Drachenherz von Xanderle (Ein kleiner Zujin Roman) ================================================================================ Kapitel 25: Aus Leuten werden Kinder ------------------------------------ Ratte visierte seine Beute an. Der kleine Salamander würde lächerlich einfach zu fangen sein. Jedenfalls für einen derart unvergleichlichen Jäger wie ihn! Dass dies ein bedauerlicher Irrtum war bemerkte der Kater leider erst im Sprung, denn eine kleine Explosion versenkte ihm die Schnurrhaare. Fauchend, in seiner Ehre zutiefst gekränkt, rannte er um die nächste Ecke. Was für ein fürchterliches Land das hier doch war! Schön, es war warm. Sonnenplätze für die unterschiedlichen kleinen Nickerchen, die so ein Tag erforderte, fanden sich zuhauf. Auch seine Schüsseln waren mit den leckerste Dingen randvoll gestopft, aber als Jagdrevier war dieses neue zu Hause, mit Verlaub gemaunzt, beschissen! Alles hier war entweder heiß, sauheiß oder brannte lichterloh, wenn man es angriff. Ratte brauchte dringend Trost. Wo war diese Menschin, wenn man sie brauchte? In letzter Zeit nahm sie ihre Pflichten überhaupt nicht mehr Ernst. Anscheinend hatte sie sehr oft besseres zu tun, als stolze, schöne, kuschlige Kater zu streicheln. Es wurde Zeit, ihr diese Vernachlässigung vor Augen zu führen. Die Suche gestaltete sich, Dank seines formidablen Geruchssinns läppisch leicht. Nur das Ergebnis war … ernüchternd. Er hatte sie zwar gefunden, aber in diesem Stadium war sie für ihn völlig nutzlos. Sie schmuste mal wieder mit dieser Testosteron-Fabrik herum. Dieser Riesenkater da dünstete aus jeder Pore so viel Pheromone aus, da kam einem spontan das Gewölle hoch! Aber gut, manche hatten´s eben nötig. Rattes jammervolle `armer kleiner Kater´ Solovorstellung verpuffte unbeachtet am Fussknöchel seiner Besitzerin. So was instinktloses! Dann würde er sich eben der dicken Sahne widmen, die bestimmt schon auf ihn wartete. Dazu gab es hoffentlich fangfrischen Mondfisch, oder vielleicht sogar Fasanenleber … Ratte verfiel in leichten Galopp. Na gut. Vielleicht war hier doch nicht ALLES schlecht. Jin war in der Tat zu beschäftigt, um den theatralischen Annäherungsversuchen ihrer Katze Aufmerksamkeit zu schenken. Nach einem ganz köstlichen Abendessen, das den uneingeschränkten Beifall ihres Gemahls gefunden hatte, waren sie schon wieder in die wonnetrunkenste Knutscherei verwickelt. Zukos langsame, genussvolle Küsse ließen Jin fast ihre Mission vergessen. Himmel, wenn er DAS unter Strafe verstand, würde sie in Zukunft sehr, sehr unartig sein! Die Hände tief in seinem Schopf vergraben, versuchte sie förmlich in ihn hineinzukriechen. Völlig berauscht gab sie einen wohligen Seufzer nach dem anderen von sich. Als er begann, ihren Hals mit zärtlichen Bissen zu martern, konnten alle Babys der Welt von ihr aus erst mal eine Nummer ziehen und es sich auf der Wartebank bequem machen. Zuko Tatzu hatte es sich offenbar auf die Fahnen geschrieben, seine Ehefrau um den letzten Rest ihres Verstandes zu bringen und sie hieß dieses Schicksal stöhnend willkommen. „Wolltest Du …“ Wieder ein kleiner Biss. „... mir nicht …“ Seine Hände widmeten sich jetzt ihren Brüsten. „... etwas mitteilen, mein Herz?“ Jin ächzte. „Du unterliegst dem fatalen Irrtum, dass ich ... noch denken kann, wenn Du … Ooh!“ Sie rutschte unruhig auf seinem Schoß herum. „Scht! Wenn Du schon wieder so einen Lärm veranstaltest, ist unser Ruf bald ruiniert!“, raunte er an ihre Kehle. Wie konnte er sie noch necken, während sie bereits völlig außer sich war? „Ich kann … nichts dafür!“, keuchte Jin. Zuko erhob sich, während sie sich an ihn klammerte und trug sie bis vor´s Bett. Ein letzter, leidenschaftlicher Kuss, dann drehte er sie langsam um. „Zum Glück“, flüsterte er von hinten an ihr Ohr, „Gibt es hier …“ Seine Hände glitten mühelos unter ihre Tunika. „... genug Kissen.“ Mit dem Kinn schob er die Haare aus ihrem Nacken und knabberte an der empfindlichen, duftenden Haut dort. Nebenbei begannen seine Hände hingebungsvoll ihre Brüste zu kosen, schenkten den kieselharten Spitzen besondere Aufmerksamkeit. Er rieb, drückte und rollte, bis Jins Kopf auf seine Schulter fiel und sie ein langgezogenes Wimmern hören ließ. „Zeit für Deine Strafe, Kobold!