Schattenherz - Die weißen Ritter von abgemeldet (Teil 2) ================================================================================ Kapitel 21: Die Wahrheit ------------------------ Die Wahrheit Kurando ging die Treppe hinunter und erblickte Karin auf halber Höhe. Sie wirkte traurig und verwirrt. Langsam kam sie auf ihn zu und senkte den Kopf. „Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Karin verzweifelt. „So wie er jetzt ist, kann er uns nicht helfen.“ „Ich glaube das größere Problem ist, dass er noch gar nicht richtig begriffen hat, was es heißt kein Dämon mehr zu sein.“, entgegnete Kurando. „Er würde in einen Kampf ziehen ohne zu bedenken, dass ihn schon ein einzelner Schwerthieb töten kann. Wir müssen darauf achten, dass er sich nicht übernimmt. Immerhin war er... tot.“ „Und sagen wir es Roger und deiner Mutter?“, wollte Karin wissen. „Irgendwann erfahren sie es sowieso. Vielleicht haben sie auch eine Lösung für das Problem.“ „Auf jeden Fall kann es so wie es jetzt ist nicht bleiben. Yuri ist keine Hilfe, wahrscheinlich macht er uns eher noch mehr Schwierigkeiten, weil er nicht einsehen will, was passiert ist. Es wäre besser...“ „Schön, dass ich endlich einmal erfahre, wie ihr über mich denkt.“, unterbrach Yuri sie wütend. „Ich bin keine Hilfe mehr für euch und deswegen wollt ihr mich loswerden. Ihr beide steckt doch unter einer Decke.“ „Jetzt komm mal wieder runter.“, mischte Kurando sich ein. „Genau wegen deinem Temperament bin ich der Meinung, dass du im Moment weniger nützlich bist.“ „Kurando!“, zischte Karin ihm zu, doch der Schwertkämpfer zeigte sich unbeeindruckt. Sie konnten Yuri doch nicht dauernd in Watte packen. „Beruhigt euch bitte wieder.“, flehte Karin die beiden Streithähne an. „Du hältst dich da raus!“, schrie Yuri sie an. „Du machst doch gemeinsame Sache mit diesem widerlichen Kardinal. Du hast das alles eingefädelt. Es war alles geplant.“ „Von was redest du überhaupt?“, fragte Karin verwirrt. „Tu doch nicht so scheinheilig.“, fuhr Yuri fort. „Ich werde verschwinden und Alice suchen und dann werde ich sie von dem Fluch befreien, mit dem Nikolai sie belegt hat und mit ihr abhauen.“ Er stampfte wütend die Treppen hinunter und riss die Tür ruckartig auf. Karin ergriff ihn am Arm und Yuri drehte sich auf dem Absatz herum. Er funkelte sie wütend an und stieß sie von sich. Karin torkelte völlig überrascht einige Schritte zurück und landete in Kurandos Armen, so dass auch dieser Yuri nicht aufhalten konnte. Mit schnellen Schritten verschwand er im Wald und ließ eine völlig verdatterte Karin und einen wütenden Kurando zurück. „Er... er ist völlig durch geknallt.“, stotterte sie erschrocken. „Warum denkt er, ich wolle ihn verletzen. Ich würde ihm nie etwas tun. Nie. Nein. Aber wieso...“ „Ist ja gut.“, sagte Kurando beruhigend und strich ihr über das Haar. Tränen liefen Karins Wangen herunter. Wie konnte er nur denken, dass sie ihm etwas antun würde? Was war bloß in ihn gefahren? Wieso vertraute er Alice mehr als ihr? Wie konnte er nur? Sie hatte zusammen mit ihm gekämpft. Er hatte sie damals gerettet und nun glaubte er sie sei böse. Langsam schlug ihre Trauer in Wut um, die Tränen verebbten. „Was fällt diesem Mistkerl eigentlich ein?