All I ever wanted von Yuugii (Jonouchi/Yuugi ♥ Seto/Anzu) ================================================================================ Kapitel 7: Zurück nach Domino City ---------------------------------- Die Rückfahrt war still, jeder war in seinen eigenen Gedanken vertieft. In Domino erwartete sie wieder ihr Alltagsleben. Auch wenn sie nun noch eine weitere freie Woche hatten, so war ihnen allen bewusst, dass sie langsam anfangen mussten, für ihre Abschlussprüfungen zu lernen. Anzu bemühte sich bereits die ganze Zeit über um gute Noten. Es war ihr Traum nach Amerika zu reisen und nichts auf der Welt, würde sie davon abhalten. All die Jahre hatte sie geschuftet, um das nötige Geld, welches sie in ihrem neuen Leben brauchen würde, zu verdienen. Obwohl die Schulordnungen es den Schülern strikt verbot, brach sie die strengen Regeln und tat, was sie tun musste. Seit sie sechs Jahre alt war, träumte sie den Traum von der allen geliebten Tänzerin, die sich rhythmisch und adrett zur Musik bewegte und den ganzen Saal mit Begeisterung füllte. Dieses Gefühl gab ihr den ultimativen Kick; jedes Mal, wenn sie auf der Bühne stand, spürte sie wie das Adrenalin in ihr in Wallung geriet. Angefangen hatte sie als Ballerina und diese Passion hatte sich bis heute nicht geändert. Sie stutzte und ihr Blick fiel auf ihr Bein, welches noch immer leicht schmerzte, wenn sie sich bewegte. Ihre Tanzgruppe hatte abgemacht, dass sie sich in der zweiten Woche der Ferien treffen und trainieren würden, da dieser Wettbewerb für jeden von ihnen äußerst wichtig war und zudem die Konkurrenz sehr stark war. Fehler konnten sie sich nicht leisten. Der Gedanke, dass einer auf einmal patzte und die ganze Aufführung dadurch in Mitleidenschaft genommen würde, war für sie alle unerträglich. Rebecca blickte zu Yuugi und sie überlegte, seit wann sie in diesen verliebt gewesen war. Ihr war nie in den Sinn gekommen, dass ihre Gefühle nur einseitig waren und umso mehr verletzte es sie, dass er sie so lange in Ungewissheit ließ. Gut, sie hatte sein Geheimnis gelüftet und hatte sich seitdem in Stillschweigen gehüllt, weil sie ihn sehr schätzte und auf keinen Fall verletzen wollte. Er war der Erste, der sie nicht nur als kleines Kind ansah und sie gleichberechtigt behandelte. Die meisten verstanden sie nicht, entweder mieden sie sie oder schleimten sich bei ihr ein. Und nicht jeder konnte mit ihrer aufgeweckten Art umgehen, einige glaubten, dass sie einfach nur eingebildet und arrogant war. Aber sie selbst empfand sich nicht als nervig, auch wenn viele ihr das öfter sagten. Nur wenige nahmen sie so an, wie sie war. Auch Yuugi und seine Freunde gehörten zu den Wenigen, die sie so akzeptierten, wie sie war, ohne dass sie sich schämen brauchte. Gut, ab und zu gab es Reibereien, aber dies kam relativ selten vor und wahre Freunde stritten sich auch schon mal. So etwas war völlig normal. Die Karte, die er ihr geschenkt hatte, war ein Zeichen ihrer tiefen Freundschaft geworden und bis heute hütete sie sein Geschenk, wie ihren Augapfel. Lächelnd schloss sie die Augen. Ja, Yuugi war ein guter Mensch und sie konnte sich glücklich schätzen, dass sie so freundliche Menschen kennen gelernt hatte. Natürlich sah sie ihn nicht so oft, wie sie es gerne hätte, da sie mit ihrem Großvater in Amerika lebte und das große Meer, das sie trennte, ein großes Hindernis darstellte. Allerdings war sie zufrieden, wenn sie sie wenigstens ab und zu sehen konnte. Dennoch musste sie zugeben, dass sie gehofft hatte, dass er im Laufe der Zeit Gefühle für sie entwickeln würde. Sich selbst mahnend, verwarf sie diesen Gedanken wieder und sah aus dem Fenster, beobachtete das bunte