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Harte Zeiten

Dean+Sammy
von

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Blutige Erkenntnis

„Sammy komm schon… das kann doch nicht dein Ernst sein…“

Dean starrte auf das leichenblasse Gesicht seines Bruders und kämpfte gegen aufsteigende Tränen an.

Sam lag in einem Krankenhausbett und er war bewusstlos.

Das allein war nichts Neues für Dean.

Sam lag ständig in irgendeinem Krankenhausbett und bewusstlos war er auch nicht unbedingt selten.

Aber das hier war etwas Ernstes.

Sam wäre beinahe verblutet.

Dean bezwang den Drang zu weinen – wie schon so oft – und atmete einmal tief durch.

Wenn er die Vampire nicht schon sämtlichst vernichtet hätte, er würde nicht eher ruhen, bis er sie alle zur Hölle geschickt hatte.

Er hatte Tage gebraucht, um Sam zu finden und diese Bastarde hatten ihn die ganze Zeit als Bar missbraucht.

Wenigstens hatten sie ihn nicht zu einem von ihnen gemacht.

Dean konnte sich nicht vorstellen, was er dann getan hätte.

Er wusste nur, dass er unfähig gewesen wäre, Sammy zu vernichten.

Vielleicht war er ein sentimentaler Idiot, aber er liebte diesen Jungen zu sehr, viel zu sehr, um ihm auch nur das geringste Leid zuzufügen.

Und ihn jetzt hier liegen zu sehen, ohne zu wissen, ob er je wieder aufwachen würde, war beinahe mehr, als er ertragen konnte.

Wie oft musste er das noch durchmachen?

Er hatte dem Dasein als Jäger so gut wie alles geopfert – er weigerte sich, auch noch Sam zu opfern.

Sam war alles, was ihm in dieser verdammten Welt etwas bedeutete und ohne ihn wäre er nicht dazu in der Lage weiter zu machen.

Möglicherweise machte ihn das zu einem feigen Schwächling, aber daran konnte er jetzt auch nichts mehr ändern.

Er lebte, um Sammy zu beschützen.

Ohne Sam hätte er keinen Grund mehr zu leben, so einfach war das.

Und der lag einfach so da, als wäre ihm das völlig egal.

Dean ballte die Hand zur Faust und wünschte sich, es gäbe irgendetwas in diesem dämlichen Zimmer, das er zu Kleinholz verarbeiten könne, um seine Aggressionen abzubauen.

Zu seinem Leidwesen fand sich rein gar nichts, also musste er wohl oder übel an Sams Seite verharren und sein lebloses Gesicht anstarren.

Wenn das noch lange so weiter ging, würde er wahnsinnig werden.

„Sam… bitte wach auf…“

Dean erschrak beinahe vor seiner eigenen Stimme.

Sie war ja schon von Natur aus rau, aber jetzt war sie so erstickt und heiser, dass er sie fast nicht als seine eigene erkannte.

Fehlte nur noch, dass er anfing zu heulen.

Aber er würde jetzt nicht weinen, auf gar keinen Fall.

Sam würde wieder gesund werden, er würde ihm eine stundenlange Strafpredigt über unbesonnene Alleingänge bei Vollmond halten und dann würden sie so weiter machen wie vorher.

Sammy wäre ein unerträglicher Klugscheißer und Alleswisser und er der unwiderstehliche Herzensbrecher ihres Dreamteams.

Er würde sich beinahe täglich mit Sam streiten, weil der für einen richtigen Kerl einfach zu emotional war, um real zu sein und ständig von ihm verlangen würde, ihm sein Herz zu öffnen.

Und das stand ja mal sowas von gar nicht zur Debatte.

Wenn Sam unbedingt sensibel sein wollte, sein Problem – Dean würde sich das nie erlauben.

Er nahm Sams Hand in seine und drückte sie sanft.

Natürlich reagierte Sam nicht und Dean schloss die Augen und war wütend auf sich selbst, als eine einzelne Träne über seine Wange rollte.

Wenigstens war niemand da, um ihn weinen zu sehen.

„Mr. Winchester?“

Wenn Dean sich nicht so hundeelend gefühlt hätte, dann hätte er gelacht.

Natürlich stand der Arzt neben ihm, was auch sonst.

Er räusperte sich ein wenig verlegen, bevor er die Augen öffnete und zu dem älteren Herrn aufblickte, der ihn mitfühlend musterte.

Auf so einen Blick hätte er auch genau so gut verzichten können.

Als ob der Typ auch nur die geringste Ahnung hatte, was für ihn auf dem Spiel stand.

„Was gibt’s Doc?“, erkundigte er sich und stand von Sams Bett auf, wischte sich wie nebenbei über die Wange, um den Beweis seiner Schwäche zu vernichten.

„Es geht um Ihre Blutspende.“

Dean blinzelte verwirrt und legte den Kopf schief.

Man mochte meinen der Herr Doktor hätte dringendere Probleme als Deans Blutspende, wenn Sam in diesem verdammtem Bett lag und sein Leben am seidenen Faden hing.

„Was ist mit meiner Blutspende?“, fragte er also, verständlicher Weise gereizt, und der Arzt ignorierte seinen bissigen Tonfall und studierte seelenruhig sein Klemmbrett.

„Wir konnten sie nicht für Ihren Bruder verwenden.“

Dean zog seine Augenbraue so steil in die Höhe, dass Sam, wäre der bei Bewusstsein gewesen, sofort gewusst hätte, dass er mächtig missgelaunt war.

Aber Sam war nicht bei Bewusstsein und der Arzt wusste die Zeichen nicht zu deuten.

„Wir haben andere Spenden für ihn verwendet und er müsste inzwischen über den Berg sein…“, fuhr der Arzt fort und Dean verspürte das plötzliche Bedürfnis, sich zu setzen.

Sam ging es besser und dieser dämliche Arzt machte sich Sorgen um irgendwelche Blutspenden?!

„Es ist eigentlich nicht meine Aufgabe und möglicherweise sind Sie sich dessen auch bewusst und haben nur zur Sicherheit gespendet…“, der Arzt fixierte noch immer sein Klemmbrett und das war auch ganz gut so – hätte er Deans Blick gesehen, wäre er vermutlich an einem Herzinfarkt dahin geschieden, „… aber Sie und Sam Winchester sind genetisch zu verschieden, um miteinander verwandt sein zu können.“
 


 

Neues Spiel, neues Glück… gleiche Ausgangsposition… *hüstel*

Fällt jemandem was Anderes ein, wie die Zwei herausfinden könnten, dass sie nicht verwandt sind?

Also mir nicht.
 

Viel Spaß mit der Story! ^-^
 

moko-chan

Paarungen

„Dean?“

Der Angesprochene fuhr herum und stürzte zu Sam ans Krankenbett, fiel daneben auf die Knie und ergriff Sams Hand.

„Ich bin hier, Sammy… ich bin hier.“

Er sah Sam mühevoll die Augen öffnen und brauchte eine Weile, bevor er begriff, dass es Tränen waren, die ihm die Sicht vernebelten.

Dean war sich nur nicht sicher, ob er weinte, weil Sammy endlich aufgewacht war, oder weil er nicht sein Bruder war.

Sam war nicht sein Bruder.

Das machte überhaupt keinen Sinn!

„Dean…“

Er hörte die Besorgnis in Sams Stimme, aber er konnte nicht aufhören zu weinen und er ließ sogar zu, dass Sam ihm, in seinem Bestreben ihn zu trösten, ein wenig unbeholfen über den Kopf streichelte.

Was sollte er denn jetzt machen?

Dean hörte, wie der Arzt das Zimmer verließ und mobilisierte all seine Kräfte, um sich zu beruhigen.

Was machte er hier eigentlich?

Das war ja total peinlich!

Sam lebte und war über den Berg und er flennte wie ein Waschweib.

Waren sie eben nicht verwandt, nach all den Jahren sollte das keine Rolle mehr spielen.

Aber irgendwie tat es das doch.

Dean riss sich zusammen und stand auf, griff sich ein paar Kleenex von Sams Nachttisch und putzte sich geräuschvoll die Nase.

Er wusste, dass Sam ihn die ganze Zeit beobachtete, also ließ er sich mit dem Naseputzen Zeit.

Momentan fehlten ihm eindeutig die Worte, sich aus dieser Situation rauszureden und dann musste er Sam ja auch noch offenbaren, dass er ein Einzelkind war.

Wie er das anstellen sollte, entzog sich seiner Vorstellungskraft.

Sensibel wie Sam war, würde der wahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch oder Ähnliches bekommen und Dean glaubte sich nicht in der emotionalen Verfassung, mit sowas umzugehen.

„Dean?“

War ja klar – kaum wach und schon fing Sam an, ihm auf die Eier zu gehen.

Dean entsorgte die Taschentücher und wandte sich dann Sam zu, der ihn besorgt musterte.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Sam schwach und Dean schaffte ein Grinsen.

„Sollte ich das nicht eher dich fragen?“

Sam lächelte geisterhaft und Dean setzte sich zu ihm und zögerte einen Moment, seine Hand zu nehmen und dann tat er es doch.

„Du hast mir ganz schön Sorgen gemacht.“, bekannte er leise und Sam schloss die Augen.

„Das wollte ich nicht.“

„Das weiß ich, du Pappnase. Aber der Doc sagt, dass du wieder gesund wirst, also ist das vergeben und vergessen.“

Sam drückte sanft seine Hand und Dean konnte einfach nicht anders, als zu lächeln.

Egal ob verwandt oder nicht, er hatte diesen Kerl verdammt gern.

„Sammy, ich muss dir was sagen…“, begann er leise und wartete auf eine Reaktion.

Aber Sammy reagierte nicht, Sammy war eingeschlafen.

Ganz Großartig.

Vielleicht konnte er den Arzt überreden, die frohe Botschaft zu überbringen, während er sich auf dem Klo versteckte.

Dean wollte nicht Sams Gesicht sehen müssen, wenn er es erfuhr.
 

Sam beobachtete seinen Bruder, wie der unruhig durchs Zimmer tigerte und fragte sich unwillkürlich, was den so nervös machte.

Wenn man dem Arzt glauben konnte, war er in einem hervorragenden Zustand, wenn man in Betracht zog, dass er bis vor kurzem von einem Rudel Vampire als Dauerlutscher missbraucht worden war.

Das wusste der Arzt natürlich nicht, der Arzt dachte, er sei mit einer Barbecue Gabel attackiert worden.

Unglaublich, was die sich im Krankenhaus alles weismachen ließen.

Sam schnaubte und bat Dean, dem Teppich eine Verschnaufpause zu gönnen und der hielt mitten im Schritt inne und drehte sich zu ihm um.

Irgendwie gefiel Sam dieser Blick nicht.

Dean machte ein Gesicht, als habe er schon wieder irgendeinen hanebüchenen Unsinn angestellt – einem Dämon seine Seele für ein neues Autoradio verkauft, oder etwas in der Art.

„Sammy…“, fing Dean an und Sam zog beide Augenbrauen in die Höhe und wartete ab, aber Dean machte keine Anstalten, noch etwas zu sagen.

„Was hast du gemacht?“, erkundigte er sich also misstrauisch und Dean zog die Stirn kraus.

„Ich hab gar nichts gemacht!“, stellte er klar, eindeutig irritiert, und Sam verschränkte die Arme vor der Brust.

„Die konnten meine Blutspende nicht für dich verwenden…“, setzte Dean schließlich an und Sams Gesichtsausdruck drückte pures Entsetzen aus und er ließ Dean keinerlei Zeit, weitere Erklärungen abzugeben.

„Wieso nicht? Was ist mit deinem Blut? Bist du krank? Was-“

„Sammy!“, grollte Dean, entnervt weil sein Exbruder es ihm so verdammt schwer machte, seine Rede einfach hinter sich zu bringen, „Mir fehlt nichts, ok? Unsere Blutgruppen passen einfach nicht zusammen.“

Sam holte Luft, um etwas zu sagen und hielt dann perplex inne.

„Sie passen nicht zusammen?“

„Nein.“

Sam mochte sich irren, aber Dean klang bedrückt.

„Der Doc sagt, es sei ausgeschlossen, dass wir genetisch verwandt sind.“

Wenn Sam nicht im Bett gesessen hätte, er wäre umgefallen.

Das war doch vollkommen unmöglich!

„Das ist ein Scherz, oder?“

Seine Stimme zitterte und er wagte es kaum, Dean anzusehen und als er es schließlich doch tat, wusste er, dass es kein Scherz war.

Dean würde über sowas keine Scherze machen.

Sam hörte sein Blut in seinen Ohren rauschen und einen Moment lang hatte er das Gefühl, er würde ohnmächtig werden.

Er war eindeutig nicht in der körperlichen Verfassung für solche Neuigkeiten.

„Sammy?“

Dean machte ein paar schnelle Schritte quer durch den Raum auf ihn zu und Sam ahnte, dass er leichenblass geworden war.

Dean klappte die Rückenlehne vom Bett mit einem geübten Handgriff nach hinten und drückte Sam sanft auf den Rücken, bevor er ihm das in Unordnung geratene Haar aus der Stirn strich und ihm besorgt in die Augen sah.

„Besser?“

In dem Moment wusste Sam, dass es völlig egal war, dass sie keine Brüder waren.
 

„Die steht auf dich.“

Sam verdrehte die Augen und ignorierte einen grinsenden Dean, der reichlich auffällig einer rothaarigen Krankenschwester hinterher blickte.

„Sie hat nur meinen Puls gemessen, Dude.“

„Ja klar, ihre Oberweite hat dich doch fast angesprungen, als sie sich über dich gebeugt hat!“

Dean riss sich vom Anblick der Krankenschwester los und wandte sich ihm zu.

„Wie fühlst du dich?“

„Ausgezeichnet.“

Dean nickte zufrieden und klaute sich Sams Nachtisch von dessen Essenstablett.

„Dann können wir hier ja bald verschwinden. Ich mag keine Krankenhäuser.“

„Wirklich?“, Sam musterte ihn spöttisch, „Is mir nich aufgefallen.“

„Ich mag keine Krankenhäuser, Dude – von Krankenschwestern hab ich nix gesagt.“

Dean grinste einem im Flur vorbeigehenden Exemplar dieser Gattung zu und wandte sich dann wieder an Sam.

„Du siehst aber auch schon viel besser aus.“

Sam kam diese Bemerkung ein wenig merkwürdig vor, aber er ging nicht näher darauf ein.

Seit sie keine Brüder mehr waren, kam Dean ihm ständig merkwürdig vor.

„Vielen Dank.“, antwortete er also und beobachtete, wie Dean auf ihn zu kam und sich zu ihm an die Bettkante setzte.

„Bobby hat vorhin angerufen. Es gibt da einen Job in Seattle, der darauf wartet, von uns angenommen zu werden.“

Sam zog die Augenbraue in die Höhe und Dean blickte ihn unschuldig an: „Was?“

„Woher weiß Bobby, dass wir in der Nähe von Seattle sind?“

„Ich hab’s ihm erzählt.“, gestand Dean schuldbewusst und fügte hinzu: „Wenn das zu viel für dich wird, dann lassen wir’s und bleiben hier – Tacoma ist zwar nicht unbedingt mein favorisiertes Urlaubsziel, aber wir können ja den Nationalpark besichtigen.“

Sam hörte sich das alles schweigend und ein kleinwenig ungläubig an und fixierte Dean dann mit seinen grün-braunen Augen.

„Du willst den Job sausen lassen?“

„Nein, aber du, dachte ich?“

Sam lächelte plötzlich.

„Seit wann so rücksichtsvoll?“

Dean wich seinem Blick aus und betrachtete interessiert den abgewetzten Teppichbelag.

„Dude, du wärst mir fast weggestorben…“

„Als ob das was Neues wär.“

Dean sah mit einem Mal wütend aus.

„Das ist nicht lustig, Sammy!“

Sam weitete die Augen und blickte überrascht zu Dean hoch, der aufgesprungen war und jetzt über ihm stand wie ein schnaubender Stier – oder so ähnlich.

„Ich hätte dich fast verloren – mach darüber gefälligst keine Witze!“

Sam schluckte und wusste nicht, was er erwidern sollte.

Er war nicht daran gewöhnt, dass Dean ihm gegenüber so deutlich seine Gefühle artikulierte; er kannte bisher nur eher raue Zuneigungsbeweise in Form von herzhaften Schlägen auf die Schulter, die zwar sicherlich liebevoll gemeint waren, sich aber mit Sicherheit nicht so anfühlten.

„Tut mir leid…“, war alles, was ihm einfiel und Dean beruhigte sich schlagartig und seufzte.

„Wollen wir den Job nun annehmen oder nicht?“

Sam legte den Kopf schief und fragte sich, wann genau Dean beschlossen hatte, ihn in solche Entscheidungen mit einzubeziehen.

Für gewöhnlich stürmte Dean mit wehenden Fahnen voran und ihm blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.

Wieder so ein merkwürdiger Moment.

Sam wurde sich bewusst, dass Dean noch immer auf seine Antwort wartete und nickte endlich.

„Von mir aus können wir den Job annehmen – bin ja so gut wie neu.“

Dean nickte ebenfalls und wandte ihm dann den Rücken zu, um sich am Fenster zu positionieren.

Sam musterte einen Moment lang seine Kehrseite, dann schnappte er sich die Zeitung und studierte die Schlagzeilen.
 

„Du veräppelst mich.“

Dean wandte seinen Blick von der Straße ab, um Sam ansehen zu können und der bewahrte stoische Gelassenheit und zog die Augenbraue in die Höhe.

„Nein, tu ich nicht und jetzt guck nach vorne. Bei einem Autounfall zu sterben wäre mir zu viel Ironie des Schicksals.“

Dean tat, wie ihm geheißen und konzentrierte sich wieder so gut es ging auf die Straße.

„Wiederhol das Opferprofil.“, knurrte er und machte sich eine geistige Notiz, Bobby den Hals umzudrehen, wenn er ihm das nächste Mal begegnete.

„Die Opfer sind allesamt männlich, zwischen zwanzig und dreißig und immer paarweise verschwunden. Offensichtlich handelte es sich um öffentlich bekennende Homosexuelle.“, spulte Sam seinen Text ab und Dean schlug gegen das Lenkrad.

„Warum regst du dich so auf?“, fragte Sam verwundert und Dean warf ihm einen Blick aus dem Augenwinkel zu: „Bobby meinte, der Job wäre perfekt für uns – ich möchte nicht genauer darüber nachdenken, warum er davon so überzeugt ist.“

Sam gluckste und fing sich einen schmerzhaften Klaps ein.

Dean hatte offensichtlich beschlossen, ihn nicht länger zu schonen.

„Ich wüsste nicht, was es da zu lachen gibt…“, grummelte Dean ungehalten, „Wenn ihm irgendjemand Anlass zu merkwürdigen Gedanken gegeben hat, dann sicherlich nicht ich.“

Sam beschloss, dass es am vernünftigsten war, darauf nicht zu antworten.

Sie erreichten Seattle, checkten in einem Hotel ein und machten sich an die Recherchen.

Was sie herausfanden, war zwar aufschlussreich, aber nicht aufschlussreich genug.

Seit mehr als zehn Jahren verschwanden in Seattle und Umgebung immer wieder Homosexuelle und das immer paarweise.

Das Verschwinden ereignete sich zumeist in den Sommermonaten, manchmal jedoch auch schon im Frühling.

Leichen oder sonstige Überreste waren nie gefunden worden.

Jetzt mussten sie nur noch herausfinden, ob ein geisteskranker Homophober dahinter steckte, oder ob die Angelegenheit in ihr Metier fiel.

Sie hatten sich in ihr Hotelzimmer zurückgezogen und überlegten nun, wie sie am Besten vorzugehen hätten.

„Wir könnten-“, setzte Sam an und Dean warf ihm ein Kissen an den Kopf.

„Bist du bekloppt?!“, empörte sich Sammy und Dean bedachte ihn mit einem strengen Blick: „Wir werden uns nicht als homosexuelles Paar ausgeben.“

„Wieso nicht?“

„Weil wir kein homosexuelles Paar sind.“, lautete die schlichte Antwort.

„Du spinnst jawohl! Wir haben uns schon als Ärzte, Polizisten und sogar Priester ausgegeben!“

„Eben. Irgendwo muss man mal die Grenze ziehen.“

Sam zog eine spöttische Schnute und tippte Dean vor die Stirn.

„Sei nicht albern. Dieser Job war deine Idee, jetzt stell dich gefälligst nicht an wie ein kleines Kind.“

Dean wollte irgendetwas dazu sagen, ihm fiel bloß nichts ein.

„Gut, dann machen wir das so.“, beschloss Sam daraufhin eigenmächtig und nickte zufrieden.

Dean fragte sich, was es da zufrieden zu nicken gab, das durfte doch alles nicht wahr sein.

Erst war Sam nicht sein Bruder und jetzt waren sie schwul und zusammen?!

Er fühlte sich, als wäre er im falschen Film.

„Ich bin aber oben!“, platzte es aus ihm heraus und er war nicht wirklich überrascht, als Sam ihn musterte, als sei er endgültig übergeschnappt.

„Ganz so gründlich wollte ich die Rolle eigentlich nicht spielen.“, bemerkte Sam spitz und Dean fiel gerade noch die rettende Retourkutsche ein: „So bekommst du aber keinen Oskar.“

„Haben Heath und Jake auch nicht.“

Mist verdammter aber auch.

Merkwürdig

Dean hatte das Gefühl, als würden sämtliche Blicke auf ihnen ruhen, aber er hütete sich, Sams Hand loszulassen.