“ Karin riss sich los und rannte wütend nach oben. Kurando blieb vor der Tür stehen und schaute hinaus. Selbst wenn Yuri die Wanderung durch den Wald überlebte und den Konikus nicht in die Hände fiel, würde Nikolai ihn sofort töten, wenn er auch nur in seine Nähe kam. Auch wenn er Yuri absolut nicht leiden konnte, musste er etwas unternehmen. Vorsichtig tastete er die Wunde ab, die Nikolai ihm mit seinem eigenen Schwert zugefügt hatte. Dieser Kardinal hatte es wirklich fertig gebracht sein Schwert zu zerstören. Das Schwert, das sein Vater ihm vor seinem Verschwinden geschenkt hatte. Geschmiedet aus Dämonenklauen über dem magischen Feuer Unogamis. Jetzt war es nicht mehr als ein Haufen Schrott. Ihm blieb keine andere Wahl. Er musste ein neues Schwert schmieden, besser und härter als das Letzte. Er würde Zeit brauchen. Zeit, die er nicht hatte und er würde Kraft brauchen. Kraft, die er im Moment nicht hatte. Leise, damit seine Mutter ihn nicht hören und nach dem Streit fragen konnte, schlich er sich in sein Zimmer und kramte ein schmuddeliges Bündel aus seiner Truhe. Vorsichtig packte er es aus und besah sich den Inhalt. Auf dem Tuch lagen die beiden Hälften seines Schwertes und eine schwarze Klaue. Entschlossen ging er zum Heiligtum von Unogami, der Wasserfallhöhle. Bereits nach wenigen Minuten war Karins Wutanfall verebbt und sie machte sich Vorwürfe Kurando einfach so stehen gelassen zu haben. Bestimmt machte er sich Sorgen oder dachte darüber nach wie er ihr helfen konnte. Sie ging die Treppen hinunter und ins Wohnzimmer von Sakis Haus. Kurandos Mutter saß zusammen mit Roger am Tisch und redete auf den alten Magier ein. Karin wollte nicht lauschen und betrat rasch das Zimmer. Als die beiden sie sahen, wirkten sie fast erschrocken. „Ach hallo, Kindchen!“, sagte Roger nervös. „Was willst du denn hier?“ „Ich... ich wollte fragen wo Kurando ist.“, antwortete sie unsicher. Saki lächelte traurig und deutete mit einem Kopfnicken nach draußen. „Er ist in die Wasserfallhöhle gegangen um sein Schwert zu reparieren.“ „Es hört sich an als wäre es etwas Schlimmes.“, entgegnete Karin verwundert. „Um so ein Schwert zu reparieren braucht es sehr viel Kraft und Geschicklichkeit. Kurando ist noch sehr schwach.“, erklärte Saki. „Wenn du zu ihm gehst, sag bitte nicht, dass du von uns weißt wo er ist. Er weiß nicht, dass wir es wissen.“ Karin war leicht irritiert, willigte aber ein. Vielleicht würde sie von Kurando mehr erfahren. Was war an diesem Schwert so besonders? Als sie die Höhle betrat, war sie wieder von diesem unwirklichen Licht erleuchtet. Sie sah sich nach Kurando um, doch er war nirgendwo zu sehen. Gab es vielleicht noch einen anderen Teil? Vorsichtig ging sie an der Wand der Höhle entlang um nach einem Loch zu suchen und schließlich fand sie es auch. Es war eine schmale Öffnung, durch die Karin geradeso hindurch passte. Im Raum dahinter wurde es schlagartig wärmer, viel wärmer als in der Wasserfallhöhle. Karin musste einen Moment nach Luft schnappen, weil der Unterschied so groß war. Wieso war es hier so heiß? Die Luft flimmerte und sie brauchte einen Moment um sich an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Das Licht von draußen drang hier nicht herein und so bestand die einzige Beleuchtung aus dem großen Feuerteich in der Mitte des Raums. Der Anblick war fast noch atemberaubender als die Höhle davor. Der See bestand aus flüssiger Lava und an der Oberfläche züngelten kleine rote Flammen empor. Karin sah sich erstaunt um und erblickte eine flimmernde Gestalt in der Nähe