“ Seine Stimme klang wie ein Reibeisen. Schnell entledigte er sie der restlichen Kleidung. „Knie Dich hin.“ „Was?“, keuchte Jin. Kurzerhand half Zuko nach und hob sie auf die Matratze. „Es ist ganz einfach.“ Himmel, sie konnte spüren, wie er sich mächtig gegen sie drängte ... „Wenn Du jetzt schreien willst,“ Mit einem harten Stoss nahm er sie in Besitz. „Schrei in die Kissen!“ Für den ersten, kehligen Laut, kam diese Anweisung allerdings zu spät. Jin bog  den Rücken durch und krampfte die Finger ins Laken. Als er begann sich zu bewegen, wurde sie zu einem stöhnenden Bündel Lust. Es fühlte sich so anders an. Unmittelbarer. Sie spürte Alles von ihm! „ZUKO!“ Eine seiner Hände löste sich von ihren Hüften, strich fast beschwichtigend über ihren ins Hohlkreuz geworfenen Rücken. Er hielt sein Haupt gesenkt und biss die Zähne zusammen. Agni! Wenn er weiterhin zusah, würde er sich nicht lange beherrschen können. Blindlings griff er in ihr Haar und warf keuchend den Kopf in den Nacken. Jins Finger waren so fest in die Seide verkrallt, dass sie schmerzten. Jeden seiner erschütternden Stösse spürte sie bis ins Mark, tiefer als jemals zuvor. Hilflos merkte sie, wie ihr alles entglitt, außer dieser rasenden Lust, die sie in ein wimmerndes Tier verwandelte. Sie spürte Tränen auf ihrem Gesicht und schmeckte Blut, weil sie die Zähne zu fest in die Unterlippe gegraben hatte. „Zuko!“ Sein Name kam als zitterndes Schluchzen. „Ja, Kobold ... JA!“, knurrte er. Jins durchgestreckte Arme rutschten Stück für Stück nach vorn, bis sich ihre Brüste gegen das Laken schmiegten und sich im hämmernden Takt seiner Stösse daran rieben. Sie wäre vollends auf die Matratze gesunken, aber seine starken Hände umklammerten ihre Hüften, während er sie erbarmungslos ritt. Trunkener, taumelnder Schwindel erfasste Jin und von endlosen Spasmen geschüttelt, schrie sie in die Kissen. Doch Zuko war das nicht genug. Er hielt nur kurz inne, nahm sie dann noch heftiger. „Nochmal, Jin!“, presste er durch die Zähne. „Nochmal!“ Hilflos ließ sie ihm seinen Willen. Die Kissen dämpften den Ausbruch ihrer Leidenschaft ein weiteres Mal. Bei seinem letzten, wuchtigen Stoss bäumte sie sich auf, so dass ihr hoher, fast schockierter Schrei durch den ganzen Raum gellte, während ihr geliebter Drache sich seiner eigenen Raserei überließ. Zehn Minuten später war Jin noch immer komplett erledigt. „Zuko?“, flüsterte sie zaghaft. „Hm?“, brummte er. Sie vergrub ihr glühendes Gesicht an seiner Brust. „Benehme ich mich wie eine Hafendirne?“ „Was? Wie kommst Du denn auf diesen Unfug? Ich habe Dich wegen unseres Rufs nur geneckt.“ „Ich mach wirklich eine Menge Lärm dabei.“ „Ja. Und ich liebe jeden einzelnen Schnaufer davon! Ende der Diskussion.“ „Aber die Frau des Feuerlords sollte nicht …“ „Was? Leidenschaftlich sein? Das sehe ich aber anders!“ „Aber …“ „Jin, hör auf. Du bist haargenau so, wie Du sein solltest!“ Eigentlich war sie haargenau schwanger. Ach Du meine Güte! Jetzt hatte sie vor lauter ehelichem Vollzug tatsächlich vergessen, ihm das Wichtigste zu sagen. Jin rutschte zum Bettrand und fischte nach dem Morgenmantel. "Was tust Du?“ Mildes Erstaunen schwang in der Stimme des Erhabenen mit. „Aufstehen!“ Jin verknotete den Gürtel. „Ach …“ Auf seine Ellbogen gestützt lag ihr Gatte da und verfolgte halbwegs interessiert ihre Bewegungen. „Ich muss Dir doch noch etwas sagen!“ „Ich kann mich nicht daran erinnern, im Liegen schlechter zu hören.“ „Könntest Du versuchen später witzig zu sein?“ „Ah, aber wenn ich es absichtlich versuche, klappt es doch nie, mein Herz!“ „Zuko!“ „Ja doch.“ Er seufzte und kämpfte sich aus den zerwühlten Laken. „So, ich stehe.“ „Du bist nackt!“ Nicht das sie generell etwas dagegen hätte … Ganz im Gegenteil! „Sehr scharf beobachtet.“ „Zuko! Zieh Dir bitte was über!“ Er stemmte die Hände in die Hüften. „Himmel Jin! Wird´s denn offiziell?“ „Ich möchte mich einfach zivilisiert mit Dir unterhalten.“ Sie warf ihm seinen Kimono ins Gesicht. „Und `zivilisiert´ schließt den Gebrauch von Kleidung ein?“ „Unbedingt!“ „Erdbürger!“ Er verdrehte die Augen, tat ihr aber den Gefallen und wickelte sich in den Morgenmantel. „So! Zufrieden?