Tränen der Liebe von Prihe (Eine traurige Liebesgeschichte) ================================================================================ Kapitel 1: Frieden der Welt --------------------------- Willkommen in der Hölle... WIllkommen in meiner Fantasie, die zuschlägt wie ein Koffeinschock- und einen dann auch so geplättet zurücklässt. *seufz* Jedenfalls fangen wir schnell an. Wie gesagt, es ist nicht wirklich fertig. Und es ist wirklich nur total schwachsinnig und eine kitschige Liebesgeschichte mit nen paar Wendungen. Also, viel Spaß: ________________ Frieden der Welt So war das also. Dieses verliebt sein, von dem alle immer sprachen. Das erste Mal in meinem Leben durfte ich auch mal Glück haben. Endlich durfte ich auch verstehen, was es bedeutete, wenn man „Ich liebe dich!“ hörte. Ich besah mir den jungen Mann, der da mit langen, ruhigen Schritten neben mir herging. Mein Herz fing heftig an zu klopfen und mir wurde ganz warm. Gott, du warst wohl einmal gütig zu mir! Seine nachtblauen Augen, die pechfarbenen Haare. Schnell sah ich weg. Ich war mir sicher, wieder ganz rot geworden zu sein. Hatte er es bemerkt? Bevor ich es verhindern konnte, warf ich ihm schon wieder einen Blick zu. Aber diesmal sah er mich ebenfalls an, mit einem breiten, schelmischen Grinsen im Gesicht. Grundgütiger! Wenn er so lächelte, dann… „Arai, du brauchst mich nicht so anstarren. Ich weiß doch, dass ich gut aussehe!“ Die dunkle Stimme und das Lachen in ihr milderte seine Selbstgefälligkeit, die ab und an durchschimmerte. Ich war bestimmt noch um einiges röter geworden und starrte deswegen lieber auf den Weg vor mir. Er lachte. Dieses für ihn so typische volle und herrliche Lachen! So gefühlvoll und satt, so berauschend und mitreißend. Es war später Nachmittag und Sommer. Na gut, Anfang Sommer. Es wurde abends doch noch recht kühl. Aber hier, in den Bergen, war es gewöhnlich immer etwas frischer und besonders windiger. Ich ließ meine Gedanken zurückschweifen, zu dem ersten Mal, als wir uns begegneten… Es stürmte gerade, und das wohl nicht wenig. Ein heftiges Schneetreiben hatte mich erwischt. Wild wirbelten die sonst so zarten Flocken um mich herum, zogen und zerrten an mir. Meinen Schal hatte ich mir über Nase und Mund gebunden, um der eisigen Kälte zu trotzen, aber viel schien es nicht zu helfen. So warm ich mich in der Früh auch angezogen hatte, jetzt fror ich erbärmlich. Und es gab nichts schlimmeres, als bei -20°C zu frieren, in einem dichten Schneesturm und orientierungslos auf einem Unigelände nach einer Bushaltestelle zu suchen. Eine heftige Böe riss mich rum, und ich wäre mit meinen 1,56 m beinahe umgekippt. Entschlossen stemmte ich mich jedoch gegen den aufbrausenden Wind und gab mein Bestes, mich nicht zu weit vom erhofften Weg abtreiben zu lassen. Es schien mir, als hätte ich, seit ich an diese Uni gekommen war, nur Pech gehabt. Mein erster Tag war die Hölle gewesen! Das Gelände war riesig und, ja, selbstverständlich hatte ich mich verlaufen. Der Studienrat schien darüber auch noch mehr aufgebracht gewesen zu sein, als ich. Nun, ich hätte ihn vielleicht auch nicht eine knappe Stunde warten lassen sollen. Aber es war doch nicht meine Schuld gewesen! Kaum hatte ich ihm das auch gesagt, war er über mich hergefallen, wie eine wild gewordene Bestie. Studenten seien ja so schlimm und er verstehe auch nicht, warum er sich mit mir persönlich befasse- das übliche eben, wenn man als 18jährige Hochbegabte in das letzte Semester eingeschleust wurde. Bis er sich endlich dazu „herablassen“ konnte mir mein Semesterjahr zu zeigen, wäre ich am liebsten wieder gegangen. Zugegeben, heute danke ich dem Himmel, dass ich meine Angst überwunden und mit diesem verrückt anmutendem Mann gegangen war. Immerhin ging es auch um meine Ausbildung. Jedenfalls, als wir die Hörsaalgebäude erreichten, schubste er mich in irgendeinen Kurs, denn ich wohl ausgewählt hatte. Der Professor, so musste ich leider feststellen, schien die Ausgeburt der Hölle selbst zu sein. Oder er wollte mich das zumindest glauben machen, denn schon vom ersten Augenblick an hatte er gefallen daran gefunden, mich mit extra Arbeiten und Strafen zu versehen. Und meine Mitstudierenden? Nun, die hatten gelernt, dass ich den Ärger wohl geradezu heraufbeschwor und sich seit dem von mir ferngehalten… Dabei hatte ich doch so gehofft hier Freunde zu finden, Leute, mit denen ich mich verstand. Aber auch hier fand ich nichts als Abweisung, und zu meinem Erstaunen auch Neid. Das lag wohl daran, dass all meine Genossen drei bis vier Jahre älter waren als ich. Und sie alle dachten, ich käme aus einer wohlhabenden Familie, die mich hier hinein bezahlt hatte. Nun aber zurück zu dem wilden Schneetreiben, dass mich von allen Seiten attackierte. Es war Spätwinter. Und wie gewöhnlich hatte ich von einigen meiner Professoren sonder Arbeiten bekommen. So musste ich für einen Recherchen zu einem komplexen Thema betreiben und das ging nur in der hiesigen Bibliothek. Also war ich länger geblieben. Leider viel zu lange, denn es dämmerte bereits, ein Sturm tobte und ich würde vielleicht meinen letzen Bus zu meiner kleinen Wohnung am Stadtrand verpassen. Ich kämpfte also weiter gegen die weiße Wand, die mich immer wieder wegzufegen drohte. Mit jedem Schritt spürte ich meine Kräfte schwinden, aber das schien mir im Moment nicht wichtig. Ich hatte meinen Blick gesenkt, um meine Augen vor dem scharfen Wind zu schützen. So kam es dann auch, dass wir zusammen stießen. Ein kleiner Schrei entwich mir, der aber in dem rauschenden Treiben unterging. Ich fiel unvermeidlich auf meinen Allerwertesten, in einen kleinen, matschigen und nassen Haufen braungrauen Schnees. Aber mit derselben Geschwindigkeit, mit der ich auf dem Boden landete, hatten mich zwei Hände schon wieder aufgerichtet und mir so gut es ging den Schnee von der Kleidung geklopft. Außer vielleicht den an meinem Hintern, dass würde ich dann später selber tun können. Im ersten Moment war ich zu überrascht um irgendetwas zu sagen oder zu tun. Aber das war auch nicht groß nötig, denn mein Gegenüber setzte auch gerade zu einer Entschuldigung an. „Alles okay? Tut mir leid, ich wollte dich nicht um den Haufen rennen, aber ich wollte meinen Bus nicht verpassen…“ Ich blinzelte verwirrt ein, zwei Mal. Dann erst wunderte ich mich, warum ich keinen Mund sah, der sich bewegte. Mein Gegenüber war im vergleich zu mir ein Riese! Ich sah auf und musste meinen Kopf in den Nacken legen, um ihn richtig ansehen zu können. Wir standen nah genug, um uns durch den Schnee zu verstehen und klar zu sehen. Das erste was mir auffiel, waren diese unsagbar dunklen Augen. Ich brauchte lange um ihre Farbe zu definieren, aber sie schimmerten bläulich, wenn die Sonne sie traf, waren manchmal aber auch violett, oder wie jetzt, beinahe nachtschwarz. Meine Augen weiteten sich wohl noch mehr vor Überraschung. Das war ein Japaner! Genauso ein Japaner, wie ich! Na gut, vielleicht nicht wie ich, ich war nur zum Teil, wenn auch zum größten, japanischer Abstammung. „Ist wirklich alles okay?“ Seine tiefe Stimme riss mich aus meiner Erstarrung. Noch immer hielten seine Hände mich an den Schultern fest. Sie waren angenehm warm, sogar durch meine dicke Jacke und all die anderen Schichten Kleidung konnte ich es fühlen. Oder bildete ich es mir nur ein? Sorgenvoll sah er mich weiterhin an, dann zog er mich plötzlich mit sich. Nanu, dachte ich. Was hatte er denn jetzt vor? Sein, im Verhältnis zu meinem, massiger Körper schaffte mir ein wenig Schutz vor dem beißenden Wind, während er sich anscheinend zielsicher einen Weg durch die wirbelnden Schneemassen bahnte- mich im Schlepptau. Es stellte sich bald heraus, dass er mich zur Bushaltestelle zog, wo wir uns unter die stützende Abdeckung stellten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich anstarrte. Auch schien er sich irgendwie unsicher. Ich sah ihn unverständlich an. Hatte ich was im Gesicht? Dann schien es beinahe aus ihm heraus zuplatzen: „Bist du stumm?