Die Falkenhüterin von Ceredwen (Das Erbe der Falkenhüterin) ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Kaya’ s Kopf schnellte herum. Sie hatte sofort gewusst, dass Mena sich empört hatte. Schnell zog Kaya ihre Kapuze über den Kopf, denn Garant sah jetzt in ihre Richtung und sie wollte nicht erkannt werde. Noch nicht. „Das ist nicht wahr!“, rief Mena außer sich und die wenigen Waldbewohner, die gerade anwesend waren, schlossen sich ihrer Meinung an, „Warum sollten sich die Waldmenschen mit dem Nordland verbünden? Was hätten sie davon?“ Die Augen des Heerführers und Stadtherren verengten sich zu Schlitzen. „Dann bist du kleines Mädchen also der Meinung, dass ich, Garant, Herr über Tanuan und Heerführer, lüge?“ „Ja!“, rief Mena und trat ein paar Schritte vor, „Ja, das tue ich.“ Garant zog sein Schwert und hielt es Mena vor die Nase. Kaya bemerkte einen leichten Schimmer um die Klinge, der sich mit einem Ruck löste und durch die Menge ging. Als der Schimmer Mena traf, keuchte sie auf und taumelte benommen zurück. Karel fing sie auf, bevor sie bewusstlos auf dem Boden aufschlagen konnte. Garant ging jetzt auf die beiden zu und hob verächtlich sein Schwert. Er meinte zu Karel, er solle weggehen, wenn er gern noch etwas leben wollte, doch Karel ging nicht. Trotzig sah er den Bruder seines Freundes an. Der zuckte nur mit den Schultern und ließ es auf die beiden jungen Menschen niedersausen. Die Menge hielt den Atem an, doch nichts geschah. Ein Raunen ging über den Platz, als sie erkannten, dass eine einzige Person das Schwert gestoppt hatte. Mit bloßen Händen. Kaya war im letzten Moment vor ihre Freunde gesprungen und hatte die Klinge mit ihrer rechten Hand aufgehalten. Leise tropfte Blut auf den Boden. Kaya musste grinsen, als sie das verblüffte Gesicht ihres Gegenübers sah. Zum Glück konnte der nur ihren Mund erkennen, die Augen waren im Schatten der Kapuze verborgen. Garant hatte sich schnell wieder im Griff und fuhr sie an: „Was soll das? Was machst du da? Du wagst es, dich mir in den Weg zu stellen?“ „Natürlich wag ich das. Ist ja auch nicht schwer. Und zu deiner Frage, was ich hier mache: Ich beschütze meine Freunde, meine Chakaya. Siehst du das nicht?“ Als Koulin das Wort in der alten Sprache hörte, keuchte er. Er fasste sich an die Stirn, denn die Erinnerung kam mit rasenden Kopfschmerzen zurück. Er hatte Kaya vor fünf Jahren im Wald getroffen, an seinem zwölften Geburtstag. Ihre Abschiedsworte von damals hallten ihm durch den Kopf: „Auf Wiedersehen.“, hatte sie gesagt, „Aina Chakaya.“ Das hieß so viel wie: Freunde für immer. Koulin öffnete die Augen und sah Kaya an. Er musste ihr helfen, nur wie? Fieberhaft überlegte er, doch ihm fiel einfach nichts ein. Stattdessen sah nur hilflos zu. Kaya stieß das Schwert beiseite und führte die blutige Hand an ihr Amulett. So leise, dass es niemand verstand, murmelte sie: „Erkenne deine Besitzerin, Halcarnad. Es ist die, die das Amulett Haltalu trägt.“ Das Schwert sandte noch einmal einen Lichtschimmer aus und diesmal traf der flammenähnliche Strahl Kaya direkt, zusammen mit dem Amulett. Plötzlich schnaufte Garant und ließ Halcarnad klirrend auf den Boden fallen. Er hatte sich die Handfläche angesengt. „Was ist das für eine Teufelei?“, knurrte er, aber Kaya achtete nicht auf ihn. Sie wandte sich an Karel und fragte: „Hast du Höhenangst?“ „Nein. Warum?