Treiben außerhalb, dass sich mit großer Geschwindigkeit von ihnen entfernte. Die Sache mit Kaiba und seinem kleinen Bruder, war ihnen allen im Gedächtnis geblieben. Honda und Otogi zeigten weder Verständnis und noch viel weniger interessierte sie die Sache. Beide hatten eine größere Distanz zu den Brüdern, als die anderen. Sie waren sich flüchtig begegnet, eher Leidensgenossen als Freunde. So hatte es zumindest Otogi immer aufgefasst und bis heute, hatte er nicht großartig mit dem Firmenleiter zu tun. Natürlich hätte es ihn interessiert, Geschäfte mit diesem zu machen, aber er, auch wenn er es ungern zugab, musste sagen, dass er bereits abgelehnt worden war. Vielleicht kam daher dieser Unmut gegenüber dem Brünetten? Eine Zusammenarbeit war geplant worden, doch Kaiba hatte diese immer wieder verschoben und ehe dieser Zeit gehabt hatte, hatte Otogi bereits einen anderen Partner gefunden. Gut, er konnte selbstverständlich auch verstehen, dass dieser als junger Firmenleiter, der soviel Kompetenz, Perfektionismus und Selbstvertrauen ausstrahlen musste, nur wenig Zeit hatte. Aber er hatte es bis heute als Frevel angesehen. Selbst Pegasus hatte mehr Interesse gezeigt. Und mit diesem würde er Ende des Jahres, sobald er seinen Abschluss endlich in der Tasche hatte, auch wieder zusammen arbeiten. Es war Nervenaufreibend und hart, wenn man eine gute Idee hatte, aber nur wenige sich dazu bereit erklärten, diese auch zu vermarkten. Eine eigenes Unternehmen hatte er bis dato nicht eröffnet. Viel eher machte es ihm Spaß, Ideen weiter zu reichen und auf diese Weise Geld zu verdienen. Otogi schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Fahren. „Was ist los, Leute? Warum so still?“ brach Ryou das Schweigen und sah sich leicht orientierungslos im Wohnwagen um. Erst jetzt wachten einige aus ihrem Tagträumen auf, blickten ihn an und schienen etwas zu erwarten. Honda gähnte, ehe er meinte, dass er müde sei und somit seinen Kopf wieder auf die Tischplatte fallen ließ. Lange Reisen machten nun einmal müde. Selbst die aufgewecktesten Jungspunde wurden ruhig, wenn sie mehrere Stunden, ohne Beschäftigung, in einem Wohnwagen wie diesen, eingesperrt waren und durch die Gegend fuhren. „Ach, wenn die anderen nicht wollen, lasst uns doch etwas spielen.“ erklärte Anzu, die dann aufstand und aus einem Schrank mehrere Spiele herausfischte und diese auf dem Tisch ausbreitete. Murrend bewegte sich Honda wo anders hin und gähnte erneut. Mit den Schultern zuckend und den Augen rollend, ließ das brünette Mädchen, ihren Kumpel gewähren. Schlafende Hunde sollte man nicht wecken, so hieß es. Begeistert setzte sich Ryou dazu und rieb sich aufgeregt die Hände. „Das fände ich lustig.“ sagte er mit einem süßen Lächeln, in der Hoffnung, auch die anderen zu überzeugen. Diese willigten ein, sogar Honda, der durch das Gelächter und das Bimmeln der Glocke, nicht mehr ein Auge zu bekam, setzte sich irgendwann dazu. Halli Galli war nie sein Lieblingsspiel gewesen, aber es war immer noch besser als gar nichts. Nachdem Jonouchi acht Mal in Folge verloren hatte, hatte er keine Lust mehr und setzte sich von der Gruppe weg. Mathematik war nicht sein Fach. Noch nie gewesen und würde es auch niemals sein. Leicht grummelnd, aufgrund dieser für ihn bedeutenden Niederlage, schielte er zu ihnen. Ryou, Anzu und Rebecca waren gut. Sogar besser als Yuugi, der normalerweise jedes Spiel mit Leichtigkeit gewann. Yuugi gewann immer. Er war wahrhaftig der König der Spiele und dafür brauchte er nicht einmal den Pharao. Auch ohne diesen hatte er genug Willenskraft, um andere Spieler allein mit seinen Fähigkeiten zu schlagen. Aber auch Yuugi hatte