“ War ich was?! Zu meinem Entrüsten war seine Frage durchaus ernst gemeint. Dann fiel es mir ein, ich hatte ja noch gar nichts gesagt! Ich war viel zu überrascht gewesen. Ich schüttelte verneinend den Kopf und nuschelte wohl Unverständlich in meinen Schal. Er lachte. Ein warmes, überraschend schönes Geräusch, das mir einen Schauer durch den Körper jagte. Lachend ergriff er meinen Schal und wickelte ihn ab. Ich errötete. Gott, so peinliche Sachen mussten auch immer mir passieren! „Gut, da wir jetzt das Kommunikationsproblem aus dem Weg geräumt haben“, er hielt den Schal triumphierend in die Höhe, „ … ich bin Mokuba! Mokuba Haruno .“ „Arai Kishida.“ „Also, Arai “, er hatte eine seltsame Art meinen Namen zu betonen, „da ich es war, der dich umgerannt hat, darf ich dich dann zu einer heißen Schokolade oder einem guten Kaffe einladen?“ Die Art, wie er die Frage stellte, war nicht so, als wolle er mich über das Ansinnen überhaupt fragen, sondern lediglich, welches Getränk ich denn lieber hätte. Diese Art, wie ich später merken sollte, war ganz die Art eines Kaiba. Es gab in ihrer verqueren Vorstellung der Welt einfach niemanden, der ihnen wohl je widersprechen sollte… Bis heute weiß ich nicht, was mich dazu bewogen hat, der Einladung zuzustimmen- eigentlich war ich nicht der Mensch, der sich gerne etwas befehlen ließ, auch wenn ich gewöhnlich recht schüchtern und zurückhaltend war. Ich mochte es einfach nicht, wenn mir jemand meine Freiheit nahm, auf die hatte ich nämlich viel zu lange verzichten müssen. Aber der leuchtende Stern, der in den dunklen Augen auftauchte, hatte mich wohl umgestimmt. Er strahlte soviel Energie, soviel Lebensfreude aus, dass ich ihm seine bestimmende Art auf Anhieb verzieh- vorübergehend. Was dann folgte, waren Wochen der Verfolgung… Okay, ich übertreibe sicherlich, aber am Anfang habe ich mich echt gefragt, ob er ein Stalker oder dergleichen war. Immer, wenn ich aus der Universität kam- und das war sicherlich nie vor sechs Uhr- stand er an meiner Bushalte stelle. Er tat nichts schlimmes, er fragte mich, wie mein Tag war, oder sah mich manchmal nur an. Ich selbst hatte nicht den Mut ihn anzusprechen und antwortete meist auch nur in knappen Sätzen. Aber er schien es recht komisch zu finden und machte sich tagtäglich zu Aufgabe, mich einwenig mehr zum sprechen zu bringen. Oder mich zum erröten zu bringen, was ich auch leider sehr oft tat. Ein, zwei Mal wollte er mich zu einem Date einladen, aber ich habe es geschafft, ihm immer wieder Ausflüchte zu liefern. Irgendwie fühlte ich mich nicht dazu bereit, näher mit Menschen zu tun zu bekommen. Dazu hatte ich einfach zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Aber an einem Tag, konnte ich einfach nicht mehr standhalten. Er hatte mittlerweile raus gefunden, weshalb ich immer solange in der Uni war. Und auf seltsame Weise schien seitdem viel weniger Arbeit von mir erledigt werden zu müssen. Befremdlich. Jedenfalls schaffte er es, mich zu einem Date zu bewegen. Ein einziges Date konnte ja nicht schaden, dachte ich. Hätte ich damals nur gewusst, wie viel so ein Treffen unter knospenden Kirschbäumen und zwischen duftenden Tulpen ausmachen konnte! Vielleicht wäre ich an diesem sonnigen Apriltag daheim geblieben. Nur, um mich nicht an jemanden zu binden. Ich kann mich zwar kaum noch an die Details jenes Tages erinnern, aber die Eindrücke sind geblieben. Ich weiß noch, dass er mir Blumen, rubinrote Blumen, mitgebracht hatte. Und er hatte mir gesagt, dass er Angst gehabt hätte, dass ich nicht kommen würde. Und dass er die letzten Tage sehr aufgeregt gewesen sei. Aufgeregt! Wegen mir! Davor hatte ich ihn als witzigen, charmanten und selbstsicheren jungen Mann kennen gelernt. Niemand also, der sich vor einem Date große Gedanken machen brauchte! Umso überraschter war ich, als er sich wie ein kleiner Junge, unsicher fühlte. Wie er vorsichtig war und mir keine großen Avancen machte. Vielleicht wusste er aber auch, dass ich dann nur noch mehr Panik bekommen hätte. Er hatte eines dieser seltenen Gespüre für seine Mitmenschen. Immer ahnte er die Reaktionen voraus und kam gut mit allen Leuten zu Recht. Wir gingen zuerst spazieren und redeten lange über dies und das. Ich erfuhr, dass er in meinem Semesterjahr war, aber gänzlich andere Kurse hatte als ich. Oder zumindest andere Zeiten, in denen er sie besuchte. Erstaunlich war, dass er gerade mal 20 war. Also, genau wie ich, wohl einige Jahre übersprungen hatte! Er lebte in der Stadtmitte, also ebenfalls nicht auf dem Campus. Ich hatte ihn gefragt, wie er sich das leisten könne, aber er hatte abgewinkt. So wie bei fast jeder Frage, die seine Herkunft betraf. Aber ich machte ihm da keine Vorwürfe, aus mir bekam er ebenso wenig heraus. Wir erreichten irgendwann ein kleines Restaurant, das sehr teuer, aber auch sehr gemütlich aussah. Er lud mich zum Essen ein. Wir lachten viel und irgendwann im Laufe des Abends legte ich meine Schüchternheit ab. Es war kurz vor Mitternacht, als man uns aus dem Restaurant scheuchte. Das kleine bisschen Alkohol, dass ich getrunken hatte, stieg mir an der frischen Luft zu Kopf. Ich vertrug nicht viel und meine Begleitung schien darüber doch recht belustigt. Ich kicherte den ganzen Weg zu meiner Wohnung ununterbrochen. Ab und an musste er mich stützen, weil ich vor Lachen vergaß, auf meinen Weg zu achten. Vor der kleinen Eingangstür zum mehrstöckigen Gebäude, mit doch recht bequemen Wohnungen, angekommen, verweilten wir einen Moment schweigend. Der Alkohol war vergessen, meine Sinne wieder nüchtern. Lange sahen wir uns nur in die Augen. So tief und dunkel, dachte ich. Keine Frage, er war attraktiv. Und ich wusste auch, dass viele andere in meinem Alter mich um dieses Date beneidet hätten. Mein Herz schlug mir hart gegen die Rippen. Ja, ich mochte ihn. Aber in meinem Kopf schrie eine Stimme auch, dass ich noch nicht bereit dafür war. Das ich noch nicht vertrauen durfte. „Danke, es…“ „Soll ich noch…“ Er grinste, da wir zur selben Zeit gesprochen hatten. Bevor ich auch nur etwas erwidern konnte, geschweige denn rot werden konnte, hatte er sich zu mir nach vorne gelehnt. Ich dachte, mein Herz würde stehen bleiben. Er hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. Oder sollte ich lieber „stahl mir einen Kuss“ sagen? Kaum mehr als die Berührung eines Schmetterlings. Und doch tobte nur wegen dieser zarten, liebevollen Geste ein Sturm in mir. Denn der Überraschung wichen Panik und Angst. Erinnerungen fluteten über mich hinweg. Ich war mir sicher zu zittern und gleichzeitig keinen Muskel zu rühren. „Arai?“ Er stand immer noch vor mir und ich bemühte mich, diese Gefühle zu unterdrücken. Es war nichts weiter als ein unschuldiger Kuss gewesen. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich verfluchte mich selbst dafür, nicht darüber hinweg zu kommen. Kleine Sachen, wie ein kurzer Kuss, sollten mich nicht so schnell vor den Abgrund treiben, dem ich so lange gegenüber stand. Eine Hand legte sich auf meine Schulter, ich zuckte unwillentlich zurück. Mokuba hatte einen besorgten und gleichzeitig angstvollen Blick. Hastig wischte ich mir die Tränen aus den Augen und lächelte ihn an. „Es war ein schöner Abend, danke!“ Er nickte und wünschte mir eine gute Nacht. Ich wollte gerade nach der Tür greifen, als mich seine Stimme aufhielt. „Darf ich dich noch mal sehen?