Ein Seitenblick auf seinen Begleiter überzeugte ihn davon, dass Sam vor Scham beinahe verpuffte und das heiterte ihn derartig auf, dass er sich in seiner neuen Rolle auf einmal unerwartet wohl fühlte.

Das war Sams Idee gewesen, Sam war also selbst Schuld und nichts in der Welt würde ihn jetzt davon abhalten, soviel wie möglich aus dieser Situation heraus zu holen.

Er ließ Sams Hand los und versenkte seine eigene kurzentschlossen in Sams rechter Gesäßtasche.

Sekunden später kam ihm der Gedanke, dass das vielleicht keine so gute Idee gewesen war, aber ein Rückzieher kam nicht in Frage.

Außerdem – was machte es schon?

Er hatte Sams Hintern im Laufe der Jahre oft genug nackt gesehen, dann machte es jetzt auch nichts, wenn er ihn ein wenig befühlte.

Hinzu kam natürlich noch, dass Sams Gesichtsausdruck im Moment einfach unbezahlbar war.

Dean nahm sich vor, Bobby ein neues Baseballcap zu besorgen, wenn er ihn das nächste Mal traf.

Sie flanierten durch die Einkaufsstraße – Dean gelassen und ein liederliches Grinsen im Auge, Sam mit gesenktem Kopf und roten Wangen.

Dean überlegte gerade, ob er Sam möglicherweise in den Hintern zwicken sollte, um zu sehen, wie der auf sowas reagierte, als Sam plötzlich stehen blieb.

„Sammy?“

Sam reagierte nicht und Dean zog die Augenbraue in die Höhe.

„Sam, was ist los?“

Sam nuschelte irgendetwas und Dean verstand kein Wort.

„Wie bitte?“, hakte er nach, schob Sam seinen Kopf entgegen und der flüsterte ihm etwas ins Ohr.

„Wer hat dir zugezwinkert?“

Sam deutete mit dem Kinn nach rechts und Dean erblickte einen Hünen in Lederjacke, der ihm frech ins Gesicht grinste.

Das konnte jawohl nicht wahr sein!

Er marschierte auf den Typen zu und schob Sam mit seiner Hand in dessen Hose vor sich her.

Eigentlich der perfekte Zeitpunkt, ihn zu zwicken.

Dean baute sich vor dem Hünen auf, begegnete dessen Grinsen mit einem Blick, der Stickstoff verflüssigen konnte und deutete mit einem Kopfnicken auf Sammy.

„Der gefällt dir?“

Sam japste verschreckt und der Hüne nickte grinsend: „Allerdings.“

„Pech gehabt, das is meiner – also gibt’s da auch nix zu zwinkern!“, grollte Dean drohend und zog Sam mit sich weiter.

Sam, zu perplex, um klar denken zu können, ließ sich ziehen und fand sich irgendwann in einem Cafe wieder, in dem Dean ihnen Kaffee bestellte.

Dean schob ihn in eine Nische am Fenster, setzte sich zu ihm und legte so selbstverständlich den Arm um ihn, dass Sam es tatsächlich schaffte, sich zu entspannen.

Er musste sich einfach nur immer wieder sagen, dass Dean ja schließlich nicht schwul war und ihn somit kaum hinterrücks auf den Toiletten überfallen würde.

Hinterrücks – ja genau.

Sam biss sich auf die Unterlippe und wusste nicht, ob er lachen oder sich doch lieber gleich erschießen sollte.

„Warum hab ich nur das komische Gefühl, dass dir das gefällt?“, raunte er in Deans Ohr und der tat komplett unschuldig.

„Weiß ich auch nicht. Möchtest du Milch in deinen Kaffee, Hase?“

Sam wurde rot und nickte und sah Dean dabei zu, wie der Milch in seinen Kaffee gab.

Es war seine Idee gewesen, er war selbst Schuld.

Manchmal war er wirklich dämlich.

Sam nahm die Tasse in beide Hände, pustete und trank einen vorsichtigen Schluck.

„Versuchst du jetzt, niedlich auszusehen?“, flüsterte Dean an seinem Ohr und er spürte ihn quasi grinsen.

Der blöde Idiot.

„Nein…“, knurrte er aus dem rechten Mundwinkel und verschluckte sich dann fast an seinem Kaffee.

„Tust du aber.“

Dean war definitiv merkwürdig.
 

Sam ließ sich aufs Bett fallen und schwor sich, Dean in seinem ganzen Leben nie wieder näher als auf fünf Meter an sich heran zu lassen.

Der hatte ihn doch tatsächlich in den Hintern gezwickt!

Und dann hatte ihr Auftritt als Pärchen noch nichtmal was gebracht!

Sam seufzte und hörte, wie Dean im Bad die Dusche abdrehte.

Der Idiot hatte ihnen ein Zimmer mit Einzelbett gebucht.

Sam war ernsthaft versucht, sich im Kopfkissen zu verbeißen.

Nach diesem Tag konnte er auf keinen Fall mit Dean in einem Bett schlafen – nicht dass er dem an einem anderen Tag enthusiastischer entgegen geblickt hätte.

Dean war bestimmt der Typ, der einem im Schlaf die Bettdecke klaute.

Zumindest hatte er das gemacht, als sie noch Kinder gewesen waren, aber andererseits hatte er als Kind auch Batman als Berufswunsch angegeben.

Die Dinge änderten sich.

Die Tür zum Bad wurde geöffnet, Dean kam in Shorts und sich die Haare trocknend ins Zimmer und Sam begrüßte ihn mit einem flammenden Blick, der Dean nicht im Geringsten zu tangieren schien.

„Du stellst dich an wie die Prinzessin auf der Erbse.“, bemerkte er lediglich gelangweilt und ließ sich neben Sam aufs Bett fallen.

Sam wusste, dass er auf verlorenem Posten agierte, also begnügte er sich mit einem weiteren flammenden Blick, der Dean mindestens gegrillt hätte, wenn die Welt gerecht gewesen wäre.

Aber das war sie nicht, der Blick trocknete noch nicht einmal Deans verdammte Haare – dabei waren die doch schon so kurz.

„Was machen wir jetzt?“, erkundigte Sam sich bei Dean, als der damit fertig war, seine Haare zu frottieren und ihm schwante Böses, als er Dean grinsen sah.

„Wir machen so weiter wie bisher, was dachtest du denn?“

Sam seufzte.

Er hätte es wissen müssen.

„Abgesehen davon, dass es viel zu lustig ist, dich alle fünf Minuten rot werden zu sehen, um jetzt aufzuhören, wüsste ich wirklich nicht, was wir stattdessen tun könnten. Oder hast du irgendeine brillante Idee, die du mir verschwiegen hast?“

Sam schüttelte mürrisch den Kopf und Dean warf das Handtuch von sich und schlüpfte unter die Bettdecke.

„Na, dann komm in meine Arme, mein Schatz.“

Sam schnaubte und stand auf, um ins Bad zu verschwinden.

Irgendwann würde er Dean ganz bestimmt umbringen.

Jetzt wäre sogar der perfekte Zeitpunkt – es wäre kein Brudermord mehr, also nur noch halb so schlimm.

Dean war nicht sein Bruder.

Der Gedanke fühlte sich noch immer merkwürdig an und hinterließ ein hohles Gefühl in der Magengegend.

Dean sprach nicht darüber – natürlich nicht – aber auch ihn schien das keineswegs kalt zu lassen.

Sam schnitt seinem Spiegelbild über dem Waschbecken eine Grimasse und begann, sich die Zähne zu putzen.

Es ließ sich nicht ändern, sie waren nicht blutsverwandt.

Sam fragte sich, was ihr Vater ihnen sonst noch verschwiegen hatte.

Aber eigentlich war das vollkommen egal, also brauchte er sich darüber auch nicht seinen Kopf zerbrechen – „sein hübsches Köpfchen“ wie Dean sich ausgedrückt hatte.

Der wurde langsam wirklich immer merkwürdiger.

Sam putzte sich die Zähne zu ende, begnügte sich mit einer Katzenwäsche und kehrte dann zu Dean ins Schlafzimmer zurück.

Der hatte sich natürlich mitten ins Bett gepackt und wenn man den Geräuschen trauen konnte, die er von sich gab, schlief er auch bereits tief und fest.

Sam seufzte gottergeben, schlüpfte zu dem Schlafenden unter die Decke und legte sich ganz an den Rand – er hatte keine Lust, Dean näher als nötig an seinen Hintern heran zu lassen.

Aber so konnte er natürlich nicht einschlafen und irgendwann – Dean musste im Traum mindestens mit einem Bären ringen, oder ähnliche Heldentaten vollbringen – drehte Dean sich so energisch um, dass er ihn tatsächlich aus dem Bett kickte.

Ein dumpfer Laut und Sams Kopf tauchte mit leidlich derangierter Frisur oberhalb der Bettkante auf.

Das reichte jetzt.

Er kämpfte sich auf die Beine, riss Dean die Bettdecke vom Körper, schob ihn an den Rand des Bettes und legte sich selbst in die Mitte, deckte sich zu und beschloss, jetzt sofort einzuschlafen.

Das Problem war nur, dass Dean jetzt kalt zu sein schien.

Jedenfalls drehte er sich mit einem charmanten Grunzen zu Sam um und der fand sich in einer Umarmung wieder, aus der sich höchstens ein professioneller Entfesslungskünstler hätte befreien können.

An Schlaf war nicht einmal ansatzweise zu denken.
 

„Du siehst scheiße aus.“

Sam fühlte sich zu schwach, auf so eine Bemerkung zu reagieren, er begnügte sich mit einem müden Schnauben.

Dean, der keine Ahnung hatte, wie nachdrücklich er in der vergangenen Nacht Sams Nachtruhe gestört hatte, zuckte mit den Schultern und schob sich ein drittes Brötchen in den Mund.

Er selbst hatte hervorragend genächtigt und war in ausgezeichneter Stimmung und Sam ahnte, dass ihm ein anstrengender Tag bevor stand.

Sie saßen im Frühstückssaal ihres Hotels und Sam mochte sich irren, aber er hatte das Gefühl, dass die anderen Gäste ihnen ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit schenkten.

Das konnte natürlich daran liegen, dass Dean es sich nicht nehmen ließ, ihn von Zeit zu Zeit als sein Betthäschen zu titulieren, aber Sam bevorzugte die Idee, dass es irgendetwas mit ihrem Fall zu tun hatte.

Er wäre mehr als glücklich, wenn dieser Fall bald abgeschlossen wäre.

Es war ihm klar, dass sie keine andere Wahl hatten, als das zu tun, was sie eben taten, aber gefallen musste es ihm deswegen noch lange nicht.

Sam tauchte aus seinen philosophischen Betrachtungen auf, als Dean ihm eine Tasse voll dampfenden Kaffees entgegen schob und er war mehr als irritiert, als der ihm auch noch ein geschmiertes Brötchen vor die Nase hielt.

„Da. Iss.“

Diese Monosilben entstammten ganz eindeutig Deans Mund, Sam suchte in seinen Gedanken allerdings noch immer nach einem Präzedenzfall für ein derartiges Verhalten.

Er öffnete den Mund, um Dean zu fragen, was in ihn gefahren sei und der nutzte die Gelegenheit, um Sam an dem Brötchen zu ersticken.

Das Gefühl hatte zumindest Sam.

Möglicherweise wollte Dean ihm aber auch einfach nur Nahrung zukommen lassen.

Er begann zu kauen und musterte Dean aus dem Augenwinkel.

Dean sah aus wie immer – Haarfarbe, -länge und auch Augenfarbe stimmten, ebenso diese Aura frivoler Selbstzufriedenheit, die er sich irgendwann kurz nach seinem Eintritt in die Pubertät angeeignet hatte.

Und doch war irgendwas anders, Sam konnte nur nicht ganz festmachen, was es war.

Das machte ihn wahnsinnig.

Dean konnte doch nach mehr als zwanzig Jahren, in denen er geglaubt hatte, ihn könne nichts mehr an diesem Kerl überraschen, anfangen sich zu verändern!

Zumindest nicht ohne ein mehrseitiges Antragsschreiben – mit Durchschlag.

Sam schluckte den letzten Bissen des Brötchens hinunter und fand sich sofort mit einem Neuen konfrontiert.

Er blinzelte mehrfach, nahm es dann entgegen und warf Dean schließlich doch einen misstrauischen Blick zu.

„Willst du mir irgendwas sagen?“, erkundigte er sich, als Dean nicht auf den Blick reagierte und der sah ihm in die Augen und lächelte schwach.

„Der Doc hat doch gesagt, du sollst auf deine Ernährung achten.“

Seit wann interessierte es Dean bitte sehr, was die Ärzte sagten?

„Dude, du hast doch irgendwas.“, behauptete er und Deans Lächeln verschwand.

„Ja, allerdings. Ich hab das zwingende Gefühl, dass es nur mir etwas ausmacht, wenn du beinahe übern Jordan gehst.“

Er hatte es quasi geknurrt und Sam hob beide Augenbrauen.

„Was hat das denn jetzt bitte zu bedeuten?“

„Das hat zu bedeuten, dass ich auf dich aufpasse, wie man es von einem großen Bruder erwartet!“

„Du bist aber nicht mein großer Bruder.“

Sam wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte, sobald die Worte laut ausgesprochen waren.

Ohne Worte

Sam glaubte nicht, dass Dean schon jemals so verletzt und gleichzeitig so wütend ausgesehen hatte.

Er wollte sich entschuldigen, aber er wusste nicht wie.

Es war nur Dean, bei dem er nicht die richtigen Worte fand.

Ausgerechnet bei Dean, der immer auf ihn aufgepasst, alles für ihn getan hatte – absolut alles – und er entehrte das mit nur einem einzigen Satz.

Wie konnte er so grausam sein?

Der Moment, sich zu entschuldigen, zog vorbei, Dean goss sich Kaffee nach und verschanzte sich hinter seiner Tasse.

Dass er nichts dazu sagte, war das deutlichste Zeichen, wie nahe ihm Sams Worte gegangen waren.

Sam hätte sich ohrfeigen können.

Sicher, Dean tat unbeeindruckt, aber Sam wusste, wann er im Innersten getroffen war und allein die Art, wie Dean mit gesenktem Blick vor sich hin starrte, war genug, ihn in Höllenqualen zu stürzen.

Er konnte damit umgehen, wenn Dean genervt war – hey, Dean war immer genervt – oder wenn er sich mal wieder für Gottes Geschenk an die Frauenwelt hielt – auch nicht unbedingt selten der Fall – aber Dean unglücklich zu sehen, war zu viel.

Er hatte es geschafft, den einen Menschen zu verletzen, der ihm alles bedeutete.

Es wäre ihm weitaus lieber gewesen, wenn Dean ihn angeschrieen hätte.

„Dean…“

Der Angesprochene reagierte nicht, aber Sam sah, wie seine Fingerknöchel an der Kaffeetasse weiß wurden, als er seinen Griff an ihr verkrampfte.

Sam schluckte trocken.

„Dean…“

Er bekam wieder keine Reaktion, also nahm er Dean kurzerhand die Tasse weg und weil er nicht wusste, was er sagen sollte, nahm er Deans Hand in seine und hielt sie fest.

Kurz war er dankbar, dass man sie ohnehin für ein Paar hielt, aber auch das war im Prinzip egal.

Er musste das jetzt in Ordnung bringen.

Dean blickte erst auf ihre Hände, dann sah er ihm ins Gesicht und Sam wusste, wenn er jetzt feuchte Augen bekäme, würde Dean ihn für den Rest seines Lebens damit aufziehen.

Es war ihm egal.

„Warum heulst du denn jetzt?“, hörte er auch schon Deans spöttische Stimme und er lächelte erleichtert und blinzelte die aufsteigenden Tränen weg.

„Weil du ein Idiot bist.“

Dean grinste.

„Bitch.“

„Jerk.“, erwiderte Sam und ließ Deans Hand los.

Ob alle Brüder so merkwürdige Rituale hatten?

Dean eroberte seine Hand zurück und drückte sie sanft und Sam fiel wieder ein, was sie nach Seattle geführt hatte.

Er hasste diesen Job.

Dean setzte ein ausnehmend unangenehmes Grinsen auf und Sam wusste, dass er ihn bald noch mehr hassen würde.

Den Job, nicht Dean – naja, vielleicht auch Beides.

Dann deutete Dean auf seine Wange.

Das konnte unmöglich sein Ernst sein.

„Versöhnungsküsschen.“, flötete er und Sam hätte beinahe gelacht.

Es war sein Ernst.

Natürlich war es das.

Sam wusste, dass Dean wusste, dass sein schlechtes Gewissen ihm nicht erlauben würde, die Aufforderung zu ignorieren.

Er mochte einen etwas verdrehten Sinn für Schuld haben, aber er glaubte, er schuldete Dean diesen Triumph.

Also beugte er sich über den Tisch und drückte Dean einen Kuss auf die Wange.

Deans Haut war wesentlich weicher, als Sam sich das vorgestellt hatte.

Merkwürdiger Gedanke.

Wurde er jetzt schon genau so komisch wie Dean?

Der gluckste zufrieden und wuschelte Sam durchs Haar, als er sich wieder gesetzt hatte.

„Braver Sammy.“

Sam spürte seine Wangen heiß werden und fragte sich, warum zum Teufel Dean keinerlei Probleme mit dem zu haben schien, was sie hier taten!

Er war immerhin derjenige gewesen, der sich zu Anfang gesträubt hatte wie eine Jungfrau vorm ersten Mal und jetzt – wo die Metapher schon mal etabliert war – konnte er glatt als Professionelle durchgehen.

Mit Dean stimmte ganz eindeutig irgendetwas nicht.
 

Wieso immer er?

Wieso?

Was hatte er, was Dean nicht hatte?

Machte er irgendwas anders?

„Du kannst wieder gucken, Sammy. Er hat sich umgedreht.“

Sam blickte unsicher von seinem Bier auf, blinzelte vorsichtig in Richtung Bar und hörte, wie Dean ihn leise auslachte.

Wie schön, dass der das lustig fand.

„Du musst aufhören, wie ein scheues Reh in die Welt zu blicken, dann lassen sie dich bestimmt in Ruhe.“, riet Dean ihm und Sam zuckte zusammen, als ihm der an diesem Abend dritte Kerl ein aufreizendes Grinsen schenkte und ihm fröhlich zuprostete.

„Wenn sie mich aber nun mal die ganze Zeit anflirten!“, klagte er mutlos und war zum ersten Mal dankbar, als Dean den Arm um ihn legte und ihn an sich zog.

Der tat das zwar vermutlich nicht unbedingt aus heldenhaften Gründen, aber so lange er sich nur hinter Deans starker Schulter verstecken konnte, wollte ihm das egal sein.

Entweder war Seattle besonders reich an Homosexuellen, oder er hatte diesen Teil der Bevölkerung bisher erfolgreich ausgeblendet, weil er ihn in Ruhe gelassen hatte.

Er war in den letzten Tagen so oft Zielscheibe lüsterner Blicke gewesen, dass er sich fühlte wie das sprichwörtliche Schäfchen unter Wölfen.

Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Dean sein Schäfer sein sollte.

Der war ja eher ein Wolf im Schafspelz.

Ok, das wurde jetzt langsam kompliziert.

Sam stürzte sein Bier hinunter und als ihm mal wieder zugezwinkert wurde, blickte er trotzig in eine andere Richtung und lehnte seinen Kopf an Deans Schulter.

Der tätschelte tröstend sein Knie – was nicht wirklich hilfreich war – und bestellte ihnen Beiden noch ein Bier.

Sie waren jetzt schon fast eine Woche in Seattle und das Einzige, was sie bisher erreicht hatten, war Sam zum erklärten Star der hiesigen Schwulenszene zu machen.

Vielleicht lag es an seinem Aussehen oder an seinen Welpenaugen, vielleicht lag es aber auch einfach nur an Dean, der ihn quasi nonstop bloßstellte.

Egal, wo sie auch waren, die Welt musste erfahren, wie… romantisch… die vergangene Nacht doch gewesen sei.

Und Sam konnte absolut nichts dagegen tun.

Genau wie er nichts dagegen hatte tun können, dass Dean ihn am dritten Abend in Folge in diese Bar geschleppt hatte, um – wie Dean sich ausdrückte – die Öffentlichkeit an ihrem Glück teilhaben zu lassen.

Sam griff nach der Bierflasche, noch bevor die Kellnerin Zeit hatte, sie vor ihn auf den Tisch zu stellen und er gab sie erst wieder aus der Hand, als sie leer war, um sich eine Neue zu nehmen.

Anders wäre dieser Abend nicht zu ertragen gewesen.

Er hatte sogar Angst, allein auf die verdammte Toilette zu gehen.

Es war weit nach Mitternacht, als sie die Bar verließen und Dean verfluchte den Umstand, dass Sam so verdammt groß war.

Danach verfluchte er sich selbst, dass er Sammy so viel hatte trinken lassen.

Der hatte bestimmt noch gar nicht wieder genug Blut im Körper, um mit dem Alkohol fertig zu werden, den er in sich hinein geschüttet hatte.

Er tat sein Möglichstes, den Jüngeren auf Kurs zu halten, aber das war nicht unbedingt einfach – Sam war nicht nur groß, betrunken war er außerdem stur wie ein Maulesel und er wollte partout nicht zurück zum Hotel.

Dean konnte sich nicht ganz erklären, warum das so war – Sam hätte genau so gut Griechisch mit ihm sprechen können, so wie der sich im Moment artikulierte – aber großzügig wie er war, gönnte er Sammy einen kleinen Ausflug bei Mondschein und ging mit ihm zum Hafen.

