Die Grenze zwischen Schwarz und Weiß von Black_Feathers (Kapitel 8: hochgeladen) ================================================================================ Kapitel 6: 6 ------------ ~~ Kapitel 6 ~~ Nur wenige Meter vor ihm klaffte ein dunkles Loch in der Felswand. Es war nicht besonders auffällig; eben eine einfache Höhlenöffnung ohne jegliche Verzierung oder irgendeinem Hinweis darauf, dass dieser Eingang künstlich in die Wand geschlagen worden war. Doch Drizzt, der hinter einem hohen Findling kauerte, die Hände auf den Griffen seiner Krummsäbel, hatte vor nicht allzulanger Zeit eine in fliegende, dunkle Gewänder gekleidete Gestallt in der Öffnung gesehen, als ein Windstoß heulend an der Wand vorbeigefegt war und die Stoffbahnen zum Flattern gebracht hatte. Schon mehrere Stunden hockte Drizzt seitdem verborgen hinter dem Felsen und wartet darauf, dass die Sonne hinter den Bergen im Westen versank und die Nacht einsetzte in deren Dunkelheit er einen großen Vorteil haben würde, wenn er angriff. Seine Finger strichen über dass Leder, mit dem die Krummsäbelgriffe umwickelt waren und versuchte den Zorn zu unterdrücken, der ihn ergriffen hatte nachdem der erste Schock über Catti-bries Verschwinden vergangen war. Nachdenklich hob Drizzt den Blick gen Sonne, die gerade am Zenit stand und seufzte. Mit jeder Stunde, die er wartete – warten musste – stieg seine Angst um Catti-brie, seine geliebte Catti-brie und Bilder von ihr in den Fängen Artemis Entreris drängten sich ihm auf, obwohl er diese Befürchtung für völlig unbegründet hielt. Der Meuchelmörder hatte nicht wissen können, dass Catti-brie in der Nähe war, oder? Er hätte sie nicht allein lassen sollen. Schritte rissen Drizzt plötzlich aus seinen Gedanken und sein Kopf fuhr lauschend herum, während er sich weiter zu Boden sinken ließ um weiter aus jeglichem Sichtfeld zu verschwinden. Es waren leise Schritte, fast lautlos und von mindestens zwei paar Füßen, unter denen der Schotter auf dem Boden leise knirschte. Langsam, um so wenig Geräusche wie möglich zu Verursachen zog Drizzt Eistod aus der Scheide, dann schob er sich lautlos über den Boden in Richtung der Schritte und kam zwischen zwei mannshohen Findlingen, in einer fließenden Bewegung wieder auf die Beine, die ihn in Richtung des Höhleneinangs vor Blicken schützten. Er erstarrte fast und sein Herz setzte für ein paar Schläge aus, bevor er doppelt so schnell wieder weiterschlug, als er die dunkle Silouette erkannte, die sich beinahe zielstrebig auf ihn zubewegte, jedoch offensichtlich ohne ihn gesehen zu haben und von einer Halblingsfrau begleitet wurde. Was bei den neun Höllen hatte Artemis Entreri hier zu suchen? Verfolgte er Drizzt etwas? Oder sollten seine Befürchtungen sich doch nicht als so unbegründet heraustellen, wie er gedacht hatte? Hastig warf Drizzt einen Blick zur Höhlenöffnung, wo er wieder die Flatternden schwarzen Stoffe entdeckte, dann flog sein Blick geradezu wieder zurück zu seinen beiden „Verfolgern“. Verdammt..., Dwavhel war zu klein um von den Wachen entdeckt zu werden, doch sobald Entreri Drizzts Versteckt passiert haben würde, stände er direkt in deren Sichtfeld. Einem plötzlichen Impuls folgend und ohne weiter darüber nachzudenken, welche Konsequenzen es haben würde, packte er den Arm des an seinem Versteck vorbeigehenden Meuchelmörders und zog ihn dicht zu sich zwischen die beiden Findlinge. Natürlich wehrte