“ „Gut.“ Kaya rief Halcóna und wies ihre Freundin an, die beiden an einen sicheren Platz zu bringen und dann zurückzukommen. Zu Karel meinte sie leise: „Keine Angst, Cóna tut dir nichts.“ „Was?“, Karel verstand überhaupt nichts mehr. Er wollte noch fragen, wer denn Cóna sei, da war er auch schon in der Luft. Die Menge starrte wie gebannt auf den riesigen Falken, der den Jungen und das Mädchen mitnahm. Karel sah die Stadt unter sich kleiner werden und der Vogel schwenkte jetzt ab. War der Vogel etwa Cóna? Könnte gut sein. Karel vertraute Kaya und so ließ er sich tragen, Mena fest im Arm. Nach kurzer Flugzeit setzte der Falke sie ab. Der Junge mit dem braunen Wuschelhaar bedankte sich bei ihm, wobei er keine Ahnung hatte, ob der Vogel ihn verstand. Doch das war nebensächlich. Jetzt musste er sich um Mena kümmern. Sie schien nicht schlimm verletzt zu sein. Eine Narbe auf dem Rücken fühlte sich durch den Stoff ihrer Kleidung nicht gerade kalt an. Er überlegte, was er tun könnte und entschied sich, erst einmal Mena aufzuwecken. Der Junge sah sich nach Wasser um und bemerkte, dass der Falke sie am Fluss abgesetzt hatte. Ob das Absicht gewesen war? Er ging zum Fluss und fischte ein großes Blatt heraus, das in etwa die Form einer kleinen Schale hatte. Dieses füllte er mit Wasser und ging vorsichtig zu dem Mädchen zurück. Behutsam gab er ihr zu trinken und wartete, dass sie schluckte. Das tat sie auch und fing an zu husten. Keuchend und prustend setzte sie sich auf und Karel saß etwas betreten daneben. Als Mena fertig war mit husten sah sie sich um. „Wo sind wir?“ „Am Fluss, außerhalb der Stadt.“, beruhigte sie Karel und reichte ihr das Blatt mit dem Wasser. Sie sah es skeptisch an und fragte dann: „Wolltest du mich umbringen?“ „Hä? Wie…wie kommst du denn darauf? Ich wollte dich nur wecken, ehrlich.“ Mena lachte. „Ja, jetzt bin ich wach und zwar durch einen Husten.“ Karel grinste sie entschuldigend an und Mena lachte. „War doch nicht so schlimm. Aber sag mal…“ „Ja?“ „Was ist eigentlich passiert?“ „Naja…Garant hatte sein Schwert gezogen und du bist plötzlich zusammen gebrochen und der Falke hat uns hergebracht.“ „Welcher Falke?“, Mena sah sich um. „Na den…“, fing Karel an, aber da war kein Falke. „Ich weiß aber, dass da ein Falke gewesen ist. Sonst wären wir nicht hier.“, verteidigte er sich, als er Mena zweifelndes Lächeln sah. Plötzlich horchte Mena auf und war von einem Augenblick auf den nächsten irgendwie…tief in etwas versunken, fand Karel. Er wartete geduldig, bis Mena wieder da war. „Was war das denn?“ „Oh…ähm…Rapport. Also eine gedankliche Verbindung…ach, lass dir das von Kaya erklären. Das funktioniert irgendwie über die Broschen hier.“ „Ah ja…“ Er verstand zwar nicht so recht, wie so etwas gehen sollte, doch im Moment war es ihm egal. Eine Zeit lang saßen die beiden schweigend da und betrachteten die Landschaft. Dann fragte Mena zögernd: „Wer…wer war das vorhin eigentlich mit dem Schwert?“ „Das war Garant…Koulin‘ s Bruder. Er ist der Heerführer Nalym’ s und jetzt auch noch Stadtherr von Tanuan…“ „Heerführer? Aber es herrscht doch kein Krieg…oder hat geherrscht, nicht wahr?“ „da hast du recht. Es war nur eine Stellung, nur ein Anhängsel an den Namen, aber es zeigt, dass er sehr fähig ist. Jetzt muss er seinem Namen und seiner Stellung gerecht werden.“ „Ach so….“ „Mena?“ „Hm?“ „Ähm…wie…wie hast du…Kaya eigentlich kennen gelernt?