Because of Love... von Kuon-kun (Meine kleine Fortsetzung von Act 92 "Unexpected Love Story" (Band 16) ^^) ================================================================================ Kapitel 4: Eine unerwartete Begegnung... ---------------------------------------- Ren schob die Tür seines Badezimmers auf und trat in den Hauptwohnraum seines Apartments. Er war lediglich mit einer dunklen Hose bekleidet und auf seinem schlanken, gut durchtrainierten Oberkörper sah man teilweise noch kleine Wasserperlen vom duschen. Er hatte sich ein Handtuch über die Schultern gehangen und rieb sich dieses gerade mit einer Hand durch seinen Haaransatz, als er Yashiro auf der Couch sitzen sah. Er war nach ihrem Gespräch mit Ogata auch auf sein eigenes Zimmer gegangen um sich ebenfalls kurz zu duschen und umzuziehen, aber wie Ren erwartet hatte, war er anschließend sofort wieder zu seinem Apartment hinüber gekommen. Der junge Schauspieler ließ sich in einen Sessel fallen und griff anschließend zu dem kleinen Glas, dass er sich vorhin eingeschüttet und auf den Tisch gestellt hatte. „Möchtest du auch etwas trinken? Ein Bier vielleicht?“, fragte Ren seinen Manager und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Yashiro sah ihm dabei zu und überlegte einen Moment wegen dem Getränk. Nun, sie hatten Feierabend also war ein Bier sicher nicht verkehrt. „Ja, ein Bier wäre nicht schlecht.“, antwortete er schließlich, worauf Ren sein Glas wieder auf dem Tisch abstellte und aus dem Sessel aufstand. Er lief in die Küche hinüber und holte eine Flasche dunkles Bier aus dem Kühlschrank. Nachdem er es noch schnell geöffnet hatte, ging er mit der Flasche in der Hand wieder zurück zu Yashiro und reichte sie ihm. „Hier, bitte.“ „Danke“, Yashiro nahm das Bier und trank auch gleich einen kleinen Schluck daraus. Anschließend sah er Ren erneut an, der inzwischen wieder Platz genommen hatte und das kleine Glas, das er gerade erneut in seine Hände genommen hatte, anstarrte. Es enthielt Whiskey, wenn Yashiro sich in dem Geruch nicht irrte, mit Eiswürfeln. Ren trank das eigentlich nur am Wochenende und auch nie mehr als zwei Gläser. Überhaupt hatte er den Schauspieler in der ganzen Zeit, die sie jetzt schon zusammen arbeiteten auch noch nie betrunken erlebt... Er fragte sich, ob dem jungen Mann wirklich so viel an seinem Image lag... Aber dennoch fand er es seltsam, dass Ren heute, mitten in der Woche mit einem Glas Whiskey vor ihm saß... Es gab doch sicher wieder irgendetwas über das er sich Gedanken machte, ohne es anderen zu zeigen! „Was war eigentlich heute Morgen los? Ich war ziemlich überrascht, als ich dich mit Kyoko-chan am Wasserfall gefunden habe. War das ein vereinbartes Treffen?“, fragte Yashiro jetzt einfach gerade heraus. Er wusste es zwar nicht, aber er vermutete einfach mal, dass seine Grübelstimmung von dort herrührte. Der Streit von gestern war beendet, also konnte es das nicht sein und den Rest des Tages war er immer in Rens Nähe gewesen und hätte es so sicher mitbekommen, wenn etwas passiert wäre. Also blieb nur noch der heutige Morgen als Ursachenquelle. Beide hatten ja auch errötete Wangen, als er sie antraf, irgendetwas musste also gewesen sein! Ren wollte eigentlich gerade erneut einen kleinen Schluck des Whiskeys nehmen, aber als er Yashiros Frage hörte, stockte er in der Bewegung. Oh nein, er hatte doch nicht etwa etwas gesehen?? Aber nein, dann wäre er niemals in die Situation reingeplatzt, so wie er seinen Betreuer kannte... Der junge Schauspieler nahm nun doch den Schluck Whiskey, er leerte das Glas sogar in einem Zug und stellte es anschließend wieder auf dem Tisch ab. “Nein, das war es nicht. Ich konnte die Nacht über nicht wirklich gut schlafen, daher bin ich sobald es hell wurde einfach etwas in der Umgebung spazieren gegangen. Ich hab sie zufällig getroffen. Keine Ahnung was sie um diese Uhrzeit ihm Wald gemacht hat.