“ Na ja, zumindest konnte sich ihr Herzschlag jetzt wieder beruhigen. „Hm, ja. Wird schon gehn.“ „Soll ich vielleicht den Odoro aufbügeln?“, fragte Seine Lordschaft sarkastisch. „Sei nicht albern!“ Zuko enthielt sich der Aussage, WEN er hier für albern hielt. „Können wir uns vor den Kamin setzten?“ „Vor den Kamin? Das Feuer ist aus!“ „Das ist ja nichts, was Du mit etwas gutem Willen nicht beheben könntest, mein Gebieter“, erwiderte sein Weib spitz. Jin hatte sich dieses Ereignis zu genau ausgemalt, um sich jetzt von seiner Bockigkeit davon abbringen zu lassen, die geplante Inszenierung minutiös umzusetzen. Zuko seufzte, entzündete ein Feuer im Kamin und ließ sich auf den großen, weichen Kissen nieder, die davor ausgebreitet waren. Bestimmt wollte sie sein heutiges Verhalten in ruhiger, entspannter Atmosphäre erneut analysieren. ER würde ja lieber schlafen. Jin arrangierte den Faltenwurf ihres Kimonos. `Jetzt sei nur nicht so nervös, Missy! Er kennt das mögliche Resultat dessen, was ihr so treibt, schließlich auch!´ „Hast Du´s bequem?“ „Ja …“, antwortete er gedehnt und bedachte sie mit einem schmalen, misstrauischen Blick. Ob ein Kind mit den gleichen, hinreißenden Goldaugen wohl zu viel verlangt war? „Also …“ Oh nein! Welche ihrer kleinen Reden sollte sie denn nun vom Stapel lassen? Zuko verschränkte die Arme. „Ich höre!“ Jins Hirn war leer wie der Brotkorb eines Bettelmönchs. „Wie findest Du meinen Bauch?“, platzte sie heraus. „Äh ... was?“ „Wie findest Du ihn?“ „Deinen BAUCH?“ „Ja!“ „Etwas weniger spannend als vorher, da Du ja darauf bestanden hast, ihn in Seide zu hüllen.“ „Das meine ich nicht!“ Mist! Sie war dabei, die Sache zu vermasseln. „Er ist völlig in Ordnung. Nichts auszusetzen!“ „Gar nichts?“ „Nein.“ „Und … wenn er dicker wäre?“ „Dann wäre er auch gut.“ Ging es hier um eine Diät? Sie hatte ja wohl hoffentlich nicht vor zu hungern, nur um die Silhouette einer Sanduhr zu bekommen, oder was auch immer grade als schick galt. Auf dürr stand er, mit Verlaub, nämlich überhaupt nicht! „Und wenn er so RICHTIG rund werden würde?“ „Jin, es ist mir egal, wenn Du zunimmst. Du wirst mir immer gefallen.“ Das war wieder einmal unglaublich süß, nur hatte Jin leider Wichtigeres zu tun, als darauf einzugehen. „Es gibt aber die unterschiedlichsten Gründe für einen dicken Bauch“, murmelte sie. Jetzt wirkte er alarmiert. Endlich! „Bist Du krank?“ Herrgott noch mal ... Verstand er heute denn überhaupt nichts? „Nein! Nein ich bin NICHT krank! Ich werd nur einen unglaublich dicken, runden Bauch bekommen!“ Er starrte sie an, dann blinzelte er für den Bruchteil einer Sekunde. Sie konnte förmlich sehen, wie Begreifen in sein Hirn sickerte. Allerdings dauerte es ein wenig, bis sich dies auf seine Mimik auswirkte. Zuko schluckte. „Du … Wir …“ „Nun, ich denke `wir´ ist passender.“ „Aber …“ Jins Mut sank. Das hörte sich ja nicht eben erfreut an. „Ich weiß doch gar nicht … Sie sind so winzig!“ Zuko war aufgesprungen und rannte im Zimmer herum. „Du willst keine Babys?“, hauchte Mylady entsetzt. „Ich … Doch! Aber…“ „Entweder Du willst welche, oder nicht! Es gibt bei Kindern kein Aber!“ Ihre Stimme zitterte bedenklich. `Reiß Dich zusammen, Missy!´ „Ich werd´s kaputt machen!“, stieß er aus. „Was?“ „Ich werd´s bestimmt kaputtmachen! Sie sind zu klein! Und sie zappeln immer!“ Er harkte sich durch die Haare. „Ich kann das nicht, Jin! Ich … ich hab noch nicht mal Bücher darüber gelesen. Ich muss das erst üben!“ „Üben? Zuko … andere Leute üben auch nicht! Es ist ein Kind, kein Musikinstrument. Ins schreiende Ende stopfst Du das Essen, und um das andre Ende kümmerst Du Dich zwei Stunden später.“ „Ich werd ein ganz fürchterlicher Vater sein!“ „Warum? Weil Du nicht willst?“ Jin war jetzt ebenfalls aufgestanden. Mit hoch oben verschränkten Armen stand sie da. „Tut mir leid, Dir das sagen zu müssen, aber Du kannst es Dir leider nicht mehr anders überlegen. Das Ergebnis Deines `Austobens´ ist nämlich unterwegs, ob Dir das nun passt oder nicht. Ich konnte ja nicht ahnen, dass für Mylord nur der Trieb zählt und nicht das was dabei rauskommt.“ Ihre Augen glitzerten vor Wut und Tränen. „Ich geh ins Bett! Gute Nacht!“ „Jin!“ Den flehenden Unterton konnte er sich sparen! „Jin!