Männer sind... und Frauen auch... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Von Ally (Nichts für Lesben-hasser) Männer sind,... und Frauen auch... Der Saal tobte, als die Band auf die Bühne kam. Das hysterische Kreischen einiger steigerte sich zum Exzeß, als Frontfrau Leyla ans Mikro trat. Die zierliche Dunkelhaarige im schwarzen Mini brachte die Masse mit ihrer puren Anwesenheit zum Toben. Rick stand mittendrin im lauten Wirbel. Er hatte Glück, direkt vorn zu stehen und sie sehen zu können. Seine Schwerster hatte ihn mitgenommen hierher. Jay schwärmte von Leylas Stimme, von der Show, von der Band. Er besuchte sie und sie hatte ihn einfach mitgeschleift. Die Stimmung war so heiß, dass ihm ganz anders wurde. Von hinten wurde man fast erdrückt und die Rufe machten beinahe taub. Es war ein irres Gefühl. "We're here again tonight." sagte Leyla und lächelte. Er hatte nicht vermutet, dass es noch eine Steigerung der Begeisterungsrufe gab, doch als die erotische Stimme der jungen Frau erklang, löste sich ein wahrer Orkan. Ihr Gesicht war auf einem riesigen Bildschirm abgebildet und sie zog die Mundwinkel hoch. Ihr Blick wirkte, als wolle sie ihr Publikum verführen. "Thanks a lot for commig you all. Here at the Drumms, see Jack, the Lion! Jonny-Baby at the Keys and who's at the Guitarr?" "Our Dealer!" schallte es aus der Menge. Leyla lachte. "Wanna start rocking now?" rief sie. Wieder einer dieser Orkane, und sie hauchte: "The bad touch!" Dann begann die Band zu spielen, es brach wieder ein Sturm los und sie sang. Die Frau war ein Hurricane; Jay hatte nicht übertrieben. Ihre Stimme machte ihn irgendwie Glauben, sie würde ihm mit kalten Fingern über den Rücken fahren und er bekam Gänsehaut. Nach dem Konzert war er total high. Jay schleifte ihn hinter sich her zum Ausgang und als sie wieder an der frischen Luft waren, wußte er, was sie meinte, als sie ihm gesagt hatte, er kenne diese Stadt nicht. "Und, noch Fragen?" grinste Jay und wandte sich zum Gehen. Sie gingen die Straßen dieser gewaltigen Metropole entlang und er betrachtete die Blinklichter und Leuchtreklamen, die die Nacht zum Tag machten hier. "Wo willst du hin?" fragte er. "Willst du etwa schon nach Hause? Das ist doch nicht dein Ernst! Du bist schlimmer, als ich dachte. Ma's Einfluss auf dich ist gar nicht gut." "Sie hat damit nichts zu tun!" "Na na... Wenn du's wissen willst: wir sind auf dem Weg in eine Bar. Da will ich dir jemanden vorstellen." "Wen denn?" "Nun mal nicht so neugierig." Sie lächelte geheimnisvoll und steckte die Hände in die Taschen ihrer Lederjacke. Eine eigenartige Schwester hatte er. Sie waren Zwillinge, hatten aber so gar nichts gemeinsam. Er war eher der Typ, der auf Nummer sicher ging, was standfestes suchte, was auch immer, und sie! Sie war unkonventionell, frei und glücklich so. Sie tat was sie wollte, hatte das schon immer so gemacht. Er wußte im Grunde gar nichts über sie, ihr Leben, ihre Vorlieben. Doch, eine Vorliebe kannte er: die für Heavy und Motorräder. Immerhin, es waren doch schon zwei. Ihre Lebensabschnittspartner hatte er auch nie kennengelernt. Es interessierte ihn schon irgendwie, zu wissen, mit was für einer Sorte Mann sie sich befasste. "Wie hat dir Leyla gefallen?" "Gut, irgendwie. Mal was anderes." "In der Tat. Ich meine, Vivaldi ist ja mal ab und zu ganz nett, aber