Was nach der Rache kommt! von Keb (Kaiba x Tea) ================================================================================ Kapitel 25: Keine gute Nachricht -------------------------------- Kap 25: Keine gute Nachricht Offensichtlich war ich während meiner Grübelei eingeschlafen, ohne dass ich es wirklich bemerkt hatte. Denn als ich das nächste Mal auf den Funkwecker sah, war es kurz bevor dieser klingelte. Mit einem Schnauben drehte ich mich von dem dummen Ding um. In der Hoffnung, wenn ich das täte, würde er vielleicht doch nicht klingeln. Tja, aber Wecker waren nun einmal erbarmungslos. Auch wenn ich noch einmal für ein paar Minuten meine Augen schließen konnte, war ich leicht frustriert als er dann doch klingelte. Normalerweise hatte ich keine Probleme mit dem Aufstehen. Heute allerdings irgendwie schon. Murrend stand ich aus meinem Bett auf. Ich wusste selbst nicht, warum ich mürrisch war. Ich war es einfach. Dann plötzlich streifte die Erinnerung von gestern Abend, besser gesagt von heute morgen, meine Gedanken und meine Stimmung schlug plötzlich um. Jetzt war ich richtig happy. Ich freute mich sogar auf die Schule! Stellt euch das mal vor! Na ja, genau genommen freute ich mich ja nicht direkt auf die Schule, sondern auf Kaiba. Aber nun gut. Als ich in meine Küche kam, schaltete ich sofort die Kaffeemaschine an, die ich gestern Abend vorsorglich vorbereitet hatte, und ging, während der Kaffee durchlief, ins Badezimmer um mich dort fertig zu machen und meine Schuluniform anzuziehen. Fast zeitgleich waren der Kaffee und ich fertig. Wer auch immer dieses Getränk erfunden hatte, ich danke ihm oder ihr aus tiefsten Herzen. Ohne meine morgendlich Dosis Kaffee würde ich wahrscheinlich, nein, hundert-prozentig wie ein Zombie den ganzen Tag herum laufen und gar nichts auf die Reihe bekommen. Also... Vielen Dank, lieber Kaffeeerfinder oder liebe Kaffeeerfinderin! Wie auch immer. Ich holte mir meinen Thermobecher aus einen der Schränke und goss mein schwarzes Lebenselixier darein. Es duftete so herrlich. Wenn ich jetzt nicht mit dem Schwärmen aufhörte, würde ich noch zu spät zur Schule kommen. Dazu muss ich sagen, dass ich immer relativ spät aufstand, weil der Weg zur Schule nicht allzu lang war, aber die Zeit war ziemlich knapp bemessen von mir. Zwanzig Minuten um mich fertig zu machen und zehn Minuten für den Schulweg. Also schnappte ich mir meinen Thermobecher voll Kaffee und verließ die Wohnung, nachdem ich mir meine Schultasche, die ich mir ebenfalls gestern Abend gepackt hatte, über die Schultern schwang. Kurz überlegte ich bei Kaiba zu klingeln, aber das hätte sowieso nicht wirklich Sinn gemacht, denn Kaiba war wahrscheinlich schon längst weg. Gerade noch so schaffte ich es pünktlich zum Unterricht. Kurz bevor unser Lehrer kam, schlüpfte ich in den Klassenraum. Zu meiner Überraschung war Kaiba nicht da. Dafür aber meine Freunde. Wenigstens ein Lichtblick, dachte ich. Verschlafen hatte er bestimmt nicht, das hatte er noch nie. Völlig ausgeschlossen. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Kaiba hatte sich bestimmt gestern Abend, heute Morgen, erkältet. Immerhin stand er vor meiner Balkontür nur im T-Shirt und Boxershorts. Da konnte man sich doch nur eine Erkältung einfangen. Das musste es gewesen sein. Etwas anderes war undenkbar. Wobei eine Erkältung bei Kaiba auch undenkbar war. In der Zeit, in der ich ihn kannte, war er kein einziges Mal krank gewesen. Noch nicht mal leichter Husten oder so. Kurrios, wenn ich jetzt so darüber nachdachte. Ich war so damit beschäftigt über Kaibas fernbleiben nachzudenken, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass es zu Pause geklingelt hatte. Erst als plötzlich Yamato neben mir stand, registrierte ich das. „Guten Morgen, Tea!“ rief Yamato fröhlich aus. Oje, ihn hatte ich ganz vergessen. Erfolgreich aus dem Gedächtnis gestrichen, könnte man auch sagen. Immerhin waren mir wichtigere Sachen durch den Kopf gegangen. Außerdem hatte ich gedacht, dass er mich in Ruhe lassen würde, nachdem Kaiba mit ihm telefoniert hatte. Pustekuchen! Denkste, Tea, so schnell wurde man Yamato nicht los. „Guten Morgen,“ sagte ich so nebenbei und schaute dabei aus dem Fenster. „Bitte, Tea, gib uns eine Chance,“ fing er wieder mit der alten Leier an. Ich verdrehte die Augen, aber so das er es nicht sehen konnte, dann schaute ich zu ihm hoch, da ich ja noch auf meinem Stuhl saß. „Yamato, begreif doch endlich, dass ich kein Interesse an dir habe,“ sagte ich gerade heraus. Immerhin hatte ich es ja schon auf andere Weisen versucht gehabt, mit wenig... mit gar keinem Erfolg. „Ja, aber das zwischen uns, dass....“ „Das wird es nie geben, Yamato. Außerdem war da auch noch nie etwas. Das hast du dir nur eingebildet. Begreif´s doch endlich. Such dir jemand anderes, der deine Gefühle erwidert. Ich bin es nämlich nicht,“ betonte ich entschieden. „Aber du liebst....“ „Himmel! Yamato! Langsam wird es wirklich peinlich, findest du nicht auch!“ fuhr Duke ihn von der Seite an. Ohne das ich es mitbekommen hatte, hatten sich meine Freunde um Yamato und mich gescharrt. „Sie hat es dir schon so oft gesagt. Im Netten und jetzt auch im Entschieden. Wann begreifst du endlich, dass sie nichts... absolut nichts für dich empfindet?“ setzte Joey sofort nach. Ich liebte meine Freunde sehr. Jetzt sogar noch mehr, wenn das überhaupt möglich war. Joey, Duke und Tristan sahen so aus als ob sie jeden Moment sich auf Yamato stürzen würden. Wie ein Reh, das von einem Rudel Wölfe umzingelt war, stand Yamato da und schaute von einem zu andern und rang nervös die Hände. Dann setzte er ein verlegenes, unschuldiges Lächeln auf. „Da müsst ihr was nicht richtig mitbekommen haben, denn eigentlich ist Tea, diejenige die mir nach....“ Weiter kam er nicht. Duke hatte ohne noch weiter zu zögern ihm die Faust in die Magenkuhle geboxt. Augenblicklich brach Yamato bewusstlos zusammen. Bevor ich irgendein Kommentar zu dieser Aktion los werden konnte, schnappten sich Tristan und Joey den bewusstlosen Yamato und schleiften ihn aus den Klassenraum. „Hey! Was macht ihr denn? Wo wollt ihr mit ihm hin?“ rief ich ihnen verblüfft hinterher. Ich war geschockt. Klar, wusste ich, dass Joey und Tristan in der Vergangenheit öfters in Prügeleien verstrickt waren, aber das war wie gesagt Vergangenheit. Und Duke hatte ich noch nie Gewalt anwenden sehen. Gerade als ich aufspringen wollte, um ihnen nach zu laufen, hielt Duke mich am Arm zurück. „Keine Sorge, Tea. Sie bringen ihn nur auf die Krankenstation,“ meinte Duke beschwichtigend. Wütend riss ich mich aus seinem Griff. „Hast du eigentlich den Verstand verloren, Duke!? Du kannst doch nicht einfach...