Was lange währt von Tea_Kaiba (... wird damit noch lange nicht gut - Anzu x Seto) ================================================================================ Kapitel 3: Womit hab ich das verdient? -------------------------------------- Zwei Monate Prüfungsstress... erleichtert ließ sich Anzu auf eine Couch am Rand der Tanzfläche sinken. Das war nun zum Glück vorbei. Die nächsten paar Wochen konnte sie sich ganz nach Belieben aussuchen, wann sie tanzen wollte und wann nicht. So wie jetzt zum Beispiel. Sie brauchte eindeutig eine kurze Pause, beschloss sie, und machte sich auf an die Bar, um sich etwas zu Trinken zu holen. Als sie zurückkam, fand sie ihre Couch besetzt. „Würdest du...“ Etwas Platz machen, hatte sie sagen wollen, brach aber abrupt ab, als sich ihr das wohlbekannte Gesicht von Seto Kaiba zuwandte. „Was zum Henker machst DU denn hier?“ brach es fast entsetzt aus ihr heraus. Wie üblich bekam sie einen ironischen Blick zur Antwort. „Das ist die Begrüßung, die man sich nach fünf Monaten erhofft.“, entgnete er trocken, rutschte aber etwas zur Seite. Anzu liess sich neben ihn fallen. „Sehr witzig. Spiel mir nicht vor, dass du wahnsinnig unter dieser Trennung gelitten hättest. Also noch mal. Was führt dich hier her? Und wie bist du überhaupt reingekommen, ich dachte, die Party wäre nur für geladene Gäste.“ Seto schmunzelte. „Du hast doch nicht wirklich erwartet, dass es für mich ein Problem ist, auch noch kurzfristig auf die Liste zu kommen, oder? Und nachdem ich nunmal gerade geschäftlich in New York bin, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, meinen Abend rumzubringen.“ Anzu schlug verärgert die Beine übereinander und nahm einen Schluck von ihrer „Bloody Mary“. „Und dabei landest du unter 10.000 Parties ausgerechnet auf der, auf der ich gerade bin? Veräppeln kann ich mich selber.“ Seto seufzte genervt. „Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, du bewegst dich inzwschen schon in recht angesehenen Kreisen, also wäre diese Veranstaltung sowieso in meine engere Wahl gekommen. Und natürlich gehe ich lieber irgendwo hin, wo ich schon jemanden kenne.“ Sie verfluchte sich dafür, dass in ihr jetzt diese bescheuerte, sinnlose, völlig unbegründete Hoffnung aufkeimte. Immerhin hatte sie Seto nie ganz aufgegeben. Und es sah ihm überhaupt nicht ähnlich, auf Parties zu gehen, trotzdem saß er jetzt hier und unterhielt sich seelenruhig mit ihr. Kein halbwegs objektiver Beobachter hätte für solche Spekulationen irgendeine Veranlassung gesehen, aber Anzu hatte ihre Objektivität, wie sie feststellen musste, genauso zu Hause zurückgelassen wie ihr Herz. Das neuerdings wohl von jemandem unwissender Weise im Handgepäck um die halbe Welt transportiert wurde. „Sie mal an.“ Antwortete sie dennoch mit einer Ruhe, die sie selbst überraschte. „Dann schuldest du mir jetzt wenigstens einen Tanz.“ Der Blick, der sie traf, besagte eindeutig, dass sein Verursacher sich das „nur über meine Leiche“ nur verkniff, weil es nicht in seinen offiziellen Wortschatz passte. „Komm schon, stell dich nicht so an.“ Kurz entschlossen packte Anzu Setos Handgelenk und zerrte ihn auf die Tanzfläche, wo er ihr nicht mehr so leicht entkommen konnte – just in dem Moment, in dem der DJ ein neues Lied anspielte. Perfekt. When marimba rhythms start to play Dance with me, make me sway Like a lazy ocean hugs the shore Hold me close, sway me more Genüsslich passte sie sich den Rythmen an, die sie einhüllten. Das war etwas, das sie konnte, wobei sie sich sicher fühlte und das ihr Spass machte. Und obwohl sie die übliche, unpersönliche Tanzhaltung nicht verliess, brachte es sie doch näher an den Mann heran, von dem sie seit Monaten träumte, als sonst irgendetwas bisher. Like a flower bending in the breeze Bend with me, sway with ease When we dance you have a way with me Stay with me, sway with me Other dancers may be on the floor Dear, but my eyes