“ Er hielt sie am Arm fest. „Ich hab doch nur … Ich weiß nicht, ob ich das schaffe!“ „Warum nicht?“ Immer noch wütend sah sie ihn an. „Bisher schien Dir der Gedanke an Kinder nichts auszumachen.“ Sie hatte Recht. Er hatte schließlich immer gewusst, dass er für Erben zu sorgen hatte, aber es waren stets abstrakte Geschöpfe gewesen. In ferner Zukunft. „Da war mir wohl nicht bewusst, dass sie zuerst Babys sind. UNSRE Babys. Ich hab schreckliche Angst, etwas falsch zu machen.“ „Es wäre schon genug, wenn Du Dich freuen könntest!“, flüsterte Jin. Als Zuko ihre Tränen kullern sah, hätte er sich am liebsten getreten! „Kobold ...“ Er zog sie an sich und drückte seine Wange an ihren Kopf.„Verzeih mir! Ich freu mich doch! Ich… hab eben einfach nur Angst.“ Er küsste ihre Schläfe. Jin nickte und schniefte dann leise. „Ich werd schon aufpassen, dass Du nichts falsch machst, Drache.“ „Ja! Bitte!“ Warme, trostspendende Hände strichen über ihren Rücken. „Aber willst Du es denn haben? Das Baby?“ „Natürlich will ich es haben, mein Herz!“ Jin lehnte sich gegen ihn und ließ ich wärmen. „Aber Du hättest es mir früher sagen sollen“, brummte er. „Unsre Akrobatik vorher waren bestimmt nicht gut für das Kind.“ „Quatsch! Wird ja schließlich ein Feuerfuzzi oder eine Feuerlise, also wird es das schon abkönnen.“ „Hm. Ich werd das nachlesen!“ „Wenn Du meinst!“ Sie kuschelte sich enger an ihn. „Lass uns schlafen gehen, ich bin furchtbar müde.“ Dem konnte er nur zustimmen. Zu Jins Glück war die gängige Literatur zu diesem Thema der gleichen Meinung wie sie selbst. `Akrobatik´ schadete dem Baby in keinster Weise. Zu Jins Pech gab es aber unzählige andere Dinge, die in diesen Bergen von Büchern standen. Und Zuko II schien jedes einzelne davon auswendig gelernt zu haben. Sie konnte keinen Schritt mehr tun, ohne irgendeine Bemerkung seinerseits. Nein, DAS durfte sie nicht essen, lieber das! War ihr Getränk auch nicht zu kalt? Stufen??? Stufen waren ja sowas von Tabu! Als er sie auf einer Leiter vorfand, weil sie Ratte von einem Schrank holen wollte, bekam er einen zehnminütigen Anfall. Er wollte ihr sogar vorschreiben, wie oft sie sich in der Nacht zu drehen hatte. Wenn sie ihn dann anbrüllte stand er einfach mit gelassen verschränkten Armen und nachsichtigem Blick vor ihr, denn `man´ wusste ja, wie gerne Schwangere übersensibel reagierten. Gerne? Von gerne konnte gar keine Rede sein! Jin genoss es nicht gerade, sich zwei mal täglich zu überlegen, ob sie ihm nun eine Vase über den Schädel ziehen sollte, oder nicht. Wenn Iroh, Ursa oder Ria sich auf ihre Seite schlugen, warf Zuko nur die Hände in die Luft und bezeichnete sie als eine Bande unverantwortlicher Ignoranten. Ja, wenn es um das Thema `Gefahrenquellen für werdende Mütter´ ging, mieden die Leute den Bereich rund um den Herrscher der Flammen wie eine überfüllte Jauchegrube. Nach ungefähr sechs Monaten Schwangerschaft musste Jin ihm allerdings eines zugestehen: mit den meisten Dingen hatte er Recht. Langsam begann sie, die Last des Babys zu spüren und ihr ohnehin wenig graziler, zweckmässiger Gang wurde zu einer watschelnden Katastrophe. Guter Hoffnung zu sein bedeutete wohl auch, die einschlägigen Klischees zu erfüllen. An einem zur Abwechslung mal verregneten Nachmittag sass sie im Lesezimmer in ihrem Lieblingssessel, damit beschäftigt ein kleines Jäckchen zu besticken. Sie fühlte sich irgendwie launisch und irgendwie dick. Dabei hatte sie sich geschworen, nicht so zu reagieren! Das war eben das Dumme an Klischees. Es gab sie nicht ohne Grund. Seufzend legte sie ihre Handarbeit zu Seite. Wo war Zuko nur? Bestimmt hatte er wieder zu `arbeiten´. HA! In Protzerklamotten ein paar eingeschüchterte Beamten durch die Gegend zu scheuchen, parfümierte Briefchen zu verschicken und Licht- oder feuerbändigend im Freien rum zu hopsen war ja wohl KAUM Arbeit. Sie schielte auf ihren Bauch und strich zärtlich darüber. „`Tschuldige! Dein Papa ist ganz toll, egal, was ich grade denke! Vergiss das nicht, ja?