All I ever wanted von Yuugii (Jonouchi/Yuugi ♥ Seto/Anzu) ================================================================================ Kapitel 8: Firmenangelegenheiten -------------------------------- „Hiermit machen wir fürs Erste eine kleine Pause. Wir treffen uns in einer Stunde wieder hier.“ sagte ein Mann mit schwarzen Anzug und leicht gräulichem Haar. Er war älter als die anderen und schien sehr viel reifer und voller Erfahrung in seinem Gebiet. Murrend stand Seto auf und verließ den Saal. Diese Besprechung mit diesem Haufen von Banausen ging ihm auf die Nerven. Sein kleiner Bruder und er wurden übergangen und er fragte sich, warum er überhaupt zu dieser dämlichen Besprechung gekommen war. Seine Firma war ein erfolgreicher Hersteller von Soft- und Hardware und diese alten Kerle behandelten ihn wie einen Anfänger. Aber ein Seto Kaiba ließ sich nicht unterbuttern. Einige der Männer wirkten sogar sehr erstaunt, wie selbstbewusst er über seine Produkte sprach. Er blickte aus dem Fenster, betrachtete das große Anwesen. Die Iwaki GmbH hatte dieses Treffen ins Leben gerufen und er war nur gekommen, in der Hoffnung neue Geschäftsbeziehungen zu knüpfen, allerdings musste er sagen, dass er gar keine große Lust hatte mit diesen alten Kerlen zusammen zu arbeiten. Seufzend verschränkte er die Arme. Sein kleiner Bruder Mokuba war losgegangen, um ihnen etwas zu trinken zu holen und wie er diesen kannte, würde er garantiert noch den ein oder anderen Abstecher machen und sich mit den anderen Geschäftsleuten austauschen. So war er nun Mal. Auf einmal spürte er eine kräftige Hand auf seiner Schulter, die eindeutig nicht seinem Bruder gehörte. Schnell drehte er sich um und sah in das Gesicht eines Mannes mit langem, schwarzen Haar. „Kaiba-san, schön Sie auch außerhalb der Besprechung zu sprechen. Ihre Ausführungen haben mir sehr gefallen.“ sagte der Mann und warf elegant sein Haar über die Schulter. „Sakurai-san, oder? Vielen Dank für Ihr Lob.“ sagte Seto, zwang sich zu dieser Konversation. Er hatte keine Lust auf Smalltalk. „Ich bin von der ECAGO Group und ihr Fleiß und ihre Liebe für das Detail faszinieren mich. Es stimmt, was die Leute sagen. Den Jungen gehört die Zukunft.“ lachend ging er einen Schritt zurück und stemmte eine Hand in die Hüfte. Seto resignierte innerlich. Für ihn gab es keine Rettung mehr. Wohl oder übel musste er sich auf dieses Gespräch einlassen. Dabei war es meistens Mokuba, der sich um diese privaten Gespräche kümmerte. Er war einfach nicht geschaffen dafür. Aber wenn es seiner Firma zugute kam, würde er diese Strapazen eben auf sich nehmen. Als Sakurai ihn anwies sich neben ihn auf eine Bank zu setzen, folgte der Brünette schweigend dieser Bitte. Immer wieder lachte Sakurai und am liebsten hätte Seto ihm seine Krawatte in den Mund gesteckt. Was interessierte es ihn, dass draußen schönes Wetter war!? Der Kerl sprach mit ihm wie mit einem Freund und das ärgerte ihn. Es vergingen fünf Minuten, bis der Schwarzhaarige wieder auf das Geschäft zu sprechen kam. Seto hatte all die Zeit mit einem erzwungenen Lächeln auf den Lippen und mit „Ich verstehe“ und „Aha, so ist das also“ geantwortet. „Um wieder auf das Geschäftliche zu sprechen zu kommen...“ begann er und schloss kurz die Augen. >Na endlich! Der bringt mich noch ins Grab mit seinem idiotischen Gelaber!