“, Karel kam ins Stottern und drehte sich weg. Was war nur mit ihm los? Mena schwieg noch eine Weile, dann antwortete sie leise: „Wir haben zusammen in einem Dorf gelebt…sie ohne Eltern, ich mit meinen. Sie war oft zu Besuch und schließlich ist sie ganz zu uns gezogen…aber dann musste sie gehen…“ „Sie musste gehen?“ „Ja. Dann habe ich sie sechs Jahre nicht mehr gesehen und sie fast schon vergessen gehabt. Bis vor wenigen Wochen…“ „Bis vor wenigen Wochen?“, Karel wurde immer neugieriger, hielt sich jedoch zurück. „Ja…ich…lag verletzt auf der Lichtung mit dem Stein.“, das Mädchen war immer noch leise und es hörte sich so an, als könne sie selbst gar nicht glauben, dass das alles passiert war. „Die Verletzung…ist das die Narbe?“ Mena nickte. „Die Narbe auf meinem Rücken ist noch nicht sehr alt und wenn Kaya nicht gewesen wäre, wär ich mit Sicherheit gestorben. Die Narbe stammt von Garant‘ s Schwert, ich habe es wieder erkannt.“, diese letzten Worte sprach sie voller Hass. „Mena, ich kann verstehen, dass du ihn hassen musst, aber du solltest nicht das Schwert hassen, sondern den, der es geführt hat.“, erklärte Karel ruhig und Mena sah ihn verwundert an. „Außerdem ist es nicht mal sein Schwert.“, fuhr der Junge fort. „Nein?“ „Nein.“, bestätigte Karel und erzählte Mena, wie der Heerführer zu dem Schwert gekommen war. Nachdem Halcóna Mena und Karel in Sicherheit gebracht hatte, war Garant vor dem versammelten Platz ausgerastet. Er lief schreiend und tobend hin und her, während Kaya seelenruhig das Schwert aufhob und betrachtete. Es war wirklich eine schöne Klinge, wie sie fand. Koulin stand jetzt etwas hinter Kaya und war immer noch ganz verblüfft von dem riesigen Falken. War das wirklich gewesen? War da einer der riesigen Vögel aus den Legenden gewesen? Der Junge brannte innerlich vor Neugier und beschloss, Kaya einmal danach zu fragen, wie sie den Vogel kennengelernt hatte. „Was soll das?“, knurrte Garant schließlich, „Warum kannst du das Ding anfassen und ich nicht mehr? Was ist das für eine Teufelei?“ Kana sah ihn kurz an, dann meinte sie: „Du kannst dieses Schwert nicht führen. Nicht mehr, jedenfalls. Es hat seinen Besitzer gefunden.“ „Ach? Und das sollst du sein?“ „Sieht so aus, oder nicht Garant?“ Koulin merkte, dass es für seinen Bruder nicht das Schlimmste war, sein Schwert verloren zu haben, sondern wie Kaya mit ihm sprach. Das verletzte den selbstherrlichen Mann in seinem Stolz und wurmte ihn mehr und mehr. „Koulin!“, knurrte er jetzt, „Gib mir dein Schwert.“ Garant bat ihn nicht, er befahl es ihm. Diesen Tonfall konnte der Junge allerdings überhaupt nicht leiden und setzte eine trotzige Miene auf. „Warum sollte ich?“ „Weil diese Missgeburt da vor dir eine Lektion verdient hat! Also gib schon her!“ „Ich denk nicht mal dran.“, gab Koulin zurück und funkelte den Älteren an. Der erwiderte seinen Blick und spuckte auf den Boden zwischen ihnen. Plötzlich ertönte aus der Menschenmenge eine Stimme: „Du hast mit deiner Lektion vollkommen Recht, Garant.“ Kaya, die Mena und Karel eigeschärft hatte, auf sie zu warten, zuckte beim Klang der Stimme zusammen. Sie kannte sie. „Du musst ihr eine erteilen. Schon einfach daher, dass sie dich nicht mit dem nötigen Respekt behandelt. Diese Person hat es verdient.