will see only you Only you have the magic technique When we sway I go weak Noch dazu war er ein guter, wenn auch etwas ungeübter Tänzer, wie Anzu erfreut feststellte. Eindeutig hatte Seto irgendwann einmal viel Zeit und Energie darauf verwendet, diese Schritte zu lernen, auch, wenn er dafür vielleicht jetzt keine Nerven mehr hatte. Sie fühlte sich so lebendig wie schon lange nicht mehr. Ein breites Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, während sie der Musik folgte. I can hear the sounds of violins Long before it begins Make me thrill as only you know how Sway me smooth– „Das reicht.“ Unsanft wurde sie aus dem Takt und ihrem angenehmen Traum gleichermassen herausgerissen, weil sich Seto von ihr losgemacht hatte. „Einmal und nie wieder.“ Er drehte sich auf dem Absatz um, riss im Gehen seinen Mantel von der Sofalehne und marschierte nach draußen. Ungläubig starrte Anzu ihm nach, während sie sich gleichzeitig unangenehm bewusst war, dass die Augen sämtlicher Anwesender auf ihr ruhten. Offenbar war ihnen jetzt erst aufgegangen, dass sie sich auf der selben Party mit Seto Kaiba befanden – und dass er lange genug da gewesen war, um ihn in eine Situation zu bringen, in der er jemandem einen Korb geben konnte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Überrascht merkte er, dass der kalte Wind draussen sein Gesicht angenehm abkühlte. War es da drinnen wirklich so heiß gewesen? Seto liess sich verärgert auf den Fahrersitz seines Wagens sinken – auf den Chauffeur hatte er heute ausnahmsweise verzichtet – und startete den Motor. Was dachte sie sich eigentlich dabei, ihn einfach so herumzukommandieren? Nun, das war ja nichts Neues von Anzu. Manchmal fragte er sich, was er überhaupt mit einer Frau zu schaffen hatte, die immer wieder von sich glaubte, das zu dürfen. Aber diesmal war sie eindeutig zu weit gegangen. Er hatte nichts gegen das Tanzen, aber er machte sich auch nichts daraus, also hob er sich das für Gelegenheiten auf, bei denen es sich absolut nicht vermeiden liess. Offizielle Bälle. Vielleicht die eine oder andere Gala, die er nicht umgehen konnte. Das wars dann aber auch. Wenn er sich bei einer so zwanglosen Veranstaltung auf der Tanzfläche zeigte, wäre das für jeden, der irgendwelche Geschichten über ihn verbreiten wollte, ein gefundenes Fressen. Und das Letzte, was er wollte, war, auch noch eine Beziehung mit Anzu Mazaki angedichtet zu bekommen. Er mochte sie ja wirklich, auch wenn er selbst es niemals so ausgedrückt hätte, schon gar nicht laut – aber heute Abend war er hergekommen, um sich nach einem anstrengenden Tag mit einem Gespräch unter – leider liess sich den Ausdruck nicht vermeiden – Freunden zu entspannen. Nicht, um wieder darüber nachdenken zu müssen, wie weit sein Gegenüber wirklich auf Freundschaft aus war, und wo andere Wünsche anfingen. Von Frauen, die sich gern als sein Anhängsel präsentieren würden, hatte er mehr als genug, egal, aus welchen Gründen sie das taten. Dass Anzu es vielleicht ehrlich meinte, wollte er ihr sogar glauben, aber das machte die Sache keinesfalls besser. Im Gegenteil. Eine Frau, die nur an seinem Geld interessiert war, konnte er einfach ignorieren, aber wenn sie ihn wirklich aus irgendeinem uneinsehbaren Grund liebte, würde das nur Schwierigkeiten machen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Womit hatte sie das verdient? War sie wirklich so abstossend, dass er mitten im Tanz vor ihr flüchten musste? Anzu schluckte ihre Tränen herunter und zog die Zimmertür hinter sich zu. Alice war glücklicher Weise noch unterwegs – sie tat momentan ihr Bestes, um ihr „girl next door“-Image abzulegen –, sodass Anzu wenigstens allein war mit ihrem Kummer. Fragen hätte sie jetzt wirklich nicht gebrauchen können, und wenn sie noch so gut gemeint waren. In einem Anflug von Wut riss sie das Haarband herunter, das bisher ihren Pferdeschwanz gehalten hatte, und pfefferte es