< dachte Seto und hörte dann aufmerksam zu. „Ihre Firma ist einer der professionellsten und angesagtesten im ganzen Land. Jeder spricht über die Kaiba Corporation, Sie sind wirklich in aller Munde.“ schleimte er, ehe er weitersprach. „Ich bin der Leiter der ECAGO Group. Da ich diese vor zwei Jahren von meinem Vater übernommen habe, ist es mir auch sehr wichtig neue Geschäftsverbindungen zu knüpfen. Daher würde ich mich sehr darüber freuen, wenn wir in Zukunft zusammen arbeiten könnten. Wir sind ein Veräußerer von Hardware in aller Herrenländer und ich bin mir sicher, dass es auch Ihrer Firma zugute kommen würde. Gerade in Europa gibt es eine starke Nachfrage für Ihre Produkte! Die Männer der alten Ära dieser Branche, verkennen Ihr Talent, Kaiba-san.“ „Nun, es ehrt mich, dass Sie in so hohen Tönen über meine Produkte sprechen. Ich werde darüber nachdenken und mich bei Ihnen melden, sobald ich eine Entscheidung getroffen habe.“ „Wunderbar. Hier.“ er streckte seine Hand aus und hielt ihm seine Karte hin. Seto nahm diese an, betrachtete sie und steckte sie in die Tasche seines weißen Anzugs. Dann schüttelten sie noch einmal einander die Hände, bevor sie auseinander gingen. Sakurai lief los und setzte sich ungefragt neben einen anderen Mann, quatschte unbefangen gleich drauf los. Was für ein Glück für den kühlen CEO, dass er endlich seine Ruhe genießen konnte. Sein Konzept des neues Controllers hatte mit aller Macht durchringen können, aber noch immer hatten diese alten Kerle keinen richtigen Respekt vor ihm. Wie konnten sie es nur wagen? Niemand würde ihn ungeschoren als Grünschnabel bezeichnen. Wieder setzte sich jemand neben ihm, dieses Mal war es Mokuba, der ihn seinen schwarzen Kaffee hinhielt. Dankend nahm er diesen an und grübelte weiter vor sich hin. „Kaiba-san, wie ich sehe, interessiert sich Sakurai-san für Sie.“ genervt hob Seto seinen Blick. „Und Sie sind?“ fragte er und hob eine Augenbraue. „Ah, wir haben doch eben noch miteinander geredet! Das ist Winterberg-san! Er ist aus Deutschland hierher gekommen.“ warf Mokuba ein und grüßte den Mann, Seto war erneut erstaunt, wie schnell Mokuba Freundschaften mit völlig Fremden einzugehen schien. „Sie sollten sich vor ihm in Acht nehmen. Sakurai-san ist unerfahren und ich habe sogar gehört, dass die ECAGO Group seinetwegen hoch verschuldet ist.“ „Unglaublich! Was macht der dann hier?“ mischte sich Mokuba erneut empört ein. „Nun, sein Vater; so möge er in Frieden ruhen; war immer bei dieser Besprechung vertreten. Jahrelang wurde dieses Treffen von den Sakurai mitfinanziert und der Name ihres Unternehmens ist sehr bekannt. Allerdings ist sein Sohn absolut nicht geschäftstauglich. Er schleimt sich bei jungen Geschäftsmännern wie Ihnen ein, umso wieder an Geld zu kommen.“ „Vielen Dank für die Information.“ erklärte Mokuba und der Mann wand sich wieder ab. „Was für ein mieser Halunke.“ grummelte der Schwarzhaarige und spielte mit einem kleinen Zettel in seiner Hand. „Mokuba, nicht so laut.“ ermahnte der Ältere und trank einen Schluck seines Getränks. Sollte er Winterberg dankbar sein? Wenn er ehrlich war, hatte er ohnehin nie ernsthaft vorgehabt mit diesem nervigen Schleimbolzen zusammen zu arbeiten. Allein seine offene, nein, viel eher vorlaute Art ging ihm gehörig auf den Zeiger. Nicht einmal Jonouchi brachte ihn so zur Weißglut und das musste schon etwas bedeuten. „Was ist das für ein Zettel? Hör auf damit rum zu spielen, pack' das weg!“ flaumte Seto seinen jüngeren Bruder an, welcher ihn sichtlich erschrocken ansah und schluckte. „Der Zettel ist mir sehr wichtig...