“ Überrascht drehte ich mich noch einmal zu ihm. So wie er es aussprach klang es beinahe so als würden wir uns hiernach nie wieder sehen. Seine Augen waren so traurig, beinahe, als verstünde er. Vielleicht hatte er recht, vermutlich würde ich ihm jetzt aus dem Weg gehen, vor dieser Angst fliehen… bis zum nächsten Mal und von da aus immer weiter. Ich würde mich abkapseln, nichts mehr mit Menschen zu tun haben wollen- weil ich meine Vergangenheit nicht vergessen konnte und ich niemanden mit in diesen eigenen Schlund ziehen wollte. Ich überlegte. Sollte ich endlich- ich meine, war es endlich Zeit, die Vergangenheit hinter mir zu lassen? Nicht mehr davon zu laufen, keine Angst mehr vor Beziehungen zu haben? Durfte ich es hoffen, gar wagen, ein normales Leben zu führen? Auch wenn mich jetzt alte Zeiten belagerten und ich die Bilder einfach nicht mehr loswurde, es war nicht gerecht. Ich hatte solange mit mir selbst gekämpft, nur damit mich alles wieder aus der Bahn werfen konnte? Ich spürte auch eine Art Ruhe, wenn ich mit Mokuba zusammen war. Seine natürlich charmante und liebe Art machten mich gelassener. Ich nickte. Nicht nur um meiner selbst willen, aber auch, weil ich in Mokubas Stimme etwas hörte, dass ich nicht definieren konnte. War es Angst? Oder Hoffnung? Ich wusste es nicht, aber später gestand er mir, Angst gehabt zu haben, dass er mich nie mehr sehen würde. Verrückt, nicht, wie so eine kurze Bekanntschaft schon so tief greifend seien konnte? Wir trafen uns von da an immer häufiger. Mokuba stellte sich als ein Kenner guter Restaurants und anderer Orte heraus, an denen man so als Pärchen ging. Ja, ganz recht, Pärchen. Irgendwann hatte er mich gefragt, ob ich mir was Festes, Längeres mit ihm vorstellen konnte. Natürlich hatte ich es erst einmal mit der Angst zu tun bekommen. Aber am nächsten Tag erklärte ich mich bereit dafür. Ich meine, wir waren so schon viel zusammen. Obwohl es seit dem Vorfall nach unserem ersten Date nie zu einer weiteren Annäherung dieser Art von ihm kam, waren wir doch schon recht vertraut miteinander. Mokuba hatte ein großes Verständnis für meine Verschlossenheit körperlichem Kontakt gegenüber. Er stellte auch diesbezüglich keine Fragen. Er blieb immer innig und liebevoll, aber er fand andere Wege, mir dies zu zeigen. Er brauchte nicht immer, Seite an Seite mit mir zu sitzen. Wir mussten nicht immer, mit aneinander gefassten Händen durch die Stadt schlendern- Obwohl ich all diese Dinge verstehen konnte und mich auch irgendwie nach ihnen sehnte. Mein Körper, besonders mein Unterbewusstsein jedoch, die hatte sich nicht an diese für mich völlig neuen Umstände gewöhnen können. Für meinen Körper blieben vorläufig der sanfte Kuss auf die Wange, das zärtliche Streicheln des Halses, ein Zeichen von nahendem Schmerz… Und jetzt war es also schon ende Mai. Wir waren seit gut einem Monat zusammen. Ein Monat, in dem ich ihn kennen und schätzen gelernt habe. In dem eine kleine Flamme der Liebe in mir zu brennen begonnen hat. Ein Monat, in dem ich mir jeden Tag sagen musste, dass dies alles kein Traum war. Es gab tatsächlich einen Menschen auf dieser Welt, der versuchen wollte, das geschundene kleine Mädchen in meiner Seele zu beruhigen… _____________________________ Bei Kommentaren geht es weiter 3 Kapitel 2: Wahrheiten und Reisen -------------------------------- Ah, wie herrlich...Man liest meine Ff x3 Vielen lieben Dank, Muhukuh. Ja, ich hoffe doch sehr, dass ich dich ein wneig hiermit erfreuen kann. Ich kann dich auch beruhigen, Mokuba spielt hier gewiss keinen Ritter in strahlender Rüstung- zumindest nicht lange, wenn es doch so wirken sollte. Und ganz im Gegenteil, ich hatte eigentlich vor, die verehrte Dame recht... strahlend und heldenhaft zu gestalten... was wohl kaum gelingen wird, aber wir werden es ja sehen. Und ich muss dich warnen, dass ich garnicht sooft Korrektur lesen kann, weil mir schlicht einfach die Zeit dazu fehlt. Im Augenblick greife ich auch nur auf alte Kapitel zurück, die ich vor... einem Jahr schon geschrieben habe. Aber ich gebe mein bestes und finde es selbst ganz wichtig, sprachlich und grammatikalisch sauber zu arbeiten. Immerhin sind dies die Werkzeuge, mit denen jeder Autor versuch etwas zu erschaffen... Auch dir Dank, mothersheep ^^ EIn interessanter Anfang ist das A und O. Wenn der Staub trocken wär, würde keiner auhc nur gerne weiter lesen ._.'' Dann hoffe ich mal, dass es euhc weiterhin gefallen wird und nehme freudig jede Kritik entgegen. _________________________________________________ Kapitel 2 Wahrheiten und Reisen „Arai?“ Wir waren gerade in einem kleinen Café, ich hatte meine Bücher mitgenommen, da in zwei Wochen Abschlussprüfungen waren. Gerade wollte ich mich an einer kniffligen Aufgabe versuchen, da sprach er mich an. Ich sah auf. Er stockte kurz, dann schmunzelte er. „Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, was für ungewöhnliche Augen du hast?“ Unvermeidlich wurde ich rot und schüttelte den Kopf. Irgendwie vertrug ich Komplimente nicht so recht. Aber er hatte schon Recht, man sah nicht oft Augen von meiner Farbe. Wenn ich recht überlegte, dann hatte ich noch nie jemanden mir derselben Irisfärbung gesehen. Geschmolzenes Gold, hatte meine Mutter manchmal gesagt, wenn sie mich denn mal gesehen hatte. „Ja, also eigentlich wollte ich dich fragen… könntest du mal das Buch zur Seite legen? Es ist so schwierig mit dir zu reden, wenn du halb hinter einem Buch verschwindest!“ Belustigt sah er mich an und ich tat ihm den Gefallen. „Du wolltest mich etwas fragen?“ Ich nahm mir meine Tasse Schokolade, die wohl irgendwann mal heiß gewesen war. Er schien sich einen Moment zu sammeln, während ich einige Schlucke von dem süßen Gebräu trank. Dann fasste er meine Hände und sah mir fest in die Augen. „Arai. Du weißt doch, dass ich aus Japan komme?“ Ich nickte: „Aus Domino.“ Worauf wollte er hinaus? „Nun, ich war nicht ganz ehrlich, als ich dir sagte, dass meine Familie dort einen kleinen Betrieb hat…“, er brach ab, um meine Reaktion zu sehen. Ich sah ihn kurz erstaunt an, aber eigentlich war mir klar gewesen, dass er mit einem Kleinbetrieb nie so eine Luxuswohnung in der Mitte der Stadt haben konnte. „Also… eigentlich ist es so… weil… ich…“, er löste eine Hand und fuhr sich durch das dichte schwarze Haar, dass ihm oft zu allen Seiten hin abstand. Ich lächelte ihm ermunternd zu. Er fasste sich und nahm sich wieder meine Hand. „Was ich sagen wollte ist, dass ich eigentlich nicht Mokuba Haruno heiße…“ Er schüttelte den Kopf. „Also, schon Mokuba. Nicht Haruno. Ich habe eigentlich auch nur einen älteren Bruder.“ „Warum hast du den Namen ändern müssen“, fragte ich. „Du bist nicht sauer?“ Ich drückte ihm bestätigend die Hand. „Aber nur wenn du mir den Grund nennst. Und wie du wirklich heißt!“ Das ich ihm keine Vorwürfe machte, schien ihn zu überraschen. Aber, bei Gott, ich hatte selbst so viele Geheimnisse, da war es nur Recht, dass er mir nicht alles verriet. Auch wenn diese Lüge hoffentlich die einzige war. „Ich musste meinen Namen ändern, weil mein Bruder eine große Firma hat“, für einen Moment schien er sich an etwas Unerfreuliches zu erinnern. Mit einem bitteren Lächeln fuhr er fort: „Wir haben viele Feinde. Mein Bruder hielt es für das beste, dass ich unter einem anderen Namen im Ausland studiere. Deswegen kam ich als Haruno hierher. Es war nicht schwer die erforderlichen Papiere zu bekommen. Die Firma hat viel Einfluss. Oder sollte ich sagen, mein Bruder hat viel Einfluss?“ Wieder dieser bittere Unterton, wenn er von seinem Bruder sprach. Ich schüttelte den Kopf, sicherlich bildete ich mir das nur ein. Er fing meinen Blick auf und sagte dann mit fester Stimme: „Ich heiße Kaiba.