Todesengel von Alaiya (Eine Geschichte in acht Gedichten) ================================================================================ Kapitel 1: Die Flucht --------------------- Die Flucht Schreiend, laufend, weit hinfort Sie hat Angst, will weg Sie fürchtet ihren Heimatort Schnell rennt sie in den Wald Als schützten sie die Bäume Und die Nacht, sie kommt sehr bald Süßer Geruch des Sommerabends Doch das Herz voll Eis An dem sich Ängste laben So sucht man doch stark zu sein Gestraft wurd’s, wieder Und was bleibt: Ein Mädchen allein Was die Menschen Krieg nennen Nur eine Fase, der Name Die das Wort, den Krieg nicht kennen Vater tot, die Mutter weggebracht Sie selbst nut knapp entkommen Doch nun naht die Nacht Und hinter ihr nur Flammen Dem Tod so knapp entkommen Doch die Nacht kennt kein Erbarmen Die Nacht, der Wald, die Finsternis, ein Herz was leis erlischt. Kapitel 2: Angst ---------------- Angst Schwärze, Schwärze, tiefe Nacht Wie meine Lippen beben Heute in der Früh erwacht In einem anderen Leben. Die Männer kamen nicht allein Es waren doch so viele Mit Waffen, schonten kein Und unsere Väter fielen Der Krieg, er ist doch nur ein Spiel Von den Großen, die regieren Für sie nichts, für uns so viel Wie müssen ihre Augen stieren Wo bin ich? Was war das? Allein Die Angst, sie bleibt, wächst an Von nun an wird alles anders sein. Wo ich doch nichts ändern kann. Die Nacht macht mich so klein. Ich laufe, ich fliehe, ich habe kein Ziel Wäre ich gestorben… Es fehlt so viel. Kapitel 3: Nacht ---------------- Nacht Der Mond steht am Himmel, sein Licht ist kalt, ist weiß wie Schimmel. Die Ängste langsam gehen, weil das Herz gefriert, wenn sie die Sterne sehen. Wer keine Hoffnung hat, wird sterben. Der Mond scheint matt. Kapitel 4: Der Geruch von Blut ------------------------------ Der Geruch von Blut Der Geruch von Blut, von Tod, von Angst zieht durch den Wald. Im Fernen schimmern Flammen rot Und uns nennen die Menschen kalt. Der Geruch von Blut, so süß Und gleichzeitig doch so bitter Als ich mich aus den Schatten lös Ich am ganzen Leibe erzitter Die Gier nach Blut voll Leben Ist der Fluch der Ewigkeit der Nacht Und es können nur Menschen geben Die so verfallen unserer Macht. Sich hassen, lieben lang nicht mehr Die Dunkelheit, sie frisst das Herz Einst sehnten wir uns doch so sehr… Doch nun erlischt langsam der Schmerz. Der Geruch von Blut, von Tod, von Angst, er nennt sich Krieg. Er färbt bald unsere Augen rot, er kennt wie wir auch keinen Sieg. Kapitel 5: Das Wesen -------------------- Das Wesen Wie sie dort sitzt und zittert Da schleicht es durch den Wald Es ist doch so verbittert Es riecht den Tod, ihr Blut Ihre Angst und Sehnsucht entfacht in ihm eine Glut Es ist schon alt, zu alt Es lebt ewig in der Nacht Und doch ist es eiskalt Sie ist jung und doch Hat der Krieg sie zerstört Hinterließ ein Loch Die Sehnsucht nach dem Tod Ihnen zu folgen Und ihr Blut so rot. Das kann es riechen. Kapitel 6: Tränen ----------------- Tränen Heiß, brennend, so fließen sie Fließen Tränen über mein Gesicht Was nun ist, ahnt ich nie Vor mich sehen kann ich nicht Mit den Tränen, kommt so leis, schleichend ein Wunsch aus mir, Ich bin hier, was niemand weiß, könnte ich auch sterben hier Die Tränen – sie versiegen nie, hab ich doch verloren, alles was ich hat und lieb so wird der Schmerz nur weiter bohren. Kapitel 7: Sehnsucht -------------------- Sehnsucht Je nähr ich komm, so mehr ich riech, wie sie sehnt nach dem Tode sich, sie schluchzt und weint und weint und tobt, so ist sie nicht verloren noch Die Sehnsucht in ihr zieht mich an, als dass ich mich kaum wehren kann. Sie ist jung, will nicht mehr leben, einen ewigen Traum will ich ihr geben. Ihr Blut so heiß, ihr Herz so kalt, Zerrissen von so viel Gewalt. Sie Sehnsucht kann ich wohl verstehen, doch ich kann Sachen anders sehen. Die Sehnsucht nach dem Tode… Kapitel 8: Verblassen --------------------- Verblassen Und blickt sie auf, die Angst verblasst, sieht sie einen Mann dort stehen, Ihr Gesicht von den Tränen nass. Sie weint nicht mehr, sie ist schon tot, ist er doch wie ein Engel, der holt sie, zieht sie aus der Not. „Mein Engel“, ruft sie. „Führ mich fort, will nicht mehr länger bleiben, Verlorn die Träum der Heimat Ort. Ich will nicht länger leiden.“ „Mein Kind“, sagt er, das Gesicht voll Leid. „Ich hüll dich in das tiefe Kleid, des Schlafes, der für ewig währt, Auf das dein Herz zur Ruhe kehrt.“ So darf er sich ihr nähren, so wird sie sich nicht wehren. „Mein Kind“, sagt er. „Ich werde dich berühren, schließ deine Aug, lass mich dich führen.“ „Mein Engel“, flüstert sie und tut, was er ihr sagte. Verblasst die Furcht, verblasst der Mut. „Ich führ dich…“ Verblasst das Leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)