“, der zur Stimme gehörige Körper schob sich aus der Menge und trat neben Garant. Kaya‘ s Gesicht verhärtete sich im Schatten. Sie hatte richtig vermutet. Ruhig gab sie zurück: „Er ist nur ein Mensch, wie wir auch. Für mich spielen Ränge und Namen keine Rolle. Ich behandle jeden gleich und wie er es verdient. Das müsstest du eigentlich wissen…Tera.“ Das Mädchen starrte Kaya an, ohne sie zu erkennen. Leise fragte sie: „Wer bist du?“ „Das spielt keine Rolle.“ Garant, dem das Gespräch zu langweilig wurde und immer noch vor Wut kochte, zog Tera‘ s Schwert aus dem Gürtel und sprang auf Kaya zu. Diese wich blitzschnell aus und hob ihr eigenes zum Schutz. Garant gab nicht auf und stürmte nochmals auf sie zu und Kaya parierte mit Leichtigkeit. Dann ging es hin und her. Angriff, Parade, dann Konterangriff, wieder Parade. Kaya machte der Kampf außerordentlich Spaß, spielte sie doch fast nur mit ihrem Gegenüber. Dieser merkte schnell, dass er unterlegen war und versuchte eine undurchsichtige Technik. Doch Kaya wich nur aus, drehte ihr Schwert um und schlug Garant mit dem Schwertknauf ohnmächtig. Der Mann sackte auf den Boden und die Menge war fassungslos. Niemand sagte ein Wort. Tera, die am Rande zugesehen hatte, rannte jetzt auf Kaya zu und schlug ihr hart auf die Schulter. Das Mädchen keuchte, drehte sich weg und funkelte Tera aus der Kapuze her an. „Wer bist du?“, fragte sie noch einmal und Kaya zog sich die Kapuze von Kopf. Tera wich zurück und starrte Kaya an. „Du?“ „Ja, das hast du wohl nicht erwartet, nach deinem Angriff? Warum hast du das gemacht?“ Die Menschen um sie herum brachen in Gemurmel aus, denn niemand hatte Kaya für ein Mädchen gehalten. Tera kam auf Kaya zu und flüsterte: „Ich brauchte einen Grund, um verbannt zu werden.“ Das blonde Mädchen wusste, dass das nicht stimmte. Sie wurde anscheinend dazu angestiftet, aber von wem? „Du kannst noch ins Dorf zurück.“ „Ich will nicht. Es ist eh zu spät.“ „Nein, ist es nicht.“ „Ich will trotzdem nicht. Das ist meine Entscheidung. Meinetwegen kannst du das Carud sagen, oder auch nicht.“ „Dein letztes Wort?“ „Ja.“ Kaya seufzte und trat auf Tera zu und hob die linke Hand: „Dann lässt du mir keine andere Wahl.“ Plötzlich war das blonde Mädchen mit den grasgrünen Augen wie ausgewechselt. War sie eben noch unsicher und drängend gewesen, so war sie jetzt vollkommen ruhig und beherrscht. So als ob es nicht Kaya wäre, die ihre Bewegungen steuerte. Sie legte die Hand auf Tera‘ s Stirn, die zwar versuchte zu entkommen, es dann aber aufgab. Sie fügte sich in ihr Schicksal. Kaya murmelte unverständliche Worte und nahm die Hand wieder weg. Tera sackte zusammen und das Mädchen fing sie auf. Tera würde nie wieder ins Dorf zurückfinden. „Kümmert euch bitte um sie.“, sagte sie zu der Menge und bekam keine Antwort. Stattdessen wurde das Gemurmel der Menge nur noch lauter. Was ging hier vor? Wer war dieses Mädchen? Woher kannte sie diese Verbannungsformel? Kaya legte Tera auf den Boden und flüsterte: „Etolu Tera. Entschuldige, aber du wolltest es so.“ Koulin sah das Mädchen vor sich verständnisvoll an. Er wusste, dass es ihr schwergefallen war, aber nicht weniger wichtig. Plötzlich nahm er eine Bewegung hinter ihr wahr. Es war Garant, der sich wieder erholt hatte. Langsam stand er auf und gewahrte Kaya. Sein Hass wurde noch größer, als er erkannte, dass er von einem Mädchen geschlagen worden war. Ein Mädchen! Das konnte nicht wahr sein! Jetzt hatte er sein Gesicht vor seinen Untergebenen verloren! Das würde sie büßen! Er griff leise nach seinem Schwert und stand auf. Langsam und ohne ein Geräusch trat er von hinten auf Kaya zu, die Klinge tödlich erhoben. Die Menge hielt erschrocken den Atem an. Koulin wollte loslaufen und sich dazwischen werfen, doch jemand hielt ihn zurück. Er wirbelte herum und erkannte Anara. „Mutter!