“ Es war so, als erwarte er, dass ich aufsprang und kreischend weglief. Sein ganzer Körper stand unter einer seltsamen Spannung. Aber bei dem Namen schalteten sich keine Alarmglocken an. Nur eine schwache Erinnerung, aber ich konnte sie nicht ganz fassen. „Wie heißt die Firma?“, fragte ich. Vielleicht brachte das mein Gedächtnis auf Trab. „Kaiba Corporation“, er forschte in meinem Gesicht nach irgendeiner Regung, aber fand keine. „Du kennst sie nicht, oder?“ Ich verneinte. Er atmete beruhigt auf. „Da bist du glaube ich die Erste, die keine Ahnung von der Kaiba Corp. hat. Dabei bist du selbst Japanerin!“ „Halb Japanerin“, erinnerte ich ihn. Er grinste mich an. „Selbstverständlich, aber viel bekommt man aus dir ja nicht raus!“ Ich lachte: „Aus dir aber auch nicht, Mokuba Kaiba.“ Er wurde wieder ernst. „Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht anlügen. Vielleicht beruhigt es dich zu wissen, dass du die einzige hier bist, die weiß, wer ich wirklich bin.“ Ein sanfter Rotschimmer legte sich auf mein Gesicht. „Das brauch dir doch nicht Leid zu tun. Du hattest ja keine Wahl. Und … der Name ändert ja nicht, wer du bist!“ Das Rot wurde vermutlich noch dunkler, als er meine Hände anhob und seine Lippen auf jede drückte. „Weißt du eigentlich, was für ein wundervoller Mensch du bist?“ Er lächelte über meine Verschämtheit. Wir standen im Park und genossen die warme Sonne, die sich hinter den Regenwolken der letzten Tage versteckt hatte. „Und wenn du rot wirst, dann siehst du noch süßer aus, als du eh schon bist!“ Ich hob abwehrend die Hände: „Mokuba, hör auf solche Sachen zu sagen! Ich bin überhaupt nicht wundervoll…“ Er ließ den Protest aber nicht zu und fuhr unbeirrt fort: „Du bist intelligent und siehst zum anbeißen aus, wenn du so rot wirst! Manchmal muss ich aufpassen, nicht über dich herzufallen. Du bist witzig, weißt immer, was du sagen musst, damit sich andere wohl fühlen. Du bist nur schüchtern und zurückhaltend. Was dich aber wieder unwiderstehlich macht…“ Er lachte, als er sah, wie ich mich abwandte. Sanft legte er seine Hände auf meine Schultern und drehte mich um. Seine Finger legten sich unter mein Kinn und zwangen mich, ihn anzusehen. In seinem Blick fand ich nichts als Wärme. Er lächelte, aber das wusste ich auch nur, weil seine Augen es mir verrieten. Er strich mir eine Strähne aus den Augen und seufzte. „Was mache ich nur ohne dich?“ Die Prüfungen waren zu Ende und bald kamen die Semesterferien. Aber für uns waren sie keine Ferien, denn wir hatten das letzte Jahr absolviert und unsere Diplomen in der Tasche. Ich verdrängte den Gedanken, dass sich unsere Wege bald trennen würden. Er musste zurück nach Japan zu seinem Bruder und ich… ja, was musste ich eigentlich machen? Bevor ich weiter denken konnte, schlangen sich seine Arme um mich und drückten mich an seine Brust. Panik überrollte mich und ich versuchte mich zu wehren, bis ich mich erinnerte, dass es Mokuba war, der mich da so umarmte. Ich entspannte mich und wunderte mich, was ihn zu so einer spontanen Geste bewegte. „Arai…“, der Ton seiner Stimme ließ mich aufschauen. Unsere Gesichter waren sich sehr nah, aber er sah mich einfach nur an. Dann legte er sein Kinn schützend auf meinen Kopf. Ich schmiegte mich noch näher an ihn. Das hier war Mokuba, er würde mir nichts tun… „Ich hab nachgedacht.“ Ich hörte sein Herz kräftig und gleichmäßig schlagen, meine Augen fielen zu. Durch den beruhigenden Rhythmus hindurch, lauschte ich seinen Worten. „Du weißt ja, dass ich zurück nach Japan muss“, ich murmelte ein Ja in sein Hemd. Er roch so gut nach Aftershave und einer ganz eigenen Note. „Ich wollte…“, er hielt inne, als ich mich noch ein wenig näher an ihn kuschelte und leise seufzte. Er drückte mich ein wenig enger an sich. „Möchtest du mit mir zurück nach Japan?“ Ich sah auf. Japan… Japan bedeutete schlechte Erinnerungen. Menschen und Orte, die ich lieber vergessen würde. Andererseits war ich jetzt älter. Reifer. Und nicht mehr allein. Mokuba sah meine Zweifel. Er versuchte mich zu beruhigen: „Du kannst bei mir bleiben. Und es braucht niemand erfahren, dass du wieder da bist.“ Mokuba, er hatte zwar nicht viel über mich raus gefunden, aber er wusste, dass ich Japan mit 12 verlassen hatte. Und dass ich auch nicht vorhatte, dorthin zurück zu kehren. Seine warmen Hände strichen mir über den Rücken. Er wartete geduldig auf eine Antwort. Keine Hast, kein Zwang- so war Mokuba immer zu mir gewesen und würde es wohl auch immer sein. Mit ihm brauchte ich, keine Angst zu haben. Brauchte mich nicht in Acht zu nehmen. Er zwang mich zu nichts, war immer da für mich… vielleicht sollte ich mit ihm in meine alte Heimat zurückkehren. Es war schwer sich vorzustellen, dass einem mit Mokuba an der Seite etwas passieren konnte. Wir sahen uns lange an. Er hielt den Atem an, sein Herz klopfte heftig in seiner Brust. Ich konnte es fühlen. Und ich konnte die Hoffnung und Liebe und das Flehen in seinen Augen sehen. Ich wurde rot. Er lächelte, weil er wusste, dass ich mit kommen würde. Er schloss mich fester in die Arme und küsste meinen Scheitel. Der Wind peitschte um die kleine Kolonne Passagiere, die sich hastig über die asphaltierte Fläche auf ein Flugzeug zu bewegte. Männer in fluoreszierenden Uniformen loteten vereinzelt den Weg. Ab und an musste man warten bis eines dieser kleinen Wagen mit starr blickenden Mechanikern vorbei gefahren war, auf dem Weg zu irgendeinem riesigen Passagierflugzeug. Es war ein schlechter Tag zum Reisen und die dunklen Gewitterwolken am Himmel versprachen einen unruhigen und langen Flug. Vielleicht hätte ich es als schlechtes Omen nehmen sollen, vielleicht auch nur als eine unbedeutende Fügung des Schicksals, dass das Wetter solch grausige Ausmaße zu meiner Abreise annahm. Einen Moment blieb ich stehen und sah die Berge an, die spitz und steil hinter uns aufragten. Über ihnen das Gewitter, aber sie wirkten entrückt, als gäbe es sie nur dank den schwarzen, zuckenden Wolkenmassen über ihnen. Als mir eine Front kalten Wassers ins Gesicht klatschte und mir irgendjemand durch das Getöse ringsum zurief, dass ich mich beeilen solle, zerrte ich meinen kleinen Handkoffer weiter Richtung Flugzeug. Ein dumpfes Grollen war zu hören, als ich mühsam Stufe um Stufe in den Blechvogel kletterte. Es dauerte nicht mehr lange und der Sturm würde in all seiner Wut über uns entflammen und gleißende Blitze hinabschicken. Es war wohl der letzte Flug, der heute den Flughafen verlassen würde. Der Letzte. Ich hielt inne. Wenn ich jetzt nicht in dieses Flugzeug steigen würde. Wenn ich jetzt einfach umdrehen und zurück zum Terminal gehen würde. Wenn ich mich in einem Taxi wieder in meine gemütliche Wohnung fahren lassen würde… dann würde ich nicht in Tokio ankommen. Nicht einen Fuß auf meine verhasste Heimat setzten. Nicht in einen Zug nach Domino City fahren. Nicht an Orten und Plätzen vorbei kommen, die mich voller schlechte Gefühle zurückließen. Ich müsste nicht daran denken, dass meine Vergangenheit mich am Ende doch einholen würde, dass ich Dinge wieder durchleben müsste, die zu schrecklich waren, zu erwähnen. Die mich bis heute noch in meinen Träumen verfolgten… “Arai, kommst du? Du hältst den ganzen Verkehr auf!” Behutsam nahm mir Mokuba den Koffer aus den Händen und zog mich hinter sich grummelnd ins Innere der vollbesetzten Maschine. Die Leute, an denen wir vorbei kamen warfen uns missbilligende Blicke zu und langsam kehrte mein Schamgefühl ein. Beschämt wartete ich bis Mokuba das Handgepäck im vorgesehenen Fach verstaut hatte und mir den Platz am Fenster zuwies. Als ich das leise “Klick” des Sicherheitsgurtes hörte und der Film über Flugsicherheit begann, kamen all meine Zweifel wieder