Boten der Götterdämmerung von abgemeldet (Der Drache) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4 Das Schiff des Wesirs erwartete uns am Kai. Im Hafen herrschte Hochbetrieb: ein Schiff war neben dem anderen vertäut. Da waren Galeeren mit eingezogenen Rudern, große Kreuzer der Halienischen Handelsallianz, deren Segel sich im Wind blähten, kleine Fischerboote, die sich durch die großen Schoner schlängelten, Ruderboote, die sich von Schiff zu Schiff oder zwischen Schiff und Land hin und her bewegten. Die Schiffe wurden gereinigt und repariert, alte Ladungen gelöscht und neue geladen. Kisten und Fässer und Ballen von Stoffen bewegten sich hin und her. Über fast jedem Schiff flatterte ein Banner, dass seine Herkunft kenntlich machte: das grüne Binsen- und Lotosmotiv der Khamter auf goldenem Grund, das komplizierte silberne Siegel auf blauem Grund der Inseln der Halienischen Handelsallianz, der eine oder andere Wolf/Bär/Drache der Nordmänner, der goldene Baum der Elfen auf grünem Grund und auch der goldene Sonnenmond Grothoas auf den scharlachroten Fahnen. Überall hörte man die Matrosen singen im Takt zu ihren Arbeiten. Sie grölten Seemannslieder in den verschiedensten Sprachen. Aus den Tavernen klang das Gelächter derer, die Landgang hatten, vermischt mit den lauten Preisungen und Streitereien der Händler. Darüber hing der intensive Geruch nach Fisch, Meerwasser und Müll. Die Leute, die am Hafen wohnten, scheuten sich nicht, ihren Müll in das Wasser des Hafens zu werfen, obwohl sie zweifelsohne wussten, dass es mit der nächsten Flut wieder zurückkommen würde. Der daraus resultierende Gestank schien niemanden zu stören. Mich störte es auch nicht. Wenn man einmal im Herbst in den eher sumpfigen Teilen des Druidenwaldes (oder in einem richtigen Sumpf) war, dann scheut man keinen Gestank mehr. Was mich störte, war vielmehr, dass die Menschen die Natur verschmutzten, weil sie sich nicht Die Mühe machen wollten, ihren Müll richtig zu beseitigen, geschweige denn weniger davon Zu produzieren. Selbst Orks sind den Menschen was das angeht voraus. Aber ich schreibe Hier nicht weiter davon. Ich will meine menschlichen Leser ja nicht langweilen… Unsere Gruppe (Levathi und Gwen waren nach Mox´ Kampf zu uns gestoßen) bewegte sich zielstrebig auf das wohl größte Schiff in der Umgebung zu. Es war das größte das ich je gesehen hatte und besaß ganze drei Masten mit gigantischen scharlachroten Segeln, die sich in der Brise wölbten. Am Bug war eine künstlerisch wundervoll gearbeitete Figur einer weiblichen Dschinni zu sehen, die mit einem Arm nach vorne wies, während sie mit dem anderen das Schiff zu ziehen schien. Ihr Haar und ihre Kleidung waren so gut gearbeitet, dass es aussah als würden sie sich mit dem Wind bewegen. Das dunkle Holz des Schiffes glänzte in der Mittagssonne. Der Anblick war wirklich beeindruckend. „Das ist die Wappen von Aglamond, der ganze Stolz unserer Flotte.“ Verkündete der Wesir. „Sie ist das schnellste- und das eleganteste- unserer Schiffe. Sie wird uns innerhalb von drei bis vier Wochen nach Aglamond bringen, wo uns der Prinz erwartet. Darf ich Euch bitten, an Bord zu kommen?