“ „Du darfst nicht hin. Es ist ihr Kampf und wenn sie Fehler macht, hat sie sich diese selbst zu zuschreiben.“ „Aber…“, begann der Junge, doch Anara schüttelte den Kopf. Halb verzweifelt sah er zu Kaya, die immer noch neben Tera kniete. Eine Hand lag auf dem Griff und Koulin sandte einen fast betenden Gedanken zu ihr: Bitte, bitte steht auf! Garant ist hinter dir! Dann erkannte er, dass Kaya ein überraschtes, dann wissendes Gesicht machte und kurz lächelte. Das verwirrte ihn. Was war los? Kaya hatte Koulin‘ s Gedanken dank der Brosche aufgefangen, die der Junge in einer verkrampften Hand hielt. Das er die immer noch in der Hand hatte war ihm gar nicht aufgefallen. Das Mädchen fuhr herum und stoppte Garant‘ s Klinge mit ihrem Schwert. Sie musste sich ein Grinsen verkneifen, als sie sein Gesicht sah. Darin mischten sich Überraschung, Wut, Hass und auch ein kleines bisschen Bewunderung, wenn sie sich nicht täuschte. Kaya stieß den jungen Mann zurück und Koulin riss sich von seiner Mutter los. Anara lächelte, denn sie verstand Koulin und wusste auch, warum Kaya in der Stadt war. Sie wandte sich um und ging. Der Junge war inzwischen neben Kaya und bat sie: „Lass mich weiterkämpfen.“ Sie sah ihn überrascht an und verstand. „ich hab auch noch eine Rechnung mit ihm offen, aber das muss warten. Leider.“ Kaya sah ihn entschuldigend an und rief Halcóna. Garant hatte sich in der kurzen zeit einen Bogen aus der Menge geliehen und legte einen Pfeil auf. Kaya raunte ihrem freund noch schnell zu: „Halt dich fest! „Was?“ Doch sie kam nicht zum Antworten, denn der Falke flog jetzt geradewegs auf sie zu. Sie sprang hoch und faste mit einer Hand eine Lederschlaufe von Cóna’ s Sattel. Mit der anderen packte sie den Jungen am Arm. Der griff verwundert zu und zog die Beine hoch, als Garant die Bogensehne losließ. Der Pfeil verfehlte sein Ziel und Garant versuchte fluchend, sich an Koulin fest zu halten, doch es war schon zu spät. Der Falke flog schon zu hoch. Kaya lachte und gab die Koulin die Anweisung, sich auch an einer Lederschlaufe fest zu halten. Dann kletterte sie gekonnt in den Sattel und half dem Jungen hinauf. „Hä?“, machte Koulin verwirrt und konnte sich gerade noch an Kaya festhalten, sonst wäre er mit Sicherheit vom Falken gefallen. „Gestatten? Das ist Halcóna.“ Du kannst auch Cóna zu mir sagen., erklärte der Falke und Koulin stockte. Ebenso wie Kaya. „Sag bloß du verstehst sie.“ „Ähm…ja…irgendwie…“ Das Mädchen überlegte, dann lachte sie. „Dann bist du der erste der sie außer mir verstehen kann!“ „Was?“ „Ja.“ Mehr sagten sie nicht und der Junge konnte sich jetzt ganz auf den Flug konzentrieren. Es war fantastisch. Unter ihnen flog die Landschaft nur so dahin, obwohl Cóna nur ein langsames tempo angeschlagen hatte und kontinuierlich kreiste. Der Fluss glitzerte in der Sonne und die Luft war erfüllt von dem Rauschen der mächtigen Schwingen. Der Junge wunderte sich, wie Kaya dieses Geschöpf hatte zähmen können und wie sie es geschafft hatte, den Sattel zu entwerfen. Denn dieser behinderte den Vogel nicht, obwohl die beiden Kinder fast schon auf gleicher Höhe mit den Flügeln waren. „Sag mal…“ „Ja?