hoch. War es richtig nach Japan zu fliegen? Was hatte sich in 6 Jahren verändert? Würde man mich immer noch suchen? Was, wenn ich Mokuba und seinen Bruder- besonders dessen Firma- unnötig in Gefahr brachte? Der junge, hoch gewachsene Mann neben mir, mit dem ich bereits so vertraut war, sah meine Zweifel. Beruhigend legte er eine Hand auf meine und sagte: “Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Das Unwetter ist bestimmt vorbei, wenn wir hoch genug sind.” Ich sah ihn einen Moment gedankenverloren an. Mokuba… auch wenn er wohl nicht wusste, was ich wirklich dachte, er wusste, wenn es mir schlecht ging und sorgte sich um mich. Ich drückte bestätigend seine warme Hand und sah dann aus dem kleinen Bordfenster. ___________________________________________________________ So, hier haben wir uns dann auch ausgiebig mit der Anfangssitutation auseinander gesetzt- zumindest von dieser Seite aus. Das nächste kapitel beinhaltet vermutlich auch eine Beschreibung, aber vom Leben des verehrten Seto Kaibas. Dann spanne ich euch vergnüglich auf die Folter und hoffe, man hinterlässt mir einen oder mehrere Kommentare ^^ Je mehr, desto eher werde ich das nächste Kapitel veröffentlichen... Kapitel 3: Der Puls der Stadt ----------------------------- Ah! Obwohl ich auf mehr Kommis gehofft hatte... naja, ich wollt das nächste Kapitel einfach mal hochladen .___.'' Vielen Dank an single-twin für das Bild und den Kommentar ^^ Theoretisch ist sie denk ich mal ganz gut durchdacht, die FF. Nur an manchen Stellen bin ich mir noch nicht sicher. Aber das merkt ihr alle hoffentlich nicht xD Viel Spaß dann mit diesem Kapitel. Es geht eigentlich erstmal um den Herrn Kaiba. Und erst im nächsten Kapitel dann, beginnt die..naja, Aktion? So in der Art, denk ich mal... ____________________________ Der Puls der Stadt Die Musik dröhnte in einem stetigen Rhythmus in seinen Ohren und steigerte seine Kopfschmerzen wohl um ein vielfaches. Ab und zu schwenkte ein farbiges Licht durch die dunkle Atmosphäre des Clubs und ließ seine große, schlanke Gestalt noch abweisender als gewöhnlich wirken. Ruhig beobachtete er die zuckenden und wippenden Körper auf der Tanzfläche, die in ihren kleinen Gehirnen wohl dachte, dass sie tanzten. Irgendein verrückter DJ drückte seine Köpfhörer an seine Ohren, während um ihn herum bereits unüberhörbar laut die Musik aus den Lautsprechern kam. Wilde Bewegungen ließen darauf schließen, dass er sich davon mehr Talent erhoffte, was er auch sicher nötig hatte. Mit einem verächtlichen Laut, der nicht mit einem Zucken sich in der Miene des jungen Unternehmers spiegelte, wandte er seiner Aufmerksamkeit wieder der hypnotisierten Masse zu. Wie lächerlich diese Leute doch wirkten, mit ihren unkontrolliert Tanzbewegungen, mit den starren oder glasigen Augen. In einer fließenden Bewegung griff er nach dem kleinen Glas auf dem niedrigen Tisch vor ihm. Kaum rann die eisige Flüssigkeit brennend seine Kehle her runter, legte sich ein Schleier federleicht um seinen Kopf. Es musste wohl schon sein sechstes oder siebtes Glas an diesem Abend sein und nach jedem neuen Schuss hatte er langsam aufgehört sich zu fragen, was er hier wollte. Seto Kaiba war nicht unbedingt ein Mensch, der viel trank. Noch konnte man von ihm behaupten, in legalen oder illegalen Drogen Zuflucht zu finden. Wenn man ihn aber jetzt in einer voll gepackten Diskothek sitzen und einen Schuss Hochprozentigem nach dem anderen trinken sah, dann konnte man denken, dass sogar ein Seto Kaiba mal Zuflucht in Alkohol fand. Natürlich blieb die imposante Gestalt des jungen Mannes nicht unbemerkt, so sehr er auch versuchte sich in einer dunklen Ecke in die Sessel zu drücken, damit ihn ja niemand ansprach. Wie es kommen musste, kamen zwei kichernde Mädchen, die bestimmt schon zuviel getrunken hatten, zu ihm rüber und setzten sich unaufgefordert neben ihn. Seine erste Reaktion war gar keine. Was auch nicht allzu verwunderlich war, wenn man bedachte, dass er bereits eine Menge Promille im Blut haben musste und sogar nüchtern ein recht abweisender Mensch war. Es war wohl seine Art, die Mitmenschen auf Abstand zu halten. Die beiden Mädchen schien das nicht sonderlich zu stören und der Geschäftsmann hatte wieder ein imposantes Beispiel verblödeter Menschen vor sich. Die Mädchen, denn Frauen konnten sie bestimmt nicht lange sein und ihr Verhalten entwürdigte den Begriff „Frau“ zu sehr, als dass er es auch nur mit der überaus passenden Beschreibung „jung“ je in Verbindung gebracht hätte; wirkten recht angeheitert und für seinen Geschmack viel zu übermotiviert. Zielstrebig, so stellte er wieder einmal fest, war die Jugend von heute- unverschämt natürlich auch, aber das war er damals auch gewesen. Dennoch konnte er nicht umhin die Abwesenheit jeglichen Anstandes zu bewundern: ein Mädchen, das, das nicht wild vor sich hin kicherte und sich am Eifer ihrer Freundin geiferte, schmiegte sich, so gut es ihr benebelter Orientierungssinn zuließ, an ihn. Sie versuchte ihn lasziv zu einer Reaktion zu animieren, indem sie ihre Hände über seine Brust wandern ließ. Seto Kaiba war gewiss kein Mensch, der körperlicher Interaktion abgeneigt war. Ganz im Gegenteil, er wusste guten Beischlaf zu schätzen- seine Partnerinnen dagegen wussten ganz klar ihn zu schätzen. Er, als Mann, konnte sich selbstverständlich seiner Natur nicht immer widersetzten und machte meistens auch keinen Hehl aus seinen Vorlieben für das andere, weitaus rundere, Geschlecht. Dennoch wusste er sein Privatleben als Geschäftsmann gut von der Öffentlichkeit fern zu halten, auch wenn das gelegentlich etwas rabiate Methoden erforderte. Jedenfalls ließ sich über Seto Kaiba nicht sagen, dass er ein lustloser Mann war. Aber diese kleinen Mädchen, halbe Kinder, die wohl ihr Leben in völliger Nutzlosigkeit verbringen würden, früh Schwanger werden würden, vielleicht heiraten und weiter ein sinnloses Dasein fristen würden; sie waren gewiss nicht der Geschmack eines Seto Kaiba. Und die einzige Reaktion, die die albernen Gefummel bei ihm hervorbringen konnte, war Ekel. Er schob die Mädchen von sich, legte einen angemessenen Geldschein für seine bestellten Getränke unter den Aschenbecher auf dem kleinen Glastisch und war im nächsten Moment schon von in der tanzenden Menge verschwunden. Die Mädchen schauten sich gegenseitig verdutzt an, zuckten dann mit den Schultern und vergaßen diesen seltsamen, aber überaus gut aussehenden Mann schon nach dem nächsten Drink. Die frische Luft vor dem Club einzuziehen tat gut. Er merkte, wie ihm leichter wurde, der Alkohol zeigte noch mal seine letzte Wirkung und lief mit dem klaren Sauerstoff der Nachtluft zu Höchstformen auf. Er fühlte den Boden unter seinen Füßen kaum, sein Kopf- seine ganze Umgebung schien sich zu drehen. Die Augen schließend atmete er tief durch. Seine Sinne spielten verrückt und sein Magen machte einen Salto. Eindeutig hatte er über den Durst getrunken. Dabei hatte er es erst vor kurzem geschafft, sein Leben wieder auf normale Bahnen zu bringen. Er hatte sich vorgenommen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Aber dann kam diese verfluchte Nachricht in sein Büro geschneit. Ohne Vorwarnung, noch nicht einmal persönlich hat sie es mir sagen können! Wieder drehte sich sein Magen um, er biss die Zähne zusammen und unterdrückte den Würgereiz. So weit kam es noch, dass er sich auf der Straße übergab. Er hatte solange in einem Loch gesteckt, stand wohl immer noch mit einem Bein in diesem schmerzlichen Gefühl des Verlust- des Verrats. Er zog tief noch einmal seine Lungen voll, bis es schmerzte, vergrub seine geballten Fäuste in den Manteltaschen und sammelte sich. Er durfte nicht wieder dort