Richtige... Fuck, weißt du überhaupt, wie sehr du mich anmachst?", fragte er sein Display, auf dem immer noch das wunderschöne Bild zu sehen war. Verzweifelt schloss er die Augen. Konnte er Ken sagen, dass er unendlich scharf auf ihn war? Dass er dabei war, sich zu verlieben? Was würde er damit zerstören? Eine Ehe, die vor sich hin dümpelte? Seine eigene Beziehung? Oder diese schönen Flirtereien, dieses Privileg, ein Geheimnis mit Ken zu haben? 'Ich bin auch gerade unendlich glücklich', schrieb er nach wenigen Augenblicken zurück. 'Und geil. Und an beidem bist du schuld.' Das Handy fest in der Hand und den Kopf in den Nacken gelegt, hatte Ken die Hose wieder hochgezogen und sich gezwungen, die Hand wieder zurückzuziehen. Wenn ihn jemand hörte, wenn jemand das Bild sah oder die Texte las... Er wäre ein toter Mann. Erst jetzt wurde ihm langsam klar, wie verboten es tatsächlich war, was hier grade vor sich ging. „Oh Gott....“, wisperte er leise. Dann keuchte er auf, als das Handy in seinem Schoß vibrierte und sich ein dunkler kleiner Fleck auf seiner Hose breit machte. Schwer atmend las er die SMS und leckte sich über die Lippen. Es ging zu weit. Es ging viel zu weit. Doch sein Daumen raste wie von alleine über die Tasten. ‚Wie gerne würde ich beides vollkommen machen...’ Als er den Text anstarrte, schluckte er. Doch er drückte auf Senden und sein Herz schlug dabei schwer und hart. Nein. Nein! NEIN! Wieder einmal hatte Robin das Gefühl, heulen zu müssen. Was sollte er darauf antworten? "Mach es einfach“? Dann würde er zu hören bekommen, dass das nicht ging, weil sie beide vergeben waren. "Ich habe mich in dich verknallt"? Sicher, das würde Ken ganz bestimmt veranlassen, auf der Stelle auf sein Bike zu springen und zu ihm zu rasen... Nein, das war alles nicht das richtige. Es war zwar das, was er dem Älteren unbedingt sagen wollte, aber er wusste, dass er es nicht durfte. 'Ich wünschte, du würdest es wirklich vollkommen machen', brachte er endlich zu Stande, heiß rannen dabei seine Tränen über die Wangen. So weit würde es niemals kommen. Das hier, diese Worte in einer SMS, waren alles, was er erwarten konnte. Noch nie hatte Robin sich so elend gefühlt wie in dieser Sekunde, als ihm das klar wurde. ‚Vielleicht werde ich das... irgendwann...’, kam Kens Antwort. Und als wenn er das Gefühl hätte, dass Robin die Situation fertig machte, schrieb er gleich noch eine SMS hinterher. ‚Du solltest trotzdem alles genießen, Hübscher. Jede einzelne Minute bis zu unserem Tag. Jede Sekunde...’ Der Braunhaarige schüttelte über sich selbst den Kopf, als er abermals auf ‚Senden’ drückte und seufzte schwer. Von drinnen war noch immer nichts zu hören. Dai schlief sicher schon, doch das schlechte Gewissen bei den Worten machte sich sehr rasch in Ken breit. Diese Nachricht verursachte einen neuen Tränenschwall bei Robin. Wie sollte er genießen, auf einen Tag zu warten, der wahrscheinlich niemals kommen würde? Seine Verzweiflung wuchs. Nein, sagte er sich immer wieder, er musste sich Ken aus dem Kopf schlagen. War das die Art, in der Erwachsene liebten? Verzweifelt und hoffnungslos? Dann wollte Robin niemals erwachsen werden! Gleichzeitig erwachten sein Kampfgeist und sein Stolz. Ersterer befahl ihm, auf keinen Fall aufzugeben. Ohne Grund war Ken sicher nicht auf diese SMS-Unterhaltung eingestiegen. Zweiterer gebot ihm, sich absolut nichts anmerken zu lassen. Weder vor Ken, noch vor Dai und erst recht nicht vor seinem eigenen Vater. Also nahm er noch einmal sein Handy zur Hand und schrieb: 'Ich werde es genießen. Worauf du dich verlassen kannst.' Ja, das war doch mal eine deutliche Kampfansage, fand er. Um seine Absicht noch klarer zu machen, tippte er weiter: 'Ich werde jedes deiner Lachen und jede Berührung von dir genießen. Und jede meiner Tränen`. Ken schluckte schwer und starrte auf die Worte. Was sollte er darauf schreiben? Hin- und hergerissen saß er da, starrte sein Handy an und atmete dann tief durch. ‚Ich will nicht, dass du wegen mir weinst, Robin... Ich will nicht, dass du auch nur eine Träne wegen mir vergießt...’ Auch ihm kullerte nun eine die Wange hinunter und tropfte auf das Display, als es ihm anzeigte, dass die SMS gesendet worden war. Nicht eine Träne... sollte Robin wegen ihm weinen. Er wollte ihn doch nicht unglücklich machen... Aber was hatte er erwartet? Dass Robin diese Situation vollkommen genoss? Dass es ihn nicht ein bisschen fertig machte? Er schloss die Augen und bereute auf der Stelle jede SMS, die er geschickt hatte. 'Es waren schon mehr, als ich zählen kann', antwortete Robin deprimiert. Himmel, wie lang war denn die Leitung, auf der Ken stand? Verstand er denn nicht, was geschehen war? Oder WOLLTE er es nicht begreifen? War das alles nur ein nettes Spiel für ihn, eine Abwechslung in seinem Ehealltag? Wahrscheinlich war es so. Bei dieser Erkenntnis fiel Robin das Telefon aus den zitternden Fingern. Nein! So wollte er nicht enden, nicht auf etwas hoffen, das nie eintreffen würde. Er würde Ken nie für sich haben. Aber er hatte Dai. Und zwar wirklich voll und ganz. Daran musste er sich erinnern, es sich immer wieder vor Augen halten. Dai liebte ihn, und egal, wie sehr er sich nach Ken sehnte, er würde Dai nicht enttäuschen. Nicht für ein Spiel. Denn mehr war das hier nicht. Leise schniefend schickte er die SMS ab und schaltete dann entschlossen sein Handy aus. Vorbei. Ab sofort würde er in Ken wirklich nur das sehen, was er war: der Vater seines Freundes. Für Ken wurde der Rest der Nacht zur Hölle. Er hatte nicht mehr versucht, Robin eine SMS zu schreiben, stattdessen würde der Junge beim Einschalten des Handys rund 15 Anrufe in Abwesenheit vorfinden. Dann hatte Ken es aufgegeben. Und auch jetzt saß er noch auf dem Balkon, die Sonne war am aufgehen, seine Familie schlief ruhig und er saß da, starrte ins Nichts und hielt noch immer das Handy in der Hand. Was war nur passiert? Was hatte er getan? Robins Handy war aus. Er war nicht zu erreichen. Noch einmal versuchte Ken es. Ohne Erfolg. Träge und enttäuscht schleppte er sich endlich wieder in die Wohnung, ließ das Handy achtlos neben dem Sofa fallen und trat schließlich ins Bad und unter die Dusche. Es war vorbei. Es war ein leiser Traum gewesen, ein kleiner Silberstreif am trüben Himmel. Wann hatte Schuldig es das letzte Mal geschafft, ihm solches Bauchkribbeln zu verschaffen? Da war Dai eingeschult worden, wenn er sich recht erinnerte. + Die folgenden Tage waren pures Elend für Ken. Jeder Tag, an dem Robin da war, jeder Tag, an dem er ihn ignorierte. Es wurde allerdings jedes Mal ein klein wenig besser. Dann sah er Schuldig an, küsste die vertrauten Lippen und fühlte sich sicher in den warmen Armen und freute sich mit ihm auf die teenyfreie Zeit. Und dann waren da die Momente, in denen er auf dem Balkon saß und die SMS las oder vor dem Schrank stand und sich etwas zu Anziehen suchte, wobei ihm Robins Shirt in die Hände fiel. Mehr und mehr verlor es seinen Duft und Ken hatte das Gefühl, je weniger es nach Robin roch, desto besser heilte der kleine Schnitt in seinem Herzen, den Robin dort hinterlassen hatte. Doch Ken hielt sein Versprechen. Er blieb zu jedem Essen, das Robin bei ihnen verbrachte, und kochte für ihn. Einmal hatte er sich selbst daran erinnern müssen, dass er nicht nur für Robin kochte, sondern für die ganze Familie... Die restlichen Wochen bis zu den Ferien vergingen wie im Flug. Robin hatte inzwischen die Genehmigung seines Vaters, mit dessen Privatmaschine nach Venedig zu fliegen, was bedeutete, dass dadurch Dais Konto nicht belastet wurde. Der Schwarzhaarige hatte es sogar geschafft, Ken erfolgreich aus seinen Gedanken zu verdrängen. Wenn er Dai besuchte, war der Braunhaarige entweder nicht da oder beschäftigt. Oder aber Robin stolzierte mit hocherhobenem Kopf an ihm vorbei, auch wenn ihn das sämtliche Kraft kostete, die er hatte. Nur nachts, allein in seinem Zimmer, erlaubte er sich, davon zu träumen, was wäre wenn... Am Abend vor ihrem Abflug kam Robin mit einer großen Reisetasche bewaffnet bei Dai an und verzog sich sofort mit ihm auf dessen Zimmer. Sein Handy hatte er ganz unten in der Tasche verstaut. Kens SMS und auch das Bild waren darauf noch immer gespeichert. Er hatte es nicht übers Herz gebracht, das alles zu löschen. Immerhin war es wirklich die einzige Erinnerung an die winzige Zeitspanne, in der er vollkommen glücklich gewesen war. ~+~tbc~+~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)