Ursprung Vs. Zivilisation (The Tribe) von Sommerwind (Jay x Pride) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Am nächsten Mittag zeigte sich, was Pride von Anfang an gesagt hatte. Die 'Schokolade' der Technos war absolut unnütz. Nach einem Riegel fühlte man sich zwar angenehm satt, doch dieses Gefühl hielt nur kurze Zeit vor. Man hätte schon ununterbrochen von dem Zeug essen müssen um dauerhaft befriedigt zu sein. Als Salene dies anmerkte warf Pride ihr nur einen 'ich-hab-es-doch-gesagt'-Blick zu. Wunderbare, hilfsbereite Technos... sie hatten nichts geändert. In der Hoffnung, dass sie vielleicht mit dem durchgedrehten Anführer der Technos reden könnte machte sich Pride auf den Weg zu Ebony. Die Händler mussten wieder in die Stadt kommen... Jay hatte diese Nacht verdammt schlecht geschlafen. Erst der Vorfall im Kraftwerk, dann das Stelldichein von Ebony. Die Frau war gefährlich.. und sie war entwaffnend. Jay hatte Probleme mit ihr, fühlte sich gleichermaßen jedoch zu ihr hingezogen. Diese Gedanken quälten ihn die ganze Nacht... Als er am nächsten Morgen aufstand war er noch schweigsamer als sonst. Stumm begab er sich zu Ram, der ihm gleich heiter wie immer einen guten Morgen wünschte.... Wenn man Ebony suchte sollte man zuerst im Hotel nachsehen, also lenkte Pride seine Schritte dort hin. Anstatt aber den Haupteingang zu nehmen, durch den man ihn eh nicht hinein gelassen hätte, begab er sich von hinten auf das Gelände. Es war früher Mittag und er hoffte, dass Ebony schon wach war. Er kannte ihre Gewohnheit den halben Tag zu verschlafen... Ram teilte Jay mit, dass Ved das neue Programm fertig gestellt hatte. Das bedeutete für Jay, das Ram sich heute wohl mit nichts anderem beschäftigen würde... und für ihn etwas Freizeit. Wahrscheinlich ohne das Ram überhaupt etwas davon mit bekam verließ Jay den Raum und ging nach draußen zum Pool. Als er langsam die Stufen hinab schritt bemerkte er dort Ebony in einem Liegestuhl. Er wurde langsamer... war aber von ihr wohl schon gesehen worden. Bevor er sich jedoch in ein Gespräch mit ihr Verstricken musste gab es ein Tumult am Eingang. Zwei Wachen hielten Pride fest, der wohl darauf bestand, zu Ebony durchgelassen zu werden. Diese hob gelangweilt den Kopf und machte einen Wink. "Lasst den Mann durch.." bevor sie Jay anlächelte, und ein "Morgen", flötete. Sich unwillig von dem Griff der Wachen befreiend, stapfte Pride auf Ebony zu. Jay schenkte er nur einen flüchtigen Blick, dann stand er schon vor Ebony, die sich in ihrem Liegestuhl räkelte. "Ich muss mit dir reden Ebony..." "Was gibt's, Pride?" Sie klang abgrundtief gelangweilt, eindeutig nicht daran interessiert sich jetzt mit ihm zu unterhalten. "Es geht um dieses... Essen, das die Technos verteilen...." "Was ist damit?" Er sah wieder zu Jay. "Es ist nicht gut. Wir brauchen wieder richtige Sachen." Ebony setzte sich nun doch leicht auf. "Sag das nicht mir. Wenn die Händler nicht mehr in die Stadt kommen kann man nichts machen und..." "Du kannst mit Ram reden!", begehrte Pride auf. "Sag ihm er soll etwas tun!" Das Mädchen schnaubte. "Wie stellst du dir das denn vor? Du glaubst doch nicht, dass er sich von mir irgendwas sagen lässt!" "Ich dachte die führst die Stadt an?" Das schien doch gesessen zu haben. Ebony starrte Pride einen Moment funkelnd an, dann erhob sie sich hoheitsvoll. "Ich werde es mir überlegen." Jay folgte der Konversation, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er passte ab, ob Ebonys Reaktion sich mit dem deckte, was er erwartete... und es trat ein. Unbeweglich wie immer war seine Miene, als sein Blick ihr folgte. Sollte sie ihr Glück bei Ram versuchen... die beiden konnten sich wohl das Wasser reichen... waren sich ähnlich. Als Ebony im Inneren verschwunden war, legte sich Jays Blick unwillkürlich auf Pride. "Dir schmeckt unser Essen nicht?" fragt er relativ neutral. Pride musterte Jay einen Moment, bevor er antwortete. "Nein, tut es nicht. Es schmeckt künstlich und macht nicht satt." Ihm fiel auf, dass Jays Tonfall nicht im Entferntesten dem von gestern ähnelte. War der besorgte Junge von gestern wirklich dieser kalte Kerl, der jetzt vor Pride stand...? Jay lächelte leicht. "Tja, man kann es eben nicht allen Recht machen." Auch