Der Weg zur Liebe oder in den Tod von Finia ================================================================================ Kapitel 8: VIII. ---------------- VIII. (NPOV) Montag, es war soweit, endlich verließ ich dieses grässliche Krankenhaus. Mit der Zeit, war es mir einfach zuwider, wenn man bedachte wie lange ich da war. Es war dennoch nicht so leicht die Tür zu durchqueren um draußen zu sein. So viel war in der Zeit passiert, dachte ich ständig. Alles hatte sich weiter gedreht, während ich um mein Leben gebangt und gekämpft hatte. Eigentlich hatte ich nicht mehr gedacht dass ich es schaffe. Doch nun war ich hier. Tief sog ich die Luft ein, als ob sie anders wäre als die im Krankenhaus. Na fein, hier roch es nicht so nach Desinfektionsmitteln. Der Gedanke ließ mich schmunzeln und so trottete ich meinem schwer bepackten Dad hinterher zum Auto. Er ließ nicht zu das ich meine Tasche selber trug. „Du bist noch nicht stark genug, lass mich mal!“, hatte ich nur zu hören bekommen und ein warmes Lächeln lag auf seinen Lippen und eh ich mit ihm zu streiten begann, dass ich es schaffen würde, ließ ich ihn. Wenn es ihn glücklich machte. Während der Fahrt sah ich aus dem Autofenster und schaute mich um, wie ein kleines Kind in der fremden Stadt. Es hatte sich nichts getan außer an der Vegetation. Es war mittlerweile Herbst geworden und die Bäume verloren ihr buntes Blattwerk. Die Büsche wurden kahler und auch die bunten Blumen rarer. Dennoch freute mich dieser Anblick. Zu Hause angekommen ging ich andächtig in mein Zimmer. Alles war so wie ich es zurück gelassen hatte. „Wohooo!“ schrie ich freudig auf und schmiss mich in mein weiches Federbett. Herrlich. So weich und kuschelig, nicht wie diese harten Matratzen im Krankenhaus. Aber irgendwie kann man sich da auch wund liegen, zumindest hatte ich so das Gefühl. Dad kam in mein Zimmer und sah mich verwundert an. „Übertreib es nicht! Ich mach dann mal essen! Kümmere dich doch bitte um deine Tasche und Wäsche, ja?“ „Ja mach ich!“, versprach ich brav und grinste ihn an. Somit ging ich meine Tasche ziehend ins Bad. Ja sie war doch zu schwer. Na fein, manche Sachen sieht man doch später ein. Das Sortieren der Wäsche war nichts Neues für mich. Wir hatten zu Hause die Aufgaben aufgeteilt, da wir ja keine Frau im Hause hatten. Ich vermisste sie immer. Jeden Tag auch wenn es schon so lange her ist und auch wenn ich jetzt weiß, dass sie mich nicht zur Welt gebracht hatte. Dennoch war sie meine Mum und Jonathan mein Dad. Das war und blieb so, egal was da die Gene sagten. So verlebte ich einen ruhigen Tag mit meinen Dad. Ich wollte keinen weiter um mich haben, auch wenn ich meine Freunde mochte, aber das sollte der Tag sein der Dad und mir gehörte. Abends saßen wir zusammen vor dem Fernseher und stopften uns ungesundes Zeug in den Mund. Herrlich das war wie ein Himmel für mich, wenn ich an das Essen im Krankenhaus zurückdachte. Doch jetzt musste das sein. Nach so einer Wiedergeburt muss man das eben auf seine Weise feiern. ~*~ Die restliche Woche hatte ich ständig Besuch und freute mich meines Lebens. Auch wenn ich viel beachten musste. Zum einen durfte ich meine Mütze oder Tuch nicht vergessen, meine Haarpracht war ja nicht gerade viel und daher war ich sehr empfindlich für die kühlere Herbstluft. Des Weiteren