Farewell von bookaholic ================================================================================ Farewell -------- Du wusstest genau, wie ich fühle. Du hast gewusst, wie viel du mir bedeutest... und dir war klar, wieso ich dir nie was gesagt habe. Ich hatte Angst. Ich hatte Angst, den Menschen, der meinem Leben einen Sinn gegeben hat, einfach durch einen blöden Fehler zu verlieren. Natürlich war es falsch, mich in dich zu verlieben.. doch glaubst du, ich habe es mir ausgesucht? Meinst du, ich wollte dich lieben, mir den Schmerz antun? Freiwillig? Nein, ganz sicher nicht. Ich wollte dir nur immer ein guter Freund sein, wollte für dich da sein, wenn du jemanden gebraucht hast, wenn du nicht wusstest, was du tun solltest... Aber anscheinend war ich dir noch nicht einmal IRGENDEIN Freund. Nein, für dich war ich wahrscheinlich nur der kleine, dumme Bassist, der seine Späße macht, der pervers ist.. der auf Masa steht. Das hast du gedacht, stimmt´s? Du hast gedacht, ich hätte etwas mit Masa... nur, weil er mich gebraucht hat, meine Freundschaft angenommen hat... Hai, Masa hat im Gegensatz zu dir zugelassen, dass ich ihm helfe, wenn er sich schlecht fühlt. Er hat sich mir gern anvertraut, weil er wusste, dass ich niemandem etwas sage... weil er wusste, dass ich immer für ihn da sein würde, ihn nicht hängen lasse... Und du? Du hast immer gesagt, wir wären die alle gleich wichtig.. aber es war eine Lüge! You ist es, der dich immer wieder auffangen muss, wenn du fällst. You ist es, der dich weinen sehen darf.. und You ist es, der deine Nähe in vollen Zügen genießen kann... Ich habe nie von dir erwartet, dass du meine Gefühle erwiderst. Nein, das wäre wohl das Letzte gewesen, was ich von dir wollte. Ich hätte erwartet, dass du ehrlich zu mir bist, dass du mich als deinen Freund an dich heran lässt, dass du mich nicht abweist, nur weil ich anders für dich empfinde... Du hast Angst vor den Gefühlen, nicht wahr? Du hast Angst vor der „Liebe“. Hai, Liebe ist ein großes Wort und doch weiß ich genau, dass ich so für dich fühle... Ein Blick von dir hat mir gereicht und mir wurde warm.. eine Umarmung und ich war glücklich.. ein nettes Wort und es ging mir so gut, wie selten. Natürlich hast du mein Glück auch oft einfach schon mit einem einzigen Wort zerschmettert. Wenn du schlecht drauf warst und deine Enttäuschung, Wut oder was auch immer es war, an mir ausgelassen hast... Wenn wir alle etwas Trinken waren und du wieder deine Spielchen mit Masa oder mir getrieben hast... Ich habe immer gewusst, dass ich mir nie Hoffnungen machen sollte und vor Allem, dass du es nie erfahren solltest.. es wäre besser gewesen – für uns beide... und doch hast du mich nun so weit getrieben, es dir ins Gesicht zu schreien. Hai, ich habe dich angeschrien... dabei hat das alles heute so harmlos angefangen. Masa, You und ich sind zu dir gekommen, zum Abendessen... du wolltest noch ein paar Dinge mit uns besprechen.. wegen des letzten Konzertes... Es lief super... bis wir angefangen haben, zu trinken. So langsam verfluche ich den Alkohol.. und vor allem meine Reaktion darauf. Aber auch DAS wusstest du... Du wusstest, dass ich anschmiegsam werde, dass ich gerne zu weit gehe... Hai, du hast schließlich schon oft gesehen, wie ich an Masa hing, hm? Ich will dir nicht die Schuld daran geben, dass das heute passiert ist, nein, ich hätte ja auch meinen Mund halten können.. aber nachdem You und Masa gehen wollten und du mich gebeten hast, dir noch beim Abwasch zu helfen... Da hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass was nicht stimmt. Du hättest You fragen können, schließlich ist er dein bester Freund, dein Seelenverwandter... Oder Masa.. er ist ja schließlich dein 'sexy Gitarrist'.. wieso