ständig dieses Gedudel! Da bekäm' ich 'nen Hasch-mich!" Sie gingen die Straßen rauf und runter und irgendwann hatte er die Orientierung verloren. Jay hatte zwischendurch Bier gekauft und ihm auch eine Dose in die Hand gedrückt. "Dann kannst du wenigstens behaupten, ein Bier in Chicago getrunken zu haben." hatte sie gesagt. Eine wirklich eigenwillige Person. Nach einer Weile hielten sie an und Jay deutete auf den kleinen Eingang zu einer Bar oder etwas ähnlichem. Wirkte auf ihn irgendwie eigenartig. "Da?" fragte er und sein Blick heftete sich auf die beiden Gestalten, die die Kneipe schwankend verließen. "Ja, da." Sie sah ihn an und grinste. "Keine Angst, kleiner. Ich pass' schon auf dich auf." Sie gingen rein und ihm schlug der Geruch von Zigarellos entgegen. "Monty Pyton." sagte Jay. "Die raucht der Kerl am Klavier da hinten. Ein Wunder, dass der noch lebt, so viel wie der davon schon konsumiert hat in seinem langen Leben." Sie setzten sich an die Bar und Jay kramte in ihrer Jackentasche rum, als die Bardame, oder wie man sie nennen sollte, kam. "Hey, Patty." grüßte seine Schwester. "Hi." sagte sie und zog eine Augenbraue hoch. "Wen hast du denn mitgebracht?" Sie blickte ihn an und ihm war gar nicht so wohl dabei, wie sie ihn ansah. "Vergiss es, Darling. Das ist mein Bruder Rick." "Rick, so ist das." "Bring uns ein Bier, okay?" "Okay." Sie blickte noch einmal zurück, bevor sie mit einem Hüftschwung um den Tresen verschwand. "Keine Angst, sie wird dich nicht fressen." "Wen willst du mir vorstellen?" fragte er, weil er neugierig war; schlicht und ergreifend neugierig. Vielleicht ihren Freund? Ihren Mann? Bei ihr war man da ja direkt auf Überraschungen gefasst. "Wirst schon sehen. Und, wie gefällt dir das richtige Chicago?" "Hm, nett." "Flasche!" lachte sie und nahm das Glas, das Patty ihr hingestellt hatte. Die Tür wurde lautlos geöffnet und wieder geschlossen. Sam, der Pianist, grüßte den Neuankömmling und sie winkte zurück. Jay erklärte ihm gerade, was in seinem Bürokratenleben alles fehlte, als die junge Frau, die gerade hereingekommen war, von hinten an ihr Ohr kam und sacht hinein pustete. "Hey." flüsterte sie und ging um sie herum. "Hey." gab Jay zurück und die dunkelhaarige Frau setzte sich. Als Rick sie so ansah, kam sie ihm bekannt vor. Es war Leyla, doch sie hatte nichts mehr vom Hurricane, mehr vom süßen Engelchen in einem viel zu kurzen Minirock. Irgendwie war das verdreht. Und überhaupt, er halluzinierte wahrscheinlich. Was um alles in der Welt sollte Leyla, die Leyla, in diesem Etablissement?! "Dein Bruder?" fragte die neu angekommene. "Ja, mein Bruder." Sie zog die Mundwinkel hoch. "Bürokrat, richtig?" Er kam sich irgendwie ertappt vor, aber sie lächelte. "Tut mir leid, wenn ich unhöflich bin." sagte sie. "Schon in Ordnung, Sie haben ja recht." Sie blickte Jay an. "Willst du uns nicht bekannt machen?" "Sicher doch." machte seine Schwester und deutete zuerst auf sie. "Also, das ist Leyla. Leyla, das ist Rick." Jay hatte einen verschmitzten Gesichtsausdruck. "Leyla?!" echote Rick. "Und ich dachte, ich halluziniere." "Nein, nein." lächelte Leyla. "Ich bin auch nur eines der vielen Bäumchen im Garten der Ewigkeit." Jay blickte sie entgeistert an. "Was bringen sie dir bei in diesen Philosophiekurs? Ich lasse dich da nie wieder hingehen, wenn das theologische