“ „Ich sah leider keine andere Möglichkeit ihn mal ruhig zustellen. Glaub mir, hätte ich eine bessere Lösung gehabt, ich hätte sie gewählt,“ versicherte Duke mir, „Außerdem war der Schlag gar nicht so doll. Du wärst mit Sicherheit nicht ohnmächtig geworden.“ Als ich Duke so in die Augen sah, wusste ich sofort, dass er die Wahrheit sagte, auch wenn ich es auch so geglaubt hätte. Duke war nicht so ein Mensch, der wahllos Menschen schlug. „Aber mal ehrlich, Duke. Glaubst du ernsthaft, dass Yamato dadurch zur Vernunft kommt?“ wollte ich von ihm wissen. Er erwiderte meinen säuerlichen Blick mühelos. „Nein, das glaube ich nicht ernsthaft. Wie schon gesagt, es war ja noch nicht einmal die perfekte Lösung dafür. Aber immerhin war es eine. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich für einen Moment die Beherrschung verloren habe. Es war also noch nicht einmal geplant gewesen,“ gestand Duke. „Wenn es dich beruhigt, ich werde nachher noch einmal mit Yamato in Ruhe reden ohne ihn K.O. zu schlagen. Ich werde ihm bei dieser Gelegenheit dann mal den Vorschlag machen einen Psychiater aufzusuchen. Ist ja nicht mehr normal, was er hier veranstaltet.“ Erst wollte ich ihn fragen, warum er die Beherrschung verloren hatte, doch dann fiel mir der Grund dafür selbst ein. Yamato war gerade dabei gewesen mir die ganze Schuld an der Situation zu geben und das konnten Duke und die anderen überhaupt nicht leiden. Sie waren nun einmal meine Freunde und sie wollten mich beschützen. Außerdem wussten sie, dass aus Yamato´s Mund nur eine weitere Lüge herausgekommen wäre. Ich umarmte Duke, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und bedankte mich bei ihm. „Aber beherrsche dich besser das nächste Mal,“ tadelte ich ihn. Der Rest des Schultages verlief ohne weitere Vorkommnisse. Joey und Tristan kamen schnell wieder und berichteten mir, dass sie Yamato in der Krankenstation abgeliefert hatten. Allerdings hätte ich mich mehr dafür interessiert, was sie der Krankenschwester erzählt hatten, warum Yamato bewusstlos war. Aber ich fragte nicht danach. War ja auch irgendwie unwichtig. In den Pausen spekulierten Mai, Serenity und ich darüber, warum Kaiba heute nicht zur Schule gekommen war. Dabei erzählte ich ihnen aber nicht von der Sache von vor ein paar Stunden. Denn immerhin wusste Serenity nicht, dass Kaiba und ich uns näher waren als alle dachten. Dann endlich der erlösende Glockenschlag. Auf der Hälfte des Schulhofes verabschiedeten sich meine Freunde von mir und verschwanden in alle Himmelsrichtungen. Mehr oder weniger zu mindestens. Als ich das Haupttor der Schule erreichte, hielt plötzlich eine Limousine genau vor mir an. Erschrocken wich ich erst einmal einige Schritte zurück. Wer weiß schon, was für irre Leute daraus springen könnten und einen entführten. Hatte man alles schon mal gehört. Die mir zugewandte hintere Tür öffnete sich und Kaiba schob sein Kopf etwas ins Freie. Eigentlich hätte ich das Auto erkennen müssen, aber aus irgendeinen Grund hatte ich das nicht. War jetzt auch egal. „Hi, hast du kurz Zeit?