Dort angekommen setzte er Sam auf einer Bank ab, um eine Sekunde zu verschnaufen und ließ sich neben seinen strapaziösen Begleiter sinken.

Sam neben ihm brabbelte irgendwas auf Griechisch und Dean schloss die Augen, ignorierte ihn und atmete tief durch.

Es roch nach Salzwasser, nach Meer, er mochte diesen Geruch.

Aus irgendeinem Grund gefiel es ihm in Seattle – auch wenn er wusste, dass Sam es kaum erwarten konnte, den Ort zu verlassen.

Dean grinste.

Sammy konnte so niedlich sein, wenn er sich schämte.

Sammy hatte in der letzten Woche kaum etwas Anderes getan, als sich zu schämen.

Die einzige Atempause davon hatte diesen Mittag stattgefunden.

Aus irgendeinem ihm unbekannten Grund war Sam auf das eine Thema zu sprechen gekommen, das er wirklich verabscheute.

Er hatte ihn gefragt, wer von ihnen Beiden adoptiert sei.

Der Gedanke daran, dass sie keine Brüder waren zog ihm noch immer den Boden unter den Füßen weg.

Wie kamen andere Kinder mit sowas klar?

Gut, er war kein Kind mehr, aber jetzt wusste er nicht einmal, wessen Eltern Kind er nicht mehr war.

Denn es war ganz bestimmt nicht Sam, der adoptiert worden war.

Er hatte seine Mutter mit ihm schwanger gesehen – Sam war das leibliche Kind von Mary und John Winchester.

Dean war derjenige, der plötzlich ohne einen festen Platz in der Welt dastand.

Er seufzte leise und schüttelte den Kopf, wie um die nervigen Gedanken loszuwerden.

Natürlich hatte er einen Platz in der Welt.

Sein Platz war bei Sam.

Es war seine Aufgabe, Sam zu beschützen.

Wenn er sich das einfach nur oft genug sagte, ließ sogar der merkwürdige Schmerz in seiner Brust nach.

Dean grinste geisterhaft.

Sam hatte so merkwürdig reagiert, als er gehört hatte, dass es Dean sei, der adoptiert war.

Er hatte überhaupt nicht erleichtert gewirkt.

Typisch Sammy.

Der war wahrscheinlich so sehr damit beschäftigt, sich Sorgen um ihn zu machen, dass er überhaupt nicht auf die Idee kam, sich für sich selbst zu freuen.

Dabei gab es überhaupt nichts, worum er sich sorgen musste.

Vielleicht sollte er ihm das einfach mal sagen.

Sam würde das nie von allein begreifen, soviel stand fest.
 

Dean hörte in der Ferne ein paar Möwen kreischen und wusste plötzlich, warum es ihm in Seattle gefiel.

Er war schon einmal hier gewesen.

Damals, als seine Welt noch nicht von Dämonen und Monstern bevölkert gewesen war, als Sammy noch drei Monate vor sich gehabt hatte, um auf die Welt zu kommen, die so viel gefährlicher war, als sie den Anschein hatte.

Seine Eltern – er beschloss, sie nach wie vor so zu nennen – hatten diesen Ausflug gemacht, um ihn mit dem Gedanken zu versöhnen, dass er bald nicht mehr der Mittelpunkt ihrer kleinen Familie sein würde.

Dean erinnerte sich grinsend daran, wie sie am Hafen gestanden hatten und John seine kleine Rede so vorsichtig wie möglich vom Stapel gelassen hatte.

Sein Gesicht, als Dean ihm erzählt hatte, er könne es gar nicht erwarten, dass der kleine Bruder endlich käme – Dean hatte ihn nie wieder so lächeln sehen.

Dean hatte sich immer auf Sammy gefreut, es wäre ihm gar nicht in den Sinn gekommen, das nicht zu tun.

Und jetzt waren sie wieder gemeinsam hier.

Sie waren Beide um Einiges gewachsen seit dem letzten Mal – ganz besonders Sammy – aber Dean sah noch immer keinen Anlass, Sams Existenz zu bereuen.

Ohne Sam wäre sein Leben wahrscheinlich verdammt langweilig geworden.

Sicher, er ging ihm manchmal gewaltig auf den Sack, aber im Prinzip war er froh, dass er ihn hatte.

Dean nahm sich vor, Sam am nächsten Morgen – sobald der aufnahmefähig wäre – von diesem Ausflug zu erzählen.

Nach diesem Abend verdiente Sam ein wenig Aufmunterung.

Wie beliebt sein Kleiner doch war.

Zum Glück hatte er ihn nicht allein zu den Toiletten gehen lassen.

Das fehlte gerade noch, dass Sams Hintern ausgerechnet in Seattle defloriert wurde – nicht, dass es an irgendeinem anderen Ort besser gewesen wäre.

Aber er würde schon auf Sammys Hintern Acht geben.

Dean grunzte amüsiert.

Es wurde langsam Zeit, dass sie diesen Job hinter sich brachten, seine Gedanken fingen an, merkwürdige Wege zu gehen.

Vielleicht lag es aber auch einfach nur an der späten Stunde.

Es musste schon nach drei Uhr morgens sein.

Langsam wurde er wirklich verdammt müde.

Aber eigentlich war er es doch gewöhnt, lange auf zu bleiben und mit wenig Schlaf auszukommen.

Vielleicht machte das die Seeluft.

Er sollte sich Sammy packen und zurück zum Hotel schleifen, egal was der davon halten mochte.

Auf einen Betrunkenen musste er nun wirklich keine Rücksicht nehmen.

Dean schreckte zusammen und blinzelte.

Hatte er etwa geschlafen?

Und wenn ja, was hatte ihn geweckt?

Er wurde von einer kühlen Brise erfasst und schauderte und dann wusste er es.

Sam war weg.

Bindungen

Dean sprang so hastig auf die Beine, dass sie beinahe unter ihm nachgaben und blickte sich fieberhaft um.

Von Sam weit und breit keine Spur.

Wie lange hatte er denn geschlafen?!

Sam konnte in seinem Zustand doch unmöglich weit gekommen sein – vor ein paar Minuten hatte er noch kaum laufen können, verdammt!

Über Deans Kopf kreischten die Möwen und der Wind trug ihm den Geruch von Salzwasser zu.

Oh Gott, nein.

Dean rannte auf den Pier zu, noch bevor er das Klatschen auf dem Wasser vernahm.

Er scherte sich keinen Deut darum, dass er in der Dunkelheit so gut wie blind war, sondern sprang ohne zu zögern in die Tiefe.

Er war sich vage bewusst, dass er höchst wahrscheinlich gerade Selbstmord beging.

Kopfüber ins Unbekannte zu springen war genau die Art Tod, die zu ihm passte.

Seine Müdigkeit war verflogen, er war von einer Sekunde auf die andere hellwach, als das kühle Nass seinen Körper umspülte.

Glück gehabt, sein Genick war nicht gebrochen, er hatte tatsächlich das Wasser getroffen.

Ein Stück unter sich sah er ein schwaches Leuchten, er tauchte darauf zu, erkannte Sam im Zentrum des Lichtkegels und schlang beide Arme um ihn, um ihn an die Oberfläche zu ziehen.

Es ging nicht.

Sam war wach, sah ihn hilflos an und machte keine Anstalten, sich zu bewegen – er konnte es nicht.

Etwas hielt ihn fest und dieses Etwas war mindestens so entschlossen, Sam nicht loszulassen wie er es war.

Dean hätte genau so gut versuchen können, eigenhändig die Titanic zu heben.

Er sah in Sams Augen und er konnte die Botschaft in ihnen so klar lesen, dass er vor Wut am liebsten geschrieen hätte.

Das ging bloß nicht so gut unter Wasser.

Sam wollte, dass er ihn losließ.

Sam wollte, dass er sich selbst rettete und ihn zurückließ.

Sam konnte ihn mal am Arsch lecken.

„Lass ihn los…“

Dean zuckte zusammen und riss die Augen auf, als er plötzlich über Sams Gesicht ein zweites sehen konnte.

Eines, das unglaublich traurig und doch boshaft war.

„Lass ihn los, du kannst ihn nicht retten…“

Das war es also, was die Pärchen hatte verschwinden lassen.

Sah schwer nach einem Geist aus.

Wie schade, dass er im Moment zu beschäftigt damit war, Sam nicht loszulassen, sonst hätte er schnell ein wenig Salz aus dem Hotel holen können.

Perfekter Zeitpunkt für Galgenhumor.

„Rette dich selbst, bevor es zu spät ist…“

Das stand nicht einmal ansatzweise zur Debatte, also konnte der auch genau so gut die Klappe halten.

Was dachte der eigentlich, mit wem er es zu tun hatte?

Wenn er Sammy hätte sterben lassen wollen, hätte er damit auch schon vor Jahren anfangen können.

Jetzt lohnte sich das nun wirklich nicht mehr.

„Lass ihn los…“

Das nervte jetzt langsam wirklich.

Wenn der sie schon ertränkte, dann gefälligst schweigend.

Dean biss die Zähne zusammen und seine Augen teilten Sam mit, dass er eher sterben würde, als ohne ihn an die Oberfläche zu schwimmen.

Er sah, dass Sam die Botschaft verstanden hatte, als der ergeben die Augen schloss und ihn an sich zog.

„Liebst du ihn so sehr?“

Dean erschauderte.

Das Gesicht des Geistes war nicht mehr boshaft, es war einfach nur noch traurig.

„Liebst du ihn so sehr, dass du für ihn sterben würdest?“

Mann, der hatte ja keine Ahnung.

Und plötzlich war da nichts mehr, was Sam gefangen hielt.

Dean hatte nie etwas so Friedliches gesehen, wie das Lächeln dieses todbringenden Wesens.

Sams Körper in seinen Armen wurde leicht, strebte nach oben und Dean vergeudete keine Zeit und zog ihn an die Oberfläche.

Aus dem Augenwinkel sah er ein helles Leuchten, das schwächer wurde und verschwand.

Irgendwie schaffte er es, Sam an Land zu schaffen und weil der nicht mehr atmete, verpasste Dean ihm kurzerhand eine Mund zu Mund Beatmung.

Der würde ihm jetzt ganz bestimmt nicht einfach so wegsterben.

Das würde er nicht zulassen.

Dafür liebte er ihn zu sehr.
 

„Sammy?“

Sam schlug müde die Augen auf und stellte fest, dass er im Krankenhaus war.

Wie ungewöhnlich für ihn.

Er versuchte zu sprechen, aber Dean legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen, stand auf und holte den Arzt.

Alleingelassen, versuchte er zu rekonstruieren, wie er hier gelandet war und gab aufgrund brüllender Kopfschmerzen ganz schnell wieder auf.

Er sollte vielleicht lieber auf Dean warten, damit der ihm erzählen konnte, was passiert war.

Als der schließlich in Begleitung des Arztes zurückkam, stellte Sam alarmiert fest, dass Dean noch nie so fertig ausgesehen hatte.

Noch nie.

Der Arzt begann, auf ihn einzureden und ihm wurde auch sofort klar, warum.

Offensichtlich war er vergangene Nacht gestorben.

Dean hatte ihn aus dem Wasser gezogen und ihn Mund zu Mund beatmet, während ein Passant einen Krankenwagen gerufen hatte, aber das hatte nichts gebracht – sein Herz hatte aufgehört zu schlagen, als der Krankenwagen ankam.

Man hatte ihn wiederbelebt und es war die ganze Nacht lang nicht klar gewesen, ob er wieder aufwachen würde.

Warum tat er Dean das immer wieder an?

Der Arzt zog sich schließlich zurück, Dean setzte sich zu ihm an die Bettkante und Sam holte Luft, um etwas zu sagen und fand sich wieder mit Deans Finger an seinen Lippen konfrontiert.

„Wir können alles später besprechen. Du ruhst dich jetzt aus.“

Dieser erschöpften Stimme konnte er unmöglich widersprechen und er schloss die Augen.

Er wusste ja, dass Dean nicht weggehen würde – er würde die ganze Zeit an seiner Seite bleiben und auf ihn aufpassen, das machte er schließlich immer so.

Dean sah zu, wie Sam die Augen schloss und schließlich einschlief und als er sicher war, dass Sammy tief im Traumland war, nahm er Sams Hand.

Seine eigene zitterte noch immer.

Wenn er diese Hölle noch öfter durchleben müsste, würde er den letzten Rest Verstand verlieren, der ihm noch verblieben war.

Er konnte Sam nicht wieder und wieder so knapp dem Tod entrinnen sehen, er konnte es einfach nicht.

Dean atmete tief durch und ließ Sams Hand wieder los.

Wenigstens konnten sie jetzt endlich Seattle verlassen, das war doch schon mal was.

Sam hatte es wieder einmal überlebt, nur das zählte.

Er beobachtete Sams schlafendes Gesicht, bis dieser nach Stunden wieder aufwachte und empfing ihn mit einem Lächeln.

„Guten Morgen, Großer.“

Sam erwiderte sein Lächeln – wenn auch ein wenig kläglich, was bei dem Restalkohol, den er noch im Blut haben musste, allerdings kein Wunder war.

Dean half Sam dabei, sich aufzusetzen, dann erzählte er ihm, wie er im Krankenhaus gelandet war.

Sam hörte ihm schweigend zu und schloss dann kurz die Augen.

„Ich erinnere mich an seine Stimme…“, sagte er, „… Sie war so unglaublich traurig.“

Dean nickte schweigend.

Sie sprachen nicht darüber, was der Geist gesagt hatte.

Das war im Prinzip nichts, was Dean bedauern würde, aber es wunderte ihn schon, dass Sammy es nicht ansprach.

Der Sam, den er kannte, war für gewöhnlich kaum zu bremsen, wenn es darum ging, seine Gefühle tot zu reden.
 

„Das ist er, oder?“

Dean warf einen kurzen Blick auf Sams Laptop und nickte.

„Ja, das ist er. Was ist mit ihm passiert?“

Sam studierte den Text des Zeitungsartikels neben dem Photo und Dean sah ihm an, dass ihn bewegte, was er da las.

„Er ist vor zwölf Jahren hier im Hafen ertrunken. Sein „Freund“ hat versucht, ihn zu retten, hat aber ausgesagt, sein Fuß sei in einem alten Fischernetz verfangen gewesen und dass er nichts ausrichten konnte…“

Dean seufzte.

„Also hat er ihn am Grund zurückgelassen und hat sich selbst gerettet.“

Sam nickte bedrückt.

„Und unser Geist hat immer wieder Paare das Gleiche durchleben lassen und immer wieder hat der eine Geliebte den Anderen aufgegeben…“

„… Und er hat ihn dafür bestraft, weil er seinen Geliebten nicht bestrafen konnte.“, beendete Sam seinen Satz.

Sie sahen sich in die Augen und die Stille zwischen ihnen war voll von unausgesprochenen Versprechen.

„Denkst du, es ist jetzt vorbei?“, fragte Sam schließlich leise und Dean nickte.

„Wir haben seinen Test bestanden – er ist nicht länger in seinem Albtraum gefangen.“

Sam fuhr seinen Computer hinunter und verstaute ihn in der dafür vorgesehenen Tasche.

„Dann können wir hier ja endlich verschwinden.“

Sam hatte darauf bestanden, so lange in Seattle zu bleiben, bis sie herausgefunden hatten, was es mit dem Geist auf sich gehabt hatte und Dean hatte nicht widersprochen.

Aber jetzt war es wirklich an der Zeit, die Stadt hinter sich zu lassen.

Gut möglich, dass Sammy sonst doch noch ins Gebüsch gezerrt würde.

Sie beglichen ihre Rechnung, stiegen in den Impala und Dean ließ den Motor grollend zum Leben erwachen, drehte das Radio auf und fuhr sie aus der Stadt.

Es war erst, als sie einige Meilen hinter sich gelassen hatten, dass Sam wieder anfing, zu sprechen: „Er hat mich gerufen.“

Dean drehte mit einem hastigen Handgriff die Lautstärke herunter.

„Wie bitte?“

„Er hat mich gerufen… deswegen bin ich zum Wasser gegangen.“

Dean nickte bedeutungsschwanger.

„Ich dachte mir schon sowas.“

Sam sah ihn überrascht an: „Wirklich?“

Dean warf ihm einen kurzen Blick zu und machte ein nachdenkliches Gesicht.

„Du warst zwar betrunken, Sammy, aber du wärst nicht von mir weggegangen – nicht an diesem Abend.“

Sam lächelte schief und nickte.

Er hätte sich Dean an diesem Abend eher auf den Kopf gesetzt, als von ihm weg zu gehen.

„Endlich hat diese Posse ein Ende!“, entfuhr es ihm unwillkürlich und er hörte Dean amüsiert auflachen.

„Es war deine Idee…“

Darauf hatte Sam die ganze Zeit gewartet.

Ein Wunder, dass es so lange gedauert hatte.

„Das nächste Mal werde ich einfach auf dich hören…“, schnaubte er und Dean lachte erneut: „Bitte nicht! Das war viel zu lustig. Ich hab dir übrigens noch ein Geschenk gekauft…“

Sam blinzelte verwundert: „Geschenk? Hab ich einen Feiertag vergessen?“

Dean schüttelte den Kopf und Sam erkannte, dass er ein Grinsen von atomarer Strahlkraft unterdrückte.

„Was ist es?“, fragte er also misstrauisch und Dean deutete mit einer Kopfbewegung auf den Rücksitz.

„Guck es dir an.“

Sam drehte sich nach hinten und fand ein kleines Paket, das Dean – wenn man dem unprofessionellen Zustand der Verpackung trauen konnte – offensichtlich selbst geschnürt hatte.

Er nahm das Päckchen an sich, drehte sich wieder nach vorne und nahm es auf den Schoß.

Er war sich völlig darüber im Klaren, dass Dean ihn die ganze Zeit aus dem Augenwinkel beobachtete, während er fröhlich „Highway to Hell“ mitpfiff.

Er löste die Schnur, faltete das Papier auseinander und stutzte, als er ein handelsübliches T-Shirt erblickte.

„Was soll das denn?“, erkundigte er sich verwirrt und Dean beehrte ihn mit einem unanständigen Grinsen: „Sieh es dir halt mal genauer an.“

Sam hob das Shirt in die Höhe, tat wie ihm geheißen und dann wurde er rot und ließ das Shirt fallen, als habe es ihn gebissen.

Dean neben ihm lachte dreckig.

„Gefällt es dir?“

Sam fehlten die Worte.

„Du kannst mich nicht zwingen, das anzuziehen!“

„Oh doch, das kann ich, du wirst schon sehen.“

Warum auch immer, Sam glaubte ihm.

Er starrte unglücklich auf das schwarze Stück Stoff in seinem Schoß und die vermaledeiten weißen Buchstaben, die die Worte „If you think my Shirt is tight…“ formten.

„Zur Erinnerung an eine unvergessliche Woche in Seattle.“, gluckste Dean neben ihm und Sam schloss gepeinigt die Augen.

Dean war so gemein.

Erste Eifersüchteleien

Ich möchte mich an dieser Stelle für all die tollen Kommentare bedanken, die ich bis jetzt bekommen habe!

Ich entschuldige mich dafür, dass es irgendwie noch nicht so richtig in Fahrt kommt - naja, wird die Geschichte eben länger... ^-^°

Viel Vergnügen mit dem neuen Kapitel!
 

moko-chan
 


 

Es war an einem sonnigen Tag im August, als Dean Winchester feststellte, dass er ein Problem hatte.

Der Gedanke, dass er diese Hölle selbst heraufbeschworen hatte, war ihm schon mehrfach gekommen, aber daran konnte er jetzt auch nichts mehr ändern.

Sein armer, kleiner Sammy.

Irgendetwas von ihren Erlebnissen in Seattle musste eine Art Mal auf Sam hinterlassen haben – anders ließ sich diese plötzliche Veränderung nicht erklären.

Wie hatte er es nur jemals lustig finden können, wenn Sam von fremden Männern angeflirtet wurde?

Das machte ihn wahnsinnig!

Sie saßen in einem Cafe – er hatte extra darauf geachtet, dass sie nicht wieder aus Versehen in einer anrüchigen Gegend landeten… das war ein Akt gewesen, Sam wieder unbeschadet aus diesem Club in Detroit heraus zu bekommen – und irgendetwas an der Art, wie Sam seinen Latte trank… Moment.

Dean atmete tief durch und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.

Er fing wohl wirklich langsam an, durchzudrehen.

Jedenfalls musste etwas an der Art, wie Sam seinen Latte Macchiato trank, unglaublich anregend sein.

Glücklicherweise hatte Sam den Kerl am Nebentisch noch nicht bemerkt.

Dean fixierte den Typen mit seinem neuen, patentierten „denk nicht mal dran, wenn du den nächsten Tag erleben willst“ Blick und der Feigling winkte auch prompt die Kellnerin heran, zahlte und machte sich dann mit mehr Hast als Grazie davon.

Wenn es doch nur immer so einfach wäre.

Er beobachtete Sam, der sich gerade genüsslich den Milchschaum von den Lippen leckte und sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass das niemand außer ihm gesehen hatte.

Jetzt fing er sogar schon an zu Beten!

Dean erstellte im Geist eine Liste mit Dingen, die er Sam in Zukunft rigoros verbieten würde.

Zum einen waren da sämtliche Getränke mit einer Schaumkrone jeglicher Art – Sam schaffte es neuerdings sogar, Biertrinken sexy aussehen zu lassen.

Weiterhin durfte Sam nie wieder Klamotten anziehen, die ihm tatsächlich passten.

Früher hatte er sich doch immer brav in so viele Schichten gehüllt, dass nur ein Hellseher hätte erahnen können, was sich darunter verbarg.

Was war nur aus seinem Zwiebeljungen geworden?

