Wenn die Nacht anbricht von sweet-shadow (story) ================================================================================ Kapitel 1, Teil 5 ----------------- Eine unangenehme Spannung baute sich in mir auf. Tülan wirkte jetzt leicht besorgt. Ich vergrub meine Hände in der Bettdecke und hielt sie fest. Meine Hände wurden bleicher. Ein Knarren durchzog das Haus. Ich schrak zusammen. „Kein Grund zur Panik“, sagte Tülan ruhig und gesellte sich zu mir. „Ich hab doch gesagt, dass ich auf dich aufpasse.“ Er schaute mich aufmunternd an. Wieder flackerte das Licht. Ich blickte unruhig im Zimmer hin und her. Meine Sinne waren angespannt. Und dann geschah es! Plötzlich schwang das Fenster auf, ein Windstoß bließ hinein. Und mit ihm kroch die Nacht ins Zimmer. Ich wollte aufspringen und das Fenster schließen, doch meine Glieder waren wie gelähmt. Tülan, mit derselben Idee war auf dem Weg zum Fenster, als die Lichter schlagartig erloschen. Ich schrie spitz auf. Da waren sie. Nichts war zu sehen. Die reinste Schwärze, als wäre ich auf einmal blind. „Komm zurück“, flüsterte ich schließlich in die vollkommene Finsternis. Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Ich hörte Schritte, das musste Tülan sein- hoffte ich zumindest. „Ahhh!“ Der Schrei durchschnitt die Dunkelheit. Ein Rumpeln folgte. Mein Herz schien bersten zu wollen, so hart hämmerte es gegen meinen Brustkorb. Ich schob mich weiter unter die Decke, als könnte ich mich dort vor ihnen verstecken, als würde sie mich vor ihnen schützen. „Tülan?“, rief ich leise aber erschrocken. „Wieso hast du hier so viel Krimskrams rumstehen?“, nörgelte er endlich. „Wo bist du?“, fragte er dann von weiter weg. Würden sie mich finden, wenn ich weiterhin mit Tülan sprach? Ach Blödsinn, erstens hatte ich mich schon lange verraten und zudem vermutete ich, dass sie im Dunkeln gut sehen konnten- nicht wie wir Menschen. „Jelena?“ „Hier“, flüsterte ich zurück. Mehr brachte ich auch nicht hervor. Und dann spürte ich, wie jemand näher kam. Doch die Person zog nicht die böse Kühle der Wesen mit sich, sondern die Wärme eines lebenden Wesens. Tülan tastete nach mir und fand, nachdem er noch ein paar mal gegen andere Gegenstände gestoßen war meine verkrampfte Hand. Ein schauriges Heulen brüllte durch das noch immer offene Fenster hinein. Zwar war es weit entfernt, aber trotzdem nur zu deutlich zu hören. Ein Schauder rannte mir den Rücken entlang. Ich drückte mich erschrocken an Tülan. Er legte beruhigend einen Arm um mich. „Was ist hier los?“, fragte er. Konnte ich eine Spur von Angst in seiner Stimme feststellen? Hatte es ihn auch befallen? „Ich sag doch: sie sind hier“, wisperte ich. Ein Windhauch oder ein Arm, eines der Wesen strich an meiner Wange entlang. Ich zuckte. Wieso machten sie das mit mir? Ich konnte nicht klar denken, ich fühlte nur die gewaltige Angst in mir. Ich war froh, das Tülan da war. Ich traute ihm noch immer nicht blind, doch er konnte niemals schlimmer oder gefährlicher sein als sie. Alleine wäre ich wie versteinert dagesessen bis die Angst, ganz allmählich ihren grausigen Höhepunkt erreichen würde. Dann wäre ich zu dem Schluss gekommen, dass ich handeln müsse, denn der Tod wäre dann ein passables, vielleicht sogar erlösendes Risiko- Wie es in den letzten Wochen schon zu oft gewesen war. Doch dieses Mal war es schlimmer, nie waren sie mir so nah gewesen. Nie standen meine Chancen so schlecht. Wir waren gefangen in der Schwärze. Selbst ihn konnte ich nicht sehen, nur spüren und hören. „Das Feuerzeug, wo hast du es hingetan?“, fragte Tülan nun. Das hatte ich ja völlig vergessen! Ich kramte verbissen in meiner Jackentasche. Sie zogen den Kreis enger um uns. Ihr leises Wispern begleitete sie, das bedrückende Gefühl, das da jemand war. Der Nerven zehrende Eindruck, dass jeder Zeit jemand aus dem Dunkeln sich auf einen stürzen könnte. Und man selbst hilflos ausgeliefert. Endlich schloss sich meine zitternde Hand um das Feuerzeug. Ich zog es hinaus und ließ es aufschnappen. Licht! Es blendete mich und ich hätte das Feuerzeug beinahe fallen gelassen. Die Wesen waren zurückgewichen. Geflohen als das Feuer erschien war. Lauernd auf die nächste Gelegenheit zuzuschlagen. Mein Zimmer sah so aus wie immer. Nichts zu sehen von den unwillkommenen Besuchern. Als wären sie nie da gewesen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)