“ fragte Kaiba. Er hatte einen ziemlich gehetzten Ausdruck im Gesicht. Das gefiel mir überhaupt nicht. Was war los? „Klar,“ sagte ich und stieg zu ihm in den Wagen. Kaum das ich saß, fuhr Roland, einer von Kaibas Angestellten, los. „Tut mir leid, dass ich dich so überfalle,“ entschuldigte sich Kaiba bei mir. Sein Gesichtsausdruck hatte sich noch immer nicht verbessert. Aber warum sollte er das auch auf einmal tun, tadelte ich mich im Gedanken. „Keine Sorge, das ist nicht schlimm. Was gibt es denn? Du siehst aus, als ob du ziemlich im Stress wärst,“ kam ich gleich auf den Punkt. Ich wollte es einfach wissen. Zu dem gehetzten Ausdruck mischte sich jetzt auch noch ein Ausdruck der Traurigkeit. Das ließ meine inneren Alarmglocken noch lauter läuten. „Kaiba? Was ist denn los?“ wollte ich wissen. Er zögerte. Dann legte er mir einen Hand auf das Knie. „Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll... Ohne das du es vielleicht missverstehen könntest,“ murmelte er vor sich hin. „Sag es mir einfach gerade heraus,“ forderte ich ihn sanft auf. Er seufzte und schloss kurz die Augen. Oh man, dass war kein gutes Zeichen. „Okay... Es geht um Samstag,“ begann er. „Du kannst nicht,“ schloss ich daraus. Wie ein Tier, dass kurz davor stand überfahren zu werden, schaute er mich an. „Glaub mir, Tea, ich habe mich so...“ Wieder seufzte er. Dieses Mal klang es so, als ob er eine sehr lange Diskussion geführt hatte und sein Gegenüber überhaupt keine Einsicht zeigte. „Kaiba, mach dir deswegen keine Gedanke. Warum auch immer du nicht kannst, das ist in Ordnung,“ sagte ich und lächelte ihn an. Ich versuchte es zumindest so gut wie möglich. „Du bist sauer, oder?“ fragte er vorsichtig. Sauer? Nein. Enttäuscht würde es eher treffen. „Nein, das bin ich nicht,“ dieses Mal bekam ich ein richtiges Lächeln zustande. „Darf ich erfahren, warum du am Samstag nicht kannst oder willst du es mir nicht sagen? Das wäre auch okay,“ meinte ich. Wer würde nicht gerne den Grund für so etwas wissen. Zwar konnte ich mir schon denken, woran es lag, aber es aus seinem Mund zuhören, würde mir es leichter machen. „Ich muss für eine Zeit lang nach Amerika und es soll schon Freitagabend los gehen,“ antwortete er mir. Schock! Amerika? Für eine Zeit lang? Von wie viel Zeit sprach er? Zwar hatte ich mir gedacht, dass es mit der Arbeit zu tun hatte, aber nicht mit so etwas. „Ach so,“ war alles was mir dazu einfiel. Meine Enttäuschung war noch immer da, klar, aber ich konnte verstehen, warum er absagte, und das war völlig in Ordnung. „Hör mal, Tea, ich verspreche dir, so bald ich wieder hier bin, holen wir unser Date nach. Versprochen!“ schwor er mir und sah mir dabei tief in die Augen. In seinen Augen war noch immer der traurige Ausdruck. Ihm tat es wirklich sehr leid und seinen Versprechen... nun, wenn Seto Kaiba ein Versprechen abgab, dann hielt er dieses auch. Zu hundert Prozent. Das machte es für mich leichter. „Was ist mit Mokuba?