Sam konnte doch nicht aller Welt seinen wohltrainierten Körper präsentieren!

Zu allem Überfluss trug er heute auch noch dieses vermaledeite T-Shirt aus Seattle, weil der Rest seiner spärlichen Garderobe im Moment nicht öffentlichkeitstauglich war.

Dean hätte sich in den Hintern treten können, dass er es extra eine Nummer zu eng gekauft hatte.

Punkt drei auf seiner Liste waren Sams Augen.

Die konnte er ihm zwar schlecht verbieten, aber Sam musste endlich damit aufhören, damit so verdammt unschuldig um sich zu blicken.

Hatte der eigentlich eine Ahnung, was das in einem – also, in anderen, nicht in Dean – auslöste?!

Warum tackerte er sich nicht gleich eine Leuchtreklame auf den Hintern?

Dean schnaubte empört und zog damit Sams ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich.

„Was ist los?“

„Nichts.“

Wenn er Sam jetzt erzählte, was ihm im Kopf herum gegangen war, würde er ihm auch von dem Kerl am Nebentisch erzählen müssen und dann würde Sammy wieder sofort in den verhuschte Haselmaus-Modus springen und das würde alles nur noch schlimmer machen.

Dean stöhnte verzweifelt auf.

Was hatte er nur getan?
 

„Versuch das noch mal und ich brech dir beide Arme!“

Deans grollende Stimme durchbrach die Stille der Nacht so nachdrücklich, dass Sam unwillkürlich darauf wartete, dass sich ein Fenster der Wohnungen über ihnen öffnete und sie um Ruhe angeschrieen wurden.

Aber nichts in der Art passierte.

Sie standen auch weiterhin unbeobachtet von Anderen in der dunklen Gasse hinter der Bar, in der sich das Unaussprechliche ereignet hatte.

„Hast du mich verstanden?!“

Der arme Kerl, der es gewagt hatte, seine Hände auf heiligen Grund – Sams Hintern – zu legen, starrte verschreckt zu Dean auf und nickte hastig.

Dean ließ den Übeltäter ziehen und dann waren sie allein.

„Ich geh nie wieder mit dir in ein öffentliches Lokal.“, knurrte er Sam an und der blinzelte verwirrt.

„Wieso ist das meine Schuld?“, beklagte er sich verletzt und Dean verdrehte die Augen: „Du bist für deine Garderobe verantwortlich, also ist es deine Schuld.“

Sam schien nicht zu verstehen, worauf er hinaus wollte und Dean wandte sich mit einem Grummeln von ihm ab und stapfte in Richtung ihres Motels davon.

Perfekt sitzende Jeans und ein dunkelblaues, eng anliegendes Shirt – war Sam denn wahnsinnig?

Warum hatte er nicht wenigstens einen Pulli übergezogen – nicht diesen rotbraunen, der betonte die Farbe seiner Augen, aber irgendeinen anderen – das hätte vielleicht was gebracht.

Sam tauchte an seiner Seite auf und Dean beschleunigte seinen Schritt.

Sein Dasein war schon anstrengend genug gewesen, als es nur darum ging, am Leben zu bleiben.

Am Leben zu bleiben und gleichzeitig Sams Keuschheit zu beschützen war ein bisschen viel verlangt.

„Danke…“, hörte er Sam leise sagen und plötzlich musste er lächeln.

Für so einen großen Kerl war Sam wirklich verboten süß.

Argh, er musste endlich wieder damit aufhören, so komische Sachen zu denken!

Es widersprach sämtlichen Naturgesetzen, dass er Sammy mit einem Mal niedlich fand.

Der Kerl war sein Bruder gewesen und er wusste, dass Sam zu Dingen im Stande war, die alles Andere als süß waren.

Widerlichen, ekelhaften Dingen.

Allein nach ihm ins Bad zu gehen, stellte bisweilen eine Gefahr für die eigene Gesundheit dar.

Eine Gruppe von Männern kam ihnen entgegen und als Sam unwillkürlich dichter neben ihm ging, wusste er nicht, ob er lachen oder doch lieber anfangen sollte, sich sein eigenes Grab zu schaufeln.

Wie sollte er denn jemals wieder eine Braut aufreißen, wenn Sam ihm bei jeder Gelegenheit fast in die Tasche kroch?

Nicht alle Weiber fanden es gut, wenn der Kerl ein Kind mit in die Beziehung brachte.

Naja, das ließ sich jetzt auch nicht mehr ändern.

Dean seufzte gottergeben und sah kurz zu Sam auf, der seinen Blick bestimmt auf den Boden fixiert hatte, um nur ja keinem der fremden Männer ins Gesicht sehen zu müssen.

Möglicherweise übertrieb es der gute Sammy langsam ein wenig.

Obwohl, nach der Erfahrung in der Bar wäre er wahrscheinlich auch übervorsichtig.

Der Typ war Sam so nachdrücklich an den Arsch gegangen, dass er ihn eigentlich wegen Körperverletzung hätte verklagen sollen.

Mann!

Sam war doch kein Buffet, an dem sich jeder nach Belieben bedienen konnte!

Gingen diese Kerle immer so ran?

Und da hieß es immer, Heteros seien so schlimm.

Die Frauenwelt hatte ja keine Ahnung, wie gut es ihr ging.
 

Dean starrte auf die Szene, die sich ihm bot und verstand nicht, wo sein Problem lag.

Es war schließlich nichts Neues, dass Sam angeflirtet wurde und diesmal war es sogar eine Frau.

Sam schien das Seattle-Stigma endlich überwunden zu haben, gelobt sei der Herr!

Das Ding war nur, dass Dean noch immer das Gefühl hatte, er müsse einschreiten.

Sehr merkwürdig.

Er versenkte sich noch ein wenig in den Anblick der heißen Blondine, die sich an Sammy rangeworfen hatte wie an Couture Mode im Ausverkauf und widmete sich dann seinem Bier.

Es war ja nun wirklich nicht so, dass er es Sammy nicht gönnen würde, endlich mal wieder flachgelegt zu werden.

Im Prinzip hatte der das sogar regelrecht verdient.

Er hob die Bierflasche an seinen Mund, trank einen Schluck und als er sie wieder absetzte, stand Sam neben ihm, die Blondine war verschwunden.

„Ist sie schon vorgegangen, um ohne dich anzufangen, oder was?“, grummelte er Sam an und verstand selbst nicht, wieso.

„Nein.“

Toll.

Ging es noch ein wenig nebulöser?

„Sondern?“

Meine Güte, er hörte sich ja an wie eine zickige Tussi!

Dean atmete tief durch und setzte einen neutralen Gesichtsausdruck auf.

„Gehst du mit ihr in unser Hotel?“, erkundigte er sich so gelassen wie möglich und Sam kräuselte die Brauen.

„Ich geh nirgendwo hin, ich bleib hier bei dir.“

Ja, war der denn meschugge?!

„Wieso das denn?“

Sobald er Sams Gesichtsausdruck sah, kannte er die Antwort und eigentlich wollte er sie lieber nicht aus Sams Mund hören.

„Sie hat mich zu sehr an Jessica erinnert.“

Natürlich.

Dean seufzte und bestellte Sam ein Bier.

Er wusste ganz genau, wie dieser Abend enden würde.

Es war fünf Stunden später in ihrem Hotelzimmer, als er sich fragte, warum er es immer wieder zuließ.

Sam lag in seinen Armen, sie Beide lagen in seinem Bett und er war verdammt froh, dass Sam endlich eingeschlafen war und er sich nicht mehr dessen endlose Selbstvorwürfe anhören musste.

Wann würde Sam endlich begreifen, dass Jessicas Tod nicht seine Schuld gewesen war?

Visionen hin oder her, die Vergangenheit hatte sie gelehrt, dass sie manchmal ganz einfach nichts ausrichten konnten.

Es tat Dean weh, Sam so zu sehen.

Er streichelte dem Jüngeren sanft durchs Haar und der regte sich leicht im Schlaf und drängte sich noch ein wenig enger an ihn.

Ob Sam diese kindliche Art wohl jemals verlieren würde?

Oder lag es nur an ihm selbst, dass er Sam noch immer als hilflosen Jungen betrachtete?

Vermutlich.

Er konnte die Rolle des großen Bruders wohl einfach nicht ablegen.
 

Neue Stadt, neue Frau, bekanntes mulmiges Gefühl in der Magengegend.

Entweder verlor er so langsam sein Gespür für Gut und Böse, oder er hatte schlicht und ergreifend eine Magenverstimmung.

Allerdings eine, die sich nur meldete, wenn Sam zur Zielscheibe sexuellen Interesses wurde.

Dean wollte sich lieber nicht fragen, was Freud dazu sagen würde.

Selbst wenn Sam in seinen Augen vermutlich für immer unter Welpenschutz stehen würde – der Junge war erwachsen und hatte ein Recht auf Erwachsenenaktivitäten.

So die Theorie.

In der Praxis fiel es ihm verdammt schwer, sich nicht zwischen Sam und die schwarzäugige Schönheit zu schieben, die seinen Sammy gerade mit den Augen auszog.

Jawohl, seinen Sammy.

Da sie nicht blond war, erinnerte sie Sam natürlich auch nicht an Jessica und so konnte der einigermaßen entspannt mit ihr umgehen – so entspannt, wie es Unschuldslamm Sammy im Angesicht einer anregenden Frau eben möglich war.

Es war definitiv zu früh für ein Bier, also bestellte Dean sich einen Kaffee und ließ sich in einen der plüschigen Sessel mit Blick auf den See fallen.

Kaum zu glauben, dass dieses hübsche, verträumte Örtchen bis gestern Nacht noch Jagdgrund eines Wendigo gewesen war.

Aber besagter Wendigo war jetzt Geschichte und weil Sam momentan in einer extrem rührseligen Stimmung zu sein schien, waren sie geblieben, anstatt sich sofort wieder aus dem Staub zu machen, wie sie es gewöhnlich taten.

Nein, Sam hatte der See so gut gefallen, dass er gerne noch bleiben wollte und wenn Dean auch nicht ganz verstand warum, er hatte nachgegeben.

Ach, was machte er sich Illusionen, er wusste ganz genau, warum er nachgegeben hatte!

Sam, dieser berechnende kleine Mistkäfer hatte seine verdammungswürdigste Waffe gegen ihn eingesetzt: den gemeingefährlichen Hundeblick.

Wenn Sam aus seinen Fehlern gelernt hätte, würde der sich hüten, die Nähe eines Gewässers zu suchen, aber nein, wieso denn auch.

Er war ja nur beinahe ertrunken – eigentlich nicht nur beinahe, er WAR ertrunken.

Dean hörte den Sessel neben sich leise ächzen und als er den Kopf wandte, saß Sam neben ihm.

Von der schwarzäugigen Versuchung war weit und breit nichts zu sehen.

Entwickelte Sam sich zum Asketen?

Dean bekam seinen Kaffee, Sam bestellte sich ebenfalls einen und dann saßen sie ein Weilchen schweigend nebeneinander.

Der See lag unglaublich friedlich vor ihnen.

„Du solltest dich mal wieder flachlegen lassen.“, bemerkte Dean nebenbei und nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse.

Sam neben ihm keuchte überrascht und Dean ahnte, dass er gerade entgeistert angestarrt wurde.

Das tangierte ihn jetzt eher peripher.

„Was sollte denn bitte diese Bemerkung?“, empörte Sam sich schließlich und Dean wandte ihm seelenruhig den Blick zu.

„Ich an deiner Stelle würde mitnehmen, was sich bietet. Wenn du so weiter machst-“

Dean hielt inne, als Sam mit der Faust auf den grazilen Kaffeetisch schlug, der unter der gewalttätigen Attacke erbebte und kurz den Anschein erweckte, in seine Bestandteile fallen zu worden.

In ihrem Rücken hörten sie die Besitzerin zurechtweisend hüsteln.

„Ich bin nicht du.“, knurrte Sam leise und Dean zog die Augenbraue in die Höhe.

„Danke für die Information, Einstein. Ich sage ja nur, dass du-“

Dean hielt inne und musterte Sam ganz genau.

„Was ist los mit dir?“

Sam schüttelte den Kopf und Dean seufzte, weil er wusste, dass er keinen Ton aus Sam herausbekommen würde, bis der nicht dazu bereit war, mit ihm zu reden.

Wenn es um ihn selbst ging, war Sam manchmal überraschend unwillig, seine Gefühle mitzuteilen.

Typisch.

Dean biss die Zähne zusammen, unterdrückte einige weniger schmeichelhafte Bezeichnungen für Sam und trank lieber schweigend seinen Kaffee.

Ursache und Wirkung

Sam starrte versunken auf den See hinaus und erschauderte leicht.

Wenn die Sonne unterging, war es für die Jahreszeit schon empfindlich kühl.

Er erschrak, als neben ihm ein Schatten auftauchte und schüttelte über sich selbst den Kopf, als er Dean erkannte.

„Es wird langsam kalt, Dude.“

Wer sollte es auch sonst sein, wenn nicht Dean.

Wer außer ihm würde ihn schon an diesem abgelegenen Steg aufspüren.

Dabei hatte er gedacht, er habe endlich ein sicheres Versteck entdeckt.

Natürlich musste Dean ihn auch hier finden.

Er fand ihn immer.

Es war nun keineswegs so, dass Sam etwa Abstand von Dean gesucht hätte – so etwas wäre ihm nicht einmal im Traum eingefallen.

Nicht seit der Crossroads Geschichte.

Er hatte Dean einfach ein wenig Zeit für sich selbst gönnen wollen.

Aber offensichtlich wollte Dean keine Zeit für sich.

Sam rührte sich nicht, als Dean ihm seine Jacke über die Schultern legte, sondern blickte weiter auf das unbewegte dunkle Wasser vor sich.

Sein Plan, Dean auf diesem idyllischen Flecken Erde eine Art Zwangsurlaub zu verpassen, war eindeutig gescheitert.

Wenn es überhaupt möglich war, sah Dean noch erschöpfter aus als in den Tagen vor ihrer Ankunft.

Was sollte er denn noch tun, damit Dean endlich aufhörte, sich ununterbrochen um ihn zu sorgen?

Der würde sich damit noch völlig kaputt machen.

Dean setzte sich neben ihn auf die Bank und Sam warf ihm einen verstohlenen Blick aus dem Augenwinkel zu.

Warum zum Teufel entspannte der sich nicht einfach?

Was sollte ihm denn schon Furchtbares passieren?

Sam unterdrückte ein belustigtes Schnauben.

Dumme Frage.

Er könnte erstochen, erwürgt oder auch ertränkt werden – um nur eine kleine Auswahl zu nennen.

Deans Sorge um ihn war alles andere als unberechtigt.

Sam fuhr sich mit der Hand durchs Haar und biss sich auf die Unterlippe.

Er wollte doch nur, dass Dean endlich mal wieder eine Nacht durchschlief.

Er wollte seinen nervigen, ewig überlegenen großen Bruder zurück.

Sam schrak zusammen, als Deans Kopf plötzlich gegen seine Schulter sackte, dann lächelte er und legte den Arm um ihn.

Jetzt war er eingeschlafen – wunderbar.

Das war ja noch nie da gewesen, dass Dean seinen Wünschen so prompt nachkam.

Mit einem nachsichtigen Grinsen beobachtete er Deans schlafendes Gesicht und fragte sich unwillkürlich, ob der schon immer so lange Wimpern gehabt habe.

Sam blinzelte, kam Deans Gesicht mit seinem eigenen ein Stück näher und wünschte sich, er habe ein Zentimetermaß dabei.

Die waren ja wirklich abnorm lang.

Dean rührte sich in seinen Armen, schlug die Augen auf und sie starrten einander perplex an.

Dann zuckte Sam so heftig zurück, dass er von der Bank fiel, Dean mit sich riss und sie Beide höchst unelegant in den Dreck plumpsten.

„Idiot.“, brummte Dean dumpf gegen seine Brust und Sam starrte in den sich verdunkelnden Abendhimmel.

Er musste Dean leider Recht geben.

„Entschuldige.“

„Schon gut…“, kam es zurück, „Du bist bequem.“

Sam blinzelte heftig und stellte nach einem Weilchen fest, dass Dean offenbar nicht vorhatte, in allzu naher Zukunft von ihm runter zu gehen.

Der war tatsächlich wieder eingeschlafen.
 

„Wir werden diesen Ort verlassen und zwar jetzt sofort!“

Dean hatte gerade noch Zeit, die Badezimmertür wieder zu schließen, da klatschte auch schon von der anderen Seite Sams Jeans samt Gürtel mit Rodeoschnalle dagegen.

Offensichtlich hatte Sam beschlossen, ihn umzubringen.

Er hörte Sam auf der anderen Seite der Tür vor sich hin zetern, schnappte Brocken wie „ganz bestimmt nicht noch einmal – Schnauze voll – olle Penntüte“ auf und fragte sich, was zum Teufel passiert war, Sam so aufzuregen.

Er öffnete vorsichtig die Tür, luscherte hinaus und gewahrte Sam am Fenster, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und versuchte, bedrohlich auszusehen.

„Ist was passiert, während ich unter der Dusche war?“, erkundigte er sich und konnte ein amüsiertes Grinsen nicht unterdrücken.

Sam versuchte, bedrohlich auszusehen! Sonst noch was?

Der war in etwa so bedrohlich wie Bambi.

„Allerdings ist was passiert!“, knurrte Bambi nun und Dean zog die Augenbraue in die Höhe und blickte Sam abwartend an, „Der Page hat mich angebaggert!“

Dean entgleisten sämtliche Gesichtszüge.

„Wie bitte? Was hast du gemacht?!“

Sam baute sich zu seiner vollen Größe auf und Dean musste zugeben, dass er zumindest Potential besaß, eines Tages König des Waldes zu werden.

Was machte er hier eigentlich?

Er kannte doch gar keine Disney Filme.

Das musste Sams schädlicher Einfluss sein.

Und wenn Sam Bambi war, wer war dann er – Klopfer?

„Ich habe dich verpennten Sack auf unser Zimmer getragen!“, blökte Sammy und unterbrach damit gnädigerweise seinen Gedankengang.

„Und natürlich hat mich der halbe Ort dabei gesehen und jetzt halten sie uns wieder alle für ein Paar!“

Dean entwich ein Glucksen, das er höchst unglaubwürdig als Husten zu tarnen versuchte und Sam spießte ihn mit seinem Blick förmlich auf.

„Das ist nicht lustig!“

„Natürlich nicht!“, bestätigte Dean grinsend, marschierte zu ihrer Eingangstür und riss sie energisch auf.

„Ey!“, grölte er den Pagen an, der praktischerweise gerade an ihrem Zimmer vorbei lief, „Hast du meinen Kerl angegraben?!“

Er hörte hinter sich einen dumpfen Laut und vermutete, Sam sei entweder in Ohnmacht gefallen, oder habe das Fenster geöffnet, um sich in die Tiefe zu stürzen.

Zum Glück waren sie bloß im ersten Stock.

Der Page hielt mitten im Gehen inne, drehte sich zu ihm um und musterte ihn von oben bis unten und das auf eine Art und Weise, dass Dean das dringende Bedürfnis verspürte, gleich noch mal zu duschen.

Das war ja ekelhaft.

„Und wenn?“, grinste der Typ ihn schmierig an und Dean unterdrückte einen Würgreiz.

Er wünschte nur, er hätte sich mit mehr als einem Handtuch um die Hüften vor die Tür gewagt.

Da musste man ja Angst kriegen.

Der widerliche Page sah aus wie ein zu groß geratenes Insekt.

Er spürte plötzlich Sams Hand an seiner Schulter und als er irritiert zu ihm aufblickte, sah er Sam den Pagen schon beinahe mordlüstern niederstarren.

Den schien das allerdings nur halb so sehr zu beeindrucken wie Dean.

„Ich würde euch Beide nicht von der Bettkante stoßen…“, flötete er.

Sam gab so etwas wie ein Knurren von sich, dann zog er Dean mit einem Ruck in ihr Zimmer und knallte die Tür zu.
 

„Dude, was war das denn?“

Dean verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Sammy, der sich offenbar wieder von seinem Anfall erholt hatte und nun energisch dazu übergegangen war, zu packen.

„Was war was?“, fragte Sam gereizt und Dean ließ sich auf sein Bett fallen.

„Zieh dich an und fang an zu packen!“, grollte Sam ihn an und Dean lächelte und blieb, wo er war.

„Erst, wenn du mir erklärst, was da eben in dich gefahren ist.“

Sam hielt inne, blickte ihn einen Moment ungeduldig an und zuckte dann mit den Schultern.

„Ich darf dich auch mal beschützen.“

Sam lächelte plötzlich und Dean schlug das Herz bis zum Hals.

Moment – sein Herz machte was?

Dean horchte erschüttert in sich hinein und stellte fest, dass er sich nicht geirrt hatte: sein Puls hatte sich noch immer nicht beruhigt.

Entweder wurde er krank, oder er musste sich ernsthaft Sorgen machen.

Sams Anblick sollte das Letzte sein, was ihm Herzklopfen verursachte.

Dean atmete ein paar Mal tief durch und beschloss dann, dass das rein gar nichts zu sagen hatte.

Er hatte Sam eben lieb – das war alles.

Das war alles.

Das war alles.

Er stand vom Bett auf, zog sich etwas an und folgte dann Sams Beispiel und packte seine Sachen.

Er hatte diesen Ort eh satt – die hatten nichtmal eine anständige Bar.

Sie gingen gemeinsam nach unten zur Rezeption und wurden dort erneut mit der Zecke – ehemals als Page bekannt – konfrontiert.