des Sees. Sie hatte Mühe etwas zu erkennen, aber sie ging davon aus, dass es sich dabei um Kurando handelte. Wer sollte es auch sonst sein? Vorsichtig näherte sie sich ihm. Er stand mit dem Rücken zu ihr und hämmerte wie ein Wahnsinniger auf etwas ein. Es sah aus als würde er etwas schmieden. Ab und zu tauchte er das Etwas in den Flammensee und zog es wieder heraus. Kurando wirkte erschöpft und seine Bewegungen waren fahrig. Bis auf eine löchrige braune Hose aus Wildleder, wie Karin zumindest vermutete, hatte er seine Kleidung abgelegt und durch die enorme Hitze glänzte sein Körper. Überall an ihm klebte Ruß und sein Haar war nicht mehr braun, sondern schwarz. Wie lange stand er wohl schon hier? Was seinen Zustand anging, eindeutig zu lange. War er völlig übergeschnappt? Noch vor einigen Tagen wäre er fast ums Leben gekommen und jetzt stand er hier in dieser höllischen Höhle und schwang einen tonnenschweren Hammer. Aber diese Seite des Schwertkämpfers hatte sie noch nie gesehen. Sonst war er eher ruhig und handelte überlegt. Im Prinzip das Gegenteil von Yuri. Und nun stand er hier und zeigte eine ganz andere Seite. Sie hätte ihn wahrscheinlich noch stundenlang beobachtet, hätte er sich nicht genau in diesem Moment umgedreht. Verwundert sah er sie an und legte das Schmiedewerkzeug beiseite. „Karin? Was machst du denn hier?“, fragte er erstaunt. „Ich dachte...“ Er verstummte und versuchte sich auf dem schweren Amboss abzustützen, doch es gelang ihm nicht und er sank auf die Knie. Sofort eilte Karin zu ihm und kniete sich neben ihn. „Kurando was ist los?“, fragte sie erschrocken. „Warte ich bringe dich hier raus.“ Mit einiger Mühe schaffte sie es Kurando in die Höhe zu ziehen und seinen Arm um ihre Schultern zu legen. Schritt für Schritt bewegten sie sich auf die Öffnung in der Wand zu und nach einigen Minuten hatte Karin es auch geschafft den Schwertkämpfer hindurch zu bugsieren. Vorsichtig setzte sie ihn am Ufer des Sees ab und tauchte rasch das Stück Tuch, das sie um die Hüften trug ins Wasser. Kurando hatte sich auf dem Boden ausgestreckt und schnappte schwer nach Luft. Karin setzte sich neben ihn, legte seinen Kopf auf ihren Schoß und tupfte mit dem Handtuch sanft über seine Stirn. „Ich hätte nie gedacht, dass eine Frau mich einmal auffangen müsste.“, flüsterte er lächelnd. „Was machst du auch so einen Unsinn?“, tadelte Karin ihn. „Du warst schwer verletzt und bist noch nicht völlig gesund. Wieso hast du das überhaupt gemacht?“ „Ich... ich wollte mein Schwert reparieren, damit ich Yuri retten kann und du wieder glücklich bist.“, antwortete Kurando. „Ich weiß es war dumm von mir, aber wenn wir ihn nicht vor Nikolai finden, dann wird er Yuri töten. Auch wenn ich ihn nicht mag, er ist mein Cousin. Ich muss ihm helfen. Ich will doch nur, dass du glücklich bist. Du hast schon so viele Dinge erlebt. Menschen sind gestorben. Ich will nicht, dass du noch einmal trauern musst.“ „Aber wenn du dich mit deinem Arbeitseifer selbst umbringst, dann muss ich doch auch trauern.“, erwiderte Karin gerührt. Kurando lächelte und starrte in den See. „Das Schwert, das Nikolai zerstört hat, gehörte einst meinem Vater. Er hat es mir vor seinem Verschwinden geschenkt und mich gebeten darauf aufzupassen.