“ Meine Güte. Jetzt fing SIE auch noch an, mit dem Ungeborenen zu sprechen. Zuko tat das ständig! Demnächst würde er wahrscheinlich noch irgendwelche Märchenbücher anschleppen. Sie griff nach der kleinen Schüssel, die neben ihr stand. Mist! Leer. Keine Feuerflocken mehr. Seit sich dieses Flammenbaby in ihr breit machte hatte sie einen unstillbaren Appetit auf dieses scharfe Zeug. Dabei hatten die Dinger sie am vierten Tag ihrer Ehe, als sie zum ersten Mal von Zukos Teller stibitz hatte, fast schachmatt gesetzt. Zuko hatte damals fast eine Armee von Leibärzten gerufen. Und jetzt? Jetzt konnte sie von scharfen Sachen gar nicht genug bekommen. Einschließlich ihres Gatten, aber dieser unverantwortliche Haustyrann zog es ja vor, abwesend zu sein! Jin wollte eben aufstehen, als die Tür sich öffnete und besagter Gatte ins Zimmer trat. Ihre Hormone schwenkten um und konnten, sobald sie seiner Ansichtig wurden, wieder einmal nichts tadelnswertes an ihm finden. Schließlich war er ja auch ein mustergültiger Ehemann, jawohl! Zuko versuchte vorsichtig die Laune seiner Frau auszuloten. Sie war zwar insgesamt extrem ausgeglichen, aber manchmal schaffte sie es aus heiterem Himmel, auch ebenso launisch zu sein. Momentan strahlte sie ihn an. Und er hatte Maßnahmen ergriffen, diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Er ging zu ihrem Sessel, beugte sich hinunter und gab ihr einen sanften Kuss. „Und?“, fragte er, die Hände auf beide Armlehnen gestützt, „Wie ist das Wohlbefinden, Ihrer Ladyschaft?“ „Hungrig! Hast Du Feuerflocken dabei?“ „Nein.“ Sie bekam einen besänftigenden Kuss auf die Lippen gedrückt. „Aber ich werde mir wohl die Taschen damit vollstopfen müssen, um weiterhin in Deiner Gunst zu bleiben, hm?“ „Soll das heißen ich bin missgünstig?“ „Nein!“, beeilte Zuko sich zu sagen. „Du kannst es mir ruhig sagen, wenn Du findest, dass ich zickig bin!“ „Das finde ich doch gar nicht.“ „Ach, WER findet es denn dann?“ „Niemand, Jin!“ Er hob ihr Kinn an. „Meinst Du, ich komme jetzt endlich dazu, Dir Deine Überraschung zu unterbreiten?“ „Hm ... ja“, erwiderte sie kleinlaut. „Aber ich bin wirklich zickig ...“ „Nein, mein Herz, Du bist schwanger!“ „Scheint so ziemlich das selbe zu sein.“ „Unsinn! Los, jetzt steh auf und mach ein Gesicht andächtiger Erwartung.“ So stand Jin auf und machte ein Gesicht andächtiger Erwartung. „Jetzt!“, rief Zuko über die Schulter. Erneut öffnete sich die Tür. „Jinny!?“ „Sela?“, quietschte Jin. Seit über einem halben Jahr hatte sie ihre beste Freundin nicht mehr gesehen. „Mein Gott Jinny! Du siehst aus wie ein Hefekloss im Wachstum.“ „Ja! Tu ich!“ Unter Lachen und Weinen fielen sich die Freundinnen um den Hals. Während die Frauen sich überschäumend begrüssten, war es nun an Zuko ein Gesicht andächtiger Freude zu machen. Mittlerweile kannte er seine Angetraute ziemlich gut und dabei war ihm eines klar geworden: Jin hatte einfach zu wenig zu tun hier. Es lag seinem Kobold überhaupt nicht, untätig zu sein. Oh, es gab hunderte von kleinen Pflichten, die sie zu erfüllen hatte. Und bis in drei Monaten würden es sogar noch mehr sein. Trotzdem fehlte es ihr, etwas zu erschaffen. Zu diesem Schluss war er gekommen, als er vor ein paar Tagen die Schärpe getragen hatte, die sie ihm zur Hochzeit geschenkt hatte. Ewigkeiten hatte sie daran herum gezerrt und gezupft, bis das Licht genau richtig auf die Seide fiel. Seiner Jin fehlte das Arbeiten. Das Weben. Und dass ihr etwas fehlte konnte er auf keinen Fall zulassen. „...das könnte ein riesiger Erfolg werden!“, ereiferte sich Sela in diesem Moment. „Stell Dir nur mal vor ... Wenn wir richtig tolle Muster machen, werden sich die Leute darum reißen! Ein kleiner Hauch dieser unvergleichlichen Feuernation-Noblesse. Ein Hauch aus Seide! Wir könnten ganz kleine Tücher machen, für die Leute, die weniger Geld haben, oder Schals und Taschen. Natürlich auch ganze Ballen, und und...“ „Sela! Von was redest Du denn?“ „Na, von unserer Weberei! Entschuldigung ... unsrer kleinen, EXCLUSIVEN Weberei!“, berichtigte sie mit Blick auf Zuko. „Was? Du machst eine Weberei auf? Hier? Das ist ja wundervoll!“ „Nein! Nicht ich. Wir, Jin!“ „Bitte?“ Jin lachte unsicher „Das geht nicht. Ich bin jetzt ... Ich kann den Beruf nicht mehr ausüben. Das gehört sich nicht.“ „Sagt wer?“, fragte Sela. „Na ... das ist eben so. Frag Zuko!“ „Aber er hat´s doch vorgeschlagen." Jin drehte sich um. „Was?