Sam mutierte sofort wieder zu Charles Bronson und setzte seinen Todesblick auf, als Zecke Dean anbot, ihm die Tasche zum Auto zu tragen und Dean war von Sammys Heldenmut so beeindruckt, dass er völlig vergaß, angewidert zu sein und Zecke seine Tasche gab.

Der grinste beglückt und Dean konnte Sammy gerade noch davon abhalten, seinen inneren Kammerjäger zu erwecken und Zecke den Hals umzudrehen.

Was war denn plötzlich mit Sam los?

Wenn es um ihn selbst ging, verlor er die Fähigkeit zu Sprechen, aber wenn sich jemand an Dean heran machte, war er plötzlich Superman?

Sie saßen schließlich im Wagen, zur Abfahrt bereit, und der vermaledeite Page wagte es doch tatsächlich, noch einmal das Wort an Dean zu richten.

Er fragte ihn nach seiner Nummer.

Dean war sprachlos, Sammy schäumte und tat dann etwas sehr Unüberlegtes.

Sein einziges Anliegen war, dem unterbelichteten Kofferträger klar zu machen, dass Dean ja mal so gar nicht in seinen Einflussbereich fiel.

Dean war viel zu gut für solchen Abschaum und außerdem war er ja gar nicht schwul.

Und weil das so war und weil der dumme Insektenmann es ja einfach nicht begreifen wollte, beugte er sich zu Dean hinüber und küsste ihn demonstrativ.
 

Dean hatte kurz das Gefühl, das Raum-Zeit-Kontinuum habe sich verschoben.

Was passierte hier bitte gerade?

Das waren doch nicht wirklich Sams Lippen auf seinen?

Warum fühlten die sich so gut an?

Der benutzte doch nicht etwa so ’nen weibischen Lippenpflegestift?!

Zu viele Fragen, keine Antwort in Sicht.

Aber das mit dem Lippenpflegestift musste er Sam unbedingt fragen, wenn sie fertig waren.

… Der hörte ja gar nicht wieder auf.

Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte Dean ja fast glauben können, dass Sam das hier ernst meinte.

Na schön, dann konnte er es auch genau so gut echt aussehen lassen.

Dean schloss die Augen und begann, seine Lippen gegen Sams zu bewegen.

Der hatte mit sowas offensichtlich absolut nicht gerechnet – er japste überrascht auf und… dann machte er mit.

Auf einer Merkwürdigkeitsskala von eins bis zehn war das hier mindestens eine neununddreißig.

Er küsste hier gerade seinen Exbruder, verdammt!

Interessanter Weise fand Dean es nicht halb so ekelhaft, wie es zu erwarten gewesen wäre.

Eigentlich war es überhaupt nicht ekelhaft – es war eben Sam.

Auch diesmal wollte er lieber nicht wissen, was Freud dazu sagen würde.

Sam legte beide Hände an seine Wangen und Dean grinste in sich hinein.

Machte er das bei den Mädels auch so?

Das war irgendwie süß.

Aber auch nur irgendwie, denn in Wirklichkeit fand er Sam ja überhaupt nicht süß.

Sam war ein Kerl und Kerle waren nicht süß und damit hatte es sich.

Dean schwor sich, Sam bis an dessen Lebensende mit diesem Kuss aufzuziehen.

Wann würde er schon jemals wieder so eine glorreiche Gelegenheit dazu bekommen?

Dieser Kuss war ein Geschenk Gottes.

Sam war geliefert, und völlig egal, welche Argumente er auch vorbringen mochte, er hatte ja schließlich damit angefangen.

Dean war einfach nur seiner Vorgabe gefolgt.

Sams Besitzansprüche ihm gegenüber in allen Ehren, aber das hier ging schon irgendwie ein kleinwenig zu weit.

Wie lange küssten sie sich eigentlich schon?

Schade, dass er Zeckes Gesicht nicht sehen konnte, dem ging bestimmt grad einer ab.

Sam streichelte ihm sanft über die Wange und Dean spürte, wie sein Herz ein paar Takte aussetzte und dann von Walzer auf Flamenco umsprang.

Danach schaltete sich sein klarer Verstand ab.

Er schlang auch noch seine Arme um Sam, vergaß den Zeckenmann, vergaß, dass sie im Auto saßen, wo sie jeder sehen konnte und dann schob er seine Zunge in Sams Mund.

Erleuchtung

Die Apokalypse konnte kommen.

„Dean, wir müssen darüber reden.“

Da bitte, es ging schon los.

Dean hatte es geschafft, sie vom Ort des Geschehens über dreißig Meilen zu entfernen, ihnen ein Motelzimmer zu besorgen und sogar Abendessen zu ordern, ohne darüber zu reden – er würde jetzt ganz bestimmt nicht damit anfangen.

Dann hatten sie sich eben geküsst – ihm doch egal.

Er verstand überhaupt nicht, warum Sam auf einmal so einen Aufstand machte, der hatte doch schließlich angefangen.

Na schön, das Ganze war ein wenig aus dem Ruder gelaufen, aber auch das war nicht seine Schuld, sondern ganz eindeutig Sams.

Der benutzte doch schließlich so einen verdammten Lippenpflegestift.

Er warf einen kurzen Blick auf Sam und wurde sofort mit dessen Hundeblick konfrontiert.

Das war ganz eindeutig gegen die Regeln.

Dean schnaubte empört, ging ins Bad und schlug die Tür hinter sich zu.

Verdammter Sam!

Seit sie keine Brüder mehr waren, schien der beständig darauf hin zu arbeiten, ihre zuvor so wohl definierte Beziehung zu sabotieren und zu etwas ganz und gar Undefiniertem zu machen.

Wenn es nach Dean gegangen wäre – er hätte sich noch ewig einreden können, dass sie Brüder waren, aber doch nicht mehr nach diesem Kuss!

Er hörte Sam gegen die Badezimmertür klopfen und drückte die Augen zu.

Warum nur musste Sam immer über alles reden und reden und reden?

Warum konnte er nicht einfach abwarten, bis die Wogen sich geglättet hatten und Gras über die Sache gewachsen war?

Ein richtiger Kerl würde es so machen – aber ein richtiger Kerl benutzte ja auch keinen Lippenpflegestift.

Sam klopfte erneut und Dean stöhnte genervt auf, ging zur Tür und öffnete sie.

Sam stand davor, sein Hundeblick hätte sogar einen Diamanten erweicht und als Dean es nicht mehr aushielt und ihm versöhnlich auf die Schulter klopfte, schnupfte Sam einmal kurz auf und umarmte ihn.

Dean blinzelte über Sams breite Schulter hinweg und dann erwiderte er die Umarmung und hielt den Jüngeren sanft fest.

Er verstand zwar nicht ganz, was los war, aber Sam jetzt von sich zu stoßen, hätte er nicht fertig gebracht.

Wenigstens musste er so nicht darüber reden.

Sam klammerte sich so fest an ihn, dass Dean sich unwillkürlich fragte, ob da noch etwas anderes war als dieser Kuss, das Sam belastete.

Andererseits nutzte der vielleicht auch nur die Gelegenheit, um aus dieser Umarmung zu viel wie möglich heraus zu holen.

Wenn es etwas gab, das Sammy noch mehr liebte, als larmoyante Gespräche, waren es Knuddeleien – der brauchte mehr Streicheleinheiten als ein verdammter Cockerspaniel.

Dean unterdrückte ein Seufzen und hob seine rechte Hand zu Sams Wuschelhaar, um sie darin zu vergraben.

„Es ist ok, hörst du, Dude?“, brummte er in Sams Ohr und bekam keine Reaktion außer der, dass Sam dazu ansetzte, ihm die Rippen zu brechen.

Auf solche Zuneigungsbeweise konnte er ehrlich gern verzichten.

„Ich…“, fing Sam irgendwann leise an, gerade als Dean zu überlegen begann, ob er sich das nur einbildete, oder ob er seine Füße wirklich nicht mehr spürte, weil Sammy ihm die Blutzufuhr abschnürte, „Ich wollte… das nicht.“

Dean verdrehte die Augen.

„Ja denkst du denn ich, oder was?“

Dean konnte praktisch spüren, wie es in Sam arbeitete, dann löste der sich endlich ein Stück weit von ihm und sah ihm unsicher und ein wenig verwirrt in die Augen.

Das war der Moment, in dem Dean erfasste, dass er verloren war.

Er wusste jetzt, warum der Kuss so dermaßen aus dem Ruder gelaufen war.

Es hatte nicht etwa an Sam oder dessen abnorm weichen Lippen gelegen sondern einzig und allein an ihm.

Wie hatte er nur so blind für seine eigenen Gefühle sein können?

War wohl doch nicht so gut gewesen, die ständig zu unterdrücken.

Dean starrte in Sams Samtäuglein, die ihn so herzerweichend unschuldig anblickten und obwohl es ihm schwerfiel, musste er zugeben, dass er selbst Schuld war.

Sam konnte nicht das Geringste dafür, dass er ihn liebte.

Dean weitete die Augen, als ihn die volle Bedeutung dieser Erkenntnis traf und schluckte trocken.

Großartig.

Jetzt konnte die Apokalypse wirklich kommen.
 

Sam stutzte und blinzelte ein paar Mal, dann war er sich sicher, dass Dean entweder gerade in ganz anderen Sphären schwebte, oder kurz vor einem Herzinfarkt stand.

„Dean?“

Dean reagierte nicht, also tat Sam das Naheliegendste, hob die Hand und kniff ihn sanft in die Nase.

Jetzt war es an Dean zu blinzeln und bevor Sam noch wusste, wie ihm geschah, hatte Dean ihn energisch von sich geschoben und die Flucht ins Bad angetreten.

Schon wieder.

Jetzt verstand Sam rein gar nichts mehr.

Hatte er etwas Falsches gesagt?

Eigentlich doch nicht.

Immerhin hatte er Dean ja wirklich nicht so küssen wollen – schon gar nicht mit Zunge – und dass er das gesagt hatte, konnte Dean ihm jawohl kaum übel genommen haben.

Vielleicht hatte der einfach nur eine Magenverstimmung.

Oder er hatte ihn ein wenig zu fest gedrückt.

Sam fuhr sich mit der Hand durchs Haar, ging zum Bett hinüber und ließ sich darauf fallen.

Er wusste, dass Dean nicht der Typ war, der über seine Gefühle sprach, genau wie er nicht der Typ war, der Körperkontakt schätzte, wenn man nicht weiblich und unter dreißig war.

Zusammengefasst war Dean der Typ Mann, der eher damit leben konnte, wenn man ihn für einen Eisprinzen hielt, als auch nur zu ahnen, dass er zu durchaus tiefgehenden Gefühlen fähig war.

Sam runzelte die Stirn.

Eisprinz?! Das war ja das ganz falsche Wort.

Sam stand auf, als es an der Tür klopfte, öffnete, nahm die bestellte Pizza entgegen und zahlte.

Dann legte er die Pizza auf den Tisch und kehrte zur Badezimmertür zurück.

„Dean?“

Sam klopfte vorsichtig und schrak zurück, als die Tür sofort aufflog und Dean aus dem Bad marschiert kam, als probe er für den nächsten Bond Film.

Er tigerte sofort zum Tisch, setzte sich und machte sich über die Pizza her, noch bevor Sam Gelegenheit gehabt hätte, ihn nach seinem Befinden zu befragen.

Sam – intelligent wie er war – schlussfolgerte, dass das der Plan gewesen war, zuckte mit den Schultern und setzte sich zu Dean an den Tisch.

Sie aßen eine Zeit lang schweigend und Sam brauchte nicht unbedingt lange, bis ihm auffiel, dass Dean sich ungewöhnlich viel Mühe gab, ihn zu ignorieren.

Das konnte jetzt natürlich an diesem verdammten Kuss liegen, aber andererseits hatte Dean es doch vorhin sogar geschafft, ihn längere Zeit zu umarmen, ohne davon Ausschlag zu bekommen.

Er würde diesen Kerl nie verstehen.

Früher hatte er Deans merkwürdiges Verhalten zumindest in Ansätzen nachvollziehen können, aber neuerdings war der ihm ein vollendetes Rätsel.

Sam aß ein letztes Stück Pizza, dann stand er auf und verschwand ins Bad.

Dean war noch nie so dankbar gewesen, allein gelassen zu werden.

Das durfte doch alles nicht wahr sein!

Schlimm genug, dass er plötzlich auf einen Kerl stand – musste es unbedingt Sam sein?

Der war nach den Erlebnissen der letzten Wochen ja schon fast homophob.

Er würde ihn vermutlich fesseln und knebeln müssen, um an ihn ran zu kommen und obwohl Dean diese Vorstellung nicht unbedingt missfiel, war ihm klar, dass das höchstens ein Mal und dann nie wieder funktionieren würde.

Da ließ er es lieber ganz bleiben.

Das erste Mal in seinem Leben wollte er jemanden ganz oder gar nicht und dann war es Sam.

Dean war sich vage bewusst, dass diese Gefühle dauerhafter sein würden, als ihm lieb war.

Er kannte Sam in und auswendig und er liebte ihn nicht nur trotz dessen Macken sondern höchst wahrscheinlich gerade wegen ihnen.

Wenn er es sich genauer überlegte, hatte Sam sogar keinerlei Macken – zumindest nicht so schwerwiegende wie er selbst – er war sein perfekter kleiner Sammy.

Es gab keinen Grund, warum er wieder damit aufhören sollte, ihn zu lieben.

Die Tür zum Bad öffnete sich, Sam kam mit einem Handtuch um die Hüften und in eine Wolke aus Dampf gehüllt ins Zimmer und Dean schluckte trocken.

Ihm standen harte Zeiten bevor.
 

Dean starrte sein Handy an, das vor ihm auf dem Tisch lag und seufzte.

Er wusste ja, dass er gut war, aber dass er SO gut war, hatte selbst er nicht gedacht.

Er und Sam hatten das Dämonenpack offensichtlich im Alleingang ausgerottet.

Naja schön, nicht ganz im Alleingang – ein kleinwenig Hilfe hatten sie wohl doch von den anderen Jägern gehabt.

Jedenfalls war eine ganze Woche seit seiner plötzlichen Gefühls-Offenbarung verstrichen, Sam hatte ihnen noch immer keinen neuen Job auftun können und selbst Bobby hatte schon länger nichts von sich hören lassen.

Da half es auch nichts, das Handy anzustarren.

Wenn Dean es nicht besser gewusst hätte, hätte er vermutet, er und Sammy könnten jetzt so langsam in Rente gehen.

Seit sie ihren persönlichen Alptraum überwunden hatten, waren die Jobs ohnehin seltener geworden – seltener und vor allen Dingen weniger lebensbedrohlich – aber wenn sie wirklich nach einem gesucht hatten, hatten sie für gewöhnlich auch immer einen gefunden.

Natürlich gab es ausgerechnet jetzt, da Dean sich nach nichts mehr sehnte als einer Ablenkung von sexy Sam, im ganzen Internet keine Hinweise auf übernatürliche Aktivitäten.

Zumindest nicht diesseits des Pazifiks.

Sam hatte sich doch tatsächlich geweigert, mit ihm zu den Philippinen zu schippern – was bei näherer Betrachtung vielleicht ganz gut gewesen war, sonst hätte er Sam wohlmöglich noch in Badehose durchstehen müssen.

Wobei „durchstehen“ genau das richtige Wort dafür war.

Allein der Gedanke an einen halbnackten Sammy am Strand entlockte ihm ein gequältes Stöhnen und er hatte sofort Gelegenheit, seine Unbeherrschtheit zu bereuen.

„Was ist mit dir?“

Sam, der sich praktischerweise seit ziemlich genau einer Woche zum Samariter berufen fühlte, trat neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter.

Entweder wusste der ganz genau, was mit ihm los war und wollte ihn nur ärgern, oder er war von Gott gesandt worden, ihn zu quälen.

So oder so, Sams Hand auf seiner Schulter war unter den momentanen Umständen beinahe mehr, als Dean ertragen konnte.

„Nichts ist mit mir, also pack mich nicht ständig an!“, knurrte er, gereizter als beabsichtigt, und er hätte sich selbst ohrfeigen können, als Sam verletzt seine Hand zurückzog.

Fast hätte er sich bei ihm entschuldigt.

Das rettende Klingeln seines Handys hielt ihn davon ab und er griff so hastig danach, dass er es beinahe vom Tisch fegte.

Gut möglich, dass er Bobby noch nie so herzlich begrüßt hatte.

Die nächsten Minuten schnappte Sam nur Fetzen wie „Montana – Dutzende Vermisste – Anakonda“ auf und fragte sich, warum in aller Welt Dean so zufrieden aussah, als er schließlich auflegte.

„Bobby hat einen Job für uns!“, verkündete Dean enthusiastisch und wurde mit Sams misstrauischem Blick konfrontiert.

„Wie heißt sie?“

Dean blinzelte perplex: „Wie heißt wer?“

Sam verschränkte die Arme vor der Brust und sah auf eine Art auf Dean hinab, dass der sich nicht ganz entscheiden konnte, ob er ihm eine reinhauen oder ihn küssen sollte.

Früher hatte ihn Sams besserwisserische Art beinahe aggressiv gemacht, jetzt fand er seinen kleinen Klugscheißer mit einem Mal geradezu hinreißend.

„Wenn du dich so über einen Job in Anakonda begeistern kannst, muss das bedeuten, dass es dort eine Frau gibt, die nicht allzu hohe Ansprüche hat.“

Okay, hinreißend war anders.

„Dude, das war gemein.“, beschwerte Dean sich und war ein kleinwenig verwundert, Sam plötzlich lächeln zu sehen.

Seine Verwunderung schlug jedoch allzu schnell in unkeuschere Gefühlsaufwallungen um.

Gott, musste der denn immer so plüschig aussehen?

Da war man ja quasi gezwungen, über ihn herzufallen und ihn zu… knuddeln… bis er um Gnade flehte!

Endlich verstand er die ganzen Kerle in Seattle – und Naivchen Sam hatte natürlich wieder keine Ahnung, wie er auf seine Umwelt wirkte.

Und ausgerechnet er musste Sams Keuschheit bewahren – und die vor sich selbst zu bewahren war noch wesentlich strapaziöser, als aufdringliche Fremdkörper von Sam fern zu halten.

Sam würde ihn umbringen, wenn er irgendwas versuchte.

Dean schnaubte und Sam zog die Augenbraue in die Höhe: „Also: Wie heißt sie?“

Wollte der ihm jetzt gewaltsam auf den Keks gehen, oder was?

„Es gibt keine Frau in Montana, die ich flachlegen will, ist das klar?“, grummelte Dean bestimmt, „Eher den enervierenden Besserwisser in diesem Zimmer…“, fügte er in Gedanken hinzu.

Sam sah ehrlich überrascht aus und Dean machte sich seufzend klar, dass sein Herzblatt nicht unbedingt die beste Meinung von seiner Moral hatte.

Möglicherweise zu Recht.

Schneegestöber

„Wie kann es im Oktober so schweinekalt sein?“

Dean fröstelte und warf durch die Fensterscheibe einen anklagenden Blick gen Himmel.

Der da oben konnte ihm ruhig ein wenig angenehmeres Wetter spendieren, wenn er sich schon nicht dazu herab ließ, ihm Sammy gefügig zu machen.

Nargh, er musste endlich lernen, solche Gedanken zu unterdrücken!

„Könnte ein dämonisches Vorzeichen sein.“, hörte er Sam von schräg hinten rechts und Dean tat sein Möglichstes, seine dreckige Phantasie im Zaum zu halten.

Es fehlte gerade noch, dass er sich Sam durch ausufernde Einbildungskraft verriet.

Wo war er stehen geblieben? – Beim Wetter.

Montana hatte sie mit Nieselregen und Temperaturen knapp über Null empfangen und als sie endlich in Anakonda angekommen waren, lag dort doch tatsächlich Schnee.

Dämonisches Vorzeichen?

Den Dämon wollte er sehen, der sich einen Spaß daraus machte, Kindern das Schlittenfahren zu ermöglichen.

„Ich halte das einfach nur für beschissenes Wetter.“, grummelte Dean und rieb sich über die nackten Unterarme.

Er hörte Sams Bett leise quietschen und verfluchte ihre billige Absteige, die neben unbequemen Schlafstätten über eine nur partiell funktionstüchtige Heizung verfügte – im nächsten Augenblick verfluchte er sich selbst für seine Unaufmerksamkeit.

Sams Bett hatte gequietscht, weil der aufgestanden und zu ihm hinüber gekommen war – um ihn zu wärmen.

Dean blickte auf Sams Arme hinab, die der um seine Mitte geschlungen hatte und konnte sich noch immer nicht entscheiden, ob Sam ihn längst durchschaut hatte und jetzt sein sadistisches Spielchen mit ihm trieb oder ob da einfach nur Jemand seine Selbstbeherrschung auf die Probe stellen wollte.

Dean grinste gequält – er war wirklich außerordentlich gläubig in der letzten Zeit.

Ein Gott, der ihm solche Prüfungen auferlegte, gefiel ihm allerdings nicht besonders.

Schlimmer konnte es in der Hölle auch nicht sein.

Wenn er Sam jetzt wieder anpampte, dass der ihm nicht ständig so auf die Pelle rücken solle, wäre damit nichts außer einem schmollenden Sam gewonnen gewesen und das war beinahe noch schlimmer – weil furchtbar anbetungswürdig – als von ihm im Arm gehalten zu werden.

Dean tat also sein Möglichstes, sich zu entspannen und das klappte auch ganz gut, bis Sam seine Haltung leicht veränderte und ihm plötzlich in den Nacken atmete.

Ganz toll – da hätte der ihm ja auch gleich vorn in die Hose langen können.