musste ich mich warm anziehen, da ich mir keine Infektion leisten konnte. Mein Körper muss das ganze Immunsystem neu aufbauen, denn schließlich wirkt die Chemo auf meine weißen Blutkörperchen. die dafür zuständig sind. Es gibt noch mehr Sachen auf die ich achten muss, aber diese aufzuzählen habe ich keine Lust, es reicht wenn ich es weiß. Am Freitag musste ich zur Therapie ins Krankenhaus. Da mein Dad wieder Arbeiten war, konnte ich ihn überreden, dass er mich mit der Bahn fahren ließ und damit nichts weiter passierte begleitete mich Yukiko. Kurzum ich war mit ihr im Krankenhaus, alle begrüßten mich, ich glaube es gab keinen der Schwestern und Ärzte der mich nicht kannte. Sicher hatte ich das ganze Krankenhaus im Aufruhr gebracht. Erst diese vielen Spender, dann dieser Infektanfall und schlussendlich die Rettung durch einen oder eine Unbekannten. Dabei wette ich, dass irgendwer hier es weiß. Ich müsste nur forschen, denn ich möchte mich wirklich bedanken und erkenntlich zeigen. Es nagte an mir, dass ich das nicht konnte. Im Therapieraum war ich alleine. Wieder diese Bestrahlung und Medikamente, ich mochte schon nicht mehr, auch wenn sie für mein Leben wichtig ist. Dennoch es belastete mich ziemlich und speiübel war mir jedes Mal. Anschließend lag ich ein paar Stunden in einem Zimmer, wo die anderen Patienten aus den Narkosen erwachten. Nach Hause in diesen Zustand war nicht möglich und so hatten sie ein Auge auf mich. Yukiko saß neben mir und versuchte durch leise Konversation, die Situation zu entschärfen. Sie war eh die Beste. Sie lächelte immer und war guter Dinge. Sie war ein positiver Stern in meiner gelegentlichen Dunkelheit. Ohne sie und die anderen hätte ich den Mut zum Kämpfen vielleicht nicht gehabt. Am Abend fuhren wir wieder Heim. Wo ich mich direkt ins Bett begab, denn Hunger hatte ich keinen. Mir war so flau und tisselig zumute, dass nur noch weiterschlafen helfen konnte. (RPOV) Ich erfuhr, dass Nathan das Krankenhaus verlassen durfte und freute mich still und heimlich. Auch wenn wir das Kriegsbeil begraben hatten, so war es nicht einfach für mich über meinen Schatten zu springen. Ihn einfach so zu behandeln, wie einen Kumpel. Es war einfach zu viel Zeit gewesen, wo wir im Klinch lagen. Auch meine Gefühle für ihn machten es nicht leichter für mich. Im C´s versuchte ich diese zu ertränken und versuchte Erfahrungen zu sammeln. Alles was eben zur Homosexualität gehörte. Es gab ein nettes Pärchen das mir da half. Sie lachten mich nicht aus. Sie waren bereit mir alles zu erklären was ich wissen wollte. Am Anfang kam ich mir doof dabei vor. Doch nach und nach verlor sich die Hemmschwelle. Doch gab es noch Grenzen die ich noch nicht überschreiten konnte. Die Sache mit dem Sex war eine Sache. Zwar wusste ich wie es laufen sollte, doch wollte ich mich nicht hergeben um es zu erfahren. Es mag albern klingen, aber irgendwie hoffe ich darauf dass Nathan so fühlen konnte wie ich. Mit Frauen hatte ich meine Erfahrung und würde nach Außen weiterhin damit prahlen. Nolan schien mir gewisse Vorahnungen, was mich betraf, zu haben. Er sah mich immer schräg von der Seite an, wenn ich vorschlug ins C´s zu gehen, wo doch in der Nachbarstadt eine neue Disse aufgemacht hat. Wo die Personenauswahl dem entsprach, was wir so waren. Keine Kleinkinder