“ fragte ich. „Mokuba muss wegen der Schule hier bleiben. Ich bleibe auch nicht so lange weg. Hopsen passt so lange auf ihn auf. Außerdem wohnt er ja noch bei seinem Kumpel,“ sagte Kaiba. „Ich schaue auch gelegentlich nach ihm,“ meinte ich lächelnd. Als ich das sagte, schien bei Kaiba ein Stein vom Herzen zufallen und der gehetzte Ausdruck verschwand ein bisschen. Nur leider löste er sich nicht ganz auf. „Das wäre super von dir. Wenn es dir keine Umstände macht,“ sprach Kaiba. Ich winkte ab. „Nicht der Rede wert, Kaiba. Das tu ich doch wirklich gerne. Außerdem mag ich Mokuba. Und er schuldet mir noch eine Revanche in dem einem Videospiel,“ grinste ich. Ein zaghaftes Lächeln bildete sich nun auch bei Kaiba im Gesicht ab. „Dann kann ich ja beruhigt sein,“ meinte er. Stille. Keiner von uns wusste so recht was wir jetzt sagen sollten. Also schaute ich aus dem Seitenfenster und beobachtete wie Domino City an uns vorbei rauschte. Kurz warf ich einen verstohlenen Blick zu Kaiba, der ebenfalls aus dem Fenster sah, nur aus dem auf seiner Seite. „Weißt du schon, wie lange du dort drüben sein wirst?“ durchbrach ich die Stille, weil ich sie einfach nicht mehr ertragen konnte. Ich schaute zu ihm hinüber. Er wand seinen Kopf zu mir herum und sah mir in die Augen, dabei ergriff er meine Hand. Sanft drückte er sie. Ehrlich, in diesem Augenblick hatte ich wirklich schiss vor seiner Antwort. Fast noch mehr als wenn ich ihm gerade gesagt hätte, dass ich ihn liebe und nun auf seine Reaktion wartete. „Etwa ein oder zwei Monate. Ganz sicher ist es noch nicht,“ sagte er und tat einen tiefen Seufzer. Im ersten Moment verknotete sich mein Magen. Ein oder zwei Monate sollte ich Kaiba nicht sehen können? Eine unmögliche Vorstellung. Dann besann ich mich etwas. Wenn ich mich schon schlecht fühlte, dass er wegging, wie musste er sich dann fühlen? Immerhin musste er seinen kleinen Bruder hier zurücklassen. Okay, es war nicht für ewig, sondern nur für ein, zwei Monate. Dennoch... Schön war etwas anderes. Ich erwiderte seinen sanften Händedruck. „Ein, zwei Monate können schnell vorbei gehen, du wirst sehen,“ meinte ich zu ihm. Ich hoffte, dass es sich nicht so lahm anhörte, wie es bei mir selbst ankam. Kaiba sah mich mit traurigen Augen an. Mir brach es fast das Herz. Er murmelte etwas, was ich nicht verstand. „Was hast du gesagt?“ fragte ich deshalb. „Dein Wort in Gottes Ohr,“ wiederholte er brummend. Doch ich sah deutlich in seinen Augen, dass dies nicht ganz die Worte waren, die er so undeutlich gesagt hatte. Meine Neugier war stark, doch ich konnte gerade noch so verhindern, dass ich weiter nach bohrte. Kaiba legte nun auch seine andere Hand auf meine, die er bereits hielt. Wie groß und elegant doch seine Hände waren. Sein Gesichtsausdruck wurde noch trauriger. „Hey!“ sagte ich, wobei Kaiba mir erschrocken in die Augen schaute und seine Hand wieder wegzog. Ups, na das hatte ich nicht beabsichtigt. Also nahm ich seine Hand und legte sie wieder dorthin, wo sie gerade war. Verwundert schaute Kaiba mich an. „Na hör mal! So kenne ich dich ja gar nicht, Kaiba! Wieso bist du so niedergeschlagen?“ wollte ich wissen. Er wand seinen Blick von mir ab. Mit meiner freien Hand faste ich ihm sanft ans Kinn und zwang ihn ebenso sanft mich wieder anzusehen. „Wenn ich wieder zurück bin... wirst du es vielleicht verstehen,“ offenbarte er mir. Nun war meine Neugier wieder einmal stärker als ich. „Wieso erst dann? Erkläre es mir doch jetzt?