Dean bekam eine Gänsehaut, dass er mit seinen Brustwarzen jemandem hätte ein Auge ausstechen können und biss die Zähne zusammen.

Er hatte ja so Recht gehabt mit den harten Zeiten, die ihm bevorstanden.

Wenigstens hatte er keinen Ständer bekommen, dann hätte er sich auf der Stelle erschossen.

Allein die Vorstellung, wie Sam stutzte, ihm über die Schulter und an ihm hinab blickte und dann möglicherweise sogar noch die richtigen Schlüsse zog, machte ihn ganz krank.

Dean hatte nicht geglaubt, dass das möglich sei, aber als Sam seine Gänsehaut bemerkte, wurde alles nur noch schlimmer.

Der fing doch tatsächlich an, ihm über den Bauch zu reiben.

Die Idee mit dem Erschießen wurde immer attraktiver.

Das konnte doch nicht sein!

Seine böse innere Stimme schrie beständig „tiefer, tiefer!“ und er musste sich auf die Zunge beißen, damit er das nicht aus Versehen auch noch laut aussprach.

Er konnte sich nicht daran erinnern, schon jemals zuvor so notgeil gewesen zu sein.
 

„Und wenn die einfach alle aus freien Stücken abgehauen sind?“

Dean zog sich die Bettdecke bis zur Nasenspitze und blickte Sam hoffnungsvoll an.

„Ich glaube nicht, dass 9 Personen einfach so aus freien Stücken verschwinden.“, lautete dessen vernichtende Antwort und Dean seufzte.

Diesen Job hatte er sich irgendwie anders vorgestellt.

Blödes Wetter, blöde Stadt, blöder Sam.

Dean strich den letzten Teil, als Sam aus seinen Klamotten schlüpfte und sich ebenfalls ins Bett legte.

Göttlicher Sam.

Wenn der jetzt auch noch herausfinden könnte, wer oder was für das Verschwinden der dusseligen Bewohner von Anakonda verantwortlich war, würde er ihm öffentlich huldigen.

Die konnten sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben!

Warum verpasste Bobby ihnen eigentlich ständig Aufträge, die so verdammt viel Recherche-Zeit in Anspruch nahmen?

Hatten sie ihn in der letzten Zeit zu oft besucht und das war seine ausgeklügelte Art, sie fern zu halten?

Möglich, aber äußerst unwahrscheinlich.

Wenn Dean sich über eins im Klaren war, dann darüber, dass Bobby in ihnen weit mehr sah als einfach nur ein weiteres Team Jäger.

Vielleicht sollten sie ihn besuchen, wenn sie den Job erledigt hatten und nicht vorher in Anakonda festfroren.

Gott, es war so verdammt kalt in diesem Zimmer!

Dean drückte die Augen zu und versuchte einzuschlafen, aber es ging nicht, es war einfach zu kalt.

Wenn das so weiter ging, würde er noch Frostbeulen bekommen.

Vielleicht sollte er Sam fragen, ob er mit ihm kuscheln würde – aber dann würde er höchstens eine Beule anderer Art bekommen.

Dean unterdrückte ein Glucksen und zog sich die Bettdecke über den Kopf.

Wenigstens hatte die Kälte seinem Sinn für Humor noch nichts anhaben können.

Er hörte ein brummendes Geräusch aus Sams Richtung und zog sich die Decke wieder vom Kopf.

„Dean?“

Doch kein brummendes Geräusch, einfach nur Sams Stimme aus den Untiefen seiner Bettdecke.

„Ja?“

„Mir ist kalt.“

Nein sowas – wie konnte das denn angehen?

„Mir auch.“, gab er schnippisch zurück und dann hörte er wieder dieses verdammte Bett quietschen.

Sam würde doch nicht wirklich-

„Lass los.“

Er würde.

Dean löste den krampfartigen Griff an seiner Bettdecke, ganz wie Sam ihm aufgetragen hatte, Sam hob die Bettdecke ein Stücken an und schlüpfte zu ihm ins Bett.

Nein, er schlüpfte nicht einfach nur zu ihm ins Bett, er kam über ihn wie ein Tsunami – Dean hatte kurz das Gefühl, keine Luft mehr zu kriegen und dann spielten die Gesetze der Schwerkraft nicht mehr wirklich eine Rolle für ihn, zumindest fühlte es sich so an.

Wenigstens war ihm jetzt nicht mehr kalt – an Schlaf war trotzdem nicht einmal ansatzweise zu denken.

Sam war so gut wie nackt, verdammt!

Dass er selbst nicht viel angezogener war, war auch nicht unbedingt hilfreich.

Wie schön war es doch früher gewesen, als Sam noch in diesen geschmacklosen Pyjamas genächtigt hatte – gut, da war er vielleicht Acht oder Neun gewesen und hatte noch kein Mitspracherecht über seine Garderobe gehabt, aber das war jetzt ja auch eher nebensächlich.

Liebe Güte, war ihm mit einem Mal heiß!

Es dauerte vielleicht drei Minuten, dann war Sam eingeschlafen und schnorchelte in glücklicher Unkenntnis der Seelenqualen, die er Dean zufügte, vor sich hin.

Dean seufzte leise, veränderte seine Lage minimal und wurde damit belohnt, dass Sam sein Gesicht an seine Halsbeuge schmiegte und einmal hingebungsvoll schnaufte, bevor er ihn wie eine Anakonda umschlang.

Er hasste diesen Ort immer mehr.

Sams Haare kitzelten ihn an der Nase, Sam selbst brachte seine Blutzirkulation an einigen Stellen beinahe zum Erliegen – leider beileibe nicht an allen – und er wusste, dass er diese Nacht kein Auge zu tun würde.

Dean lächelte schief und kraulte Sam mit der einen Hand sanft durchs Haar, während er ihm mit der anderen über den Rücken streichelte.

Sam brummte zufrieden, schmiegte sich noch etwas enger an ihn und Dean wusste, dass er rettungslos verloren war.

Wieso nur musste er diesen Kerl so sehr lieben?
 

Sam warf Dean über den Frühstückstisch hinweg einen prüfenden Blick zu und stellte fest, dass der auch schon mal besser ausgesehen hatte.

Ihm das jetzt zu sagen, wäre allerdings ein kleinwenig unhöflich gewesen, also ließ er es bleiben und schenkte ihm stattdessen Kaffee nach.

Dean beobachtete ihn dabei fast schon verblüfft, so dass Sam ihm die volle Tasse am liebsten über den Schoß gekippt hätte.

Glaubte der denn, er habe das Exklusivrecht auf führsorgliches Verhalten?

Wenn Sam wollte, konnte er noch viel führsorglicher sein – er würde es Dean schon zeigen!

Vielleicht begriff der dann ja endlich, dass er nicht ständig wie eine Gluckhenne um ihn herum eiern musste, sondern sich auch ruhig mal entspannt zurücklehnen konnte.

Der Plan war gefasst, also machte sich Sam flugs daran, Dean ein Brötchen zu schmieren.

Damit war er so beschäftigt, dass er gar nicht bemerkte, wie Dean ihn von der anderen Seite des Tisches anschmachtete.

In dessen Kopfkino spielte seit etwa zwei Stunden in Endlosschleife immer die gleiche Szenenfolge:

Sam beim Aufwachen, wie er sich verschlafen über die Augen rieb – Sam halbnackt am Fenster, wie er die Vorhänge zurückzog – Sam ganz nackt auf dem Weg unter die Dusche.

Und dann natürlich Sam mit nur einem Nichts von einem Handtuch bekleidet, wie er aus dem Bad kam, die Haut noch feucht glänzend, aus seinem nassen Haar löste sich ein Tropfen, rann ihm über die Brust und immer tiefer, bis er schließlich in diesem verdammungswürdigen Handtuch verschwand und-

Dean schrak aus seinem Tagtraum auf, als Sam ihm energisch ein fertig geschmiertes Brötchen entgegen hielt und war kurz versucht, den störenden Tisch zwischen ihnen aus seiner Verankerung zu reißen und Sammy mitten in diesem lauschigen Diner flachzulegen.

Er beherrschte sich jedoch wieder einmal, nahm das Brötchen schweigend entgegen und machte sich heißhungrig darüber her.

Sam beobachtete ihn zufrieden – er hatte nicht wirklich Dankesworte erwartet – und warf dann einen Blick aus dem Fenster.

Schneeflocken fielen zu Tausenden gen Erde, man konnte kaum 5 Meter weit sehen und egal, wie Dean dazu stand, er glaubte nicht, dass dieses Wetter natürlichen Ursprungs war.

Ihm wollte bloß nicht einfallen, welches übernatürliche Wesen das Wetter kontrollieren und 9 Personen innerhalb von zwei Wochen verschwinden lassen konnte.

Das Merkwürdige war, dass die Opferprofile keinerlei auffällige Gemeinsamkeiten aufwiesen.

Es waren Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene verschwunden und zwar beiderlei Geschlechts.

„Also Dr. Reed, mit wem haben wir es zu tun?“

Hatte er das etwa laut gesagt?

Sam erwiderte Deans aufmerksamen Blick und zuckte unzufrieden mit den Schultern.

So viele Verschwundene und sie hatten nicht die geringste Spur.

Da sie ihr Frühstück beendet hatten, beglichen sie ihre Rechnung und machten sich auf den Weg zurück in ihr Hotel, um das Internet erneut nach Spuren zu durchforsten.

Sam schritt energisch voran – er war es satt, sich immer nur in Deans Windschatten aufzuhalten und bei diesem Wetter und in Anbetracht seiner Körpergröße konnte er heute ruhig mal den Windschatten für Dean spielen.

Er beugte sich leicht vor und stemmte sich dem Wind entgegen, der ihn direkt zurück in den Diner treiben wollte und es war erst nach einigen Minuten verbissenen Marschierens, dass ihm auffiel, dass Deans beständiges Murren über das miese Wetter bisher ausgeblieben war.

Sam blieb stehen, drehte sich um und war nicht sonderlich überrascht, Dean nicht hinter sich zu sehen.

Er seufzte, machte sich auf den Rückweg zum Diner und wurde schon ein wenig nervös, als er Dean weder unterwegs noch im Diner selbst antraf.

Wo war der ihm denn bloß verloren gegangen?

Dean machte seinen Job als Aufpasser echt besser – aber der hatte ja auch bei weitem mehr Erfahrung in sowas.

Sam startete erneut in die Kälte, war stolz auf sich selbst, als er Deans Fußspuren entdeckte und begann, ihnen zu folgen.

Dean war wohl doch erschöpfter gewesen, als er angenommen hatte – entweder das, oder völlig betrunken, wenn man sich die Schlangenlinien betrachtete, die er gelaufen war.

Sam seufzte.

Er musste sich wirklich angewöhnen, besser auf Dean aufzupassen.

Das Schneetreiben wurde dichter und Sam war sich darüber im Klaren, dass er Deans Spuren nicht mehr lange würde folgen können.

Er zog die Schultern hoch, machte noch ein paar Schritte und blieb hilflos stehen, als die Spur schließlich endete.

Und nun?

Er begann, Deans Namen zu schreien, aber der Wind riss ihm die Worte vom Mund und ließ sie ungehört verklingen und Sam spürte Panik in sich aufsteigen.

War es dieses Gefühl, mit dem Dean schon so oft zu kämpfen gehabt hatte – die Angst, ihn endgültig verloren zu haben?

Sam schluckte hart und schüttelte stur den Kopf.

Es war sehr gut möglich, dass er überhaupt keinen Grund zur Sorge hatte, vielleicht hatte Dean ihn einfach nur im Schneegestöber verloren und hatte in einem Geschäft Unterschlupf gesucht, vielleicht-

Sam zuckte zusammen, als er das unverkennbare Donnern von Deans Schrotflinte vernahm, dann begann er zu rennen.

Schneefeuer

Der Schnee lag inzwischen mindestens dreißig Zentimeter hoch und Sam stellte fest, dass seine Schuhe für solche Wetterverhältnisse nicht wirklich geschaffen waren.

Er kämpfte sich vorwärts, sah plötzlich etwas Dunkles durch das endlose Weiß auf sich zu eilen, dann rammte es ihn und riss ihn von den Füßen.

Seine Erleichterung war nicht in Worte zu fassen, als er Dean erkannte.

„Umpf!“

Dean gab einen erstickten Laut von sich, als Sam seine Arme um ihn schlang und ihn drückte, als sei er soeben von den Toten auferstanden.

„Dude, das ist der falsche Zeitpunkt!“, nuschelte er gegen Sams in Jacke verpackte Brust, aber der zog es vor, ihn zu ignorieren.

Im Prinzip hatte er ja nichts dagegen, ein wenig mit Sam im Schnee herum zu tollen, aber erstens war er dazu zu müde und zweitens war er gerade auf der Flucht, verdammt!

„Lass mich los, Dude!“, grollte er also, machte sich mit sanfter Gewalt von Sam frei und kämpfte sich in die Vertikale.

Dean half Sam auf die Beine, packte ihm am Handgelenk und zog ihn im Dauerlauf zurück zu ihrem Hotel.

Es schneite zwar noch immer, als sei Frosty der Schneemann bei Frau Holle in die Lehre gegangen, aber in Notsituationen war Deans Orientierungssinn schon immer ungewöhnlich gut ausgeprägt gewesen.

Er warf die Tür hinter ihnen ins Schloss, drehte den Schlüssel herum, zog die Vorhänge zu und ließ sich dann mit einem Aufstöhnen auf sein Bett fallen.

Er schloss für einen Moment die Augen und als er sie wieder öffnete, sah er Sam zitternd neben dem Bett stehen und besorgt auf ihn runter starren.

„Zieh die nassen Sachen aus und geh unter die Dusche!“, kommandierte er drängend, sprang prompt wieder aus dem Bett und begann, ungeduldig an Sams Gürtel herum zu zerren.

Sam zog sich derweil die Jacke aus, ließ Pullover und Shirt folgen und gerade, als Dean Sams Jeans aufgeknöpft hatte und dabei war, den Reißverschluss aufzuziehen, fiel ihm auf, was er da eigentlich tat.

Er riss seine Hände zurück, spürte, wie sein Gesicht heiß wurde und drehte Sam eiligst den Rücken zu.

„Dean?“

Bei solch einem unauffälligen Verhalten wäre es wirklich verwunderlich, falls Sam etwas bemerkt haben sollte.

„Geh du zuerst unter die Dusche…“, murmelte er heiser und kniff die Augen zu.

Wenn Sam jetzt anfing, mit ihm zu diskutieren, würde er auf der Stelle sterben und als Heizdecke wiedergeboren werden.

Aber Sam diskutierte nicht, Sam war ein braver Soldat und verkrümelte sich ins Badezimmer.

Dean stöhnte befreit auf, als er die Tür zum Bad ins Schloss fallen hörte und blickte dann pikiert an sich hinab.

Offensichtlich war er wieder Vierzehn.

Ganz große Klasse.

Dem musste jetzt erstmal Abhilfe geschaffen werden, also machte Dean sich ein paar unerotische Gedanken – zum Glück fiel ihm wieder ein, vor was er da eben geflüchtet war – und als Sammy schließlich im Handtuch aus dem Bad geschwebt kam, ihn zu versuchen, hatte er sich wieder so weit im Griff, dass lediglich seine Handflächen ein wenig feucht wurden.

„Du kannst jetzt-“, setzte Sam an, da war Dean schon an ihm vorbei gezischt und hatte die Tür hinter sich zugepfeffert, „… duschen.“
 

Der Schneesturm heulte, dass einem das Blut in den Adern gefror und Dean war sich bewusst, dass er sich im Prinzip glücklich schätzen konnte, dass ihm allein von Sams Anblick warm wurde.

Sowohl er als auch Sam waren frisch geduscht und in ihre Bettdecken eingewickelt und er empfand die Art, wie Sam ihn über den Bildschirm seines Labtops hinweg anlinste, als unglaublich liebenswert.

Wozu machte er sich eigentlich Illusionen – in der letzten Zeit fand er so gut wie alles, was Sam anstellte, unglaublich liebenswert.

„Ein Hirsch und ein Typ in einer Tunika mit einer Axt?“, fragte Sam ihn zum wiederholten Mal skeptisch und Dean nickte geduldig, er wusste, was er gesehen hatte.

Sam hingegen schien zu glauben, dass er so langsam senil wurde.

„Da!“, rief Sam plötzlich, begann aufgeregt auf den Bildschirm zu starren und Dean atmete auf.

Endlich, endlich konnten sie aus diesem blöden Ort verschwinden.

„Was ist es?“, fragte er ungeduldig und Sam hob die Hand und las schweigend weiter.

Gott, wie ihn das nervte – da half es auch nichts, dass er sexy Sam in inniger Liebe zutiefst ergeben war.

„Es ist eine keltische Gottheit.“

Sam klang überrascht.

„Ja, na und? Wäre ja nicht die erste, der wir begegnen…“, grummelte Dean leise und erntete einen strengen Blick.

„Wenn ich mich nicht irre, dann handelt es sich um Esus.“, erklärte Sam und Dean zog fragend die Augenbraue in die Höhe: „Und Esus ist wer?“

„In der keltischen Mythologie ist er der Gott der Wildnis und der Wälder – der römische Dichter Lukan schreibt ihm größte Grausamkeit zu und es heißt, dass Menschenopfer ihn besänftigen können.“

„Klingt nach unserem Mann.“, stellte Dean fest und Sam nickte, sah aber noch immer nicht zufrieden aus.

„Was hast du?“, fragte Dean ihn und Sam sah ihm in die Augen und zog nachdenklich die Stirn kraus.

„Ich verstehe nicht, was ihn hierher zieht. Warum holt er sich seit zwei Wochen plötzlich Menschenopfer? Er ist zwar unter anderem auch ein Fruchtbarkeitsgott, aber dann hätte er doch vorwiegend Männer und Frauen geholt – und auch nicht so viele!“

Dean zuckte mit den Schultern.

Im Prinzip waren ihm die Beweggründe ihres Axtmörders ziemlich schnuppe, er wollte ihn einfach nur platt machen und dann irgendwo hin fahren, wo es warm war.

Sam war wieder dazu übergegangen, das Internet zu durchforsten und da Dean wusste, dass der nicht eher ruhen würde, bis sein Wissensdurst gestillt war, legte er sich hin und schloss die Augen – er hatte Einiges an Schlaf aufzuholen.

Das letzte, das er hörte, bevor er in erlösenden Schlaf glitt, waren Sams geschickte Finger auf der Tastatur seines Computers.
 

Der nächste Morgen kam nicht etwa mit Sonnenschein und Vogelgezwitscher sondern mit Sams drängelnder Stimme, die ihn um seinen wohlverdienten Restschlaf bringen wollte.

Dean knurrte unzufrieden, drehte sich auf den Bauch und gab ein ungläubiges Keuchen von sich, als Sam ihm mit einem Ruck die Bettdecke wegzog.

„Steh endlich auf!“

Bei aller Liebe, aber das war zu viel.

Dean wühlte sich auf den Rücken und nahm sich vor, Sam mindestens so lange zu würgen, bis der seine Lektion gelernt hatte, setzte zum Angriff an und – oh Gott, Sam hatte das T-Shirt an.

Jetzt nur schnell ins Bad.

Dean hechtete an Sam vorbei und nahm nur noch aus dem Augenwinkel wahr, wie sich dessen Grinsen in Luft auflöste.

Ja, das verstand der Sammy nicht, warum der Dean ihm jetzt keine Strafpredigt hielt, was?

Dean ließ sich noch ein wenig mehr Zeit als gewöhnlich mit seiner Morgentoilette und als er schließlich wieder zu Sam ins Zimmer stieß, hatte der sich gnädigerweise einen Pullover übergezogen.

„Ich weiß jetzt, was Esus antreibt.“, verkündete Sam stolz und Dean warf ihm einen kurzen Blick zu und begann, sich anzuziehen.

Er wusste, dass Sam keine Aufforderung brauchte, sein überbordendes Wissen mit ihm zu teilen.

„Die Stadtväter haben die Expansion von Anakonda beschlossen und zu diesem Zweck angefangen, ein kleines Wäldchen vor den Stadttoren abzuholzen.“

Dean zog sich einen zweiten Pulli über, dann ließ er sich auf sein Bett fallen: „Lass mich raten: Diese Abholzung hat eine große Diskussion ausgelöst, weil es so viele schöne, tierisch alte Bäume in dem Wäldchen gibt.“

Sam nickte: „Richtig.“

Dean legte den Kopf schief und machte ein missbilligendes Gesicht.

„Kein Wunder, dass der gute Esus so austickt. Erst haben ihn die Menschen vergessen und aufgehört, ihm zu huldigen und dann fangen sie auch noch an, seinen ‚Tempel’ zu zerstören.“

Er warf einen Blick aus dem Fenster und fragte sich unwillkürlich, wie sie es bei dem Wetter aus der Stadt schaffen sollten, um dem Spuk ein Ende zu machen.

Der Schnee lag inzwischen über einen Meter hoch.

Aber was sein musste, musste eben sein; er hüllte sich also in genug Schichten, um eine Alaskaexpedition zu überstehen und wagte sich schließlich mit Sam vor die Tür.

Da er nicht riskieren wollte, dass sie einander wieder verloren, hatte er sie mit einem Seil gesichert, Sam trug den Benzinkanister und sonstiges schweres Gerät und er brach ihnen eine Schneise durch den Schnee.

Es dauerte allein schon eine halbe Stunde, sie an die Stadtgrenze zu bringen und Dean hatte das ungute Gefühl, dass es sich nur noch um Stunden handeln konnte, bis sie endlich dieses vermaledeite Wäldchen erreichten.