sich der überraschte Entreri heftig und so fand Drizzt sich gegen einen der Felsen gedrückt – zum zweiten Mal innerhalb eines Tages – mit einem juwelenbesetzen Dolch am Hals wieder und blickte in die grauen Augen direkt vor ihm. Zwischen den Felsen war kaum genug Platz für zwei Personen und so standen Drizzt und Entreri einander so nahe, dass ihre Körper sich fast berührten und Drizzt den Atem des Meuchelmörders auf seinen Wangen und Lippen spühren konnte. Ein seltsames Gefühl... Mit leicht geöffnetem Mund schaute Drizzt Entreri stumm an. „Do'Urden.“, stellte Artemis Entreri fast mit Erleichterung in der Stimme festr, dann runzelte er die Stirn und zog die schwarzen Brauen zusammen. „Willst du, dass ich dich umbringe?“, zischte er und Drizzt war geneigt im ein „Wäre nicht das erste Mal.“ entgegen zu werfen, doch er rief sich ermahnend seine – ihre – Situation ins Gedächtnis. Jetzt war keine Zeit für einen Streit. „Shht.“, machte er stattdessen, „Du und deine Halblingsfreundin hättet beinahe alles zunichte gemacht.“ Drizzt warf einen Blick zu Dwavhel, die neugierig und gleichzeitig überrascht und besorgt zu ihnen herüber schaute. Dann forderte Artemis Entreri wieder seine Aufmerksamkeit. „Was soll das heißen?“ „Wenn du den Dolch wegnimmst, erkläre ich es dir.“ Entreri knurrte, dann ließ er den Dolch sinken, wobei seine Hand unabsichtlich, aber unvermeidbar, Drizzt Brust streifte, was diesen trotz Kleidung und Kettenhemd erschauern und die Luft anhalten ließ. Was war das gerade gewesen? Wie bei etwas verbotenem ertappt zuckte Drizzt zusammen, als Entreri sprach. „Na dann, sprich...“ Er hatte sich Drizzt gegenüber an den zweiten Fels gelehnt, so dass wenigstens etwas Abstand zwischen ihnen war und hatte die Arme vir sich verschränkt, wobei er Drizzt unverwandt und abwartend aus stählernen grauen Augen anblickte, der Dwavhel heranwinkte , lautlos seufzte und dann langsam den Kopf schüttelte, bevor er zu erzählen begann, dass Catti-brie entführt worden und er ihrer Spur bis hier her verfolgt hatte. Tief in ihm keimte die Hoffnung Dwavhel und Entreri könnten ihm helfen, denn so sehr Drizzt Artemis Entreri auch abgelehnt und bekämpft hatte, so gut hatten sie als Team zusammen gearbeitet – mehrfach. Ja, er hoffte wirklich, dass sie ihm zur Seite stehen konnten und würden, denn er wusste nicht, was ihn in der Höhle erwartet, da kamen ihm Artemis Entreris Kampfkünste gerade recht, denn solange er sie nicht gegen Drizzt einsetzte, waren ihm diese durchaus willkommen. „Du willst also da rein?“, fragte Entreri; er deutete mit dem Kopf in Richtung Höhle. Drizzt nickte. „Sobald es dunkel wird.“, bestätigte er. Sein Blick suchte den des Meuchelmörders und versuchte darin zu lesen, was Entreri dachte, doch er scheiterre an der stählernen Wand aus eisigem Grau. Ungewöhnlicherweise, so viel Drizzt auf, war die Farbe von Entreris Haut fast die selbe, wie die seiner hellen Augen. Also hatte er sich doch nicht getäuscht. Was war mit dem Mann passiert, seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte? „Und du denkst, dass du das schaffst?“ Eine Braue des Meuchelmörders schoss in die Höhe, während er sprach. Weshalb sollte ich es nicht schaffen, wollte Drizzt trotzig entgegnen. Er mochte es nicht, wenn jemand sein Geschick unterschätzte, doch er hatte gerade nicht das Verlangen, den gefährlichen Mann zu verärgern. Stattdessen antwortete er wahrheitsgemäß. „Meine Chance ist wahrscheinlich gering, aber das wird mich nicht davon abhalten es zu versuchen.