Boten der Götterdämmerung von abgemeldet (Der Drache) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 Ich hatte tatsächlich zugestimmt. Am morgigen Tag würden der Wesir und alle „Helden“, wie er uns bezeichnete, sich auf der Tribüne der Arena treffen und von dort aus gemeinsam zu dem Schiff gehen, mit dem wir reisen würden. Die Sonne wärmte mir das Gesicht, als ich gemeinsam mit Gwen auf dem Platz vor dem Theater stand. Irgendwie musste ich mir also bis morgen die Zeit vertreiben. Was sollte ich bloß anfangen? Gwens Stimme riss mich aus meinen Tagträumereien. „Da vorne sind Mox von Ammarindar und Levathi.“ Tatsächlich gingen die beiden gerade in die andere Richtung fort. Aber sie waren nicht allein. Begleitet wurden sie von einem Tross von Elfenkriegern, in deren Mitte eine Sänfte schwebte. Es waren dieselben Elfen, die eine der Tribünen bewacht hatten. Einer spontanen Eingebung folgend, beschloss ich, ihnen zu folgen. Vielleicht würde ich so die Gelegenheit bekommen, mich mit ihnen bekannt zu machen. „Komm, lass uns ihnen folgen.“ schlug ich Gwen vor. „Warum?“ fragte sie skeptisch. „Wolltest du nicht nach einer Unterkunft suchen?“ „Das können wir auch später noch, aber ich würde die beiden gern kennenlernen. Wenn wir wissen, in welchem Gasthaus sie übernachten, dann können wir uns ja auch dort einquartieren.“ „Gib doch einfach zu, dass du nur neugierig bist.“ spottete Gwen gutmütig. Leicht betreten gab ich es zu. Gwen schüttelte resigniert den Kopf. „Dann gehen wir, du gibst ja doch keine Ruhe.“ „Ja, Mama.“ neckte ich lachend und lief mit ihr hinter dem Zug her. Wir achteten darauf, nicht gesehen zu werden. Unser Weg führte uns durch die ganze Stadt in eines der etwas abseits gelegenen Viertel. Bald erkannte ich es als den Stadtteil, in dem die Botschaften verschiedener Staaten untergebracht waren. Jede von ihnen bestand aus einem verhältnismäßig prächtigen Gebäude in einem großen mehr oder minder bepflanzten Garten hinter dicken Mauern. An den Toren standen Wachen, die nichts unbeobachtet ließen. Bestimmt gab es in manchen auch Fallen. Der Zug, dem wir folgten verschwand bald in einem dieser Komplexe. Dieser war einer der schönsten und größten. Auf den Garten war besondere Sorgfalt verwendet worden. Kaum hatten alle das Grundstück betreten, schloss sich das schmiedeeiserne Tor hinter ihnen und zwei der Elfenwachen postierten sich davor. Da gab es kein reinkommen. Es war die Botschaft der Elfen, daran konnte kein Zweifel mehr bestehen. Jeder, der des Elfischen mächtig war, konnte den Schriftzug über dem Tor lesen: „Botschaft der Hochelfen von Meredrinad- in- den- Wassern“. An meiner Unterlippe nagend besah ich mir das Tor und machte kehrt. Aber aufgeben würde ich nicht. Ziellos schlenderte ich mit Gwen für eine ungewisse Zeit um das Anwesen herum. Ich erwartete nicht, irgendeine Entdeckung zu machen, doch irgendetwas musste ich mit meiner Zeit anfangen, und gehen wollte ich noch nicht, also lief ich die weiße Mauer ab, die das Anwesen umgab. Abgesehen von dem großen Eingangstor vorne, gab es noch einen Lieferanteneingang hinten. Allerdings war das ein schweres Tor aus dunklem Holz, ich konnte also nicht einmal hineinsehen. Fast hatte ich meinen Rundgang an der dritten Seite beendet, da wurde mein Blick zu einer Bewegung auf der Mauer gelenkt. Da war etwas hinter dem Baum der sich auf dieser Seite der