in die Ecke. Verdammt, sie hatte sich doch nicht ausgesucht, sich ausgerechnet in Seto zu verlieben. Wer würde das schon, wenn sie mal ehrlich war? Natürlich konnte sie jetzt tausdende von Gründen anführen, warum er es wert war, und seine Berühmtheit und sein Bankkonto ständen ganz bestimmt erst am unteren Ende der Liste, aber wenn sie die Wahl gehabt hätte, hätte sie ihm bestimmt nicht ihr Herz anvertraut. Kaum hatte sie sich auf ihrem Bett niedergelassen, brachen sich die Tränen auch schon wieder Bahn. Hatte sie nicht wirklich angestrengt genug versucht, ihn von ihrem Wert zu überzeugen? Immerhin war sie, soweit sie wusste, die Einzige außer Mokuba, der er sich ab und zu anvertraute. Sie hatte ihm deutlich genug zu verstehen gegeben, dass sie ihn sehr schätzte, ohne ihm dabei aber in den Hintern zu kriechen, wie das andere Leute so gerne taten. Gut, sie hatten sich gestritten, aber hatte sie wirklich so verdammt falsch gelegen, wenn sie gedacht hatte, dass er dabei auch irgendwie seinen Spaß gehabt hatte? Sie jedenfalls hatte es meistens genossen, ein Gegenüber zu haben, das ihr ebenbürtig war und genauso schlagfertig antwortete, anstatt sich in Beleidigungen zu retten. Und nicht zuletzt hatte sie doch ihre Liebe monatelang aufrecht erhalten, obwohl er ihr kein Zeichen der Zuneigung gegeben hatte, und obwohl die Möglichkeiten, sich mit einem anderen Mann einzulassen, zahlreich genug gewesen waren. Anzu war nicht so dumm, das als ihren Verdienst darzustellen. Selbst wenn sie gewollt hätte, wäre sie kaum im Stande gewesen, sich einfach neu zu verlieben. Aber war ihr Durchhaltevermögen denn nicht einmal genug, um ihr etwas Respekt einzutragen? Einen einzigen Tanz zu rechtfertigen? Sie hatte doch nichts von ihm verlangt, außer diesen paar Minuten. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Er hatte keine Ahnung, ob es eine gute Idee war, jetzt bei ihr zu klingeln. Immerhin war ihr letztes Treffen vor zwei Monaten nicht eben positiv verlaufen und die e-Mails hatten ungewohnt distanziert geklungen. Aber jetzt war er schonmal hier und konnte es genauso gut ausprobieren. Setos Hand zögerte trotzdem noch kurz vor der Klingel. Himmel, hatte er jetzt etwa schon Angst vor Anzu? Was konnte denn schon groß passieren, außer, dass sie immer noch sauer war und ihn rausschmeissen würde? Was natürlich unangenehm wäre, aber sie würde sich schon wieder beruhigen. Hoffte er zumindest, obwohl ihm selbst nicht so ganz klar war, warum ihm so viel daran lag. Aber sie war immer noch die einzige Frau in seiner Altersgruppe, mit der er ein vernünftiges Gespräch führen konnte, und das war die Anstrengung ja wohl wert. Entschlossen drückte er auf den Klingelknopf. Und wurde von einer verheulten Blondine empfangen, die ihn anstarrte, als hätte sie ein UFO vor sich. „Wer sind Sie?“ schluchzte sie und schaffte es dabei noch, ausgesprochen unhöflich zu klingen. War das etwa Anzus Mitbewohnerin? Sie schien ja nicht gerade ein Ausbund an Fröhlichkeit zu sein. „Guten Tag.“ Brachte er kühl hervor. „Ich möchte zu Anzu, ist sie da?“ Das Mädchen vor ihm schien kurz davor, wieder in Tränen auszubrechen. „Ja... natürlich," murmelte sie aber nur und rief dann über die Schulter: „Anzu! Du hast Besuch!“, bevor sie Seto kommentarlos stehen liess und nach drinnen verschwand. „Wer- Oh.“ Anzu brach ihre Frage mitten im Satz ab, als sie aus der Küche kam und sich Seto gegenüber fand. „Du schon wieder,“ begrüßte sie ihn, klang dabei aber weit weniger abweisend als offenbar beabsichtigt. Das gelang beim zweiten Versuch schon besser. „Was willst du hier?“ „Dich besuchen, wenn ich schon mal in der Gegend bin,“ antwortete er schlicht. „In der Gegend?“ Anzu warf stirnrunzelnd das schaumtriefende Geschirrtuch auf die Anrichte, das sie eben noch in der Hand gehalten hatte. „Wie oft bist du denn noch so „in der Gegend“? Ist ja auch nur einmal um die Welt.