Die Rose des Lichts von Maruya ================================================================================ Kapitel 2: Das Dorf Mirage -------------------------- Langsam verschwanden die Sterne und die Sonne ging auf. Nun ging Kumiko direkt auf dieses Schauspiel zu, in dem die Sonne den Himmel in ein zartrosa tauchte. Kumiko genoss diesen Anblick aus tiefstem Herzen, dachte dennoch daran, was nun auf sie zu kam. Sie war auf dem Weg in das Dorf Mirage, das Dorf der Wächter. Wächter waren besonders ausgebildete Engel, die die Menschen nach ihrem Tod in den Himmel begleiteten. Sie waren nur für die guten Seelen verantwortlich, die dunklen Verstorbenen wurden von Dämonen abgeführt. Auch hatten die Wächter zu entschieden, wie diese Seele weiter behandelt werden sollte, sollte sie in den Himmel, zu den andern guten Seelen, oder war sie im Stande ein Engel zu werden und im Himmelsreich zu leben. Das Himmelsreich unterschied sich sehr von dem „Himmel“ in den die meisten Seelen und auch verstorbene Engel kamen. In dieser Phäre war alles warm, friedlich und ruhig. Feste Materie existierte praktisch nicht. Die meisten Abgelebten, waren von ihrem Leben auf der Erde erschöpft und verlangten nun endlich nach Ruhe, die sie im Himmel finden konnten. Für sie war dort der beste Ort. Aber es gab hin und wieder auch Seelen, die noch sehr viel Kraft besaßen, und wenn diese Kraft rein und stark genung war, wurden sie ins Himmelsreich geführt, um dort zu Engeln zu werden. Im Himmelsreich existierte Materie, sie war ähnlich der Menschenwelt, nur dass hier alles auf Wolken wuchst und gedieht. Hier ging es auch friedlicher zu, dennoch gab es manchmal auch Unstimmigkeiten zwischen Engeln. Durch diesen Umstand bestand die Bevölkerung des Himmelreiches aus Engeln, die ehemals menschliche Seelen waren und aus Engeln, die seid ihrer Geburt hier lebten. Inzwischen war aber schon fast keine Unterscheidung mehr möglich, da viele untereinander geheiratet hatten und dadurch die beiden Gruppen vermischt wurden. Kumiko stammte von einer der ältesten Engelsfamilien ab, sie hatte wenn man so wollte reines Blut, aber sie machte sich nicht viel daraus. Für sie war es egal von wem jemand abstammte. Sie kam nun langsam in bewohntere Gebiete, sie hatte das „Land“ hinter sich gelassen und kam in kleinere Wohngebiete. Einige Engel waren schon auf den Beinen und gingen in ihren Gärten umher oder unterhielten sich mit ihren Nachbarn. Hier und da drehten sich manche auch nach Kumiko um, nachdem sie an ihnen vorbeigezogen war. Kumiko beachtete sie allerdings nicht weiter. Früher einmal hatte sie ihre Mutter einmal gefragt, warum sie von Zeit zu Zeit so angeschaut wurde. Natürlich hatte ihre Mutter ihr damals, als Kumiko gerade einmal 7 Jahre alt gewesen war, nicht die Wahrheit gesagt, sondern tat dieses Verhalten einfach mit einem Lächeln und der Antwort: „ Na weil du so ein schönes Kind bist!“ ab. Später in der Schule hatte Sie dann aber gelernt, dass man die Stärke eines Engels unter anderem an der Größe seiner Flügel im Vergleich zu seiner normalen Körpergröße sehen konnte, denn sie spiegelten die gesitige Stärke ihrer Träger wieder. Natürlich war Kumiko schon vorher aufgefallen, dass ihre und die Flügel ihrer Eltern meist etwas größer waren, als die ihrer Freunde, aber sie hatte sich nie etwas dabei gedacht. Nun wusste sie warum sich die meisten nach ihr umdrehten. Sie waren neugierig- vielleicht auch neidisch- was so jemand in ihrer Siedlung suchte, denn meisten waren Engel mit großen Flügeln Kampfengel, Wächter oder hatten einfach eine andere hohe Stellung in der Gesellschaft der Engel inne. Die Flügel Kumikos berührten fast die Wolken, natürlich nur wenn sie nicht flog, sie waren nur 10 Zentimeter kleiner als sie selbst. Also sehr viel größer als die Flügel der meisten Engel. Kumiko kam an einem Café vorbei und ein Duft von frischen Brötchen stieg ihr in die Nase. Da sie seit einem Tag nichts mehr gegessen hatte, ging sie wie von selbst in dieses kleine Café. Drinnen saßen viele Engel, die sich unterhielten und Geschichten austauschten. Unwillkürlich musste Kumiko lächeln. Ja, das war die Atmosphäre, die Engel normalerweise mit sich brachten. Ruhig, freundlich und angenehm. Man merkte förmlich, dass diese Engel noch keinen Kontakt mit Dämonen gehabt hatten. Ihre Gedanken waren noch nicht von Furcht oder Zweifeln befallen, wie die der