Mauer erhob. Vorsichtig näherte ich mich und sah nach oben. Wie eine Katze lag oben auf der Krone der Mauer Levathi. Es war sein hin und her zuckender Schweif, der meinen Blick auf sich gelenkt hatte. Er selbst beobachtete etwas, das sich hinter der Mauer abspielte und hatte mich augenscheinlich nicht bemerkt. Einem Impuls folgend kletterte ich am Baum hoch und sprang auf die Mauer, wo ich mich neben Levathi setzte. Gwen folgte meinem Beispiel und ließ sich neben mir nieder. Levathi sah mich nur an. Er war nicht einmal zusammengezuckt. Seiner Miene war nicht zu entnehmen, was er dachte. Besser gleich mit der Tür ins Haus fallen. „Guten Tag!“ grüßte ich freundlich. „Mein Name ist Thalanee Holimion. Ich wurde wie Ihr angeheuert, um gegen den Drachen zu kämpfen.“ Zwar verzog Levathi keine Miene, aber er antwortete mir. „Ich bin erfreut, Euch kennenzulernen. Meinen Namen kennt Ihr bereits.“ Das war eindeutig eine Feststellung, keine Frage, also nickte ich nur kurz. Auch wenn er die Art unserer Begegnung seltsam fand, so ließ er sich doch nichts anmerken, sondern richtete seinen Blick wieder in Richtung des Gartens. Er war auf seine Art prächtig: die Mauern waren verdeckt von hohen Büschen und Kletterpflanzen, die sich an ihnen hochreckten. Prächtige Blumen blühten überall auf der Wiese, aber vor allem in Beeten um einzelne Bäume im Garten. Rosenbäume und Wildblumen, Gänseblümchen und Stiefmütterchen, sie alle waren harmonisch angeordnet. Und das war genau das Problem: bei all der Harmonie der Farben und Formen, die in diesem Garten herrschte, wirkte er doch nicht natürlich. Er war ein Kunstwerk. Ein schönes zwar, doch nur ein Kunstwerk. So hübsch er auch anzusehen war, er konnte sich nicht mit dem messen, was die Natur hätte schaffen können. Kein Garten, und sei er noch so schön gemacht, konnte schöner und prachtvoller sein als die Lichtungen des Waldes oder die Wiesen der Berge. Am anderen Ende dieser Spielzeuglandschaft, die die Hochelfen sich geschaffen hatten, konnte ich eine Gruppe von Leuten sehen. Sie waren über 600 Meter weg, aber Mox von Ammarindar war über die Entfernung hinweg noch zu erkennen. Es schien als hantierte er mit seinem Bogen. Wollte er schießen? Ich sah nach unten. Und wirklich, da stand etwa zwei Meter vor der Mauer, auf der Levathi, Gwen und ich saßen, eine Zielscheibe. „Das ist eine gewaltige Entfernung für einen Bogenschützen.“ murmelte ich halblaut. „Mox ist sich sicher, dass ihm dieser Schuss gelingt. Er bezeichnete diesen Schuss als Standard.“ erklärte Levathi. Gespannt beobachtete ich von fern, wie Mox anlegte und zielte. Ich kannte die Waldscharfschützen des Druidenreiches und wusste daher, dass so ein Schuss im Prinzip möglich war. Im Roten Salon hatte ich beobachten können, wie Mox auf geringen Abstand schoss. Auf einmal war ich mir sicher, dass er es tatsächlich schaffen würde. Wenige Sekunden später flog der große Pfeile, den der Mintaurus abgeschossen hatte, genau auf die Scheibe zu. Von unserem Standpunkt aus beobachteten wir, wie der Pfeil die Zielscheibe durchschlug als wäre sie aus Papier und die Mauer direkt unter uns traf. Er bohrte sich ins Gestein und blieb dort zitternd stecken. Neugierig hopste ich von der Mauer, um die Vorderseite der Scheibe zu betrachten. Schon bevor ich sie umrundet hatte, konnte ich sehen, dass der Schuss perfekt gewesen war. „Er hat die Zielscheibe genau in der Mitte durchbohrt!