Schattenherz - Die weißen Ritter von abgemeldet (Teil 2) ================================================================================ Kapitel 3: Der Vampir-Fürst --------------------------- Der Vampir-Fürst Der Wind hatte von Stunde zu Stunde zugenommen und Draco und Nuria hatten es längst aufgegeben gegen den Wind anzufliegen, sondern hatten sich an Amon und den Feuerengel geklammert. Die Sonne war längst untergegangen und er Mond brach ab und zu durch die dichten Regenwolken. Plötzlich fing Draco wie wild an zu piepsen und flatterte ein Stück weit nach vorne, bis er wieder von einem Windstoß ergriffen und zurück geworfen wurde. Doch Karin hatte begriffen was er wollte und sank ein wenig nach unter. Yuri folgte ihr mir einigem Abstand. Schwache Lichter schimmerten durch den Nebelschleier und Karin beschleunigte ihren Flug noch einmal. Die Vorstellung an ein trockenes Plätzchen und ein weiches Bett gaben ihr noch einmal neue Kraft. Endlich kam eine große Mauer in Sicht und Draco bedeutete ihr zu landen. Noch in der Landung verwandelten sie sich zurück und kurz darauf kamen auch Yuri und Nuria bei ihnen an. „Ah!“, schrie Yuri laut auf. „Jetzt hör doch endlich mal auf und halt deinen Schnabel.“ „Ich habe keinen Schnabel, nur Vögel…“, erwiderte Nuria. „Das ist eine Redewendung du dämliche Kuh.“, unterbrach er sie grob. „Wie nennst du mich?“, fragte sie empört. „Und du bist ein arroganter einfältiger Macho!“ „Mädels?“, mischte Karin sich ein. „Könnt ihr vielleicht im Trockenen weiter streiten? Mir ist eiskalt.“ Yuri und Nuria funkelten sich noch einmal wütend an, dann stapften sie beleidigt durch das große Tor. Die Stadt, die dahinter zum Vorschein kam, war einfach atemberaubend. Die Häuser waren groß und wirkten düster, aber zugleich auch anmutig und erhaben. Ein breiter Fluss führte quer durch die Stadt und wurde von einer reich verzierten Brücke überspannt. „Wo sind die ganzen Leute?“, fragte Karin verwundert. „Sie sind alle im Palast.“, antwortete Draco. „Heute ist Ballnacht, ein großes Ereignis in unserer Stadt.“ „Aber es gibt nicht einmal Wachen. Habt ihr keine Angst überfallen zu werden?“ „Wer wäre so dumm eine Stadt voller Vampire anzugreifen?“, entgegnete Draco lachend. „Da hast du wohl Recht.“, stimmte Karin lächelnd zu. Mit schnellen Schritten überquerten sie die Brücke und einen großen Hof und hielten schließlich vor einem riesigen zweigeflügelten Tor an. Leise Musik drang zu ihnen hinaus. Vorsichtig öffnete Draco die Tür und Karin stockte der Atem. Vor ihnen lag ein riesiger Saal, der über und über mit Gold, Silber und Kupfer verziert war. Tausende Kerzen beleuchteten die tanzenden Paare und die Musiker mit ihren Geigern, Violinen, Flöten und Harfen. Karin wusste nicht wie viele Vampire sich hier versammelt hatten, aber sie glaubte gut und gerne, dass es die ganze Stadt war. Entschlossen bahnten sie sich einen Weg durch die Menge. Karin hatte zwar keine Ahnung wo Draco hin wollte, doch er schien ein Ziel vor Augen zu haben. Ihr Blick fiel auf eine Gruppe gut angezogener Vampire, die sich angeregt unterhielten. „Vater!