“, antwortete der Zwanzigjährige und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Anschließend nahm er das Handtuch von seinen Schultern und ging damit noch einmal kurz über seine Haare ehe er es über die Lehne des Sessels hing. Yashiro hörte Ren gespannt zu und war innerlich doch ein klein wenig enttäuscht... Er hatte gehofft, dass da etwas mehr hinter stecke, aber Zufall war es bestimmt trotzdem nicht. Sein Schützling hatte ganz ohne Zweifel wegen gestern Abend so schlecht geschlafen und bei Kyoko-chan war es, soweit er das vorhin mitbekommen hatte, ebenfalls der schlechte Schlaf, der sie zu diesem Spaziergang gebracht hatte. Beiden hatte der Streit gewaltig zugesetzt, dass konnte er dem jungen Mädchen ja schon ansehen, als er mit ihr, nachdem Ren sie aus seinem Zimmer geschickt hatte, noch kurz draußen gesessen hatte. Hach, wieso sprachen die Beiden nicht offen miteinander...?? Er war sich wirklich sicher, dass Kyoko auch eine Menge an Ren lag und dessen Gefühle keineswegs einseitig waren, aber wie sollte er das dem Schauspieler klar machen? Glauben würde er es ihm eh nicht und selbst wenn fand er sicher trotzdem irgendwelche Argumente, die gegen ein offenes Gespräch mit ihr waren... „Na ja, vermutlich das Gleich wie du... Aber sag mal, worüber habt ihr euch unterhalten? Ich hatte das dumme Gefühl euch irgendwie gestört zu haben, als ich eure Gesichter gesehen habe und tut mir Leid, Ren, aber du warst richtig rot auf den Wangen! Da war doch irgendetwas zwischen euch?“ Yashiro hatte nicht vor so leicht aufzugeben, gerade da Ren offensichtlich das Thema mit seinem letzten Satz und der nüchternen Art seiner Antwort abwürgen wollte, und hackte daher einfach mal weiter nach... Ren hätte im Boden versinken können... Also hatte er doch etwas mitbekommen... Aber eigentlich wollte er Yashiro ungern erzählen was genau geschehen war. Er hatte Kyoko über die Wange gestreichelt und sie hatte seine Hand sogar festgehalten... Nein, das war nichts, worüber er reden wollte, vorher wollte er selbst mit seinen Gedanken und Emotionen zu diesem Moment klarkommen! „Ich und rot im Gesicht?! Nein, da musst du dich irren. Es war nichts, was das verursachen könnte. Wir haben uns wirklich nur ganz normal unterhalten.“ „Ach ja, und worüber?“, fragte Yashiro sofort um Ren ja keine Zeit für weitere Ausflüchte zu lassen. Dabei sah er ihn mit einem misstrauischen Blick an. Ren log, das wusste er genau! Der Schauspieler fühlte sich inzwischen wirklich etwas in die Ecke getrieben und suchte verzweifelt nach einem Ausweg... Dummerweise ließ seine Fantasie ihn im Moment allerdings komplett im Stich... „Über alles mögliche einfach!“, erwiderte Ren mit leichter Aggressivität in der Stimme, stand aus dem Sessel auf und ging die paar Schritte zur Balkontür um sie zu öffnen. Sofort wurde das Zimmer von einem kühlen Wind durchzogen. Yashiro blickte ihn allerdings weiterhin misstrauisch an. Mit dieser Antwort gab er sich nicht zufrieden. „Wie wär’s, wenn du langsam mal anfangen würdest ehrlich zu dir selbst und zu anderen zu werden?! Das könnte sowohl dir als auch deinem Umfeld einiges ersparen!