Der Furcht folgt die Hoffnung von Malin-Saturn (Spem metus sequitur) ================================================================================ Kapitel 24: Alpträumen und Wünschen ----------------------------------- Kapitel dreiundzwanzig - Alpträumen und Wünschen Ja, der Titel trifft es. Das ist mein persönliches Alptraumkapitel gewesen. Vi~iel zu lang für meinen Geschmack. Was soll’s, los geht es. Wir haben Silvester. *** 31. Dezember 1997 Mirabelle Lestrange war gerade bei ihrer Schwester angekommen und Oliver stellte ihr eine Tasse heißer Schokolade auf den Tisch. Ihre Finger umfingen das heiße Porzellan und sie seufzte zufrieden. Die beiden anderen setzten sich ebenfalls und alle saßen nur da und lauschten in die zufriedene Stille, bis Mirabelle aufsah, Oliver regelrecht ins Visier nahm und den ehemaligen Quidditchspieler nach sämtlichen Spielen ausquetschte. Jedem in Hogwarts wäre vor Staunen das Kinn bin zum Knie gesunken. Ja, Mirabelle konnte auch ohne Punkt und Komma reden. Oliver bekam das jetzt zu spüren und Josephine hatte fast Mitleid mit ihrem Mitbewohner. Aber er beantwortete geduldig alle Fragen so gut er konnte, bis die Jüngere etwa eine Stunde später endlich Ruhe gab. *** Andromeda Tonks starrte den Gast vor ihrer Haustür an. „Narzissa“, sagte sie verblüfft, unfähig sich zu bewegen, oder ihre Schwester gar hineinzubitten. „Bitte, Dromeda, es ist eiskalt hier draußen“, sagte Narzissa und da kam Bewegung in die Schwester und sie bat die Jüngste herein. Diese zog ihre Handschuhe aus, legte den Umhang ab und sah sich neugierig. „Du hast ein hübsches Haus“, sagte sie. Ted kam aus der Küche, in der Hand einen Teller, beladen mit Salat und Steak. Er blieb verwirrt stehen und sah seine Schwägerin an, als wäre sie eine Fata Morgana. „Narzissa Malfoy?“, fragte er nach, nur um sicher zu gehen. „Guten Abend, Ted“, lächelte sie ihm freundlich zu, ließ sich dann von Andromeda in das Kaminzimmer führen und zurück blieb ein sprachloser Ted, der den Hexen nachstarrte. Ob Narzissa einen Fluch abbekommen hat, überlegte er und ging nun selber ins Zimmer. „Willst du was essen?“, fragte er und hielt ihr seinen Teller unter die Nase. Narzissa sah leicht pikiert auf diese doch recht deftige Mahlzeit und schüttelte dann den Kopf. „Hättet ihr etwas zu trinken?“, fragte sie. Ted nickte: „Wasser, Tee, Saft?“ „Scotch oder Whiskey, wäre großartig“, sagte Narzissa und nun sahen sich die Eheleute Tonks verblüfft an, doch Narzissa bekam ihren Alkohol. Das erste Glas stürzte sie noch im Stehen hinunter. Dann setzte sie sich und Ted schenkte ihr nach. Dann setzte sich auch Andromeda und Ted und warteten. Narzissa ließ die Eiswürfel in ihrem Glas kreisen und sagte eine Weile gar nichts. Sie saß nur da und starrte in den Kamin. Ted fragte Andromeda nur mit Mimik und Gestik, was Narzissa denn wollte, doch seine Frau zuckte nur mit den Schultern. Narzissa bemerkte das aus dem Augenwinkel und konnte die Verwirrung gut verstehen. Sie wusste ja selber nicht, warum sie hier war, als ihr der Kuchen wieder einfiel. Sie stand auf und hastete in den Flur. Auch Ted und Andromeda sprangen alarmiert auf. Dann kam Narzissa aber schon wieder zurück und drückte ihn Andromeda in die Hände. „Schokoladenkuchen, den magst du doch, oder?“ „Ja“, sagte die Schwester verblüfft. Narzissa setzte sich wieder hin. „Setzt euch doch, ihr macht mich ganz nervös. Dromeda bring drei Teller und schneid den Kuchen an. Ted, habt ihr auch Kaffee?“ Wieso beide aufsprangen, wussten sie nicht, aber sowohl Andromeda als auch Ted liefen los, um Narzissa das Gewünschte zu bringen. *** Dumbledore hätte sich fast an seinem Tee verschluckt, als er sah, wer da durch die Bürotür geeilt kam. Minerva hastete hinterher, doch hatte sie keine Chance, Bellatrix oder Rodolphus Lestrange aufzuhalten. Die Death Eaterin baute sich vor dem Schreibtisch des Alten auf und stemmte die Hände in die Hüfte. „Ich will jetzt sofort meine Tochter sehen, Albus. Du kannst sie mir nicht länger vorenthalten.“ Der Direktor nickte Minerva kurz und so ging die Hauslehrerin wieder. Dann richtete er sich auf und sah seine beiden letzten gefallenen Enkelkinder, die er noch nicht bekehrt hatte, ruhig an. „Mirabelle ist bei Josephine“, sagte er. „Und wo ist Phine?“, fragte Rodolphus ruhig und hielt Bella fest. Er wusste, was nun kommen würde. „Ich denke, es ist besser, wenn ihr sie vorerst nicht besucht.“ Genau das! „Wieso?“, fragte Rodolphus weiter, immer noch Bellatrix am Arm festhaltend. Albus richtete sich an seinen Enkel. Ohne Zweifel war er im Moment der vernünftigste der beiden. „Josephine hat ihr Gedächtnis verloren. Es fällt ihr ohnehin schwer, sich zu orientieren und wir halten es für das Beste, wenn sie erst einmal zur Ruhe kommt. Immerhin haben Death Eater versucht sie umzubringen. Es wird für sie ein mittlerer Schock sein, zu erfahren, dass ihre Eltern das auch sind.“ „Ich bin nicht Everett!“, giftete Bella und Dumbledore hob eine Augenbraue. Da hatte Istave wohl geredet? Wieso nur? Unwirsch zog Bella ihren Arm aus der Umklammerung von ihrem Mann und winkte sich einen Stuhl heran, auf den sie sich setzte. Sie sah Albus entschlossen an. Auch er setzte sich wieder. „Du willst mich erpressen, oder? Du willst, dass ich meine Loyalität gegenüber dem Dunklen Lord breche, ist es nicht so?“ Albus sagte dazu gar nichts. Und Bellatrix fuhr fort. „Wenn er herausfindet, was wir getan haben, sind wir ohnehin tot. Du hast, was du wolltest. Jetzt gib mir meine Kinder, alter Mann!“ Albus lächelte leicht und sah zu Rodolphus. Er schien zu überlegen und sagte dann: „Nein.“ Bellatrix sprang auf, der Stuhl fiel um und die Vitrinen klirrten verdächtig. „Das kannst du nicht tun!“ Eine der Glasscheiben zersprang. Albus blieb ungerührt. Er wurde nun ernst, sah sie an und sagte: „Ist dir nicht aufgefallen, dass du überwachst wirst? Du und dein Mann werdet verfolgt. Sie warten doch nur, bis ihr sie zu euren Mädchen führt.“ „Und wenn schon? Meinst du nicht, dass ich mit ihnen fertig werde?“ Bellatrix’ Augen funkelten wütend und Albus sah sie milde lächelnd an. „Und was hätten wir davon? Voldemort verratet ihr ohnehin schon.“ Die beiden Jüngeren zogen bei dem Namen scharf die Luft ein, doch Albus kümmerte es nicht weiter und fuhr fort: „Ihr verratet ihn, aber er weiß es nicht. Und das ist unser Vorteil. Eure Töchter sind in Sicherheit und ihr werdet sie sehen.“ „Wann?“, fuhr Bellatrix dazwischen. Es knallte durch den Raum wie ein Pistolenschuss und Albus sagte: „An ihrem Geburtstag.“ Er wusste nicht, warum er nun diesen Tag festesetzte, doch offenbar war Bellatrix damit zufrieden. Sie stand auf und funkelte Albus entschlossen an. „Ich werde am achtzehnten hier sein. Wenn du sie mir wieder vorenthältst, werde ich Hogwarts und London umkrempeln und dann ist es mir egal, wer alles dabei drauf geht.“ „An ihrem Geburtstag. Du kommst hierher. Dein Mann wird Josephine sehen.“ „Wieso ich nicht auch?“ Nun lachte Albus leise und sah Bellatrix fast mitleidig an, doch er antwortete. „Ich kenne dich. Du würdest sie so stürmisch umarmen und nicht mehr loslassen, dass sie sich freiwillig in ihre Gedächtnislosigkeit zurück flüchtet. Außerdem mache ich mir Sorgen, wie ihr Mitbewohner auf dich reagieren wird. Rodolphus erscheint mir vernünftiger.“ Das war glatt gelogen, aber Bellatrix gab sich damit zu frieden. *** Lucius zog sorgsam seine Handschuhe über. Er und Francis verließen gemeinsam das Haus. Eben war Harry durch den Kamin wieder ins Hauptquartier des Ordens verschwunden. Tipsy verriegelte die Tür von innen und die beiden Zauberer gingen den verscheiten Weg hinunter zum Gartentor. Francis öffnete es und Lucius ging hindurch. Sie hatten bisher geschwiegen, als Francis sagte: „Wie können wir Averys Party entkommen?“ Lucius grinste leicht. Dasselbe hatte Narzissa ihn auch gefragt, da war er noch keine fünf Sekunden wach gewesen. „Wenn ich dich und Lilien da raus hole, habe ich was gut bei euch“, sagte er und langte in die Innenseite des Umhangs. Er zog zwei Karten heraus und hielt sie Francis entgegen. Der pflückte eine aus der Hand des anderen. „Das Spiel heute?“, fragte er. „Ja, und weit genug von dem Goldjungen weg. Was sagst du?“ Francis überlegte nur eine Minute. „Lilien wird nicht begeistert sein, aber noch schlimmer wäre es für sie, zu der Party zu gehen. Sie kann Avery nicht ausstehen.“ „Dir wird schon etwas als Wiedergutmachung einfallen“, winkte Lucius ab. Er selbst hatte Narzissa dafür versprochen, einen Tag mit ihr Einkaufen zu gehen. Das war etwa genauso schlimm wie die Avery Party, aber da bekam er kein Quidditchspiel zu sehen und da war der Einkauf doch besser. Francis schien schon eine Idee zu haben. Er nickte langsam und sagte dann: „Um neun im Stadion.“ Und beide disapparierten. *** Rabastan saß schlecht gelaunt in einem der Sessel bei seinem Cousin Jason. Die Stimmung allgemein war nicht die Beste. „Müssen wir dahin?“, fragte Cho und sah ihren Ehemann an. Der nickte genervt. „Zumindest vorbeigehen sollten wir mal.“ „Schicken wir doch ein Double“, schlug sie vor. „Wer wird schon so gelangweilt sein, sich das anzutun?“ Katie klopfte. Ihr wurde geöffnet und sie kam herein. Sie hatte ihren Mantel kaum ausgezogen, als sie verwirrt aufsah. „Was ist denn hier los?“, fragte sie. „Averys Party. Leider ist uns nichts eingefallen, wie wir drum herum kommen.“ Katie kam verwundert herein und setzte sich auf die Lehne von Rabastan Sessel. Wie selbstverständlich schlang er einen Arm um seine Freundin, die auf Probe bei ihm wohnte, und nahm einen Schluck aus dem Glas, das er in der Hand hielt. „Wer kommt denn noch?“, fragte Katie. Sie sah sich gezwungen, Rabastan, so er denn wirklich hin musste, beizustehen, auch wenn sie den Abend weitaus angenehmer hätte verbringen können. „Bellatrix und Rodolphus sind wieder auf der Suche nach ihren Töchtern. Sie haben wohl einen ganz heißen Tipp von Dumbledore bekommen. Zumindest kamen sie gerade aus Hogwarts. Malfoy und Nott haben Karten für ein Quidditchspiel“, zählte Jason auf und verzog verärgert das Gesicht. „Da wollte ich auch hin, aber es gab keine Karten mehr. Todd ist auf der Suche nach neuen Hinweisen über Flint.“ „Solltest du ihn nicht beschatten?“ Jason sah freudlos grinsend zu Katie. „Und wie soll ich das dem Dunklen Lord erklären? Der wird nämlich auch da sein.“ Die anderen nickten bekümmert und Katie wurde ganz übel. Dem finsteren Zauberer wollte sie nicht begegnen und sie hatte plötzlich eine Idee. Sie sah Rabastan an und sagte: „Meine Eltern wollen dich kennenlernen.“ Er sah verwirrt auf. „Wir waren doch erst zu Weihnachten…“, stockte dann und grinste. „Natürlich komme ich mit, um deine Eltern kennenzulernen.“ Jason und Cho sahen neidisch zu den beiden hinüber. Die waren aus dem Schneider, die glücklichen, als Katie triumphierend grinste: „Wie gut ist deine schauspielerische Leistung, mit etwas Glück kriegen wir auch meinen Chef da weg.“ „Der hat sicher nichts dagegen“, nickte Jason eifrig, ahnend, auf was die Hexe hinaus wollte. Cho sah jedoch leicht zweifelnd in die Runde. „Ich kann ganz schlecht lügen.“ Sie überlegte und überlegte laut: „Allerdings wird mir in letzter Zeit immer schlecht, wenn ich Hühnchen nur rieche.“ „Was gibt es heute zu Essen?“, fragte Rabastan und Jason grinste: „Es wird ein Buffet gebe und da gibt es sicher auch Hühnchen.“ „Na also, eine halbe Stunde werdet ihr schon durchhalten.“ *** Severus Snape ließ sich aufatmend in einen Sessel fallen. Der Rabe setzte sich auf den Tisch und putzte sein Gefieder. Er sah dem Tier eine Weile dabei zu und sagte dann: „Ein gutes hat es, so weit weg von London zu sein.“ Das Tier hob den Kopf. „Ich muss nicht zu Averys Party.“ Der Vogel sprang auf seine Schulter schmiegte seinen Kopf gegen Severus’ Schläfe und plusterte sich auf. Der Zauberer nahm es hin. Er konnte es Morrîgan ohnehin nicht ausreden und besser, sie hockte als Rabe auf seiner Schulter, denn als Mensch auf seinen Knien. *** „Sehr spontane Flitterwochen“, bemerkte Millicent, die die Goyles besuchte, wo Nehalennia und Antony gerade aufgebrochen waren. „Und sehr kurze. Sie sind morgen wieder da“, sagte Gregory trocken. „Sie wollen nicht zu der Party von Avery.“ *** „Wasilji“, sagte Wendy Crabbe überrascht, als sie die Tür zu von ihrem Haus öffnete. Sie sah auf das Mädchen, das neben dem Achtunddreißigjährigen stand und dachte: Bitte lass das jetzt seine Tochter sein. Eine Schwester hatte Wasilji nicht, das wusste die Frau von Walther Crabbe genau. Sie war mit Wasilji von der erste Klasse an eng befreundet gewesen. „Du hast noch jemand mitgebracht“, stellte Walther fest. Auch Vincent kam neugierig aus seinem Zimmer und sein Kinn klappte bis zum Boden, als er das Mädchen erkannte. „Was machst du denn hier?“, fragte er die junge Hexe, die gerade mal sechzehn war. „Sie ist mit mir verlobt“, grinste Wasilji und trat nun endlich ein. Die Crabbes waren absolut sprachlos. Der Drachenbändiger hatte nichts anderes erwartet und auch seine Verlobte hatte mit einer ähnlichen Reaktion gerechnet. Sie legte ihren gelb-roten Schal ab und ließ sich von Wasilji aus dem Mantel helfen. „Ich sage Avery Bescheid, dass wir nicht zu seiner Party kommen“, bemerkte Walther frohlockend und Wendy atmete auf. Wenigstens etwas. *** Jason sah sich genervt um. Oh, er wollte hier weg. Cho zwang sich zu einem Lächeln. Sie sah Antonin auf sich zukommen. Er blieb dicht bei ihnen stehen und fragte leise: „Hab ihr also auch keine Ausrede gefunden?“ „Wir arbeiten dran“, flüsterte Jason zurück und nickte einem anderen Gast höflich zu. „Kann ich mich irgendwie einklinken? Möglichst noch bevor der Dunkle Lord auftaucht?“ Antonin hatte sich so gedrehte, das niemand sein Gesicht sehen konnte, als er sprach und Cho lächelte breit und sagte, ohne die Lippen zu bewegen: „Du bist Teil des Plans.“ Antonin sah schon sichtlich besser gelaunt zu Jason und Cho und fragte: „Was muss ich tun?“ „Bleib in der Nähe meiner Frau“, begann Jason und setzte nach. „Sie fühlt sich schon den ganzen Tag nicht so gut. Ich geh ihr mal was zum Essen holen.“ Antonin verstand und lächelte. Neben ihm kam Walden McNair näher. Er und Alice waren gerade angekommen und begrüßten Cho, erkundigten sich nach dem Baby und erfuhren, dass es Cho den ganzen Tag schon nicht gut ging. Alice und Walden sahen sich kurz an und fragten: „Sollen wir dich nach Hause fahren, das würde uns gar nichts ausmachen.“ „Ihr wolle euch doch nur vor der Party drücken“, sagte Jason leise hinter seinen Eltern. „Nicht so laut“, zischte Alice und Walden schüttelte entrüstet den Kopf. „Wie viele passen in eure Kutsche rein?