“ Wir folgten ihm schweigend, denn wir alle waren viel zu sehr damit beschäftigt, das Schiff zu betrachten, als dass wir fähig gewesen wären, zu antworten. Denn die Ausgestaltung des decks war mindestens so prachtvoll wie die eines kleinen Palastes. Die Tür am Heckteil des Schiffes war wie alle Fenster aus buntem Glas gemacht und zeigte Szenen aus Oasen. Vorne Richtung Bug war ein großer Pavillon aus dunklem Holz und verschieden farbigen Stoffbahnen errichtet worden. Darunter standen niedrige, mit Intarsien aus Stein verzierte Tische, auf denen Wasserpfeifen und goldene Schalen mit kleinen Erfrischungen angeordnet waren. Darum verteilt waren weiche Teppiche und Berge von Kissen und Rollen. Ich begann mich zu fragen, wie es da erst unter Deck aussehen würde… Die Stimme meiner vierbeinigen Freundin holte mich wieder zurück. „Du Thalanee?“ „Was ist denn?“ fragte ich leicht abwesend. Der Wesir unterhielt sich gerade mit einem der Männer an Bord. Wie alle der Besatzung trug er eine weiß- rote Uniform, aber zusätzlich auch einen Krummsäbel. Wahrscheinlich der Kapitän des Schiffes… „Mir ist schlecht.“ Wie? „Was“ begann ich zu fragen, da fiel es mir wieder ein. Wie hatte ich das nur vergessen können? „Du bist wieder seekrank, nicht wahr?“ Gwen antwortete nicht, sie sah mich bloß an. Es sah wirklich furchtbar aus, wie sie sich an die Planken des Bodens presste, die Ohren angelegt und der Schwan hin und her peitschend (bei ihr ein Zeichen extremer Nervosität). Ich kniete mich neben sie und kraulte sie eine ganze Weile, bis ich sicher war, dass es ihr ein bißchen besser ging. „Komm, lege dich in den Pavillon. Dort ist es gemütlicher. Wenn das Schiff aus dem Hafen ist und erstmal richtig fährt, dann wirst du dich bald daran gewöhnen.“ tröstete ich sie. „Hoffentlich…“ klagte Gwen mit Grabesstimme, aber immerhin schleppte sie sich zum Pavillon. Bald war alles, was man von ihr sehen konnte, ihr Hinterteil, das aus einem Berg von Kissen herausragte. Hoffentlich würde keiner versuchen, sich auf sie zu setzen… In dem Moment rauschte ein großes Etwas taumelnd und schlurfend an mir vorbei (ich weiß, dass ist eigentlich ein Widerspruch, aber es ist die einzige Art diese Fortbewegungsweise treffend zu beschreiben). Es war Levathi. Noch bevor ich ihn ansprechen konnte war er schon im Pavillon verschwunden. Neugierig sah ich noch einmal hinein. Und sah ein zweites Mal hin. Kein Zweifel. Direkt neben dem Haufen, in dem Gwen sich vergraben hatte, war ein zweiter Kissenhaufen entstanden, aus dem links und rechts je ein Flügel raus schaute. Schnell rannte ich zum Mitteldeck. Es wäre gemein gewesen, direkt im Eingang stehen zu bleiben, während ich versuchte, mir das Lachen zu verkneifen. Der Anblick war einfach zu komisch gewesen. Trotzdem taten mir die beiden leid. Ich nahm mir vor, nachher meinen Kräutervorrat durchzusehen. Da war bestimmt etwas dabei, was den beiden helfen würde. Auf dem hinteren Oberdeck hatten sich inzwischen alle anderen Mitglieder unserer Reisegemeinschaft versammelt. Also gesellte ich mich zu ihnen. Der Wesir hatte gerade den Kapitän vorgestellt (tatsächlich der, den ich vorhin gesehen hatte) und war nun damit beschäftigt, über die Reiseroute zu sprechen: „… wird wie schon gesagt mindestens drei, eher vier Wochen dauern, bis wir in Aglamond ankommen. Wir hoffen, dass die Reise relativ ruhig verlaufen wird, aber das kann man vorher nicht mit Sicherheit sagen. Die größte Gefahr dürfte allerdings schlechtes Wetter darstellen.