“, platzte es plötzlich in genauso aggressivem Tonfall aus Yashiro heraus. Der Manager war im ersten Moment richtig über sich selbst erschrocken, aber er hatte dennoch nicht vor seine Worte zurück zu nehmen. Es war eine Tatsache und die musste diesem Mann endlich mal klar werden! „Warum belügst du mich, Ren? Ich bin kein Pressehai der alles was er erfährt gegen dich verwendet, sondern ich versuche dein Freund zu sein!“, setzte der junge Mann noch nach und beobachtete dann gespannt Rens Reaktion. Er bereitete sich innerlich darauf vor, dass sie alles andere als positiv ausfiel, ja sogar darauf, dass der Schauspieler ihn rausschmiss, aber das Risiko ging er dieses Mal ein. Ren war unterdessen richtig geschockt von den Worten seines Managers gewesen. Er hatte den Kopf gesenkt, seine Augen geschlossen und stütze sich mit beiden Armen gegen die Seitenteile es Türrahmens in dem er noch immer stand. Von Yashiro hatte er noch nie so etwas gesagt bekommen...schon gar nicht in so einem Tonfall... Aber dummerweise wusste er, dass sein Manager Recht hatte, weshalb es ihm im Moment nicht mal gelang wütend zu werden... Verdammt er wollte raus aus dieser Situation! Einfach nur raus!! Aber das war unmöglich... Das konnte er lediglich erreichen indem er Yashiro einfach vor dir Tür setzte, aber das wollte er nicht. Er schätze seinen Betreuer und er war auch einer der verdammt wenigen Menschen, denen Ren einigermaßen vertraute. Das wollte er nicht aufs Spiel setzten... Der Schauspieler seufzte lauter, als ihm eigentlich lieb war, und lehnte sich dann zur Seite, bis er mit der rechten Schulter den Aluminiumtürrahmen berührte. Seine Körperhaltung war ziemlich schlaff und genauso fühlte er sich im Moment auch... „Ich weiß... ich weiß, dass ich dir vertrauen kann, aber ich möchte einfach nicht darüber sprechen... Ich habe für einen Moment etwas die Kontrolle verloren und... das... das kann ich nicht akzeptieren, so etwas darf mir nicht noch Mal passieren...“, sagte Ren schließlich nach einem weiteren Moment, den Yashiro hinter ihm wortwörtlich auf glühenden Kohlen saß. Als er aber Rens Worte hörte, war seine Anspannung wie weggefegt und seine volle Konzentration galt nur noch der Antwort seines Schützlings. Sie verwunderte ihn aber zugegeben etwas... Machte ihm das im Moment so zu schaffen? Der Gedanke daran „kurz die Kontrolle verloren zu haben“? Dabei schien nichts Ernsteres passiert zu sein. Geküsst hatte er sie jedenfalls nicht, dann hätte Kyoko-chan sich den Rest des Tages über sicher anders verhalten... Aber so gerne Yashiro jetzt noch weiter auf die Details eingegangen wäre, er wusste, dass das nicht das Richtige war. Ren hatte ihm ehrlich auf seine Frage geantwortet, sogar ausführlicher als er jemals erwartet hätte, daher konnte er ihn jetzt nicht noch weiter mit dem Thema quälen. Stattdessen stand auch er nun vom Sofa auf und machte ein paar Schritte auf den jungen Schauspieler zu. „Gut, ich akzeptiere deinen Wunsch. Aber mach dir bitte nicht zu viele Gedanken! Es kann jedem Mal passieren, dass man kurz etwas neben sich steht. Das ist kein Weltuntergang. Und das heute Morgen war es sicher auch nicht, besonders nicht für Kyoko-chan, sonst hättest du sie den Rest des Tages sicher nicht immer wieder so zum Lachen bringen können!