“, erzählte Kurando. „Ich wollte es reparieren, weil es das Einzige ist was mir von meinem Vater geblieben ist. Allerdings habe ich meine Kräfte wohl etwas überschätzt. Anscheinend kann ich mit dem Feuer Unogamis doch nicht so gut umgehen wie ich gedacht habe. Mein Vater stand tagelang in dieser Höhle um das Schwert zu schmieden, ich breche schon nach wenigen Stunden zusammen.“ „Aber du bist ja auch verletzt.“, versuchte Karin ihn zu beruhigen. „Du wirst es reparieren, da bin ich mir ganz sicher, aber jetzt solltest du dich ausruhen.“ Karin half ihm aufzustehen und brachte Kurando zurück ins Haus. Saki sagte kein Wort und blieb sogar sitzen, als sie sah wie schlecht es ihrem Sohn ging. Aber ihr Blick verriet Karin, dass sie sich sehr wohl Sorgen machte. Kaum hatte Kurandos Kopf das Kissen berührt, schlief er auch schon ein. Leise schlich sie aus dem Zimmer und ging hinunter zu Roger und Saki. „Wie geht es ihm?“, fragte die Priesterin rasch. „Er ist nur erschöpft. Mit ein paar Stunden Schlaf ist das Problem behoben.“, beruhigte sie Saki. „Aber ich glaube, ich sollte euch etwas erklären.“ Stockend und nur mit äußerster Überwindung erzählte Karin ihnen was mit Yuri passiert war und wie es zu dem Streit gekommen war. Roger und Saki lauschten schweigend und angespannt bis Karin geendet hatte. „So ist das also.“, sagte der Magier nachdenklich. „Saki und ich werden uns beraten. Wenn du möchtest, kannst du gehen. Es wird ein Weilchen dauern, die Situation ist wirklich schlecht.“ Karin nickte und verließ das Haus. Als sie auf die Veranda blickte sie verblüfft auf die Straßen von Unogami. Noch vor etwa zwei Stunden war hier alles verlassen, nun liefen Menschen redend hin und her und trugen Körbe und Krüge. Die Bewohner waren zurückgekehrt und machten sich daran das Dorf wieder aufzubauen und die Felder wieder zu bepflanzen. Karin setzte sich auf die Bank und schaute ihnen zu. Es war unglaublich. So viele Menschen in einem Dorf und alle halfen sich gegenseitig. Trotz dem Angriff hatten sie noch so großes Vertrauen in Saki, dass sie wieder zurückkamen. Die Älteren standen in Gruppen zusammen und berieten, wie man vorzugehen hatte. Die Erwachsenen schleppten Holz und Steine heran. Die Kinder tobten und spielten mit Bällen. Karin dachte an ihre eigene Kindheit und an das, was sie für die Armee aufgeben musste. Die Tür zum Haus quietschte und ein ausgeruhter Kurando stand in den Angeln. „Oh, du bist schon wieder fit?“, fragte sie erstaunt. „Es geht, zumindest kann ich wieder alleine stehen.“, antwortete er lachend. Er hatte sich umgezogen und trug nun ganz normale Kleidung. Nichts erinnerte an sein Dämonendasein oder seine Schwertkampfkünste. Er trug einfache Hosen und ein einfaches Hemd. Eben wie ein ganz normaler Mensch. Auch seine Haare waren nun nicht mehr schwarz vom Ruß, sondern wieder braun und seine grünen Augen leuchteten wieder. „Du siehst nachdenklich auch.“, bemerkte er. „Wenn ich diese Leute sehe, merke ich erst was ich damals alles verloren habe.“, erklärte sie etwas betrübt. „Als ich damals zur Armee ging, ließ ich meine Familie zurück. Ich war alleine und konnte sie nur selten sehen. Das machte alles nur schlimmer, weil ich als sie starben dann irgendwann niemanden mehr hatte. Natürlich wusste ich, dass ich nie heiraten und Kinder bekommen würde. Aber jetzt fehlt es mir irgendwie. Wenn ich diese Kinder spielen sehe, dann werde ich irgendwie häuslich. Jetzt als ich das alles hier gesehen und so vieles erlebt habe, da würde ich doch gerne heiraten.“ „Dann tu es doch.