“ Artemis Entreri lachte. Kein bösartiges Lachen sondern ein tatsächlich amüsiertes Lachen und obwohl es nur kurz anhielt, brachte es Drizzt vollkommen durcheinander. Der Artemis Entreri aus seiner Vergangenheit hatte nie gelacht, nicht so zumindest. Drizzt musste zugeben, dass der Klang von Entreris Lachen ihm gefiel, was ihn noch viel mehr erschreckte, als das der Meuchelmörder gelacht hatte. So, dass er beinahe überhörte, was Entreri als nächstest sagte. „Tze, du bist noch immer genauso lebensmüde wie früher.“ Drizzt konnte nicht anders als zu grinsen und sich irgendwie verlegen eine Strähnen weißen Haares hinter eins seiner spitzen Ohren zu streichen. „Sieht so aus...“, murmelte er. „Ich störe euch ja nur ungern bei eurer Wiedersehensfreunde,...“, meldete sich plötzlich Dwavhel wispernd zu Wort und zupft sowohl an Artemis Entreris, als auch an Drizzt Do'Urdens Umhang, „...aber da drüben geht irgendetwas vor sich.“ Aufgeregt zeigte die Halblingsfrau in Richtung Höhlenöffnung und beide Männer schenkten ihr sofort ihre ganze Aufmerksamkeit. Zwei schwarzgewandte Gestallten waren aus der Höhle getreten und eine weitere stand noch immer im Schatten der Öffnung, die war es aber auch garnicht, die Dwavhels Misstrauen erregt hatten, sondern die beiden anderen, deren Körper von schwarzen Stoffen und ebenso schwarzem Haar umweht wurden. Vorsichtig spähte Drizzt an dem Felsen, der ihm als Versteck diente vorbei und beobachtete die beiden, die offenbar leise miteinander redeten. Ihre Lippen bewegten sich, doch kein Ton erreichte die drei in ihrem Versteck. Dwavhel hatte sich auf den Boden gekniet und schaut über einen niedrigen Felsbrocken, der Drizzt gerade einmal bis zum Knie gerreicht hätte und hielt eine kleine Metallröhre in der Hand, die sie an eines ihrer Augen hielt und an einigen Rädern herumdrehte. Drizzt zog währenddessen die Brauen zusammen und verengte die Augen leicht um besser etwas erkennen könnte, wurde aber abgelenkt, als sich jemand von hinten gegen ihn lehnte und über seine Schulter schaute. Er wusste genau, wessen Körper es war, der sich gegen seinen lehnte und wessen Haar es war, dass sein empfindliches Elfenohr streifte. Unwillkürlich erstarrte er und wieder begann sein Herz zu rasen, doch er sagte nichts, denn er wusste auch genau, warum Entreri dies tat. Es war die einzige Möglichkeit für ihn zur Höhlenöffnung hinüberzusehen, ohne das Versteck zu verlassen, doch machte es das nicht gerade besser. Im Gegenteil. Der Atem des Meuchelmörders streifte Drizzts Wange und er erschauerte – beinahe hätte er geseufzt. „Was dachtest du tust du da drinnen, Aduial?“, fauchte die schwarzhaarige Elfe den ebenfalls schwarzhaarigen und ihr wie aus dem Gesicht geschnittenen Elfen – Aduial – an. Sie beide hatten die selben schwarzen Haare, das selbe fein geschnittene hellhäutige Gesicht mit einer geraden Nase und schmalen, leicht geschwungenen Lippen und die selben grünen Augen, aber das war kein großes Wunder. Minuial und Aduial waren Geschwister, Zwillinge sogar. „Nicht sie ist unser Feind, sondern ihr Freund.“, schalt Minuial ihren Bruder weiterhin und fuhr sich mit einer schlanken Hand durch das glatte dunkle Haar, bevor sie seufzte. „Denkst du eigentlich jemals über dein Handeln nach?