Auswirkungen auf dich hat." "Keine Angst, Darling. Ich werde nicht gläubig. Dafür ist es zu spät, das hat der Reverent auch gesagt, als ich das letzte Mal bei der Beichte war." "Du hast gebeichtet?!" "Natürlich. Als ich sechzehn war und noch bei meinen Eltern wohl behütet in einem Vorstadthaus in Minnesota gelebt habe. Lang, lang ist's her..." Rick verfolgte das Gespräch der beiden interessiert und kam zu dem Schluß, das Leyla seiner Schwester sehr ähnlich sein mußte. Sie war auch Individualistin, da war er sich sicher. Allein schon ihr Auftreten machten sie dazu. Und noch ein Gedanke beschäftige ihn: wie kam Jay an Leyla? Garantiert so was wie 'gesucht und gefunden' . "Und du siehst Chicago zum ersten Mal?" fragte Leyla. "Ich wohne hier!" meinte Rick brüsk. "Er ist das erste Mal hier!" sagte Jay lasziv und lehnte sich auf dem Hocker zurück. "Mein Bruderherz lebt in einer ganz anderen Welt. Da, wo sie noch in Ordnung ist. Er hat sogar Buchsbäume im Vorgarten seines weißen Hauses." "Uuuuuh..." machte Leyla und sah ihn unverholten an. "Dann wäre er wohl der ideale Mann für mich. Meine Mutter hat sich immer so einen standhaften, wohlhabenden, durch nichts zu erschütternden Mann für mich gewünscht. Einen, der meinen Freiheitsgeist zu bändigen weiß." Rick wurde rot. "So was darfst du ihm nicht sagen! Er hat Frau und Kinder!" tadelte Jay und grinste Leyla an. "Oh, tut mir leid. Das wollte ich nicht. Wie heißt deine Frau?" "Miranda." "War's Liebe auf den ersten Blick?" "Sie ist meine Arbeitskollegin." "Ja ja, eigentlich seine Chefin. Er wollte nur vorsorgen für die Zukunft, weil er seinem Ruf alle Ehre machen will." witzelte Jay. "Welcher Ruf?" fragte Rick irritiert. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was sie meinte. Seiner Meinung nach hätte sie Anwältin werden sollen. Ihr gingen sie Argumente nie aus und in Puncto Reden konnte ihr keiner das Wasser reichen. Sie hätte einem Eskimo einen Eisbeutel verkaufen können. Aber welcher Ruf zum Kuckuck?! "Pappnase! Standhaft, loyal, ehrlich, treu... dieser ganze Firlefanz. Du weißt genau, was ich meine. Das, was dir Ma so mit viel Liebe angeeignet hat und von dem ich reichlich wenig bekommen habe..." Sie grinste. Mein Gott, war die schwierig. Und so frech! "Mach' dich nicht immer schlechter, als du bist!" meinte Leyla. "Treu bist du, wenigstens hoffe ich das für dich..." Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte Jay prüfend. "Wenn nicht, müßte ich dich hier und jetzt enthaupten, pfählen und in Streifen schneiden. Rädern, vierteilen..." Ihre braunen Augen blickten sie eigenartig an. Rick hätte nicht gewußt, wie er das deuten oder auslegen sollte, doch seine Schwester schien das gewohnt zu sein. "Treu wie ein Hund, Schätzchen." grinste sie. Er verstand nur noch Bahnhof und Abfahrt. "Das will ich dir auch geraten haben." sagte Leyla und stand von ihrem Hocker auf, um Jay von hinten mit den Armen zu umschlingen. "Das will ich dir geraten haben." hauchte sie ihr ins Ohr und begann, ihren Hals mit kleinen Küssen zu versehen. Neeeee... dachte Rick nur noch, neeeee... "Nicht vor den Kindern!" tadelte Jay mit erhobenem Finger. "Jaimee N. Parker, ich bin eine Lesbe. Eine unanständige, verdorbene Lesbe und ich lasse es mir nicht nehmen, Sie hier und jetzt zu verführen." Die Stimme dieser Frau war beinahe schon