oder Betrunkenen die einen den besten Abend verhunzen konnten. Ich ließ mich überreden und so waren wir Freitagabends dort. Das Apollo war gar nicht mal so übel. Vier Discos in einer. Man konnte sich seinen Still raussuchen und ging in den entsprechenden Raum. In der Chill out Lounge war es am ruhigsten, wenn man sich unterhalten wollte, doch das war nicht unser Ziel. Wir wollten Bass und das nicht zu wenig. Unseren Kummer und unsere Sorgen abtanzen und schlicht weg Fun haben. Wir mussten nicht lange da sein, da hatten wir weibliche Begleitung und hatten unseren Spaß. Doch ich merkte mehr und mehr dass mich dieses, eigentlich hübsche Mädel, so gar nicht anmachte. Natürlich versuchte ich das nicht zu zeigen. Flirtete so gut ich konnte und anschließend brachten wir sie Heim. Ihre Telefonnummer hatte ich auch bekommen und zum Abschied einen innigen Kuss, der mir rein gar nichts bedeutete. Auf dem Motorrad ließ ich meine Gedanken kreisen. An der großen Kreuzung verabschiedete ich mich von Nolan und sollte eigentlich zu mir fahren, doch schlussendlich stand ich vor Nathans Tür. Es war dunkel im Haus. Jonathan war sicher noch arbeiten. In so einer Firma kam es vor, dass man Überstunden schob. Wie von Geisterhand geleitet hatte ich auch schon geklingelt und erschrak über mich selbst. Schnell ging ich zu meiner Maschine und als ich sie starten wollte, stand Nathan schon ziemlich verpennt an der Tür. „Raven? Was machst du hier? .... Ach komm rein!“, bot er mir an und tapste nach Drinnen und ließ die Tür für mich offen. Einen Moment rang ich mit mir, eh ich dann doch den Helm wieder absetzte und ihm folgte. (NPOV) Es war spät als mich Motorengeräusche aus dem Dämmerschlaf rissen, den ich führte. So richtig schlafen konnte ich nicht mehr. Als es dann auch noch klingelte. Im Kopf zählte ich eins und eins zusammen und kam nur auf Raven, aber so spät? Also setzte ich mich auf und ging nachsehen. Tatsächlich, er war es. „Raven? Was machst du hier? .... Ach komm rein!“, bot ich ihm an und ging wieder rein. In der Küche setzte ich Wasser auf, da ich einen Tee trinken wollte. „Tee?“ fragte ich ihn, als er eher zögerlich reinkam. Er nickte nur knapp und setzte sich an unseren Küchenthresen. Ich stellte ihm eine Tasse hin und hängte einen Beutel hinein. „Was führt dich zu mir? Du riechst nach Disco oder so…“ „Ja da war ich auch, aber irgendwie…ich weiß nicht. Irgendwie bin ich hier gelandet….ich hab dich doch nicht geweckt, oder?“ „Nein, nicht wirklich…. Warum kommst du erst jetzt? Schließlich bin ich seit Montag zu Hause.“, fragte ich ihn skeptisch ansehend und setzte eine Schmolllippe auf. Es funktionierte gut. Er lachte und lockerte etwas auf. „Naja, du weißt schon, es gibt immer etwas was einem dazwischen kommt und jetzt bin ich ja da!“ „Ja, aber hast du mal auf die Uhr geguckt? Es ist bereits nach Mitternacht! Und für einen Anstandsbesuch eigentlich sehr spät, hrm?“, ich grinste ihn etwas an und erntete noch ein Schmunzeln. Er war ja wirklich gut drauf. Eine Rarität, würde ich das nennen. „Schon…es tut mir leid. Soll ich wieder gehen?“ „Nein, nein schon gut. Ich bin doch eh wach, also mach dir keinen Kopf.“, winkte ich ab und goss dann das heiße Wasser auf. Dann setzte ich mich neben ihn. Dann schwiegen wir eine Weile. Er sah besorgt aus, was ging nur vor in ihm? „Was bedrückt dich? Du siehst besorgt aus...