“ rief ich Levathi zu. „Hey Mox!“ rief Levathi seinerseits. „Ein gelungener Schuss!“ Der Minotaurus winkte nur mit seinem Bogen, während er mit der gesamten Gruppe näher kam. Abgesehen von Mox bestand die Gruppe aus dem Elfenmädchen, das ich im Roten Salon gesehen hatte, einer reich gekleideten Elfe, wahrscheinlich die Botschafterin, und einer Eskorte von Leibwächtern, die mich misstrauisch musterten. Das wunderte mich nicht, denn für sie war ich ein Eindringling mit Waffe und Raubkatze (Gwen stand inzwischen neben mir und beobachtete alles aufmerksam; wie immer tat sie, als sei sie eine „normale“ Raubkatze). „Eine neue Freundin?“ brummte Mox Levathi zu. „Kampfgefährtin.“ antwortete Levathi trocken. Mox sah mich fragend an. „Der Wesir von Crotoa erzählte mir, dass Ihr gegen den Drachen kämpft. Ich gehöre auch zu dieser Gruppe. Gwenyfwheyr ebenfalls.“ erklärte ich. „Ich sah dich in der Arena kämpfen. Es war durchaus eindrucksvoll.“ Die melodische Stimme gehörte der jungen Elfe. Sie sah mich verschmitzt an. Etwas an ihrem Gebaren ließ vermuten, dass sie unter den Hochelfen, zu denen sie zweifelsfrei gehörte, von höherem Stand war. Der Unterton in ihrer Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass sie gewohnt war, dass ihre Befehle befolgt wurden. „Danke für das Kompliment.“ murmelte ich. Es war Zeit, zu gehen. Unter Elfen fühlte ich mich nicht so wohl, wie unter anderen Rassen. Jedes Mal kam ich mir im Vergleich zu ihnen vor wie ein ungeschickter Tollpatsch. Eigentlich hatte ich zwar vorgehabt, mit Mox und Levathi zu sprechen, aber das konnte ich später immer noch. „Ich glaube, es ist an der Zeit für mich, zu gehen. Verzeiht, dass ich einfach so eingedrungen bin.“ Ich hatte mich schon halb umgedreht, um zu gehen, da wurde ich von der Stimme der Elfe aufgehalten. „Warte. Bleibe doch noch bei uns. Ich habe Mox von Ammarindar und Levathi eingeladen, mit uns zu speisen. Es wäre mir eine Freude, wenn auch du bleiben würdest. Schließlich gehört ihr ab jetzt auf gewisse Weise zusammen.“ Das hatte mir gerade noch gefehlt. Zu einer solchen Einladung konnte man nicht Nein sagen, ohne schrecklich unhöflich zu wirken. Sie wusste das genauso gut wie ich. „Wenn Ihr darauf besteht...“ „Das tue ich.“ meinte sie lächelnd. Sie winkte einer der Wachen. „Arrangiert alles.“ Bevor sie zu Ende gesprochen hatte, war der Wächter schon schnellen Schrittes in Richtung Gebäude verschwunden, während wir langsamer folgten. „Da das erledigt ist, darf ich deinen Namen erfahren?“ „Thalanee Holimion.“ Es war Mox, der gesprochen hatte. „Wir haben uns vor dem Roten Salon getroffen. Du hast gut gekämpft.“ „Danke.“ antwortete ich leicht verlegen „Aber eigentlich kam ich gar nicht dazu, zu kämpfen. Ich habe nur meine Magie eingesetzt.“ „Ehre, wem Ehre gebührt.“ antwortete Mox nur. Inzwischen waren wir vor dem Haus angekommen. „Haus“ war eigentlich nicht das passende Wort. Das Botschaftsgebäude war schon fast ein Palast. Die weißen Marmorplatten, mit denen es verkleidet war, leuchteten in der Sonne. Ranken und Blätter wandten sich an der Fassade empor und um die Säulen herum, die die halbmondförmigen Balkons des oberen Stockwerks stützten. Vorhänge in blassen Pastelltönen waren in den bogenförmigen Fenstern zu sehen. Jeder König wäre stolz gewesen auf die komplizierten Bodenmosaike und die kostbaren Wandteppiche. Die Elfen führten uns in einen großen luftigen Saal mit hohen Fenstern. In der Mitte des Raumes stand ein niedriger, zerbrechlich wirkender Tisch aus hellem Holz. Darum verteilt lagen Kissen in verschiedenen Größen und Formen. Hier hätten gut und gerne hundert Leute Platz gehabt. „Bitte setzt Euch.