“ Aduial ließ die Schelte seiner Schwester über sich ergehen ohne ihr zu widersprechen, sein hübsches Elfengesicht glich einer Maske aus feinstem Alabaster und seine grünen Augen wirkten kühl. Er hatte die Arme verschränkt und wartete still darauf, dass seine Schwester fertig wurde, dann erhob er selber seine wohlklingende und ruhige dunkle Stimme. „Du sagst es, Schwester. Das Drowblut ist ihr Freund, also wie denkst du, wird sie reagieren, wenn wir ihren Liebhaber vor ihren Augen töten?“ Es war offensichtlich, dass Aduial sich nicht um Catti-bries Gefühle scherte, sondern sich eher darum sorgte, welche Auswirkungen diese haben würden. Das Minuial die Menschenfrau wieder frei lassen wollte, sobald sie ihr Ziel erreicht hatte und das war es Drizzt Do'Urden zu töten, sein verderbtes Blut zum fließen zu bringen, war kein Geheimnis, doch in Gegensatz zu seiner Schwester glaubte Aduial nicht, dass dies eine weise Entscheidung war. Wenn sie Drizzt Do'Urden töteten und Catti-brie, die Tochter von Bruenor Heldenhammer am Leben ließen, war es nur eine Frage der Zeit, bis ein ganze Armee von Zwergen auf der Suche nach ihrer Gruppe war. Allen voran der mächtige Zwergenkönig selber und sein zweites menschliches Adoptivkind Wulfgar Sohn Beornegars, ein Barbar mit einem magischen Kriegshammer. Ein furchterregender Krieger, dem Aduial nur ungern die Stirn bieten wollte. Doch wenn sie Catti-brie töteten, dann gab es keine Zeugen, die nach Mithral Halle rennen würden. „Es ist besser, wenn sie mit ihm stirbt.“ „Sie ist eine unschuldige, eine unbeteiligte, sie...“, protestierte Minuial leise, ob der kalten Worte ihres Bruders, doch der gebot ihr mit einer Geste zu schweigen. „Sie weiß genau, mit was sie sich eingelassen hat. Sie kennt die Bösartigkeit der verfluchten Drow und trotzdem verbündet sie sich mit einem verderbten Blutes. Sie ist nicht unschuldig und das weißt du.“, unterbrach er sie hart, dann wurde sein Blick weicher, als er ihr erschrockenes Gesicht sah. „Ich weiß, dass du nicht gerne in deinen Augen unschuldige Völker tötest, aber es ist nötig.“, hauchte er leise und schlang seine Arme um die Schultern seiner Schwestern, wobei er sich wieder einmal fragte, wie sie es schaffte bei der Jagd auf Drow so kalt und gnadenlos zu sein und dann gleichzeitig so rein und unschuldig zu bleiben, wie ein Kind, dass noch nie in seinem leben die Klinge gegen ein anderes Wesen erhoben und seine Hände noch nie mit Blut beschmiert hatte. Sie war eine dunkle Jägerin, eine der besten und sie hatte den Schwur gegenüber Shevarash gleistet und war diesem niemals untreu geworden, doch gleichzeitig war ihr Herz, ihre Seele rein geblieben. Mit der gleichen Leidenschaft mit der sie ihre Klinge in den Körper eines Dunkelelfen trieb, erfreute sie sich an schönen Dingen und...lachte. Das war das einzige, wobei sie sich nicht an ihren Schwur hielt, doch ihre taten und ihr brennender Hass auf die schwarze Brut machten dies scheinbar wett, denn sie stand in der Gunst ihres Herren. „Und ich weiß, dass du recht hast.“, hauchte Minuial gegen die Schulter ihres Bruders, dann entzog sie sich seinen Armen. „Lass uns wieder herein gehen, die Sonne geht bald unter.“ Beide bemerkten nicht, wie sie von drei Augenpaaren beobachtet wurden. „Elfen?“, hauchte Dwavhel ungläubig, ließ das Metallrohr sinken und ein Blick in Drizzt Do'Urdens Gesicht zeigte ihr, dass er ebenso geschockt war, wie sie selber. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)