“, fragte ich ihm dann doch zögerlich, da er nicht mal seinen Tee anrührte. „Hrm… ach was! Es ist nichts, hab eben viel was mich beschäftigt. Es reicht wenn es mich belastet, du hast genug eigene Probleme Nathan, lass gut sein.“ Raven blockierte wieder voll. Seufzend nickte ich und trank meinen Tee. „Du kannst dennoch immer auf mich zählen, dass weißt du doch, oder? Raven, ich bin dein Freund und ich mag es nicht wenn du so depri bist.“ „Ich weiß es, danke!“ damit schien es für ihn erledigt zu sein. Denn er erhob sich und nahm seine Sachen. „Ich sollte gehen, es tut mir leid. Wirklich. Nathan, man sieht sich.“, haspelte Raven irgendwie verwirrt vor sich hin und stürmte fast aus dem Haus. (RPOV) Als ich bei ihm war, war es schon beruhigend und beängstigend. Er machte sich Sorgen um mich und brachte mich zum Lachen. Das hab ich vermisst. Nolan ist ein guter Mensch das bestreite ich gar nicht, aber er ist lieber etwas wortkarg. Zuhören tut er mir, aber Tipps und Ratschläge geben, das ist nicht seine Welt. Er lebt sein Leben frei von Regeln. Nur nach seinen eigenen. Dennoch will ich ihn nicht abschießen, denn er akzeptiert mich wie ich bin. Das ist mir wichtig. Dann starrte ich doch eher in die Tasse. So viel ging mir durch den Kopf. Auch wenn er versuchte mich aufzumuntern, es ging nicht. Meine Gefühle fuhren Achterbahn und eh ich was Dummes tat ging ich lieber. An der Tür erwischte er mich und drehte mich um. Seine Augen waren so voller Sorge und Mitgefühl, das ertrug ich nicht. Ich wand mich ab. „Nathan, bitte. Wir sehen uns!“, sagte ich abwimmelnd, doch er war sehr hartnäckig. „Am nächsten Samstag fahr ich zur Kur. Bist du wenigstens da um mich zu verabschieden?“, wollte er wissen und sah mich wieder so prüfend an. „Ja ich bin da. Gute Nacht!“, ich musste ihn abwürgen, eh ich wirklich noch was Dümmeres tat als jetzt, denn ich zog ihn zu mir, drückte ihn kurz und küsste ihn erneut auf die Stirn. Dann verließ ich ihn und fuhr einfach weg. Meinen Helm hatte ich nicht mitgenommen. Doch das war jetzt nebensächlich. Die kühle Nachtluft half mir wieder klarer zu sehen. Wie lange konnte ich es noch verdrängen? Bestimmt nicht lange. Ich durfte also wirklich erst Samstag wieder zu ihm, um kurz tschüss zu sagen, sonst würde es bestimmt passieren. Ich wollte kein „Nein!“ von ihm hören oder einen Blick der mich verurteilte oder schlimmeres. Es tat schon so weh, weh dass ich es verheimlichte. (NPOV) Weg war er. Irgendwie verstand ich nur noch Bahnhof. Er wollte nicht bei mir sein und dann suchte er meine Nähe und küsste mich wieder, auch wenn nur auf die Stirn. Wer sollte das verstehen? Ich nicht. Seinen Helm hat er auch vergessen. Ich würde ihm den bringen und zur Rede stellen. Ich wollte doch mit ihm befreundet sein und nicht zu sehen, wie ihm meine Anwesenheit ihn anscheinend quälte. Verwirrt ging ich wieder rein und räumte ab. Eh ich mich dann wieder hinlegte und nachdachte. Mein Paps kam einige Momente später auch Heim. Ich stellte mich schlafend, als er ins Zimmer linste und seufzte. Ich musste wissen was Raven hatte, koste es was es wolle. Vielleicht sollte ich mich auch mal bei Nolan erkundigen. Schließlich war er ihm näher als ich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)