mich? Hai, es hätte mir seltsam vorkommen müssen.. stattdessen habe ich mich gefreut, wie ein kleines Kind. Ich war schließlich selten alleine mit dir... und noch NIE hast DU um meine Anwesenheit gebeten. Vielleicht hätte dieser Abend – ja, vielleicht auch diese Nacht – etwas ganz Besonderes werden können... hättest du dich benommen. Ich war zwar schüchtern wie ein kleiner Schuljunge, als du neben mir auf dem Sofa saßt, deinen Kopf auf meine Schulter gelegt hast und mir gesagt hast, du würdest gern mehr Zeit mit mir verbringen, aber schon da hatte ich das Gefühl, dass du etwas vorhast... hätte ich gewusst, WAS, hätte ich sofort dein Haus verlassen. Wer konnte denn bitte ahnen, dass du mir direkt ins Gesicht sagst, dass du meinen Körper willst..? Ich hätte nicht gedacht, dass du mir einfach deine Hand unter mein Shirt schiebst, mir ein „Ren, heute Nacht gehört nur uns beiden...“ entgegenhauchst und mich küsst. Nein, ich hätte gedacht, dass du mehr Rücksicht auf Gefühle nimmst, von denen du doch genau weißt, dass sie da sind. Schon dein Gesicht, als ich dich von mir gestoßen habe, hat alles gesagt. Du wusstest, was ich tun würde, auch wenn du mich gar nicht richtig kennst. Du wusstest, dass ich weinen würde, dir ins Gesicht schreie, wie sehr ich dich liebe und dass ich es nicht verdient habe, dass du so mit mir umgehst. Doch als ich dir sagte, dass ich nicht einfach dein kleines Spielzeug für zwischendurch sein will, da wurde dein Gesicht ausdruckslos, deine Augen leer. Und bevor ich überhaupt nur irgendetwas anderes von mir geben konnte, füllten sich deine sonst so strahlenden falschen Augen mit Tränen. Auch jetzt stehst du noch vor mir, starrst mich an und weinst. Wieso? Habe ich dir weh getan? Mit einem einzigen Satz? Habe ich dein Weltbild zerstört? Weil ich dir widerstehen kann? Weil ich nicht mit dir im Bett landen und danach so tun will, als wäre nie etwas gewesen? Bin ich der erste, der dich einfach abgewiesen hat? Es wäre nichts, was mich wundern würde... aber es ist traurig. Traurig, weil dir so viele Menschen verfallen sind und sie sich von dir benutzen lassen. Hättest du mich nicht wie den letzten Dreck behandelt, dann hätte ich alles mit mir machen lassen, daran zweifel ich gar nicht. Nein, auch ich wäre dir ausgeliefert gewesen, hätte zugelassen, dass ich meine Seele schutzlos preisgebe... ich hätte dich in dieser Nacht spüren lassen, wie sehr ich dich liebe... einerseits genießt du diese Gefühle, anderseits hast du Angst vor ihnen... Doch sag mir.. wie willst du jemals deine Einsamkeit besiegen, wenn du dich nicht öffnest, Liebe zulässt? Du wirst kalt bleiben.. vielleicht ist es auch das, was ich dir damit deutlich gemacht habe, was dich erschreckt hat.. was dich verletzt. Nur du kannst dir helfen... nur du alleine... und doch bist du viel zu schwach um auch nur den ersten Schritt zu machen. Erst jetzt wird mir klar, wie verloren du eigentlich bist... Wäre ich fies, würde ich dir jetzt sagen, dass ich dich vielleicht nur aus Mitleid liebe. Weil ich glaube, dass du niemand anderen bekommst. Doch man prügelt nicht auf jemanden ein, der schon am Boden liegt. Nein, das tut man einfach nicht... Deswegen halte ich wieder meinen Mund. Es wäre nicht fair, dir jetzt die Schuld an allem zu geben... Denn.. würde ich dich nicht lieben, hätten wir heute Nacht Spaß haben können... Sex unter Freunden.. etwas Einmaliges, eine Abwechslung.. mehr wäre es nie geworden... „Ren...“ Ich schluchze unbewusst leise auf, als du meinen Namen flüsterst. Wir sehen uns immer noch gegenseitig in die Augen und jeder hängt seinen Gedanken nach.. doch jetzt scheinst du diese Stille nicht länger zu ertragen. Du bist feige... „Ren...