“, hauchte sie. Mit überaus zufriedener Mine stand ihr Gemahl mitten im Raum. „Nun, wie Du weiß sind die Staatskassen ziemlich leer. Etwas Profit könnte uns also nicht schaden. Außerdem halte ich es für absolut ehrbar und standesgemäss, wenn sich die Fürstin ihre Zeit damit vertreibt, exquisite und kostbare Stoffe zu kreieren. Wenn sie selbst am Webstuhl sitzt, deklarieren wir dies einfach als eine erforderliche Demonstration der ausgefeilten Handwerkstechnik.“ Zuko beugte sich vor, bis seine Nasenspitze fast gegen ihre stieß. „Sollte sie allerdings während der nächsten drei Monate auf die Idee kommen, etwas derartiges zu tun, deklariere ICH das als Ungehorsam und werde sie nach der Entbindung übers Knie legen! Verstanden?“ Sie hatte verstanden, denn sie erwürgte ihn fast vor Begeisterung. „Ist das Dein Ernst?“, flüsterte sie. „Ich darf mit Sela eine Weberei aufbauen?“ „Aufgebaut wird bereits, mein Herz!“ Sein Gesicht wurde mit Küssen überflutet. „Du bist einfach der wundervollste, klügste, nobelste, schönste ...“ „Wohoo! Äh ... langsam ihr Zwei. Ich sollte vielleicht erst mal das Zimmer verlassen, hm? Ich seh Dich später Jin!“ Sela zwinkerte ihrer Freundin noch kurz zu und ging dann Koffer auspacken. „So war das doch aber gar nicht gemeint“, murmelte Jin. „Ach ... Dann bin ich also gar nicht der wundervollste, klügste, nobelste ...“ „Zuko!“ „Also jetzt, wo Sela weg ist ...“ Er schubste sie mit der Hüfte an. "... sehe ich keinen Grund, die Gunst der Stunde nicht zu nutzen." Wie konnte er sie nur immer noch attraktiv finden? Für Jin war das ein Rätsel. „Krieg ich danach Feuerflocken?“ Natürlich bekam Jin danach Feuerflocken. Sie wurde sogar damit gefüttert. „So. War das jetzt genug, mein unersättliches Weib?“ „Die sind ja alle für das Baby! Ich mag das Zeug nicht mal.“ Eine raue, warme Hand legte sich auf die Wölbung ihres Bauchs. „Du weißt eben, was gut ist, nicht wahr?“ Er sprach schon wieder mit seinem Nachwuchs. Plötzlich spürte Jin einen winzigen Hüpfer. „Was war das?“, stieß Zuko aus. „Ich weiß nicht ... Oh!“ Sie starrten sich an. „Es hat Schluckauf!“, hauchte der werdende Vater. Sein Gesicht in diesem Moment war so ziemlich das wundervollste, was Jin sich vorstellen konnte. Gute drei Monate später war der übervorsichtige Gatte Jin Wes, äh, Tatzus ein nervliches Wrack. Vor vier Stunden hatten ihn die `Segensreichen´, eine fünfköpfige Horde weiß gekleideter Hebammen, hochkant aus seinem eigenen Schlafzimmer geworfen. Eine hatte es sogar gewagt, ihm die Tür direkt vor der Nase zuzuschlagen! In seiner gegenwärtigen Gemütslage wäre es eigentlich angebracht sich hoffnungslos zu betrinken. Aber seine Frau würde ihn noch brauchen, alles andere war unwichtig. „Zuko! Ihr werdet noch ein Loch in diesen teuren Teppich laufen.“ Diese Bemerkung brachte Iroh nur ein abfälliges Schnauben ein. „Ihr helft Jin dadurch kein bisschen.“ „Aber mir!“, fauchte sein Neffe. „Ist Euch bewusst, wie lange sich das Ganze noch hinziehen kann? So was kann Stunden dauern.“ „Ja, DAS hilft mir, Onkel!“ „Hilft es, wenn ich zum hundertsten Mal versichere, dass es bei den Geburten der Tatzus noch nie Komplikationen gab?“ Zuko holte eben Luft, um seinem Onkel eine weitere überreizte Antwort zu geben, als die einzige Information eintraf, die ihm WIRKLICH half. „Hoheit?“ Zuko wurde so weiß wie die Tracht der Frau. „Ja?“ „Ich gratuliere! Ihr seid eben Vater eines …“ Bevor sie die Information los werden konnte, sah die Amme nur noch die Rockschösse seiner Lordschaft um´s Eck verschwinden. „Also MICH interessiert ganz brennend, was es ist!“ Iroh Tatzu strahlte die wohlbeleibte Frau erwartungsvoll an. „Wirklich? Nun …“ Ein Stockwerk höher schlug die Tür zu den Gemächern des Fürstenpaares krachend gegen die Wand. Vier Hebammen wandten sich erschrocken um. Eine von ihnen eilte auf Zuko zu, ein kleines Bündel auf dem Arm. „Euer Lordsch …“ Seine Lordsch ... ließ die Frau links liegen und stürmte zum Bett. Hektisch suchten seine Augen Jins erschöpftes Gesicht nach der Antwort ab, noch bevor er die Frage gestellt hatte. „Geht es Dir gut?“ Seine Stimme hörte sich an, als hätten die Worte sich schon seit Jahrzehnten in dunklen, feuchten Höhlen herumgetrieben und Rost angesetzt. „Ja. Obwohl dieses Baby von Dir ziemlich groß ist!