“, fragte Antonin. „Vier, wenn wir uns klein machen sechs“, sagte Alice sofort. „Perfekt“, nickten die anderen drei und Walden hob die Augenbrauen. Hier wurde ein Plan geschmiedet, der Party zu entkommen. Da hieß es dranbleiben und mitlaufen. „Halt sich breit, Antonin“, sagte Cho gerade, als sie den Teller von Jason genau inspiziert hatte und dieser sagte laut: „Ich habe dir etwas vom Buffet gebracht, vielleicht geht es dir besser, wenn du erst einmal etwas gegessen hast.“ „Dir geht es nicht gut?“, fiel Alice sofort in die Rolle der besorgten Schwiegermutter. Walden sah sich nach einem Stuhl um und Antonin prüfte augenblicklich den Puls der Schwangeren. Jason hielt Cho den Teller unter die Nase, und wedelte etwas damit. Der Geruch des Hühnchens war unverkennbar und die Blässe von Cho nicht gespielt. Walden eilte sofort an die Seite der jungen Frau, um sie im Falle eines Falls aufzufangen. Jason stellte hastig den Teller weg und Alice entschied laut: „Das ist doch Unsinn, wenn es dir schlecht geht, dann solltest du dich ausruhen. Habt ihr eure Kutsche da?“ „Nein, Mom“, sagte Jason. „Dann nehmen wir unsere. Alice, sag Bescheid, dass man sie holt. Ich entschuldige uns bei Avery. Antonin?“ Er sah den Heiler an, der sofort einwilligte, auf jeden Fall mitzukommen, um das Wohlergehen von Cho zu überwachen und Jason sah man ohnehin deutlich an, dass er seine Frau nicht alleine lassen würde. Vor den verblüfften Augen aller verabschiedeten sich die McNairs und ihr Heiler und einige unter den Gästen wurde ganz grün vor Neid. In der Kutsche sitzend, atmeten alle auf. Cho jedoch war noch immer leicht übel. Das Hühnchen ließ sie daran erinnern, was sie zum Frühstück gegessen hatte. „Es geht gleich vorbei“, sagte Antonin beruhigend. Jason sah besorgt zu seiner Frau, doch die winkte tapfer ab. „Geh du nur, deine Eltern und Antonin sind ja da.“ Mitten auf den Straßen von London hielt die Kutsche an. Jason küsste seine Frau zum Abschied und sprang hinaus. Er würde jetzt seinen Bruder Todd suchen gehen. Antonin sah deutlich, dass Cho es bald wieder besser gehen würde. Sie bekam schon wieder Farbe und Alice hatte eine wunderbare Idee. „Lasst uns doch Istave überraschen. Ich habe ihn schon lange nicht besucht.“ Antonin sah erschrocken auf. Auch Cho setzte sich alarmiert aufrecht hin. Istave zu besuchen war eine relativ schlechte Idee, denn da lebten ja noch zwei andere. „Jetzt schaut nicht so erschrocken“, sagte Alice. „Glaubst du, wir wissen nicht, dass du den Dunklen Lord verrätst?“ Antonin sagte gar nichts. Er setzte nur seine undurchdringliche Miene auf, und Alice fuhr unbeirrt fort. „Du gibst Jason einen Tarnumhang, dass der Todd beschatten kann. Du lädst niemanden mehr ein und es war doch auch deine Idee, Michael zu Sergej zu bringen, oder?“ Antonin sagte noch immer nichts. Die Kutsche war vor Istaves Haus angekommen, doch keiner bewegte sich und Alice sagte eindringlich: „Ich weiß, dass du etwas verbirgst.“ Antonin sah zu Walden. Der saß im Schatten der Kutsche, man sah noch nicht mal das Weiß der Augen. „Vertrau’ uns“, sagte Alice. „Verdammt, ich bin deine Tante!“ Antonin musterte sie genau. Ihr würde er vielleicht vertrauen. Bei Walden sah das jedoch ganz anders aus. Er hatte gesehen, wozu der fähig war. „Dad“, sagte Cho leise und Walden schlug die Augen auf. Nun leuchtete das Weiß der Augen und er blickte zu Antonin. „Du hast nur mein Wort. Aber ich werde meine Jungs nicht für den Dunklen Lord opfern, das kann ich dir versichern. Jason ist ein Verräter, das weiß ich, seit ich Cho kenne. Michael ist auf der Flucht und es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis er die Hilfe seiner Familie braucht und ich zähle auf dich.“ Er beugte sich leicht vor und sah Antonin eindringlich an. „Antony sagt, dass Antaia Granger vor einigen Wochen gestorben ist. Aber weißt du, irgendwie glaube ich das nicht. Ich habe zufällig ein Gespräch zwischen Michael und Jason gehört.“ Walden hielt inne und setzte nach: „Du bist mit der Aurorin verheiratet, oder?“ Cho sah zwischen Antonin und Walden hin und her. Sie und auch Alice hielten nun die Luft an. Walden lächelte wissend. „Dein Misstrauen, dein Schweigen ist berechtigt. Aber ich weiß, dass ich recht habe. Wenn ich vorhätte, dich an den Dunklen Lord zu verraten, glaubst du wirklich, ich würde warten, bis ich handfeste Beweise habe? Der hat Nott und Malfoy nur auf einen lächerlichen Verdacht hin gefoltert und alle wissen, dass die beiden den Dunklen nie verraten würden.“ Er hielt Antonin die Hand entgegen. „Ich gehöre zu deiner Familie, Neffe“, sagte er. „Und die Familie hält zusammen.“ Antonin sah auf die Hand, dann zu Walden und schließlich nahm er sie und drückte sie kurz. „Ich werde nicht zögern, dich zu töten, solltest du meiner Familie irgendwas antun.“ Walden grinste: „Nichts anderes habe ich erwartet. Und jetzt lass sehen, ob deine Frau wirklich so hübsch ist, wie man sagt.“ Alice stieß ihn leicht in die Seite. Sie tat entrüstet, doch wusste sie, dass Walden ihr nie untreu sein würde. So waren die McNair-Männer. Wenn sie sich für ein Mädchen entschieden hatten, blieben sie ihr treu bis in den Tod. Das war so bei Walden, der Alice in der ersten Klasse kennen gelernt hatte, und auch bei Jason, der Cho nach nur drei Monaten einen Antrag gemacht hatte. Seltsamerweise hatte sie nie Zweifel. Und auch Michael. Er hatte, wie sein Vater, seit der ersten Klasse eine Freundin und allen war klar, dass er Emeraude, so hieß das Mädchen, auch heiraten würde. Nur Todd schlug irgendwie aus der Art. Alice jedoch war fest davon überzeugt, dass er der Richtigen nur noch nicht begegnet war. „Gib ihm einen Blick auf das Mädchen, das für ihn bestimmt ist“, sagte sie immer, „Und er wird keine andere mehr haben wollen, ihr werdet es sehen.“ Walden bezweifelte es und auch die jüngeren Brüder. Sie kannten Todd, hatten ihn jahrelang in der Schule erlebt. Der würde sich nie festlegen, dazu hat er viel zu viel Spaß dabei, ein Mädchen zu verführen. Er war eben doch mehr ein Dolohov als ein McNair. Antonin holte tief Luft, bevor er die Haustür öffnete. Ein kleines Mädchen kam auf ihn zugeschossen. „Daddy!“, rief Delia. „Du bist wieder zurück.“ Sie wirbelte in seine Arme und auch Antaia kam lächelnd um die Ecke, das Lächeln gefror jedoch, als sie Walden erkannte. Es war Alice, die freundlich auf die Hexe zukam und sich vorstellte. „Ich gratuliere zur Hochzeit, auch wenn es schon eine Weile her ist. Ich hoffe, die Jungs haben sich anständig benommen.“ Antaia nickte mechanisch. „Tante Alice und Onkel Walden wollten dich unbedingt kennen lernen“, sagte Antonin. „Ich kann es nicht ausstehen, wenn du mich Onkel nennst“, meckerte Walden und zog Mantel und Schuhe aus. Wheely stellte Hausschuhe bereit und Antaia kämpfte ihre Angst nieder. Offenbar war alles in Ordnung. „Bitte nenn mich Walden“, stellte sich der Death Eater vor und Antaia schüttelte die dargebotene Hand. „Antaia.“ „Angenehm.“ *** „Na, das sind doch ganz annehmbare Plätze“, sagte Francis zufrieden und sank auf den Sitz. Lucius setzte sich ebenfalls. Er spähte die Zuschauerränge hinauf und entdeckte recht bald, wen er suchte. „Da oben ist Potter“, raunte er seinem Nachbar leise zu. Francis folgte dem Blick und entdeckte Harry recht schnell. Doch er würde sie wohl nicht bemerken. Dazu waren sie dann doch zu weit weg. Harry indes unterhielt sich gerade recht angeregt mit Laureen. Es war ein enormer Zufall gewesen, sie und ihre Schwester hier zu treffen und er hatte sofort eingewilligt, Laureen mitzunehmen. Zu zweit machte es eben mehr Spaß ein Spiel zusehen. „Die Harpiens waren noch nie so gut wie in diesem Jahr. Die werden die Wandalen in den Boden stampfen“, prophezeite Laureen und Harry lachte spöttisch auf. „Nie im Leben. Deren neuer Sucher ist unschlagbar.“ „Der Sucher ist nicht alles“, konterte die geborene Jägerin sofort. Ehe Harry noch etwas erwidern konnte, flogen die Spielerinnen, Ladys first, ins Stadion und ein ohrenbetäubender Lärm setzte ein. Die Zuschauer brodelten vor Begeisterung. Francis musste sich weit zu Lucius beugen, der hätte ihn sonst nicht verstanden, als er fragte: „War Draco nicht enttäuscht, dass er nicht mit konnte?“ Lucius schielte zur Seite und antwortete: „ich habe ihm nicht auf die Nase gebunden, dass seine Karte als Bestechung an Potter ging.“ Francis grinste in sich hinein, sprang dann aber jubelnd von seinem Platz auf. Die Heidelberger Wandalen gaben sich die Ehre. *** Istave klopfte sich den Schnee von den Schuhen und nickte vor sich hin, er tat, als würde er Sergej, der ihn getroffen und nicht mehr aus seinen Fängen gelassen hatte, aufmerksam zuhören. Dabei hatte er keine Ahnung, was das Thema war. Michael lief schweigend neben den beiden. Er war der eigentliche Grund, warum Istave nicht geflüchtet waren. Der junge Magier stand nun recht weit oben auf Voldemorts Abschussliste und es war ratsam, ihn nicht irgendwo alleine hingehen zu lassen. Erst recht nicht nach dem, was vor nicht einmal einer Stunde passiert war. Erstaunlich, wie gefasst Michael sich gab. Er war es nicht. Niemand würde es sein, nicht nach dem, was der Siebzehnjährige gerade erlebt hatte. Istave öffnete die Tür von seinem Haus und hoffte, irgendjemand würde da sein, der den alten Zauberer ablenkte. Und es war jemand da. Mehr als Istave geglaubt hatte. Verwirrt stand er plötzlich einer bildhübschen rothaarigen Hexe gegenüber, die eigentlich auf Hochzeitsreise sein sollte. „Nehalennia Zabini“, sagte er überrascht. „Goyle“, korrigierte diese ihn lächelnd und half ihm aus dem Mantel. Aus dem Kaminzimmer war ein lautes Stimmengewirr zu hören. Istave blieb im Rahmen stehen, auch Sergej betrachtete sich stumm das Bild, das sich vor ihnen auftat. Und beide kamen nicht umhin leicht zu lächeln. Michael sah eher vorsichtig um die Ecke und wäre sicher geflüchtet, denn in dem Raum befanden sich fünf Death Eater und drei davon sollten eigentlich gar nicht hier sein. Antonin lachte gerade laut auf und bemerkte seinen Patenonkel und seinen Großvater an der Tür. „Du hast Besuch mitgebracht, Istave“, sagte er und winkte die beiden Zauberer herein. Istave trat ein und beobachtete Antony Goyle und Walther Crabbe sehr genau. Bei Wasilji musste er einen Moment überlegen, bevor er den alten Schulfreund von Antonin wieder erkannte. Antonin, Wendy und Wasilji waren in Durmstrang berühmt und berüchtigt. Man nannte sie eigentlich nur ‚Das Trio’ und sie waren die ersten, die zum Direktor zitiert wurde, wenn irgendwo in der Schule etwas war, was nicht so sein sollte. Und meistens lag man mit den Verdächtigungen den Dreien gegenüber richtig. Verwundert war er nur über eine sechzehnjährige Hexe, die auf der Lehne von Wasiljis Sessel saß und der einen Arm um ihre Teile geschwungen hatte. Lass das seine Tochter sein, dachte Istave und sogleich wurde das Mädchen als dessen Verlobte vorgestellt. „Typisch“, murmelte Istave und Wendy sagte laut lachend, sie hatte wohl schon einiges getrunken: „Genau das habe ich auch gesagt.“ Istave nahm Rabastan beiseite und fragte leise: „Was machen Crabbe, Goyle und McNair hier?“ „Wendy und Wasilji wollten Antonin besuchen und Antony und seine Frau hatten sich ihnen angeschlossen. Sie kamen vor einer Stunde, kurz nachdem Antonin mit Walden, Alice und Cho angekommen waren. Sie haben vorgegeben, dass Cho einen Schwächeanfall hat.“ Istave nickte verstehend, ließ die anderen jedoch nicht aus den Augen als er fragte: „Wissen sie von…“ „Ja. Sie waren etwas überrascht.“ Rabastan grinste und setzte nach: „Aber haben nichts weiter gesagt.“ Istave kniff die Augen zusammen. „Aber können wir ihnen trauen?“ Rabastan sah nachdenklich zu dem bunten Haufen, die gebannt einer Geschichte aus Schulzeiten in Durmstrang lauschten, dann sagte er: „Ich denke schon. Sie haben alle gute Gründe.“ Er sah unwillkürlich zum Türrahmen, wo er eine Bewegung wahrgenommen hatte. Istave war noch nicht wirklich überzeugt, bis Alice plötzlich aufsprang und zu Michael eilte, der wohl noch zu überlegen schien, ob er wieder gehen sollte. Delia hatte ihn jedoch, aus der Küche kommend, entdeckt, ihre Hand in seine geschoben, worauf der Zauberer vor Schreck heftig zusammengefahren war. Das war es, was Rabastan gesehen hatte und auch Alice aufmerken ließ. „Michael“, rief sie, die anderen verstummten und sahen, wie die Mutter ihren Jüngsten an sich drückte. „Wo warst du?“, fragte sie ihn und sah ihn ernst an. Plötzlich war die fröhliche Stimmung dahin. Michael war sehr blass und rang um Fassung. „Was ist los? Was ist passiert?“, fragte Walden und sah nun zu Sergej. Der Alte sah ernst in die Runde und sagte leise: „Emeraude ist gestorben.“ Die, die wussten, wer das war, sahen betroffen auf. Die anderen erkannten, dass diese Emeraude Michael nahe gestanden haben musste, denn der kämpfte nun mit den Tränen. Er konnte jedoch nicht verhindern, dass sie ihm über die Wange liefen. Wasilji beugte sich leicht zu Cho hinüber, die leise erklärte: „Das war seine Freundin. Sie sind seit der erste Klasse befreundet und eigentlich…“ Sie ließ es unausgesprochen, doch Wasilji wusste, was Cho sagen wollte. „Wie?“, fragte Walden leise, doch eigentlich wussten alle, was nun kommen würde. „Ermordet“, presste Michael hervor und machte sich von seiner Mutter los. Er ging nun quer durch den Raum und hinaus auf die Terrasse. Dort in der Kälte blieb er stehen. Nun sahen alle zu Sergej, der sie aufklärte: „Vor einer Stunde etwa. Ich weiß nicht, wer es war.“ Er sah zu Antony und Walther und setzte nach: „Aber es war sicher keiner von den Jungs.“ Man sah deutlich, wie die beiden Väter aufatmeten. Damit verflüchtigten sich Istaves Bedenken. Delia ging auch hinaus und sah Michael schweigend an. Die Erwachsenen ließen sie. Im Garten war sie so sicher wie im Haus. Schließlich fragte sie leise: „Darf ich dir meine Kaninchen zeigen?“ Der Zauberer war zu überrascht, um abzulehnen. Eigentlich wollte er alleine sein, aber da stapfte Delia schon durch den Schnee und er fühlte sich irgendwie genötigt ihr zu folgen. Er hoffte nur, sie würde nicht zu viel reden. Doch Delia sagte gar nichts. In dem Gartenhaus angekommen, setzte Michael sich auf einen der freien Stühle. Delia schloss die Tür zu dem kleinen Raum, hob Kaninchen Draco heraus und setzte es auf den Boden. Dann kam Schnuppel frei und schließlich das Braune, das den Namen Hermione trug. Michael sah eine Weile auf die Tiere, die seine Schuhe eingehend beschnupperten und sie dann für uninteressant befanden, nachdem sie die Enden der Schnürsenkel mit ihren Zähnen geprüft hatten. Er fragte nach den Namen. Delia sagte es ihm und auch, warum sie so hießen und Michael hätte sicher auch darüber gelacht, aber ihm war nicht nach Lachen. Delia setzte sich ihm gegenüber und stützte beide Arme auf den Tisch. Sie sah ihn ernst an und sagte: „Mein Daddy ist gestorben, da war ich vier. Er ist von einem Death Eater ermordet worden.