Schwächen. Schwächen, die er ungern zeigte und die er mit aller Macht versuchte zu verstecken. Stets trug er ein Lächeln auf den Lippen und sagte nie, wenn ihm etwas quälte. Selbst damals, als Jonouchi ihm das Alltagsleben zur Hölle machte, hatte er die Ruhe bewahrt und gelächelt. Hart schluckend dachte er zurück. Aus Wut hatte er ihm mitten ins Gesicht geschlagen, sein Auge war Blau und seine Nase blutete. Aber er schlug nicht zurück. Zu dem Zeitpunkt, waren sie noch keine Freunde. Er hatte es Yuugi zwar nie gesagt, obgleich er sich sicher war, dass dieser es wusste; aber anfänglich hatte er Yuugi gehasst. Mehr als jeden anderen. Sogar mehr als er heute Kaiba hasste. Woher kam also sein Sinneswandel? Dieses Lächeln hatte selbst ihn erreicht; ihn, den brutalen und heimatlosen Schläger, der seine Ängste hinter einer großen Klappe verbarg. „Warum?! Warum schlägst du nicht zurück!?“ brüllte Jonouchi und packte den deutlich Kleineren am Kragen, zog diesen zu sich hoch. Mit feurigem Blick sah er ihn direkt in die Augen, doch dieser blieb ruhig. Einzelne Tränen bildeten sich in seinen Augenwinkeln, aber er wehrte sich nicht. Mit großer Kraft, warf er Yuugi von sich, dieser schlug auf dem harten Boden auf. Ächzend blieb er liegen, ehe er sich aufrichtete und trotz Blut im Gesicht, den Blonden ansah. Jonouchi schlug erneut zu. Der Jüngere taumelte einige Schritte zurück, hielt sich seinen Bauch und drückte seine Hand mit aller Kraft, gegen die schmerzende Stelle. Der Blonde verstand das nicht. Wieso schlug er nicht zurück? Aus welchem Grund, ließ er sich so zurichten, ohne zu jammern oder gar etwas zu sagen? Ein normaler Mann würde zurückschlagen. „Was willst du erreichen? Wovor rennst du weg?“ keuchte Yuugi und aus Schmerz beugte er sich etwas nach vorne. Wie ein Blitz durchfuhr Jonouchi ein eigenartiges Gefühl, er ballte seine Hände zu Fäusten, doch er schlug nicht zurück. Mit aller Kraft hielt er die Tränen zurück, biss sich auf die Unterlippe. Langsam fing er an zu begreifen. Er verstand, warum Yuugi sich nicht wehrte. Warum er sich von ihm, hinter das Gebäude hatte führen lassen und nicht um Hilfe schrie. „Du dämlicher Idiot...!“ brachte Jonouchi noch heraus, dann drehte er sich um und verschwand in die andere Richtung. Er hasste Yuugi dafür und doch war da ein innigeres Gefühl, das die beiden verband. So recht beschreiben konnte er es nicht und auch fürchtete er sich davor, genauer darüber nachzudenken. Eine liebende Familie und ein heiteres Gemüt, zu lachen trotz größter Trauer und Angst, das waren Dinge, die er nie erreichen konnte. Vielleicht war es Neid. Ja, er war neidisch auf ihn und dafür hasste er nicht sich selbst, sondern Yuugi. Sein Vater war Alkoholiker und seine Mutter war eines Tages, wie aus dem Nichts, mit seiner Schwester gegangen. Völlig auf sich gestellt, blieb er zurück. So etwas wie eine liebende und warme Familie hatte es nie gegeben. Alles eine Einbildung. Eine Täuschung und er hatte mitgespielt, in diesem Spiel voller Lügen und Intrigen. Das war der Zeitpunkt, wo etwas in ihm zerbrach. Verzweifelt suchte er nach Aufmerksamkeit, doch egal was er tat, die Leute schienen ihn immer mehr zu meiden. Daraufhin traf er Hirutani, schloss sich seiner Gang an und machte noch mehr Unfug. Er hatte sich endlich einen Namen gemacht. Die Menschen respektierten ihn. Zumindest hatte er es geglaubt. Ihm war nicht bewusst, dass die Leute ihn nicht respektierten sondern ihn fürchteten. Zu spät hatte er es erkannt. Als er in der Mittelstufe Honda kennen lernte, hatte er sich Hirutani abgewandt und seine Gang verlassen. Dieser Dummkopf mit der Spitzfrisur, hatte ihm gezeigt, dass es ihm nichts brachte, wenn