“ forderte die Botschafterin uns auf. Etwas nervös setzte ich mich neben Mox. Uns gegenüber ließen sich die beiden Elfen und Levathi nieder. Kaum saßen wir alle an unseren Plätzen begannen mehrere Diener silberne Platten herein zu tragen. Was sich darauf befand, fiel eher in die Kategorie Kunstwerk, als in die Sparte Nahrung. Auf einer Platte zum Beispiel waren verschiedene Obstsorten, der Farbe nach zu einem Regenbogen geordnet, zu einem komplizierten turmartigen Gebilde aufgetürmt: Waldbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Bananen, Orangen, Ananasstücke, Sternfrüchte und Trauben und zahllose andere. Es gab Salate und kleine Platten mit Geflügel, gefüllte Datteln und gebackene Bananen mit Honig, mit anderen Worten so ziemlich alles, was der Garten hergab. *Das nennen die Essen? * Gwens Stimme klang verwundert. * Wie wird man von so was satt? * *Ich kann verstehen, dass es dir nicht so gefällt. Von meiner Warte allerdings sieht es wundervoll aus.* *Genau da liegt das Problem. * *Sieht so aus, als teilten Mox und Levathi deine Ansicht. * kicherte ich in Gedanken. In der Tat sahen Mox und Levathi die Platten mit eindeutigen Blicken an. Das hatte auch die Botschafterin bemerkt. „Ich weiß, diese Speisen sind nicht nach Eurem Geschmack. Sagt nur, was Ihr Euch wünscht und man wird es bringen lassen.“ verkündete sie. „Ich hätte mein Fleisch gerne roh, wenn es geht.“ eröffnete Levathi. „Habt Ihr auch Ale?“ fragte Mox. Die Botschafterin zögerte kurz. „Ich glaube, wir haben noch ein großes Fass Zwergenale, wenn Euch das genehm ist.“ „Perfekt.“ Mox klang sehr zufrieden. Aber das er so etwas zum Essen trank... Zwergenale war ein unglaublich starkes Gebräu. Ich selbst hatte es noch nicht probiert, aber auf meinen Reisen hatte ich schon genug Leute gesehen, die nach einem halben Humpen umgekippt waren. Und viele davon hatten damit angegeben, viel zu vertragen. Man sollte das Zeug wirklich nicht unterschätzen. Gwen stellte neben mir erwartungsvoll die Ohren auf. Ich wusste schon, was sie wollte. „Dürfte ich Euch um eine Portion Fleisch für meine Tiergefährtin bitten?“ fragte ich daher. „Sicherlich.“ Abwesend wedelte sie mit der Hand einem der Diener zu, der sich alles gemerkt hatte und jetzt loslief, um alles zu organisieren. Eine Weile schwiegen alle, bevor die andere Elfe das Gespräch wieder aufnahm. „Wie dumm von mir, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.“ kicherte sie. „Das muss ich sofort nachholen. Ich bin Josidiah Irithyl von Netharil- in- den- Lüften.“ Das konnte doch wohl kaum wahr sein. Netharil war eine legendäre schwebende Festung der Hochelfen, von der es hieß, dass sie im vergangenen Kataklysmus als Zufluchtsort diente. Die Hochelfen hatten sich zu einem gewissen Teil dorthin zurückgezogen. Es hieß auch, die Herrscher der Insel entstammten der Familie Irithyl... So viel hatte ich von den Hochelfen von Larynn Tu´Rian gelernt. „Es ist mir eine Ehre, Euch kennen zu lernen... Prinzessin.“ antwortete ich. „Ich sehe, Du kennst dich aus.“ „Ich tue mein bestes.