hineinfallen. Er musste seine Fassade aufrechterhalten. Niemand interessierte sich dafür, warum ein Firmenchef, der Firmenchef, plötzlich Ausfälle machte, warum er mit einem Mal nicht mehr bei der Sache war. Es interessierte niemanden warum. Die Kaiba Corp. zeigte eine Schwäche und seine Feinde stürzten sich auf ihn, wie hungrige Haie auf einen geschwächten Wal. Er durfte nicht an die Vergangenheit denken, weil dort die Dämonen lauerten, die ihn begierig wieder in den schwarzen Abgrund ziehen würden. Eine ganze Zeit lang stand er so da, versuchte an nichts zu denken und überlegte schließlich, was die kommende Woche an Arbeit mit sich bringen würde. Arbeit. Das Einzige, was ihn seit je her hatte ablenken können. Und doch fand er sich immer häufiger in der Verfassung, dass dem nicht mehr so war. Überall in seinem Büro stieß er an Erinnerungen, wie an klobige, kantige Möbelstücke. War er nur einen Moment von seiner Arbeit abgelenkt, schloss er nur einmal erschöpft die Augen, dann sah er ihr Gesicht vor sich. Er glaubte ihre Stimme aus den Büros seiner Angestellten zu hören, wenn er durch einen Flur lief. Es war offenkundig und er sah auch keinen Sinn darin, es vor sich selbst zu leugnen: es grenzte wohl seit langem schon an Besessenheit, was er da fühlte. Paranoia, die sie auch dazu bewogen hatte, ihn zu verlassen. Er atmete tief durch. Der Punkt war, die Arbeit schaffte es bei weitem nicht mehr, ihn vergessen zu lassen. Im Gegenteil, er konnte seine Firma kaum betreten, da schlug ihm ihr Duft bereits entgegen. Aber er konnte niemandem einen plausiblen Grund dafür liefern, warum er nicht mehr in die Kaiba Corp. kam. Er war der Leiter, der Repräsentant, er konnte es sich nicht leisten, seltsame Angewohnheiten zu haben und für Schlagzeilen in der Regenbogenpresse zu sorgen. Er konnte es sich noch nicht einmal leisten, Urlaub zu machen… Jemand räusperte sich neben ihm. Kaiba drehte sich um und sah seinen wohl längsten Mitarbeiter schweigend an. Er wirkte, wie am ersten Tag, an dem Seto Kaiba ihn persönlich eingestellt hatte: ein Fels in der Brandung, wenn er auch gelegentlich recht ahnungslos wirkte. Roland. Alle Strapaze hatte der Hüne von einem Mann ertragen. Hatte diskret und vorausschauend gehandelt, das Interesse der KC immer im Mittelpunkt. Dieser Mann war beinahe 24 Stunden um ihn, stand ihm tatsächliche 24 Stunden zur Verfügung. Er hätte dankbar sein sollen, dass es keine emotionale Bindung zu seinem ewigen Begleiter gab. Nie hörte man auch nur ein überflüssiges Trostwort; keinem aufdringlichen, gezwungenen Zuspruch oder irgendwelchen lästigen Ansprachen über richtiges Verhalten war man mit diesem schwarzhaarigen, Sonnenbrillen tragenden Mann ausgeliefert. Er hätte dankbar sein sollen, denn der Stolz eines Kaibas ließ keinen engeren Kontakt zu. Und Roland hatte genau dies immer geachtet, er hatte immer acht gegeben, seinem Chef gegenüber kühl und distanziert zu sein. Dennoch war er für jedes Anliegen sofort einsatzbereit. Nichts gab es, dass er nicht getan hätte, nicht tun würde. Ein Wort seitens des CEO hätte genügt… Er hätte dankbar sein müssen, aber irgendwie spürte er nur diese grausam zerrende Leere in sich. Gedanklich schallt er sich einen Narren. Solche Gedanken, solche Gefühle, sollte er nicht einmal haben. Es war in seiner Situation vollkommen überflüssig irgendwelche emotionale Überlegungen zu haben. Mit einem Nicken gab er Roland zu verstehen, dass er bereit war. Gemeinsam, Roland nur einen Schritt hinter seinem Arbeitgeber, schritten sie schnell zu dem Parkhaus in der nächsten Straße und fuhren innerhalb weniger Minuten schon Richtung Anwesen. Die ersten Sonnenstrahlen über den Wolken. Einem Kuss auf der Nasenspitze gleich, die kalte Scheibe an der Stirn. Zögerlich schlug ich die Augen auf und beobachtete fasziniert den Sonnenaufgang. Sanftes Orange, zurückhaltendes Rosa. Die Strahlen der Sonne färbten die Wolken mit feinen Pinselstrichen. Langsam wurde der dunkelblaue Himmel mit seinen Sternen verdrängt. Der Mond verlor an Farbe, während die schwach leuchtende Scheibe aus Gold sich über den Wolkenteppich hob. Ein herrlicher Sonnenaufgang, ich seufzte. Die Fensterscheibe beschlug und ich wendete mich ab. Neben mir schlief Mokuba noch tief. Sein Kopf war ihm auf die Brust gerutscht, seine Arme hatte er vor der Brust gekreuzt. Sein Mund stand ihm offen und die Haare hatten ein Eigenleben entwickelt und standen ihm kreuz und quer vom Kopf. Er sah aus wie ein kleiner Junge, frech und ungezogen. Ich schmunzelte und streckte mich stattdessen ausgiebig. Vom langen Sitzen auf diesen fürchterlichen Flügen war ich immer ganz verspannt. Ich hatte auch kein Auge zumachen können, weil mich ein ungutes Gefühl plagte. War es die richtige Entscheidung gewesen, nach Japan zurückzukehren? Hier hatte quasi das Übel seinen Lauf genommen- ich hatte das Liebste verloren und war nach zwei Jahren unter unzumutbaren Umständen gezwungen gewesen, Japan zu verlassen. Meiner eigenen Sicherheit und eigenem Wohlergehen zu liebe. Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich geblieben wäre- es wäre sicherlich weitaus mehr zurückgeblieben, als nur unliebsame Erinnerungen. Mehr als verblasste Narben unter heller Haut… Neben mir regte sich etwas. Ich sah hinüber und erkannte Mokuba, der gerade seine Position gewechselt hatte. Aber sein tiefer Schlaf wurde abrupt gestört, als das Flugpersonal über Ansage ankündigte, dass wir uns bereits im Sinkflug befänden und in wenigen Minuten landen würde. Er schlug blinzelnd die Augen auf und brauchte mehr als nur einen Moment, bis er klar sehen konnte. Seine dunklen Augen spiegelten ein wenig das goldene Licht der Sonne wieder. Er fixierte mich und lächelte nach einiger Zeit. Ein ganz zartes Lächeln, dass meinem Herzen ein kleines Seufzen abrang. „Guten Morgen“, seine Stimme war noch rau vom Schlaf. „Guten Morgen“, ich lächelte ihn ebenfalls sanft an, „wir landen gleich“. Er nickte und ergriff meine Hand. Dann lehnte er sich zu mir hinüber. Wir sahen uns den Himmel an, bis das Flugzeug mit einem kleinen Ruckeln in Japan aufsetzte. Das Flugzeug manövrierte sich in eine Parklücke unter grauem Himmel. Mokuba zog die Stirn kraus. Ich sah in fragend an. Er deutete nach draußen, wo ich jetzt eine schwarze Limousine stehen sah. Daneben standen zwei Männer. Einer war ganz in schwarz gekleidet und trug zudem eine Sonnenbrille. Der andere war groß und schlank, trug einen Anzug, den ich auf die Entfernung nicht deutlich erkennen konnte. Seine Haltung war steif und er hatte die Hände in den Taschen vergraben. Ich sah nochmals fragend zu Mokuba. Seine Lippen hatte er zu einem dünnen Strich zusammen gepresst und in sein Gesicht trat ein harter Ausdruck, den ich so noch nie bei ihm gesehen hatte. „Das ist mein Bruder…“ ________________________________________________ Harhar! Spannend? Neugierig gemacht? Wer ist das Mädel, von dem Seto spricht? Was ist mit ihm passiert? Wirkt er OOC? .