“ „Hast du diesen Sattel entworfen?“ „Ja, es hat zwar lange gedauert und ich musste warten bis Cóna ausgewachsen ist, aber es hat sich gelohnt.“, strahlte das Mädchen und fügte noch hinzu: „Übrigens brauchte ich sie nicht zu zähmen. Sie war schon von Anfang an so lieb. Ach ja, weißt du wer Anara ist?“ „Anara? Das ist meine Mutter.“ „So?“, Kaya hätte nicht gedacht, dass es so einfach sein würde. „ Ich habe einen Brief für sie. Von ihrer Schwester.“, erzählte sie. Koulin horchte auf. Seine Mutter hatte eine Schwester? Davon hatte er nie etwas gewusst. Er begann sich zu fragen, warum er davon nichts wusste und wie seine Tante wohl sein würde. Kaya riss ihn aus seinen Gedanken. „Schau! Da unten sind Mena und Karel!“ Der Junge sah nach unten und erkannte seinen Freund neben dem Mädchen. Beide winkten zu ihnen hoch. Der Falke ging jetzt in die Landung über und landete kurz darauf neben ihnen. Kaya rutsche vom Rücken ihrer großen Freundin und Koulin landete neben ihr. Mena rannte auf sie zu und umarmte Kaya lachend. „Ihr habt euch aber Zeit gelassen!“, tadelte sie, grinste aber bis über beide Ohren. „Ist ja auch noch viel passiert.“, grinste Kaya zurück und Koulin fragte Karel verwirrt: „Hast du auch so das Gefühl, dass wir hier überflüssig sind?“ „Du auch? Puh, dann bin ich ja nicht allein.“, erwiderte sein Freund und die beiden mussten lachen. Die vier blieben noch eine Weile dort am Fluss sitzen und erzählten und lachten viel. Als die Sonne langsam begann hinter den Bergen unterzugehen mahnte Halcóna: Kaya, wir sollten bald los. Sie nickte. Dann wandte sie sich an die Jungen. „Wie es aussieht müssen wir los. Also Karel. Hier, die Brosche ist für dich. Sie verstärkt den geistigen Kontakt zwischen uns vieren, da jetzt jeder eine hat. Koulin, würdest du bitte den Brief an deine Mutter weitergeben?“ „Ja, natürlich.“ Der Junge nahm den Brief entgegen und fragte: „Soll ich auch eine Antwort bringen?“ „Ja, besser wäre das. Komm dann einfach in den Wald zur Lichtung. Ich werde dort warten.“ Kaya half Mena beim Aufsitzen auf den Falken und wandte sich noch einmal an ihre Freunde: „Beeilt euch, es wird bald dunkel und die Stadttore werden nicht ewig aufstehen.“ „Komm Koulin, sie hat Recht.“, drängte jetzt Karel und rannte mit seinem freund im Schlepptau los. Nach einigen Metern blieben sie stehen und winkten den Mädchen zu. Dann rannten sie weiter, doch Koulin drehte sich noch einmal um. Er musste die Augen zusammenkneifen, denn die Sonne blendete ihn. Der Junge mit den Bernsteinfarbenen Augen erkannte den riesigen Falken mit Mena auf dem Rücken und Kaya, die daneben stand. Hinter ihnen glitzerte der Fluss in der Abendsonne und der Wald in der Ferne strahlte eine unmenschliche Ruhe aus. Kaya‘ s Haare strahlten hell wie von einer enormen Kraft beleuchtet und wehten leicht im Wind. Das Gefieder des Falken schimmerte sanft und Mena‘ s braune Haare schimmerten leicht. Diesen Anblick würde er nie wieder vergessen. --------------------------------------------------------------- so hier wieder ein kleines lexikon^^ Aina Chakaya --> "Freunde für immer"; ist eine feste Redewendung etolu --> "entschuldigung" oder "tut mir leid" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)