“, murmelte sie matt. Zuko sank auf die Bettkante, griff nach einer kühlen Hand, drückte einen Kuss in die Innenfläche und hielt sie an seine Wange. Sacht strich er eine feuchte Haarsträhne aus Jins Stirn. „Geht´s Dir wirklich gut?“ „Aber ja!“ Das brachte ihr einen vorsichtigen, zärtlichen Kuss ein. „Willst Du denn das Baby gar nicht sehen?“, fragte sie. Seit fast acht Monaten hatte sich alles nur noch darum gedreht und jetzt? „Doch! Natürlich!“ Klang er etwa unsicher? „Euer Hoheit? Möchtet ihr nun Euren Sohn halten?“ Sohn? Er hatte einen Sohn? Zuko schluckte. Halten? Jetzt? Er sah zu Jin. „Möchtest Du ihn vielleicht …“ „Ich hatte ihn schon eine ganze Weile. Nimm Du ihn!“ Der Erwartung in ihren Augen konnte er sich einfach nicht widersetzen und so nickte er. `Es ist ganz leicht!´, beruhigte sich der panische Erzeuger. Kopf halten, Rücken stützen! Kopf halten, Rücken stützen! Du kannst das! Dann waren die angelesenen Theorien samt und sonders vergessen, denn was nun in seinen Armen platziert wurde entsprach so gar nicht seinen Vorstellungen. Wie konnte ein Mensch so winzig sein? Er schrie nicht, er zappelte nicht. Mit geschlossenen Augen lag er seelenruhig da, als läge es gar nicht im Bereich des Möglichen, sein Papa könne irgendetwas falsch machen. Dann regte sich das zerknautschte Gesichtchen. Zuko hielt den Atem an. Bestimmt würde der Winzling jeden Moment zu weinen beginnen. Doch die zarten Lippen verzogen sich nur leicht und machten saugende Bewegungen, was ein entrücktes Hochziehen der väterlichen Augenbraue bewirkte. Er hatte einen Sohn! Agni ... Jin ließ die beiden nicht aus den Augen. Hatte es je einen offensichtlicheren Fall von Liebe auf den ersten Blick gegeben? Zuko war völlig selbstvergessen in den Anblick seines Kindes versunken. Sie hatte ja gewusst, dass es so sein würde. Aber es zu sehen, war dann doch zu viel für ihre Fassung. „Er … er ist so klein!“, raunte Zuko. Jin nickte. „Und so leicht.“ Sie wischte sich über die Wangen. Sofort blickte Zuko auf. „Was ist? Warum weinst Du?“ „Nur ein Bisschen!“ „Warum denn? Möchtest Du ihn wieder halten?“ Das klang fast widerwillig. Jin schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist nur mal wieder die Rührung.“ „Ach so.“ Momentan konnte er das sogar nachempfinden. „Halte ich ihn überhaupt richtig?“ „Als hättet Ihr nie etwas anderes gemacht!“, erklang es rechts von ihm. „Onkel!“ „Dann haben wir also einen kleinen Thronfolger, wie?“, fragte der General heiser, den Blick gebannt auf den Säugling gerichtet. Zuko stand auf und übergab vorsichtig das Baby. Erinnerungen an ein anderes Kind schnürten Iroh die Kehle zu. Die Freude um dieses neue Leben kämpften mit der Trauer um ein anderes. Sein eigener Sohn war ebenso winzig gewesen ... „Onkel Iroh?“ Es hatte ihm auch nichts genutzt zu einem starken Mann herangewachsen zu sein. Der Krieg hatte Junge, Alte, Starke und Schwache gleichermaßen ausgelöscht. Auch seinen ehrenhaften, klugen, bedächtigen Lu Ten hatte er gefordert! „Onkel?“ Eine kräftige Hand legte sich sacht auf seine Schulter. In den Augen seines Neffen lag Verständnis und Zuspruch aber auch Traurigkeit. Es tat ihm weh, den Schmerz seines Onkels zu sehen. Iroh blinzelte das Wasser aus seinen Augenwinkeln. Das Schicksal mochte ihm einen Sohn genommen haben, aber vor ihm stand jemand, der ihm mindestens ebenso viel bedeutete. Und auf seinem Arm lag schon ein weiterer Bewerber um seine Zuneigung. Sein Gesicht schmolz vor Rührung und er begann das kleine Wesen sacht zu wiegen. Nach einer Weile hatte er seine Stimmbänder wieder unter Kontrolle. „Was für ein wundervolles Baby ihr zustande gebracht habt! Und ich dachte, ihr beide spielt immer nur Karten.“ Ein schiefes Lächeln überzog Zukos Gesicht. „Das war alles nur Tarnung.“ Plötzlich beschloss der Kronprinz Hunger zu haben und gnötterte quengelnd. „Oh ... da hat wohl wer einen leeren Bauch und möchte zu seiner Mama, hm?