___.'' Ich hab eh nur ganz selten so einen Depri-Seto gelesen bisher. Deshalb wirkt er vllt ein wenig OOC. Fragen und Kommentare gern erwünscht. Ach, ich schreib auch nur weiter, wenn ich mind. 2 Kommentare habe. Je mehr, desto eher bekommt ihr das nächste Kapitel ;) 3 Kapitel 4: Die Ankunft 1 ------------------------ Ah, hallo! Ja, nach Ewigkeiten, meine Zeit rennt mir andauern davon. Ich fühl mich schon wie das gehetzte, weiße Kanninchen in "Alice im Wunderland". ~_~ Also verzeiht mir bitte vielmals! Ein herzliches Dankeschön an mothersheep für das beta-lesen! Gomen-ne, dass ich so chaotisch bin x_X Ich lass euch mal schnell lesen x___X *verkrümmel* ______________________________________________________________ Kapitel 4 Die Ankunft Es war gerade einer dieser Momente, in denen man sich gänzlich unwohl fühlte. Obwohl ich, einer wichtigen Berühmtheit gleich, direkt nach unserer Ankunft von allen Sicherheitskontrollen befreit, mein Gepäck von fremden Händen ohne mein zutun verstaut und ich auf einen bequemen Ledersitz einer länglichen Luxuskarosse platziert worden war: mir war nicht ganz wohl. Dieses schleichend bedrückende Gefühl war durch die beinah greifbare Spannung zwischen den zwei Riesen entstanden. Zur Begrüßung hatten sie sich angestarrt und waren beide wortlos in den Wagen gestiegen. Und auch jetzt saß jeder auf seiner Fensterseite und hatte seinen Blick stur nach draußen gerichtet. Und seit ihrer Begegnung hatten weder Mokuba noch sein Bruder mich mehr beachtet. Nicht, dass mich das sonderlich gestört hätte, aber ich wäre diesem Kaiba schon ganz gerne vorgestellt worden. Und nicht wie ein weiteres Gepäcksstück behandelt worden. Aber was sollte ich mich bereits jetzt aufregen, das hier war ja vielleicht nur der Anfang von etwas Großem. Um mich selbst ein wenig abzulenken, ich hatte ja kein Fenster, in das ich stoisch hinausblicken konnte, besah ich mir vorsichtig den älteren Kaiba. Ja, der Mann war eine Erscheinung. Groß, eine halbe Handbreite größer als sein kleiner Bruder, schlank mit einem breiten Kreuz. Während der jüngere mit spontanen und wilden Locken seinem Charakter Ausdruck verlieh, zeugten die glatten und matt schimmernden Haare des Älteren von einem andren Charakter. Und diese klaren, intensiven Augen. Schon bei Mokubas Augen hatte ich keine passende Beschreibung gefunden. Sie waren blau, dunkel und mit kleinen Farbakzenten, doch wechselten sie scheinbar manchmal ihre Farbe in ein violett oder schwarz, ganz wie das Licht fiel. Immer drückten sie gleichzeitig seine Gefühle aus und strahlten meist, selten wirkten sie düster und betrübt. Bei ihm war es zweifellos seine Seele, in die man hinein blicken konnte. Seto Kaiba hingegen hatten wohl genauso einen undurchsichtigen Charakter wie seine Augen. Sie waren zwar auch von einem bestechenden blau, jedoch um einiges heller, dass ich im Licht fast dachte, sie wären silbrig-grau. Nur zu deutlich sah man den dunklen schwarzen Ring um die Iris und feine, reflektierende Sprenkel. Aber ihr Ausdruck war…kühl? Distanziert, man ahnte, dass weitaus mehr hinter diesen verschlossenen himmelblauen Augen liegen musste. Ich ließ mich zurück in den Sessel sinken, das weiche Polster nahm mich mit einem mürrischen Knarren auf, während ich zusätzlich die Beine ausstreckte. Ein leises Seufzen entwich mir. Der Wagen fuhr ruhig auf der Autobahn entlang. Umso nerviger wurde diese Atmosphäre für mich. Ich mochte es so gar nicht, wenn Menschen um mich sich unwohl fühlten oder gar stritten. Dazu war meine Natur zu Harmonie bedürftig. Andererseits ahnte ich, dass mehr hinter diesem eisigen Zwist unter Brüdern stecke musste. Noch eine ganze Stunde fuhren wir so dahin. Dann fuhr die Limousine durch ein ansehnliches Tor mit automatischer Verriegelung über eine steinige Einfahrt vor eine Villa. Eine große Villa. Eine prächtige Villa. Eine verflucht riesige, hübsche Villa. Geräuschvoll hielt der Wagen auf dem Kiesbeet. Staunend stieg ich aus, als uns förmlich die Türen aufgemacht wurden. Ich sah hinauf, um mir das ganze Ausmaß anzusehen und musste mit einer Hand meine Augen vor der blendenden Sonne abschirmen. Die Fassade war aus blütenweißem Stein, elegante Verzierungen um die großen Fenster. Zweistöckig mit einem Dachboden, vermutete ich. Groß, aber es wirkte vom Stil her älter und definitiv nicht im traditionellem japanischem Stil. Eher… europäisch? Dennoch war es dafür zu schlicht. Ein Knirschen neben mir ließ mich zu Seite blicken. Mokuba stand dort und sah mit grimmigem Gesichtsausdruck zu dem ansehnlichen Häuschen. Er hatte seine Hände in den Hosentaschen versenkt und sah bei weitem nicht so begeistert bei diesem imposanten Anblick aus, wie man es wohl erwarten würde. Aber, na ja, vermutlich war dies auch seine Heimat. Er war in diesem Haus aufgewachsen und für ihn war dieser Anblick wohl nichts Neues. Und doch ging sein Blick über Gleichgültigkeit und Desinteresse hinaus. Beinahe Abneigung, schlechte Erinnerungen, die auf einen zuströmten, auch wenn man es nicht wollte. Ja, ich verstand ihn. Auch mir hatte sich dergleichen eingeschlichen, beim Blick aus dem Bordfenster auf die vertrauten Konturen Japans. Für einen Moment war es eine unangenehme Reise in die Vergangenheit gewesen. Mit einem ermutigenden Lächeln auf den Lippen legte ich Mokuba eine Hand auf den Arm. Er wandte mir verwundert das Gesicht zu, als hätte er gerade vergessen, dass ich neben ihm stand. Er sah mich eine ganze Weile still an und lächelte dann nickend zu mir. Alles in Ordnung . Er nahm meine Hand und zog mich zum Eingang hinauf. Strahlend folgte ich ihm, froh, dass er seine heitere Art wieder gefunden hatte. Und es dauerte nicht lange, und er führte mich begeistert durch das Haus, erzählte mir kleine Anekdoten, zeigte mir beinah jedes Zimmer mit seinen Besonderheiten. Es waren genauso gute Erinnerungen für ihn darin wie diese betrübenden, die sein Wesen wohl für einen kurzen Augenblick vor dem Eingang eingenommen hatten. Seto beobachtete die beiden derweilen skeptisch. Mokubas Gemütszustand war ihm nicht entgangen. Wer kannte seinen Bruder wohl besser als er, mit dem er aufgewachsen und bis vor einigen Jahren immer zusammen gewesen war? Mit einem Stich musste er feststellen, dass selbst nach Mokubas Abstandsphase sich wohl nichts an dem Verhältnis geändert hatte. Er nahm es ihm immer noch übel. Er hatte immer noch denselben, verachtenden Ausdruck in den Augen, wie bei ihrem Abschied vor zwei Jahren. Tief in sich hatte er gehofft, dass Mokuba vergessen würde. Vergeben würde. Es verstehen würde, seinen Bruder verstehen würde. Aber auch für Mokuba musste es schlimm gewesen sein. Immerhin war sie wie eine große Schwester zu ihm. Und irgendwo wohl auch seine erste Schwärmerei. Er hatte es damals einfach nicht verstanden, er war noch ein Kind gewesen. Ein zotteliger, lebensfroher Teenager. Und auch diese getrennte Zeit hatte nun also doch nicht die erhoffte Wirkung. Konnte er es ihm denn verübeln? Würde er nicht genauso handeln? Wenn einem gewaltsam ein Stück Seele entrissen wurde… Er hatte es nicht verstanden. Ein dunkler Ausdruck zog sich über seine Züge. Und dieses Mädchen. Er hatte zwar gewusst, dass Mokuba mit einer Begleitung kommen würde, aber das hatte er nicht erwarten. Als sie hinter seinem doch groß gewordenem Bruder aus dem Flugzeug gestiegen war… er dachte, es mit einer Halluzination zu tun zu haben. Sie sah ihr zum verwechseln ähnlich. Dasselbe dunkle, lange Haar. Ein feiner, fast zerbrechlich wirkender Körperbau, schmal und klein. Und dieselbe Art unnötig zu erröten. Außer ihre Augen, die glühten in einem ungewöhnlichem, warmen Gold, zeugten von einer inneren Stärke und gleichzeitig von Verletzlichkeit. Er fuhr sich durch die Haare. Vielleicht interpretierte er da auch zuviel herein. Diese Ähnlichkeit verunsicherte ihn. Ob Mokuba sie auch bemerkt hatte? Bestimmt…und bestimmt hatte er sie auch genau deshalb hierher gebracht. Seine Lippen verzogen sich zu einem dünnen Strich. Ja, ganz bestimmt. Um es ihm noch einmal vor Augen zu halten, um ihn zu quälen. Um ihm zu zeigen, dass er, Mokuba, nicht denselben Fehler wie sein älterer Bruder begehen würde. Dass es sein Fehler, Setos, gewesen war, der sie vertrieben hatte. Roland machte ihn mit einem Räuspern auf sich aufmerksam. Er hatte gar nicht bemerkt, wie die beiden bereits ins Haus gegangen waren. Oder so: er hatte es bemerkt, auch die vertraute, wortlose Art, wie sie miteinander umgingen. Aber er wollte es gerade nicht bemerken. „Herr Kaiba, das Mittagessen wird dann um 13Uhr serviert. Ist das in Ordnung so?