“, rief Draco über den Lärm hinweg. Einer der Vampire drehte sich herum und stellte sein Glas auf einen kleinen Tisch. Freudig schloss er Draco in die Arme und wandte sich dann Yuri, Karin und Nuria zu. Der Vampir sah weder alt noch jung aus, einfach schwer zu definieren. Seine schwarzen Haare waren zu einem strengen Zopf nach hinten gebunden und seine Augen wirkten eine seltsame Anziehungskraft aus. Sein Auftreten zeigte, dass er sehr selbstbewusst und gebieterisch war. „Vater, ich darf dir vorstellen.“, sagte Draco und deutete auf Karin und Yuri. „Das sind Karin König und Yuri Hyuga.“ Er kam ihnen einen Schritt entgegen, gab Karin einen Handkuss und begrüßte Yuri höflich. „Und das ist mein Vater Fürst Sangius.“ „Schön Sie kennen zu lernen.“, sagte Karin und vollführte sogar einen kleinen Knicks. „Was für eine reizende junge Dame.“, entgegnete der Fürst anerkennend. „Aber kein Vampir wie ich sehe.“ „Ja, da haben sie Recht.“, stimmte sie zu. „Und trotzdem keine Angst?“, fragte Fürst Sangius lächelnd. Sie schüttelte den Kopf und deutete auf Yuri. „Wir sind in gewisser Weise auch Vampire.“ „Interessant. Vielleicht können Sie mir morgen mehr davon erzählen.“, schlug der Vampirfürst vor. „Für heute habe ich noch gewisse Verpflichtungen, Sie verstehen. Außerdem gehe ich davon aus, dass Sie sich lieber ausruhen oder am Ball teilnehmen wollen.“ „Danke Fürst Sangius.“, erwiderte Karin. „Wir nehmen Ihre Einladung gerne an.“ „Was soll dieses hochtrabende Geschwafel?“, mischte Yuri sich ein. „So ein…“ Karin hatte ihren Arm um Yuri gelegt und kniff ihn nun kräftig in die Seite. Er zuckte leicht zusammen und konnte einen kleinen Schmerzensschrei nicht unterdrücken. Der Fürst lächelte amüsiert und bedeutete ihnen ihm zu folgen. Dracos Vater führte sie in einen kleinen mit Holz vertäfelten Raum und entzündete etwa zwei Dutzend Kerzen. Draco und Nuria verschwanden wieder hinter einer weiteren Tür. Schwere rote Samtvorhänge verwehrten den Blick nach draußen und machten den Raum noch düsterer und unheimlicher. Ein riesiger Schrank aus dunklem Holz stand an der hinteren Wand und ihm gegenüber einige Sessel und ein kleiner Tisch. Fürst Sangius ging auf den Schrank zu und holte einige Kleider heraus. Die eine Hälfte reichte er Karin und die andere Yuri. „Miss König, neben an ist ein Umkleidezimmer. Ich hoffe eines der Kleider passt.“, sagte er freundlich an Karin gewandt. „Mister Hyuga, ich warte draußen auf Sie.“ Der Fürst ging wieder zurück auf die Feier und Karin verschwand im Nebenzimmer. Skeptisch musterte Yuri den schwarzroten altmodischen Frack, der oben auf dem Stapel lag. Seine Begeisterung hielt sich so ziemlich in Grenzen, doch er hatte wohl oder übel keine andere Wahl. Immerhin war er als Gast hier und hatte sich anzupassen. Seufzend zog er seine Jacke aus und griff gerade nach dem roten Seidenhemd, als die Tür zum Ballsaal aufging und Nuria das Zimmer betrat. Sie trug ein langes blaues Kleid, das ihre blonden Haare und blauen Augen noch unterstrich. Erschrocken sprang Yuri einen Schritt zurück und beeilte sich das Hemd anzuziehen. „Hast du noch nie etwas von anklopfen gehört?“, fragte Yuri wütend, während er in den Frack schlüpfte. „Doch, aber dann hätte ich dich nicht überraschen können.“, antwortete sie grinsend. „Lass dich von mir nicht stören.“ „Du störst aber.“, schrie er nun schon fast. „Meinst du ich zieh mich um, wenn du daneben stehst?“ „Na ja, dass hatte ich gehofft.