“ Michael starrte das Mädchen fassungslos an und sie erzählte weiter: „Mommy hat lange geweint. Sie ist nicht mehr aufgestanden.“ Delia sah auf den Tisch, fuhr mit dem Finger über die Platte und malte imaginäre Kreise, als sie fortfuhr: „Ich vermisse ihn, auch wenn ich kaum etwas von ihm weiß. Ich habe einen Stein von ihm, der tröstet mich dann.“ Sie sah auf und Michael an, der sie nur noch verschwommen erkannte. Nun rollten die Tränen unaufhörlich, doch jetzt war es ihm egal. Delia stand auf und ging zu einer Truhe. Sie öffnete sie und suchte etwas. Nach einer Weile schloss sie die Kiste wieder und legte vor den Zauberer einen Stein. „Ich leih ihn dir. Ich brauche ihn jetzt nicht mehr. Ich habe einen neuen Daddy.“ Dann lächelte sie zaghaft und ging wieder. Ließ Michael und die drei Kaninchen zurück. „Wo warst du denn, Schätzchen?“, fragte Antaia. Delia zeigte nur nach draußen. Es klopfte. „Wer kann denn jetzt noch kommen?“, murmelte Istave. Alle sahen neugierig zum Eingang. Antaia zog Delia mit sich, etwas abseits von der Tür. Die McNairs, Crabbes und Goyles sahen etwas nervös zu ihr, als sie die Neuankömmlinge erkannten und waren absolut sprachlos, als Delia sich von ihrer Mutter löste und fröhlich auf Bellatrix und Rodolphus Lestrange zuging. Sie blieb im Türrahmen stehen und fragte: „Habt ihr Mirabelle und Josephine gesehen?“ Bella schüttelte den Kopf: „Nein, Kleines. Aber wir werden sie sehen. An ihrem Geburtstag.“ Delia war enttäuscht, sie hatte gehofft, die beiden wären gleich mitgekommen. „Etwa die Schwestern, die seit Halloween in Hogwarts sind?“, fragte Wasiljis Verlobte und da erst nahm Bellatrix wahr, wer alles zu Gast im Haus weilte. Rodolphus hatte sich schneller ein Bild gemacht. Ausdruckslos sah er Antony, Walther und Walden an. Die Stille war zum Zerreißen und es war Sergej, der laut ausrief: „Dann haben wir ja alle, die zur Besinnung gekommen sind, zusammen.“ Nun starrten alle den Neunzigjährigen an, der leise lachte, als wäre er verrückt geworden. Istave rollte mit den Augen und schnippte nach Wheely. „Geh zu Michael raus und sieh unauffällig nach, ob er etwas braucht.“ „Ja, Master, Sir“, nickte der Hauself. Die Lestranges sahen betroffen auf. Sie waren wohl schon im Bilde. Dann plötzlich rief Bella aus: „Ihr ahnt nicht, wen ich gesehen habe.“ Alle wandten sich ihr neugierig zu. „Du bist dir doch gar nicht sicher, Schatz. Immerhin gilt sie als tot“, warf Rodolphus ein. „Das sagt man von Antaia auch“, winkte Bellatrix ab. „Und? Ist sie tot? Nein. Wir haben Everetts kleine Schwester gesehen. In der Nokturngasse, ich bin mir ganz sicher. Ihr wisst schon, Morrîgan Everett. Sie kam aus dem kleinen Laden, wo man verzauberte Umhänge und Roben kaufen kann.“ Wendy und Nehalennia nickten verstehend. Antaia wusste jedoch nicht, was gemeint war und Bellatrix klärte sie bereitwillig auf. „Da kann man einen Umhang kaufen, in dem ein Zauber gewirkt ist, der es dem Schenkenden möglich macht, dem Beschenkten überall hin zu folgen. Egal wo auf der Erde man ist. Das hat schon so manche Affäre aufgedeckt. Narzissa hat mal Lucius eine solche Robe geschenkt. Damals in den ersten Jahren ihrer Ehe.“ Die anderen nickten. Ja, die Geschichte von Dracos Eltern war bekannt. „Findet ihr nicht auch, dass Morrîgan perfekt zu Severus passen würde?“, beendete Bellatrix ihre Überlegung. Nehalennia schlürfte geräuschvoll an ihrem Drink. „Den habe ich neulich gesehen. Er scheint mir etwas wirr. Redete mit sich selber.“ „Deshalb wird es Zeit, dass er eine Frau bekommt. Außerdem kennen die beiden sich ganz gut und sie würde ihn auf unsere Seite ziehen. Sieh dir Antonin an, bei ihm hat es auch funktioniert.“ „Und das aus deinem Mund“, schüttelte Sergej den Kopf. „Die Welt hat ihre Richtung gewechselt.“ Bellatrix sah den alten Zauberer ernst an und sagte: „Jemand hat versucht, meine Töchter umzubringen und dieser jemand hatte einen Auftrag. Und wenn es Rodolphus selbst gewesen wäre. Derjenige ist tot.“ Ihr Ehemann räusperte sich vernehmlich und Bellatrix sah zu ihm auf. „Aber natürlich weiß ich, dass du dich eher selber umbringen würdest, als unseren Töchtern etwas anzutun.“ Rodolphus hob eine Augenbraue und Bellatrix sah ihn aus großen treuen Augen an, worauf er auch die andere Braue hob. Nun stellte sich Bellatrix auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn leicht. Das schien ihn milde zu stimmen. „Morrîgan war damals ganz schön in den jungen Severus verschossen“, überlegte Antonin. „Aber der hatte nur Augen für diese Lily“, erinnerte sich Rabastan. Die anderen nickten und Alice sagte dann: „Morgan Everett wird seine Schwester umbringen, wenn er sie sieht.“ „Deshalb braucht sie Severus, damit er sie verteidigen kann“, sagte Bellatrix und nickte nachdrücklich. Antonin lachte leise vor sich hin. „Wann willst du ihm sagen, dass du ihn verkuppeln willst? Noch dazu mit einem kleinen Mädchen?“ „Diese Mädchen ist eine bildhübsche Frau“, fuhr Bella ihn an. „Wenn sie es in der Nokturngasse war, dann stimmt das. Außerordentlich hübsch“, nickte Rodolphus. „Was soll das heißen, Schatz?“, kam eine schneidende Stimme neben ihm und nun war es Rodolphus, der sie beschwichtigend küsste und sagte: „Niemand ist so schön wie du, meine Liebste.“ Antonin erhob sein Glas und sagte: „In diesem Sinne, auf Morrîgan Everett. Hoffen wir, dass sie noch lebt, wie Bellatrix es sagt. Sie muss eine außergewöhnlich begabte Hexe sein, wenn sie sich bis jetzt verstecken konnte.“ So jemanden könnten wir noch gebrauchen, dachte er im Stillen. Einen perfekten Spion. *** Draco stand unter einer Laterne und sah auf seinen linken Unterarm hinunter. Theodor war neben ihm stehen geblieben. Er hatte die Hände in die Taschen gesteckt und stieß mit dem Fuß in den Schnee. Er sah nicht auf. Er wollte das neue Zeichen auf seinem Arm so weit wie möglich ignorieren. Auch Vincent und Gregory standen um den Blonden herum, der den Ärmel hinunter zog und zum Himmel hinauf sah. Es hatte angefangen zu schneien. „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Vincent. Er war von allen am verstörtesten, oder ihm sah man es am meisten an. Dracos eisblaue Augen richteten sich auf ihn und er sagte ebenso kalt: „Was schon? Wir suchen McNair.“ „Du willst doch nicht …“, Gregory wurde mit einem Fußtritt von Theodor unterbrochen. Er verstummte, als er in die ernsten Gesichter von diesem und Draco blickte. Wie auf ein geheimes Zeichen hin setzten sie sich in Bewegung und es war irgendwie selbstverständlich, dass Draco und Theodor die Führung übernahmen. „Waldhütte?“, fragte Theodor leise. Das war an Draco gerichtete, doch schüttelte er schnell den Kopf. Nein, dort würde ja Hermione sein. Er nannte eine andere Adresse in London und alle vier disapparierten. *** Ron sah verwundert zu dem Gast, der plötzlich im Fuchsbau stand. Er war allein zu Hause, denn er hatte seinen Eltern versprochen den Fuchsbau zu hüten. Ginny wollte bei einer Freundin feiern. Charlie lag wohl mit Grippe im Bett und war in Rumänien geblieben. Ron wusste nichts von Charlies und Ginnys wirklichen Plänen und das war auch ganz gut so. Molly und Arthur waren bei Verwandten und die Zwillinge beglückwünschten sich wahrscheinlich gerade selber für ihr grandioses Feuerwerk, das sie bald am Rand der Stadt in die Luft jagen würden. Ron war ziemlich enttäuscht gewesen, dass auch seine Freunde keine Zeit hatten. Nun, Harry hatte eine Freikarte für ein Quidditchspiel gehabt und es war mehr als verständlich, dass er das nicht sausen ließ. Dazu war der Platz einfach zu gut. Und Hermione hatte ihren Eltern schon lange versprochen, zu Silvester zu Hause zu sein. Auch verständlich, wo Antaia verschwunden war. „Warum bist du gekommen?“, fragte er und Pancy hob die Kapuze vom Kopf. Sie trat ein und Ron schloss die Tür hinter ihr, drehte sich um und starrte ihr nach. Wie selbstverständlich nahm sie den Umhang ab und legte ihn säuberlich über einen Stuhl. Dann hob sie einen Korb auf den Tisch, öffnete ihn und begann ihn auszupacken. Verwirrt sah Ron auf die ganzen Esswaren, die sich dort stapelten. „Wir werden dir jetzt eine Pizza backen, die du nie wieder vergessen wirst“, verkündete sie und holte zwei Schürzen heraus und reichte ihm eine. Ron nahm sie und band sie sich auch um. Pancy lächelte leicht und begann die Zutaten für den Teig abzuwiegen. Ron machte sich widerspruchslos an die Arbeit, er hatte ohnehin Hunger. Eigenartig, dass er es einfach so hinnimmt, dachte sie und es schien ihr das erste Mal seit Monaten, dass sie so was wie glücklich war. Friedlich und entspannt. Sie schielte zur Seite und bemerkte die leicht geröteten Wangen von Ron, der gerade emsig den Teig bearbeitete. Sie belegten die Pizza und schoben sie in den Ofen. Während sie zusahen, wie sie knusprig wurde und der Käse schmolz, tranken sie Punsch, den Pancy auch mitgebracht hatte. Sie sprachen nicht viel, und irgendwie störte es auch keinen von beiden. Als sie dann am Tisch saßen, die Pizza bis auf ein Stück komplett vernichtet hatten und Ron sich satt zurücklehnte und Pancy betrachtete, fragte er schließlich noch einmal: „Warum bist du gekommen?“ Pancy lächelte: „Ich wollte Silvester mit einem Freund feiern.“ Ron beugte sich überrascht vor. „Du hältst mich für einen Freund?“ „Etwa nicht?“ „Bitte sag mir nicht, dass ich jetzt der Ersatz für Malfoy bin.“ „Du könntest nie nur ein Ersatz für Draco sein“, schüttelte Pancy den Kopf und betrachtete nun das letzte Stück Pizza. „Willst du das noch?“ Er schüttelte den Kopf und Pancy zog es auf den Teller. „Wie kannst du soviel essen, ohne dass dir schlecht wird?“, fragte er. „Jahrelange Übung“, grinste sie. „Ich habe einen großen Bruder, mit dem ich Wettessen veranstaltet habe.“ Ron stützte seinen Kopf auf die Hand auf und gab das Grinsen zurück. Pancy war wirklich ein seltsames Mädchen und nie hätte er sie so eingeschätzt, wie er sie jetzt sah. Eine Slytherin, war das zu fassen. Er würde sich wohl nie wieder über Lavender oder Parvati lustig machen dürfen. *** „Was wollen wir jetzt machen? Wir können doch…?“, begann Gregory flüsternd und Draco fuhr ihn an: „Würdest du endlich deine Klappe halten?“ Die anderen drei zogen die Köpfe ein. Sie saßen in einer Kneipe, weit ab von der Winkelgasse. Scheinbar niemand kümmerte sich um sie. Draco sah auf seine Uhr und dann zur Tür und es war klar, dass er auf jemanden wartete. Da ging die Tür auch schon auf. Theodor, Vincent und Gregroy waren überrascht, Blaise zu sehen, doch es war tatsächlich Gregorys Stiefbruder, der auf sie zusteuerte. Er setzte sich, winkte sich eine Kellnerin heran und bestellte einmal das gleiche wie seine Freunde. Dann wartete er, bis sie wieder außer Hörweite war und fragte leise: „Und?“ „Michael McNair, bis morgen“, gab Draco Auskunft. Blaise nickte verstehend. „Das wird schwer. Der hat sich bei seinem Großvater verkrochen, da kommt ihr nicht dran.“ Draco nickte langsam. Er hatte sich zurückgelehnt, in einer Hand hatte er einen Bierdeckel, den er zwischen seinen Fingern drehte. Die andere Hand hing über der Rückenlehne. Er sagte: „Aber wir sind zu fünft.“ Blaise lächelte der Bedienung freundlich zu, als diese ihm das Glas hinstellte und sagte, als sie wieder alleine waren: „Du hast einen Plan.“ Draco nickte einmal. Vincent war in den Schatten zurück gesunken und starrte seine sogenannten Freunde sprachlos an. Gregory wollte etwas sagen, doch Theodors Fuß traf ihn mehr als schmerzhaft und er verstummte. Im Gegensatz zu Gregory und Vincent hatte der verstanden. Als Blaise hinein kam, hatte er gewusst, dass Draco nie vorhatte, Michael McNair wirklich umzubringen, wie es ihnen als Beweis der Treue aufgetragen worden war. Draco konnte die McNairs nicht leiden, das beruhte auf Gegenseitigkeit, aber er würde sie nie umbringen, auch nicht als Beweis für irgendwas. Unauffällig sah er sich um. Hier irgendwo musste einer von Voldemorts Spitzeln sitzen. Blaise und Draco zogen eine Show ab und er hoffte, dass Vincent und Gregory bald selber drauf kommen würden, sonst war die ganze Schauspielerei umsonst. Und dass Draco ein begnadeter Schauspieler war, hatte man im November bei dem Theaterstück nur allzu deutlich gemerkt. Blaise hatte ausgetrunken und das Glas geräuschvoll abgestellt. „Gehen wir“, schlug er vor. „Zu mir nach Hause.“ Die anderen vier nickten. Sie machten sich bereit und disapparierten. Kurz darauf stand auch eine weitere Gestalt auf. Theodor hatte ihn nicht ausmachen können, doch der Zauberer hatte alles gehört, was er hören musste. Er wartete zwei Sekunden und disapparierte dann ebenfalls. Er wusste, wo Blaise zu Hause war. Was er nicht wusste: Blaise hatte ein anderes Haus gemeint. *** „Wieso wurde sie umgebracht?“, fragte Gregory. „Vielleicht ist der Zauber verfehlt“, überlegte Vincent, doch Blaise schüttelte den Kopf. „Das war kein Unfall. Diese Emeraude wurde hingerichtet, vor den Augen von McNair und er konnte nichts tun.“ „Als Warnung“, setzte Draco düster nach. Genau das konnte ihm auch passieren. Und eine kalte Angst packte ihn, er könnte Hermione verlieren. „Der Dunkle Lord glaubt in mir einen Spion zu haben. Ich habe eine Liste gesehen, von Leuten, die er tot sehen will und einige kennen wir sehr gut“, fuhr Blaise fort. Gregory wollte etwas fragen, doch Blaise bedeutete ihn zu schweigen. „Nicht nur Dumbledore und Black, Lupin und Moody. Potter, natürlich, aber auch Granger und Flint, McNair sowieso.“ Blaise hatte bei Hermiones Namen Draco angesehen, nun wandte er den Blick zu Theodor und setzte nach: „Auch dein Bruder und die Patilzwillinge.“ „Timothy? Wieso Tim?“, fuhr Theodor nun auf und alle sahen fast mitleidig zu ihm hinüber. „Verstehst du nicht. Du und Parvati, das geht nicht. Nicht, wenn du nicht auch auf der Liste stehen willst. Du hast gehört, was man Michaels Freundin angetan hat.“ „Ich trenn mich nicht von Parvati“, zischte Theodor nun. „Das sagt ja auch keiner“, fuhr Draco dazwischen. „Was in Hogwarts passiert, bleibt auch in Hogwarts.“ Die anderen nickten. „Aber hier ist nicht Hogwarts. Hier musst du dich von ihr trennen.“ Theodor sah aus, als wollte er irgendjemand eine rein hauen. Er hatte die Fäuste geballt und starrte wütend vor sich hin. Dann holte er tief Luft und wandte sich um. Er ging hinaus in die Kälte der Nacht und die anderen sahen ihm betroffen nach. *** Ginny Weasley biss sich verzweifelt auf die Unterlippe. Wie hatte sie nur glauben können, erfolgreich zu sein? Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Sie sah sich in dem kleinen Büro um. Der Aktenschrank vor ihr war aufgebrochen. Von ihr, doch das Papier, was sie gesucht hatte, war nicht dort drin. „Du musst doch verrückt sein“, murmelte sie und schob das Fach wieder zu. Schließlich ging sie hinaus. Vorsichtig lugte sie auf den Flur, doch niemand war zu sehen, was sie verwunderte. Als sie hergekommen war, war sie schon niemandem begegnet. Wie ausgestorben. Nun, sie wollte gar nicht wissen, warum, sie war nicht erpicht darauf, irgendjemand zu begegnen. Verdammt, sie war eine sechzehnjährige Hexe. Noch in der Ausbildung. Sie war im Ministerium eingebrochen, nun schon zum zweiten Mal und dazu in eines der Büros, das einem Death Eater gehörte. Duane Avery, um genau zu sein. Dass sie nicht längst tot auf dem Boden lag, grenzte an ein Mysterium, das sie gar nicht ergründen wollte. Sie rannte den Gang entlang auf die Fahrstühle zu. Offenbar war der, mit dem sie gekommen war, noch immer da, denn er öffnete sofort die Türen. Sie trat ein und drückte den Knopf für das Erdgeschoß. Die Türen schlossen sich. Sie war allein und sie atmete schon auf, als, kurz bevor die Türen ganz zu waren, sich eine Hand hinein schob und die Türen wieder aufzwang. *** Jason trat unter dem Tarnumhang vor. Der Wachmann des Ministeriums saß bewusstlos in seinem Stuhl zusammengesackt. Der hatte wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen, wie jemand in den Raum gekommen war. Jason sah die Wand entlang. Er war fasziniert. Dort standen zwanzig oder dreißig Glaskugeln. Die meisten waren dunkel, eine jedoch leuchtete und zeigte eine Person, die einen Gang entlanglief. Man konnte sie nur von hinten sehen, doch das war eindeutig Todd. Jason erkannte seinen Bruder. Was ihn jedoch verwirrte, war, das in einer zweiten Glaskugel eine weitere Person auftauchte. Ein Mädchen, dachte Jason verblüfft. Noch interessanter war jedoch, dass beide den gleichen Gang entlangliefen. Auf die Fahrstühle zusteuerten. Die Hexe betrat ein solches Gefährt und Todd, Jason hielt die Luft an, den gleichen. Nun verblassten die beiden Glaskugel und eine dritte flammte auf. Und Jason zog sich einen Stuhl heran und beobachtete. *** Ginny blieb das Herz stehen, doch senkte sie den Kopf, um ihre Unruhe zu verbergen. Ein Mann stieg zu, die Türen schoben sich wieder zusammen und ein Ruck ging durch die Kabine. Sie fuhren nach oben. Sie musterte den Fremden verstohlen. Sie schätzte ihn auf Anfang zwanzig. Sicher ein Schwarzmagier, was sonst sollte hier unten rumlaufen? Einmal mehr verfluchte sie ihre Haarfarbe. Sie war so unverkennbar für ihre Familie, die nicht gerade unbekannt war. Sie betete dafür, dass der Mann sich nicht umdrehte, sie nicht ansah und sich fragte, was eine Sechszehnjährige allein in der Abteilung der Schwarzmagier suchte. Ginny wusste nicht, dass Todd McNair ganz andere Sorgen hatte. Um nicht ihn anzusehen, sah sie auf die Ziffern, die sich immer mehr der Null näherten, sie beruhigte sich langsam wieder, als ein erneuter Ruck durch die Kabine ging und sie anhielt. Fassungslos starrte sie auf die zitternde Nadel, die zwischen Elf und Zwölf stehen geblieben war. Auch Todd hob den Blick und runzelte die Stirn. Er hob die Hand und drückte auf die Knöpfe, doch nichts bewegte sich. „So ein verfluchter Dreck“, schimpfte er und sah dann auf seine Uhr. Da erst wurde er sich des Mädchens wieder bewusst, das auch in der Kabine war. Er hatte nur einen flüchtigen Blick auf sie geworfen. Es passte ihm nicht gerade, dass er nicht alleine hier war. Immerhin hatte er hier rein gar nichts zu suchen gehabt. Und irgendwie ging alles schief. Er drehte den Kopf nach hinten und musterte das Mädchen und musste fast über sich selber lachen. Herrje, da stand ja ein Kind, kaum älter als dreizehn oder vierzehn, sicher noch eine Schülerin. Sein Blick fuhr an ihr hinunter und wieder zurück zum Gesicht, aus dem ihn nun fast panisch zwei blaue Augen anstarrten. Rothaarig, dachte er und erinnerte sich an seinen Auftrag. Wieder sah auf die Uhr und schlug vor Ärger gegen die Tür, die sich nicht öffnete. Das Mädchen zuckte zusammen. „Entschuldige“, sagte er und lehnte sich seufzend gegen die Wand und schloss genervt die Augen. „So ein verfluchter Dreck.“ „Das sagten Sie bereits“, gab Ginny zu bedenken und biss sich auf die Zunge. So was nannte sie also unauffällig sein. Todd machte sich die Mühe, seine Augen minimal zu öffnen. „Wer bist du?“, fragte er. Er kannte sie von irgendwoher, wusste nur noch nicht, wo er sie hin stecken sollte. „Wer sind Sie?“, gab sie die Frage zurück. Er grinste und zuckte mit den Schultern. „So bald werden wir hier nicht rauskommen. Diese Nacht wird keiner mehr herkommen und so tief unter der Erde …“ Er brach ab, denn das Mädchen zog scharf die Luft ein. Du liebe Güte, sie würde doch nicht hysterisch werden, dachte er verärgert und sah sie nun genauer an, sie rang tatsächlich nach Luft. Na super, jetzt bin ich auch noch mit einer Klaustrophoben in einem Fahrstuhl eingesperrt, dachte er und ging die wenigen Schritte zu dem Mädchen hinüber. Er packte sie an den Schultern, drückte seine Finger tief hinein und zwang sie so, ihn anzusehen. „Atme ruhig“, sagte er und Ginny sah zu ihm auf. Diese Augen, dachte er. So verflucht blau. Sie hob die Hände und krallte sich in seinem Mantel fest. Sie lehnte ihre Stirn gegen seine Brust. Er verdrehte genervt die Augen. Das wird ja immer besser, dachte er sarkastisch. *** Harry sah finster in sein leeres Glas Butterbier. So hatte er sich den Neujahrstag nicht vorgestellt. Er hatte soeben seinen geliebten Feuerblitz verloren. An ein Mädchen, war das zu fassen? Besagtes Mädchen kam fröhlich, wie eine Gewinnerin eben fröhlich war, um die Ecke, in der Hand zwei volle Gläser. Eins stellte sie vor Harry ab und ließ sich dann ihm gegenüber auf den Stuhl fallen. „Auf was wollen wir trinken?“, fragte sie und hob ihr Glas. Ihre Augen lachten schelmisch. „Wie wäre es auf meinen Sieg?“ „Das haben wir schon die letzten beiden Male“, knurrte Harry verstimmt. „Na gut. Dann eben auf meinen neuen Besen“, lachte sie triumphierend und Harry grummelte etwas, setzte sein Glas an und trank es in einem Zug halb leer. „Hu, der Kapitän ist aber durstig“, kicherte Laureen. Sie und Harry hatten sich zufällig beim Neujahrs-Freundschaftsspiel zwischen den Holyhead Harpies und den Heidelberger Wandalen getroffen. Laureen hatte auf die Frauen gesetzt und Harry auf die Männer. Aus Gründen, die er selber noch nicht nachvollziehen konnte, hatten sie dann am Ende gewettet und der Einsatz war jeweils ihr geliebter Rennbesen gewesen. Die Harpyien hatten gewonnen. Laureen beugte sich vor und musterte Harry eingehend. „Nimm es nicht so schwer. Wir können es auch vergessen.“ „Nein.“ Harry richtete sich auf und sah sie herausfordernd an. „Du hast ihn gewonnen.“ Er hob sein Glas und trank es leer. Laureen lächelte und sah über ihr Glas zu Harry hinüber. Er wirkte gar nicht mehr so abweisend wie noch in der Schule. Sie lächelte: „Und, hast du heute noch was vor, Sucher ohne Feuerblitz?“ Harry hob verwirrt beide Augenbrauen und blinzelte. „Was genau hast denn vor? Es ist spät, deine Eltern machen sich sicher Sorgen“, warf er ein. „Nein, sie denken, ich bin bei Angelina und Fred“, winkte Laureen ab. „Und Angelina und Fred?“ „Denken, ich bin zu Hause.“ Sie grinste nun und hob ihr Glas. „Auf das neue Jahr.“ Auch Harry hob sein leeres Glas und sie stießen an. Laureen trank aus und sie bezahlten, dann zog sie Harry auch schon mit sich. „Lass uns einen neuen Besen für dich suchen gehen. Es wäre schade, gegen euch zu gewinnen, nur weil du einen der Schulbesen nehmen musst.“ Sie traten in die Kälte hinaus. Der Schnee auf der Straße war eine einzige Matschbrühe. Laureen zog ihren Schal fester um sich und sah zu dem Zauberer auf. „Obwohl, Malfoy könntest du auch auf einem Handfeger besiegen.“ Harry grinste über den Vergleich, aber so unrecht hatte sie nicht. Der Sucher der Slytherins war in letzter Zeit unkonzentriert gewesen. „Sieh nur“, riss Laureen ihn aus den Gedanken und deutete auf ein Schaufester. „Der Feuerblitz neun acht.“ Harry warf einen Blick auf das Preisschild und beschloss sich genau den zu kaufen. Wozu hatte er sonst erst kürzlich geerbt? Er ergriff Laureens Hand und zog sie in den Laden, wo er sich alles genauestens erklären ließ. Das Mädchen war ganz grün vor Neid, als sie den Laden mit Besen wieder verließen. „Ich hätte mit der Wette warten sollen“, überlegte sie laut. „Neidisch?“, grinste Harry und Laureen nickte: „Ja!“ Warum sollte sie lügen? „Darf ich auch mal auf dem fliegen?“ „Ich weiß nicht“, begann er und blieb mitten auf der Straße stehen. Es begann zu schneien und Laureen sah ihn verwirrt an. „Was ist los?“ „Du zweifelst an meiner Urteilskraft, wie kann ich da entscheiden, ob du auf diesem Besen fliegen kannst, was wenn du nicht zurecht kommst, abstürzt und dir das Genick brichst?“ Laureen verstand. Sie hatten sich halbwegs wieder vertragen, aber einfach nur deshalb, weil keiner mehr ein Wort über den Vorfall im Raum der Wüsche fallen gelassen hatte. „Meine Eltern sind bei unseren Verwandte und Angelina bei Fred. Gehen wir zu mir nach Hause“, schlug sie vor, wartete aber keine Antwort ab, sondern zog Harry mit sich. Sie würden das jetzt, in diesem Jahr noch klären. *** Ginny überkam ein beklemmendes Gefühl. Noch spürte sie, wie der Fahrstuhl sich bewegte, doch eine plötzliche Panikattacke erfasste sie. Wirre Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Was, wenn der Fahrstuhl stecken blieb? Dann wäre sie hier gefangen. Auf engstem Raum mit einem Fremden. An einem Tag, in dem niemand, oder so gut wie niemand im Haus sein würde. Hier schob sie den Gedanken ein, na bloß gut, schließlich hatte auch sie hier rein gar nichts verloren. Abermals schielte sie zu dem Zauberer hinüber. Doch warum war er da, dachte sie. Er sah nicht so aus, als würde er hier arbeite. Was also wollte er hier? Vielleicht dasselbe wie sie? Immerhin war die Akte, die sie gesucht hatte weg. Gut, Avery konnte sie auch woanders hingelegt haben, nur wozu, grübelte Ginny weiter. Todd hatte sie losgelassen und war wieder zu den Schaltern gegangen. Vielleicht half ja Magie, überlegte er gerade und murmelte leise vor sich hin. Ein Ruck ging durch die Kabine und diese schoss nun nach oben. Ja, rauf, rauf. Ginny hob den Kopf, als könnte sie die Fahrt so beschleunigen. Auch Todd sah nach oben. Was es dort wohl zu sehen gab? Er hatte ein ungutes Gefühl. Irgendwie war alles zu glatt gegangen und dann stand plötzlich dieses Kind hier, war aus derselben Richtung gekommen wie er. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, doch er war ihr nicht begegnet, sie musste jemandem ähnlich sehen. Diese roten Haare. Todd überlegte, während er sie unauffällig musterte. Wie alt mochte sie sein? Auf jeden Fall zu jung, um hier zu arbeiten, ließ also nur einen Schluss zu. Sie hatte rein gar nichts hier zu suchen. Gut, er auch nicht. Seine Gedanken stockten jäh, als auch der Fahrstuhl plötzlich anhielt. Doch sie hatten ihr Ziel noch nicht erreicht. Das war ein ganz schlechtes Zeichen. Der Zauberer riss seinen Blick von Ginny los und ging zu den Knöpfen. Er drückte auf ihnen herum, wohl wissend, dass es sowieso vergeblich sein würde. Er hatte doch gewusst, es ging alles zu glatt. Verfluchte Scheiße aber auch, dachte er. Wenn er wenigstens alleine hier wäre. Aber da war dieses Mädchen und er hatte wenig Lust, seine Identität preiszugeben. Sie könnte eine Gestaltwandlerin sein. Eine Aurorin, wer wusste das schon? Und auch wenn der Dunkle Lord einen Großteil des Landes kontrollierte, über alles herrschte er noch nicht und mit einer Aurorin, die raffiniert genug war, sich vor ihm zu verbergen, sich… Todd kam ein ganz anderer Gedanke. Was, wenn es wirklich eine Aurorin war? Eine Gestaltwandlerin, die sich ein Gesicht geformt hatte, das ihn ablenkte? Was, wenn sie ihm gefolgt war und den Fahrstuhl absichtlich gestoppt hatte? Es könnte Selbstmord für sie sein, immerhin war Todd nicht ungefährlich, aber er hatte von einer Aurorin gehört, die seinem Cousin Antonin nachgestellt war. Allein! Und stets mit Verhaftung gedroht hatte, wohl wissend, dass er sie umbringen würde. Und hatte er das nicht auch getan? Diese Granger war nun tot. Allerdings umgebracht von Rodolphus und Bellatrix. Wieder hielt der Fahrstuhl. „Stecken wir fest?“, fragte da die Hexe hinter ihm. Todd versuchte sich zu beruhigen und knurrte irgendwas. Die Hexe sprach mit sicher selber. Sie fluchte etwas vor sich hin, offenbar etwas, was nicht für ihn bestimmt war. Aber er hörte es dennoch. Die Aurorintheorie ließ er damit fallen. Welcher erwachsene Mensch hatte schon Angst davor, was die Eltern sagen würden, wenn man zu spät nach Hause kam? Offenbar war sie wirklich noch eine Schülerin. Todd drehte sich nun um, trat einen Schritt auf Ginny zu und richtete sich auf. Seine Absicht war es, sie einzuschüchtern und es gelang ihm voll und ganz. Ginny schluckte, als sich seine Augen in ihre bohrten. „Wie alt bist du?“, fragte er. Nach dem Namen hatte er ja schon gefragt und keine Antwort erhalten. „Alt genug“, gab sie zurück. „Du bist doch keine siebzehn.“ „Dafür bist du sicher schon nahe der Rente“, fauchte sie zurück. Dachte er, er könnte sie einschüchtern? Wenn, dann ging seine Taktik auf. Ginny verwünschte sein gutes Aussehen, dadurch fiel es ihr nur noch schwerer aufzutrumpfen. Konnte er nicht hässlich sein? Oder alt? Zumindest unattraktiv? Nur zu gut erinnerte sie sich, wie sie stets gestottert hatte, wenn sie Harry begegnet war. Es hatte Jahre gedauert, bis sie sich ihm gegenüber nicht wie ein Volltrottel aufgeführt hatte. Jahre und den ein oder anderen Freund. Inzwischen konnte sie mit etwa gleichaltrigen Jungs ganz gut umgehen. Der hier allerdings spielte in einer ganz anderen Liga. Dieser ihr Fremde strahlte etwas Gefährliches aus und das machte ihn irgendwie anziehend. Ginny stellte resigniert fest, dass sie offenbar die Phase kleines-Mädchen-steh-auf-fiesen-Jungen erreicht hatte. Das machte es umso schwieriger. Das alles dachte sie binnen weniger Sekundenbruchteile, als ihre Hand in ihre Tasche fuhr und ihre zittrigen Finger dort eine Bonbontüte ergriffen. Ah, das Halloweengeschenk der Zwillinge, dachte sie. Die trug sie ja schon ewig mit sich rum. Es wurde Zeit, dass sie sie mal probierte. Zielsicher fuhren ihre Finger an den gelben ungefährlichen Zitronenbonbons vorbei und griffen den orangefarbenen, der mit Liebestrank versetzt war. Doch das wusste Ginny nicht. Sie lächelte und steckte sich die Süßigkeit in den Mund. Mit einem Knacken spalteten ihre Zähne den Kern und der seltsam süße dicke Saft verteilte sich in ihrem Mund. Eben wollte sie noch etwas nachsetzten, als der Boden plötzlich unter ihr nachgab. Mit einem leisen Aufschrei fuhren ihre Finger in das Erstbeste, was sie finden konnte, und das war Todds Ärmel, und krallten sich dort fest. Geistesgegenwärtig hielt auch er sie fest, als der Fahrstuhl knapp einen Meter in die Tiefe sauste, nur um dort zu verharren. „Das Dings stürzt ab“, sagte Todd und sah zur Anzeige, ohne die Hexe loszulassen, doch das bemerkte keiner von beiden. Was tun? Fahrig tastete er nun seinen Umhang ab, doch das einzige, was er mit sich trug, waren sein Zauberstab und die Akte von Flint. Dann eben die. Ginny sah verblüfft auf das braune Papier, das Todd nun auf den Boden warf. „Portos!