“ Yashiro begann leicht zu lächeln in der Hoffnung seinen Schützling mit diesen Worten etwas aufmuntern zu können. Dieser sah ihn auch tatsächlich für einen kurzen Moment an und schien zumindest erleichtert darüber, dass nicht weiter in dem Thema rumgestochert wurde. „Also...“, der junge Manager legte Ren freundschaftlich eine Hand auf die Schulter, ehe er weiter sprach, „... jetzt entspann dich mal ein bisschen! Immerhin wollen wir doch in einer halben Stunde noch gemütlich mit den beiden Mädchen Essen gehen. Ich muss noch mal kurz rüber. Wenn die Tür so offen ist, wird’s mir im T-Shirt jetzt doch etwas frisch... und du solltest dir nebenbei bemerkt auch endlich mal ein Hemd anziehen!“ Nach diesen Worten und einem flüchtigen Grinsen wandte Yashiro sich von Ren ab und ging zur Tür. Der Schauspieler hatte sich wieder weitgehend aufgerichtet und sah ihm einen Moment nach. Stimmt das Essen... nur irgendwie hatte er ein mulmiges Gefühl, wenn er daran dachte... ---------------------------------------------------- Kyoko betrat gerade die große Lounge des Hotels mit der komplett in Holz verkleideten Bar, den vielen Tischen an denen auch unzählige Leute saßen und den immer wieder rum gehenden Kellnerinnen in fester Garderobe. Das junge Mädchen sah sich einen Moment um, ehe sie weiterging und direkt den Balkon ansteuerte. Die große Glastür stand offen, aber draußen an den Tischen saß zurzeit niemand. Vermutlich wurde es den meisten langsam zu kühl in der Abendluft. Kyoko trug im Moment eine blaue Jeans, ein Shirt mit leichtem V-Ausschnitt, das vorne im Brustbereich etwas faltig war und darüber noch eine dünne Jacke. Sie war, wie sie es vorhatte, direkt nach dem Duschen hier runter gekommen. Sie hatte Itsumi dieses Mal natürlich bescheid gesagt, das sie schon mal runter ging, denn ihre Zimmerkollegin wollte auch noch duschen, aber eben war sie noch völlig in ihren Text des Drehbuchs vertieft gewesen... Nachdem Kyoko die Terrassentür durchquert hatte sah sie sich erneut einen Moment um und ging dann auf das Geländer des Balkons zu. Der gesamte Balkon lag nur ein klein wenig erhöht im Vergleich zu der Wiese, die sich vor ihr erstreckte und die durch ein Blumenbeet an die Grundmauer angrenzte. Man hatte auch eine schöne Aussieht von hier. Auf der Wiese konnte man trotz der einbrechenden Dunkelheit noch die einzelnen Beete sehen, mit den unterschiedlichen Pflanzen und deren bunten Blüten, und auch die angelegten Wege, die all diese Beete und die Bänke, die bei vereinzelten Bäumen standen, miteinander verbanden. Kyoko stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Geländer ab und betrachtete weiterhin die Umgebung. Es war schön hier, es hatte ihr schon am ersten Tag gefallen. Na ja, gut mit der Ausnahme vielleicht, dass sie ausgerechnet hier Shotaro treffen musste... aber den hatte sie seit gestern Abend eh nicht mehr gesehen. Er war ja auch mit den Aufnahmen seines neuen Albums beschäftigt und wenn sie daran dachte, wie schlecht er mit Tsuruga-san auszukommen schien, war es sowieso besser, wenn sich die Beiden nicht über den Weg liefen... Allerdings war da noch Reino... aber an den wollte Kyoko gar nicht erst denken!! Sie hoffte einfach ihm nicht noch einmal über den Weg zu laufen, aber eigentlich war dieses Hotel ja groß genug, also war das sicher gar nicht so unwahrscheinlich! In diesem Moment kam eine Kellnerin zu Kyoko und erkundigte sich höfflich, ob sie denn was trinken wolle. Das junge Mädchen überlegte erst einen Moment, nickte dann aber zustimmend: „Ja, ich hätte gerne ein Glas Wasser.