“, entgegnete Nuria und konnte ein Lachen nur noch schwer verkneifen. Ohne ein weiteres Wort verließ sie wieder den Raum und wenige Minuten später folgte ihr Yuri. Draco und Nuria standen bei ihrem Vater und redeten angeregt miteinander. Yuri stellte sich zu ihnen und sah sich um. „Miss König ist noch im Umkleidezimmer?“, erklärte der Fürst, als er Yuris Blick bemerkte. Die Musik wurde lauter und etliche Paare begannen zu tanzen. Die Tür zum Kleiderzimmer ging auf und Karin kam mit leichtfüßigen Schritten zu ihnen herüber. Yuri starrte ihr gebannt entgegen. Sie trug ein langes schwarzrotes Kleid und rote lange Handschuhe. Die Schultern waren frei und ihre roten Haare hingen leicht darüber. „Wundervoll!“, sagte Fürst Sangius begeistert. „Wie ich sehe, passt Ihnen das Kleid ausgezeichnet.“ Karin bedankte sich lächelnd und wandte sich dann Yuri zu. „Du… du siehst toll aus.“, stotterte Yuri nervös. „Danke!“, sagte Karin. „Willst du tanzen?“ Yuri nickte und wurde von ihr auf die Tanzfläche geführt. Er war zwar ein miserabler Tänzer, doch er wollte ihr den Wunsch nicht abschlagen. Die Musik zog sie in ihren Bann und Yuri schaffte es sogar Karin nicht auf die Füße zu treten. Vor, hinter und neben ihnen drehten sich die Tänzer im Kreis. Auch Draco und Nuria hatten Tanzpartner gefunden und schwebten nun lachend an ihnen vorbei. Die Musiker spielten weiter und weiter und sie tanzten bis Yuri sich schließlich erschöpft auf einen Stuhl sinken ließ. Karin nahm neben ihm Platz und seufzte erleichtert. „Ich bin hundemüde.“, sagte er nach Luft schnappend. „Folgen Sie mir.“, forderte Fürst Sangius, der wie aus dem Nichts erschienen war, sie auf. „Meine Bediensteten haben bereits ein Zimmer gerichtet.“ Yuri und Karin standen widerwillig auf und gingen hinter Dracos Vater her durch Türen und Flure. Endlich blieb der Fürst an einer Treppe stehen und deutete nach oben. „Sie müssen nur noch die Treppe hoch, dann stehen Sie schon in Ihrem Zimmer.“, erklärte er, verabschiedete sich und ging wieder zurück. Yuri ergriff Karin an der Hand und zog sie mit sich nach oben. „Meine Füße bringen mich um.“, jammerte sie kläglich und schleppte sich mehr hinauf, als sie ging. Yuri kam wieder einige Schritte zurück, packte Karin und nahm sie auf die Arme. Einen Moment wehrte sie sich, dann lachten sie nur noch. Wenig später erreichten sie den oberen Absatz der Treppe und ließen sich kichernd in eines der Betten fallen. Yuri drehte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Karin legte ihren Kopf auf seinen Bauch und starrte an die Decke, die komplett mit Bildern und Mustern verziert war. „Wir haben bis jetzt noch gar nichts über die drohende Gefahr erfahren.“, stellte Yuri enttäuscht fest. „Morgen wird sich mit Sicherheit alles aufklären.“, entgegnete sie gähnend. „Ob es wohl wieder so eine gefährliche Reise wird?“, stellte Yuri sich die Frage. „Ich hoffe nicht. Außerdem, was machen wir dann ohne Roger? Er hat uns bis jetzt immer geholfen. Und jetzt ist… ist er nicht mehr da. Ich glaube es ist einfach zu viel verlangt. Karin?“ Vorsichtig setzte Yuri sich auf und schaute auf die schlafende Karin hinunter. Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. Behutsam zog er ihr die Decke bis zu den Schultern und lehnte sich wieder zurück. Kurz darauf schlief auch er ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)