Engel des Dorfes, das sie letzte Nacht verlassen hatte. Die Leute saßen hier einfach entspannt und freuten sich auf den kommenden Tag. Beneidenswert, Kumiko hoffte, dass sie niemals die Bekanntschaft mit einem Dämonen machen mussten. Denn auch wenn Dämonen und Engel im ständigen Kampf miteinander waren, bekamen die Mehrheit der Bewohner des Himmelreichs davon nichts mit. Es gab schließlich speziell ausgebildete Kampfengel für den Kampf gegen die Dämonen und außer ihnen hatten meist nur noch die Wächter eine Ahnung davon, wie es im Moment an den Fronten stand, da sie durch ihre Tätigkeit auf die Erde mussten, um ruhesuchende Seelen zu begleiten. Die Erde war nämlich inzwischen so etwas wie ein Austragungsort für Schlachten zwischen Dämonen und Engeln geworden. Die Erklärung dafür war ungewöhnlich simpel: Engel konnten nur unter Mühen in der „Hölle“ kämpfen und Dämonen fiel es viel schwerer sich im Himmelsreich frei zu bewegen. Also trafen sie sich auf halben Weg in der Menschenwelt. Es war also in jener Nacht nicht leicht für die Dämonen gewesen hier her zu gelangen, dennoch waren sie in so einer großen Zahl gekommen... Die Bewohner der Erde bekamen von diesen Kämpfen und Schlachten nicht sehr viel mit, da sie weder in der Lage waren Dämonen oder Engel zu sehen, so lange sie nicht im Begriff waren zu sterben. Ein anderer Grund war aber auch, dass die beiden kämpfenden Parteien sich meist unbewohnte Gebiete für ihre Auseinandersetzungen suchten, um nicht gestört zu werden. Natürlich würde es den Geschöpfen der Hölle sehr gefallen, bei diesem Kampf auch noch Menschen ums Leben zu bringen, aber meist schafften die Engel es doch die Dämonen zu einem anderen Austragungsort zu bringen. Dennoch ab und zu kam es durch diese Kämpfe trotzdem zu Katastrophen auf der Erde, wie z.B. Vulkanausbrüchen, riesen Wellen oder Erdbeben. Die Bewohner der Erde tun diese aber als Naturkatastrophen ab und suchen natürliche Gründe hierfür, es liegt außerhalb ihrer Vorstellungskraft, dass es soetwas wie Engel oder Dämonen gibt, denn sie können diese Wesen nicht sehen. Und was sie nicht sehen können, existiert auch nicht. Es gibt keine logische Erklärung für ihre Existenz, also werden Berichte von Menschen, die kurz vor ihrem Tod noch von einer himmlischen Sichtung berichten, als Hirngespinnst abgetan. Diese Menschen hätten in ihrer Verzweiflung nach etwas Trost gesucht und ihn in diesen Wesen gefunden. Kumiko seufzte bei diesen Gedanken etwas. Die Menschen waren ja so einältig. Aber vielleicht war es auch besser, dass die Menschen von all dem nichts ahnten, es würde ihr Leben nur noch komplizierter machen, als es schon war. Der Engel hatte nie verstanden, warum die Menschen es sich in ihrem Leben so schwer machten, aber das lag wohl in ihrer Natur. Die Schule und ihren Eltern hatten sie etwas über diese Lebewesen gelehrt und sie war stets etwas überrascht von ihrem Verhalten gewesen. Es mochte vielleicht daran liegen, dass auf der Erde „gute“ und „böse“ Seelen gemeinsam lebten. Später nach ihrem Tod wurden sie getrennt, gab es deswegen keine Kämpfe zwischen Engeln? Weil nur „Gute“ hier her gelangten? Aber auch Engel konnten von Zweifeln und Angst befallen werden, wenn sie damit konfrontiert wurden, beim Zusammentreffen mit Dämonen. Dies alles hatten Kumikos Eltern ihr beigebracht. Ihr Mutter war lange Zeit eine Wächterin und ihr Vater ein Kamfengel gewesen. So hatten sie viel über die Menschen und auch über die Veränderung der Engel, im Kampf gegen das Dunkle gelernt. Geistig schwächere Engel konnten sogar zu „gefallenen“ Engeln werden,die sich in ihrer Verzweiflung den Dämonen anschlossen. Wenn man Kumiko fragte, waren Gefallene Engel fast noch schlimmer als Dämonen... Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als eine Engelsfrau von ca. 25 Jahren zu ihr an den Tisch, an den sie sich wohl unbewusst gesetzt hatte, trat und fragte, was sie bestellen wollte. Noch halb in ihre Gedanken vertieft meinte Kumiko: „Ich hätte gern ein Schauerwasser und ein Brötchen“ „Darf das Brötchen mit Käse sein?