Marembara von silfae (Ein Sturm zieht auf) ================================================================================ Prolog: Stimme des Windes ------------------------- „Seltsam, so viele Stürme in Folge habe ich noch nie erlebt.“ Ascali, eine der Ältesten und ranghöchsten Fähen war besorgt. Seit vielen Tagen schon hatten sie nicht auf Jagd gehen können, weil die ständigen Sturmwinde jegliches Wild in seinen Unterschlupf vertrieb. Sie selbst mussten sich ebenfalls in ihre weit verzweigten Höhlen zurückziehen, um nicht von umher fliegenden Ästen oder ähnlichem erschlagen, oder wie eines der Jungtiere, davon geweht zu werden. „Dies ist kein gewöhnlicher Sturm“, in der Stimme der jungen Fähe vom Meer lag Unbehagen. „Es ist starke Wind-Magie darin, …ich spüre es in jeder Faser meines Körpers.“ Bei diesen Worten sträubte sich ihr Meergrünes Fell. In dem sich über den ganzen Körper ziehenden Wellmuster blitzte nun die weiße Unterwolle auf, sodass man den Eindruck hatte auf ein sturmgepeitschtes Meer zu blicken. Farî allein hörte die wispernde Stimme im Wind. ER rief sie zu sich. Ja diese Fähe war ohne jeden Zweifel am Meer zuhause, doch sie konnte nicht von den angrenzenden Küstengebieten stammen. Nie hatte Ascali auf ihren Wanderungen durch jene Gebiete eine solche Fellfarbe gesehen. Wichtiger jedoch als die Herkunft der Fähe, war die Abstammung des Jungtiers, das dort behütet von seiner kristallenen Hülle heranwuchs. Als Farî im Frühjahr zu ihnen kam, war das Mondfest erst wenige Tage vorüber. Sie musste sich also mit einem der Rüden aus der Umgebung gepaart haben. Jedoch fand sich im Umkreis von fünf Tagesreisen kein einziger Wolf, ob männlich oder weiblich, der sie je zuvor angetroffen hatte. Farî selbst schwieg, sowohl zu ihrer Herkunft, als auch zu der des Jungtiers. „…nicht finden.“ „ …darf nicht finden.“ „ER darf dich nicht finden! Hüte dich vor dem Sturm.“ Farî´s geflüsterte Gedanken fanden den Weg in die Seele des ungeborenen Welpen in seinem kristallenen Ei. Seit Monaten wiederholt …hundertfach wiederholt. Den anderen Fähen in der Höhle war die meerfarbene unheimlich und sie duldeten sie nur, weil sie den Clan und den Hort bereits mehrfach vor schlimmen Schaden bewahrt hatte. Farî hatte die Stürme immer vorausgesehen und sie gewarnt. Es gab aber auch einige, die behaupteten, dass die Zahl und das Ausmaß der Schäden dieses Jahr nur so groß waren, gerade weil Farî da war. Ascali hatte das alles Anfangs für Unsinn gehalten, doch nun da sie wusste, dass tatsächlich ihr Gebiet allein so stark betroffen war, bekam auch die alte Fähe Zweifel. Auch die Botschafter aus befreundeten Clans waren besorgt, als sie von den immer wiederkehrenden heftigen Stürmen erfuhren. Die meisten waren weitestgehend verschont geblieben, nur die Küsten-Clans im Osten und Norden hatten ebenfalls mit ungewöhnlich starken Winden zukämpfen gehabt. Mit starken Winden, nicht mit ausgewachsenen, unbändigen und zerstörerischen Stürmen… Die Ältere hatte eine Weile schweigend vor sich hingegrübelt, als sie plötzlich gewahr wurde, dass die Meerfarbene sie ansah. “Mein Heimat-Hort ist ständig von starken Winden umgeben, wir haben gelernt sie zu besänftigen. Ich habe bisher vermieden meine Magie auf fremdem Boden anzuwenden, doch sehe ich jetzt keinen anderen Ausweg mehr.“ Mit diesen Worten erhob sie sich, rollte das durchsichtig silberne Ei mit der smaragdgrünen Maserung zu Ascali hin und bat sie mit einem stummen Blick, darauf acht zu geben. Diese nahm das fremde Ei zu ihrem eigenen zwischen die Vorderpfoten und wollte noch etwas fragen, doch Farî war bereits gegangen. Viel Glück mein kleiner Sturmsegler. Ich hoffe dein Schicksal meint es besser mit dir. Finde Freunde, werde stark und hüte dich vor „Dem Sturm“. Ich bete, dass er dich niemals findet. Leb wohl, Marembara. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)