verboten, so erotisch war sie. Aber was sie da sagte! Der alte Sam sah vom Klavier auf, schüttelte den Kopf und spielte "As Time Goes By". Leylas Hand glitt über den Oberkörper seiner Schwester und sie legte den Kopf zurück und grinste sie an. "Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Darling." Leyla ging um sie herum, ohne die Hände von ihr zu lassen und setzte sich, mit dem Oberkörper zu ihr, auf ihren Schoß und Jay schlang die Arme um sie. Rick traute seinen Augen nicht. Wenn das... also... dann mußte... dann...nein! Das konnte einfach nicht sein! Die dunkelhaarige Sängerin streichelte Jays Wange und fuhr ihr mit dem Zeigefinger über die Lippen, ehe Jay ihre Hände unter ihrem kurzen Top verschwinden ließ und sie sich küssten. Aber wie! Ihm wurde heiß und kalt und was-weiß-ich-was noch. Eher die Frage, was nicht. Er wußte, wie es aussah, wenn sich Frauen küssten, aber wie er hier so seine Schwester, seine Zwillingsschwester, dabei beobachtete und die zierliche Brünette auf ihrem Schoß, die ihren unschuldigen Rehaugen wenig Ehre machte, wurde ihm auf einmal ganz, ganz anders... "Hey, ihr zwei Wahnsinnigen! Wenn ihr so weiter macht, habt ihr den braven Lulatsch in der ersten Reihe auf dem Gewissen!" rief Patty, die beobachtete, wie jegliche Farbe langsam aber sicher aus Ricks Gesicht wich. Als er vom Hocker kippte, meinte Leyla: "Du hättest es ihm sagen sollen, wirklich Jay." und schenkte ihm einen mitleidigen Blick. Patty trat hinter dem Tresen heraus. "Lasst euch nicht stören. Ich übernehm' das hier schon." lächelte sie und fing an, Rick mit einem kalten Lappen die Stirn zu tupfen. "Das war wohl wirklich zu viel für ihn..." "Mein Gott, ist der schwer!" stöhnte Leyla, als sie und Jay den noch immer bewußtlosen Rick die Treppen hoch hievten, um ihn, endlich oben angekommen, ins Bett fallen zu lassen. "Was hast du ihm alles zu trinken gegeben?!" "Die Frage ist eher, was Patty in sein Bier gemischt hat... Aber der wird schon wieder." nickte sie und schloss die Tür hinter sich, um ihrem Bruder etwas Ruhe zu gönnen. "Und was machen wir jetzt?" fragte Leyla mit unschuldigen Kulleraugen. "Alles, was unanständige Mädchen tun..." grinste Jay und fasste Leyla an den Hintern, ehe sie in Richtung Schlafzimmer verschwanden. Ein widerliches Piep-Geräusch raubte Rick den letzten Nerv, als er wach wurde. Mit halb geöffneten Augen versuchte er, die Quelle dieser Folter ausfindig zu machen und schlug schließlich mit der flachen Hand auf eine Legehenne, die zur vollen Stunde gackerte. Er spürte jeden Knochen im Leib; es gab nichts, was ihm nicht weh tat. Und vor allem: wo war er? Wenn er mal so ganz ehrlich zu sich war, wußte er gar nichts, außer, dass er nicht vorhatte, sich zu bewegen. Also begann er, seine noch leicht benebelten grauen Zellen anzustrengen und sich zu erinnern, was er letzte Nacht gemacht hatte und wo er gewesen war und wie er hierher kam und wo dieses hier überhaupt war und was hier war wußte er auch nicht. Bei so vielen offenen Fragen wurde ihm wieder anders und er fragte sich ernsthaft, was ihn dazu bewegt hatte, seine Schwester zu besuchen. Aber das war's doch! Er hatte Jay besucht! Und Jay hatte ihn mit auf dieses Konzert genommen und später in diese Spielunke und dann hatte sie die Frontfrau der Band geküsst und... Ja, jetzt wußte er, warum er solche