“ „Was ist mit Piraten?“ fragte Josidiah in einem merkwürdig erwartungsvollen Tonfall. Es hörte sich so an, als wäre sie beinahe darauf aus, auf Piraten zu treffen. Es war der Kapitän, der ihr antwortete: „Die Piraten werden sich von uns fernhalten. Und zwar aus Erfahrung. Der Ruf der Wappen von Aglamond unter den Piraten wird dafür Sorge tragen.“ „Schade.“ seufzte Josidiah bedauernd. „Kapitän?“ rief einer der Seemänner, „Das Gepäck ist vollständig verladen, Sir.“ „Gut. Beginnt mit dem Auslaufmanöver!“ Damit begann unsere Reise auf See. Während die Anderen unter dem Pavillon saßen, stand ich am Bug und ließ mir den Seewind ins Gesicht wehen. Langsam und bedächtig bahnte sich die Wappen von Aglamond ihren Weg aus dem Hafen vorbei an all den anderen, kleineren Schiffen. Bald hatten wir die Gewässer des Hafens hinter uns gelassen und waren auf dem Weg auf das offene Meer. Die salzige Gischt spritzte mir ins Gesicht. Den Horizont vor mir, den Wind im Gesicht genoss ich die Szenerie: Die Möwen flogen kreischend um uns herum und der Himmel erstrahlte in einem wunderbaren Blau, das sich im Meer zu spiegeln und mit dessen Farben zu vermischen schien: purpur und blau und grün. Es war fast als müsste ich nur die Arme ausbreiten, um zu fliegen. Dieses Gefühl war herrlich. Unten im Wasser konnte ich manchmal schnelle schlanke Schatten sehen, die auftauchten und wieder verschwanden. Plötzlich sprang einer von ihnen direkt neben mir aus den Wellen empor. Er war wunderschön. Ein schlanker silberner stromlinienförmiger Körper, eine spitze Schnauze, elegant gebogene Rücken- und Seitenflossen und Augen schwarz wie Onyx. Es war das mit Abstand schönste Wassertier, das ich je gesehen hatte. Ein Delphin. Ich dachte gar nicht darüber nach. Selbst wenn hätte ich es trotzdem getan. Also sprang ich. Noch im Fall verwandelte ich meine eigene Gestalt und passte sie der Gestalt derer an, die unser Schiff begleiteten. Bald war ich vom kühlen Wasser des Meeres umgeben- und von den Delphinen, die mich neugierig umschwärmten und mich mit ihren wunderbaren Gesängen willkommen hießen. Und ich antwortete ihnen gleichermaßen. Anfangs war ich noch etwas ungeschickt, aber bald schwamm ich genauso mühelos umher wie die anderen. Wir veranstalteten Wettschwimmen um das Schiff herum, sprangen davor, dahinter und daneben in die Lüfte und ritten auf den Wellen. Die Welt unter Wasser war atemberaubend schön, auf ihre eigene Art und Weise sogar noch schöner als die Welt hier oben. Die einzigen Geräusche waren die Musik der Meereswellen und der Gesang der Delphine. Das Licht der Sonne brach sich an der Oberfläche des Meeres und erstrahlte in der Unterwasserwelt in einzelnen Säulen aus Licht. Das Wasser um mich herum glühte je nach Licht in hellem Blau, dunklem Grün und Violett. Unter mir erstreckte sich ein tiefer Ozean aus Purpur, Mitternachtsblau und dunklem Grün. Und diese Welt war alles andere als leer. Sie wimmelte nur so von Leben. Da war das winzige Plankton überall, kleine Schwärme von silbrigen Fischen, die sich als Einheit bewegten und auseinander stoben, wann immer wir spielerisch durch sie hindurch schwammen. Tief am Boden wuchsen rote und