er in dieser Gruppe blieb. Stillschweigend hatte er es akzeptiert, hatte seine Strafe als Verräter angenommen und lebte seither ein gemütlicheres Leben. Aber das Gefühl von Verzweiflung, Einsamkeit, Hass und Zorn blieb. Bis heute. Yuugi hatte all das im Leben, was er sich wünschte. Eine Mutter, die ihn mit offenen Armen empfing und einen Großvater, der sich für ihn einsetzte. So etwas kannte er nicht. Das machte ihn wütend. Aus irgendeinem unerklärlichem Grund, wurde aus diesem Neid gegenüber dem Jüngeren Hass und jeder Anlass, mochte er auch noch so winzig und unbedeutend sein, war für ihn Grund genug, ihn noch mehr abzulehnen. Jedoch hatte er nicht damit gerechnet, dass dieser ihn mit Güte empfing und dass dieses Gefühl des Abscheus nur einseitig war. Yuugi hatte Recht. Er lief davon. Vor seinem Problemen und seinen Gefühlen, die ihn von innen zermalmten. Anders wusste er sich nicht zu helfen. Würde er nicht so handeln, würde er dem allen nicht standhalten und zerbrechen. Wie billiges Glas, das man achtlos zu Boden fallen ließ. Der Gedanke an seine jüngere Schwester und die Hoffnung, sie wieder zu sehen; sie, seine einzige Seelenverwandte, die ihn akzeptierte wie er war; war der Grund dafür, sich so vehement ans Leben zu klammern. Er wollte nicht aufgeben und auch war da dieser winzige Funke in ihm, der sich wünschte, dass ein anderes Leben auf ihn wartete. Dieses Lächeln, das Yuugi ihm schenkte, ließ diesen Wunsch noch weiter aufkeimen. Allerdings war er schwach und stur. Hart schluckend blieb er stehen, unterband das Gefühl sich umdrehen zu wollen und zurückzuschauen. Er hatte gelächelt. Immer hatte er Yuugi als Waschlappen angesehen, ohne Mut oder Selbstvertrauen, aber er hatte Unrecht. Eventuell war Yuugi viel mehr Mann als er selbst. Denn er hatte sein Lächeln nicht verloren. Obwohl er ihn schlug und ihm Schmerzen zubereitete, so wehrte er sich nicht und dachte noch immer an das Wohlbefinden seines Gegenübers. Hatte Yuugi etwa seine Schwäche erkannt? Eine einzelne Träne fand ihren Weg nach draußen, energisch wischte er diese weg und setzte seinen Weg fort. Er linste kurz zu der lachenden Gruppe. Yuugi verbarg seine Schwäche und außer ihm, sah niemand hinter die Fassade. Er fürchtete sich nach wie vor davor, dass seine Freunde ihn zurückließen. Dass er wieder alleine war. Der Blonde glaubte, dass diese Angst dadurch ausgelöst worden war, weil der Pharao ihn verlassen hatte. Sie hatten sich Jahrelang einen Körper geteilt, sie waren beinahe wie ein Herz und wie eine Seele. Und auch, dass viele ihn immer mit dem Pharao verglichen, setzte ihm stark zu. Sie waren verschieden. Die meisten stellten ihn und den Pharao auf eine Stufe, aber sie waren zwei Individuen. Der Pharao strotze nur so vor Stolz und Selbstbewusstsein, aber seinem früheren Partner fehlten diese Eigenschaften bis heute. Zwar verdeckte er seine Furcht nicht gut genug zu sein vor den anderen, aber Jonouchi hatte erkannt, dass Yuugi große Selbstzweifel in sich trug, jetzt, wo der Pharao nicht mehr da war. Aber er würde da sein. Die Ängste, die ihn vor Jahren plagten, hatte Yuugi mit einem Lächeln vertrieben und wenn er ihn brauchte, war er immer für ihn da. Und nun war es an der Zeit, dass er bewies, wie wichtig ihm diese Freundschaft zu Yuugi war. Also würde er alles tun, was nötig war, um Yuugi vor Übel zu schützen und ihn wieder auf den richtigen Weg zu bringen, wenn er diesen verlassen sollte. Seine Aufmerksamkeit wurde auf ein grell leuchtendes Schild außerhalb gelenkt. Nur noch wenige Kilometer, bis sie ankamen und diese Reise ihr Ende fand. Überarbeitet am: 02.06.2011 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)