“ murmelte er und verstaute ihn sicher in seiner Hosentasche. „Du darfst nicht soviel Blöße zeigen, Mokuba. Genau darauf warten die doch.“ „Das weiß ich doch. Tut mir Leid, wenn ich dir zur Last falle.“ „Ach, denke nicht weiter darüber nach und gebe dich etwas erwachsener.“ „Ja, Bruder. Verzeih...“ nuschelte Mokuba und starrte auf den Boden. Am liebsten würde er sich einfach von seinem Bruder wegsetzen oder ihm endlich gehörig die Meinung sagen, aber er traute sich nicht. Dafür liebte er ihn einfach zu sehr. Vorsichtig linste er zu seinem Bruder hoch, dieser schien Gedankenverloren aus dem Fenster zu sehen. Worüber dachte er nach? So gern Mokuba es wüsste, er würde nicht fragen, aus Angst, dass sein geliebter Bruder wütend werden könnte. Diese Besprechung war wichtig. Das wusste er. Es war ihre Chance neue Verbündete zu finden, die ihre Produkte auch ins Ausland brachten, aber auch konnte er den Zweifel in ihm nicht ignorieren. Alles in seinem Leben drehte sich nur noch um die Firma. Selbst wenn Seto von der Schule wieder kam, setzte er sich gleich an seinen Laptop und arbeitete fleißig. So etwas wie wahre Freude kannte sein Bruder nicht. Er wusste nicht wie es schön sein konnte, einen Tag am Meer zu verbringen und mit nackten Füßen durch den warmen Sand zu stapfen. Seto entfernte sich immer mehr von der Realität, aber er war stur und würde das niemals einsehen. Aber Mokuba hatte Angst. Auch er selbst entfernte sich, seinem großen Bruder zuliebe, immer mehr von dieser Welt. Diese Sehnsucht nach Freiheit wurde immer unerträglicher und er war sich sicher, dass auch sein Bruder Momente hatte, in denen er sich nach einem anderen Leben verzerrte. Seit sie von Gozaburo aufgenommen wurden, hatte sich ihr Leben drastisch verändert. Wie grausam musste es für Seto gewesen sein, gestriegelt zu werden wie ein Pferd? Scheuklappen aufgesetzt zu bekommen? Oder hatte er etwa wirklich vergessen, was es bedeutete am Leben zu sein? Das Leben bestand nicht nur aus Arbeit. So sehr sein Bruder seine Arbeit auch liebte, so war sich Mokuba bewusst, dass dieses Leben für ihn ungesund war. Warum konnte es nicht wieder so sein wie früher? Als sie noch Kinder waren und lachend im Sandkasten spielten? Hatte Seto seinen Kindheitstraum wirklich vergessen? Kurz musste er an den kleinen Zettel denken, den Anzu ihm gegeben hatte. Er hatte ihn als Glücksbringer hierher mitgenommen und trug ihn in seiner linken Brusttasche, nahe an seinem Herzen, in der Hoffnung, dass sich etwas ändern würde. Mit viel Glück würden sie gemeinsam etwas ändern können. Er glaubte an das Band der Freundschaft zwischen ihnen. Gedanklich fasste er sich wieder. Jetzt war weder die Zeit noch der richtige Ort, um über so etwas nachzudenken. Es war beinahe eine Stunde vergangen. Ohne vorher Anstalten gemacht zu haben, stand Seto auf und warf den Pappbecher in den Müll, bewegte sich wieder zu dem Konferenzsaal. Noch einmal atmete Mokuba tief ein und folgte seinem Bruder. Im Saal nahm er direkt neben seinem Bruder platz und sah in die Runde. Es waren noch nicht alle wieder hier. Als Sakurai reinkam, wand dieser den Blick zu Seto und grinste verheißungsvoll, doch der Brünette reagierte nicht. Erst jetzt bemerkte Mokuba, den eisernen Willen seines Bruders, sich diesen Männern zu beweisen. Seto war schlagkräftig und seine Argumente schlugen immer ein wie eine Bombe. Und nun