er musterte Pride, ohne jedoch in ihm den Penner von gestern zu erkennen. "Wir haben euch Hilfe angeboten, ob ihr sie annehmt, ist eure Entscheidung. Es käme euch zu Gute..." "Zu Gute?" Pride lachte trocken auf. "Wir brauchen eure Hilfe nicht, keiner hat darum gebeten. Wir hatten ein gutes Leben bis ihr hier aufgetaucht seid." Jay machte einen Abfälligen Laut. "Ihr seid doch hier herumgekrochen wie die wilden Tiere, völlig orientierungslos und unfähig euch selbst zu versorgen." Ihm fiel erst einen Moment später auf, das er gerade genau die Worte von Ram benutzt hatte.. war das inzwischen auch zu seiner Meinung geworden..? "Wenigstens haben wir in Frieden gelebt!" Nun, beinahe zumindest... "Und komischer Weise hab ich erst Hunger seid ihr uns 'helft'. Wenn eure Hilfe also so aussehen soll, ein knurrender Magen und ein paar unnütze Dinge mehr, dann kann ich gut darauf verzichten." Pride unterstrich seine Worte mit einer wütenden Geste, die nicht zu seiner sonst so ruhigen art passen wollte. Auch Jay verlor mehr und mehr von seiner Fassung. Seine Augen verengten sich einen Hauch und er verschränkte die Arme langsam vor der Brust. "Du hast doch keine Ahnung..", meinte er. "Bald werdet ihr uns danken. Wenn wir den Fortschritt wieder in die Stadt gebracht haben. Dann wirst auch du es einsehen, Pride." Pride schnaubte. "Fortschritt! Es wird nur wieder alles von vorne anfangen. Die Umweltverschmutzung, die zugrunde gehenden Tiere und Pflanzen... Wir brauchen keinen Fortschritt. Man muss eben improvisieren, dann kommt man schon zurecht." Ungläubig über soviel Naivität, wie Jay er nannte, verzog sich der Mund des Blonden. "Dann zeig mir wie du improvisierst. Was könnte elektrischen Strom, medizinische Versorgung, all die lebenswichtigen Dinge ersetzen? Was, Pride?" Er schien nicht wirklich eine Antwort zu erwarten.. irgendwas hatte den Techno getroffen und er senkte den Blick. Von Jays plötzlichem Stimmungswandel etwas aus dem Konzept gebracht verzog Pride den Mund. "Technik! Ist das deine Antwort auf alle Probleme? Es gibt andere Möglichkeiten Menschen zu helfen." Ohne Vorwarnung verfinsterte sich seine Miene. "Und was du als so hilfreich darstellst kann genauso schädlich sein..." "Ach ja?" Jay sah wieder auf. "Nenn mir was. Ich habe bisher immer nur erlebt, dass es an nötigen Mitteln gefehlt hat..." Er ballte die Hand zur Faust. "Verstehst du nicht? Diese Unfähigkeit.. nichts tun zu können... weil es einfach.. nichts gibt.." Prides Stimme war wieder ruhig, als er weiter sprach, doch es bebte unterschwellig darin. "Hast du schon mal jemanden zugesehen, wie er an der verpesteten Luft der Städte erstickt ist? Da hilft keine Medizin, die kann den Dreck auch nicht aus den Lungen holen..." Jay sah den anderen einen Moment überrascht an. Er hatte eine Ahnung worauf Pride hinauswollte, und es war absurd... musste es sein. "Nein", gab er so ruhig zurück wie ihm möglich war. "aber ich habe jemanden verloren weil es keine ärztliche Möglichkeit gab, gar keine! Verstehst du...? Ich konnte nichts tun um sie zu retten." Jay hatte sich abgewandt, ein leichtes Beben schüttelte den hoch gewachsenen Körper. Das Bild in seinem Kopf war wieder da.. wie er seine Freundin im Arm hielt.. und sie dort starb. ".... Vermutlich hättest du sie gerettet", murmelte der Blonde leise. "Du bist ja so gut im improvisieren." Damit stapfte er davon, Pride einfach stehen lassend. Dieser schwieg, starrte Jay nur düster nach. Gegen seinen Willen empfand er Mitgefühl für den Technogeneral. Wenn er jemanden verloren hatte, dann konnte es Pride nachfühlen... doch auch er hatte seine Gründe, nicht nur Jay hatte Verluste hinnehmen müssen. Wütend und frustriert wandte er sich ab und verließ das Hotelgelände. Jay war das ganze so verdammt unangenehm. Wie hatte er derart die Fassung verlieren können? Aber die Erinnerungen hatten ihn überschwemmt. Auf seinem Weg zurück in die Basis ging ihm der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf, dass er Pride wohl ähnlicher war als gedachte.. er als Schatten von sich selbst. Trotzdem änderte das seine Meinung nicht. In ein paar Tagen würden sie soweit sein.. und den Strom wieder einschalten können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)