“ Ihre Neugierde schien geweckt zu sein, jedenfalls konzentrierte sie ihre Fragen auf mich. Was mir eigentlich alles andere als recht war. „Wieso reist du als Druidin umher? Ich dachte, Druiden halten sich vornehmlich in Wäldern auf.“ Ich musste einen Seufzer unterdrücken. Immer und überall werden wir Druiden nur mit den Wäldern in Verbindung gebracht, dabei sind die nur ein kleiner Teil der Natur, die wir zu verstehen versuchen. „Unser Reich befindet sich in einem Wald, ja. Aber die Natur besteht aus sehr viel mehr als nur Wäldern. Druiden reisen überall umher, um die Natur kennen zu lernen. Darum habe ich auch das Angebot Crotoas angenommen.“ versuchte ich zu erklären. An ihrer Antwort würde ich sehen, wie sehr sie mit dem Kopf in den Wolken steckte. „Um eine Wüste zu sehen? Aber das ist doch ein vollkommen lebloser Ort! Was soll dort schon sein?“ meinte sie leichthin. Sie verstand wirklich nicht viel von der Natur. „Wenn man nur die Augen offen hält, dann erkennt man, dass auch ein trostlos scheinender Ort wie die Wüste voller Leben steckt.“ Ich konnte den belehrenden Tonfall nicht wirklich unterdrücken, den meine Stimme bei solchen Gelegenheiten annahm. Josidiah bemerkte ihn ebenfalls, denn sie drehte sich, ohne zu antworten, weg von mir und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf Mox. Das war mir nur recht. Das Gespräch stockte, während die Diener die bestellten Gerichte brachten. Levathi und Gwen bekamen jeweils eine große Platte Fleisch, der Ale für Mox kam in einer großen Karaffe. Gwen machte sich ohne zu zögern über ihre Portion her. *Kannst du ihnen an meiner Stelle danken? Das schmeckt großartig! * *Warum machst du das nicht selbst? * Meine liebe Freundin sah nicht einmal auf. *Bin beschäftigt. * *Das sehe ich. * Ich schüttelte den Kopf. Sie war wirklich einmalig. „Meine Gefährtin bittet mich, Euch in ihrem Namen zu danken.“ Es war die Botschafterin, die antwortete. „Es ist uns eine Freude.“ Josidiah wollte sich offensichtlich nicht mehr mit mir unterhalten. Sie verwickelte Mox in ein Gespräch ähnlich dem, was sie mit mir geführt hatte. „Ihr kommt von der Hügelallianz, nicht wahr?“ Genauso offensichtlich war ich die Einzige, die sie nicht mit der Höflichkeitsanrede ansprach... „Das ist wahr.“ „Und warum reist Ihr umher?“ „Um mein Volk in der Welt zu vertreten und ehrenhafte Taten zu tun.“ „Warum?“ Was war das für eine Frage? „Jedes Volk braucht Helden.“ In etwa dieser Weise setzte sich das Gespräch fort: Josidiah stellte eine Frage, die förmlich zu langen Antworten und Geschichten einlud, erntete aber nur kurze Kommentare. Wie man sehen konnte, war Mox kein wirklich gesprächiger Zeitgenosse. Nach einer Weile gab sie auf und wandte sich an Levathi, der gerade mit dem Essen fertig geworden war. Die Botschafterin und ich zogen es vor, zu schweigen. „Und Ihr?“ fragte sie freundlich. „Mich zieht eher die Belohnung.“ beschied Levathi sie wahrheitsgetreu. „Gegen einen Drachen zu kämpfen hört sich aber auch aufregend an. Das würde ich zu gerne auch tun...“ schwärmte sie. Irrte ich mich oder zuckte die Botschafterin gerade erschrocken zusammen? Und die Leibwächter begannen, nervöse Blicke auszutauschen. Das war kein gutes Zeichen. Aber sie würde ja auch nicht wirklich mitkommen... „Und ich denke, das werde ich.“ verkündete die Prinzessin. Wie bitte? Die Botschafterin rutschte unruhig auf ihrem Kissen hin und her. Sie schien sich gar nicht wohl zu fühlen in ihrer Haut. „Aber Prinzessin...