würde er ernst machen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis alle Teilnehmer sich wieder auf ihren Plätzen befanden und der alte Mann, der vorher die Pause eingeleitet hatte, erklärte, dass die Besprechung fortgesetzt werden würde. °○°○°○°○°○°○°○°○°○°○°○°○° Am Abend saßen die beiden Brüder ruhig in der Limousine. Als Isono ein Gespräch versuchte zu beginnen, hatte Seto genervt die Scheibe herunter gekurbelt und Mokuba warf ihrem Fahrer ein entschuldigenden Blick zu. Es war bereits dunkel und die Konferenz war für das erste beendet. Seto hatte sich, wie immer, durchgesetzt und als er sein eigentliches Projekt vorstellte, war jeder Feuer und Flamme für ihn. Sakurai hatte wütend mit den Zähnen geknirscht, wissend, dass seine Chance mit der Kaiba Corporation zusammen zu arbeiten, in unendliche Ferne gerückt war. Selbst Mokuba hatte nicht soviel über das geheime Projekt gewusst. Er hatte also ein neues Spiel entwickelt, das noch nicht vollständig beendet war und der Controller, den er vorher vorgestellt hatte, würde kompatibel mit diesem Spiel sein. Mokuba musste zugeben, dass er großen Respekt vor dem Einfallsreichtum seines Bruders hatte. Mit einem Schlag hatte er so viele Firmenleiter von sich überzeugt und sich somit die Unterstützung vieler geangelt. Das bewies seine fachliche Kompetenz. Er kannte sich auf seinem Gebiet mehr als nur gut aus und dieses Wissen zeigte er mit voller Stolz. Während seiner Aufführungen war Seto sehr ernst geblieben. Mokuba hatte die Freude, die er früher bei seiner Vorstellung von seinen Spielen ausgestrahlt hatte, vermisst. Ein bisschen hatte er sogar das Gefühl, dass Seto nicht mehr des Spaßes Willen sondern der Pflicht Willen arbeitete. Gerne würde er ihn fragen, ob ihm seine Arbeit noch Spaß machte, aber das traute er sich nicht. Aber diese Ruhe, die hier herrschte, ließ ihn den Verstand verlieren. Irgendetwas musste er sagen. „Du warst echt erfolgreich heute, Seto. Glückwunsch.“ „Für Gratulationen ist es noch zu früh, Mokuba.“ Wut schäumte in Mokuba auf. „Kannst du nicht wenigstens so tun, als würdest du dich freuen?!“ brüllte er auf einmal. „M-mokuba?!“ kam es erschrocken von dem Brünetten. „Kriegst du denn gar nichts mehr mit?“ seufzte der Jüngere und wand den Blick ab. „Ich weiß nicht was mit dir los ist, aber dein Verhalten ist merkwürdig, seit wir Mazaki getroffen haben.“ „Sie hat damit doch gar nichts zu tun!“ „Was ist es denn dann? Ich verstehe dein Problem nicht!“ „Wann hast du das letzte Mal aus tiefstem Herzen gelacht? Aus reiner Lebensfreude?“ „W- was redest du da für ein Gewirr? Du solltest langsam schlafen gehen. Du scheinst müde zu sein.“ „Hör auf vom Thema abzulenken! Ich mache mir Sorgen um dich, du... du... bist so anders geworden.“ schluchzte Mokuba und konnte die Tränen nicht mehr aufhalten. „Mokuba...“ flüstere Seto und war überfordert mit dieser Situation. Wie sollte er mit den Tränen seines Bruders umgehen? Irgendetwas in ihm hatte Klick gemacht, doch zu diesem Zeitpunkt konnte er nicht genau sagen, was es war. Es fühlte sich so an, als hätte sich ein Schloss in seinem Inneren geöffnet. Vielleicht, ja, vielleicht hatte er erkannt, dass er etwas ändern musste, wenn er sich nicht noch weiter von seinem Bruder entfernen wollte. Er hatte doch niemanden außer seinem lieben Bruder. Ohne ihn... wäre er völlig alleine... Überarbeitet am: 02.06.2011 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)