“ Angesprochener nickte nur. Dann begab auch er sich ins Haus. „Mokuba, wenn du denkst, ich lasse mich so von dir vorführen, dann hast du dich geschnitten“, sagte er noch zu sich selbst. Dies war ein Kampf, den er nicht verlieren würde- er würde seinen Bruder nicht verlieren. Drinnen kam ich gerade zur Ruhe. Ein hübsches Zimmer im oberen Stockwerk wurde mir zugeteilt. Hell eingerichtet, cremige Stoffe, leichte Gardinen und mit einer kleinen Sitzecke. Fehlte nur noch der Kamin, dachte ich belustigt, dann würde ich mich wirklich wie in einem Traum fühlen. Obwohl das große Bett mit den verzierten Kopf- und Fußstücken aus hellem Holz auch gut dazu beitrug. Kein klassisches Himmelbett, wie ich es in einigen der anderen Zimmer gesehen hatte. Eben auf seine Art bestechend speziell und schön. Elegant und schlicht, ich fühlte mich gleich wohl. Insgesamt musste die Villa wohl um die sechs Schlafzimmer haben, das Poolhäuschen ausgeschlossen. Und zudem hatte es viele großzügige Aufenthaltsräume, verwinkelt und zu eigenen Bereichen gelegt. Mein Zimmer befand sich gegenüber zwei weiteren Zimmern, meines und das Neben mir teilten sich ein Bad. Das andere hatte wohl eines für sich, aber dort schlief Seto. Der ältere Bruder. Der kühle, steife Kaiba, mit den eiskalten Augen. Ich seufzte und ließ mich auf das weiche Doppelbett fallen. Wieso dachte ich so was? Ich kannte diesen Kaiba doch gar nicht. Sicher, er und Mokuba hatten wohl irgendwelche Schwierigkeiten miteinander. Aber ich, ich hatte da nichts mit zu tun. Entschlossen streifte ich mit den Füßen die Schuhe ab und griff nach einem der Kissen. Ich würde freundlich zu Seto Kaiba sein! Egal was Mokuba für Probleme mit ihm hatte. Immerhin war es sein Bruder, wie schlimm konnte sein „Verbrechen“ schon sein? Familie sollte man alles verzeihen… Ich vergrub mein Gesicht in das Kissen, leichter Lavendelduft kitzelte meine Nase. Lavendel, wie herrlich. Einer meiner liebsten Düfte, er erinnerte mich an die schönste Zeit meiner frühen Jugend. Als ich bei meinem Onkel in den Bergen lebte, er hatte prächtige Lavendelfelder, die sich über sanfte Hügel erstreckten. Und um das gesamte Landgut, mit einigen anderen Kräuter. Aber der cremige Duft dieser violetten Blüte, wenn sie im Juni und Juli in voller Blüte stand, die Berge in ihre leuchtende Farbe tauchte. Und die Köche des Hauses Lavendel-Käse-Kuchen backten… Bevor ich mich versah, fielen mir die Augen zu und mit bunten Erinnerungen vor den Augen schlief ich ein. Ich bekam gar nicht mehr mit, wie sich die Tür zu meinem Zimmer leise öffnete und ein Dunkler Haarschopf durch den Spalt schummelte. Eine ganze Weile stand er einfach neben meinem Bett, in dem ich voll bekleidet eingeschlafen war. Er schmunzelte bei dem, was er sah. Ich hatte mich zusammengerollt, das Kissen fest unter meine Arme gekrallt. Mein Zopf hatte sich um meinen Arm gewickelt, einige Strähnen hatten sich aus diesem gelöst und hingen mir wirr ins Gesicht. Seine Finger strichen vorsichtig einige Haare zurück, ich seufzte leise im Schlaf und kuschelte mich mehr in das Kissen. Sein Lächeln vertiefte sich, er wollte sich gerade hinunter bücken, als die Tür etwas plötzlich aufgestoßen wurde. Mit erhobener Augenbraue besah er sich das Hausmädchen, das mühsam einen Koffer ins Zimmer zog. Als sie sich ihm gewahr wurde, weiteten sich ihre Augen erschrocken. „Herr…Kaiba…! Es…es tut mir leid, ich wollte…nur…“, stammelte sie nervös. Mokuba wäre bei diesem Anblick beinah in ein Lachen ausgebrochen, verkniff es sich jedoch und legte nur demonstrativ einen Finger an seine Lippen. Das braunhaarige Mädchen blickte an ihm vorbei und nickte beschämt. Sie stellte den Koffer ab und verneigte sich noch ein paar Mal, bevor sie hastig, aber leise, das Zimmer wieder verließ. Mokuba schüttelte nur amüsiert seinen Kopf. Ein wunder, dass so ein schüchternes Ding noch in diesem Haushalt überlebte. Für gewöhnlich vertrieb die rabiate Art seines Bruders effizient alle Mäuschen. Unliebsame Erinnerungen schlichen auf ihn ein. Ja, vertreiben, das konnte er gut. Sein Blick viel wieder auf das Wesen im Bett. „Dich nicht, Arai“, er beugte sich über an mein Ohr und flüsterte fast unhörbar, „dich nicht, das lass ich nicht zu.“ Ich murmelte etwas im Schlaf, wachte jedoch nicht auf. Er bewegte sich zur Tür, warf noch einen letzten Blick zum Bett, mit einem etwas traurigen Gesichtsausdruck. Dann verließ auch er das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Es war also soweit. Das Telefon klingelte mit einem dunklen Brummen. Fast wäre er zusammen gezuckt, hätte er den Anruf nicht seit gut einer viertel Stunde erwartet. Es war soweit. Er rückte auf seinem Stuhl zurecht, befeuchtete seine Lippen und nahm den Hörer ab. „Habt ihr sie?“, raunte es ihm entgegen. Er schluckte, ließ noch einmal die Zunge über die trockenen Lippen gleiten, als würde es ihm helfen, nicht nervös in Schweiß auszubrechen. „Ja... also, wir sind uns ziemlich sicher…“, schroff unterbrach ihn die andere Stimme: „Was heißt, ziemlich sicher? Ich vergeude nicht meine Zeit für ein ‚ziemlich’.“ Er schluckte hart. Ja, das war das Problem, wenn man sich nicht auf ganz koschere Deals einließ. Und dieser Mann in der Leitung, er gehörte schon fast zu den Verbotenen. Nur widerwillig hatte er, ein kleiner Angestellter unter hunderten, an einem kleinen Flughafen, zugestimmt. Die Bezahlung war gut. Die eigentliche Arbeit gering… Lediglich die Augen offen zu halten, fiel nicht schwer. Hatte er gedacht, denn jetzt war er sich gar nicht mehr so sicher, ob er die Augen hinter der dicken Brille ordentlich genug aufgemacht hatte. „Nun, das Problem ist…“ „Mich interessiert dein Problem nicht.“ Kalt, desinteressiert und absolut tödlich. Wo hatte er sich da für ein paar lausige Tausender reingeritten…? Er schwieg, fummelte sich nervös an der Uniform. Als er schon meinte die Ungeduld des Anderen durch die Leitung zu spüren, strich er einige Papiere vor sich glatt und sammelte sich. „Laut Information ist eine Arai Kishida vor zwei Tagen hier gelandet. Ein gewisser Herr Seto Kaiba hat sie und seinen Bruder persönlich vom Flugplatz eskortieren lassen.“ Einen Moment stille, dann: „Ich vermute, deshalb ist mir erst so spät bescheid gesagt worden?“ Er nickte eifrig, aber das konnte sein Gegenüber wohl nicht sehen und antwortete eilfertig: „Ja, ja, genau. Herr Kaiba hat uns erst vor kurzem die Anmeldedaten der Passagiere zukommen lassen… Und, nun, ich dachte anfangs nicht, dass es die richtige Person sei. Immerhin, ich mein’, immerhin Kishida und nicht Kish …“, wieder wurde er barsch unterbrochen. „Gut. Den Rest erledigen wir. Geld wird überwiesen.“ Ein Klickern in der Leitung, dann das charakteristische Tuut. Erschöpft ließ er sich in seinen Stuhl zurückfallen. Oh, Gott! Noch aufgeregt strich er über die Papiere vor ihm. Ein Paar goldene Augen sahen ihn von einer Kopie eines Passes aus an. Dunkle Haare umrahmten das Gesicht, aber sie sah mit einem gezwungen ruhigen Lächeln in die Kamera. Armes Mädchen, wo hast du dich nur hineingeritten, dass solche Leute hinter dir her sind? ______________________________________________________________ Hm...Ja, in Ordnung. Ich sollte mich wohl für die kürze meiner Kapitel schämen- aber ich glaube auch nicht, dass ihr wirklich wollt, dass ich sie noch länger hinausschiebe x______X Bitte, hinterlasst doch eure Meinung, nutzt eure Macht! Eure Ai PS.: Bei meinen Schnuppertexten und so ist noch ein kleines Present für euch o.o Quasi...eig verrät es zuviel *schmoll* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)