“, rief er, da quietschte es schon ohrenbetäubend, der Boden gab nach, Todd bückte sich, um die Akte, nun ein Portschlüssel, aufzuheben und Ginny schnappte sich seinen rechten Arm und schlang ihre drum. Sie kniff die Augen zusammen und dachte, wenn ich jetzt sterbe, dann in den Armen eines attraktiven Mannes. Wenn das kein schöner Tod war, dann wusste sie auch nicht. Und während sie fortgetragen wurde, begann die Wirkung des Liebestranks in ihrem Körper sich voll zu entfalten. Noch immer hatte sie den Bonbon teilweise im Mund, spürte die scharfen Kanten des Zuckers an ihrem Gaumen, als sie auf dem Boden aufschlug. Sie hatte ihren Kopf eingezogen, duckte sich auf den Boden und fühlte, wie Holzteile auf sie nieder prasselten. Staub lag in der Luft und sie konnte kaum atmen, doch der Krach hatte sich gelegt. Vorsichtig hob sie den Kopf. Sie ließ Todd los und sah sich um. Auch er saß auf den Boden und starrte fassungslos nach oben. Unglaublich. Er hätte nicht gedacht, dass es funktionieren würde, doch soeben hatten sie einen Fahrstuhlabsturz überlebt. Die Kabine nicht, die lag zerfetzt um sie herum. Der Portsschlüssel hatte sie rechtzeitig fortgerissen und spät genug dort wieder abgesetzt, wo kurz zuvor die Kabine gelandet war. Das hätte mächtig ins Auge gehen können. Ein letztes Quietschen folgte und die Kabine stand, teilweise zerfetzt, teilweise zerdellt im Schacht. „Sind wir tot?“, fragte Ginny. Sie war aufgestanden und sah nun zu Todd hinunter. Der saß noch immer, in einer Hand hatte er die Akte, in der anderen seinen Zauberstab. „Ich denke nicht“, schüttelte er den Kopf. Er winkte kurz seinen Stab und das Holz, der Staub und die Metall- und Glassplitter wichen zum Rand zurück. Klar konnte man die Fliesen erkennen. Einige waren gesprungen, doch im Großen und Ganzen war der Boden am besten erhalten. Todd wusste, dass neben den Fahrstuhlschächten Luftschächte entlangliefen, er musste nur einen finden, dann käme er hier raus. Sorgsam schob er die Akte zurück in den Umhang. Seinen Zauberstab ließ er im Ärmel verschwinden. Er wollte aufstehen, als ihn etwas wieder zur Boden drückte. *** Jason war absolut sprachlos. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die Glaskugel. Hätte ihn jemand etwas gefragt, er wäre nicht mehr im Stande gewesen, einen zusammenhängenden Satz zu sagen. Er hatte Ginny erkannt, sobald ihr Gesicht zu sehen war. Eine Weasley, das verwunderte ihn nicht, immerhin war es Charlie gewesen, der Marcus aus Azkaban geholt hatte. Ja, Jason wusste mehr als sein großer Bruder. Er hatte die besseren Kontakte. Er fand es nur merkwürdig, dass die kleine Hexe seinen Bruder regelrecht anfiel. *** Todd war einigermaßen verblüfft und im ersten Moment dachte er, Ginny würde ihn nun erwürgen oder verfluchen. Er bekam keine Luft mehr, irgendwas verhinderte, dass er frei atmen konnte. Etwas Schweres drängte sich gegen seinen Brustkorb und Hände hielten seinen Kopf umklammert. Er hätte gerne etwas gesagt, doch das konnte er nicht. Da begriff Todd, dass es kein Angriff war, jedenfalls nicht, wie er befürchtet hatte, sondern Ginny ihn schlicht und einfach küsste. Aber wie, das nahm ihm nun wirklich den Atem. Diese Hexe war sicher kein Kind mehr. „Moment mal“, nuschelte er kaum verständlich und wollte sie von sich schieben. Ginny rückte tatsächlich ab und ihre dunklen Augen irritierten ihn. Sie sah aus, als wollte sie sich ihm bedingungslos unterwerfen. Er wusste nicht, dass sie im Moment genau so fühlte. „Bin ich dir zu stürmisch?“, kicherte sie und näherte sich ihm bereits, als er sie an den Schultern festhielt. Was war sie? Ein Succubus? „Ich kenn dich doch gar nicht“, warf er ein. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ja, denn plötzlich war ihm eingefallen, woher ihm ihr Gesicht so bekannt vorkam. Sie war eine Weasley. Soviel er wusste, die jüngste in der Familie und sie hatte sechs ausgewachsene Brüder und Todd beging nicht den Fehler, die zu unterschätzen. Unter ihnen gab es einen Fluchbrecher und einen Drachenwächter. Ganz zu schweigen von den Zwillingen, die sogar in Durmstrang ein Begriff waren. Der jüngste hing mit Potter rum, das alleine genügte schon, den zu meiden und auch dieser Percy war ein nerviger Zeitgenosse. Irgendwie hatte er einen eigenartigen Geschmack im Mund. Er erinnerte sich, dass Ginny kurz vor dem Absturz einen Bonbon gelutscht hatte. Das wird es wohl sein. Todd machte sich von ihr los. Sie war ihm unheimlich. Das Mädchen sieht ja aus, als wäre sie auf Drogen, dachte er, als Ginny sich schon aufrappelte und ihm näher kam. Man konnte sagen, dass Todd sich bedrängt fühlte, eine recht unangenehme Situation und lächerlich dazu, wenn man bedachte, dass er nicht gerade ein Kind von Traurigkeit war, wie man so schön sagte. Die Anzahl seiner Freundinnen konnte er nicht mal an zwei Händen abzählen und mit Sicherheit machte er bekannten Slytherins Konkurrenz. Wenn er hinter Ginny nicht die Brüder sehen würde, hätte er ihrem Drängen nachgegeben. Aber sechs Brüder! Und ein Potter obendrein! Dieses Argument verblasste mehr und mehr, je länger die winzigen Tröpfchen des Liebestrankes auch in seinem Körper verweilten. Ginny hatte sich schon wieder in seine Arme geschoben. Er wehrte sich nun nicht mehr. Sie reckte sich ihm entgegen, ihre Lippen suchten seine und sie fanden sie auch. Gierig und leidenschaftlich küssten sie sich. Wenn Ginny hätte klar denken können, so wäre sie über ihr Verhalten sicher verwundert, doch sie konnte nicht mehr klar denken. Todd auch nicht mehr, denn nicht nur der Zaubertrank hatte auch seinen Verstand vernebelt. Mit einer Hand zog er ihren Umhang von den Schultern, mit der anderen umfasste er ihren Nacken und zog sie näher. Seine Hand blieb in einer Kette hängen. Er merkte gar nicht, wie sie zerriss. Das Amulett fiel zu Boden und das leise Klirren veranlasste die beiden lediglich die Köpfe leicht zu drehen, tat ihrem Kuss jedoch keinen Abbruch. Todds Hand schob sich unter ihren Pullover. Er wusste genau, was er wollte und wie er es auch bekam. Ginny keuchte leicht unter seinen Berührungen. Ihre Hand klammerte sich an seinen Hosenbund, die andere schob seinen Umhang hinunter. Todd schüttelte ihn schnell ab, legte dann beide Hände auf ihre Hüfte, nur um dann ihrem Körper hochzufahren und sämtliche Kleidungsstücke mitzuziehen. Ginny gab nach, hob ihre Arme, doch das war eigentlich nicht nötig, denn Todd murmelte ein Wort und schon flogen die Sachen von ihr fort. Oh, Magie war doch manchmal so praktisch. Spätestens jetzt hätte sie aufgehört, doch sie dachte nicht mehr klar. Der Trank wirkte noch immer, auch wenn sie nur einen halben Bonbon intus hatte. Sofort umfassten ihre Hände wieder sein Gesicht. Legten sich auf seine Wange und ihre Zunge leckte gierig an seinen Lippen. Doch sie wurde zurückgedrängt. Todd bog ihren Kopf leicht nach hinten und platzierte seine Lippen an ihrem Hals. Am nächsten Tag würde Ginny eindeutige Male tragen, die nur mit Tüchern oder einem Schal zu verstecken wären und vielleicht noch nicht einmal damit. Ihr Arm schrammte an seinem Zauberstab lang. Das harte Holz drückte in ihre weiße Haut. Auch das würde unschöne Flecke geben. Todd zog den Stab aus seinem Pullover und ließ ihn achtlos fallen. Ginny lächelte darüber nur kurz, dann konzentrierte sie sich wieder ganz auf den Hosenbund. Schnell hatte sie diesen geöffnet und beide sanken nun ineinander verschlungen auf den Boden, dass sie auf ihm zum Sitzen kam. Sie kicherte, seine Lippen wanderten weiter, kosteten und neckten sie, doch in das Kichern mischte sich erwartungsvolles Stöhnen und Seufzen, ihre Finger krallten sich in die weiche Wolle (Hey, war das Cashmeer?) und zerrten daran. Sie wünschte, der elendige Stoff wäre weg. Leise kam das Wort, mit dem Todd ihre Sachen von ihrem Körper gezaubert hatte über ihre Lippen und tatsächlich lösten sich die Fäden und fielen zu Boden. Ginny war nun doch verblüfft und wurde in die Realität katapultiert. Todd bemerkte den Wandel in Ginnys Verhalten und hielt inne. Der Hexe war es, als würde sie wieder zu Verstand kommen. Der Liebestrank hatte seine stärkste Wirkung hinter sich. Auch Todd bemerkte die Veränderung. Irgendetwas versuchte sich in sein Bewusstsein zu drängen. Eine bedrohliche Zahl. Er wischte den Gedanken beiseite und betrachtete sich den Körper, der vor ihm auf seinem Schoß saß. Diese roten Haare, die ihr Gesicht umschmeichelten, die weiße Haut, die kleinen, glatten Brüste. Er war versucht sie zu berühren, als hätte er das vorher nicht getan, doch er hielt sich zurück. In ihm schien ein großes Schild mit dem Wort ‚Warnung’ zu blinken und er sah ihr ins Gesicht. Seine Hände jedoch hielten noch immer ihren Körper fest. Ginny indes war von der Verblüffung von ihrem Zauberspruch in Entsetzen verfallen, als sie nun den entblößten linken Unterarm sah, dessen Hand noch immer auf ihrer Hüfte lag. Nur zu gut fühlte sie die Erregung des Zauberers unter sich. Der Stoff der Unterhose verbarg nicht fiel. Sie war halb nackt, sie fühlte eine drohende Gefahr in sich aufsteigen und nun wünschte sie, der Fahrstuhl hätte sie mit sich in den Abgrund gerissen. Plötzlich, als hätte sie ein Blitz getroffen, sprang sie auf, zog gleichzeitig ihren Zauberstab und beförderte ihre Sachen zu sich. Fahrig zog sie sich an, ohne Todd jedoch aus den Augen zu lassen. Sie war ohnehin erstaunt, dass er sie losgelassen hatte. Er sah von seinem Unterarm, auf dem ihr Blick eben noch geruht hatte, zu ihr auf. Eine Sekunde wirkte er vollkommen verloren. Seine Augen schienen unendlich traurig, doch schon sah er sie kalt an. Er stand nun auch auf, seinen Zauberstab in der Hand und Ginny wich zurück. Doch flüchten konnte sie nicht. Hinter ihr war die zerborstene Kabine in einem Schacht aus dickem Stein. Todd schloss in aller Seelenruhe seine Hose, ohne Ginny aus den Augen zu lassen, winkte seinen Pullover zu sich. Er zog ihn über, ebenso seinen Umhang. Seine Bewegungen waren nicht so hektisch wie die von Ginny. Er wirkte überlegen, hochmütig, sie wusste nicht, dass er damit seine Wut und seinen verletzten Stolz verbarg. Etwas in seiner Hand zog nun doch seine Aufmerksamkeit auf sich. Er hatte mit seinem Umhang Ginnys zerrissene Kette aufgehoben. Auch ihr Blick glitt zu dem Schmuckstück. „Das gehört mir“, gab sie leise von sich. Er lächelte: „Nicht mehr“ und schloss eine Hand um das Amulett. Dann kam er auf sie zu, dicht genug, dass sie seine Wärme spürte. „Death Eater“, zischte sie. Er hob eine Augenbraue: „Und?“ „Wirst du mich töten?“ Wenn, dann wollte sie es wenigstens wissen. Er musterte sie kurz und lächelte dann spöttisch: „Nein, das wäre ja Verschwendung.“ Dennoch hob er seinen Zauberstab. Ginny richtete sich auf. Was für ein Mut, dachte er und kam nicht umhin, sie dafür zu bewundern. Jetzt wusste er auch wieder, wie alt sie war. Sechzehn. Nicht volljährig. Ein Glück, dass sie rechtzeitig zur Besinnung gekommen war. Mit einer Nicht-Volljährigen hätte er nicht schlafen wollen, das gab nur Ärger. „Bombarda Maxima“, sagte er und die Wand hinter Ginny war weg. Sein Blick glitt von ihrem Gesicht zu dem Gang, der sich dahinter erstreckte. Er hatte doch gewusst, dass es hier Lüftungsschächte gab. „Komm mich mal besuchen, wenn du volljährig bist, dann bekommst du vielleicht deine Kette zurück“, sagte er leise. „Vielleicht?“, hakte sie nach. „Kommt darauf an, was du bereit bist zu geben“, setzte er nach und ging an ihr vorbei in die Dunkelheit. Ginny stand da, ganze zwei Sekunden, dann sackte sie zusammen und blieb auf dem kühlen Stein knien. Ihre Stirn sank auf den Boden. Tränen rannen ihr über das Gesicht. Tränen der Wut, der Scham, aber auch der Verzweiflung. Ein Gefühl hatte sich in ihr eingenistet, das sie dort ganz und gar nicht fühlen wollte. Es war doch nur eine Sekunde gewesen, vielleicht eine halbe, aber sie hatte ausgereicht, um Todds wahres Gesicht zu erkennen. Der eine Augeblick, als er sie, auf dem Boden sitzend, angesehen hatte, war genug, dass sie ihm ihr Herz geschenkt hatte. Sie ballte die Faust und schlug auf die Fliesen ein. Das war ungerecht. Wieso konnte sie sich nicht wie jeder normale Mensch verlieben? Wieso reichte bei ihr nur ein Blick aus? So war es bei Harry gewesen. Er hatte sie damals, als sie zehn war, nur kurz angesehen und schon hatte sie verlernt normal zu sprechen. Über Harry war sie weg, der hatte ohnehin nur Augen für Laureen. Aber hatte sich ihre Situation verbessert? Ihre Brüder würden sie dafür umbringen. Sie korrigierte sich. Charlie vielleicht nicht, aber die anderen … Da hob sie den Kopf. „Charlie“, sagte sie leise und sprang auf. Marcus Flint. Der Ausbruch! Die Akte!! Der fremde Death Eater!!! Da erst fiel ihr auch auf, dass sie noch immer nicht wusste, wer er denn nun war? Vielleicht war es auch besser so. Sie rannte in den dunklen Gang aufs gerade Wohl in eine Richtung, in der Hoffnung, es war die richtige. Sie musste nicht lange laufen, da erkannte sie einen anderen Fahrstuhlschacht. Die Wand war weg, die Kabine stand zur Abfahrt bereit. Hatte er sie ihr wieder runtergeschickt? Ginny dachte nicht darüber nach, sondern ging hinein und drückte auf den Knopf, der sie ins Erdgeschoß hinauf brachte. Im Eingangsbereich stoppte sie. Misstrauisch sah sich nach möglichen Wachen um. Es gab eine, doch die schlief und das sicher nicht freiwillig. Kurz dankte sie dem ihr Fremden und rannte hinaus in die Nacht. Auf der Straße blieb sie stehen und sah sich um, doch natürlich war Todd längst weg. Irgendwie war sie froh darüber, doch ein Teil bedauerte es auch. Was sollte sie nun tun? So derangiert, wie sie war, konnte sie unmöglich nach Hause gehen. Leider war Laureen bei einem Quidditchspiel und auch Annica war nicht in England. Wo sollte sie also hin? Da kam ihr ein Gedanke, der war so absurd, das konnte tatsächlich klappen. Phoenix Orden, war das Erste, was ihr einfiel. *** Jason hatte schon überlegt, ob er nicht lieber wegsah, als Ginny abrupt aufgesprungen war. Es schien, als hätte sie etwas erschreckt. Was Jason irritierte hatte, war Todds Mimik. Es war, als sähe er ihn, Jason an und nicht Ginny. Irgendwas in seinem Gesicht hatte den Jüngeren