Moments von Mialee (One Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 3: Tenten / Neji ------------------------ Langsam, fast zögernd schlug sie die Augen auf. Die ersten Sonnenstrahlen des Tages schienen durch die dünnen Vorhänge in das Zimmer und tauchten es in ein warmes Licht. Ein leichter Windhauch drang durch das geöffnete Fenster und spielte mit den Vorhängen, während draußen die Vögel in den Bäumen vor ihrem Haus sangen. Alles war perfekt. Einfach perfekt. TenTen zog die Decke ein Stück höher und kuschelte sich in ihr weiches Daunenkissen. Dann drehte sie den Kopf und sah Neji an, der neben ihr schlief. Sein nackter Brustkorb hob und senkte sich langsam. Die schwarzen Haare fielen auf den hellen, weichen Stoff der Kissen. Noch nie zuvor hatte sie ihn so friedlich gesehen. Leise seufzend dachte sie daran, dass alles zerstört werden würde, sobald er aufwachte. Er würde wortlos aufstehen, sich anziehen, als letztes sein Stirnband umbinden und mit einem kurzen Abschiedsgruß auf den Lippen verschwinden – so wie er es immer tat. Seit schon mehr als einem halben Jahr lief es so ab. Er kam am späten Abend oder in der Nacht zu ihr, wenn er Stress hatte, wenn ihm alles über dem Kopf wuchs oder... oder wenn er einfach Lust dazu hatte. Schon vor langer Zeit hatte sie sich damit abgefunden, dass ihr Teamkamerad sie nicht liebte. Nicht einmal Zuneigung für sie empfand, vielleicht nicht einmal Freundschaft. Doch sie liebte ihn, seit sie ihn vor vielen Jahren das erste Mal in der Ninja-Akademie gesehen hatte. Sie war schon damals zu schüchtern gewesen, um ihn anzusprechen. Ihn, den großen, stillen Hyuuga, das Genie. Dann, ein paar Jahre später, wurden sie dem gleichen Team zugeteilt und TenTen wäre am liebsten in die Luft gesprungen vor Freude. Doch nach einiger Zeit war ihre Euphorie abgeklungen und letztendlich vollkommen erloschen, denn sie hatte verstanden, dass sie niemals etwas von all dem zurückbekommen würde, dass sie ihm bereit war zu geben. Und dann kam dieser Abend. Dieser folgenschwere Abend vor sieben Monaten, an dem sie auf dem Weg vom Trainingsgelände nach Hause war. Er war ihr auf der engen Straße entgegen gekommen und sie hatte sofort gemerkt, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Neji war niedergeschlagen gewesen, gekränkt von den bitteren und harten Worten seines Onkels. TenTen hatte versucht ihn aufzumuntern, doch umsonst. Schließlich hatten sie sich lange und tief in die Augen gesehen und... Vorsichtig strich sie sich mit den Fingern über die Lippen, die Neji in dieser Nacht zum ersten Mal berührt hatte. Sie hatte ihn ohne nachzudenken mit nach Hause genommen, nie wieder hätte sich ihr eine solche Möglichkeit geboten. Und schließlich hatte er ihr genau hier in diesem Bett die Jungfräulichkeit genommen. Seitdem kam er mehr oder weniger regelmäßig zu ihr. Und sie liebte es. Neji würde sie niemals lieben, doch wenigstens konnte sie ihm auf diese Weise körperlich nah sein. Es war die einzige Nähe, die er ihr gewährte, vielleicht sogar die einzige Nähe, die er irgendjemandem jemals gewährte und gewähren würde. Es waren jene Momente, wenn er erschöpft und verschwitzt auf ihr lag und sie seinen ungleichmäßigen Atemzügen lauschte, nach denen sie so sehr verlangte. Während Tenten ihren schlafenden Liebhaber beobachtete, schlug dieser jäh die weißen, unergründliche Augen auf und war bereits im selben Moment hellwach. Sie lächelte unbeholfen. „Guten morgen“, hauchte sie. Er deutete so was wie ein Nicken an und erhob sich. Stumm sammelte er seine Sachen zusammen, die im Zimmer verteilt lagen und zog sie an. Als letztes band er sein Stirnband mit dem Wappen Konohas um und warf ihr einen flüchtigen Blick zu, dann wandte er sich um und ging zur Tür. „Bis nachher.“ „Neji...“ Er blieb stehen, doch er drehte sich nicht um. „Soll das ewig so weitergehen?“, fragte sie leise und richtete sich im Bett auf. „Wenn es dir nicht gefällt, musst du es mir nur sagen.“ Sie blickte auf ihre Bettdecke. „Doch es gefällt mir, aber...“ „Dann gibt es keine Probleme.“ Seine Stimme war vollkommen desinteressiert, nicht ein leiser Anflug von Unbehagen war in ihr erkennbar. Als sie nicht antwortete, öffnete er ihr Zimmertür und ließ sie allein zurück. Lange starrte TenTen auf die geschlossene Tür. Insgeheim hoffte sie, er würde zurückkommen, doch sie wusste, dass es bloß ein Wunschtraum war und diese Erkenntnis war schmerzlicher als alles andere. Er würde erst wiederkommen, wenn er sie wieder wollte. Und sie würde hier sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)