Kopfschmerzen hatte. Nur wo war er hier? Wenn es das Appartement der Bardame war, mußte er ganz schnell verschwinden, denn wer wußte, was diese Person mit ihm anstellen würde, wüßte sie, dass er wach war. Was hatte sie schon mit ihm gemacht, während er geschlafen hatte?! Vielleicht hatte sie sich bei seiner Familie als seine zweite Ehefrau vorgestellt, seine Mutter hatte ihn enterbt und Miranda war mit den Kindern nach Oklahoma gegangen! Wenn er ein richtiger Mann war, wußte er, was er jetzt zu tun hatte: er mußte aufstehen und die Stadt verlassen, um als einsamer Cowboy die Gesetzlosen zu jagen und zur Strecke zu bringen, um seine Schuld zu sühnen. Ja, das würde er jetzt tun. Mit einem eleganten Schwung wollte er die Beine aus dem Bett befördern, doch die Eleganz blieb leider auf der Strecke, als er merkte, wie weh ihm alles tat. Zehn Minuten später stand er mit zerknirschtem Gesichtsausdruck auf dem Vorleger und verwarf den Gedanken, sich ausgiebig zu strecken, ganz schnell wieder. Zuerst sah er sich im Zimmer um. Nett war's eingerichtet und ließ den Gedanken aufkommen, dass Peg, oder wie sie geheißen hatte, noch mit irgend etwas anderem Geld verdienen mußte, wenn sie sich eine solche Einrichtung leisten konnte. Als sie ihm wieder in Gedanken erschien, rang er sich ganz schnell dazu durch, durch die Tür zu verschwinden, auch wenn er ohne Schuhe unterwegs war. "Nein, daran werde ich jetzt keine grauen Zellen opfern. Ich gehe jetzt einfach durch diese Tür und schon bin ich weg..." redete er mit sich selbst und schlich wie Falschgeld aus dem Zimmer. Er kam sich vor wie Kimbel auf der Flucht, oder wie das auch immer hieß. Gerade, als er am Ende des langen Flurs angekommen war, kam ihm jemand entgegen und er erschreckte sich zu Tode. "Nein, eigentlich bin ich unschuldig! Und verheiratet! Ich habe zwei Kinder!" beteuerte er und sein Gegenüber zog eine Schnute. "Nee, nee, nee..." machte Leyla. "Was haben sie nur mit dir gemacht?" Sie drehte sich um. "Hey, Jay!" brüllte sie so laut, dass ihm fast der Gehörgang explodierte. "Rick ist wach!" Erst jetzt fiel ihm auf, als er den Kopf wieder hochnahm, dass er Leyla vor sich hatte und nicht den für ihn personifizierten Alptraum der fetten Bartante von gestern. "Bitte, nicht mehr schreien." sagte er. "Ist ja schon gut." meinte der Hurricane und ihm fiel auf, dass sie in einem durchsichtigen Nachthemd rum lief und drunter außer einem Tanga nichts trug. Er wurde prompt rot. "Brauchst nicht rot zu werden, Darling." Sie grinste frech, schüttelte den Kopf und schob ihn vor sich her in die Küche und setzte ihn da auf einen Stuhl. "Sprich ganz leise mit ihm. Und eins sag ich dir: es war Patty!" flüsterte sie zu Jay, die in einem Hemd, nur einem Hemd, am Tisch saß und ihren Toast mit Marmelade bestrich. "Wie geht's dir, Rick?" fragte sie ihn. "Du weißt doch, dass du Rick bist, oder?" "Natürlich!" beteuerte er brüsk. "Sag ich doch, sie benutzt immer nur harmlosen Fusel." räumte Leyla ein und reichte ihm eine Tasse Kaffee. "Trink den und dir geht's wieder besser." Er blickte skeptisch in die Tasse und roch an der schwarzen Brühe. "Da is nix drin!" empörte sich Leyla und setzte sich auf die Tischplatte. "Ich will dich schließlich nicht abschleppen! Außerdem habe ich es nicht nötig, jemanden mit KO-Tropfen außer Gefecht zu setzten, um ihn dann