Natürlich wäre er zu diesem Zeitpunkt schon so ausgepowert, dass Esus ihn zum Nachtisch verspeisen würde, nachdem er sich Sammy hatte schmecken lassen.
 

„Bitte sag, dass das der richtige Baum ist…“

Dean japste und fiel auf die Knie und Sam trat neben ihn und musterte die beeindruckende Eiche vor ihnen.

Das Problem war nur, dass das schon mindestens die fünfte beeindruckende Eiche in diesem dusseligen Wäldchen war und Sam sich nicht entscheiden konnte, welche sie anstecken sollten.

Dean hätte inzwischen kein Problem mehr damit gehabt, den ganzen verdammten Wald abzufackeln.

„Das ist der richtige Baum.“, hörte er Sams erlösende Stimme, er stöhnte erleichtert auf, wühlte sich aus dem Schneehaufen hoch, der seinen Fall gedämpft hatte und ihn nun gar nicht wieder gehen lassen wollte und nahm Sam die Axt weg.

„Dean…“

Egal, was es war, er wollte es nicht hören – er würde jetzt ein wenig auf diesen Baum einhacken, Sam würde Benzin über das Ding kippen und gut war.

„Dean…“

Momentchen, Sam klang irgendwie beunruhigt.

Dean drehte sich um, folgte Sams Blick und ihm wurde recht schnell klar, was Sam die Feierlaune verdorben hatte.

Ihnen gegenüber stand ein beeindruckend großer Hirsch und neben ihm stand Esus, trotz der Kälte nur mit seiner weibischen Tunika bekleidet, aber immer noch beeindruckend – alles in diesem Wald war beeindruckend – in der Hand eine verdammt einsatzbereit aussehende Axt.

„Fackel den Baum ab.“, knurrte er Sam zu, dann packte er die Axt fester und stellte sich Esus entgegen.

Esus’ erster Schlag trennte seine Notleine zu Sam, Deans erster Schlag ging ins Leere – peinlich.

Das konnte er ja kaum auf sich sitzen lassen, also gab er sich ein wenig mehr Mühe, schaffte es jedoch nicht, mehr zu tun, als Esus’ Angriffe abzuwehren.

Wenn Sam sich nicht beeilte, würde der sie nur allzu bald alle Beide verhackstückt haben.

Aber der gute alte Sam beeilte sich, der beißende Geruch von Benzin erfüllte die Luft und Dean mobilisierte seine verbliebenen Kräfte.

Esus holte zu einem gewaltigen Schlag aus, Dean spürte Hitze in seinem Nacken züngeln, Esus ließ die Axt fallen, dann war er weg – der Hirsch war noch da.

Der stieß ein wütendes Brüllen aus und ging auf Sam los, Dean schaffte es nicht mehr, ihm den Weg abzuschneiden und musste mit ansehen, wie Sam niedergetrampelt wurde.

Er konnte sich nicht erinnern, schon jemals zuvor so einen Adrenalinschub gehabt zu haben.

Der blöde Hirsch machte Bekanntschaft mit seiner Axt, kam nicht sonderlich gut dabei weg, die Axt flog in den Schnee – die würde er nie wieder finden – dann stürzte er zu Sam und ließ sich neben ihn auf die Knie fallen.

„Sam?“

Der Angesprochene öffnete schwach die Augen und schaffte ein Lächeln und Dean sah nur deshalb davon ab, ihn zu umarmen und nie wieder loszulassen, weil er nicht wusste, ob Sams Rippen möglicherweise gebrochen waren.

„Tut dir was weh?“, fragte er besorgt und Sam lachte ihn doch tatsächlich aus.

„Dude, ein Hirsch ist über mich rüber gelaufen – natürlich tut mir was weh!“, grinste er ihn an und Dean konnte noch nicht einmal sauer auf ihn sein; er streckte die Hand nach ihm aus und strich ihm das feuchte Haar aus der Stirn.

Sam sah seiner Hand nach, als er sie wieder zurück zog und Dean hätte es im Augenblick nicht gleichgültiger sein können, ob er sich möglicherweise verraten hatte.

„Kannst du aufstehen?“

Sam konnte, er half ihm auf die Beine und dann sahen sie zu, dass sie Land gewannen.

Es hatte inzwischen aufgehört zu schneien und das Letzte, was sie gebrauchen konnten, war eine Anzeige wegen Brandstiftung.
 


 


 

Dank an Tine, die mir inspirativ zu Seite gestanden hat! ^^

Plüschiger Störenfried

Schon fast 80 Kommis! *-*

Vielen, vielen Dank, ich bin sowas von begeistert, das glaubt ihr gar nicht!

Bevor ich es vergesse: Esus war nicht ausgedacht, den hab ich höchstpersönlich recherchiert. Der hatte zwar nicht offiziell Kontrolle über das Wetter, aber als Naturgottheit darf er das meiner Meinung nach - wär schön, wenn er hier vor Weihnachten nochmal einen Auftritt hinlegen könnte, allerdings ohne die Axt.
 

Ich möchte den Zeitpunkt außerdem nutzen, ein wenig Werbung für ein kleines Projekt zu machen, das die gute Hope_Calaris und ich gestern im Schweiße unseres Angesichts verbrochen haben -> zu finden unter Hopes Namen und natürlich stehen die Herren Winchester mal wieder im Zentrum der äh... Handlung?

Wär schön, wenn ihr auch da ein paar Kommis hinterlassen könntet! ^^
 

moko-chan
 

Und jetzt geht's los:
 


 

Die Sonne schien, welch eine Wohltat.

Dean schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken, lauschte den Klängen seines Autoradios und versuchte, Sam auszublenden, der ihm seit einer geschlagenen halben Stunde den Unterschied zwischen Sarkasmus und Ironie zu erklären versuchte – nicht, dass er danach gefragt hätte.

Sam liebte es einfach, ihm Dinge zu erklären, also hielt er die Klappe und ließ ihn machen, auch wenn er glaubte, den Unterschied zwischen Sarkasmus und Ironie nur allzu gut zu kennen.

„Dean, ich glaube, du hast irgendwas.“

Na, also wenn das nicht Ironie des Schicksals war, dass Sam ihn ausgerechnet dann darauf ansprach, wenn er ausnahmsweise nicht dabei war, ihn sich nackt vorzustellen.

Ein sarkastischer Mensch hätte behauptet, er habe es nicht anders verdient.

„Was bringt dich auf die Idee?“, erkundigte er sich gelassen und hielt weiter die Augen geschlossen.

„Du bist irgendwie komisch.“

Irgendwie komisch? Wenn man Sam glauben konnte, war er immer irgendwie komisch – wo also war das Problem?

„Bist du sauer auf mich?“

Dean hob den Kopf und sah Sam verblüfft an, der seinem Blick auswich und stattdessen unangemessen interessiert seinen rechten Schuh musterte.

Ein Lastwagen brauste vorbei, ließ sie in einer Staubwolke zurück und noch immer rührte Sam sich nicht.

Dean nahm sich vor, nie wieder so dicht an der Straße zu halten, wenn er eine Pause vom Fahren einlegte, dann rutschte er von der Motorhaube und ging zu Sam hinüber.

Der blickte endlich auf, als er vor ihm stand und Dean hätte ihn am liebsten besprungen, als er Sammys unsicheren Blick sah.

„Wieso sollte ich sauer auf dich sein?“, fragte er ruhig – ihm war klar, dass seine Stimme viel zu sanft war, aber da konnte er jetzt auch nichts dran ändern – und Sams Gesichtsausdruck wurde noch viel unsicherer.

Liebe Güte, machte der das mit Absicht?

„Ich weiß auch nicht…“, begann Sam leise und Dean ballte die Hände zu Fäusten, damit die sich nicht selbständig machten, „Du… du redest kaum noch mit mir – noch weniger als sonst – und du siehst mich überhaupt nicht mehr an und… und du… du…“

Dean wusste genau, was er nicht heraus brachte: „Du fasst mich nicht mehr an.“

Natürlich fasste er ihn nicht an, verdammt!

Sonst konnte er sich ja auch gleich ein Megaphon schnappen und ihm „Ich will dich pimpern“ ins Ohr tröten!

Seit er in Anakonda hatte feststellen können, dass er sogar dazu fähig war, Sam unabsichtlich auszuziehen, wäre es doch unverantwortlich, den auch noch absichtlich anzufassen.

Er hatte bloß nicht gedacht, dass er Sam damit so verunsichern würde – immerhin war er auch früher weder sonderlich gesprächig noch außerordentlich knuddelig gewesen.

„Ich bin nicht sauer auf dich, Sam…“, erklärte er mit rauer Stimme und er wusste, dass Sam jetzt umarmt werden wollte, aber er konnte einfach nicht.

Sam sah ihn an, sein Blick wurde viel zu traurig und Dean glaubte, endlich zu verstehen, was mit Sammy los war.

„Ist es, weil wir keine Brüder sind?“

Ja, genau das war es.

Es war so typisch Sam, einem Stück Papier, das sich Adoptionsurkunde schimpfte, so viel Bedeutung beizumessen, dass Dean beinahe gelächelt hätte.

Als ob das irgendetwas an seinen Gefühlen ändern würde – im Prinzip war er sogar ganz froh, dass sie keine Brüder waren, aber den Grund dafür konnte er Sam ja schlecht verraten.

Außerdem wussten sie es jetzt schon so lange, dass er kaum bis jetzt damit gewartet hätte, Sammy zu ignorieren – aber mit so einer Logik durfte man Sam nicht kommen, der hätte höchstens erwidert, dass seine Gefühle eben Zeit gebraucht hätten, sich darauf einzustellen oder irgend so ein verkorkster Mist.

„Nein, es ist nicht, weil wir keine Brüder sind.“, erwiderte Dean endlich und biss sich auf die Unterlippe, als er erkannte, dass das die falsche Formulierung gewesen war.

„Also ist da doch was…“

Und natürlich hatte Sam das auch sofort mitbekommen.

„Was soll denn da sein?!“, fuhr er Sam an, der zuckte zusammen und ließ den Kopf hängen und Dean hielt es nicht mehr aus.

Er schloss die Distanz zwischen ihnen mit zwei Schritten, nahm Sam in die Arme und hielt ihn fest.

„Du bist mein Bruder und ich liebe dich, hast du verstanden?“, flüsterte er in Sams Ohr und der schluckte und nickte, bevor er die Umarmung schon beinahe ein wenig zu fest erwiderte.

Dean kniff die Augen zu und biss die Zähne zusammen – die Wahrheit zu sagen, sollte nicht ein solches Gefühl von Schuld in einem auslösen.
 

Dean wusste, dass es albern und dumm und noch dazu verdammt unsinnig war, aber er konnte es nicht ändern: Er war eifersüchtig.

Auf eine Katze.

Sam hatte das verdammte Vieh auf dem Parkplatz vor ihrem Motel aufgelesen und war nun damit beschäftigt, es hingebungsvoll abzuschmusern und das dumme Ding schnurrte, als habe es ’nen Vibrator verschluckt.

Dean beäugte die Szene vom Fenster aus und stellte fest, dass er es der Katze eigentlich nicht verübeln konnte.

Wenn Sam ihn so hinter den Ohren kraulen würde, würde er vermutlich noch weit mehr tun, als einfach nur zu schnurren.

Dean seufzte sehnsuchtsvoll und drehte sich dann lieber zum Fenster um.

Wenn das mit ihm so weiter ging, würde er noch als trauriger Eunuch enden.

Seit er seine Liebe zu Sam entdeckt hatte, ließen ihn doch tatsächlich sämtliche Frauen kalt – von anderen Männern gar nicht erst zu reden.

Offensichtlich war er jetzt weder hetero- noch homosexuell, er war jetzt samsexuell.

Das klang genau so bescheuert, wie es sich anfühlte.

„Willst du sie nicht auch mal streicheln?“

Bitte wie?!

Dean fuhr hoffnungsvoll zum Bett herum, dann fiel ihm die Katze wieder ein und er seufzte enttäuscht.

„Nee, lass mal.“

„Aber sie ist ganz weich…“

Manchmal war Sam einfach zu viel für seine armen, alten Nerven.

Dean zuckte gottergeben mit den Schultern, ging zu Sams Bett hinüber und setzte sich neben ihn.

Die Katze – aus welchen verqueren Gründen auch immer – zog sofort von Sams auf seinen Schoß um und beglückte nun ihn mit ihren Bassvibrationen und Sam, der ahnungslose Idiot, kraulte sie dort weiter.

Dean starrte einen Augenblick panisch auf Sams Hand in viel zu geringer Entfernung zu seinem Schritt und schluckte trocken.

Das Leben war doch einfach nicht fair.

„Fühlt sich gut an, oder?“

Ok, das war-

„Seit wann weißt du es?!“, fuhr er Sam heftig an und der zuckte zusammen und blinzelte ahnungslos.

„Seit wann weiß ich was?“

Dean schnaubte verächtlich und zog die Stirn kraus: „Jetzt tu doch nicht so! Dieses ständige Angefasse in der letzten Zeit und jetzt diese blöden Sprüche!“

„Blöde Sprüche? Ich weiß nicht-“

Sam hielt inne, als er Deans zornigen Blick sah und biss sich auf die Unterlippe.

„Also, wie lange schon?!“

Sam schluckte und starrte auf seine Hände hinab: „Seattle.“

Dean rechnete zurück und blinzelte verwirrt – wieso wusste der schon länger von seinen Gefühlen als er selbst?
 

„Tut mir leid…“, murmelte Sam neben ihm zerknirscht und Dean runzelte die Stirn und zog die Augenbraue in die Höhe.

Was konnte Sammy denn dafür?

Er erwiderte nichts und Sam stand auf und ging ans Fenster.

Die Katze in seinem Schoß nutzte diesen Zeitpunkt, um maunzend weitere Streicheleinheiten einzufordern und Dean kraulte sie selbstvergessen hinter den Ohren, während seine Gedanken zur Weltmeisterschaft im Pirouettendrehen ansetzten.

Sam wusste, was er für ihn empfand und hatte keinen Ton gesagt?

Also hatte er doch die ganze Zeit über sein sadistisches Spielchen mit ihm getrieben – Dean war erschüttert.

Der schamlose Kerl war zu ihm ins Bett gekrochen, verdammt!

So ein frivoles Verhalten erwartete er vielleicht von sich selbst, aber ganz bestimmt nicht vom frommen Sam.

Da stimmte doch irgendwas nicht.

Dean fixierte seinen Blick auf Sam, der gramgebeugt am Fenster stand, ignorierte dessen berechnenden Hundeblick und konzentrierte sich: „Christo!“

Sam sah aus, als würde er in der nächsten Sekunde in Tränen ausbrechen.

„Ich bin nicht besessen, Dude…“

Er hatte ja nur sichergehen wollen.

Verdammt, das machte doch alles keinen Sinn!

Wenn Sam schon so lange gewusst hatte, wie es in ihm aussah, warum hatte der dann nie einen Ton gesagt?

Es war so gar nicht Sam, über sowas einfach hinwegzusehen und so zu tun, als ginge ihn die Geschichte nichts an.

Und wenn er sich Sams trauernde Gestalt am Fenster so betrachtete, konnte man eigentlich davon ausgehen, dass sie vorhin von völlig konträren Dingen gesprochen hatten.

Dean hob die Katze von seinem Schoß, stand auf und gesellte sich zu Sam ans Fenster.

Bevor er noch irgendetwas sagen konnte, drehte Sam ihm den Rücken zu und starrte zu Boden – perfekte Ausgangssituation für ein klärendes Gespräch.

„Sammy…“

Sam rührte sich nicht und Dean seufzte genervt, packte ihn an den Schultern und drehte ihn zu sich herum.

Lieber Gott, der weinte ja beinahe.

Dean schluckte trocken – wenn es etwas gab, das seine Selbstbeherrschung mehr als alles andere auf die Probe stellte, dann waren es Sams traurige, anbetungswürdige Augen.

„Sam…“

Er legte beide Hände an Sams Wangen und der zuckte zusammen und kniff die Augen zu, eine einzelne Träne kullerte über seine Wange und das war der Moment, in dem Deans Verstand aussetzte.

Er reckte sich Sam entgegen, presste seinen Mund auf Sams und als der überrascht aufkeuchte, nutzte er die Gelegenheit und zwang ihm seine Zunge auf.

„Nhm…“

Er hörte Sam hilflos aufstöhnen, dann schlang der seine Arme um ihn und erwiderte den Kuss.

Viel näher konnte er dem Himmelreich nicht kommen.

Dean stöhnte zufrieden in den Kuss hinein, löste seine rechte Hand von Sams Wange, packte damit seine Hüfte und zog ihn an sich, bis nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen ihnen Platz gefunden hätte.

Er verstand nicht wirklich, warum Sam sich nicht wehrte, aber das hätte ihn im Augenblick kaum weniger interessieren können.

Viel wichtiger war, dass er Sam küsste, dass der phantastisch schmeckte und noch dazu keine Anstalten machte, ihn jemals wieder loszulassen.

Oh Gott, das war so gut.

Er schob Sam zum Bett hinüber, ließ sich mit ihm darauf sinken und küsste ihn noch ein wenig inniger – Sam wehrte sich noch immer nicht.

Deans Verstand begann zu rebellieren, aber er war schon immer recht gut darin gewesen, die Regungen seines besseren Ichs zu unterdrücken.

Er vergrub seine Hand in Sams Haar, lockte dessen Zunge aus seinem Mund und ihm wurde schrecklich heiß, als Sam unzufrieden winselte und ihn noch viel gieriger küsste, als er es jemals für möglich gehalten hatte.

Sam drückte ihn auf den Rücken, legte sich auf ihn und Dean wusste, wenn er jetzt nicht bald anfing, auf sein besseres Ich zu hören, würde das an Blutarmut eingehen und sich erst wieder reanimieren, wenn es zu spät war.

Es war nur so verdammt schwer, ein guter Mensch zu sein, wenn Sam einen quasi um Sinn und Verstand küsste.

„Mh…“

Verdammt, konnte der küssen!

Dean schob Sam bedauernd ein Stückchen von sich, was allerdings nicht sonderlich viel brachte, da der sofort wieder über ihn herfiel.

„Mhm!“

Er musste sich zumindest keine Sorgen darum machen, dass Sam das nicht gefallen haben könnte.

Dean packte Sams Schultern, drückte ihn energisch so weit von sich, dass seine Lippen in Sicherheit waren und sah ihm ins Gesicht.

Sams Haar war in Unordnung, seine Wangen waren leicht gerötet, seine Atmung ging beschleunigt – der Anblick war beinahe zu viel für ihn.

Dean schluckte trocken, strich Sam mit einer liebevollen Geste das wirre Haar aus der Stirn und wartete darauf, dass der wieder einigermaßen zu sich kam.

Zum Glück dauerte das ein Weilchen – er nutzte die Zeit, um sich einzureden, dass er dazu in der Lage war, auch angesichts eines willenlosen Sam einen klaren Kopf zu behalten.

Oh Gott, wenn Sam ihm jetzt sagte, dass das nur ein Ausrutscher gewesen war, würde er sich auf der Stelle erschießen.

Friede, Freude und ein neues T-Shirt

Sams Blick wurde klar, seine Augen weiteten sich entsetzt und Dean konnte nicht ganz einordnen, ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.

Für den Anfang beschloss er, lieber erstmal gar nichts zu sagen und abzuwarten, welche Erklärung der gute Sam für diesen… Zwischenfall… hatte.

Die zu hören würde ihn wirklich interessieren.

„I-ich…“

Oh Gott, Sam war so niedlich, wenn er rot wurde und so hilflos vor sich hin stammelte.

Da wollte er ihn ja gleich wieder küssen.

Man konnte es vielleicht dem Umstand zuschreiben, dass er für gewöhnlich eher übernatürliche Bösewichte als seine eigenen Gefühle zu fürchten hatte, dass Dean sich mit einem Mal derart nonchalant zu geben vermochte.

Dean verkniff sich ein frivoles Grinsen und versuchte, so unschuldig wie nur möglich aus der Wäsche zu gucken – etwas, das ihm noch nie sonderlich leicht gefallen war – irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihm das hier Spaß machen würde.

„Du… du hast mich geküsst.“

Wie treffend Sam die Dinge doch immer auf den Punkt brachte.

„Kann sein.“

Dean konnte das verschmitzte Grinsen nicht länger zurückhalten und Sam blinzelte und schluckte.

„Hat dir doch gefallen, oder?“, fragte er Sammy spöttisch und Dean fiel aus allen Wolken, als Sam doch tatsächlich nickte.

Der konnte das doch nicht so einfach zugeben!

Vielmehr hätte er sich jetzt noch mindestens eine halbe Stunde verschämt sträuben, sich von ihm nach allen Regeln der Kunst triezen lassen und dann schließlich am Ende seiner Kräfte klein bei geben müssen.

„Das war dir doch wohl klar, oder nicht?“, nuschelte Sam betreten, „Ich meine… ich hab doch grade gesagt, dass ich… dass ich…“

Dean keuchte, als ihn die Erkenntnis wie ein Vorschlaghammer traf und starrte Sam halb fassungslos, halb begeistert an: Natürlich!

Sam hatte seit Seattle von seinen Gefühlen gewusst – seinen eigenen!

Manchmal war er begriffsstutziger, als er zugeben konnte, ohne rot zu werden.

Er verfestigte seinen Griff an Sams Schultern, zog ihn wieder an sich und küsste ihn erneut.

Jetzt gab es ja nun wirklich keinen Grund mehr, auf sein besseres Ich zu hören.