“ Ich könnte mich manchmal wirklich in den Hintern treten. Tea, du dumme Kuh, kannst du nicht einmal deine dämliche Klappe halten? Er lächelte mich traurig an. „Vertrau mir. Es ist besser, für dich und für mich, wenn ich es dir nach meiner Rückkehr erkläre.“ Spielerisch zog ich meine Augenbrauen hoch. „Vertrauen? Dir? Wie kommst du darauf, dass ich dir vertrauen könnte? Vertrauen ist etwas, was man sich verdienen muss,“ versuchte ich ihn zu imitierten. Wieder lächelte er mich traurig an. „Ich vertraue dir, Kaiba!“ „Aber du hast ja Recht. Ich spreche immer davon, dass ich kaum...“ „Eigentlich niemanden,“ korrigierte ich ihn. Betrübt schaute er auf unsere Hände, die noch immer ineinander verschlungen waren. „.... niemanden vertraue. Da kann ich von dir nicht verlangen, dass du mir vertraust,“ gestand er ein. „Aber ich vertraue dir, Kaiba. Die Frage ist... vertraust du mir denn auch ein wenig?“ fragte ich vorsichtig nach. Abrupt schaute er mir wieder in die Augen. „Ein wenig? Ich vertraue dir mehr als du dir vielleicht vorstellen kannst,“ offenbarte er mir. Ich fiel fast aus allen Wolken. Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Das er mir ein wenig vertraute schon, immerhin redete er in letzter Zeit ziemlich offen mit mir, aber das... Nein, damit hatte ich, weiß Gott, nicht gerechnet. Das kam schon einem ´Ich liebe dich` verdammt nahe. Oder bedeutete dies genau das?! Ich war so gerührt, dass ich den Tränen nahe war. „Das bedeutet mir sehr viel, Kaiba!“ Er lächelte mich an. „Mir auch,“ murmelte er. Der Wagen hielt plötzlich an und Roland meldete sich zu Wort: „Mr Kaiba, wir stehen nun vor Ihrer Wohnung.“ Ich hatte zwar zwischen durch aus dem Fenster gesehen, aber ich hatte überhaupt nicht drauf geachtet, wo wir hin fuhren. „Ich danke dir für dein Verständnis, Tea,“ bedankte sich Kaiba bei mir und küsste mich sanft. „Sehen wir uns noch mal bevor du fliegst?“ fragte ich ihn, nachdem wir uns von einander gelöst hatten. „Ja, natürlich. Ich kann zwar diese Woche nicht mehr zur Schule kommen, aber wir werden uns trotzdem noch sehen,“ versicherte er mir. Ich war erleichtert. Zwar war mir schon klar, dass er nicht so mir-nichts-dir-nichts verschwinden würde, aber ich war froh es zu hören. „Dann melde dich einfach, wann wir uns sehen können. Und vielen Dank für´s nach Hause bringen,“ bedankte ich mich und stieg währenddessen aus dem Auto. Gerade wollte ich zur Haustür gehen als Kaiba mich noch einmal zurückrief. Also ging ich zurück zur Autotür, aus der nun Kaiba lehnte. „Mir fällt gerade ein, dass wir nicht noch mal über die Bewerbung für den Tanzjob geredet haben. Nun was das angeht: Gib deine Unterlagen einfach meiner Sekretärin. Sie wird sie weiterleiten,“ sagte Kaiba. Ich lächelte ihn an. Er dachte wirklich an alles. „Mache ich. Danke!“ erwiderte ich. Rasch beugte ich mich vor und gab ihn einen flüchtigen Kuss. Dann ging ich. Kaiba hielt Wort. Wir sahen uns wirklich noch vor seiner Abreise. Es war der Donnerstagabend, also ein Tag bevor er fliegen würde. In meinem Magen kribbelte es, keine Ahnung warum. Vielleicht, weil ich Kaiba heute das letzte Mal sehen würde und dann erst in ein paar Monaten wieder? Ich wusste es wirklich nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)