irritiert. Todd hatte den Fahrstuhl und somit das Bild verlassen und wenig später zeigte eine vierte Glaskugel, wo der junge Death Eater hinging. Jason beschloss, dass er genug gesehen hätte. Er schnappte sich alle vier Kugeln, ließ sie schrumpfen und verstaute sie in seiner Tasche. Den Wachmann ließ er schlafen. Er würde am Morgen wieder aufwachen. Er wollte den Raum gerade verlassen, als Todd aus einem Fahrstuhl kam, im Laufen einen weiteren Magier niederschoss und durch die Tür in die Nacht verschwand. Jason ging zu dem leblosen Körper und stellte erleichtert fest, dass dieser nur bewusstlos war. Er zog den Tarnumhang wieder über und ging ebenfalls. Todd entdeckte er auf einem Dach und er selbst lief um das Haus herum, und flog mit einem Besen, den Tarnumhang noch immer über sich, neben seinem Bruder. *** Ginny wusste nicht, dass sie beobachtet wurde. Auf einem nahen Dach stand Todd und sah zu ihr hinunter. Er hatte sich geirrt. Er war ihr schon einmal begegnet. Und das war gar nicht so weit weg von hier gewesen. Man trifft sich zweimal im Leben, so hieß es doch und Todd hoffte, dass es stimmte, denn diese Weasley bedeutete für ihn Ärger, das spürte er regelrecht. Doch als er zu der Akte in seiner Hand sah, wusste er, dass er seine Pläne ändern musste. Es wurde Zeit, sich ein neues Ziel zu suchen. Es wurde Zeit, die Seiten zu wechseln. Jetzt war nur noch die Frage, wen, außer Flint, würde er dort noch treffen? Mit zunehmend amüsiertem Lächeln beobachtete Jason seinen großen, ach so bösen Bruder, der ein seltsames Interesse an der kleinen Hexe zu haben schien, die dort unten aus dem Ministerium kommend davon eilte. *** Draco sah zu der Hütte hinüber. Obgleich Hütte die Untertreibung des Jahres war. Das Haus, ganz aus Holz gebaut, hatte zehn Zimmer, drei Bäder, eine große Küche und einen ansehnlichen Wintergarten, in dem zurzeit jedoch nichts wuchs. Die Pflanzen waren zugedeckt und in einen künstlichen Winterschlaf versetzt worden. Mrs Malfoy war schon lange nicht mehr hier gewesen, dieses Haus hatte Lucius ihr zur Geburt von Draco geschenkt, damit die Dame des Hauses eine Möglichkeit hatte sich zurückzuziehen. Draco war hier immer sehr gerne. Er schätzte vor allem die Ruhe, denn das Haus umgab nichts als mehrere Hektar Wald. Nun stand er also in der Dunkelheit und sah zu dem Haus hinüber. Es war noch vollkommen dunkel. In der Hand hatte er den Schlüssel. Narzissa hatte ihn ihm am Morgen gegeben, ohne dass sie lange nachgefragt hatte, wozu er ihn brauchte. Sie dachte, ihr Sohn würde sicher eine Zeit für sich brauchen. Draco lächelte in sich hinein. Für sich und Hermione. Nun schritt er mit langen Schritten auf den Eingang des Hauses zu. Der Schnee knirschte unter seinen Stiefeln und sie hinterließen tiefe Abdrücke. Er holte den Schlüssel hervor, doch ehe er ihn ins Schloss stecken konnte, wurde er von der Seite angesprochen. Er wandte sich zu der Hexe um, die nun dicht neben ihn getreten war und ihn aus braunen Augen ansah. „Du bist früh“, sagte er. „Ich wollte dich sehen“, erwiderte Hermione. Draco ließ seine Hand sinken und sah sie ernst an. Er wagte es kaum zu fragen, doch das musste er auch gar nicht. Die Hexe schob sich in seine Arme und legte ihren Kopf gegen seine Brust. Eine Hand von ihm legte sich beschützend auf ihrem Rücken und sacht strich sein Daumen über den dicken Umhang. Es schien unmöglich, dass sie es spüren konnte. Wohl bemerkte er aber ihre Verzweiflung. „Wieso?“, flüsterte sie und schloss die Augen. „Ich hatte keine Wahl. Die hatte niemand von uns“, sagte Draco. Er suchte ihren Blick und fand ihn auch, als sie den Kopf hob. „Was wirst du nun tun?“ Das war eigentlich eine ganz überflüssige Frage. War sie nicht hier? Herm lächelte traurig. Sie breitete eine Hand aus und eine einzelne Schneeflocke fiel darauf nieder. Der Kristall schmolz, ihre Finger schlossen sich um den winzigen Wassertropfen und sie sagte: „Ich lass dich nicht gehen.“ *** Er starrte den kalten Stein an, ohne ihn richtig zu sehen. Azkaban. Das war die Hölle, das Fegefeuer, oder beides zusammen auf Erden. Wie lange war er schon hier? Er wusste es nicht. Seine Gedanken klammerten sich nur an einen Menschen. An das Gesicht des Mannes, den er liebte. Wieso auch immer. Wann hatte er es eigentlich bewusst wahrgenommen? Marcus grübelte darüber nach. Er kam nicht auf die Antwort und es machte ihn fast wahnsinnig. Ihm war, als würde er ohne diese Antwort nicht weiter leben können. Aber nein, das war natürlich Unsinn. Er würde weiter leben. Tag für Tag. Er würde, weil er sonst Charlie nicht noch einmal sehen konnte. Charlie, dachte er und kniff die Augen zusammen. Beschwor das Bild herauf und lächelte, als er sogar die Stimme zu hören glaubte. „Charlie“, seufzte er und lehnte den Kopf gegen die Wand. „Verflucht, komm hoch“, sagte dieser. Marcus hörte es ganz deutlich und lachte leise vor sich hin. Er fuhr erst erschrocken zusammen, als etwas seinen Arm packte. Marcus riss die Augen auf und starrte in das Gesicht, das so dicht vor seinem war. Hatte er jetzt Halluzinationen. „Willst du hier bleiben?“, fragte die Halluzination, die seinem Charlie so verblüffend ähnlich war, dass Marcus eine Hand hob und diese auf die Wange des anderen legte. Er fühlte sich sogar an wie Charlie. Das vermeidliche Trugbild ergriff die Hand, die ihn berührte und zog Marcus nun auf die Beine. „Geht es dir gut? Kannst du laufen?“, fragte Charlie und da erst begriff Marcus, dass wirklich dieser und keine Einbildung vor ihm stand. „Charlie“, sagte er noch einmal. „Ja, ich bin es. Und jetzt komm, verdammt“, beschwor dieser ihn und zog ihn mit sich. Endlich kam Leben in den Gefangenen. Er setzte sich in Bewegung und lief recht bald recht schnell neben Charlie her, der ein Fenster anstrebte. „Halt dich fest“, sagte er, zog Marcus vor sich, einen Besen hervor und kurz drauf schwebten sie in der Luft. Schraubten sich in die Höhe und flogen aus dem Fenster, das kaum breit genug für sie war. Marcus hätte sicher die Luft angehalten, doch er war zu sehr darüber verwirrt, so dicht bei Charlie zu sein. Dessen Arm hatte sich um ihn geschlungen und hielt ihn fest. In seinem Glücksgefühl, nicht nur bei ihm zu sein, sondern auch aus dem Gefängnis, nahm er den Drachen erst sehr spät wahr und wurde bleich. Charlie landete vor dem Tier, hielt in einer Hand den Besen, in der anderen die Hand von Marcus. „Lauf, noch sind wir nicht in Sicherheit“, mahnte der Ältere und strebte dem Tier entgegen. Marcus gehorchte blind, auch wenn er wirklich etwas Angst hatte. Der Drache bog den Hals und roch an Marcus Haaren, dass diese, vom Luftsog angezogen, kurz zu Berge standen. Er wurde auf den Rücken geschoben. Charlie nahm hinter ihm Platz und wieder hielt er Marcus dicht an sich gepresst. „Weg hier, Sternchen“, befahl Charlie und der Drache erhob sich. „Sternchen“, fragte Marcus. Er wollte spöttisch klingen, doch er war zu erschöpft. Jegliche Kraft, die er für die plötzliche Flucht mobilisiert hatte, wich von ihm. Er war so geschwächt, dass er zusammensackte und in Charlies Armen halb ohnmächtig einschlief. Dieser war im ersten Moment erschrocken, doch dann lächelte er. Azkaban wurde immer kleiner. Der Drache kannte seinen Weg und Charlie schloss Marcus ganz in seine Arme, natürlich, damit dieser nicht herunterfiel und atmete selber durch. Nie hätte er gedacht, dass es funktionieren würde. Es war reines Glück, dass er Marcus gefunden hatte, bevor die Dementoren ihm über den Weg gelaufen waren und aus Gründen, die Charlie selber nicht verstand, hatte Marcus bei der Flicht mithalten können. Nun schlief er. Aber das sollte ihm vergönnt sein. Charlie wickelte sich und den anderen in eine schwarze Wolldecke ein und sah geradeaus. Sie flogen nach London. *** Alexandra Dolohov drehte sich mit Schwung um und lachte Sirius Black an. Der Animagus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Du willst doch nicht schon gehen, oder?“, fragte sie ihn. Sirius’ Augen wanderten über sie hinweg und durch den Raum. Sie waren auf der Feier, die das Ministerium gab. Warum Sirius sich von Alexa hatte überreden lassen mitzugehen, wusste er eigentlich auch nicht. Doch inzwischen wünschte er, er hätte nicht zugesagt. Er sah sie an und sagte: „Du kannst ja mitkommen. Dir kann es hier nicht gefallen.“ Alexa blickte über ihre Schultern nach hinten und kicherte. „Du hast Recht, die sind steinalt.“ Sie hakte sich bei dem Zauberer unter und zog ihn mit sich. „Du bringst mich doch nach Hause.“ Sie stellte ihr Glas einem vorbeigehenden Kellner auf das Tablett und steuerte den Ausgang an. Sie ließ sich in ihren Umhang helfen und sah zu Sirius, der bereits fertig angekleidet nachdenklich zu ihr hinüber sah. „Und? Spielst du den Gentleman?“, fragte sie, da er auf ihre Frage noch nicht geantwortet hatte. Er hielt ihr einladend den Arm hin und sie hakte sich unter. „Ich kann dich unmöglich alleine durch die Nacht ziehen lassen. Dein Bruder würde mir dafür mit Freuden den Kopf abschlagen“, räumte er ein. Alexa zog leicht schmollend die Lippen zusammen. „Dann begleitest du mich also nur um meines Bruders willen?“ „Natürlich. Ich habe erst seit kurzen meine Freiheit wieder und die will ich noch eine Weile genießen. Du bist mir viel zu gefährlich, um mich auf dich einzulassen.“ Alexa sah ihn von der Seite an. Dann pfiff sie sich eine Kutsche heran und stieg ein. „Nun, vielen Dank, Mister Black. Aber ich glaube, ich benötige Ihre Gesellschaft doch nicht. Gute Nacht.“ Dann schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu und die Kutsche fuhr davon. Was war denn jetzt schon wieder? Er zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg nach Hause. Das hieß, er apparierte in eine Seitegasse dicht neben dem Hauptquartier und betrat kurz darauf das Haus. „Du bist schon wieder da?“, fragte Remus Lupin und sah von seinem Buch auf. Dicht an ihn gekuschelt schlief Nymphodora Tonks. Sirius nickte. „Nacht“, sagte er kurz angebunden und stieg die Stufen zu seinem Zimmer hinauf. Remus sah seinem Freund nach und schüttelte den Kopf. Er weckte Tonks und schließlich gingen auch die beiden zu Bett. *** Parvati summte leise vor sich hin. Padma tat als ignorierte sie ihren Zwilling, aber sie beobachtete diese ganz genau. Sie würde sich mit Theodor treffen. Sie schielte zum Fenster, von wo aus man zur Nottvilla hinüber sehen konnte. Dort waren alle Fenster dunkel. Offenbar war niemand der Nachbarn zu Hause. Seltsam, dabei hätte sie schwören können Timothy gesehen zu haben. Nicht dass sie nach ihm Ausschau gehalten hätte. Es war ihr nur aufgefallen. In dem Moment drehte sich Parvati um und Padma kam nicht umhin festzustellen, dass ihre Schwester unglaublich hübsch aussah. „Ich geh dann“, flüsterte diese verschwörerisch und schwebte hinaus. Padma wartete, bis sie die Haustür hörte, dann stand sie auf und trat an das Fenster. Sie verfolgte ihre Schwester mit den Augen und seufzte. War es ihr Neid, dass sie dachte, wer so glücklich ist, wird bald in Tränen aufgelöst sein? In einem der Fenster der Villa gegenüber ging das Licht an. Padma sah hinüber und lächelte leicht, als sie Timothy hinter dem Glas erkannte. Dann trat sie rasch zurück in den Schatten und nahm sich ein Buch aus dem Regal. Doch sie konnte sich nicht konzentrieren, ihre Gedanken waren bei ihrer Schwester. Wenn nur das beklemmende Gefühl nicht wäre. *** Theodor Nott schob den Ärmel von seinem Hemd wieder über das Handgelenk und sah finster auf. Es gefiel ihm nicht, was seine Mutter von ihm verlangte, dennoch musste er ihr Recht geben. Besser jetzt als später und wenn sie es herausfand, würde sie ihn sowieso verlassen. Er lehnte sich gegen einen Baum und hob den Kopf, als er Schritte hörte. Parvati Patil lächelte ihn verunsichert an. Er konnte es ihr nicht verübeln, es war schon merkwürdig, sie mitten in der Nacht hierher zu bestellen. Doch noch war er von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt. Er wollte nicht bis zum Morgen warten, wusste er doch ganz genau, dass er es dann nicht mehr fertigbrachte. „Da bin ich. Ein ungewöhnlicher Ort. Bleiben wir hier?“, fragte sie und blieb vor ihm stehen. Theodor sah sie an. „Ich mache mit dir Schluss“, sagte er kühl. Parvati öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, doch sie brachte keinen Ton heraus. „Wir wussten doch beide, dass es nicht für immer ist“, sagte er. „Aber“, begann sie. Ihre Augen wanderten unruhig umher. Das konnte doch nicht wahr sein, nicht jetzt, wo endlich alles gut war. Er senkte den Kopf und sah zu seinen Schuhspitzen. „Theo“, flüsterte sie mit erstickender Stimme. Er sah nicht auf. „Warum? Es muss doch einen Grund geben.“ Nun hob er den Blick und er sah sie herablassend an. „Ich will nicht mehr, das ist alles“, sagte er und Parvati zuckte unter seinen Worten regelrecht zusammen. „Hör zu, mach keine Szene, es ist vorbei.“ Sein Gesicht wurde richtig wütend und Parvati trat einen Schritt zurück. „Nein, das glaube ich nicht“, schüttelte sie den Kopf, trat wieder vor, griff in seine Haare und zog ihn zu sich, um ihn zu küssen. Er erwiderte den Kuss nicht, seine Hände hingen an der Seite hinunter. Tränen rannen ihr das Gesicht hinunter und als eine sich zwischen ihre Lippen drängte, schob Theodor sie zurück und sah sie nun wirklich wütend an. „Es ist vorbei. Geh wieder nach Hause“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Seine Hände gruben sich tief in ihr Fleisch. Parvati merkte den Schmerz, doch ignorierte sie es. Ihr Blick bohrte sich in seinen. Sie machte sich von ihm los und ging wieder einen Schritt von ihm weg. Was sollte das? So feierte man doch nicht das Neujahr? Ihre Lippe zitterte vor Wut. Irgendwas stimmte hier doch nicht. „Du bist ein verdammter Lügner, Nott“, zischte sie und rannte dann davon. Theodor sah ihr nach und sank auf den Boden. Er ballte seine Fäuste und schlug auf die Erde ein. Er hasste seinen Vater. *** Millicent sagte gar nichts. Sie hatte im Haus der Goyles auf Gregory gewartet und nun stand er vor ihr. Blass, verstört und Trost suchend, doch das Mädchen war nicht fähig, ihm diesen zu geben. „Du bist ein Death Eater“, sagte sie sehr leise und Gregory hielt in der Bewegung inne. „Du bist wirklich einer von denen.“ „Mill“, fragte er verunsichert und wollte auf sie zugehen, doch diese wich zurück, als hätte er eine ansteckende Krankheit. „Fass mich nicht an. Halt dich von mir fern.“ „Wieso? Ich versteh…“, begann er, wurde aber von Millicent unterbrochen, als sie sagte: „Mein Vater ist ein Muggelgeborener. Davon wissen nur sehr wenige.“ Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und war verschwunden. Zurück blieb nur Gregory, der die Tür anstarrte, bis seine Eltern nach Hause kamen. *** „Ein glückliches neues Jahr“, sagte Laureen und sah Harry ernst an. Dieser tat gar nichts. Er konnte nicht, weil er wusste, was sie erwartete. „Laureen“, begann er. „Du weißt, mit wem ich in Verbindung stehe. Du hast es gesehen.“ „Und?“ „Wir können nicht zusammen sein. Das ist zu gefährlich.“ Das Mädchen kniff die Lippen zusammen, zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte entschieden den Kopf. „Das sind nur Ausreden. Wenn du mich nicht genug magst, um mein Freund zu sein, dann sag es doch einfach.“ „Du weißt, dass es keine Ausrede ist. Ich habe einfach nur Angst um dich.“ Laureen ließ die Worte im Raum stehen. Sie ging auf ihn zu, sah zu ihm auf und sagte, genauso ernst wie es ihm zu sein schien: „Und genau deshalb erfinde keine Ausreden, Harry.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Er könnte sie zurück schieben. Er könnte… … tat er ab er nicht. Stattdessen zog er sie dichter zu sich und erwiderte den Kuss. *** „London“, seufzte Marcus, als die Lichter unverkennbar auf diese Stadt hinwiesen. Bis dahin hatte er geschwiegen. Er war schon eine ganze Weile wieder wach, aber er fühlte sich zu wohl, zu geborgen in Charlies Armen und er wollte die Nähe noch ein bisschen genießen. War das egoistisch? Sicher. Aber als Slytherin durfte man das auch sein. Marcus ging davon aus, dass er nicht so schnell wieder die Gelegenheit hatte, sich an Charlie zu kuscheln. Er lächelte traurig in sich hinein, als Charlie ihn tatsächlich losließ. Er hatte ihn gerettet. Nur seinetwegen hatte er die letzten Monate in dem Gefängnis überlebt. Marcus wollte Charlie nicht noch mehr in seine Angelegenheiten hineinziehen und so sagte er, ohne sich im Klaren zu sein, was es für Konsequenzen hatte: „Setz mich am Stadtrand ab.“ „Was? Nein. Du kommst mit mir“, protestierte Charlie und Marcus war wirklich gerührt und wollte schon nachgeben, doch er schüttelte entschieden den Kopf. „Lass mich am Stadtrand runter. Bitte.“ Der Ältere überlegte einen Moment, gab dann dem Drachen jedoch ein Zeichen und sie landeten. Marcus rutschte von dem Rücken des Tieres und unterdrückte ein Seufzen und zwang sich zu einer aufrechten Haltung. Charlie würde ihn sonst wieder einpacken und mitnehmen und so sehr er sich das auch wünschte, so war es ganz und gar unvernünftig. Ihn aus Azkaban zu holen, kam einem Todesurteil gleich. Man musste das Risiko nicht noch mehr erhöhen. „Ich habe einen Umhang für dich, Schal, Mütze und Handschuhe“, sagte Charlie und reichte sie Marcus, der alles überzog. Sie sahen beide zu Boden und Charlie sagte: „Deine Schuhe…“ Er stockte und Marcus winkte ab. „Ich bin Zauberer, ich kann apparieren.“ „Wohin?“, fragte Charlie und der andere sah ihn nachdenklich an. „Das sage ich dir besser nicht.“ Der Ältere nickte und holte etwas aus seinem Ärmel. „Ein Zauberstab. Er wird nicht perfekt sein. Aber fürs erste wird es gehen, hoffe ich.“ Marcus sah verblüfft auf das Holz. Das hätte er jetzt nicht erwartet. Er nahm ihn und schwang ihn probeweise. Er war ganz und gar unpassend, aber er sagte es nicht. Dazu war er einfach zu gerührt. Es war unvernünftig, damit setzte er alles aufs Spiel, was er vielleicht hätte haben können, aber dennoch konnte Marcus es nicht lassen. Er trat einen Schritt vor, küsste Charlie auf die Lippen, raunte: „Danke“ und war weg. Disappariert. *** Vincent Crabbe schloss leise die Tür und blickte zu der zusammengesunkenen Gestalt, die in einem Sessel saß und zum Fenster in die Nacht hinausstarrte. Er wartete. Gregory Goyle rührte sich nicht, er starrte nur vor sich hin, eine Hand lag auf seinem Unterarm, als müsste er etwas verstecken. „Greg“, sagte Vincent schließlich und dieser atmete tief ein. „Was willst du? Bist du gekommen, um dich an meinem Elend zu ergötzen?“, fragte er bitter. Vincent runzelte wütend die Stirn, aber verübeln konnte er ihm die Stimmung nicht. Eben hatte Millicent Bulstrode ihn verlassen. „Deine Mutter sagte, was passiert ist, ich dachte …“ Vincent brach ab, denn Gregory war aufgesprungen und starrte den anderen wütend an. „Du dachtest? Was denn?“ Seine Hand fuhr durch die Luft und fegte eine Vase auf einem Tisch hinunter. Mit Genugtuung hörte er das Porzellan splittern. Die Blumen waren für Millicent gedacht gewesen. Sie hatte am nächsten Tag Geburtstag. „Sie wird sich wieder beruhigen“, sagte Vincent und Gregory schnaubte verächtlich. „Sicher.“ Er drehte sich um und verschränkte die Arme. „Warum kann er nicht tot sein, Vinc? Mit welchem Recht quält er die Welt nur so?“ Darauf wusste Vincent nichts zu antworten. Er sah zum Boden. So standen sie da und keiner sagte ein Wort. Schließlich drehte sich Vincent um und ging wieder. Was sollte er auch hier? Er hatte genug eigene Probleme. *** Die Uhr auf dem Kamin begann zu schlagen. Ron und Pancy, die sich einen Film ansahen und sich gerade krümmten vor Lachen, sahen gleichzeitig zur Uhr und verstummten. Der Glockenschlag verklang und Pancy drehte den Kopf zurück und sah Ron neben sich an. „Ein fröhliches neues Jahr“, sagte er fast feierlich und stand sogar auf. Auch Pancy erhob sich und lächelte leicht verunsichert: „Dir auch und danke, dass ich hier feiern durfte.“ Sie standen sich irgendwie unbeholfen gegenüber und umarmten sich dann doch verlegen. „Keine Ursache, komm ruhig wieder vorbei“, sagte Ron schließlich und wunderte sich selber, wie ernst ihm das war. Pancy rückte etwas ab, ohne ihn jedoch loszulassen und sah ihn an. „Wirklich?“ Er nickte. Doch dann stutzten beide. Irgendwas war draußen. Ron machte sich los und ging zum Fenster. Vor ihrem Haus stand ein Drache. Wieso war dort ein Drache? Das Tier neigte den Kopf und jemand rutschte von dessen Rücken. Dann erhob es sich und flog davon. Die Gestalt jedoch wankte auf das Haus zu. Ron riss die Tür auf. „Charlie“, rief er. Auch Pancy stand nun in der Tür und zusammen liefen sie hinaus und konnten Rons Bruder gerade noch abfangen, sonst wäre er sicher in den Schnee gestürzt. „Bist du verrückt? Wenn man Grippe und Fieber hat, bleibt man doch im Bett“, schimpfte Ron. Pancy runzelte die Stirn. Fieber? Das sah ihr gar nicht nach einer Grippe aus. Diese Leere in den Augen hatte sie schon einmal gesehen. Und ein leiser Verdacht keimte in ihr auf, doch warum sollte Rons Bruder nach Azkaban fliegen? Zusammen mit Ron brachte sie Charlie ins Haus. Dort ließ dieser sich am Tisch nieder und starrte in die Flammen. Pancy begann die Küchenschränke zu durchwühlen und fand recht schnell, was sie wollte. Schokolade. Ohne lange zu fragen, stellte sie eine Tasse und Milch dazu und begann eine heiße Schokolade zu bereiten. Da wurde die Tür erneut aufgerissen und Rons Eltern kamen herein. Arthur runzelte die Stirn und Molly rang scheinbar um Fassung. „Was ist passiert, Junge?“, murmelte Molly. Pancy schob die Tasse auf den Tisch und da erst bemerkten die Eltern die junge Hexe. „Guten Abend“, sagte Molly verwundert. „Guten Abend“, nickte Pancy höflich und sah dann wieder zu Charlie. „Ihr Sohn war in Azkaban, nicht?“ Die beiden starrten wieder zu Charlie, der nun Pancy musterte. „Woher weißt du das?“, fragte er tonlos. „Diese Augen. So sah Vater aus, als er entlassen wurde“, erklärte sie. Arthur sah sie nachdenklich an. „Wer bist du?“, fragte er schließlich. „Das ist Pancy aus meiner Klasse“, sagte nun Ron, wandte sich dann aber an Charlie. „Warum warst du in Azkaban?“ „Lass ihn erstmal zu sich kommen, Ron“, winkte Molly ab, der plötzlich alles klar wurde. „Wieso seid ihr überhaupt hier?“ „Die Party war langweilig und Molly hatte Kopfschmerzen. Und als wir dann den Drachen sahen, hatte deine Mutter eine Befürchtung.“ Arthur sagte das sehr leise und musterte noch immer Charlie, der sich an der Tasse regelrecht festklammerte. „Ron“, hob Molly nun den Kopf „Hol doch für Pancy bitte die dicke Decke aus der Truhe. In den dünnen wird sie nur frieren.“ Überrascht sahen die beiden jüngsten auf. „Du willst sie doch nicht jetzt noch reisen lassen“, entrüstete sich Molly und Ron schüttelte stumm den Kopf. Er konnte seine Mutter ja verstehen, obgleich das Reisen für Magier mit dem von Muggeln nicht zu vergleichen war. Es gab das Flohnetzwerk und Portschlüssel, auch wenn beide nicht zu hundert Prozent zuverlässig waren, funktionierten sie ganz gut. Er sah fragend zu Pancy, die verwirrt nickte. So zuckte er mit den Schultern und deutete ihr an, ihm zu folgen. Was zur Hölle noch eins ging hier eigentlich vor, fragte er sich. Irgendwas verheimlichte man doch vor ihm. *** Antaia drehte sich zu Antonin um und schlang beide Arme um ihn. „Schläfst du schon?“, fragte sie. „Tief und fest“, versicherte er murmelnd. Antaia hob den Kopf und sah ihren Ehemann an. Sie seufzte und ließ sich enttäuscht zurückrollen. „Wo willst du denn hin?“, fragte Antonins verschlafene Stimme und er zog seine Frau wieder zu sich. Seine Hand strich ihr sanft über den Bauch, und sie wusste, er würde binnen weniger Sekunden wieder eingeschlafen sein, doch das war ihr plötzlich egal. Zufrieden schloss sie die Augen und suchte sich einen Traumfaden. Kurz bevor sie in den Schlaf glitt, wurde sie jedoch wieder geweckt. Antonin hatte aufgehört, ihr über den Bauch zu streichen und hatte sie auf den Rücken gedrehte, die Decke von ihr runtergezogen und starrte sie nun an. „Was?“, fragte Antaia verunsichert. Da kletterte Antonin auf sie drauf und auf der anderen Seite wieder hinunter und aus dem Bett. Die Hexe richtete sich verwundert auf. Sie stützte sich auf ihre Unterarme ab und starrte zu der offenen Tür, durch die der Zauberer verschwunden war. „Antonin?“, fragte sie leise. Da kam der Hausherr auch schon wieder zurück, in der Hand eine kleine Flasche. Er setzte sich auf Antaias Beine, schob ihr Nachthemd hoch, dass ihr Bauch frei lag und betrachtete ihn kritisch. Dann rieb er sich etwas von der öligen Flüssigkeit auf die Handflächen und legte sie auf die Haut vor sich. Er murmelte tonlos ein paar Worte und Antaias Angst wuchs. Ungläubig sah sie zwischen Antonins Händen auf ihrem Bauch und dem Zauberer, der sehr konzentriert aussah, hin und her. Schließlich hob er den Kopf und lächelte. Er wischte sich die Hände an einem Tuch ab und richtete sich etwas auf. Er nahm ihren Kopf und zog ihn dichter zu sich, um sie zu küssen. Dann stellte er die Flasche auf den Nachttisch, legte sich wieder neben sie und zog sie zurück in seine Arme. „Kannst du mir mal sagen, was das eben war?“, fragte Antaia verwundert. Sie konnte sich keinen Reim aus dem Verhalten machen. Antonin drückte ihr einen Kuss in den Nacken und sagte: „Wir werden Eltern. In sieben Monaten, würde ich sagen“, dann war er eingeschlafen. Antaia überlegte. Sie würde ein Kind bekommen? Aber wie? Okay, das war eine dumme Frage. Aber wie hatte sie das übersehen können? Sie hatte keine Stimmungsschwankungen, hatte keine komischen Essgelüste. Als sie Delia, ihre nun sechsjährige Tochter, erwartete, hatte sie ihre Seele aus dem Leib gekotzt, aber diesmal – nichts. Sie sollte im zweiten Monat sein? „Bist du sicher?“, fragte sie, doch erhielt sie keine Antwort. Im schwachen Mondlicht fiel ihr Blick auf den Kalender. Nun ja, eine Woche war sie überfällig und sie hatte von Frauen gehört, die bis zur Geburt ihre Monatsblutungen hatten und Antonin war Heiler, er würde wohl wissen, wenn … Antaia richtete sich auf. Moment, sie war SCHWANGER? *** Oliver Wood war es unheimlich. Die Nacht war so finster. Man konnte nicht einmal die Sterne sehen, obwohl man die in London sowieso nie sah. Er zog einen Schlüssel hervor und öffnete seine Haus- und schließlich die Wohnungstür. Er wohnte unter dem Dach, in der vierten Etage. Müde ließ er seine Tasche fallen und auch sein Umhang glitt von seinen Schultern und blieb liegen, wo er stand. Er schob die Tür zu und verriegelte sie. Dann entfachte er ein Feuer im Kamin und stocherte mit dem Schürhaken in der alten Asche. Er fuhr sich mit der Hand über den Kopf und fragte sich, wieso er so ein seltsames Gefühl hatte. Schon als er aufgewacht war, wäre er am liebsten liegen geblieben. Irgendwas hing in der Luft. Er schloss kurz die Augen und seufzte. Nun, bisher war nichts passiert. Und er würde gleich wieder schlafen gehen. „Du kommst aber spät“, wurde er begrüßt und Oliver wirbelte herum. Der Schürhaken, den er eben weghängen wollte, fiel klirrend zu Boden. Er starrte auf die Person, die dort in einem seiner Sessel saß und ihn stumm ansah. Er kannte den Zauberer. Doch saß er eigentlich seit einem halben Jahr in Azkaban. Er war ganz dürr, geradezu blass und seine Haare standen ihm wirr vom Kopf. Er hatte einen Umhang über seiner schäbigen Kleidung und ein unsicheres Lächeln legte sich nun auf die Lippen. „Marcus“, entfuhr es Oliver. „Was machst du hier?“ „Ich wusste nicht, wohin“, sagte dieser leise. „Außerdem schuldest du mir noch was, Wood.“ *** „Sirius“, sagte Alexandra verblüfft, als sie die Tür öffnete und den Animagus davor sah. Der Zauberer fragte mit einer Geste, ob er eintreten dürfte und die Hexe gewährte es ihm. „Was machst du so spät hier?“ Sirius schien zu überlegen. „Ich bin mir nicht sicher, ich wollte nur nicht, dass unser Gespräch so endet, wie es endete.“ Er sah sie nun direkt an. „Alexa, was bin ich für dich?“ „Ein Kollege“, sagte sie und ging zu ihrem Sessel hinüber, auf dem sie bis eben noch gesessen hatte. Sirius folgte ihr, setzte sich in den anderen Sessel, da wo er immer saß, wenn er hier war und sah sie weiter nachdenklich an. Alexa ignorierte es anfangs und las weiter in ihrem Buch. Doch schließlich gab sie es auf, klappte es zu und stand auf. „Wie wäre es mit einem Glas Wein?“, fragte sie. „Gern.“ Die Hexe nickte leicht vor sich hin. Freute sie sich darüber? Seine Anwesenheit machte sie leicht nervös. Was wollte er nur? Irgendwas war anders. Irgendwie war er so ernst, so melancholisch. Alexa sah aus dem Fenster, während sie die oberste Flasche aus dem Regal zog und sie entkorkte. Dann seufzte sie und füllte zwei Gläser. Am liebsten hätte sie ihres gleich in einem Zug hinunter geschüttet, doch sie ließ es. Sie stopfte den Korken wieder zurück in die Flasche und griff beide Gläser. Ihre Gedanken waren ganz woanders, nur nicht bei dem Wein. Er schwappte bedenklich und Sirius stand auf und nahm ihr eines der Gläser ab. Er roch kurz daran und sagte: „Ein interessantes Aroma. Was ist das für eine Sorte?“ Alexa lächelte: „Bist du also hergekommen um über Wein zu fachsimpeln?“ „Ich wollte lediglich höflich sein und Konversation betreiben.“ „Also bist du zum Smalltalk hier?“ Sie wurde nun wirklich ärgerlich. „Sirius was willst du? Ich habe keine Lust auf lange Reden. Sag, was du zu sagen hast, und dann geh bitte wieder.“ „Du wirfst mich also wieder raus?“ „Sirius.