Keinen Grund außer der Katze, der es offensichtlich gar nicht gefiel, dass sie ignoriert wurde und ihm mit ihrer Nase am Ohr herumfuhrwerkte.

Wer sollte sich denn bei sowas konzentrieren können?!

Dean schnaubte gereizt und blinzelte verwirrt, als Sam ihren Kuss löste, ihn einen Moment herzergreifend unsicher ansah und dann von ihm runter rollte.

Dean zog die Stirn kraus und setzte sich auf und Sam rutschte an die Bettkante und drehte ihm den Rücken zu.

Ok, das verstand er jetzt nicht.

„Sammy?“

Sam reagierte nicht – natürlich nicht – und Dean kletterte aus dem Bett, hockte sich vor ihn und blickte fragend zu ihm auf.

„Dude, was ist los?“

Der Angesprochene kniff die Augen zusammen und Dean ignorierte die dämliche Katze, die ihm schnurrend und um Aufmerksamkeit heischend um die Beine strich.

Da sollte ihm noch einmal einer erzählen, die Viecher hätten so ein tolles Gespür für Gefühlslagen – merkte die denn nicht, wenn sie störte?

„Komm schon, Sam…“

Dean strich Sam sanft das Haar zurück und legte ihm die Hand an die Wange und Sam öffnete die Augen und knockte ihn sprichwörtlich aus.

„Dude… du kannst das nicht einfach machen, wenn du nicht… wenn du nicht…“, stammelte Sam und Dean seufzte und schüttelte den Kopf.

„Also, manchmal frage ich mich ehrlich, wie du in der Schule so gute Noten bekommen konntest.“, brummte er und lächelte spöttisch, „Mal ganz davon abgesehen, dass ich bei der Meinung, die du von mir zu haben scheinst, eigentlich beleidigt sein müsste.“
 

Sam blickte Dean in die Augen und der erahnte, dass Sammy scheinbar keine Ahnung hatte, was er ihm sagen wollte.

Unglaublich – hatte der in der letzten Zeit einen Schlag auf den Kopf bekommen, von dem er ihm nichts erzählt hatte?

Vielleicht wollte er ihn aber auch einfach nur nicht verstehen – denn das würde ja bedeuten, dass sie endlich da weiter machen konnten, wo sie eben so abrupt aufgehört hatten.

Und da Taten Sam ja scheinbar auch nicht überzeugen konnten, musste er wohl noch deutlicher werden – ausgerechnet er, der er doch schon immer so gut darin gewesen war, seine Gefühle auszudrücken.

Dean räusperte sich, sah Sam fest in die Augen, atmete einmal tief durch und dann sagte er es einfach.

„Ich liebe dich, Sam – und bevor du fragst: Ich meine nicht die rein platonische, brüderliche Liebe, die sie in der Bibel verkünden. Meine Gefühle dir gegenüber sind sogar alles andere als biblisch.“

Sams Augen wurden groß und dann noch ein wenig größer und Dean konnte sich sicher sein, dass er endlich zu ihm durchgedrungen war.

Jetzt konnte er doch eigentlich damit anfangen, Sam auszuziehen, oder nicht?

Der Ordnung halber sollte er aber vielleicht doch auf Sams Erwiderung warten – er war sich zwar jetzt relativ sicher, dass sein Zukunftsglück mit sexy Sam gesichert war, aber wenn er irgendwann im Alter an diesen Moment zurückdachte, wäre es doch schöner, wenn er diese gewissen drei Worte von Sam gehört hatte, bevor er über ihn herfiel und ihn für unbestimmte Zeit nicht aus dem Bett ließ.

Sam starrte ihn allerdings noch immer an, als habe er ihm soeben das Ende der Welt durch einen fliegenden Weihnachtshasen verkündet.

Fliegender Weihnachtshase? Naja, wie auch immer.

„Sagst du jetzt noch was dazu, oder soll ich weiter machen?“, drängte er ihn ungeduldig und Sam japste, wurde rot und Dean verspürte unkeusche Gefühlsaufwallungen.

„Sag’s schnell, Sam – die Uhr tickt.“

Unter Druck konnte der gute Sam aber offensichtlich nicht arbeiten, der sagte nach wie vor gar nichts, also zuckte Dean seufzend mit den Schultern und nahm Sams Mund wieder in Beschlag.

Sams Lippen waren nach wie vor unglaublich weich und das ganz ohne Lippenpflegestift – Dean hatte darauf geachtet, ob Sammy tatsächlich so ein Ding benutzte und er tat es nicht – das machte fünf Punkte auf der Männlichkeitsskala.

„Nhm…“

Die müsste er ihm aber eigentlich wieder abziehen, weil es jawohl sowas von feststand, dass er oben und Sam unten sein würde – aber er wollte mal nicht so sein.

Er hörte Sam leise aufstöhnen und dann öffnete der den Mund für ihn und Dean erfuhr zum ersten Mal in seinem Leben die Befriedigung, genau das zu bekommen, was er aus tiefstem Herzen gewollt hatte.

Er begegnete Sams Zunge mit seiner eigenen und hob seine linke Hand, um Sam über den Rücken zu streicheln; erst nur ganz sanft und vielleicht sogar ein wenig schüchtern – in so einer Situation durfte selbst er schüchtern sein – dann immer fordernder und schließlich schob er beide Hände unter Sams Shirt und liebkoste seine weiche Haut.

Die Katze wählte diesen ungünstigen Zeitpunkt, um äußerst rabiat seine Aufmerksamkeit einzufordern: Sie sprang ihm auf den Rücken und krallte sich dort fest und er biss Sam beinahe in die Zunge.

„Ngh!“

Dean fuhr zurück, sprang auf die Füße und versuchte, die Plüschwurst an seinem Rücken zu greifen, mit dem festen Vorsatz, sie zu einer äußerst hässlichen Pelzmütze zu verarbeiten und er hörte erst damit auf, sich wiederholt um die eigene Achse zu drehen, weil er sie einfach nicht erwischte, als er voller Entrüstung bemerkte, dass Sam vor Lachen beinahe am Ersticken war.

„Lach nicht, hilf mir lieber!“, empörte er sich und Sam kam etwas wacklig auf die Füße und befreite ihn dann von der Katze, die sofort wieder zu schnurren begann und sich zufrieden an ihn schmiegte.

„Schmeiß das Vieh raus!“, knurrte Dean gereizt und Sammy löste seinen Blick von der Miezekatze und plinkerte ihn unschuldig an: „Wieso denn?“

Sie sahen sich in die Augen, Sam wurde mal wieder rot und Dean grinste verschmitzt.

„I-ich…“, setzte Sam an und Dean machte einen Schritt auf ihn zu und gab ihm einen Kuss: „Du?“

„Ich liebe dich.“

Dean lächelte liebevoll und konnte es sich nicht verkneifen, Sam mit der Hand durchs Haar zu wuscheln: „Ja, ich weiß.“
 

Dean nahm Sam die Katze aus den Armen und setzte sie vor die Tür, dann ging er zurück zu Sammy und schob ihn zum Bett hinüber.

Er versetzte Sam einen Stoß, der plumpste auf die Matratze und blickte verhuscht zu ihm auf: „W-was hast du vor?“

Hach, wie er es genoss, dass sein Sammy so wunderbar unschuldige Anwandlungen haben konnte, als sei er soeben einem katholischen Knabenchor entsprungen.

„Zunächst einmal wollte ich dich fragen, wie du es mit deinem Gewissen vereinbaren konntest, in Anakonda zu mir ins Bett zu kriechen, wenn du doch augenscheinlich alles andere als brüderliche Gefühle für mich gehegt hast?“, schnurrte Dean liederlich grinsend, während er sich seinen Pullover und das Shirt auszog und sich dann auf Sams Becken niederließ.

Sam schluckte, dann drehte er den Kopf und blickte zur Seite, um ja nicht Deans Blick begegnen zu müssen: „Mir war kalt.“

„Aha, soso… dir war also kalt.“

Dean schüttelte grinsend den Kopf und entblößte ein Stück weit Sams muskulösen Oberkörper, um ihm spielerisch in die rechte Brustwarze zu zwicken.

Sam quiekte verschreckt, sah ihn wieder an und Dean beugte sich kurz über ihn und drückte ihm einen Kuss auf: „Wir müssen dringend an unserer Kommunikation arbeiten, Dude. Ich fasse es nicht, wie viel Zeit wir schon vergeudet haben…“

Diese Rede entlockte Sam ein entrüstetes Schnauben, er packte Deans Handgelenke, um ihn von weiteren Attacken auf seine Brustwarzen abzuhalten und richtete sich ein Stückchen auf: „Das muss ich mir von dir ja nun wirklich nicht sagen lassen! Wer macht denn ständig einen Zwergenaufstand, wenn ich versuche, mit ihm über seine Gefühle zu reden? Das bist jawohl d-“

Dean hatte Sam auf die effektivste Weise zum Schweigen gebracht, die ihm eingefallen war und nahm sich im Stillen vor, Sammy das Wort „Zwergenaufstand“ bereuen zu lassen.

„Mhm…“

Sam schlang seine Arme um Dean, ließ sich wieder auf den Rücken sinken und genoss das Gefühl von Dean über ihm – er hatte sich noch nie so sicher gefühlt.

Dean löste ihren Kuss, zog Sam den lästigen Pulli aus und ließ sich dann wieder auf ihn sinken.

Sams Haut war warm und weich und fühlte sich viel zu gut an, um sie unbeachtet zu lassen, außerdem wollte er unbedingt ausprobieren, wie Sam reagierte, wenn er ihn ein wenig ärgerte.

Wenn Sam zu küssen den schon fast sämtliche Selbstbeherrschung über Bord werfen ließ, war er mehr als gespannt, was er mit ein wenig mehr Aufwand erreichen konnte.

Dean ließ seine Lippen über Sams Hals gleiten, verpasste ihm einen kleinen Knutschfleck – Besitzkennzeichnung war immer gut – und arbeitete sich dann langsam nach unten vor.

Er war sich vage bewusst, dass er sich vermutlich mit niemandem zuvor so wohl und sicher gefühlt hatte, einfach das zu tun, wonach ihm der Sinn stand.

Schon merkwürdig, was einem entging, wenn man nicht auf sein Bauchgefühl vertraute.

Sam unter ihm stöhnte hilflos, spornte ihn damit nur noch mehr an und Dean grinste anzüglich, als er mit seiner Zunge Sams Bauchmuskeln nachzeichnete und blickte dann zu ihm auf.

Sams Gesichtsausdruck war beinahe genug, ihn auf der Stelle hart werden zu lassen; er hatte die Augen halb geschlossen, sein Mund war leicht geöffnet und er sah so zufrieden aus, dass Dean in seinem Tun inne halten und ihn wieder küssen musste.

Als seine Lippen Sams trafen, war Dean sich ziemlich sicher, dass dies nicht etwa die heißeste Nacht seines Lebens sondern der Auftakt zu zahlreichen weiteren noch viel heißeren Nächten werden würde.
 

Sam wachte auf, als er das Türschloss klacken hörte und blinzelte müde.

Er sah, wie die Tür zu ihrem Motelzimmer sich öffnete und Dean mit einer ausladenden Papiertüte unterm Arm und einem verdorbenen Grinsen um die Mundwinkel in den Raum geschwebt kam.

Sam lächelte erschöpft – er hatte Dean in den letzten Tagen quasi nonstop mit diesem Gesichtsausdruck gesehen und er fing tatsächlich an, ihm zu gefallen.

Dean hielt einen Moment inne, als er die Tür schließen wollte und Sam sah die Katze die Gelegenheit nutzen und ins Zimmer zischen.

Sie steuerte sofort zielsicher das Bett an, sprang zu ihm auf die Decke und schmuste sich so nachdrücklich an ihn, dass er ein wenig kraftlos die Hand hob und sie zu streicheln begann.

„Es wird Zeit, dass wir hier verschwinden.“, kommentierte Dean dieses Geschehen, „Das Vieh wird langsam aufdringlich.“

Sam erwiderte nichts – er wusste, dass sie ihren verschmusten Untermieter nicht einfach mitnehmen konnten, außerdem hatte er das merkwürdige Gefühl, dass Dean aus irgendeinem abstrusen Grund eifersüchtig auf die Katze war.

Dean setzte sich zu ihm ans Bett, strich ihm wie nebenbei das Haar aus dem Gesicht und beugte sich dann vor, um ihm einen Kuss zu geben.

„Guten Morgen.“

Sam lächelte mit geschlossenen Augen, bekam noch einen Kuss und dann stand Dean wieder auf und Sam öffnete die Augen und sah ihn fragend an: „Wo warst du eigentlich?“

„Ich habe uns Frühstück organisiert, während du deinen Schönheitsschlaf gehalten hast, Prinzessin… und ein paar Dinge besorgt.“

Falls das überhaupt möglich war, wurde Deans Grinsen noch ein wenig breiter und Sam schob die Katze beiseite und setzte sich vorsichtig auf – nach den Tagen und Nächten in diesem Motel hatte er das Gefühl, nie wieder schmerzfrei sitzen zu können – und runzelte die Stirn: „Was hast du schon wieder Unanständiges angestellt?“

Dean versuchte, unschuldig auszusehen, versagte auf der ganzen Linie und stellte dann die Papiertüte auf dem Bett ab, um einen von diesen peinlichen Sitzkringeln zum Vorschein zu bringen.

Sam hätte ihm beinahe eine geknallt, doch er beherrschte sich etwa eine Hundertstel Sekunde, dann knallte er ihm doch eine.

„Aua!“, Dean warf ihm einen Blick zu, als könne er gar nicht begreifen, warum ihm solches Unrecht zuteil wurde – er hatte es doch nur gut gemeint – und Sam seufzte und drückte ihm einen versöhnlichen Kuss auf die Wange.

Dean grummelte etwas Unverständliches, dann förderte er eine Familienpackung Gleitmittel zutage – wobei Familienpackung in diesem Zusammenhang genau die richtige Bezeichnung war… naja, vielleicht doch nicht so ganz.

Sam starrte auf die unwirklich große Pappverpackung, spürte seine Wangen heiß werden und dann sah er wieder dieses unmögliche Grinsen in Deans Gesicht und hätte ihm am liebsten noch eine geknallt – aber Dean meinte es ja nur gut.

Wenn er sich das nur lange genug einredete, glaubte er es vielleicht irgendwann sogar.

„So, das waren die Sachen für dich und dann hab ich noch etwas für mich besorgt.“

Manchmal fragte Sam sich ernsthaft, wie er sich in den Typen hatte verlieben können – dieser vielsagende Unterton war ja schon beinahe jugendgefährdend!

„Was hast du dir besorgt?“, fragte er gottergeben und Dean stand vom Bett auf, zog seinen Pulli in die Höhe und Sam wollte nicht glauben, was er da sah.

„Passend zu deinem!“, verkündete Dean stolz und egal, wie oft Sam die Worte las, sie änderten nicht ihre Bedeutung.

Dean trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Weapon of Ass Destruction.“
 

Ende
 


 

Nya… fertig.

Natürlich bedanke ich mich wieder ergebens für all die großartigen Kommentare! *verneig*

Sie haben mich nicht nur angespornt, sondern außerdem ganz wunderbar inspiriert und eine dritte Geschichte ist bereits in Planung – diesmal werden sie sogar auf andere Art und Weise erfahren, dass sie keine Brüder sind und wenn das alles so klappt, wie ich mir das vorstelle, wird die Geschichte sogar recht lang werden, weil sie es nicht gleich am Anfang herausfinden.

Nach den dezenten Hinweisen, dass es doch viel schöner sei, wenn Sam derjenige ist, der mit seinen Gefühlen zu kämpfen hat, kann ich es ja ruhig offen zu geben:

Ich mag das auch lieber! ^-^

Wollte es halt mal anders herum ausprobieren und so ein notgeiler Dean hat doch auch was für sich, aber das nächste Mal wird’s wieder so, wie es sich gehört.

Ich liebe es einfach, Sam zu quälen und Dean zu glorifizieren… höhöhö… *hüstel*
 

Ich widme diese Story diesmal in erster Linie meinen Kommentarschreibern – lasst mich euch knuffeln!

Das nächste Mal knacken wir die 100 Kommis! *fest vornehm*
 

So, noch was?

Ach ja: Freuet euch, es wird ein Epilog kommen und er wird unanständig und detailliert sein – zart besaiteten Gemütern nicht zu empfehlen.
 

Liebe Grüße natürlich wieder an die Isi und die Tine, wobei ich glaube, dass Isi es langsam bereut, mir die Serie schmackhaft gemacht zu haben…

Sie möge mir aufs Neue vergeben.
 

Das war es dann, glaube ich, soweit. Vielen Dank fürs Lesen!
 

moko-chan
 

*den Kommi-Tanz tanzend davon schweb*

Nass aber glücklich

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Kommentare zu dieser Fanfic (146)
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Von: abgemeldet
2009-10-19T23:45:31+00:00 20.10.2009 01:45
Klasse FF! Ich liebe deinen Schreibstil.
Es ist witzig, flüssig und einfach super! Kompliment!

Gruß, ashtrayheart.
Von:  sammy-chan
2009-08-09T19:17:24+00:00 09.08.2009 21:17
Ach, die FF ist irgendwie knuffig <3

Du lässt die beiden wohl immer keine Brüder mehr sein, oder? Ich kann es schon irgendwie nachvollziehen, find es aber persönlich trotzdem etwas schade.
Ich hab jetzt gar nicht auf das Datum geguckt, ist wahrscheinlich schon etwas her, dass du die FF geschrieben hast, vielleicht weißt du es schon längst, aber anhand des Blutes ist es nicht so leicht herauszufinden, ob Geschwister wirklich Geschwister sind, verschiedene Blutgruppen sind ja nichts ungewöhnliches. Da muss man schon einen Geschwistertest machen und ich glaub nicht, dass ein Arzt das aus Jux macht, kostet ja Geld.

Aber jetzt hör ich auch auf hier klugzuscheißen *hust* XDD

Also ich finde, das sollte wirklich mal in einer Folge passieren, das die beiden Jungs ein Schwulenpaar spielen müssen, ich würd mich wegschmeißen! Und tatsächlich könnte ich mir glattweg vorstellen, dass den MAchern so etwas einfiele XD
Der Rest dürfte natürlich auch passieren, aber das ist doch etwas utopisch. ;D

Und das Ganze mal mehr aus Deans Sicht mitzuerleben war wirklich interessant, er fällt ein wenig aus seinem Charakter, was aber wohl einfach daran liegt, dass man nicht so mitkriegt sonst. Ich finde auf jeden Fall, dass du es richtig gut umgesetzt hast, ich musste so lachen, als Deans Gedanken immer unanständiger wurden, sobald Sam in der Nähe war.
Und ich finde du hast die Beziehung der beiden hinterher wirklich gut und vor allem glaubwürdig beschrieben.

Hat wirklich Spaß gemacht zu lesen =D
Werd auf jeden Fall auch deine über 200! Kapitel lange FF lesen und auch noch die J² sobald ich Zeit dazu hab.

Also auf bald!

LG
Sammy-chan
Von:  jesaku
2009-02-27T20:44:52+00:00 27.02.2009 21:44
Samsexuell

Das wird mein neues lieblingswort

Von:  jesaku
2009-02-27T19:02:25+00:00 27.02.2009 20:02
Zitat:denk nicht mal dran, wenn du den nächsten Tag erleben willst“ Blick

Der klingt aber interessant


Dean sollte mal nachdenken, wann er das letzte mal eine flachgelegt hatte
Von:  jesaku
2009-02-27T18:16:38+00:00 27.02.2009 19:16
Das mit dem Shirt ist klasse
Von:  jesaku
2009-02-27T17:27:33+00:00 27.02.2009 18:27
Süß die Geschichte vom Ausflug in Deans kindheit. Aber warum muss denn überhaupt einer adoptiert sein. Kann doch sein das Dean einfach nur im Krankenhaus vertauscht worden ist.
Na super Dean. Du sollst auf sam aufpassen und ihn nicht ständig retten und sauchen müssen
Von:  jesaku
2009-02-27T16:36:02+00:00 27.02.2009 17:36
Zitat:„Du bist aber nicht mein großer Bruder.“
Sam wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte, sobald die Worte laut ausgesprochen waren.

Das war gemein. Bin gespannt wie dean reagiert
Von:  jesaku
2009-02-27T16:24:46+00:00 27.02.2009 17:24
Zitat:„Ich bin aber oben!“, platzte es aus ihm heraus und er war nicht wirklich überrascht, als Sam ihn musterte, als sei er endgültig übergeschnappt.

Na wenn dean sonst keine Probleme hat
Von:  jesaku
2009-02-27T16:11:00+00:00 27.02.2009 17:11
Da muss der Doc aber schon noch ein paar andere Test gemacht haben um fest zustellen, dass die beiden genetisch zu verschieden sind um Brüder zu sein. Wenn es jetzt um ne Organspende gegangen wäre okay, dass hätte ich noch eher gekauft, aber unterschiedliche Blutgruppen reichen eigentlich nicht als Begründung, es sei denn Dean hätte ein paar Papiere mit abgegeben in denen auch die Blutgruppen der Eltern stehen
Von:  Azazel_Il_Teatrino
2008-11-11T23:20:44+00:00 12.11.2008 00:20
ich liebe deine FF!!!!!!*_*

sie ist... keine ahnung... genial...xD
sie ist genau die richtige mischung aus süß und sexy... sam und dean halt, ne?*lach*
aber ehrlich... dein schreibstil ist klasse, deine handlung super und was dir sonst noch so einfällt...^^°
also ein dreifaches hoch auf gemeinsame verdeckte ermittlungsaktionen...*grins*

glg
mei^^


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