“ Großartig. Auf diese Diskussion hatte er nun wirklich absolut keine Lust. Konnte sie sich nicht einfach freuen, wenn sie Besuch bekam? War an diesem Mädchen überhaupt irgendetwas normal? Genervt drehte er sich wieder zur Tür. „Also, falls du Lust hast, dich mit mir zu unterhalten, warte ich unten im Wagen. Wenn du weiterhin nur spitzfindige Fragen stellen willst, dafür habe ich Angestellte, die haben den Vorteil, dass sie sich feuern lassen.“ Zu aufgetakelt... zu normal... zu bunt... zu langweilig... zu trist... zu edel... Selbst Anzus in New York neu aufgestockter Kleiderschrank konnte dem „Ich hab nichts anzuziehen“-Syndrom anscheinend nicht mehr standhalten, sobald Seto vor der Tür stand. Als würde ihn überhaupt interessieren, was sie trug. Aber immerhin konnte sie jetzt auch nicht in ihren normalen Alltagsklamotten auftauchen, wer wusste schon, wohin er sie mitnehmen wollte? Nun, bestimmt nicht zum Candlelight-Dinner, es sei denn, er hatte seine Meinung über sie seit dem letzten Mal gravierend geändert, und das hätte er wohl kundgetan. Schliesslich entschied sie sich für knallenge Jeans und ein smaragdgrünes Oberteil mit goldenem Muster und lief, kaum fertig angezogen, schnellstens nach unten in der Hoffnung, dass Seto nicht schon wieder weg war. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Er war sehr zufrieden mit seiner Wahl. In dieser Atmosphäre konnte sie unmöglich auf den Gedanken kommen, er hätte es irgendwie romantisch haben wollen. Die Bar, in der sie jetzt saßen, war futuristisch eingerichtet, silbergraue Möbel, fuchsiafarbige Bezüge und mosaikartige Beleuchtung aus tausenden von winzigen Deckenstrahlern. „Wie kommst du mit deinem Unterricht voran?“ fragte er harmlos, und was mehr heißen wollte, wirklich interessiert. Er selbst hielt zwar nicht viel vom Tanzen, aber es war offensichtlich ihre Leidenschaft und ein großes Talent von ihr. Anzu allerdings schien seine Frage falsch zu verstehen. „Sehr witzig,“ fauchte sie. „Ganz so schlimm war es dann auch nicht, ich bin dir wenigstens nicht auf die Zehen getreten.“ Wie bitte? Er brauchte eine ganze Weile, bis er begriff, worauf sie anspielte. Konnte sie das nicht einfach mal vergessen? Frauen waren ja so unglaublich nachtragend. Diese spezielle jedenfalls. Nicht, dass er sonst mit besonders vielen zu tun hätte. „Anzu, das ist zwei Monate her. Also tu nicht immer noch so, als hätte ich dir eine unaussprechliche Grausamkeit angetan!“ Ihr Gesichtsausdruck besagte eindeutig, dass er das in ihren Augen hatte. „Ach ja? Für dich sind zwei Monate vielleicht Zeit genug, um das vergeben und vergessen zu können, aber du bekommst es auch nicht jeden Tag unter die Nase gerieben. Meine Kollegen finden es ausgesprochen witzig, dass ich zwar laufend gute Noten im Einzeltanz bekomme, aber mich offensichtlich sonst so ungeschickt anstelle, dass mein Tanzpartner mitten im Song geschockt davonrennt!“ Anscheinend hatte sie noch immer nicht verstanden, worum es ihm ging. „Deine Kollegen haben offensichtlich nichts zu tun, wenn sie sich mit so einem Schwachsinn abgeben. Und es ging mir gar nicht um deinen Tanzstil, ich glaube nicht, dass ich es da besser hätte treffen können.“ Das war ihm jetzt herausgerutscht. Verdammt, musste er ihr auch noch Komplimente machen? Das hatte sie zu seinem Glück allerdings gar nicht bemerkt. Dafür schien sie jetzt kurz davor, in Tränen auszubrechen, ein Anblick, den Anzu sonst nur selten bot. Eines der Dinge, die er an ihr schätzte. Sie war nicht wehleidig. Meistens. „Warum bist du dann bitteschön einfach davon gerannt?“ fragte sie mit zitternder Stimme. „Ganz so abstoßend kann ich doch auch nicht sein, oder?“ Hatte er das etwa je behauptet? „Ich wollte nur nicht, dass du dir irgendwelche Hoffnungen machst! Du weisst genau, dass ich niemand bin, der sich jemals irgendwie binden wird, aber das willst du wohl nicht wahrhaben!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)