weiße Korallen um die Wette mit den Algen und Seeanemonen. Und in diesem Meerwald bewegten sich Krabben und Muscheln und Tintenfische und Quallen in den verschiedensten Farben und Formen. Ich wusste nicht, wie lange ich mit den Delphinen getanzt hatte, aber irgendwann verabschiedete ich mich von meinen neu gewonnenen Freunden. Es war Zeit in die Welt da oben zurückzukehren. Doch ich schwor mir, irgendwann wieder zu kommen und das Meer richtig zu erkunden. Aber jetzt hatte ich eine andere Aufgabe. Also schwamm ich Anlauf für den gewaltigen Sprung, der nötig war, um mich auf das Schiff zu katapultieren. Mit Schwung durchbrach ich die Wasseroberfläche neben dem Schiff. Für einen Moment schwebte ich in der Luft, dann verwandelte ich mich blitzschnell zurück. Das Manöver wäre beinahe schief gelaufen, aber ich konnte mich gerade noch an der Reling festhalten und mich dann mit ein wenig Aufwand hochziehen und herüber schwingen auf das Deck. Zufrieden seufzte ich. Der Ausflug hatte gut getan und ich hatte viel von den Delphinen über das Meer gelernt. Da bemerkte ich etwas anderes. Ich war triefnass. Bis auf die Knochen. Das ist der einzige Nachteil beim Gestaltwandel. Wenn ich in meiner Tiergestalt nass werde und mich nicht ordentlich ausschüttele oder trocknen lasse, bleibt das Wasser, wenn ich mich zurückverwandele da wo es ist: an mir. Aber das störte mich nicht weiter. Erst da bemerkte ich, was mich wirklich störte. Jeder an Bord des Schiffes starrte mich unverhohlen an. Im Mittelpunkt zu stehen hasse ich, denn ich weiß nie wie ich mich verhalten soll. Also schaute ich mich etwas verlegen um. Jemand räusperte sich. Es war der Wesir. „Ich nehme an, Ihr würdet Euch gerne umziehen?“ fragte er belustigt mit Blick auf den Boden. Etwas betreten betrachtete ich die Pfütze, die sich dort bildete und nickte. „Eine gute Idee.“ murmelte ich zustimmend. „Dann erlaubt mir, Euch Eure Kabine zu zeigen.“ verkündete er und begleitete mich in das Innere des Schiffes. Die Gänge waren zwar eng, aber immer noch breiter, als auf anderen Schiffen. Unterwegs kamen wir an einem Gemeinschaftsraum vorbei, der ähnlich und mindestens so prächtig eingerichtet war wie der Pavillon, nur dass dort hinter den Glastüren der kostbaren Schränke Bücher gelagert waren. Hin und wieder hingen an der Wand kostbare Teppiche oder Malereien. Vor einer der Türen hielten wir an. „Das hier ist Euer Gemach für die Dauer der Reise. Ich hoffe, es gefällt Euch.“ sprach der Wesir und öffnete die Tür. Und ob mir der Raum gefiel. Die Dekoration war einfach, aber sie ließ keinen Zweifel an dem auserlesenen Geschmack den der Einrichter dieses Raumes hatte. Das Bett aus hellem Holz war breit genug für Gwen und mich und die Decken sahen wunderbar weich aus. Es gab ein kleines Schränkchen mit einem Spiegel und in einer anderen Ecke des Raumes war sogar ein kleines Waschbecken mit mehreren Handtüchern. Auf einem kleinen Tischchen neben dem Bett stand eine schwere Schale mit Obst. Natürlich war alles fest verschraubt, aber das konnte man nicht sehen. Kurz gesagt, der Raum war wunderschön. „Er ist wundervoll.“ versicherte ich ihn. „Das freut mich zu hören. Die Diener versicherten mir, dass Euer Gepäck sich bereits in dem Zimmer befindet.“ Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Ich hoffe, Ihr werdet uns beim Abendessen berichten, was es mit Eurem Sprung ins Meer auf sich hatte. Unser lieber Kapitän befürchtete, Ihr wäret über Bord gegangen, und wollte eine Rettungsaktion starten. Eure Gefährtin allerdings versicherte uns, alles sei in Ordnung.“ Ich errötete. „Entschuldigt die Umstände. Nun ja, … ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht. Für uns Druiden ist unsere Tiergestalt schon fast selbstverständlich…“ „Interessant. Werdet Ihr uns das nachher näher erläutern?“ fragte der Wesir interessiert. „Wenn Ihr es wünscht, gerne.“ „Dann werde ich Euch nun alleine lassen.“ Wir verneigten uns beide und während der Wesir an Deck zurückkehrte, zog ich mich zurück, um mich aus meiner nassen Kleidung zu schälen. Eine halbe Stunde später war ich trocken und wieder einigermaßen präsentabel und machte mich auf den Weg zum Pavillon. Ich war schon fast zur Tür draußen, da fiel mir etwas anderes ein. Schnell griff ich in meinem Reisesack nach einem bestimmten Beutel. Zwei meiner Reisegefährten würden diese Kräuter zu schätzen wissen. Beschwingt setzte ich meinen Weg zu Pavillon fort. Dort waren schon alle meine Reisegefährten versammelt. Auf einer Seite des Tisches saßen Mox und Levathi. Mox schien sich sehr wohl zu fühlen. Er saß im Schneidersitz und zog genüsslich an einer Wasserpfeife. Levathi war inzwischen aus seinem Berg von Kissen hervorgekommen, aber er sah nicht wirklich glücklich beziehungsweise gesund aus (glaubt mir, die grüne Gesichtsfarbe war ein ziemlich eindeutiger Hinweis). Gegenüber des Eingangs hatte sich der Wesir niedergelassen. Er war ebenfalls mit einer Wasserpfeife beschäftigt. Auf der rechten Seite des Tisches neben ihm saß Josidiah. Sie sah aus, als wäre sie geradewegs von einem Ball gekommen. Ihre Haare waren kunstvoll frisiert und mit kostbaren Steinen geschmückt. Ihr blaues Seidenkleid war exquisit gearbeitet und überließ nur wenig der Vorstellung…Neben ihr und dem letzten freien Platz lag Gwen. Sie sah genauso drein wie Levathi. „Da ist ja unsere Druidin!“ rief Josidiah aus, als sie mich sah. „Ein paar der Seemänner halten dich für eine Hexe.“ meinte Mox zur Begrüßung. Bei dieser Bemerkung konnte ich ein Stöhnen nicht unterdrücken. „Hexen und Druiden haben rein gar nichts miteinander zu tun.“ antwortete ich genervt. Mox ging nicht weiter darauf ein. „Warum bist du denn vorhin vom Schiff gesprungen?“ fragte Josidiah leicht spöttisch. „Ist dir was in das Wasser gefallen?“ Hochelfen… „Nein. Da war eine Delphinschule, die neben unserem Schiff her schwamm. Ich hatte nie zuvor Delphine gesehen, nur von ihnen gehört. Deshalb tat ich, was ich in dieser Situation immer tue: ich nahm ihre Gestalt an, um sie besser kennen zu lernen. Das habe ich mir irgendwann angewöhnt. Mir war gar nicht wirklich bewusst, wie das auf andere wirken würde.“ meinte ich entschuldigend mit Blick auf den Wesir. Der lächelte nur amüsiert. „Nun, die Mannschaft hat jedenfalls einen gewissen Respekt vor Euch, seit die Erzählung Eurer Verwandlung unter ihnen die Runde gemacht hat. Außerdem hatten mehrere von ihnen vorhin die Gelegenheit, es mit eigenen Augen zu sehen… Ah, da kommt das Abendessen.