“ Wieder kommt mein Name über deine Lippen, noch leiser, noch brüchiger als zuvor. Langsam gehst du einen Schritt auf mich zu. „Ich... ich wollte nicht...“ Schon als ich diese Worte höre, schnaube ich. Was wolltest du nicht? Mir weh tun? Mir deutlich machen, dass ich einfach nicht glücklich werden KANN? Deine Stimme versagt, doch schneller als ich gucken kann, hältst du mich in deinen Armen. Etwas, was ich mir schon immer gewünscht habe, doch ist es anders. Du umarmst mich, drückst mich verzweifelt an dich, vergräbst dein Gesicht in meinen Haaren, schluchzt leise auf und weinst bittere Tränen. So gern ich dich auch von mir stoßen würde, ich kann es nicht. Ich liebe dich viel zu sehr, als mit ansehen zu können, dass du leidest. Hai, du leidest. Wegen mir. Und mit einem Mal bekomme ich ein verdammt schlechtes Gewissen, obwohl ich genau weiß, dass ich es nicht haben müsste. Nein, ich habe ein Recht darauf, verletzt zu sein, mich benutzt zu fühlen.. denn genau das wolltest du tun: mich benutzen. Eiskalt. Du wolltest dir meinen Körper nehmen, um ein wenig Abwechslung in dein einsames Leben zu bringen... Weißt du eigentlich, dass du mir in diesem Moment so unglaublich weh tust? Ich bin mir sicher, du weißt, dass ich dich nicht leiden sehen will... Du nutzt meine Gefühle aus – schon wieder. Du bist egoistisch und denkst nur an dich. Du weißt genau, was ich tun würde, würdest du mich jetzt gehen lassen. Ich würde dir für immer den Rücken zukehren. Ich würde den JOB verlassen und jeglichen Kontakt zu dir abbrechen, egal, wie lange wir uns nun schon kennen, was wir alles durchgemacht haben... Und auch, wenn du mich nie als richtigen Freund akzeptiert hast, mir nie das Vertrauen entgegengebracht hast, wie Masa oder You.. du hasst es verlassen zu werden und willst deswegen sicher gehen, dass wir bei dir bleiben.. irgendjemand findet sich schließlich immer, der dich von deiner Einsamkeit ablenken kann, nicht wahr? Wenn auch nur für einen Moment, aber du kannst vergessen... „Sag mir...“, beginne ich leise, stehe immer noch so da, wie vor einer knappen Stunde auch. „..wenn ich das heute Abend.. 'vergesse'.. wird dann alles, wie vorher? Du würdest mich normal behandeln? Du würdest mich nur umarmen? Nur mit mir reden, wenn es denn unbedingt sein muss? Du würdest mich in Ruhe lassen..?“ Einen Moment lang habe ich die Hoffnung, dass du mir versprichst, es würde sich etwas ändern. Du würdest Rücksicht nehmen, würdest darauf achten, wie du mit mir umgehst... Doch als ich dein leichtes Nicken spüre, wird mir auch diese Hoffnung genommen und mir bleibt nur noch eine Wahl... „Sayonara, Gacchan...“ Damit löse ich mich von dir und gehe – ohne dich auch nur noch ein einziges Mal anzusehen – die Tür raus, schließe sie leise hinter mir. Das war´s also... Ich habe mir meine komplette Zukunft zerstört, nur weil ich liebe... ich bin sicher, dass diese Gefühle noch lange bleiben, erst nach und nach verblassen... Ich hoffe es. Wegen dir habe ich in diesem Augenblick so viel verloren... Nein, ich habe ALLES verloren... Meinen Job, meine Hoffnung und alle meine Freunde... Chacha, Toshi, You, Masa... Und ich weiß jetzt schon, dass du niemals ein schlechtes Gewissen haben wirst. Du wirst mich ersetzen, schließlich war ich nur der Bassist in deiner 'Familie'. Ich habe nie dazu gehört... ich war nur der kleine, dumme Bassist, der versucht hat, dich zu verändern. Ich bin gescheitert... Durch meine Gefühle habe ich alles kaputt gemacht.. doch was das Schlimmste ist.. Ich habe Masa enttäuscht. Er war mein bester Freund, war immer für mich da.. Aber von meinen Gefühlen habe ich ihm nie erzählt. Doch sicher wirst du das alles tun.. gleich morgen... Ich war leichtsinnig, dumm, naiv... ich habe mich selbst enttäuscht... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)