“, sagte Kurando kaum hörbar. „Was?“, fragte Karin verwundert. Der Schwertkämpfer stand auf und nahm ihre Hand. „Heirate mich.“ Karins Wangen wurden knallrot und ihr Kinn klappte herunter. Sie war völlig überrascht und wusste nicht was sie sagen sollte. Jemand machte ihr einen Heiratsantrag und dieser jemand war sogar ausgesprochen nett, charmant, intelligent, stark und niedlich. Aber... aber was war mit Yuri? Sie... er liebte Alice und würde sie immer lieben. Sie blickte in Kurandos tiefe grüne Augen und erblickte darin, was sie bei Yuri so sehr vermisste. Liebe. „Ja.“, konnte sie sich plötzlich selbst sagen hören und stand auf. Kurando schloss sie in die Arme und Karin fühlte sich erleichtert und irgendwie geborgen. „Hallo Leute!“, durchbrach Nuria die Zweisamkeit. „Wir sind wieder da.“ „Wie man lautstark hören kann.“, fügte Draco hinzu. „Was ist denn los?“ Die Vampire sahen die beiden verwirrt an. „Wir... wir haben uns... verlobt.“, erklärte Karin lächelnd. Dracos und Nurias Reaktionen waren so verschieden wie sie nur sein konnten. Nuria sprang ihnen fröhlich in die Arme und gratulierte ihnen mindestens zwanzig Mal. Draco hingegen stand einfach nur da und starrte sie mit offenem Mund an. „Ihr heiratet! Oh ist das schön!“, jauchzte Nuria. „Darf ich Blumenmädchen spielen? Oh bitte!“ „Bis dahin ist noch Zeit.“, beschwichtigte Kurando sie eilig. „Wir haben zuerst noch eine andere Aufgabe. Wir müssen Nikolai besiegen, Yuri zurückholen und die weißen Ritter los werden.“ „Äh, Yuri zurück holen?“, fragte Nuria verwundert. „Er ist nach einem kleinen Streit abgehauen und wenn wir ihn nicht vor Nikolai oder dem Einbruch der Nacht finden, dann ist er so gut wie tot.“, erklärte Karin. „Diese Viehcher ihm Wald werden ihn wahrscheinlich noch vor Nikolai in die Finger bekommen.“ Nuria riss die Tür zum Haus auf und zog die beiden hinter sich her. Draco blieb noch eine Sekunde völlig perplex stehen, entschied sich dann aber ihnen zu folgen. „Was habt ihr vor?“, fragte Saki, als die vier sich an ihr vorbei nach oben schleichen wollten. „Äh, Yuri finden, Nikolai in die Hölle zurück befördern und die Welt retten?“, erwiderte Kurando. „Belasst es erst einmal dabei Yuri zu finden.“, wies Roger sie an. „Danach kommt ihr wieder hier her zurück. Wir müssen noch etwas bereden.“ „Ich bin mir aber nicht sicher, ob er mit uns zurück kommen wird.“, warf Karin ein. „Er wirkte verwirrt und aggressiv.“ „Wann ist Yuri Hyuga einmal nicht so?“, fragte Nuria grinsend. „Außerdem, wisst ihr schon die neuste Neuigkeit? Karin und... Die junge Vampirin kam nicht mehr dazu alles auszuplaudern. Karin und Kurando schmissen sich praktisch gleichzeitig auf sie und erdrückten jeden weiteren Laut. „Wir sollten los!“, sagte Karin rasch und schleifte Nuria hinter sich her nach draußen. Kurando und Draco gingen noch einmal nach oben um ein paar Sachen zu packen und kamen wenige Minuten später zu den beiden Frauen. „Und wie finden wir ihn jetzt im Wald?“, wollte Draco wissen. „Ganz einfach.“, antwortete Kurando. „Wir finden die Konikus und somit auch Yuri. Sie werden ihn verfolgen und bei Einbruch der Nacht angreifen.“ „Das heißt, wir müssen ihn vor dem Dunkelwerden finden.