“ Die freundliche Frau notierte sich das noch rasch und verschwand dann wieder. Kyoko blickte ihr noch kurz nach, ehe sie sich wieder dem Ausblick widmete. Sie war im Moment in einer seltsamen Stimmung... Irgendwie melancholisch, beinahe sogar richtig traurig, dabei gab es dafür keinerlei Anlass... Es war eigentlich ein schöner Tag gewesen und sie hatte auch eine Menge gelacht. Hauptsächlich durch Tsuruga-san wie vorhin im Bus, oder wenn er sie mal wieder mit frechen Kommentaren geneckt hatte. Kyoko begann bei diesen Gedanken unabsichtlich zu Lächeln und erinnerte sich noch mal daran zurück, wie sie ihn mit dem Deckel des Saucendöschens abgeworfen hatte. Er fand das und ihren Gesichtsausdruck dabei anscheinend sehr lustig und hatte sich anschließend beinahe auf dem Boden gekugelt vor Lachen... So sah man ihn eigentlich selten. Sogar sehr selten. Das erste Mal, dass sie ihn wirklich Lachen gesehen hatte, war bei ihrem ersten Treffen mit ihm im Bou-Kostüm und das weil sie ihm gesagt hatte, dass sie ihn nicht ausstehen könne... Eigentlich seltsam, also sie wüsste nicht, ob sie so darüber lachen könnte, wenn ihr jemand sagen würde, dass er sie nicht ausstehen könnte... aber Tsuruga-san war eh irgendwie besonders. Er wirkte immer erwachsen, aber dennoch konnte er so trotzig wie ein kleines Kind sein und er hatte auch einen gewaltigen Dickschädel, gegen den sogar sie kaum ankam... In diesem Moment kam die Kellnerin zurück und unterbrach Kyoko in ihren Gedanken. Sie erkundigte sich auf welchen Tisch sie das Glas stellen solle, doch Kyoko nahm es ihr direkt ab und bedankte sich anschließend. Einen Platz würde sie sich später noch aussuchen, im Moment wolle sie noch etwas hier stehen blieben. Die Kellnerin nickte darauf zustimmend und ging auch schon wieder. Kyoko trank einen kleinen Schluck des Wassers und stützte sich anschließend wieder mit den Ellenbogen auf dem Geländer ab. Ihr Blick ging dieses Mal in den Himmel, der am Horizont von der untergehenden Sonne rötlich-lila verfärbt war. Aber über dem Hotel selbst wurde der Himmel schon richtig dunkel, es dauerte also sicher nicht mehr lange, bis die Nacht komplett anbrach und sie die unzähligen Sterne am Firmament erkennen konnte. Kyoko seufzte einmal leise, als sie weiterhin den Himmel anstarrte. Obwohl sie es gar nicht wollte, waren ihre Gedanken schon wieder zu dem heutigen Morgen abgedriftet... Schon wieder zu Tsuruga-san und der Situation vorhin... Sie wusste echt nicht was sie davon halten sollte... und noch weniger was sie gegen dieses eine Gefühl unternehmen konnte, dass sich langsam aber sicher immer weiter in ihr ausbreitete... Das junge Mädchen blickte auf das Glas Wasser, das sie noch immer in ihren Händen hielt. Der Inhalt des Glases lag ruhig da, ohne Wellen oder ähnliches. Sie wünschte im Moment in ihrem Kopf würde es genauso ruhig vorgehen... Während Kyoko weiterhin das Glas betrachtete, waren leise Schritte hinter ihr zu hören, die ebenfalls aus der Lounge kamen und nun auf Kyoko zusteuerten. Das junge Mädchen bemerkte sie nicht einmal, so sehr war sie in Gedanken, und reagierte daher auch nicht, als ihr die Person immer näher kam, bis sie schließlich dicht hinter ihr stehen blieb. Erst dann merkte Kyoko an einer dunklen Spiegelung auf