“ Sie wurde nun wirklich ungeduldiger. „Ich dachte, es wäre gut, das neue Jahr mit einer Freundschaft zu beginnen. Unsere bisherige Beziehung ist mir irgendwie zu anstrengend, vor allem, da wir uns jeden Tag in der Schule sehen.“ Er hob sein Glas und sagte: „Auf gute Zusammenarbeit als Kollegen und danke für deine Hilfe, als ich sie gebraucht habe.“ Nun musste sie doch lächeln. Nur zu gut war ihr der erste Tag in Hogwarts in Erinnerung. Wahrscheinlich hatte sie Sirius wirklich das Leben gerettet, wie Albus damals bemerkt hatte. Wenn der Animagus nicht beim Experiment hops gegangen war, dann spätestens, wenn Severus zurück war und seinen geliebten, misshandelten Kerker entdeckt hätte. „Auf unsere Freundschaft“, vollendete Alexa, „Und ein … gutes neues Jahr.“ Sirius merkte wohl, dass sie etwas anderes sagen wollte, aber was hätte schon gepasst? Voldemort stand sozusagen vor der Tür. Vor allen Türen und wer wusste schon, wer am Ende des Jahres noch leben würde, um zu feiern? Beide tranken ihre Gläser auf ex. Womöglich hatten sie es wirklich nötig, um ihre Nerven wieder zu beruhigen oder der Wein war sehr süffig. „Ein wirklich interessanter Geschmack“, meinte Sirius noch einmal und stellte sein Glas auf den nahen Tisch. „Ja, das stimmt. Es muss eine neue Sorte sein, sie kommt mir nicht bekannt vor. Wheely hat aufgeräumt, er hat sie vielleicht von Onkel Istave mitgebracht.“ Auch Alexa stellte ihr Glas nun ab. Irgendetwas war seltsam. Sie hatte das Gefühl, als würde der Raum um sie verschwinden, als wäre er nicht mehr wichtig. Sie sah auf und ihr Blick begegnete dem von Sirius, der sie regelrecht anstarrte. Keiner sagte ein Wort. Sie traten nur beide einen Schritt vor, schlangen die Arme umeinander und küssten sich. Sie ließen kaum voneinander, als sie sich die Kleider regelrecht vom Leib rissen und auch nicht, als sie ins Schlafzimmer taumelten. Die Tür flog ins Schloss, doch das bekamen sie nicht einmal mehr am Rande mit. Genau genommen war es ihnen ja auch mehr oder weniger egal, ob diese Tür nun zu, offen oder überhaupt vorhanden war. Alexa schmiegte sich an den Zauberer und stieß ein wohliges Seufzen aus, als er sie schließlich hochhob und zum Bett trug, sich langsam in die weichen Kissen mit ihr sinken ließ, dabei aber auch nicht von ihr Abstand nahm, sondern sie fordernd küsste. Die Hexe ließ ihre Hände über seinen Rücken wandern und bemerkte, wie Sirius mit den Händen über ihre Brüste, dann an ihrer Hüfte hinab zu ihren Oberschenkeln strich. „Bitte.“, flüsterte sie leise, halb erwartungsvoll und halb flehend, auch wenn das kaum notwendig war, denn er war nicht dazu im Stande, noch länger zu warten. Ein lustvolles Stöhnen drang über ihre Lippen, als er in sie eindrang und ihr alle Gedanken endgültig abhanden kamen. Mit den Händen krallte sie sich an Sirius’ Schultern fest und ihre Fingernägel hinterließen ein paar hauchfeine Kratzer, als er sich mit kraftvollen Stößen in ihr vergrub. Heiße und kalte Schauer jagten über ihren Rücken und Alexa wünschte sich, dass es nie enden möge, auch wenn sie spürte, dass dem bald so sein würde. Alexandra würde am nächsten Morgen, wenn sie aufgewacht war und Sirius längst wieder bei sich zu Hause, die Flasche mit dem merkwürdigen Wein entdecken. Es war die Flasche, die sie einst für Antonin und Antaia bestimmt hatte. Damals war sie nicht dazu gekommen sie ihm zu geben, denn sein Haus war gerade abgebrannt. Später als Antaia verschwand, erwies sich der mit Liebestrank versetzte Wein als überflüssig. Sie hatte die Flasche separat aufbewahrt, doch der übereifrige Wheely hatte sie zu den anderen Weinflaschen ganz oben ins Regal geschoben, genauso wie der Hauself einst die kleine Flasche mit dem puren Liebestrank in die Kiste geräumt hatte, die Alexa Timothy gegeben hatte. Die Hexe hatte sie zwar vermisst, doch nie ernstlich weder nach der puren Essenz noch nach dem veränderten Wein gesucht. Letzterer traf sie nun selber. *** „Wirklich alle? Wieso du nicht?“, fragte Lavender und richtete sich auf. Blaise lag auf dem Rücken und hatte die Arme unter seinem Kopf verschränkt. Er sah zu dem blonden Mädchen auf, das auf seiner Hüfte saß und zuckte mit den Schultern. „Meine Eltern sind keine Death Eater. Außerdem bin ich als Informant nützlich.“ „Aber Mister Goyle…“, begann Lavender, doch Blaise schüttelte den Kopf. Sie legte den Kopf schief und beugte sich zu ihm hinunter. „Informant?“ Sie sah ihn forschend an. Er grinste: „Natürlich. Was glaubst du, warum ich mit dir schlafe.“ Lavender schnappte nach Luft, sie wollte sich schon wieder aufrichten, doch Blaise packte sie an den Armen, drehte sie herum und schob sich auf sie. Ihre Arme hielt er über ihrem Kopf fest. „Und das sagst du mir mitten ins Gesicht?“, fragte sie. „Besser du erfährst es von mir als von jemand anderem“, sagte er gleichmütig und ließ ihre Arme los. Sie musterte sein Gesicht und lächelte dann. „Du bist ein Verräter“, sagte sie leise und Blaise legte ihr spielerisch entsetzt den Finger auf den Mund. „Scht. Nicht so laut, wenn dich jemand hört“, flüsterte er. Lavender lachte leise und zog den Jungen zu sich, um ihn zu küssen. *** Padma war wahrhaft erschüttert gewesen, als ihr Zwilling zurückkam und sie mit Tränen überströmtem Gesicht an ihr vorbeilief. Zaghaft hatte sie an die Tür geklopft, doch Parvati wollte nicht mit ihr sprechen. Vielmehr hörte sie, wie diese durch die Tür rief: „Du kannst dich freuen. Er hat mich fallen lassen.“ Padma war zusammengefahren. Das hatte sie nicht gewollt. Wut stieg in ihr auf. Diese verfluchten Notts. Sie ging zurück in ihr Zimmer. Ihre Eltern würden erst in einer Stunde zurück sein. Seufzend ließ sie ihren Kopf gegen die Fensterscheibe sinken und sah in den Schnee hinaus. „Diese Notts“, murmelte sie noch einmal und angelte nach dem Teller voller Süßkram. Ihre Finger verirrten sich und griffen einen orangefarbenen Bonbon. *** „Es ist schon halb zwei“, sagte Lilien und sah besorgt zur Tür. Theodor war noch nicht zurück. In dem Moment schlug die Tür. Sie eilte zu ihrem Sohn, doch der zischte nur: „Lasst mich.“ „Theodor“, tadelte Francis, doch den sah dieser noch nicht mal an, als er sagte: „Ich kenne euch nicht mehr. Sprecht mich nicht an.“ „Was ist denn los?“, wollte Timothy wissen. „Dein Bruder hat ein paar Probleme“, beruhigte ihn Lilien, da kam Theodor wie vom Beißkäfer gestochen die Treppe wieder hinuntergefegt und er brüllte: „Ein paar Probleme?“ Er riss den Ärmel von seinem Pullover hoch und rief: „Nennst du das ein paar Probleme? Es ist unfair. Du hast doch den Mann auch geheiratet, wieso konnte ich Parvati nicht behalten?“ „Dein Vater und ich“, begann die Hexe, doch Theodor fuhr dazwischen. „Ich habe keinen Vater mehr.“ Eine Hand traf schallend seine Wange und Lilien sah ihn wütend an. Francis war nur sprachlos. Er war unfähig, sich zu bewegen. „Wag es ja nicht, noch einmal so etwas zu sagen.“ Ihre Stimme war gefährlich leise und Theodors Lippen bildeten eine schmale Linie. Ohne ein weiteres Wort ging er die Stufen hinauf in sein Zimmer, das er bis zur Abreise nach Hogwarts auch nicht mehr verlassen würde. Timothy war dem Ganzen sprachlos gefolgt. „Aber er mochte doch Parvati“, sagte er leise. Seine Eltern sahen ihn nur kurz an und gingen dann ins Kaminzimmer. Timothy überlegte, schnappte sich dann seinen Umhang und ging unbemerkt in die Nacht. *** Padma hatte das Gefühl, rein gar nichts um sich wahrzunehmen, sie starrte nur auf das Glas, als sich etwas auf der Straße bewegte. Ihre Augen fokussierten und erfassten einen Jungen, den sie wiedererkannte. „Timothy Nott“, sagte sie verblüfft. Sie setzte sich in Bewegung. Ihre Glieder waren ganz steif, weil sie über eine halbe Stunden in einer Position verharrt war. Erstaunlich schnell lief sie die Stufen hinunter. Der kühle Wind ließ ihre Sinne langsam wieder erwachen. Sie registrierte nun auch den Schneefall und auch der leise Ärger über die Notts bahnte sich wieder an die Oberfläche. Sie blieb vor Timothy stehen, der sie verblüfft ansah. „Ein gesundes, neues Jahr“, sagte er. Er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen, zu überrascht war er, ausgerechnet Padma zu sehen, wenn überhaupt, hätte er mit Parvati gerechnet. „Ist deine Schwester“, weiter kam er nicht, denn Padma nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn. Sehr zurückhaltend und schüchtern, aber dennoch raubte es Timothy den Atem, sie plötzlich so nahe zu wissen. Sie löste sich wieder und lächelte: „Dir auch.“ Einen Moment starrten sie sich nur an, bis Padma begriff, was sie getan hatte. Hastig ließ sie ihre Hände sinken und trat einen Schritt zurück. „Tut mir leid“, stammelte sie und jagte zurück ins Haus. Timothy war nun wirklich verwirrt, grinste aber und sagte leise zu sich: „Mir nicht.“ Er hatte den Grund, warum er hier war, vollkommen vergessen und schwebte nun zurück nach nebenan, nach Hause. Parvati hatte das von ihrem Zimmer aus beobachtet und eine tiefe Wut gärte in ihr. *** Auch Theodor hatte seinen kleinen Bruder beobachtet. Er durfte offenbar. Wieso? Weil er Squib war? Oder weil er der Kleine war? Theodors Faust donnerte gegen das Glas, das knackend nachgab. Einen Moment schien es, als wollte das Glas noch überlegen, ob es nun zersprang, da rieselten auch schon die Scherben auf den Boden und ein dünnes Blutrinnsal lief seine Faust hinunter, den Arm entlang über das Dunkle Mal. Der Dunkle Lord musste weg, dachte er bitter. Er kannte die Prophezeiung. Zacharias hatte ihm davon erzählt. Also entweder Harry oder der Dunkle Lord, überlegte Theodor und ging zu seinem Bücherregal. Recht eingestaubt, stand dort ein Buch mit Flüchen ausschließlich schwarzer Magier. Er würde es mit nach Hogwarts nehmen und Harry dazu bringen, die zu lernen. Je schneller Voldemort starb, umso besser. Timothy klopfte leise und Theodor sagte, kaum dass er ihn sah: „Komm rein, wenn du mir helfen willst, sonst bleib draußen.“ Tim schloss die Tür und fragte: „Wobei helfen?“ „Wir bringen den Dunklen Lord um.“ Der Jüngere sah ihn finster an und Theodor fragte: „Was denn? Hast du was dagegen?“ „Nein, ich weiß nur nicht, wie ich dir helfen kann.“ „Du bist doch der Experte in Tränke und da fällt dir nichts ein?“ Timothy überlegte einen Moment und rannte dann die Stufen hinunter. Kurz darauf war er wieder da, in seinen Armen ein riesiger Bücherstapel. „Die Weasleys sind sehr inspirierend“, redete Timothy drauflos und war Feuer und Flamme, das sah man ihm an. Er schlug mehrere Bücher auf und begann einiges aufzuschreiben. „Vielleicht werde ich doch Miss Dolohov um Hilfe bitten“, überlegte er laut und begann sehr emsig zu schreiben. Theodor hielt inne und beobachtete seinen kleinen Bruder. Er kam nicht umhin, seinen Kummer kurz zu vergessen und fragte plötzlich: „Du kannst Padma gut leiden, nicht?“ Timothy sah auf. Er wusste nicht, was er antworten sollte, doch nickte er und Theodor konzentrierte sich wieder auf seine eigene Lektüre. *** Professor Sinistra sah sich vorsichtig um. Sie war auf dem Weg zu einem leerstehenden Haus. Dort gab es einen Kamin. Sie hatte ihn, als sie hergekommen war, an das Flohnetzwerk angeschlossen und er würde sie schnell wieder nach Hause bringen. Der Tag war erst wenige Stunden alt. Der Hogwartsexpress mit den Schülern würde erst in gut fünf Stunden in London abfahren. Zeit, in die Schule zurückzukehren. Es war nicht angenehm, dieser Tage allein unterwegs zu sein. Es geschahen zu viele ‚Unfälle’. Sie musste nur noch schnell nach Hause. Dort gab es einen Portschlüssel, der sie in die Schule bringen würde. Schon hatte sie die Tür zu dem leerstehenden Haus erreicht. Sie suchte den Schlüssel, der zusammen mit einem Spruch die Tür öffnen würde und steckte ihn ins Schloss. Gerade wollte sie die Worte murmeln, hatte sie schon auf den Lippen, als ihr Blick erstarrte. Ein giftgrüner Strahl hatte sie im Rücken getroffen. Die ausgestreckte Hand sank hinunter. Die Finger strichen über das kalte Metall des Knaufs. Und der Körper der Professorin klappte wie eine leblose Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte, zusammen. Der Kopf knallte gegen die Tür und krümmte den Hals auf unnatürliche Weise. „Ich danke dir“, sagte eine Stimme in der Dunkelheit. Dann verschwand die Gestalt. *** In der Redaktion: Outtake: Ich bat Gloomy, mir die Adultszene zu schreiben und bekam dann das zurück. Ich konnte es nicht für mich behalten. Als ich es las, bin ich vor Lachen vom Stuhl gefallen. *grins*[i/] … Alexa und Sirius traten nur beide einen Schritt vor, schlangen die Arme umeinander und küssten sich. Sie ließen kaum voneinander, als sie sich die Kleider regelrecht vom Leib rissen und auch nicht, als sie ins Schlafzimmer taumelten. Die Tür flog ins Schloss, doch das bekamen sie nicht einmal mehr am Rande mit. Saturn: Irgendwo hier *großen Kreis beschreibe* müsste deine Szene rein. Gloomy: *in Kreis spring, kurz das Terrain sondiere und sich die Hände reibe* Harhar! Chanti: Bleib anständig! Gloomy: Immer! Chanti: *seufzt* Gloomy: *Fingerknöchel knacken lass* HARHAR!! Genau genommen war es ihnen ja auch mehr oder weniger egal, ob diese Tür nun zu, offen oder überhaupt vorhanden war. Alexa schmiegte sich an den Zauberer und stieß ein wohliges Seufzen aus, als er sie schließlich hochhob und zum Bett trug, sich langsam in die weichen Kissen mit ihr sinken ließ, dabei aber auch nicht von ihr Abstand nahm, sondern sie fordernd küsste. Die Hexe ließ ihre Hände über seinen Rücken wandern… Gloomy: Rrrrrrr! …und bemerkte, wie Sirius mit den Händen über ihre Brüste, dann an ihrer Hüfte hinab zu ihren Oberschenkeln strich. Chanti: Der Mann ist gelenkig. Gloomy: Yoga und jahrelange Erfahrung! „Bitte.“, flüsterte sie leise, halb erwartungsvoll und halb flehend, auch wenn das kaum notwendig war, denn er war nicht dazu im Stande noch länger zu warten. Ein lustvolles Stöhnen drang über ihre Lippen, als er in sie eindrang und ihr alle Gedanken endgültig abhanden kamen. Mit den Händen krallte sie sich an Sirius’ Schultern fest und ihre Fingernägel hinterließen ein paar hauchfeine Kratzer, als er sich mit kraftvollen Stößen in ihr vergrub. Heiße und kalte Schauer jagten über ihren Rücken und Alexa wünschte sich, dass es nie enden möge, auch wenn sie spürte, dass dem bald so sein würde. Gloomy: Mehr oder reicht dir das? Saturn: Perfekt. *grins* Morwie: Nächstes Kapitel heißt: ‚Eine Nacht voll Grabeskälte’ Saturn: Mir ist übrigens mal was auf gefallen. Blue: *will etwas sagen, schließt jedoch wieder den Mund und grinst nur* Saturn: Ich habe nur glückliche oder zukünftig glückliche Paar. Das ist ja wie in einer Soap. Knacksi: Was heißt hier WIE? Das IST eine Soap. Saturn: *schwankt und fällt bei soviel Ehrlichkeit in Ohnmacht* Sev: Yes! *rennt weg* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)