“, schlussfolgerte Karin. Kurando nickte zustimmend und verwandelte sich in den Wasserdämon. Karin musste zugeben, dass er als Dämon wesentlich beeindruckender war als Yuri. Aber sie hatte jetzt keine Zeit über das alles nachzudenken, sie mussten Yuri finden. Auch Karin verwandelte sich in den Feuerengel und Nuria und Draco wurden wieder zu kleinen Fledermäusen. „Am besten fliegen wir über den Wald.“, schlug der Wasserdämon vor. „Wir können Yuri zwar nicht von dort oben sehen, aber die Konikus schon.“ Gemeinsam erhoben sie sich in die Luft und flogen nebeneinander her. Karin warf noch einen Blick der Sonne entgegen. Sie hatten noch zwei Stunden Zeit, dann würde die Sonne am Horizont versinken. Sie benötigten genau eine Stunde und fünfundvierzig Minuten. Plötzlich blieb er Wasserdämon auf einem Ast sitzen und bedeutete ihnen hinunter zu kommen, dann verschwand er im Dickicht. Karin und die anderen folgten ihm und landeten auf dem weichen Moosboden. Sofort sahen sie sich nach Yuri um. Ihre Dämonengestalten behielten sie zur Sicherheit. Zuerst sahen sie nichts, doch Karin glaubte ganz in der Nähe Schritte zu hören. Plötzlich trat Yuri hinter ihnen aus dem Unterholz. Verdutzt blieb er stehen und starrte sie an. „Was tut ihr denn hier?“, fragte er misstrauisch. „Wir haben dich gesucht.“, antwortete Karin und lief ihm entgegen, doch er wich rasch einen Schritt vor ihr zurück und Karin blieb enttäuscht stehen. „Bitte Yuri, du musst mit uns zurückkommen. Die Konikus werden dich umbringen, wenn du noch länger hier bleibst.“ „Ich kann mir ganz gut alleine helfen.“, entgegnete er wütend. „Das habe ich früher schon und kann es auch heute noch.“ „Ich bezweifle, dass du ohne deine dämonische Seite eine Chance hast.“, meinte Kurando. „Du könntest wahrscheinlich nicht einmal einen von ihnen töten. Also kommst du nun mit?“ „Oh nein, kommt nicht in Frage.“, erwiderte Yuri und wich noch einen Schritt zurück. Karin sah eine kleine huschende Gestalt in dem Busch hinter Yuri. Sie lauerten nur darauf anzugreifen. Nur noch zehn Minuten und hier würde die Hölle ausbrechen. „Ihr steckt doch alle unter einer Decke. Ihr wollt mich davon abhalten Alice zurück zu holen. Aber das wird euch nicht gelingen, ich werde diesen Kardinal töten und sie mitnehmen. Ihr werdet mich nicht in die Finger bekommen.“ „Was ist denn mit dem los?“, piepste Nuria und flatterte um Kurandos Kopf herum. „Ich glaube er leidet an Paranoia.“ „Para-was-dings-bumms?“ „Er hat Verfolgungswahn.“, erklärte der Wasserdämon genervt. „Aber wenn wir ihn nicht schleunigst dazu bekommen mit uns zugehen, dann können wir uns gleich ein Grab reservieren.“ „Bitte Yuri, nehm doch Vernunft an.“, flehte Karin. „Wir wollen dir doch nur helfen!“ „Vergiss es!“, schrie er aufgebracht und wich noch einen Schritt zurück. Kurando blickte nach oben. Die Sonne warf nur noch ein paar rote Strahlen über die Erde. Gleich würde sie völlig versinken. „Das wollte ich schon immer einmal tun.“, sagte er und ging auf Yuri zu. Dieser versuchte zurück zu weichen, doch der Weg wurde ihm von Gestrüpp versperrt. Kurando trat vor Yuri und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, dass er bewusstlos zusammen sackte. Der Wasserdämon warf sich Yuri über die Schulter und bedeutete den anderen hoch zu fliegen. Ruckzuck flatterten die beiden Vampire über den Baumwipfeln und Karin zog unerbittlich Kreise in der Luft. Kurando sah sich noch einmal kurz um. Etwas war hier, aber es waren nicht die Konikus, deren Kraft er war nahm. Es war etwas stärkeres und böseres. Rasch sprang er von einem Ast zum anderen