ihrem Glas, dass sie nicht mehr alleine hier auf dem Balkon war. Sie rappelte sich auf und drehte sich um in der Annahme, dass Itsumi diese fremde Person war, aber als sie das Gesicht erkannte, war dieser Gedanke und auch alle anderen mit einem Male aus ihrem Kopf verschwunden. Ein eisig kalter Schauer lief ihren Rücken hinunter und lähmt sie regelrecht. „Er“ war es... Er stand genau vor ihr... aber warum? Was wollte er schon wieder von ihr? Und warum traf sie ihn ausgerechnet jetzt... jetzt wo sie ganz alleine hier war? Kyoko war noch immer geschockt, konnte nichts weiter tun, als diesem Mann direkt in die Augen zusehen, weshalb sie gar nicht merkte, dass sie den Griff um das Glas Wasser in ihren Händen langsam lockerte. Sie war wie in Trance, reagierte auf nichts mehr... Selbst als ihr das Glas plötzlich zwischen den Fingern wegrutschte und mit einem lauten Klirren auf dem Boden in unzählige kleine Scherben zersprang, zuckte sie nicht einmal mit dem Wimpern... Sie konnte sich nicht mehr rühren, war wie erstarrt... Er hatte sie gefesselt, lediglich mit seinem Blick... und sie hatte keine Ahnung wie sie diesem wieder entrinnen konnte... -------------------------------------------------------------- Ren war in Gedanken bei dem unguten Gefühl, dass er seit einigen Minuten hatte, und knöpfte gerade noch sein Hemd zu, als Yashiro auch schon wieder zurückkam und sein Zimmer ohne große Ankündigung betrat. Er trug nun noch ein Hemd über dem hellen T-Shirt, damit seine Arme etwas warm gehalten wurden und ging direkt auf den Wohnzimmertisch zu, auf dem noch das halbvolle Bier von vorhin stand. „Ich habe eben unten angerufen und schon mal einen Tisch reservieren lassen, nur für alle Fälle. Als ich gestern hier angekommen bin war es jedenfalls ziemlich voll.“, erzählte Yashiro und nahm einen Schluck aus der Bierflasche. Anschließend blickte er wieder zu seinem Schützling hinüber, der eben gar nicht reagiert hatte. Hatte er überhaupt bemerkt, dass er gerade das Zimmer betreten hatte?? Der junge Manager ging einige Schritte auf den Schauspieler zu, der mit einem irgendwie finster wirkenden Blick Löcher in die Luft starrte, während er gerade den letzten Knopf seines Hemdes zumachte. „Ren, ist alles okay?“, fragte Yashiro vorsichtig und musterte den Zwanzigjährigen. Er sah anders aus als vorhin, irgendwie nicht danach, dass er grübelte, aber dafür umso mehr als würde er sich Sorgen um etwas machen... „Da stimmt irgendetwas nicht...“, war das einzige was Ren erwiderte. Er blickte seinen Betreuer in diesem Moment direkt an, der richtig verdutzt wirkte. Wie? Was sollte denn nicht stimmen?? Worum ging’s überhaupt??? „Ich gehe zu Kyoko!“, meinte der junge Schauspieler schon im nächsten Moment und griff nach einer dünnen Jacke, die er sich bereits für später auf dem Sessel zurechtgelegt hatte. Dann stürmte er schnellen Schrittes aus dem Zimmer und schloss noch nicht mal die Tür hinter sich. Yashiro sah ihm entgeistert nach... Hatte Ren eben tatsächlich ihren Vornamen gesagt?? Das kam selten vor... genau genommen bisher nur einmal.... Und was sollte diese Hektik überhaupt?? Er verstand echt gar nichts mehr... Der Manager seufzte bei diesem Gedanken, leerte das Bier noch schnell und stellte die Flasche in der Küche ab, ehe er ebenfalls das Apartment verließ um Ren, wo auch immer der Schauspieler gerade hinrannte, zu folgen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)