in mein Bett zu bugsieren!" "Darling, niemand zweifelt an dir." beteuerte Jay lasziv und trank ihren Kaffee aus. "Ich... ich habe doch nichts... ich meine, ich bin doch nicht..." stotterte Rick vor sich hin. "Nein, sie hat dich nicht gefickt, falls du das wissen willst." sagte Jay beiläufig. "Du bist deiner Frau treu geblieben, Mom wird dich nicht enterben und du mußt nicht ins Exil gehen." "Also habe ich das alles nur geträumt gestern abend..." Leyla sah ihn aufmerksam an mit ihren großen Kulleraugen. "Was hast du denn geträumt?" "Warte, warte, warte mal!" unterbrach ihn Jay, bevor er zum ersten Wort hatte ansetzten können. "Bevor du loslegst: ich bin ne Lesbe." "Ach ja?" fragte er blöde und wurde wieder blas um die Nase. Leyla stand auf und ging zu ihm. "Hey, nimm's nicht so schwer. Wir alle sind im Grunde doch nur Schachfiguren unseres Schicksals..." Sie blickte ihn mitleidig an und tätschelte ihm die Wange. "Ihr seid also wirklich... sooo...?" "Rick, du bist toll. Hast's tatsächlich kapiert." Jay blickte ihn aus ihren dunklen Augen an. "Jetzt liegt es an dir, ob du bleiben willst, oder nicht." "Wie meinst du das?" fragte er. Er hatte keine Ahnung, wovon sie jetzt schon wieder redete. "Was meinst du, warum Mom mich nicht zu Thanks Giving eingeladen hat? Bestimmt nicht, weil ihr meine Frisur nicht gefällt." Leyla ließ ihn los und verschwand durch die Diele. "Was hat das eine mit dem anderen zu tun?" "Netter Zug von dir." Jay lächelte. "Ich glaube, so verzogen bist du doch nicht." "Ich habe das ja auch nie behauptet..." Er erahnte langsam, was sie meinte. "Also, um es zu konkretisieren: ich wohne hier mit Leyla, sie ist meine Lebensgefährtin." "Das hatte ich mir fast gedacht!" meinte er ironisch und fasste sich an den Kopf. "Was hat diese Frau in das Bier gekippt?!" "Keine Ahnung!" meinte Leyla, die durch den Flur wieder rein getänzelt kam. "Nimm's einfach nicht persönlich. Sie liebt alles, was 'nen Schwanz hat!" "Es gibt doch wirklich Leute, die sind schmeichelhafter als andere..." sagte Jay mehr zu sich selbst und schüttelte mit einem verschmitzten Lächeln den Kopf, ehe sie sich in Richtung Badezimmer verging. "Iss doch was, Rick. Das tut dir bestimmt gut. Was hättest du gerne? Toast, oder lieber... äh... Toast?!" machte der Hurricane im Seidennachthemd, schob zwei Scheiben Weißbrot in den Toaster und sich eine Zigarette zwischen die Lippen. "Ich glaube, dann nehme ich Toast..." sagte er und hatte wieder Bestätigung dafür bekommen, dass seine Schwester schwierig, eigensinnig, wahnsinnig und schwierig war. Und er würde sie im Leben nicht auseinander gefisselt kriegen in all ihrer Schwierigkeit, aber wie es aussah hatte sie jemanden gefunden, dessen Gehirnwindungen genau so verquer waren wie ihre eigenen und der genau die gleiche Art von unbeugsamem Individualismus verkörperte. Jetzt gab es sogar zwei, aus denen er nie würde schlau werden und wenn er nachts nicht würde schlafen können, würde er sich Gedanken darüber machen, warum in diesem Gedankengang gerade so oft das Wort 'würde' vorkam und ob Toast mit Marmelade sexy machte. E N D E Ich weiß nicht, wie aich darauf gekommen bin. Es hat auch nicht wirklich hand und Fuß, geschweige denn einen tiefen Sinn, aber irgendwie mag ich es... Kritik - wie immer - erwünscht! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)