nach oben und blickte noch einmal hinunter. Er glaubte eine schwarze wabernde Masse zu sehen, war sich aber nicht sicher. Gemeinsam mit den anderen machte er sich auf den Rückweg nach Unogami. Im Dunkeln war es für Kurando nicht ganz einfach gewesen von Baumspitze zu Baumspitze zu springen und so wäre er ein paar Mal fast in die Tiefe gestürzt. Zum Glück hatte er Reflexe wie eine Katze und konnte sich immer wieder irgendwo abfangen. Endlich kamen die Lichter des Dorfes in Sicht. Die Leute waren bereits in ihren Häusern und ein leckerer Duft nach Essen stieg ihnen in die Nase, als sie landeten. Rasch verwandelten sie sich zurück und gingen ins Haus. Kurando legte Yuri auf ein paar Kissen und setzte sich an den Tisch. Wenige Sekunden später tauchten Saki und Roger auf und sahen ihn fragend an. Kurando schwieg und stützte sich auf der Tischplatte ab. Karin setzte sich neben ihn und berührte ihn vorsichtig am Arm. „Was ist los?“, fragte sie besorgt. „Äh, nichts.“, antwortete er hastig. „Ich bin einfach nur ein wenig erschöpft.“ Auch die anderen setzten sich an den Tisch und Saki kümmerte sich währenddessen um Yuri. Es dauerte nicht lange bis er wieder aufwachte. Yuri wirkte irritiert und begriff zuerst überhaupt nicht wo er war. Als es ihm einfiel, sprang er auf. „Beruhige dich.“, redete Saki leise auf ich ein. „Keiner will dir etwas tun.“ „Ich verstehe nicht. Was ist denn passiert?“, fragte Yuri verwirrt. „Du bist abgehauen und wolltest nicht mehr zurück kommen.“, erklärte Karin. „Kurando musste dich... naja, sagen wir einfach mal... dazu überreden.“ Yuri blickte sie immer noch verwirrt an. Konnte er sich vielleicht an nichts mehr erinnern? Aber wieso? Das konnte unmöglich mit dem Verlust seiner Dämonenkräfte zu tun haben? Oder etwa doch? Plötzlich schoss Karin ein Gedanke in den Kopf. Vielleicht... nein! Sie wollte gar nicht weiter darüber nachdenken, außerdem war es nur eine Vermutung. Zuerst wollte sie hören was Roger ihnen zu sagen hatte. Yuri setzte sich zu ihnen, wirkte nun aber schon etwas gefasster und weniger verwirrt. „Also, ich habe euch gebeten wieder hierher zu kommen, weil ich euch etwas zu sagen habe.“, begann Roger. „Es wird ein Weilchen dauern und ich bitte euch erst einmal zuzuhören, bevor ihr falsche Schlüsse zieht.“ Die anderen sahen ihn etwas irritiert an. Von was sprach der alte Mann? Saki schien es zu wissen, denn sie starrte unentwegt auf ihren Tee und wirkte irgendwie abwesend. „Ich weiß was hinter Nikolais und Alices plötzliches Auftauchen steckt.“, fuhr der Magier fort. „Ich konnte es euch vorher nicht sagen, aber nun ist es höchste Zeit.“ „Und wer hat die beiden wieder erweckt?“, fragte Nuria gespannt. „Ich sagte doch ihr sollte zuhören.“, fuhr Roger sie missgelaunt an. „Ich war es, der die beiden wieder zum Leben erweckt hat. Es war nicht beabsichtigt Alice ebenfalls wieder zurück zu holen, aber irgendwie muss der Zauber auch auf sie übergegangen sein. Nikolai sollte helfen die weißen Ritter zu besiegen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass der Zauber so verheerende Nebenwirkungen hat. Eigentlich hätte er gut bleiben sollen, aber nun...“ „Moment!“, unterbrach Yuri den alten Mann. „Du hast die beiden zu Zombies gemacht? Und die ganze Zeit nichts gesagt, obwohl wir fast drauf gegangen wären. Und ich ja wirklich tot war?“ Roger nickte kleinlaut. „Das versteh ich nicht.