“, säuselte Iroh und kitzelte das Baby unterm Kinn. Zuko blinzelte. Diesen Tonfall seines Onkels kannte er überhaupt nicht. Vorsichtig bekam Jin wieder ihren Sohn ausgehändigt. Sie ahnte langsam, wie sehr sie um dieses Privileg zu kämpfen hätte, denn der Kleine war mit einer Verwandtschaft gesegnet, die sich um ihn reißen würde. Allen voran sein vernarrter Vater! Eine Stunde später schlief der neue Sprössling satt in einem Bettchen, dessen Kostbarkeit ihm am bewindelten Hintern vorbei schrammte, dessen Bequemlichkeit aber ausschlaggebend für seine Zufriedenheit war. Inzwischen war er von der gesamten Sippe begutachtet worden. Ursa hatte nur einen Blick auf ihren Enkel geworfen und sofort erklärt, er sei das genaue Ebenbild seines Vaters und somit perfekt! Ria war in glucksende, gurrende Laute verfallen, aus denen man mit etwas Fantasie heraushören konnte, bei dem kleinen Prinzlein handele es sich um das süßeste, kleine Dutziwutzi, das sie je gesehen hätte. Oder so ähnlich. Nur Sela hatte den Überblick behalten, beging allerdings den Fauxpas dies durch die Frage zu äußern, ob da noch Haare nachkommen würden. Zuko schob ein letztes mal eine Haarsträhne aus dem Gesicht seiner schlafenden Frau, warf einen abschließenden Blick in die Wiege und verließ dann lautlos das Zimmer. Draußen atmete er tief durch und ließ die Felsbrocken von seinem Herzen rollen. Sie waren gesund! Sie hatten es überstanden, waren gesund und glücklich! Morgen würde er auf den großen Platz gehen, ihn mit Weihrauch vernebeln und eine ganze Kerzenfabrik opfern. Sein Kobold war gesund. Er machte sich auf den Weg zu den Gemächern seines Onkels, denn es gab noch eine klitzekleine Frage zu klären. „Nur herein, Zuko!“ „Woher wusstet Ihr, dass ich es bin?“ „Nur Eure spezielle Art zu klopfen!“, meinte Iroh milde. „Ah ... So.“ Zuko verschränkte die Arme hinter dem Rücken. So, so. Der Herr Neffe hatte also ein Anliegen. „Wie kann ich Euch helfen?“, half Iroh nach. „Rieche ich Jasmintee?“, konterte der Jüngere. „Ja. Soll ich eine Tasse holen?“ „Bitte!“ „Setzt Euch doch inzwischen.“ Einen kurzen Moment später kam Iroh zurück. „So.“ Er schenkte ein. „Danke!“ Nach einer weiteren Minute beschloss der General, Zuko hätte nun genug getrunken. „Ihr wolltet doch nicht nur Tee, oder?“ „Äh, nein.“ Der Feuerlord hockte ihm gegenüber, die Hände auf den Knien. Es sah ihm so gar nicht ähnlich, so herum zu drucksen. Der General wartete geduldig. „Wir ... also Jin und ich ... Wir hatten uns bereits über einen Namen für das Baby unterhalten.“ „Ja?“ „Ich ... wir wissen nur nicht, ob er Eure Zustimmung findet.“ „MEINE Zustimmung? Es ist euer Kind, meine Zustimmung ist nicht vonnöten.“ „Ganz im Gegenteil, Onkel!“ Zuko stand wieder auf, woraufhin Iroh sich veranlasst sah, das Gleiche zu tun. Warum befummelte der Junge den Kaminsims so unruhig? „Würde es Euch etwas ausmachen, wenn ... wir ihm den Namen Lu Ten geben würden?“ Als er keine Antwort bekam, drehte Mylord sich um. Sein Onkel starrte ihn wie vom Blitz getroffen an. Verdammt! Er hätte sich denken können, dass dies zu schmerzlich für Iroh wäre. „Es tut mir leid!“, sagte Zuko schnell. „Es war nur ein Gedanke. Ich wollte keine schmerzhaften Erinnerungen wachrufen!“ „Du ...“ Die alte Stimme wankte. „... willst ihn Lu Ten nennen?“ „Als ich klein war ... Ich hab ihn nicht besonders oft gesehen.“ Zuko zuckte hilflos mit den Schultern. „Er war schon so erwachsen und hatte trotzdem immer ein wenig Zeit für mich übrig.“ Iroh erinnerte sich. Lu Ten hatte nach einem Heimaturlaub hunderte Geschichten über seinen kleinen Cousin erzählt. Er sei eine unglaubliche Klette, hätte ihm Löcher in den Bauch gefragt und würde Probleme anziehen, wie ein Magnet. `Aber irgendwie ist Zuko etwas ganz Besonderes, Vater!´ Nicht zuletzt war es diesem Satz zu verdanken, dass Iroh vor vielen, vielen Jahren über seinen eigenen Schatten gesprungen war, seine Trauer überwunden und sich Ozais vernachlässigten Jungen angenommen hatte. „Er war so ruhig, wusste stets, was zu tun war. Ich dachte immer, ich könne nie so sein“, endete Zuko leise. Das war zu viel für Iroh! Er packte seinen Neffen und umarmte ihn eine kleine Ewigkeit. „Es wäre die Freude meiner alten Tage, wenn Du Deinem Sohn so tauftest!“, krächzte er schließlich. So wurde der Sohn von Zuko und Jin Tatzu drei Wochen später auf den Namen Lu Ten getauft und dem Ritual der Funken unterzogen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)