“ „Arrangiert das.“ war der einzige Kommentar, den sie damit von Josidiah erntete. Sie seufzte, stand auf, verneigte sich und ging. Widerspruch hatte wohl keinen Sinn. Zumindest nicht aus dieser Richtung. „Wie genau stellt Ihr Euch das vor, Prinzessin?“ fragte ich betont höflich. „Diese Angelegenheit ist gefährlich. Wenn wir gegen den Drachen kämpfen, haben wir keine Zeit, nebenher jemanden zu beschützen.“ Levathi nahm den Faden auf. „Die Druidin hat recht. Wir werden genug damit zu tun haben, uns selbst zu schützen. Es wird wohl kaum ein Ort für eine zerbrechliche Prinzessin sein.“ Gwen und Mox beobachteten das Geschehen aufmerksam, aber keiner von beiden meldete sich zu Wort. Die Leibwächter sahen resigniert drein. Sie hatten sich offenbar damit abgefunden. Aber das letzte Wort war noch lange nicht gesprochen. Josidiah schien das anders zu sehen. „Ach,“ winkte sie ab, „ich brauche niemanden, der mich beschützt, macht euch darum keine Sorgen!“ An dem süffisanten Grinsen in ihrem Gesicht konnte ich sehen, das sie es ernst meinte. Hinter ihrem zerbrechlichen Äußeren schien sie etwas anderes zu verstecken. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, nicht nur eine Prinzessin vor mir zu haben. Mox dachte wohl dasselbe. „Du bist auch eine Kriegerin.“ brummte er. „Ja, das bin ich.“ „Das reicht nicht.“ erklärte Levathi. „Ich habe schon viele getroffen, die behaupteten, Krieger zu sein. Letzten Endes waren sie aber nichts mehr, als Angeber, die sich selbst überschätzt haben. Wenn du mitkommen willst, wirst du dich beweisen müssen, so wie es jeder von uns hier in der Arena getan hat.“ Verdutzt sah Josidiah den Wemic an. Mit Skepsis hatte sie wohl gerechnet, aber nicht mit einer solchen Aufforderung. Dennoch hatte sie sich schnell wieder gefasst und funkelte uns alle an. „Keine Sorge. Ich werde euch beweisen, was ich kann. Du!“ reif sie einer der Wachen zu. „Die Magier sollen sich etwas ausreichend schweres ausdenken!“ Der angesprochene Wächter lief ohne Zögern aus dem Raum. Ohne sich weiter umzusehen, zog die Elfenprinzessin ein großes schwarzes Seidentuch aus ihrem Gewand und breitete es neben dem Tisch auf dem Boden aus. Sobald es ausgebreitet dalag, konnte man erkennen, dass es kreisförmig und alles andere als ein gewöhnliches Tuch war. Es war ein tragbares Loch. Ein Wort zur Erklärung. Ein tragbares Loch ist ein sehr kostbarer magischer Gegenstand. Zusammengefaltet sieht es aus wie ein schwarzes Tuch aus Seide. Breitet man das runde Stück Stoff allerdings auf dem Boden aus, wird daraus ein Loch. Egal wo man dieses Tuch ausbreitet, auf festem Boden oder einer dünnen Holzschicht, solange die Fläche nur einigermaßen eben ist, hat man ein außerdimensionales Loch, von mehreren Metern Durch- messer, in dem man alles mögliche verstauen kann. Praktisch nicht wahr? Sie sprang rein und nach wenigen Sekunden kam sie mit einem riesigen Schwert in den Händen wieder aus dem Loch heraus. Mit wenigen Handbewegungen ließ sie das Loch wieder in ihrem Gewand verschwinden und schnallte sich das Schwert auf den Rücken. Viel war davon nicht zu sehen, denn es steckte noch in der Scheide, aber was ich sehen konnte, war, dass das Schwert fast größer war als seine Trägerin. Das konnte interessant werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)