“, sagte Karin. „Wieso hast du uns nicht gleich gesagt was passiert ist?“ „Ich wusste nicht genau ob es mein Werk war und da wollte ich erst einmal abwarten wie es sich entwickelt.“ „Wie es sich entwickelt?“, erwiderte Yuri hysterisch. „Du hast uns in Gefahr gebracht!“ „Und wie können wir die beiden nun unschädlich machen?“, mischte sich nun Kurando in das Gespräch ein. „Für Schuldzuweisungen haben wir später noch genug Zeit, jetzt sollten wir uns lieber um eines unserer Probleme kümmern.“ „Wir haben mehrere Probleme?“, fragte Nuria verwundet. „Ganz einfach...“, antwortete Kurando. „Die beiden lebenden Leichen, die weißen Ritter und unseren Ex-Dämon.“ Yuri funkelte ihn wütend an, aber Karin ließ ihm keine Gelegenheit sich zu streiten. „Aber dann gibt es sicherlich eine Möglichkeit die beiden unschädlich zu machen.“, warf Karin ein. „Keine eurer Waffen könnte das.“, erklärte Roger. „Nur jemand, der ebenfalls wieder zum Leben erweckt wurde, kann sie töten.“ „Na, wenn es nur das ist.“, erwiderte Yuri. „Dann übernehmen Karin und ich das.“ „Ich weiß nicht, ob es funktionieren würde.“, sagte der Magier skeptisch. „Karin wurde durch das Dämonenblut wieder lebendig und du lebst nur noch dank dem Blutstein. Keiner von euch wurde durch den gleichen Zauber wieder lebendig.“ „Also kann es nur jemand tun, der den gleichen Spruch abbekommen hat.“, schlussfolgerte Draco. „Ich weiß es nicht genau, aber ich möchte kein Risiko eingehen.“, erwiderte Roger. „Aber wir haben uns schon etwas überlegt.“, mischte sich nun Saki ein. „Roger wird Forschungen über die Blutsteine anstellen. Wenn wir herausfinden wie sie funktionieren, dann können wir auch vorhersagen, welche Kräfte in Nikolais Besitz sind. Einen der Steine haben wir zum Glück schon und seine Wirkung ist klar.“ „Genau das werde ich tun.“, stimmte Roger zu. „Ihr werdet euch solange von Nikolai fernhalten und ein anderes Problem in Angriff nehmen.“ „Draco...“, sagte Saki an ihn gewandt. „Ein Teil des Vampir-Clans lebte doch nicht in der Stadt. Stimmts?“ Draco nickte zustimmend, sah sie aber etwas verwirrt an. „Ich möchte, dass ihr zu dem anderen Teil reist und sie um Hilfe bittet.“, fuhr Saki fort. „Ihr Vampire seid stark und habt gute Chancen gegen die weißen Ritter. Außerdem solltet ihr dort erst einmal sicher sein vor ihnen.“ „Ja, natürlich.“, meinte Draco. „Das ist eigentlich kein Problem.“ „Gut, dann wäre dies auch geklärt.“, sagte Roger erleichtert. „Ich werde dann nachkommen, sobald ich etwas herausgefunden habe.“ „Und was ist mit mir?“, fragte Yuri rasch. „Es gibt noch ein drittes Problem.“ „Für das ich leider noch keine Lösung gefunden habe.“, antwortete Roger. „Aber ich werde daran arbeiten. Nikolai und Alice müssen dir deine Kräfte gestohlen haben, aber das bedeutet auch, dass wir sie zurückholen können. Wie weiß ich allerdings noch nicht.“ Yuri sah weniger begeistert aus, verhielt sich dennoch ruhig. „Dann packen wir jetzt noch einige Sachen und machen uns dann auf den Weg.“, schlug Draco vor. „Packt vor allem warme Sachen ein. Wir müssen ins Gebirge.“ „Und wie komme ich dorthin?“, fragte Yuri beleidigt. „Ich kann dich ja tragen.“, schlug Karin grinsend vor. Yuri zog eine Schnute und ging nach oben um zu packen. Die anderen taten es ihm gleich und eine halbe Stunde später waren sie schon auf dem Weg zu Dracos zweitem Teil der Familie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)