“ „Ja, gern“ erwiederte Kumiko und die Bedienung entfernte sich mit einem Nicken wieder. Jetzt, wo es ihr bewusst wurde, war es doch sehr angenehm, nach diesem Fußmarsch zu sitzen. Sie beschloss sich nicht mehr so von ihren trüben Gedanken gefangen nehmen zu lassen und lehnte sich zurück. Sie lauschte den Stimmen der Engel. Sie waren warm und weich. Angenehm. Aber sie durfte nicht vergessen warum sie hier war. Sie musste noch ungefähr eine Stunde laufen, um in das Dorf Mirage zu kommen. Dort wollte sie die Wächter befragen, wie es im Moment an den Fronten aussah und wie sie zur Erde gelangen konnte. Denn so weit Kumiko wusste waren nur Wächter und Kampfengel in der Lage zur Erde hinabzusteigen. Schon kam die Bedinung mit einem Schauerwasser und ihrem Käsebrotchen wieder. Die Blondine bedankte sich und nahm einen Schlug Schauerwasser. Ja, das tat gut und es erfrischte sie, dieses Wasser, das aus einer Wolke gewonnen wurde, die gerade einen Schauer auf die Erde hatte fallen lassen. Auch wenn Kumiko die Friedlichkeit dieses Ortes noch so sehr gefiel, musste sie doch weiter gehen. Sie stand also auf, nachdem sie ihr Mahlzeit vertilgt hatte, und ging an die Theke. Bei der Bedienung von eben bezahlte sie mit drei „golden Clouds“, wie die Währung des Reich des Himmels genannt wurde, und wünschte noch einen schönen Tag. „Ihnen auch einen schönen Tag, Megami-sama“ Kumiko war recht überrascht einen Solchen Ausdruck zu hören und blieb deshalb stehen. „Verzeihung, Megami-sama?“ vergewisserte sie sich. Die Bedienung lächelte „Aber ja, der Gast ist König!“ „So? Verstehe“ gab Kumiko zurück und schmunzelte. Also wirklich, dass sie angenommen hatte... Die Frau war doch viel zu jung gewesen... Als Kumiko aus dem Café ging und sich weiter in Richtung Osten aufmachte, dachte sie noch einmal über die Bezeichnung Megami nach. Megami hieß Göttin und so wurden früher die Mitglieder der 12 ersten Engelsfamilien, der Yorai genannt. Viele von ihnen existierten nicht mehr, ihre Eltern hatten einmal gesagt, dass nur noch die Hälfte vorhanden wäre, weil die 12 Familien immer an vordester Front gegen die Dämonen gekämpft hatten. Die andere Hälfte war auch in Vergessenheit geraten, weil sich auch hier gebürtige Engel mit ehemaligen Seelen vermischt hatten. Kumiko waren nur drei dieser Familien bekannt, die ihres Cousins, die Familie des Nordens, wie sie genannt wurde, und ihre eigene Familie. Die Familie des Nordens und auch die Familie ihres Cousins kämpften gegen Dämonen auf der Erde, sie hatte sie nur einmal kurz bei einer Art Treffen kennengelernt, als sie 8 Jahre als gewesen war. Heutzutage waren diese Familien aber alle bei der Mehrheit der Engel in Vergessenheit geraten und so auch die Bezeichnung Megami in dieser Verwendung. Mit dem Begriff Megami war aber auch das Wort Yorai, das die 12 ersten Engelsfamilien bezeichnete verschwunden. Diese alten Worte wurden eben kaum noch benutzt. Nur ältere Engel oder Anhänger der Familien kannten sie noch, benutzten sie wohl aber auch nicht mehr. Kumiko seufzte, ob wohl alle die Vereinigung der Yorai die Dämonen hätte besiegen können? Nein. Im Geschichtsunterricht hatte sie etwas über die Zurückschlagung des Bösen gehört, in der diese Familien das Böse besiegt hatten. Leider hielt dieser Friede nur 100 Jahre, danacht war es von Neuem auferstanden. Niemand wusste genau wie dies möglich gewesen war, nur eines war klar, es war ihnen geglückt. Aber konnte Kumiko denn überhaupt etwas ausrichten, wenn selbst die Vereinigung der 12 stärksten Familien gescheitert war? Kumiko schüttelte den Kopf, nicht schon wieder diese trübsinnigen Gedanken, sie würde es schaffen, sie musste es schaffen. Außerdem war das ja schon so lange her. Sie musste es einfach erneut versuchen, schon ihrer Eltern wegen. Die Sonne wurde langsam stärker und die Landschaft um die Engelsfrau herum veränderte sich abermals. Die kleinen Dörfer hatte sie wieder hinter sich gelassen, um sie herum waren Wiesen und freie Fläche aufgetaucht. Am Wegrand blühten zahlreiche Blüten, die Kumiko ein Lächeln auf die roten Lippen zauberten. In einer Minute der Trauer oder des Zögerns war es doch immer schön etwas so farbenfrohes und lebendiges zu erblicken. Schon fiel ihr das Laufen nicht mehr so schwer und ihre Zweifel verblassten. Egal wie, sie würde es schaffen, sie würde einen Weg finden, den die Familien damals übersehen hatten. Ungefähr eine Stunde ging sie wohl noch so vor sich hin, bis sie in naher Ferne eine größeres Dorf, man konnte es schon fast als Stadt bezeichnen, erblickte. „Na endlich, Mirage!“ dachte Kumiko freudig und beschleunigte ihre Schritte. Ihr erstes kleines Ziel hatte sie erreicht... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)