“ Mehrere Diener kamen mit Platten voll von verschiedenen Gerichten und platzierten diese auf dem Tisch: da gab es Schüsseln mit Fleisch (eine mit rohem Fleisch wurde direkt vor Gwen gestellt), gefüllten Datteln, Feigen, Fladenbrote, Käse, frische Früchte, kurz so ziemlich alles was das Herz- oder eher der Magen- begehrt. Nur Levathi wurde noch etwas grünlicher im Gesicht. Ich sprach einen der Diener an: „Könnte ich eine Kanne mit heißem Wasser haben?“ „Aber sicher.“ Antwortete der und lief los, um das gewünschte zu besorgen. Der Wesir sah mich etwas fragend an, aber ich war etwas zu beschäftigt damit, die Dosierung abzuschätzen, die ich brauchen würde. Die Kanne heißes Wasser kam bald. Ich bedankte mich und machte mich an die Arbeit: aus dem kleinen Kräutersäckchen nahm ich mehrere Prisen der Kräuter und verrührte sie langsam in dem kochend heißen Wasser. Das ließ ich dann einige Minuten ziehen. Josidiah sah mir neugierig zu, aber die anderen beachteten mein Handeln nicht weiter und widmeten sich dem Essen. Außer Levathi und Gwen. „Fertig!“ rief ich aus, nachdem es mir endlich gelungen war, den Tee richtig abzugießen. „Mit was?“ fragte Josidiah. „Mit dem Tee.“ „Ihr hättet der Dienerschaft Euren Wunsch nur mitteilen müssen. Es ist nicht nötig, dass Ihr Euch selbst bemüht.“ erklärte der Wesir. Ich schüttelte den Kopf. „Der ist für Gwen und Levathi. Diese Kräuter wirken beruhigend auf den Magen. Ich weiß zwar nicht, ob sie bei Seekrankheit auch wirken, aber ein Versuch kann nicht schaden.“ Einen vollen Kelch reichte ich Levathi, der etwas misstrauisch daran roch, und den Rest goss ich in eine Schale für Gwen, die ihn eher missmutig beäugte. * Schon wieder dieses seltsame Wasser? Du kennst wohl ein Gebräu für jede Gelegenheit* * Nun, ich kenne so ziemlich alle Pflanzen des Waldes und da sind eine ganze Menge sehr nützlicher Heilkräuter dabei. Das weißt du. Trink schon, dann geht es dir bestimmt besser.* „Wenn du meinst…“ sprach sie laut und begann, zögerlich ihren Tee zu schlürfen. „Was ist da drin?“ fragte Levathi. Das war das erste Mal, dass ich ihn hatte sprechen hören, seit wir das Schiff betreten hatten. „Verschiedene Kräuter aus unserem Wald.“ „Und du glaubst das hilft?“ Er klang ziemlich skeptisch. „Ich glaube nicht, dass deine Seekrankheit vollkommen verschwinden wird, aber du wirst dich bestimmt besser fühlen. Wie gesagt, schaden wird er dir nicht, aber er wird die Übelkeit lindern.“ Levathi überlegte kurz, zuckte mit den Schultern und trank seinen Tee. Den Rest des Abends verbrachten wir damit, uns zu unterhalten. Wir tauschten unterhaltsame Geschichten aus, die wir unterwegs aufgeschnappt hatten oder gaben unsere eigenen Erlebnisse zum Besten. Würde ich das alles hier wiedergeben, säße ich in zwei Jahren noch hier. Levathi und Gwen ging es bald ein wenig besser, sodass die beiden sich rege an der Unterhaltung beteiligten. Nach einer Weile saßen wir alle schweigend beisammen und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Über unser Band teilte ich mit Gwen, was ich im Meer gesehen und gelernt hatte. Und so ließen wir den ersten Abend an Bord ausklingen. Alles um uns herum wirkte friedlich und ruhig und es hatte den Anschein, als könnte nichts die Ruhe trüben. Aber ein solcher Schein ist nur allzu oft trügerisch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)